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  1. Beiträge anzeigen #201
    Held Avatar von Nicolei
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    Nicolei ist offline
    Zwischenfall war wahrscheinlich Noxus Zweitname. Man konnte sich nie sicher sein. Als Sie seine Hand drückte, drückte auch er etwas fester. Er wollte Ihr das Gefühl geben, dass er für Sie da war. Dass Sie keine Sorgen haben müsse, solange er an Ihrer Seite war. Er wollte Ihr Kraft geben, wenn sie keine mehr hatte. Ihr Licht sein, in den dunklen, kalten Nächten. Das Haupt für Ihren Kummer, der Weg, durch verschneite Wälder. Sie könne ihm alles anvertrauen, doch das läge an Ihr, Ihrem Mut dazu, Ihr Glaube daran und vielleicht auch die Wünsche und Hoffnungen, die Sie hegte. Mit seiner freien Hand, streichelte er sanft Ihre Wange und die Blicke trafen sich. „... es ist für niemanden leicht, in diesen Tagen, in den Stunden. In den Gefahren und Nächten. Doch wir sind auf einander angewiesen und da hat sich selbst Er einzufinden. Wenn Du willst, weiche ich nicht von deiner Seite, bin Dein Schutz und Schild, Dein Halt, Dein Segen. Denn ich möchte nicht, dass Dir noch mehr Lied widerfahren wird.“

  2. Beiträge anzeigen #202
    Veteranin Avatar von Azshera
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    Azshera ist offline
    Seine Worte erreichten nicht nur ihr Ohr. Sie gaben ihr Sicherheit und Vertrauen. "Ich würde mich sicherer fühlen. Nicht nur hier, sondern auch auf der bevorstehenden Reise." Azshera löste ihre Hand aus seinem sanften Griff und legte beide seitlich an sein Gesicht. Dann beugte sie sich hinunter zu ihm und gab ihm einen kurzen, sanften Kuss. Auch wenn er ihr nicht alles Leid würde abnehmen können, welches möglicherweise in ihrer Zukunft lag, aber seine Bereitschaft dazu war überwältigend. Mit ihm an ihrer Seite würde sie keine Angst mehr haben.
    Als die Magierin sich wieder aufrichtete, sah sie erneut das Lächeln, dass seine Mundwinkel umspielte. Er erhob sich, nicht ohne ihr noch einmal über die Wange zu streicheln, und begab sich wieder zu seinem Sessel. Beide schwiegen sie eine Weile, jeder in die eigenen Gedanken versunken. Erneut erhob Azshera das Wort. "Willst Du das Labor einmal sehen, das ich mir in diesem Anwesen eingerichtet habe? Ich habe es beinahe so eingerichtet, wie mein Labor im Kastell. Allerdings sind die Wände nicht so widerstandsfähig, wie sie es dort sind. Aber ohne diesen Raum könnte ich nicht an meinen Forschungen weiterarbeiten." Es war ein abrupter Themenwechsel gewesen, aber möglicherweise hatte Nicolei Interesse daran.

  3. Beiträge anzeigen #203
    Veteranin Avatar von Selina
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    Selina ist offline
    Die Umstände im Kerker waren in den letzten Tagen noch schlimmer geworden, als sie davor schon gewesen waren. Offenbar war erst da heraus gekommen, dass es sich bei ihr um eine Magierin handelte und jene hatten in Thorniara eine besondere Gastfreundschaft verdient. Eine besonders schlechte! Dennoch war eine Sache entscheidend besser gewesen als davor: Die Hoffnung war zurück gekehrt! Und an diese hatte sie sich geklammert, hatte jede Sekunde gehofft ihre Befreiung würde eingeleitet werden, bis es dann schließlich soweit war.
    Den Weg aus der Stadt hatte sie sehr beschwerlich empfunden, ihr fehlten wohl einfach die Kräfte, doch alleine die Tatsache wieder im Freien zu sein, die Sonne zu sehen, den Wind auf der Haut zu spüren, den Geruch der Natur zu riechen und nicht zuletzt die Aussicht auf Freiheit hatten sie beflügelt und sie immer weiter angetrieben. Und dann war es soweit. Tin und Turang standen ihr gegenüber. Höfliche, doch auch freundliche Worte wurden ausgetauscht, auf die sie kaum achtete. Und dann durfte sie gehen. Offensichtlich als Austausch gegen einen anderen Gefangen. Sie hatte ihn angeschaut, kurz hatten sich ihre Blicke getroffen und wäre Selina mehr bei Sinnen gewesen, hätte sie vermutlich den Ausdrucks seines Blickes besser deuten können, doch so beschäftigte er sie nicht weiter.
    Schließlich war sie endlich mit den anderen beiden Magiern vereint. Sie war ihnen so unglaublich dankbar und hatte gleichzeitig auch ein wenig ein schlechtes Gewissen, dass sie ihnen solche Umstände bereitet hatte. Ein 'Danke' hatte sie wohl noch gemurmelt, doch um ihre Dankbarkeit wirklich in angemessenem Ausmaß darzulegen war keine Zeit, ehe sie gemeinsam mit den anderen beiden weg teleportiert wurde...

    Langsam erwachte Selina aus ihrem Schlaf.
    'Wo bin ich?' fuhr es ihr durch den Kopf, als sie das Zimmer erblickte und realisierte dass es sich um ein weiches Bett mit warmen Decken handelte in dem sie lag. Erst dann erinnerte sie sich wieder an den Gefangenenaustausch. Tin war dort gewesen. Und dieser andere Gefangene. An seinen Namen konnte sie sich schon gar nicht mehr erinnern. Aber dann?
    Noch einen weiteren Moment benötigte sie um sich schwach an den Teleport zu erinnern. Ja, es hatte einen Teleport gegeben. Nach Setarrif. Sie glaubte sich an den Königsplatz erinnern zu können, doch mehr wollte ihr nicht einfallen. Vermutlich hatte der Sprung durch den Raum ihr so zugesetzt, dass sie sich, sobald sie hier angekommen war, kaum noch auf den Beinen halten konnte. Es musste Tinquilius und Turang zu verdanken sein, dass sie dann auch noch die letzten Meter ins Haus der Magier und in die Heilkammer geschafft hatte, in der sie jetzt erwacht war.

