Portal-Zone Gothic-Zone Gothic II-Zone Gothic 3-Zone Gothic 4-Zone Modifikationen-Zone Download-Zone Foren-Zone RPG-Zone Almanach-Zone Spirit of Gothic

 

Seite 4 von 21 « Erste 123456781115 ... Letzte »
Ergebnis 61 bis 80 von 402
  1. Beiträge anzeigen #61
    Drachentöter Avatar von Shakuras
    Registriert seit
    Nov 2001
    Ort
    Deutschland
    Beiträge
    4.543
     
    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Shakuras ist offline
    Der einfache Diener und Novize lauschte gespannt was der dunkle Bruder zu sagen hatte. Interessantes fiel dabei auf wie die tausend brennenden Kuppeln, .. Geheimnisse.. die Erwähnung von Orks und dem Sog des schwarzen Turms. Vorallem aber die Einschätzung van Yunariks, der Krieg und Drache mache keinen Halt, keinen Unterschied. Nicolei hatte längst geendet und seine Lippen wieder verschlossen, doch seiner Worte Nachhall standen noch immer stumm in diesem Saal und zwischen ihnen. Nachdenklich brummend gab Shakuras zu verstehen, dass er ihn verstanden hatte und machte sich dazu seine Gedanken.
    Was aber, wenn der Tod eines Auslösers in Kauf genommen wird.. für das hehre Übel.. ? Wenn es jene aller sind, die auch betroffen.. und die beschworen haben und sich dann opfern.. weil sie Wissen ob ihrer sichren Einkehr ins Reich des Dunklen Gottes... Wenn sie es so wollten. Wie kann es ihnen schaden? .. wie damals im Orkentempel im Minental... Alle waren wir gefangen und teilten das gleiche Leid Gefangen zu sein.. ob Mensch ob Tier ob Ork... Spinnen fressen manchmal ihre Männchen.. damit sie stark und genährt sind und ihre Brut austreiben können... "... vielleicht eines dieser Geheimnisse...", faselte Shakuras gedankenverloren und bemerkte dabei, dass er die Stille gebrochen hatte. Nicolei schien während der Zeit den Alten bei Nuss und Wein genau beobachtet zu haben. Das holte ihn wieder zurück und ließ ihn fokussieren.
    "Entschuldigt bitte meine Unaufmerksamkeit van Yunarik." Ein leichtes Senken des Hauptes unterstrich diese Aufrichtigkeit. "Ich war in tieferen Gedanken und möchte sie gerne mit Euch teilen. Ihr kennt das sicherlich als Hoher Magier - Unwissenheit kann schmerzen." Wie gehe ich das jetzt am Besten an ... Shakuras lehnte sich nach vorne und schob den blutigen Teller noch ein Stück weiter von sich, mehr zu Nicolei und nahm dann einen Schluck des würzigen Weines. "Ihr habt schon einmal einen Schwur abgelegt und wurdet enttäuscht. Den des Feuers. Aber als Ihr hierher kamt und Ihr seid nun ein Zirkelbruder, forderten die höheren Kräfte Euch auch zu einem Gelöbnis auf? Etwas, das Euch berechtigt auf Dauer hier zu weilen, ein Bruder zu werden, ein Gedanke, ein Sinn oder Vorsatz, der eure zukünftigen Handlungen, euer Leben beeinflussen, also hinterfragen soll, damit ihr mit Beliar gehen könnt?"

  2. Beiträge anzeigen #62
    Kämpfer Avatar von seisuke
    Registriert seit
    Aug 2011
    Beiträge
    312
     
    seisuke ist offline
    Wieder ertönte ein dumpfer Knall in der Bibliothek. Wieder landete eines schweren Buches lederner Einband auf einem Stapel bereits gelesener Bücher. „Und wieder ein Buch gefüllt mit den leidigen Geschichten von verblendeten Schwarzmagiern, fragwürdigen Menschenopfern und schlecht gelaunten Dämonen.“, zischte Seisuke seinen letzten Gedanken in die Bibliothek hinein, während er sich die Stirn massierte. Tagelang las er bereits über Varant, Bakaresh und den Beliartempel in jener Stadt. Doch seine größte Erkenntnis bestand im Moment in seiner wiedergewonnenen Erinnerung an seine eigene Abneigung gegenüber Geschichte und Geographie. Er erinnerte sich wie er als kleiner Junge die langweiligsten Texte der Innoskirche rezitieren und abschreiben durfte und er erinnerte sich, wie befreit er sich gefühlt hatte, als er von seinem Ziehvater fort lief und sein Glück als Dieb versuchte. Das Wälzen dieser schweren Geschichtsbücher erinnerte ihn an so viele Dinge von denen er sich vor langer Zeit verabschiedet hatte.
    Aber dieser Bücher hatten einen Zweck und diese hatten sie erfüllt. Zum Preis von schlechten Erinnerungen und brennenden Augen war Seisuke nun klar wonach er suchte. Die Beschaffenheit Varants, die Lage Bakareshs, der Krieg zwischen den Nomaden und Assassinen und vor allen Dingen der vielleicht größte, intakte Tempel Beliars, all diese Dinge haben ihm die Bücher näher gebracht. Wie viel Wahrheit in diesen Büchern steckte und wie viel Wahrheit noch zu lernen war, dies konnte Seisuke nun nur noch mit eigenen Augen erfahren. Somit ließ der Dieb die Bücher fürs erste ruhen, hievte sich aus dem Sessel und verließ die Bibliothek. Sein Ziel war klar: Essen fassen!

    Dieses Kastell war ein wahrlich merkwürdiger Ort. Ein Zeitgefühl hatte Seisuke hier schon lange nicht mehr. Vielleicht war er mehrere Tage in der Bibliothek gewesen, ohne Speis, Trank oder Schlaf. Vielleicht waren es auch nur einige Stunden. Überhaupt konnte er kaum mit Sicherheit sagen, ob er noch im Reich der Lebenden oder schon in Beliars Reich eingekehrt war. Die dunklen Gänge des Kastells taten ein Übriges, dieses Gefühl zu stärken. Erst als er in der Eingangshalle war und das Licht im Innenhof sah, erlangte er ein Stück Gewissheit, dass Beliar ihr noch nicht gänzlich geholt habe, zurück.

    Im Vorbeigehen fiel Seisuke ebenso wieder jener steinerne Mann auf, der unermüdlich seine Opferschalte in die Höhe hielt und da Seisuke auf dem Weg war sich eine weite Mahlzeit schenken zu lassen, überkamen ihn Erkenntnis und Zweifel. Seit er in diesem Kastell erwachte hatte er Nichts in jene Schale legen können. Wie denn auch? Er hatte schließlich Nichts am Leib, außer Hemd, Hose und Stiefeln, die ihm allesamt von eben diesem Kastell geschenkt wurden. Die Opferschale mit seinem Blut zu beschmutzen, so wie es sicher viele seltsame Beliaranbeter gerne tun mögen, kam ebenso nicht in Frage. Nein, das einzige von Wert, dass Seisuke besaß, war seine Kunst. Die Kunst die Leichtgläubigen zu erleichtern, den Schwergewichtigen ihre Last zu nehmen, auf die Lehren der Kirche Innos‘ zu spucken und die Menschen der Ungerechtigkeit auf dieser Welt erinnern zu helfen. Langsam streckte der Dieb seinen Zeigefinger der Opferschale entgegen und ging nickend weiter. „Ich komme wieder.“, versprach er dem steinernen Wächter, „Oh ja, bald komme ich wieder… mit einem großen Sack Gold.“

    Im Gang zum Speisesaal rieb sich Seisuke grinsend die Hände aneinander. Es juckte ihm auf einmal in den Fingern. Ein Diebeszug! Ewig muss er her gewesen sein, dass er seinem Handwerk frönen konnte. Hier im Kastell war für einen Dieb schließlich keine Arbeit zu finden. Was sollte man hier stehlen? Von wem sollte er hier stehlen? Und vor Allem, für wen? Für sich selbst brauchte Seisuke seine Kunst ja kaum. Dieses Kastell schenke ihm bisher Alles, wonach er suchte. „Aber Beliar…“, murmelte der Dieb, als er die Tür zum Speisesaal öffnete, „Beliar würde sich vielleicht über ein paar große Haufen Gold mehr in seinem Kastellschatz freu...“ Sein letztes Wort brach er ab, denn in dem Moment, da er die Tür passiert hatte, fielen ihm zwei Gestalten auf. Beide trugen Roben, eine grau, eine schwarz und jene in grau kam ihm sogar bekannt vor. Bisher hatte Seisuke immer das Vergnügen diesen Saal für sich alleine zu haben, daher wurzelte ihn die Überraschung für einen Moment am Boden fest. Doch schließlich rissen sich seine Füße wieder los und trugen ihn in die Nähe der beiden Robenträger. Die beiden Herren grüßte der Dieb im Vorbeigehen mit einer knappen Verbeugung und in respektvoller Distanz, aber sehr wohl in guter Hörreichweite, nahm er an einem der Tische Platz.

