Zitat von
Önee-sama
Zoia lag weiterhin mit geschlossenen Augen auf dem Bett und versuchte das elende Ziehen in ihrer Seite zu unterdrücken. Dadurch bekam sie Sayuri's erste Reaktionen auf ihr Bitte, sie eventuell im Liegen zu entkleiden auch nicht mit.
Uguuu... das zieht so... warum jetzt... warum ich...
Doch half ihr in dem Moment der Zufall: Durch ihren Kramof war sie kaum in der Lage, sich zu bewegen, dennoch rutschte ihr Körper, wenn auch nur minimal, in eine neue Position. Auf einmal ließ der schmerz nach. Zumindest so weit, dass ihr Gehirn auch wieder Einflüsse ihrer Umwelt verarbeitete.
„W-weißt du? Wenn ... Wenn du von Alpträumen geplagt wirst, dann ist das ein Zeichen dafür, dass nicht alles verloren ist. Menschen, die nicht schlecht träumen, die bereuen auch nichts.“
Sie hörte Sayuri etwas zu den Alpträumen sagen...
Ja... oft habe ich den einen Traum... von damals... als ich... die Hand... so wurde...
Es war ihr mit großem Abstand häufigster Alptraum. Gerne würde sie ihn loswerden. Die Geschehnisse vergessen. Auch wenn sie nicht wusste, ob das jemals möglich war... Er schien ein ewiger Begleiter von ihr in der Nacht zu sein. Immer wieder leicht verändert, zeigte der Traum aber doch die grundlegenden Ereignisse, die Zoia damals widerfahren sind: Einmal die Angst. Die Angst vor dem, was kommen würde. Gerade mal 12 Jahre alt gewesen und ohne jegliche Ahnung, was Sex bedeutete, hatte an diesem Tag ihr Verstand durchaus realisiert, hinter was oder viel mehr, hinter welcher Körperregion der Schläger her war. Und sich deshalb gewehrt hatte. Was das andere Ereignis war: Hilflosigkeit. Sie hatte auch schon Alpträume gehabt, wo mehr passiert ist, wo keine Michelle erschien und Zoia vor noch Schlimmeren bewahrte. Auch, wenn sie wirklich keine Vorstellung von Sex hatte, so konnte ihr Verstand doch grausam genug in Alpträumen sein und ihr das zeigen, was sie noch am ehesten damit verband...
Im Zusammenspiel mit ihrem Krampf konnte sie gerade wenig gegen diese Gedanken tun. Doch war ihr Verstand Ausnahmsweise nicht darauf aus, ihr Schreckliches zu zeigen - viel mehr kam jetzt eins von Sayuri's zuletzt gesprochenen Wörtern zum Tragen: Bereuen.
Bereute sie Entscheidungen von damals? Entscheidungen, die wohl zu dem geführt hatten, was passiert war... Die beiden wichtigen Entscheidungen damals waren einmal, sich zu verstecken und dann, sich zu wehren. Wäre es besser gewesen, hätte sie sich direkt ausgeliefert? Wäre dann alles besser verlaufen?
So absurd das auch anmutete, Zoia war sich dessen bei weitem nicht sicher... Dafür ein anderer Teil ihres Verstandes!
Kindchen! Wenn du ernsthaft darüber nach denkst, ob es besser gewesen wäre, sich diesem Schläger hin zu geben...
T-tut mir leid... ich...
Nix da! Du denkst über das Falsche nach! Wenn du etwas bereuen möchtest, dann denke an Gestern!
G-gestern...
Als du die Zwei im U-Bahnschacht erschossen hast!
Aber, ich... hab mich... gewehrt...
Ja, hast du! Den Ersten hast du dabei auch erwischt! Aber der Zweite...
Zoia erinnerte sich. Zum ersten Male seit gestern kam ihr Alles so klar wie Glas ins Gedächtnis: Wie sie nach dem Kampf geschaut hatte. Der reglose Körper des ersten Angreifers. Wie der zweite Kerl völlig fertig durch Arko am Boden gelegen hatte. Verletzt und voller Furcht Entschuldigungen stammelte. Sie um sein Leben anflehte. Wie sie es hörte und doch ignorierte. Mechanisch, aber doch bewusst und mit purer Absicht ihren Arm mit dem Revolver hob... und abdrückte!
Ich... ich... ich...
Zoia wusste nicht, ob sie es bereute. Bevor noch etwas weiteres dazu in ihrem Kopf kommen konnte, öffnete sie ihre Auge, schaute gequält zu Sayuri und nahm ihren Mut zusammen, sie etwas zu Fragen.
"Ich... ich... weiß nicht so... recht... w-woran... erkennt man... dass man etwas... bereut... denn... ich hab dir... noch nicht Alles zu... Gestern erzählt..."