    Immer noch schwach setzte sich die Adeptin vollständig auf und blieb erst noch kurz an der Bettkante sitzen ehe sie die ersten Schritte wagte. Als sie fast bei der Tür angekommen war, eilte plötzlich ein Novize (oder war er schon Adept? Selina kannte ihn nicht) herbei um sich nach ihrem Wohlergehen zu erkundigen.
    In einem kurzen Gespräch teilte er ihr außerdem noch mit was er von ihrer Ankunft wusste. Tinquilius hatte sie hier her gebracht, sie auch gleich untersucht und ihr offenbar einen Trank verabreicht. Diese Informationen beruhigten sie, aber erstmal wollte sie sich dennoch etwas zu Essen suchen und später musste sie sich unbedingt noch einmal richtig bei ihren beiden Rettern bedanken!
    Geändert von Selina (16.03.2014 um 22:45 Uhr)

  4. Beiträge anzeigen #204
    Held Avatar von Nicolei
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    Nicolei ist offline
    Die macht der richtigen Worte, war stets verblüffend. Es legte sich zufriedenes Gefühl auf seine Seele, Sie beruhigt zu haben und Ihr ihre Sorge genommen zu haben. Es betrübte ihn zu sehr, zu sehen wie Sie Kummer hatte, oder Sorge. Von Angst und Zweifeln, gar nicht zu reden. Während er versuchte sich über seine eigenen Wünsche im klaren zu werden und zu dem Schluss kam, darüber erneut zu meditieren, äußerte sich die Liebste wieder und schlug vor, dass er Ihr Labor begutachten könne. Das war sehr verlockend, er liebte die Wissenschaften, in jeglicher Form. Er stimmte dem Vorschlag zu und die beiden standen auf. Er folgte Ihr durch die Gänge zu einer kleinen Treppe die in den Keller führte. Dort angekommen gingen sie weiter bis sie an eine Türe kamen. Azshera öffnete die Türe und bat Yunarik einzutreten. Es war ein Raum normaler Größe. In der Mitte stand sein großer Steintisch. An den Wänden standen Regale, mit etlichen Utensilien, Büchern und Gefäßen. Als Sie anfing, die einzelnen Geräte und Ihre Forschungen zu erläutern, erhaschte er mit einer kleine Handbewegung kurz die Berührung des Stoffes Ihrer Robe und fühlte Ihre Wärme. Widmete sich danach aber in einer schlagartigen, schieren Logik Ihren Ausführungen.

  5. Beiträge anzeigen #205
    Waldläufer Avatar von Noctal
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    Noctal ist offline
    So ein nächtlicher Spaziergang war doch was Schönes.
    Noctal genoss die Ruhe und den kühlen Wind, der ihm entgegenkam. Das alte Schwert von Slicer hatte der verstossene Prinz eingehakt und unter seinem Umhang untergebracht, sodass es nur noch ein wenig herausschaute. Man wollte schließlich seinem Gegner mitteilen, dass man bewaffnet war.
    Leider würde er das Schwert noch nicht benutzen können, denn einen Lehrmeister fand er immer noch nicht.
    Bald müsste er sich mal auf die Suche machen. So lange musste er sich auf seinen Dolch verlassen oder, wenn er kein Blut vergießen wollte, sich auf seine Körpersprache konzentrieren, um den Feind einzuschüchtern und abzuschrecken.
    In letzter Zeit hatte er aber keine Probleme, aber getan hatte er auch nichts. Er würde gerne mal wieder die Schulden von irgendeinem Deppen eintreiben wollen. Er hätte aber auch nichts dagegen gehabt, einen anderen Auftrag anzunehmen und sei es nur, jemanden einzuschüchtern.
    Noctal wollte etwas machen, damit sein Blut wieder in Wallung geriet. Nur wusste er nicht, an wen er sich außer Slicer wenden konnte. Slicer war in dieser Hinsicht sein einziger Kontakt. Er war froh, ihn als Freund bezeichnen zu dürfen. Sonst gab es aber niemanden. Der Haarlose musste neue Kontakte knüpfen. Wenn er höher kommen wollte, so war dies der einzige Weg.
    Bei Gelegenheit würde er Slicer fragen. Er kannte sich in diesem Gebiet perfekt aus. Er kannte die Leute, die etwas damit zu tun hatten. Somit war er derjenige, der Noctal weiterhelfen konnte.

  6. Beiträge anzeigen #206
    Auserwählter Avatar von Joe Black
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    Joe Black ist offline

    Am Ufer des Hafens, etwas abgelegen zwischen Kisten, Fässern und jede Menge Treibgut.

    Der Morgen war vor einigen Stunden angebrochen und die Sonne knallte bereits hoffnungsfroh vom blauen Himmel herunter. Die See war ruhig an diesem Tage und schenkte den Menschen ein beruhigendes Rauschen, einen klaren Blick auf das Leben darin und dadurch auch gute Fänge bei der Fischergilde.
    Joe sass an einem Ort der etwas abgelegen im Hafenbecken war und dadurch erlaubte in Ruhe eine Art meditative Trance zu erlangen. Gut Ruhe war in einer so grossen Stadt wie Setarrif Mangelware, auch hier im Hafen war einiges los.
    Aber der Ort am äusseren Rand des Berreichs war deutlich verwahrloster und weniger gut Besucht als die Stege am Eingangsbereich. Wohl auch, weil hier die Bucht weniger tief war und dadurch Gefahren für die Schiffe und Boote barg.

    Im Schneidersitz verharrend beendete Joe gerade das Gespräch mit Merideth.
    Kaum hatte er die Augen geöffnet, löste sich die eisige Starre die ihn ein jedes Mal widerfuhr wenn er diese merkwürdige Verbindung mithilfe des schwarzen Steines startete.
    Merideth war nicht erfreut. Nicht nur, dass sie dem Zeitplan deutlich hinterherhinkten, nein, auch die Tatsache, dass die Gruppe noch immer gespalten war erzürnte sie.
    Black versuchte sie zu beschwichtigen und teilte ihr mit, dass er längst erkannt hatte, dass die einzelnen Gefährten sich einander näherten und Vertrauen aufbauten.
    Doch die Hexe hatte eine andere Art und Weise die Dinge wahrzunehmen. Sie verstand nicht, wieso Joe die Gefährten an einer so langen Leine liess. Sie zweifelte seine Führungskräfte an und gebot ihm, er solle die Gruppe mit mehr Stränge und Disziplin führen. Der Auftrag das Siegel mit dem Schlüsselstein zu brechen hatte oberste Priorität!
    Fragen, weshalb die Hexe dann Mitglieder wie Noxus und Olivia in eine Gruppe wählte, wissend, dass da Konflikte vorprogrammiert waren beantwortete Merideth nur mit den bereits bekannten stechenden Schmerzen in Joes Herz.

    Oh Merdieth war Ardescion in so vielen Dingen so ähnlich. Auch sie kannte nur schwarz und weiss. Auch sie verfolgte ihre Ziele eisern und war bereit alle zu opfern wenn dies nötig war.
    Auch hier bemerkte Black Zweifel seiner Selbst wenn er die Situation weitsichtig beurteilte.
    Doch auch hier beseitigte er diese Zweifel mit dem Wissen, dass er Beliar damit diente und es ihm nicht zustand über die ausgeteilten Karten zu urteilen.
    Während er über die hölzernen Bretter marschierte die gekonnt zusammengezimmert einen breiten Steg darstellten, kam ihm jedoch noch ein Gedanke.
    Jahre hatte er als Diener gedient. Er war Sklave, Krieger, Mörder, Soldat und nun Magier.
    Anfangs Verlorener, dann ein Rebell, später ein Besessener, und schliesslich ein Diener Beliars, geschult und trainiert, gebrochen und wieder aufgebaut um als Werkzeug zu funktionieren.
    Doch nun, nach all diesen Jahren hatte ihn die Unterwelt selbst auserkoren Priester zu sein.
    Ein Priester der Dunklen Mächte. Ein Auserwählter Beliars!
    Vielleicht war es an der Zeit, die Ketten der Dienerschaft bei den Boten Beliars endlich abzulegen und in eigener Initiative Pläne zu schmieden. Selbst zu planen und umzusetzen wie man Beliar am besten diente. Selbst zu Entscheiden was gut und was schlecht war. Ganz verkehrt durfte sein Denken ja nicht sein, immerhin war er bis hierher gekommen...
    Gedanken deren Reife er noch vorantreiben würde, ein anderes Mal auf jeden Fall.
    Nun galt es, diesen Dienst mit der gewohnten Disziplin auszuführen.

