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  1. Beiträge anzeigen #1
    Veteran Avatar von Die Stadtwache
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Die Stadtwache ist offline

    Thorniara #24



    »Ihr befindet Euch in Thorniara, Hauptstadt der südlichen Inseln und Teil des myrtanischen Königreiches. Dem gesetzestreuen Wanderer bieten die Mauern und Häuser der Stadt Schutz und Obdach, doch gelten hier auch die Gebote Innos’, deren Übertretung unangenehme Konsequenzen nach sich zieht. Wer aber die Regeln achtet und auf ehrliche Weise seinem Handwerk nachzugehen gedenkt, der wird hier die Unterstützung finden, die es ihm mit Innos’ Hilfe erlaubt, ein angesehener Bürger der Stadt zu werden. Vor allen Dingen beachtet dies:
    Erstens: Wenn Ihr Thorniara betretet und kein Bürger des Reiches seid, so gebt Eure Waffen ab. Keine Sorge, beim Verlassen der Stadt erhaltet Ihr sie selbstverständlich zurück!
    Zweitens: Anders als in weniger frommen Städten wie Setarrif ist Sumpfkraut hier verboten, also denkt gar nicht erst daran, welches in die Stadt zu bringen!
    Drittens: Es gibt Bereiche in der Stadt, die nicht jedem zugänglich sind. Man darf als Fremder natürlich nicht einfach in den Kerker spazieren, höchstens in Begleitung einer Wache! Das Tempelviertel dagegen ist jedem zugänglich, aber wenn man nicht zu einem der Orden gehört, hat man auch dort seine Waffen abzulegen. Und auch die Zitadelle darf man nur in Begleitung betreten, wenn man kein Milizsoldat oder Novize ist. Ansonsten fühlt Euch frei, hier Euren Angelegenheiten nachzugehen, solange Ihr niemanden bestehlt oder umbringt.


    Ach, und eine Sache noch! Seht Ihr die Steckbriefe dort drüben? Darauf sind verschiedene Schwerverbrecher zu sehen, die im ganzen Reich gesucht werden - tot oder lebendig. Wenn Ihr also etwas über einen davon wisst, gebt uns Bescheid, und Ihr werdet belohnt. Die Liste der Übeltäter ist wahrlich lang ...





    • Ardescion (Mord und Entführung)
    • Alon (Beihilfe zum Mord)
    • Calintz (Mord)
    • Damh (Mord, Desertion)
    • Faren (Hochverrat, Mord)
    • Joe Black (Mord und Entführung)
    • Kroen (Gotteslästerung, Anstacheln von Umtrieben, Verbreitung von Irrlehre)
    • Medin (Hochverrat)
    • Redsonja (Mord)
    • Rethus (Desertion, Beihilfe zur Flucht)
    • Sir Jarved de Maradras aus Gorthar (ein Deckname, der echte Name - Yared - ist der Obrigkeit nicht bekannt; Aufwieglung, Mord)
    • Solveg (Mord)
    • Taeris (Raubmord, Verrat)
    • Trilo (Mord, Hochverrat, Desertion, Ketzerei, Gotteslästerung)




    Aber genug geredet! Jetzt wisst Ihr alles, was Ihr hier zu beachten habt. Gehabt Euch wohl!«


    Karte von Thorniara
    Geändert von Die Stadtwache (21.07.2014 um 01:14 Uhr)

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    Ehrengarde Avatar von Grimbar
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    Aufmerksam lauschte Grimbar seinem Gegenüber, während er sein Bier schlürfte. Es war wie immer vorzüglich und zu solchen warmen Zeiten, eine wahrlich gute Erfrischung. Der Novize genoss die Erzählung von Maximuss und es weckte in ihm das alte Fernweh, das ihn von Zeit zu Zeit überkam. Er verstand ebenfalls die Kritik des Händlers an der Stadtverwaltung, auch wenn er selbst anderer Meinung war. In der Krise hätte vieles besser laufen können, doch so war das in jeder Krise. Irgendwas lief immer schief.
    Bei der letzten Frage nach einer Ernennung zum Magier musste der Novize ein wenig lachen.

    "Nun, auch wenn ich langsam genug Lebenserfahrung gesammelt hätte, so mangelt es mir wohl immer noch an gewissem Talent und der inneren Überzeugung. Nur Innos weiß, wann die Zeit reif ist und er wird es seinen Dienern mitteilen. Ich habe es nicht eilig.", antwortete der Innosdiener und nahm einen weiteren Schluck Bier. Er dachte nicht oft darüber nach, doch war er mittlerweile in der Tat für eine sehr lange Zeit Novize. Womöglich sollte er tatsächlich etwas ambitionierter in dieser Hinsicht werden, allerdings war das nicht der Moment darüber zu grübeln, also widmete er sich wieder der Konversation.

    "Nun, ich kann über euch nichts Schlechtes berichten und auch wenn ihr wohl lieber einen guten Draht zu einem Magier hättet, so sei euch doch zumindest der zu einem Novizen gewiss. Solange euer Vorhaben gerecht ist, sollt ihr mich auf eurer Seite wissen. So viel oder so wenig es euch nützen möge."

  3. Beiträge anzeigen #3
    Burggraf von Verdistis  Avatar von Maximus
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
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    "Ihr kennt mich. Ich bin ein aufrichtiger Händler aus Rivellon..." Maximuss lachte, wusste er doch, dass seine Pläne eher weniger aufrichtig sind. "Da fällt mir etwas ein. Die Stadtverwaltung traut uns Händler nicht mehr. Sie verlangen, dass wir eine Reichsbürgerurkunde unser Eigen nennen können, bevor wir hier ein Geschäft betreiben dürfen. Für diese Urkunde müssen aber Einwohner dieser Stadt bürgen. Ich weiß nicht, was diese Regelung bringen soll. Wenn jemand diese Stadt infiltrieren will, dann wird er auch diese Hürde nehmen."

    Maximuss zog ein Pergament hervor und legte es auf den Tisch. "Seid doch so gut und setzt Euer Zeichen auf diese Urkunde. Ich versichere Euch, dass Eure Bürgschaft nicht benötigt wird. Sobald ich ein Geschäft eröffnet habe, erhaltet Ihr von mir eine angemessene Belohnung."

