[Turang]

Turang lachte leise. Kroen hatte eine interessante Art von Sorgen, wenn ihm seine Kleidung zuerst einfiel, wo so ziemlich alles schiefgehen konnte, das auch nur in irgendeiner Art und Weise schiefgehen konnte.
"Unwahrscheinlich, aber auch nicht unmöglich, und auch nicht gerade meine erste Sorge. Ich würde dir viel eher dringend davon abraten, einen Teleport zu versuchen, das könnte dich dann recht zuverlässig umbringen."
Turang nahm den Kessel vom Feuer und stellte ihn mit dem halbkochenden Wasser auf eine Unterlage. Jetzt würde er ganz sicher erstmal nicht dazu kommen, Tee zu trinken.
"Ob du aber wenigstens so weit kommen wirst, wie ich es mir vorstelle, das hängt ganz allein von dir ab. Am besten starten wir gleich einen ersten Feldversuch. Und das werden wir ganz sicher nicht hier drinnen tun.
Turang fokussierte seinen Geist auf sich und den Novizen. Hatte er ihm gerade noch davon abgeraten, sich an diesem Zauber zu versuchen, zog er sich und den Novizen in den Strom der Magie hinein, weg von seinen Räumlichkeiten, weg vom Haus der Magier, weg von Setarrif, nach Westen an den Bergsee, der sich vom Weißaugengebirge speiste.
Einen Wimpernschlag später setzte Turang routiniert wieder auf dem Erdboden auf, während Kroen, den immer noch sein Schwindel zu plagen schien, auf den Erdboden plumpste und einen Augenblick liegen blieb. vielleicht sollte sich der Magier langsam endlich angewöhnen, offizielle Warnungen auszusprechen, bevor er Menschen einfach an entlegene Orte entführte.
"Das sieht doch viel besser aus." kommentierte er seinen Zauber und fuhr, ohne näher auf Kroen zu achten. "Ich habe mir überlegt, den Ablaufplan angesichts der neuen Situation zu ändern. Wir beginnen wohl doch besser mit dem Telekinese-Zauber, der ist für diesen Anfang, der mir vorschwebt, genau das Richtige."
Der Magier ließ seine eigene Magie frei wirbeln, versuchte den Zustand zu imitieren, in dem sich Kroen wohl permanent befand. Die Magie brauste um ihn herum, das Wasser des Bergsees begann in seiner Nähe ebenfalls zu wirbeln und erzeugte Wellen, die das Meer sonst an einem stürmischen Tag hervorbrachte. Turang hob die Arme und griff mit den unruhigen Strömen seiner magischen Kraft nach einem Stein, der im Gras lag und hob ihn auf. Er zitterte und drehte sich, fuhr in fahrigen Bahnen durch die Luft und als der Magier ihn ein Stück weit fortwerfen wollte, machte er einen großen Bogen und landete mit einem lauten Klatschen in der Mitte des kleinen Sees.

"Also, möglich scheint es zu sein, mit genug Übung könnte das vielleicht was werden. Du erinnerst dich, wie der Telekinese-Zauber grundlegend funktioniert?"

[HerrBrom]

Gerade als Brom antworten wollte wurden sie unterbrochen von nahenden Schritten. Turangs Schützling trat herbei und begrüßte die Sitzenden knapp bevor er Brom bedeutete ihm zu folgen. Dieser sprang auf, nahm seine Rüstungsteile wieder von Rafik entgegen und verbeugte sich scherzhaft zu Verabschiedung.

"Worum geht's?"

"Siehst du dann."

Nachdenklich folgte er Haldan. Was hatte der Magier nun schon wieder vor? Hatte er zufällig einen Zauber gegen Echsenmenschen entwickelt?
Nach einiger Zeit bemerkte er dass sie bereits an dem Bücherladen vorbei waren.

"Wohin bringst du mich?", fragte der Tavernengehilfe fast schon ein wenig misstrauisch.

"Haus der Magier..."