    Joe hatte die Taverne erreicht. Er war Müde, gähnte immerzu und rieb sich hin und wieder die rötlichen Augen.
    Auch Hunger und Durst plagten ihn weshalb er die Taverne rasch betrat um sich auch gleich zu vergewissern, wer von seinen Gefährten bereits wieder Fit und voller Tatendrang war.

  7. Beiträge anzeigen #207
    Waldläufer Avatar von Noctal
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    Noctal ist offline
    Bald würde die Sonne wieder untergehen und die Stadt in Dunkelheit einhüllen.
    Noctal suchte schon die ganze Zeit über seinen Kameraden. Man konnte nie wissen, wo er sich herumtrieb, da er bestimmt wieder einige Aufträge zu erledigen hatte. Doch irgendwann war die Stunde geschlagen. Endlich fand Noctal seinen Freund, der sich Slicer nannte. Er aß einen grünen Apfel.
    »Slicer! Endlich habe ich dich gefunden.«
    »Wie geht es dir, Noctal?«
    »Gut und selbst?«
    »Es könnte nicht besser sein«, meinte der Bärtige und biss in seinen Apfel.
    Dem Knackgeräusch nach zu urteilen, was dieser Apfel ziemlich frisch.
    »Willst du auch einen?«, fragte Slicer und hielt dem Haarlosen einen weiteren Apfel hin.
    Noctal schüttelte den Kopf.
    »Danke, aber ich passe.«
    »Okay, dann nicht.«
    Er packte den Apfel wieder weg.
    »Wieso bist du zu mir gekommen? Lass mich raten.«
    Slicer strich sich mit seiner freien Hand über den Bart.
    »Du willst was zu tun bekommen.«
    »Fast«, meinte der Haarlose.
    »Was dann?«
    »Du hast mal einen Auftraggeber erwähnt. Ich könnte neue Kontakte gebrauchen. Wie heißt er?«
    Slicer überlegte.
    »Das kann ich dir nicht so einfach sagen. Das würde mich den Kopf kosten.«
    »Und was muss ich tun, damit du es mir sagst?«, hakte Noctal nach.
    Wieder überlegte Slicer, bis er eine Antwort heraus brachte.
    »Du müsstest sein Vertrauen gewinnen. Das schaffst du, wenn du Aufträge für ihn erfüllst und diese Aufträge, kriegst du von mir.«
    Eine kurze Pause wurde unterlegt.
    »Wenn er dich für vertrauensvoll erachtet, wird er dich kontaktieren. Einfach, nicht wahr?«
    »Ja, ich habe alles verstanden«, sagte Noctal mit einem Nicken.
    »Dann wäre das ja geklärt und mal schauen, vielleicht habe ich da etwas, das du erledigen könntest.«

  8. Beiträge anzeigen #208
    Veteran Avatar von Lukar
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    Lukar ist offline
    Lukar wurde von der seltsamen Gestalt, die er seit einigen Tagen nun seinen Geschäftspartner nannte, beobachtet, lange bevor er den Stand erreicht hatte.
    Körper und Gesicht scheinbar versteinert wartete der alte Trödelhändler geduldig auf seinen Gehilfen, und erhob erst das Wort, als dieser mit einem leichten Nicken grüßte. Der Alte schien den Gruß Lukars jedoch zu ignorieren, stattdessen murmelte er mit rauer Stimme:
    "Du kommst spät, Junge!“
    Lauernd fixierten Lukar die wachen Augen seines Brötchengebers, die in einem krassen Kontrast zu seinem restlichen Gesicht standen. Das Alter hatte diesem Mann schon vieles genommen und ihn mit jedem Winter mehr verunstaltet. Die Tränensäcke hingen schwer unter seinen düsteren Augenringen und seine bleiche Stirn glich einer verschneiten Berglandschaft. Seltsamerweise wiesen seine filizen Haare hier und da noch einige rotbraune Farbfetzten auf, besonders sein dichter Vollbart schien mehr in das Gesicht eines zwanzig jahre jüngeren Menschen zu passen.
    Mühevoll erhob sich der gebrechliche Händler von seinem Hocker und verlagerte sein Gewicht auf den knorrigen Gehstock, den er stets beisich trug. Er wirkte gebrechlicher den je als er so auf Lukar zuhinkte, mit dem rechten Bein immer ein wenig einknickend und die Mundwinkel vor Anstrengung zusammengepresst. Auch Lukar biss die Zähne zusammen, jedoch nicht weil er Mitleid mit dem alten hatte. Vielmehr war da diese geheime Furcht, eines Tages genau so auszusehen, genau so verbraucht und zerbrechlich, bis er eiens Tages so weit entkräftet war das er selbst die einfachsten Dinge nicht mehr ohne Hilfe ausführen konnte.
    Sofort stieg der blanke Trotz in ihm auf. Schwarzseherrei. Er war fest entschlossen, es nicht soweit kommen zu lassen. Niemals. Mit allen Mitteln die ihm zur Verfügung standen würde er dagegen ankämpfen und seinen Körper auf trab halten, so das er selbst dem Todesgott mit festem Schritt und stolz erhobenem Haupt entgegentreten konnte.
    „Ich hatte noch anderweitig zu tun an diesem Tag, tut mir leid.“ Rechtfertigte sich Lukar offen für seine Verspätung, im Gedanken noch immer gut fünzig Jahre vorraus.
    „Wenn ihr verlangt, werde ich euch Morgen dafür aber früher ablösen.“
    Der Alte schüttelte jedoch langsam und abwehrend den Kopf.
    „Ich weis das du auch außerhalb deiner Tätigkeit an meinem bescheidenen Stand geschäftigt tätig bist und verstehe es wen du mal länger brauchst. So viel Gold fließt in dieser Zeit nun auch wieder nicht und das bischen Zeit mehr Ware anpreisen verschlimmert meine Gicht auch nicht sonderlich.“
    Er grinste Lukar bitter an.
    „Aber wo du nun hier bist, können wir ja wechseln. Ich wünsche dir noch einen genehmen Abend.“
    Lukars Brötchengeber hob den Stock zum Abschied, wobei er gefährlich zur Seite wankte. Den Drang, zu ihm zu rennen und ihn vor möglichen Fallschäden zu bewahren hatte Lukar jedoch mittlerweile abgelegt. Bisher war der Alte noch immer auf beiden Beinen stehen geblieben.
    „Übrigens...“ Eingie Meter vom Stand entfernd drehte sich der Alte noch einmal herum. „Gegen Mittag war ein Kunde hier, der nach dir gesucht hat. Er wollte irgendwas. Ich glaube, es ging um einen Ring oder soetwas in der Richtung. Jedenfalls habe ich ihm gesagt, er soll zur später Stunde noch einmal wiederkommen. Er dürfte wohl bald auftauchen. dieser Ring war ihm wohl sehr wichtig.“
    Lukar nickte zum Dank und positierte sich hinter dem noch immer reich beladenen Trödelstand. Voller Tatendrang rieb der Geschäftsmann die Hände aneinander und begann die Waren anzupreisen. Doch all diese Kleinigkeiten interesierten ihn im Moment ebensowenig wie die winzigen Summen Gold, die die Bürger bereit waren, dafür abzudrücken. Für ihn war nur noch wichtig, die bekannten Züge des am Ring interesierten Mannes in der Menge auftauchen zu sehen...

