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Kaufberatung Teleskop
Hallo! Ich habe mir gedacht, einen Thread aufzumachen, in dem ihr euch über Teleskope informieren könnt.
Noch vor einem Monat hatte ich selbst absolut keinen blassen Schimmer von dieser Materie, wollte aber schon immer ein eigenes Teleskop haben. Nun aber entschloss ich mich endlich, eines zu kaufen und habe mich daher zuvor sorgfältig eingelesen. Damit nicht jeder diesen Aufwand betreiben muss, schreibe ich hier ganz kurz, was ihr wissen müsst.
Meine Meinung ist, dass jeder, der neu in das Hobby einsteigen möchte, gleich vernünftig loslegen sollte, anstatt sein Geld für ein billiges Kaufhaus-Teleskop zu verschwenden. Denn zu oft ist man sich überhaupt nicht im Klaren, was man denn erwarten darf. Oft gibt man einige Hundert Euro für ein Teleskop aus und stellt sich dann vor, dass die Planeten damit schön groß vor einem im Raum schweben werden. Bis man dann merkt, dass dem nicht so ist und schließlich sofort wieder das Interesse an dem Hobby verliert. Wer glaubt, schöne bunte Bilder zu sehen, sollte schnell wieder von dem Gedanken abkommen. Solche Aufnahmen, wie man sie im Internet findet, kommen entweder von der NASA oder wurden mit Kameras über längere Belichtungszeiten gemacht.
Dennoch gibt es dort oben eine Menge zu bestaunen und damit das so ist, sollte man gleich groß anfangen und auch etwas tiefer in die Tasche greifen. Denn bevor man 500 Euro in ein Teleskop steckt und enttäuscht wird, hätte man doch besser das Doppelte investiert - dann macht das Hobby auch Spaß! Und darum geht es ja!
Hier erkläre ich euch nur das Wichtigste, was ihr wissen müsst:
Teleskop
Es gibt natürlich viele unterschiedliche Arten von Teleskopen, doch für den vernünftigen Einstieg empfehle ich ein sogenanntes "Dobson-Teleskop".
Hier bekommt man eine größtmögliche Öffnung zum günstigen Preis. Die Öffnung beschreibt den Durchmesser des Teleskops und somit auch die Größe des darin verbauten Spiegels, der das Licht einfängt. Je größer die Öffnung, desto mehr Licht kann gesammelt werden. Das heißt, dass selbst extrem lichtschwache Objekte, die mit dem bloßen Auge schon längst nicht mehr gesehen werden, mit dem Teleskop sichtbar sind. Hinzu kommt, dass man gleichzeitig auch höher vergrößern kann, ohne dass das Objekt an Details verliert. Ich empfehle daher mindestens mit einer Öffnung von 8" (200mm) einzusteigen. Wer noch mehr will, sollte zu 10" (250mm) oder 12" (300mm) greifen. Es gibt preiswertere Geräte aus China und Taiwan, doch diese sind keineswegs schlecht. Über diese Geräte habe ich bisher nur Gutes gelesen. Es gibt natürlich auch europäische oder amerikanische Hersteller, die aber viel teurer sind und nicht unbedingt besser. Der Hersteller "GSO" aus Taiwan verbaut z.B. hochwertige Verspiegelung, die nicht aus herkömmlichem Fensterglas besteht, sondern aus sehr reinem BK-7 und deshalb eine Spiegelleistung von 94% aufweist gegenüber vergleichbaren Herstellern mit 88-90%. Lasst euch also hier nicht von "Made in China" verwirren, denn in diesem Fall stellen die wirklich hochwertige Geräte her. Bereits ab 350 Euro bekommt man solch ein Teleskop in 8". Bis 800 Euro hat man den perfekten 12-Zöller in Deluxe-Ausstattung.
