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Rafik guckte skeptisch, nickte dann aber kurz als Brom das Haare wegwischen erwähnte, denn normalerweise machte man das nicht so ruckartig - aber was war schon normal?
"Ich? Seit.. einigen Stunden, mit Pausen, aber mach dir keine Sorgen. Ich halte mehr aus, das hier gehört dazu, sonst wäre ich nicht ich.. und da oben haben wir einen Drachen gesehen, wenn ich hiervon kaputt gehe, dann von so einem Riesenmonster und seinen kleinen Echsenschergen erst recht", meinte Rafik und wusch sich das Gesicht an einem kleinen Wassereimer, den er selbst mitgenommen hatte. Seinen Durst stillte er ebenfalls und kaute an einem kleinen Stück Brot herum, ehe er die Klinge wieder in die Hand nahm und langsame Bewegungen ausführte.
"Wohin willst du dich denn noch treiben?", fragte er nebenbei Brom, ohne mit zu kriegen ob dieser überhaupt noch da war, denn seine Augen ruhten auf dem Schwert.
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Zur Sturzkampfmöwe /
So schnell die Motivation für einen Quickie unter dem Tisch aufgeflammt war, so schnell war sie auch wieder verflogen.
Energisch und störrisch hatte sich Vered gegen ihn gewehrt und war dabei so laut gewesen, dass einige andere Tavernenbesucher auf sie Aufmerksam geworden sind.
Behaarte Hände mit dicken Wurtsfingern griffen eisern nach Joes Beinen und ehe er sich versah, wurde er unter dem Tisch hervorgezogen.
Noch während er von seinem kuscheligen Platz gegen seinen Willen fotgeschafft wurde, streckte er hilfeflehend seine Hände nach Chala aus, die ihn mit einem schiefen schielenden und fragenden Blick behaftete.
"Schala...hiälf miiirrr!"
Nuschelte trunken und hilfslos, doch schon im nächsten Moment wurde der Raum wieder heller und etliche Blicke traktierten ihn wütend oder neugierig.
Wo kamen eigentlich die ganzen Menschen her? Und warum standen so viele von ihnen um den Tisch von Joe und Chala? Hatta Chala etwa doch ihre Brüste entblösst und zeigte sie diesen Lustmolchen?!?
Einige Hände halfen ihm auf die Beine, auch wenn er empfand, dass sie sehr grob dabei waren. Doch da er selbst kaum noch stehen konnte, nahm er ihre "Hilfe" gerne an.
Von links und rechts hallten ihm Sätze entgegen die er kaum verstehen konnte, da jemand das Karussell wieder angestellt hatte und er Beidhändig an die Tischkannte klammernd nach Halt suchte.
Er hörte Dinge wie , Perversling, Arschloch und Schluckspecht, aber auch nähere Erläuterungen wie: " Lass die Pfoten von der Dame!" oder " Ich kann Männer die sich an Frauen vergreifen nicht ausstehen Fremder!"
Ausgiebig mit der Zunge schnalzend, das eine Auge offen, das anderer ermüdet geschlossen, lehnte er sich mit seinem Arsch auf die Tischplatte und hob die Arme.
Dann entgegnete er lauthals lallend:
"Freunde, Freunde! Ihhhr miässverstät uns, isch und *hicks* ... Chalahhh ssind juuute Froindeee! iScdh wollte nur kurz ihrer Tittchen anschaun und..."
Eine kräftige Backpfeiffe liess Joe herumwirbeln und von der Tischplatte fallen. Wie ein Baum krachte er auf eine der Bänke daneben ( der Herr der dort sein Bier trinken wollte schreckte erschrocken auf und liess dabei den Krug scheppernd zu Boden fallen).
"Woooooooow......woooooooooow.....welscher Bastard einer läufigän Hüünn...*hicks* Hüüündin war des?"
Die Worte knatterten mit grösster Mühe aus, dem auf dem Rücken liegenden Streiter Beliars heraus, während dieser mit den Armen gen Tavernenholzdecke fuchtelte.
Wieder halfen ihm Hände hoch, doch zum dank kam Blöack nicht einmal mehr, den kaum stand er wieder, folgten die ersten Faustschläge in Magen und Gesicht.
Jemand aus Richtung Tresen brüllte ihnen entgegen, dass sie die Scheisse draussen klären sollten.
Scheinbar hatten die Leute Respekt von dem was der Mann sagte, den Joe wurde plötzlich an den Schultern nach draussen gezogen.
Trübe blickte er auf seine Stiefelspitzen, wie sie mühseelig über den Holzboden rutschten.
Gegangen werden....eine schöne Art zu gehen...hallte es durch seinen Kopf.
Er hob den Kopf um die Männer die ihn trugen mit zusammengekniffenen Augen zu begutachten.
Er kannte sie beiden nicht und konnte nur hoffen, dass sie wussten wo sein Bett zu Hause war.
Bevor er erschöpft seinen Kopf wieder senkte, streifte sein Blick jedoch ein weiteres Gesicht, dass er zu kennen glaubte.
Unglübig säuselte er:
"Estimäussssschen?"
Kurz darauf wurde er bereits ruckartig auf die Strasse geworfen, wo er auf dem Rücken liegend die Sterne am Himmel erblickte.
"Schööööne Sache diesä Nascht....*hicks...wirklisch schöööö..."
Vier Männer nahmen ihm die Sicht, als sie sich um ihn stellten. Sie alle blickten ihn grimmig an während sie nach ihm griffen, um ihn in eine ruhig gelegene Seitengasse zu schleifen.
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Oh verdammt Joe... wie tief bist du gesunken!, dachte Estefania als sie ihn so hilflos lallend auf dem Boden liegend sah. Sie wollte schon gehen, aber irgendetwas hielt sie zurück. Die Männer in der Taverne beschimpften ihn während die Dame neben ihm versuchte ihre Brüste wieder zu bedecken. Joe tat ihr plötzlich leid. Wenn sie ehrlich war, musste sie zugeben dass es mehr schöne als schlechte Zeiten gegeben hatte als sie damals gemeinsam durch Myrtana und Varant gereist waren.
Als das "Estimäussssschen?" über seine Lippen kam, klopfte ihr Herz ziemlich heftig.
Sie überlegte nicht lange und folgte den Männern die Joe vor die Tür trugen und auf die Straße schmissen. Sie wollte ihm helfen, aber einfach drauf los stürmen und die vier nicht gerade schmächtigen Männer zum Kampf heraus forden, würde nicht gut enden. Da konnte sie nur verlieren. Sie musste sich etwas einfallen lassen und zwar schnell.
Ein Hinterhof war schnell erreicht. Estefania stand an einer Hausecke und beobachtete das Szenario. Sie wollten gerade beginnen auf Joe einzuschlagen...