[Turang]

Beinahe ärgerte Turang sich, auf eine derart einfache Lösung nicht sofort gekommen zu sein, wo sie doch so simpel war. Kroens Ausbildung war vom ersten Augenblick an unkonventionell, der Weg vom ersten Schritt an völlig einzigartig und Turang war im Begriff, dem ganzen heiteren Wahnsinn die Kroen aufzusetzen. Wenn sie bisher versucht hatten, die Wassermagie mithilfe alten Techniken der Feuermagie zu beherrschen, was machte es dann noch, wenn man auch auf das Repertoire der Druiden zurückgriff? Vor seinem geistigen Auge sah der Magier schon einen Eisgolem, der Kroen das magische Siegel lehren würde. Bei dem Gedanken lachte Turang leise und legte die Feder beiseite, schloss das buch, das er sich von Tinquilius geliehen hatte, schob den Stapel Pergament zurecht, auf den er den geschriebenen text kopiert hatte, stand auf und verließ sein Zimmer.
Brom mochte des Rätsels Lösung bei sich haben, aber das berechtigte ihn immer noch nicht, die Wohnräume der Magier aufzusuchen - noch nicht ,wie Turang sich erinnerte, falls jener immer noch den Wunsch hegte, den Magiern beizutreten.
Er war vor Haldan und Brom am Eingang und unterhielt sich noch einige Augenblicke mit einem der Adepten, ehe er die beiden Gesuchten um eine Ecke biegen und auf ihn zuhalten sah.

"Guten Abend, ihr zwei. Haldan, du kannst natürlich bleiben, falls dich das Folgende interessiert, aber für heute kannst du es auch gut sein lassen und nach Hause gehen."

Die Gelegenheit schien der junge Ladengehilfe beim Schopfe packen zu wollen, verabschiedete sich und ging wieder. Mit der Zeit hatte er wohl aufgehört, sich für die Dinge zu interessieren, die Turang abseits von seinem Buchladen so trieb, wohl weil sie entweder staubtrocken oder zu kompliziert waren, um sich näher dafür zu interessieren.



"Also Brom, ich hätte da eine Kleinigkeit, bei der ich deine Hilfe gebrauchen könnte. Um es kurz zu machen, ich brauche Sumpfkraut und eine Pfeife für eines meiner Experimente. Kannst du mir das beschaffen und wie viel Gold brauchst du dafür?"

[HerrBrom]

Experimente? Brom musste schmunzeln.

"Für was für ein Experiment braucht ein Magier Sumpfkraut? Naja Egal... Sumpfkraut hätte ich noch genügend hier, aber eine Pfeife muss erst gekauft werden... Was für Ansprüche hast du für die Pfeife?"

Der Dieb kramte in seinem Beutel herum bis er das leichte Sumpfkrautbeutelchen fand. Er öffnete es, sah kurz hinein und legte es dann in Turangs Hand.

"Reicht das? Hab bisher erst ein paar Gram davon verbraucht. Und stimmt die Qualität? Geld verlange ich dafür nicht, schließlich schulde ich dir noch immer einiges."

[Turang]

"Ich kümmere mich da um jemanden, den die Geister plagen und der nie zu Ruhe kommt, sagen wir einfach, ich experimentiere ein wenig an natürlichen Substanzen herum, um ihn wieder auf den Boden zu kriegen."

Turang roch an dem Krautbeutel. Aus dem Beutel drang ein modriger Gestank von Sumpf, Schlamm und Schweißfüßen. Der Magier konnte beim besten Willen nicht verstehen, wie die Leute freiwillig den Rauch einer solch übelriechenden Pflanze inhalieren konnten, geschweige denn, wie überhaupt der erste Sumpfkrautkonsument auf die Idee gekommen sein könnte, Sumpfkraut anzuzünden und zu rauchen. Menschen kamen wirklich auf die seltsamsten Ideen.

"Ich glaube, du kennst dich mit Sumpfkraut und Pfeifen wesentlich besser aus als ich. Ich kann nicht einmal beurteilen, ob der Tabak frisch oder seit Jahren ungenießbar ist. Ich brauche genug, um eine chronisch verstimmte Person ein paar Tage lang seelig entspannt werden zu lassen und eine Pfeife, aus der man rauchen kann, ohne dabei zu ersticken. Was brauche ich an Kraut dafür?"


