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    Veteran Avatar von Curt
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
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    Weißaugengebirge #6

    Curt saß unter dem Wasserfall im Gebirge und ließ sich den Nacken mit dem kühlen Nass massieren. Es hatte eine Weile gedauert, ehe er sich selbstständig daran machte, diese Übung, die ihn abhärten sollte, jeden Tag durchzuführen. Er hatte zum Beispiel anfangs überhaupt nicht daran denken können, unter diesen Umständen zu meditieren, da er viel mehr damit beschäftigt war, seinen Zähnen beim Klappern in der klirrenden Kälte zuzuhören. Doch er hatte sich wider Erwarten keine Grippe eingefangen - vermutlich durch den Kräutertee, den Miriam ihm nach der Übung gekocht hatte - und hatte ja hier im Gebirge auch sonst nichts zu tun, außer zu überleben. Die Hitzewelle, die seit gestern die Gegend heimgesucht hatte, war der letzte Anstoß, den er brauchte, sich freiwillig unter den Wasserfall zu setzen. Und wenn er nicht erfroren ist, dann sitzt er da noch heute...

    Er versuchte, sich auf seine Übung zu konzentrieren. Sein Geist musste sich von seinem Körper entfernen, wenn er die Astralgestalt beherrschen wollte. Doch er war die meiste Zeit zu sehr damit beschäftigt, sich auszumalen, welch übernatürliche Kräfte er erst haben würde, wenn ihm das gelang und welche Rachefeldzüge er dann gegen die Wassermagier aus Setarrif führen konnte. Durch diese gedankliche Ablenkung würde es ihm aber nie gelingen, seinen Geist von den körperlichen Zwängen vollends zu lösen. Das kalte Wasser wirkte wie eine Gehirnwäsche und laute Rauschen verhinderte, dass er von den Klängen der Natur abgelenkt wurde. Er schloss die Augen, ging in sich und bündelte seine magischen Kräfte.

    Seine Stirn begann zu glühen, während sich die Magie in seinem Kopf zu sammeln schien. Seine Gliedmaßen waren taub, wie eingeschlafen. Er spürte das Kribbeln der warmen Sonne auf seiner Nasenspitze und versuchte, sich an dieser göttlichen Energie zu orientieren. Seine Magie folgte dem himmlischen Feuerball und wie sein Geist in die astrale Sphäre eintauchte, konnte er plötzlich kein Wasser mehr spüren. Auch das Rauschen des Wasserfalls wurde immer leiser, stattdessen sah er verschwommene Bilder vor seinem inneren Auge. Er erkannte die felsigen Klippen, den Wasserfall hinter sich und Esrael, der in der Ferne das Holz für ein Lagerfeuer hackte. Es war ein atemberaubendes Erlebnis, wie in einem Traum. Doch es war ähnlich anstrengend, wie ein gewaltiges, magisches Licht aufrecht zu erhalten. Der Sog zu seinem Körper wurde immer stärker und er versuchte, sich nicht länger dagegen zu wehren. Er wollte es langsam angehen, nicht dass er eines Tages wie sein Vater die astrale Welt nicht mehr verlassen konnte.

    Das Rauschen des Wasserfalls wurde wieder lauter und wie sein Geist in seinen Körper zurückkehrte, spürte er auch das eisige Kribbeln auf seinen Schultern wieder.
    "INNOS!", keuchte er, als er wieder Herr seiner Sinne war und schluckte gleich eine große Menge Wasser. Eilig verließ er das kühle Nass und suchte sich seine Sachen zusammen. Wenn er seine Gedanken erst wieder sortiert hatte, würde er seinem Vater von seinen Erfolgen Bericht erstatten...

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    Veteran Avatar von Curt
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
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    nordwestliche Klippen nahe Thorniara

    Es war wieder ein herrlicher Tag, wenn man nicht gerade in der gottlosesten Wildnis ausharren musste und in schier endlosen Übungen vertieft war. Die Sonne erschien wieder ein bisschen heller als in den letzten Tagen und Curt deutete dies als ein gutes Zeichen. Inzwischen wusste er sich schon recht gut selbst in der Wildnis zu versorgen, erkannte die hier auf den Felsplateaus vorkommenden essbaren Pflanzen und war in der Lage, im Bach Fische zu fangen und Stachelratten zu erlegen. Auch seine arkanen Künste machten Fortschritte. Er hatte sich nun schon einige Male während der Meditation unter dem Wasserfall in die astrale Ebene begeben und hatte sich dabei Mal für Mal immer weiter mit seinem Geist von seinem Körper lösen können. Jeden Tag hoffte er, Kontakt zu seinem Vater zu erhalten, doch dieser blieb in letzter Zeit still. Seine Getreuen Miriam und Esrael kümmerten sich abwechselnd um den halbtoten Greis.

    Gerade als Curt Wasser eine Pause von den Übungen machen und Wasser holen wollte, trat die rothaarige Miriam an ihn heran. Sie hatte wieder einen eisigen Blick aufgelegt, der seinesgleichen suchte. Curt beneidete sie ein wenig dafür. Er flößte ihren Gegenüber gleich eine gewisse Ehrfurcht ein.
    "Ihr seid bereit für eine weitere Lektion", sagte sie und ihre Worte klangen heute noch durchdringender und gefühlloser als sonst, "Begebt euch in die Astralsphäre und observiert mich. Ich hüte ein Geheimnis vor euch und es ist an der Zeit, dass ihr es erkennt, bevor es zu spät ist!"
    Curt verdrehte wieder einmal die Augen. Das war natürlich wieder so eine Übung, die sich durch simples Nachfragen wesentlich einfacher gestalten ließe. Aber so wie ihm die Astralgestalt half, die Aura anderer Lebewesen zu erkennen, so schien sie auch hilfreich bei dieser Lektion sein.
    "So sei es...", er setzte sich hin und begann mit seiner Meditation. Das war abseits vom Wasserfall gar nicht so leicht, immerhin vernahm er diesmal ständig die Schreie der Aasvögel, die schon seit Tagen über ihrem Lager kreisten und er nahm die heiße Sonne auf seiner blassen Haut war, die wesentlich weniger betäubend war als kaltes Wasser, das auf ihn herabprasselte. Es dauerte etwas länger, aber dennoch begann sich alsbald ein taubes Gefühl an seinem ganzen Körper zu bilden, während er seine magischen Kräfte im Kopf sammelte und von dort aus schließlich in die Umgebung entlassen wurde. Sein Geist schwebte über Miriam und er erkannte sogleich ihren starken Geist, der sie von der trostlosen Umgebung wie ein heißes Feuer isolierte. Es war ein erstaunliches Gefühl, denn ihr eisiger Blick stand im krassen Gegensatz zu dieser Hitze.

    Plötzlich schien sich eine große Last auf Curts Geist zu legen, die ihn mit großer Kraft dazu brachte, wieder in seinen Körper zu drängen. Als ob Miriam extra dagegen ankämpfte, etwas von sich preis zu geben. Oder war es ihre eigene Last, die er da spürte? War die so stark erscheinende Frau etwa tief im Inneren so schrecklich müde und erschöpft, wie die Aura, die sich durch sie über Curt legte? Er musste von ihr ablassen und kehrte in seinen Körper zurück, die Anstrengungen waren zu groß.

    Dann blickte er zu ihr auf. Sie stand immer noch da, wie eine versteinerte Statue und beobachtete ihn eindringlich.
    "Euch bedrückt etwas", stellte der Novize ernst fest, "Eine Last liegt auf euren Schultern."
    "So...", antwortete sie kühl und wandte sich von ihm ab. Wieder ließ sie ihn mit mehr Fragen als Antworten sitzen.
    Curt rief ihr hinterher: "Wo geht ihr hin?"
    "Ich muss Esrael ablösen. Übt mit ihm weiter."

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    Mythos Avatar von Ferox
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    Für einen guten Soldaten ist Marschieren wie Meditation. Ein Befehl an den Körper, den Geist ruhen zu lassen und sich für eine Zeit mit dem Erdboden zu verbinden. Der Puls des Erdreichs, immer unterschiedlich auf verschiedenen Untergründen, überträgt den Beinen, der Hüfte, dem leichten Schwung der Arme seine speziellen Eigenschaften. Im Wald ist jede Bewegung angenehm weich und federt wie ein im Wind geschwungenes Rapier alle Kraft durch die warmgelaufenen Stiefel in die Fußsohlen zurück. Gestein und Geröll nahmen alles von einem auf, so dass man eine starke Vereinigung mit der Welt fühlen, eine besondere Wachheit erfahren kann. Sie macht den Körper des Soldaten aufmerksam, aber jeden Herzschlag etwas mühevoller.

