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  1. Beiträge anzeigen #21
    Schwertmeister Avatar von Redlef
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Redlef ist offline
    „Weibel, draußen vor der Tür steht ein Kerl, der veräppelt Euren Namen. Ich erbitte Erlaubnis ihn mit einer Tracht Prügel davonjagen zu dürfen!“
    Erstaunt sah Redlef von seinem späten Frühstück auf, als Pons Worte ihn erreichten. So mürrisch kannte er den guten Jungen gar nicht. Normalerweise war er leise und zuvorkommend, doch heute schien ihm mehr als nur eine Laus über die Leber gelaufen zu sein. Waren das Spätfolgen der Krankheit? Hatte sie ihn so stark verändert?

    „Wer ist denn da überhaupt vor der Tür und um was geht es denn, Pons?“, erwiderte der Kerkermeister. Er wollte er gern vermeiden irgendjemanden grundlos davon zu jagen.

    „Das kann Ich Euch leider nicht sagen. Der Herr hat nichts verlauten lassen und es auch nicht für nötig gehalten sich vorzustellen.“
    „Hmmm“, Redlef nickte. Vielmehr als der namenlose Mann vor der Tür beunruhigte ich, Ironie in Pons Worten zu vernehmen. Vielleicht sollte er nachher noch einmal ein ruhiges Gespräch unter vier Augen mit seinem Adjutanten führen.
    „Sag ihm er soll nach dem Essen wieder kommen, oder einfach so lange vor der Tür warten.“
    „Ist gut, Herr Weibel.“ Mit diesen Worten verschwand Pons zurück zur Tür. Redlef bemühte sich sein letztes Brot herunterzuwürgen, dann spülte er mit dem leichten Wein nach, den er Gestern von einem varantischen Händler hatte erstehen können. Obwohl die Pest nun besiegt war, kam der Handel nur schwer wieder ins Rollen. Somit war der Wein selten und teuer. Dennoch ein Glück, dass er einen hatte ergattern können.

    „Weibel: Der Kerl nässt sich nicht wegschicken. Ich hatte ihm gesagt, dass ihr nicht zu sprechen seid, doch er besteht darauf. Darf ich ihn nun bitte vertreiben?“ Der grimmige Gesichtsausdruck sprach Bände, nur zu gern hätte Pons ein paar Schläge verteilt.

    „Pons, du bist mein Adjutant. Das beinhaltet auch, dass du in meinem Sinne und im Sinne des Kerkers Entscheidungen treffen musst. Dafür brauchst du mich nicht andauernd fragen.“ Pons wirkte etwas überrascht. Mit soviel Verantwortung schien er bisher nicht gerechnet zu haben. Dann nickte er dankbar und wandte sich zum gehen. Doch kurz bevor er die Tür durchschritt rief Redlef ihn zurück. „Ich werde mich dennoch selbst einmal um diesen Herren draußen kümmern. Also gönn dir eine Pause und nimm von dem Brot, wenn du magst.“

    Mit diesen Worten ließ er den Jungen in der Stube stehen und begab sich zu Eingang. „Ich bin Weibel Cast“, sprach er, als er die Tür aufzog, „was…?“ Da erkannte er Harivald. „… was kann ich für Euch tun, Harivald?“ Fuhr er in einem freundlicheren Tonfall fort.

  2. #22
    Harivald
    Gast
     
    Ebenso freundlich schüttelte Harivald die dargebotene Hand des Kerkermeisters. Wenigstens dieser erkannte ihn noch.
    »Pons ist ja sehr distanziert geworden. Sind das die Nachwirkungen der Pest oder leidet ihr im Kerker unter Arbeitsknappheit?«, begann er lachend das Gespräch. Harivald meinte es indessen sehr ernst mit Pons. Im Kerker hatten sie sich immer gut verstanden, besonders als sie die Pest erwischte. Doch dazu war er nicht hergekommen.
    »Ihr schuldet mir noch etwas, erinnert ihr euch?«

  3. Beiträge anzeigen #23
    Waldläufer Avatar von Draal
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    Draal ist offline
    Im Stillen hatte Draal getobt wie ein Wahnsinniger. Was hätte er sich denn von einem Ritter - noch dazu einem so offensichtlich blaublütigen - erhoffen können? In dem Aufzug, den er zeitlebens trug - Dreck, Ruß und Lumpen - würdigten ihn die Ordenskrieger, selbst wenn sie sich dem Zuhilfekommen der Armen und Unschuldigen verschrieben hatten, nicht einen einzigen Blick. Seine Nähe war wie die eines arg stinkenden Köters. Man tritt danach und wünscht ihm zum Teufel, egal welches Problem er hat, ob Würmer oder Flöhe. So war der Ritter mit dem weißen Haar und den feinen, edlen, adeligen Gesichtszügen auch mit ihm umgesprungen. Zieh Leine, Kerl, wasch dich! Das war die Hauptaussage gewesen. Mehr nicht. Und die Kultisten? Die Beweise? Null und nichtig. Hirngespinste. Sollte er doch seinen Kult selbst überwachen und bei weiteren Wehwehchen zu ihm kommen. Nach einer Wäsche und mit neuer Kleidung, das war ja klar.

    Nun blickte der Bergmann zweifelnd zum Barbier herüber. Der hob entschuldigend die Schultern.
    "Ja nun, äh, mehr habe ich echt nicht ..."
    Die Klamotten waren ein ausgemachter Witz. Draal wusste nicht, wo der Mann diese Kleidung her hatte. Sie schien aus dem letzten oder vorletzten Jahrhundert zu stammen, was die Qualität und den Anteil an Motten im Stoff anging. Selbst jetzt, wo er schon die meisten der Insekten hinausgescheucht hatte, schlüpfte immer wieder mal eines der Viecher aus dem Ärmel oder krabbelte über den Kragen in die Freiheit. Denn der Draal unter dem Stoff müffelte nicht mehr. Ganz im Gegenteil. Irgendwo von einer Müllhalde im Armenviertel hatte sich der Bergmann einen Zuber geholt und ihn beim Barbier aufgestellt. Der hat - freiwillig natürlich - noch etwas Seife und eine Bürste herausgerückt, mit der sich Draal dann den Rücken wund gescheuert und den Dreck langer Jahre unter Tage weg gescheuert. Und siehe da! Unter der Staubschicht kam doch ein halbwegs ordentlicher, wenn nicht doch immer noch hässlicher Mann zum Vorschein. Zumindest gepflegt genug, um eine Audienz beim Herrn Ritter zu bekommen. Grinsend und sich bedankend klopfte der Bergmann dem Barbier auf die Schulter und machte sich auf den Weg .

    "Ah, sie an, der Stinker!", höhnte die Wache. Draal widerstand dem Drang, die Faust um die Kehle zu schließen und den Haderlumpen in Uniform zu verhauen.
    "Scheint so. Wo ist der Ritter? Du hast gesagt, wenn ich sauber und gepflegt aussehe, darf ich ihn sehen."
    "Jaja, ist gut. Komm mit, ich bring dich zu ihm. Uriel Ventris ist sein Name, du sprichst ihn mit Herr an. Oder Herr Ritter. Duzen fällt aus. Respekt. Ansonsten sorge ich persönlich dafür, dass du etwas Respekt eingetrichtert kriegst.", murrte der Wächter. Draal zeigte nur das altbekannte wölfische Grinsen, welches so viel aussagte wie: Versuchs nur, Freund, ich freu mich drauf.

    Hoffentlich hört mit der Ritter jetzt zu! Sonst nehm ich das Gesetz in die eigene Hand, ob die wollen oder nicht!

