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"Die roten Seiten"

  1. #1 Zitieren
    Forentroll Avatar von Harbinger
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    komischer titel, aber mir (und Ygg ^^) fiel gerade nichts treffenderes ein.
    was ist meine intention? gute frage... ich habe vor ein paar tagen angefangen "Der Unsterbliche", ein buch aus der "The Crow"-reihe von David Bischoff zu lesen. und was mir als erstes auffiel: das buch ist wirklich wirklich wirklich brutal (beispiel: irgend ein kerl geht in ein haus und pustet ohne jegliche emotion sechs menschen um, was in geradezu euphemistischen zügen geschildert wird. mitunter: "Ein junger Weißer mit langen Haaren wachte genau rechtzeitig auf, um seinen Tod mitzuerleben."). ich habe schon mehrere bücher gelesen, in denen gewaltakte eingehend beschrieben wurden (allen voran "American Psycho" von Brett Easton Ellis) und teilweise war es zwar geschmacklos, aber bislang habe ich mir noch nie den kopf darüber zerbrochen (lustiges wortspiel ), ob das nicht doch etwas krass ist. so geschehen bei dem mir im augenblick vorliegenden buch. und da musste ich mich an eine kritik erinnern, die der gute Ceyx mal zu meinem "Harbinger's Requiem" abgegeben hat. auch er bemängelte, dass meine schilderungen einfach zu brutal wären. was haltet ihr von "Splatter auf Buchseiten"? schreckt euch übermäßiges blutvergießen in allen einzelheiten ab? oder lest ihr da einfach drüber, ohne euch weiter gedanken zu machen? ist es einfach ein detail, das eure lektüre realistischer macht? fragen über fragen... ^^
    Harbinger ist offline

  2. #2 Zitieren
    Held Avatar von Re'on
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    Ja, zu genau beschriebene Gewaltszenen stoßen mich ab.
    Bestes Beispiel Die Orks (dein Harbingers Requiem fand ich ganz normal ): In die Orks wurde mal über 2 Seiten vergewaltigt, dann der Brustkorb mti einem Hammer eingeschlagen und anschließend das Herz rausgerissen und hineingebissen, während man in der zerstückelten Leiche saß Das hatte zur Folge, dass ich das Buch sogar für einige Tage weggelegt habe.
    Wenn sich die Gewalt gegen ehrbare Menschen richtet, dann ertrage ich sie weniger, als wenn es "nur" Banditen sind. Doch Gewalt lässt sich auch anders definieren: Bestes Beispiel Vayliend 3 (von Winterberg ...)
    Hätte man Damien im ersten Teil weggepustet wäre mir das scheißegal gewesen, aber jetzt...er hat Eltern die ihn lieben, eine "Freundin" und er will mit seiner Arbeit aufhören.
    Wenn man ihm jetzt töten, sei es noch so unbrutal, wäre das auch eine Art der Gewalt, die mich abschrecken würde (Apell an Winterberg Damien ist coooooooooooool)

    Wenn es jedoch dem Realismus dient und nicht dazu die niederen Instinkte von vorwegs Männern anzusprechen, ja, dann schon. Beispiel: Otherland. Das erste Kapitel spielt im ersten Weltkrieg, dort wird beschrieben was Soldaten erleiden unter anderem, dass sich einige versuchen ihre Gedärme im Körper zu halten. Das ist erschreckend, aber es dient zur "Realisierung der Situation", durch diese Beschreibung fühlt man sich in einer echten lebenden Welt (natürlich geht das auch durch andere Beschreibungen aber durch solche wird man "wachgerüttelt")

    Ich persönlich tendiere aber in meinen Werken eher dazu gewalttätig zu schreiben, jedoch zügelt sich das enorm, da ja unter anderem, meine Mutter Korrektur liest
    Re'on ist offline

  3. #3 Zitieren
    Legend Avatar von LorD AvengeR
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    Ich habe im Grunde gar nichts dagegen, solange es zur Gesamtstory passt und in dem Maße angebracht ist. Aber wenn es komplett um was anderes geht und dann über zwei Seiten das blutrünstige Gemetzel beschrieben wird, verliere ich doch die Lust am Lesen.
    In meine Geschichten hat's bisher situationsbedingt noch nicht reingepasst daher kann ich dazu nichts sagen ...
    LorD AvengeR ist offline

  4. #4 Zitieren
    General Avatar von Yggdrassill
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    Mich für meinen Teil schrecken derartig genaue sowie detallierte Gewaltschilderungen kaum bis gar nicht ab, im Gegenteil, stellenweise kann ich selbst mit einem Schmunzler kaum hinter den Berg halten. Anders verhält es sich mit kaum nachvollziehbaren, ja geisterhaften Situationen, Murakami schildert beispielweise am Anfang seines Romans "Kafka am Strand", relativ detalliert, wie eine Gruppe Grundschulkinder (augenscheinlich grundlos) in ein deliriumgleiches Koma fallen und bei ihrem Erwachen absolut orientierungslos über die Waldlichtung kriechen...
    Ich muss wahrlich zugeben, dass kaum ein mir bekannter Autor es zustande gebracht hat, über zwei Seiten hinweg eine derart geisterhafte Atmosphäre zu erzeugen, wie Murakami.
    [Bild: avatar129357_34.gif][Bild: avatar129357_34.gif][Bild: avatar129357_34.gif][Bild: avatar129357_34.gif][Bild: avatar129357_34.gif][Bild: avatar129357_34.gif][Bild: avatar129357_34.gif][Bild: avatar129357_34.gif][Bild: avatar129357_34.gif]
    Zitat Zitat von kalizzy
    Als ich in der fünften Klasse war habe ich mal in einen Mülleimer an einer Bushaltestelle, nachdem ich dessen Inhalt angezündet habe, gepisst um das Feuer zu löschen, während einige meiner Klassenkameraden zusahen. Ich war mir noch nie selbst so fremd wie da.
    Yggdrassill ist offline