    Drakk und Ferox hatten den Wald vor einiger Zeit verlassen und liefen in den Tag hinein ohne zu sprechen. Sie waren beide keine großen Redner. Sie erfreute diese besondere Stille der Natur, in der der Wind pfiff, Blätter und Bäume raschelten, Tiere streunten. Eine Art übergeordneter Stille, die ihnen vielleicht nur deshalb auffiel, weil sie meistens in Städten lebten. Sie suchten denselben Weg durch das Gebirge zurück, der sie auch hergeführt hatte. Sonne strich ihnen die Gesichter dunkel an.

    Für einen Paladin ist Meditation wie Selbstheilung. Ein Befehl an den Körper, den Geist mit sich und der gesamten Umgebung zu vereinen. Boden, Luft, Sonne strömten auf ihn ein als wären sie ein Teil von ihm wie das Schwert. Ferox löste seine Hand nicht von dem Griff seiner Waffe, während er marschierte. Kraft durchsprudelte ihn wie ein Neugeborenes. Als verbinde ihn etwas mit einer höheren Macht, die ihn stärkte und mit Leben versorgte; so intensiv, dass es seine Haut mit einem schimmer Überzog, weil sein Körper nicht genug fassen konnte.

    „Es sollte nicht mehr lange dauern, bis wir das Gebirge hinter uns lassen.“, sagte er zu seinem Kameraden. „Ich weiß noch nicht, ob ich in der Stadt bleiben werde.
    Ein Bier wird aber gehen.“, setzte er nach, bevor Drakk etwas einwenden konnte.

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    veni, vidi, iuvi  Avatar von Thorwyn
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    Also keine Möglichkeit, schnell mit dieser Verletzung fertigzuwerden, keine Salben, keine Tränke, keine Magie. Thorwyn konnte nicht sagen, dass ihm das gefiel. Allerdings schien Leyla trotz allem kein Problem darin zu sehen, sich zu verwandeln, was ihn wieder aufmunterte. Sollten sie dann Gepäck zurücklassen müssen, würde das schon zu verschmerzen sein, Hauptsache, sie kamen heil wieder nach Schwarzwasser. Das Gebirge war keine ungefährliche Gegend, vor allem dann nicht, wenn man eine Verletzte dabei hatte.
    Gerade stellte der Jäger sich die Frage, weshalb genau sie überhaupt ins Gebirge gekommen waren – irgendwie kam es ihm schon wie eine kleine Ewigkeit vor, seit sie aufgebrochen waren –, als die Geliebte ihn mit einem Vorschlag unterbrach, der diesen und andere Gedanken erst einmal beiseiteschob. Baden.
    „Äh“, sagte er und musste an Leylas verletzten Fuß denken. Aber was sollte ein bisschen Wasser da schon anrichten können? Und ein heißes Bad konnten sie wohl mehr als dringend vertragen, nach all den Anstrengungen, der Kletterei und dem Humpeln durch verlassene Höhlen. „Alles klar!“, stimmte er daher zu und war einige Augenblicke später auch die übrige Kleidung losgeworden. „Brauchst du Hilfe?“

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    Veteran Avatar von Curt
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Curt ist offline

    nordwestliche Klippen nahe Thorniara

    Unter lautem Stöhnen und noch lauterem Anfeuern seines Hundes Sandow hievte Curt einen weiteren, schweren Ast auf die Mauer. Esrael stand oben drauf und stapelte trockenes Geäst zu einem notdürftigen Dach. In den letzten Tagen hatte es häufig geregnet und es schien, als ob Isaak Savant an einer Sommergrippe litt. Sie hatten zwar die Grundfesten dieses Unterschlupfes schon vor Wochen erbaut, jedoch kümmerten sie sich jetzt erst darum, dass es auch ein Dach bekam, das den Regen abhielt. Zuvor hatten sie sich dann immer unter einen Felsvorsprung zurückgezogen, das war aber auf Dauer nichts, wenn man ständig einen bewusstlosen Körper bei sich trug, den man zu versorgen hatte.

    "Das ist gutes Holz, Curt", lobte ihn der braungebrannte Esrael und brach sich gleich ein paar Zweige zurecht, "Macht jetzt eine Pause."
    Atemlos nickte der Bärtige und setzte sich in den Schatten ihres Bauwerkes. Jetzt, wo wieder die Sonne auf seinen Leib brannte, kamen ihm diese Bauarbeiten völlig nutzlos vor, aber er verkniff es sich, wieder Streit anzufangen. Esrael ignorierte ihn dann ohnehin und insgeheim freute er sich ja darauf, wenn ihr Haus endlich fertig war. Da Thorniara nun gewiss von der Pest ausgerottet war, hatte er sich langsam aber sich mit dem Gedanken auseinander gesetzt, dass er hier eine Art Eremitenleben mit Isaak und seinem Gefolge leben würde, zumindest bis sie ihn nichts mehr lehren konnten oder sein Vater endlich gestorben war. Er hatte schon viele Tage nicht mehr mit ihm gesprochen und seit er krank ist, kümmern sich Miriam und Esrael noch intensiver um ihn. Die beiden pflegten ein äußerst unterwürfiges Verhalten gegenüber dem halbtoten Isaak. Curt verstand es immer noch nicht. Welche Erleuchtung erhofften sie von ihm noch zu erhalten? Warum wurde Curt wirklich von ihnen unterwiesen? Er roch eine Art Hintergedanken, konnte sich aber absolut keinen Reim darauf machen. Hofften die beiden vielleicht, dass er eines Tages selbst die Rolle seines Vaters einnehmen konnte und sie als seine Diener leben konnten? Aber das hatte doch nichts mit Freiheitsliebe und Selbstverwirklichung zu tun. Andererseits kannten es die beiden vermutlich nicht anders.

    Der Schipperke brachte Sandow aus den Gedanken, indem er an dessen Trinkschlauch herumbiss.
    "Lass das!", rief der Novize wütend und schlug dem Hund das lederne Rohr aus dem Maul. Sandow begann, weinerlich zu fiepsen und Curt seufzte. Nach einem großen Schluck seinerseits hielt er dem Tier das Trinkgefäß hin und wartete, bis der Schipperke seinen Durst gestillt hatte. Dann rannte er wieder fröhlich davon. Curt drehte den Schlauch und stellte fest, dass der Hund alles ausgetrunken hatte. Dann musste er wohl bald wieder zum Fluss gehen...

    Er stand auf und begutachtete das fast fertige Dach. Esrael kam herunter und klopfte sich die Hände ab.
    "Seid ihr bereit für eine weitere Lektion?", fragte der Südländer.
    "Schon seit Tagen. Also ja, woran hast du gedacht?"
    "Ich habe etwas im Haus versteckt und möchte, dass ihr hier draußen in die Astralgestalt wechselt und euch anseht, was es ist. Ihr sollt dabei versuchen, als Geist durch die Wand zu schweben."
    "Verstehe..."
    Curt war skeptisch. Noch nie hatte er es als Astralgeist versucht, eine andere Materie als Luft oder Wasser zu durchfliegen. Aber letztlich war doch auch dies nur die Anwendung seiner Magie und er würde nicht in der Mauer stecken bleiben. Während Esrael wieder auf das Dach verschwand, setzte sich Curt hin und begab sich in meditative Trance. Der Wechsel in die Astralsphäre ging ihm inzwischen ganz gut von der Hand - oder besser von der Seele - und der Ablauf war immer derselbe, wenn auch immer mit einem gewissen Aufregung verbunden. Ein Kribbeln, das seinen gesamten Körper wie eine Gänsehaut überzog, zeugte davon, dass er die Kontrolle über seinen Körper verlor und seine magischen Kräfte in seiner Seele bündelte. Diese Energie verließ das räumliche Gefängnis und schwebte bald frei vor der Hütte herum, während sein Körper schlaff zusammensackte. Mit Hilfe der Magie konnte er spüren, wohin er sich bewegen konnte und die magischen Konturen, die jedes Lebewesen und jedes Objekt abstrahlten, wurden immer schärfer, je öfter er es versuchte. Es bildete sich ein leicht verschwommenes, aber schon sehr genaues Abbild der Umgebung und des Hauses. Curt lenkte seinen Geist durch die Mauern des Hauses. Es fühlte sich genauso an, als ob er sich durch die Luft bewegte, das schien keine größere Hürde zu sein.