  4. Beiträge anzeigen #24
    Schwertmeister Avatar von Redlef
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Redlef ist offline
    „Ja, das Amulett. Ich erinnere mich.“ Redlef gab die Tür frei und bat Harivald mit einer Handbewegung herein. „Entschuldige bitte Pons Art, ich denke er ist heute Morgen einfach mit dem falschen Fuß aufgestanden. Das sollte einem jungen Knaben wie ihm auch einmal gegönnt sein. Na komm erstmal herein.“
    Redlef begab sich in die Wachstube, wo auch Pons saß und an dem letzten Stück Brot knabberte. „Pons, das ist Harivald, er hatte während der Pest hier eingesessen und uns mit den Orks geholfen. Erinnert du dich nicht mehr?“
    Pons brummte leise. „Ja mag sein.“ Er blickte nicht auf, sondern aß nur weiter an dem Brötchen.

    Redlef zuckte gleichgültig mit den Schultern. Er würde sich später um den Jungen kümmern.
    „Setzt dich“, forderte er seinen Gast auf. „Ich habe dein Amulett oben in meinem Büro. Warte bitte einen Moment, dann hohle ich es dir.“
    Er humpelte wieder aus dem Raum heraus, nachdem Harivald sich auf die Bank gesetzt hatte.
    Oben in seiner Schreibstube lag dies hässliche Orkding in seinem Regal. Red konnte nicht verstehen, warum Harivald soviel daran lag. Vielleicht sollte er ihn einmal danach fragen.

    „Sag mal, Harivald“, sprach er ihn an, als er wider unten angekommen war, „Was genau liegt dir eigentlich an diesem hässlichen Ding? Das ist doch Orkisch, wie bitte kann man denn etwas orkisches behalten wollen? Ich habe auf dem Festland gegen Orks gekämpft. Alles was ich von ihnen weis, ist, dass diese Viechern nur Tod und Zerstörung bringen. Warum also seid ihr so scharf auf das Ding?“

  5. #25
    Harivald
    Gast
     
    Harivald nahm das funkelnde Amulett dankend entgegen. Die Orks im Kerker hielten wohl ebenso große Stücke auf die Goldschmiedearbeit wie er, denn es wies keine Spuren von äußerlichen Kratzspuren auf - so, wie Harivald es auch zum ersten Mal gesehen hatte.

    »Es ist das Einzige, was mich noch mit meiner alten Heimat verbindet«, wandte sich der Besucher nun schwermütig an Redlef. »Ich trug es bei mir, als ich mich mutterseelenallein an der Küste Argaans wiederfand. Es...« Harivald machte eine kurze Pause, suchte die richtigen Worte. »Ich glaube, dass es einen stärkenden Effekt auf die Vitalität von Menschen hat.«

    Dann schwieg er und ließ die Worte auf den Weibel wirken. Pons meldete seine Anwesenheit durch lautstarkes Schmatzen. Halb vorwurfsvoll, halb mitleidig guckte Harivald in sein kauendes Gesicht. Konnte oder wollte sich der Junge nicht an ihn erinnern? Pons unterbrach seine Mahlzeit und entschuldigte sich bei Redlef, ehe er wieder in irgendeinen Zellentrakt verschwand, ohne Harivald eines weiteren Blickes zu würdigen.

    »Momentan arbeite ich beim Bau für einen gewissen Jethro. Mauern ausbessern, Befestigungsanlagen warten und so weiter. Mein weiterer Plan sieht vor, an so viel Gold wie möglich zu kommen.« Der ehemalige Inhaftierte trat noch einen Schritt auf den bisher schweigenden Redlef zu und fuhr fort: »Du hast mir einmal angeboten, einen... einen Job für dich erledigen. Wenn der Preis stimmt und ich nicht allzu herausgefordert werde, können wir ja noch ausführlich darüber reden.«
    Geändert von Harivald (16.06.2014 um 14:06 Uhr)

  6. Beiträge anzeigen #26
    Kämpfer Avatar von Uriel Ventris
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    Uriel Ventris ist offline
    Für Uriel war der Tag bisher verlaufen, wie jeder andere auch. Ein morgendlicher Ausdauerlauf, dann das Morgengebet, Frühstück, weiteres Training, Mittagessen. Alles wie immer und alles ereignislos. Mit seinem Training, in dem er allein gegen eine große Zahl Gegner möglichst lange stand zu halten versuchte, machte der Weißhaarige tatsächlich Fortschritte. Auch wenn er nach wie vor nur kurze Zeit aushielt, bevor er erschöpfte und langsamer wurde. Theoretisch könnte er dann natürlich immer noch ohne größere Probleme gegen einzelne Gegner kämpfen. Aber der Trick war ja, möglichst lange gegen alle Seiten auszuhalten. Und das scheiterte in dem Moment, wo man nicht mehr bei 100% der maximalen Geschwindigkeit und Kraft war.
    Gerade saß Uriel in seinem Quartier, still im Gebet vor seinem kleinen Innosschrein vertieft. Seit der großen Pest hatte er noch mehr Zeit zum Beten aufgewandt. Schließlich waren sowohl sein Vater als auch sein Cousin von der Seuche verschont geblieben. Damit war Uriel nicht in Bedrängnis geraten, das Familienimperium den gierigen Konkurrenten zu überlassen.
    An seiner Tür klopfte es und Uriel erhob sich, wobei er sich die einfach Ordenskleidung glatt klopfte.
    "Herein", sagte er keinesfalls höflich ob er unerwünschten Störung. Und herein trat ein Mann, der bedauernswert lächerlich bei dem Versuch wirkte, Stil und Ordentlichkeit an den Tag zu legen. Zwar war er sauber, keine Frage, doch die Kleider waren vielleicht vor ein paar Dekaden der höfischen Mode entsprechend gewesen. Vor allem aber, der argaanischen Mode, nicht der myrtanischen. Für einen einfach Mann wie diesen war der Unterschied kaum merklich, doch für jemanden wie Uriel, der große Erfahrung mit höfischen Sitten hatte, war es ein peinlicher Fauxpas.
    "Ach, du bist es", erinnerte sich der Adelige an den Schmutzfink, der ihn vor ein paar Tagen so unverschämt von der Seite angefallen hatte. "Wie ich sehe, hast du meinen Rat befolgt. Dann will ich einmal so langmütig sein und mir dein Belang anhören. Dennoch solltest du meine Zeit nicht mit Ausschweifungen verschwenden. Halte dich kurz und das war es dann."
    Uriel setzte sich mit übergeschlagenen Beinen auf seinen Stuhl. Dem Mann bot er keinen an. Und da dieser sich offensichtlich auch nicht einfach einen nahm, war er offenbar zumindest der Grundzügen der Höflichkeit kundig. Vielleicht bestand ja doch noch Hoffnung für ihn. So blieb er also stehen und berichtete dem Ordensbruder, was er zu sagen hatte.

