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  1. #21
    Fionda per cereali  Avatar von Luceija
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    "Vielleicht erinnere ich mich nicht auf Anhieb an alle meine Versprechen, aber gehalten hab ich sie noch immer. Naja, fast. Slainte!" Feierlich erhob er sein Glas, schwenkte den Whiskey ein wenig, Pescecane tat es ihm gleich, sagte "Cin cin" und führte das Glas langsam an der Nase um den Geruch des Whiskey zu genießen bevor er ihn schließlich zum Mund führte und langsam trank. Kurt hingegen war gerade dabei sich ein zweites Glas einzuschenken, nachdem er das erste ausgetrunken hatte, sogar noch bevor Luceija den ersten Schluck nahm. Als Seamus fertig war schenkte er Luceija und Pete sowie auch sich selbst nach. "Was die Gerüchte angeht... Ich hab da so eine Ahnung was du meinst. Aber setz mich doch darüber ins Bild was du gehört hast."


    Wieder war dieses Seufzen da, als sie auch das zweite Gläschen zwischen Daumen und Zeigefinger presste und es diesmal unterließ, prüfend hinein zu schielen, sondern stattdessen den Blick zurück in Seamus Augen richtete. Es war seltsam jemanden wieder zu sehen, den man lange nicht getroffen hatte. Viele Bekanntschaften pflegte Luci ohnehin nicht - eher Zweckbekanntschaften. Von Freundschaft verstand sie nicht viel. Oder definierte sie zumindest über die Menge an Whiskey, die man miteinander teilte ohne umzufallen. Sie führte wieder in aller Ruhe das Glas Whiskey an ihre Lippen, ehe sie ebenso zu einer gedeckten Antwort ansetzte und Seam über den Rand des Glases hinweg weiter beobachtete. Nein eigentlich eher anstarrte. Wie eine lauernde Katze bevor sie auf die Beute sprang. "Du willst besagtes Ungeziefer von der Strasse fegen, richtig? Dein Viertel ein bisschen aufräumen, nachdem McMahom wieder in den Schoss der Allianz zurückgekrochen ist-?" Dann nippte sie, um ihr Schmunzeln zu überdecken.
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  2. #22
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    "Zur Hälfte richtig. Wahr ist dass hier aufgeräumt werden muss, wahr ist auch dass ich das angefangen habe, und dass wir drei hier die Köpfe hinter dieser 'Befriedung' des Viertels hier sind. Was hingegen nicht richtig ist, ist dass Tom, der Herr hab ihn seelig, zur Allianz zurückgekrochen ist.
    Wenn ich mich nicht irre, und in diesen Belangen irre ich mich selten, müsstest du wissen was er in der Zeit zwischen dem Verlassen von Omega und der Schlacht um die Cidatel getan hat. Mich wundert dass du gar nicht mitbekommen hast wie er dort im Kampf gegen die Geth sein Ende gefunden hat."
    Mit einem Satz leerte er das Glas, knallte es auf den Tisch und hob es Sekunden später auf und warf es mitten in den Haufen der sich schlug. Einer der Raufbolde ging am Kopf getroffen zu Boden.
    "Immerhin ging er von uns wie er es sich gewünscht hatte, in einer Schlacht, indem er eine Gruppe Geth mitnahm, und während er einen Kampf mit seinen Feinden, den Geth und jemanden der höchstwahrscheinlich von Cerberus war und ihn töten sollte. Den hat er leider nicht mitgenommen."
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  3. #23
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    "Zur Hälfte richtig. Wahr ist dass hier aufgeräumt werden muss, wahr ist auch dass ich das angefangen habe, und dass wir drei hier die Köpfe hinter dieser 'Befriedung' des Viertels hier sind. Was hingegen nicht richtig ist, ist dass Tom, der Herr hab ihn seelig, zur Allianz zurückgekrochen ist.
    Wenn ich mich nicht irre, und in diesen Belangen irre ich mich selten, müsstest du wissen was er in der Zeit zwischen dem Verlassen von Omega und der Schlacht um die Cidatel getan hat. Mich wundert dass du gar nicht mitbekommen hast wie er dort im Kampf gegen die Geth sein Ende gefunden hat."
    Mit einem Satz leerte er das Glas, knallte es auf den Tisch und hob es Sekunden später auf und warf es mitten in den Haufen der sich schlug. Einer der Raufbolde ging am Kopf getroffen zu Boden.
    "Immerhin ging er von uns wie er es sich gewünscht hatte, in einer Schlacht, indem er eine Gruppe Geth mitnahm, und während er einen Kampf mit seinen Feinden, den Geth und jemanden der höchstwahrscheinlich von Cerberus war und ihn töten sollte. Den hat er leider nicht mitgenommen."


    In einem ihrer Schlücke hielt Luci kurz inne, hätte sich beinahe verschluckt und musste das Glas kurz von den Lippen nehmen und sich räuspern. Dann atmete sie tief ein und wieder aus, um auch den Bodensatz zu trinken und sich so selbst etwas Zeit zum Nachdenken zu verschaffen. Das Tom getötet worden sein solle war für die Halbitalienerin sehr wohl ein Schlag ins Gesicht. Zwar war er damals vor über zwei Jahren massgeblich Schuld daran, dass sich auf Noveria gelandet war, aber andererseits hätte er sie auch nicht wieder - bevor es zu spät war - von diesem eisigen Mistplaneten holen müssen. Für diese Tatsache war sie ihm mehr als dankbar. Auch, als sie schon längst wieder als Teil von Cerberus tätig war und seinen Verrat nicht weiter tolerieren konnte, als sie es tat. Aber auch sie selbst hatte Fehler gemacht. Nur war Tom derjenige, der wohl Konsequenzen aus seinem Handeln ziehen musste, die weiter über die ihren hinaus gingen. Fakt war aber, allem zum Trotz, dass er tatsächlich im Schoss der Allianz gelandet war; wenn auch vor seinem Tod. Ob Seamus das nicht wahrhaben wollte oder es nicht besser wusste, konnte sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht sagen.
    Die Halbitalienerin veränderte also ihren Blick in einen deutlich ernsteren, als sie sich in Seamus Richtung eigenwillig elegant über den Tisch lehnte und ihm somit mit einem dunklen Flüsterton antworten konnte: "Ob tot oder nicht", fing sie an und konnte dabei ihr Gegenüber riechen und musste sich einen Moment lang fragen, ob er sich morgendlich anstatt in After Shave in Whiskey wälzte, "ich war dabei als er sich von der Allianz auf die Schulter klopfen lies wie ein Private. Es mag vielleicht das Letzte gewesen sein was er tat, aber er hat es getan."
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  4. #24
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    In einem ihrer Schlücke hielt Luci kurz inne, hätte sich beinahe verschluckt und musste das Glas kurz von den Lippen nehmen und sich räuspern. Dann atmete sie tief ein und wieder aus, um auch den Bodensatz zu trinken und sich so selbst etwas Zeit zum Nachdenken zu verschaffen. Das Tom getötet worden sein solle war für die Halbitalienerin sehr wohl ein Schlag ins Gesicht. Zwar war er damals vor über zwei Jahren massgeblich Schuld daran, dass sich auf Noveria gelandet war, aber andererseits hätte er sie auch nicht wieder - bevor es zu spät war - von diesem eisigen Mistplaneten holen müssen. Für diese Tatsache war sie ihm mehr als dankbar. Auch, als sie schon längst wieder als Teil von Cerberus tätig war und seinen Verrat nicht weiter tolerieren konnte, als sie es tat. Aber auch sie selbst hatte Fehler gemacht. Nur war Tom derjenige, der wohl Konsequenzen aus seinem Handeln ziehen musste, die weiter über die ihren hinaus gingen. Fakt war aber, allem zum Trotz, dass er tatsächlich im Schoss der Allianz gelandet war; wenn auch vor seinem Tod. Ob Seamus das nicht wahrhaben wollte oder es nicht besser wusste, konnte sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht sagen.
    Die Halbitalienerin veränderte also ihren Blick in einen deutlich ernsteren, als sie sich in Seamus Richtung eigenwillig elegant über den Tisch lehnte und ihm somit mit einem dunklen Flüsterton antworten konnte: "Ob tot oder nicht", fing sie an und konnte dabei ihr Gegenüber riechen und musste sich einen Moment lang fragen, ob er sich morgendlich anstatt in After Shave in Whiskey wälzte, "ich war dabei als er sich von der Allianz auf die Schulter klopfen lies wie ein Private. Es mag vielleicht das Letzte gewesen sein was er tat, aber er hat es getan."


    "Wie gut du ihn wirklich kanntest kann ich nicht sagen, aber ich weiß wie gut ich ihn kannte. Er war damals geschickter als ich, hat den gröbsten Ärger mit der Allianz vermieden, statt unehrenhaft entlassen zu werden ist er zur Aufklärung gewechselt, war die ganze Zeit über die er hier war für die Allianz tätig.
    Der Punkt war mir also schon klar. Dass er sich von den hohen Tieren den Bauch hat streicheln lassen glaub ich jetzt wieder weniger.
    Er war der Kommandant meiner Gruppe auf Mindoir, wir haben zwar auch ordentlich aufs Maul bekommen, haben aber mehr Batarianer gekillt als die anderen Gruppen und hatten weniger Verluste. Als seine Vorgesetzten ihm dafür einen Orden geben und ihn bei der Beförderung vorziehen wollten hat er sie gebeten ihm lieber genug Männer geben sollten um die versklavten Kolonisten zu retten.
    Als die trotz seinem sturen beharren darauf nicht nachgaben sagte er ihnen dass sie sich seinetwegen sie Orden an ihre Ärsche heften können und sich einen ohne Eier suchen sollten der die Beförderung annimmt wenn sie keinen wollen der Courage hat. Gib deine Finger in die Ohren. Pete?"

    Seamus steckte sich die Finger in die Ohren, ebenfalls Kurt, und Pete nickte und zog seinen Revolver. Es war keine der üblichen Massenbeschleunigerwaffen sondern ein altmodischer Revolver, so richtig mit Patronen, Schwarzpulver und einem richtig lauten, einschüchternden satten Knall. Er ziele kurz in Richtung der Rauferei die langsam ausartete, und gerade als einer einen Stuhl hob um ihn jemanden überzuziehen drückte Pete ab, ein Knall lauter als der der meisten Massenbeschleunigerwaffen peitschte durch das Lokal, und in jenem Stuhlbein an dem der Raufbold den Stuhl hielt wurde von Petes Projektil durchschlagen und brach entzwei wodurch der Stuhl dem Raufbold der ihn hielt selbst auf den Kopf fiel.
    Schlagartig war die Schlägerei beendet, wer sich jetzt kein Eis aus der Küche besorgt hatte und es sich auf Kopf oder Gliedmaßen hielt rieb sich die Ohren, der Schuss hatte ein Lautstärke dass wohl jeder im Raum einen Tinitus hatte.
    "T'schuldige Luceija, wenn sie anfangen sich mit Stühlen zu schlagen ist der Griff zum Steakmesser nicht weit, und dann rächt sich wer mit einer Schußwaffe und schon haben wir einen Kampf innerhalb unserer eigenen Truppe. Da ists besser wir zeigen ihnen früh genug wo ihre Grenzen sind. Apropos Steakmesser, ich hab uns vorher ein paar angebraten und ins Rohr getan, wärst du so freundlich nachzusehen ob die fertig sind Kurt?
    Zurück zu Tom, Bestätigung hat der nie gesucht, aber ich könnte mir denken dass er noch was vorhatte wofür er die Allianz brauchte. Würde zwar trotzdem nicht zu ihm passen dass er so diplomatisch vorgeht, aber wenn er den braven Offizier spielte, dann kann ichs mir nicht anders erklären als dass er noch einen Plan hatte."
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  5. #25
    Ritter Avatar von Tjordas
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    Dr. Julian Ward - Omega, eine ehemalige Großküche in den Slums

    Feinste Blutspritzer verteilten sich auf Julians Acrylvisier, als das widerliche Geräusch der elektrischen Knochensäge unter ihm den Raum erfüllte. Das war immer der schmutzigste Teil der Amputation und Julian war auch nicht sehr zufrieden mit diesen barbarischen Umständen: Die Knochensäge war nicht viel mehr als eine sterile Miniatur-Metallkreissäge und entsprach nicht im geringsten den modernen medizinischen Standards – Er hätte ebenso gut den Arm mit Messer und Gabel amputieren können. Keine automatische Kauterisation, keine Ultraschalltrennung und nur ein sehr begrenzter Vorrat an illegal beschafften Narkotika und an Medigel. Julian blickte dem armen Kerl ins Gesicht, der gerade seinen Arm ersetzt bekam: Seine Augen waren bereits leicht geöffnet, wenn auch die Pupillen noch hinter die Lider gerollt blieben – er würde bald aufwachen und mehr Narkotika brauchen, die es schlicht nicht gab. Julian seufzte und legte die Säge wortlos seinem Assistenten in die Hand, der mit einem Nicken den Job übernahm. Er setzte sein Acrylvisier ab und entfernte sich für einen Moment aus dem mittelmäßig sterilen Operationsraum – eine ehemalige Kneipenküche, aber immerhin komplett gefliest – setzte sich einen Moment und hielt die behandschuhten Finger an die Schläfen, ohne dabei zu bemerken, dass er damit fremdes Blut in seinem Gesicht verteilte.