Dobson-Teleskop der Marke "GSO":
[Bild: GS980.jpg]
Teleskope im Größenvergleich:
[Bild: scope_vglnew09.jpg]
8" = 200/1200
10" = 250/1250
12" = 300/1500
Okulare
Hier gilt, nicht am Zubehör sparen, denn jedes Teleskop ist auch nur so gut wie sein schlechtestes Teil. Denn was bringt einem ein großes Teleskop, wenn man nicht alles aus ihm herausholen kann? Daher sind hochwertige Okulare dringend zu empfehlen! Ein Okular ist quasi das Objektiv, durch das man schaut. Beim Kauf eines Teleskops sind oft Inklusive-Okulare dabei, jedoch sind die meist eher schlecht. Ich rate daher jedem beim Kauf nachzufragen, ob diese angerechnet werden können und stattdessen sollte man sich wirklich vernünftige Okulare kaufen. Die kosten zwar einiges, aber nur dann werdet ihr über das staunen, was ihr sehen werdet. Okulare unterscheiden sich im Gesichtsfeld (sGF), in der Schärfe und im Kontrast. Standard-Okulare verfügen über ein eher enges Gesichtsfeld von ca. 55° (Plössl) oder 68° (Erfle), der typische Tunnelblick. Man muss sich das so vorstellen, als ob man durch eine Rolle Klopapier schaut. Erst ab 82° sGF fällt der Tunnelblick kaum mehr auf, weshalb man mit solchen Okularen schon recht gut bedient ist. Neben dem Vorteil, dass man einfach viel mehr sieht, muss man das Teleskop auch nicht mehr so häufig "nachschubsen", da ein Objekt länger benötigt, um aus dem sichtbaren Bereich zu wandern. Hier empfehle ich die Okulare vom Typ "Nagler" des Herstellers "TeleVue". Diese haben eine sehr hohe Randschärfe über das gesamte Bild, sodass Sterne schön rund erscheinen und nicht oval. Das absolute High-End bei Astrofans sind die Okulare vom Typ "Ethos" (Nachfolger von Nagler) mit 100° und 110° sGF. Diese sind jedoch doppelt so teuer wie Nagler und haben dafür einen Nachteil: Es macht süchtig, mit ihnen den Himmel zu beobachten!
Ob die günstigeren Nagler oder doch die teureren Ethos, das muss jeder für sich selbst entscheiden. Jedenfalls ist man bereits mit den Naglern bestens bedient. Um besser zu verstehen, wieso es Sinn macht, hier mehr in die Tasche zu greifen, zeigt folgendes Bild. Hier sieht man ein 13mm TeleVue Ethos (links) verglichen mit einem herkömmlichen 26mm Plössl (rechts).
[Bild: EthosDoubleCluster.jpg]
Wie man auf dem Bild sieht, ist das sichtbare Feld des teuren Ethos erheblich größer und auch der Kontrast und die Schärfe ist besser. Ein vernünftiges Okular ist also beinahe noch wichtiger als das Teleskop selbst. Das 13mm Ethos zeigt den selben Bild-Inhalt wie ein 26mm Plössl, welches eine doppelt so lange Brennweite hat. Nur alles ist viel größer. Jetzt stellt euch mal das derzeit größte Ethos vor in 21mm!
Ein Ethos-Okular kostet zwischen 550 und 750 Euro und ein Nagler zwischen 260 und 560 Euro.
Man braucht jedoch mehr als nur ein Okular. Denn die Brennweite ist entscheidend für welche Objekte sie eingesetzt werden können. Je niedriger die Brennweite, umso höher die Vergrößerung, aber umso weniger hat man im Blickfeld. Je länger die Brennweite, umso geringer die Vergrößerung, aber umso mehr hat man im Blickfeld. Für Mond und Planeten braucht ihr also ein entsprechendes Okular mit kleiner Brennweite, denn diese Objekte schaut man sich gern in höchstmöglicher Vergrößerung an. Für den DeepSky braucht ihr allerdings ein sogenanntes Übersichts-Okular, um z.B. gesamte Nebelstrukturen abzubilden. Fortgeschrittene Astrofans besitzen oft eine Reihe an Okularen, jedoch bin ich der Meinung, dass für den Anfang erst einmal drei Okulare reichen. Eins für die Vergrößerung, eins für den Überblick und eins dazwischen für mittelgroße DeepSky-Objekte.