  7. Beiträge anzeigen #27
    Kämpfer Avatar von Rudra
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    Die Orks im Forenrollenspiel
    Rudra ist offline

    Kerker - Zelle

    In einer der Zellen des Kerkers von Thorniara herrschte bittere Niedergeschlagenheit zwischen den Inhaftierten. Die Brüder waren am Stimmungstiefpunkt angekommen und hatten sich vorerst nichts mehr zu sagen. Die vergangenen Wochen waren in steter monotoner Arbeit vergangen, stets im unsteten, künstlichen Licht des Kerkers, und außer einer Verlegung fort aus der Folterkammer und hinein in eine gewöhnliche Zelle der Morras, die bei beiden geringfügige Anwandlungen von Platzangst auslöste, hatte sich nichts getan. Die Arbeit hatten sich die beiden Gefangenen indes gut eingeteilt: Khara, der große und stärkere Bruder, hatte die grobe Arbeit durchgeführt, die Tag um Tag große Mengen an hartem Gestein aus dem Massiv gelöst hatte, und Rudra, der Geschickter jüngere Bruder, der etwas von der Arbeit mit Steinen und dem Ausheben von Höhlen verstand, hatte die Filigranarbeit übernommen. Und die Arbeit hatte ihnen einige Überraschungen geboten. So hatten sie mitten in den Arbeiten zum Ausbau dieses Kerkers feststellen müssen, dass sich ein jäher Gesteinswechsel quer durch den Fels erstreckte, als eine eingefaltete Obsidianader den weiteren Bau erschwerte. Rudra war begeistert gewesen, war dieser Obsidian doch frei von Einschlüssen und durchaus respekteinflößend in seiner Mächtigkeit. Aus diesem Material würden sich wundervolle Kunstwerke schaffen lassen - wenn er nicht bar jeder Ausrüstung in einem Kerker der Morras säße.

    Der Bildhauer hatte aus dem bisher ausgeschlagenen Basaltmaterial Wandverkleidungen gefertigt, um die Kontinuität es Gesteins dem Anschein nach aufrecht zu erhalten, sowie eine Säule eingezogen, weil er um die Stabilität des ausgehobenen Hohlraumes fürchtete, und in atemberaubender Geschwindigkeit war es ihnen gelungen, den Ausbau fertigzustellen, besonders in Anbetracht der vorhandenen Werkzeuge. Doch dann hatte sich die körperlich anstrengende Abwechslung für die beiden Orks erledigt und seitdem hockten sie in ihrer Zelle fest. Khara hatte sich immer wieder mit dem Amulett beschäftigt, das er von einem der Morras genommen hatte, doch weder er noch Rudra hatten die alten orkischen Runen vollkommen entziffern können. Zum vorübergehenden Zerwürfnis zwischen den Brüdern war es jedoch gekommen, als der Kerkermeistermorra, der sich stets ein wenig humpelnd fortbewegte, nach dem Amulett verlangt hatte. Khara hatte es als Besitztum der Orks deklariert und unter keinen Umständen hergeben wollen, doch Rudra hatte es ihm schließlich in der Nacht entwendet und durch die Gitterstäbe aus der Zelle hinaus geschoben, sodass der Kerkermeister in dessen Besitz gekommen war. Sein Bruder wäre ihm dafür beinahe an die Kehle gesprungen, doch Rudra konnte mit den Anwandlungen Kharas leben. Der brauchte die Weitsicht seines kleinen Bruders in dieser Situation, in der Gewalt sie nicht weiterbringen würde - und Rudra misstraute allem, das nur den Anschein von Magie oder dem Werk der Weißröcke machte.

    Seitdem war Ruhe in der Zelle eingekehrt und die beiden Inhaftierten schwiegen sich zumeist grimmig an. Beide hatten bei der auf den Zorn folgenden Keilerei mächtig eingesteckt, doch die Wunden verheilten wieder. Während Khara die Zeit jedoch vor allem mit seinem Gram verbrachte, ging Rudra wieder und wieder die Wörter der Morrasprache durch, die sein Bruder ihm beigebracht hatte. Immerhin konnte er so sein Gedächtnis und seinen Verstand schulen - und dass er nebenbei auch noch die Morrasprache zumindest zum Teil lernte, war ein angenehmer Nebeneffekt.

  8. Beiträge anzeigen #28
    Waldläufer Avatar von Draal
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    Draal ist offline
    Jawohl, ein Adeliger. Ganz klar, ganz offensichtlich. In den Jahren, da Draal für die Paladine geschürft hatte, waren ihm viele dieser Männer über den Weg gelaufen. Söhne reicher oder blaublütiger Patriarchen, die in ihren schicken Rüstungen herumstolzierten, Befehle brüllten, dabei lächerlicherweise meist in den Falsett fielen und ungelenk mit dem Schwert herumfuchtelten. Es war - so ganz im Stillen für den Bergmann - eine Wonne gewesen, wenn einer dieser Gecken von einem Ork-Krieger erschlagen worden war, der einen Furz auf Sitte, Anstand und gutes Aussehen gab, sondern sich die Jahre seines Lebens damit abgefunden hatte, das Kriegshandwerk zu lernen und mit der großen, schartigen Axt Schädel zu zerschmettern. Ernsthaft, vor diesen Kriegern hatte Draal mehr Respekt gehabt als vor den Rittern, die aufgrund ihres Namens und Blutes solche geworden waren. Doch leider ließ sich dies nicht ganz auf den Mann vor ihm übertragen. Hier war einer, der zwar aus gutem Hause stammte, jedoch wohl mit Fleiß, Hingabe und Stärke seinen Rang erstritten hatte. Kein aufgeblasener Fatzke, nein, sondern ein blaublütiger Ehrgeizling.

    "Herr ... äh ... Ritter Ventris, mein Name ist Draal. Wohne leider im Armenviertel und habe dort eine Entdeckung gemacht. Auf den Hinweis eines dortigen Quacksalbers und nach eigener Nachforschung bin ich ... nun, wie ich es ... Euch schon erklärt hatte, einem vermuteten Kult auf die Schliche gekommen. Dunkle Roben, geheime Treffen im alten Weinkeller, Totenschädel mit Hörnern und dergleichen. Ich bin zwar kein Ritter im Namen Innos', aber ich denke das ist schon mehr als verdächtig. Gerade nach der Pest. Vorallem wegen der Pest, die sicherlich Beliars gottverdammten Arsch entsprungen ist! Da ich aber nicht zur Wache gehöre, ha, noch nicht mal Reichsbürger, habe ich die Finger still gehalten. Ihr und Eure Brüder seid das Recht und Gesetz der Stadt und Innos'. Bis ich soweit bin, dauert es wohl noch einige Monde ... und die Zeit könnten diese Hundesöhne gut nutzen, um irgendeine Schurkerei zu planen."
    Widerwillig verbeugte sich der Bergmann, quasi als Zeichen, dass er nichts weiter zu sagen hatte. Zähneknirschend fügte er eine Bitte an ...
    "Bitte, Herr Ritter Ventris, nehmt Euch der Sache an. Und wenn ich doch falsch liege oder gar gelogen haben sollte, zum Teufel, dann jagt mich davon oder packt mich in den Kerker, oder schneidet mir die Zunge raus. Aber es kann nicht sein das ... solch Hexer und Kultisten frei in diesem Reich herumlaufen dürfen!"

  9. Beiträge anzeigen #29
    Kämpfer Avatar von Vicktar
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    Vicktar ist offline

    Hafenviertel - Hütte eines Barbiers

    "Isses recht so?", brummte der bärtige, muskulöse Glatzkopf und nahm einen Schluck von seinem Schnaps, während Vicktar das Werk des zweifelhaften Barbiers betrachtete.
    Ihm war klar geworden, dass er sich stets vor Augen halten musste, mit welch eindeutigen Ereignissen Innos ihm seine Existenz bereits bewiesen hatte, um sich die Gabe seines Gottes, die Gabe der Magie, stets vergegenwärtigen zu können. Doch es hatte eine Weile gedauert, bis sein Augenmerk auf die Narbe in seiner Handinnenfläche gefallen war. Der Blick auf dieses Zeichen der vergangenen Wochen genügte ihm völlig, doch musste er feststellen, dass seine Narbe nicht nur recht unansehnlich, sondern auch nicht allzu gut sichtbar war. Die Narbe in der Handfläche Johannas hingegen war nicht nur weitaus besser zu sehen, sondern beschrieb in ihrer Form auch einen wunderschönen, stilisierten Halbmond, eine perfekte Sichel. Und so hatte sich Vicktar dazu entschieden, als Zeichen der Ehrerbietung an das Geschehene und zur Verdeutlichung des Stigmas des heiligen Mädchens seine eigene Narbe mit der Nachzeichnung von Johannas Narbe in Form einer Tätowierung zu überdecken und durch das hinzufügen von zwei einfachen Strichen in der Mitte der Mondsichel zu einem Innossymbol umzustilisieren.