    Der erste Patient dieser Art war nun schon eine ganze Weile her: kurz nach dem Geth-Angriff auf der Citadel – Da war Julian noch kaum zwei Tage aus der Forschungsstation Noveria befreit worden. Er hatte kaum Erinnerungen an den Kampf, doch man fand ihn nicht weit von einem irgendwie bekannt wirkenden, beleibten Verletzten, der wohl zuvor mit einer Granate einige Geth sowie die nähere Umgebung zerlegt hatte. Ein paar der anderen befreiten Noveria-Insassen des Prometheus-Projekts nahmen sich sofort dem reglosen und geschundenen Körper des Mannes an, dem Julian und die anderen offenbar die Befreiung zu verdanken hatten. Niemand wollte ihn verbluten lassen, doch es war auch kein ausgebildeter Mediziner anwesend, also erklärte sich Julian freiwillig, obwohl er nur Neurologe war und kein Neurochirurg. Die Materialien, die ihm die Noveria-Insassen jedoch für die Operation beschafft hatten, waren erstklassiges Cerberus-Equipment, da konnte auch ein Laie nicht zu viel falsch machen. Und nach einer rund 30-stündigen Operation blickte Julian auf seine erste selbstgemachte und angebrachte kybernetische Prothese. Selten war er so stolz gewesen. Es war ein Meistwerwerk, besser als der echte Arm, den sie ersetzte.



    Hier auf Omega jedoch konnte man von solch paradiesischen Zuständen nicht sprechen. Die teuren Prothesen wollte sich hier meistens niemand leisten, obwohl man sowieso in einem Viertel der Fälle um seine Bezahlung betrogen wurde. Julian war hier nach seiner damaligen erfolgreichen Operation ins Implantat- und Prothesengeschäft eingestiegen, denn sein Ruf verbreitete sich rasend. Dummerweise war er jedoch nach wie vor kein zugelassener Chirurg und so war eine alte Küche auf Omega und ein paar verwundete zwielichtige Banditen als Kunden wohl vorerst das beste, um den ersten illegalen Geschäften nachzugehen. Doch er war es leid, diese Handarbeit zu verrichten. Sein Gehirn war für mehr ausgelegt als die reinen Fingerübungen eines Chirurgen- spätestens seit er sich selbst auf Noveria das Hirnimplantat einsetzen ließ und seitdem oft seine eigenen Erwartungen übertraf. Künstliche Intelligenz, das war immernoch sein Fachgebiet und seit er damals einen Geth mit eigenen Augen gesehen hatte, wollte er nur umso flammender darin weiterarbeiten.



    Doch für den Moment brauchte er dafür noch etwas finanziellen Anlauf. Er ließ die behandschuhten Finger knacken, setzte das Acrylvisier auf und betrat wieder den Operationssaal, wo sein stümperhafter Assistent den bereits vor Schmerzen krampfenden und zappelnden Körper des Patienten weiter bearbeitete. „Verdammt, Sid, gib ihm wenigstens ein Schmerzmittel, wenn er schon aufwacht!“, schrie er gegen den Sägenlärm an. Das war keine Medizin, das war Metzgerhandwerk.


    Einige Stunden später war der Spuk bereits wieder vorüber. Die ersten Tests mit Signalimpulsen hatten bei dem armen Teufel zwar gute Ergebnisse gezeigt, sein Arm würde wohl bald besser funktionieren als es das organische Original jemals getan hätte, doch bei seiner Psyche war das weniger wahrscheinlich, war er doch traumatisiert von mindestens einer Stunde Operation bei vollem Bewusstsein und dies nur unter leichten Schmerzmitteln. Dies war nicht das erste Mal gewesen. Die Banditen, die solche Eingriffe forderten, konnten meist kurzfristig nicht genügend Narkotika beschaffen, hielten sich jedoch für „gestählt“ genug, die Operation dennoch zu riskieren. Dieser hier hatte zuvor vor Julian mit seinen Kriegsverletzungen geprahlt und betont, dass der Schmerz über die Jahre sein Freund und Begleiter geworden sei, sein „Schutzheiliger und Mentor.“ Die Kriminellen hier drückten sich gerne so pseudo-poetisch aus und hatten zudem oft die Angewohnheit, ihr gescheitertes Literatentalent in Form von stereotypen Tätowierungen zur Schau zu tragen und nannten diese dann ihre „Bannsprüche“, ihr „Schild“ oder ihren „Panzer.“ Gegen den Schmerz schien es ironischerweise kein Stück zu helfen. Der heutige Nachwuchs-Poet, der die Freude hatte, auf den Tisch geschnallt zu werden, war sogar einer der besonders nervigen Sorte und lachte im Aufwachraum ununterbrochen hysterisch vor sich hin, was gespenstisch durch das ganze Gebäude hallte. Julian war sich oft nicht sicher was schlimmer war: Einen gewitzten, größenwahnsinnigen Verbrecherboss mit einem Kanonenarm zu bestücken, oder ihnen durch mangelnde Betäubung eine kleine Psychose gratis mit dazuzugeben.



    Die Bezahlung war in jedem Fall gut, sofern sie nicht unterschlagen wurde. In den Augen des Komplizen, der Julian ausbezahlte, konnte er das verblüffte Entsetzen sehen, als dessen Blick auf die blutige Schürze seines Gegenübers und das ebenfalls blutige Sägeblatt auf dem Tisch fiel. Der Chirurg behielt hingegen während der Geldtransaktion ein makelloses, höfliches Lächeln bei, doch sein Kunde bestätigte das Bedienfeld auf dem Datenpad nur gedankenverloren und mit offener Kinnlade und wies seine Lakaien anschließend sprachlos mir einer kurzen Handgeste an, den Patienten aus dem Aufwachraum zu holen. „Empfehlen Sie mich weiter!“, rief Julian ihnen noch lächelnd nach, während er sich das Blut von den Händen wischte wie ein Mechaniker das Maschinenöl, doch er bezweifelte, dass der neurotische Freak ein gutes Aushängeschild sein würde. Ein Jammer, immerhin war die Prothese mal wieder ein Meisterwerk geworden.



    Ein Turianer stand neben der Ausgangstür und blickte den drei Banditen und ihrem hysterisch lachenden Freund mit verschränkten Armen hinterher, bevor er den Kopf schüttelte und die Werkstatt betrat. Er klopfte noch einmal höflich an den Türrahmen, obwohl Julian ihn bereits kommen sah. Ansonsten hielt er sich jedoch nicht lange mit Floskeln auf, sondern kam nach kurzer Namensnachfrage und nachdem er sich als Taylik Lop'Nor vorgestellt hatte, direkt zur Sache.

    „Kriegen Sie das auch mit Turianern hin?“, fragte der Turianer mit dem dunkelgrauen Gesichtspanzer und den orangefarbenen Augen, während er sich ein x-beliebiges Werkzeug, das er zuvor von der Werkbank aufgehoben hatte, genauer ansah. Er sprach Handelssprache mit deutlichem Akzent, die Julians Subdermal-Übersetzer nicht einmal zu übersetzen versuchte. Der Neurologe schob zuerst nur die Unterlippe leicht nach vorne und nickte nach kurzem Überlegen mehrfach.

    „Was halten Sie dann davon, gegen einen nicht unbeträchtlichen Obolus ein paar meiner Freunde auf Invictus mit Augenimplantaten und hydraulischen Exoskeletten zu versehen?“ Er sah ihn nun wieder direkt an, wobei Julian jetzt erst der breite Riss auffiel, der sich diagonal über Lop'Nors Gesichtspanzer zog.

    „Invictus? Ich arbeite eigentlich lieber in vertrauten Gefilden.“

    „Ich versichere Ihnen, dass die Ausrüstung erstklassig sein wird. Reichen Sie einfach vor Ihrer Abreise eine kleine Liste mit den Materialien ein, die sie benötigen, und sie wird schon bei Ihrer Ankunft auf Invictus bereitliegen.“

    Er legte nun das Sägeblatt weg, das er gerade reinigte, und widmete Lop'Nor jetzt seine volle Aufmerksamkeit. „Von wie vielen Kunden sprechen wir denn hier?“

    Lop'Nor zuckte mit den Achseln. „Das kommt ganz auf Sie an, aber wir hätten vierzehn Söldner, die bereit wären, für hochwertige Ergänzungen gutes Geld zu zahlen. Sagen wir... einhundertfünfzigtausend Credits pro Patient? Zuzuüglich Materialkosten und Anflug, versteht sich.“ Julian hob nur wortlos die Brauen und starrte Lop'Nor ungläubig entgegen.



    Auf nimmer Wiedersehen, Omega.
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  6. #26
    Mythos Avatar von AeiaCarol
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    Zitat Zitat von Mal vas Idenna Beitrag anzeigen

    Die Nachmittagssonne stand schon tief über den Horizont und strahlte schwach durch die große Panoramascheibe in die schicke Altbauwohnung. Ein fast noch schönere Anblick war, wie sich das Spiegelbild der Sonne auf den vielen Wellen im Meer, das direkt durch das Fenster zu sehen war, brach und faszinierende Lichtspiele warf.
    Obwohl Odinn diesem Anblick sonst stundenlang zusehen konnte, war heute seine Aufmerksamkeit dem Nachrichtenprogramm von ANN gewidmet, das gerade eine Sondersendung über die Gerüchte um Commander Shepard sendete.
    "Die haben doch alle keine Ahnung. Und die, die sie haben, werden den Teufel tun und etwas sagen", brummte Odinn, während er Kyra den Kopf kraulte.

    Er hörte Leif schon, ehe dieser überhaupt den Schlüssel ins Schloss gesteckt hatte. Das Klimpern der Schlüssel in seinem Rucksack und die Trittgeräusche, die der Arzt machte, wenn er die Treppe im Lauf erklomm, waren unverkennbar. Leider führten auch genau diese Worte Odinn immer wieder vor Augen, welche Dummheit er an jenem verhängnisvollen Tag vor mehr als Zwei Jahren begangen hatte. Eben diese Dummheit war nun auch dafür verantwortlich, dass sich der Staff Commander a. D. im Moment ziemlich kaputt fühlte. Der eigenständige "Spaziergang" mit der Hündin Kyra war deutlich anstrengender und beinahe auch katastrophaler geworden, als er befürchtet hatte. Dennoch war es ein Erfolg gewesen. Er hatte es schließlich alleine geschafft, die Wohnung zu verlassen und ein paar Schritte zu gehen. Allerdings war die Parkpank, die eigentlich nur ein paar Meter entfernt stand, für Odinn wie der Planet nach einer Jahrelangen Reise im Raumschiff vorgekommen und als er sie schließlich erreicht hatte, ließ er Kyra an der langen Leine laufen und ihr Geschäft verrichten, während er selber die Kraft sammelte, um wieder zurück in die Wohnung zu kommen. Natürlich mit dem Aufzug.
    "Du warst-.. Alleine draußen? Verstehen wir uns richtig?"
    Odinn, der immer noch schweißgebadet war, blickte dem Schweden direkt in die Augen: "Ich und Kyra waren außerhalb der Wohnung und Spazieren. Daher würde ich schon sagen: Ja, ich war draußen. Aber zu meiner Verteidigung muss ich noch vortragen, dass Kyra dringend musste."
    Natürlich wusste der rothaarige Ire was nun kommen würde und bereitete sich innerlich auf eine lange und intensive Standpauke seines Arztes und Freundes vor.


    Fassungslos fixierte Leif den Rothaarigen eine Weile. Dieses Theater, welches der Arzt bei jeder Verletzung, einhergehend mit einem Rückschritt in Odinns Genesung, nicht nur vor der Allianz rechtfertigen musste. Es war nicht zuletzt gefährlich. In dieser Gegend lebte der ein oder andere Streuner von wehrlosen Spaziergängern wie Odinn einer war.
    Ganz davon abgesehen dass der ehemalige Commander mit seinen Kamikaze-Aktionen Leifs zweijährige Arbeit zu kippen, gar zerstören drohte.
    Und insgeheim, so wahr er in diesem Moment inmitten des von Mondlicht umgarnten Wohnzimmers stand, glaubte er dass Odinn es absichtlich machte. Nicht etwa, weil er eine mögliche Rückkehr in den Dienst der Allianz verschmähen würde. Oh nein. Der Schwede war sich sicher, dass es sich hierbei um etwas persönliches handelte. Nämlich das, war er in der Silvesternacht vor zwei Jahren getan hatte. Das was jeder gute Freund getan hätte. Doch das Erste, womit er vor einem guten dreivierteljahr bestraft worden war - es war der Zeitpunkt an welchem Odinn langsam wieder zu sich selbst fand - Verachtung und Vorwürfe für das was er getan hatte. Und das hin ihm nach. Seither. Vermutlich würde es das noch eine ganze Weile tun, sodass er beschloss, diesmal nichts weiter von sich zu geben.
    "Sag mir morgen wegen der Hochzeit bescheid. Ich muss Rückmeldung geben, mit wie vielen ich auftauche.", sagte er barsch und machte auf dem Absatz kehrt.
    AeiaCarol ist offline

  7. #27
    Mythos Avatar von AeiaCarol
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    Zitat Zitat von Luceija Beitrag anzeigen
    Der schönste Moment im Leben eines Menschen. Hätte er das vor zwei, drei Jahren noch jemandem genau so gesagt - hätte es genau so ausgesprochen und dabei diesen stolzen Ausdruck im Gesicht getragen, der an diesem Tag in seinem Gesicht gelegen hatte - hätte man ihn für unzurechnungsfähig gehalten und alles andere aber nicht sich selbst. Vielleicht war er auch nicht sich selbst, denn soetwas hatte er tatsächlich noch nie erlebt. Es war nicht so, dass Vigilio ein großer Kinderfreund gewesen war. Ganz besonders diese kleinen Blagen, die er manchmal auf der Citadel hatte halten müssen um für Terra Firma einen guten Schnappschuss abzugeben, gingen ihm gehörig auf den Keks. Aber ein wirklicher Feind war er auch nicht - das Familiending lag ihm einfach im Blut. Kinder bekommen - möglichst früh - zu ausgezeichneter Schul- und Ausbildung und Studium zu verhelfen und unter allen Umständen das beste Bild innerhalb der Gesellschaft zu geben war schlussendlich genau das, was man ihm in seiner Kindheit eingetrichtert hatte und nicht zuletzt das, was in eines Ascaiaths Uritalienischem Blut verankert gewesen war. Und dann kam tatsächlich viel eher als erwartet oder geplant dieses kleine, so unheimlich winzig kleine und im Grunde kaum lebensfähiges Etwas viel zu früh auf die Welt - lag so zerbrechlich wie eh und je in tausenden Laken eingewickelt wie ein locker geschnürtes Paket in seinen Armen und konnte noch nicht mal die winzig-kleinen Augen öffnen.. . Als er das sah - als er sie das erste Mal sah, Emma Alessia Ascaiath, seine kleine, wunderschöne Tochter von dieser bildhübschen, perfekten Frau - war er der glücklichste Mensch der Welt.

