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  1. #1 Zitieren
    CM Deep Silver
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    Liebe Autoren, liebe Abenteurer,

    wie ich bereits an anderer Stelle schrieb, ist der Sieger unseres Wettbewerbs entschieden - die weise Jury aus Essen hat, wie wir hier bei Deep Silver finden, eine gute Wahl getroffen.

    Wer es noch nicht gelesen hat, hier ist der Link: http://risen3.deepsilver.com/de/so-sehen-sieger-aus

    In der Begründung von Piranha Bytes steht auch: "[A]llen Teilnehmern gebührt ein ordentliches Lob für ihre Mühe und ihre zu „Papier“ gebrachten Werke. Wir hatten großen Spaß beim Durchlesen eurer Geschichten [...]."

    Und das sehen wir genauso. Daher fänden wir es mehr als schade, wenn Eure Geschichten einfach so verschwinden würden. Dieser Thread soll die zentrale Anlaufstelle für Eure Geschichten sein. Wir würden uns sehr freuen, wenn Ihr sie entweder hier posten oder zumindest einen Fundort / Link angebt, wo andere Risen-Fans sie finden und lesen können.

    Die Gewinnergeschichte von Felix werdet Ihr hier allerdings nicht finden, die heben wir uns, ganz wie ver- und abgesprochen, für den Release von Risen 3: Titan Lords auf.

    Also, Feuer frei, postet Eure Geschichten gleich hier drunter. Wir freuen uns!
    benflavor ist offline Geändert von alibombali (11.08.2014 um 17:35 Uhr) Grund: Threadtitel angepasst

  2. #2 Zitieren
    Einmalposterin Avatar von Spliz
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    Meinen Glückwunsch an den Sieger!

    Ich mache dann einfach mal den Anfang und poste hier den LINK zu meiner eigenen Kurzgeschichte. Der Verfasser des Posts heißt zwar Herman, aber ja, das bin wirklich ich
    Spliz ist offline

  3. #3 Zitieren
    Waldläufer Avatar von Paint
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    Glückwunsch an den Sieger. Freue mich schon aufs lesen
    Ich poste einfach mal meine ganze Story hier, wenn der Thread verschoben wird machts ja eh nix .
    meine:

    Tagebuchbericht eines Kadetten über eine Patrouille auf der Donnerinsel Taranis:
    …Dieser verfluchte Penner. Talbot kam vor kurzem zu mir und befahl mir auf Patrouille zu den Minen der Magier zu gehen. Ein Befehl von General Magnus und damit von den Magiern selbst. Talbot wurde ursprünglich beauftragt. Der faule Sack wollte nur seinen fetten Arsch nicht bewegen müssen. Aber was soll ich machen, als neuer Kadett der Wächter steht er als alteingesessener leider über mir…
    Anfangs war alles relativ entspannt, nur ein paar Spinnen wollten mich als Zwischenmahlzeit vertilgen. Nun ernähren sie die Würmer. Der Tag ist so sonnig wie es auf der Donnerinsel mit seinen Himmelserscheinungen nur sein kann, jedoch kurz vor der Mine habe ich ein ganz mieses Gefühl bekommen, fast wie eine Vorahnung. Irgendwas stimmt hier nicht.
    Am Mineneingang angekommen war kein Schwein zu sehen. Verdammt nochmal, wo sind die Wächter die hier sein sollten? Nicht einmal ein Gnom ist am Eingang zu sehen. Verflucht. Aus dem Inneren kann ich seltsames scharren und knurren hören…
    … ich schwöre bei den alten Göttern und allem anderen was angebetet wird, wenn ich das überstehe trete ich Talbot dermaßen in den Arsch, dass er ganz andere Probleme als seine pingelige Frau hat.
    Es hilft nichts, ich muss herausfinden wieso niemand am Eingang zu finden ist. Nicht dass ich es mir bereits denken konnte, aber ich wollte Bestätigung, bevor ich mit ruhigem Gewissen die Beine in die Hand nehmen würde. Ich taste mich bedächtig voran. Ziemlich düster hier drin, lediglich die Leuchtkristalle bringen Licht. Ich hätte wohl doch den Kristallfackel-Zauber lernen sollen…
    Scheiße, ich habe eine Leiche gefunden. Die von einem Wächter. Kann ihn nicht identifizieren. Das scharren und knurren wird auch immer lauter. Verflucht, was ist hier nur drin! Ich gehe nun langsamer und mit gezogenem Schwert weiter…
    Ein schreckliches, tiefes Heulen durchbricht plötzlich die Stille. Vor Schreck hätte ich fast meine Waffe fallen gelassen. Eine Art Hund bricht zähnefletschend aus der Finsternis der Höhle hervor. Ein verfluchter Höllenhund. Das erste Mal, dass ich einen so nahe vor mir sehe.
    Wie in Trance höre ich die Blökerei von Magnus vor mir, wie ich meine Angriffe kombinieren soll. Ausweichen, der Höllenhund springt an mir vorbei ins Leere, schneller Stich nach vorne - triumphierend höre ich ein gequältes Jaulen. Meine Euphorie verebbt allerdings genauso schnell, wie das Schattenwesen braucht, um mich anzuspringen. Beim Aufprall auf den Boden verliere ich zu allem Überfluss auch noch meine Klinge. Mit bloßen Händen halte ich das Mistvieh davon ab, mein Gesicht als Kauknochen zu missbrauchen. Meine einzige Chance ist meine Magie. Allerdings habe ich noch nie aus dieser Distanz einen Feuerball auf ein Ziel geworfen, geschweige denn, einen der groß genug wäre um ein Monster dieser Größe auszuschalten. Die rasiermesserscharfen Zähne des Höllenhundes schnappen gierig nach meinem Fleisch. Ich hab wohl keine andere Wahl. Konzentriert greife ich in Gedanken nach meiner Magie und kanalisiere sie in Form von Feuer. Der Kristall an meinen Handschuh beginnt zu knistern und zu glühen. Die Zähne kommen näher verdammt…. Noch nicht… NOCH NICHT…
    Ein lauter Knall, ein Aufblitzen gefolgt von einem Schmerzensschrei.
    Der Schatten prallt gegen die Höhlenwand, jault noch einmal kurz auf und bleibt dann schweigend liegen. Mein Kristall glühte immer noch und ich spüre die Hitze des Feuers auf meiner Haut darunter. Keuchend setze ich mich auf und betrachte meinen toten Gegner. Ich lebe…
    Nun war ich mir sicher. Die Mine wurde von Schatten überrannt. Ich schnitt dem Höllenhund einige Krallen und Zähne ab, um später den Wächtern in der Festung einen Beweis für meine Geschichte liefern zu können. Alleine werde ich diese Mine garantiert nicht weiter erforschen. Die Geräusche vom Inneren der Mine lassen mich vermuten, dass der Höllenhund nur der Anfang war…
    Mein erstes Abenteuer als Wächter. Das war wirklich verflucht knapp, aber ich lebe immerhin noch. Die Zukunft verspricht unter diesen Vorzeichen ja heiter zu werden…
    Ich mache mich mit meiner Trophäe eilig auf um zurück in das Lager zu kommen. Ich muss Kommandant Magnus berichten was hier passiert ist. Ich hoffe er bringt die etwas selbstsicheren Magier dazu etwas mehr Aufmerksamkeit auf die Schatten der Insel zu richten. Nicht, dass ich nicht viel Vertrauen in die Magier hätte, aber manchmal wirken sie etwas … nun… überheblich, denke ich. Nun wie auch immer…
    Talbot… ich bin gespannt ob seine Rüstung am Arsch gut gepanzert ist…
    Paint ist offline Geändert von Paint (02.07.2014 um 12:13 Uhr)