Ich empfehle folgende Brennweiten:
Vergrößerung 1,25" (Mond & Planeten): 4-7mm
Mittelgroße Objekte 1,25" (Galaxien, Kugelsternhaufen & kleinere Nebel): 12-16mm
Übersicht 2" (überwiegend großflächige Nebel): 25-30mm
Hier gibt es einen Okularrechner, eine tolle Simulation, an der man einfach mal herumspielen kann und die Wirkungsweise und Zusammenhänge vielleicht besser versteht.
Wie wähle ich die passende Brennweite aus?
Diese ist abhängig von der Austrittspupille (AP), die im Bereich von 1mm bis 7mm liegen muss (wie beim menschlichen Auge). In seltenen Fällen beträgt die maximale Untergrenze 0,5mm. Je höher die Vergrößerung, umso kleiner die AP. Bei zu kleiner AP wird zwar noch höher vergrößert, aber es werden keine weiteren Details mehr sichtbar, was bedeutet, dass das Objekt unscharf wird. Daher sollte die maximale Vergrößerung in etwa der Teleskop-Öffnung entsprechen. Das heißt bei einer Öffnung von 200mm ist die maximale Vergrößerung 200-fach. 200mm/200x = 1mm AP.
Vergrößerungen von maximal 250x sind hier durchaus noch sinnvoll.
0,8mm bis 1mm AP sind optimal für Mond und Planeten.
2mm bis 3mm AP sind optimal für Galaxien.
4mm bis 6mm AP sind optimal für großflächige Objekte (die 6mm AP bringen jedoch nur bei dunklem Himmel ihren Vorteil, ansonsten empfiehlt sich eine kleinere AP.)
Die Vergrößerung hingegen ist abhängig von der Teleskop-Brennweite und der Okular-Brennweite.
Beispiel: 10" Teleskop mit 1250mm Brennweite, Okular mit 5mm Brennweite
1250mm/5mm = 250x (entspricht 0,8mm AP)
Die Auswahl der Okulare ist dementsprechend zu bestimmen.
Filter
Ein sogenannter Filter ist eine Linse, die vor das Okular geschraubt wird und bestimmte Wellenlängen an Licht blockt und nur die passieren lässt, die von bestimmten Nebeln ausgestrahlt werden. Das künstliche Streulicht (z.B. von Straßenlaternen) wird hierdurch effektiv geblockt, sodass der Himmelshintergrund abgedunkelt wird und der Kontrast erhöht wird. Dies ist äußerst sinnvoll für Beobachtungen aus der Stadt heraus. Es gibt UHC (Schmalband) und OIII (Engband) Filter. Desweiteren gibt es auch breitbandige Filter, aber die sind eher weniger zu empfehlen. Der Vorteil eines UHC-Filters ist die universelle Einsetzbarkeit, in dem er nicht nur die OIII-Linien passieren lässt, sondern auch im roten Bereich wieder auf macht und die H-alpha und H-beta Linien durch lässt, die von bestimmten Nebeln ausgestrahlt werden. Daher Nachteil gegenüber dem engbandigen OIII-Filter ist jedoch, dass der Kontrast nicht ganz so hoch ist und immer ein wenig unerwünschtes Streulicht hindurchschlüpft. Dennoch würde ich persönlich zum UHC-Filter neigen, da man ihn bei allen Nebeln einsetzen kann. Wohnt man jedoch in einer Großstadt, wo der Himmel extrem aufgehellt ist, lohnt sich dann aber doch eher ein OIII-Filter. Hier auch auf keinen Fall irgendwelche preisgünstigen Dinger kaufen, sondern zu guten Marken greifen wie "Astronomik", "Lumicion" oder "Baader". Ein guter Filter kostet zwischen 100 und 200 Euro.