    Einen Moment lang zeichnete Seisuke Kreise mit dem Zeigefinger in die Luft, denn er hatte nur ein vages Bild von seiner Mahlzeit. Aber prompt erschien eine Schale dampfender Reis, eine große Platte mit gebratenem Fleisch und Gemüse, alles in mundgerechte Stücke geschnitten, und mächtiger Krug, bis zum Rand mit Kirschmet gefüllt, vor ihm. Meisterliche Gedankenleser mussten die Kochdämonen hier sein. Zur Abwechslung fiel Seisuke diesmal nicht wie ein Wolf über sein Essen her. Er nahm sich Zeit und spitze die Ohren, denn er wollte wissen, ob sein unnötig lautes Gemurmel über Goldhaufen und Kastellschätze vielleicht im ganzen Saal zu hören war.

  3. Beiträge anzeigen #63
    Held Avatar von Nicolei
    Registriert seit
    Nov 2003
    Ort
    Am Tresen einer Bar
    Beiträge
    5.753
     
    Nicolei ist offline
    Yunarik hätte mit dem Schlimmsten gerechnet, wenn sich die Brust, des hageren Körpers, seines alten Bekannten, nicht atmend bewegt hätte. Er schien wirklich tief in Gedanken gewesen zu sein. Vollkommen verloren in seinen Gedanken. Oder doch gefunden?
    Er strich sich bei den ersten Worten, die Shakuras wieder sprach, über die unzähligen kleinen und größeren Brandnarben und lauschte aufmerksam den Gedanken die der Bruder des Feuers von sich gab.
    »Ihr missversteht. Der Schwur im Kloster, war anders. Ich wurde nicht enttäuscht, nein. Ich wurde offenbart. Ich sah mich mit neuen Augen. Mir wurde nichts genommen, mir wurde gegeben, jedoch nicht - « Er stockte und sein Blick fiel auf eine Gestallt im Eingangsbereich. Kannte er diesen Menschen? Hatte er ihn schon einmal gesehen? Er war sich nicht sicher, trug er doch, anders als jene Schwarzmagier, nicht die schwarze Robe. Auch er nickte dem Fremden freundlich zu und erhob sein Glas, als Zeichen der Freundschaft und benetzte seine Kehle.
    »Nun, werter Bruder, wo war ich? - Genau. Mir wurde gegeben, jedoch nicht vergeben. Ich wusste wer ich war. Selbst wenn ich es stets abgestritten hätte, so haben sich die Götter doch entschieden. Und wer wäre ich, den Göttern zu trotzen.«
    Er nahm eine der wohlgeformtesten Erdnüsse und kaute genüsslich darauf herum.
    »Wir dienen und wir wachen. Wir schützen und bewahren. Wir forschen und verstehen. Das ist unser Leben in diesen Hallen. Es gibt eine Art Prüfung, jedoch wird diese vom Kastell selbst bestimmt und dann gibt es noch die Legenden zwischen den Welten - zu dem allen, kann ich Euch nichts sagen. Ihr seid kein Bruder des Zirkels, kein Diener, keiner von uns. Es sind die tiefe Riten und Gebräuche, die nicht für die Augen der Welt sind. Sagen wir so. Wir werden geprüft. Jeden Tag in diesen Hallen. Das ist unsere Aufgabe. Wir sind die Wächter und die Diener. Mit der Aufnahme in den Zirkel, wird dies zu deinem Leben. Uns verlangt es nicht nach Kronen oder Orden. Wir leben in diesem Einklang, wenn man so möchte und dienen so dem Wort des Herren, das wir erfahren und verstehen.«

  4. Beiträge anzeigen #64
    Drachentöter Avatar von Shakuras
    Registriert seit
    Nov 2001
    Ort
    Deutschland
    Beiträge
    4.543
     
    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Shakuras ist offline
    "Interessant... Wirklich.. Interessant.", überlegte Shakuras scharf und in ihm arbeitete es. Unbewusst verließ er seine eisern einnehmende Haltung und nahm nun eine mehr andere nach vorn gerichtete Sitzposition ein. Ganz so, als würde er dem Gesprochenem und noch Kommendem auflauern und sie jagen wollen. Es waren nur Nuancen, die das Bild des Alten veränderten und die nicht groß auffielen, außer man kannte den Glaubensmann, dann waren sie umso deutlicher. Er fischte in seiner Tasche, die er um die Schulter trug, und förderte eine Pfeife sowie Tabak hervor. "Raucht Ihr?", bot er an und begann schon einmal mit der Mische und Säuberung. Jetzt fiel auch sein Blick auf den Neuen, der gar nicht weit entfernt saß. Er trug ganz gewöhnliche Kleidung. Die eines Bürgers. Er nickte ihm freundlich zu. Er war wohl allein oder wartete er auf .. ?
    "Ihr dürft mir also nichts von eurer Aufnahme hier im Kastell erzählen? Eurer Prüfung? Oder gilt das Schweigegelübde nur den Legenden von den Welten? Auch nicht nur ein Wort?", er lächelte dabei schmal und stopfte die Pfeife. "Mir fällt gerade eine Geschichte ein. Sie hat nicht wirklich etwas damit zu tun und deswegen werde ich sie auch nicht groß erzählen, sondern gleich zum Kern kommen. Vielleicht kennt Ihr sie ja sogar. Sie handelt von einem Vater und dessen Kind und einer blutig todbringenden Glaubensprüfung. Was, werter Bruder, würdet Ihr tun, ward Euch durch Beliar aufgetragen, eurer Liebsten von der Ihr spracht, das Leben zu nehmen? Endgültig." Der Graue beugte sich weiter nach vorn und hielt Nicolei mit hochgezogenen Brauen die fertige Pfeife entgegen.

  5. Beiträge anzeigen #65
    Held Avatar von Nicolei
    Registriert seit
    Nov 2003
    Ort
    Am Tresen einer Bar
    Beiträge
    5.753
     
    Nicolei ist offline
    Die Frage zur Weltenwandlerin und der Aufnahme lies er ohne Antwort, zu spannend war das Verhör, dem er nun wohl ausgesetzt war. Er nahm es Bruder Shakuras nicht übel, keines Wegs. Es war vielleicht doch eher ein Art Spiel, dass der Diener des Feuers spielte. Auch wenn die letzte Frage, wohl provokanter war, als jede bisherige. Der Hohe Magier stützte sein Kinn auf seine gefalteten Hände, fast so als würde er beten und zog skeptisch eine Augenbraue in die Höhe. Als Shakuras endete, hatten sich die Augen des dunklen Bruders erstarrt und nichts als Kälte war in ihnen zu erkennen. Mit gespenstischer Klarheit antwortete er dem Gast, »Sie würde gehen, den letzten Weg und ich würde ihr folgen, in das Reich der Schatten. Vergesst nicht wo Ihr seid, mein Freund. Der Tod, ist hier ebenso zuhause, wie wir. Und man weiß nie, was aus dem Schatten wieder empor steigt. Gebt acht.« sprach er seinen Rat aus und füllte das Glas wieder von neuem.

  6. Beiträge anzeigen #66
    Drachentöter Avatar von Shakuras
    Registriert seit
    Nov 2001
    Ort
    Deutschland
    Beiträge
    4.543
     
    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Shakuras ist offline
    Shakuras spürte die Kälte, fühlte die Starre, die ihm entgegen schlugen und wie sie sich ausdehnten, ihn selbst angriffen. Sie waren beängstigend in ihrer Intensität und das ließ ihn nicht ungerührt. Auch sein Blick wurde kälter, weil er seinen Bruder nur zu gut verstanden hatte und weil er das bekommen hatte, wonach es ihm verlangt hat. Nach ganz eigenen Antworten. Antworten, die nicht nur Rückschlüsse im Großen Kampf geben konnten. Der Novize war weit genug vorgedrungen für diesen Abend und viele Worte waren gefallen. Jetzt sollte er lieber den gut gemeinten Rat beherzigen. "So habe ich Euch auch eingeschätzt.", erwiderte er wertfrei und lenkte seinen Blick ab auf das sich wiederfüllende Glas. Er rückte sich wieder zurecht, trieb Kälte und Starre fort, und glitt gemeiselt zurück in den Sessel. Er atmete ruhig tief ein und aus. "Ich wollte Euch und auch eurem Weib nicht zu nahe treten, Herr van Yunarik. Liebe und Tod ist ein Thema, dass viele Menschen umbringen. Sollte ich euch auf eine Weise gekränkt haben... Dann bitte ich sehr um Verzeihung." Der Graue wartete ab. Vielleicht mochte der verlorene Bruder auch gar nicht die Entschuldigung akzeptieren. Aber es schien nichts weiteres zu passieren. So nahm er denn seine Pfeife und entzündete sie mit einem Hölzchen. Schmatzend zog er die Pfeife an, feurig loderte die Glut hell auf und erleuchtete flackernd das bärtige Gesicht. Schatten warfen sich auf ihn, dichter Rauch und Qualm stieg empor, phantasierten Kreise und Grimassen aus denen blaue Augen schienen.

  7. Beiträge anzeigen #67
    Kämpfer Avatar von seisuke
    Registriert seit
    Aug 2011
    Beiträge
    312
     
    seisuke ist offline
    Gespannt lauschte Seisuke Gespräch der Robenträger und musste leise kichern. Anscheinend hatte man seine Gerede zuvor nicht gehört. Somit fühlte er sich wieder sicherer und seine Freude darüber breitete sich in seinem Gesicht aus. Aber das Gespräch der beiden Herren weckte Seisukes Interesse. Wenn er raten müsste, würde er sagen, dass dort ein Schwarzmagier und ein Innos Priester vor sich hin philosophierten. Und was würde es schon tun, wenn sich der Dieb erdreisten würde sich dazu zu setzen, um besser zu hören? Seisukes Mahl war mittlerweile in seinem Rachen verschwunden. Also erhob er sich von seinem Tisch, näherte sich den Beiden, ohne dabei seinen Metkrug zu vergessen und schob einen Stuhl mit an ihren Tisch, den er mit einer Drehung falschherum zeigen ließ, um sich so nach vorne auf der Lehne stützen zu können.