  9. Beiträge anzeigen #209
    Auserwählter Avatar von Tinquilius
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    Tinquilius ist offline
    Der heutige Tag war einer derer, die in den letzten Jahren viel zu selten geworden war, dabei war der Anlass nicht nur bedeutend für den Betroffenen selbst. Nein, eine solche Weihe wie sie anstand war auch immer ein Großereignis des ganzen Ordens. Und so waren auch die Reihen des Tempels gut gefüllt. Die erste Reihe nahmen Rat und Hohe Magier inne, dahinter die Adepten und Novizen. Die restliche Hälfte des Saales war gefüllt mit einfachen Bürgern. Manche tiefgläubig, andere schaulustig und wieder Dritte hatte es zufällig zu just diesem Zeitpunkt in diese heilige Halle verschlagen. Doch auch sie waren zu diesem Zeitpunkt vor der Weihe bereits erstaunlich ruhig, warteten gespannt auf das, was kommen sollte.
    Tinquilius stand als Weihleiter in seiner Festrobe vor dem Altar des Tempels und schaute auf die Menge hernieder. Links neben ihm stand ein Buchständer, auf seiner rechten Seite eine kleine Weihschale, die auf einer provisorischen Stütze stand. Als er seinen Blick durch die Halle schweifen ließ, war er erfreut über die Dekoration, die man angebracht hatte. Bläulich-weiße Girlanden an den Bänken und Säulen, Zweige mit frischen Blüten überall drapiert und zu den Wänden hin standen Novizen mit solch magische Leuchten, wie sie wohl einst das Sumpflager im Minental und später im Pyramidental erleuchtet hatten. Ihr Licht war nur gedimmt, noch war nicht der richtige Zeitpunkt für ihren Einsatz gekommen.
    Ob sich Adanos wieder zeigt? Ob es wieder ein Knistern in der Luft gibt?
    Er hob beide Arme und das Gemurmel versiegte ein für alle Mal und hüllte den Tempel Adanos‘ in erwartendes Schweigen. Dann bedeutete er den Novizen am Eingang das Tor zu öffnen und den Ehrengast des Abends hineinzulassen.

  10. Beiträge anzeigen #210
    Ritter Avatar von Turang
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    Turang ist offline
    Die Zeit schien zäh wie Honig zu versiegen. Unruhig schritt Turang vor der großen Halle des Tempels auf und nieder und versuchte sich an einem klaren Gedanken, auch wenn er bereits im Vorhinein praktisch gewusst hatte, dass es ihm nicht gelingen würde. Von drinnen war zwar kein Ton zu hören, doch wusste er genau, dass sich hinter jener Tür eine Menschenmasse versammelt hatte, die der Zeremonie beiwohnen würde, wie viele stellte er sich lieber gar nicht erst vor. Nur allzu gerne hätte er gerade mit einem der Novizen getauscht, die zwar auch dem Ritual beiwohnten, sich jedoch in der Masse verloren, auf die sich nicht alle Blicke richten würden. Mehr schnaufend als entspannt atmete er einmal tief ein und versuchte einen neuen Versuch, etwas ruhe in seinen Kopf zu bringen. Er scheiterte ebenfalls.
    Während Turang in die Stille hineinhorchte, glaubte er irgendwo jenseits der Tempelmauern ein langgezogenen Ton zu hören, wie ein Sturm der durch undichte Wände pfiff, oder wie das Heulen eines Wolfes. Das war tatsächlich etwas, was Turang ein wenig beruhigte, während er auf den Widerhall jenes Geräusches lauschte. Erneut hob er an. Oder wenigstens glaubte Turang es, es war zu weit in der Ferne, um sich sicher sein zu können, doch der Gedanke an Fenris, der ihn aus tiefen blauen Augen ansah vermochte es, den jungen Magier zum Lächeln zu bringen. Ein nervöses Lächeln gleichwohl.
    Noch ehe sich Turang in den Gedanken flüchten konnte, in dem Bild zu rasten, dass seine kleine Klippe, die Hütte und der Wolf ihm boten, öffneten sich die Flügeltüren der großen Halle des Adanos-Tempels. Er wusste, dass es für ihn war, doch gleichwohl er diese Tür nur allzu oft durchschritten hatte, schwerer war es Turang noch nie gefallen. Einen weiteren tiefen Atemzug später, es war ihm als stolperte er mehr,als dass er schritt, durch die Tür, hinter der jener Saal lag, der mit Menschen gefüllt war.

    In jenem Moment, als er die Tür durchschritt, schien es, als verbanne er gleichzeitig jeden Gedanken an das, was kommen würde. Die Nervosität blieb genau so zurück, wie jedes Morgen, das da noch kommen konnte. Während er die Gasse zwischen den Bänken entlangschritt, spähte er sich verstohlen um, vielleicht ein bekanntes Gesicht zu erhaschen, das der Menge Kontur verleihen konnte. Er fand Halmod, seinen alten Lehrer, der so zufrieden mit der Welt schien, als habe sie ihn gerade in ein Land der Heiterkeit und Harmonie entführt. Hie und da ein Kunde, den er von der Feder kannte, Haldan war gekommen. Weiter vorne, in den Reihen der Robenträger sah er noch mehr die er kannte, auch wenn das ihm am besten bekannte Gesicht vorne am Altar stand, wo auch der Oberste Wassermagier auf ihn wartete, aufmunternd lächelnd.
    hinterher würde er sich nie wieder daran erinnern können, wie lange er für den Weg zum Altar gebraucht hatte, dochdorthin schritt er und kniete vor Meister Tinquilius nieder...

  11. Beiträge anzeigen #211
    Waldläufer Avatar von Noctal
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    Noctal ist offline
    Es war schon einige Zeit vergangen.
    Noctal hatte sich bereit erklärt, ein Paket entgegenzunehmen, welches der Auftraggeber von Slicer haben wollte.
    Er musste aufpassen, dass niemand dazwischenkam, um es ihm abzunehmen, zudem durfte dem Boten des Pakets kein Haar gekrümmt werden. Das hörte sich leicht an und so hatte Noctal auch mal wieder was zu tun. Es konnte ohne Aufgaben nämlich ziemlich langweilig werden.
    Der Haarlose stand in einer Gasse. Immer wieder warf er einen Blick nach hinten, um nicht Opfer eines Hinterhalts zu werden, dann sah er einen Mann in einem dunklen Umhang gehüllt immer näher kommen. Das musste der Bote sein, von dem Slicer sprach.
    »Ihr seid spät dran«, meinte Noctal etwas mürrisch.
    »Ich musste ganz sicher gehen, dass mir niemand gefolgt ist«, entgegnete der Bote.
    »Also gut. Wo ist das Paket?«
    »Ich habe es hier bei mir, aber zuerst: Wo ist das Gold?«
    Noctal blickte ihn ungläubig an.
    »Von welchem Gold redet ihr? Das Paket wurde schon bezahlt.«
    »Ich wollte euch nur testen.«
    Langsam griff der Bote nach dem Paket, welches er unter seinem Umhang untergebracht hatte.
    Dann hielt er es dem Haarlosen hin, der es unverzüglich annahm und einsteckte.
    Er nickte dem Boten zu.
    »Passt gut darauf auf«, meinte der Bote.
    »Ansonsten würde eine gewisse Person ziemlich sauer werden.«
    Der Bote sprach von Slicers Auftraggeber. Das war schon Fakt.
    »Keine Sorge. Ich werde es wie meinen Augapfel hüten.«
    Die zwielichtige Gestalt verschwand in der Dunkelheit.
    Noctal blickte ihm noch einige Zeit nach, bis er ihn nicht mehr sehen konnte, dann verschwand er selbst.
    Nun musste der Haarlose dieses Paket hüten.
    Am nächsten Tag würde er es bei Slicer abgeben. Somit hätte er seine Aufgabe erledigt.
    Dann würde ihm auch seine Belohnung gewiss sein.