    Drinnen erkannte er die Konturen eines spitzen, silbernen Dolches. Mehr erkannte er nicht. Statt gleich wieder in seinen Körper zurückzukehren, machte Curt in seiner Astralgestalt noch einen Abstecher auf das Dach, wo Esrael saß und auf den leblosen Körper des Novizen starrte. Esraels Aura verriet Curt, dass er nervös war. Als hätte er eine böse Vorahnung.
    Mit diesem Wissen wechselte Curt wieder in die weltliche Sphäre. Esrael war inzwischen herunter geklettert und stand mit verschränkten Armen vor Curt, als dieser die Augen öffnete.
    "Habt ihr etwas gesehen?", fragte er.
    "Einen silbernen Dolch", berichtete Curt, "Woher habt ihr den?"
    "Ich trage ihn sonst immer am Mann", war die wenig zufriedenstellende Antwort, denn da hatte Curt ihn noch nie gesehen, "Das habt ihr gut gemacht. Geht jetzt Wasser holen."
    "Wovor hast du Angst?", rief Curt dem Südländer hinterher. Dieser wandte sich ruhig um und zögerte kurz, als fühlte er sich ertappt.
    "Ich fürchte um euren Vater Isaak", antwortete er dann aber so ruhig wie immer, "Wir müssen Medizin holen gehen, sonst wird er nicht mehr lange leben."

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    Ritter Avatar von Leyla
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    Leyla ist offline
    „Ja“, entgegnete Leyla und versuchte auf einem Fuß hüpfend hinunter zum Becken zu gelangen. „Halt still, sobald wir im Wasser sind, damit ich dich besser vollspritzen kann.“ Grinsend spürte sie in ihrem Rücken den Flunsch, den Thorwyn daraufhin zog, einen bissigen Kommentar bekam sie dafür jedoch nicht zu hören.
    Unten angekommen, setzte sie sich an den Beckenrand und ließ sich von dort vorsichtig in Wasser gleiten. Es war warm, richtig warm, fast schon an der Grenze zu unerträglich heiß. Das Meer an der Ostküste war eisig im Vergleich dazu. Rasch tauchte sie auch mit dem Kopf unter und ließ sich von der Schwebe zwischen Absinken und Auftrieb erfassen.
    War es diese wohlige Gefühl, das einen Säugling im Mutterleib umgab? Diese friedliche Stille, diese Unbekümmertheit? Es fühlte sich so an, als legte sich trotz der Wärme eine Gänsehaut über ihren gesamten Körper, hüllte sie in einen Mantel aus Anspannung und Kribbeln, der sich zugleich so fantastisch anfühlte, dass sie ihn am liebsten nie wieder abgelegt hätte.
    Rums!
    Etwas stieß gegen sie. Nein, nicht etwas. Jemand. Thorwyn. Hatte er also umgehend zu einem kleinen Kontor ausgeholt. Aber nein, diesen Ort würde sie nicht umgehend durch ein erregtes Wasserspiel entweihen. Die Blonde streckte die Füße gen Beckenboden, um sich abzustoßen und aufzutauchen. Kaum an der Oberfläche entfuhr jedoch ein Laut ihren Hals, den sie nicht beabsichtigt hatte: „Autsch!“
    Der irritiert-besorgte Blick des Geliebten tröstete sie in ihrer eigenen Überraschung, die Frage in seinem Gesicht, so offensichtlich und vorhersehbar, dass sie sie ungestellt kopfschüttelnd verneinen konnte. „Nicht du. Mein Fuß ist irgendwo gegengestoßen. Da muss etwas auf dem Grund liegen.“ Besorgt biss sie sich auf die Unterlippe, zog den schmerzenden Fuß fast wie in Säuglingsstellung nach oben und versuchte ohne ihn Halt in der strömungslosen Wärme zu wahren.
    Geändert von Leyla (04.06.2014 um 17:24 Uhr)

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    Lehrling Avatar von Weissauge
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    Weissauge ist offline

    Gipfel im Zentrum der Insel

    Weit oben auf den höchsten, eisbedeckten Berggipfeln, wo kein lebendes Warmblut auch nur ein paar Stunden überleben konnte, erwachte in den Abendstunden eines sonnigen und doch eisigen Tages ein Geschöpf, das viele Monde Winterschlaf gehalten hatte. Es spürte die Kälte nicht, die sie umgarnte, denn das Feuer in seinem Herzen hielt ihn am Leben und es loderte stärker als jemals zuvor. Mit dem tiefen Knurren von hundert Schattenläufern hob das riesige Monstrum seinen Kopf und musterte erst sich selbst und dann die Gegend ringsum. Er war gewaltig gewachsen, Klauen und Zähne so lang wie Speere, die Schuppen so kräftig wie die mächtigsten Plattenpanzer. Doch im Gegensatz zu ihm hatte sich die Landschaft ringsum seit Beginn seines tiefen Schlafes nicht verändert. Schneebedeckte Hänge, schroffe Felsen und tiefe Schluchten prägten das trostlose Weißaugengebirge, den einzigen Ort, an dem sich in Ruhe hatte entwickeln können.

    Der Drache begann, im regelmäßigen Takt zu atmen, blähte die Nüstern auf und roch den eisigen Duft von Kälte und Leben in seiner Brust. Die Flammen in seinem Herzen loderten noch kräftiger, als er sich zur Gänze aufrichtete und die riesigen Flügel aufspannte, die jeden Vogel gegen ihn nur noch wie ein winziges Insekt erscheinen ließen. Wie er sich empor in die Lüfte schwang, stieß er einen markerschütternden Schrei aus, dessen Lautstärke Vögel selbst in weiter Ferne aufscheuchte, Lawinen und Erdrutsche auslöste und zweifellos bis in die entferntesten Winkel der Insel zu vernehmen war. Er war endlich erwacht und stark genug, in dieser rauen Welt zu überleben. Bedächtig schlug er mit den Flügeln und flog immer weiter zum Himmel empor, wobei er weitere Schreie ausstieß, die sein Erwachen verkünden und damit Angst und Schrecken verbreiten sollten. Er hatte einen bestialischen Hunger und diesen würde er nur mit viel Fleisch stillen können. Viel frischem Fleisch!

    Mit Leichtigkeit flog er über die Bergspitzen und erspähte in der Ferne ein Rudel Bergziegen, das aufgeschreckt davon rannte, vermutlich ohne den Hauch einer Ahnung, wovor eigentlich. Ein kleiner Happen fürs Erste. Blitzschnell sauste das Weißauge herab, packte sich zwei Tiere mit den Klauen und eines direkt mit dem Maul. Nur ein paar Bissen und die Gams war geschluckt, während die anderen beiden hilflos in seinen Klauen blökten.
    Wie er etwas in seinem Magen hatte, war er auch in der Lage, Flammen zu speien: einen lodernden Feuerodem, der den Abendhimmel erleuchtete wie eine zweite Sonne, eine Sonne des Verderbens und des Untergangs.
    Curt
    Geändert von Curt (03.06.2014 um 20:33 Uhr)

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    veni, vidi, iuvi  Avatar von Thorwyn
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    Thorwyn ist offline
    Lächelnd, wenn auch weiterhin ein wenig besorgt wegen ihres Fußes, sah der Jäger Leyla dabei zu, wie sie vorsichtig ins Wasser stieg, um gleich darauf unter der Oberfläche zu verschwinden. Na, solange sie nicht dort unten blieb. Das Wasser war heiß, auch wenn Thorwyn sich nach kurzem Kontakt daran gewöhnt hatte, sodass es nicht mehr so auf der Haut brannte. Aber einen wunderbar leichten Kopf bekam er davon trotzdem.
    Suchend tastete er nach Leyla, die jedoch gleich darauf mit einem Schmerzenslaut wieder auftauchte. Allerdings war dafür glücklicherweise nicht er verantwortlich, sondern irgendetwas unter Wasser. Hoffentlich kein Warmwasserlurker.
    „Sicher, dass du eben nicht einfach … den Grund getroffen hast?“, fragte Thorwyn grinsend und drückte der Heilerin schnell einen Kuss auf die Lippen. „Mal sehen!“
    Mit diesen Worten atmete er aus, damit sein Körper schneller sinken konnte, und verschwand nun seinerseits mit geöffneten Augen unter der Wasseroberfläche. Schon nach wenigen Augenblicken hatte er den Grund erreicht, den er eilig abtastete. Von ein wenig Geröll abgesehen war der glatt und eben; sorgfältig zurechtgehauen, wohl bevor das Wasser hierher geleitet worden war. Mit einem innerlichen Schulterzucken griff Thorwyn nach einem der Steine und stieß sich wieder vom Grund ab, um aufzutauchen.
    „Mehr als das gibt es da unten nicht“, sagte er blinzelnd und zeigte Leyla den Klumpen. Bei näherer Betrachtung an der Oberfläche sah der aber zumindest recht schön aus, für einen Stein. Glatte Oberfläche und weiche Rundungen zeugten von einer langen Zeit im Wasser.