    Der Blick des Großhändlers schweifte durch die Taverne und er erblickte die vielen Männer, die ihren Feierabend genossen. "Das sollen die tapferen Männer sein, die gegen König Ethorn kämpfen wollen? Wisst Ihr, diese Stadt scheint des Krieges überdrüssig zu sein. Ich bin hierher gekommen, um den Bürgerinnen und Bürgern vor Allem Güter für das tägliche Leben anzubieten. Mit dieser Handelsstrategie konnte die Händlergilde schon immer große Gewinne in Krisenzeiten generieren. Doch als Krise kann hier wohl nur die einstige Krankheit bezeichnet werden und dort blieb es mir verwehrt, Geschäfte zu machen."

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    Ehrengarde Avatar von Grimbar
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    Eine Unterschrift brauchte Maximuss' also. Neugierig beäugte Grimbar das Pergament, während sein Gegenüber weiter sprach. Es ging, wie der Händler schon sagte, nur darum, dass er eine Reichsurkunde bekam. Das war in der Tat nichts allzu wichtiges, eher etwas formelles. Der Innosdiener winkte kurz die Bedienung heran und erkundigte sich, ob er eine Feder und Tinte bekäme. Der Wirt hätte sicherlich Schreibwerkzeug für seine Bücher, die er kurz leihen könnte.

    "Mit Freuden helfe ich euch durch die Bürokratie. Sie kann tatsächlich ein wahres Laster werden...", sprach Grimbar und setzte seinen Namen unter das Blatt, als er eine Feder mit Tinte bekam.

    "Was den Krieg angeht, habt ihr wohl recht. Er stagniert. Und gerade nach der Pest haben viele kaum die Kraft und Motivation sich dem Kampf für Recht und Ordnung zu widmen. Und gerade die vielen Tode werden für ein Geschäft nicht gerade günstig sein. Es wird kein Leichtes ein Geschäft zu etablieren, aber wenn es einer kann, dann seid ihr es. Zumindest wenn ihr mich fragt. Vielleicht könnt ihr euch ja an den Baron von Stewark wenden. Seine Stadt blieb von der Pest unberührt und er hat sich dem König und Innos ergeben, sodass ihr auch dort ohne Probleme handeln könntet.", schlug der Novize vor und reichte Maximuss das unterschriebene Pergament.

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    Burggraf von Verdistis  Avatar von Maximus
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Maximus ist offline
    "Habt Dank für Eure Unterschrift. Sicher wird es nicht einfach sein aber ich bin zuversichtlich, dass die Händlergilde ihre Kontakte einsetzen wird, um uns konkurrenzfähig zu machen. Sobald ich die Reichsbürgerurkunde besitze, ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis ich einen vernünftigen Laden eröffne. Ich habe bereits ein interessantes Gebäude am Marktplatz gefunden, welches vortrefflich als Geschäft dienen könnte." Maximuss steckte das Pergament wieder in seine Tasche und erwiderte dann: "Stewark sagt Ihr? Ich glaube das ist der Ort, nach dem Sir Dante gesandt worden ist. Grundsätzlich lehne ich kein lohnendes Geschäft ab. Ich würde sogar einem Ork meine Waren verkaufen, wenn er mit einem prall gefüllten Goldsack in meinen Laden kommt." der Großhändler lachte und trank den letzten Tropfen aus dem Krug.

    "Bier ist wahrhaftig nicht mein Getränk aber die Taverne macht einen guten Eindruck. Wisst Ihr noch, als ich in Vengard die Taverne "zum Edelmann" besaß? Wer weiß, vielleicht werde ich diese Taverne eines Tages kaufen. Ich habe große Pläne, Grimbar und ich bin mir sicher, dass ich schon bald wieder Eure Hilfe gebrauchen könnte. Wollt Ihr noch etwas trinken oder etwas essen? Zögert nicht, mein Geldbeutel ist noch gut gefüllt und Ihr Novizen sollt Euch ja nicht nur von Brot und milden Gaben ernähren." er grinste und schaute zu seinem Gardisten, der noch immer vor seinem ersten und wohl einzigen Krug voller Bier saß.

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    Ehrengarde Avatar von Grimbar
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    Grimbar lachte herzhaft über den Scherz des Händlers mit dem Ork, allerdings war wohl mehr Wahrheit daran, als es dem Novizen recht war. Es war schön eine Gestalt aus vergangenen Zeiten zu treffen, in denen alles noch etwas anders war. Auf dem Festland, in einer gewaltigen Stadt wie Vengard, als der Krieg gegen die Orks noch im Vordergrund stand.

    "Ich erinnere mich dunkel. Ich wünsche euch natürlich Innos' Segen und gutes Gelingen in eurem Streben nach Erfolg. Ich würde mich nicht wundern, wenn ihr bald als Eigentümer der Schänke geführt werdet, aber wer weiß was die Zukunft bringt.", sprach der Novize und leerte sein Bier. Mit einem Krug davon würde sich der Botengang viel leichter erledigen lassen. Zumindest gefühlt. Tatsächlich hatte er wahrscheinlich schon genug Zeit verplempert.

    "Ich würde gern noch ein wenig bei Speis und Trank zusammensitzen, aber ich muss dankend ablehnen. Ich habe noch ein paar Dinge zu erledigen, die, wenn sie länger aufgeschoben werden, wohl zu einer Standpauke führen könnten, die länger dauern würde, als jeder gemütliche Abend und jeder Botengang der Welt zusammen. Es hat mich gefreut euch wiederzusehen, Maximuss, und ich hoffe, dass es bald wieder geschieht. Ihr findet mich im Tempelviertel, falls ihr noch etwas braucht. Jetzt muss ich aber wirklich los. Auf Wiedersehen."

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    Waldläufer Avatar von Radzinsky
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    Radzinsky ist offline
    Radzinsky und Bogert hatten versucht, den anscheinend korrupten Waffenknecht zu fangen, doch er war ihnen entkommen. Der Erfinder hatte ohnehin nach wenigen Schritten die Verfolgung aufgegeben, weil das einerseits seine Ausdauer nicht zuließ und er andererseits nicht mal bewaffnet war. Als ob er sich unter diesen Umständen mit einem vermutlich viel stärkeren und bewaffneten Kerl anlegen wollte. Immerhin hatte der schon Trajan überrumpelt und der schien noch wesentlich kräftiger zu sein als Radzinsky. Bogert gab die Verfolgung schließlich auch auf, als er bemerkte, dass er von seinem Kumpanen Radzinsky keine Hilfe erwarten konnte.