    „Um eine Alternative anzubieten“, begann Seisuke, „Wie wäre es, den dunklen Herrn bei seinem Spiel zu ertappen. Ihn zu mahnen, er möge aufhören zu sprechen wie sein verfluchter Bruder und uns die höchste seiner Gaben gewähren lassen?“ Er wartete kurz, um zu schauen, ob er die Aufmerksamkeit der beiden Herren hatte und fuhr fort: „Freiheit, werte Herren. Die höchste von Beliars Gaben. Er lässt uns die Freiheit, die Welt nach unserem Willen zu formen. Zumindest wage ich dies zu behaupten.“

  8. Beiträge anzeigen #68
    Drachentöter Avatar von Shakuras
    Registriert seit
    Nov 2001
    Ort
    Deutschland
    Beiträge
    4.543
     
    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Shakuras ist offline
    Die ersten Rauchschwaden noch nicht verzogen, gesellte sich ein Neuankömmling zu den ungleichen Brüdern. Jungenhaft nahm der Mann ungefragt Platz und griff dahin schwindende Worte wieder auf. Bot eine Alternative. Eine Beleidigung. Und etwas wie seine Sichtweise von Freiheit. Es war schnell an der Hand, dass auch Dieser vor ihm ein Beliar Zugewandter war. Verwundert war der Alte darüber nicht. Erneut glomm das Rauchzeug auf und ein feuriger Schein malte auf dunklen Flächen.
    "Seid mir gegrüßt, wohlwerter Herr.", begann er und nickte dem Mann mit dem silbernen Haar offen zu. "Mein Name ist Shakuras. Und ich stehe im Noviziat des Feuers.", stellte er sich weiter vor und endete dann wieder. An für sich galt es dem Ranghöchsten, also Bruder Nicolei, das Erste Wort zu wählen. So wollte es zumindest die Etikette. Eine Grundfeste, die auf Ehre und Anstand fußte. Gewiss eine Säule, die auch in diesen Hallen wahrgenommen wurde. Nur welche Ausprägung sie erfuhr, dass konnte Shakuras lediglich erahnen. Freiheit..., warf er den Gedanken im Stillen wieder auf und beobachtete ruhig die Zwei.

  9. Beiträge anzeigen #69
    Held Avatar von Nicolei
    Registriert seit
    Nov 2003
    Ort
    Am Tresen einer Bar
    Beiträge
    5.753
     
    Nicolei ist offline
    Da setzte sich ein Sonderling, sondergleichen, zu anderen solchen Sonderlingen. Aber wie hieß es so schön, komm her - dann sind wir mehr! Einfachste Mathematik der Gastfreundschaft. Yunarik musterte, während sich Bruder Shakuras sich vorstellte, den neuen. Die Kleidung zeugte davon, dass er wohl weniger ein Zirkelmitglied war, trugen diese doch in ihren Hallen, die üblichen Roben. Dagegen wirkte die einfache Tracht eher wie ein Besucher, ein Gast in diesen Hallen, ebenso wie der Novize.
    »Werter Gast,« wählte der Hohe Magier schließlich die Anrede, nach kurzem Überlegen, »die Wege der Herren sind unergründlich und wer wären wir, wenn wir die Anmaßung hätten, uns den Göttern in den Weg zustellen? Was würde dies denn ändern? Für die Götter sind wir nur Figuren auf der Welt, die dazu gedacht sind, auf den Feldern gezogen zu werden, Zug um Zug, Feld um Feld, in dem ewigen Spiel zwischen Licht und Schatten. Schwarz und Weiß, Leben und Tod. Das ist das Spiel des Lebens, das Spiel der Götter, Freiheit ist begrenzt, das Leben ist begrenzt. Der Tod ist unendlich.« Führte der Magier aus und schnippte eine kleine Erdnuss, an den Barthaaren vorbei, in den Mund. Anschließend stellte er sich mit einem freundlichen Lächeln und geneigtem Kopf dem Gast vor, »Yunarik. Nicolei van Yunarik. Hoher Schwarzmagier im Dienste des Zirkels. Und ihr seid?«

  10. Beiträge anzeigen #70
    Kämpfer Avatar von seisuke
    Registriert seit
    Aug 2011
    Beiträge
    312
     
    seisuke ist offline
    Seisuke musste ein wenig schmunzeln, als sich die beiden Herren vorstellten. „Treffen sich ein Feuermagier und ein Schwarzmagier in einer Schankstube… Eine Situation wie aus einem mittelprächtigen Kneipenwitz!“ Der Dieb setzte ein großes Grinsen auf und nahm noch einen Schluck aus seinem Krug. „Ich wollte schon immer mal wissen, was dann wirklich passiert. Aber ihr habt mich schon rechtens auf meine schlechten Manieren hingewiesen. Seisuke räusperte sich:

    „Ich heiße Seisuke, werte Magier. Einfach nur Seisuke, ohne Rang und weitere Namen. Ich freue mich die Gesellschaft von zwei weisen Männern genießen zu dürfen. Von mir gibt es nicht viel zu erzählen. Vor einiger Zeit erwachte ich in diesem Kastell. Ich erinnere mich nicht genau, aber ich habe das Gefühl als wäre ich schon lange Zeit ein Gast dieses Ortes gewesen. Was genau ich hier treib, weiß sicherlich nur der Herr des Hauses. Wobei wir wieder beim Thema sind, werte Herren Shakuras und Yunarik. Recht habt ihr. Die Wege der Götter sind unergründlich. Wir können sicherlich nie wissen, welchen Plan sie für uns geschmiedet haben. Aber wohl können wir sehen, wie sie und ihre Diener uns behandeln.“, er nahm einen weiteren Schluck aus seinem Krug und dachte einen Moment nach wie er sich erklären könnte, ohne den Anschein zu erwecken, die Magier würden mit einem elenden Dieb reden.

    „Seht ihr. Ich war während meiner jüngsten Zeit ebenso ein Diener im Orden des Feuers. Indirekt, durch das Wort meines Ziehvaters. Ich lernte Lesen und Schreiben, bekam zu essen und ein Bett. Aber es war ein Leben voll Mühe, Arbeit und geringem Lohn und Tag für Tag wurde mir gepredigt, wie gut es Innos mit mir gemeint hatte. Doch der Tag an dem ich mich von jenem Leben lossagte, war der wohl Beste in meinem Leben. Ich konnte gehen wohin ich wollte, sagen was ich wollte und nehmen was ich konnte. Über kurz oder lang führte mich mein Weg in diese Hallen, so viel kann ich in meinem löchrigen Gedächtnis noch finden, und nun werde ich mit Speisen beschenkt, die ich mir zuvor nur erträumen konnte und Wissen ist hier zu finden, welches außerhalb sicherlich verbrannt worden wäre. Welche Rolle spielte der dunkle Fürst auf meinem Weg? Ich weiß es nicht! Aber seine Nächte boten mir Schutz, keine seiner Diener haben mich gejagt und seine Hallen haben mich aufgenommen. Ich muss damit nicht viel nachdenken, um zu wissen welcher der Drei meinen Respekt und meine Dienste verdient.“

  11. Beiträge anzeigen #71
    Drachentöter Avatar von Shakuras
    Registriert seit
    Nov 2001
    Ort
    Deutschland
    Beiträge
    4.543
     
    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Shakuras ist offline
    "Ich hoffe für Euch, dass Ihr allen Drei'n Euren Respekt schuldet.", schaltete sich Shakuras ein, nachdem Seisuke geendet hatte. "Unachtsamkeit und mangelnder Respekt bleiben nämlich seltenst ungestraft." Eine künstliche Pause, die mehr Ausdruck verleihen sollte. "Nicht zuletzt, weil es den Bemühungen Eures Ziehvaters und den Meinigen zu verdanken ist, dass Ihr wohlbehalten untergekommen seid, schon früh das Lesen und Schreiben lernen durftet - was an sich keine Selbstverständlichkeit ist - und Ihr Mühe und Lohn erfahren habt. - In meinem Dienst betreue ich hin und wieder Waisenkinder aus Thorniara. Kinder, teils seelenlose Hüllen könnte man meinen, die viel Schlimmes erdulden mussten in ihren jungen Jahren. Ich bin mir sicher, sie sind dankbar für das Dach über ihren Kopf, für das Essen und ihre Schulung, für die Fürsorge. Es ist noch gar nicht so lange her, da brachte ich einen von Ihnen als Koch unter. Jetzt kocht er und hat bestimmt schon ein Weib an seiner Seite." Rauch stieg auf.
    "Das Leben als ein Diener des Feuers ist nicht leicht und hält Entbehrungen bereit, umso mehr für einen Adlat oder Novizen. Anders als hier kommt nichts daher wie von Zauberhand. Wer das nicht versteht, die Lehre dahinter nicht erkennt und verinnerlicht, der bleibt eben stehen oder scheitert."