  4. #4 Zitieren
    Auserwählter Avatar von alibombali
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    Zwischen laublosen Bäumen


    „Serge, ich glaube nicht, dass das so eine gute Idee ist“, flüsterte Del Ray seinem Kollegen zu, während er sich umdrehte und die Fackel weit von sich hielt. Er kniff die Augen zusammen, um in der nur durch das bisschen Feuer erhellten Dunkelheit ausmachen zu können, ob sie jemand verfolgte. Aber da war nichts. Kein Rascheln, keine Bewegung.
    „Hab ich dich um deine Meinung gebeten?“, schnauzte Serge zurück, so laut es ihm sein Flüsterton erlaubte, „Ich bin der ranghöhere Wächter und hab hier das Kommando. Wenn dir das nicht passt, klären wir das morgen beim Armdrücken in der Schänke.“
    Aber Del war Serges Einschüchterungsversuche bereits gewohnt. Hektisch erwiderte er: „Wir sollten hier nur auf Patrouille gehen. Mehr nicht! Lass uns dem Boss von der scheiß Höhle berichten und dann kommen wir morgen wieder her. Mit mehr Männern und bei Tageslicht.“
    Serge gab ein kaltes und humorloses Lachen von sich, das Del ein wenig verblüffte. Wie hatte sein damals bester Freund sich nur verändert...
    „Ja, und mit dem alten Magnus höchstpersönlich, der sich dann alles unter seine dreckigen Nägel reißt, was es darin zu finden gibt, du Schlaumeier. Deshalb sollen wir nur auskundschaften!“ Serge wandte sich wieder dem Höhleneingang zu, der sich in seiner absoluten Schwärze sogar noch von der Dunkelheit der Nacht abhob. „Und ich hab die Nase voll davon...“
    Ein Blitz erhellte den bewölkten Himmel für den Bruchteil einer Sekunde, in welcher die zahlreichen Bäume um sie herum den Eindruck erweckten, als würden sie ihre knorrigen Äste wie gierige aber ebenso listige Finger langsam auf die beiden Männer zubewegen. Dann war wieder alles dunkel.
    Del Ray erschauderte, Serge hatte von all dem gar nichts bemerkt und versuchte, mit seiner Fackel den Höhleneingang auszuleuchten. Er versengte dabei ein paar Spinnenweben, deren Bewohner empört das Weite suchten.
    „Spinnen...“, knurrte Serge, „Beim Gyrger, ich hasse die Viecher!“
    „Das heißt, wir führen unsere Patrouille jetzt einfach fort und kehren ins Dorf zurück?“, fragte Del Ray mit einem Anflug leiser Hoffnung.
    „Pah!“, Serge wischte sich einen der hastigen Achtbeiner von der Schulter, „Sind ja nur Kleine. Und im Gegensatz zu dir weiß ich meine Angst zu beherrschen, du Pisser.“
    Del Ray sah ein, dass es zwecklos war Serge zu widersprechen, und spannte den Hahn seiner Pistole. Serge dagegen, der von Schusswaffen nie viel gehalten hatte, zerschnitt mit seinem Schwert bereits weitere große Lagen der Spinnennetze, um sie schließlich zu verbrennen. Überall auf dem Boden krabbelte es.
    Dann zappelte etwas in der Höhle. Serge stieß reflexartig mit seinem Schwert vor und verfehlte das Wesen nur um eine Elle.
    „Nicht spießen, nicht spießen!“, brüllte es mit quiekender Stimme und als die großen schwarzen Kulleraugen Del Rays Pistole sahen, fügte es hinzu: „Und auch nicht schießen!“
    Serge warf sein Schwert zurück in die Scheide, packte die kleine Gestalt grob an ihren Kleidern und riss sie aus der schützenden Dunkelheit, „Verdammtes Gnomenpack!“, schimpfte er, „Weißt du eigentlich, wie sehr ich mich wegen dir verjagt hab? Hast sicher dein dreckiges kleines Diebesversteck da drin, was?“ Er ließ den kleinen Pummel zu Boden fallen, wo dieser sich jedoch blitzschnell wieder aufrichtete.
    „Zakir nicht stehlen! Granne Popo sollen froh sein, dass er zuerst Zakir gefunden, und nicht die Riesenspinnis, die weit unten hausen. Sonst wüsste er jetzt nichts von denen und würde gehen in Todesfalle!“ Die Selbstsicherheit, mit der das kleine grüne Kerlchen sprach, verunsicherte Serge. Del Ray, der einige Schimpfworte der Gnomensprache kannte, verkniff sich ein Schmunzeln. War wohl besser, dass Serge sie nicht verstand.
    „Was machst du soweit außerhalb?“, fragte er Zakir stattdessen.
    „Zakir sammeln Planta, als bekommen ganz ungutes Gefühl. Sehen Gestalt zwischen Bäume, da war es noch hell. Böse leuchtende Augis. Dann Zakir verstecken in Höhleneingang, wo kommen die großen Spinnis selten hoch.“ Der Gnom warf Serge einen erbosten Blick zu, „Wollten verstecken noch mindestens ein Tag, aber dann fast durchbohrt worden von dem da.“
    Ein weiterer Blitz unterbrach den Zwist und schlug gefährlich nahe in einen Baum ein, der sofort Feuer fing. Laub hatte er schon vorher keines mehr getragen. Die Flammen erhellten die Umgebung nun beständig und Del Ray fiel auf, dass auch die Bäume rings um den brennenden völlig frei von Laub waren und irgendwie tot wirkten.
    „Wir sollten hier lieber verschwinden“, wiederholte Del Ray den Vorschlag, den er Serge schon mehrmals zuvor unterbreitet hatte. Doch dieser ignorierte ihn abermals. Stattdessen wandte er sich wieder Zakir zu.
    „Was hast du da gesagt von böse leuchtenden Augen?“
    „Habe sie gesehen zwischen den Bäumen! Haben doch schon gesagt!“
    „Das ist doch ein Trick, um von deinen diebischen Machenschaften abzulenken!“
    Serge wollte Zakir erneut packen, aber der kleine Gnom war zu flink für ihn.
    „Serge, hast du den Verstand verloren?“, fuhr Del Ray seinen Vorgesetzten an, packte ihn bei den Schultern und schüttelte ihn, „Dafür haben wir doch jetzt keine Zeit, verdammt!“
    Trotzig schlug Serge die Hände seines einst besten Freundes von sich. Verstärkt durch die Flammen sah sein zur Hälfte von dem Helm verdecktes Gesicht puterrot und hasserfüllt aus.
    „Was ist los mit dir? Wieso hast du dich so verän-“
    Aber noch bevor Del Ray seine Frage gestellt hatte, sah er das strahlend blaue Leuchten zwischen den toten Bäumen, das sich vom Orange des Feuers abhob. Es waren zwei dreieckige Augen in einem animalischen, durch ein unförmiges Geweih gekrönten Totenschädel, der auf einem mindestens zwei Meter großen Körper saß. Bösen Runen prangten auf der schwarzen Rüstung.
    „Scheiße“, entfuhr es Serge und für einige Augenblicke starrte er der Bestie nur in die gleißenden Augen, anstatt sich gegen sie zu bewaffnen.
    „Das Risiko der Nachtwache“, erwiderte Del Ray, der ein wenig gefasster war, und formte mit seinen beiden kristallbehandschuhten Händen magische Feuerbälle, „Aber dafür sind wir schließlich ausgebildet worden...“
    Ohne der dämonischen Fratze noch mehr Zeit zur Überlegung zu geben, schleuderte Del ihr sein magisches Feuer entgegen. Noch in der Luft verschmolzen die beiden Bälle zu einem großen, der sein Ziel schließlich in einer gewaltigen Explosion mitten auf dem schwarzen Brustpanzer traf. Das Unterholz rings um den Unhold stand sofort in Flammen. Er selbst stierte sie weiter völlig unbeeindruckt aus seinen hellblau leuchtenden Augenhöhlen an und wartete ab. Del Ray lief ein eiskalter Schauer über den Rücken.
    Dann stürmte Serge mit einem Kampfschrei los, sein Schwert mit beiden Händen waagerecht von sich gestreckt. Del folgte ihm sofort und formte diesmal einen Blitzzauber. Als Serge zustieß, dem Dämon die Klinge mitten ins Herz zu rammen, verschwand jener jedoch und der Wächter stieß ins Leere, was ihn taumeln ließ. Die knöcherne Fratze erschien einige Meter weiter wieder wie aus dem Nichts. Del warf ihr seinen Blitz entgegen, doch auch der verschwand in der Leere.
    Dann sah Serge den Umriss des Unholds erneut, diesmal genau vor seinem Freund Del Ray! Aber warum griff er ihn nicht an? Und dann dämmerte es ihm. Serge hob die Klinge und richtete sie mit wahnsinnigem Blick auf Del.
    „Serge, was soll das?“, fragte jener beunruhigt, doch es war zu spät. Serge stieß ihm sein Schwert mitten durch die Brust.
    „Du wusstest von dem Ding! Hast mich in eine Falle gelockt!“, brüllte Serge.
    Blut spuckend und mit weit aufgerissenen Augen langte Del Ray ein letztes Mal nach seiner Pistole. Ein lauter Knall, dann war alles still.