    Kopfschüttelnd kehrten sie zu Jethro und Trajan zurück. Letzterem schien es schon besser zu gehen, zumindest war er wieder auf den Beinen und blutete nicht sonderlich.
    "Ihr habt ihn entwischen lassen?", fragte der Milizionär enttäuscht.
    "Aber er ist außerhalb der Stadt", argumentierte Bogert, "Trajan und ich sollten versuchen, ein Phantombild zu zeichnen, damit die Wachen an den Toren gleich erkennen, wenn er wieder versucht, rein zu kommen."
    "Kennt jemand von euch den Namen des Kerls?"
    Keiner antwortete.
    "Na großartig... aber was solls. Gut, dann geht ihr beide in die Bastion und fertigt einen Steckbrief an. Ihr, Trajan, solltet euch danach dringend mal um eine Reichsbürgerurkunde bemühen. Die kriegt ihr sofort, wenn ihr euch für die Stadtwache anwerben lasst. Radzinsky, du gehst zu Stephano und lässt dir sagen, wer in den letzten Tagen alles rekrutiert wurde. Wir treffen uns morgen wieder hier. Und dann wird richtig gearbeitet!"
    Geändert von Curt (13.06.2014 um 12:31 Uhr)

  8. Beiträge anzeigen #8
    Kämpfer Avatar von Uriel Ventris
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    Uriel Ventris ist offline
    Uriels Augen waren vor Konzantration geschlossen. Tief atmete der Weißhaarige durch, den Schild um den linken Unterarm geschnallt und das Schwert fest in der rechten Hand, die Spitze zu Boden gerichtet. Dann öffnete er plötzlich die Augen und began in schneller Folge Hiebe und Paraden gegen imaginäre Gegner, die ihn von allen Seiten angriffen. Es lief gut. Tatsächlich war der Ordensbruder so schnell und flüssig in jeder Bewegung, dass er seinen Rücken niemals zu lange einem Gegner zuwendete. Stets waren der Schild oder das Schwert parat, um zu blocken.
    Doch schon bald spürte Uriel, wie er erschöpfte und langsamer wurde. Selbst ohne die großen Kräfte, die es bei einem realen Block abzufangen galt, war diese Art des Kampfes enorm. Im Ernstfall würde er vielleicht eine Minute aushalten, bevor der zu langsam würde und ihm ein Schwert im Rücken steckte. Viel zu wenig Zeit, um auf rechtzeitige Unterstützung zu hoffen.
    Ermattet ließ Uriel seine Waffe sinken. Sein Puls hämmerte ihm im Ohr und sein Atem ging schnell. Mit einem Tuch wischte er sich den Schweiß vom Gesicht. Ich muss es einmal gegen echte Gegner versuchen dachte er sich. Vielleicht könnte er sich ein paar Rekruten oder sogar Milizionäre schnappen und diese gegen sich antreten lassen. Um diese Übung realistisch umzusetzen, bräuchte er mindestens zehn. Selbst gegen einfach Tölpel mit Knüppeln bewaffnet, hätte Uriel bei solch einer Zahl keine Chance, alle zu besiegen. Aber das war auch nicht das Ziel seiner Übung. Sein Ziel war es, lange genug auszuhalten, bis ihm jemand zu Hilfe kommen konnte.
    Das war die Idee! Uriel würde sich zehn Gegner suchen und dann noch einen weiteren Ordensbruder, der ihm nach einer bestimmten Zeit zu Hilfe eilen sollte. Und dann würden sie gemeinsam versuchen müssen, die verbliebenen Gegner auszuschalten. Das war eine realistische Übung. Ja, so würde Uriel es machen.

    In voller Rüstung maschierte Uriel nach dem anstrengenden Training zurück in Richtung Zitadelle. Er brauchte nun dringend Schlaf, obwohl es noch hell war. Den ganzen Tag hatte der Adelige in der prallen Sonne trainiert und patrouilliert und nun war er erschöpft.
    Gerade wollte er die Stufen erklimmen, als ein aufgeregter Mann auf ihn zugelaufen kam und direkt wild loszuplappern began. Uriel verstand kein Wort. Er hörte irgendetwas von Kultisten und Innos' heiligem Recht und dass ein Mann des Ordens gebraucht wurde, um es zu beenden. Offenbar wollte der Mann Uriel mitteilen, dass er einen Beliarkult aufgespürt hatte.
    So sehr die Möglichkeit eines Kultes Uriel auch anwiderte, so widerte ihn dieser Mann gerade noch mehr an. Er roch ungepflegt, war unrasiert und bot allgemein das Bild eines herrenlosen Langstreichers. Wie war so einer überhaupt in die Stadt gekommen?
    Barsch unterbrach Uriel den Wortfluss.
    "Hör zu: geh zur Stadtwache und rede mit denen, verstanden? Ich habe jetzt noch wichtige Aufgaben zu erledigen. Und in die Zitadelle einlassen, damit du wen anders um Hilfe bitten kannst, werde ich dich ganz bestimmt nicht, so, wie du herumläufst. Bewache das Haus meinetwegen noch ein bisschen, wenn du Freude daran hast. Wenn es dich die nächsten Tage immer noch so sehr darauf brennt, dass ich mir das ansehe, komm wieder. Aber wasch dich vorher."
    Mit den Worten ging er die Stufen weiter hinauf und blieb neben der Wache stehen.
    "Wenn der Kerl die nächsten Tage tatsächlich wiederkommt und sich auch wirklich gewaschen habt, lasst ihn durch zu mir oder sagt ihm, wo er mich findet. Aber nur, wenn er nicht mehr so bestialisch stinkt, verstanden?"
    "Jawohl", kam die zackige Antwort.
    Gerade wollte er weitergehen, da fiel Uriel noch etwas ein.
    "Ach ja, ist inzwischen mein Ring wieder aufgetaucht? Ich sagte ja, wenn eine Frau diesen Ring mitbringt, sollt ihr sie zu mir schicken."
    "Nein, Sir, hier ist niemand mit Eurem Ring aufgekreuzt", kam wiederum die Antwort.
    Wirklich, wirklich schade, dachte sich Uriel und begab sich in das Gebäude.

