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  1. Beiträge anzeigen #41
    Held Avatar von Nicolei
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    Nicolei ist offline
    »Au. Heiß. Heiß. Heiß! Au! Verdammte Axt! Wer kam denn auf die glorreichste Idee, Suppen zu kochen?!« Vorsichtig balancierte er die große Schüssel mit der, wie angemerkt, sehr heißen Suppe, aus dem Refektorium hinaus. »In Beliars Namen! Warum müssen Suppen heiß sein? Wer dachte, es ist am aufbauendsten eine heiße Suppe zu haben? Kann mir das einer bitte erklären?«
    Fünf Minuten Später.
    »Viel Besser. Der das Tablett erfunden hat, muss ein wirklich kluger Mann gewesen sein. Platz für die Suppe, ein Beutel mit Tee und frischer Wein. Wie meinen? Wieso es ein Mann war? Natürlich war es ein Mann! Das Bedarf doch keiner Erklärung! Doch? Nun denn. In dieser oder jener tiefen, tiefsten Vergangenheit gab es die Frau Tablett, die das Problem hatte, alle Speisen von der Küche zum Tisch zu bringen. Herr Tablett, ein stattlicher Schreiner mit großem Schnauzbart kam auf die Idee, an einem einfach Brett zwei Halter zu befestigen, damit man allerlei Dinge irgendwo hinbringen konnte. Frau Tablett fand das so toll, dass sie es ihren Freundinnen erzählte, kurz darauf verdiente Herr Tablett so viel Gold, dass er bald von Tablett hieß. Alle sprachen davon und sagten: ›hast du schon von von Tablett gehört?‹ Daraus wurde im Lauf der Erzählungen und Wochen dann nur noch › vom Tablett‹ und dann nur noch ›Tablett‹.
    Herr Tablett war ein ansehnlicher Mann mit seiner Schreinerkunst geworden, starb jedoch an zu wenig heißer Suppe und allein. Denn Frau von Tablett gewöhnte sich an den Wohlstand so sehr, dass sie oft, oft ausging. Weit ausging. Sie lernte diese und jene Edelmänner kennen, besuchte die feinsten Läden und starb schließlich ein Syphilis. Herr von Tablett bekam also keine heisse Suppe mehr, auf einem Tablett, wodurch das Tablett für Tablett schließlich zum Verhängnis wurde. Was lernen wir daraus? Nichts. Eben. Ich will mir nur die Zeit vergnügen und ihr werter Damen und Herren seid wahrscheinlich auch gar nicht da und ich führe nur eine Geschichte aus, die euch gar nicht interessiert, nur damit ich etwas zum reden habe. Stellt Euch mal vor, jemand würde das wirklich, wirklich interessieren! Das wäre ein Segen!« Er blickte sich in dem leeren Gang um. Nichts. Weder in der einen, noch der anderen Richtung, auch nicht in dieser oder jener Richtung. Auch die Decke und der Boden waren leer. Bis auf den roten Läufer, alles leer.
    »Nun gut, dann nicht.«
    Den restlichen Weg legte er schweigend zurück. Nun gut, sagen wir, er versuchte es schweigend. Es gelang ihm. Meist. Kurze Zeit. Aber er hatte es versucht!
    Vorsichtig öffnete er schließlich die Tür zu dem Gemach und warf einen kurzen Blick auf das Bett. Azshera hielt die Augen geschlossen, aber sie hatte wieder etwas Farbe im Gesicht und wirkte wirklich besser auf Yunarik. Er stellte die Suppe auf den Nachttisch, versuchte sie nicht zu wecken und gab ihr einen Kuss auf die Stirn, ehe er sich daran machte einen Tee aufzusetzen, die frische Karaffe Wein zu den Gläsern stellte und sich selbst eines einschenkte.
    Samt Glas und einem kleinen Buch setzte er sich auf den Stuhl neben dem Bett und begann angenehm leise Vorzulesen,
    »Kurng, ein Mann mittleren Alters, lag im Schatten eines Baumes, streichelte seinen Hund und beobachtete beiläufig seine Schafherde, die er auf den Wiesen um Kap Dun weiden lies. Es war ein angenehmer Tag, die Sonne schien und die wenigen Wolken warfen ihre Schatten auf die Weide und Schafe. Wir schreiben den ersten Tag… «
    Geändert von Nicolei (23.02.2015 um 19:47 Uhr)

  2. Beiträge anzeigen #42
    Kämpfer Avatar von seisuke
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    seisuke ist offline
    „Elender Dieb!“ rief es von weit her. Wachen in roter Rüstung trampelten von weit hinten in seine Richtung. Ein beherzter Sprung über die Mauer, eine Landung auf weicher Erde, dann der Lauf über die Treppe an der Mauer hinunter zum Hafen. Seisuke kannte den Weg. Noch ein paar Meter bis zur Ecke und dann der Sprung runter vor die Kanaltür. Niemand würde ihn sehen und die Wachen nie auf die Idee kommen den Kanal zu prüfen. Ihre verwirrten Rufe, als sie nur wenige Schritt weit über Seisukes Kopf hinweg hasteten, malten ihm ein Grinsen ins Gesicht und erleichtert öffnete er die Tür. Doch gab der Boden der Kanalisation unter dem Gewicht seines Stiefels nach. Die Wände verschwommen im Dunkel und wie im Sumpf zog es Seisuke in die Tiefe. Erst ganz langsam und dann immer schneller, bis der Boden ihn gänzlich verschlang und der Dieb in eine bodenlose Tiefe stürzte. Bilder von sandigen Weiten und dunklen Gestalten mit gezogenen Klingen rauschten an ihm vorbei. Als dann sein Fall von einem dumpfen Schmerz an Seisukes Beinen gestoppt wurde. Kurz darauf ein zweiter Schmerz, nun im Gesicht.

    Seisuke versuchte die Augen zu öffnen. Grade einen schmalen Spalt breit schaffte es eines seiner Augen und er sah sich selbst in all seiner Länge auf dem Bauch liegen. Der Boden bestand aus kalten, glatten Steinplatten. Rostige Ketten baumelten an den Wänden und vor seinem Gesicht sah Seisuke ein kleines Skelett spöttisch vor ihm herumtanzen. Sein Körper war schwer. All seine Glieder schmerzten und er konnte sich kaum bewegen, geschweige denn aufstehen.

    Die Tür des Raumes öffnete sich und unfähig aufzuschauen, war das einzige was Seisuke erkannte ein sich stetig wiederholender Luftstoß, wie von einem mächtigen Paar Flügel geschaffen. Das Bewusstsein des Diebes war am Schwinden. Wieder wurde es Dunkel vor seinen Augen und etwas, wie eine riesige Hand, griff nach ihm, zerrte ihn mit gewaltiger Kraft vom Boden und trug ihn davon. Was auch immer ihn da trug, es war sehr unsanft. Wie ein zusammengerollter Teppich klemmte jenes Etwas den Dieb unter den mächtigen Arm und das ständige Schaukeln ließ Übelkeit in ihm aufwallen, bis er letztlich ganz sein Bewusstsein verlor.

    Wieder weckte ihn ein dumpfer Schmerz, diesmal auf seiner Brust. Gefolgt von dem Drang nach Luft zu schnappen, dem Seisuke irgendwie nicht nachkommen konnte und als er dann versuchte seine Lungen mit aller Kraft zu füllen, rissen ihn seine Instinkte auf dem Wasser des Brunnens in den er offensichtlich geworfen wurde. Minutenlanges Husten und Würgen raubten ihm seine letzten Kräfte, bis er letztlich gegen den Brunnen gelehnt zusammenbrach.

    „Was ist mit mir passiert…?“, fragte er sich leise flüsternd und schlief dann am Brunnen des Innenhofs wieder ein.

  3. Beiträge anzeigen #43
    Ritter Avatar von Luman
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    Luman ist offline
    In aller Früh hatte der junge Magier das Rasiermesser gezückt, um sich die wieder nachgewachsenen Haare vom Kopf zu schneiden, wie er es immer tat, wenn die Haare zu lang wurden. Danach hatte er sich eine reichhaltige Mahlzeit im Refektorium gegönnt und kehrte danach wieder in sein Gemach zurück, um dort aus dem Fenster unaufhörlich zu starren.
    Dieses Muster wiederholte er in den letzten Wochen, sogar Monaten. Niemand hatte ihn mehr gesehen. Wie ein Schatten wandelte er durch das Kastell, wie ein Schemen. Die einzigen Zeugen waren die Dämonen, die überall ihre Augen hatten, doch kein menschliches Individuum bekam etwas von der Präsenz des Mannes mit, der kaum die anderen Räumlichkeiten des alten Gemäuers aufsuchte und wenn, dann wandelte er stehts in der Dunkelheit.
    Ruhe war es, was er wollte. Niemand sollte ihn sehen. Niemand sollte ihn hören. Niemand sollte mit ihm reden. Er wollte nicht. Nur die Dämonen wollte er um sich herum haben und ihr Donnern in seinem Hirn, wenn sie Kontakt aufnehmen wollten. Bilder, die ihn von den Wänden aus anstarrten. Bei Anblick, ihm einen Keil in den Kopf schlugen.
    Seine eigene Stimme, der er zuhörte. Wörter, die aus seinem eigenen Mund entsprangen. Seine Ohren, die die Worte vernahmen und sie zu ihm leiteten. Die Ruhe, die so beruhigend war, dass er nichts mehr anderes akzeptierte. Doch sein Geist, war dennoch stehts klar.