    Noch heute - schon beinahe ein Jahr vergangen - musste er lächeln, als er an die Geburt seines Kindes dachte, die er beinahe - um ein Haar - verpasst hatte. Zu oft und zu intensiv hatte er gearbeitet, als Cerberus Zeichen auf massivstem Alarm standen. Aber oft genug konnte er auch einfach nicht anders, musste abschalten und kam absichtlich ein, zwei Stunden später nach Hause als er sollte, weil er dank unsäglicher Kopfschmerzen nichtmehr geradeaus sehen konnte.
    Es war noch etwas ganz anderes, als er für sich alleine war. Zwar hatte er schon damals in Enricos Auftrag auf seine heutige Fast-Frau aufgepasst, aber dennoch hatte er sich noch so etwas wie Selbstständigkeit bewahrt, die ihn im Falle des Falles nicht in Panik versetzen musste. Jetzt aber hatte er etwas zu verlieren, was über seinen Reichtum und die beiden Eltern hinaus ging: er hatte nun selbst eine Familie und musste jede verdammte Minute dazu nutzen, sie irgendwie zu schützen. Sich auf seine Aufgabe konzentrieren, die so existenziell war, dass man sie nicht nach hinten anschieben konnte.
    Die Celestial-Cell gab es nicht mehr, da hatte Vigilio kaum geschafft das Buch zu beenden. Cerberus neuer Input wurde klar und deutlich kommuniziert, lange Diskussionen abgeschnitten und die Celestial-Cell kurz und knapp zum Project Celestial abgeschwächt und in eine andere Zelle integriert, somit also auch er. Zu seinem Glück fanden auch seine Vertrauenspersonen Donal und Cypher den Weg weiter in das Projekt. Manch andere aber, die er anfangs mühselig rekrutiert hatte, waren einfach in der Versenkung verschwunden und nicht mehr aufgetaucht. Gil musste da nicht lange nachfragen - sie waren entbehrlich und wurden auch genau so behandelt. Sie waren alle zu größerem bestimmt. Sie hatten alle wichtigere Aufgaben, als sich mit Illoyalen Bastarden aufzuhalten. Eine weitaus größere Gefahr stand unmittelbar vor ihrer Tür - die Gerüchte, die an jedermanns Haustüre klopfen waren harte Realität. Und Cerberus allein war auf dem Weg zu einer Lösung.


    Das Klingeln seines Comms weckte Vigilio Gaius Ascaiath aus den Gedanken. Schon wieder hatte er eine Stunde an seinem Schreibtisch in einer Raumstation nahe des Planeten Elysium gesessen, das Celestial-Buch mit zitternden Fingern durchgeblättert und dabei übervorsichtig die hauchdünnen Seiten von einer Buchseite auf die andere gelegt. Wieder hatte er Kopfschmerzen, aber aufhören zu lesen stand nicht zur Debatte. Es war, als würde das Buch ihn fesseln. Als würde er Zeile für Zeile regelrecht verschlingen und kam dennoch nicht wirklich voran - nein, immer noch irgendwo kurz vor der Mitte las er. Das Designerhemd, dass auf seiner mit kleinwagenteurem Herrenparfum bestäubten Haut lag, zeigte bereits erste Anzeigen zu eng zu werden und er öffnete den ersten Knopf. Ein prüfender Blick seiner stechend-grünen Augen stillte die beißende Vermutung, jemand hätte das Thermostat auf Anschlag gedreht. Wahrscheinlich - so vermutete er - wurde er einfach nur krank.
    Das Comm-Piepsen donnerte weiter in sein Ohr, bis er irgendwann, nach gereiztem Schnauben, auf es drückte und den Anruf entgegennahm. Interne Nummer.
    "Mister Ascaiath - Sir!", schien jemand gespielt am anderen Ende zu salutieren. Da brauchte es nicht lange und Vigilio wusste, wer dran war. Donal. Natürlich. "Perché, Don?"*, fragt er nur, zu gestresst um gerade den Spaß mit seinem alten Kumpel teilen zu können. "I still got Emmas present here pal, come over before you leave, kay?". Wieder ein Nicken, obwohl er es nicht sah. Vigilio war höchst froh darüber, endlich für ein paar Tage nach Hause zu können. Zurück in sein brandneues Zuhause in Laguna Beach, Californien... .


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    *Warum, Don..?


    Es war einer der Gründe, weswegen man diese Gegend lieben musste. Hier im warmen Kalifornien konnte man, so wie Zora es in eben jenem Moment tat, problemlos draußen schlafen oder zumindest die Fenster sperrangelweit offen lassen um das Meeresrauschen, samt der lauen Luft von Seiten der Küste zu genießen.

    Nachdem James am späten Abend "Emma-Dienst" übernommen hatte und im obersten Geschoss im angrenzenden Zimmer zur Kleinen lag, hatte Zora sich noch einmal ernsthaft um die Bearbeitung von diversen Texten ihrer Mutter gekümmert. Nach einem Tag voller - vermeintlich - letzter Vorbereitungen für die Hochzeit kommende Woche, war sie schlussendlich jedoch trotzdem eingeschlafen.
    Ohne das störende Knistern von Emma's überpeniblem Baby-Phone, ließ es sich so durchaus aushalten.
    Auf einem gepolstertem Liegestuhl gebettet, schon halb von der Bildfläche verschwunden, und die perlmutfarben lackierten Fingernägel in der dünnen Decke krallend, bekam sie nicht einmal mit, wie sich Türschloss knackend öffnete und das Licht im Eingangsbereich automatisch anging.
    Stattdessen seufzte sie wohlig und hielt es für eine Art Traum oder ein Streich, den ihr geistig umnachteter Verstand ihr im selben Moment zu spielen versuchte. So oder so ignorierte sie den Ankömmling und überhaupt das ganze Geschehen und drehte sich auf ihrem Stuhl auf dem riesigen Balkon ihres Hauses noch einmal um.
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  8. #28
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    Es war einer der Gründe, weswegen man diese Gegend lieben musste. Hier im warmen Kalifornien konnte man, so wie Zora es in eben jenem Moment tat, problemlos draußen schlafen oder zumindest die Fenster sperrangelweit offen lassen um das Meeresrauschen, samt der lauen Luft von Seiten der Küste zu genießen.

    Nachdem James am späten Abend "Emma-Dienst" übernommen hatte und im obersten Geschoss im angrenzenden Zimmer zur Kleinen lag, hatte Zora sich noch einmal ernsthaft um die Bearbeitung von diversen Texten ihrer Mutter gekümmert. Nach einem Tag voller - vermeintlich - letzter Vorbereitungen für die Hochzeit kommende Woche, war sie schlussendlich jedoch trotzdem eingeschlafen.
    Ohne das störende Knistern von Emma's überpeniblem Baby-Phone, ließ es sich so durchaus aushalten.
    Auf einem gepolstertem Liegestuhl gebettet, schon halb von der Bildfläche verschwunden, und die perlmutfarben lackierten Fingernägel in der dünnen Decke krallend, bekam sie nicht einmal mit, wie sich Türschloss knackend öffnete und das Licht im Eingangsbereich automatisch anging.
    Stattdessen seufzte sie wohlig und hielt es für eine Art Traum oder ein Streich, den ihr geistig umnachteter Verstand ihr im selben Moment zu spielen versuchte. So oder so ignorierte sie den Ankömmling und überhaupt das ganze Geschehen und drehte sich auf ihrem Stuhl auf dem riesigen Balkon ihres Hauses noch einmal um.


    Bis Gil die Card gefunden hatte um die Haustüre zu öffnen ohne einen Alarm loslegen zu lassen, bei dem man geglaubt haben könnte ein Massenmörder entkomme einer Hochsicherheitseinrichtung, vergingen zu viele Minuten, dessen war er sich sicher. Er war den ganzen Flug über schon nichtmehr bei Gedanken gewesen, hatte sich mit den Nervenzehrenden Kopfschmerzen herumschlagen müssen und immer wieder das Verlangen gehabt, sich im inneren des Shuttles mal ganz unschicklich zu übergeben. Zum Glück hielt er den Schwall aber zurück und schaffte es zumindest vor seine Haustüre und nach kurzem Anlehnen dann auch ins Innere des Hauses. Die automatische Beleuchtung sprang sofort im seichten Licht im Gang an und gab eine große Fläche frei. Erleichtert aber auch bereits wieder ein bisschen gereizt über die erneute, gerade viel zu helle Lichtquelle, lies er seine Tasche fallen und lehnte seine Stirn kurze Zeit gegen die nächstbeste Wand. Er wäre sich fast sicher, dass er krank wurde, aber das sollte ihn jetzt erstmal nicht interessieren. Die wenige Zeit, die er noch zu Hause verbrachte würde er nutzen - so lange, wie es ging, falls im Hinblick auf die kommende Dunkelheit nicht mehr viele Gelegenheit bestehen würden, solche friedlichen Tage zu erleben.

    Gil lies die Tasche wo sie war und taumelte erstmal - ohne irgendeine andere Anstrengung vorher zu erledigen - ins Badezimmer. Duschte. Zog sich frische Klamotten an. Es war ihm beinahe schon egal, dass es mitten in der Nacht sein musste oder er einfach das Zeitgefühl verloren hatte: So geschwitzt hatte er noch nie. Und als halber Italiener war er höhere Temperaturen eigentlich ohnehin gewohnt. Vigilio wäre aber nicht Vigilio, wenn er es nicht schaffen würde selbst in solchen Situationen ein siegessicheres Lächeln auf die Lippen zaubern zu können und lies sich nicht viel anmerken, als er langsamen Schrittes durch das große Wohnzimmer lief und nicht damit gerechnet hatte, seine künftige Frau auf der grossen, gemütlichen Liege - und teilweise auf einigen Papieren - schlafend vorzufinden. Nur eine Sekunde lenkte den Halbitaliener die wundervolle Aussicht ab, umrundete dann die Liege und ging vor der Blondine in die Knie.
    "Sono tornato di nuovo, bella donna.", flüsterte er und strich mit aller Vorsicht eine blonde Locke aus dem schier porenlosen Gesicht der jungen Frau. Ein leichter Kuss auf die Stirn folgte der Berührung. Für ihn war es nicht verwunderlich, dass Zora hier Schlaf gefunden hatte. Nicht nur war es wunderschön, auch die Temperatur war trotz Klimaanlagen im ganzen Haus angenehmer mit dem ganzen Wind und dem nicht all zu weit entfernten Klang der Wellen, die auf den Strand zuströmten. Aber läge sie in der Position weiter hier, würde sie morgen nur über einen verdrehten Rücken klagen. Also nahm er sich dessen an, zupfte ein paar Aufschriebe unter Zora weg und legte sie auf den Beistelltisch, wo er die dekorative Vase als Beschwerer benutzte, und kündigte dann sein Vorhaben nur noch mit den leisen Worten "Vediamo se si dorme come profondo come sembra." an, ehe er die Arme unter ihren perfekt geformten Körper legte und sich fast wunderte, sie leicht sie aus der Liege zu heben war. Da gab es ein paar Momente während der Schwangerschaft, die er deutlich angestrengter hatte weglächeln müssen.

    Klammheimlich und ohne Schuhe nahm der heute sechsunddreissigjährige die Glastreppen nach oben und machte sich zu aller Erst auf ins gemeinsame Schlafzimmer. Dort angekommen begrüsste ihn schon ein zaghafter Blick aus dem angrenzenden Türschlitz und nahm sofort James wahr, der von der nur minimalen Geräuschkulisse aufgewacht war und sofort nachschaute, ob es sich hier um einen Einbrecher handelte, der es irgendwie schaffte das Sicherheitssystem auszutricksen (Feinde von Cerberus hatten da teils sehr interessante Ideen). Er nickte ihm mit leichtem Lächeln zu, versicherte, dass alles in Ordnung war und legte den Körper der reizenden Blondine dann auf dem einladenden Doppelbett ab und zog die Decke über sie.

    Anschliessend würde er sich um die andere, wichtige Frau in seinem Leben kümmern. Nicht weit von ihrem Schlafzimmer entfernt, drückte er die Tür zum Kinderzimmer auf und lugte bereits neugierig ins Innere. Dämmriges Licht einer kleinen Nachtlampe in Form eines kitschigen, rosa Plüschhasen leuchtete ihm entgegen. Hier war es schön still, das große Fenster leicht geöffnet und eine angenehme, warme Briese wehte vom Meer her salzige Luft ins Innere des Kinderzimmers.

