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Olivia war völlig perplex ob der Tatsache, dass der eigentlich tote aber nun doch vor ihr stehende Noxus sich gerade in ihre Arme gedrückt hatte und sogar geweint zu haben schien, stand Olivia noch einen Moment sprachlos im Flur und blickte dem Fliehenden hinterher.
Was seine merkwürdigen Zeichen, die er kurz vor seinem Verschwinden gemacht hatte bedeuten sollte konnte sie sich nicht erklären. Hilfesuchend wandte sie sich zu Hirni um.
„Wie kann denn das sein?“ Langsam löste sich die Starre aus ihrem Körper. Sie wusste, dass sie Noxus nun nicht zu folgen brauche. Er war kompliziert und solche Momente der Schwäche waren für ihn etwas, mit dem er nicht umgehen konnte. In diesem Falle war es das Beste zu warten. Ihr Blick fand wieder Hirni.
„Wie kann das sein?“, wiederholte sie. Olivia machte ein paar unbeholfene Schritte auf den Schwarzmagier zu. „Ich habe gesehen, wie sie ihn niederrangen und kurz darauf hat der Drache die Stadt angegriffen. Er muss geflohen sein auch wenn ich mir nicht vorstellen kann wie. Er hatte mehr Glück als Verstand…“ Sie ließ ein leisen lachen hören, versuchte krampfhaft das eben Geschehene zu überspielen und schnellstmöglich zur Normalität zurück zu kehren. Denn Noxus war sicherlich auch nicht glücklich, wenn sie jetzt eine große Sache daraus machte. Besonders nicht aus seinem Sinneswandel. Der großkotzige, arrogante Noxus hatte sie nicht beschuldigt ihn feige im Stich gelassen zu haben, sondern war ihr aus eigenen Stücken nahe gekommen und hatte sie an sich gezogen, um dann ein paar stille Tränen zu vergießen. So zart hatte sie ihn erst einmal erlebt und darüber hatten sie nach dieser Nacht nie wieder gesprochen. Hatte er wieder einen solch verwirrenden Traum gehabt? Doch warum bandagierte er sich dann sein Gesicht? Was war nur passiert?
„Hirni, die siehst immer noch hungrig aus“, fuhr Olivia ruhig fort, „komm wir setzten uns und essen endlich was. Ich hatte zwar schon etwas, doch einen Nachtisch kann ich noch vertragen. Und dann erzähle mir doch bitte, worauf ich mich in den dunklen Kastelleingeweiden freuen darf.“
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Nach Dennik suchend lief Luke durchs Kastell. Er hatte seine paar Sachen gepackt die er aus dem Bluttal mitgenommen hatte und war nun bereit nach Tooshoo auf zu brechen, doch wollte der Druidenlehrling sich vorher noch von Dennik verabschieden, damit dieser dann auch den Anderen bescheid geben könnte.
"Verdammt, wo steckt der Bengel denn in letzter Zeit immer?", murmelte Luke und verließ die Bücherei, die er grade nach seinem Freund durchsucht hat. Zumindest hatte er einen Teil der Bibliothek durchsucht, da Luke bezweifelte das Dennik sich weit in den Raum begeben hätte…
Seufzend machte sich der junge Dieb auf den Weg in den Speisesaal. Vielleicht war der Gesuchte dort, oder zumindest jemand der wusste wo Dennik sein könnte.
Dennik befand sich zwar nicht im Speisesaal, dafür aber Olivia und Hirni.
"Bewahret, Olivia und Hirni. Von euch beiden hat nicht zufällig jemand Dennik gesehen, oder?", erkundigte sich der Druidenlehrling bei den beiden Schwarzmagiern.
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Wieder in den Katakomben.