  5. #5 Zitieren
    Ritter Avatar von Poison
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    Nein, eigentlich habe ich nichts gegen Splatter-Szenen in Büchern. Natürlich will ich nicht, dass die ganze Zeit alles so blutig ist, aber ab und zu habe ich absolut nichts dagegen.
    Allerdings weiß ich nicht, ob man einiges von z.B. Stephen King nun als Splatter bezeichnen kann, aber manche Stellen finde ich schon recht hart. Ein Beispiel ist der Kampf zwischen zwei Frauen im Buch "Needful Things". Dort wird z.B. beschrieben wie ein "lockerer Klumpen Gedärm" aus dem Bauch einer der Frauen flutscht und anschließend "wie eine Schürze" vor den Beinen der Frau hängt, bevor sie schließlich verblutet nachdem sie allerdings noch der anderen Frau den Schädel eingeschlagen hat.
    Gegen z.B. eben sowas habe ich nichts. Ich stimme da Yggdrassill zu; Schmunzeln ist oft unvermeidbar.
    Naja, in Geschichten von mir kommt eher selten Splatter in allen Einzelheiten vor.

    mfg Poison
    Poison ist offline

  6. #6 Zitieren
    Answinistin  Avatar von Ankou
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    Ich bin keine Freundin von übertriebenen, aufgesetzten Gewaltdarstellungen, wie ich sie bei Die Orks gelesen hab. (Wo im ersten Absatz gleich zwiemal das Wort "Gehirnmasse" vorkam ) Auch King übertreibt manchmal, finde ich - obwohl es da manchmal sogar passt. Zu einer Geschichte, die Der Todesmarsch oder Menschenjagd heißt passen einfach keine Wuselrosaschnuffi-Erklärungen.
    Aber wenn, wie Poison ja schon sagte, mal wieder wem irgendwas aus dem Bauch hängt, ist es dann auch bei mir zu Ende. Subtile Gewalt finde ich klasse.
    Ankou ist offline

  7. #7 Zitieren
    Neuling Avatar von Haylen
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    Ich habe nicht viel von King gelesen. Um ehrlich zu sein nur "Es", aber da hat es mir sehr gut gefallen, wie er mit Gewalt umegegangen ist.
    Er hat es geschafft eine geisterhafte Atmosphäre aufzubauen, die einem das Urböse in Derry richtig nahe kommen lässt. Und mit roher Gewalt geht dieses Böse nun gegen die Protagonisten vor und der Leser bekommt das Gefühl von Realität.

    King nutzt also die Gewalt, um seine übernatürlichen Wesen möglichst real auf unsere Welt prallen zu lassen.
    So habe ich es zumindest empfunden. Schürzengedärme hätte ich da eigentlich nicht von ihm erwartet... naja...
    Der Zwerg heiligt die Mittel!
    Haylen ist offline

  8. #8 Zitieren
    Deus
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    Ich finde das muss nicht sein. Übertriebene Gewaltverherrlichungen passen nicht in jedes Buch, nicht in jeden Stil hinein und können unnötig die Stimmung trüben oder einen aus der Stimmung herrausreissen. Finde das demnach nicht immer sehr toll.
    Klar hier und da kann sowas sehr erfrischend wirken und eine Szene anheizen, sie etwas aussergewöhnlich machen, sie unvergesslich machen.

    Allerdings muss ich auch zugeben das ich da versuche nicht direkt auf gewaltverherrlichende Bücher zurückzugreifen, auch auf Horrorgeschichten. Nicht so mein Ding. Lieber mag ich es harmonisch und ruhig. Wo mich die Gewalt allerdings überzeugt hat, war bei "Ausgesetzt" von James W. Nichol. Die Geschichte ansich war schon echt mies (im Sinne von gemein, echt fies). Durch die teilweise sehr brutalen Morde die auch bestens veranschaulicht wurden wurde die Geschichte einfach noch mehr verstärkt. Wären diese teilweise abartigen Momente ohne Gewalt dargestellt gewesen, wäre die Story unfreiwillig abgeflacht und damit die Spannung dahin gewesen.

    Klar, das läßt darauf schließen das die Story ohne Gewalt nicht auskommt. So ist es leider auch. Trotzdem befindet sich das noch im annehmbaren Bereich. Wenn allerdings ein Autor gezielt nur noch auf Schockmomente setzt, finde ich das nervtötend und irgendwann einfach nur noch unspannend und irgendwie monoton.

    Ich glaub ich hab grad Müll geschrieben.. aber naja
    Drakemirow ist offline

  9. #9 Zitieren
    General Avatar von Lektis
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    Es kommt nicht darauf an was nun beschrieben wird sondern in welchem Umfeld.

    Wenn es atmosphärisch gut passt wie jemand röchelnd in einer Blutlache liegt und seine Gedärme sich gerade durch eine Wunde im Bauch verabschieden, dann finde ich auch "härtere" Gewaltszenen in Ordnung. Aber wenn das dann alle zwanzig Seiten auftritt, oder es wirkt als wollte der Autor nur ohne Hintergrund über möglichst viel Blut schreiben ist es für mich weder spannend noch atmnosphärisch sondern nur mehr lächerlich.

    Das selbe gilt btw. auch für Liebe, da können sich viele Schreiber auch nie zurückhalten....
    Lektis ist offline

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