Hallo Schülerforum!
Momentan studiere ich in Düsseldorf an der DAA Wirtschaftsakademie Düsseldorf Betriebswirtschaftslehre in einem speziellen Verfahren, dass sich BachelorPlus nennt und wurde in diesem Rahmen gebeten, einen Erfahrungsbericht zu verfassen. Hoffentlich kann ich euch damit ein sehr neues Verfahren näher bringen, welches die DAA Wirtschaftsakademie seit etwa zwei Jahren anwendet und welches eventuell für den ein oder anderen Unentschlossenen einen Blick wert sein dürfte.
Ich selber studiere momentan im zweiten Semester. Auf die DAA Wirtschaftsakademie bin ich im vergangenen Frühjahr aufmerksam geworden. Nachdem ich mit 3,0 ein eher mittelmäßiges Abi hingelegt habe, habe ich natürlich an zahlreichen Hochschulen Abweisungen bekommen, als ich mich dort beworben hatte.
Die DAA Wirtschaftsakademie hatte zu diesem Zeitpunkt eine Annonce in der Tageszeitung gestellt, die mit der Überschrift „Studieren ohne Numerus Clausus“ warb und deshalb sofort meine Neugierde geweckt habe. Deshalb habe ich mich auch sofort umfangreich informiert und dabei einige interessante Aspekte erfahren, die letztlich meine Entscheidung bestärkt haben.
Der Studiengang ist auf drei Jahre, also sechs Semester angelegt und er ist tatsächlich NC-frei.
Zwei Jahre davon finden in Düsseldorf in den Räumlichkeiten der DAA Wirtschaftsakademie statt.
Das dritte Jahr findet an der University of Cumbria im englischen Städtchen Lancaster statt.
Der Abschluss ist der einer englischen Universität und damit europäisch anerkannt und in der Regel in der gesamten Welt anwendbar. Da ich schon immer vom Englischen fasziniert war, klang das natürlich schon sehr verlockend. Zusätzlich zu dem Studium werden zudem während den ersten beiden Jahren ein kaufmännischer Assistent und weitere Zusatzqualifikationen erworben. Dazu gehören das englische Sprachzertifikat IELTS, ein Microsoft Office Expert-Zertifikat, sowie der Umgang mit der Unternehmenssoftware SAP. Dass bedeutet, dass man nach den ersten beiden Jahren bereits einen Berufsabschluss hat, mit dem man, sofern man es denn will, auch sofort schon arbeiten kann.
Der Unterricht ist vergleichbar mit dem Schulunterricht. Von Montags bis Freitags wird in täglich zwei Blöcken unterrichtet, insgesamt kommt man auf +/- 30 Wochenstunden Unterricht, jeweils von 8-13 Uhr, die im Gegensatz zur Universität auch ausnahmslos wahrgenommen werden sollten. Im ersten Jahr kam es bereits zu Ausdünnungen unter den Teilnehmern, die eher an die unregelmäßigen Zeiten der Uni gewöhnt waren.
Der Unterricht findet in kleinen Klassen mit etwa zwanzig weiteren Schülern statt und der Bezug zu den Dozenten ist mir persönlich sehr positiv aufgefallen. Ich muss gestehen, dass mir Vergleichsmöglichkeiten fehlen, doch meinem Wissen nach ist das an anderen Unis nicht der Fall. Das bedeutet wenn nach dem Unterricht noch Fragen offen sind, dann kann man direkt auf den Dozenten zugehen, der dann gerne eine ganze Wiederholungsphase einbaut, bis auch wirklich jeder den Stoff verstanden hat. Für manch einen mag der Vergleich mit einer Schule abschrecken, mir persönlich kam das aber gelegen. Der enge Bezug zu den Dozenten hat mir persönlich nämlich auch den Ansporn gegeben, den ich manchmal brauche um nicht wegzuträumen.
Der Studiengang richtet sich dank seiner NC-Freiheit natürlich in erster Linie an Schüler, die an anderen Unis wegen ihres schwächeren Abiturs abgewiesen wurden.
Ein großer Nachteil ist aber der Kostenfaktor. Die DAA Wirtschaftsakademie ist keine staatliche Hochschule und deshalb nicht kostenlos. Die Studiengebühren sind zwar noch im Rahmen für die erbrachte Leistung, mit 195 Euro monatlich jedoch sicherlich nicht gering. Somit sollte man für die beiden ersten Jahre etwa 4500 Euro einplanen. Für finanziell schwache Familien steht das Schüler-Bafög zur Verfügung. Sobald man in England ist, verzeichnen die Kosten allerdings einen signifikanten Anstieg. In England ist das Studieren nämlich generell nicht umsonst, sondern schlägt mit knapp 10000 Euro pro Jahr ordentlich ins Geld.
Dazu kommen noch Lebenserhaltungskosten im Ausland. Finanziert werden kann das aber durch den vermutlich fairsten Kredit von dem ich je gehört habe. Der englische Staat übernimmt die kompletten Studiengebühren jedes Europäers, der in England studiert über ein zinsfreies Darlehen.
Das Darlehen ist zurückzuzahlen sobald man eine gewisse Summe im Jahr verdient. Die Summe liegt momentan bei 21000 Pfund, die monatliche Rate bei diesem Betrag bei knapp 6 Pfund. Steigt der Verdienst, steigt die monatliche Rückzahlung exponentiell bis zu einer Summe von 217 Pfund im Monat bei einem Jahresgehalt von über 50000 Pfund. Meinem Erachten nach ist dieses Darlehen also durchaus fair und bezahlbar, aber abschreckend wirkt das natürlich schon. Ein weiterer Nachteil ist vor allem der Grund, warum ich diesen kleinen Bericht überhaupt schreibe. Die DAA Wirtschaftsakademie ist mit Standorten in Düsseldorf und Essen eher regional aufgestellt, der BachelorPlus-Studiengang wird gerade im zweiten Jahr angeboten und folglich können viele Unternehmen nichts mit dem Studiengang anfangen. Als ich vor kurzem ein Praktikum gesucht habe, bin ich überall auf Unverständnis gestoßen und durfte erst einmal das Studium erläutern. Dazu ist der Studiengang als neues Programm natürlich noch in einem Testdurchlauf. Manche Aspekte des Studiengangs werden, sollten dort Probleme erkannt werden, schnell geändert, was natürlich für den Schüler eine Umorientierung bedeutet. Alles in allem ist der Studiengang aber eine gute Idee für Schüler aus NRW, die Betriebswirtschaftslehre in einer gut erreichbaren Stadt studieren wollen, aber keinen Schnitt von 2,0 auf dem Zeugnis haben.
Bislang wird dieses Modell in der Region lediglich von der DAA Wirtschaftsakademie angeboten, bei Erfolg kann man aber sicher sein, dass es weitere Schulen geben wird, die ein ähnliches Modell anbieten, eventuell auch in anderen Bundesländern. Ich persönlich halte das BachelorPlus für eine wirklich gute Idee, da es mir ermöglicht hat, Betriebswirtschaftslehre zu studieren, sowohl zu angenehmen Zeiten, als auch in angenehmen Lerneinheiten. Ich hoffe, dass mein kleiner Bericht euch gut informiert hat, über dieses neue und interessante Verfahren. Solltet ihr noch weitere Fragen haben, dann stehe ich natürlich gerne zur Verfügung.
Alternativ könnt ihr euch aber auch auf der Homepage der DAA Wirtschaftsakademie weitergehend informieren:
http://www.daa-wirtschaftsakademie.de/