"Halt! Ihr da! Hört sofort auf damit."
"Hä? Was willst du denn? Der Mistkerl hat's verdient."
"Wieso? Ihr wisst doch gar nicht was genau passiert ist. Vielleicht ist die Frau in der Sturzkampfmöve an allem Schuld. Sie sah mir nicht so aus als hätte sie wäre sie ein Kind von Traurigkeit. Ihr wisst schon was ich meine..."
"Hm..", gab einer der Männer von sich. Sie schienen zu überlegen ob sie weiter auf Joe einschlagen sollten oder nicht. Die Diebin hoffte letzteres auch wenn ihre Argumente nicht gerade die besten gewesen waren.
Joe schien den Ernst der Lage in seinem Delirium noch nicht so ganz kapiert zu haben, denn er lag auf dem Rücken schaute in die Sterne und grinste benommen.
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In einer Seitengasse
„Wer is‘ hier traurig?“, fragte Chala benommen in die Runde, die sich um Joe tummelte.
Nachdem ihr einige Männer behutsam aufgeholfen und sie ihre Weste wieder einigermaßen an Ort und Stelle geschoben hatten, war sie zur Tür der Taverne getorkelt. Die Blicke der Besucher waren auf sie gerichtet gewesen und mit einem Mal gefiel ihr die Aufmerksamkeit weit weniger als noch zuvor. Halt suchend war sie von Stuhl zu Arm gestolpert und hatte sich so auf den Füßen halten können, die ihr nicht mehr recht hatten gehorchen wollen. Sie wäre auch gern gegangen worden, so wie Joe. Dann wäre ihr sicherlich nicht so schwindelig und übel gewesen, wie jetzt, wo sie die Leute gefunden hatten, die Black mit sich genommen hatten.
Er lag am Boden und grinste bis über beide Ohren, während seine Finger leicht zuckten, als habe er nach wie vor ihre Oberweite in den Händen. Mindestens zwölf Kerle waren hier in der engen Gasse und wenn Vered es genau bedachte, konnte sie sicherlich die Hälfte abziehen. Ihr Hirn spielte ihr unter Alkoholeinfluss dauernd derlei Streiche und sie war sich fast sicher, dass es auch dieses Mal ein solcher sein musste.
Die Gesichtszüge der Verteidiger ihrer Ehre fanden keinen Platz in ihrer Wahrnehmung, viel mehr erkannte sie lediglich die Ansammlung aller wichtigen Wahrnehmungsorgane an den Köpfen. Da waren jeweils zwei Augen, eine Nase, ein Mund und zwei – Moment, dem einen fehlte eins! – Ohren. Dennoch fiel ihr auf, dass von der anderen Seite der Nebenstraße eine weitere Person zu ihnen stieß - eine Frau!
Ihre Beine zitterten und sie stütze sich an der Hauswand ab, entschied jedoch im nächsten Moment an eben dieser herunterzugleiten und sich auf den Boden zu setzen. So war es doch gleich viel besser! Der Schwindel ließ ein wenig nach und auch die Gedanken der Dunkelhäutigen klärten sich marginal. Sie schaute zu ihrem Begleiter herüber und versuchte die Situation zu durchblicken.
„He, Djoe!“, rief sie ihrem Gefährten zu, „Was machst’n da auf’m Boden?“
Black regte sich, doch war nicht ersichtlich, ob er sie gehört hatte. Einer der anderen Kerle drängte sich zwischen sie und ihn und schaute auf sie herab.
„Hal-l-l-o“, lallte die Betrunkene grinsend und sah in das Gesicht des Mannes.
„Du hättest in der Taverne bleiben sollen“, meinte er kritisch und sah sie streng an.
„Watte ma…nich‘ so schnell, isch versteh kein Wort“, schüttelte Chala energisch den Kopf, was sich als übler Fehler herausstellte.
Die Welt begann erneut sich zu drehen und ein seltsames Gefühl stieg ihren Rachen empor. Ihr war gar nicht gut.
Geändert von Chala Vered (18.08.2014 um 11:13 Uhr)
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In einer Seitengasse
Wie ein Engel der aus weiter Ferne seine Lieder sang, hallte die bekannte Stimme Estefanias an Joes Ohr.
Zuerst war er viel zu sehr in seiner wirbelnden und verwobenen, in Alkohol ertränkter Welt gefangen gewesen, doch dann drang ein innerer Impuls an ihn, der ihn aufrüttelte und förmlich anschrie, seinen Kopf zu drehen.
Und tatsächlich , zwischen all den Stiefeln, an denen sein Blut klebte, erblickte er die Diebin der Diebinnen!
Seine ehemalige Waffen und Bettgefährtin, die listige, charmante und durchaus gefährlich Estefania.
Benommen zeigte er ihr sein schönstes und breitestes Lächeln, ohne zu wissen wie demoliert sein Gesicht und wie Blutverschmiert seine Zähne waren.
Doch die Dame schenkte ihm keinen Blick, war sie doch mit eifrigen Diskussionen mit den netten Herren um ihn herum beschäftigt.
„Hal-l-l-o“
säuselte es rechts von ihm aus den Schatten. Da war ein Fleck in der Dunkelheit der sich Bewegte und auch einen der Männer dazu bewegte, den Kreis um Joe zu verlassen.
Kurz darauf schreckte er jedoch angewidert zurück und der ehemalige Assassine roch frisch erbrochenes.
Der Mann marschierte zur Gruppe zurück und keifte genervt:
"Aye, lassen wir diese Freaks wo sie sind und machen was sie wollen. Solange sie sich heute nicht mehr in der Taverne zeigen, können wirs darauf belassen..."
Die anderen Männer nickten, einer trat trotzdem nochmals nach was Black dumpf aufächzen liess.
Als sich dann das Wirrwarr aus Stiefeln und Fratzen auflöste, sah Joe ins einer immer schummriger werdenden Sicht den braunhaarigen Engel zu sich herabsteigen.
Mit zitternder Hand wollte er ihr Gesicht berühren um zu schauen ob sie wirklich echt war, doch seine Reserven waren am Ende.
Die Hand flog kraftlos zu Boden und Blacks Kopf kippte mit geschlossenen Augen zur Seite weg, ehe ein langes und tiefes Schnarchren ertönte.
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Joe hatte wohl trotz allem einen guten Eindruck oder sonst was bei der exotischen Schönheit gemacht, denn sie war, obwohl sie mindestens genauso bekifft und betrunken war wie Joe, hinter ihnen her getappt. Eigentlich war es der Diebin egal, was diese Frau tat und auch dass sie nun ich in ihrer eigenen Kotze saß. Bei dem Anblick erlosch sogar die aufkeimende Eifersucht sofort wieder. Estefania sah sie an und schmunzelte, ging aber dann sofort zu dem armen Joe als die Männer schließlich abgezogen waren. Er lag auf dem Boden, überall Blut und er hatte wahrlich schon besser ausgesehen. Sie beugte sich zu ihm herunter und sein strenger Atem war kaum zu ertragen.