  4. Beiträge anzeigen #44
    Ehrengarde Avatar von Narzuhl
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    Narzuhl ist offline
    Endlich können wir unsere kleine private Lehre fortsetzen. Mit einem breiten scheinbarem Grinsen begrüßte der schwarze Schemen den Hüter, als dieser sein Labor betrat. Der Nachtdämon hatte es sich in dem einzigen Sessel des Labors bequem gemacht. Ob Dämonen so etwas wie Bequemlichkeit überhaupt schätzten?
    Ein paar Tage Erholung dürften wohl reichen und wie du feststellen konntest, läuft im Kastell immer noch alles wie gewohnt ab. -
    Wie kommst du überhaupt in mein Labor? -
    Vielleicht solltest du dir angewöhnen es nicht nur mit einem einfachen Schlüssel zu verschließen. Du hast doch mal gelernt so etwas auf magische Art und Weise zu bewerkstelligen. Gerade du als Magier solltest wissen, dass man seine Geheimnisse schützen muss und hier gibt es einige interessante Sachen in deinen Unterlagen abzugreifen. -
    Was sollte da schon von Interesse für dich sein? -
    Oh ich sprach weniger von mir als von neugierigen Gästen oder anderen Magiern die sich aus Versehen hierher verirren könnten. Für mich gab es lediglich einen nützlichen Einblick in deine Persönlichkeit, deine Vorgehensweise. Lediglich Dinge die mir helfen werden dich besser zu unterrichten. -

    Seufzend verscheuchte der Hohepriester den dunklen Schemen aus seinem Sessel.
    Ich habe im Moment wenig Verlangen danach deine Ränkespielchen zu kommentieren. -
    Genau, deshalb sollten wir einfach fortfahren! Umso eher erreichst du dein Ziel und umso eher wirst du mich los. -
    Mein Ziel? Du meinst ehr das Ziel das du für mich gesteckt hast. Und außerdem hab ich das ungute Gefühl dich nicht so einfach loszuwerden. -
    Aber das Ziel dürfte sich sehr gut mit deinen Interessen und Vorhaben decken, nicht wahr? Und was meine Anwesenheit betrifft...diese können wir auch noch später diskutieren. -

    Erneut war das breite Grinsen in dem beinahe gestaltlosen Wesen zu erkennen, während es durch das Labor schwebte. Fangen wir einfach an! Bestimmt erhob sich Narzuhl, nachdem er kurz überflogen hatte, ob alle seine Unterlagen noch vorhanden waren.
    Also gut, behandeln wir zunächst einmal dein Paradegebiet - Beschwörungen jeglicher Art. Bleiben wir zunächst bei den Untoten. Es sollte dir nicht schwer fallen, die verschiedensten Wesen wiederzubeleben. -

    War es auch nicht. In einem fließenden eleganten Schauspiel begann der Hüter die Zauberei. Die Verbindung ins Reich der Toten, das Schaffen des Skeletts, das Einhauchen des Lebens und der anhaltenden Prozess der Kontrolle. So entstand zunächst aus dem Nichts eine kleine untote Ratte; der nach einigen Augenblicken knöcherne Flügel wuchsen, die Beine bildeten sich zurück, aus dem Säugetier wurde Schritt für Schritt ein Insekt, bis schließlich eine untote Blutfliege durchs Zimmer surrte. Immer weiter ging diese Prozedur, geschickt nutzte der Schwarzmagier die bereits vorhandenen Knochen um sich Arbeit zu ersparen. So landete die Blutfliege wenige Augenblicke später als Wolf auf dem Fußboden, und unter knackenden Geräuschen wuchs dieser zum Lurker heran. Zum Abschluss erwuchs als Krönung ein Schattenläufer aus der Knochenmasse. Sicherlich gab es noch größere Wesen, doch stellte ein solch außergewöhnliches Tier magischer Natur eine besondere Herausforderung in der Herbeirufung und Kontrolle dar.

    Gut, gut! Und auch noch hübsch anzusehen. kommentierte der Nachdämon abschließend als der Schattenläufer letztendlich als Haufen Knochenstaub verschwand. Wie zu erwarten keine Probleme. Bei diesen Zaubern kann ich dir auch nicht mehr viel beibringen, die Abläufe sind dir bekannt, Effizienz ist dir ebenfalls ein Begriff. Die einzige Steigerung wäre wohl die Kontrolle mehrerer Skelette. Nicht weniger als eine echte Armee von Untoten sollte das Ziel deiner Bemühungen sein. Aber weiter im Text, die Beschwörung eines Zombies ist nun deine Aufgabe! -

    Zombies, auch wenn sie langsamer, kräftiger und fleischiger waren als Skelette, folgten doch sehr ähnlichen Regeln in der Erschaffung. Erwartungsgemäß überraschte es weniger den Magier noch den Nachtdämon, als sich der humanoide Untote unter dem typischen Gestöhne erhob und die Anweisung seines Meisters erwartete. Genug, ich muss den Zombie nicht erst herumtanzen sehen um mir sicher zu sein, dass du ihn kontrollieren kannst. Der letzte Zauber für heute soll das Erschaffen eines Golems sein. Dämonen und ihren Eigenheiten widmen wir uns gesondert an einem anderen Tag.

    Das Labor bot gerade ausreichend Platz um den steinernen Riesen hier entstehen zu lassen. Spätestens für das Herbeirufen der Dämonen sollte sie jedoch besser einen der Übungsräume aufsuchen. Die Erschaffung eines Golems folgte nun einigen andersartigen Regeln. Die Struktur, die Hülle unterlag weniger festen Vorgaben als lediglich der Vorstellung des Magiers. Es gab keine entsprechende Seele im Reich der Toten, die drauf wartete in den zughörigen Körper einzufahren. Es handelte sich ehr um ein magisches Konstrukt denn um ein echtes Lebewesen, angetrieben von der Energie und dem Willen des Erschaffers. Ebenfalls nicht schlecht begutachtete der dämonische Lehrer das steinerne Wesen. Man erkennt im Wirken des Zauber, dass dir der Golem bereits einige Male gute Dienste erwiesen hat. Sicherlich ist es in vielen Fällen ausreichend und am praktischsten Gestein als Grundlage zu verwenden. In der Geschichte gab es jedoch auch einige mächtige Magier, denen es nach zahlreichen Versuchen gelungen ist auch die anderen Elemente zu beherrschen und sie in den Zauber einzuweben. Doch dieser Ausblick soll ebenfalls nur als Ansporn dienen die Studien niemals ruhen zu lassen. Für den jetzigen Maßstab reicht diese Form mehr als aus.

    Emotionslos, aber äußerst konzentriert ergänzte Narzuhl seine persönlichen Aufzeichnungen zu den jeweiligen Zaubern, als der Golem längst zu Staub zerfallen war. Ich denke das genügt für heute. Meine Erwartungen hast du erfüllt, nicht mehr und nicht weniger. Die nächste Zaubereinheit sollte, nun sagen wir abwechslungsreicher ablaufen. Mit einem wissenden, fast schon schadenfrohen Lachen verflüchtigte sich der schwarze Nebel und die dämonische Präsenz verschwand. Zurück blieb der Hüter in seinem Labor bei seinen Notizen...

  5. Beiträge anzeigen #45
    Waldläufer Avatar von Varesz
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    Varesz ist offline
    Die Erkundung der Katakomben war eine langwierige Aufgabe und zerrte an den Nerven des Waffenschmieds. Was einst als einfache Suche nach passenden Räumlichkeiten für eine Schmiede begonnen hatte war zu einer zermürbenden Angelegenheit geworden. Immer wieder musste der bleiche Kämpfer sich auf den Rückweg begeben und neu organisiert einen neuen Vorstoß beginnen. Es war unmöglich ausreichend Fackeln und Proviant für eine langfristige Erkundung mitzunehmen. Varesz war darauf angewiesen alles selbst zu tragen, dazu musste er gleichzeitig beweglich genug bleiben um eventuellen Gefahren mit Waffengewalt begegnen zu können.