    "Perfekt. Ich danke dir!", entgegnete der Adlatus und genoss den Schmerz in der rechten Hand, die wohltuende Pein, die seinen müden Geist weckte. Es war immer gut, die vereinzelt doch recht zwielichtigen Bewohner des Hafenviertels zu kennen, die für ein wenig Gold so ziemlich alles taten, was man von ihnen verlangte. Und so hatte er nach einigem Fragen auch recht schnell einen Mann gefunden, der sich vornehmlich als Barbier verdingte, was vor allem nach der Pest durchaus ein gefragter Beruf war, insbesondere hier im Hafenviertel, das immer noch in der Wiederherstellung der alten Ordnung feststeckte - der aber eben auch ohne zu zögern zu Nadel und Tinte griff, um vor allem Seemänner zu tätowieren. Dass ein Adlatus des Feuers zu ihm kam und sich ein sakrales Motiv stechen ließ, war dann allerdings doch auch für diesen rauen Kerl etwas Neues.
    "Das wird die nächsten Tage noch gerötet bleiben und greifen ist mit der Hand auch nicht groß drin, aber wenn die Wunde nicht verunreinigt wird, kann's danach nur besser werden."
    Mit einem zufriedenen Lächeln blickte Vicktar auf das Zeichen, das ihn nicht nur an Johanna und die Allmacht Innos' erinnerte, sondern durch die Mondsichel auch genau das symbolisierte, was der Glaube für ihn darstellte: ein Licht in der Finsternis, ein Hoffnungsstrahl in der Dunkelheit. Und von nun an würde es nur noch einen Blick auf seine Hand benötigen, wenn er wieder Unterstützung dabei brauchte, sich die Kraft des Herrn zu vergegenwärtigen.

  10. Beiträge anzeigen #30
    Kämpfer Avatar von Uriel Ventris
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    Uriel Ventris ist offline
    Obwohl dieser Mann bloß ein Herumtreiber in Uriels Augen war, hatte der Ordensbruder ihm gut zugehört. Kultisten und Beliaranhänger waren eine ernste Angelegenheit, auch aus dem Mund eines solchen Mannes. Und offenbar war er ja sehr innosgläubig und der heiligen Kirche treu, daher hatte Uriel das Gesagte sogar mit Wohlwollen auf aufgenommen.
    "Nun gut, Draal", hatte Uriel nach einer kurzen Denkpause gesagt "hör zu. Da du es offenbar ernst meinst und ich weder aus deiner Stimme, noch aus deinen Augen eine Lüge lesen kann, ist die Sache es mir wert, überprüft zu werden. Heute Abend wirst du mich mit einem kleinen Trupp der Miliz zu diesem Haus begleiten. Und gnade dir der allmächtige Innos, wenn du mich wissentlich belogen hast. Du kannst jetzt gehen. Sei bei Einbruch der Dämmerung unten beim Portal"
    Mit diesen Worten hatte sich Uriel dann auch wieder abgewandt, um sich den rituellen Gebeten an seine Waffen und Rüstung zu widmen.

    Am Abend zog sich Uriel dann schließlich seine Ausrüstung an. Seinen schweren Gambeson in Rot und Gold, darüber die Kettenrüstung und weitere Panzerungen nach ordensart. Zum Schluss schnallte er sich sein einfaches Schwert um. Doch dann kam ihm ein Gedanke. Sein neues Schwert. Eigentlich sollte das erste Blut, das es vergießen würde, das eines Setariffers sein. Doch das eines Teufelsanbeters war noch weit besser.
    Also schnallte sich der Ordensbruder sein makelloses, unbenutztes Schwert um und schob eine kleine Phiole in einen Lederbeutel. Schließlich wolllte er mit dem vergossenen Blut auch den Knauf einfärben. Vielleicht etwas barbarisch, doch das würde das Schwert ungemein stärken.
    Derart gerüstet stieg Uriel die Stufen der Zitadelle hinab, bereit, den Kult auszuradieren.

  11. Beiträge anzeigen #31
    Waldläufer Avatar von Draal
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    Draal ist offline
    Draal fluchte leise und schaute auf seine blanken Fäuste. Womit sollte er sich wehren? Kein Schwert, keine Axt, nicht mal ein beschissener Knüppel aus Treibholz, wie ihn manch dunkle Gestalten im Armenviertel trugen. Nein, Draal war vollkommen unbewaffnet. Aber was brauchte er auch eine Waffe? Uriel Ventris wollte einen ganzen Trupp Milizsoldaten mitnehmen. Das würde wohl ausreichen. Wer wusste, was dort im Keller lauerte? Nun wartete der Bergmann im Halbdunkel einer Gasse, von der aus man eine der Hauptstraßen des Armenviertels im Blick hatte. Eine Schar bewaffneter, geführt von einem Ritter würde hier sofort auffallen. Und ja, da kamen sie. Möglichst unauffällig, dennoch murrten einige Gestalten bei ihrem Anblick. Es wurde leise geflucht, irgendjemand spuckte hör- und sichtbar aus. Die Obrigkeit - hier in Person eines adeligen Ritters - war im Viertel der Ärmsten nicht gerne gesehen. Draal trat aus der Gasse und machte sich bemerkbar. Die Trupp steuerte auf ihn zu, Ventris packte ihn an der Schulter und schob ihn in die Gasse. Die Milizen bezogen Stellung.

    "So, Herr Ritter, da sind wir. Seht Ihr dort an der Stadtmauer die Hütte? Die zweistöckige. Da ist ein Kellereingang. Ja, genau, die schwere Eichentür. Habe die mal untersucht. Gutes Holz, da bräuchte man schon einen Hünen mit Streitaxt, um sie zu zerschlagen. Oder einen Ork. Jedenfalls sind die dort wieder drin verschwunden. Diesmal mehr als zwei. Haben wohl ne Versammlung oder so. Keine Ahnung, ob oder wie gut die bewaffnet sind. Zum Teufel, das sind Beliardiener. Wer weiß welche Teufelei die da haben? Soll ich mit stürmen? Hab leider keine Waffe, und selbst wenn, würde ich damit nicht gut kämpfen können. Die Spitzhacke war lange Jahre mein Werkzeug, nicht das Schwert, Herr Ventris."


    Der Bergmann spuckte aus. Er gab nicht gerne Schwächen zu, aber der Ritter erwartete von ihm Ehrlichkeit. Die wollte er ihm geben.

