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Einsendungen/Regeln - Geschichtenwettbewerb 2014

  1. #1
    FanPage: Sacred Legends  Avatar von Golden Girl
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    Sonnenwind - Ancaria ❤️
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    Spoiler:(zum lesen bitte Text markieren)
    Regeln zur Teilnahme:
    Wichtig! Bitte lesen

    • Die Kurzgeschichte muss in Rivellon spielen, es dürfen keine eigenen Welten oder Städte erfunden werden.
    • Die Geschichte sollte eine Kurzgeschichte sein und die Schriftgröße 12 umfassen.
    • Das Erfinden neuer Charaktere ist erlaubt, sofern diese nicht zu Lore fremd sind, das bedeutet keine übermächtigen Titanen oder Ähnliches.
    • Auch die Namen der Charaktere sollten dem mittelalterlichen Fantasy-Setting von Divinity angemessen sein.
    • Die Zeitform ist jedem selbst überlassen, ihr könnt also in der Gegenwart oder der Vergangenheit schreiben. (Kleiner Tipp: Das Schreiben im Futur ist bei Kurzgeschichten nicht üblich.)
    • Die Geschichte braucht eine Überschrift, damit sie nachher in der Abstimmung deutlich von den Anderen zu unterscheiden ist.
    • Die Kurzgeschichte muss als .txt, .pdf, .doc, .docx, .odt, .rtf Format an GoldenGirl per PN gesendet werden.
    • Zum Uploaden bitten den WoP-Upload benutzen. Man kann die Geschichte jedoch auch direkt als PN senden, dazu müsst ihr nur die Geschichte in ein Zitat-Feld packen.
    Die Zeit zum Schreiben der Geschichte beträgt vier Wochen bis zum 11. März 2014
    Abstimmung
    Wichtig! Bitte lesen


    • Die Abstimmung über die Gewinner wird am Ende der Einsendefrist als öffentliche Umfrage für User freigeschaltet werden.
    • Die Abstimmung erfolgt anonym, die Namen der Autoren der Geschichten werden erst nach Auswertung der Abstimmung bekanntgegeben.
    • Wer an dem Wettbewerb teilgenommen hat, darf nicht für sich selbst stimmen. Das Stimmen für einen Anderen ist jedoch erlaubt.
    • Es dürfen nur die Erstaccounts eines Users mitvoten. Zweitaccounts werden beim Voting nicht zugelassen und somit werden diese Stimmabgaben bei der Auszählung nicht mit gewertet.
    • Voten dürfen nur User die länger als 1 Monat angemeldet sind und mindestens 10 Beiträge aufweisen.
    • Die Abstimmungsdauer beträgt eine Woche
    Preise

    1. Platz
    Ein spezieller "Sternchen" Rang. Noch nie dagewesen und einmalig.
    Die Spielkartenfarben Kreuz, Herz, Pik und Karo.

    [Bild: KPHK1.png]

    Dieser gilt für 6 Monate.


    2. Platz
    Frei wählbarer Sonderrangtitel.
    Dieser gilt für 3 Monate.


    3. Platz
    Frei wählbarer Sonderrangtitel.
    Dieser gilt für 1 Monat.


    Einsendeschluß ist Dienstag, der 11. März 2014, 23:59 Uhr


    So, eine Geschichte ist eingegangen. Somit gibt es auch keine Abstimmung und Lonan erhält den "Sternchen-Sonderrang".

    1. Platz
    Ein spezieller "Sternchen" Rang. Noch nie dagewesen und einmalig.
    Die Spielkartenfarben Kreuz, Herz, Pik und Karo.