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    Veteran Avatar von Curt
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    nordwestliche Klippen nahe Thorniara

    Curt saß im Schneidersitz vor dem leblosen Körper seines Vaters in ihrem selbstgebauten Verschlag. Die Stirn und Wangen von Isaak glühten, doch er verzog keine Miene. Das Fieber hatte ihn fest im Griff, doch der schwache Leib würde den Kampf mit dem Tod verlieren. Was hatte ihm also die Astralgestalt im Leben genutzt, wenn er nun in solch elender Verfassung dahin siechen würde? Es sollte Curt zumindest eine Lehre sein, diese Form der Magie niemals aufs leichte Korn zu nehmen.

    Der Novize starrte dem alten Mann in das regungslose Gesicht. Vermutlich würde Curt nicht noch einmal mit ihm sprechen können, nicht als Astralgeist und erst recht nicht von Sohn zu Vater. Doch es gab einige Worte, die der Gelehrte loswerden musste und insgeheim wusste er, dass Isaak sie vernahm, selbst wenn es nicht den Anschein machte.
    "Ich beherrsche die Astralgestalt nun ebenfalls, Vater", begann er und seine Stimme war genauso kühl wie ihr Verhältnis zueinander, "ich beherrsche sie, weil ich es mir zum Ziel gesetzt habe und nicht wegen deiner Hilfe. Du warst wieder mal nicht für mich da. Nicht in meiner Kindheit und jetzt auch nicht. Ich durfte mich wochenlang mit deinen Helferlein herumschlagen, weil du dir selbst zu schade für deinen Sohn warst. Aber ich sage dir etwas: ich bin dir inzwischen meilenweit voraus. Du bist mir zu nichts mehr Nutze! Schade eigentlich... aber du wirst den Aufstieg deines Sohnes zum mächtigsten Magier dieser Insel verpassen."
    Curt grinste zu sich selbst.
    "Aber im Gegensatz zu dir habe ich noch einen Funken Ehre für die Familie in mir. Ich werde dir ein schönes Grab ausheben irgendwo in den Bergen. Vielleicht frisst dich dann das Ungeheuer, das gestern in den Gipfeln erwacht ist. Das wäre ein Heldentod, was? Aber du wirst hier kreppieren und das einzige, worauf du in deinem Leben stolz sein kannst, ist dass du Mutter geschwängert hast und dein Blut jetzt in meinen Adern pumpt. Doch in den Geschichtsbüchern wirst du nur der alte Savant sein, der seinem Sohn nie das Wasser reichen konnte. Dafür sorge ich!"

    In diesem Moment vernahm er Schritte von draußen. Miriam war zurückgekehrt und hatte einen Eimer Wasser und ein kaltes Tuch dabei, das sie Isaak auf die Stirn legte.
    "Warum tut ihr das noch?", fragte Curt, "Er ist so gut wie tot."
    "Esrael besorgt Medizin", sprach sie gewohnt monoton, "Isaak wird schon durchkommen. Es ist nicht die erste Krankheit, die er in diesem Zustand überstanden hat. Dafür sind wir ja da."
    "Und was treibt euch an, einen alten Mann nicht einfach gehen zu lassen? Ich spüre es doch, ihr kämpft innerlich ja selbst mit Angst und Zweifeln."
    "Wir haben ihm die Treue geschworen", sprach Miriam und wrang den Lappen aus, "Und das übersteigt alle Ängste und Zweifel."
    "Alles, was ihr tut, ist sein Leiden zu verlängern. Ich habe gesehen, dass Esrael einen silbernen Dolch besitzt. Wie wäre es, wenn ihr ihm die Qualen mit einem kleinen Stoß ein Ende bereitet?"
    "Ihr solltet jetzt gehen!"
    "Insgeheim wünscht ihr euch doch, das jemand genau das tut, um euch diese endlos schwere Last von den Schultern zu nehmen!"
    "Curt, RAUS!"

    Der Novize verließ den Verschlag und wurde draußen von seinem Hund aufgeregt empfangen. Curt band ihn los und ließ ihn herumlaufen. Sie beide hatten sich die Freiheit redlich verdient. Es würde nicht mehr lange dauern...

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    Veteran Avatar von Curt
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    nordwestliche Klippen nahe Thorniara

    In den Morgenstunden hatte Curt sich an den Rand einer Klippe gesetzt, von wo aus er die Zinnen von Thorniara in nicht allzu weiter Ferne erblicken konnte. Von hier aus hatte er sich in Meditation begeben und als Astralgestalt erstmals das Gebirge verlassen. Er war bis zur Stadt runter geflogen, was seine magischen Kräfte gerade so zuließen, ohne dass der Sog zu seinem Körper zu stark wurde, doch was er dort in den wenigen Augenblicken wahrgenommen hatte, reichte ihm, um die bereits viele Tage an ihm nagende Vermutung zu bestätigen. Die Stadt war nicht von der Pest ausgerottet worden. Ganz im Gegenteil, hier pulsierte das Leben. Sicher, einige Stadtviertel machten einen heruntergekommenen Eindruck, doch von einer verlassenen Geisterstadt konnte keine Rede sein. Sein Vater hatte ihn belogen!

    Mit dieser Erkenntnis wollte er seinen alten Herren ein weiteres Mal konfrontieren. Ihm war klar, dass Isaak ihm in seinem Fieber nicht antworten konnte, doch er würde ihn zumindest verstehen. Curt war inzwischen klar, dass er kein Interesse mehr daran pflegte, seinen Vater noch zu beerdigen. Sollte der alte Lügner hier verenden, aber bitte in der Gewissheit, dass sein Sohn auch noch seine letzte Lüge durchschaut hatte.

    Gerade als er in den Verschlag zurückkehren wollte, kam Esrael heraus. Er musste in der letzten Stunde zurückgekehrt sein, denn bevor Curt sich zur Meditation begab, war der Südländer noch unterwegs, ein Heilmittel zu suchen.
    "So, ihr seid wieder da?", empfing der Novize den großgewachsenen Mann mit harschem Tonfall.
    "Hallo Curt. Es gibt frohe Kunde, euer Vater wird das Fieber überstehen. Ich habe ihm Medizin gebracht."
    "Und woher habt ihr so schnell Medizin auftreiben können?"
    "Ich war in Thorniara", antwortete er und reichte Curt ein kleines braunes Fläschchen, "Ich habe dieses Mittel in einer verfallenen Apotheke gefunden."
    Curt grinste breit und schwenkte das Fläschchen gespielt neugierig in zwei Fingern.
    "Soso, ihr seid wirklich mutig, wenn ihr in eine Stadt geht, die von der Pest verwüstet wurde. Ihr habt euch aber nicht angesteckt, hm? Oh nein, ihr tragt ja euren Mundschutz..."
    Esraels Augen bebten. Das war die erste Gefühlsregung, die Curt von dem Südländer jemals hatte wahrnehmen können. Doch er spürte auch jetzt schon, dass es im Inneren des Jüngers brodelte.

    Mit einem lauten Krachen ließ Curt das Fläschchen auf den Felsboden zerbrechen. Esrael öffnete ungläubig den Mund.
    "Wen versucht ihr, zum Narren zu halten? Thorniara ist eine lebendige Stadt! Ich habe euch durchschaut. Ihr wolltet nur, dass ich hier bei euch bleibe, aber ich bin keine Marionette wie ihr, die mein Vater an seinen unsichtbaren Fäden kontrollieren kann. Ich habe genug von euch. Lebt wohl und wagt es ja nicht wieder, euch in mein Leben einzumischen!"
    Wenn Isaak wieder gesund wurde, dann sollte es eben so sein. Aber Curt wollte nichts mehr mit ihm zu tun haben! Gerade als er auf der Stelle kehrt machen wollte, erkannte er ein grelles Licht, das plötzlich vor seinen Augen erschien. Es war sein Vater Isaak in seiner Astralgestalt.
    "Curt!", rief er und seine Stimme durchdrang den Novizen wie ein Donnerschlag, "Du vergisst, dass du es gewesen bist, der den Kontakt zu mir gesucht hatte."
    "Ach wirklich? Wer hat denn seine Lakaien ausgesandt, um mir Geheimbotschaften zuzustecken? Du bist schon so lange auf der Suche nach mir gewesen und endlich hattest du mich gefunden. Aber wozu? Damit du mir dein Wissen weiterreichen kannst? Lächerlich! Alles, was du erreicht hast, war ein kleiner Anstoß. Ich habe die Astralgestalt ganz im Alleingang gelernt. Ich werde dich auch nicht brauchen, um sie zu perfektionieren, also verschwinde einfach wieder in das Loch, aus dem du gekrochen kamst. Du bist mir nie ein Vater gewesen und jetzt bist du mir nicht mal mehr etwas wert!"
    Plötzlich machte der astrale Geist einen Satz nach vorn und brachte den Novizen mit einer schieren Druckwelle zu Boden. Kaum war Curt gefallen, warf sich der Hüne Esrael auf ihn und hielt ihn an den Handgelenken am Boden.
    "Was fällt dir ein!?", knurrte der Gefangene.
    "Du denkst, du wärest mir überlegen, aber es wird Zeit, dich auf den Boden der Tatsachen zurück zu holen, Sohn! Ich studiere die Astralgestalt schon seit vielen Jahren, die meiste Zeit davon existiere ich schon nur noch als Geist! Wie verblendet bist du, dass du denkst, mir das Wasser reichen zu können! Es gibt nur einen Grund, warum ich nach dir habe suchen lassen. Mit deiner Hilfe werde ICH meine weltliche Barriere brechen und selbst zum mächtigsten Magier aller Zeiten aufsteigen!"