    Wie lange er weg gewesen war konnte er gerade nicht mehr datieren. Es brach ihm stückchenweise das Herz, als er seine eigene Tochter in der Wiege des liebevoll eingerichteten Kinderzimmers liegen sah und das Gefühl hatte, so viel ihrer Entwicklung zu verpassen. Einen minimalen Anflug von unbeobachteter Angst bekam, als er über das schlimmere Übel nachdachte und sich vorstellte, dass sie nicht mehr viel älter werden würde als sie jetzt war und fast schon bereute jetzt nicht weiter mit aller Macht zu arbeiten. Hier ging es um so viel mehr. Das Überleben einer ganzen Spezies, einer ganzen Welt, einer Galaxie. Das Überleben zwei der wichtigsten Menschen in seinem Leben. Er dachte so angestrengt über diese Situation nach, dass er nicht einmal bemerkte, wie seine Hand sich um das Gitter des Bettchens verkrampfte. Sein Hinterkopf wieder zu wummern begann und es ihm schwer machte den Gedanken zu Ende zu fassen.
    Nein. Er musste sich fassen. Und tat es auch. Tief ein und Ausatmend holte er sich zurück in die Wirklichkeit und riskierte es, seine Tochter aufzuwecken, als er auch sie hoch und aus dem Bettchen hob und sie liebevoll an sich drückte. Die kleinen Händchen dabei den Klammergriff übten und er sah, wie sie sich entspannt in seinen Armen wandte. Er konnte ohne zu zögern sagen, dass sie wirklich das allerschönste Geschöpf war, dass er zu Stande hätte bringen können. Die hübschen, brandschwarzen Haare noch nicht mal richtig gewachsen, das perfekte Näschen ihrer Mutter... . Die kleinen, grünen Augen, die ihm immer entgegen strahlten, sobald sie wach war. Seine Mutter wollte es aus gegebenen Umständen nie wirklich zugeben, aber erinnerte ihn Emma immer wieder an die Zeit zurück, in der er seine kleine Schwester - mehr schlecht als recht - im Arm halten durfte. Jetzt noch gekrönt vom gegebenen, guten Aussehen seiner künftigen Frau.
    "La mia bella piccola principessa. Non tradire a tua madre, ma ti sei perso quasi più."*
    Leise und mit aller Vorsicht ging er mit Emma Alessia auf dem Arm zurück ins elterliche Schlafzimmer, kramte sich seinen Platz des Bettes frei und setzte sich neben Zora mit dem Rücken an das Kopfende, das Baby dabei weiter auf seiner Brust liegend im Arm haltend.

    Nur einen kleinen Moment Ruhe...nur einen winzigen Moment in komplettem Frieden schloss er die Augen.

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    *Meine wunderschöne, kleine Prinzessin. Verrate das nicht deiner Mutter, aber dich habe ich fast noch mehr vermisst.
    Luceija ist offline

  9. #29
    Mal vas Idenna
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    Fassungslos fixierte Leif den Rothaarigen eine Weile. Dieses Theater, welches der Arzt bei jeder Verletzung, einhergehend mit einem Rückschritt in Odinns Genesung, nicht nur vor der Allianz rechtfertigen musste. Es war nicht zuletzt gefährlich. In dieser Gegend lebte der ein oder andere Streuner von wehrlosen Spaziergängern wie Odinn einer war.
    Ganz davon abgesehen dass der ehemalige Commander mit seinen Kamikaze-Aktionen Leifs zweijährige Arbeit zu kippen, gar zerstören drohte.
    Und insgeheim, so wahr er in diesem Moment inmitten des von Mondlicht umgarnten Wohnzimmers stand, glaubte er dass Odinn es absichtlich machte. Nicht etwa, weil er eine mögliche Rückkehr in den Dienst der Allianz verschmähen würde. Oh nein. Der Schwede war sich sicher, dass es sich hierbei um etwas persönliches handelte. Nämlich das, war er in der Silvesternacht vor zwei Jahren getan hatte. Das was jeder gute Freund getan hätte. Doch das Erste, womit er vor einem guten dreivierteljahr bestraft worden war - es war der Zeitpunkt an welchem Odinn langsam wieder zu sich selbst fand - Verachtung und Vorwürfe für das was er getan hatte. Und das hin ihm nach. Seither. Vermutlich würde es das noch eine ganze Weile tun, sodass er beschloss, diesmal nichts weiter von sich zu geben.
    , sagte er barsch und machte auf dem Absatz kehrt.


    Schweigend erwiderte der Rothaarige den Blick des Arztes, streichelte dabei weiter Kyra, die die plötzliche Stille zwischen den beiden Männern irritierte.
    "Sag mir morgen wegen der Hochzeit bescheid. Ich muss Rückmeldung geben, mit wie vielen ich auftauche."
    Ruhig nickte der Ire und ließ den Sessel dann einen Schwenk zum Fenster ausführen, welches nun die See zeigte, deren Oberfläche den Nachthimmel spiegelte. Der Mond, nun ohne Konkurrenz, leuchtete schwach. Eine längliche Wolke zog langsam vorüber und verdeckte einen Teil seiner Oberfläche.
    "Ach Kyra", begann Odinn leise und streichelte weiter den Kopf des flauschigen Geschöpfs auf seinem Schoß, "es ist ja nicht so, dass ich es ihm vorwerfen würde, dass er meine Entscheidung revidiert hat. Wer könnte das schon. Aber seien wir mal ehrlich: Was soll ich hier? Als Krüppel, der noch nicht mal seinen Hund gassi führen kann?"
    Kyra blickte nach oben in seine Augen. "Schau mich nicht so an. Ich weiß, dass das sehr erbärmlich ist, so zu reden. Ich weiß, dass ich Leif für seinen Einsatz danken müsste. Natürlich weiß ich das!"
    Schier unerbittlich schauten die zwei kleinen braunen Augen weiter in die seinen.
    "Aber nur weil das nüchtern betrachtet so ist, heißt das noch lange nicht, dass ich mich dementsprechend verhalten werde. Er hat meinen Wunsch nicht beachtet. Und versuchen, so schnell wie möglich wieder auf eigenen Beinen zu stehen werde ich auch weiter machen. Egal was du oder auch sonst wer denken mag."

    "Ich denke, du darfst Plus 2 ankreuzen. Die kleine Kyra hier muss mal etwas anderes sehen. Und wenn ich da auftauche braucht es ein so frohes Gemüt wie Kyra, damit die Party nicht ein Desaster wird. Wobei ich ihr das schon wünschen würde", sprach Odinn aus, als er hinter sich die leisen Schritte des Arztes hörte, die aus Richtung seines Zimmer kamen.
    "Ich entschuldige mich für mein Verhalten. Auch wenn ich lügen würde, wenn ich sage, ich würde es niemals wieder tun."

  10. #30
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    "Wie gut du ihn wirklich kanntest kann ich nicht sagen, aber ich weiß wie gut ich ihn kannte. Er war damals geschickter als ich, hat den gröbsten Ärger mit der Allianz vermieden, statt unehrenhaft entlassen zu werden ist er zur Aufklärung gewechselt, war die ganze Zeit über die er hier war für die Allianz tätig.
    Der Punkt war mir also schon klar. Dass er sich von den hohen Tieren den Bauch hat streicheln lassen glaub ich jetzt wieder weniger.
    Er war der Kommandant meiner Gruppe auf Mindoir, wir haben zwar auch ordentlich aufs Maul bekommen, haben aber mehr Batarianer gekillt als die anderen Gruppen und hatten weniger Verluste. Als seine Vorgesetzten ihm dafür einen Orden geben und ihn bei der Beförderung vorziehen wollten hat er sie gebeten ihm lieber genug Männer geben sollten um die versklavten Kolonisten zu retten.
    Als die trotz seinem sturen beharren darauf nicht nachgaben sagte er ihnen dass sie sich seinetwegen sie Orden an ihre Ärsche heften können und sich einen ohne Eier suchen sollten der die Beförderung annimmt wenn sie keinen wollen der Courage hat. Gib deine Finger in die Ohren. Pete?"

    Seamus steckte sich die Finger in die Ohren, ebenfalls Kurt, und Pete nickte und zog seinen Revolver. Es war keine der üblichen Massenbeschleunigerwaffen sondern ein altmodischer Revolver, so richtig mit Patronen, Schwarzpulver und einem richtig lauten, einschüchternden satten Knall. Er ziele kurz in Richtung der Rauferei die langsam ausartete, und gerade als einer einen Stuhl hob um ihn jemanden überzuziehen drückte Pete ab, ein Knall lauter als der der meisten Massenbeschleunigerwaffen peitschte durch das Lokal, und in jenem Stuhlbein an dem der Raufbold den Stuhl hielt wurde von Petes Projektil durchschlagen und brach entzwei wodurch der Stuhl dem Raufbold der ihn hielt selbst auf den Kopf fiel.
    Schlagartig war die Schlägerei beendet, wer sich jetzt kein Eis aus der Küche besorgt hatte und es sich auf Kopf oder Gliedmaßen hielt rieb sich die Ohren, der Schuss hatte ein Lautstärke dass wohl jeder im Raum einen Tinitus hatte.
    "T'schuldige Luceija, wenn sie anfangen sich mit Stühlen zu schlagen ist der Griff zum Steakmesser nicht weit, und dann rächt sich wer mit einer Schußwaffe und schon haben wir einen Kampf innerhalb unserer eigenen Truppe. Da ists besser wir zeigen ihnen früh genug wo ihre Grenzen sind. Apropos Steakmesser, ich hab uns vorher ein paar angebraten und ins Rohr getan, wärst du so freundlich nachzusehen ob die fertig sind Kurt?
    Zurück zu Tom, Bestätigung hat der nie gesucht, aber ich könnte mir denken dass er noch was vorhatte wofür er die Allianz brauchte. Würde zwar trotzdem nicht zu ihm passen dass er so diplomatisch vorgeht, aber wenn er den braven Offizier spielte, dann kann ichs mir nicht anders erklären als dass er noch einen Plan hatte."


    Mit einer schnellen Reaktion konnte Luceija auf jeden Fall glänzen. Schnell drückte sie auf Seamus Hinweis hin ihre Hände auf die Ohren und bereute es kein bisschen, als wenig später die antike Schusswaffe das Ziel im Mobiliar fand und die Rauferei am anderen Ende der Kneipe aprupt beendete. Der Krach hinderte den gebürtigen Iren aber wohl nicht daran, direkt weiter zu sprechen und ohne Punkt und Komma zum Thema Tom zurück zu kehren. Es erstaunte sie - nachdem sie die Hände wieder von den Ohren nahm und auch hören konnte, was der Rothaarige zu ihr sagte - dass er so ohne große Reue oder Emotion, nahezu larifari von seinem Kumpel sprach und so tat, als wäre er irgendwann gestorben. Daran glaubte die Halbitalienerin nicht. Tom war zu zäh - klar bestünde die Möglichkeit, dass er Cerberus zum Opfer fiel, aber ihr Gefühl sagte ihr etwas anderes.
    "Na jedenfalls konnte er mit Stolz geschwollener Brust einer Horde Testsubjekte und Aushilfssöldnern, von denen erstere dabei waren zur nächsten Allianzeinrichtung übergeben zu werden" - sie deutete ganz nonchalant auf sich, "verkünden, dass er - Thomas McMahom - Teil der Allianz sei. Wohlgemerkt zwei Wochen, nachdem er mich auf Noveria abgesetzt und in einer zweifelhaften Forschungseinrichtung abgegeben hatte. Erklär mir seinen Plan, ich kenne ihn nicht. Alles was ich weiß ist, dass ich auch ihm noch von dem Zeug hier schulde.."
    Sie lehnte sich zurück, den nächsten Schub Whiskey bereit versenkt zu werden. "Aber genug von mir. Welche Rollen haben deine beiden Stereotypen?" Dabei tat sie beinahe so, als säße niemand weiteres um Seamus und sie herum, der es wert war mit mehr als einem kurzen Nicken beachtet zu werden.
    Luceija ist offline

  11. #31
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    Mit einer schnellen Reaktion konnte Luceija auf jeden Fall glänzen. Schnell drückte sie auf Seamus Hinweis hin ihre Hände auf die Ohren und bereute es kein bisschen, als wenig später die antike Schusswaffe das Ziel im Mobiliar fand und die Rauferei am anderen Ende der Kneipe aprupt beendete. Der Krach hinderte den gebürtigen Iren aber wohl nicht daran, direkt weiter zu sprechen und ohne Punkt und Komma zum Thema Tom zurück zu kehren. Es erstaunte sie - nachdem sie die Hände wieder von den Ohren nahm und auch hören konnte, was der Rothaarige zu ihr sagte - dass er so ohne große Reue oder Emotion, nahezu larifari von seinem Kumpel sprach und so tat, als wäre er irgendwann gestorben. Daran glaubte die Halbitalienerin nicht. Tom war zu zäh - klar bestünde die Möglichkeit, dass er Cerberus zum Opfer fiel, aber ihr Gefühl sagte ihr etwas anderes.
    "Na jedenfalls konnte er mit Stolz geschwollener Brust einer Horde Testsubjekte und Aushilfssöldnern, von denen erstere dabei waren zur nächsten Allianzeinrichtung übergeben zu werden" - sie deutete ganz nonchalant auf sich, "verkünden, dass er - Thomas McMahom - Teil der Allianz sei. Wohlgemerkt zwei Wochen, nachdem er mich auf Noveria abgesetzt und in einer zweifelhaften Forschungseinrichtung abgegeben hatte. Erklär mir seinen Plan, ich kenne ihn nicht. Alles was ich weiß ist, dass ich auch ihm noch von dem Zeug hier schulde.."
    Sie lehnte sich zurück, den nächsten Schub Whiskey bereit versenkt zu werden. "Aber genug von mir. Welche Rollen haben deine beiden Stereotypen?" Dabei tat sie beinahe so, als säße niemand weiteres um Seamus und sie herum, der es wert war mit mehr als einem kurzen Nicken beachtet zu werden.