    [Bild: KPHK1.png]

    Dieser gilt für 6 Monate.
    Golden Girl ist offline Geändert von Golden Girl (12.03.2014 um 13:04 Uhr)

  2. #2
    FanPage: Sacred Legends  Avatar von Golden Girl
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    Die Geschichte von Lonan


    Divinity: Kellerratten

    Mein Vater ist an der ganzen Misere schuld.
    Schon als kleiner Junge hat er mir mit Geschichten von seinen Heldentaten als Coran der Cewaltige (der Schreibfehler war gewollt. Zumindest hoffe ich das) den Mund wässrig gemacht und in mir den Wunsch geweckt eines Tages in seine Fußstapfen zu treten, während mein großer Bruder ruhig den langweiligen Gasthof übernehmen konnte.
    Im Nachhinein bin ich sicher, dass der Mistkerl das mit Absicht gemacht hat.
    Nun ja, auf jeden Fall wollte ich ein Held werden und die billigste Möglichkeit stellte der Beitritt in den Orden der Paladine des Göttlichen dar, da eine anständige Ausbildung und hochwertige Ausrüstung viel Geld kostete, wenn man mehr als das erste Abenteuer überleben wollte.
    Die Paladine konnten mir beides, Ausbildung und Ausrüstung, bieten. Sie waren aber auch dafür bekannt die frisch Ausgebildeten Knappen nur zu gerne gegen die Zirkel des Schwarzen Rings ins Feld zu schicken, sobald man das Schwert richtig halten konnte. Doch das interessierte mich wenig, dachte ich doch dass ich das Talent besäße, alles mit heiler Haut zu überstehen und eines Tages zur rechten Hand des Göttlichen aufzusteigen.
    Ich war ein arroganter, kleiner Scheißer, das gebe ich zu.
    „Hmm, Weißwein oder Rotwein? Was meinst du dazu, Mensch?“, ertönt es neben mir. Ich drehe den Kopf nict zur Seite sondern starre lieber weiterhin den gedeckten Tisch an.
    „Rotwein.“
    „Rotwein? Ganz sicher?“
    „Nun, Weißwein passt eher zu Fisch und leichten Gerichten. Ich möchte ja jetzt nicht unbescheiden sein, aber ich glaube schon dass ich einiges an Eigengewicht mitbringe und ich bin mehr Fleisch als Fisch. Außerdem schau dir doch die Servietten an.“
    „Jetzt wo du es sagst … ja gut, dann nehmen wir den Rotwein! Dankeschön.“
    „Bitte bitte.“
    Wo war ich stehengeblieben? Ach ja, die Ausbildung. Eine langweilige Angelegenheit, die aus exzerzieren und auswendig lernen bestand. Letzteres beinhaltete nicht nur Zaubersprüche, sondern auch Medizin, Mathematik, Geschichte, Geographie, Fremdsprachen (ich sprach nach einiger Zeit fließend Goblin mit vier Dialekten) und tausend andere Sachen, welche die Paladine nicht nur zu Schlagetods sondern zu mehr machten. Zu was genau, weiß nur der Göttliche und wer waren wir schon den Willen des fleischgewordenen Guten infrage zu stellen?
    Unser Jahrgang hatte auf jeden Fall das Glück der ruhigste von allen zu sein.
    Vier Jahre Frieden ohne Invasionen, größere Aktivitäten des Schwarzen Ringes, Konflikten mit diesen Nerven aufreibenden Drachentötern oder maraodierenden Drachenrittern. Dafür haben wir diese Luschen vom neuen Orden aus Flussheim bei den Manövern immer gehörig den Arsch versohlt, haha!
    Irgendwann kam dann der Abschluss, man weihte mich als Paladin des Göttlichen, ich schwor die wunderbare Welt von Rivellon gegen die Horden des Verdammten und allen bösen Kreaturen zu verteidigen, die Schwachen zu beschützen, die unverheirateten Jungfrauen nicht anzufassen, immer meine Steuern zu bezahlen blablabla.
    Kurz gesagt, jetzt konnte der Spaß richtig losgehen und ich war bereit die Welt zu retten.
    Hätte ich doch lieber den Posten als Verwaltungsbeamter beim Schatzamt der Paladine angenommen.
    „Soll die Soße mehr oder weniger würzig sein?“
    „Was genau bedeutet 'mehr oder weniger würzig'?“