  9. #9
    Harivald
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    Harivald würde sich nur schwer an seine neue Anrede gewöhnen können, doch es war wichtig, dass Radzinsky keinen Argwohn gegenüber dem Neuen hegte. Wie auf Kommando kehrten der Erfinder und sein Kamerad von ihrer Verfolgung zurück. Mit leeren Händen.
    Ihr Vorgesetzter Jethro erteilte weitere Anweisungen. Bogert und Harivald sollten einen Steckbrief samt Phantombild des Entflohenen anfertigen, während Radzinsky die Erstellung einer Liste aller eingezogener Waffenknechte der letzten Wochen oblag.
    Harivald, dem es mitunter schon wesentlich besser ging, hatte so seine Zweifel, ob die Truppe damit etwas zur Aufklärung des Falls beitragen konnte, doch er war nicht erpicht darauf, Jethros Befehle in Frage zu stellen.

    "Wir benötigen Stift und Papier", richtete er das Wort an Bogert, nachdem der Rest abgezogen war und sie alleine auf der Zugbrücke standen.
    "Sicher. Lass uns zu den Schlafbaracken gehen, dort habe ich das nötige Schreibzeug rumliegen. Eigentlich wollte ich einen Brief an meine Mutter senden, aber bestimmt gibt mir der Feuermagier in der Schreibstube ein neues Pergament, wenn ich mich erklärt habe."
    Harivald nickte und zusammen machten sie sich auf den Weg.

    "Kanntest du den Kerl eigentlich? Also den, den ihr verfolgt habt", fragte er Bogert.
    "Ich habe ihn nie zuvor gesehen." Der hagere Waffenknecht hob ratlos die Schultern. "Aber ich bin auch noch nicht so lange dabei."
    "Zwangsrekrutiert, was?"
    "Aye! Eigentlich wollte ich ins Kloster, Novize werden. Hätte ich auch werden dürfen, aber die gierigen Hunde verlangen 1.000 Goldstücke und ein Schaf für die Aufnahme. Stell dir das mal vor! 1.000." Wie zur Veranschaulichung formte er mit den Händen einen imaginären Haufen, der Höhe des Betrags angemessen.
    Beeindruckt pfiff Harivald durch die gepflegten Zahnreihen.
    "Muss ja ein echt exklusiver Laden sein, bei diesen Preisen. Und wozu das Schaf?"
    Bogert war sich selbst nicht sicher und schüttelte nur dumm den Kopf. Dann gebot er seinem Begleiter, anzuhalten.

    "Trautes Heim, Glück allein. So, da wären wir und diese Barracken sind auch mit ein Grund, warum ich lieber Novize werden wollte."
    Harivald besah sich den düsteren Raum genauer. Als Berufssoldat hatte er schon wesentlich schlimmer gewohnt.
    "Komm, lass uns den Brief aufsetzen", riss Bogert ihn aus seinen Gedanken und gemeinsam beugten sie sich über das noch leere Pergament.
    Geändert von Harivald (13.06.2014 um 13:48 Uhr)

  10. #10
    Harivald
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    [Bild: KWIAyUnbenannt.png]

    Beinahe liebevoll blies Harivald den entstandenen Kohlestaub von der rauen Oberfläche des Pergamentes.
    "Hey, was soll das mit dem Ohrring?", fragte Bogert unzufrieden, "Ich habe ihn keinen tragen sehen."
    "Möglicherweise wolltest du keinen sehen. Ist dir das ständige Blitzen in seinem Gesicht nicht aufgefallen?"
    "Nun..."
    "Egal", unterbrach der Zeichner seinen Kamerad und widmete sich wieder seinem Werk. "Am besten, wir gehen gleich zu Jethro oder sonst wem, um es publik zu machen."
    Bogert winkte ab. "Du gehst. Ich werde jetzt erst mal mein Feierabendbierchen in der Taverne genießen. Komm nach, wenn du willst."
    Geändert von Harivald (13.06.2014 um 18:29 Uhr)

  11. Beiträge anzeigen #11
    Kämpfer Avatar von Vicktar
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    Vicktar ist offline

    Handwerkerviertel - Weberhütte

    Sammlung und Konzentration... Sammlung und Konzentration.
    Beinahe krampfhaft versuchte der alte Weber, sich auf sein Innerstes zu fokussieren, während er mit geschlossenen Augen und überschlagenen Beinen inmitten seiner Kate saß. Er hatte schon mehrfach Johanna seufzen hören darüber, dass dank der Bestrebungen des Adlatus' immer noch Kerzenlicht brannte und der an sich Ruhe anstrebende Vormund des Mädchens mehr Unruhe verbreitete, als es ihm lieb war.
    Meditation schien ganz offensichtlich eine Form der inneren Sammlung zu sein, die ihm, einem impulsiven und einfachen Charakter, einem störrischen und vom Leben vorgeprägten Geist, ganz und gar nicht lag.
    "Ach, das hat doch keinen Zweck!"
    Die müde Stimme Johannas drang über die hölzerne Trennwand: "Versuch es doch bitte morgen weiter..."
    "Morgen, morgen... das habe ich mir die letzten Tage schon immer anhören müssen und auch noch nachgegeben! Irgendwann muss ich einmal durchhalten und es schaffen!", entgegnete er pampig, wobei die Wut eher von seinem Unvermögen herrührte, als vom Einwand seiner Ziehtochter.

    Mit zusammengekniffenen Augen und einer müden Blässe im Gesicht hievte sich das Mädchen aus dem Bett und wankte zu Vicktar hinüber. Sie setzte sich vor ihm im Schneidersitz nieder und blickte ihn genau an.
    "Was hat Shakuras denn gesagt, wie du den Zugang zur Magie finden kannst?"
    "Sammlung, Gebet, Choralgesang, ins Feuer starren... letztlich sagte er nur, dass ich den Weg selbst herausfinden muss. Großartig."
    Seine Stimme klang ungerührt bis aggressiv.
    "Warum versuchst du es nicht einmal mit dem Gesang?", entgegnete Johanna und fügte noch hinzu, als er Atem holte, um zu antworten: "Aber bitte nicht jetzt! Es ist schon mitten in der Nacht!"
    Seufzend ließ Vicktar die Schultern hängen.
    "Na gut, dann streichen wir die Meditation also aus der Liste. Gesang, sagst du?"
    "Nicht! Jetzt!", wiederholte sie, erhob sich und schlurfte zu ihrem Bett zurück.
    "Gute Nacht, Vicktar..."
    Mit hoch gezogenen Augenbrauen blieb er zurück, verharrte einen Moment lang unschlüssig und löschte dann schließlich das Licht. Trotz ihrer jungen Jahre hatte sich der Weber da offenbar eine durchsetzungsstarke Frau angelacht. Wer hätte das gedacht nach dem ersten Eindruck, damals im Hafenviertel?