Turang fand, dass er sich anhörte, als wäre er ein kleiner Junge, der seinem gestrengen Herrn Vater einen Streich spielen. Ob das nicht vielleicht sogar das ganze Motiv seines Handelns war? Innos eins auszuwischen, indem er einen abtrünnigen Diener durch seine Schule der göttlichen Empörung schickte. Sollte er jemals dem feuergott von Angesicht zu Angesicht begegnen, war er sich sicher, dass seine Seele allerspätestens jetzt verloren war...

[HerrBrom]

"Das Kraut ist einwandfrei, keine Sorge. Solltest der Betroffene Nachschub benötigen bringe ich dir später mit der Pfeife noch einen weiteren Beutel. Dummerweise sollte ich mich in nächster Zeit nicht auf dem Marktplatz blicken lassen... Vielleicht hat irgendein Gemischtwarenladen ja etwas zutreffendes... Ich denke eine einfache Holz- oder Tonpfeife reicht aus. Um wen handelt es sich, falls ich das wissen darf?"

Endlich konnte Brom Turang auch einmal helfen. Zwar nur ein wenig, doch der Junge schuldete dem Magier jede nur erdenkbare Hilfe.

[Turang]

Hinter geschlossenen Lidern verdrehte Turang die Augen. Die Frage, warum es ihn nicht überraschte, dass Brom mal wieder in irgendwelchen Schwierigkeiten saß, war rein rhetorischer Natur und mit den Erinnerungen an die letzten paar Wochen hinlänglich beantwortet.

"Um einen Feuermagier. Oder ehemaligen Feuermagier besser gesagt. Sagen wir einfach, er nimmt ein paar gravierende Umstrukturierungen in seinem Lebenswandel vor, und belassen es vorerst dabei. Vielleicht erzähle ich dir irgendwann mal die ganze Geschichte."

Sicher war dann ein guter Zeitpunkt, wenn er selbst diese ganze Geschichte erst einmal richtig begriffen hatte und bis dahin mochte noch einige Zeit vergehen. Bis dahin konnte er nur hoffen, dass Setarrif nicht von irgendwelchen unglücklich verzauberten Querschlägern des Telekinese-Zaubers viel mehr Interesse an seinem derzeitigen Treiben entwickelte, als gut für irgendjemanden sein konnte. Derzeit genoss er zwar sozusagen Narrenfreiheit, an den Dingen herumzubasteln, die ihn gerade interessierten, aber er war sich sicher, dass sein treiben mit mehr als nur Unmut bedacht werden würde, wenn die falschen Leute hörten, an was sich der Magier gerade versuchte...

[Kroen]

Ein Tag voller Übung, Konzentration und genervten Flüchen lag hinter Kroen. Mehr als einmal, hatte er wütend den Kiesel weggeworfen, um kurz darauf einen neuen zu nehmen und fortzufahren. Inzwischen musste der Grund des Sees um einige Fuß höher sein, so oft hatte der Novize gefühlt seine Testobjekte in den See geworfen und grimmige Genugtuung aus dem Platschen gezogen, und dem Wissen, dass dieser blöde Kiesel vermutlich nie wieder an die Oberfläche zurückkehren wird.
Und doch, irgendwann, nach Stunden war es nicht mehr nur eine Frage, ob es tatsächlich geklappt hatte, oder ob die Bewegung, die er gespürt hatte, von ihm selbst ausging. Der Kiesel erhob sich und Kroen, der es wagte die Augen zu öffnen, konnte es ganz klar sehen. Zitternd und unsicher schwebte er einen Fingerbreit über seiner Hand, von einer unsichtbaren Macht erhoben. Nur kurz dauerte es, wenige Augenblicke, ehe er erneut das Gewicht auf seiner Handfläche spürte.