    Kurt war schon in der Küche als Luceija zu reden begann. Seamus wollte schon etwas sagen, musste aber noch eine Weile überlegen. Seinen Plan... kannte er. Das wollte er aber nicht direkt jetzt sagen. Dafür wollte er auf eine bessere Gelegenheit warten.
    Pete war hingegen etwas schlagfertiger, und entgegen Seamus Vermutung war er nicht beleidigt als 'Stereotyp' angesprochen zu werden. Doch wenn er länger darüber nachdachte, Pete spielte immer mit den Vorurteilen die andere ihm und seiner Firma, seiner 'Familie' hatten. Andeutungen wie aus einem schlechten Gangsterfilm, wie er seinen sizilianischen Akzent viel zu stark betonte obwohl Seamus genau wusste dass er seit langer Zeit zwischen der Cidatel und diversen Planeten umherflog, und eigentlich in der Lage war in feinstem, akzentfreiem Oxford-English zu sprechen.
    "Was meine Wenigkeit angeht, ich bin hier um sowohl das geistige als auch das soziale Niveau in dieser Lokalität zu heben. Kurt... ist einfach Kurt. In seiner Rolle als mein genauer Gegenpart kommt er hier herein um das Niveau wieder zu senken, sollte ich es wegen zu wenig Gesindel aus Versehen zu weit heben. Außerdem hat er die durchaus bemerkenswerte Fähigkeit andere Leute schnell und treffend einzuschätzen. Zumindest ihre Bereitschaft ihn umzubringen wenn er noch ein wenig lästiger wird. Reicht diese Erklärung?"
    "Sag ihr einfach was ihr beiden hier wirklich macht. Dann reitet sie wenigstens nicht mehr auf dem Dicken herum"
    "Wie der Hausherr wünscht. Meine Rolle ist, wie la signorina so treffend bemerkte, meine Stereotype zu spielen. Und die liegt mir, wenn ich so unbescheiden sein darf, einfach ganz gut. Was ich damit meine, dass werden sie wohl bald selbst herausgefunden habe. So viel sei verraten, wenn ich merke jemand erkennt meine Rolle und fragt sich was an der Stereotype dran ist, gebe ich ihm immer deutlichere Zeichen dass mehr dran ist als er zuvor überhaupt vermutete, irgendwann will er keine weiteren Beweise, weil er sich fürchtet dass der nächste Beweis ein abgetrennter Kopf einer ihm nahestehenden Person in seinem Bett, sein Sack über seinem Kopf und seine Finger in einer Zange oder seine Füße in Beton und er vor der Ladeluke eines fliegenden Shuttles wäre.
    Dann ist er in der Regel sehr zuvorkommend, tut einem Gefallen oder wird einfach vernünftigen Argumenten viel zugänglicher. Reicht das fürs erste, signorina?
    Oh, die Steaks!"

    Die Kellnerin brachte vier schöne T-Bone-Steaks, gewürzt mit ein wenig Salz und einem Hauch Kräutern und mit ein wenig Butter übergossen, neben denen Bratkartoffeln, gekochte Tomaten und ein Häuchen Bohnen lagen und stellte vor den dreien je ein Teller hin, und eines an den Platz an dem Kurt vorhin saß.
    "Nimm auch ruhig ein Stück, Luceija, wir haben für jedem mit mehr als einem Steak gerechnet, da kannst du dich gerne bedienen. Ich hoffe du magst sie medium rare."
    Oculus ist offline Geändert von Luceija (06.02.2014 um 09:36 Uhr) Grund: Petes Farbe angepasst wegen Augenkrebsgefahr

  12. #32
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    Kurt war schon in der Küche als Luceija zu reden begann. Seamus wollte schon etwas sagen, musste aber noch eine Weile überlegen. Seinen Plan... kannte er. Das wollte er aber nicht direkt jetzt sagen. Dafür wollte er auf eine bessere Gelegenheit warten.
    Pete war hingegen etwas schlagfertiger, und entgegen Seamus Vermutung war er nicht beleidigt als 'Stereotyp' angesprochen zu werden. Doch wenn er länger darüber nachdachte, Pete spielte immer mit den Vorurteilen die andere ihm und seiner Firma, seiner 'Familie' hatten. Andeutungen wie aus einem schlechten Gangsterfilm, wie er seinen sizilianischen Akzent viel zu stark betonte obwohl Seamus genau wusste dass er seit langer Zeit zwischen der Cidatel und diversen Planeten umherflog, und eigentlich in der Lage war in feinstem, akzentfreiem Oxford-English zu sprechen.
    "Was meine Wenigkeit angeht, ich bin hier um sowohl das geistige als auch das soziale Niveau in dieser Lokalität zu heben. Kurt... ist einfach Kurt. In seiner Rolle als mein genauer Gegenpart kommt er hier herein um das Niveau wieder zu senken, sollte ich es wegen zu wenig Gesindel aus Versehen zu weit heben. Außerdem hat er die durchaus bemerkenswerte Fähigkeit andere Leute schnell und treffend einzuschätzen. Zumindest ihre Bereitschaft ihn umzubringen wenn er noch ein wenig lästiger wird. Reicht diese Erklärung?"
    "Sag ihr einfach was ihr beiden hier wirklich macht. Dann reitet sie wenigstens nicht mehr auf dem Dicken herum"
    "Wie der Hausherr wünscht. Meine Rolle ist, wie la signorina so treffend bemerkte, meine Stereotype zu spielen. Und die liegt mir, wenn ich so unbescheiden sein darf, einfach ganz gut. Was ich damit meine, dass werden sie wohl bald selbst herausgefunden habe. So viel sei verraten, wenn ich merke jemand erkennt meine Rolle und fragt sich was an der Stereotype dran ist, gebe ich ihm immer deutlichere Zeichen dass mehr dran ist als er zuvor überhaupt vermutete, irgendwann will er keine weiteren Beweise, weil er sich fürchtet dass der nächste Beweis ein abgetrennter Kopf einer ihm nahestehenden Person in seinem Bett, sein Sack über seinem Kopf und seine Finger in einer Zange oder seine Füße in Beton und er vor der Ladeluke eines fliegenden Shuttles wäre.
    Dann ist er in der Regel sehr zuvorkommend, tut einem Gefallen oder wird einfach vernünftigen Argumenten viel zugänglicher. Reicht das fürs erste, signorina?
    Oh, die Steaks!"

    Die Kellnerin brachte vier schöne T-Bone-Steaks, gewürzt mit ein wenig Salz und einem Hauch Kräutern und mit ein wenig Butter übergossen, neben denen Bratkartoffeln, gekochte Tomaten und ein Häuchen Bohnen lagen und stellte vor den dreien je ein Teller hin, und eines an den Platz an dem Kurt vorhin saß.
    "Nimm auch ruhig ein Stück, Luceija, wir haben für jedem mit mehr als einem Steak gerechnet, da kannst du dich gerne bedienen. Ich hoffe du magst sie medium rare."


    Was wahrscheinlich am ungewöhnlichsten an der ganzen, ohnehin schon irgendwie eigenartigen Situation war, war dass sie die Brauen leicht anhob, das aufgetischte Essen begutachtete und ihr Magen nahezu nervig konsequent reagierte und ihr ein leises Knurren aufdrückte, als wolle er sagen "greif zu". Ohne weiter zu zögern aß sie dann auch unmittelbar, nachdem man ihr so ein Faustgroßes - gemessen an Petes Faust - Stück Steak vor die Nase legte und der wohlige Geruch in ihre Nase strömte. Dabei lies sie weder die Gemüse- noch die Sättigungsbeilage aus. Der Appetit kam allerdings nicht daher, dass es eine Seltenheit war auf Omega ein so perfektes Stück echten Fleisches zu finden - von einem Tier von der Erde, nicht zusammengedruckt aus irgendwelchen Nährstoffen und Aromen, die wahrscheinlich aus irgendeinem Pyjack ausgefiltert wurden - sondern weil sie ohne die Befriedigung jenes noch so kleinen und eh schon seltenen Appetits auf Grund ihrer besonderen Umstände bald wieder so abgemagert aussehen würde, wie zu ihrer Krankheits-Hochzeit. Und seit sie wusste, was es verursacht hatte und ihr eintrainiert wurde, die nötigen Kalorien zu sich zu nehmen, machte sie nicht mehr solche Ausnahmen wie früher. Zwar aß sie im Vergleich noch immer weniger als ein Mann oder eine durchschnittliche Frau, aber für ihre Umstände war das extrem viel und bei ihrer vorangegangenen, beinahen Magersucht schon ein Wunder, dass sie so viel überhaupt aufnehmen konnte.
    Nichts desto trotz lehnte sie nach einer Weile - in der sie sich voll und ganz aufs Essen und nicht auf ihre Umsitzenden konzentriert hatte, was ihr genug Anstrengung bereitete - zurück und beobachtete die Herren, wie sie fertig aßen. "Die Küche ist deutlich besser als zu Toms Zeiten..", gab sie zu und musterte Seamus dabei, wie er ein zu großes Stück vom Fleisch abschneidete und es mit mehr Umstand als nötig quer in den Mund steckte. Dabei überlegte sie kurz, ehe sie sich ihrer Idee sicher war.

    "Dann haben deine...Freunde hier wohl alles fest im Griff so wie es scheint? Wissen sie auch, wie man für ein paar Tage einen Pub übernimmt, ohne dass die gesamte Einrichtung dabei draufgeht?"
    Dabei verschränkte sie die dünnen Arme vor der Brust und besah den Iren eindringlich dabei, wie er die Schüssel Bohnen leerte. Wieder bezog sie sich dabei bewusst nur auf ihr Gegenüber, ihren Bekannten, und sprach erneut von beiden anderen, als wären sie garnicht anwesend.
    Luceija ist offline

  13. #33
    Drachentöter Avatar von AlbertCole
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    „Turianer wenden einem erst dann den Rücken zu, wenn sie tot sind." Rocam hielt kurz inne, wandte den Blick vom Datapad ab und streckte sich kurz. „Turianer wenden einem erst dann den Rücken zu, wenn sie tot sind." - Weshalb hat der dann Palavan verlassen? Warum hat er alles aufgegeben? Rocam konnte sich nicht länger konzentrieren und legte das Datapad nun endgültig weg. Er streckte sich ausgiebig, verschränkte die Arme und schaute zur Decke. Das bräunliche Metall schluckte das spärliche Licht der Deckenbeleuchtung und hüllte den Raum in Zwielicht. Staubpartikel wirbelten umher. Die Maschinen unter ihm brummten monoton vor sich hin, irgendjemand ging mit hastigen Schritten an der Tür seines Zimmers vorbei. Rocam wandte den Blick von der Decke ab und starrte wieder auf das Datapad, das auf dem Tisch vor ihm lag. Ich werde wohl nie erfahren, was damals passiert ist. Rocam atmete tief ein und hielt die Luft an. Er hatte schon mehrmals versucht, seinen Vater darauf anzusprechen, doch es war, als würde man gegen eine Stahlwand laufen. Rocam atmete wieder aus.
    Nach einigen Minuten, schob er schliesslich den Stuhl zurück und stand auf. Sein Zimmer war zwar eng und nur mit dem Nötigsten ausgestattet, doch es bot einen ganz besonderen Luxus: Ein Fenster. Zwar handelte es sich dabei nur um ein handbreites Bullauge, doch es gewährte ihm, je nach Ausrichtung der Station, sowohl einen Blick auf Kobayashi als auch auf die Weiten des Alls. Rocam schob den Stuhl wieder an den Tisch und begab sich zum Bullauge. Die Station befand sich knapp hinter dem Gasriesen und in ein paar Stunden würde sie in dessen Schatten gleiten. Ein Modullastschiff näherte sich langsam Tranquility. Rocam beobachtete das Schiff. Was wohl aus Uto'Seya geworden ist? Er... "Wieso lernst du nicht?" Rocam wurde aus seinen Gedanken gerissen. Er drehte sich um. An der Tür stand sein Vater Novix.
    "Ich mache gerade eine kurze Pause, Vater." Rocam fiel auf, dass sich sein Vater am Türrahmen abstützte. Das Knie war seit dem Zwischenfall mit den batarianischen Söldnern nie richtig verheilt. "Vater, wieso benutzt du die nicht den Gehstock, den dir Phinnan angefertigt hat?" Die Miene seines Gegenübers verfinsterte sich und kurz herrschte Stille. Novix war schon über 50 Jahre alt und Tranquility hatte ihm schwer zugesetzt. "Einer der Generatoren auf Ebene Vier ist ausgefallen. Kümmere dich darum." Der Turianer wandte sich um. "Danach, Schiessübungen." Rocam lauschte dem Humpeln seines Vaters, das kurz darauf vom Brummen der Maschinen verschluckt wurde.