  12. Beiträge anzeigen #12
    Schwertmeister Avatar von Braoin
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    Braoin ist offline
    Der Weg war geschafft und auch die Ziege war schlussendlich bereit gewesen, das letzte Stück ihrer kurzen Reise hinter sich zu bringen, sodass sie nun gemeinsam vor den Toren Thorniaras standen, eben jene Tore, durch die Braoin geschritten war, um Nora zu finden. Wenn er ein weiteres Mal die mächtige Stadtmauer mit ihren Zinnen und Schießscharten hinter sich lassen würde, wäre es endgültig. Sein altes Leben läge dann auf der einen Seite und sein neues vor ihm, auf der anderen Seite des Schutzwalls. Es mochte Ironie sein, dass er hinter einem großen Konstrukt Schutz vor etwas suchte, was sich eigentlich erst durch das, was im Innern lag, so sehr verändert hatte. Wäre seine Frau nicht zum Markt gegangen, hätte die Pest nicht in dieser Zeit hinter den Mauern gewütet, wäre ihr Leben vielleicht niemals anders geworden, als es all die Jahre gewesen war. Doch nun war sie fort – ein Mantra, welches immer wieder seine Gedanken beschlich – und er allein mit einem Tier, das unbeteiligt auf wiedergekäutem Gras kaute.


    Seine Zukunft war ungewiss, doch der Bauer hoffte inständig, dass Innos nach all der Finsternis sein Licht schicken mochte, um ihm den Weg zu weisen, den er aus den Augen verloren hatte und den er nicht selbstständig wiederfinden konnte. Die Schicksalsschläge mussten irgendwann ein Ende haben, so jedenfalls hoffte er, als er sich dem Torbogen und dem hochgezogenen Gatter näherte. Die Ziege bockte und zog an ihrer Leine. Ein ängstliches Blöken und ein gesenkter Kopf zur Abwehr deuteten darauf hin, dass sie das hohe Gemäuer fürchtete. Wenn der Witwer es genau betrachtete, mahnte der Eingang in die glorreiche Stadt einer schrecklichen Fratze, dessen stählerne Zähne jeden Moment auf sie hernieder fahren konnte. Es war als müsste man einem üblen Schlund trotzen, um die Gunst des Herrn zu gewinnen, einer Prüfung des Glaubens gleich.
    Doch war dem älteren Mann klar, dass dem nicht so sein konnte, denn schließlich handelte es sich lediglich um ein Stadttor, welches von Menschenhand erbaut und bedient wurde. Es war nichts mystisches an einem Konstrukt wie diesen, welches den Eingang jeder größeren Stadt darstellte.


    Von Gedanken über Götter, Glaubensprüfungen und mystischen Wesen begleitet schleifte Braoin die Ziege hinter sich her unter dem Torbogen hindurch zu dem kleinen Wachhäuschen, wo er einige Worte mit den Soldaten wechselte und seine Habseligkeiten begutachtet wurden, ehe diese ihn in der Stadt willkommen hießen.
    Sein neues Leben hatte begonnen, begleitet von einem üblen Gestank, den ein großer Haufen Dung verbreitete, welcher sich zufälligerweise direkt hinter dem Tier befand, welches ihn vom Ende seiner Leine anstarrte und zufrieden blökte.

  13. #13
    Harivald
    Gast
     
    Harivald brauchte nicht lange zu fackeln.
    »Warte, Bogert! Der Brief hat ja keine Eile, stimmts? Ich komme mit.«
    Sein Begleiter schien nichts gegen die angebotene Begleitung zu haben, im Gegenteil. Ein Lächeln umspielte Bogerts zuckende Mundwinkel.
    »Es wird mir eine Ehre sein, dich unter den Tisch zu trinken, Fremder. Hast du überhaupt genug Geld für n Gelage?«
    Ein kurzes Schweigen trat ein, in das der Milizionär erneut antwortete: »Siehst mir ja auch nicht wie einer aus, der schon bei einem Meister Thorniaras sein Glück gemacht hat. Sonst würdest du wohl auch kaum aus freien Stücken für Jethro schuften, he?«
    Bogert fand den Gedanken anscheinend so erheiternd, dass er laut lachen musste und Harivald fiel erleichtert mit ein.
    »Nein, du hast vollkommen Recht, Kamerad. Man kann meinen Geldstand mit einer leeren Wüste vergleichen: So lange es nicht regnet, fängt auch nicht an, etwas zu wachsen.«
    »Hoho«, machte Bogert nur, immer noch leicht glucksend. »Darf ich deine brachen Felder heute wieder überfluten?«
    »Du darfst. Meine Früchte werde ich allerdings nicht mit dir teilen.«
    »Kühne Worte«, lachte Harivalds Begleiter und wies nach vorne. »Jetzt hast du Zeit, diese in die Tat umzusetzen.«
    Geändert von Harivald (15.06.2014 um 22:24 Uhr)

  14. Beiträge anzeigen #14
    Kämpfer Avatar von Vicktar
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    Vicktar ist offline

    Handwerkerviertel - Weberhütte

    "Muss das wirklich noch sein?", murrte Johanna sichtlich wenig begeistert, während Vicktar die Feuerschale vorbereitete. Er nickte schweigend, denn ihm war das Vermögen, Worte auszusprechen, abhanden gekommen. Seit dem Ende seiner Arbeit hatte der Weber wie besessen versucht, über den Gesang von Chorälen irgendeine Art von Spiritualität aufzubauen, die ihn dann - so hoffte er - zu einer Greifbarkeit der Magie seines Herrn führen könnte. Das Problem an diesem durchaus ambitionierten und mit Feuereifer durchgeführten Plan war nur, dass Vicktar weder ein Positives Gefühl bei all der Singerei hatte entwickeln können, noch beherrschte er die Kunst des Gesangs sonderlich gut, was dank des konsequent falschen Einsatzes seiner Stimme und den fortwährenden Versuchen des Adlaten dazu führen musste, dass seine Stimme sich verabschiedete und ihm nur noch die Möglichkeit des schmerzhaften Krächzens als Form der verbalen Verständigung.
    Nachdem nun Meditation und der fromme Gesang als Optionen abgehakt werden konnten und das intensive Gebet am Morgen ihm genauso wenig ein Gefühl des Fortschritts vermittelt hatte, blieb nur noch der recht verzweifelt anmutende Versuch, ins Feuer zu starren - für Vicktar jedoch bedeutete dies tatsächlich eine aussichtsreiche Möglichkeit, denn als Innos ihn dereinst erwählte, hatte er sich im Antlitz der Flamme gezeigt, dem flackernden Schein der Fackel eines Begleiters.