Den Rücken an die Wand gelehnt saß der Schwarzhaarige auf seinem Bett. Er schlief nicht, auch wenn er es probiert hatte. Unruhig wälzte er sich umher, von Kopfschmerzen und Schwindel geplagt. Stattdessen drehte er den kleinen Stein in seinen Händen und versuchte erneut, ihn schweben zu lassen. Zwar hallten ihn noch Turangs Worte im Kopf, er solle es irgendwo probieren, wo er allein war, doch er zuckte nur gleichgültig mit den Schultern. Es war ihm schon einmal gelungen, warum nicht ein weiteres Mal? Er hatte ja schon bewiesen, dass er dadurch nicht ausversehen das Haus der Magier in Schutt und Asche legen konnte.
Er konzentrierte sich, bis die Wogen der Magie ruhiger wurden, ein Windhauch anstatt eines Hurrikans, dann begann er, auf den Stein Einfluss zu nehmen. Langsam erhob er sich, als die Magie auf ihn einwirkte, zitternd und träge, als ob es ihn in seinem tiefsten Innern widerstrebte, der Gravitation entgegen zu schweben. Doch er schwebte trotzdem, wie von einer unsichtbaren Hand gehoben. Kroen brummte zufrieden, ließ den Stein zurück auf die Hand fallen und probierte es kurz darauf erneut.

[HerrBrom]

Die Kapuze tief in das Gesicht gezogen, und vermummt mit seiner Maske lief der Junge eiligen Schrittes durch die Gassen, auf der Suche nach einem Schwarzhändler oder ähnlichem, mit der Hoffnung einem solchen eine Pfeife abknöpfen zu können. Patrouillierenden Wachen wich er aus Prinzip aus, da sein Aussehen leicht Misstrauen wecken konnte. Als er nach längerer Zeit keinen Erfolg hatte entschied Brom, sich an den verschlossenen Kisten eines abgebauten Marktstandes zu vergreifen. Es war der Stand eines Schreiners. Erst am Mittag hatte der Dieb Pfeifen und anderen Kleinkram aus Holz bei ebenjenem Händler gesehen. Unauffällig sah er sich um ob ihn jemand sehen könnte, bevor er aus den Schatten vor die Kisten trat. Es waren, 5 an der Zahl, massive Holzkisten, von denen 2 relativ einfache und billige Schlösser besaßen, die 3 anderen mittelklassige. Zu allererst widmete Brom sich den schwachen. Als der erste Deckel geöffnet war erblickten einzig Holzgabeln, Löffel und Messer die Aussenwelt. Nach dem klicken des zweiten Dietrichs kamen Teller und Schüsseln zum Vorschein. Die Nervosität des Nordmarers schwoll mit jeden hochgedrückten Kolben weiter an, doch selbst die schwierigeren Schlösser öffnete er mit Leichtigkeit. Er entdeckte in der dritten Truhe Allen möglichen Holzschmuck. Von Ringen, über Armbänder, zu Amuletten. Nur keine beschissene Pfeife. Genervt und schnell atmend versenkte er seinen Dietrich im nächsten Schloss.

KLICK

Bitte kein Geschirr, bitte kein Geschirr, bitte kein Geschirr....

JA!

Ein paar duzend Pfeifen stachen ihm ins Auge. Mit seinem typischen schiefen grinsen nahm er einige heraus und lies sie in seinem Beutel verschwinden. Die Kisten verschloss er alle wieder Sorgsam. Spuren hatte er durch die neuen Handschuhe auch keine hinterlassen. In aller Ruhe lief er wieder zu seinem Auftragsgeber, während er seine Maske ein weiteres mal im Kapuzenstoff verschwinden ließ...

[Turang]

Immer mehr Zweifel kamen ihm daran, ob es wirklich die klügste aller Ideen gewesen war, Brom die Pfeife besorgen und nicht einfach Haldan nach einer solchen Ausschau halten zu lassen. Der kannte sich mit derlei zwar sicher nicht so gut aus, aber wenigstens konnte er bei seinem Gehilfen fest damit rechnen, dass der Händler über den Kauf informiert wurde und im vornherein zugestimmt hatte. Andererseits, war Brom wirklich so versessen auf sein Diebeshandwerk, dass ihm derartige Mühe machte, ein einziges Mal etwas zu kaufen und nicht zu stehlen, wenn er doch ganz genau wusste, wie der Magier darüber dachte?
Der Junge tauchte erst aus den Schatten auf, als er Turang beinahe hätte am Bart kitzeln können. Sicher hatte Brom genau die Statur, die ihm in seinem Handwerk äußerst gelegen kam und die Sitte, sich immer dunkle Kleidung zu besorgen war sicher auch nicht irgendeinem modischen Bewusstsein geschuldet. Wenigstens hatte er das dabei, worum Turang ihn gebeten hatte. Nicht dass er daran gezweifelt hätte, dass Brom alles mögliche beschaffen konnte bezweifelte er kaum. Ja, gerade, dass er so wenig Grund dazu hatte,daran zu zweifeln, dass der alles mögliche in die Finger bekommen konnte, gefiel ihm nicht so recht.