"Puh! Mann, Mann, Mann. Das ist 'ne Fahne von mindestens zwei durchzechten Nächten..." sagte sie vor sich hin, denn Joe war von einer Sekunde auf die Nächste eingeschlafen und schnachte.
"Na ganz toll, wie soll ich dich denn jetzt in irgendein Bett schaffen?" Vorzugsweise in mein Bett... Nein das hatte sie jetzt nicht wirklich gedacht. So leicht würde sie es ihm dieses Mal nicht machen. Vor allem schien er ja anderweitig orientiert zu sein. Sie schaute zu der anderen Dame, aber den Gedanke sie könnte ihr vielleicht helfen joe in ein Bett zu transportieren, verwarf sie gleich wieder. Sie konnte sich ja selbst kaum fortbewegen ohne zu stürzen.
Ein Eselskarren wäre jetzt nicht schlecht, aber woher nehmen und nicht stehlen?
Naja, das Stehlen wäre für Estfania das kleinste Problem...
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"Wie schon gesagt; Ich wollte noch einen Spaziergang wagen. Die Nacht ist meine Zeit. Wenn die Sterne am Himmel stehen und die restliche Umgebung aus reinem Schwarz besteht fühle ich mich wohl und kann am besten nachdenken. Zusätzlich ist es interessant die Säufer und Diebe zu beobachten... Es ist einfach alles schön ruhig und kühl... Hast du dich schonmal in der Dunkelheit auf ein Dach gesetzt um einfach nur zu 'sehen'? Von oben lernt man eine Stadt viel genauer und schneller kennen. Seit ihr schonmal auf die Idee gekommen Wachen auf den Häusern zu platzieren? Ihr könntet schneller reagieren, würdet einen besseren Überblick haben und bräuchtet weniger Wachen."
Was tat er da eigentlich gerade?
Erschwerte er sich gerade wirklich den Weg an seine Geldquelle?
...
Idiot.
...
Andererseits...
Er mochte die Stadt mittlerweile sehr und wollte indirekt für ihre Sicherheit beitragen. Zwar bestahl er ihre Bürger, doch ihm ging es um die Leben.
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"So weit stecke ich nicht in der Akademie drin, ich bin eine Klinge, mehr nicht. Ich habe meine Aufgaben und Pflichten und diese schneiden sich zum Großteil mit meinen Vorstellungen, das ist gut. Auf den Häusern und Dächern von Bürgern herum zu trampeln wäre aber nicht ganz höflich und nicht jeder kann da problemlos herum laufen, du auch nicht, glaub mir. Das ist die nächste Sache die ich lernen will, aber was solls.. jedenfalls, ich weiß nicht. Vielleicht ist es eine gute Idee, vielleicht nicht, aber daran hat sicher einer von den oberen Herren schon gedacht und das ganze abgetan.. vielleicht auch nicht, keine Ahnung, Brom..
Ich für meinen Teil schaue nur, dass die Stadt sicher bleibt und bisher funktionierte das ganz gut, vorallem hiermit", antwortete Rafik während er weiter frei von Gedanken Bewegungen mit seiner Waffe durchführte und bei den letzten Worten schnelle Kombinationen machte, um seinen Worten Ausdruck zu verleihen. Seine größte Stärke eben der direkte Kampf mit dem Schwert, kompromisslos und brutal konnte dieser sein, aber gleichzeitig elegant und künstlerisch.
"Wieso gibt ein Dieb solche Ideen an jemanden wie mich weiter?", fragte er ganz nebenbei und sah das Mondlicht auf seiner Klinge blitzen.
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Weil mir die Stadt mittlerweile an's Herz gewachsen ist. Ich habe gemerkt dass dies der Ort ist der mir seit Jahren die erste Unterkunft, das erste Geld, und das erste richtige Essen beschert hat. Und dies sind nicht die Worte eines Diebes, sondern die eines einfachen Bürgers... Ich möchte nichts dass diese Stadt zugrunde geht. Ich würde wieder das selbe Schicksal wie vor einiger Zeit durchleben: Heimat weg, Freunde weg, Besitztümer weg. Soweit darf es nicht kommen! Und da ich schon kämpferisch niemanden Unterstützen kann wollte ich eben eine kleine Idee einwerfen. Mit meinen nächtlichen Spaziergängen erledige ich eine kleine indirekte Patrouille, bei der ich im ernstfall so gut wie möglich helfen würde."
Während des letzten Satzes zog er sich seine Kapuze über und zog seinen Faustdolch aus der Tasche, den er daraufhin betrachtend vor seinen Augen drehte.
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"Das klingt alles wunderbar, aber muss die Diebeskunst dann sein? Du solltest dich, mit dieser Philosophie, dann wirklich nützlich machen. Natürlich trägt jeder seinen Teil dazu bei die Stadt und Bürger zu schützen und zu erhalten, egal ob Bauer, Schreiner, Krieger, Magier oder Wirt. Jeder hat seine Daseinsberechtigung, aber meinst du nicht es gäbe sinnvolleres, als den Bürgern das Geld aus den Taschen zu stehlen? Ein kleine kriminelle Tat führt vielleicht zur nächsten, aus einem Taschendiebstahl wird ein Einbruch, aus Einbruch wird der erste Raub, aus dem ersten Raub der erste Mord. Ich traue dir das zwar nicht zu, aber vielleicht bist du anders besser dran. Falls es nicht Gier ist die dich treibt, die Akademie zahlt genug Geld, du hast eine Unterkunft und genaue Aufgaben - dennoch genug Zeit für dich selbst. Abenteuer hab ich dank der Akademie auch genug erlebt, jemand der dir den richtigen Umgang mit einer Waffe zeigt existiert auch.. zumal, das was uns bevorsteht braucht sicherlich etwas mehr als reine Diebeskunst. Von den Magiern hingegen weiß ich nichts, aber jemanden wie Turang an der Seite zu haben ist sicherlich nützlich, wieso wirst du dort kein Novize?", fragte Rafik und wollte mehr aus Brom locken. Er konnte nicht nachvollziehen, wieso jemand anderen schaden konnte - egal ob Diebstahl, Betrug oder reine Brutalität. Dies war die Denkweise der jungen Klinge selbst und er ging dabei nicht nach irgendwelchen Gesetzen, dies war seine eigene Art zu denken.