    Immer wieder begegnete der Krieger aggressivem Viehzeug wie zu groß geratene Ratten oder Ungeziefer. Unangenehme Zeitgenossen, doch mit jedem Ausflug wurde die eklige Angelegenheit zur Gewohnheitssache für Varesz und seinen Streitkolben, so abgestumpft war er mittlerweile geworden. Erst wenn in irgendeiner Form Magie ins Spiel kam sammelte sich spürbare Anspannung im Körper des Kämpfers. Untote waren noch das geringste Problem, doch selbst diese konnten so manch wackeren Abenteurer in die Flucht schlagen. Ein wandelndes Skelett kannte keine Erschöpfung, keinen Schmerz, keine Gnade. Solange die dunkle Macht sie antrieb würden sie unnachgiebig jeden Gegner attackieren der es wagte ihre Ruhe zu stören.

    Einzelne Skelettkrieger konnte der Schmied noch überwinden, doch immer wieder traf er auf kleiner und größere Gruppen von Untoten. Und hin und wieder verspürte der sonst so emotionslose Hüne bei manchen dunklen Korridoren ein derart ungutes Gefühl, dass er entschied sie vorerst nicht zu erkunden. Die Karte die der Waffenschmied angefangen hatte zu zeichnen wies somit zahlreiche leere Gebiete auf und selbst die bereits erforschten schienen endlos weiter zu gehen. Nur Beliar selbst kannte wohl jegliche Geheimnisse in der Tiefe unter dem Kastell...

  6. Beiträge anzeigen #46
    Ehrengarde Avatar von Narzuhl
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    Narzuhl ist offline
    Als der Hüter sein Labor am darauf folgenden Tag betrat erwartete der Nachtdämon ihn bereits. Raus aus meinem Sessel! -
    Wozu es sich erst bequem machen? Wir sollten direkt beginnen. Ganz langsam schwebte der Schemen aus dem Sessel empor und grinste herausfordernd. Außerdem hättest du diesen Umstand verhindern können. Ich habe dich nicht aus Spaß darauf hingewiesen, dass du dein Labor magisch verschließen solltest. Aber wie gut, dass wir uns heute allerlei verschiedenen praktischen Zaubereien widmen.

    Noch ehe der Hohepriester seinen Sessel erreicht hatte, erlosch schlagartige das gesamte Kerzenlicht im Labor. Rumms. Mit einem missmutigen Brummen, erschuf Narzuhl eine kleine magische Lichtkugel um zu erkennen, dass er gegen den Sessel gestoßen war. Der Nachtdämon hingegen kommentierte die Situation ziemlich erheitert. Sehr schön, wie ich sehe, beherrschst du einen der grundlegendsten Zauber. Gerade ein Schwarzmagier sollte immer in der Lage sein sich in jeder Dunkelheit zurechtzufinden. -
    Und dafür war es nötig mich gegen den Sessel laufen zu lassen? -
    Nein, aber ich fands ziemlich amüsant. - Das Lachen aus der Dunkelheit bestätigte dies nur aufs neue.

    Die magische Lichtquelle erlosch kurz darauf wieder und Schritt für Schritt entzündeten sich die Kerzen auf Wink des Schwarzmagier wieder. Auch wenn es sich um Feuer handelte, so war es für einen Schwarzmagier auch keine Schwierigkeit Kerzen, Fackeln und dergleichen wieder zu entzünden. Solche Orte besaßen eine hohe Affinität zu Feuer und erleichterten es den Magiern Beliars erheblich auch dieses sonst so fremde Element im kleinen Maßstab zu beherrschen. Sehr gut, du scheinst ja schon meine Gedanken lesen zu können, genau das hätte ich jetzt von dir verlangt. Solch kleine Zaubertricks sollte jeder anständige Magier beherrschen. Es sind vielleicht keine mächtigen Zauber, aber ungemein praktische. Schon ehr das Handwerk eines Schwarzmagiers ist es hingegen, sämtliches Licht zu vernichten, zu unterdrücken und absolute Finsternis zu erschaffen.

    Narzuhl wusste worauf der Nachtdämon hinauswollte. Einen solchen Zauber hatte er bereits in Zusammenarbeit mit Tashunka erprobt. Ebenso wie beim Lichtzauber entstand kurz darauf in seiner Handfläche eine kleine schwarze Kugel, die sich eine Handbewegung später schlagartig ausbreitete und einen dichten schwarzen Nebel im Labor verteilte. Ähnlich dem dämonischen Schemen wurde dieser Schleier immer dunkler, verdichtete sich, schwächte zunächst das Kerzenlicht ab, bis schließlich nicht einmal mehr ein Glimmen zu erkennen war. Als absolute Steigerung nahm die Finsternis eine solch erdrückende Präsenz an, dass sie sämtliche Lichtstrahlen verschluckte und die Kerzen sich der Dunkelheit beugen musste.

    Der Hüter beendete daraufhin den Zauber und entzündete die Kerzen aufs neue. Elegant anzusehen und in der Dunkelheit fühlt man sich doch erst richtig wohl, nicht wahr? Ohne eine Antwort des Hohepriester abzuwarten, fuhr der dämonische Lehrmeister einfach fort. Zwei weitere Zauber sollten die ebenfalls sehr bekannt sein. Deine Studien zum Geruch des Todes sind noch nicht allzu lange her und eine feine Nase kann sicherlich immer noch feststellen, dass du dein Labor damit malträtiert hast. Für den Zauber der Angst bräuchten wir ein Testsubjekt, doch wenn ich richtig informiert bin hast du diesen Zauber bereits erfolgreich an einen Schüler vermittelt. Daher sollte eine Präsentation überflüssig sein.

    Der Nachtdämon begann bereits sich langsam zu verflüchtigen während er weiter sprach. Morgen widmen wir uns der Kunst der Destruktion und ich erwarte ein verschlossenes Labor vorzufinden...

  7. Beiträge anzeigen #47
    Kämpfer Avatar von seisuke
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    seisuke ist offline
    Klack, klack, klack – Ein seltsam klapperndes Geräusch weckte Seisuke und während er sich langsam aufrichtete, dämmerten ihm seine letzten Erinnerungen. Der Raum, wie aus einem Kerker und ein Brunnen, in den er geworfen wurde. Seisuke fasste sich an sein Haar, es war schon lange trocken, und schaute sich um. Er lag in einem von vielen Betten und befand sich in einem riesigen Saal, gefüllt mit dutzenden von eben Jenen. – klack, klack, klack – Wieder hörte er dieses seltsame Geräusch, dass direkt vor seinem Bett zu entstehen schien und als er vor sein Bett blickte, hüpfte da ein kleines Skelett von der Größe eines Goblins hin und her. Seisuke zog eine seiner Augenbrauen hoch. Er wusste noch nicht wirklich wo er hier war, doch überraschte es ihn am meisten, dass er von der Anwesenheit des Skeletts scheinbar gar nicht überrascht war.
    Kaum wollte der Dieb darüber nachdenken, flog ihm ein Bündel Stoff ins Gesicht und als dieses auf sein Bett herunter glitt, sah er wie das Skelett mit dem Finger auf ihn zeigte und wild mit dem Gebiss klapperte, als würde es lauthals, jedoch stimmlos lachen. Grade wollte Seisuke den Stoffballen zurück werfen, da fiel ihm auf was er da tatsächlich in der Hand hatte: ein weißes Leinenhemd und eine dunkelbraune Hose. Beides sauber, fast sogar als hätte man sie nie getragen. Ein kurzer Vergleich mit dem was er selbst trug ließ ihn schnell verstehen, wozu diese Kleidung gedacht war. Seisuke verließ das Bett, warf sein zerrissenes Hemd und Hose von sich und legte die saubere Kleidung an. Nur langsam konnte er sich umziehen und kaum war er fertig erklärte ein gewaltiges Magenknurren seine Kraftlosigkeit. Neben dem Bett fanden sich ein Paar Stiefel, welche Seisuke ohne groß nachzudenken an sich nahm.