  12. Beiträge anzeigen #72
    Kämpfer Avatar von seisuke
    Registriert seit
    Aug 2011
    Beiträge
    312
     
    seisuke ist offline
    „Weise Worte.“, antwortete Seisuke knapp und wedelte eine Rauchschwade vor seinem Gesicht zur Seite. Offensichtlich hatte er für einen Moment vergessen mit wem er hier sprach. Im Gegensatz dem des Diebes war das graue Haar seines Gegenüber ein Zeichen der Zeit, die er bereits hinter sich gebracht hatte. Was hatte ein kleiner Dieb, der hier in den Schoß des Glücks gefallen war, schon zu sagen, das die Werte eines derart weisen Mannes auf die Probe stellen konnte? „Ich verstehe was ihr mir erklären wollt, Shakuras. Ich verstehe um das Los jener, die ihr gerettet habt. Ich erkenne das Glück, das ihr ihnen geschenkt habt und ich werde nicht so dumm sein all das zu verneinen. Aber mich plagt dennoch eine Frage.“

    Seisuke stellte seinen Krug auf den Tisch und lehnte sich ein wenig nach Vorne. Er blickte Shakuras direkt in die Augen, wartete einen Augenblick und öffnete dann endlich den Mund: „Wenn alles was ihr tut, so gut und rechtens ist. Warum finden sich hin und wieder Menschen unter denen, die ihr retten wollt, für die eure Rettung ein Gefängnis ist? Manchmal im wahrsten Sinne des Wortes. Ich rede gar nicht erst von jenen, die es einfach nicht lassen können, das Hab und Gut Anderer an sich reißen zu wollen. Aber ich weiß, es gibt solche für unter eurer Sonne kein Platz zu existieren scheint. Menschen für die eure Gesetze Ketten, eure Paladine Mörder oder Räuber und eure Richter nichts weiter als Henker sind. Erzählt mir bitte, wie kann es sein, das diese Menschen in euren Reihen entstehen?“ Zweifellos sprach der Dieb von sich selbst und er war gespannt zu sehen, ob dieser Diener des Innos hier eine andere Gerechtigkeit kennen würde, als jene die er bereits oft genug erfahren hatte.

  13. Beiträge anzeigen #73
    Drachentöter Avatar von Shakuras
    Registriert seit
    Nov 2001
    Ort
    Deutschland
    Beiträge
    4.543
     
    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Shakuras ist offline
    "Die Findung zur Wahrheit - so schmerzlich sie ist, die reine Rechtssprechung, erfolgt nicht willkürlich, Seisuke. Es ist unter anderem geboten, dass dem Einfluss von Gut und Böse keinen Raum in der Urteilsgewinnung gewährt wird. Wir stützen uns dabei auf das Vermächtnis der Lehren Innos', der als Schöpfer uns Menschen in Liebe erwählte, nachdem Beliar die Sünde mit dem Ersten Mord unter uns hervorgerufen hat und für sich das Getier nahm. Des Herren Licht und Nächstenliebe soll vereint die der Menschen sein, aber so ist es leider nicht. Zu viele erkennen die uns innewohnende Wahrheit nicht oder wollen sie nicht sehen und so wandeln sie auf ihren Pfaden. Auf Pfaden, denen wir Menschen nachsehen können und von denen wir absehen, es wird uns nicht leiden. Aber es gibt auch solche, die folgen Fährten, die dunkel und gefährlich sind - nicht nur für sie selbst, sondern auch für ihre Nächsten. Jene Gotteskinder und ihre Fährten müssen einem bestimmten Augenmerk unterliegen. Denn jene, die so fernab der Anderen gehen, erfahren oft eine Veränderung, die für alle im Leben Beteiligten abträglich sein kann und zu einer Gefahr führt. Ufert diese Gefahr dann aus, endet sie in einem Bruch des Friedens und ist keine Bannung mehr zu leisten - Ja.., dann wird aus Sicht des Übels das Gesetz die Kette, der Streiter der Räuber und Mörder und der Richter bloß der Henker."

  14. Beiträge anzeigen #74
    Held Avatar von Nicolei
    Registriert seit
    Nov 2003
    Ort
    Am Tresen einer Bar
    Beiträge
    5.753
     
    Nicolei ist offline
    Yunarik beobachtete die Beiden sehr genau. Auch wenn er es mehr als ein kleines Bühnenstück empfand, wie sich die unterschiedlichen Geister trafen. Alt und weise und reich an Erfahrung, traf das junge Blut eines Jünglings. Er spürte schier das Verlangen nach Antworten von Seisuke. Der Hohe Magier dagegen lehnte sich weit zurück und begann, angespornt von den Rauchschwaden Shakuras’, sich selbst eine Pfeife zu stopfen. Nur zum Teil um auch Seisuke etwas zu ärgern, wie er die Schwaden stets hinfort wedelte. Mit kindlicher Verspieltheit verließ der Rauch die Lunge des Magiers und stieg in Form von Rauchringen über den Tisch hinweg. Er widmete sich wieder den Ausführungen von Seisuke und die lange Antwort von Shakuras. Gespannt und leicht berauscht von dem Sumpfkraut konzentrierte er sich auf die Worte, die in seinem Kopf durch metaphorische Bilder ersetzt wurden. Aus dem strahlenden Paladin, in glänzender Rüstung wurde ein schwarzer Ritter, blutüberströmt und blutroten Augen, der Bauern bestahl und raubend und mordend durch die Länger zog. Der Richter, der hinter seinem schweren Tisch saß, zückte auf einmal ein Henkerbeil und richtete die Angeklagten noch im Saal.
    »Das war beeindruckend!« Rief er fröhlich und riss die Beiden wohl aus ihren Gedanken.
    »Verzeiht, ich war hingerissen, wirklich! Hingerissen! Von diesen Ausführungen. Nur weiter.«

  15. Beiträge anzeigen #75
    Kämpfer Avatar von seisuke
    Registriert seit
    Aug 2011
    Beiträge
    312
     
    seisuke ist offline
    Nachdem Shakuras seine Worte gewählt hatte, senkte Seisuke seinen Blick. Mit der linken Hand bedeckte er sein Gesicht, einige silberne Strähnen legten sich davor und mit seinen hellblauen Augen späte der Dieb durch die Zwischenräume seiner Finger gen Boden zu den Füßen Shakuras. Langsam fuhr sein Blick die graue Robe hinauf und blieb beim Bart und Schopf des Innospriesters stehen. „Ich kann nicht fassen, dass ich auch nur für einen Moment erwartet hatte etwas zu lernen.“, dachte sich Seisuke und passte diesmal sorgfältig darauf auf, dass er nicht laut dachte, „Seinem Titel als Diener des Feuers macht er alle Ehre mit seiner Predigt. Aber Beliar sei Dank, dass seine Worte an mir verloren sind. Wo kämen wir denn hin, wenn sich ehrbare Diebe von dahergelaufenen Feuermagiern bekehren lassen würden.“

    Weitere Rauchschwaden schwebten ihm entgegen. Gefolgt von einem Lob Yunariks, dem offenbar gefiel, wie der junge Dieb den alten Magier in Frage stellte und der Magier im Gegenzug unnachgiebig die Lehren Innos‘ ausbreitete. Dem Rauch ausweichend, lehnte sich Seisuke nach hinten und griff dabei nach seinem Krug, der sich von allein wieder mit Met gefüllt hatte. Er betrachtete Yunarik mit einseitig hochgezogener Augenbraue und schwenke den Blick den Blick zurück zu Shakuras. Eigentlich hatte er genug gehört. Aber wenn es dem Schwarzmagier solch frohe Gesinnung bescherte, dann wäre es vielleicht auf die ein oder andere Weise interessant, dem Innospriester ein paar weitere Dreistigkeiten entgegen zu werfen. Wann würde der Dieb denn sonst wieder eine Gelegenheit erhalten so offen mit einem Diener des Innos zu reden, ohne dabei die Klinge eines Paladins im Rücken fühlen zu müssen?