    Großmeister Zacharias legte Zakir eine Hand auf die kleine Schulter, als dieser seinen Bericht beendet hatte, „Du hast dieser Gemeinschaft einen großen Dienst erwiesen. Du hättest die beiden nicht retten können, also gräme dich nicht. Geh zu den Deinen, um dich zu erholen.“
    Zakir senkte müde das Haupt vor dem Schirmherrn des Dorfes und schlenderte bedrückt in das Lager der Gnome, aus dem die anderen das Geschehen auf dem Dorfplatz neugierig beobachtet hatten.
    General Magnus, der oberste der Wächter, näherte sich Zacharias, welcher gedankenversunken in den taghellen Himmel starrte.
    „Wenn das wahr ist, was der Kleine erzählt hat“, setzte der bereits ergrauende Magnus an, „dann haben wir einen der Schatten hier auf Taranis.“
    „Den Schatten des Verrats...“, murmelte Zacharias mehr zu sich selbst, als zu seinem Wächter. Ein Blitz entlud sich direkt aus einem der Sturmaugen am leicht bewölkten Himmel, „Wir müssen uns beeilen, wenn unser Plan Erfolg haben soll.“
    alibombali ist offline

  5. #5 Zitieren
    Lehrling
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    Na, dann hab ich mich doch auch mal hier im Forum angemeldet, um meine Geschichte zu posten. Glückwunsch an Felix! Und Ali, wie lustig, wie ähnlich unsere Geschichten sind.