    Die Gänge von Tranquility waren eng und liessen an den meisten Stellen gerade genug Platz, damit zwei ausgewachsene Turianer aneinander vorbei konnten. Phinnan, einer der Bewohner der Station, kreuzte Rocams Weg. Wortlos quetschten sie sich aneinander vorbei. Wie sein Vater waren auch die meisten Bewohner der Station nicht sonderlich gesprächig. Plötzlich erschallte ein Signal. Das Schiff muss wohl Landeerlaubnis erhalten haben. Da der Dockbereich sowieso auf dem Weg lag, entschloss er sich, kurz dort Halt zu machen und die Besucher genauer unter die Lupe zu nehmen.
    Aufgrund der schwierigen Nachbarschaft glich der Dockbereich Tranquilitys dem Vorhof eines Hochsicherheitsgefängnisses. Er war vom Rest der Station völlig abgeschirmt und nur durch eine schwere, gut gepanzerte Tür zugänglich. Eine Fensterreihe weit über dieser Tür ermöglichte es, den Bereich zu überblicken. Drei Schiffe konnten jeweils gleichzeitig anlegen, wobei die jeweiligen Andockmodule in den grossen, mit verschiedenen Gütern bestückten Raum mündeten. Rocam stand an einem der Fenster und wartete darauf, dass die Besucher im Dockbereich eintreffen würden.
    Neben dem soeben eingetroffenen Modullastschiff war ein anderes, wesentlich kleineres Raumschiff an Tranquility angedockt. Die beiden Batarianer, die anscheinend dessen Besitzer waren, stapelten gerade einige Kisten auf. Plötzlich öffnete sich die Tür von Dock Eins und ein Volus tauchte auf. Er wurde von vier Turianern und zwei Kroganern begleitet und schien diese herumzukommandieren. So wie deine Begleiter aussehen, bist du bestimmt nicht auf dem Weg nach Maskawa. Die zwielichtigen Gestalten musterten die Umgebung. Soweit er es beurteilen konnte, handelte es sich dabei um freischaffende Söldner, die für den Volus arbeiteten. Rocam wollte sich gerade wieder auf dem Weg machen, als ihm plötzlich eine weitere Gestalt auffiel, die bis vor kurzem von einem der beiden Kroganer verdeckt worden war: Ein Quarianer. Die Augen des jungen Turianers weiteten sich. Uto!? Das kann nicht sein. Es war vier Jahre her, dass Uto'Seya Tranquility verlassen hatte. Normalerweise mied er den Kontakt mit den zwielichtigen Gestalten, die die Station besuchten, doch Rocam musste unbedingt erfahren, was diesen einen Quarianer hierher geführt hatte.
    AlbertCole ist offline

  14. #34
    Mythos Avatar von AeiaCarol
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    Schweigend erwiderte der Rothaarige den Blick des Arztes, streichelte dabei weiter Kyra, die die plötzliche Stille zwischen den beiden Männern irritierte.
    "Sag mir morgen wegen der Hochzeit bescheid. Ich muss Rückmeldung geben, mit wie vielen ich auftauche."
    Ruhig nickte der Ire und ließ den Sessel dann einen Schwenk zum Fenster ausführen, welches nun die See zeigte, deren Oberfläche den Nachthimmel spiegelte. Der Mond, nun ohne Konkurrenz, leuchtete schwach. Eine längliche Wolke zog langsam vorüber und verdeckte einen Teil seiner Oberfläche.
    "Ach Kyra", begann Odinn leise und streichelte weiter den Kopf des flauschigen Geschöpfs auf seinem Schoß, "es ist ja nicht so, dass ich es ihm vorwerfen würde, dass er meine Entscheidung revidiert hat. Wer könnte das schon. Aber seien wir mal ehrlich: Was soll ich hier? Als Krüppel, der noch nicht mal seinen Hund gassi führen kann?"
    Kyra blickte nach oben in seine Augen. "Schau mich nicht so an. Ich weiß, dass das sehr erbärmlich ist, so zu reden. Ich weiß, dass ich Leif für seinen Einsatz danken müsste. Natürlich weiß ich das!"
    Schier unerbittlich schauten die zwei kleinen braunen Augen weiter in die seinen.
    "Aber nur weil das nüchtern betrachtet so ist, heißt das noch lange nicht, dass ich mich dementsprechend verhalten werde. Er hat meinen Wunsch nicht beachtet. Und versuchen, so schnell wie möglich wieder auf eigenen Beinen zu stehen werde ich auch weiter machen. Egal was du oder auch sonst wer denken mag."

    "Ich denke, du darfst Plus 2 ankreuzen. Die kleine Kyra hier muss mal etwas anderes sehen. Und wenn ich da auftauche braucht es ein so frohes Gemüt wie Kyra, damit die Party nicht ein Desaster wird. Wobei ich ihr das schon wünschen würde", sprach Odinn aus, als er hinter sich die leisen Schritte des Arztes hörte, die aus Richtung seines Zimmer kamen.
    "Ich entschuldige mich für mein Verhalten. Auch wenn ich lügen würde, wenn ich sage, ich würde es niemals wieder tun."


    Nichts anderes hatte er erwartet. Der irische Dickschädel vergaß regelmäßig was ein Rückfall seines Zustandes für Leif bedeuten konnte. Nach dem Druck der vergangenen Monate hatte der Schwede nicht nur einmal den Eindruck bekommen müssen, dass die diverse Teile der Allianz nicht weniger verabscheuungswürdig waren als die italienische Sippe, dessen einziger guter Teil Luceija war, dessen Karte er im gehen überflog.
    Dass sie dabei die Standardphrase verwendete und Omega - vermutlich in geistiger Umnachtung - als "nett" bezeichnete, machte ihm klar, dass dieses Exemplar nur Teil ihrer eigentlich scherzhaft geschlossenen Vereinbarung war. Bei ihrer Entlassung, auf die sie so vehement gepocht hatte, verlangte der Arzt nicht zuletzt ständige Meldung seitens der Italienerin. Tatsächlich hielt sie sich daran, was er kaum erwartet hatte, jedoch nichts daran änderte, dass er sich über jedes Lebenszeichen freute. Auch wenn es ihn gewissermaßen beunruhigte, dass es diesmal von Omega kam.
    Vermutlich sollte er sie bei Gelegenheit mal anrufen.

    Jetzt allerdings, war Odinn sein Ziel. Oder viel mehr der Fernseher, den der Rothaarige bisher kontrolliert hatte. Als Leif ihm die Fernbedienung mit einem raschen Wink im Vorbeigehen entriss, gab er die Krone unfreiwillig allerdings ab.
    "Vermutlich wäre es selbstzerstörerisch dir zu wünschen dass du dir beim nächsten Versuch die Beine brichst. Trotzdem-...", er warf seine in Wollsocken steckenden Füße regelrecht auf den kleinen Tisch vor der Couch, auf die er sich gepflanzt hatte.
    "Hättest du es nicht besser verdient."
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    Bis Gil die Card gefunden hatte um die Haustüre zu öffnen ohne einen Alarm loslegen zu lassen, bei dem man geglaubt haben könnte ein Massenmörder entkomme einer Hochsicherheitseinrichtung, vergingen zu viele Minuten, dessen war er sich sicher. Er war den ganzen Flug über schon nichtmehr bei Gedanken gewesen, hatte sich mit den Nervenzehrenden Kopfschmerzen herumschlagen müssen und immer wieder das Verlangen gehabt, sich im inneren des Shuttles mal ganz unschicklich zu übergeben. Zum Glück hielt er den Schwall aber zurück und schaffte es zumindest vor seine Haustüre und nach kurzem Anlehnen dann auch ins Innere des Hauses. Die automatische Beleuchtung sprang sofort im seichten Licht im Gang an und gab eine große Fläche frei. Erleichtert aber auch bereits wieder ein bisschen gereizt über die erneute, gerade viel zu helle Lichtquelle, lies er seine Tasche fallen und lehnte seine Stirn kurze Zeit gegen die nächstbeste Wand. Er wäre sich fast sicher, dass er krank wurde, aber das sollte ihn jetzt erstmal nicht interessieren. Die wenige Zeit, die er noch zu Hause verbrachte würde er nutzen - so lange, wie es ging, falls im Hinblick auf die kommende Dunkelheit nicht mehr viele Gelegenheit bestehen würden, solche friedlichen Tage zu erleben.

    Gil lies die Tasche wo sie war und taumelte erstmal - ohne irgendeine andere Anstrengung vorher zu erledigen - ins Badezimmer. Duschte. Zog sich frische Klamotten an. Es war ihm beinahe schon egal, dass es mitten in der Nacht sein musste oder er einfach das Zeitgefühl verloren hatte: So geschwitzt hatte er noch nie. Und als halber Italiener war er höhere Temperaturen eigentlich ohnehin gewohnt. Vigilio wäre aber nicht Vigilio, wenn er es nicht schaffen würde selbst in solchen Situationen ein siegessicheres Lächeln auf die Lippen zaubern zu können und lies sich nicht viel anmerken, als er langsamen Schrittes durch das große Wohnzimmer lief und nicht damit gerechnet hatte, seine künftige Frau auf der grossen, gemütlichen Liege - und teilweise auf einigen Papieren - schlafend vorzufinden. Nur eine Sekunde lenkte den Halbitaliener die wundervolle Aussicht ab, umrundete dann die Liege und ging vor der Blondine in die Knie.
    "Sono tornato di nuovo, bella donna.", flüsterte er und strich mit aller Vorsicht eine blonde Locke aus dem schier porenlosen Gesicht der jungen Frau. Ein leichter Kuss auf die Stirn folgte der Berührung. Für ihn war es nicht verwunderlich, dass Zora hier Schlaf gefunden hatte. Nicht nur war es wunderschön, auch die Temperatur war trotz Klimaanlagen im ganzen Haus angenehmer mit dem ganzen Wind und dem nicht all zu weit entfernten Klang der Wellen, die auf den Strand zuströmten. Aber läge sie in der Position weiter hier, würde sie morgen nur über einen verdrehten Rücken klagen. Also nahm er sich dessen an, zupfte ein paar Aufschriebe unter Zora weg und legte sie auf den Beistelltisch, wo er die dekorative Vase als Beschwerer benutzte, und kündigte dann sein Vorhaben nur noch mit den leisen Worten "Vediamo se si dorme come profondo come sembra." an, ehe er die Arme unter ihren perfekt geformten Körper legte und sich fast wunderte, sie leicht sie aus der Liege zu heben war. Da gab es ein paar Momente während der Schwangerschaft, die er deutlich angestrengter hatte weglächeln müssen.

    Klammheimlich und ohne Schuhe nahm der heute sechsunddreissigjährige die Glastreppen nach oben und machte sich zu aller Erst auf ins gemeinsame Schlafzimmer. Dort angekommen begrüsste ihn schon ein zaghafter Blick aus dem angrenzenden Türschlitz und nahm sofort James wahr, der von der nur minimalen Geräuschkulisse aufgewacht war und sofort nachschaute, ob es sich hier um einen Einbrecher handelte, der es irgendwie schaffte das Sicherheitssystem auszutricksen (Feinde von Cerberus hatten da teils sehr interessante Ideen). Er nickte ihm mit leichtem Lächeln zu, versicherte, dass alles in Ordnung war und legte den Körper der reizenden Blondine dann auf dem einladenden Doppelbett ab und zog die Decke über sie.

    Anschliessend würde er sich um die andere, wichtige Frau in seinem Leben kümmern. Nicht weit von ihrem Schlafzimmer entfernt, drückte er die Tür zum Kinderzimmer auf und lugte bereits neugierig ins Innere. Dämmriges Licht einer kleinen Nachtlampe in Form eines kitschigen, rosa Plüschhasen leuchtete ihm entgegen. Hier war es schön still, das große Fenster leicht geöffnet und eine angenehme, warme Briese wehte vom Meer her salzige Luft ins Innere des Kinderzimmers.

    Wie lange er weg gewesen war konnte er gerade nicht mehr datieren. Es brach ihm stückchenweise das Herz, als er seine eigene Tochter in der Wiege des liebevoll eingerichteten Kinderzimmers liegen sah und das Gefühl hatte, so viel ihrer Entwicklung zu verpassen. Einen minimalen Anflug von unbeobachteter Angst bekam, als er über das schlimmere Übel nachdachte und sich vorstellte, dass sie nicht mehr viel älter werden würde als sie jetzt war und fast schon bereute jetzt nicht weiter mit aller Macht zu arbeiten. Hier ging es um so viel mehr. Das Überleben einer ganzen Spezies, einer ganzen Welt, einer Galaxie. Das Überleben zwei der wichtigsten Menschen in seinem Leben. Er dachte so angestrengt über diese Situation nach, dass er nicht einmal bemerkte, wie seine Hand sich um das Gitter des Bettchens verkrampfte. Sein Hinterkopf wieder zu wummern begann und es ihm schwer machte den Gedanken zu Ende zu fassen.
    Nein. Er musste sich fassen. Und tat es auch. Tief ein und Ausatmend holte er sich zurück in die Wirklichkeit und riskierte es, seine Tochter aufzuwecken, als er auch sie hoch und aus dem Bettchen hob und sie liebevoll an sich drückte. Die kleinen Händchen dabei den Klammergriff übten und er sah, wie sie sich entspannt in seinen Armen wandte. Er konnte ohne zu zögern sagen, dass sie wirklich das allerschönste Geschöpf war, dass er zu Stande hätte bringen können. Die hübschen, brandschwarzen Haare noch nicht mal richtig gewachsen, das perfekte Näschen ihrer Mutter... . Die kleinen, grünen Augen, die ihm immer entgegen strahlten, sobald sie wach war. Seine Mutter wollte es aus gegebenen Umständen nie wirklich zugeben, aber erinnerte ihn Emma immer wieder an die Zeit zurück, in der er seine kleine Schwester - mehr schlecht als recht - im Arm halten durfte. Jetzt noch gekrönt vom gegebenen, guten Aussehen seiner künftigen Frau.
    "La mia bella piccola principessa. Non tradire a tua madre, ma ti sei perso quasi più."*
    Leise und mit aller Vorsicht ging er mit Emma Alessia auf dem Arm zurück ins elterliche Schlafzimmer, kramte sich seinen Platz des Bettes frei und setzte sich neben Zora mit dem Rücken an das Kopfende, das Baby dabei weiter auf seiner Brust liegend im Arm haltend.

    Nur einen kleinen Moment Ruhe...nur einen winzigen Moment in komplettem Frieden schloss er die Augen.

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    *Meine wunderschöne, kleine Prinzessin. Verrate das nicht deiner Mutter, aber dich habe ich fast noch mehr vermisst.


    Es war ihr vorgekommen, als sei es Stunden her, dass die grellen Spotlights im Flur angesprungen waren und sich irgendetwas im Haus bewegt hatte. Eine gefühlte Ewigkeit, bis sie nahezu panisch nach oben fuhr und bemerkte, dass sie seinerzeit nicht einen Moment daran gedacht hatte, nachzusehen. Das Licht im Flur war wieder aus. Dennoch regte sich irgendetwas. Ein Blick auf den Wecker auf der Bettseite tadelte sie und ihr verworrenes Zeitgefühl. Die Uhr zeigte kaum ein paar Stunden nach ihrem zu Bett gehen an.
    Offensichtlich hätte sie auf die Tabletten verzichten sollen, die ihren Schlaf seit zwei Jahren bei Bedarf förderten. Jetzt allerdings war sie hellwach, zog betont vorsichtig die Schublade ihres Nachtschrankes auf und hob die nachtschwarze Handfeuerwaffe dermaßen entschlossen heraus, wie sie vor zwei Jahren zu keiner Sekunde hätte sein können.
    Dass Enrico oder ein anderes Laster ihrer Vergangenheit es irgendwie in ihr Haus schaffte, hatte Zora nie vollkommen ausgeschlossen. Dass es Vigilio sein könnte, in diesem Moment aber schon. Er würde sich kaum wie ein räudiger Köter durch ihre Zimmer schleichen, geschweige denn von seinem Zeitplan abweichen, erst am nächsten Tag nach Hause zu kommen.
    Er wusste zu genau, dass die Blondine die Waffe auch in geistiger Umnachtung noch finden würde und seine Instruktionen waren klar. Die Waffe wurde schließlich nicht von ihr dort deponiert, wo sie sie wenige Sekunden zuvor hervorgeholt hatte, noch bevor sie zum Zimmer ihrer Tochter schlich.