    Das kleine Skelett griff sich die verschlissene, alte Kleidung, warf es in einen Eimer in der Nähe und rannte recht flink zu Seisuke zurück, den das Skelett aus dem Lauf nach vorn schubste, dann vor ihn sprang und auf die Tür deutete. „Ein ganz schön freches, kleines Biest bist du. Aber gut, ich will hier schließlich keine Wurzeln schlagen.“ Seisuke wusste nicht wirklich, ob ein Gespräch mit einem Skelett als Gespräch wirklich zählen würde oder eher ein Selbstgespräch war. Aber folgte er dem kleinen Wesen. Es führte ihn aus dem Schlafsaal hinaus in einen beeindruckenden Korridor. Währen die Gemälde nicht derart makaber und die Farbwahl nicht derart düster, hätte Seisuke diesen Ort für das Schloss eines mächtigen Herrschers gehalten. Aber das Gefühl von allen Seiten beobachtet zu werden, obwohl er keine Menschenseele wahrnahm, und nicht zuletzt das dreist an seiner Hose ziehende Skelett, ließen diese Idee sofort aus Seisukes Kopf verschwinden.
    Vor einer recht großen Doppeltür machte das kleine Skelett halt und klopfte dagegen. Aber der Dieb vergaß seine Vorsicht nicht. Nur ganz langsam öffnete er die Tür und spähte behutsam durch den Spalt. Doch Nichts kam ihm entgegen. Lediglich wieder ein großer Saal, diesmal voll mit Tischen, Stühlen und Bänken offenbarte sich vor ihm. Seisuke drehte ein paar Runden um die Tische im Saal und nahm dann am nächst besten Platz. „Man könnte hier würden Feste gefeiert und Gäste mit Speisen bedient. Aber offensichtlich bin ich zur falschen Zeit hergekommen.“, murmelte er bei sich. Das Skelett, welches ihn begleitete, sprang auf den Tisch vor ihm und wieder fing es an klappernd hin und her zu hüpfen, zeigte dabei auf Seisuke und tat als würde es von einem unsichtbaren Teller Essen in sich hinein schaufeln. Dann zeigte es wieder auf Seisuke und lachte ihn stumm aus.

    Ja, du hast es gut.“, entgegnete der Dieb seinem Begleiter, „Du siehst tatsächlich so aus, als könntest du nur von Luft satt werden!“, und dann vergrub er sein Gesicht auf der Tischplatte. „Ich brauch was Richtiges zu essen. Und am besten ne ganze Menge. Drei oder vier über dem Feuer gebratene Scavengerkeulen, eine Schüssel frischer Salat, ein Teller überbackener Kartoffeln und eine Flasche Honigmet und das alles herunter zu spülen. Das wäre, was ich jetzt brauche…“ Und kaum sprach Seisuke dies aus, kam es ihm schon so vor als würde ihm die Vorstellung allein den Geruch in die Nase treiben. So vergingen noch einige Minuten, bis dem Dieb auffiel, dass der Duft des Essens nicht aus seiner Nase verschwand. Wie ein Pfeil schnellte er hoch und als er wieder aufrecht saß, schaute er auf seinen Tisch als wäre er ein göttliches Wunder. All die Speisen, die er aufgezählt hatte, waren säuberlich vor ihm aufgereiht und nur Sekunden dauerte es, bis er als die Fragen, die er über sich selbst und diesen Ort hatte, vergaß und begann das Essen wie ein verhungernder Wolf zu verschlingen.

  8. Beiträge anzeigen #48
    Drachentöter Avatar von Shakuras
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Shakuras ist offline
    Das Pentagramm lag zu lange schon in Stille und Vergessenheit, doch heute sollte es anders sein und es wieder brennen... Feuerflammen erfassten die Kerben des Gebildetes und züngelten zäh, einem Ritus folgend, den Eckpfeilern entgegen. Konzentrierte Arkanei und Feuer und Flamme kündigten den neuen alten Weltenwandler an und purpurnes Licht ergoss sich schwallartig in der Eingangshalle. Raum und Zeit schienen sich für einen Bruchteil zu dehnen und zu verflüssigen. Es glich einer Wölbung und einem Manöver, zu diesem Kriegsbeflissene gemeint hätten, der Ort wolle dem Antreffenden ausweichen. Aus dem Licht fiel ein Kind eines anderen Gottes. Hart schlug der Wiedergeborene auf den Boden auf. Doch dann war es um das auch schon geschehen und nichts Unheiliges trug mehr zu einer Bedeutung bei. Im Zwilicht der schwindenden Kräfte des Pentagramms sah Vabun nur einen in einer grauen Robe gehüllten alten Mann, der den blutenden Kopf hob und ein kindisches Lächeln auf seinen Lippen trug, während seine Augen irr und überwältigt von der Reise über den dunklen Marmorteppich flogen.

  9. Beiträge anzeigen #49
    Kämpfer Avatar von seisuke
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    seisuke ist offline
    „Also gut. Ich hätte gerne einen Eintopf mit Bohnen, Pilzen, Kartoffeln, zartem Fleisch und milden Gewürzen.“, sprach Seisuke, als er nun zum zweiten Mal in jener Speisehalle saß, in der die Speisen einfach aus dem Nichts heraus erschienen und gemäß seinem Wunsch wurde ihm ein wunderbar duftender Eintopf serviert. Seisuke streichelte seinen Bauch, fing aber nur langsam an zu essen. „Das Festmahl, das ich mir vor ein paar Tagen gewünscht hatte, war zwar unglaublich köstlich, aber offensichtlich hatte ich wohl übertrieben“. Er sprach laut vor sich hin. Da ihm bisher kein Mensch oder Ähnliches begegnet war, welcher sich an ihm stören könnte, blühte Seisukes Eigenart Selbstgespräche zu führen haltlos auf. „Ich hätte ja eigentlich sehen müssen, dass ich körperlich nicht so ganz auf der Höhe bin und dann gleich so ein Festmahl herunter zu schlingen… Kein Wunder, dass ich darauf im Bett liegen und meine Bauchschmerzen beklagen musste.“

    Fröhlich grinsend genoss Seisuke jeden Löffel des Eintopfs. Auch wenn er die Zeit seit seinem letzten Essen fast ausschließlich im Bett lag und mit aller Kraft dagegen kämpfte all das gute Essen nicht wieder hoch zu würgen, fand er Gefallen an diesem Ort. Er hatte ein Bett im großen Schlafsaal, saubere Kleidung und hungern war das letzte, was er hier tun müsste. Somit fand er nun endlich Zeit, um darüber nach zu denken wo er hier war und was mit ihm passiert sein musste. Natürlich dachte er laut beim Essen und schmatze dabei ein wenig: „Also, woran erinnere ich mich? Ich weiß es gab Ärger in Khorinis. Die anderen Diebe haben sich alle nur um sich selbst gekümmert und ich musste weg. Bin auf das nächst beste Schiff geschlichen und nach ein paar Tagen hat man mich entdeckt und von Bord geworfen. Das war vor …dieser Insel. Genau! Diese Insel! Irgendwas mit ‚A‘ am Anfang. An… Al… Ar… ach was auch immer. Ich war oder bin also auf dieser Insel und ich hab das gemacht was ich konnte. Ein paar schöne Orte gibt es hier, denke ich, mit netten Menschen, die nur schlecht auf ihre Taschen aufpassen. Ich weiß noch von dieser Küste, die ich nach Süden gewandert bin. Irgendwas habe ich gesucht. Aber was? Und wo?“

    Mit diesen Fragen war Seisuke auch fürs Erste gesättigt. Er bestellte noch ein Glas Traubensaft und verließ dann den Speisesaal in Richtung der großen Halle gleich nebenan, die durch das große Tor und den steinernen Mann mit der offensichtlichen Opferschale wohl die Eingangshalle sein musste. Der Dieb war hier bereits einmal während der kurzen Stunden, in denen er Kraft hatte durch die Gänge zu wandern, gewesen. Sein Ziel war der große Saal, den man direkt von der Eingangshalle sehen konnte. Doch als Seisuke den steinernen Mann mit seiner Schale passierte stieg ihm ein Geruch in die Nase, der ihn Inne halten ließ. Mit ein paar kurzen Luftzügen durch die Nase nahm er den Geruch stärker auf.