Filterkurve eines UHC-Filters:
[Bild: Astronomik_UHC_Kurve.gif]
Die roten Linien sind die Bereiche, die von künstlichem Störlicht ausgehen. Wie man hier sieht, werden diese Bereiche geblockt und nur die vom Objekt ausgehenden Wellenlängen hindurchgelassen.
Filterkurve eines OIII-Filters:
[Bild: Astronomik_O3_Kurve.gif]
Wie hier zu erkennen ist, wird noch weniger Licht hindurchgelassen und wirklich nur die OIII-Linie zwischen 490 und 510nm hindurchgelassen, die für einige Nebel wichtig ist.
Das hat einen noch höheren Kontrast zufolge, allerdings nur bei Nebeln, die diese Wellenlänge ausstrahlen. Rote bereiche werden nicht durchgelassen und daher ist dieser Filter eingeschränkter nutzbar als ein UHC-Filter.
Hoffe, das hilft euch etwas bei der Suche nach einem geeigneten Teleskop.
Geändert von Oswald Mandus (01.02.2014 um 16:16 Uhr)
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Welches modell würdest du mir denn zur Nachbarschaftsüberwachung empfehlen ?
Nein im Ernst, das ist schon ein interessantes Hobby (also das Beobachten des Himmels). Ich habe allerdings immer die Befürchtung, dass hier bei uns der Himmel meist nicht klar genug ist.
Oder ist das nicht so ?
Mer hale Pol
Wär ich ein Huhn, wär ich eine Legende
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 Faszinierend!
 Zitat von urphate
Nein im Ernst, das ist schon ein interessantes Hobby (also das Beobachten des Himmels). Ich habe allerdings immer die Befürchtung, dass hier bei uns der Himmel meist nicht klar genug ist.
Oder ist das nicht so ?
Ein großeres Übel ist wohl die Lichtverschmutzung.
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Bin zwar noch nicht dazu gekommen, den Thread zu finalisieren, aber zur Lichtverschmutzung möchte ich was sagen. Es ist wahr, dass dies ein Problem ist, gar eine Bestrafung! Zum Glück sind jedoch der Mond und die Planeten nicht so stark davon betroffen, weil diese sehr hell strahlen. Allein aus diesem Grund würde sich ein Teleskop mit entsprechendem Okular lohnen. Außerdem lässt sich der Himmelshintergrund mit niedriger AP gut abdunkeln. Das heißt, dass sogar Galaxien mit einer AP von 2-3mm gut beobachtet werden können. Bei kleiner AP wird nur das hellste Licht durchgelassen, während alles andere abgedunkelt wird. Probleme gibt es erst bei der Übersicht mit einer AP von 4-6mm, weil dann zu viel Streulicht mit angezeigt wird. Hier kann man jedoch gut mit einem Filter entgegenwirken.
Aber es sollte klar sein, dass kein Filter oder sonst irgendwie was einen dunklen Himmel ersetzt. Dazu müsste man schon raus aufs Land fahren, aber wer will das schon?
Dennoch halte ich es für Sinnvoll, wenn man zumindest versucht, das Beste aus einem lausigen Himmel herauszuholen.
Geändert von Oswald Mandus (01.02.2014 um 16:19 Uhr)
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Heute ist mein Teleskop bei mir angekommen, bin es noch am Montieren, daher liegt es gerade noch halb verpackt auf dem Boden.
Das Teil ist schon arg riesig, damit werde ich Probleme haben, wenn ich es die Treppe nach oben tragen muss.
Wenn ich alles zusammengebaut habe, mache ich neue Bilder. Aber ich schätze, ich mach morgen weiter.
Dazu sind zwei Okulare des Typs TeleVue Ethos SX 4,7mm und 13mm gekommen. Sind noch allesamt in ihren schönen Kartons verpackt.
Nun muss ich nur noch auf eine klare Nacht warten...
[Bild: bqkkoren.jpg]
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