    Plötzlich spürte Curt, wie sein Vater seine Astralgestalt aus ihm heraus lockte, wie am ersten Tag, an dem er ihn in ihre Geheimnisse eingewiesen hatte. Der Körper des Novizen erschlaffte, während sein Geist in einen Zweikampf mit dem seines Vaters verwickelt wurde. Curt versuchte, sich gegen die magischen Kräfte seines Vaters zu wehren, doch dieser riss ihn immer weiter fort von seinem Körper. Hatte er wirklich das vor, was Curt befürchtete? Wollte er mit seinem Geist den gesunden Körper des Novizen übernehmen? Das war doch nicht möglich!
    Aber Curt spürte, wie der Sog zu seinem eigenen Körper schwächer wurde. Er wollte nicht dasselbe Schicksal wie sein Vater erleiden und eine Ewigkeit als Geist durch die Welt irren. Aber er war machtlos...

    Mit einem Mal nahm die Kraft seines Vaters ab. Hatte ihn die Krankheit nun doch geschwächt? Curt stieß den Astralgeist fort, der selbst kaum noch leuchtete und kehrte in seinen eigenen Körper zurück. Wie er die Augen öffnete, bemerkte er, dass Esrael ihn nicht mehr gepackt hatte. Auch von seinem Vater war keine Spur mehr zu sehen, die Aura schien erloschen. Erschöpft rappelte sich der Novize auf und taumelte zu dem Verschlag. Drinnen bemerkte er, dass Miriam ohnmächtig am Boden lag. Als Esrael ihn erblickte, kam er mit seinem Silberdolch auf ihn zu. Von der Klinge tropfte tiefrotes Blut herab.
    "Bleibt mir vom Leib!", protestierte Curt und wich einige Schritte zurück. Er wollte einen Feuerpfeil wirken, doch er fühlte sich völlig erschöpft. Esrael näherte sich ihm in animalischer Geschwindigkeit und deutete mit dem Dolch über seine Kehle. Irgendetwas schreckliches musste da drinnen vorgefallen sein. Hatte er Miriam umgebracht und war jetzt drauf und dran, sich über den Novizen herzumachen?

    Curt wich bis zur Klippe zurück, an der er am Morgen meditiert hatte.
    "Seid vernünftig!", rief der Novize schwach, "Lasst mich gehen und ich werde euch nicht der Exekutive des Feuers übergeben!"
    Doch Esrael näherte sich bis auf wenige Schritt Entfernung. Doch dann sackte er plötzlich mit einem Fuß zu Boden. Der Retter in der Not war niemand anderes als Sandow, der treudoofe Schipperke. Curt nutzte den Moment der Unachtsamkeit und überrumpelte Esrael. Er konnte ihm das Messer abnehmen und das Kräftegleichgewicht zu seinen Gunsten zu verschieben. Jetzt war es Esrael, der an der Klippe stand und Curt, der das Messer hatte.
    "Ich werde jetzt gehen", schnaufte der Bärtige erschöpft, doch ehe er sich umdrehte, wählte der Südländer den Freitod und sprang von der Klippe. Curt schrie ihm noch hinterher, doch es war zu spät.

    Als er wieder am Verschlag vorbei kam, betrat er diesen mit dem Messer bewaffnet. Miriam war drinnen und sie schien unverletzt, wenn auch etwas neben sich. Doch wie er auf den leblosen Körper seines Vaters starrte, erkannte er eine blutige Schnittwunde im Brustkorb des Alten. Curt blickte fragend zu der rothaarigen Frau, die sich erschöpft hinkniete.
    "Ich habe die Freiheit gewählt...", sagte sie und ihre Stimme nahm das erste Mal einen natürlichen, sanften Ton an. Sie strich Isaak über die dünnen Haare.
    "Ihr habt ihn erstochen?", fragte Curt.
    Sie nickte atemlos: "Lasst mich bitte einen Augenblick mit ihm allein."
    Curt verstand und trat nach draußen. Erst jetzt beruhigte sich sein Herzschlag langsam wieder. Auch für ihn war das in gewisser Weise ein großer Schritt in Richtung Freiheit. Doch auch ein Schritt in eine ungewisse Zukunft.

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    Ritter Avatar von Leyla
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    Leyla ist offline
    Ein Stein. Skeptisch betrachtete sie den faustgroßen Brocken, den Thorwyn ihr mit etwas Abstand vor die Nase hielt. Er war … seltsam. Sein Äußeres wirkte so beliebig wie das unzähliger Steine. Nichts daran war irgendwie besonders, keine schönen Muster oder Einschlüsse, keine charakteristischen Ecken oder Kanten, die an irgendetwas anderes erinnerten – die Form wirkte geradezu derart perfekt abgerundet, dass sie kaum noch natürlichen Ursprungs sein konnte. Andererseits hatte dieser Stein wohl auch viele Jahre im Wasser verbracht, war auf seinem Weg in dieses Becken sicherlich vielfach der Strömung ausgesetzt gewesen – er konnte gar nicht mehr eckig und kantig sein. Dennoch zog dieser Stein sie schon allein seines Anblicks wegen in einen unerklärlichen Bann.
    „Vielleicht bin ich nur einfach unglücklich dagegen gestoßen?“, meinte Leyla verunsichert und versuchte mit ihrem gesunden Fuß eine Bewegung nachzustellen, die einen schmerzhaften Kontakt zum Beckenboden herstellen könnte. „Mit der empfindlichsten, schmerzenden Stelle des Fußes oder so“, schob sie mangels errungener Erkenntnis nach, ohne selbst so recht daran zu glauben.
    Schulterzuckend machte Thorwyn daher Anstalten, den Stein wieder ins Becken fallen zu lassen, ehe er sich dann offensichtlich eines Besseren besann und ihn stattdessen am Beckenrand ablegte. Wohl weil er fürchtete, dass sie nochmals unglücklich dagegen stoßen konnte. Kurz darauf war er untergetaucht, nicht ohne dabei einen Schwall Wasser in ihre Richtung spritzen zu lassen, während Leylas Blick davon unbeeindruckt weiterhin an den idealen Rundungen des Steines haftete.
    „Was verbirgst du nur?“, murmelte sie praktisch unhörbar und streckte die Hand zögerlich danach aus. Langsam schlossen sich ihre Finger um die kugelartige Gestalt, berührten sie an mehrere Punkten gleichzeitig und – „Ahhhh!“ Reflexartig, beinahe panisch zuckte ihre Hand zurück, suchte Schutz an ihrer Brust, während ihr gebannter Blick einige Momente brauchte, ehe er der Bewegung folgte und ihre Fingerspitzen begutachten konnte. Doch sie waren so unbeschadet wie vorher, lediglich … trocken? Inzwischen doch etwas ängstlich blickte sie sich um und sah den besorgten Blick des Geliebten.
    „Das habe ich mir gerade nicht nur eingebildet, oder?“

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    es war einmal Avatar von Raad
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    Ja. Man konnte wunderbar sagen. Man konnte auch sagen, es sei zu schön, um wahr zu sein. Oder, dass man den Tag nicht vor dem Abend loben sollte. Oder, dass jeder irgendeinen Plan hatte, der garantiert nicht funktionierte. Oder eine von Tausend anderen Variationen des immer gleichen Ausspruchs, der nichts Gutes, Wahres und Reines den Verzweifelten und verzweifelt Hoffenden anerbot.