    „Na entweder tunken wir die Soße in Salz und Pfeffer oder wir lassen es und hoffen dass es auch so schmeckt.“
    „Packt besser einiges an Pfeffer für den Geschmack drauf. Und vielleicht noch etwas Lorbeer.“
    „Hmm, wir schauen mal.“
    Reizender Zeitgenosse, wirklich. Na ja, bringen wir die Geschichte zu einem Abschluss. Ich zog also los, bereit für die Menschheit zu kämpfen und mein Weg führte mich in die Taverne Zum großen Abenteuer. Anmaßender konnte ein Name wohl kaum sein, aber die Tochter des Wirts fiel mir mitsamt ihren großen Ausschnitt ins Auge, also kehrte ich hier ein, speiste und trank gar wunderbar und die Welt war in Ordnung.
    Ich hatte auch selber Schuld, dass ich die Ordensregel Nummer eins vergaß: Traue niemals den Frieden und glaube zu keiner Sekunde, dass das Leben schön sein wird.
    Kurz darauf trat der Wirt an mich heran, jammerte und fluchte und suchte mit wedelnden Händen einen Helden, den er großzügig belohnen konnte. Denn ach und weh, im Keller saßen Ratten.
    Große Ratten.
    Als echter Held sprang ich also auf, vor allem da ich hoffte mir so einen Weg in das Bett seiner Tochter zu bauen, und erklärte mit großen Worte, dass ich ihn von der Rattenplage befreien würde.
    Sprach's und stieg in den dunklen Keller hinab, grinsend wie der Vollidiot, der ich ja auch war.
    Dann zeigten sich die Ratten.
    Sie waren in Lederrüstungen aus grauen Fell gehüllt, hatten nur ein Auge, spitze Hinterköpfe, trugen Bögen, scharfe Äxte und Knüppel mit sich und sprachen Goblin mit einem nördlichen Akzent.
    Selbstverständlich hatten sie auch noch einen Betrachter dabei.
    Jetzt habe ich eine Menge Fehler, aber nie hat mir je jemand vorgeworfen dumm zu sein, sieht man von der abgeschlagenen Stelle als Verwaltungsbeamter einmal ab.
    Also gab ich auf, ohne wenn und aber.
    Die Goblins, welche sich aus einem Stamm Deserteure einer der vielen Armeen des Verdammten zusammenstellten und durch Tunneln in der Unterwelt bis hierher geflohen waren, fesselten mich. Dann deckten sie den hier stehenden Tisch und machten sich innerlich dafür bereit sich an mir gültlich zu tun, ehe sie dann gestärkt die Leiter nach oben rennen und die Oberwelt für sich beanspruchen würden. Unschuldige Leben stehen also auf den Spiel und deswegen bitte ich dich, oh Göttlicher, hilf mir, wo auch immer du auch sein magst, damit ich meiner Pflicht als Paladin nachkommen kann.
    Übrigens auch bitte ohne zu sterben, wenn das möglich ist, danke schön.
    Ich schwöre, ich werde auch öfter an den Gottesdiensten zu deinen Ehren teilzunehmen und werde von den Frauen ablassen.
    Für ein Jahr.
    Nein.
    Ein halbes.
    NEIN!
    Drei Monate.
    Ja, drei … ZWEI Monate werde ich von den Frauen ablassen!
    Ich bin schließlich auch nur ein Mann.
    Ich bewege mich etwas hin und her, besser gesagt ich versuche es, doch die Fesseln, die mich an den Balken binden, sind zu fest und schneiden sich nur umso mehr in meine Handgelenke.
    Da dies nichts bringt, sperre ich stattdessen die Ohren auf und wieder einmal hat es etwas gebracht, dass ich während des Fremdsprachenunterrichts aufgepasst habe. Denn zwei meiner goblinoiden Häscher beweisen, dass auch sie sich nicht großartig von uns Menschen unterscheiden.
    Soll heißen, sie jammern.
    „Müssen wir ihn wirklich essen?“, beginnt der erste.
    „Es ist halt Tradition, Gublug“, erwidert der andere Goblin, Gabrag genannt. Er war es übrigens auch der mich nach der Würze der Soße und dem Wein befragte.
    „Ach was Tradition, wir fressen sie, weil der Häuptling es so will! Unter seinem Vater wäre das nie passiert, da hätten wir ihm die Kehle durchgeschnitten und das wärs gewesen. Ich meine, du hast doch gesehen wie das Fleisch von denen ist. So eine minderwärtige Qualität, dass selbst die zäheste Sau eine wahre Delikatesse ist.“