Er steckte die Waffe weg und zog das schweißdurchnässte Hemd aus, um seinen Oberkörper mit einem Tuch, welches er mitgebracht hatte, zu trocknen. Die Luft war noch immer angenehm kühl und bietete eine angebrachte Erfrischung. Rafik merkte als er seine Worte gesprochen hatte, wie sehr er sich verändert hatte. So richtig fing alles mit seiner Lehre an, welche dem jungen Mann die Leidenschaft schenkte die er nun besaß. Aus dem ruhigen, von Rache getriebenen Menschen war ein neuer hervorgegangen, der andere Ziele hatte. Obwohl er bis heute den Anhängern Rhobars keine Sympathie schenkte, hatte er anderes im Kopf - der Schutz der Menschen, die Existenz seiner Heimat. Aus dem einst Schwachen war jemand mit viel größerer Stärke hervorgegangen und die Entwicklung schien bei weitem noch nicht beendet.
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Wie oft hatte Brom diese Diskussion schon geführt? Er wusste es nicht mehr.
"Mir geht es einzig um die Leben der Bürger. Wen stört es wenn einem reichen Schnösel ein paar Münzen oder ein Kerzenhalter fehlt? Niemanden. Und Gierig bin ich auf keinen Fall. Ansonsten hätte ich nicht selbst Probleme mit dem Geld. Ich helfe den 'Schwächeren' so gut es geht, doch niemals werde ich Respekt vor denen haben die ihn des Reichtums wegen erhalten wollen. Die Sache mit der Akademie wäre eher unpraktisch da ich mich meist nicht'mal selbst verteidigen kann. Doch der Weg eines Novizen wäre genau in meinen Gedanken. Fähigkeiten mit denen ich Menschen helfen kann, ohne ständig aufgrund meiner Nutzlosigkeit -im Sinne des Kämpfens- benachteiligt zu sein. Jedoch kann ich wohl in der Hinsicht nur warten. Bis dahin werde ich weiterhin der klauende Tavernenangestellte bleiben. Aber nun etwas anderes: Wo du doch so gut weißt dass ich ein Dieb bin, weshalb buchtest du mich nicht ein? Du bist schließlich eine Wache."
Der Dieb nahm einen kräftigen Zug seines Krauts, rieb sich die Augen und starrte dem Gegenüber mit ernstem Blick entgegen.
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"Ich bin nicht einfach eine Wache, ich bin eine Klinge. Eine Klinge der Akademie, folge den Anweisungen meiner Meister und werde noch weiter geschliffen, indem ich immer mehr dazu lerne. Du verstehst das ganze falsch, glaube ich", seufzte Rafik und setzte sich an die Tavernenwand, legte seine Waffe neben sich.
"Gleichzeitig versuche ich jede Sekunde am Tag dafür zu sorgen, dass Ordnung herrscht - aber gerade das kommt durch das Training. Es gibt größere Probleme in dieser Welt als ein paar Taschendiebe und Schläger in der Taverne, Banditen, die Rotröcke - Monster. Der Kerl der dich letztens angegriffen hat ist gefährlich, so einer gehört eingebuchtet, du hingegen klaust ein paar Leuten die Geldbeutel, hilfst in der Taverne aus und machst vielleicht irgendwelche zwielichtigen Sachen von denen ich keine Ahnung hab, aber du bist keineswegs eine Gefahr. Du scheinst ein reines Herz zu haben, auch wenn ich den Diebesteil trotzdem nicht verstehe, und hast nichts in einer Zelle verloren, glaub mir. Eine Klinge der Akademie streift nicht einfach als Wache herum, eine Klinge der Akademie versucht sich jeden Tag fortzubilden und stärker, wissensreicher zu werden. Hinter jedem Klingenhieb steckt eine Philosophie, glaub mir..
Deine Nutzlosigkeit bezüglich des Kämpfens ist normal, das hat jeder am Anfang. Ich hätte vor meiner Lehre keinen Banditen umlegen können, jedoch hat mich meine Lehrmeisterin einiges gelehrt und dafür bin ich ihr tagein tagaus dankbar, aber auch als Magier wirst du eines Tages nützlich sein, auch im Kampf - oder fandest du Turang nutzlos?", fragte Rafik mit einem leichten Lächeln auf dem Gesicht und fuhr sich mit der Hand durch die Haare.
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Im Hafengebiet, etwas abgelegen am Wasser
Der Himmel wechselte langsam sein dunkles schwarz zu einem trüben blau. Die Sonne begann sich über die Weiten des Meeres zu erheben und sandte seine Strahlen quer über das Wasser, was mit imposantem Glitzern brechender Wellen belohnt wurde, und schenkte den ersten fleissig arbeitenden Bewohnern des heutigen Tages etwas Wärme.
Sehr wahrscheinlich würde es heute zu regnen beginnen, da sich bereits etliche dunkelgraue Wolken, nach einem Bündnis trachtend, am Himmel vereinigten.
Am östlichen Ende des kleinen Hafens, hauptsächlich für Fischerbötchen geschaffen, unten am Strand, abseits des dort auslaufenden alten und teilweise brüchigen Holzsteges, lag ein alter Karren im Sand. Daneben ein Bärtiger Mann der lauthals schnarchend gegen das Gejaule der Möwen ankämpfte und eine dunkelhäutige Frau, die nach Erbrochenem roch und mit dem Gesicht gen Sand gewandt wirren Träumen nachjagte.
Estefania sass abseits der beiden auf einem Felsen der ins Wasser ragte mit angewinkelten Beinen und betrachtete die aufgehende Sonne, während eine frische Brise ihr das Haar aufwehte und wild hinter ihrem Kopf Flattern liess.
Es war eben dieser Wind, der dem schlafenden Joe Sand in den Rachen wehte , ihn würgen liess und dadurch weckte.
Röchelnd und mit den Händen wild ins leere greifend, wirbelte er im Sand herum, ehe er kapierte wo er war und das keine Gefahr drohte ( ausser dem Erstickungstod durch Sand).
Noch ehe er die Situation vollends realisieren konnte, hämmerte plötzlich ein Schmerz durch seinen Kopf, wie er ihn schon sehr lange nicht mehr erlebt hatte.
Instinktiv griff er mit seinen Händen in sein Gesicht, schreckte dann aber zurück als er Schwellungen bemerkte.
Seine Zunge wetzte durch seinen Mund und Ekel überkam ihn.
"Ahhh, Beliar..." hustete er erschöpft.
Esefania hatte sein erwachen bemerkt und drehte sich, noch immer auf dem Felsen sitzend um.
Erst jetzt bemerkte und erkannte sie Joe. Dabei viel ihm wortwörtlich der Kinnladen runter.
"Estefania?" flüsterte er ungläubig. Sie lächelte ihn bei dem nennen ihres Namens unsicher an.
Joe hob seine Hände abermals und rieb, trotz aufkeimenden Schmerz, seine Augen ungläubig.