Dennik kaute auf einem Stück Speck, dass er aus dem Refektorium mitgenommen hatte und starrte in die Nacht. Ja, er fühlte sich gut, sehr gut sogar. Er war in völliger Dunkelheit eingeschlossen, umhüllt, wie durch einen Mantel, die Schatten verbargen ihn und ließen ihn in völliger Stille und Ruhe hier unten alleine. Er wollte gar nicht wissen welche Jahreszeit dort oben herrschte, welche Kräfte den Krieg gewannen, Rhobar, Ethorn, der Drache, ihm war es egal was das Waldvolk versuchte, was es nicht versuchte, wo Luke, Rekhyt und San Daran waren. Ihm war es Wurst, ob nun Olivia, oder Hirni die schöneren Augen hatte. Er wollte nur hier unten sitzen und sitzen. Seine Gedanken waren längst über das Erklärliche hinausgegangen und so schwebte er durch das Kastell und sah die Geister und Dämonen, hörte die Stimmen und das Rauschen der Endlichkeit. Er würde eines Tages sterben und vielleicht hier wieder beschworen werden, er würde Beliars Reich betreten und es vielleicht doch wieder verlassen um im Kastell Staub zu kehren. Was wollte er bis dahin erreichen? Was wollte er tun? Was musste er tun? Gab es eine Bestimmung?
Er hatte oft unterschiedlichste Gedankengänge erlebt und überdacht und ständig blieb diese eine Frage. Gab es eine Bestimmung. Einen Weg. Seinen eigenen Weg und immer dann wenn er hier am Ende der Gedankengänge angekommen war, schaute er unwillkürlich hinauf zu der Statue, an welche er sich gerade lehnte. Er war längst dazu übergegangen sich an sie anzulehnen. Sie stärkte seinen Rücken, nicht nur physisch beim vielen Sitzen hier unten, sondern auch mental. Wurde er verrückt? Er verwarf den Gedanken und grübelte weiter.
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„Oh, hallo Luke!“ Ob Hirni wohl jemals zu einem Gespräch mit ihr kam? Erst unterbrach sie sich wegen Noxus, nun wurden sie von Luke unterbrochen. Dennoch lächelte sie höflich.
„Nein ich habe ihn schon lange nicht mehr gesehen. Aber warte einen Moment, das haben wir gleich.“ Olivia wandte sich der Luft zu und räusperte sich kurz. Innerlich wappnete sie sich gegen das, was gleich folgen würde. „Sag mir doch bitte wo sich Dennik aus dem Waldvolk, er ist Gast hier, aufhält!“, sprach sie laut in den Raum. Irgendein Dämon würde sie schon gehört haben und konnte sicherlich auch ihre Frage beantworten.
Der Mann befindet sich in den Kellern, nahe dem Weinkeller im Raum der wiederkehrenden Stille. Dort sitzt er schon seit einiger Zeit auf dem kalten Stein und bekommt Hämorriden!
Olivia verzog die Lippen. Der sonst so donnernde Schmerz war dank der Hilde und der Übungen mit Meister Narzuhl zu einem Druck abgeklungen, wenn sie sich darauf einstellen konnte, doch dieses Mal hatte ihr der Dämon mehr Informationen gegeben, als sie eigentlich haben wollte.
„Äh…ja! Also Dennik befindet sich im Keller. Nahe des Weinkeller teilte mir der Dämon mit.“ Olivia schob sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und versuchte das Bild loszuwerden, welches ihr nun dank dieses Dämons im Kopf herumschwirrte.
„Was willst du denn von ihm? Es sieht so aus, als wolltest du uns verlassen.“
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"Ja, ich werde schon recht bald nach Tooshoo aufbrechen und wollte Dennik vorher bescheid geben. Beim Weinkeller also? War ja klar, wo sollte er sich auch sonst rum treiben. Danke für die Info Olivia und...netter Dämon", meinte Luke und wollte den Speisesaal grade wieder verlassen, als ihm noch etwas einfiel.
"Deinen Revanchekampf kriegst du übrigens auch noch, aber macht es dir was aus, wenn wir den verschieben? Ich würde dafür sogar noch einmal hier ins Kastell kommen", schlug Luke vor und hoffte, bald aufbrechen zu können.