"Guten Abend und besten Dank. Wie viel hast du für die Pfeife bezahlt?"

Turang zog einen kleinen, schweren Lederbeutel aus der Robe und sah den Tunichtgut erwartungsvoll an....

[HerrBrom]

"Nur 10 Münzen pro Stück...", sprach der Junge und drückte dem Magier gleich 3 Pfeifen in die Hand. "... was jedoch komplett irelevant ist, da ich dir- wie schon gesagt- noch so einiges Schulde. Also lass den Beutel stecken, das ist alles nicht nötig..."

Der Satz wurde jäh beendet durch ein leichtes Husten. Seit er vor kurzem fast ertrunken ist war Brom geplagt von einer leichten Erkältung geplagt. Als sich sein husten wieder gelegt hatte bemerkte er Turangs verwirrten Blick.

"Du wunderst dich sicher warum es mehrere Pfeifen sind, richtig? Jede von ihnen hat ein anderes Mundstück. Eines wird ihm sicher passen..."

[Turang]

Turang zuckte mit den Schultern. Gerade jetzt konnte er nicht wirklich sagen, was in Broms Kopf wohl vor sich ging. Das ließ ihn nachdenklich werden, nicht über Brom, sondern über sich selbst: mit seiner Magie stand er im Grunde immer noch dort, wo Kilijan ihn hingestellt hatte, doch bald, so meinte er sich zu erinnern, könnte er wohl soweit sein, einen Zauber zu lernen, um den Menschen nicht in den Kopf, aber ins Herz zu sehen. Wie oft hätte er schon gerne über diesen Zauber geboten.

"Ich werd's ihm ausrichten."

Er schaute wieder auf das steinerne Gemäuer, in dem die Magier des Wassers ihren Wohnsitz hatten.

"Was hast du eigentlich in naher Zukunft vor. Willst du immer noch ein Magier werden?"

[HerrBrom]

"Über meine Zukunft steht noch nichts fest. Momentan geht es mir hauptsächlich darum über die Runden zu kommen. Ich habe ein anständiges Zimmer, einen relativ normalen Beruf und mittlerweile einige Freunde und Bekannte hier... Mal sehen wie lange noch..."

Es war nurnoch eine Frage der Zeit bis der Drache und seine Schergen angreifen würden und die Stadt in Schutt und Asche verwandeln. Brom lies alles auf sich zukommen, versuchte das Leben zu genießen solange dies noch möglich war.

"Und ja, mein Wunsch ist es weiterhin Magier zu werden. Und ich weiß auch dass ich mich meist falsch verhalte... Dennoch ist dies zurzeit mein einziges wirkliches Interesse. Aber Vermutlich wird daraus nichts werden, bei dem Chaos das da auf uns alle zukommt..."

[Turang]

"Verstehe. Nun ja, vielleicht klopft die Tage noch einmal jemand an deine Tür. Und wer weiß, was Besucher so für Nachrichten mitbringen."

Es hätte nicht Broms Worte bedurft, um Turang an den Drachen zu erinnern, es fiel ihm auch so schwer genug, ihre Begegnung mit diesem mythischen Ungeheuer zu vergessen. Doch was konnten sie schon tun, als ihr Leben weiter zu leben, sich bereit zu halten und auf das zu vertrauen, was den Menschen von jeher am Leben gehalten hatte: die Gemeinschaft.

"Wir haben sicher allen Grund, besorgt zu sein, aber ich glaube, dass wir es überstehen werden. Sicher nicht so, wie wir es wünschen, aber wir werden überleben."

