Zitat von
Luceija
Welche verdammte Art von Schmerzmittel der Arzt hier meinte, konnte Luceija nicht beantworten. Denn seitdem sie aufgewacht war und dazu übergegangen war sich mit dem einzigen Menschen zu streiten, der sich hier, bei Bewusstsein, mit ihr aufhielt, hatte sie keinen Tropfen des neuen Mittels erhalten. Vermutlich war es mitten in der Nacht schon durchgelaufen und alles, Tropfen um Tropfen, in ihrem Körper verschwunden. 'Es wär besser gewesen, wenn er mich hätte sterben lassen.', war sie sich sicher, als sie über dem Seitenteil des Bettes hing, die schmutzig-tropfende Hand leblos darüber hinweg baumelte und nichts anfasste, während die andere schützenden Halt für ihren Kopf bot. Ihre Stirn hielt und den Schmerz und Druck ihres Körpers versuchte zu kompensieren. Es war wahrscheinlich der Gedanke, der ihr dieser Tage am häufigsten aufkam. Nicht unbedingt in Momenten, in denen ihr Speichel- und Erbrochenenreste von den dunklen Lippen tropften, aber viel zu häufig. Jedes Mal besonders dann, wenn sie beide wirklich keinen Kontext fanden.
Flehend oder verwirrt - beides passte - sah sie dem Schweden nach. Nicht nur, wie er sich abwandte und sich abmühte dem Geruch nicht selbst zum Opfer zu fallen, sondern auch, wie er mit eben jenem Satz, der keinen Sinn ergeben wollte, aus dem Raum verschwand. "Wart-...warte..", wollte sie ihn aufhalten, hatte aber keine Chance. War vielleicht zu leise. Im Nachhinein wahrscheinlich der bessere Zug, denn so entblößte sie sich nicht noch mehr als das, was sie zweifelsohne war, aber einfach nicht bereit schien einem anderen, beinahe fremden, zu zeigen: Dass sie schwach war. In jeder verdammten Sekunde die sie hier war, gebeutelt von den Nachwehen dieser OP, Schwach und Unfähig war. 'Vermutlich ein noch beschissenerer Kinderarzt.', korrigierte sie sich innerlich. 'Haut ab, wenn es am wichtigsten ist. Cazzo - ich brauch diesen Typen nicht. Ich brauche verdammt niemanden. Nicht ihn, nicht Beyo, keinen Gil oder einen anderen aus dieser beschissenen Familie. Und das hier nimmt mir sowieso keiner ab. Tief einatmen. Ausatmen. Den Magen beruhigen. Ich muss ihm nur vormachen, dass ich bereit bin zu gehen. Dann hau ich schneller nach Omega ab als er Schmerzmittel überhaupt aussprechen kann.', war sie sich sicher. 'Und Pillen mitnehmen. Wo auch immer der die versteckt hat.'
Sie wischte sich die Reste dieses Malleurs mit der Rückhand aus dem Gesicht. Keuchte gegen ihre eigene Haut und atmete den strengen Geruch dadurch selbst ein, was sie das Gesicht verziehen und an ihrem ganzen Plan, gute Miene zum bösen Spiel machen zu können, restlos zweifeln ließ. Der Magen drohte schon bei diesem Geruch erneut zu reagieren, als, irgendwann, und mit sich selbst versichernden Atemzügen, Leif zurück kam. Ein Putzroboter fuhr zwischen seinen Beinen hindurch und stürzte sich nach kurzem Scan umweglos auf die Pfütze, die..nicht nur verdächtig klar war und aus 90% Magensäure bestand, sondern auch schwer zu glauben war, dass all das aus dieser mageren Frau hatte kommen können. Die Maschine schien es nicht zu jucken, es fuhr damit fort alles aufzusaugen und eine erste Schicht, mit seinem hinteren Teil, nachzuwischen. Alles was Leif würde machen müssen wäre, nochmals Manuell nachzuwischen und zu desinfizieren - vermutlich schneller - oder Zeit damit zu verbringen das Gerät irgendwann selbst auszuwaschen, damit es auf eine zweite Reise über die Fliesen gehen konnte um alles zu desinfizieren und abschließend zu säubern. So oder so war er nicht gänzlich aus diesem Umstand zu nehmen. Auch nicht, weil seine Patientin und deren eigens verschmierte Hände zitterten wie Espenlaub. "...du kannst es...echt nicht sehn wenn Leute kotzen?", sprach sie unheimlich zittrig an ihn gewandt und konnte dennoch nicht verstecken, dass sie erschlagen von dem war, was ihr Körper mit ihr machte.