Zitat von
Önee-sama
Weiter ging es für die beiden Frauen. Zuerst in einem Tempo, das man wohl als 'schnelles Gehen' bezeichnet hätte. Einerseits ließ Zoia's Kraft nicht mehr wirklich viel mehr zu, anderseits waren sie jetzt auf einer schneebedeckten Wiese und Zoia wollte nicht noch einmal an diesem Tag ausrutschen. Gleichzeitig nutzte Zoia's Verstand dieses gemächliche Tempo dazu, die Umgebung weiter einzuteilen.
Personen - keiner zu Nahe.
Fahrzeuge - allesamt weiter weg.
Deswegen fackelte Zoia auch nicht lange und verfiel zumindest wieder in einen Trab, als sie den geräumten Bürgersteig erreichten. Die Tatsache, dass alle Fahrzeuge, die sich auf der Straße bewegten, weiter weg waren, wurde direkt dazu genutzt auch gleich die Straße zu überqueren und den anderen Bürgersteig zu benutzen.
Ein neugieriger Passant warf den beiden jungen Frauen fragende Blicke zu, stand er doch keine 10 Meter von der Stelle entfernt, wo Sayuri und Zoia auf der anderen Straßenseite ankamen - immerhin sahen beide Frauen abgekämpft und fertig aus, wobei das Äußerliche von Zoia wohl der Hauptgrund war, gab sie momentan doch ein ziemlich übles Bild ab. Doch Zoia's Verstand tat ihn schnell ab, da er keine Waffe trug und auch sonst nicht gefährlich aussah. Sie wandte sich nach links und zog Sayuri mit sich während Arko an ihrer Seite trottete.
Bis zur Einmündung in die Seitenstraße war es nicht weit und sie mussten auch nicht mehr an weiteren Fußgängern vorbei. Erst an der Kreuzung passierten sie einen weiteren Mann in nicht mal einem Meter Entfernung.
"Hey! Ihr Zwei! Braucht ihr-"
Aus einem Meter Abstand war es offensichtlich, wie es den Frauen ging und der Fußgänger wollte schon seine Hilfe anbieten. Doch darauf ließ sich Zoia nicht ein: Ihr Verstand würde keine Hilfe hier von einem Fremden akzeptieren, ja, im Moment würde sie sich von niemandem außer Sayuri wohl helfen lassen, sah sie in ihrer Pein, die sie verspürte, gepaart mit ihrer Paranoia seit den Ereignissen im Park, doch in den fremden Menschen um sich höchsten eine Bedrohung. So warf sie dem Mann einen Blick zu, der sagte 'Lass mich oder du bist tot!'. In Verbindung mit ihrem Äußerem war dies eine effektivere Drohung, als wenn sie jetzt ihren Revolver gezogen hätte.
Sie zog Sayuri mit in die Seitenstraße und gab sich immer noch die größte Mühe, zumindest den Trab aufrecht zu erhalten. Durch den Fußgänger, der sie aus Nahem gesehen hatte, gönnte ihr Verstand ihrem Körper aber auch weiterhin keine Ruhe. Als sie zur Linken eine noch schmalere Gasse sah, bog sie spontan dahin ab.
Zoia hatte sie jetzt, ohne, dass sie es wusste, in einen labyrinth-artigen Komplex an Hinterhofgassen geführt. Noch viermal bog sie in andere Gassen ein, immer abwechselnd mal links, mal rechts. An der Umgebung hätte das wohl niemand ausmachen können, das sie die Richtung geändert hatten, wenn man nicht gerade Einheimischer war und hier lebte.
Und schließlich war es soweit: Schon beim vorletzten Abbiegen war sie immer langsamer geworden. Gleichzeitig vermochte ihr Verstand zu akzeptieren, dass sie Beide weit genug vom Park weggekommen waren. So ging sie noch ein paar Schritte und sank dann schlussendlich einfach mitten in der Gasse auf ihre Knie. Ihr Atem ging schwer, ihr Körper zitterte und ihr Verstand konnte auch all die Signale ihres Körpers nicht mehr vollständig ausblenden, so das ihr Gehirn jetzt mit Schmerzmeldungen und anderen Problemen, die sie hatte, geflutet wurde.
Das sie immer noch nicht umfiel verdankte sie wohl der Tatsache, dass sie weiterhin die Hand von Sayuri umklammerte. Einerseits zog sie Energie aus dieser Berührung und andererseits stützte sie das auch.
Gleichzeitig fing sie an zu weinen: Aus Trauer, da ihr altes Leben, so sehr sie die Gang gefürchtet und verabscheut hat, hier und heute geendet hatte. Soviel war ihr schonungslos und brutal zugleich klar. Das es da kein zurück gab, auch nicht zu Michelle. Aber auch aus Erleichterung vergoss sie Tränen, machte sich nämlich auch der Gedanke breit, dass sie es geschafft hatte, dass Sayuri in Sicherheit war.