  12. Beiträge anzeigen #212
    Provinzheld Avatar von Die Wassernovizen
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    Die Wassernovizen ist offline
    Ein Tag wie kein anderer war kurz davor seinen Höhepunkt zu erreichen und Arenem war mittendrin, als Weihehelfer stand er bereit seine Pflichten zu erfüllen. Der zufriedene Blick seine Meisters Tinquilius beruhigte Arenem, die Dekorationsarbeit der Novizen und von ihm schien ein voller Erfolg gewesen zu sein. Er selbst hatte sich besonders Mühe gegeben, diese Weihe war nämlich Turangs Weihe und dies machte den Tag umso wichtiger.
    Als die Tore aufgingen, Arenem sich umblickte und sah, wie sein Freund einen Fuß über die Türschwelle setzte, lag etwas unbeschreibliches in der Luft. Wahrscheinlich war Turang der einzige, der dieses Gefühl richtig empfand und beschreiben konnte, aber es war etwas sehr besonderes. Kurz nahmen beide Augenkontakt auf und Arenem lächelte seinem Freund zuversichtlich zu. Mit der Ruhe und dem Anmut eines Wassermagiers bewegte sich der angehende Wassermagier durch die Reihen, keinerlei Aufregung war ihm anzusehen, er wirkte eher gelassen und sehr glücklich.

    Nachdem Turang von Meister Tinquilius niederkniete war das Zeichen gegeben, dass die Weihe nun begann. Während der Meister die Gäste begrüßte ging Arenem ruhig zu dem Buchständer welches links vom Podest stand und nahm das dort ruhende Buch vorsichtig in beide Hände, brachte es zum Meister und stellte sich in kleinem Abstand hin, bereit die Aufgaben des Weihehelfers zu vollbringen.

    Rafik

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    Tinquilius ist offline
    Arenem, der Weihhelfer Turangs, erfüllte seine Aufgabe bislang vorbildlich und brachte nach der Begrüßung der Menge das Buch zu Tinquilius. Turang hatte sich unterdessen vor ihn gekniet und wartete auf das, was kommen möge.
    Ich weiß noch so genau, wie es sich damals angefühlt hat. Einfach ein unbeschreibliches Gefühl vor solch einer Menge Menschen einen solch besonderen Tag zu erleben. Endlich die Robe der Wassermagier tragen zu dürfen. Wie sehr ich mich gefreut habe – und wie viel Blut und Wasser ich schwitzte.
    „Brüder und Schwestern, das Mitglied unserer Reihen, welches wir heute in den Stand eines Wassermagiers erheben wollen, ist vielen von euch sicherlich gut bekannt. Ein gewitzter Zauberkundiger, eine ruhige Seele, ein hilfsbereites Mitglied dieser Gemeinschaft und derjenige, der auch außerhalb dieser heiligen Hallen dafür sorgt, dass es immer etwas zu lesen gibt. Eine Leistung, die diese Ehre mehr als nur verdient hat.“
    Er schaute zum Buch hinüber.
    „Werter Turang, Bruder Adanos‘, schwörst du im Namen Adanos‘ zu leben, durch deine Worten und Taten seinen Glauben in die Welt zu tragen und das Gleichgewicht allzeit zu wahren? Schwörst du dich um die zu kümmern, denen es nicht so gut geht und die der Hilfe des Ordens Adanos‘ bedürfen, aber schwörst du auch denen zu helfen, die über anderen zu stehen scheinen? Schwörst du das Leben zu achten, egal zu wem es gehören mag, und dich nicht an Adanos‘ Schöpfung unnötig zu vergreifen? Und willst du den Rat achten, diese Gemeinschaft bereichern und sie schützen solange dein Körper dies vermag?
    Wenn du dies guten Gewissens und reinen Herzens schwören kannst, so tue dies nun!“
    Die Menge schwieg, kein Mucks war zu hören, während sie alle auf die eine, einzig zu gebende Antwort Turangs warteten.

  14. Beiträge anzeigen #214
    Burgherrin Avatar von Olivia Rabenweil
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    Der Zirkel um Xardas im Forenrollenspiel
    Olivia Rabenweil ist offline
    Bis zur Nase lies sich Olivia in das heiße Zuberwasser sinken. Es gab nichts schöneres, fand sie. Jeden Tag hatte sie bisher im setarrifer Badehaus sich einen heißen Zuber frisch aufgießen lassen. Dafür hatte sie zwar das Meiste des erbeuteten Räubergoldes bezahlen müssen, doch ein sauberes Gefühl am ganzen Körper war das allemal wert. Nirgens konnte sich Olivia so gut entspannen, wie in den heißen Dampfschwaden, die träge vom Wasser aufstiegen. Durch die feuchte Luft konnte man kaum noch gucken.

    Mit gespreizten Fingern fuhr sich Olivia durch ihre Haare. Sie waren nur wenig zerzaust, doch sie auch heute noch einmal zu Pflegen konnte sicherlich nicht schaden. So griff sie nach der Lavendelseife und rieb sich gründlich die Haare damit ein. Nun verbreitet sich der wunderbare Geruch im ganzen Raum. Ihr Zuber war von inzwischen durchfeuchteten Tüchern abgehängt. Dahinter bewegten sich teilweise Schatten, doch im Großen und Ganzen fühlte sie sich recht sicher und geborgen. So strecke sie sich und dachte darüber nach, dass dieses das beste Badehaus war, das sie je besucht hatte. In Thorniara fehlte so etwas.
    Zufrieden schloss sie die Augen. Langsam driftete sie in einen Schlummer hinein. Ein gleichmäßiges Hintergrundgemurmel war zu hören und das leise Tropfen von Wasser. Dann gesellte sich plötzlich ein leises Tapsen dazu. Ein Tapsen? Oli hob das Augenlied…

    Nur ein kurzes Wackeln des Vorhangs warnte sie vor. Dann sprang ein unglaublich dreckiger Hund über den Rand des Zubers. Wasser und Schlamm spritze auf ihre frischgewaschenen Haare und an die weißen Tücher. Olivia schlug sich schützend die Arme vor das Gesicht und kreischte. Sie drückte sich an die Zuberrückwand. Das dreckige Vieh kam paddelnd auf sie zu. Sie kreischte immer noch und versuchte verzweifelt das Tier von sich weg zu schieben. Doch es half nichts.