    „Blut?“ Seisuke schaute sich um und tatsächlich konnte er dort, wo ein großes Pentagramm in den Boden eingelassen war, eine Gestalt erkennen. Ein alter Mann in grauer Robe, mit silbrig grauem Haar und dichtem Bart, von dessen Kopf das Blut tropfte. Bei dem Anblick fasste sich Seisuke ebenfalls in Haar und zog eine Strähne vor seine Augen. Auch sein Haar war silbern, doch hatte der Dieb bisher nie darüber nachgedacht, es einfach hingenommen. Aber nun machte es ihn neugierig. „Ein Rätsel mehr, dem ich auf den Grund gehen oder mich einfach nur daran erinnern sollte.“ Damit ließ er von jener Gestalt auf dem Pentagramm ab. „Sicher nur ein Scherz. Eine Illusion dieses seltsamen Ortes um mich an meine eigene Haarfarbe zu erinnern. Fast wie dieses dreiste Goblinskelett vor ein paar Tagen.“

    Damit ließ Seisuke die Eingangshalle hinter sich und betrat jenen Saal, dessen Erscheinung wohl eine Stichelei für jeden Innospriester und ihre Kirchen wäre. „Oder eine Weihestätte Beliars…“, murmelte der Dieb vor sich hin. Mehr noch als die anderen Hallen und Gänge war diese Halle geprägt von einer düsteren Eleganz: die dunklen Vorhänge, die von Säulen geworfenen Schatten, der wenigen Kerzen und Fackeln und vor allen Dingen der Altar weit hinten im Saal. Mehr noch als je zuvor spürte Seisuke diesen Ort zu kennen. Nur wenige Schritt weit von jenem Altar setzte er sich auf den Boden und lehnte sich an eine Säule, den Blick fest auf den Altar verankert.

    Es war als würden die Schatten sich biegen, einen Strudel formen und seinen Blick mit hineinreißen. Der Altar blieb an seinem Platz, aber die Säulen verschwanden, der Raum weitete sich aus und es wurde wärmer. Die Dunkelheit blieb, aber die Luft war für einen kurzen Moment eine ganz Andere und von weit her sprach ein jemand ein Wort, ein Flüstern, dass sich in Seisukes Kopf festsetzte und als die Schatten sich wieder zurück drehten, die Säulen wieder ihre Plätze einnahmen, klang das Flüstern ein letztes Mal.

    „Bakaresh…“, wiederholte es der Dieb und hielt sich die Stirn mit beiden Händen, da sein Kopf fast zu bersten schien, „Ich wollte nach Bakaresh.“

  10. Beiträge anzeigen #50
    Kämpfer Avatar von seisuke
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    seisuke ist offline
    Mit ein paar tiefen Atemzügen saugte Seisuke Meerluft in seine Lunge. In den letzten Tagen hatte er einen neuen Lieblingsplatz gefunden, an dem er sich entspannen und nachdenken konnte. Er lag im Innenhof, an jenem Platz direkt an der Klippe, von der man das Meer sehen konnte. Hier wo sich die immer warme Luft des Innenhofs, geprägt vom Duft der großen Esche, mit der frischen, salzigen Luft der Meeres vermischte, konnte sich Seisuke entspannen, wie an keinem anderen Ort sonst. Umso mehr während der Nachmittagsstunden, da die Sonne dem Dieb entgegen schien und ihm Gesicht und Glieder wärmte. Auch wenn sein Gedächtnis etwas löchrig war, erinnerte er sich noch gut an seine Abneigung gegenüber Innos, was hauptsächlich seine Paladine zu verschulden hatten. Doch zu dieser Zeit kam er sich immer vor, als hätte er Jahre lang keine Sonne gesehen und war zur Abwechslung ein klein wenig dankbar für den Sonnenschein.

    Seine Genesung schritt sehr schnell voran. Nicht einmal zehn Tage muss es her gewesen sein, da der Dieb kaum ein paar hundert Schritt laufen und nur wenig essen konnte. Ob es vielleicht dem magisch erscheinenden Essen in dem Speisesaal oder vielleicht irgendwelchen Geistern oder Magie dieses Ortes zuzuschreiben war, konnte Seisuke nicht sagen. Aber in dieser kurzen Zeit war sein ausgemergeltes Selbst von vor einigen Tagen längst verschwunden. Es kam ihm sogar so vor als würde er anfangen einen Bauch anzusetzen. Bewegung hatte er schließlich nicht besonders viel hier. Genau so wenig wie er „Arbeit“ hatte. Es gab keine Geldbörsen zu stehlen und keine Wachen, vor denen er sich verstecken oder weglaufen müsste. Lediglich eine Menge dunkler Gänge, viele leere Zimmer, genau so viele abgeschlossene Türen und ein paar wenige große Hallen gab es hier für ihn.

    „Aber eine seltsame Tür gibt es noch, die ich noch nicht probiert habe.“, murmelte Seisuke unter einem Gähnen, als er sich aufrappelte, „Hab lang genug rumgelegen. Vielleicht find ich ja noch irgendwas an diesem Ort, um meinem Kopf auf die Sprünge zu helfen.“ Langsam und gemütlich schlenderte er durch die Eingangshalle und dann durch jenen Gang, der vor eben die Tür führte, welche Seisuke im Sinn hatte. Sie kam dem Dieb schon mehr wie ein Portal vor, so fest und stabil sah sie aus. Als ob ein gewaltiger Schatz dahinter liegen müsste. Eine ganze Weile musterte der Dieb die Tür und fasste letztlich den Entschluss, es zu wagen auch diese Tür zu öffnen. Wie bei der Tür in jenen Speisesaal, öffnete er sie langsam und vorsichtig und genau wie zuvor schnellte ihm Nichts entgegen. Doch statt einem leeren Saal mit Tischen und Stühlen, erstreckte sich vor Seisukes Augen der wohl gewaltigste Raum, den er je gesehen hatte. Zeile um Zeile reihten sich Regale voll mit Büchern aneinander. Tausende müssten es sein, vielleicht sogar Hunderttausende. Im Angesicht einer solchen Menge konnte der Dieb kaum die Zahl der Bücher oder die Größe Saals einschätzen. Ziellos wanderte er entlang der Regale und versuchte die Titel der Bücher zu entziffern. Die allermeisten konnte er kaum lesen und die wenigen Titel, die er verstand, ließen ihn auf keine Ordnung in dieser Bibliothek schließen, die er sich zu Nutze machen konnte. Schnell gab er seine Mühen auf und nahm auf einem hohen und sehr bequemen Sessel in der vermeintlichen Mitte der Bibliothek Platz.

    „Ein wunderbarer Ort ist das hier.“, wieder sprach Seisuke laut mit sich selbst, „Eine Bibliothek von solchem Ausmaß, dass sicher jeder andere Gelehrte oder sogar die Magier vor Neid grün und blau werden müssten, wenn sie diesen Ort mit ihren eigenen Sammlungen verglichen. Wie soll ein kleiner Dieb wie ich hier ein paar Bücher über Bakaresh finden? Ich kann ja kaum die Hälfte der Bücher hier entziffern!“ Entnervt legte er sein Kinn in die Hand, stützte seinen Ellbogen auf der Armlehne des Sessels und schaute in die Tiefe der Bibliothek hinein. Mit weit geöffneten versank er in Gedanken. Fragte sich was wohl der nächstbeste Schritt wäre. Bis ihn ein lauter Knall direkt neben ihm aus seinem Gedankenreich riss. Verschreckt schaute Seisuke nach links und blickte recht fassungslos auf einen Stapel Bücher, die wohl aus dem nichts erschienen waren und während er den Bücherstapel noch misstrauisch beäugte, schwebte bereits ein zweiter Stapel in seine Richtung und landete mit einem weiteren Knall neben dem Ersten. Für einen kurzen Moment überkam den Dieb ein leises Kichern, das sich zu einem kurzen, lauten Lachen ausweitete.

    „Warum bin ich nicht von allein auf die Idee gekommen“, fragte er sich, immer noch halb am lachen, „Im Speisesaal erscheint das Essen aus dem Nichts. Warum sollten die Bücher, die man sucht, nicht auch einfach von allein herbeifliegen, wenn man ruft?“ Es dauerte einige Momente, aber der Dieb bekam sich wieder unter Kontrolle, schaute dann endlich nach den Büchern und las sich selbst die Titel vor: „Die Städte Varants. Das Wüstenvolk der Nomaden. Aufzählung der Tempel Beliars. Bitte was? Beliartempel?“ Seisuke überflog einige Seiten der Bücher und warf sie zurück auf den Stapel. „Gut, Bakaresh liegt also in Varant, es gibt dort einen Beliartempel und ewig viel an Geschichte, die ich wohl durchlesen muss…“ Mit einem tiefen Atemzug warf er sich zurück in den Sessel. Besonders großes Interesse hatte er nicht daran knapp zweidutzend Bücher durchzulesen. Er rang mit sich selbst. Bessere Hinweise hatte er nicht, aber es war alles andere als seine Natur Stapel von Büchern zu wälzen und so ging es noch eine ganze Weile, bis ihn Geistesblitz erhellte.