    Auf Patrouille auf der Donnerinsel
    Aus den Aufzeichnungen eines Wächters


    Als ich heute mit meinen Männern zum täglichen Rundgang auf Taranis aufbrach, konnte man die Spannung, die in der Luft lag, schon förmlich spüren. Obwohl man nicht den sanftesten Luftstoss vernahm, schienen die Pflanzen und Tiere des Waldes vor der Feste der Magier den Atem anzuhalten.
    "Heute Nacht gibt es Sturm.", brummte Vince und deutete in den wolkenverhangenen Himmel.
    "Und was für einer.", stimmte ihm ein weiterer Wächter zu.
    "Das Wetter hat uns bis jetzt noch nie von unseren Pflichten abgehalten.", erinnerte ich sie. "Erster Halt ist die Kristallmine am anderen Ende des Tals." Ich nahm die Spitze des kleinen Zugs ein und führte uns den steinigen Weg hinab, der in dem Tal endete, das unterhalb der Magiersiedlung lag. Ab hier galt es, besondere Vorsicht walten zu lassen. Die Anwesenheit der Titanenlords hatte die ungeheuerlichsten Kreaturen aus ihren Löchern hervorgelockt, die jetzt auch auf Taranis ihr Unwesen trieben. Manchmal wünschte ich mir, die Götter wären noch in dieser Welt und würden die Titanen wieder an ihren Platz weisen, weit unter die Erde, wo sie einst gebannt waren.
    Kurze Zeit später erreichten wir die Kristallmine, deren Eingang mit starken Baumstämmen gestützt war, um ein Einstürzen zu verhindern. Vor der Höhle sassen einige Buddler um ein Lagerfeuer, zwei davon waren damit beschäftigt, einen Windschutz aus Leinentüchern zu errichten. Sie alle blickten auf, als ich mit meiner Truppe hinter der Barrikade aus angespitzten Holzpflöcken hervortrat, die die Mine vor wilden Tieren schützte.
    Ich liess meinen Blick prüfend über die Arbeiter schweifen.
    „Warum arbeitet ihr nicht?“, fragte ich scharf und nahm einem der Buddler eine Flasche Rum aus der Hand. Dieser hickste und glotzte enttäuscht auf seine Finger, die jetzt Luft umklammerten.
    „Wir machen Pausche.“, lallte er. „Kommandant, kann ich meine Flasssche wiederhaben?“
    „Nein.“, erwiderte ich. „Ihr könnt doch nicht alle Pause machen! Wie viele Kisten Kristalle habt ihr denn heute abgebaut?“
    „Keine, Kommandant.“, antwortete ein zweiter Buddler, der etwas nüchterner schien. „Wir waren gar nicht in der Mine heute.“
    „Was?“, brüllte ich, „Was hält euch faulen Säcke denn bitte davon ab, zu arbeiten? Ihr wisst, wie wichtig die Kristalle für uns und unsere Magier sind.“
    Der Buddler wich vor Schreck einen Schritt zurück. „Es ist nicht so, wie Ihr denkt, Kommandant. Eigentlich haben wir ja nur auf Euch gewartet, denn wir arbeiten nicht, weil wir nicht wollen, sondern weil wir nicht können. Heute Morgen, als wir die Mine betreten wollten, hörten wir ein seltsames Scharren und Schnaufen, wie von einem schrecklichen Tier. Wir alle befanden es als sicherer, die Mine zu meiden, bis wir wissen, was sich dort verkrochen hat.“
    Ich beruhigte mich wieder ein bisschen. „Nun gut, es ist unsere Aufgabe, die Mine zu sichern.“
    Vince nickte mir zu. „Ich komme mit dir.“, sagte er.
    „Gut, dann kommen Vince und Lukor mit mir mit, die anderen zwei geben uns Rückendeckung, falls etwas passieren sollte."
    In diesem Moment fuhr der erste Blitz auf die Insel nieder und erleuchtete alles für einen Augenblick in einem grellen Weiss. Der Donner, der einige Sekunden später folgte, grollte dumpf in der Ferne. Die Minenarbeiter schoben das Lagerfeuer mit den Schuhen in Richtung Mineneingang, sodass es durch die Regenschauer, die sich mit schweren, grossen Tropfen ankündete, nicht ausgelöscht wurde.
    „Kommt!“, rief ich durch das Krachen eines weiteren Donners, und Lukor und Vince folgten mir in die Mine hinein. Drinnen war es kühl und feucht und die engen Gänge wurden nur durch vereinzelte, schwach glimmende Kristalle erleuchtet. Lukor beschwor ein blau glühendes Licht, das fortan knapp über seinem Kopf schwebte und einen kleinen Teil der Mine ausleuchtete.
    Die Buddler hatten sich mittlerweile in den Höhleneingang gesetzt, um nicht ganz durchnässt zu werden. Einer davon wagte sich zu uns vor und sagte: „Die seltsamen Geräusche kamen von dem Gang, der am tiefsten in den Berg hinein führt.“ Er deutete auf einen der Durchgänge, der wie ein pechschwarzes Loch in der Wand klaffte. Ich zog mein Schwert und gebot meinen Waffengefährten, es mir gleich zu tun.
    „Still!“, wies ich sie an. Tatsächlich, zwischen dem vereinzelten Donnern, das durch den Minenschacht hallte, hörten wir ganz deutlich ein Kratzen an den Wänden.
    „Da vorne ist was!“, flüsterte Vince und deutete mit seinem Schwert in den Gang hinein, wo sich etwas Kleines auf und ab bewegte, im schwachen Licht konnte man es kaum erkennen.
    „Bestimmt nur eine Ratte.“, knurrte ich und hieb mit meiner Klinge nach dem Wesen.
    „Nee!“, rief es zu unserem Erstaunen, „Nix kloppa, pleso!“
    „Ein Gnom!“, sagte Vince überrascht und steckte seine Waffe weg, „Wie kommt denn der hier hinein?“
    Der Gnom trat ins bläuliche Licht der beschworenen Kugel. „Tonda!“, rief er und fuchtelte mit seinen unförmigen, ledernen Händen, „Tonda! Casa cava kracksa!“
    „Was sagt er?“, fragte ich und zog eine Augenbraue hoch.
    „Er sagt, seine Höhle sei eingestürzt, als es gedonnert hat.“, übersetzte Vince.
    „Jip jip!“, nickte der Gnom, „Famo cava! Mullo glitzi dingi!“ Stolz nahm er einige Kristalle aus einem Lederbeutel, der an seinem dicken, grauen Bauch befestigt war, und zeigte sie uns.
    "Ich hoffe, das ist das letzte Mal, dass unsere Arbeiter wegen diesen kleinen Viechern nicht arbeiten können.", seufzte ich und drehte mich zu Lukor und Vince um. "Lasst uns umkehren, unsere Arbeit hier ist getan."
    Der Gnom schüttelte hektisch den Kopf. "Nee! Tonda! Cava kracksa. Dango!"
    In diesem Moment liess ein mächtiger Donner die Mine erzittern, das ohrenbetäubende Krachen fuhr uns durch Mark und Bein. Hinter uns lösten sich kleine Steine und bröselten zu Boden. Die Mine drohte, einzustürzen! Der Gnom quiekte vor Angst und hielt sich die Hände vor seine Schweinchenschnauze. "Deppa! Weg, weg!", rief er und winkte uns weiter in den Tunnel. Wir kletterten ihm nach, so gut es ging, während hinter uns immer grössere Gesteinsbrocken von der Decke fielen.
    "Schneller!", spornte ich die beiden Wächter an und wir krochen mit letzter Kraft in ein enges Loch in der Wand. Dahinter war es stockdunkel, denn Lukor hatte in seiner Eile das beschworene Licht ausgehen lassen.
    "Psst...", wisperte der Gnom, "Böse kritu da. Slowwa."
    "Er sagt", flüsterte Vince, "es habe hier ein böses Tier."
    Lukor streckte seine Hand aus und liess darin ein weiteres Licht erscheinen.
    "Nee!", rief der Gnom verschreckt, "Kritu hatta liti balla!"
    Zu meinem Entsetzen sah ich, wie sich eine knöcherne Hand hinter einem Felsen hervorschob und kurz darauf folgte ein Kopf mit weiss glühenden Augen und spitzen, schwarzen Ohren. Die Kreatur hob ihre dürren, fledermausartigen Flügel und stürzte sich auf Lukor. Vince und ich zögerten nicht lange und zogen unsere Schwerter, jedoch war es kein leichtes, das Biest zu treffen, das sich an Lukor festgekrallt hatte, ohne den Wächter zu verletzen. Schliesslich schaffte es Vince, der Kreatur einen der schwarzen Flügel abzuhacken, was es in Rage versetzte. Kreischend liess es von Lukor ab und sprang, so gut es mit einem Flügel noch ging, auf Vince zu. Dieser jedoch rollte sich zur Seite und ich nutzte die Gelegenheit und hüllte meine freie Hand in blaues Feuer. Als das Biest einen weiteren Angriff wagte, wurde es von der Kugel aus reiner Magie, die ihm entgegen flog, getroffen und gegen die Wand geschleudert. Dort sank es nieder und tat seinen letzten Atemzug.
    "Das war knapp!", stöhnte Lukor, rappelte sich auf und klopfte sich den Dreck von der Rüstung.
    "Die Mistviecher lernen es nie.", knurrte Vince und trat gegen den leblosen Körper der Kreatur.
    "Bist du verletzt?", fragte ich.
    "Nur ein paar Kratzer.", sagte Lukor, "Machen wir, dass wir von hier verschwinden. Ich will nicht noch mehr von denen antreffen."
    "Jip jip. Weg da.", sagte der Gnom und hopste auf die andere Seite der Höhle, die nach einem weiteren Tunnel in einer unterirdischen Hütte endete, deren Decke so niedrig war, dass wir gebückt gehen mussten. Allem Anschein nach war das der Ort, wo der Gnom hauste. Dieser schien ganz zufrieden mit uns und sich selbst zu sein, verabschiedete sich von uns mit einem "Dango! Homi taki glitzi dingi, kritu murksa." und drückte uns je einen Kristall in die Hand.
    "Vielleicht sollten wir die Gnome buddeln lassen, sie geben ganz gute Arbeiter ab.", sagte ich und lachte, als wir zum Mineneingang zurückkehrten, wo der Rest meiner Truppe bereits auf uns und unsere Geschichte wartete.
    Nekomata ist offline

  6. #6 Zitieren
    Lord of the First Order  Avatar von Nightcall
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    Die schattenhafte Begegnung