Doch, das war kein Trugbild ausgelöst von dem vielen Alkohol und Sumpfkraut der letzten Nacht. Nein, es war wirklich Estefania, und sie sah immer noch so aus, wie er sie in Erinnerung behalten hatte. Gut, sie war etwas blasser geworden, doch dies war ohne die Wüstensonne Varants auch keine Wunder.
Der ehemalige Assassine rappelte sich auf und bemerkte dabei, das Chala Vered etwas abseits von ihm im Sand lag.
Sie war mindesten so besoffen gewesen wie er, was ihm ein hämisches Lachen aufs Gesicht zauberte.
Hatte sie und Estefania ihn zusammen hier heruntergebracht? Die Diebin aus Varant hätte dies wohl kaum alleine geschafft.
Wahrscheinlich war es eine Mühselige Aktion für Estefania gewesen, die sie viel Zeit und Nerven gekostet hatte.
Joe ging auf Estefania zu, erkannte in ihrem Blick Unsicherheit aber auch Wut und etwas Schrecken. Wohl weil er aussehen musste wie....egal..er musste sich waschen.
Stumm schlüpfte er aus seinen Stiefeln, seiner Weste und seinem Leinenhemd. Löste dann die Armschienen und knüpfte die Hose auf und begab sich neben dem Fels Estefanias ins Wasser.
Er tauchte kurz ab und genoss die schmerzlindernde Kühle.
Als er wieder auftauchte rieb er sich wild über sein Gesicht und löste so eingetrocknetes Blut aus Bart und Haut.
Den Kopf herumwirbeln spritzte er auch etwas Wasser auf Estefania die ihn noch immer schweigend und prüfend beobachtete.
Wann hatten sie sich das letzte Mal gesehen? Vor der Schlacht in Bakaresh? Warum hatte er nie gehört, dass sie in Setarrif war? Hatte sie sich ebenso dem König angeschlossen?
Er watetet durch das ihm bis zum Becken reichende Wasser zu dem Felsen auf dem sie sass und schenkte ihr ein erstes Lächeln.
"Estefania..." wiederholte er nun deutlich gestärkter.
"Bei den Göttern...du bist es wirklich! Du weisst nicht wie sehr es mich freut dein Gesicht wieder zu sehen Kleines...
Ich nehme an, die Reise hierher haben wir dir zu verdanken?"
Sie nickte schweigend, und beäugte die nun ebenfalls erwachende und ächzende Chala misstrauisch.
Joe legte den Kopf schief und schmunzelte. Estefania...sie war noch nie jemand gewesen, die gerne ihre Schätze geteilt hatte.
"Sie ist eine Gute Estefania, Beliar selbst scheint sie zu mir geschickt zu haben..."
Nun blickte auch er auf Chala Vered, die scheinbar mit grösstem Ekel bemerkte, dass sie sich komplett eingesaut hatte und noch nicht ganz verstand was sie hier am Strand tat.
Dann drehte er sein Gesicht wieder zu Estefania und ergänzte fragend:
"Was im Namen der Götter hast du so getrieben? Wo warst du die ganze Zeit und wie ist es dir ergangen?"
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Ihr Kopf brummte als hätte sie selbst einige Nächte durchgezecht. Vielleicht lag es an dem fehlenden Schlaf in der letzten Nacht oder an dem Brett das ihr unglücklicher Weise auf den Kopf gefallen war als sie den Karren ausgeborgt hatte. Irgendwie hatte sie es dann geschafft die beiden Schnapsleichen zum Strand zu schaffen.
Sie war sich nicht sicher ob sie das Richtige tat. Deswegen war sie auch etwas wortkarg als Joe dann endlich erwachte und scheinbar wieder relativ klar im Kopf zu sein schien. Seine erste Frage erklärte sich von selbst, denn er hatte nicht mehr laufen können. Chala ebenso wenig und außer Estefania war niemand in der Nähe.
Als Joe sich neben ihr entkleidete um ein Bad zu nehmen, bemerkte sie dass auch er ein paar Jahre älter und um einige Narben reicher geworden war. Als er jetzt so vor ihr stand war das schon verlockend, aber die Diebin tat so als würde es sie nicht interessieren.
"Nun, ich hatte mir eigentlich geschworen nie wieder ein Wort mit dir zu wechseln. Im Gegensatz zu dir habe ich mit Beliar nichts am Hut, auch damals nicht als mit diesem blöden Schwert und dem Hüter des Kastells allein gelassen hast. Als ich das Kastell endlich verlassen durfte, war ich plötzlich auf Argaan. Verstehe bis heute nicht wieso. Von dort aus lief ich nach Norden und kam hier nach Setarrif. Einige bekannte Gesichter damals vom Hof und auch aus Nordmar traf ich hier und so blieb ich. Kurzzeitig war ich sogar Lehrmeisterin für Einhand in der hiesigen Arena. Schon witzig was das Leben so mit einem treibt, nicht wahr?"
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Im Hafengebiet, etwas abgelegen am Wasser
Mit flatternden Augenlidern blinzelte Chala in den wolkenverhangenen Himmel. Die Helligkeit des Tages blendete sie und bescherte ihr stechende Schmerzen im Kopf und unbeschreibliches Brennen in den Augen. Ein wehleidiges Murren entwich ihrer staubtrockenen Kehle und ihr eigener übler Atem hätte sie beinahe wieder in die wohlige Gleichgültigkeit der Ohnmacht befördert. Stattdessen jedoch rebellierte ihr Magen und Säure stieg ihr den Rachen empor. Hustend spuckte sie die grünliche Masse neben sich auf den Boden. Beim Aufrichten merkte sie erst, wie schwach sie war und das Zittern ihres Armes, auf den sie sich stützte, untermauerte dies nur. Die Augen zu schlitzen zusammengezogen suchte sie die nahe Umgebung ab. Der Schleier ihrer Wimpern, der ihre Sehkraft vor den brennenden Sonnenstrahlen schützte, ließ sie jedoch nicht weit blicken. Ein Holzkarren stand wenige Schritte von ihr entfernt und sie konnte die Umrisse Joes ausmachen, der knietief im Wasser stand, nichts am Leib, bis auf seine Unterkleidung. Auf einem Stein über ihm, konnte sie langes kastanienbraunes Haar ausmachen, kannte die dazugehörige Frau aber nicht. Ein Stechen durchfuhr sie, ob vor Eifersucht oder Übelkeit konnte sie nicht sagen.
Wie war sie überhaupt dazu gekommen, sich dermaßen zu betrinken? Ihr war keine Erinnerung an die letzte Nacht geblieben, nicht einmal, wie sie in die Taverne gekommen war. Hatte er sie vielleicht betäubt und mit sich geschleift um sie zu…Nein, so etwas wollte sie nicht einmal denken!