    Colodis glaubte fest an seinem Plan. Und Raad versuchte es ihm gleich zu tun. Doch dieser Tag war der reinste Beweis dafür, dass allem Guten ein Schatten nachfolgte. Zwar schien das Licht die Dunkelheit immer wieder zu durchbrechen. Doch wo die Sonne die Welt erhitzte, war das Gewitter nicht weit.

    „Was soll ich sagen.“, brummte Raad. Missmutiger, als er es meinte. Er versuchte sich an einem Grinsen. Aber es misslang ihm. Selbst die Strafe für den Schwarzmagier ließ keine echte Freude in ihm erblühen. Es war, als sei die Welt mit dem Staub der Toten bedeckt. Und jene, die nicht direkt hustend daran erstickten, tanzten fröhlich auf dem ausgetrockneten Boden, als ihr Leben allein Hoffnung genug für eine bessere Zeit.

    Der Leiter der Akademie schüttelte den Kopf. Er versuchte die trüben Gedanken zu vertreiben. Eigentlich sollte er sich über seine Beförderung freuen. Gerade, weil der König nicht vom Plan des Schwertes wusste. Seine Entscheidung war also rein. Aber Raad hatte andere Probleme. Und eines davon befand sich am Ende des Weges im Weißaugengebirge.

    Er vertraute seinem Gefährten. Und seinem Glauben in die Stärke des Blutbandes. Aber noch war die Schlacht nicht gewonnen. Bis jetzt hatte er in diesem Krieg stets nur verloren. Ob kotzend am Boden oder als Versuchskaninchen eines Orks. Was, außer der Hoffnung und seinem Vertrauen in den Freund, gab ihm Gewissheit? Hoffnung und Vertrauen waren subjektiv. Doch auch er wusste, dass Gewissheit ein zu seltenes Gut war, als dass sie jedem zur Verfügung stand.

    Schließlich gelang ihm doch noch ein Grinsen. Eigentlich war er froh, dass sich überhaupt etwas bewegte. Und vielleicht starb er so nicht zwischen den Pergamenten seines Arbeitszimmers, sondern auf dem Haupt der Welt, dem Gipfel des Weißauges.

    „Danke, Colodis.“, brachte er leise hervor. Wahrscheinlich konnte auch nur der Nordmann ihn verstehen. Die Magierin war einige Schritte vor ihnen und schien ihren eigenen Gedanken nachzuhängen. Allzu viel Freude hatte auch in ihrer Miene nicht mitgeschwungen. Doch Raad hoffte, dass Colodis wusste, dass sein Dank ehrlich war. Wenn ihm auch die Kraft zur Freude und zur Entschlossenheit fehlte. Aber das war etwas, was sich ändern konnte…
    Verfluchte Hoffnung!, fluchte der Schwarzhaarige im Stillen.

    Die Tage seit dem Abend, da der König das Urteil über Raad verhängt hatte, indem er ihn zum Schwert berufen hatte, trieben wie Wüstensand im lauen Wind leise rieselnd dahin. Das Grün des Dschungels des östlichen Argaans lag längst hinter ihnen. Die ersten Ausläufer des Gebirges hatten sie passiert. Mit jedem Schritt stiegen sie höher, die Hitze des Sommers hinter sich lassend, die Kühle der Höhen empfangend. Ihrer Stimmung tat dies keinen Abbruch. Beinahe wirkte es, als hätten sich hier bloß drei auf ein spontanes Abenteuer begeben. Freude herrschte am Lagerfeuer in der Nacht. Und wenn sie nicht schwiegen, derweil sie wanderten, so hätte ein Beobachter Gelächter und Scherze vernehmen können. Selbst dem Leiter der Akademie tat dies gut. Die Schmerzen hielt sich im ertragbaren Rahmen. Ab und an wurden sie stärker. Phasenweise. Doch nach den Tagen hatte er sich daran gewöhnt. Wenngleich nicht daran, dass die Phasen mit jedem Abend der verstrich, länger wurden. Aber auch dies tat der Laune meistens keinen Abbruch. Was im Ganzen wohl letztendlich darauf zurückzuführen war, dass keiner es wirklich wagte, den Zweck ihrer Reise mit Worten zu streifen. Als hätten sie vergessen, warum sie losgezogen waren. Obgleich sie es selbstredend nicht aus ihren Köpfen verdrängen wollten. Doch es schien, als wagte keiner, darüber zu sprechen, in der Hoffnung, die vielleicht letzten gemeinsamen Tage noch genießen zu können.

    Und so wanderten sie am zehnten Tage ihres Aufbruchs auf halber Höhe zu jenem Punkt, an dem das neue Blutband seinen Anfang gefunden hatte. Bis dem Schwarzhaarigen die Beine versagten und sein Körper kraftlos in den Staub fiel…

  13. Beiträge anzeigen #13
    Abenteurer Avatar von Urgo
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    Urgo ist offline

    Am westlichen äusserten Rand des Gebirges, also da wos noch nicht so weh tut.

    Den Wanderstock auf den Rücken gebunden, krakselte der kleine Urgo bissig über grosse Felsen, die sich vor Gezeiten vom Gebirge gelöst hatten und nun wieder mit ihm verschmelzten.
    Die Anstrenungen taten seinen Armen gut. Er spürte die Muskeln, wie sie sich aufblähten, heiss wurden und stachen. So mussten sich die Oraks fühlen die tagtäglich mit Schwert oder Axt trainierten. Krieger halt...
    Urgo schob seinen Hintern rückwerts über den flachen Felsen den er soeben erklommen hatte und blickte nach unten. Gute fünfzehn Schritt hatte er schon zurückgelegt. Ein Mückenfurz wenn man die Berge um ihn herum sah, wie sie sich episch gen Himmel streckten und Urgo noch kleiner wirken liessen als er schon war.
    Der Ork steckte sich seinen rechten kleinen Finger in das rechte Nasenloch, presste einmal kräftig Luft durch das freie linke Nasenloch und beförderte so hart eingesessenen Rotz an die Oberfläche. Sichtlich amüsiert über die Weite die er mit seinem Rotzgeschoss erreicht hatte grunzte der Kleinwüchsige auf und klatschte sich mit der Hand auf den Oberschenkel.

    Er hatte keinen einfachen Weg gewählt. Es gab Pfade die eienn weiter nach oben brachten ohne dass er auch nur einmal hätte klettern müssen. Aber diese Pfade waren erstens, recht weit weg und somit zeitaufwendig und zweitens recht gut besucht von Morras die sie kannten und für ihre Reisen nutzten. Und Urgo wollte jeder Gefahr so gut es geht aus dem Weg gehen.

    Über seine Schulter ragte der Wanderstab mit dem Totenschädel hervor. So, dass dessen tote Augenhöhlen in Urgos Gesicht blickten.
    Für einen Moment hielt klein Urgo dessen Blick stand, dann wandte er ihn ab und schaute wieder gen Orkwald der sich vor seiner Anhöhe bis weit gen Westen erstreckte.

    "Nein du irrst dich! Urgo wird dieses mal nicht versagen. Irgendetwas werde ich hier oben finden, etwas was Urgo Ruhm und Ehre bringen wird, du wirst schon sehen!"

  14. Beiträge anzeigen #14
    Abenteurer Avatar von Urgo
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    Urgo ist offline

    Irgendwo weiter oben, als vorher.

    Die Sonne brannte mit aller Kraft vom wolkenlosen Himmel herab und ergötzte sich am Leid Urgos.
    Ja schon fast voller Bosheit bombardierte sie ihn mit seinen Strahlen. Liess nicht ab von ihm, selbst als er über einen Stein abschlitternd in eine Spalte gefallen war und dort zwischen zwei Felsen mit dem Fuss stecken blieb.
    Urgo grummelte, knurrte und fluchte viel an seinem neuen Stammplatz. Jedoch brachte dies seinen Fuss kein Stück mehr aus dem Gefängnis heraus.
    Der Schädel auf dem Stab auf seinem Rücken blickte unnachgiebig hämisch auf Urgos eingeknickten Fuss, ganz so als ob er jeden Moment über dessen Situation lachen wollte.

    Urgo würde ihm geben, wenn er es wagen würde!

    Aber natürlich wagte er es nicht. Wie auch, er war ein lebloses Ding. Ein Schädel eines Morras, getötet von wilden Oraks, geschliffen und poliert von der Natur, gefunden von Urgo.
    Doch was tat dies aktuell zur Sache? Sollte Urgo aus seiner misslichen lage nicht herauskommen, ja dann würde Urgo selbiges Schicksal erleiden!
    Kein Schwein, und erst recht kein Orak würde ihn jemals finden geschweige den vermissen!
    Oh nein, so nicht! Nicht mit Urgo! Mit Schaum vor dem Maul und grossen weit geöffneten boshaften Augen riss der Ork an seinem Bein herum und versuchte seinen Fuss zu lösen.
    Doch bis auf Schmerzen erlangte er nicht viel von seiner Aktion.
    Zu allem Übel hatte ein Rudel Scavenger die nicht weit von ihm auf einer Ebene langewachsene Sträucher verspeisten sein Gebrüll gehört.
    Neugierig näherte sich das Rudel dem Ende seiner Grasfläche, also der Ebene und blickte gen Happa Happa.