    Dabei wirkte das ganze zu filmisch, wie sie die Tür leicht zur Seite schob und auf die dunklen Umrisse einer großen Gestalt mitten in Emmas Zimmer sah. Das war wirklich geschmacklos. Selbst die Spieluhr ihrer Tochter gab das typische Schlafliedchen von sich.
    Zu ihrem Glück, wie sie erst später erfahren würde, dachte Zora einen Moment zu lang, atmete hörbar aus und entsicherte die Waffe, die den vermeintlich Fremden dabei ebenfalls lautstark warnte. Dass der ihrer schlafenden Gestalt unlängst über den Weg gelaufen war, sogar das Bett mit ihr geteilt hatte, wusste sie nicht, als sich seine Silhouette aus der gebeugten Haltung über das Bettchen erhob und aufmerksam wurde.
    Damit war zu rechnen. Ihre arme hoben langsam, ganz automatisch die Waffe. Sie erkannte noch immer nichts.
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  16. #36
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    Dr. Julian Ward - Omega, eine ehemalige Großküche in den Slums

    Feinste Blutspritzer verteilten sich auf Julians Acrylvisier, als das widerliche Geräusch der elektrischen Knochensäge unter ihm den Raum erfüllte. Das war immer der schmutzigste Teil der Amputation und Julian war auch nicht sehr zufrieden mit diesen barbarischen Umständen: Die Knochensäge war nicht viel mehr als eine sterile Miniatur-Metallkreissäge und entsprach nicht im geringsten den modernen medizinischen Standards – Er hätte ebenso gut den Arm mit Messer und Gabel amputieren können. Keine automatische Kauterisation, keine Ultraschalltrennung und nur ein sehr begrenzter Vorrat an illegal beschafften Narkotika und an Medigel. Julian blickte dem armen Kerl ins Gesicht, der gerade seinen Arm ersetzt bekam: Seine Augen waren bereits leicht geöffnet, wenn auch die Pupillen noch hinter die Lider gerollt blieben – er würde bald aufwachen und mehr Narkotika brauchen, die es schlicht nicht gab. Julian seufzte und legte die Säge wortlos seinem Assistenten in die Hand, der mit einem Nicken den Job übernahm. Er setzte sein Acrylvisier ab und entfernte sich für einen Moment aus dem mittelmäßig sterilen Operationsraum – eine ehemalige Kneipenküche, aber immerhin komplett gefliest – setzte sich einen Moment und hielt die behandschuhten Finger an die Schläfen, ohne dabei zu bemerken, dass er damit fremdes Blut in seinem Gesicht verteilte.



    Der erste Patient dieser Art war nun schon eine ganze Weile her: kurz nach dem Geth-Angriff auf der Citadel – Da war Julian noch kaum zwei Tage aus der Forschungsstation Noveria befreit worden. Er hatte kaum Erinnerungen an den Kampf, doch man fand ihn nicht weit von einem irgendwie bekannt wirkenden, beleibten Verletzten, der wohl zuvor mit einer Granate einige Geth sowie die nähere Umgebung zerlegt hatte. Ein paar der anderen befreiten Noveria-Insassen des Prometheus-Projekts nahmen sich sofort dem reglosen und geschundenen Körper des Mannes an, dem Julian und die anderen offenbar die Befreiung zu verdanken hatten. Niemand wollte ihn verbluten lassen, doch es war auch kein ausgebildeter Mediziner anwesend, also erklärte sich Julian freiwillig, obwohl er nur Neurologe war und kein Neurochirurg. Die Materialien, die ihm die Noveria-Insassen jedoch für die Operation beschafft hatten, waren erstklassiges Cerberus-Equipment, da konnte auch ein Laie nicht zu viel falsch machen. Und nach einer rund 30-stündigen Operation blickte Julian auf seine erste selbstgemachte und angebrachte kybernetische Prothese. Selten war er so stolz gewesen. Es war ein Meistwerwerk, besser als der echte Arm, den sie ersetzte.



    Hier auf Omega jedoch konnte man von solch paradiesischen Zuständen nicht sprechen. Die teuren Prothesen wollte sich hier meistens niemand leisten, obwohl man sowieso in einem Viertel der Fälle um seine Bezahlung betrogen wurde. Julian war hier nach seiner damaligen erfolgreichen Operation ins Implantat- und Prothesengeschäft eingestiegen, denn sein Ruf verbreitete sich rasend. Dummerweise war er jedoch nach wie vor kein zugelassener Chirurg und so war eine alte Küche auf Omega und ein paar verwundete zwielichtige Banditen als Kunden wohl vorerst das beste, um den ersten illegalen Geschäften nachzugehen. Doch er war es leid, diese Handarbeit zu verrichten. Sein Gehirn war für mehr ausgelegt als die reinen Fingerübungen eines Chirurgen- spätestens seit er sich selbst auf Noveria das Hirnimplantat einsetzen ließ und seitdem oft seine eigenen Erwartungen übertraf. Künstliche Intelligenz, das war immernoch sein Fachgebiet und seit er damals einen Geth mit eigenen Augen gesehen hatte, wollte er nur umso flammender darin weiterarbeiten.



    Doch für den Moment brauchte er dafür noch etwas finanziellen Anlauf. Er ließ die behandschuhten Finger knacken, setzte das Acrylvisier auf und betrat wieder den Operationssaal, wo sein stümperhafter Assistent den bereits vor Schmerzen krampfenden und zappelnden Körper des Patienten weiter bearbeitete. „Verdammt, Sid, gib ihm wenigstens ein Schmerzmittel, wenn er schon aufwacht!“, schrie er gegen den Sägenlärm an. Das war keine Medizin, das war Metzgerhandwerk.


    Einige Stunden später war der Spuk bereits wieder vorüber. Die ersten Tests mit Signalimpulsen hatten bei dem armen Teufel zwar gute Ergebnisse gezeigt, sein Arm würde wohl bald besser funktionieren als es das organische Original jemals getan hätte, doch bei seiner Psyche war das weniger wahrscheinlich, war er doch traumatisiert von mindestens einer Stunde Operation bei vollem Bewusstsein und dies nur unter leichten Schmerzmitteln. Dies war nicht das erste Mal gewesen. Die Banditen, die solche Eingriffe forderten, konnten meist kurzfristig nicht genügend Narkotika beschaffen, hielten sich jedoch für „gestählt“ genug, die Operation dennoch zu riskieren. Dieser hier hatte zuvor vor Julian mit seinen Kriegsverletzungen geprahlt und betont, dass der Schmerz über die Jahre sein Freund und Begleiter geworden sei, sein „Schutzheiliger und Mentor.“ Die Kriminellen hier drückten sich gerne so pseudo-poetisch aus und hatten zudem oft die Angewohnheit, ihr gescheitertes Literatentalent in Form von stereotypen Tätowierungen zur Schau zu tragen und nannten diese dann ihre „Bannsprüche“, ihr „Schild“ oder ihren „Panzer.“ Gegen den Schmerz schien es ironischerweise kein Stück zu helfen. Der heutige Nachwuchs-Poet, der die Freude hatte, auf den Tisch geschnallt zu werden, war sogar einer der besonders nervigen Sorte und lachte im Aufwachraum ununterbrochen hysterisch vor sich hin, was gespenstisch durch das ganze Gebäude hallte. Julian war sich oft nicht sicher was schlimmer war: Einen gewitzten, größenwahnsinnigen Verbrecherboss mit einem Kanonenarm zu bestücken, oder ihnen durch mangelnde Betäubung eine kleine Psychose gratis mit dazuzugeben.



    Die Bezahlung war in jedem Fall gut, sofern sie nicht unterschlagen wurde. In den Augen des Komplizen, der Julian ausbezahlte, konnte er das verblüffte Entsetzen sehen, als dessen Blick auf die blutige Schürze seines Gegenübers und das ebenfalls blutige Sägeblatt auf dem Tisch fiel. Der Chirurg behielt hingegen während der Geldtransaktion ein makelloses, höfliches Lächeln bei, doch sein Kunde bestätigte das Bedienfeld auf dem Datenpad nur gedankenverloren und mit offener Kinnlade und wies seine Lakaien anschließend sprachlos mir einer kurzen Handgeste an, den Patienten aus dem Aufwachraum zu holen. „Empfehlen Sie mich weiter!“, rief Julian ihnen noch lächelnd nach, während er sich das Blut von den Händen wischte wie ein Mechaniker das Maschinenöl, doch er bezweifelte, dass der neurotische Freak ein gutes Aushängeschild sein würde. Ein Jammer, immerhin war die Prothese mal wieder ein Meisterwerk geworden.



    Ein Turianer stand neben der Ausgangstür und blickte den drei Banditen und ihrem hysterisch lachenden Freund mit verschränkten Armen hinterher, bevor er den Kopf schüttelte und die Werkstatt betrat. Er klopfte noch einmal höflich an den Türrahmen, obwohl Julian ihn bereits kommen sah. Ansonsten hielt er sich jedoch nicht lange mit Floskeln auf, sondern kam nach kurzer Namensnachfrage und nachdem er sich als Taylik Lop'Nor vorgestellt hatte, direkt zur Sache.

    „Kriegen Sie das auch mit Turianern hin?“, fragte der Turianer mit dem dunkelgrauen Gesichtspanzer und den orangefarbenen Augen, während er sich ein x-beliebiges Werkzeug, das er zuvor von der Werkbank aufgehoben hatte, genauer ansah. Er sprach Handelssprache mit deutlichem Akzent, die Julians Subdermal-Übersetzer nicht einmal zu übersetzen versuchte. Der Neurologe schob zuerst nur die Unterlippe leicht nach vorne und nickte nach kurzem Überlegen mehrfach.

    „Was halten Sie dann davon, gegen einen nicht unbeträchtlichen Obolus ein paar meiner Freunde auf Invictus mit Augenimplantaten und hydraulischen Exoskeletten zu versehen?“ Er sah ihn nun wieder direkt an, wobei Julian jetzt erst der breite Riss auffiel, der sich diagonal über Lop'Nors Gesichtspanzer zog.

    „Invictus? Ich arbeite eigentlich lieber in vertrauten Gefilden.“

    „Ich versichere Ihnen, dass die Ausrüstung erstklassig sein wird. Reichen Sie einfach vor Ihrer Abreise eine kleine Liste mit den Materialien ein, die sie benötigen, und sie wird schon bei Ihrer Ankunft auf Invictus bereitliegen.“

    Er legte nun das Sägeblatt weg, das er gerade reinigte, und widmete Lop'Nor jetzt seine volle Aufmerksamkeit. „Von wie vielen Kunden sprechen wir denn hier?“

    Lop'Nor zuckte mit den Achseln. „Das kommt ganz auf Sie an, aber wir hätten vierzehn Söldner, die bereit wären, für hochwertige Ergänzungen gutes Geld zu zahlen. Sagen wir... einhundertfünfzigtausend Credits pro Patient? Zuzuüglich Materialkosten und Anflug, versteht sich.“ Julian hob nur wortlos die Brauen und starrte Lop'Nor ungläubig entgegen.



    Auf nimmer Wiedersehen, Omega.



    Er hasste diesen Ausblick. Obwohl dieser Teil der Citadel selbst zwei Jahre nach dem Angriff auf die Raumstation noch nicht ansatzweise wieder zu etwas Ansehnlichem geworden war, versperrten ihm zu viele Häuser die Aussicht.
    Auch wenn sie jene in den buchstäblichen Abgrund vor seinem Haus in Aite nicht im Entferntesten das Wasser reichen könnten, so vermisste der Italiener doch etwas, das nach Himmel aussah.

    Doch es half nichts. Die Citadel war seit einigen Wochen Zentrum seines Schaffens. Etwa seit der Zeit, als alle Öffentlichkeit über eines der monumentalste Ereignisse im Leben der italienischen Sippe in Kenntnis gesetzt wurde, die er mit jedem Tag mehr verabscheute. Zumindest sollte man glauben, dass die anstehende Hochzeit eine derartige Bedeutung hatte.
    Was Enrico jedoch wusste-... Keiner von ihnen wusste es. Dazu würde es erst kommen, wenn eine Reihe Sprengstoff zuerst einen unwichtigen Teil Cerberus-Lakaien ins Jenseits befördern und er den etwas wichtigeren Teil übernehmen würde. Dabei war diese Idee so simpel wie durchdacht. Nicht zuletzt aus diesem Grund war er auf Hilfe angewiesen. Allerdings nicht auf die derer, die sich an jeder Ecke dieses Wards anheuern ließen. Nein. Er benötigte etwas persönlicheres und konnte es zum ersten Mal begrüßen, dass die Ascaiaths ihr "Großevent" ebenso lange und ausgiebig geplant hatten.