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"Hihi..." kicherte Hirni. "Luke drückt sich vor einem weiteren Kampf vor dir, Olivia. Hast du etwa Angst, dass die neue Kampfmaschine hier dich fertig macht?" grinste Hirni Luke frech an. Mit Olivia konnte er noch die ganze Zeit reden, doch Luke schien tatsächlich aufbrechen zu wollen... Wohin auch immer.
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"Hmmm..." Eigentlich war es Olivia gar nicht so unlieb, dass sie jetzt noch nicht gegen Luke antreten musste. Sie brauchte wohl noch einiges an Übung, das hatten die Räuber im Wald gezeigt. "Tja, sehr schade. Aber lass sir gesagt sein, dass es nicht einfacher werden wird, solange du dich davor drückst!" Olivia lächelte nicht, sondern stellte eine ernste Fassade zur Schau. Vielleicht ein wenig zu ernst...
"Wir könnten aber vielleicht noch mit in den Keller kommen. Hirni wollte ja sowieso dorthin, nicht wahr Hirni?"
Sie warf dem Schwarzmagier einen schnellen Blick zu. "Dann könnten wir dir auch kurz den Weg zeigen. Denn die Katakomben sind wohl bei weitem der gefährlichste Ort hier im ganzen Kastell."
Geändert von Olivia Rabenweil (30.10.2015 um 17:53 Uhr)
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"Hört sich gut an. Dann verlauf ich mich wenigstens nicht. Und du kannst ruhig üben so viel du willst. Ob du mich besiegst oder nicht sehen wir dann. Sag mir einfach bescheid sobald du soweit bist, dann kann es losgehen. Wirst mich wohl am ehesten im Bluttal finden können", erklärte Luke, bevor er sich mit den zwei Schwarzmagiern auf den Weg in die Katakomben machte um Dennik auf zu suchen.
"Hirni, eigentlich hatte ich nicht vor mich vor diesem Kampf zu drücken, aber es gibt Sachen die im Moment für mich wichtiger sind. Aber wie gesagt, sobald ich alles erledigt habe und Olivia auch bereit ist, dann versucht mich irgendwie zu erreichen und ich komme gerne wieder hier hoch zu euch", meinte der Druidenlehrling noch zu Hirni.
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Dennik wurde aus seinen Gedanken gerissen. Leise Schritte aus der Ferne. Weit entfernte Lichter verkündeten, dass menschliche Wesen die Katakomben betraten und zu ihm hinunter kamen. Er verdrehte die Augen und schaute nach oben. Er wollte hier alleine sein. Ungestört. Genau deshalb kam er ja hier herunter und jetzt wurde die Idylle ruiniert. Wer es wohl war? Einer der Schwarzmagier? Oder Luke? San Daran würde sich wohl nicht hier runter trauen und auch Maris nicht, doch auch Rekhyt würde er es zutrauen. Entnervt und gereizt wartete er ab.
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"Ach luke... man lässt sich doch nur provozieren, wenn man grund dazu hat." Zwinkerte hirni ihm zu.
"Wer weiss... vielleicht kommen olivia und ich auch zu dir ins bluttal. Ich weiss nur, das ich bei der revanche mit dabei sein will." Schloß er das thema ab. Nicht nur aufgrund des posten des unaparteiischen. Nein, hirni wollte wissen wie gut er als einhand lehrmeister sich machte. Er hatte bisher immer nur seine magie kenntnisse weiter gegeben, nie aber seine kampffertigkeiten. Aus gutem grunde, denn letzteres war bisher immer nur mittel zum zweck gewesen für ihn.
Auf dem weg in die dunklen katakomben klaubte hirni sich eine fackel von der wand. "Fackelschein und tanzende schatten... das ist doch einfach viel schöner als das kalte licht irgendwelcher magie... sagt. Wie groß ist eure angst vor spinnen?"
