Home Risen Risen2 Risen3 Forum English Russian

Registrieren Hilfe Kalender Heutige Beiträge
Seite 4 von 5 « Erste 12345 Letzte »
Ergebnis 61 bis 80 von 96
  1. #61 Zitieren
    Deus Avatar von Sir Ewek Emelot
    Registriert seit
    Feb 2008
    Ort
    Peripatos
    Beiträge
    13.289
    Zitat Zitat von Gothic Girlie Beitrag anzeigen
    Unterhaltsam, ja, auf jeden Fall. Am Anfang, als du sie geschrieben hattest, habe ich sie, glaube ich, zu ernst genommen. Aber so Szenen, wie die mit den Frühstücksei, wo ausgerechnet die Königin das gekrönte Haupt köpft, die kann man doch einfach nicht zu ernst nehmen. da habe ich mich wirklich abgerollt. Ich fand sie sehr lustig. Aber die Frauenrollen eben auch "buffa", das heißt eher so albern komisch. Es ist vielleicht die Geschichte, die am weitesten von Risen entfernt ist. Ich sehe da eher Parallelen zu Osch in "Gothic Birdman".

    Grüße

    Gothic Girlie
    Die Geschichte soll natürlich komisch sein.
    Die Männerrollen sind doch genauso albern und komisch, oder? Sabatha gehört zu meinen Lieblingsfiguren, und Rhademe ist mir hier in der Geschichte (die erste, wo sie eine größere Rolle spielt) mehr ans Herz gewachsen.

    Ich finde es übrigens schön, dass Dir das mit dem gekrönten Ei aufgefallen ist!
    Sir Ewek Emelot ist offline Geändert von Sir Ewek Emelot (09.10.2015 um 11:14 Uhr)

  2. #62 Zitieren
    Deus Avatar von John Irenicus
    Registriert seit
    Feb 2005
    Ort
    Civilization's Dreamy Hideout
    Beiträge
    28.099
    ------------------------------------------------------------------------------
    Tja, da hat JüdeX mit "Die neue Welt" ja mal ordentlich einen rausgehauen! Und zu dieser Geschichte weiß ich trotz ihrer Länge nun mal wirklich nicht viel zu sagen, denn sie läuft und läuft und läuft und läuft und Anlass zur Kritik gibt es sowieso nicht.

    Es ist eben auch eine etwas andere Art von Geschichte. Ein schön erzählter Bericht, vielleicht auch eine klassische Abenteuergeschichte. Es geht tatsächlich auch erstaunlich wenig darum, dass es irgendein "Problem" gibt, welches gelöst werden müsste. So sind Geschichten ja sonst oft strukturiert. Ein übergeordnetes Problem und dann von Problem zu Problem. Hier geht es eher von Insel zu Insel, manchmal auch von Schiff zu Schiff und von Person zu Person. Es ist einfach ein Geschehensablauf einer solchen Entdeckerreise, in der zwar auch Probleme auftauchen. Aber die Reise wird nicht unternommen, um diese Probleme zu lösen, sie entstehen einfach nebenbei und sind untergeordneter Natur. Dementsprechend wirkt die Schilderung auch jederzeit sehr glaubhaft, weil man hier nicht das Gefühl hat, ein Schlaglicht oder eine dramatische Situation nach der nächsten geschildert zu bekommen. Davon gibt es insgesamt vielleicht drei, und die sind alle weit weg davon, überdramatisiert zu werden. Es liegt also eine gewisse Nüchternheit im Erzählstil - aber gleichzeitig ist es ja auch irgendwie aufregend. Ich habe letztens auch Romane gelesen, die vom Stil her ähnlich waren, zumindest in dieser Hinsicht, und deshalb fand ich da wohl auch so gut hinein. Fand ich beim Lesen eine schöne Herangehensweise, die du da gewählt hast und die natürlich exakt auf das Thema dieses Wettbewerbs zugeschnitten ist!

