Zitat von
Luceija
Einen ganzen Moment lang verfolgte sie seine Augen mit ihren. Vom linken hin zum rechten und wieder zurück. So lange, bis sie ein paar Dinge zu verkraften wusste. Denn kaum hatte der Schwede einen gewissen Namen auf dem Silbertablett unter ihre Nase gehalten wurde ihr schlecht von einem kurzen Aufquellen an Wut. Man merkte es beispielsweise daran, wie sie sich kurz und hoffentlich eher unauffällig mit der Hand in seine Schulter gekrallt hatte. Wie sie kurz still wurde und sich ernsthaft bemühte, diese Parts nun zu trennen und auch die Botschaften, die der Arzt gerade vermittelte, ordentlich zu filtern. Diese Zeit lag hinter ihr. Lange genug hatte sie sich damit abgemüht, hatte sich gewünscht, dass alles einfach nur vorbei war und der Turianer aufhörte in ihrem Kopf zu spuken wie ein unheimlicher Geist. So lange, bis sie den Entschluss fasste vollkommen dicht zu machen und sich keine weitere Minute darum zu scheren, was passiert war. Sich keine Minute mehr um ihn zu scheren. Ihn, wenngleich nicht mehr präsent, so zu behandeln, wie es diese räudigen Köter, diese Missgeburten von Aliens eben verdient hatten. Wie er es sich selbst zuzuschreiben hatte, nachdem, was er ihr angetan hatte.
Jetzt aber war sie nicht mehr auf Trident. War nicht mehr auf der Citadel um ihm nachzurennen und dabei ihre einzig wahre, treue Familie - Cerberus - zu hintergehen, bis sie selbst ebenso viel wert war wie die ausserirdischen Immigranten. Sie lag - wortwörtlich - in anderen Händen. Sah in die faszinierend ungewöhnlichen Augen eines anderen Menschen und fühlte sich trotz vieler, innerer Schwierigkeiten jemandem auch nur noch ein bisschen zu vertrauen hier wohl. Auch, wenn es scheinbar um nichts anderes ging als um einen schönen Abend während einer eher nervenzehrenden Hochzeit, dessen Reden sie ohnehin nur gekränkt hätten. Die tote Tochter.
Traurigerweise bemerkte sie dadurch erst jetzt - jetzt, wo sie Zeit hatte sich diese Gedanken zu machen - dass sie wirklich noch viel zu viele Dinge hatte, die regelrecht an ihr fraßen. Dass alleine schon solche kleinen Dinge noch solche, unschönen Flashbacks generierten. Nicht aus übriger Liebe. Sondern auch tiefsitzendem Schmerz durch ein noch tiefgründigeres, wortwörtlich unterirdisches Verhalten.
Hinzu kam dann, was er gerade zu ihr gesagt hatte. Etwas, was sich in ihrem Inneren anfühlte wie eine Tür, auf die sie nur zurennen, sie hinter sich verschließen und nie wieder zurücksehen musste. Eine kleine Möglichkeit zur Flucht, ein kleiner Moment der Flucht. Weil sie alleine schon keinen Drang von seiner Seite verspüren musste, der sie zu unangenehmen Antworten kommandierte. Oder gar zu irgendwelchen, utopischen Geständnissen. Weil er trotz vertrauen nichts forderte. Sondern nur diese Türe bot.
Viel zu knapp und bevor - so hoffte sie - man irgendwelchen Schmerz aus ihren Augen lesen konnte schloss sie sie etwas zu fest im gleichen Moment indem sie sich weit genug nach vorne beugte um beide Hände an je eine Wange ihres Gegenübers zu legen und sich mit kurzen aber intensiven Küssen zu wiederholen. Und zwischendrin zu antworten: "Das reicht mir."
"Der einzige Arzt dem ich traue."