    "Oh ja, so sehe ich aus was? Lecker Fresschen für so saublöde Viecher wie euch? Vergesst es! Ich bin zwar kein Urkma, aber beim Schöpfer ich bin ein Karrek! Und von Federvieh wie euch, lasse ich mich sicher nicht fressen!"

    Die Scavenger beobachteten ihre Beute genau und legten beim lauschen seiner für sie merkwürdig tönenden Gerräusche die Köfpe schräg.
    Doch sie liessen sich nicht beirren und schon bald schoben sie sich der Reih um an einer sehr schmal ausfallenden Geraden die den Felsen gut zwei Schritt über Urgos Platz kreuzte vorbei.

    "Hey! Verschwindet! Habt ihr nicht gehört? Urgo kein Happa Happa!..

    .....
    ........

    ................

    Verfluchte Morrascheisse! Verfluchtes Bein. Ich komme nicht raus arrgh! "


    Während der Kleinwüchsige noch immer mit seinem Bein kämpfte, näherten sich schräg über ihm die Scavenger so nahe, bis sie nur noch zu springen brauchten.
    Urgo sah sein Ende förmlich schon vor sich. Schon wieder....
    Doch kampflos würde er sich sicher nicht ergeben!
    Knurrend zückte er seinen Stab vom Rücken und hob diesen kampfbereit gen Feinde. Wenn er sterben würde, dann wenigstens so wie es von einem Karrek erwartet wurde.

  15. Beiträge anzeigen #15
    Veteran Avatar von Curt
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    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
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    nordwestliche Klippen nahe Thorniara

    Die sieben Sachen waren schnell gepackt. Und sieben war sogar schon aufgerundet. Curt hatte seine Klamotten, seinen Hund und den silbernen Dolch, den es noch vom Blut zu säubern galt. Dazu saß er am Bach und wischte die Klinge mehrfach mit einem nassen Tuch ab. Diese Waffe hatte seinen Vater getötet und ihm damit vermutlich das Leben gerettet. Vielleicht hatte Curt noch einmal Verwendung dafür. Andernfalls würde sie auch noch ein hübsches Sümmchen einbringen.

    Miriam stand bei ihm und blickte in die Ferne. Von den Klippen aus konnte man Thorniara sehen. Eine lebendige Stadt.
    "Seid ihr fertig?", fragte der Novize, ohne die rothaarige Dame anzuschauen.
    "Ja. Wir können uns auf den Weg machen, wenn ihr wollt."
    Curt nickte nur, während er wieder und wieder mit dem nassen Lappen über die Klinge wischte. Miriam hatte seinen Vater Isaak noch begraben, etwas, wozu Curt nie imstande gewesen wäre, nach allem, was der Alte ihm angetan hatte. Er war erleichtert, dass der Spuk in gewisser Weise vorüber war und er vielleicht tatsächlich wieder in eine Art Alltag in Thorniara zurückkehren konnte.

    "Kann ich euch eine Frage stellen?", begann er und prüfte dabei penibel, ob die Klinge auch wirklich sauber war, "Wieso hat sich Esrael in den Tod gestürzt? Wäre er nicht auch endlich frei gewesen nach Isaaks Tod? So wie ihr?"
    "Ihr könnt uns nicht vergleichen, Curt", antwortete Miriam, "Ich kenne Isaak zwar schon seit vielen Jahren, aber Esrael wurde von ihm aufgezogen. Isaak war vermutlich wie ein Vater für ihn."
    "Ein Vater...", knurrte Curt und seine Miene verfinsterte sich.
    "Mit Isaaks Tod ist für Esrael die Welt unter seinen Füßen zerbrochen. Ich denke, es war eine Kurzschlussreaktion. Ich trauere um ihn... er war eine gute Seele."

    Curt erhob sich und steckte die Waffe weg. Es war an der Zeit, dass sie sich auf den Weg machten. Mit einer flinken Handbewegung entzündete er ein magisches Licht.
    "Ihr begleitet mich nach Thorniara?"
    "Ja", antwortete die Rothaarige, "Ich werde auch versuchen, meinen Platz im Tempel zu finden. Wenn Innos will, kann ich weiter auf seinem Pfad wandeln."
    "Ihr werdet einen Obulus von eintausend Golzmünzen und einem Schaf zahlen müssen, um im Orden aufgenommen zu werden", erwähnte Curt beiläufig. Er glaubte nicht, dass Miriam derartig wohlhabend war. Aber sie war ausgefuchst, sie würde ihren Weg schon gehen.

    Er scheuchte seinen Hund vorneweg und zu dritt machten sie sich auf den Heimweg...

  16. Beiträge anzeigen #16
    Abenteurer Avatar von Urgo
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    Urgo ist offline

    Am westlichen äusserten Rand des Gebirges, eingeklemmt in einer Felsspallte

    Der erste Scavenger der abgesprungen war, flog halbflatternd über Urgo und schlussendlich an ihm vorbei in den Abgrund.
    Nur das lange Krächzen des Viehs liess darauf schliessen wie lange es dauerte bis er auf den ersten flachen Felsen klatschte und somit verstummte.
    Vom Glück geküsst, bleckte Urgo siegessicher die Zähne. Doch die anderen Scavenger schienen nicht wirklich vom Missgeschick ihres Gefährten beeindruckt gewesen zu sein. Im Gegenteil, der zweite setzte bereits zum Sprung an. Dieser hatte wohl Zielwasser getankt, denn er flog bereits ein knappes Stück vor Urgo wieder nach unten und landete so, auf den nach links in die Spalte abfallenden Felsen.
    Der Schnabel des Scavengers schnappte schon nach Urgos Kopf ehe das Vieh bemerkte, dass er gar keinen halt mit seinen mit scharfen Krallen bestückten Ruderfüssen hatte, und somit abrutschte und in die Spalte donnerte. Das leidige Krächzen kündete von einer verletzung. Dies hinderte den Bastart aber nicht daran weiter mit dem Schnabel nach Urgo zu schnappen. Dieses wiederum stach mit dem unteren Ende seines Wanderstabes wie von wilden Waldgeistern besessen auf den Scavenger ein und schaffte es so, immer wieder das dicke Holz des Stabes zwischen die beiden Schnabelhälften zu bringen, was schwerere Verletzungen an seinen Beinen verhinderte.
    Doch Scavenger Nummer drei war ebenfalls zum Sprung angetreten und flatterte bereits Schatten werfend über Urgo, Nummer Vier war bereits in Sprungposition.

    "Verfluchte Scheisse! Beim Schöpfer , nein, nein, nein!!!!!"

    Krächzte Urgo hysterisch als er nun mit seinen Händen wild und halbblind gegen den Scavenger schlug der nun seitlich hinter ihm in die Spalte rutschte. Aber dann erblickte er im Augenwinkel schon Scavenger Nummer Vier der ebenfalls im Flugmodus war.
    Innerlich schloss der Kleinwüchsige bereits mit sich und seinem Leben ab. Hier in der Spalte hatte er keine Chance gegen die Viecher und würde von den Beinen nach Oben abgefressen werden.
    Doch es kam erneut anders als erwartet.
    Durch das Gewicht der vielen Felsspaltengäste, deren hektisches treiben und der allgemeinen natürlichen Begebenheit, begann der Fels sich zu lösen.
    Erst zitterte alles sehr energisch, so, dass sogar die Scavenger vor Schreck inne hielten. Dann krachte es laut von einer Seite, während von der anderen Seite ein langes Knirschen ertönte. Einen Wimpernschlag später waren alle Teilnehmer bereits in der Luft wirbelnd und nach festen Halt suchend dem Ereignis ausgeliefert.

    Urgo knallte erst ein flacher Stein gegen die Stirn wodurch sich Tränen in seinen Augen sammelten und ihm teilweise die Sicht nahm. Dann riss etwas ans einem rechten Arm, schnitt sich in sein Fleisch, liess nach eifrigem Schütteln aber ab. Sogleich krachte er mit seinem Hintern gegen etwas, dass sich wie Holz anfühlte, riss ihn herum und liess die Sterne ins einem Kopf noch mehr wirbeln. Als krönenden Abschluss krachte er dann in eine Art losen Steinhaufen, indem er zu ertrinken drohte. Doch die Nachgiebigkeit der Steine und seine Fallgeschwindigkeit liess zu, dass er rasch wieder ausgespuckt wurde. Drei oder sechsmal wirbelte er um die eigene Achse bis sein kleiner Körper unter starkem Ächzen und Grunzen endlich zum halten kam.