    „Einen Versuch ist es ja wert.“, Seisuke räusperte sich, „Ich suche alle Bücher und Schriften zu einem gewissen ‚Seisuke‘.“ Und lange musste er auch nicht warten. Nur wenige Augenblicke später flogen ihm ein Haufen Papiere und ein sehr großes und schweres Buch auf den Schoß. Die Papiere waren handbeschrieben und meist gefüllt mit Stichworten. Es ging um Alpträume, Schwertkünste, Assassinen, Varant, sogar um Magie und all diese Blätter waren in Seisukes eigener Handschrift verfasst. Sein Herz raste und sein Kopf fing an zu schmerzen. Doch schaute er jedes Blatt mit Bedacht an und gelangte zu guter letzten zu dem Buch auf seinem Schoß. „Chronica Castelli“ las es sich in silberner Schrift auf dem schwarzen Ledereinband. Auf der ersten Seite wieder: Chronica Castelli. Diesmal mit Untertitel, den Seisuke verstehen konnte: „Chronik des Kastells“. Aber schon auf der nächsten Seite führte sich das Buch in verschiedensten Schriften fort, die für den Dieb keinen Sinn ergaben. Nach einigen Dutzend Seiten änderte er seine Herangehensweise und fing an von der Rückseite zu blättern. Nur gab es hier wieder Nichts zu lesen für ihn. Eine leere Seite folgte der Nächsten. Doch geduldig blätterte Seisuke weiter und nach gefühlten hundert Seiten begann, was aussah wie eine Liste von Namen. Allesamt wie handgeschrieben in den unterschiedlichsten Handschriften. Sein Finger folgte der Liste, Name um Name, bis er endlich Halt machte und sich ein vages Grinsen auf Seisukes Gesicht formte. Das Buch legte er bei Seite und hielt sich mit der Hand die Stirn, hinter der es wild pochte.

    „Ich… bin schon lange in diesem… Kastell...“, flüsterte der Dieb in die Bibliothek hinein, „Und ich war kein einfacher Gast.“

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    Drachentöter Avatar von Shakuras
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    Was war nur geschehen?
    Mitgenommen rieb sich Shakuras den noch immer schmerzenden Kopf, während er die Tür seines kläglichen Gastraumes, in welchem er sich vorgefunden hatte, hinter sich ins Schloss fallen ließ, um dann den langen schachbrettartigen Flur zu folgen. Er erinnerte sich daran, dass er durch die Astralwelt hierher ins Kastell gereist war und das seine Ankunft unkontrolliert ausgefallen war. Sein verirrter Blick, die wahnsinnige Freude alter neuerrungener Erlebnisse, nicht tot nämlich lebendig zu sein. Die steinernde Statur und wie der Novize sich nach seinem Fall dann später aufgeächzt hatte, um bei Vabun den Lohn zu entrichten, der ihn hier vorerst am Leben erhalten würde. Shakuras wusste noch von den vielen Gängen, die er entlang geschritten war, ziellos, und den Gemälden am Gemäuer. Die Gemälde..., brannte es sich in seinen Kopf und das Ende seiner Überlegungen ließen nur einen Schluss zu. Er hatte sich geschwächt wie er war in eines dieser verloren.
    "Das Bildnis von Ikarus und seiner Reise.. das war es gewesen.", raunte er nun klärend wie ob einen Schatz geborgen zu haben und lachte daraufhin heiser auf. Er beschloss es sich erneut, aber wann anders anzusehen. Sein Blick schärfte sich auf die Gegendward und fokussierte das Ende des langen Flures. Das Kastell hatte seine Eigenheiten. Er kannte es - nicht gut, aber ausreichend gut. Und so verwunderte es ihn nicht, dass es sich wandelte und auch jetzt nicht und der Flur nur zu einem weiteren Flur führte, der ihn gefühlt wieder zurück zu seinem Zimmer begleiten sollte. Shakuras war in den dunklen Hallen als Diener Innos' nicht sonderlich erwünscht und das er dem Einen damals geholfen hatte den Erzdämon aus dieser Sphäre zu tilgen, machte es wohl nicht besser. Aber es schien ganz so, als ob auch Beliar gewissen Geboten unterlag und sich an diesen zu richten hatte. Mit einem dünnen Lächeln im Gesicht und der Zuversicht, nicht einsam diesen Weg zu gehen, setzte Shakuras weiter seine Füße auf den roten Teppich und formte in Gedanken sein Ziel und seinen Ausweg aus diesem Labyrinth.
    Geändert von Shakuras (13.03.2015 um 16:50 Uhr)

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    Freudig, in vollkommener Abwesenheit seiner geistigen Kräfte schlenderte der hohe Magier durch die Gänge des Kastells. Ihm ging es hervorragend. Bestens. Göttlich. Nun gut, wollen wir mal nicht übertreiben! Schön auf dem Teppich bleiben! Oh! Es war ein wunderbarer Teppich der im Kastell den Boden verzierte. So rot und lang und schön und toll! Herrlich. Doch was verschaffte dem Magier diese gute Laune? War es das Wetter? Wenn man einen Blick durch die spärlichen Fenster warf, so könnte dies ein Grund sein. War es eine erfolgreiche Arbeit? Nun, die Arbeit hatte er in letzter Zeit sehr vernachlässigt, das musste er zugeben. War es die Liebe? Ach! Noch einmal der jungen Liebe Leid erdulden! Nun gut, aus diesem Alter war er wohl schon lange heraus, aber es spielte eine nicht gerade kleine Rolle in dem Spiel der frohen Laune. Azshera befand sich auf dem Weg der Besserung. Viel heisse Suppe (die Dank Herr von Tablett auch leicht zu beschaffen war) und natürlich die liebevolle Versorgung von ihm selbst, zeigte Wirkung. Sie sollte aber doch lieber noch das Bett hüten, man kennt ja die unbekannten Geschichten über die Bibliothek.
    Er bog gerade um eine Ecke, als er einen alten Herren beinahe überrumpelt hätte!
    »Huch! Wer da?« Rief er entzückt. »Besuch! Herrlich! Wir hatten lange keinen Besuch mehr!« Es folgte eine huldvolle Verbeugung, zu dessen Abschluss er sich in einer fabulösen, fließenden Bewegung wieder aufrichtete und die Robe in ein Faltenspiel verwandelte. »Werter Herr! Euch kenne ich doch! Ich hoffe ich habe Euch weder bedroht, noch verletzt oder schlimmeres. Das wäre nun wirklich unpassend.« Er räusperte sich, verschränkte die Arme hinter seinem Rücken und wippte mit den Füßen auf und ab, gespannt welchen alten Freund er nun wieder getroffen hatte.

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    Der Graue wähnte schon die steinernde Wand und somit ein neuerliches Ende seines Pfades, als plötzlich eine Gestalt ins Schlussbild des Dieners aufflackerte. Shakuras stolperte erschrocken zurück, den Hirtenstab schützend vor sich haltend. Im Augenblick pochte sein Blut dumpf gegen das knöchernde Gerüst und der Schrecken saß ihm in den Knochen. Woher kam dieser Mann auf einmal? Dort war doch eine Wand oder... Erst jetzt bemerkte er die versteckte Nische im kargen Ton, die der Schwarzmagier wohl genommen haben musste, um derart aufzutauchen. "Bei den Drei'n! Müsst Ihr Einen so erschrecken?!", stieß er tadelnd aus und fasste den Moment um sich zu beruhigen, nur um sich dann einzugestehen wie dumm dieser Satz in einem Tempel Beliars aufgefasst werden müsste. Seis drum - dieser Schwarzmagier schien mit Anrede und Form doch noch passende Gepflogenheiten zu haben und wenn er ihn so genau in Betracht nahm, dann war dieses Gesicht ihm auch nicht unbekannt. Shakuras selbst deutete eine Verneigung in die Richtung des ihm vermeintlich Bekannten an.

    "Magie zu Ehren, Bruder. Ihr kennt mich und ich Euch. Aber Euer Name und was wir zu schaffen hatten, mag mir nicht recht einfallen ... Ich heiße Shakuras und bin ein Diener unseres Herrn Innos'." Der einstige Priester und Wahrsager kramte in seinem Gedächtnis auf der Suche Jenen vor Ihm zu identifizieren.