Behutsam ließ sie sich zurück in den Sand sinken. Sand? War sie am Strand? Unsicher grub sie ihre Finger in den körnigen Boden. Tatsächlich lag sie wohl auf einem Bett aus Sand. Wie war sie hierhergekommen?
Mühsam versuchte sie sich aufzurichten. Ihr Magen beschwor sie, liegen zu bleiben und auch ihre Gliedmaßen wollten ihr den Dienst verweigern. Dennoch zwang sie sich in eine sitzende Position. Das Tageslicht war nach wie vor schmerzhaft, doch konnte sie es besser ertragen, als zu Anfang und so wagte sie einen Blick an sich herunter, bei dem sie angeekelt die Nase rümpfte und gleichmäßig atmen musste, um nicht wieder Würgen zu müssen. Es schien, als habe sie den Alkohol weitaus schlechter ertragen, als sie bisher angenommen hatte. Wenn doch nur dieser Kopfschmerz nicht wäre! Ein Stängel Sumpfkraut würde ihr sicherlich helfen, doch allein bei dem Gedanken, drehte sich ihr Kopf.
Sie musste den Schmutz loswerden und so raffte sie sich auf. Ihr Stand war äußerst wackelig und ihr Gang erinnerte an einen Wolf, der sich auf den Hinterläufen fortbewegen wollte. Das rauschende Meer war glücklicherweise nicht weit und es bot ihr zudem die Option vor Scham zu versinken.
Die Kälte, die das Wasser mit sich brachte, hatte sie nicht erwartet und so bibberte sie, als sich ihre Kleidung vollsog und es ihr erschwerte, den Kopf über der Oberfläche zu halten. Sie rieb sich so gut es ging die Flecken aus ihrer Weste und hoffte, dass keine Rückstände bleiben würden.
Ihr Kopf wurde klarer, fast so, als spülte die Flut den Nebel in ihrem Kopf hinfort. Sie war versucht, etwas aus dem Meer zu trinken, brannte ihr doch nach wie vor die Kehle. Ein mieser Geschmack hatte sich zudem in ihrem Mund abgesetzt und rief neuerlichen Ekel hervor.
Nur ein kleiner Schluck, dachte sie und öffnete den Mund, woraufhin sich viel zu viel der salzigen Flüssigkeit in ihren Mund drängte. Sie hustete und spuckte, verfluchte ihre dämliche Idee und wartete aus dem Wasser. Das Salz brannte ihr im Rachen und verstärkte nur ihren Durst.
Triefend lief sie auf Joe und seine Gesprächspartnerin zu, in der Hoffnung, dass sie etwas zu Trinken hatten.
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Am späten Nachmittag
Augen, so schwarz wie die Vergangenheit und so unergründlich wie die Zukunft. Unverwandt starrten sie der Sjadu-Sha entgegen und vermittelten den erhabenen Eindruck höchster Aufmerksamkeit. Nichts entging diesem Blick, keine Regung blieb unbemerkt und kein Ereignis ungesehen. Es lag etwas Stechendes in diesen winzig kleinen, undurchdringbaren Fenstern zur Seele und zugleich erweckten sie den Anschein tausendjähriger Ruhe und Gelassenheit.
'Wie majestätisch!', schoss es ihr unwillkürlich durch den Kopf. Wohlwissend, dass sie im Umkreis vieler Meilen die einzige sein würde, die dieses nachtfarbene Gefieder in die gedankliche Nähe eines Hermelin brachte. 'Und wie verkannt...', fügte sie hinzu und kam nicht umhin in einigen kurzen Gedanken das Leben dieses Raben mit ihrem eigenen zu vergleichen. Ein immerwährendes Auf-und-ab, er in der Luft und sie in ihrem Innern. Ein Sonderling, ein Vertrauter der Düsternis und Vergänglichkeit.
Die Sonne hing bereits tief über der Stadt, als Schattenlied ihren gedankenverlorenen Beobachtungen nachging. Die Hauswand in ihrem Rücken wurde zunehmends kühler, der Tag neigte sich seinem Ende und dennoch war sie nicht gewillt ihr Zimmer in der Taverne aufzusuchen. Stattdessen hatte sie Gefallen an jenem Vogel gefunden, der sich, zusammen mit einer Handvoll seiner Artgenossen, in beständiger Regelmäßigkeit zwischen Dachfirsten, vorbeifahrenden Karren und dem verdreckten Pflaster herumtrieb. Stets in sicherem Abstand zu einem Hieb, der ihm gelten konnte oder einem der knarrenden Wagenräder, die ihm das Genick brechen würden. Hier und da mutete es beinahe wie ein Spiel an, nur dass Sheila dessen Regeln bisher nicht verstanden hatte.
War es denkbar, dass all dem kein Ziel zugrunde lag? War es reiner Selbstzweck, der das Tier in Bewegung hielt? Oder war sie schlichtweg blind für das eigentliche Vorgehen?
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Im Hafengebiet, etwas abgelegen am Wasser
Chala bei ihren Gehversuchen schmunzelnd beobachtend, lauschte Joe den Worten Estefanias, nicht ohne den vorwurfsvollen Unterton zu bemerken.
Frauen... Es war doch wirklich immer das gleiche mit ihnen. Joe war noch nie ein Beziehungstyp gewesen, hatte dies auch nie behauptet und nie verlangt.
Er war gut zu denen, die er als enge Vertraute betrachtete, schützte die, die ihm lieb waren.
Dennoch schienen sie alle davon auszugehen, dass er nie mehr von ihrer Seite weichen würde.
Dachten sie den wirklich, dass er wie ein Ehemann gleich, sie Tagein und Tagaus umgarnte, auf sie achtete und sein Leben nach ihnen ausrichtete?
Der Vorwurf Estefanias er habe sie alleine gelassen, unterschied sich nicht im geringsten von dem Vorwurf Olivias er habe sie alleine gelassen.
Wahrscheinlich würde auch eine Chala Vered gleiches zu ihm sagen, wenn er sie mal wieder auf eigenen Beinen Erfahrungen sammeln liess.
War dies gut oder schlecht? War er einfach so charismatisch und hatte enormes Führungspotential oder waren die Weiber die er für sich erwählte einfach alle beknackt?
Er schmunzelte anhand seines letzten Gedankens, da er gerade beobachtete, wie Chala versuchte Salzwasser zu trinken.
Mit geröteten Augen, wild hustend und würgend machte sie sich zu Joe und Estefania, wohl um nach richtigem Trinkwasser zu verlangen.
Der Bärtige lachte kurz auf und bat Estefania ihn kurz zu entschuldigen.
Er watete aus dem kühlen Wasser und griff am Strand ins eine lederne Umhängetasche um dort für die junge Wüstenblume den Trinkschlauch herauszunehmen.