    Hinter dem Tuch zum Nachbarzuber regte sich etwas. Es wurde zur Seite gezogen und oliries verwundertes Gesicht tauchte auf. Es brauchte einen Moment, bis sie begriff, wer sie da anguckte. Erneut kreischte Olivia auf. Hecktisch griff sie nach dem kleinen Hund und drückte ihn vor ihre bloße Brust.
    Doch olirie hatte keine Augen für sie. Er lächelte den Hund an und sprach ganz verwundert: „Laika?“

  15. Beiträge anzeigen #215
    Ritter Avatar von Turang
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    Der Strudel des Surrealen
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    Turang ist offline
    Stumm kniete Turang vor dem Altar des Tempels nieder, während Meister Tinquilius zu den Menschen sprach, deren Blicke er in seinem Rücken spürte. Er versuchte, auf die Worte des Wassermagiers zu lauschen, nicht an die zu denken, die hinter ihm saßen und in aller ruhe der Festlichkeit beiwohnen konnten, für die dieser Tag nicht mehr Bedeutung hatte, als ein aufregendes Ereignis, eine Festlichkeit, die ihr Leben um nicht mehr als eine kurzweilige Zeit bereicherte. Doch er kniete hier Vorne, dies war einer der bedeutendsten Tage seines Lebens, ein Tag, nach dem er sich lange genug gesehnt, so unendlich lange gefreut hatte. Bilder des ältesten Wassermagiers, jenes, den er am längsten gekannt hatte, und er fragte sich, wo Vatras wohl heute leben mochte, wie es ihm ging und was er wohl zu sagen gehabt hätte, wenn er Turang hier nun sehen könnte. Er hätte gelächelt, davon war der junge Magier überzeugt.

    Tinquilius trug nun die Worte des Schwures vor und Turang lauschte aufmerksam auf jedes Einzelne, jedes von ihnen war ein Ring, die sich zu einer Kette flochten, die ihn an seinen Glauben und seine Überzeugungen binden sollten. Jedes von ihnen würde er getreulich zu erfüllen suchen, so gut er es eben vermochte und so wollte er sie sich ins Gedächtnis prägen, dass er sie nicht mehr vergessen möge.

    Nachdem der Oberste Wassermagier geendet hatte, breitete sich Schweigen wie dichter Nebel in der Halle aus. Die Blicke der Menschen versengten nahezu den Rücken des Magiers, der kurz hoch zu Arenem spähte, dann zurück zu Tinquilius. Ein Lächeln stahl sich auf Turangs Gesicht ein ehrliches und Freudiges.

    Die drei Worte hallten in seiner tiefen Stimme von den Wänden der Halle wieder, mit denen Turang den Bund zu Adanos endgültig schloss und in den Kreis des Wassers trat.

    ​"Ich schwöre es!"

  16. Beiträge anzeigen #216
    Provinzheld Avatar von Die Wassernovizen
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    Die Wassernovizen ist offline
    Das Schweigen im Saal wurde durch Turangs Stimme gebrochen, kraftvoller als Arenem sie je zuvor gehört hatte, mit einer eisernen Entschlossenheit. Daraufhin gab ein Blick des Meisters dem Weihehelfer zu verstehen, dass er die Schale bringen musste. Er nahm das Buch entgegen, legte es vorsichtig auf den Buchständer zurück und ging hinter beiden vorbei, um den besonderen Anblick nicht zu stören und sein eigenes breites Grinsen nicht zu sehr zu zeigen, zur Schale mit dem Weihwasser. Ein kurzes, unauffälliges Nicken zu den anderen Novizen gab diesen die Anweisung, dass es Zeit war langsam mit den gedimmten Fackeln hervorzutreten. Die Schale in beiden tragend bewegte sich Aranem ruhigen Schrittes zu Meister Tinquilius und Turang.
    Der Schwur war gesprochen und schon bald würde sein Freund ein Wassermagier sein und allein die Vorstellung was noch während des Ereignisses passieren könnte, machte den jungen Weihehelfer langsam etwas nervös. Man hatte schon die eine oder andere Geschichte gehört, der man nur Glauben schenken wollte, wenn man dabei war. Das Ereignis hatte vielleicht noch einiges erstaunliches vor sich.

    Rafik

  17. Beiträge anzeigen #217
    Veteran Avatar von Lukar
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    Lukar ist offline
    Die Zeit rann unerträglich langsam dahin.
    Immer wieder lies Lukar seinen Blick konzentriert durch die düsteren Straßen schweifen, in der Hoffnung, den Interesenten endlich auftauchen zu sehen. Doch nichts dergleichen geschah und Lukar konnte nicht vermeiden, eine gewisse Ungeduld zu entwickeln. Erschwerend kam hinzu das kaum noch Kunden vorbeikamen. Die Sonne war bereits seit Stunden hinter den Horizont gesunken und die Temperatur drastisch gesunken, was die Straßen für unbescholtene Passanten weniger attraktiv gestaltete. Die wenigen, die noch unterwegs waren, waren wie üblich besoffene Arbeiter, die hicksend umhertorkelten, oder fraglich bekleidete Frauen die eben jenen Arbeitern nachstellten, um ihnen mit Charm und weiblichen Reizen ein paar Goldstücke aus dem ohnehin schon angeschlagenen Geldbeutel zu ziehen.
    „Ein schöner Abend, nicht wahr?“
    Erschrocken fuhr Lukar herum und zückte den Dolch aus seinem Gürtel, um ihn der Person an die Kehle zu halten die sich von hinten an ihn herangeschlichen hatte. Doch er konnte keinen Menschen erkennen. Stattdessen sah er nur eine schwarze Siluette, die sich von der dunklen Hauswand, ja sogar dem wolkenverhangenem Himmel abhob.
    „Respekt. Eine schnelle Reaktion, alter Mann. Wenn auch nicht schnell genug.“
    Etwas kaltes, scharfes pickste ihm leicht gegen den Adamsapfel und Lukar fühlte wie ein warmer, feuchter Tropfen an seinem Hals herabran.
    „Aber keine Sorge, euch zu töten wäre eine Verschwendung eurer Talente.“
    Die Klinge verschwand von seinem Hals und der Fremde zog sich die Kapuze vom Kopf. Lukar staunte nicht schlecht, als dort jener Mann stand, auf den er die ganze Zeit gewartet hatte. Der Mann grinste selbstzufrieden und lies seinen Dolch irgendwo unter dem Umhang verschwinden.
    „Ihr scheint überrascht zu sein, mich auf diesen Weg wiederzutretten, Lukar.“
    Das grinsen des Fremden wurde deutlich breiter.
    Lukar starrte ihn mit großen Augen an und öffnete mehrmals den Mund um etwas zu sagen, schaffte es jedoch erst nach dem dritten Ansatz, Wörter herauszubekommen, was ihm selbst ungewöhnlich vorkam.
    „Woher kennt ihr meinen Namen?“
    „Woher ich den kenne ist irrelevant. Nur so viel, ich weis noch einiges mehr über euch und kann nur sagen: Mein Auftraggeber ist auf euch aufmerksam geworden und gibt euch eine Chance. Eine wirklich lohnende Chance, die weitmehr beinhaltet als soetwas banales wie Schulden einzutreiben.“
    „Ach daher weht also der Wind. Ihr arbeitet für den selben Mann, der Slicer angeheuert hat.“
    „Genau so ist es. Und so sehr ich euch auch enttäuschen muss Lukar, dieser Ring den ihr mir vermutlich heute Abend andrehen wolltet, ich will ihn nicht. Diese Aktion war lediglich eine Art kleine Prüfung meines Auftraggebers, die ihr bestanden habt wie ihr euch sicherlich denken könnt. Der Ring jedenfalls, ist nicht mehr wert als all der andere Schrott den ihr da auf dem Stand liegen habt. “
    „Ja, der Gedanke kam mir schon in dem Moment, als ihr die Kapuze abgelegt habt.“
    Lukar knirschte mit den Zähnen, fummelte den Ring aus seiner Tasche und warf ihn missmutig zurück auf den Stand, wo er zwischen all dem Tand klimpernd liegenblieb.
    „Also sagt schon: Was für eine Chance habt ihr mir anzubieten? Oder besser, was für eine Chance hat euer Auftraggeber mir zu bieten?“
    „Nun, genaueres darf ich euch nicht sagen. Wie ich bereits angedeutet habt werden eure Talente als Händler gebraucht werden. Allerdings ist das alles, was ihr heute Abend erfahren werdet. Mehr Informationen werdet ihr Morgen erhalten. Aber ich will euch vorwarnen, Lukar. Sobald ihr Informiert wurdet, gibt es nur zwei Möglichkeiten: Ihr akzeptiert, oder ihr lehnt ab. Wählt ihr ersteres, steht euch möglicherweise eine glanzvolle Zukunft offen. Greift ihr jedoch auf die zweite Variante zurück, werdet ihr nie wieder eine solche Gelegenheit erhalten. In beiden Fällen aber, seid ihr auf jeden Fall gezwungen, über diese Angelegenheit zu schweigen. Ein falsches Wort zu jemanden der nicht eingeweiht ist.... und mein Auftraggeber wird nicht sehr erfreut sein, wenn ihr versteht was ich meine...“
    Mit diesen Worten zog sich der Fremde die Kapuze über und verschmolz wieder mit der Dunkelheit der Nacht, bereit um den Händler wieder zu verlassen.
    "Immer langsam." Energisch packte Lukar den Mann am Arm und hielt ihn zurück.
    "Von wem werde ich die Information erhalten?"
    Der Fremde lachte leise in sich hinein und riss sich von Lukar los.
    "Sobald der Informant vor euch steht, werdet ihr es wissen."