  12. Beiträge anzeigen #32
    Kämpfer Avatar von Uriel Ventris
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    Uriel Ventris ist offline
    Bei dem Gesocks, was sich in diesem Stadtteil herumtrieb, würde es Uriel nicht einmal sonderlich wundern, wenn sie hier einen kleineren oder sogar größeren Kult antrafen. Ekelhaft. Dieser Abschaum würde keine Gerichtsverhandlung bekommen, so viel stand fest. Wenn Uriel da drin auch nur einen einzigen Beweis für eine Verehrung Beliars fand, würde er sämtliche Bewohner standesrechtlich hinrichten lassen. Wenn nicht, würde es eben Draal sein. Zumindest würde er wegen falsches Verdächtigung festgenommen werden.
    Uriel hörte den Schilderungen des Mannes aufmerksam zu und wog die beste Strategie ab. Sollte er erst einmal anklopfen um eventuelle Missverständnisse zu vermeiden? Oder direkt die Türe mit einer Ramme aufbrechen lassen? Vielleicht könnte man auch versuchen, ein oder zwei Männer durch ein Fenster oder etwas in der Art einzuschleusen.
    Aber nein. Der direkte Weg war bei einer so gewaltigen Übermacht wie Uriels und seines Trupps am einfachsten und auch am sichersten. Selbst wenn die Kultisten Waffen hätten, wären sie den ausgebildeten Kriegern vermutlich hoffnungslos unterlegen.
    Also wandte sich Uriel an zwei seiner Männer. "Geht los und besorgt eine Zwei-Mann-Ramme aus der Bastion, um diese Tür aufzubrechen. Und beeilt euch. Je länger wir hier warten, desto wahrscheinlicher wird uns einer dieser Abschaumgeborenen hier an die Verdächtigen verraten."
    Die Männer verbeugten sich zackig und eilten dann die Straßen zurück zur Bastion, um das angeforderte leichte Belagerungswerk zu holen. Derweil würde Uriel mit seinen Männern mögliche Schwierigkeiten beim Stürmen des Hauses ansprechen. Doch vorher wandte er sich noch einmal an Draal.
    "Wir werden das Haus stürmen. Eine Waffe wirst du nicht bekommen. Du wirst dich die ganze Zeit vor mir aufhalten, wo ich dich im Blick habe, verstanden?"

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    Waldläufer Avatar von Draal
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    Draal ist offline
    "Verstanden, Herr Ritter", antwortete Draal nur und blickte Ventris einen langen Moment an. Ein Blickduell, welches der Ritter gewann. Der Bergmann nickte, ließ die Knöchel knacken und bemerkte die beiden Soldaten, die mit der Ramme zurückkehrten. Wollte der Ritter ihn verheizen? Sollten die Kultisten ihn erledigen, Ventris dann die Kultisten ... und am Ende sollte er wie der Held da stehen? Draal schnaubte. Nun, den Gefallen würde er Uriel Ventris nicht tun. Sterben? Pah. Eher würde er noch ein, zwei Spinner mitnehmen auf die andere Seite. Während der Bergmann nachdenklich den Kellereingang musterte, besprach der Ritter mit seinen Männern das Vorgehen. Einer der eher leiseren Gesellen hatte die Lage ausgekundschaftet und ein mit Holz verdecktes Fenster gefunden, das schräg in den Keller zu reichen schien. Ein beherzter Tritt und schon würde man die Meute überraschen können. Ein kräftiger Soldat meldete sich lässig freiwillig. Der Rest würde stürmen. Die Rammenträger würden die Tür einreißen, ein Soldat mit Schwert und Dolch reinstürmen, gefolgt von Draal und Ventris. Derweil würde der Fensterspringer reinplatzen und noch mehr Chaos verursachen. Hauen, Stechen und Hieben. Ein unübersichtlicher Kampf würde es werden. Für die Kultisten wahrscheinlich zu viel, für schlachterprobte Soldaten kriegstechnisch täglich Brot.
    "Wisst Ihr, Herr Ventris, wer denn den Schwertkampf lehrt? Ich mein ... dann würde ich der Stadt wohl eher nutzen, als ... naja, jetzt. Kann zwar gut mit den Fäusten zuschlagen, aber mit ner Klinge in der Hand würde ich mehr bewirken. Muss ich dafür echt zu den uniformierten Affen gehen?"
    Einer der Soldaten wandte sich finster um und musterte Draal böse. Der Ritter sah den Stadtwächter an und schüttelte streng den Kopf
    "Also, Herr?"

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    Uriel Ventris ist offline
    "Um den Schwertkampf von einem Mitglied des Ordens gelehrt zu bekommen, müsstest du erst einmal überhaupt der Stadtwache angehören, Bergmann. Wir sprechen frühestens darüber, wenn das hier zu meiner Zufriedenheit verläuft.", sagte Uriel in ruhigem aber kaltem Ton. Dann sprach er noch einmal zu seinen Männern.
    "Also, wie besprochen. Aureus, du trittst das Fenster ein. Bis wir drinen aufgeräumt haben, bist du auf dich allein gestellt, also mach mir ja nicht schlapp, verstanden?"
    Zur Bestätigung nickt der größere mit einem vorfreudigen Grinsen.
    "Nachdem wir wie besprochen drin sind, werden sich die zwei Trupps sofort aufteilen. Suffus, du kommst mit mir in die obere Etage, die übrigen folgen Marcus durch das untere Geschoss und versuchen möglichst bald zu Aureus zu stoßen. Zielpersonen nur im Notfall ausschalten, verstanden?"
    Alle nickten stumm und der Tanz began. Uriel packte Draal am Arm und zerrte ihn mit sich, während er sein edles Langschwert zog. Das Meisterwerk myrtanischer und - soweit Uriel wusste - nordmarischer Schmiedekunst sang förmlich, als es aus der Scheide glitt und beinahe verliebt sah Uriel es einen Moment lang an.
    Im zügigen Schritt erreichten sie das Haus und die beiden Milizionäre mit der Ramme liefen vor und rammten den mit Stahl verkleideten Holzpfahl aus dem Laufen heraus gegen die Tür, was einen lauten Knall erzeugte. Doch noch hielten Tür und Schloss stand. Von der anderen Hausseite ertönte ebenfalls ein Knall, was anzeigte, dass Aureus bereits in das Haus eingedrungen war. Ein zweiter, von einem kraftvollen Ausruf begleiteter Stoß auf die Tür und ein dritter, dann brach der Riegel aus der Verankerung und die Tür flog mit einem ohrenbetäubenden Tosen gegen die Wand. Sofort schwärmten alle aus wie geplant, wobei Drall hektig vor Uriel herlief und sich immer wieder umsah, dass der Ordensbruder auch hinter ihm war. Jetzt entschied Uriel, dass es eine dumme Idee war, den Mann vor sich laufen zu lassen. Der würde ihn nur behindern. Mit seinem Schildarm packte Uriel Drall also am Ärmel und zog ihn zurück.
    "Bleib hinter mir. Und wehe, wenn ich diese Entscheidung bereuen muss!", zischte der Ordensbruder und stürmte die Treppe hoch, während von unten die ersten Rufe zu hören waren.
    Oben war es dunkel, bis auf wenige Kerzen aus schwarzem und rotem Wachs. Uriel verlangsamte sein Tempo, während er das Ende der Treppe erklomm und sich sofort nach allen Seiten umsah. Von dem Raum gingen noch zwei Türen ab. Was er dann an einer Wand erblickte, ließ ihn fast vor Abscheu würgen.
    Dort hatte jemand das Standbild Beliars in Manneshöhe errichtet und, das war offensichtlich, mit Blut beschmiert. Die Schädel und Hautfetzen, mit denen Altar und Statue behangen waren, sprachen für Menschenblut. Überall standen arkane Folianten, Gerätschaften und Artefakte herum.
    "Das wird alles zerstört werden durch das reinigende Feuer Innos'", sagte Uriel an Suffus gerichtet, der grimmig nickte.
    Von einer plötzlich aufkochenden Wut erfasst trat der Weißhaarige dann mit großen Schritten auf die Statue zu, holte mit seinem Schwert aus und schlug es mit voller Kraft durch das Gottesbild. Dem Splittern nach zu urteilen, war es offenbar aus Holz geferigt und lediglich an manchen Stellen mit dünnem Metall verkleidet.
    Noch während die zweigeteilte Statue zu Boden polterte, öffneten sich die beiden Türen und drei Kultisten stürmten heraus, offenbar durch die Schändung ihres Gottes aufs tiefste erzürnt. Sie trugen dunkle Roben, von denen eine besonders mit Goldstuck verziert war. Offensichtlich der Anführer der Ketzer. Sein Blut sollte Uriels Klinge zieren. Bewaffnet waren die Kuttenträger mit rituellen Opfermessern.
    Vom gleichen Zorn beseelt wie zuvor Uriel, stürmte auf einmal Draal los und warf sich auf einen der Kultisten. Das nahm auch Suffus als Stichwort und wies die anderen beiden Ketzern mit seinem Schwert an, die Waffen fallen zu lassen. Sie reagierten nicht.
    "Lass gut sein", sagte Uriel "Dieser Abschaum verdient keine Gnade. Meine Befehle haben sich geändert. Es werden keine Gefangenen gemacht."
    Während Suffus auf den zweiten Kultisten losging und ihm ohne große Umschweife das Schwert durch die Brust trieb, marschierte Uriel strammen Schrittes auf den Anführer der Ketzer zu.
    "Dein Blut wird vergossen zu Ehren des einzig wahren und gerechten Gottes. In seinem gelobten Namen und seines erwählten Dieners Rhobars III verurteile ich dich hiermit Kraft meiner Macht als Diener des Heiligen Ordens zum Tode. Möge Innos Gnade walten lassen bei seinem Gericht über dich. Seine Diener werden es nicht tun.", sagte Uriel die offizielle Exekutionslitanei des Ordens bei einer standesrechtlichen Hinrichtung auf und schlug dem Diener Beliars den Kopf ab, ohne dass dieser auch nur den Hauch einer Chance hatte, den Hieb mit seinem Messer zu blocken. Der enthauptete Körper fiel wie ein nasser Sack zu Boden und Uriel kniete sich daneben, um das Blut in seiner Phiole zu fangen.
    Als er sich erhob, sah der Weißhaarige, dass auch Draal inzwischen seinen Kontrahenten mit dessen eigenem Messer erledigt hatte. Der Bergmann selbst war mit einem Schnitt im Oberarm davon gekommen. Zufrieden nickte Uriel ihm zu, dann sprach er noch einmal zu Suffus.
    "Das ganze hatte schlimmere Ausmaße, als ich annahm. Wir werden das Haus abbrennen. Organisiere du alles nötige. Ich will hier morgen nur noch asche sehen."
    "Jawohl, Ordensbruder", sagte der Milizionär und entfernte sich.
    "Und was dich betrifft, Draal", sagte Uriel "Du kannst gehen. Finde dich morgen wieder in der Zitadelle ein. Wir haben einiges zu besprechen."
    Damit war Uriels Arbeit erledigt. Der Rest war Angelegenheit der Miliz. Er selbst würde sich nun noch einmal im Gebet an Innos wenden und ihm für den Beistand heute Nacht danken und sich dann zu Bett begeben. Sein Schwert würde er ab sofort, nun endlich durch eine Schlacht geweiht, immer bei sich tragen. Es war endlich vollendet worden.