    Das Tolle ist natürlich, dass man hier ja gleich zwei Entdeckerreisen zum Preis von einer bekommt. Und die "Lesestunden im Logbuch" fand ich fast noch spannender als das Gegenwartsgeschehen, weil die Schilderungen natürlich distanzierter und daher lückenhafter, mithin etwas geheimnisvoller waren. Und es war natürlich toll, die Vergleiche zwischen den beiden Reisen zu ziehen - genau so hat es Puccio (sein voller Name übrigens großartig, wie überhaupt die ganzen Namensgebungen toll waren und zuweilen an reale Vorbilder erinnerten) ja quasi auch gemacht. Und natürlich Dreh- und Angelpunkt der klassische Seefahrerirrtum, der Glaube, an einem bestimmten Ort gelandet zu sein, der aber ein ganz anderer ist, als gedacht. Und gerade, wie die Mannschaft um Puccio Arboreos Irrtum langsam enthüllt und sich das Puzzle zusammensetzt, das macht dann wohl insgesamt den Zauber der Geschichte aus. Eben gerade auch, weil man weiß, dass da nicht alles so stimmt, wie Arboreo sich das gedacht hat.

    Überhaupt ist das natürlich eine schöne Leistung, die Welten von Gothic und Risen, wo sie ja sowieso so nah beieinander liegen, handfest und umfangreich miteinander zu verbinden, aber ohne den Risen-Inseln das Exotische zu nehmen. Ganz im Gegenteil, dieser exotische Aspekt wird auf dieser Reise ja umso mehr ausgebaut! Da erlebt man die Inselwelt ja wirklich mal ganz anders. Ebenso wie man von den "Molukken" ein wenig mehr Geschichte erfährt, denn es ist ja klar, dass die vorher die einzigen Bewohner und damit auch Beherrscher dieser Insel waren, und dass die "Koexistenz", die einem in Risen 2 gezeigt wird, nicht viel mehr als das Ergebnis der Kolonisationsbemühungen und schließlich Gewaltätigkeiten seitens der Weißen sein muss. Dieser Gedanke der "White Supremacy" kommt da nicht nur, aber natürlich vor allem in Arboreos Aufzeichnungen immer wieder rüber, und das in guter Balance. Ohne diese totale Bösartigkeit, die man solchen Einstellungen naiverweise automatisch zuschreiben könnte. Sondern eben einfach das Selbstverständnis des weißen Mannes, der sich eben für überlegen hält und sich nehmen kann, was er will, und überhaupt will man den schwarzen kleinen Brüdern ja nur helfen. Und wenn man dafür auch ihre Leichtgläubigkeit ausnutzt. Das kommt gut rüber, und auch bei Puccio, Alexander und Konsorten sind da immer noch deutliche Überbleibsel vorhanden - wobei sie insgesamt natürlich weniger militant auftreten. Dennoch: Sie sind dann wohl noch die vernünftigsten Vertreter der Weißen, ihre Chefs schienen dann ja ein anderes Verhältnis zu den Molukken zu haben. Das versöhnliche Ende, was mit der Crew um Puccio präsentier wird, muss natürlich ganz am Ende doch noch konterkariert werden, um den Zustand anzudeuten, den wir als Spieler dann in Risen 2 und auch 3 erfahren. Man sieht hier eben wirklich einen dicken Batzen der Vorgeschichte nicht nur einiger weniger Personen, sondern von Arborea überhaupt. Eine Totalgeschichte, quasi! Auch wenn natürlich Millionen von Fragen offen sind, aber du hast da am Ganzen angesetzt. Auch irgendwie mutig, finde ich! Aber wer sonst sollte so etwas machen, wenn nicht du?

    Abgesehen vom Thema an sich und dem Stil im Sinne der Herangehensweise der Erzählung fand ich auch den Stil der Beschreibungen an sich wieder gelungen. Makellos wie schnörkellos, könnte man sagen. Aber trotzdem viele schöne Einzelbilder und -Szenen, von denen mir ein paar besonders im Gedächtnis geblieben sind:

    Das bedeutsamste Ereignis dieses Tages war, als einer der Soldaten Peysings roten Vogel wiederentdeckte, der auf einem niedrigen Ast saß und auf sie herunterschaute. „Hey Doktor, ist das nicht Euer Vogel?“, ließ er sich vernehmen.
    „Ja, ja, das ist er wirklich!“, zischte Peysing entzückt, als er ihn erblickte. Mit einer Handbewegung hieß er sie ruhig sein. Langsam schlich er sich näher an den Baum heran, den Notizblock gezückt.
    „Ungefähr wie ’ne Meise, sag ich doch“, ließ sich hinter Puccio einer der Männer vernehmen.
    Dann plötzlich öffnete der Vogel den Schnabel und begann zu singen. Und die Männer wurden noch ruhiger. Der Vogel hatte eine wundervolle, melodische Stimme. Sein Gesang war schön wie der der Nachtigall. Andächtig lauschten sie, während Doktor Peysing in seinem Block Notizen machte und eine genaue Zeichnung des Tieres anfertigte. Plötzlich hüpfte der Vogel von seinem Ast und flatterte auf den Boden kurz vor ihnen, wo er begann, im Gras herumzupicken.
    „Das ist unsere Chance!“, flüsterte Peysing und winkte den Männern, den Vogel zu umstellen. Alle waren sie bedacht, keine lauten Geräusche oder schnellen Bewegungen zu machen. Zumindest nicht, bis sie den Vogel gänzlich umstellt hatten. Dann sprangen sie auf ein Zeichen Peysings zugleich nach vorne.
    Einige Köpfe stießen aneinander und ein rotes Etwas flog gen Himmel.
    Einfach toll! Da hätte ich es noch besser gefunden, wenn der Abschnitt/Post direkt mit geendet hätte, sozusagen wie als ob die Szene damit ausblendet. Aber gut, das sind ja so Sachen, die macht jeder anders.

    Hier hast du es dann ja so gemacht:
    Die Sonne verschwand bereits hinterm Horizont, als sie endlich aufbrachen. Zwei der Soldaten trugen Pacos Trage, die übrigen Männer schleppten die Tierkäfige und die Ausrüstung der beiden abgebrochenen Lager. Der Marsch zurück war ein schweigsamer, die Stimmung eine völlig andere als noch am Morgen. Peysing hatte vorerst getan, was möglich war. Doch ob Paco durchkomme, sei noch völlig ungewiss, erklärte er. Und so erleichtert ein jeder war, heil davongekommen zu sein, hing doch die Sorge um den Schiffsjungen den ganzen Weg über über ihnen.
    Als sie die kurze Schlucht erreichten, die zu ihrer Bucht führte, wurden sie von einem lauten Knall begrüßt.
    Die Männer hatten die steinharte Nuss mit einer Kanone gegen den Berg gefeuert.
    Auch das fand ich einfach so toll, weil diese Gaganuss auch so einen megaunbedeutenden Anteil an dieser Reise hat, aber trotzdem fast schon einen ganz eigenen Strang besitzt. Und das wirkt so menschlich, wie sich die Crew darauf versteift, diese Nuss zu knacken. Ihre ganz eigene Herangehensweise, diese neue Welt kennenzulernen, quasi.

    Und kleine Details wie diese...
    Mehrere Männer beflammten sich.
    ... gab es sowieso immer mal wieder. Toll!

    Natürlich durfte auch das hier nicht fehlen:
    Es war ein nicht allzu großes Gebäude. Eckig, mit flachem Dach und an den Berg in seinem Rücken geschmiegt.


    Canagari hat mich in sein Dorf geladen. Ich habe dreißig gut bewaffnete Männer mit mir genommen. Doch diese Sicherheitsmaßnahme wäre kaum nötig gewesen. Die Molukken haben die Gemüter von Kindern. Sie sind stets fröhlich und hilfsbereit, sie kennen kein Arg und keine Tücke.
    Canagaris Dorf liegt einige Wegstunden landeinwärts. Es ist eine Ansammlung einfacher Hütten, gewebt aus Schilf. Vielleicht hundert Leute mögen hier leben, oder noch einmal so viele. Sie alle haben uns neugierig beäugt. Offensichtlich hat keiner von ihnen je einen Menschen mit weißer Haut gesehen. Dann wurden wir auf dem Dorfplatz gespeist.
    Gewagte Formulierung in diesem Zusammenhang.