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Sein Vorhaben das sich eingefangene, virulente Gemüt durch einige Lektüren abschütteln zu können, war definitiv gescheitert. Die Verwirrung mit der Begegnung von Olivia, die Tatsache dass sie sich an einem anderen Zeitpunkten aussprechen mussten ... auch wenn er Mitschuld trug, das machte es nicht einfacher. Dennoch, war es Freude die durch seine Adern pumpte. Je mehr er darüber nachdachte, desto heftiger wurde der Impuls durch die Gänge zu rennen und nicht hörbare Freudenschreie in die langen Flure zu werfen. Stattdessen schlich er eilig zurück in sein Gemach.
Dort angekommen, setzte er sich aufs Bett und versuchte so rational wie möglich seine Gedanken um die Tatsache zu verankern, dass er Beliars größtes Geschenk wieder erhalten hatte. Er machte sich nicht einmal die Mühe nachzudenken, weshalb genau, ob sie vielleicht die ganze Zeit schon da war oder tatsächlich wiedergekehrt ist - das waren Gedanken für ereignislose Tage. Ein Grinsen kämpfte sich unter den Binden hervor, bis die Aufregung in einem Schrei ins Kissen bündelte, nur um über sein eigenes Kurzzeitgedächtnis zu lachen.
"Eins nach dem anderen, ganz langsam, nichts überstürzen. Ich denke, ich sollte meine Zeit nun so aufteilen, dass ich einige Stunden studiere und einige in den Übungsräumen verbringe, wird Zeit wieder in Form zu kommen. Vielleicht sollte ich mich auch mal physischem Training widmen ...", sein schaler Blick fiel auf den abgemagertem Körper der mit Widerwillen zu ihm gehören musste, "Seit ihr Jungs und Mädels damit einverstanden? Und was auch immer du sein sollst, Kur."
Geändert von Noxus Exitus (31.10.2015 um 15:20 Uhr)
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Er hatte sich eine Weile in der Gegend herumgetrieben, bis er den Schritt zum Kastell gewagt hatte. Doch auch die Umgebung hier war leblos und abstoßend und so hatte Adson sich schließlich zusammengerissen und den staubigen Weg hinauf zu dem ungewöhnlichen Bauwerk begonnen. Ob menschliche Bauherren diese Mauern erschaffen hatten oder andere Mächte gewirkt hatten, darüber hatte Adson die verschiedensten Meinungen gehört. Er hatte sich vorgenommen, darüber keine weiteren Gedanken zu verlieren, doch hier an Ort und Stelle drängten all die Geschichten, Gerüchte und Schauermärchen wieder in sein Gedächtnis, die man ihm über diesen Ort und die Gemeinschaft, die er beherbergte, erzählt hatte.
Von den beiden Skeletten hatte man ihn erzählt, so dass Adson über den Anblick nicht sonderlich erstaunt war. Allerdings hatte man sie ihm lebhaft und redselig vorgestellt, während sie hier reglos an den gewaltigen Torflügeln hingen und ihr immerwährendes fleischloses Grinsen zeigten. Adson näherte sich dem Tor zögerlich und erwartete jederzeit ein Erwachen der beiden Geschöpfe, doch blieb dies aus. Stattdessen öffnete sich das Tor plötzlich leise knarrend und wie von Geisterhand, so dass Adson staunend nach innen schauen konnte. Er schluckte und hatte ein letztes Mal den Gedanken besser umzukehren, dann überwand er sich und trat ein. Ein irres Kichern erklang hinter ihm, der Jäger wirbelte herum und sah, wie das Tor sich lautlos hinter ihm schloss. Jetzt war er angekommen in dieser sonderbaren Welt.
Adson schüttelte sich unbewusst und versuchte die unerklärliche Unsicherheit abzulegen. Er befand sich in einem kreisrunden Raum und hatte sofort die steinerne Gestalt in der Mitte entdeckt. Man hatte ihm davon erzählt, dass hier jeder eine Gabe entrichten musste und so schritt Adson langsam um die Figur herum, während er das vorbereitete Geschenk hervorholte. Entweder war die Figur das wunderbare Werk eines hervorragenden Bildhauers oder die Geschichte von der Versteinerung stimmte tatsächlich, was Adson sich nicht so richtig vorstellen konnte.