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    Ehrengarde Avatar von Grimbar
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    Grimbar ist offline
    Mit raschen Schritten eilte Grimbar durch die erwachenden Hallen des Tempels. Der Tag war angebrochen und schon viele Innosdiener, besonders die jungen, waren schon wach und begannen ihr Tagwerk. Auch der Novize hatte etwas zu erledigen, allerdings war dies eher in eigener Sache, wenn auch von Icarion abgesegnet. Sein Ziel war die Bibliothek, in der er in den letzten Wochen viel Zeit verbrachte und Bücher und Schriftrollen wälzte. Er versuchte sein Verständnis der Magie zu erweitern und gleichzeitig seine Fähigkeiten zu erweitern bzw. wiederherzustellen. In den letzten Tagen arbeitete er daran den Zauber des magischen Lichts seinem Repertoire hinzuzufügen und es lief eigentlich ganz gut. In der dunkeln und staubigen Bibliothek wäre dies eh eine Erleichterung für alle, wenn dann einer weniger mit gefährlich Kerzen hantieren musste.

    Im Vorbeilaufen schnappte sich der Novize einen Apfel aus dem Korb eines Adlaten, den er noch rasch grüßte, und biss hinein. Er würde das Frühstück erstmal größtenteils weglassen und dann sein Mittagessen genießen. Der Apfel würde ihm vorerst genügen und auch wenn er ein wenig mehlig war, schlang er ihn hinunter.
    Es dauerte nicht lange, da erreichte er die Tempelbibliothek, doch war er nicht der Erste. Vestos befand sich bereits an einem Stehpult und brütete über einer antik anmutenden Schriftrolle. Mit einem leisen "Magie zu Ehren, Meister" grüßte Grimbar den Magier, der ihm nur mit einem kaum zu erkennendem Nicken und einem leisen Murren begrüßte. Scheinbar schien er äußerst vertieft zu sein. In aller Stille nahm sich der Novize einen Kerzenhalter mit Kerze und entzündete diese an der Fackel am Eingang.

    "Du hast den Lichtzauber also noch nicht gelernt?", ertönte plötzlich eine ihm bekannte Mädchenstimme hinter ihm. Mit einem Lächeln drehte er sich um und blickte zu Johanna herunter, die ihn mit einem kleinen, schelmischen Grinsen ansah.

    "Das hast du gut erkannt, ansonsten würde ich wohl nicht Gefahr laufen, den gesamten Wissensschatz des Ordens auf Argaan in Asche zu verwandeln. Aber ich glaube heute ist der Tag an dem ich ihn meistere. Wenn du willst sage ich dir Bescheid, sobald ich ihn kann.", antwortete Grimbar und begab sich auf den Weg das Buch zu finden, das er gestern zu diesem Thema noch gefunden hatte. Das Mädchen folgte ihm auf leisen Sohlen. Sie schien allgemein ganz gut an diesen stillen und ruhigen Ort zu passen und mit all den Büchern, so glaubte er, hätte sie genug um sich abzulenken. Zumindest hatte sie sich bei ihm noch nicht beschwert.

    "Das wär nett. Du könntest mir ihn ja auch...beibringen.", meinte sie, woraufhin der Novize leise lachte.

    "Ich glaube du bist noch ein wenig jung für Magie. Außerdem solltest du erstmal die Theorie lernen. Hast du dich hier schon eingelesen?", erkundigte er sich.

    "Hier liegen so viele alte Wälzer, ich frage mich manchmal, ob man die alle lesen kann. Selbst Vestos vergisst manchmal wo ein Buch steht, dann darf ich es ihm suchen. Manchmal brauch ich eine Leiter um nach ganz oben zu kommen, dabei könnte er es einfach mit Magie herunterholen. Es würde vieles einfacher machen, wenn ich das auch könnte." Wieder entlocke sie ihm ein kleines Lachen.

    "Sag mir, welches es ist und ich hol es dir runter. Dann lässt du mich aber mit meinem Studium weitermachen.", meinte der Novize und Johanna war einverstanden. Mittels Telekinese ließ er dem Mädchen einige dicke Wälzer aus den obersten Teilen verschiedener Regale schweben.

    "Und jetzt mach, dass du wegkommst, ich bin mir sicher Vestos wartet schon darauf.", sprach Grimbar und widmete sich seinem eigenen Buch.