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    »Magie zu Ehren« erwiderte Yunarik die wohl bekannte Floskel, die ein jeder Magier verstand und auch wiedergab. Jedoch rümpfte er sogleich die Nase, als er den Namen mit einem ›I‹ am Anfang hörte und konnte es nicht verhindern, dass aus der entstehenden Grimasse auch seine Zunge zwischen den Zähnen kurz hervorblickte. Er schüttelte das Gefühl des dumpfen Schauers der ihn überkam von allen Gliedmaßen, wobei ein paar der älteren Knochen bedrohlich knacksten.
    »Pst! Nicht das I-Wort! Böses Wort! Böse.« Ein erneuter Schauer überfiel den Magier, jedoch nicht so schlimm wie beim ersten Mal.
    »Yunarik«, stellte er sich mit einer weiteren, jedoch kleineren Verbeugung vor, »Nicolei van Yunarik. Hoher Magier im Zirkel des Herren. Unseres Herren. Womöglich, wenn ich darüber nachdenke, nicht Eures Herren. Eher weniger. Ich glaube ich traf Euch schon einmal hier im Kastell. Ja. Ich denke schon. Doch das ist sehr lange her. Viele, viele Jahre. Nun denn, werter Herr Shakuras, Diener von…« er wedelte mit der Hand, »von… ach! Ja. Genau. Was verschafft uns die Ehre Eures Besuches? Etwas Wein? Ein Buch? Wir haben tolle Bücher. Dicke Bücher. Staubige Bücher. Bücher, Bücher, Bücher. Oder doch lieber ein guter Wein?«
    Geändert von Nicolei (13.03.2015 um 21:20 Uhr)

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    Shakuras scherte sich nicht um den Ekel, der seinen Gegenüber bei dem Höchsten überkam. Er war nicht der Erste und schon gar nicht unter den Verlorenen Brüdern, die beim Namen des Schöpfers zusammenzuckten. Von Interesse war der Laut, auf den der Schwarzmagier hören mochte. Nicolei van Yunarik. Shakuras sah keine zwei Katzen, aber einem DejaVue fiel er allemal anheim. Es stimme, was van Yunarik sagte: es war vor vielen, vielen Jahren. Der Graue hörte sich im Kopfe selber sprechen.
    "Nicolei van Yunarik. Ich erinnere mich... Ich habe Euch vor langer Zeit geholfen bei der Ahnenforschung. Angefangen mit der Bedeutung Eures Nachnahmens.", wog er der Richtigkeit halber ab und legte seinen Kopf schief, während Zahnräder weiter ineinander griffen und sein Geist tiefer in zeitlosen Windungen schürte. "Das zweite Mal half ich Euch in Vengard, als Ihr aus Nordmar kamt und verfolgt wurdet von den Bütteln. Ihr wolltet die Reichsstadt verlassen und nach Thorniara, nach Argaan und ich gab Euch die nötige Auskunft dazu." Shakuras' Blick wanderte langsam auf Nicoleis gebrandmarkte Hand. "Und Ihr ward einst ein Diener unseres Herrn gewesen." Wie viele vor ihm..., rauschte es wissend durch seinen Kopf. Der graue Lehrmeister hatte über die Jahre viele seiner namenhaften Studenten an die Dunkelheit verloren. Womöglich lag es daran, dass er seinen Schülern ab einer Reife die Angst vor der Finsternis ausbrannte. Das aber hieß nicht, sich völlig unbeschwert in dieser bewegen zu können. Mangelhafte Achtsamkeit, Respekt und Ehrfurcht hatten sie missen und schließlich wanken lassen. Die Versuchungen Beliars sind hiesig und sein Preis nur das der Einfachen.
    "Ein Wein und ein blutiges Filet vom Schattenläufer mit etwas Brot, dabei in guter Gesellschaft - das wäre ganz in meinem Sinne, werter Nicolei.", begrüßte Shakuras dann lächelnd die Vorstellung, ehe er gemächlich näher trat damit sie Seite an Seite den Weg ins Referektorium fanden.

    "Ich komme aus Thorniara hierher. Durch die einfache Teleportation von Kreis zu Kreis. Und möchte im Kastell den ersten Grad der magischen Transformation abschließen. Ich bin dabei, mich wieder in der Arcanei zu schulen. Und wie steht es um Euch, Nicolei. Habt Ihr gefunden, was Ihr suchtet bei Eurem Namen?" Von Geisterhand taten sich Wege und Türe vor ihnen auf, die mal kurz mal lang und bizarr und wieder geordnet waren..

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    ´Die beiden, wie sich herausstellte, welch Wunder, alten Bekannten, saßen mittlerweile im Refektorium und Yunarik beließ es bei einem angenehmen tropfen Wein.Wohingegen Shakuras gewünschtes Filet bekam. Zuvor hatte der Hohe Magier den Gast durch die wirren Gänge geführt, die es für Fremde nicht leicht machten, sich in besagten zurechtzufinden. Yunarik dagegen empfand das als ein kleines neckisches Spielchen, sich mal hier und dort zu verlaufen und wieder zurück zu finden und bei dem Weg, mehr als einmal, auch vergessen zu haben, warum er eigentlich unterwegs war.
    So saßen sie, man könnte fast sagen wie alte Freunde, in der Halle und er trank und schwenkte dann das Glas und trank wieder und wieder schwenken. Und jedes Mal, mit schier kindlicher Freude zu beobachten wie sich der Alkohol am Rand sammelte und langsam hinabfloss.

    Nach langem Schweigen wurde dem Magus bewusst, dass er ja noch gar nicht geantwortet hatte. Er hatte die Ausführungen einfach im Raum stehen gelassen. Oder. Im Flur. Je nach dem.
    »Verzeiht mir, werter Shakuras«, nahm Yunarik den Faden wieder auf, »ja, es scheint mir, wir trafen schon einige Male zusammen. Über viele Jahre hinweg, stets wieder. Ist das nicht schön!« Rief er und riss die Arme in die Luft und senkte sie langsam wieder.
    »Nun. Ja. Ich war Diener des Feuers.« bekräftigte er die Vermutung des alten Herren und fixierte dabei seine verbrannte Hand, lies dabei nachdenklich die Finger spielen, ehe sie abrupt stoppten.
    »Unschöne Sache dieser Feuerschwur. Schwur der Flamme. Schwur des Lichts? Schwur des Feuers? Ah! Ich glaube das war es. Schwur des Feuers. Wer nicht hören will, muss fühlen.« Er verdeckte die gebrandmarkte Hand mit der anderen, ohne daran zu denken, dass er nun nicht mehr trinken konnte.

    »Teleportation sagt Ihr? Das klingt entzückend! Auch wenn mir das Reisen schrecklich fehlen würde. Das knisternde Feuer. Das Sternenzelt durch die Wipfel der Bäume zu sehen. Ich würde es wirklich missen. Vermisst Ihr diese Abenteuer nicht? Eine Reise ist etwas besonderes. Natürlich, wenn man es eilig hat, ist das nicht von Vorteil, da ist die Teleportation doch wesentlich angenehmer.« Er vergaß den Umstand seiner Hand und nippte erneut am Glas.
    »Thorniara. Eine schöne Stadt. Umfreundlich, aus mir vollkommen schleierhaften Gründen. Aber schön. Nicht so schön wie Seta-« er stockte und sein Blick wandte sich von üblicher Verwirrung zu tiefer Trauer. »Schrecklich. Eine solch schöne Stadt, hinweggefegt. Wie steht es um die nördliche Stadt? Angriffe? Belagerung?«