Der Narbige hatte die kleine Runde vollendet und stand nun wieder vor der Figur mit dem kleinen Teller. Vorsichtig, und nahezu geräuschlos, legte Adson die mitgebrachte Kette auf den Teller und wartete. Nichts passierte. Kein Blitz, kein Feuer, keine Erscheinung, keine Vision. Einfach nichts. Die Kette lag auf dem Teller und der steinerne Mann blieb natürlich regungslos. Adson wusste nicht wirklich weiter. Konnte er einfach nach Gutdünken im Gemäuer herumlaufen? Und wohin führten die Gänge und Treppen? Adson sah sich um und atmete hörbar aus, wobei sein Blick wieder auf den Teller fiel. Die Kette war spurlos verschwunden! War dies ein gutes Zeichen? Adson wusste es nicht und entschied sich schließlich grundlos für eine mögliche Richtung und schritt langsam und erwartungsvoll los.
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„Ich habe keine Angst vor Spinnen, ich mag sie nur nicht besonders“, schloss sich Olivia dem Gespräch an. Sie beobachtete aufmerksam die Wände der dunklen Gänge, durch die sie sich bewegten. Die Keller und Katakomben waren ihr immer noch unheimlich.
Dann tauchte plötzlich eine Gestalt vor ihnen aus der Dunkelheit auf. Gruselig schimmerte sie in der Dunkelheit, nur erleuchtet vom Licht der Fackel.
Die junge Magierin verspannte sich. War das ein Dämon, ein Mensch, ein Monster? Eine Statue! Die atmete aus. Nur eine Statue.
„Wir nähern uns dem Raum der wiederkehrenden Stille. Da muss sich irgendwo Dennik aufhalten.“ Olivia, die sich bisher hinter den Männern gehalten hatte zog nun mit flotten Schritten an ihnen vorbei und sah sich um. „Dennik? Dennik, bist du hier?“
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"Wie schön." Freute sich hirni über olivias aussage. "Vor dieser die ich suche muss man eigentlich auch keine angst haben. Die hat keine giftdrüsen mehr, die hab ich ihr gezogen" erzählte er stolz. "Die ist mir aus meinem labor entwichen... und ich muss mich um einen fehler, der mir unterlaufen ist, berichtigen." Hirni fragte sich, was dennik hier unten wohl so trieb....
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Es war schon dunkel, als ein kleiner Zug das Kastell erreichte. Hinter einem Schwarzmagier in dunkler Wanderkutte, die nicht erahnen ließ, wer sich unter ihr verbarg, lief ein Mann mit schwarzem Haar und einem Musikinstrument auf dem Rücken. Neben ihm lief Nienor, an der Hand den Strick, der ums Maul ihres Pferdes gebunden war. Ein großer, schwarzer Hund lief frei zwischen allen umher, schnüffelte hier, blieb dort stehen und rannte dann wieder nach vorne, wo er irgend etwas entdeckt hatte. Das Pferd war dürr und abgemagert, das Fell struppig und wenn mehr Licht gewesen wäre, hätte man sehen können, daß es nicht glänzte, sondern stumpf war. Es trug auf seinem Rücken einige Bündel.
Nienor fühlte sich so, wie ihr Schimmel aussah: innerlich abgemagert, schwach, ausgelaugt, ein wenig hoffnungslos. Es hatte keinen Wachtmeister Lodrick gegeben in Thorniara, niemand kannte mehr seinen Namen dort, wo sie gefragt hatte. Und von ihr hatte auch niemand etwas gehört. Zu lange war sie weg gewesen, verschollen im Reich der Dunkelheit und des ewigen Vergessens. Beinahe wäre sie selbst auf ewig vergessen gewesen. Doch Dumak hatte es geschafft, sie gemeinsam mit zwei Schwarzmagiern zu retten. Sie war ihm sehr dankbar. Schwach kam ihr in Erinnerung, daß sie ihn früher immer geneckt hatte, sich über ihn lustig machte. Das würde sie nicht mehr übers Herz bringen. Jedenfalls nicht im Ernst.