    „Ich weiß, ich weiß. Mich stört ja eher, dass wir schon wieder Leute abmurksen müssen. Ich meine, wir haben das Heer doch verlassen, weil wir nicht mehr für Sligar den Schlächter die Mörder machen wollen. Jetzt sind wir schon woanders und was ist das Erste was wir tun? Menschen töten. Bei solchen Aussichten hätten wir auch bei der Armee bleiben können, da hatten wir wenigstens Leute zum reden. Nichts gegen dich, aber ich lerne schon gerne neue Leute kennen und würde auch mal gerne wieder Rezepte mit jemanden tauschen.“
    „Ich weiß was du meinst.“
    Sie seufzen und mir kommt eine Idee.
    Ordensregel Nummer zwei: Nutze jede Situation zu deinen Gunsten aus.
    „Warum rebelliert ihr nicht gegen den Häuptling?“, frage ich so unschuldig wie möglich.
    „Weil das gegen die Tradition verstoßen würde“, erwidert Gabrag moralisch entrüstet.
    „Außerdem ist er größer als jeder von uns“, schließt Gublug pragmatisch ab.
    Ich nicke verstehend.
    „Verständlich, verständlich. Nicht dass ich euch zu etwas anstiften möchte, aber ich finde den Gedanken schon interessant, dass der Stamm sich in eine ganz andere Richtung entwickeln könnte, wenn ein Fremder, ich, sich losreißt und plötzlich überraschend auf euren Häuptling stürzt, während der loyale Rest von euch zu überrascht ist, um groß dagegen etwas zu unternehmen können.“
    Die beiden Goblins schauen sich kurz an, dann mich, dann wieder sich. Kurz darauf nicken sie.
    „Ja, das wäre schon tragisch“, sagt Gublug.
    „Eine Katastrophe“, stimmt Gabrag zu.
    „Nicht auszudenken“, bestätige ich beflissentlich.
    „Schrecklich“, fügt Gabrag noch bei.
    „Skandalös“, schließt Gublug ab.
    „Aber zum Glück wird das ja nie passieren, nicht wahr?“
    Wir lachen zusammen kurz auf, dann wenden sich die beiden Goblins von mir ab und gehen zu ihren Stammesgenossen. Jetzt bleibt nur noch abwarten und auf das Beste zu hoffen.
    Derweil entfachen sie das Feuer, klatschen in die Hände und beginnen alte Gesänge zu rezitieren, die existieren seitdem sie denken können und die Sieben Götter gemeinsam mit den unzähligen anderen Wesenheiten des Kosmos das Universum und die Welt Rivellon schufen. Und während sie das Feuer weiter schüren und mir der Geruch der Vorsuppe in die Nüstern dringt, sinniere ich über meinen bisherigen Lebensweg nach.
    Hätte ich mich anders entschieden, wenn mein Vater nicht mit seinen Geschichten angefangen hätte? War es wirklich seine Schuld, dass es mich danach gelüstete Schwerter zu schwingen, Verliesse zu plündern und in strahlender Rüstung Eindruck auf die Frauen zu machen?
    Wenn ich ehrlich bin, wohl eher nicht.
    Ich glaube, ich hätte es trotzdem versucht und sei es auch nur, weil ich die Arbeit auf den Feldern hasste und ich meinen Bruder insofern noch genug mochte, dass ich ihn wegen der Erbschaft nicht umbringen wollte. Nein, ich bin wirklich kein guter Mensch, nicht einmal nach meinen eigenen geringen Standarts und es ist schon verwunderlich, dass ich die Prüfung zu einem der strahlendsten Streiter Rivellons bestanden habe.
    Fürwahr Göttlicher, deine Wege sind wahrlich unergründlich.
    Einer der Goblins, Gabrag, kommt zurück, in der rechten ein Schwert.
    Mein Schwert.
    Damit löst er die Fesseln und natürlich hat vergisst er einen Assistenten mit sich zu führen, der mir ein zweites Seil umbinden könnte. Dummer Goblin, er sollte doch wissen wie Abenteurer reagieren wenn man ihnen die Chance zur Flucht gibt. Ich „reiße“ mich jedenfalls los und nach einem „harten“ Kampf nehme ich dem Goblin mein Schwert und brülle meine Herausforderung in den Raum.