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    Ein weiteres kleines Stück blutigen Fleisches verschwand im Schlund des Grauen. Den rot austretenden Saft sog er vom Teller mit von Hand fein gebrochnem Brot. Als Abgang diente ein varantischer Wein, der die Mundschleimhäute würzig liebkoste und schwer die raue Kehle hinab rann. Nicolei van Yunarik hatte sich verändert. Das alte Bild galt nicht mehr. Kennen gelernt als einen jungen verhaltenden Mann auf der Suche nach seiner Herkunft, hatte ihn sein Leben natürlich weiter geprägt. Er wirkte nun mehr überschwenglich und ausufernd, seinen Raum umarmend mit nahezu krankhaft blitzenden Augen. Andere hätten über Nicolei gesagt, er wäre eins mit sich und der Welt und wahrhaft frei. Aber daran dachte der Alte nicht. Er vermisste bei ihm die Ruhe und den Frieden. Und dieser Blick kam ihm bekannt vor, auch unter Seinesgleichen. Er hatte etwas wirres, etwas wahnhaftes an sich. Etwas, dass der Wahrheit entgegen stand.
    Ein leises Zischen unausgesprochener Worte bemächtigte sich urplötzlich seiner Aufmerksamkeit und klang hell in seinem Kopfe nach. Verwundert hielt Shakuras inne, blickte um sich, aber sah keine mögliche Quelle. Nichts und Niemanden - außer Nicolei. Aber der war es nicht. Oder doch? Kopfschüttelnd, diesen Geist vertreibend, widmete sich der Glaubensmann im Sessel wieder seinem Filet und dem Schwarzmagier zu, während ein ehrliches Lächeln sich abzeichnete.
    "Ich liebte das Reisen und ich liebe es noch immer! Ich bin da ganz bei Euch, Nicolei und mag das Kleine im Großen der Schöpfung. Ein einzelnes Blatt im Winde, die Laute der Natur, wenn man mit bloßer Hand und geschlossenen Augen über die sich neigenden Gräser fährt. Das Farbenspiel, der Duft ferner Länder und Kulturen im Wandel von Sonne und Mond. Allein oder zu Mehreren. Feste schwanger voll der Schwingungen und Menschlichkeiten und auch die weiten trostlosen Ebenen, die hoffen und verzagen lassen können... Aber ich bin auch älter geworden und meinen Hirtenstab führe ich nicht gänzlich ohne Grund. Ich komme nicht mehr so weit ohne Hilf' und wenn Körper und Geist müde sind, dann will ich auf die Teleportation zurückgreifen. - Ich beneide Euch, Bruder. Ich bereue es sehr Setariff nie mit eigenen Augen, sondern nur von Skizzen aus der Bibliothek in Thorniara oder ihren Stadtkünstlern her gesehen zu haben. Die Goldene Stadt des Usurpators. Aber vor allem die Goldene Stadt Argaans und ihrer Menschen. Zerstört, endgültig. Euch wird man diesen Anblick nie nehmen können und ich werde ihn nie mehr erlangen." Sein Lächeln erstarb unter seinen letzten Worten. Er hatte sie wirklich sehen wollen, die Stadt und ihre Schönheit über die soviel gesprochen wurde. Manchmal ertappte er sich dabei wie er Ausflüchte erfand sie nicht besucht zu haben. Etwa, weil es zu gefährlich für ihn geworden wäre. Aber im Grunde genommen wusste er es besser, auch in Anbetracht seines jetzigen Stands. Der fahle Beigeschmack seiner Worte spülte er mit einem kräftigen Schluck herunter. Ihm war nicht ganz wohl dabei und der Appetit vergangen, weswegen er das letzte Stück Schattenläufers von sich schob. Thorniara und der Drache.
    "Thorniara und der Drache. Keine Angriffe bisher, keine Belagerungen durch die Echsen bis jetzt. Innos sei mit uns allen und die Kirche bereitet sich vor. Wir werden bald zuschlagen.", teilte der Graue dem Schwarzmagier mit und fasste ihn fest in die Augen. Es war noch immer ungeklärt welchen Ursprungs dieser Drache war und diese herausgegebene Information konnte Gefahr für die Orden auf Argaan bedeuten. Auf Khorinis waren sie eine durch Beliar herbeigeführte Plage gewesen. Wie verhielt es sich auf dieser Insel? Was wussten die Dunklen Brüder darüber. "Was weiß der Zirkel über den Drachen und sein Heer?! Vielmehr jetzt, da die Kreatur schon die Aufständischen und ihre Stadt gesprengt und das Volk vom Wald aus ihrem Baum vertrieben hat??"

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    Es erschienen, in einer kleinen kunstvollen Schüssel ein paar Erdnüsse, vor dem Hohen Magier. Hach. Erdnüsse! Gut für die Stimmung, Geist und Seele. Wundervoll. Während er gelegentlich sich eine dieser Nüsse gönnte, lauschte er den Worten des alten Herren. War er wirklich schon immer so alt gewesen? Er verstand es, dass so die Reisen alles andere als angenehm waren.
    Eins bemerkte Yunarik aber sehr. Mit dem alter, er hatte bisher nur davon gelesen, ließen die magischen Fähigkeiten nicht nach. Das war zutiefst interessant. Selbst wenn der Körper altert und die Kräfte schwächeln , so scheint noch die Verbindung da zu sein. Und das nicht zu knapp. Wurden die meisten großen Magier und Priester nicht sogar sehr alt? Stellte sich daher nun auch die Frage, ob er einem, vielleicht alten, aber sehr weisen und, weitergehend, mächtigen Magier gegenübersaß? Lagen hinter jenen Eisblauen Augen, nicht die Welt und die Antworten auf tausend Fragen? Lag dort nicht verborgen, was so mancher auf seinen Reisen sucht? Oder in Büchern geschrieben steht? Lag in diesem alten, nebligen Blick, das Ziel einer jeden Reise, so wäre dieser Bruder, der so unscheinbar, grau in grau hier sitzt, wohl zu beneiden.
    Er löste sich aus dem Blau der Augen und widmete sich wieder seinem Wein. »Ja, von Schwarzwasser hörte ich. Traurig. Solch nette Menschen waren das. Bescheiden und Glücklich. Eine Seltenheit, wenn man so möchte.«
    Eine Erdnuss verschwand aus der Schüssel.
    »Der Zirkel, ich kann nicht für jeden sprechen, jedoch nahmen wir an der Flucht des Volk Argaans teil. Wir kämpften Seite an Seite mit ihnen. Mit stärkeren und schwächeren Mitteln. Wir sind, was die Lage angeht, einer der letzten Zufluchten. Auch wenn es vielleicht einem,« er kratze sich mit ausgestrecktem Zeigefinger am Kopf, » durchaus gefallen würde, so sind wir an dieser Misere nicht Schuld, falls ihr das sagen wolltet, Bruder«.
    Er benetzte seine Kehle mit diesem wundervollen Wein und nahm mit einem traurigen Lächeln den Faden wieder auf, »ich lebte selbst einige Zeit in Setarrif. Ich mochte die Stadt sehr, fand sogar Freunde dort. Lernte meine Gefährtin, auch wenn sie aus dem Zirkel kommt, dort kennen. Ich fand mich sehr wohl dort. Ihr habt recht, diese Stadt, wenn man sie einmal gesehen hat, vergisst man nicht mehr. Diese Kuppeln, die Straßen, die Abenteuer und das Leben. Nichts davon bleibt. Bis wir alt werden und uns an unser Leben erinnern, als wäre es ein längst vergessener Traum.«

  19. Beiträge anzeigen #59
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    "Es wäre nicht das erste Mal, dass Beliar seine Pforten auftut und seine größten Schrecken auf Morgrad entfesselt.", sprach er überzeugt und mit einer Nüchternheit, die ihresgleichen suchte. "Es mutet schon eigenartig an, dass wenn das Leben sich scheinbar dem Ende neigt, das Kastell der Bedrohnis gegenüber stets erhaben ist und als letzte Zuflucht gilt. Ich für meinen Teil kann mich nicht daran erinnern, das Kastell je in einer ernsthaft bedrohten Lage wahrgenommen zu haben. Als ob die Übel, die dieser Sphäre aufwarten und in ihr wüten, es als ein Bestand akzeptieren oder mehr noch... Ihr versteht sicherlich meine Bedenken. Wie Ihr auch versteht, dass ich mich um das Wohl der Menschen sorge." Sein Blick geriet in Vergessenheit und alte Bilder wurden wach. Bilder von Zwitracht, Lug und Trug.
    "Forscht ihr Brüder denn nach diesem Drachen und seinen Echsen?"

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    »Oh! Pforten wurden geöffnet, das könnt ihr mir glauben«, sprach der Hohe Magier mit einem verspielten Lächeln und flammenden Augen, »aber nicht so wie ihr denkt. Es diente dem Schutz, nicht der Vernichtung der Stadt. Und ihr könnt mir glauben, dass ich auch Menschen habe um die ich mich sorge und welche, um die ich mich nicht mehr Sorgen muss, da sie eingekehrt sind, aus den tausend brennenden Kuppeln, in Beliars Reich.« Er leerte sein Weinglas und mit aller erdenklichen Ruhe füllte er es wieder auf.
    »Aber ja, das Kastell hat so seine Seite. Jedoch glaubt nicht, dass es friedlich ist. Das Kastell ist voller Tücken und Geheimnisse. Ein jeder ist willkommen und genau das bringt auch Gefahren hier her. Nicht nur Menschliche. Orks, oder gar tiefere Wesen wandeln durch diese Gänge. Es mag von Außen sicher wirken, doch der Sog des Kastells ist immerdar!« sprach der Magier in überspitzer Gestik, »die Bibliothek gibt zu allem eine Antwort, wenn man sucht. Ich bin sicher, dass sich einige dieser Thematik zuwenden. Ich persönlich, sah das vielmehr als Anreiz mich erneut zu schulen und meine bescheidenen Kräfte zu verbessern. Ich merkte bei dem Ausbruch des Krieges, dass ich ihm so nicht ganz gewachsen sein werde.« Mit theatralischer Stimme fügte er hinzu, »Dies ist ein Krieg, den jeden trifft. Dieses Wesen, macht nicht halt zwischen dem Glauben. Ein jeder ist in Gefahr.«

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