Manchmal, wenn sie stolperte, weil der Weg so schlecht war und Wurzeln oder Steine mehr Vorsicht verlangten, als sie aufbringen konnte, dann war er sofort zur Stelle und hielt sie, stützte sie. Und er hatte ihr von der Laute erzählen müssen und den Ereignissen des Kampfes. sie selbst hatte nur schemenhafte Erinnerungen, eigentlich gar keine. Sie setzten erst ein, als sie sich über den Herrscher erhob, als sie selbst einen Willen wiederfand und sich bewußt wurde, wer sie war.
Dumak mußte ihr immer wieder erzählen, wie er spielte und wie dann der abgelenkte Zauber die Laute traf und seinerseits einen anderen Zauber auslöste. Es schien alles so wie in einem Märchen, so unwirklich. Und sie hörte Dumak gerne zu, denn er erzählte gut. Vor ihnen lief Esteban, der nicht viel sagte. Hin und wieder drehte sich der Schwarzmagier um, wie um zu schauen, ob noch alle hinter ihm wären und niemand verloren gegangen. Nur einmal hatte er sich beim Umdrehen mit verärgert heruntergezogenen Augenbrauen gefragt, ob der Barde denn wirklich immer und immer wieder die gleiche Geschichte erzählen mußte; fiele ihm denn nichts anderes ein? Aber Nienor war dem Magier trotz seiner düsteren Art dankbar. Denn Dumak hatte ihr auch von der Auffindung Zephirs und ihrer Ausrüstung erzählt. Und auch davon, daß das Schwert noch dabei war. Es war zwar nicht so wie früher, vor der Reise, als sie nahezu besessen war von dem Artefakt, aber auch jetzt noch war sie beruhigt, wenn sie Weltenspalter in ihrer Obhut wußte. Und der Magier hatte der Aura der Angst getrotzt, die alle anderen in die Flucht geschlagen hatte, die sich der Höhle im Berg, dem unterirdischen Reich des toten Herrschers zu weit genähert hatten. Dumak hatte also genau die richtigen Retter gesucht.
Nun waren sie also am Tor des düsteren Kastells angekommen. Zwei Skelette hingen an die torflügel genagelt und schreckten jeden Gast ab. Waren sie als Warnung angebracht worden? Das Tor öffnete sich, alle traten ein. Für Zephir fand sich als erstes eine Unterkunft. Ein geräumiger Stall, sauber und hoch mit großen Trögen und viel Streu. Und einem bocksbeinigen Stallknecht. Zuerst wich die Kriegerin zurück, als sie dessen gewahr wurde. aber Esteban, der Schwarzmagier, schien nicht überrascht zu sein. Und da es sein Heim war und sie über die Merkwürdigkeiten der Schwarzmagier schon das eine oder andere gehört hatte, nahm sie diese Begegnung hin. Der Seltsame Stallknecht versprach sogar, sich besonders um den Schimmel zu kümmern und meinte, sie würden ihn schon innerhalb weniger Tage nicht wiedererkennen, denn hier hätten sie schon ganz andere Tiere gehabt.
Wer weiß schon, was mir noch alles bevorsteht in diesen Hallen? fragte sie sich innerlich.
Vor einer Statue eines Magiers, die halb fordernd, halb bittend einen Teller dem Besucher entgegen streckte, hielten sie an. Gomez, der große Jagdhund, wollte schon das Bein heben, da scheuchte ihn Dumak im letzten Moment weg. Nienor mußte fast lachen.
»Ich bin so müde«, klagte Nienor.
»Kann ich mich nicht irgendwo ausruhen? Und morgen möchte ich nach Zephir schauen.«
Sie wandte sich an Dumak. »Und dann erzählst du mir, was du in all der Zeit, seitdem wir getrennt waren, erlebt hast.«
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 nomina nuda tenemus
»Sicher. Ein Dämon wird euch beiden Gästezimmer zuweisen«, sagte Esteban. »Ruht euch dort aus. Morgen könnt ihr euren Hunger im Speisesaal des Kastells stillen und euch auch sonst im Kastell bewegen. Solange keine Treppe irgendwohin führt, könnt ihr euch frei bewegen. Ich werde in den nächsten Tagen nach Euch schauen«, verabschiedete er sich dann von Nienor.