  18. Beiträge anzeigen #218
    Auserwählter Avatar von Tinquilius
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    Tinquilius ist offline
    Bislang verlief die Weihe genauso wie sie sie geplant hatten. Es gab keine Unterbrechungen und auch Arenems Dienste erwiesen sich als tadellos. Doch nun erfolgte erst der Teil, der wirklich magisch würde.
    „Du hast geschworen dich dieser Gemeinschaft einzufügen und stets Adanos‘ Lehren zu befolgen. Durch deine Worte ist der Schwur gebunden und nun soll dich auch das Element Adanos‘ empfangen und von deinem bisherigen Leben reinigen und für alles Zukünftige schützen.“
    Er machte einen Schritt nach hinten und nahm das Medaillon vom Altar. Dieser Silberner Anhänger war mit das Wahrzeichen der Wassermagier und mit blauen Steinen verziert, die in einer Wellenbewegung angeordnet waren. Sie blitzten im Licht der gedimmten magischen Leuchten. Dann trat er wieder an Arenem und Turang heran.
    „Möge dieses Amulett dich auf ewig als Wassermagier auszeichnen und deinen Bund mit Adanos‘ und dem Kreis des Wassers symbolisch darstellen.“
    Er ließ es langsam in die Weihwasserschale gleiten – und just in diesem Moment flackerten die Steine auf dem Medaillon auf. Das Wasser schien sich Blau zu färben und es lag ein Knistern in der Luft. Vorsichtig zog er es wieder hinaus aus dem Wasser und bückte sich dann zu Turang hinunter, den er kurz am Arm zog und aufstehen ließ. Dann legte er das Amulett um den Hals des Wassermagiers in spe.
    „Möge es dich schützen und dir eine Erinnerung sein, dass deine Brüder und Schwestern auf ewig mit dir verbunden sind und du immer einen Platz unter ihnen hast.“
    Anschließend befeuchtete er seine rechte Hand und legte sie dann auf die Stirn Turangs. Das Knistern, welches gerade noch so unterschwellig den Raum direkt um sie drei erfüllt hatte, schien anzuwachsen und den ganzen Tempel zu erfüllen. Auch die magischen Leuchten, die die Novizen in Händen hielten, flackerten kurzzeitig auf.

    Möge das Wasser dein Element sein,
    möge es deinen Schwur binden
    und dich durchfahren!
    Möge das Gleichgewicht dich, wie auch das Wasser,
    in Ruhe und Frieden wiegen!“


    Die Girlanden, die magischen Leuchten, die Steine auf dem Medaillon – sie alle reagierten auf diesen Segen und erstrahlten in einem tiefen Blau, das die gesamte Halle einnahm und alles in eine Atmosphäre hüllte, die nur durch einen geschaffen worden sein konnte.
    Adanos. Auf ewig seinen Dienern verbunden.
    „Der Bund ist eingegangen, der Segen gesprochen - und ich heiße dich herzlich in unseren Reihen Willkommen, Magier Turang!“