    "Muss ich auf dich aufpassen, wenn du die Feuerschale draußen anzündest?", fragte die Ziehtochter des Webers mit ernstem Klang und trocken vorgetragenem Humor. Sie kostete es aus, dass der kauzige Alte einmal keine Widerworte geben und nur mit einem säuerlichen Gesicht antworten konnte. In einer Hand die Schale, in der anderen die dicke Gebetskerze, die er erst kürzlich beim Kerzenzieher erworben hatte, ließ er sich die Tür öffnen und trat hinaus. Eine im Vergleich zu den letzten Nächten erstaunlich kühle Luft wehte ihm um die Nase und ließ seine Kehle direkt noch ein wenig mehr schmerzen, während der Adlatus ernsten Blickes um die Kate herum ging und die Utensilien hinter seiner Behausung, in der schmalen Gasse zwischen den Gebäuden, auf dem Boden abstellte.

    Die Abstände zu den Häusern waren dem Vernehmen nach groß genug, dass nicht die geringste Gefahr eines Brandes bestand. Die Feuerschale, die Vicktar vorbereitet hatte, war schließlich auch nicht allzu gewaltig und wirkte auf ihn recht sicher - schließlich brauchte er nur den intensiven Schein der Flammen und kein loderndes Inferno vor seinen Augen. Mit der schweren Gebetskerze entzündete er die leichter brennbaren Bestandteile und tropfte dabei Unmengen des geschmolzenen Wachses in die Schale. Das Feuer fraß sich sofort durch das Material und erhellte den Hinterhof in rotgelbem Schein. Vicktar stellte die Kerze beiseite und kniete sich schließlich vor der Schale auf den Boden.
    Konzentriert starrte der Adlatus ins Feuer und fühlte sich unweigerlich an den Moment seiner Erwählung erinnert.
    Plötzlich jedoch änderte sich etwas. Der alte Mann konnte nicht genau sagen, was es war, doch es fühlte sich... seltsam an. Die Farben schienen sich schleichend zu verschieben, das Geschehen fühlte sich unwirklich bekannt an. Vicktar traute seinen Augen und Ohren nicht: Sah er wirklich dieses seltsame Leuchten, ganz unscheinbar in der Dunkelheit hinter dem Schein der Flammen? Ihm war, als hörte er unverständliches Gemurmel, doch er verstand kein Wort. Mit weit aufgerissenen Augen nahm er diesen unwirklichen Moment war und fühlte sich erfüllt von der Heiligkeit der Ereignisse, die sich nun bereits zum zweiten Male im Feuer für ihn offenbarten. Und dann schaltete sich sein Verstand plötzlich aus, als sein Geist vom Schlag getroffen wurde und sein Körper zuckend und bar jeder Kontrolle zu Boden ging.

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    Kämpfer Avatar von Vicktar
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    Handwerkerviertel - Weberhütte

    Nur langsam kam er wieder zur Besinnung.
    Die Augen Vicktars waren geöffnet, doch außer verschwommenen Konturen nahmen sie kaum etwas wahr. Er konnte Lichter erkennen, nach einer endlos wirkenden Weile meinte er, eine Person im Kerzenschein sehen zu können. Aus großer Ferne drang eine Mädchenstimme an sein Ohr.
    "Vicktar! Vicktar! Hörst du mich? Wach auf!"
    Ein stimmloses Stöhnen drang über die Lippen des alten Mannes, der sich endlich wieder zu regen begann. Der zuvor ziellose Blick konzentrierte sich zunehmend auf das Gesicht der Person über ihm.
    Er hatte erneut das Antlitz Innos' geblickt, oder war es einer seiner Diener? In jedem Falle war es ein geheiligter Moment gewesen, und obwohl ihm von dem Ereignis, das ihn völlig überwältigt und ausgezehrt hatte, kaum Erinnerungen geblieben waren, fühlte er sich noch immer völlig erfüllt von dieser Heiligkeit.
    "Alles in Ordnung? Verstehst du mich? Hebe deinen Arm, wenn du mich verstehst!"
    Es war die Stimme Johannas, deren Gesicht nach und nach für seine Augen erkennbar wurde.
    Vicktar fühlte sich wie gerädert. Selbst die winzige Bewegung seines linken Armes strengte ihn über die Maßen an und er konnte spüren, dass er nun mehr als nur ein wenig Schlaf brauchen würde. Noch immer meinte er, die Nachwirkungen des hellen Scheins sehen zu können, der sich an das Antlitz des Mädchens anschmiegte und sie in ein Licht hüllte, das dem Antlitz einer Heiligen gerecht wurde. Und da erkannte er, was es war, das ihn erfüllte: die unbedingte Gewissheit der Präsenz göttlicher Macht - die Magie.

    "Ich fand dich am Boden liegend. Dein Körper zuckte und schüttelte sich wild. Ich konnte dich nicht halten! Und als es plötzlich aufhörte, warst du nicht mehr bei Bewusstsein."
    Johanna blickte besorgt auf ihren Vormund hinab und deutete auf die immer noch brennende Feuerschale.
    "Das war eine ganz dumme Idee!"
    Vicktars Gedanken waren immer noch viel zu träge, um die Worte des Mädchens wahrnehmen, geschweige denn das Gefühl, das er entdeckt hatte und als die Kraft der Magie erkannte, in irgendeiner Weise greifen zu können. Seine Erinnerungen an das soeben Erlebte waren nur ein fahler Abglanz dessen, was geschehen sein mochte, ein verzerrter Schatten der Wirklichkeit.
    "Kannst du aufstehen?", fragte Johanna. Vicktar versuchte es, scheiterte jedoch.
    "Mach langsam!"
    Beim zweiten, behutsameren Mal klappte es schon besser. Mit vorwurfsvollem Blick half Johanna ihm auf.
    "Du bringst mich schon wieder um meinen Schlaf. Dabei solltest du doch der Vernünftige von uns beiden sein!"
    Da hatte sie Recht. Und dennoch wusste sie nicht, was ihm Wunderbares widerfahren war.