»Auf eine Gabe an das Kastell werden wir für heute verzichten, das könnt ihr auch nachholen«, meinte er dann mit einem blick auf den Gabenerheischer.
Einer der Dämonen erschien von wer weiß woher. Zuckte Nienor gerade ein wenig zusammen? Jedenfalls folgten sie und der Barde dem Wesen, das sie zu ihren Quartieren brachte. Der Magier schaute ihnen nach.
»Ich bin wieder zu Hause«, murmelte er dann zu sich selbst und wirkte recht zufrieden. Wenn es einen Ort gab, an den seine Gedanken eilten, wenn er ihnen freien Lauf ließ, dann war es dieser hier.
Dann entfernte er sich selbst ebenfalls aus der Eingangshalle, um in sein Labor, meditates Zimmer oder sonstwohin zu gehen.
Gomez legte den Kopf schief, schaute ihm kurz hinterher und folgte dann schnell seinem Herrn, der zusammen mit Nienor in eine andere Richtung geleitet wurde.
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Während sich Olivia in dem dunklen Raum noch nach Dennik umsah, erklärte ihr Hirni, warum sie eine Spinne suchten. Sie zog die Augenbrauen zusammen.
„Wir suchen eine gewöhnliche Spinne? Ich dachte sie wäre groß wie ein Pferd, hätte tausend Augen und einen schillernden Panzer, der im Dunkeln fluoresziert, oder so in der Art. Wenn es tatsächlich nur eine kleine, gewöhnliche Spinne ist, die du suchst, dann sehe ich keine guten Chancen, dass wir sie finden. Du weißt doch selbst wie groß diese Katakomben sind. Und dort wo die gemauerten und behauenen Gänge aufhören, da öffnen sie sich in ein natürliches, weit verzweigtes Höhlensystem, welches praktisch undurchschaubar ist. Mich hat damals ein Dämon hindurchgeführt, sonst hätte ich den Weg nie im Leben gefunden.!
Sie war mitten in dem kreisrunden Raum, in dem sich Dennik, laut der Aussage des Dämons aufhalten sollte, stehen geblieben. Nun da Hirni mit der Fackel einige Schritte entfernt stand gewöhnten sich ihre Augen schnell an die Finsternis und sie begann Schemen wahrzunehmen. Hier schien es einige Statuen zu geben. Alle wirkten beängstigend lebensecht. Wie erstarrt. Waren das einmal vielleicht sogar Menschen gewesen? Hatte sie die Magie dieses Raumes zu Stein werden lassen, so wie den Vabun? War die Verwandlung dieses Magiers hier passiert? Fühlte sie sich selbst auch schon viel steifer?
„Dennik? Bist du da? Komm raus, du könntest hier in Gefahr sein!“, rief sie in die Finsternis. Ihre Stimme klang viel zu lauf und falsch an diesem Ort. Olivia wandte sich den anderen beiden Männern zu. „Ich glaube dieser Raum macht etwas mit den Besuchern, die sich hier aufhalten. Zwar kann ich noch nichts feststellen, doch meine magischen Kräfte sind auch immer noch… wenig entwickelt. Wie dem auch sei, wir sollten Dennik schnell finden. Und auch eine neue Spinne für dich, Hirni. Von der alten kannst du dich wohl verabschieden, sie hier zu finden ist so gut wie unmöglich. Es gibt zu viele dunkle Ecken und Gänge in denen sie sich wohl nur zu gerne verstecken wird.“
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"Du hast ja eine blühende Fantasie," kicherte Hirni. "Spinnen haben doch keinen Rückenpanzer. Der würde sie doch beim Klettern an Wänden stören, und wahrscheinlich würden sie dann zu schwer sein für ihre klebrigen Fäden, an denen sie sich hochziehen. Und was für einen Sinn hätte eine Spinne, wenn sie im dunkeln leuchten würde? Dann wäre sie ja für die Jagd als Nachtaktives Tier absolut ungeeignet. Kein Tier würde sich doch dann in ihrem Netz verfangen, wenn das Opfer sie schon aus 300 Metern Entfernung sehen würde." Hirni hielt kurz inne und betrachtete die Statuen. Sollte Dennik sich hier in diesem Raum befinden, würde er wahrscheinlich mittlerweile selbst zur Statue geworden sein. Er könnte ihn dann vielleicht in seinem Labor als Roben und Umhanghalter benutzen. Ja, das würde sicherlich gut aussehen, zu dem abgetrennten Bein als Türklopfer machte sich so eine Sumpfler Statue bestimmt prima.