Viel Wasser war darin leider auch nicht mehr enthalten, es würde genügen müssen.
Mit einem Zwinkern warf er den Schlauch der noch immer komplett eingekleideten Chala zu und begann dann seinen Körper trocken zu rubbeln während er Estefania entgegnete:
" Du hast dich also noch immer nicht entschieden, deinem Leben die Würze des Glaubens zu verpassen?"
Er schnitt eine Grimasse und fuhr dann fort:
"Aber ja, das Leben ist immer für eine Überraschung gut, und dich als Einhandlehrmeisterin?...Hehe, als gute Diebin habe ich dich in Erinnerung, doch der Umgang mit dem Schwert, obwohl gekonnt, war doch immer zweitrangig für dich?"
Er begann sich wieder einzukleiden und beobachtete dabei, wie Chala gierig den letzten Tropfen Wasser aus dem Trinkschlauch presste.
"Auch mich hat es ziemlich herumgetriebenen, dass kann ich dir sagen. und ob dus glaubst oder nicht, ich bin tatsächlich im Zirkel bis zum Priester aufgestiegen! Sogar die Gabe der Magie wurde mir dafür von Beliar verliehen...oder zumindest von einem seiner Diener. Doch seine Pläne für mich haben sich geändert und hierher geführt.
Gestern war ich und meine Begleitung, sie trägt übrigens den Namen Chala Vered, beim König und erhielten von ihm die Erlaubnis sich ihm anzuschliessen. Wir kämpfen also auf der gleichen Seite Estefania!"
Chala stieg langsam und erschöpft aus dem Wasser. Scheinbar war sie solche Saufgelage nicht wirklich gewohnt.
Joe grinste sie breit an und fragte stichelnd:
"Alles ok bei Dir?"
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Im Hafengebiet, etwas abgelegen am Wasser
Gierig presste Chala auch den letzten Tropfen aus dem viel zu leeren Trinkschlauch heraus, doch vermochte das Wasser ihren Durst nicht zu stillen. Selbst der unangenehme Geschmack blieb erhalten und so war ihr Gesichtsausdruck den Umständen entsprechend angespannt. Ihre Kleidung klebte ihr schwer an der Haut und in ihren Augen stachen die Adern rot hervor. Dabei half das regelmäßigen Wummern ihres Schädels auch nicht recht und so befand sie, dass dieser Tag aus ihrem Gedächtnis verschwinden sollte und zwar möglichst bald. So schlecht war es ihr noch nie ergangen. Das Gesöff hier musste stärker sein, als das auf Aranisa, denn eine andere Erklärung hatte sie für ihren Zustand nicht.
Als Joe sie der anderen Frau vorstellte, konnte sie lediglich ein schwaches Lächeln und ein Nicken zustande bringen, bangte sie doch vor einem neuerlichen Würgereiz, wenn sie den Mund auch nur öffnete. Ihr Magen rumorte unangenehm, als wartete er nur darauf, auch die restliche Säure an die Oberfläche zu fördern.
Das Wasser strich kalt um ihre Beine, saß sie doch noch immer am Ufer, zu schwach, um sich aus dem Bereich der Wellen zu bringen. Unverwandt schaute sie die Frau an, die auf einem Stein saß und sich den Meereswind um die Nase wehen ließ. Jede Böe spielte mit ihrem Haar und sie strich sich mit schier unendlicher Geduld immer wieder einzelne Strähnen aus dem Gesicht. Ihre lederne Kleidung schien sich perfekt an ihren Körper anzupassen und sie in keinerlei Weise einzuschränken.
Ein Blick zu Black verriet Vered jedoch, dass sie seiner Meinung nach auch gar nichts am Leib tragen musste. Ein lautloser Seufzer entrang sich ihrer geschundenen Kehle, denn sie musste eingestehen, dass sie seine Ansicht teilte.
Ihre Gedanken wurden jedoch jäh von einem hämisch grinsenden Joe unterbrochen, der sie neckisch fragte, ob alles okay bei ihr wäre.
„Natürlich“, entgegnete sie heiser, was dem nun mehr trockenen Trinker ein breites Grinsen entlockte.
Die Dunkelhäutige hatte sich unterdessen erhoben, um dem Nass zu entkommen. Der Tag war weit weniger warm, als man auf den ersten Blick vermuten mochte. Ihre Kleider würden nicht trocknen, solange sie sie trug und leider zitterte sie bereits ein wenig.
Notgedrungen fummelte sie an den mit Wasser vollgesogenen Schnüren ihrer Weste. Mühselig ließ sich das triefende Leder nur von ihrer Haut ziehen. Als sie es jedoch geschafft hatte, breitete sie es auf dem Holzkarren aus, damit es nicht voll Sand war, wenn sie das Kleidungsstück wieder anzog. Gleiches tat sie nun auch mit ihrer Hose und den Stiefeln, sodass sie am Ende nur noch in Stophium und Lendenschurz im Sand saß und fror.
Der Durst war nicht mehr so schlimm, wie zuvor, doch unbestreitbar vorhanden.
Nie wieder Alkohol!, entschied sie für sich und meinte es bitterernst, auch wenn eine wispernde Stimme in ihrem Hinterkopf sie eines Besseren zu belehren suchte. Am Ende würde sie doch wieder Bier trinken und Sumpfkraut rauchen. Wobei ihr gerade einfiel, dass sie keines mehr hatte. Vielleicht fand sie einen Händler in dieser Stadt, der ihr bei diesem Problem behilflich sein konnte.
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Eine seltsame Stimmung lag in der Luft, sogar in seiner Zelle konnte er es spüren. Gerüchte waren im Umlauf. Er konnte vor dem Fenster das Geflüster hören, das Wispern unter den Anhängern des Ordens. Von Sichtungen war die Rede. Große, schuppige, aufrecht gehende Wesen sollten im Umland gesichtet worden sein. Manch einer schwor, sie gesehen zu haben, doch niemand redete laut darüber. Gerüchte waren es weiterhin, und niemand wollte laut über Gerüchte sprechen. Wer wusste schon, wer sie hören konnte? Wer wusste schon, ob sie wahr werden konnten?
Und wer wollte schon, dass eine Horde Echsenmenschen wahr wurde? Nein, viel angenehmer war es, hinter vorgehaltener Hand darüber zu reden. Ein Wort zum Nachbarn, ein anderes zum Wirt der Taverne, ein weiteres zum Wassermagier, dem man um Beistand bat. Und so sickerte es langsam, tröpfchenweise zu Kroen, der versuchte, sich davon nicht beeindrucken zu lassen. Die Leute redeten viel, was einfach daran lag, das die Leute dümmer als Gobbos waren. Erst vor einem Jahr konnte man in Thorniara hören, dass eine zweiköpfige, geflügelte Ziege des Nächtes blutsaugend und Kinder stehlend ihr Unwesen trieb.