    „Schwarzweißmalerei.“, fuhr Seisuke fort, „Ihr erzählt von des Herren Licht und Nächstenliebe, aber kaum steht ihr dem so genannten ‚Übel‘ gegenüber, seid auch ihr bereit diese Tugenden abzuwerfen und zum Henker zu werden. Eure Worte sind nicht falsch, aber mit jedem Mal da ihr von Wahrheit redet, drängt sich mir die Frage auf, ob es diese eine einzig wahre Wahrheit tatsächlich gibt. Schaut doch nur hier.“, er deutete mit dem Krug auf den freudig rauchenden Yunarik, „Nicolei van Yunarik. Hoher Schwarzmagier im Dienste des Zirkels. Viel mag ich nicht über seine Person wissen, doch ich sehe seine Robe. Ich weiß welchem Gott er dient und ebenso um die dunklen Gaben, mit denen Beliar seine Diener beschenkt. Sein Blick kann den Geist brechen, sein Fingerzeig den Untot rufen, sein Wort die Grundfeste unserer Welt erschüttern und die Ausgeburten der Unterwelt selbst vor unsere Augen zerren. Sagt mir doch bitte, Shakuras.“, mit einem großen Schluck aus seinem Krug schuf Seisuke eine kurze Pause und sprach dann mit einem unpassendem, dreist-freudigem Grinsen weiter, „Sitzt die Gefahr, das Übel von dem ihr redet, nicht direkt euch gegenüber? Wenn es nichts als einen Fingerzeig oder ein Wort benötigt, um euren Frieden zu brechen, ist die Gefahr nicht schon längst dabei auszuufern? Ist sie vielleicht schon über die Ufer getreten, irgendwo an einem Ort, den ihr noch nicht gesehen habt? All diese Fragen… und dennoch…“

    Wieder kam der Dieb nicht umhin einige Rauchschwaden vor seinem Gesicht zu vertreiben. In Momenten wie diesen, war er nicht ganz so froh um seine gute Nase. Aber er ließ sich in seiner Rede nicht beirren. „Dennoch sitzt ihr hier an einem Tisch mit ihm und genießt zusammen euer Kraut, wo doch eure Wahrheit gebieten müsste, diese Gefahr für die Menschheit in einen Haufen Asche zu verwandeln.“ Unwillkürlich holte Seisuke ausgiebig nach Luft, als er seine Worte beendet hatte und wurde dafür mit einem kurzen und unangenehmen Husten bestraft. Mit der Hand vor dem Mund dachte er kurz nach, klopfte dann kurz auf den Tisch während er um einen große Schale heißes Wasser, Honig und einige wohlriechende Kräuter bat. Die Kräuter warf er sofort in die von Geisterhand herbeigeführte Schale, fügte einen großen Löffel Honig hinzu und nach kurzem Rühren beugte er den Kopf über die Schale und holte erneut tief Luft, diesmal jedoch mit dem wohligen Duft von Minze und Honig in der Nase. „Wie bei allen Göttern könnt ihr dieses Kraut überhaupt rauchen? Ich habe das Gefühl, man könnte einen Drachen damit zum Weinen bringen.“

  16. Beiträge anzeigen #76
    Kämpfer Avatar von seisuke
    Registriert seit
    Aug 2011
    Beiträge
    312
     
    seisuke ist offline
    Ein eisig kalter Wasserschwall ergoss sich über das silberne Haar des Diebes. Unbekleidet stand er in der Badestube und versuchte sich mit einer kalten Dusche aus einem Wasserkrug aufzuwecken. Es war bereits später Nachmittag und doch war er grade erst aufgestanden. Krank war er nicht. Lediglich geplagt von allgemeiner Lustlosigkeit. Seit seinem kleinen Gespräch mit den Magiern war schon einige Zeit vergangen und seit dem hatte Seisuke einfach kaum etwas im Kastell zu tun. Er genoss es Zeit im Innenhof zu verschwenden, die Kastellräume im Erdgeschoss hatte mittlerweile alle Räume erkundet, zumindest die die sich für ihn öffneten, und sonst saß er in der Bibliothek in las Bücher über alles Mögliche. Aber ihm war einfach elend langweilig. Gerne wäre er längst aufgebrochen Argaan zu erkunden und vielleicht ein paar kleine Beutezuge zu machen. Doch hielt ihn irgendwas im Kastell. Irgendein Gefühl im Hinterkopf sagte ihm, dass es noch etwas gab, was er hier machen oder vielleicht finden sollte. Nur war dieses Etwas bisher nicht zu finden.

    Er griff sich ein Handtuch und begann sich schnell abzutrocknen. Normalerweise würde er kalte Duschen wie die Stadtwachen meiden, aber anders sah der Dieb keinen Weg heute wirklich wach zu werden. Fertig abgetrocknet machte er sich zu seiner Kleidung auf. Nahm zuerst die dunkelbraune Hose vom Stapel und musste stutzen, als er nach seinen Stiefeln greifen wollte. Sie waren verschwunden. Langsam ließ er seinen Blick durch die Badestube schweifen, aber seine Stiefel waren nicht zu sehen. Genauso wenig jemand oder etwas, das die Stiefel hätte stehlen können. Also ging er los und suchte auf und zwischen den Schränken, Eimern und Schalen. Ohne Erfolg und nachdem er einige Kreise in der Stube gegangen war, blieb er verwirrt neben einem der vollen Badezuber stehen und kratze sich am Kopf. „Muss ich halt ohne Stiefel gehen.“, kommentierte Seisuke dieses seltsame Ereignis, drehte sich um und fing etwas ziemlich hartes mit seinem Gesicht.

    Ein Stiefel war ihm entgegen geflogen und landete mit einem Klatschen im Wasser des Badezubers. Ungläubig zog er den Stiefel aus dem Wasser und riss die Augen auf als er in den Badezuber starrte. Der andere Stiefel war ebenso da. Komplett untergetaucht im Wasser. Nachdem er auch den anderen Stiefel aus dem Zuber zog, hob Seisuke seinen Kopf um zu sehen, wer sich diesen Scherz erlaubte und genervt von dem Anblick kniff er seine Augen zu Schlitzen zusammen. Da war es wieder. Das dreiste kleine Goblinskelett, das ihm vor Wochen seine Kleidung gab, stand da vor der halb offenen Tür zur Badestube und wedelte mit einem weißen Hemd umher. Sicherlich Seisukes Hemd, denn er stellte fest, dass seines nicht mehr an Ort und Stelle war. Lange ließ sich der Dieb nicht zum Narren halten und sprang nach vorn um das Biest zu packen, erfolglos. Es war schnell und hatte wohl nur darauf gewartet los zu laufen.

    Die nassen Stiefel stellte Seisuke beiseite. Sie sollten trocken solange er sein Hemd zurück stehlen musste. Dann folgte er nur halb bekleidet dem Goblinskelett in den Gang, das dort schon in einiger Entfernung auf ihn zu warten schien. Die Gänge des Kastells kannte Seisuke nun schon recht gut und konnte dem Skelett ohne große Sorge hinterher sprinten. In der Eingangshalle aber zwang es ihn Halt zu machen. Das Skelett hüpfte eine der Treppen hinauf und Seisuke zögerte. Im Erdgeschoss fühlte er sich einigermaßen sicher. Aber jedes Mal wenn er daran dachte in die Keller oder die oberen Geschosse zu gehen, bekam er unbequeme Zweifel. Irgendwie wusste er, dass es dort oben für ungefragte Gäste gefährlich sein konnte. Fast war ihm das dreiste Skelett schon wieder egal geworden, da flog wieder etwas in seine Richtung und zersprang vor seinen Füßen in Scherben. Es musste eine kleine Vase oder dergleichen gewesen sein. Glücklicherweise trafen keine der Splitter seine Füße, aber das elende Skelett, welches auf der Treppe seinen Kiefer wie in stummem Gelächter klappern ließ, schien zu wissen, wie es den Dieb wütend machen konnte.

    Damit waren von einem Augenblick auf den anderen Seisukes Zweifel verschwunden und er hechtete die Treppe hinauf, um dieses Skelett zu packen und dafür zu sorgen, dass diese Frechheiten aufhörten.

  17. Beiträge anzeigen #77
    Kämpfer Avatar von seisuke
    Registriert seit
    Aug 2011
    Beiträge
    312
     
    seisuke ist offline
    Binnen weniger Atemzüge hatte Seisuke die Treppe erklommen. Er fand sich in einem Gang ähnlich denen im Erdgeschoss wieder und konnte aus dem Augenwinkel noch sehen, wie ein Zipfel seines weißen Hemds hinter einer Ecke verschwand. Als er diese kontrollierte, fand der Dieb einen weiteren Gang, noch düsterer als die, die er bisher gewohnt war. Den kühlen Marmorboden bedeckte ein ewig langer, makelloser, schwarz-roter Teppich. Aber von dem Goblinskelett war nichts zu sehen. Ein bisschen fühlte sich Seisuke, als wäre er grade irgendwo eingebrochen. Er wusste, dass er noch im Kastell sein musste. Aber dieses Obergeschoss setzte das Maß für „unheimlich“, was im Kastell eher ein generelles Ausstattungsthema war, noch um einiges höher.

    Dennoch war er fest entschlossen dem dreisten Skelett eine Lektion zu erteilen und begann dem Gang zu folgen, jedoch langsam und vorsichtig. Es war nur spärlich beleuchtet. Alle zehn bis zwölf Schritte fand sich ein Kerzenhalter an der Wand. Grade so, dass sich die Enden ihres Lichtscheins knapp berührten und den Gang genug ausleuchteten, um nicht über seine eigenen Füße zu stolpern. Nur wenige Bilder schmückten die Wände. Viel öfter fanden sich gekreuzte Klingen, Äxte oder Keulen an den Wänden. Hin und wieder auch eine ganze Zierrüstung und damit erinnerte dieser Teil des Kastells viel eher an eine befestigte Burg. Überhaupt begann sich dieser Gang seltsam anzufühlen. Seisuke hatte eine ungefähre Vorstellung davon, wie große das Erdgeschoss des Kastells war. Aber dieser Gang führe immer nur grade aus und er konnte schwören, dass er schon einmal quer durchs Kastell hätte gehen können. Die Überraschung darüber verschwand jedoch sehr schnell, nachdem sich der Dieb an die verrückten Ausmaße der Bibliothek erinnerte.