    "Eine Patrouille durch den Wald, unverzüglich und ohne Widerrede.", befahl General Magnus und wies dabei die beiden Rekruten vor sich zurecht. Die Sonne stand hoch im Himmel zu dieser Mittagsstunde - ihr wärmendes Licht stürzte sich auf die beiden Rekruten und ließ ihre Haut hinter dem Stoff der Rüstung schwitzen. Die strengen Anweisungen des Kommandanten gingen noch immer durch die Köpfe der beiden Männer, die entsetzt durch die Bastion der Magier bummelten. Talbot verabschiedete sich zügig von seiner Frau Paula, während Baker am Eingang der Zuflucht wartete. "Bis zum Abendessen bist du aber wieder da! Und wehe du kommst wieder zu spät, dann kannst du heute Nacht draußen schlafen!", donnerte die aufgebrachte Ehefrau mit lautem Geschrei, welches bis zum Fuß der kunstvollen Treppe reichte, wo Baker seinen Kameraden erwartete. "Ja, ja. Ist ja schon gut.", erwiderte Talbot kleinlaut, packte seinen Bündel zusammen und eilte davon.
    "Wieder Stress mit deiner Frau?", fragte Baker belustigt und besah sich das Bündel des Rekruten interessiert. "Ich hoffe, du hast den Rum nicht vergessen."
    Talbot stapfte die Treppen hinunter, überreichte ohne großes Zögern das Bündel und schritt gemeinsam mit Baker los in Richtung des Dschungels, der im Tal vor ihnen lag. "Ach, lass uns nicht darüber reden. Der Rum ist im Bündel. Lass uns diesen Marsch so gemütlich wie möglich antreten.", nuschelte Talbot und griff nach der Flasche, nachdem Baker einen ordentlichen Schluck des flüssigen Goldes namens Rum trank. Das Wetter veränderte sich nicht, selbst nach mehreren Stunden des langen Streifzugs durch den tropischen Wald. Die Schwüle wurde mit zunehmender Zeit unerträglich und forderte den ein und den anderen Zwischenhalt für eine kurze Pause ein. Mit den Zähnen riss Baker den Korken aus der Flasche und spuckte ihn zur Seite, ehe er einen kräftigen Zug aus der Flasche nahm. Der warme Inhalt der Flasche brannte in seiner Kehle und sorgte eher für Erheiterung als für eine Erfrischung. Inzwischen waren die Beiden weit in das Tal eingedrungen und mussten bisher zu ihrem Glück nur weniges Ungeziefer beseitigen. Der bessere Kämpfer der Beiden war eindeutig Baker, schließlich trainierte er alle zwei Tage mit dem Schwert, während Talbot nur auf der faulen Haut lag. Das dichte Unterholz schützte die Kadetten zumindest gelegentlich von der Sonne, wo das Sonnenlicht nur teilweise durch das Blätterdach glänzte. Ein unerträgliches Summen umgab sie aber gnadenlos die gesamte Zeit über. Mosquitos und anderes lästiges Gesindel plagte den Mensch im Wald und hinterließ auf der ungeschützten Haut etliche Stiche. "Verdammtes Pack!", schrie Talbot auf, als er eine Mücke an seinem Nacken mit einem schnellen Schlag erwischte. "Ich hasse diesen verdammten Dschungel! Und ich hasse diese Patrouille! Lass uns wieder zurück gehen. Wir sagen Magnus einfach, dass wir nichts ungewöhnliches gefunden haben.", fluchte und jammerte Talbot vor sich her, während die verzweifelten Augen den Blick seines Freundes suchten. Baker schüttelte lediglich den Kopf. "Magnus ist nicht blöd. Hör auf zu ...", er verstummte und zuckte zusammen, zog im gleichen Moment sein Schwert. "Pscht! Da vorne ist was."
    Die Büsche abseits des Weges raschelten und Schritte, die das hohe Gras zedrückten, näherten sich den beiden Soldaten. Das Ding kam immer näher und die Anspannung in Baker stieg stetig. Er war auf einen Kampf gefasst und hielt sein Schwert umso fester in seiner rechten Hand. Plötzlich stürzte die Gestalt aus dem Dickicht und ließ Talbot aufzucken. Die Figur, die sich als ein Kadett der Wächter entpuppte, stolperte über eine Wurzel und landete im Dreck vor ihnen. "Scheiße nochmal!", grollte Baker und steckte sein Schwert wieder ein. "Was machst DU denn hier?"
    Der verärgerte junge Kerl rappelte sich wieder auf und klopfte sich schimpfend den Dreck von den Schultern. "Ich musste mal für große Jungs. Und was macht ihr denn hier?"
    "Wir sind auf Patrouille, auf Anweisung von General Magnus.", erklärte Talbot stirnrunzelnd und musterte den Burschen vor sich.
    "In der Mine da hinten gibt es ein kleines Problem. Ihr kommt genau richtig. Ich könnte Hilfe gebrauchen.", sagte Collins und führte sie geschwind in die Mine. Im Eingang stand ein Bett und andere Dinge, die man so zum Leben brauchte. Scheinbar wohnte der junge Kerl in dieser Höhle. "Na, kommt schon. Da hinten habe ich ein komisches Geräusch gehört.", erläuterte er und zeigte in die dunkleren Gänge der Mine.
    Stutzig blieb Baker hinter dem nervösen Mann stehen und ließ den Blick an seiner Schulter vorbei in den Schacht gleiten. "Ich sehe nichts. Solltest du hier nicht eigentlich für die Kristalle sorgen? Die Magier sind ungeduldig geworden und erwarten die nächste Lieferung."
    Collins stapfte einige Schritte vorwärts und kehrte dem düsteren Gang den Rücken zu. "K...Kristalle? Ähm, ja. Genau! Aber hinter mir habe ich vor ein paar Stunden ein krächzendes Geräusch gehört.", stotternd strich er sich über das Kinn und seufzte "Ich will ehrlich zu euch sein. Ich habe mich im Gebüsch versteckt. Aber hier in dieser Mine ist wirklich etwas. Irgendetwas das mir nicht ganz geheuer ist."
    Baker zog die Augenbrauen zusammen und tauschte entgeisterte Blicke mit seinem Kameraden aus. "Als ich noch bei der Inquisition war, da hat man sich alleine um solche Probleme gekümmert.", zischte Baker und riss die Augen im nächsten Moment auf. Sein versteinerter Blick blieb hinter Collins haften, als sich etwas schattenhaftes näherte. Ein vierbeiniges Wesen, von schummriger, knochiger Haut überzogen, schlich sich mit einem entsetzlichen Knurren an den ahnungslosen Mann heran; die messerscharfen Zähne ragten aus dem großen Gebiss dieser Bestie. Talbot verschluckte die eigene Stimme, er brachte kein Wort heraus und riss nur den rechten Arm nach vorne, ehe es bereits zu spät war. Dieser Hund, entkommen aus der Hölle, so wie es schien, sprang Collins an und versetzte ihm ein schnelles Ende. Die Angst ergriff die beiden Rekruten, die nur tatenlos zusahen, ehe einer der Beiden den Anderen am Arm packte und sie nach draußen in die Wildnis flüchteten. Talbot rannte dabei so schnell, wie noch nie zuvor. Das grauenhafte Gebell des Höllenhundes hallte noch in der Mine und sorgte für Schrecken, welches nie vergessen werden würde. Die Abenddämmerung war bereits eingebrochen und die Sonne stand vor dem Verschwinden. Der Angstschweiß paarte sich mit dem blassen Gesicht Talbots, bis er schließlich zum Stehen kam und völlig aus der Puste nach Luft rang. Die beiden Kameraden waren schon am Wasserfall, in der Nähe des Magierlagers angelangt, während die Nacht eingebrochen war. Im Hintergrund zirpten die Grillen, als nur die Stimme Bakers neben Talbot erklang. "Bei den Titanen! Was war das?!", zum ersten Mal erkannte Talbot eine gewisse Furcht in den grünen Augen Bakers. Doch Bakers nächsten Worte wurden von dem Gekreische eines Scavengers von dem Hügel in der Nähe übertönt. "Was sollen wir jetzt machen? Mich kriegen keine zehn Snapper in diese Mine zurück!", winselte Talbot.
    "Ich werde Magnus davon Bericht erstatten. Es ist besser, wenn du zurück zu deiner Frau gehst. Sie macht sich sicher wieder Sorgen. Du weißt ja, wie Paula ist. Und ich bezweifle, dass du heute Nacht draußen schlafen willst. Über diesen Schock muss selbst ich erst einmal hinweg kommen. Ich brauch' jetzt 'nen Rum." Mit diesen Worten verabschiedete sich Baker von seinem schockierten Freund und stapfte langsam los in Richtung der Zuflucht. Der blitzartige Strudel am Nachthimmel tauchte die Insel in ein seicht violettes, schimmerndes Licht. So sorgte auch das Rauschen des Wasserfalls für die Beruhigung von Talbots andauernden Panikanfall. Noch einmal ging er sich alles was gerade geschehen war durch den Kopf und wollte es sich nicht wahrhaben lassen. Nach einigen Atemzügen entschloss er sich einen letzten Blick in den Wald, von dem er gekommen war, zu werfen, ehe er sich zurück in sein Haus begab. Dieser Blick in den Wald erlaubte ihm für die heutige Nacht allerdings keinen ruhigen Schlaf mehr. In der pechschwarzen Dunkelheit blitzten smaragdgrüne Lichter in der Ferne auf, die wie die Augen eines schattenhaften Wesens wirkten. Vielleicht war es auch nur Einbildung? Mit dieser Frage und den geschehenen Erlebnissen wälzte sich Talbot in seinem Bett und fand für die nächsten Wochen keinen ruhigen Schlaf mehr.
    Nightcall ist offline