  16. Beiträge anzeigen #16
    Veteran Avatar von Curt
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
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    am Osttor

    Nach vielen Wochen auf den Klippen des Weißaugengebirges war Curt nun endlich nach Thorniara zurückgekehrt. Äußerlich schien alles beim Alten. Die Bauern gingen ihrem niederen, aber für das Überleben aller wichtigen Tagwerk nach, die Mauern standen noch massiv, wenn auch von Sommerhitze und Regen leicht zermürbt und die Torwachen waren ähnlich einfältig wie an dem Tag, an dem Curt die Stadt verlassen hatte.

    "Halt, Ordensbruder!", rief ihm ein junger, etwas lumpig wirkender Soldat entgegen, als sich der Novize mit Miriam und seinem Hund Sandow dem Osttor näherte. Er schien unsicher, das merkte man auch, als er zu seinem älteren Kollegen kurz schielte. Dieser nickte knapp und der junge Wachmann entfaltete ein Blatt Pergament. Er wollte ihm doch nicht wirklich die Regeln der Stadt vortragen, oder?
    "Was in Innos' Namen soll das werden? Darf ein Novize des Ordens nicht einmal ungestört die Stadt betreten?"
    "Selbstredend... wir müssen nur etwas prüfen. Ihr habt wohl nicht zufällig auf euren Reisen einen Mann gesehen, der etwa so aussieht?"
    Der Soldat offenbarte ihm einen Blick auf den Steckbrief eines Mannes mittleren Alters mit Halbglatze. Curt seufzte und verneinte schließlich.
    "Sehe ich so aus, als jage ich nach Verbrechern? Ich bin ein Geistlicher, ich verbreite den Glauben in der Welt. Das ist meine Aufgabe im Namen des Herren. Was ist die eure?"
    Wieder wechselten die Blicke der beiden Wachmänner.
    "Wache halten", antwortete der junge Mann zögerlich, "Und das Gesetz durchdrücken... äh... durchsetzen!"
    "Und dazu gehört auch, Verbrecher zu jagen. Ich kann euch diese Arbeit nicht abnehmen. Schließlich nehmt ihr es mir auch nicht ab, neue Ordensmitglieder anzuwerben. Wie diese reizende Dame an meiner Seite."
    Miriam verzog keine Miene, schien aber gespannt über Curts Auftreten. Sandow schnüffelte an den Beinen des Wachmanns.
    "Ist sie bewaffnet?"
    "Nein. Ich bringe sie direkt zum Tempel."
    "Na gut", sagte der junge Mann schulterzuckend, "Dann geht mit Innos' Segen."
    "Gewiss doch."

    Curt winkte Miriam herein und auch Sandow folgte ihm treudoof.
    "Und nehmt euren Hund an die Leine!", kläffte ihnen noch der ältere Wachmann hinterher, der mit dem Auftreten seines jungen Gehilfen nicht gerade begeistert schien.
    'Das war einfach', dachte sich der Novize. Schwieriger würde es werden, den Feuermagiern seine lange Abwesenheit zu erklären. Aber auch hier würde ihm seine Wortgewandtheit weiterhelfen, da war er sich sicher...

  17. Beiträge anzeigen #17
    Schwertmeister Avatar von Braoin
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    Braoin ist offline
    Unter den strengen Blicken des Soldaten schüttete Braoin gerade einen Schwall Wasser über die Stelle, wo seine Ziege einen ungewöhnlich großen und Gestank verbreitenden Haufen hingesetzt hatte. Danach griff er nach dem Besen, den der Wachmann ihm hinhielt und begann damit, den Dung, der bereits davon zu schwimmen drohte, in Richtung Tor zu fegen. Ob aus einem glücklichen Zufall oder einer unglücklichen Laune des Schicksals heraus, wie sie zur Gewohnheit zu werden schienen, hatte das Tier sich in der Nähe des Stadteingangs erleichtert, weswegen sich diese Angelegenheit schnell bereinigen ließe.
    Die rauen Reiser kratzten über den Boden und schoben die dunkle Masse, welche sich mit dem Wasser vermischte voran. Es machte dem älteren Mann nichts aus, die Hinterlassenschaften der Ziege zu entfernen, doch ärgerte es ihn, dass sein neues Leben direkt „Scheiße“ begann.


    Nachdem er den Dung aus den Straßen der Stadt entfernt hatte, machte er sich – seinen Vierbeiner im Schlepptau – auf den Weg zur Marktschenke, wo er sich ein Zimmer für die Nacht nehmen wollte, sowie einen Platz, wo er die Ziege einige Zeit stehen lassen konnte und wo er sie versorgt wusste.
    Die Menschen beachteten ihn kaum, während er durch die Straßen lief. Eigentlich musste er seltsam aussehen, Aufsehen erregen, doch schien die Pest die Menschen ein wenig geändert zu haben. Sie schienen genügsamer und geselliger zu sein, fast so, als wäre ihnen klar geworden, wie schnell ein Leben vorbei sein konnte. Er selbst war auch nicht mehr in seinen besten Jahren, aber diese Zeit hatte ihn gelehrt, den Fokus auf die schönen Dinge zu richten und die unschönen Momente möglichst bald in Vergessenheit geraten zu lassen. In eben diesem Moment wurde ihm bewusst, dass er eben dies mit den letzten Wochen machen musste. Auch, wenn er Nora niemals vergessen würde, wollte er doch den Schmerz ausblenden.

  18. #18
    Harivald
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    Erleichtert nahm Harivald wahr, wie sich sein Arbeitskollege stirnrunzelnd auf seine Kissen abstützte und verlegen ins Leere starrte. Der typische Blick eines verkaterten Trinkers. Bogerts Augenpaar richtete sich auf die Person Harivalds, erkannte ihn aber nicht. Stattdessen wankte der Milizionär auf das nächstbeste Gefäß zu und ergab sich unter einem kläglichen Röcheln. Harivald ließ ihn seine Kräfte sammeln. Behände rollte er eine Kopie des Steckbriefes, den er und Bogert kürzlich erstellt hatten, zusammen und schob sie in ein Etui aus Holz. Nachher würde er sie an die Torwache im Osten geben, das Original war bereits in Jethros Besitz.