    Ein Geräusch riss ihn aus den Gedanken. Es klapperte! Wie ein paar Knochen, die aneinander geschlagen wurden. Das Goblinskelett war sicher in der Nähe und lachte sich ins Fäustchen. Nur wenige Kerzen später bestätigte sich Seisukes Erwartung. Neben einer der Zierrüstungen hockte das freche Biest, mit dem Hemd über die Schulter geworfen und der Hand vor dem klappernden Gebiss. Darauf bauend, dass es keine Augenhöhlen im Hinterkopf hatte, näherte sich der Dieb so leise wie er konnte, während das kleine Skelett ihm den Rücken zeigte. Er war sicher diesmal das Biest in die Finger zu kriegen, als er aus dem Augenwinkel eine schnelle Bewegung erkannte und bevor er wusste, was passierte, hatten ihn seine Beine schon zurück springen lassen. Diesmal war er richtig überrascht, doppelt sogar. Die Rüstung, hinter der sich das Skelett versteckte, hatte mit dem Schwert nach ihm geschwungen, tat ein paar Schritte von der Wand weg und drehte sich in Kampfhaltung Seisuke zu, während das Goblinskelett dahinter umher hüpfte und mit den knochigen Händen klatschte. Genau so war Seisuke aber auch von seiner Reaktion überrascht.

    Ohne zu denken einem Schwerthieb auszuweichen war etwas, dass nur mehr oder weniger geübte Kämpfer zustande bringen sollten und eigentlich sollte dieser Dieb doch nur eben dies gewesen sein, ein einfacher, kleiner Dieb. Immer noch ein wenig überrascht schwenkte Seisuke seinen Blick zur Wand neben ihm, wo ein paar gekreuzte Schwerter die Wand schmückten. Behutsam nahm er eines von der Wand, fühlte das Gewicht der Waffe und ließ die Klinge ein wenig mit dem Handgelenk Kreise ziehen. Es fühlte sich verrückt an. Sein Körper wusste genau, was mit der Waffe zu tun war. Sie war ihm nicht zu schwer und das Gefühl des Griffs in seiner Hand war ihm nicht fremd. Ebenso nicht der Anblick eines Gegners. Die Rüstung stand weiterhin wachend vor dem Skelett und hinter Seisuke war nur der lange Korridor, der im Dunkel endete. Hier gab es für ihn keine Frage. Der Weg zu dem kleinen Biest führte voran und kaum war der Entschluss gefasst, stürzte Seisuke nach Vorne.

    Wie er erwartete holte die Rüstung zum Hieb aus. Seisuke zog seine Waffe von der Seite und schlug das Schwert der Rüstung aus dem Weg. Ihrer beider Schwerter Klingen zeigten sofort Scharten. „Spielzeug eben.“, murmelte Seisuke dazu und machte ein paar Schritte an der Rüstung vorbei, um an das Skelett zu kommen. Aber eine Pause gönnte die Rüstung ihm nicht. Mit blechernem Klappern drehte sie sich um und lief auf Seisuke zu. Den folgenden Hieb parierte er nicht, sondert blockierte ihn mit seiner Waffe. Es war schwer einzuschätzen, ob die Rüstung mit aller Kraft drückte. Aber viel kräftiger als Seisuke war sie nicht und lange wollte er auch nicht mit dem laufenden Blecheimer spielen. Gezielt lenkte er die Klinge der Rüstung an ihm vorbei und während sie versuchte sich zu fangen, holte der Dieb selbst zum Schlag aus. Mit aller Wucht, die er in das Schwert legen konnte, schlug er der Rüstung auf das Handgelenk ihrer Schwerthand und auf dem blechernen Panzerhandschuh formte sich eine beachtliche Delle. Sogar das Schwert fiel zwischen den Fingern heraus und mit einem nachfolgenden Schulterstoß, rammte Seisuke die Rüstung gegen die Wand.

    Klappernd fiel die Zierrüstung in sich zusammen. Das Schwert in Seisukes Hand war wie zur Sichel gebogen. Neben der Rüstung ließ er es fallen und schaute zum Goblinskelett herüber. Längst hatte es aufgehört zu klatschen und zu hüpfen. Für einen Moment schaute es einfach nur regungslos, mit offenem Gebiss dem silberhaarigen Dieb entgegen, drehte sich dann um und lief so schnell es konnte. Seisuke folgte dem kleinen Geschöpf mit großem Tempo. Es nutze plötzlich auftauchende, abzweigende Gänge und versuchte ihn mit wilden Richtungswechseln zu verwirren. Doch so schnell es auch war, diesmal war Seisuke, dessen Blut vom Kampf mit der Rüstung wohl immer noch kochte, nicht abzuhängen. Konzentriert und zielstrebig jagte er dem Skelett nach. Dabei rasten vor seinem inneren Auge Erinnerungen vorbei. Bilder von Söldnern aus Setariff, von Banditen in einer Art Turmruine und sich selbst sah er dazwischen. Er sah wie er mit einem Schwert in der Hand einige Banditen erschlug und dann seine freie Hand hob. Ein schwarzes, züngelndes Etwas formte sich in der Hand und mit einem Schwung aus dem Handgelenk warf sein Ich einem Banditen die dunkle Masse entgegen.

    Seisukes Blick, der für einen Moment in seinen Erinnerungen verloren war, kehrte zurück ins Kastell. Seine Hand war ausgestreckt und eine Kugel wie aus schwarzem Feuer flog dem Skelettungetüm entgegen. Die Wucht des Aufpralls warf das Goblinskelett auf die Knie. Schnell rappelte sich das kleine Wesen wieder auf, stand aber nun in schwarzen Flammen. Einige Schritt weit konnte es noch laufen, doch fraß sich das Feuer schnell durch seine dünnen Knochen und vor einer der vielen Türen blieb es dann stehen. Es drehte sich zu Seisuke um. Das närrische Gehabe von zuvor war nicht zu erkennen. Ausdruckslos stand es vor der Tür, die Flammen ließen ein paar der dünnen Rippen herab bröckeln und schließlich hob das Skelett einen Arm, zeigte auf die Tür und verbeugte sich. Dann fiel das Wesen in sich zusammen und die lichtlosen Flammen tilgten die Knochen und das gestohlene Hemd. Seisuke atmete schwer, Schweiß perlte von seinem Gesicht und sein Kopf war prall mit Gedanken gefüllt.

    „Ich kann kämpfen.“, flüsterte er sich selbst zu, während er sich der Tür näherte, „Und ich kann zaubern…“. Die Tür war nicht verschlossen. Lautlos glitt sie auf und offenbarte ein großes Zimmer. Schränke, ein Schreibtisch, ein Sessel, ein Kamin, ein nur kniehoher Tisch in der Mitte umringt von großen, weichen Kissen und ein riesiger Stapel weiterer Kissen in verschieden Größen, Formen und Farben, auf dem Kaminsims thronte ein Schwert. Seisuke ließ seinen Blick lediglich schweifen. Er war müde und wollte jetzt nicht noch seinen Kopf weiter bemühen. Auf dem großen und gemütlich aussehenden Kissenstapel ließ er sich fallen. Tief sank er ein und während er sich wie in der Schwebe fühlte, übermannte ihn der süße Schlaf.

  18. Beiträge anzeigen #78
    Kämpfer Avatar von seisuke
    Registriert seit
    Aug 2011
    Beiträge
    312
     
    seisuke ist offline
    Langsam und vorsichtig zog er die scharfe Klinge des Rasiermessers über seinen Hals und war damit wieder für einige Tage von seinem Bart befreit. Im Spiegel betrachtete Seisuke sein Werk, nickte sich selbst entgegen und entfernte sich von der Wasserschüssel. Mittlerweile hatte sich der Dieb daran gewöhnt ein eigenes Zimmer zu haben, aber vor wenigen Tagen noch kam er nicht umhin sich mit jedem Blick durch das Zimmer zu wundern, warum er einfach so ein Zimmer in diesem Kastell bewohnen durfte, welches vielleicht sogar einem stinkreichen Händler vom Festland gefallen würde. Heute tat ihm sein Wohlgefallen darüber jedoch nur noch ein freudiges Lächeln ab. Eigentlich wusste er ziemlich genau warum ihm dieses Zimmer gehörte und die schwarze Robe, die er aus seinem Schrank zog, tat ein Übriges, um es zu verdeutlichen. Auch wenn diese offensichtlich sehr eigenwillig gestaltet worden war. Die weiten Ärmel hatte jemand ab der Schulter entfernt und zwei zusätzliche Schlitze an den Seiten teilten die Robe ab der Hüfte, um dem Träger wesentlich mehr Beinfreiheit zu schenken, als es diese Roben für gewöhnlich taten.

    Mit einem Waffengurt zurrte er die Robe an der Hüfte fest, befestigte daran sein varanter Langschwert, das zuvor noch auf dem Kaminsims ruhte, und streifte sich noch ein paar fingerlose Handschuhe über, die er vor einigen Tagen in den Schubladen des Schranks fand. Wer auch immer diese Garderobe eingerichtet hatte, schien gewusst zu haben worauf es Seisuke beim Schwertkampf ankam: Beweglichkeit und keine Blasen an den Händen. „Ob es sich wohl für einen Magier gehört derart bewaffnet im Kastell herumzulaufen?“, fragte er sich selbst, nachdem er die Schranktüren zufallen ließ. Eine Antwort gab er sich jedoch nicht. In Gedanken war dieser Dieb bereits ganz wo anders. Lange genug hatte er sich über sein neu- oder vielleicht wiedergewonnenes Heim gefreut und seinen Schwertarm hatte er ebenso schon seit Tagen wieder auf Vordermann gebracht. Nun war es an der Zeit mit Gegnern zu üben, die sich wehren würden und irgendwie wusste Seisuke, dass es tatsächlich einen Ort im Kastell gab, wo er solche Gegner finden könnte.