    Eine Weile blieb der Kleinwüchsige so wie er zum halten gekommen war,auf dem Bauch liegend liegen. Sein Körper schmerzte enorm und er glaubte, dass sein Fussknöchel in Mitleidenschaft gezogen worden war. Auch brannte sein Arm wie blöd, ähnlich wie bei einer Schnittwunde. Doch darum und auch um die Frage wo er nun gelandet und ob er nun sicher war würde er sich gleich kümmern. Ersteinmal galt es, zu Ruhe zu kommen.

  17. Homepage besuchen Beiträge anzeigen #17
    veni, vidi, iuvi  Avatar von Thorwyn
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    Thorwyn ist offline
    Auch Leyla sah in dem Stein offensichtlich nur einen Stein, sodass Thorwyn ihn schließlich mit einem innerlichen Schulterzucken am Beckenrand ablegte. Besonders groß und schwer war er zwar nicht, aber anscheinend war es trotzdem möglich, sich den Fuß schmerzhaft daran zu stoßen. Das musste man, besonders beim derzeitigen Zustand der Heilerin, nicht unbedingt noch einmal riskieren.
    Leyla allerdings schien sich nach wie vor für das Ding zu interessieren, denn als der Jäger nach einem kurzen Tauchgang wieder an die Oberfläche zurückkehrte, sah er sie neugierig damit herumspielen. Schon einen Moment später zuckte sie aber mit einem neuerlichen Schmerzensschrei zurück, und besorgt rückte Thorwyn näher heran. Den Fuß hatte sie sich nicht gestoßen, es schien eher etwas mit diesem Stein zu sein.
    Vorsichtig streckte der Jäger den Finger aus und stupste ihn an. Nichts. Er wiederholte das Ganze, packte den Stein schließlich mit der ganzen Hand, konnte aber immer noch nichts erkennen. Das Ding hatte auch keine scharfen Kanten oder Spitzen, sondern war einfach nur rund. Wobei Leylas Hand ohnehin nicht so aussah, als wäre ihr etwas passiert, nicht einmal irgendwelche Schrammen von ihrer Kletterei im Gebirge waren zu bemerken.
    „Hm“, machte Thorwyn, trotz allem auf Vorsicht bedacht. „Lieber erst mal wieder rausklettern? Dann können wir uns das Ding mal anschauen, wenn damit irgendwas ist. Und es meinetwegen auch mitnehmen, ist ja nicht so schwer …“

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    Ritter Avatar von Leyla
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    Leyla ist offline
    Nein, nein, nein!, dachte sie und konnte trotzdem nur teilnahmslos verfolgen, wie sich ihr Körper wie von selbst aus dem warmen Nass hievte und am Beckenrand sitzen blieb, sodass die Beine noch umspült wurden. Durch das vom Fackellicht ein wenig glitzernde Wasser versuchte sie ihren verletzten Fuß auszumachen, doch die Oberfläche fand einfach nicht zur Ruhe, weshalb sie es irgendwann aufgab und stattdessen erneut den runden Stein musterte, der etwa eine halbe Armlänge von ihr entfernt lag.
    „Ich verstehe es nicht“, murmelte Leyla in verzweifeltem Ton. „Ich meine … das ist ein Stein, oder nicht? Du kannst ihn nehmen, herumtragen, wahrscheinlich auch wieder ins Wasser oder irgendwo weit weg in ein tiefes Erdloch werfen und trotzdem bleibt es für dich ein Stein. Und ich?“ Erneut streckte sie ihre Hand danach aus, spielte kurz mit den Fingern in der Luft und ließ einen von ihnen schließlich herabsinken. „Ich berühre dieses … Ding ganz kurz und – AHH!“
    So schlimm, wie ihr der Stoß mitsamt nachfolgendem Aufschrei bereits durch die eigenen Glieder fuhr, musste das Echo in der Ferne nach grausamster Folter klingen. Momentelang spürte sie den Nachhall in ihren Ohren, wenngleich der Schmerz einmal mehr genau dann vorbei war, wenn der Kontakt zum Stein abriss. Thorwyn indes schwieg, machte jedoch für den Moment auch keine Anstalten, den Stein nochmals zu berühren. Ob er auch Respekt davor hatte, nachdem er ihren Schmerz unmittelbar verfolgen konnte?
    „Vielleicht ist er verflucht? Ein dunkler Zauber, der meine magische Kraft spüren kann. Oder ein Schutzzauber? Damit jemand Magiebegabtes sich dieses Was-auch-immer nicht zunutze machen kann?“ Ausgesprochen klangen diese Gedanken noch viel alberner als zuvor in ihrem Kopf. „Was wohl passiert, wenn du mich damit berührst?“ Leyla war sich selbst nicht sicher, ob sie es wirklich herausfinden wollte, eher ungewollt schob sie sämtliche Verantwortung über diese Entscheidung dem Geliebten zu.

  19. Homepage besuchen Beiträge anzeigen #19
    veni, vidi, iuvi  Avatar von Thorwyn
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    Thorwyn ist offline
    „Hm. Ob das so eine gute Idee ist?“, meinte Thorwyn zweifelnd.
    Inzwischen waren sie beide wieder aus dem Becken herausgeklettert und betrachteten eingehend den Stein, der zwischen ihnen lag. Wann immer Leyla ihn berührte, musste sie die Hand gleich darauf schmerzerfüllt zurückziehen, während der Jäger nichts davon spürte. Mit rechten Dingen ging das nicht zu, irgendwelche Magie musste da im Spiel sein – bloß, ob diese Magie im Stein selbst lag oder ob es etwas mit Leylas Magie zu tun hatte, war nicht klar.
    Und jetzt interessierte sie sich dafür, was passierte, wenn nicht er oder sie den Stein berührte, sondern er den Stein und damit sie. Besonders klug klang das nicht … allerdings auch nicht besonders gefährlich. Denn anscheinend klang der Schmerz jedes Mal schnell wieder ab, ohne irgendwelche Schäden zu hinterlassen. Wenn ihre Neugier ihr das wert war …
    Vorsichtig nahm Thorwyn noch einmal den Stein in die Hand, was keinen Effekt hervorrief, und berührte damit vorerst Leylas Haare. Nichts. Einer Eingebung folgend näherte er sich mit dem Ding dann ihrem verletzten Fuß, streifte ihn kurz und berührte ihn dann richtig, als die Heilerin nicht reagierte. Sie verzog bloß das Gesicht und gab an, irgendein komisches Gefühl zu haben, aber Schmerz – nein.
    „Komisch“, meinte der Jäger nach ein paar Augenblicken. „Aber das hilft uns jetzt auch nicht weiter. Nehmen wir den Stein einfach mit, dann kannst du ihn dir in Schwarzwasser ansehen. Wobei du wohl wirklich wirst fliegen müssen …“

  20. Beiträge anzeigen #20
    Ritter Avatar von Adson Muller
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    Adson Muller ist offline

    Irgendwo in den Tiefen der Berge

    Er stoppte, sein Kopf senkte sich nach unten und setzte schließlich auf dem steinigen Boden auf. Adson schnaufte und schluckte mit ausgedörrter Kehle. Wie lang war er wohl schon in diesem Gang? Er wusste es nicht genau. Definitiv zu lang, um wieder umzukehren. Er war schon jetzt mit seinen Kräften am Ende und viel weiter würde er nicht mehr kriechen können. Warum sollte er auch? Der schmale Gang wurde mal weiter, mal enger, mal niedriger, mal höher. Doch ein Ende war bisher nicht zu erahnen gewesen und es gab auch jetzt keine Anzeichen, dass er der Dunkelheit irgendwann entkommen würde. Einzig der stetige Luftzug gab ihm eine letzte Hoffnung und an diese Hoffnung klammerte sich der junge Mann. Der Weg unter die Stadt hatte schon Nazargs Leben gefordert, Adson würde sich der Dunkelheit nicht ergeben.

    Der junge Mann raffte sich auf und kroch langsam weiter. Seine Glieder waren schwer und schmerzten, sein Körper musste von Schrammen und kleinen Wunden übersäht sein und Hunger und Durst machten jeden Moment zur Qual. Aber Adson schleppte sich einfach immer weiter, Stück für Stück. Er würde sich der Dunkelheit nicht ergeben.

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