  19. Beiträge anzeigen #219
    Provinzheld
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    Lydia ist offline
    „Ein Schild? Ernsthaft?“
    „Ja nun, warum nicht? Er schützt dich vor den Klingen deiner Feinde besser als dieses dünne Stück Stahl an deinem Gürtel, Mädchen. Du brauchst zwar mehr Muckis, um das Ding überhaupt zu heben und noch viel mehr, um einen Schlag weg zu stecken, ohne dass es dir den Arm bricht, aber wenn du beide Voraussetzungen erfüllst, kann dir so ein rundes Stück guter Eiche den Hals retten.“
    „Ich wiederhole: Ein Schild? Ernsthaft?“
    „Blödes Weib! Schau, du hast nur einen Säbel, was machst du wenn jemand mit einer Axt auf dich zuläuft und dir den hübschen Schädel spalten will? Sagen wir, jemand wie ich. Groß, stark wie ein Ochse und auch so schwer zu stoppen …“
    „Ausweichen, mich seitlich zu ihm schwingen und dieses Stück Stahl in seine Eingeweide treiben. Ich denke nicht, dass ein Ochse wie du – treffender Verglich, danke! – noch groß kämpft, wenn ihm die Nieren oder gar der Bauch aufgespießt werden. Dann heulst du wie ein kleines Kind, machst dir die Hose nass und verreckst elendig.“
    „Ja“, sprach der tumbe Riese namens Raul weiter, als würde er die Argumentation der Akrobatin nicht verstehen. Er war einer der Rohlinge, die mit ihr darum kämpften, in die Reihen der Klingen aufgenommen zu werden. Oder – im Falle der Frau – wieder in deren Reihen eintreten zu dürfen. Gerade saßen sie auf dem Übungsplatz beisammen, nachdem sie den ganzen Nachmittag unter den spöttischen Blicken der Klingen und den musternden ihrer Meister geübt hatten. „Ja, aber vorher spalte ich dir den Schädel, Mädchen!“
    „Das wär mir recht, da ich weiß, dass du elendig krepierst. Magensäure in offenen Bauchwunden soll nicht unbedingt zur Genesung beitragen.“ Sie zuckte die Schultern. „Bin zwar keine Heilerin und erst recht keine geschulte Magierin, aber so viel weiß ich schon. Schnelligkeit macht Stärke wett. Mehr als das. Schau dir die Assassinen an, die früher in Bakaresh gelebt haben. Waren da drei Meter große Berge aus Muskeln und Knochen dabei? Oder waren das schlanke, sehnige Männer, die über das Schlachtfeld huschten wie Klingentänzer und mit ihren beiden Klingen Tod säten? Ja, die ganzen Nordmänner in Ehren, aber diese gepanzerten Hornochsen hätten keine Minute gegen einen solchen Geparden von einem Kämpfer durchgehalten …“
    „Pah!“, spuckte der Hüne aus, „Dumm bist du, Weib. Geh zurück an den Herd und bring Kinder zur Welt, die Kriegskunst überlass aber den Leuten, die Ahnung davon haben! Schnelligkeit, zwei Schwerter und so … ts, Assassinen waren verdammte Milchtrinker. Ein dicker Eisenpanzer, eine scharfe Axt und starke Arme, mehr braucht man nicht, um in jedem – ich wiederhole: jedem! – Kampf zu bestehen.“
    Die Akrobatin ließ ihn nicht ganz ausreden. Eben noch stand sie gelassen da, beide Füße in den Lederstiefeln fest auf dem sandigen Grund des Platzes, im nächsten Moment hatte ein Absatz sein Ziel in den Weichteilen des Riesen gefunden, während der andere einen sicheren Stand bot. Es verging ein halber Augenblick, da lag der Dolch Lydias an der Kehle Rauls, der sich vor Schmerz jauchzend den Schritt hielt.
    „Wie nochmal? Hm? Herd, Kinder? Du Bastard kannst gerade mal eine Axt von einem Schwert unterscheiden, also sag mir nicht, was ich tun soll und was nicht. Nochmal so eine Entgleisung, mein großer, dummer Freund, und ich sorge dafür, dass der Traum von Kindern und einer Familie für dich Vergangenheit ist. Dann kannst du im Hafen in den Bordellen als Eunuch anfangen, die werden gesucht wie Sand am Meer, da ihnen jegliche Lust auf resolute Frauen vergangen ist …“
    „Ich … urgh … tschuldige …“, stöhnte der Mann, während sein Adamsapfel über der Dolchklinge hüpfte wie der Springball eines Kindes. Lydia trat zurück, verstaute den Dolch in einer eleganten Bewegung und lächelte so lieblich wie der Sonnenaufgang.
    „Schönen Abend noch, Raul!“, sagte sie nur, drehte sich um und ging pfeifend Richtung Taverne.
    Der Riese schaute ihr noch einen Moment nach, ehe er ächzend den Weg Richtung Unterkunft antrat.
    „Verrücktes Weib“, murmelte er nur und hoffte, trotz des pochenden Schmerzes einschlafen zu können.

  20. Beiträge anzeigen #220
    Schwertmeister Avatar von Jaryvil
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    Jaryvil ist offline
    Der schön geschmückte Tempel, die Menschenmassen, welche sich auf die hölzernen Bänke drängten, die Novizen und Adepten, welche dem Saal eine faszinierende Beleuchtung verliehen und das erwartungsvolle Tuscheln der Leute, die gekommen waren um einem großen Augenblick beizuwohnen. Und einer von ihnen, inmitten des gemeinen Volkes, konnte nur zu gut nachvollziehen, wie sich der Glückliche fühlen musste. Die Anspannung, die Angst, die Sorge einen falschen Schritt zu tun.

    Doch warum hatte es Jary zu dieser Zeremonie verschlagen? Er wusste nicht, wessen Weihe heute zelebriert wurde, Wochen, gar Monate, hatte man ihn weder im Tempel noch im Haus der Magier angetroffen, die Robe ward gegen die Kleidung eines gewöhnlichen Bürgers getauscht und Magie hatte er gemieden. Beides, das wusste er, hatte er nicht mit rechten Dingen erworben, waren zu wertvoll um von ihm getragen zu werden. Er hatte dem Kreis eine gefühlte Ewigkeit den Rücken gekehrt und nur Selina hatte er einen Brief hinterlassen, doch sie schien verschwunden.

    All diese Gedanken wurden jedoch beiseite gewischt, als ein junger Mann eintrat und den schweren Weg zum Altar nahm. Als Jary ihn erblickte, erkannte er das Gesicht, doch einen Namen hätte er nicht nennen können. Die Blicke sämtlicher anwesenden Personen hingen an ihm, beobachteten ihn und ein Lächeln schlich sich auf Jarys Lippen als der Adept vor dem Altar auf die Knie ging. Tinquilius also. Wo wohl Hyperius ist?
    Ruhig verfolgte Jaryvil die Zeremonie, sie verlief tadellos und als sie sich dem Ende neigte, konnte man eine Präsenz spüren, die ihnen beiwohnte. Adanos schien unter seinen Dienern zu verweilen, war Zeuge dieses Momentes und schien seine Einwilligung zu geben. So jedenfalls deutete Jary das magische Leuchten, welches sich erhoben hatte.

    Es war eine schöne Zeremonie gewesen, ein Tag an den sich Turang - nachdem Tinquilius den Namen erwähnt hatte, blitzten schwache Bilder aus vergangenen Tagen in seinem Hirn auf - wohl für immer erinnern würde. Nur zu gut war ihm noch sein eigener Leitsatz in Erinnerung, den er damals selbst gesprochen hatte. Ein Auszug aus der Predigt des Wassers, die sein Leben prägen würde, sollte. "Und so sprach Adanos zu seinen Brüdern: Nie mehr sollt ihr mein Land betreten, denn es ist heilig. Und so soll es sein." murmelte er tonlos. Just in diesem Moment wurde ihm wieder einmal klar, wie sehr er enttäuschte, wie wenig von diesem Versprechen, diesem Schwur er hielt und es schmetterte ihn nieder. Am liebsten hätte er sofort wieder die Flucht ergriffen, wäre hinaus gestürmt und hätte Setarrif verlassen. Stattdessen erhob er sich, stellte sich in die lange Reihe der Gratulanten. Er scheint es verdient zu haben. Er musste und er wollte Turang zu diesem Schritt beglückwünschen, ungeachtet der Tatsache, ob er ihn nun kannte oder nicht. Vielleicht hatte der frisch gebackene Magier ja mehr drauf, würde seinem neuen Stand die Ehre erweisen, die er verdient hatte.
    Es verging einige Zeit, Jary konnte es auf unerklärliche Weise kaum erwarten endlich an der Reihe zu sein, nur um schließlich keinen vollständigen Satz, keine Worte herauszubekommen, die der Situation angemessen wären. Stattdessen reichte er seinem Gegenüber die Hand, blickte ihm kurz in die Augen und schwieg ein paar Sekunden... "Glückwunsch! Mach was draus und .. nutze jeden Tag, der dir in Adanos' Sphäre gegeben ist um deinen Schwur in Ehren zu halten!" Damit zog er ab, verschwand als einer der Ihren wieder in der Menschenmenge, ohne den Eindruck eines Wassermagiers hinterlassen zu haben, ohne die richtigen Worte für jemanden in seiner Position gefunden zu haben und doch mit der Hoffnung, dass dieser Magier seine Aufgaben bewältigen würde.

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