    Die Gänge des Obergeschosses machten zur Abwechslung keine Versuche seine Zeit zu stehlen und somit durchquerte er im Nu die Eingangshalle und stand vor einer weiteren Treppe, die tief nach Unten führte. Einen Moment starrte Seisuke in das Dunkel des Kellergewölbes hinein und schritt dann ohne großes Zögern voran. Ein leichter, kalter Luftzug blies ihm entgegen und ließ seine Nackenhaare sich aufstellen. Besonders unheimlich war ihm nicht. Die Obergeschosse, mit ihren irren, sich ständig ändernden Gängen, waren unheimlicher. Nein, als Seisuke das Ende der Treppe erreichte, konnte er es fast schon riechen: Hier war es schlicht gefährlich.

    Mit der Linken zog sich der Dieb eine Fackel von der Wand und fing an der rechten Wand zu folgen. Ganz sicher fühlte er sich dabei nicht. Schließlich konnte er nicht wissen, ob nicht auch die Gänge des Kellergewölbes wie die der Obergeschosse verrücktspielen konnten. Aber besser als blind durch die Gänge zu wandern war es allemal. Zu sehen gab aber es nicht besonders viel. Im Gegensatz zum Rest des Kastells waren die Kellergänge einfach nur grau. Hin und wieder lag der modrige Griff eines Besens oder ein Knochen auf dem Boden. An den Wänden warteten alle zwanzig Schritt Fackeln darauf entzündet zu werden, wobei auch nur jede Dritte sich anzünden ließ, und sonst war es nur ein Labyrinth aus staubigen Gängen.

    Nach gefühlten dreizehn Abbiegungen unterbrach ein entferntes Kratzen die Stille. Fortwährend wurde es lauter und unter dem Kratzen ließen sich nun leise Schritte wahrnehmen. Angestrengt spähte Seisuke in den Gang aus dem das Geräusch kam und langsam zeichnete sich eine Silhouette im flackernden Licht der Fackel ab. Mit wankendem Schritt trat ein mannshohes Skelett ins Licht. Seine knöcherne Hand hielt ein rostiges Schwert, dessen Spitze an der Wand schleifte. Seisukes Überraschung hielt sich in Grenzen. Er hatte bereits seinen eigenen Teil an Begegnungen mit lebenden Skeletten hinter sich, auch wenn jene bisher unbewaffnet waren. Als das Skelett dann nur wenige Schwertlängen von ihm entfernt war, stoppte es und sein Schädel drehte sich dem Eindringling zu. Spätestens jetzt konnte Seisuke davon ausgehen, dass er bemerkt wurde, aber noch bewegte sich nichts. Hektische Bewegungen wollte der Dieb vermeiden, also öffnete er seine freie Hand und konzentrierte sich. Er rief die Erinnerungen in sich wach, in denen er schon einmal jenes schwarze Feuer beschworen hatte. Das Kribbeln in den Fingern, den wallenden Zorn, es kam ihm vor als würde er mit seinem Geist in eine tiefe Dunkelheit greifen und ein Stück des kalten Schattens heraus zerren. Ein Fingerzucken ließ den züngelnden Schatten in seiner Hand entstehen und wie auf den Moment wartend, sprang das Skelett sofort auf den Dieb zu. Mit einem Schleudern aus dem Handgelenk warf er die schwarze Flamme dem Skelett entgegen. Aber unbeirrt vom Feuerball schlug es mit dem Schwert nach ihm. Die Klinge verfehlte nur knapp Seisukes Gesicht, der einen Schritt zurück taumelte. Mit der Hand sofort an seinem eigenen Schwert, zog er es aus der Scheide und kreuzte die Klingen mit dem Skelett. Ganze Splitter brachen aus dem rostigen Schwert mit jedem Hieb, den das Skelett gegen Seisukes Schwert schlug.

    In den Augen des Diebes war der Kampf aber längst entschieden. Sein Zauber war nicht ohne Effekt geblieben. Das Feuer fraß an dem Torso des Untoten. „Alles was ich tun muss, ist warten bis du an deinen eigenen Hieben zerbrichst.“, verspottete Seisuke das Skelett, auch wenn er wusste, dass es ihn wohl nicht verstehen würde, „Oder vielleicht geht es so noch schneller…“. Seisuke machte wieder einen Schritt zurück, schlug dabei den übergroßen Rostnagel seines Gegners gegen die Wand und drückte ihn mit dem Stichblatt seiner eigenen Klinge an der Wand fest. Wie es ein vernünftiger Kämpfer versuchen würde, tat das Skelett was es konnte, um die Waffe frei zu machen. Jedoch passierte nur, was passieren musste. Mit einem kräftigen Ruck riss sich das Skelett selbst den Arm von der angegriffenen Schulter und Seisuke ließ sofort einen letzten Streich folgen, der das brüchige Skelett zweiteilte. Mit einem selbstgefälligen Grinsen ließ er dann sein Schwert zurück in die Scheide gleiten. „Gut.“, fasste er für sich selbst zusammen, „Dann will ich mal hoffen, dass das hier die einzige Art Skelette ist die ich finde. Ich will mir nicht vorstellen was passiert, wenn diese Dinger schlau genug werden, mich aus dem Dunkel heraus anzugreifen.“

  19. Beiträge anzeigen #79
    Kämpfer Avatar von seisuke
    Registriert seit
    Aug 2011
    Beiträge
    312
     
    seisuke ist offline
    Schweiß rann dem Dieb von der Stirn. Krampfhaft hielt er mit der Linken seine Fackel und parierte mit dem Schwert in der Rechten einen Hieb nach dem anderen. „Natürlich konnte es nicht so einfach werden!“, schwirrte es ihm durch den Kopf. Ein paar hohle Skelette mit rostigen Schwertern in Stücke zu schlagen hatte ihm wohl einen falschen Eindruck von Sicherheit beschert und nun musste er sich eines deutlich geschickteren und agileren Skeletts erwehren, welches mit einem alten aber dennoch blankem und scharfem Langschwert nach seinem Leben trachtete. Von Schweiß oder Müdigkeit war an diesem untoten Kämpfer nichts zu erkennen. Ganz im Gegensatz zu Seisuke, der es grade so schaffte sich zu verteidigen. Die Kraft dieses Skelett zu überwältigen konnte er jedoch nicht mehr finden.

    Für den Moment konzentrierte er sich auf seine Verteidigung während er sich rückwärts durch die Kellergänge bewegte und darauf hoffte, eine Gelegenheit zu finden seinen Angreifer abzuschütteln und tatsächlich offenbarte sich eine Solche. Aus dem Augenwinkel erkannte er eine Tür aus massivem Holz mit schweren Eisenbeschlägen. Anscheinend war sie nur angelehnt. Dahinter konnte sich jedoch alles Mögliche befinden. Somit musste er aufpassen und die Sache vorsichtig angehen. Seisuke parierte einen weiteren Hieb, stieß dann mit der Linken die Tür auf und hoffte, dass er sich nun nicht gegen mehr als einen Angreifer verteidigen müsste.

    Er hatte Glück. Der Raum dahinter war nicht besonders groß. So konnte er im Licht der Fackel bis zu den Wänden schauen und weder Skelette noch andere böse Überraschungen waren zu erkennen. Seisuke warf die Fackel in den Raum, holte tief Luft und setzte eine letzte Offensive an. Mit der Linken stütze er den Schwertrücken seiner Waffe, blockierte das Langschwert des Skeletts am Klingenansatz bei der Parierstange und schleuderte die Waffe seines Gegners mit einem großen Schritt nach vorn und kräftigem Ruck aus den Schultern nach oben. Für den kurzen Moment danach stand das Skelett weit offen vor ihm und Seisuke schlug mit einem weiten Hieb nach vorn. Das Skelett reagierte mit einem leichtfüßigen Schritt zurück und wich der Klinge damit aus, lieferte damit aber den nötigen Abstand den Seisuke brauchte. Mit einem Satz flüchtete er zur Seite in den vermeintlich sicheren Raum, knallte die Tür zu, schob den glücklicherweise vorhandenen Riegel zu und lehnte sich mit dem Rücken gegen die schwere Tür. Auf der anderen Seite konnte er hören wie gegen die Tür geschlagen wurde. Auch ein paar Schwerthiebe gegen das massive Holz meinte er zu erkennen. Doch starb das Gepolter schnell wieder ab und sobald es still war rutschte Seisuke an der Tür herunter auf seinen Hintern. Er war in Sicherheit, fürs Erste. Zu hören war nur sein schwerer Atem und ein leises Tropfen von der Ecke neben ihm. Dicke Wassertropfen sammelten sich dort an der Decke und benetzten den steinernen Boden. Seisuke formte seine Hände zu seiner Schale, sammelte einige Tropfen und roch daran. Seine Nase sagte ihm, er könne wagen es zu trinken, und es schmeckte auch nicht viel schlechter als klares Bergwasser.