  7. #7 Zitieren
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    Der heiße Mittag war inzwischen überstanden und der frühe Abend begann sich breit zu machen. Die Sonne hatte genug für heute und hielt es für angemessen, nachdem sie gestern so bedingungslos auf Taranis niedergebrannt hatte, heute schon etwas früher unterzugehen. Diese spontane Entscheidung wurde einer altersschwachen Amsel, die gerade über dem Magierlager flog, zum Verhängnis. Von den letzten Sonnenstrahlen geblendet, donnerte sie gegen einen Turm der Feste und schubste ein paar Ziegel vom Dach. Das irritierte Tier konnte sich zwar noch im Sturzflug aufraffen, doch die Ziegel stürzten in die Tiefe und gingen mit einem lauten Schellen zu Bruch.
    Im Inneren der Feste scheuchte der laute Krach den Magier Lumbrok aus seinen Gedanken. „Verdammt noch mal, was soll der Radau?“, schrie er genervt auf und raufte sich die Haare. Er war gerade dabei die Einteilung für die Patrouille fertigzustellen. Inzwischen war der alte Magier erschöpft, aber vor allem war er hungrig. Denn selbst mächtigen Magiern ging der Hirnschmalz aus, wenn sie zu lange arbeiteten ohne etwas zu sich zu nehmen. Lumbrok freute sich jetzt auf ein paar gebratene Prärieaustern mit Schimmelpilzsoße und gedämpften Meeresalgen serviert in einem ausgehöhlten Schildkrötenpanzer. Und zum Nachtisch sollte es ein leckeres, tiefgefrorenes Affenhirn mit Erdbeeren und Sahne geben. Doch bevor es soweit war, teilte er die zwei verbliebenen Wachen, Talbot und Baker, zur gemeinsamen Patrouille ein, nahm die Liste und huschte hinaus in den Hof, um die Patrouille Einteilung am Schwarzen Brett auszuhängen. Draußen warteten die Männer schon ungeduldig auf die neue Liste.
    „Beeil dich mal du fauler Sack“, schrie Garelt ungeduldig mit verschränkten Armen. „Ich bin ja schon da“, schnaufte Lumbrok missmutig und heftete die Liste ans Schwarze Brett. „Hier bitte, gern geschehen. Und jetzt lasst mich alle in Ruhe. Ich bin essen“, verkündete er und verschwand für den Rest des Abends. „Bin ja mal gespannt, wer denn wo landet“, sagte Talbot neugierig und drängelte sich nach vorne, um einen guten Blick auf die Liste zu erhaschen. Neben ihm stand Baker. Sofort sahen die beiden, dass man sie zusammen eingeteilt hatte. „Hey, na so was“, brummte Baker mit mäßiger Begeisterung in der Stimme „Wir waren ja schon ewig nicht mehr zusammen unterwegs, Talbot, altes Haus! Wie geht's dir du Faulpelz?“ „Bestens, du alter Säufer“, sagte Talbot freundlich. Die beiden gaben sich brüderlich die Hand und begrüßten sich. Der Rest der Männer entfernte sich nach und nach, um ihren Dienst anzutreten oder bis es soweit war einen saufen zu gehen. „Was genau müssen wir eigentlich machen?“, fragte Talbot. „Hinter unserem Dienstauftrag steht nur ein Fragezeichen.“ Bevor Baker etwas sagen konnte, kam General Magnus zu den beiden hinüber. Er war zwar der Chef im Magierlager, hatte sich jedoch den Magiern unterzuordnen. „Für euch zwei hab ich mir etwas ganz Besonderes ausgedacht“, begann Magnus mit lauter Stimme zu erklären. Talbot und Baker hörten aufmerksam zu. „Collin ist vor einigen Tagen mit einem Wachtrupp zu einer der Kristallminen im Norden aufgebrochen, um dort nach dem Rechten zu sehen.“, fuhr der General fort, „Er hat sich bis heute nicht zurück gemeldet. Geht zu der Mine, schaut nach dem Rechten und erstattet mir Bericht. Ich will wissen, was da los ist, klar?“ „Das kriegen wir hin“, behauptete Baker selbstsicher. „Aber...“, wandte Talbot ein. „Was aber?“, entgegnete Magnus blitzschnell. Er war es gewohnt Widerworte abzuschmettern und in eiskalter Logik zu ertränken. „Da draußen gibt's Monster. Und es ist Nacht. Wollen wir nicht erst mal drüber schlafen und morgen in aller Frische aufbrechen?“ „Genau“, pflichtete Baker Talbot bei. „Männer, wir sind hier, um das Magierlager zu schützen! Nicht, um uns darin zu verkriechen. Ihr wurdet vom Magier eingeteilt und das Wort der Magier ist Gesetz. Habt ihr mich verstanden?“, befahl Magnus in ernstem Ton und stapfte davon. „Verstanden“, murmelte Talbot missmutig. Seine langsame Walnuss überlegte angestrengt wie er sich am besten vor dieser Aufgabe drücken könnte. Ohne Erfolg. Baker konnte Talbot deutlich ansehen, dass die Zahnräder in seinem Oberstübchen völlig überfordert waren und aus reiner Verzweiflung blockierten. „Willst du etwas beitragen?“, lästerte Baker und grinste. Talbot schaute zu seinem Kollegen hinüber und verkündete entschlossen: „Alles Scheiße!“ Baker musste lachen: „Da hast du die Situation perfekt zusammengefasst. Komm, wir machen uns auf den Weg.“ Die beiden schnappten sich je eine Fackel aus einer der unzähligen Holztonnen, entzündeten sie und machten sich, ohne den kleinsten Anschein von Eile, auf den Weg hinab ins Tal Richtung Kristallmine.
    Die Nacht war inzwischen hereingebrochen und eine dicke Schicht aus Dunkelheit legte sich über die gesamte Donnerinsel. Nur hier und da wurden einzelne Landschaftsflecken von den lila Blitzstrudeln am Himmel in ein irreführendes, märchenhaftes Licht getaucht. Und zwischen im Dickicht verborgenen Drachensnappern und Feldspinnen bewegten sich zwei Fackeln einen Weg entlang, die ihren Trägern eine karges Licht spendeten.
    Als die beiden ums Eck bogen, konnten sie im Licht der Fackeln einen dünnen Spalt in einer Felswand erkennen. Es war der Eingang zur Mine. „Wir sind da“, stellte Baker fest. In gewohntem Trott schlenderten die beiden Wachmänner durch den Eingang der Mine und landeten in einer kompakten Unterkunft, die aus einem prasselnden Feuer und diversen provisorischen Betten bestand. „Hey“, sagte Talbot leise, „die Betten sind alle leer. Um die Uhrzeit liegt man doch in der Heia und schläft.“ „Merkwürdig...“, stimmte Baker zu. „Lass uns etwas tiefer hinab steigen, vielleicht sind die Männer noch bei der Arbeit.“ Talbot und Baker zogen instinktiv ihre Schwerter und liefen den schmalen Gang entlang, der sie tiefer in die Kristallmine führte. Als sie an einer Abzweigung ankamen, erblickten sie plötzlich Collin. Er lag blutend am Boden und schien schwer verletzt zu sein. Aus den Gängen hinter ihm war das Klirren von Schwertern zu hören. Es wurde gekämpft. Baker kniete sich zu Collin hinab und hob seinen Kopf „Collin, Kumpel, was ist passiert?“. Die verletzte Wache holte einmal tief Luft. Ihm war bewusst, dass seine nächsten Worte auch seine letzten sein sollten: „Die Schatten haben die Mine überrannt, sie hatten Höllenhunde dabei. Wir haben die Kontrolle verloren. Der Kampf ist aussichtslos! Warnt General Magnus, sie werden die ganze Insel...“ Collin schloss abrupt seine Augen. „Collin? Hey man?“, fragte Talbot. „Er ist tot“, sagte Baker und legte den Kopf seines gefallenen Kameraden vorsichtig auf den Boden. „Komm, die schnappen wir uns!“, brummte Baker wütend und wollte schon in die Höhle stürmen, aus der das Säbelrasseln zu hören war. Doch Talbot packte ihn am Arm und hielt ihn zurück. Die grobe Feinmechanik in seinem Hirn hatte einen glücklichen Moment erwischt. Alle Zahnräder griffen ausnahmsweise perfekt ineinander: „Wenn wir da rein stürmen sind wir auch bald tot und kurze Zeit später stürmen die Schatten, mit dem Überraschungsmoment auf ihrer Seite, das Magierlager. Wir müssen hier weg und zwar schnellstens!“ Baker überlegte einen Moment. „Scheiße. Du hast recht. Und was dann? warnen wir General Magnus?“ „Nun ja“, fuhr Talbot ungewohnt scharfsinnig fort, „wenn wir Alarm schlagen, müssen wir die Mine befreien. Dabei könnten wir draufgehen. Ich schlage vor, du gehst zum Hafen und ich zurück ins Magierlager. Bald soll eine neue Galeere mit Vorräten anlegen. Versuch irgendjemand ins Magierlager zu bringen, der sich hoffentlich um die Sache kümmert. Ich erzähl Magnus irgend ne Scheiße und halte solange dort die Stellung.“ „Guter Plan“, murmelte Baker eher zu sich selbst. „Danke“, sagte Talbot stolz. „Und jetzt nichts wie raus aus dieser verflixten Mine!“
    Die beiden ängstlichen Wachen flüchteten hinaus in die jetzt viel sicherer wirkende Nacht und sorgten dafür, dass weder vor der drohen Gefahr gewarnt, noch auch nur eine winzige Kleinigkeit unternommen wurde, um ihr entgegen zu wirken. „Das“, so dachten sich die zwei, „soll mal schön jemand anders machen.“