    „Oh nein, der Mensch ist los!“, ruft Gabrag.
    Er könnte sich etwas mehr anstrengen, wenn man mich fragt.
    „Oh je, oh je, was sollen wir bloß machen? Wir sind vor Schreck erstarrt!“, ruft seinerseits Gublug und beweist, dass auch an ihm kein Schauspieler verloren gegangen ist. Die anderen Goblins summen mehr denn dass sie schreien unison ein halblautes „Aaah!“, während sie sich alle dicht an die umstehenden Wände des Weinkellers drängen. Der Betrachter des Stammes schenkt derweil den Geschehnissen keine Aufmerksamkeit und schnarcht laut vor sich hin. Das wütende Gebrüll der Kreatur, die nun auf mich zurennt, übertönt ihn von der Lautstärke her bei weitem um Längen.
    Der Anführer der Goblins ist nach goblinschen Verhältnissen schon eine abscheuliche Missgeburt.
    Zwei Augen, lange, blonde, viel zu gut gepflegte Haare, drei Meter Größe, ein durch trainierter Oberkörper und ein stark ausgeprägter Unterkiefer mit markanten Kinn zeichnen ihn aus.
    Wer würde so einen eitlen Schönling schon haben wollen?
    Vor allem wenn man beim essen ständig dabei zusehen müsste, wie er seine Nahrung mit den Zähnen zerkaut.
    Nein, ich tue der Welt schon einen Gefallen indem ich diesen Bösewicht aus ihr tilge.
    Fragt sich nur, wie ich das machen soll.
    Wenn ich ihm zum fairen Kampf herausfordere stampft er mich in Grund und Boden und außerdem wäre es reichlich entwürdigend ihn mit den Augen nur auf die … ah!
    Regel Nummer drei: Wenn die Regeln dir zum Nachteil gereichen, brich sie!
    Der Anführer der Goblins schreit und brüllt, Schaum tropft ihn aus seinem Mund, seine beiden gewaltigen Augen scheinen die Dunkelheit mit ihrer Mordgier zu erhellen und mit seinen langen Armen schwingt er seine gewaltige Axt hin und her, hin und her, bis er nur noch wenige Meter von mir entfernt ist und sie mit großen Schwung diagonal auf mich zusausen lässt, um mich von der Hüfte an zu spalten. Meine Reflexe retten mich.
    Ich lasse mich fallen, die Klinge zischt über mich hinweg, nimmt einen Teil meines Schopfes mit.
    Der Häuptling brüllt vor Wut.
    Ich gehe in die Knie, nur um dann wieder hoch zu schellen, mit aller Kraft zu stechend.
    Ich treffe ihn genau in die Lendengegend, bohre die Klinge tief in sie rein, bis das Heft fast in ihr versinkt. Es ist eine blutige Angelegenheit, aber das Geschrei des Goblinhäuptlings ist es wert. Er schreit lauter und schlimmer als all Monster dieser Welt, vielleicht sogar schmerzerfüllter, als dem Verdammten das letzte Härchen seiner einstmals prächtigen Frisur ausgefallen war, intensiver als das Chaos es getan haben musste, als aus ihm die Götter geboren wurden. Ich achte nicht groß darauf und schaue mich stattdessen nach der Axt des großen Häuptlings um, während um mich herum alle anderen Goblins nur scharf zischend die Luft einziehen, so als wären sie es gewesen, die gerade unheldenhaft verwundet worden waren. Als ich die Axt finde, brauche ich zwei Versuche um sie anzuheben und stolpere etwas hin und her, da ich ihr Gewicht nicht ganz auszubalancieren vermag. Der Goblinhäuptling schreit weiterhin wie am Spieß, aber es ist sein Glück, dass ich ihn gleich mit dem ersten Hieb enthaupte.
    Kurz darauf ist es still und Ernsthaftigkeit erfüllt die Luft, während ich meine treue Klinge wie das Schwert aus dem Stein aus den Lenden des Toten ziehe.
    Ich ziehe ein grimmiges Gesicht, während ich auf die Antwort der Goblins warte.
