alibombali anlässlich seines 22. Geburtstages gewidmet. Dank deiner unvergleichlichen Wichtelgeschichte hast du dich bereits in meinem Langzeitgedächtnis eingebrannt. Bleib so, wie du bist!





Seilrolle, Eisenfesseln, Pfefferbeutel, das gammelnde Fleisch einer Stachelratte und Proviant. Zum bestimmt hundertsten Mal prüfte Franco jetzt ihren Reisebeutel, befand Buzz mürrisch. Der penible Sicherheitswahn seines Jagdkollegen ging ihm mittlerweile ordentlich auf den Sack. Ginge es nach Buzz, wären sie schon längst auf den Sohlen gewesen, das nötige Material konnte man schließlich auch auf der Route erwerben. Aber das Kommando lag ja bei dem erfahreneren der beiden, Franco. Insgeheim bewunderte Buzz die Routine und Gelassenheit des Kameraden, wenn dieser ohne jede körperliche Regung den Pfeil anlegte und dann auch noch direkt in die Stirn der Beute traf. Trotzdem wollte Buzz jetzt endlich aufbrechen, ehe das gute Wetter noch umschlug.

"Ey Franco, hast du dich in unser Zeug verliebt, oder können wir endlich lostigern? Bis du hier fertig bist, ist unser Ziel doch schon lange an Altersschwäche gestorben, Mann."

Unbeeindruckt ging Franco seiner Arbeit weiter nach und nuschelte irgendeine Begründung in seinen ungepflegten Bart. Buzz verstand nur die Worte "Sicherheit", "gefährlicher Gegner" und das Übliche eben.

"Bei allen Göttern, das ist doch lächerlich", unternahm Buzz einen zweiten Versuch, "Schreib die Sachen die drin sind auf ein Blatt Papier, dann musst du nicht ständig nachschauen."
"Eine hervorragende Idee", bestätigte Franco und erhob sich ächzend vom Boden, "Aber ich bin jetzt fertig. Wir können also aufbrechen."

Der Jäger schulterte die Tasche mit Leichtigkeit und reichte seinem jüngeren Kollegen einen gefüllten Wasserschlauch.
"Den trägst du. Haben wir noch etwas vergessen?"
"Fängt das schon wieder an?", frotzelte Buzz. "Jetzt schwing deinen fetten Arsch hoch und sorg dafür, dass wir unbehelligt aus der Stadt kommen!"
Wäre der junge Jäger ein einfacher Bürger oder überhaupt ein wildfremder Mann gewesen, hätte Franco nicht gezögert, ihn für seine Unverfrorenheit krankenhausreif zu prügeln. Doch hier unter sich ging so ein Ton in Ordnung, zumal sie nun mittlerweile acht Jahre Partner waren. Und während dieser Zeit hatte Buzz gelernt, dass die Stillsten nicht immer die Sanftmütigsten waren. Wer hatte sich dieses schwachsinnige Klischee überhaupt ausgedacht? Einmal, in der Hafenkneipe, da hatte ein sternhagelvoller Spieler Franco mit nicht-existierenden Anlagen ausgezahlt, nachdem er im Kartenspiel sang-und klanglos untergegangen war. Als der Gewinner jedoch herausfand, dass man ihn geleimt hatte, fand man am nächsten Tag den misshandelten Körper eines Mannes, der dem Spieler verdächtig ähnlich aussah, in einer Kiste im Lagerhaus. Seitdem hatten die zwei Jäger nie mehr über den Vorfall gesprochen.

Nun verließen sie ihre gemeinsame Hütte und folgten der gepflasterten Straße, die zum östlichen Stadttor führte. Die Wachposten dort waren gute Bekannte von ihnen, die sie normalerweise immer ungehindert passieren ließen. Als Gegenleistung mussten Franco und Buzz dafür bereitwillig ihre Beute mit den Wächtern teilen, vorzugsweise gebratenes Fleisch, denn bei den Trophäen, wie Fellen oder Zähnen könnte manch ein gesetzestreuer Händler misstrauisch werden, woher die Sachen stammten. Seit dem Eintreffen des Inquisitors Mendoza auf der Insel, hatten die Weißen die Stadt übernommen und ein striktes Ausgehverbot über die Bürger verhängt, einschließlich der Stadtwachen.

"Hey, Buzz, Franco, wo solls denn hingehen?", hielt der linke Posten sie freundlich auf.
"Na, zur Vulkanfestung, uns rekrutieren lassen", witzelte der jüngere der Jäger.
"Jaja, das sagt ihr jetzt zum unzähligsten Mal. Aber da wir eure ehrlichen Absichten immer wieder erkennen, dürft ihr passieren."
Alle lachten verschwörerisch. Auf die guten alten Bekannten war eben Verlass. Lautlos schlichen sich die Jäger durch das Tor und gaben dann ein Zeichen, dass sie drüben waren.
"Und vergesst das Fleisch nicht", raunte die andere Torwache ihnen beim Verschwinden in die Nacht hinterher, "Unser Kumpel Luther hatte gestern Geburtstag, das wollen wir noch gebührend nachfeiern."

"Wer weiß, ob wir überhaupt was zu feiern haben, wenn die Sache schief läuft", dachte Buzz sich, während ihm ein frostiger Schauer über den Rücken lief und die Kameraden mit der Dunkelheit verschmolzen.