In letzter Zeit hat meine Brettspielfrequenz relativ krass zugenommen, was einerseits daran liegt, dass ich einen regelmäßig zweiwöchigen Brettspielabend in der Gegend entdeckt habe und seit ein paar Wochen eine regelmäßige Mittwochsgruppe am Laufen habe. Seitdem habe ich mich etwas intensiver mit der Frage beschäftigt, was Strategie in Brettspielen überhaupt ist, ob das existiert und wenn ja, wie die Sache aussieht. Und ehrlich gesagt bin ich ein wenig... Ahnungslos. Ich meine, ja klar, man arbeitet langfristig bei quasi jedem Spiel auf etwas hin. Seien es Siegpunkte, wichtige Gebiete oder was auch immer den Spielfluss und vor allem das Ende des Spiels einläutet. Wenn ich an "Kyklades" denke, dann denke ich, dass mein Ziel darin liegt, zwei Metropolen zu bauen, weil... yeah, dann hab ich gewonnen. Aber das kann ja wohl schwerlich meine Strategie sein, weil das eh jeder tut und ganz einfach gesunder Menschenverstand ist. Wenn ich so über den Begriff "Strategie" nachdenke, dann will mir irgendwie kein Brettspiel, mit Ausnahme vielleicht von irgend welchen Multiplayer-Solitaire-Titeln, einfallen, auf den er sich anwenden lässt. Als eine Strategie würde ich eine feste Idee bezeichnen, wie ich mein Ziel erreiche. Ich könnte beispielsweise sagen "Meine Strategie für 'Kyklades' ist, jede Runde Athena zu wählen und mir zwei Philosophen besorgen, um nach vier Runden zwei Metropolen zu haben". Das wäre dumm und würde nie im Leben funktionieren, aber ich meine es jetzt mehr oder weniger beispielhaft. Aber so spiele ich nicht und mir fällt auch kein Mensch ein, der so spielen würde oder damit Erfolg haben könnte. Prinzipiell sind wir doch bei jedem Spiel den Gegebenheiten unterworfen. Wir sind - in einem gewissen Rahmen - "Sklaven" der Möglichkeiten, die uns das Regelsystem bietet, und wir haben keine Chance, einer "Strategie" zu folgen, wenn uns die Möglichkeiten nicht gegeben sind, oder? Wenn eine Aktion essentiell für meine "Strategie" ist, ich diese Aktion aber nicht ausführen kann, was mache ich dann? Verzweifeln? Oder mich der Situation anpassen? Prinzipiell ist es doch quasi immer nötig, flexibel auf die Gegebenheiten zu riskieren, "on the fly" neue Pläne zu fassen und eine "Strategie" aufzugeben, wenn es in jedem gegebenen Augenblick eine bessere Möglichkeit gäbe. Taktieren. Chancen wahrnehmen. Situationen ausnutzen. Clever auf Probleme reagieren, anstatt sich an einer Idee festzubeißen, die vielleicht gar nicht funktioniert. Aber was ist das? Ist das Taktik? Ist das Strategie? Ist das Wortklauberei? Wie würdet ihr diese Begriffe deffinieren? Fallen euch Spiele ein, auf die die eine oder andere Bezeichnung besser zutrifft? Was ist tatsächlich "Strategie" in einem Brettspiel? Fragen über Fragen. Was fällt euch dazu ein?