[HerrBrom]

"Doch es wäre naiv zu glauben dass wir alle überleben. Wahrscheinlich bin ich zu engstirnig in der Hinsicht... Aber es wäre nicht das erste mal dass meine Heimat von Beliars Dienern zerstört würde. Sollte dies ein weiteres mal der Fall sein werde ich kämpfen. Kämpfen um das Leben der Bewohner dieser Stadt. Niemandem steht ein solches Schicksal zu. Ich weiß dass meine Überlebenschance sehr gering ist im Ernstfall einer Schlacht, doch schon alleine für ein einziges gerettetes Leben wäre ich bereit mein eigenes zu geben."

Brom sprach tonlos und gefühllos. Er war sich selbst nicht sicher ob er traurig, wütend oder glücklich war.

"Dies ist einer der Gründe weshalb ich Magier werden will."

[Turang]

"Menschen werden sterben, ja. Vielleicht gibt es auch Menschen, deren Aufgabe es ist, mit ihrem Tod den Totengott für ein anderes Leben zu entgelten. Aber diese Aufgabe ist noch nicht die deine. Sich blindlings in eine Schlacht zu stürzen, die man nicht zu kämpfen versteht hat weder etwas mit Mut, noch mit Ehre zu tun, noch wirst du irgendjemanden damit schützen können. Wenn du den Leuten wirklich helfen willst, dann lebe! Lebe und lerne für den Tag, an dem du die Kraft haben wirst, die Menschen zu beschützen."


Der Magier schwieg einen Moment und blickte zu den Sternen. Vielleicht konnte er den Jungen sogar wirklich verstehen. Sein eigenes Leben in dem aufrichtigen Streben zu beenden, alles versucht zu haben, um einen anderen Menschen zu schützen, das war vielleicht das Beste, das jemandem widerfahren konnte, der alle Hoffnung hatte fahren lassen. Doch selten war die Welt so einfach.

"Was glaubst du, würdest du tun, wenn Rafik oder Nigel oder auch ich mich für dich in die Bresche werfen würden? Wenn du den Tod eines anderen dadurch verschulden wirst, dass du versuchst, eine Schlacht zu fechten, die du nicht überstehen kannst."

[HerrBrom]

Ich würde es nicht zulassen. Ihr habt zu viel geschaffen das euch stärkt, euch Lebenswillen gibt. Rafik ist die treuste Wache die ich kenne, er hat massig Taten für diese Stadt vollbracht. Nigel ist einer der besten und ehrgeizigsten Schwertkämpfer den ich kenne. Du bist ein Magier, hilfst wo es nur möglich ist... Und was bin ich? Ein unbekannter Typ der den Leuten was zum saufen bringt... Ihr bedeutet den Bewohnern dieser Stadt einiges. Ich jedoch habe noch nichts geleistet."

Ruhig zog er den letzten Sumpfkrautstängel aus seinem Beutel, zündete ihn an und klemmte ihn in seinen Mundwinkel.

"Und ein weiteres mal belästige ich jemanden mit meinen Problemen..."

Langsam schlenderte der Dieb zu einer nahen Bank, setzte sich und sah in die Sterne.

[Turang]

"Was glaubst du, war ich, als ich, als ich das erste Mal einen Fuß nach Argaan setzte? Ein Fremder, der am verhungern war, ein Flüchtling aus der Ferne, der bald darauf in der Taverne Getränke serviert hat. Um genau zu sein, habe ich in dem Zimmer gewohnt, das du heute hast, der gleiche Job, die gleichen Aufgaben und niemand kannte meinen Namen, die meisten hier tun das bis heute nicht."

Anstatt sich neben den Jungen auf die Bank zu setzen, betrachtete der Magier weiter den Himmel. Wenn er es sich recht betrachtete, ging es Turang damals noch ein gutes Stück schlechter, als Brom heute. Er hatte seit Monaten nicht mehr daran, was damals im Süden dieser Stadt geschehen war. Ein trauriger Zug mischte sich wie eine alte Narbe, die neu aufgebrochen war, in sein Gesicht und ließ ihn einen Moment unsagbar alt wirken.