"Aber keine Sorge, diese Spinne werden wir sicherlich finden. Ich meine, sie hat es sogar mit einem Eintrag in die Kryptozoologie der Kastell-Bücherei geschafft. Ein wahrhaft legendärer Arachnoid also."
Das sie vielleicht sogar größer als ein Pferd war, das verschwieg er. Und sollte sie mittlerweile Nachkommen haben, stellte sich die Frage, wie groß diese wohl waren. Ob die veränderten Gene durch den Trank wohl vererbbar gewesen waren? Fragen über Fragen, denen er unbedingt nachkommen wollte.
"Hm... Ich frage mich was passiert, wenn ich..." Hirni ging zu einer der Statuen, betrachtete sie neugierig. Prompt kamen ihm wieder dumme Gedanken. Wie ein kleines Kind welches neugierig die Welt für sich entdeckte und nicht daran dachte das auf eine Aktion auch immer eine Reaktion folgte, schrie er laut auf und gab dem Ding vor ihm einen kräftigen Schubs mit beiden Händen...
Geändert von Hirni (05.11.2015 um 12:58 Uhr)
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"Hmm... deine Spinne hört sich irgendwie interessant an. Wie wäre es damit: Ihr beiden helft mir Dennik zu suchen, dann sag ich ihm dass ich abhaue und danach helfe ich dabei diese Spinne zu jagen. Dürfte ja nicht all zu lange dauern", schlug Luke vor, bevor Hirni anfing die Statue anzubrüllen und zu schubse.
Irgendwie war der Schwarzmagier nicht ganz frisch im Kopf, aber er schien ganz in Ordnung zu sein und da er Luke half, hatte der Dieb beschlossen auch Hirni zu helfen bevor er sich auf den Weg nach Tooshoo machen würde.
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Spinnen? Dennik hatte hier noch nie Spinnen gesehen. Olivia schien zu fiel Frauenhormone mit sich in den Keller geschleppt zu haben und machte sich nun Sorgen wo keine nötig waren. Und hirni, hirni redete dummes Zeug. Und Luke der Schwachkopf wollte abhauen, sollte er doch! Dennik wollte ja sowieso nur seine Ruhe hier unten in den Schatten haben. Er lehnte noch immer an der Statue und wunderte sich, dass seine Freunde ihn nicht sahen. Eigentlich war es besser so, doch Luke würde sowieso gleich über ihn stolpern und so raunte der Meisterdieb in die Dunkelheit: "Was soll denn dieser Zirkus? Warum sucht ihr nach mir? Und woher wisst ihr, dass ich hier unten bin?". Dennik sah ein, dass die letzte Frage etwas überflüssig war. Sie befanden sich nun mal im magischen Kastell der Schwarzmagier. Hier blieb niemand unbeobachtet und nichts konnte ungesehen passieren. Die Dämonen und Geister, die Skelette und Schatten waren einfach überall.
"Du willst gehen? Wohin?", sprach der braunhaarige Mann aus Schwarzwasser dann immer noch sitzend seinen Begleiter und Jagdgefährten an. Er schaute nach oben ohne seine Miene zu verziehen, eisig und gefühlslos wartete er auf eine Antwort.
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