Endlich! Der Kampf tobte und über allem flog das Weißauge, verbrannte und zerquetschte jeden Menschen, den er erreichen konnte. Runde um Runde zog er über das Schlachtfeld, beobachtete, wie sich der Boden rot färbte und Kadaver sich auf Kadaver häufte. Der Beschuss an Bolzen und Pfeilen hatte sich nach einigen Angriffen auf die Mauer verflüchtigt, bis zu dem einen Moment. Brüllend vor Wut, auf sich selbst und den Wurm, der es gewagt hatte ihn anzugreifen, riss sich der Drache ein Geschoss von der Größe einer seiner Klauen aus dem Leib, entließ siedend heißes Blut. Ohnehin von Zorn getrieben hielt er erneut auf die Mauer zu, ließ ein Flammenmeer frei und verbrannte auch den letzten Widersacher, der sich dort oben wacker hielt. Selbst der Stein gab der Hitze nach.
Die Steinmauer hinter sich lassend entdeckte der Herr der Lüfte die Made, welche ihm die kleine Wunde zugefügt hatte. Er trug eine Armbrust, die größer war als jede andere, die er bisher gesehen hatte und dem Brennen nach zu urteilen, war es ein magischer Bolzen gewesen. Nichts sonst konnte seinen Schuppenpanzer durchbohren. Wildes Gebrüll setzte den Flüchtenden davon in Kenntnis, dass sein Ende nahte. Mit einem weiten Kreis sorgte Weißauge dafür, dass er freie Sicht und einen guten Anflugwinkel hatte, ehe er zum Sturzflug überging.

Das Maul weit aufgerissen und die Klauen ausgefahren, gierte er nach dem Leben des Armbrustschützen. Wie einen Wurm würde er ihn zermalmen und seine Überreste aus höchster Höhe fallen lassen, um auch den Rest seiner Knochen zu Staub zu mahlen. Der Boden rückte näher, seine Schwingen waren weit ausgebreitet und die Mauer rückte immer weiter hinter ihn.
Noch fünf Schritt, die Geräusche der Schlacht begleiteten seinen Angriff.
Noch vier Schritt, der Geruch von Angst stieg ihm in die Nase.
Noch drei Schritt, die riesige Waffe verlangsamte die Flucht des Menschen.
Noch zwei Schritt, die Krallen gierten nach Fleisch und Blut.
Noch ein Schritt, jeden Moment war es so weit!
Die Klauen packten zu, doch ließ sich der Wurm im letzten Moment fallen, sodass der Drache ihn lediglich mit einem heftigen Schlag bestrafen konnte. Brüllend vor Wut wollte er einen neuerlichen Angriff starten, doch dann fiel sein Blick auf die glänzenden Goldkuppeln der Stadt. Von seinen Instinkten übermannt schlug er kräftig mit seinen Flügeln, vergrößerte den Abstand zwischen sich und dem Schlachtfeld mit jedem Augenblick.

Sein Blick schweifte durch die Straßen auf denen kreischende Menschen wie Ameisen umher wuselten. Die Panik genießend glitt er ohne Eile über die Dächer, brüllte, nur um zu sehen, wie die Maden stürmisch auseinanderstoben, sich in ihren kümmerlichen Häusern versteckend. Einem Lachen gleich grollte er vor purer Freude, während er sich eine der schönsten Kuppeln aussuchte. Ein Prachtbau für die Verhältnisse von Menschen war es, auf dem er sich niederließ, die Krallen in das Dach grabend. Von dieser Position, hoch über allen andern Gebäuden, konnte er die ganze Stadt überblicken und sich an der Furcht laben, die sie vor ihm, dem neuen Herrscher über Argaan, hegten.