"Ein starker Wille braucht ein Ziel, auf dass er sich richten kann. Und ich glaube, du wirst bald genug eines haben, an dem du den deinen erproben kannst. Dann werden wir solche, die für eine Gemeinschaft einstehen können, mehr denn je brauchen. Bis dahin dürfen wir unser Leben nicht leichtfertig aufs Spiel setzen, so sehr wir uns das auch wünschen mögen, wir werden hier gebraucht."

Eine Weile war es still. Turang war sich fast sicher, dass Brom nicht weiter reden wollte, sondern lieber allein mit seinen Gedanken war. Er verabschiedete sich und schlug den Weg zurück zu seiner Kammer an...

[Kroen]

Wo steckte er nur? Wieder und wieder klopfte der Novize auf ungestüme Art an die Tür Turangs. "Komm schon!" fluchte er ungeduldig und erntete den strengen Blick eines anderen Novizen, der gerade mit einem Besen zu einem Einsatzort unterwegs war. Kroen bedachte ihn mit einem bösen Blick und ließ ein weiteres Mal die Faust auf das Holz niederfahren. Öffnen konnte er die Türe ja auch nicht, da der Magier sie stets magisch verschloss. Dennoch rüttelte er versuchsweise an der Klinke - vielleicht hatte er es ja vergessen. Erfolglos. Vielleicht war er wieder beim Bergsee um... die Idylle zu genießen, mal wieder stundenlang ein Blümchen zu suchen oder nach einem Seeungeheuer zu forschen. Genervt spielte er mit dem Kiesel in seiner Tasche und verdrehte die Augen.
"Mach auf jetzt!" rief er ein letztes Mal, wartete einige Sekunden und bis er sicher war kein Geräusch gehört zu haben. Er drehte sich um und sah mit schwindelndem Blick eine Gestalt vor sich aufragen. Es dauerte einige Sekunden, bis er wieder klar sah und sich die Welt nicht mehr drehte, dann erkannte er die Person. "Da bist du ja." brummte der Bärtige, holte den Kiesel hervor und hielt ihn dem Magier unter die Nase. "Pass mal auf." meinte er nicht ohne Stolz und konzentrierte sich auf das, was er die letzten Tage ständig versucht und endlich geschafft hatte. Unsicher hob sich der Stein, bis er nach einigen Sekunden wieder auf seine Handfläche zurückplumpste.

[Turang]

Ein paar Augenblicke sah der Magier Kroen zu, wie dieser sich vergeblich daran abmühte, seiner Tür irgendein Zeichen der Beachtung abzuringen. Wenn es irgendetwas gab, dass mehr Starrsinn als die Sturste Menschen auf dieser Erde besaß, dann war es ein magisches Siegel, das niemals müde wurde, unerwünschten Besuchern den Durchgang zu verwehren.

"Vielleicht eine kleine Lektion vorweg: wenn ich nicht öffne, bedeutet das entweder, dass ich nicht da bin oder dass ich nicht gestört werden will, im ersten Fall kann ich nicht öffnen, im zweiten will ich nicht. Und in beiden Fällen könntest du auch nicht mit einem Rammbock an dieser Tür vorbei, die ist extra dafür verzaubert worden, das nichts durchdringt, was ich drinnen nicht haben will, nicht einmal Lärm von polternden Besuchern."

Turang pochte leichte gegen die bisher so unbeugsame Tür, die gehorsam aufschwang. Wenn es nicht ohnehin das magische Siegel war, das er in seinem Zauberrepertoire als den nützlichsten empfunden hatte, dann doch wenigstens als einen, der eine Illusion der Größe erzeugte: das Durchschreiten einer Tür, die jedwedem anderen auch unter dem Aufgebot all seiner Kräfte, seines Scharfsinns und seines Geschicks für immerdar verwehrt bliebe, eine nette Showeinlage.

"Ich nehme an, wir sind uns einig, dass du noch einiger Übung bedarfst, bevor du diesen Zauber gemeistert hast. Das Ergebnis bisher ist jedoch vielversprechend. Also, was willst du wissen?"