    Hier endet die beinahe heroische Geschichte von Talbot und Bakers Patrouille und versteckt sich geschickt im Rest von Risen 3. Übernimm die Kontrolle über den Helden und finde heraus was es mit der Donnerinsel, ihren Kristallminen und dem Magierlager auf sich hat. Wer weiß, vielleicht begegnen dir ja, ganz zufällig, auch Talbot und Baker?
    Diego666 ist offline

  8. #8 Zitieren
    General Avatar von der hofnarr
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    Glückwunsch an Felix!

    Und das war mein Wettbewerbsbeitrag:



    Die Magierin und der Wächter (oder, Visionen)



    Ich schlief tief und fest als man mich weckte. Es war kurz vor Mitternacht und ich sollte auf Patrouille gehen, obwohl ich laut Plan nicht dran war. Man sagte mir, dass die Magierin es so wollte und dass sie draußen auf mich wartete. Ich wurde skeptisch, denn normalerweise gingen nur die Wächter auf Patrouille, aber der Gedanke mit ihr zusammen zu sein, fegte meine Bedenken hinweg. Schnell hatte ich meine Rüstung und meine Waffen angelegt. Ich eilte ins Freie und da stand sie, mitten im Hof mit ihrem langen Stab, allein. Ihr schwarzes, langes Haar bewegte sich mit der frischen Brise die vom Meer aus auf die Insel wehte und der Vollmond leuchtete auf ihr liebliches Antlitz, dass das schönste war was ich je gesehen hatte. „Willst Du dort Wurzeln schlagen Wächter?“, rief sie lächelnd, als wüsste sie was ich gerade gedacht hatte. „Natürlich … ähm … natürlich nicht Araja … oh … Lady Araja.“, stammelte ich und lief zu ihr hin. „Bereit?.“, fragte sie amüsiert. „Wie noch nie!“, antwortete ich.