    Die Suche seiner eigenen, kleinen Armee war nicht einfach gewesen. Und sie hatte Zeit gefressen. Massig Zeit. Jetzt allerdings, lagen fünf Dossiers vor ihm. Jeden Einzelnen von ihnen hatte er sehr sorgfältig ausgesucht, auf seine Seite gezogen und eingewiesen. Insgesamt standen zwölf zur Debatte. Fünf hatte er, dieselbe Anzahl war tot und zwei standen aus.
    Die Profile beider, lagen zu seiner Rechten, direkt gegenüber zu denen die er bereits hatte.
    Beyo Vhan und der Doktor.
    Bei beiden hatte er nicht (mehr) das geringste Gefühl dafür, ob er sie morgen töten oder in seinen Schlachtplan mit einbeziehen würde.
    Zumindest Letzterer - und irgendetwas daran freute ihn besonders - war in genau diesem Moment auf dem Weg zu ihm.
    Jedenfalls, wenn sein turianischer Rekrut kein Selbstläufer war. Er hatte zu viel Mühe investiert, als dass er einen, geschweige denn beide verlieren wollte. Doch bis er sich allem sicher sein durfte, musste er warten.
    Ein Blick auf die Uhr versicherte ihm, dass es mindestens noch einige Stunden waren, bis er im Idealfall beide begrüßen könnte...
    AeiaCarol ist offline

  17. #37
    Mal vas Idenna
    Gast
    Er hatte es vermisst. Tatsächlich hatte er das. Das dumpfe Brummen der Maschinen, das flaue Gefühl im Magen, als das Gefährt auf ÜLG schaltete. Selbst die Enge war für Ten ein schönes Gefühl. Ein Gefühl, wieder zu Hause zu sein.
    Dabei habe ich mich so sehr darauf gefreut, die Freiheit der Citadel genießen zu können. Hm... die Flottille kann eben doch nichts so richtig ersetzen. Abgesehen von einer Heimatwelt natürlich...

    Der junge Quarianer schüttelte den Kopf. Vor etwas mehr als zwei Jahren war er auf seine Pilgerreise gegangen. Sein Ziel war die Citadel. Um die Raumstation zu erreichen, hatte das Kind der Qwib-Qwib sein gesamtes Vermögen aufbringen müssen. Jedoch war der Empfang alles andere als herzlich. Die Bewohner der Station, eingeschüchtert durch den Angriff der Geth, betrachteten den Angehörigen des Volkes, das eben diese Maschinen geschaffen hatte, als Abschaum. Als dann auch noch der Kontakt zu Zaara abbrach, war alles verloren. Ten wusste, dass er auf der Citadel nicht bleiben und schon gar nicht etwas von Wert für die Flottille finden konnte. Also verbrachte er die folgenden zwei Jahre damit, Credits für die Abreise zu verdienen. Wenn er auch nur an die Arbeiten dachte, die er teilweise erledigen musste, schauderte es ihm.
    Schließlich waren die nötigen Credits beisammen und auch sein Ziel stand fest: Omega. Die berüchtigte Station, die, so hieß es allgemein, das anarchistische Gegenstück zur Citadel darstellte. Dort dürfte er als Quarianer sicherlich bessere Chancen haben. Zumindest dachte der unerfahrene junge Quarianer so. Schnell war auch eine Gruppe gefunden, die ihn nach Omega bringen würde: Ein Volus hatte Ten eine günstige Reise angeboten.
    "Sie wird jedoch ein wenig länger dauern. *schnauf* Wir müssen noch Zwischenstopps einlegen *schnauf* um weitere Fracht auf und *schnauf* ab zu laden."

    Das war vor ein paar Wochen gewesen. Seitdem hatte Ten seine Kabine nicht verlassen können und langsam wurde es ihm unbehaglich. Zu viel hatte er über Piraten und Sklavenhändler gehört. Um nicht weiter darüber nachdenken zu müssen, aktivierte Ten sein Omnitool und blätterte ein wenig in den Daten, die er auf der Citadel über sein Volk und die Geth auftreiben konnte.
    "He, Glasfischjunge! Wir docken gleich an eine Station an. Da darfst dir dann auch ein wenig die Beine vertreten!", der Stämmige Kroganer, der die gesamte Luke füllte fixierte Ten.
    "Oh... Okay..."
    Mit einem Schnaufen seitens des Kroganers schloss dieser das Schott wieder.

    Ein wenig später spürte Ten einen starken Ruck, als die der Frachter scheinbar mit zu hoher Geschwindigkeit andockte.
    Vermutlich hat einer der laufenden Schränke das Ding gesteuert
    Keine fünf Minuten später fand sich Ten im Dockbereich der Station wieder. Der große Raum, der an eine schwere Stahltür grenzte, war übersät mit Stückgut jeder Art und Größe.
    Mit leichten Schritten durchquerte Ten den spärlich beleuchteten Raum. Die Hände hinter den Rücken verschränkt wanderte er zwischen den Packstücken und ließ seine Blicke durch den ganzen Raum schweifen, der ihn ein wenig an das Innere der Schiffe der Migrantenflotte erinnerte.
    Geändert von Mal vas Idenna (07.02.2014 um 18:24 Uhr)

  18. #38
    Mal vas Idenna
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    Zitat Zitat von AeiaCarol Beitrag anzeigen

    Nichts anderes hatte er erwartet. Der irische Dickschädel vergaß regelmäßig was ein Rückfall seines Zustandes für Leif bedeuten konnte. Nach dem Druck der vergangenen Monate hatte der Schwede nicht nur einmal den Eindruck bekommen müssen, dass die diverse Teile der Allianz nicht weniger verabscheuungswürdig waren als die italienische Sippe, dessen einziger guter Teil Luceija war, dessen Karte er im gehen überflog.
    Dass sie dabei die Standardphrase verwendete und Omega - vermutlich in geistiger Umnachtung - als "nett" bezeichnete, machte ihm klar, dass dieses Exemplar nur Teil ihrer eigentlich scherzhaft geschlossenen Vereinbarung war. Bei ihrer Entlassung, auf die sie so vehement gepocht hatte, verlangte der Arzt nicht zuletzt ständige Meldung seitens der Italienerin. Tatsächlich hielt sie sich daran, was er kaum erwartet hatte, jedoch nichts daran änderte, dass er sich über jedes Lebenszeichen freute. Auch wenn es ihn gewissermaßen beunruhigte, dass es diesmal von Omega kam.
    Vermutlich sollte er sie bei Gelegenheit mal anrufen.

    Jetzt allerdings, war Odinn sein Ziel. Oder viel mehr der Fernseher, den der Rothaarige bisher kontrolliert hatte. Als Leif ihm die Fernbedienung mit einem raschen Wink im Vorbeigehen entriss, gab er die Krone unfreiwillig allerdings ab.
    "Vermutlich wäre es selbstzerstörerisch dir zu wünschen dass du dir beim nächsten Versuch die Beine brichst. Trotzdem-...", er warf seine in Wollsocken steckenden Füße regelrecht auf den kleinen Tisch vor der Couch, auf die er sich gepflanzt hatte.
    "Hättest du es nicht besser verdient."


    Scheinbar unberührt saß der Ire in seinem Sessel und verfolgte die Nachrichten, die mittlerweile beim Wetter für Südostasien angekommen waren. Auch Kyra hatte sich wieder entspannt. Immerhin waren Wortgefechte zwischen Leif und Odinn keine Seltenheit. Immerhin, wer würde sich darüber wundern, dass sich zwei Dickköpfe, wie es Leif und Odinn unzweifelhaft waren, regelmäßig in die Haare kriegen?
    "Vermutlich wäre es selbstzerstörerisch dir zu wünschen dass du dir beim nächsten Versuch die Beine brichst. Trotzdem-... Hättest du es nicht besser verdient."
    "Vielleicht habe ich das", räumte Odinn ein, "doch hättest du dann mein Gejammere zu ertragen. Und zusammenflicken müsstest du mich vermutlich auch." Ein schelmisches Grinsen huschte über das Gesicht des Rothaarigen. Sicherlich würde das nicht ausreichen, um den Schweden zu beruhigen. Aber was nutzte es? Immerhin war Odinn draußen gewesen und zur allgemeinen Überraschung hatte er diese Expedition sogar überlebt.

  19. #39
    #16  Avatar von Forenperser
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    .....und so ist es passiert. Echt wahr. Solche Geschichten schreibt eben nur das Leben."
    Die 2 Asari lachten als sie ihm daraufhin mehr einschenkten und der nicht mehr völlig koordinationsfähige Turianer beim Ansetzen ein wenig auf sein Hemd verschüttete.
    "Aber wisst ihr....scheiß drauf. Das ist meine neue Philosophie. Ich tue etwas, ich scheitere, das daraufhin folgende Trauma erschüttert mich.....und dann lasse ich es hinter mir. Was passiert ist ist passiert. Lieber das Hier und Jetzt genießen."
    Zustimmend rückten sie enger an ihn ran und beturtelten ihn.
    "Tjaaa, hehe.....das war nicht immer so wisst ihr. Früher, früher da war ich ein richtiger Depressionsbolzen. Ich. Könnt ihr euch das vorstellen?"
    Sie lachten gemeinsam über diese wahrlich unvorstellbare Tatsache und prosteten sich weiter zu. Bald schon konnte er nicht mehr klar denken und sprechen.
    Aber wozu?
    Er sah momentan 4 Argumente vor sich das nicht mal im Entferntesten zu wollen. Oder waren es plötzlich noch mehr?
    So oder so, das Einzige was ihm jetzt noch den Tag ruinieren konnte war wieder etwas Unvorhergesehenes.....
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  20. #40
    Fionda per cereali  Avatar von Luceija
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    Es war ihr vorgekommen, als sei es Stunden her, dass die grellen Spotlights im Flur angesprungen waren und sich irgendetwas im Haus bewegt hatte. Eine gefühlte Ewigkeit, bis sie nahezu panisch nach oben fuhr und bemerkte, dass sie seinerzeit nicht einen Moment daran gedacht hatte, nachzusehen. Das Licht im Flur war wieder aus. Dennoch regte sich irgendetwas. Ein Blick auf den Wecker auf der Bettseite tadelte sie und ihr verworrenes Zeitgefühl. Die Uhr zeigte kaum ein paar Stunden nach ihrem zu Bett gehen an.
    Offensichtlich hätte sie auf die Tabletten verzichten sollen, die ihren Schlaf seit zwei Jahren bei Bedarf förderten. Jetzt allerdings war sie hellwach, zog betont vorsichtig die Schublade ihres Nachtschrankes auf und hob die nachtschwarze Handfeuerwaffe dermaßen entschlossen heraus, wie sie vor zwei Jahren zu keiner Sekunde hätte sein können.
    Dass Enrico oder ein anderes Laster ihrer Vergangenheit es irgendwie in ihr Haus schaffte, hatte Zora nie vollkommen ausgeschlossen. Dass es Vigilio sein könnte, in diesem Moment aber schon. Er würde sich kaum wie ein räudiger Köter durch ihre Zimmer schleichen, geschweige denn von seinem Zeitplan abweichen, erst am nächsten Tag nach Hause zu kommen.
    Er wusste zu genau, dass die Blondine die Waffe auch in geistiger Umnachtung noch finden würde und seine Instruktionen waren klar. Die Waffe wurde schließlich nicht von ihr dort deponiert, wo sie sie wenige Sekunden zuvor hervorgeholt hatte, noch bevor sie zum Zimmer ihrer Tochter schlich.

    Dabei wirkte das ganze zu filmisch, wie sie die Tür leicht zur Seite schob und auf die dunklen Umrisse einer großen Gestalt mitten in Emmas Zimmer sah. Das war wirklich geschmacklos. Selbst die Spieluhr ihrer Tochter gab das typische Schlafliedchen von sich.
    Zu ihrem Glück, wie sie erst später erfahren würde, dachte Zora einen Moment zu lang, atmete hörbar aus und entsicherte die Waffe, die den vermeintlich Fremden dabei ebenfalls lautstark warnte. Dass der ihrer schlafenden Gestalt unlängst über den Weg gelaufen war, sogar das Bett mit ihr geteilt hatte, wusste sie nicht, als sich seine Silhouette aus der gebeugten Haltung über das Bettchen erhob und aufmerksam wurde.
    Damit war zu rechnen. Ihre arme hoben langsam, ganz automatisch die Waffe. Sie erkannte noch immer nichts.


    Im Dunkeln legte er sie zurück ins Bettchen. Zwar hatte seine Kleine nicht geschrieen, wurde aber leicht unruhig und drohte, Zora zu wecken und den dringend benötigten Schlaf zu rauben. Also entschied er sich dafür, sie zurück zu bringen, wie üblich wenn er da war die Spieluhr aufzuziehen (eher eine nostalgische Geste, so surrte das Gerät die ganze Nacht durch) und mit einem Lächeln letzte Blicke auf seine Tochter zu werfen. Man erkannte hier nur Umrisse so mitten in der Nacht, aber die waren ihm genug. Bei geöffnetem Fenster war es dem seichten, warmen Wind erlaubt, ins Kinderzimmer zu strömen und sein Gesicht mit sanfter Geste zu streifen. Nicht genug um ihn aus seinem tranceartigen Zustand zu holen aber genug, um diese Kopfschmerzen für einen Moment abklingen zu lassen.
    Einmal dann war es das Klicken hinter ihm, dass den Halbitaliener irritierte. Das Klicken erkannte er aber schon zu gut, denn kurz darauf ertönte ein Surren, dass so gut wie jeden an Biotik erinnerte aber auch in einem weiteren Bereich zum tragen kam: an einer Waffe.
    Eines war er sich jedoch sicher: Hier war niemand sonst, also gab es da nur eine einzige Möglichkeit...jemand ganz bestimmtes musste die Harpy-Pistol aus dem Nachtschränkchen genommen haben und hinter dem mitten in der Nacht aufkreuzenden Gil wohl jemand anderen vermuten. Oder aber, seine künftige Frau hatte sich das mit der Hochzeit kurzerhand nochmals anders überlegt.

    Langsam drehte er sich in Richtung der Person, die er in seinem Nacken spürte - nicht zuletzt um eine zugegebenermaßen etwas anmassende Aussage zu liefern, sie aber einen amüsanten Unterton aufwies: "Wenn du mich erschießen willst, solltest du schneller reagieren. Wär ich ein Einbrecher wärst du schon tot."

    Zwar noch nicht ganz überzeugt, dass sie verstand aber das Risiko eingehend, ging er einige Schritte in ihre Richtung...
    Luceija ist offline

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