Nichtsdestotrotz regten sich in ihm Zweifel. Im Gegensatz zur Monsterziege wusste man, dass es Echsenmenschen gab. Ein eigenes Volk bildeten sie angeblich, mit einer primitiven Zivilisation. Unterirdische Städte bauten sie angeblich, wo sie verharrten, ungesehen. Und wenn sie auf die Oberfläche kamen, dann nur, wenn es wichtig war. Oft waren sie schlicht und ergreifend wie Wächter und Begleiter von...
Der ehemalige Feuermagier schüttelte den Kopf und weigerte sich, den Gedanken fortzusetzen. Dummes Gewäsch! Das Gerede von gelangweilten Bürgern, von Dummen und Schwachsinningen und jenen, die sich wichtiger machen wollten, als sie waren.
Ein Drache. Auf Argaan. Vollkommen absurd!
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Auf dem Königsplatz
Mit weit aufgerissenen Augen spazierte das barfüßige Mädchen über den alten, edlen Stein, der von tausenden Füßen über hunderte Jahre blank poliert strahlte unter der hellen Sonne, und staunte über all die leuchtenden und glitzernden Fassaden und Dächer dieser erstaunlichen Stadt, die sich wie ein eigentümlicher Fremdkörper aus der umliegenden, reichhaltigen Vegetation schälte. War sie nicht noch vor wenigen Stunden zwischen den Palmen und Sträuchern des Urwaldes gewandelt und hatte sich vor seltsamen Kreaturen versteckt, die selbst ihr nicht freundlich genug erschienen waren, um mit ihnen zu sprechen? Geneviève hatte sich eine gefühlte Ewigkeit im Dschungel hinter den Schwarzen Schluchten aufgehalten, denn obwohl sie bisher so selten auf diesem Teil der Insel gewandelt war, fühlte das Erdenkind sich doch wie magisch angezogen von der üppigen Vegetation und den fremdartigen Tieren, die man im finsteren Dickicht finden konnte. Ja, es hatte ihr dort sogar so gut gefallen, dass sie kurzerhand einfach geblieben war und ihr selbst gestecktes Ziel, die ganze Insel auf der Suche nach dem Ursprung des seltsamen Gefühls zu besuchen, schlicht vergessen hatte. Lange hatte sie sich in allen möglichen Ecken dieses lustigen Waldes herumgetrieben, diverse neue Früchte gekostet und neue Pflanzen und Tiere kennengelernt. Selbst eine hoch gewachsene, schlanke Wildkatze war ihr über den Weg gelaufen, vor wenigen Tagen erst. Allerdings hatte sie sich schneller wieder verkrochen, als das Mädchen "Kannst du mir sagen, wo ich das Meer finde?" rufen konnte.
Das Meer hatte sie trotzdem recht bald gefunden und sich ein wenig an der Küste herumgetrieben, doch schließlich hatte eine seltsame Begegnung ihr wieder ins Gedächtnis gerufen, was ihr eigentliches Ziel gewesen war. Während sie zwischen den riesig anmutenden Farnen des Waldes umher gesprungen war, hatte ein merkwürdiges Geräusch die Aufmerksamkeit der Tochter des Sees geweckt. Neugierig, wie ihr naturell nun einmal war, hatte sie nicht an sich halten können und sich sofort zur Quelle des ungewohnten Klangs begeben. Dort hatte sie diese Gestalten erblickt - riesig, kräftig, schuppig in roten, dunklen und irdenen Farben, mit gewaltigen Werkzeugen in den Händen. Zuerst hatte sich Geneviève zu den seltsamen Schuppenmännern gesellen wollen, doch dann hatte sie wieder das merkwürdige Gefühl gepackt, stärker als je zuvor. Und als sie sich aggressiv gegenüber einigen bemitleidenswerten Tieren, die zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen waren, gebärdet hatten, hatte das Mädchen ihren Entschluss endgültig gefasst, lieber Abstand zu ihnen zu halten und den Wald so bald wie möglich zu verlassen.
Bald war sie auf eine dicke, gut bewachte Mauer gestoßen, und nach der Begegnung mit den Schuppenmännern war sie ausnahmsweise einmal wirklich froh gewesen, auf Menschen zu treffen. Dahinter hatte sie Sicherheit gefunden, bestellte Felder, befestigte Wege, und schließlich: diese prächtige Stadt, an der sich Geneviève kaum satt sehen konnte. Das mussten nette Steine und Metalle sein, die sie hier benutzt hatten, denn wie sonst hätten sie so einen schönen Anblick erzielen können.
Bei all dem Staunen musste das Erdenkind die Bewohner der Stadt aber dennoch tadeln, denn viele der schönen Steingebilde wirkten, als ob sie mit nicht allzu großer Liebe gepflegt wurden. Niemand außer ihr beachtete sie besonders, alle traten sie achtlos und mehrten die Sprünge und Risse, die sich vermutlich über Jahrhunderte hinweg angesammelt hatten. Doch ihr sanfter Ärger hielt nicht allzu lange an, denn ihre Aufmerksamkeit wurde von einem nahen Gebäude abgelenkt, das sofort ihre Neugier weckte. In schlichter Schönheit erhob sich der runde Koppelbau auf einer leichten Erhebung, an einer Seite flankiert von zarten Arkaden, deren Feinheit dem Stein eine kaum für möglich gehaltene Schönheit verliehen. Bezaubert tanzte sie das Podest hinauf, das zum hoch aufragenden Eingangsportal führte, und trat in die Halle, die ohne viele Lichter trotz ihrer Größe hell und lebendig daher kam, leicht und elegant. Überall schien Sonnenlicht durch die von unzähligen Fenstern durchbrochenen Wände herein zu strahlen und der unstete Tanz aus Licht und Schatten zauberte Bewegungen auf die schlichte Ausstattung dieses Ortes, die sie direkt noch mehr zum Tanzen bewegen wollten.
Neugierig trat Geneviève an die gewaltige Statue am anderen Ende der Halle heran und blickte lächelnd zu ihm auf. Das musste ein netter Mann sein, jedenfalls sah er ziemlich freundlich aus und er musste wichtig genug sein, dass man von ihm so eine schöne Statue hierhin stellte.
"Ein schönes Haus hast du da, großer Steinmann. Aber schade, dass du nie hinaus auf das Meer, in die Wälder oder auf die hübschen Häuser sehen kannst."
Müde von den vielen Reisen setzte sich das Erdenkind auf einer der Bänke nieder und noch ehe sie sich ihrer Müdigkeit vollends gewahr wurde, schlossen sich ihre Augen und zog sich leise schnarchend in einen tiefen, erholsamen Schlaf zurück.
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