    »Mann, war das ne Nacht, was, Kameratsch?« Bogert, stinkend von Erbrochenem, ließ sich in den Schemel neben Harivald fallen.
    »Du weißt auch nicht, wann du genug hast, oder?«, spottete dieser zurück. »Den Wirt hats jedenfalls gefreut.«
    Bogert kicherte vergnügt und strich sich über die nassen Haare. »Spaß muss sein, so ne Gelegenheit ergibt sich nicht oft, he? Gings nach meinem V-V-Vorgesetzten, würden wir von der Stadtwache, hicks, ein striktes Ausgehverbot an Feiertagen bekommen, das sach ich dir.«
    »Du bist noch lange nicht nüchtern«, warnte Harivald seinen trunkenen Kameraden.
    »Na und? Wer wills dat schon s-s-sein?«
    Die Frage blieb im Raum, denn der weniger angetrunkene Mann erhob sich.
    »Gut, bleib erst mal hier! Ich werde in der Zeit den Steckbrief abgeben und vielleicht kurz beim Kerker vorbei schauen.«
    »Kerker? W-W-Was willst denn da?«, lallte Bogert.
    »Pssst.«
    Auf leisen Sohlen und mit dem Rücken zur Tür gewandt, verließ Harivald die Taverne.
    Geändert von Harivald (16.06.2014 um 01:25 Uhr)

  19. Beiträge anzeigen #19
    Kämpfer Avatar von Vicktar
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    Vicktar ist offline

    Handwerkerviertel - Weberhütte

    Dunkel breitete sich der begrenzte Horizont der kleinen Weberhütte um den wach daliegenden Vicktar aus. Die Ereignisse der vorigen Nacht ließen ihn immer noch nicht los - zu viel Ungewöhnliches war geschehen, zu intensiv war diese Erfahrung gewesen. Er hatte die konzentrierte Heiligkeit gesehen, ein Zeichen seines Gottes und das, was er als die Kraft der Magie erkannte. Und all das war wie vor einigen Monden schon, als er erwählt wurde, im Feuer verborgen gewesen. Johanna war freilich weitaus weniger begeistert gewesen über das, was geschehen war, und ihr Bericht der Ereignisse klang weit weniger wunderbar: zuckend habe sie ihn auf dem Boden gefunden, nicht ansprechbar und unkontrolliert um sich schlagend. Sein Blick sei ins Leere gegangen und selbst nach dem Anfall habe er eine gefühlte Ewigkeit benötigt, um wieder auf ihre Ansprechversuche zu reagieren. Es musste gewirkt haben, als sei er von einem Dämon besessen, doch das genaue Gegenteil war der Fall. Des endgültigen erfüllenden Gefühles der Heiligkeit jedoch war er erst gewahr geworden, als er langsam wieder erwacht war und das Antlitz seiner Ziehtochter erblickt hatte. Sie war der fleischgewordene Beweis für die Macht seines Herrn und erst durch diese Gewissheit konnte er mit Sicherheit sagen, etwas wie Magie gefühlt zu haben.

    Den gesamten Tag über hatte Vicktar versucht, das Gefühl erneut zu imitieren. Durch erneutes Starren ins Feuer hatte er es probiert, verständlicherweise ohne Johanna darüber zu informieren, doch diesmal hatte es nicht dieselben Auswirkungen wie in der Vornacht. Er hatte die Kraft des Feuers gefühlt, doch diesmal hatte ihn keine Kraft überwältigt und nicht einmal die seltsame Aura, die ihn davor berührt hatte, war in Ansätzen aufgetreten. Seine Vermutung angesichts der gemachten Erfahrungen mit dem Feuerstarren war, dass er besonders anfällig für das Erkennen der Heiligkeit Innos' war, wenn sein Geist müde und erschöpft war. Nur dann schienen die gewöhnlichen Gedanken des Alltags schwach genug zu sein, um den geheiligten Botschaften seines Herrn genügend Platz zu machen.
    Doch erst als er zusammen mit dem Mädchen, für dessen Obhut und Sicherheit er sorgte, am Tische gesessen und zu Abend gegessen hatte, war da wieder dieses Gefühl - einerseits die Präsenz der Verantwortung, sich um sie zu sorgen und so auch auf diese Art den Willen seines Herrn zu erfüllen, andererseits auch die Aura der Heiligkeit, die stets im dieses Kind herum zu spüren war. Noch konnte er es nicht greifen, doch zumindest wusste er, welche Pfade sein Geist beschreiten musste, um die Kraft der Magie zu erkennen. Er musste sich nur noch etwas einfallen lassen, um die Gewahrwerdung der Heiligkeit jederzeit erreichen zu können, um die Sammlung der Kraft zu üben. Es würde nicht einfach werden, neben der harten Arbeit auf dem Friedhof eine Lösung für dieses Problem zu finden, für dessen Bewältigung er einen wachen Geist brauchte, aber er würde einen Weg finden.
    Mit dem erfüllenden Gefühl des Fortschritts schlief der Adlatus ein und fiel in einen Schlaf voller Träume von Heiligkeit und Erlösung.

  20. #20
    Harivald
    Gast
     
    Mit gemischten Gefühlen klopfte Harivald an die alte Kerkertür. Das letzte Mal, erinnerte der Mann sich, wurde dieser Besuch zum Alptraum für ihn und ging mit einer längeren Haftstrafe für Harivald einher. Nie wieder, hatte er daraufhin geschworen, während der Erfinder Radzinsky, der ihm das eingebrockt hatte, innerhalb kürzester Zeit zum Waffenknecht aufgestiegen war.
    Harivald verdrängte diese negativen Gedanken lieber, denn just in dem Moment ging die eisenbeschlagene Tür auch schon auf.

    »Ja? Was kann ich für euch tun?«
    Harivald erkannte den Mann. Es war Pons, damals noch unterstützte er Kerkermeister Redlef bei der Bekämpfung der Pest, wurde dann jedoch genau wie Harivald von ihr angesteckt und einige Tage später teilten sie beide die Freude über das heilende Mittel, welches ein Priester ihnen eingeflößt hatte. Allerdings sah der Wärter im Moment nicht so aus, als denke er gerade dasselbe. Misstrauisch wartete er Harivalds Antwort ab.
    »Ich würde gerne den Weibel Cast sprechen, wenn dies möglich ist.«
    »Was wollt ihr von ihm?«, fragte Pons mit hochgezogener Braue.
    »Das werde ich schon mit ihm selbst absprechen«, entgegnete der ehemalige Häftling eine Spur zu trocken.
    Trotzdem sah Pons über seinen Tonfall hinweg und verschwand im Hinterzimmer, um Redlef zu holen.

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