    Schnell verließen wir das Lager und nahmen zu meinem erstaunen einen Weg der nicht üblich für eine Patrouille war. Ich sagte nichts dazu und dachte einfach, dass es wohl so in Ordnung ist. Nun, nach etwa einer halben Stunde –ich war so glücklich in ihrer Gegenwart– stoppte Lady Araja plötzlich. „Wächter, ist das der Weg den man für die übliche Patrouille nimmt?“ – „Nein Lady Araja.“, antwortete ich verwundert. „Und warum sagst Du nichts?“ – „Weil ich dachte, dass Sie schon wüssten weshalb Sie hier lang gehen.“. Sie schnaubte. „Übel, wir hätten den Weg nach links nehmen sollen.“, sagte sie daraufhin und tippte dann nervös mit ihrem rechten Zeigefinger auf ihre süßen Lippen. „Na schön, wenn wir jetzt direkt hier durch diesen Wald gehen, wie lange glaubst Du wird es dauern bis wir auf den üblichen Patrouillen-Weg kommen?“. Ich sagte: „Ungefähr eineinhalb Stunden.“, warnte sie aber davor, denn wir würden vermutlich gefährliche Viecher aufscheuchen, uns wahrscheinlich verirren und so weiter. Leider ließ sie sich davon nicht beeindrucken und behauptete tatsächlich: „Wenn wir die Strecke laufen, dauert es nur eine halbe Stunde.“.
    Sie war das liebste was mir je begegnete, aber auf so eine dumme Idee konnte ich mich nicht einlassen. „Feigling, Du wirst jetzt mit mir kommen!“, sagte sie streng. „Feigheit! Das hat mit gesundem Menschenverstand zu tun, gnädigste!“, konterte ich und kam dann erst richtig in Fahrt, „Außerdem, was hat diese merkwürdige Patrouille zu bedeuten? Seit wann gehen Magier, oder meinetwegen Magierinnen, auf Patrouille, seit wann?“. Zu meiner Überraschung wurde sie nicht zu einer Furie, sondern sagte einsichtig: „Du hast recht, das ist keine gewöhnliche Patrouille. Also hör zu. Vor kurzem hatte ich eine Vision. Das ist auch der Grund weshalb ich vorgestern auf die Insel kam, denn irgendwo neben dem üblichen Patrouillen-Weg, muss es etwas besonderes geben, etwas das nur bei Vollmond und nur nach Mitternacht zu finden ist.“. Ihre Antwort war gelinde gesagt ziemlich unbefriedigend. Ich wollte mehr wissen, doch sie berührte sanft mit ihren Fingerspitzen meine Lippen und ich schmolz dahin wie Butter in der Sonne. Dann tauchte sie rasch in den Wald hinein. „Sie ist verrückt, aber wunderschön!“, seufzte ich, zog mein Schwert und rannte ihr nach.
    Ein paar Augenblicke später erschien ein helles Licht am oberen Ende ihres Stabes. Das war auch bitter nötig, denn der Vollmond konnte im dichten Wald nichts ausrichten. So liefen wir nun. Sie vorne weg und ich einige Schritte hinter ihr her. Ich hoffte inständig, dass uns das Glück genehm war. Eine ganze Weile ging wirklich alles gut. Aber kurz bevor wir dran waren den Wald zu verlassen, griffen uns mindestens ein halbes Dutzend Skelette an. Sie kamen wie aus dem Nichts. Der Kampf war der schlimmste den ich je bestreiten musste. Unser Leben hing an einem seidenen Faden, zumal sich herausstellte, dass Lady Araja weder von der magischen-, noch von der gemeinen Kampfesskunst eine hoffnungsvolle Ahnung hatte. Ich musste wahrlich weit über mich hinauswachsen um uns zu retten. Als dann alles vorüber war und wir uns am Wegesrand erschöpft hinlegten, wunderte ich mich wie ich diesen Überfall meistern konnte –wir hatten nur ein paar Kratzer abbekommen. Doch als ich sah wie sie unverletzt, schön und überglücklich neben mir lag, wusste ich es. Sie war der Grund, aber nicht durch Zauberei.
    Wir nahmen beide einen Schluck von einem ihrer Tränke. Er war ziemlich bitter, allerdings spürte ich sofort dass sich mein Körper erholte. „So, dass hätten wir überstanden und meine Intuition sagt mir, dass dieses Etwas wo nach ich suche, hier in der Nähe sein muss. Das ist doch der übliche Patrouillen-Weg, ja?“. Ich war enttäuscht über ihre Zweckmäßigkeit nach all dem was ich für sie getan hatte. Aber was wollte ich eigentlich! Dass sie mir um den Hals fällt und mich Küsst! Im Prinzip hatte ich doch nichts anderes als meine Arbeit getan. Ich war Wächter. „Ja Lady Araja.“, antwortete ich einfach und versuchte meine Desillusion zu verbergen.
    Wir standen jetzt mitten im Weg. Sie stütze sich leicht mit beiden Händen auf ihren Stab und konzentrierte sich darauf. Ich hielt Ausschau nach verdächtigem. Das ging eine Weile so, bis sie plötzlich ihren Stab anhob und mit dem unteren Ende einmal kräftig auf den Grund klopfte. „Dort, gleich bei den großen Felsen!“, sagte sie dann laut und lief los. Ich ihr nach. Als wir ankamen machte sie wieder Licht. Ich fragte sie wonach wir suchen sollen. „Wenn ich es sehe, werde ich es erkennen.“, war ihre Antwort. Nun, ich folgte ihr einfach. Da passierte es. Der Boden unter meinem rechten Bein gab nach. Ich verlor das Gleichgewicht und rutschte ein paar Meter tief in ein dreckiges Loch. Lady Araja rief besorgt nach mir und beleuchtete mit ihrem Stab die steile Vertiefung. „Nur Schürfwunden.“, beruhigte ich sie und sagte noch, „Jemand muss wohl vor einiger Zeit diese blöde Falle gemacht haben.“. Sie warf mir ein Seil herunter. „Sie haben ein Seil?“, fragte ich erstaunt. „Die Vision.“, sagte sie und lächelte. Ach! Für dieses lächeln wäre ich tausend mal in dieses Loch gerutscht. Nun, als ich mich hochziehen wollte, bat sie mich ein Stück von einem Monolithen abzuschlagen, der etwa drei Köpfe über mir ein bisschen aus dem Felsen ragte. Ich tat es und brachte es ihr mit. Sie steckte es zunächst in ihre Tasche, weil sie zuerst meine Schürfwunden sehen wollte, dann gab sie mir einen Schluck von einem wohlschmeckendem Heiltrank. Sie war sehr lieb zu mir und ich wollte ihr schon sagen wie gern ich sie habe, aber in diesem Moment hatte sie schon das Stück vom Monolithen in der Hand und begutachtete es. „Wächter!“, rief sie und riss vor Freude ihre Arme hoch, „Das ist es wonach ich suche!“. Ich war ziemlich verblüfft, denn mir viel soeben ein, dass ich solche Monolithen schon gesehen hatte, aber nur nicht wo; jedenfalls war es nicht nach Mitternacht und sicher nicht bei Vollmond. Bevor ich es erzählen konnte, ließ sie mich wissen, dass wir nun zurück können und dass die Magier bestimmt ungeduldig auf sie warteten. Ich verstand dass wir keine Zeit zu verlieren hatten und sagte vorerst nichts. Erst auf dem Weg zum Lager, sprach ich sie über die Ungereimtheiten dieser Unternehmung an. Sie fand meine Äußerungen dazu belustigend, was mich irritierte und sagte anschließend: „Wächter, wir sind wohlauf und waren erfolgreich, oder?“. Frustriert beschloss ich daraufhin den Rest des Weges keine Fragen mehr zu stellen und machte mir auch keine Hoffnung mehr, dass ich Chancen bei ihr habe. Sie gab mir einfach nicht das Gefühl.

    Einige Zeit später standen wir wieder mitten im Hof, allein, es war noch dunkel. Lady Araja bedankte sich bei mir und versprach, meinem Hauptmann Magnus über meine tadellose Unterstützung zu erzählen. Ich dankte ihr dafür, verbeugte mich kurz und ging leicht betrübt in Richtung des Schlafsaals. Nichts deutete darauf hin was gleich passieren würde. „Warte!“, rief sie mir zu und kaum hatte ich mich umgedreht, viel sie mir um den Hals. „Ich hatte gerade eine Vision.“, flüsterte sie scherzhaft. „Und ich die ganze Zeit über.“, war grinsend meine Antwort, dann küssten wir uns endlich. Zwei Tage später verließen wir gemeinsam die Insel. Was danach auf Taranis geschah ist eine andere Geschichte. Übrigens, wir sind immer noch zusammen und wenn mich nicht alles täuscht, wird es auch lange so bleiben.



    Von "der hofnarr"
    der hofnarr ist offline

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