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    Waldläufer Avatar von Draal
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    Draal ist offline
    Übelkeit hatte Draal die ganze letzte Nacht begleitet. Eigentlich war sein Magen resistent. Als ehemaliger Gefangener der Kolonie und Sklave der Orks lernte man schnell, dass der menschliche Körper auch mit Nahrung zurecht kam, die nicht unbedingt üblich war. Wurzeln, seltsame Pilze, Ratten und anderes Getier. Es gab Sklaven, die unter Aufsicht der Orks Wälder gerodet, und dabei morsches, nasses Holz gefressen hatten. Der Magen war stark, wenn er sich erst gewöhnte. Der Anblick in dem Keller jedoch hatte Draal durcheinander gebracht, körperlich wie im Geiste. Warum taten Menschen einander sowas an? Klar, gerade er wusste um das bitterböse, abgrundtief schlechte im Menschen ... aber Menschenopfer für einen Gott, der offenkundig die Menschheit vernichten wollte? Das war, als würde man dem Schnitter die Sense reichen, mit der er einen am Ende heimsucht. Nein, solch Gezücht gehörte bestraft. Die anfängliche Meinung über Uriel Ventris, den Ordensbruder, hatte sich verändert. Zum Guten. Andere, schwächere Ritter hätten die Kultisten gefangen genommen, ihnen den Prozess gemacht. Ventris jedoch hat sie hinrichten lassen, hat den Schreckensort niederbrennen lassen und veranlasst, dass dies alles rechtens war, einfach da es im Sinne Innos' geschehen war. Ketzer und Kultisten gehörten bestraft, so einfach war die Sachlage.
    Es war für Draal auch ein Blick in die Zukunft. Wäre er Stadtwächter, hätte er die Möglichkeit, im Sinne der Gesetze Innos' zu handeln. Freier und uneingeschränkter als jetzt, aber immer noch mit starken Restriktionen. Wäre er aber erst Bruder des Ordens und Ritter, hätte er die Freiheit, im Namen Innos' für Recht und Ordnung zu sorgen. Dann wäre er das Sinnbild der Gerechtigkeit, Innos' richtendes Schwert. Ja, eine Vorstellung, die gefiel.

    "Halt! Wer seid Ihr?", fragte ein Wächter am Eingang der Zitadelle. "Wohin wollt Ihr, Bürger?"
    "Zum Herrn Ritter Uriel Ventris, wenns beliebt. Er will mich empfangen.", war die gebrummte Antwort.
    Der Wächter lachte und legte die Hand auf den Knüppel, den er neben Schwert und Dolch am Gürtel trug. "Soso, wenns beliebt ..."
    "Die Hand da weg, Soldat. Das ist ein Befehl. Sonst zieh ich dir eins über! Herr Draal, komm mit, Herr Ventris erwartet dich."
    Ein Soldat - der bullige Fensterzerstörer - war hinzugetreten und hatte den aufmüpfigen Wächter in die Schranken gewiesen. Draal nickte nur und grinste den Wächter wölfisch an, ehe er folgte.
    Was würde Uriel Ventris wohl von ihm wollen?

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    Schwertmeister Avatar von Braoin
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    Braoin ist offline
    Nachdem er die Nacht über Zeit genug hatte, sich Gedanken darüber zu machen, was er tun wollte, um sich etwas Gold zu verdienen, war ihm nur wenig eingefallen. Eine der möglichen Aufgaben, denen er sich gewachsen fühlte, wollte er nun nachgehen – oder besser gesagt wollte er jemanden finden, der ihn dafür bezahlen würde.
    Die Idee kam ihm, als er den Dung seiner Ziege unter militärischer Aufsicht hatte entfernen müssen. Ein solches Vorgehen zeugte von einem gewissen Maß an Interesse für Sauberkeit in den Straßen der Stadt, welches mehr oder minder ausgeprägt zu sein schien. In vielen Gassen stapelte sich der Abfall und der Geruch nach Exkrementen gewann besonders im Armenviertel die Oberhand. Um dem entgegenzuwirken wollte Braoin nun als Straßenkehrer vorstellig werden. Zusätzlich zu einem kleinen Obolus, versprach er sich zudem ein gutes Gefühl, wenn er für Sauberkeit sorgen konnte. So würde er auch weiteren Epidemien vorbeugen können, wenn auch nicht gerade einer derart schlimmen wie die Pest eine war.

    Als Anlaufstelle hatte sich der Bauer die Bastion vorgestellt, zu der er sich durchgefragt hatte. Den Großteil seines Lebens hatte er vor der Stadt verbracht, nicht in ihr, deswegen waren im Wege und wichtige Orte weniger geläufig.
    Dennoch war das robuste Gebäude, welches in die Stadtmauer integriert worden war, schnell gefunden. Geschäftige Soldaten liefen hier Drohnen gleich herum, einen meist grimmigen Gesichtsausdruck zur Schau stellend.
    Eine Dreiergruppe besagter Besatzung stand zusammen und unterhielt sich gedämpft. Eben jene steuerte der Witwer nun an, um zu fragen, an wen er sich mit seinem Anliegen wenden musste. Er schnappte einige Worte auf, die nach Ritual und Hexerei klangen, doch unterbrach die Gruppe sogleich ihr Gespräch, als sie der Anwesenheit eines Unbekannten gewahr wurden.

    „Grüßt euch! Ich suche Arbeit und ihr seht mir gescheit genug aus, zu wissen, an wen ich mich wenden muss, um welche zu bekommen“, stieß Braoin einer Hornisse gleich ins Wespennest. Argwöhnische Blicke musterten ihn abschätzig und suchten wohl nach Anzeichen oder Zügen eines Verbrechers oder Opfers. Warum sonst sollte man sie belästigen?
    „Innos zum Gruß“, nahm schließlich einer von ihnen das Wort bei der Hand, „Du solltest dich im Hafenviertel nach Arbeit umsehen, nicht bei uns in der Bastion.“
    „Ich habe aber nicht vor, die Netze von Fischern zu flicken, die älter sind als ich“, erwiderte der Feldarbeiter, „Viel mehr möchte ich etwas für die Sauberkeit der Stadt tun.“
    „Du willst Putzen?“, die Männer lachten – unverschämt, wenn man bedachte, dass auch sie an dem Schmutz überall beteiligt waren, „Du kannst mit meinen Stiefeln anfangen, wenn du willst“, spottete der Sprecher und hielt ihm das dunkle Leder entgegen, welches stark abgenutzt war. Braoin schaute dem Soldaten ins Gesicht und sah ihn ihm keinen großspurigen Jüngling. Viel mehr entdeckte er Erfahrung und militärische Härte.
    „Ist es wirklich nötig einen alten Mann zurechtzuweisen?“, wollte der Bauer wissen, „Ich suche lediglich Arbeit, für die Ihr jungen Männer zu schade seid. Ihr werdet an der Front gebraucht, ich hingegen bin gerade gut genug, den Dreck aufzuräumen, den andere hinterlassen. Sagt mir einfach nur, an wen ich mich wenden muss.“

    Die Ernsthaftigkeit in des Witwers Stimme schien in dem Waffenträger etwas auszulösen und so erklärte er ihm, wo er die Stube eines Bürokraten in der Bastion fand, der sich mit derlei Dingen beschäftigte. Einen Dankesgruß auf den Lippen verabschiedete sich der ältere Mann und verschwand durch die Eingangstür des Gebäudes.
    Geändert von Braoin (18.06.2014 um 09:52 Uhr)