    Keiner von ihnen sagt etwas. Sicher, sie könnten mich immer noch mit Leichtigkeit überwältigen und tun und lassen was sie wollen, vor allem jetzt wo ich sie ihres ungeliebten Anführers beraubt habe. Aber sie sind bei weitem nicht so dumm, wie es der Volksmund einen immer Glauben machen möchte und so überlegen sie, diskutieren dabei flüsternd alle Möglichkeiten, behalten mich dabei alle scharf im Auge. Alles bis auf dem Betrachter, der immer noch laut vor sich hin schnarcht.
    Endlich richtet einer von ihnen wieder das Wort an mich.
    Es ist Gabrag.
    „Du hast unseren Häuptling getötet, Mensch.“
    „Ja.“
    Ich lasse keine Bemerkung darüber fallen, wer mir dabei geholfen hat. Das wäre unhöflich und würde nur den Gesichtsverlust beider Seiten bedeuten und die Goblins nur unnötig reizen.
    Gabrag fährt fort.
    „Und was nun?“
    „Tja. Gute Frage. Ich kann noch eine Weile weitermachen, aber ehrlich gesagt ist mir nicht wirklich danach. Aber das kann ich nicht entscheiden, sondern nur der Häuptling. Bist du der Häuptling?“
    Zustimmendes Gebrummel aller Umstehenden. Damit ist die Wahl innerhalb eines Herzschlags beschlossene Sache. Im Gegensatz zu den Menschen mit ihren Intrigen und politischen Winkelzügen sind Goblins diesbezüglich einfach gestrickt. Gabrag tut derweil so, als ob er lange überlegen müsst, um die Form zu wahren.
    Dann verkündet er allen seine Entscheidung.
    „Wir folgen dir an die Oberfläche, Mensch. In Frieden. Von heute an wollen wir nicht mehr kämpfen, es sei denn ums uns vor denen die uns übel wollen und den Horden des Schwarzen Ringes zu verteidigen!“
    Jubelgeschrei hallt an den Wänden wider, welches sogar den Betrachter nun endlich aufweckt, der zunächst flucht, aber dann sich sogleich auf mich stürzen will. Zum Glück können ihn die anderen Goblins zurückhalten und ruhig stellen, nachdem sie ihn mit etwas Bier aus den privaten Vorräten des Wirtes beruhigt abgefüllt haben. So steigen wir also die Treppe des Kellers zur Oberfläche hinauf.
    Der voller Angst flüchtende Wirt kehrt erst nach Sonnenuntergang mit seiner nicht minder schnell laufenden Tochter zurück, was mir genug Zeit gibt mich und meine Rüstung zu säubern. Die Verhandlungen bezüglich anstehenden Schadenersatzes lassen sich schnell beenden, da die Goblins eine Schatztruhe mit sich führen, von der ein Bruchteil des Inhalts ausreicht, um die beiden für die nächsten drei Monate zu versorgen. Die Goblins selbst beginnen einen verlassenen Weiler wieder aufzubauen und mit Hilfe der Bevölkerung der umliegenden Ortschaften zu beackern. Auch hier hilft, dass sie die Wertgegenstände in der Schatztruhe so bereitwillig mit allen anderen teilen.
    Ich erhalte ebenfalls ein passendes Dankesgeschenk und mache mich schon bald auf den Weg.
    Frag mich nicht wohin, oh Göttlicher.
    Natürlich verabschiede ich mich noch angemessen von der Tochter des Wirts und ich bin mir sicher, dass ich diesen Abschied nie vergessen werde.
    Und während vor mir die Sonne des nächsten Tages aufgeht, frage ich mich, ob sich aus dieser kleinen Episode irgendwelche tieferen Lehren ziehen lassen. Also mehr als die, die besagt dass man seine Schwachstellen immer doppelt und dreifach mit Stahl schützen sollte.
    Hmm.
    Nein, ich glaube nicht. Ich bin am Leben, mir geht es gut, diesmal hatte ich Glück und schon morgen könnte alles ganz anders ausgehen.
    Aber heute geht es mir gut und das ist alles was zählt.
    Ich glaube ich werde diesen Schreibtischposten annehmen.
    Irgendwann.
    Bis dahin genieße ich das Abenteurerleben und bleibe mal gespannt wohin mich dein unmerkliches Handeln sonst noch hinführen wird, größter aller Helden Rivellons,
    Ich bin auf jeden Fall gespannt.
    Golden Girl ist offline

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