    Mit befeuchteter Kehle und ruhigerem Atem nahm Seisuke die Fackel wieder an sich. An den Wänden konnte er ebenso mehrere Fackeln erkennen, die er sogleich entzündete und den Raum damit von allen Ecken her erhellte. Von der Größe her hätte dies ein Lagerraum sein können, dachte sich der Dieb. Es wäre Platz für einige Fässer und Kisten in diesem Raum, aber die einzigen Möbel, die zu sehen waren, war ein Tisch, zwei umgeworfene Stühle und ein großer Spiegel, der an einer der Wände befestigt war. Der Boden war stellenweise mit zerbrochenen Brettern oder Holzscheiten besät. Um den Tisch herum aber lagen einige kleine Gegenstände aus Holz, die Seisuke zunächst nicht einordnen konnte. Er trat näher an den Tisch, sammelte ein paar dieser Holzteile auf und betrachte sie genauer.

    „Schnitzereien?“, fragte er sich selbst, „Könnte ein Goblin sein oder ein Ork. Das hier sieht aus wie ein schwarzer Turm und das hier …könnte eine geflügelter Dämon sein. Ein bleichhäutiger Dämon? Seltsames Spielzeug.“ Eine ganze Reihe solcher Figuren waren auf dem Boden verteilt und sie weckten das Interesse des Diebes. Eine nach der Anderen sammelte er die Figuren vom Boden und platzierte sie auf dem Tisch bis er gut dreißig kleine, schwarze und weiß-graue Holzfiguren aufgereiht hatte. Dann stellte er sich einen der Stühle hin, lehnte sich mit den Ellbogen auf den Tisch und betrachtete die Figuren. Eine ganze Weile starrte der Dieb die Sammlung an, konnte ihr aber keinen direkten Wert abgewinnen und ließ wieder von ihr ab. Der Spiegel an der Wand ihm gegenüber reizte ihn schon eher. Er war gut einen Kopf höher als Seisuke selbst. Ein dünner, goldener Ring umrahmte den Spiegel, eingelassen in einen Rahmen aus tiefschwarzem Holz. Das Spiegelbild war glasklar. Es erschien so makellos, dass man glauben mochte, man würde durch den Rahmen in ein weiteres Zimmer schauen.

    Seisuke trat einen Schritt näher und traf dabei etwas mit dem Fuß. Es war größer als der restliche Müll auf dem Boden. Als er es anhob und den Straub herunter blies, entpuppte es sich als ein dickes, quadratisches Brett. Auf der einen Seite war es mit schwarzen und weißen Quadraten gemustert, fast wie die Marmorplatten im Erdgeschoss des Kastells. Sowie kleinen, metallenen Kelchen an den Ecken, von denen zwei silbern schimmerten und zwei ganz geschwärzt waren. Der Dieb musste sich am Kopf kratzen. Ein so dekoriertes Brett musste doch einen Sinn haben, erwartete der Dieb, und stellte es zu den Figuren auf den Tisch. Einer wilden Ahnung folgend nahm er eine der Figuren und stellte sie auf eines der Felder des Bretts.

    „Es passt.“, murmelte Seisuke, „Der Sockel dieser Schnitzerei passt perfekt auf diese Vierecke.“ Er nahm sich eine weitere Figur, diesmal in anderer Farbe, und stellte sie der ersten gegenüber. Kaum hatte er die Hand von der Figur genommen, wurde er von dem Brett überrascht, fast schon erschreckt. In den winzigen Kelchen an den Seiten entzündeten sich kleine Flammen. Solch Zauberei war dem Dieb nun nicht fremd, nicht nachdem er sich an das Kastell gewöhnt hatte. Aber er erwartete mehr von diesen winzigen Flammen, als das bisschen Licht und suchte nach einer Bedeutung. Konzentriert starrte er auf das Brett, aber nichts veränderte sich. Nichts bewegte sich. Ungeduldig fing Seisuke an vor dem Brett hin und her zu laufen, bis er dieses Mal tatsächlich erschrak, als er eine Bewegung aus dem Augenwinkel erkannte. Instinktiv griff er nach seinem Schwert, bis sein Verstand ihn einholte und er erkannte, dass er grade in den Spiegel starrte. Der goldene Rand und der schwarze Rahmen waren der Beweis. Doch sein Spiegelbild war verschwunden. Statt dessen blickte er nun durch den Spiegel wie durch ein Fenster in einen ganz anderen, viel größeren Raum. Der Boden des Raumes war mit weißen und schwarzen Quadraten gemustert und in mitten des Raumes hüpften zwei Goblins, ein grauer und ein schwarzer, umher. Die beiden schlugen auf einander mit Knüppeln ein, fauchten, keiften sich an und bissen sich gegenseitig. Hören konnte Seisuke nichts davon, aber es war deutlich zu sehen. Fasziniert von dem Schauspiel wechselte sein Blick zwischen dem Brett und dem Spiegel hin und her. Am Kinn reibend phantasierte er über die Magie, die diese Illusion erzeugte und ihm kam eine weitere Idee.

    Wieder am Tisch nahm er die Figur des schwarzen Goblins, stieß den anderen Goblin damit um und setzte ihn auf dessen Feld ab. Den Spiegel behielt er dabei immer im Auge und so konnte er sehen wie der schwarze Goblin im Spiegel den anderen überrumpelte, seinen Knüppel wieder und wieder auf den grauen Goblin einhämmerte, bis dieser nicht einmal mehr zuckte. „Bei Beliars versammelten Dämonen…“, entfuhr es Seisuke, „Das nenne ich mal ein interessantes Spielzeug.“

  20. Beiträge anzeigen #80
    Held Avatar von Nicolei
    Registriert seit
    Nov 2003
    Ort
    Am Tresen einer Bar
    Beiträge
    5.753
     
    Nicolei ist offline
    Aufgeregt! Man hörte die vielen kleinen Knochen knacken und sich lautstark berühren. Aus den leeren Augenhöhlen wurde gespannt beobachtet und hin und wieder ein Stift, eine Zange aus der Unordnung gezogen. Meist war es das falsche Werkzeug, welches der kleine Diener ihm gab.
    »Zange. - Danke. Nein! Herrgott! Die andere! Die Messzange für die wichtigen Schädelpunkte! - Danke. Nein, doch nicht die!« So zog sich das Spiel etliche Stunden. Nun, für Yunarik war dies wohl kein Spiel, anders ist das wohl bei dem Skelett-Goblin gewesen, von dem Yunarik dachte, er könnte wirklich helfen. Doch bei jedem Erfolg fing es wieder aufgeregt an zu hüpfen und machte Radau und es war wirklich, wirklich schwer unter diesen Bedingungen zu arbeiten. Der Hohe Magier lies seinen ›Assistenten‹ nun frei und von ihm blieb nichts als Staub und eine angenehme Stille, die er wohl seit Stunden nicht mehr gehört hatte. Erleichternd seufzend machte er sich an die Arbeit, seine Arbeitsgeräte wieder zu ordnen. Wie hatte dieses kleine Biest es geschafft, so ein Chaos anzurichten, kein Wunder, dass er ihm stets das falsche Instrument gegeben hatte!

    Als die Messgeräte, Zangen und Maßeinheiten wieder ordentlich neben dem großen Arbeitstisch lagen fixierte der Hohe Magier erneut den Schädel. Es war durchaus interessant. Die Eigenschaften die er über jene Subjekte in Erfahrung brachte fügten sich, dank der Arbeit in den letzten Tagen, immer mehr zu einem vollständigen Bericht über das innere Wesen dieser armen Seelen (deren Gräber er geschändet, ihre Ruhe gestört und sie zu wesentlich teuflischeren Dingen missbrauchte). Verleumdung und Rufmord! Er war Magier. Schwarzmagier. Ihm galt die eine Regel. Wisse und Lerne. Alles andere war… irgendwo aufgeschrieben worden, von irgendwem, der dachte, dass man dies nicht tun sollte, da es gewisse moralische Grenzen gab, die ein normaler Bürger nicht überschreiten sollte, bla, bla bla. Wer kam den auf so einen Mist?

    Er wandte sich dem aufgebahrten Schädel ab und suchte bei den Unterlagen seine Pfeife.
    Blaugrüne Rauchschwaden stiegen auf während er auf dem alten Holzstuhl, die Beine auf der Arbeitsplatte, leicht kippelnd seine Ausführungen noch einmal durchging. Hin und wieder fiel sein Blick auf den blanken Schädel, auf dem einige Zeichen gemalt und Flecke markiert waren, die von seiner jüngsten Arbeit zeugten. Die Pfeife zwischen den Zähnen haltend, hin und wieder paffend, in der Rechten die losen Blätter Pergament, suchte er mit der Linken, blind tastend etwas. »Wo war es denn? Wo war es denn? Wo, in Beliars Na…«
    Klirr
    »Huch! So etwas aber auch!« Schnell fiel sein Blick auf die Ecke wo das Skelett sonst saß, doch dann fiel ihm wieder ein, er hatte es ja gefeuert! Kein schadenfrohes Lachen. Auch gut. Doch, was nun? Ich brauchte Wein, das war sicher.

Seite 4 von 21 « Erste 123456781115 ... Letzte »

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
Impressum | Link Us | intern
World of Gothic © by World of Gothic Team
Gothic, Gothic 2 & Gothic 3 are © by Piranha Bytes & Egmont Interactive & JoWooD Productions AG, all rights reserved worldwide