  18. Beiträge anzeigen #38
    Kämpfer Avatar von Uriel Ventris
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    Uriel Ventris ist offline
    Uriel war wie schon am Tag zuvor in Gebete an Innos und seine Ausrüstung vertieft, als Draal in Begleitung vom bulligen Aureus zu ihm kam. Der gigantische Milizionär hatte beim Scharmützel der letzten Nacht eine leichte Verletzung im Gesicht erlitten, was dieses für diesen Moment entsetzlich entstellte, wie Uriel fand. Jedoch war es eine Wunde und eventuell später Narbe, die zum Ruhme Innos' erworben worden war und so würde Aureus sie sein ganzes Leben mit Stolz tragen können.
    "Danke, Aureus, du kannst dich nun wieder deinen Aufgaben widmen", bedankte sich Uriel Draals Führer, der daraufhin zackig salutierte und sich entfernte.
    "Hallo, Draal", sprach der weißhaarige Ordensbruder dann zu Draal "Ich möchte dir hier offiziell für deinen Einsatz zum Wohle der Stadt und zur Ehre unseres glorreichen Gottes danken. Durch dein aufmerksames Beobachten und energisches Handeln hast du geholfen, einem gefährlichen und ketzerischen Treiben ein Ende zu setzen."
    Die Worte des Lobes kamen Uriel nicht leicht über die Lippen in Anbetracht der Tatsache, dass dieser Mann nichts anderes als ein Herumtreiber war. Ein Heimat- und vielleicht sogar Gesetzloser. Jemanden am untersten Rand der Gesellschaft. Doch Innos war Gerechtigkeit und Uriel war sein demütiger Diener. Und als solcher war es auch seine heilige Pflicht, ehrhaftes und gottgerechtes Handeln angemessen zu entlohnen.
    "Als Lohn im Namen Innos' und des Königs biete ich dir eine dieser beiden Möglichkeiten an: Du kannst das Kopfgeld für diese Häretiker kassieren", bei diesen Worten hielt Uriel eine prall gefüllte Geldkatze hoch "Oder ich werde dir deinen Wunsch erfüllen und dich im Umgang mit der Waffe schulen, obwohl du kein Mitglied der Stadtwache bist. Denn du hast bewiesen, dass du deine Fertigkeit ausschließlich zum Wohlgefallen Innos' einsetzen wirst."
    Dann schwieg Uriel und ließ Draal ihn Ruhe alle Möglichkeiten abwägen.

  19. Beiträge anzeigen #39
    Ehrengarde Avatar von Grimbar
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    Grimbar ist offline
    "Reichst du mir mal das Brot?", fragte Grimbar in die Runde der Novizen die an einem Tisch gemeinsam ihr Frühstück einnahmen. Es war früh am Morgen und sie stärkten sich für einen Tag voller Arbeit und Training. Dabei ließ sich auch bestens alles austauschen was man am Tag vorher so erfahren hatte. Sei es neue Fähigkeiten magischer oder profaner Natur, antikes Wissen, Ereignisse in der Welt oder in der Stadt und die tägliche Stimmung der Magier. Besonders Icarion bekam gerne den ein oder anderen verbalen Tiefschlag ab, da er die Novizen am Härtesten rannahm.

    "Wie läuft dein Magiestudium, Grimbar? Erleuchte uns doch.", feixte einer der Novizen und grinste hämisch zu dem Hünen herüber, der den Blick mit einem herablassenden Schnauben erwiderte. Er klopfte sich die Krümel von den Händen und mit einem "Dann sieh mal her..." hob er seine Faust und schloss seine Augen. Er hatte gestern schon seine ersten Erfolge mit dem Zauber gehabt und sich das Prozedere eingeprägt. Es dauerte einen Moment bis der noch etwas verschlafene Novize seinen Magiefluss in geordnete Bahnen lenken konnte und das anfangende Gekicher und Gescherze seiner Kollegen half ihm nicht unbedingt weiter, doch nach einigen Augenblicken begannen blasse Lichtstrahlen durch die Ritzen seiner Finger zu dringen. Langsam öffnete Grimbar seine Hand und aus ihr entstieg ein magisches Licht, das über sein Haupt schwebte und von dort den ganzen Raum erhellte.

    "Das sieht gut aus. Das erste mal als ich das gemacht hab, kam nicht mehr als ein Glühwürmchenlicht raus..."

    "Glückwunsch."

    "Nett"

    "Wurde ja auch Zeit. Kann trotzdem nicht damit mithalten.", meinte Conrad, einer der Novizen, mit denen sich Grimbar öfter unterhielt, und zauberte einen Feuerpfeil in seine Hand, den er demonstrativ durch das magische Licht jagte, das der Hüne daraufhin erlöschen ließ.

    "Ich will sehen wie du in der Bibliothek mit dem Feuerpfeil die Bücher ließt. Ich bin mir sicher Vestos wäre ganz angetan von der Idee.", sprach Grimbar.

    "Wenigstens muss ich mich nicht schon einnässen, wenn ich mal ein wildes Tier vor der Stadt sehe. Oh, flüchtet, da kommt Grimbar mit seinem hellen Licht. Es blendet so!", antwortete Conrad in verstellt hoher Frauenstimme und erntete das Gelächter der restlichen Novize. Auch Grim konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen, doch versuchte er es zu unterdrücken.

    "Du weißt ganz genau, dass ich keine Magie brauche um mich zu verteidigen. Ich könnte dich mit jedem Ast der zwischen hier und Tooshoo verprügeln. Sollen wir mal wieder einen Stabkampf einlegen? Ich würde zu gern nochmal sehen wie du dir wieder selbst damit ins Gesicht haust.", feixte der Innosdiener und erntete seinerseits die Aufmerksamkeit der Anwesenden. Auch Conrad musste lachen und musste zugeben, dass das wohl ziemlich komisch ausgesehen habe.

    "Aber genug Waschweibergeschwätz für heute. Icarion wartet bestimmt schon und wenn wir was erledigen wollen, ohne dass er wieder stundenlang herumkeift, sollten wir uns aufmachen.", meinte Grimbar und begann gemeinsam mit den anderen Novizen den Tisch abzuräumen. Er würde sich danach wieder auf in die Bibliothek machen, um neue Sprüche in Angriff zu nehmen.

  20. Beiträge anzeigen #40
    Waldläufer Avatar von Draal
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    Draal ist offline
    "Was ist schon Geld, Herr Ventris? Ich bin mein ganzes Leben lang ohne größere Summen zurecht gekommen, also werde ich dies auch jetzt können. Als Sklave ist ein eigenes Vermögen nämlich nichts weiter als Wunschdenken. Und als Schürfer für den König oder die Erzbarone? Pah, da geht alles für Schutzgeld oder die Steuer weg. Nein, Herr Ritter, ich wähle lieber die zweite Option. Mit dem Schwertkampf kann ich etwas bewirken, mich einbringen, Taten für Recht und Ordnung und Innos vollbringen. Mit Geld kann ich nur saufen, herumhuren und würfeln. Mit dem Schwert jedoch kann ich richten, befreien, entscheiden."
    Der Bergmann hob die Schultern. Worte waren nie seine Stärke gewesen. Taten, ja. Aber nicht das Reden, das Erklären. Er könnte Berge versetzen, aber wehe jemand fragte ihn nach dem Warum, nach der Vorgehensweise, den Beweggründen. Dann würden nur Gestammel, kurze, monotone Sätze folgen.
    "Eine Bitte hätte ich jedoch noch, Herr Ventris. Ich bin noch nicht Reichsbürger. Deshalb wäre mir das Tragen einer Waffe untersagt, wie ich gehört habe. Da Ihr jedoch Ritter seid, ein Bruder des Ordens, hättet Ihr doch eigentlich die Macht, mich zum Bürger zu ernennen? Sich den Buckel in Minen und Stollen fürs Reich krumm zu schuften, reicht wohl nicht, um auch als Bürger ebenjenes Großreichs anerkannt zu werden ..."
    Finster schüttelte Draal den Kopf, ehe er seine Gedanken wieder auf die kommende Ausbildung fokussierte. Jetzt grinste er sogar.
    "Eine Waffe besorge ich mir natürlich noch, Herr Ritter. Damit lassen sich Widerlinge besser bekämpfen als mit den guten, alten Fäusten!"

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