    Ein paar Fehler gab es auch, gemessen an der Länge der Geschichte sind mir aber bemerkenswert wenige aufgefallen:
    Mein Unbehagen wächst, je mehr wir uns der Mündung des Myrtat näheren.
    „Ihr seid der Cpitán?“, fragte er.
    Am nächste Tag, noch vor Mittag
    Die Amergio schaukelte ruhig im Wasser am Rande der Mangroven.
    und zwei dieser Hühner, die die Molukken halten, nichts mitbrachten, schlug Pinzon vor
    Pinzon hat einen Teil seiner Männer eigenständig mit den Booten ans nahe Ufer gebracht.
    Oder sind diese Schreibweisen Absicht?
    Der Verkehr scheint besonders Rege dank der Offenheit der Molukkenfrauen.
    (Abgesehen davon natürlich ein guter Satz, der zum Teil ja sogar genau das meint, wonach er klingt. )



    Insgesamt einfach eine tolle Geschichte. Man mag über das Zusammenführen der Universen (bzw. hier: einfach nur Inseln) gespaltener Ansicht sein, aber da das hier sowieso fast jeder macht, ist es nur konsequent, dass jemand hier mal den ganz großen Wurf wagt. Und wie schon gesag: Wer sollte es anderes sein, als du?

    Ich fand die Geschichte richtig klasse. Professionell geschrieben auch wieder. Guter Erzählstil und irgendwie fesselnd, ohne dass es jetzt am laufenden Band Action gäbe. Man ist richtig bei den Entdeckungsreisen dabei. Auch die einzelnen Personen tragen das Ganze mit, ohne zu überzeichnet zu sein (selbst Peysing und Alexander nicht allzuuuu sehr, letzter vielleicht etwas mehr; Puccio aber ist schon eine sehr echt wirkende Person).

    Gute Chancen nicht nur auf meine Stimme, sondern auf den ganzen Wettbewerbssieg, würde ich meinen! Und das in dieser relativ kurzen Zeit... oder hattest du da schon was vorbereitet?


    P.S.: Und zum Glück konnte ich doch wieder ein bisschen mehr sagen als zu Anfang meines Kommentars befürchtet!
    ------------------------------------------------------------------------------
    John Irenicus ist offline

  3. #63 Zitieren
    Sapere aude  Avatar von Jünger des Xardas
    Registriert seit
    May 2007
    Ort
    Neukölln
    Beiträge
    10.202
    Zitat Zitat von John Irenicus Beitrag anzeigen
    ------------------------------------------------------------------------------
    Tja, da hat JüdeX mit "Die neue Welt" ja mal ordentlich einen rausgehauen! Und zu dieser Geschichte weiß ich trotz ihrer Länge nun mal wirklich nicht viel zu sagen, denn sie läuft und läuft und läuft und läuft und Anlass zur Kritik gibt es sowieso nicht.

    Es ist eben auch eine etwas andere Art von Geschichte. Ein schön erzählter Bericht, vielleicht auch eine klassische Abenteuergeschichte. Es geht tatsächlich auch erstaunlich wenig darum, dass es irgendein "Problem" gibt, welches gelöst werden müsste. So sind Geschichten ja sonst oft strukturiert. Ein übergeordnetes Problem und dann von Problem zu Problem. Hier geht es eher von Insel zu Insel, manchmal auch von Schiff zu Schiff und von Person zu Person. Es ist einfach ein Geschehensablauf einer solchen Entdeckerreise, in der zwar auch Probleme auftauchen. Aber die Reise wird nicht unternommen, um diese Probleme zu lösen, sie entstehen einfach nebenbei und sind untergeordneter Natur. Dementsprechend wirkt die Schilderung auch jederzeit sehr glaubhaft, weil man hier nicht das Gefühl hat, ein Schlaglicht oder eine dramatische Situation nach der nächsten geschildert zu bekommen. Davon gibt es insgesamt vielleicht drei, und die sind alle weit weg davon, überdramatisiert zu werden. Es liegt also eine gewisse Nüchternheit im Erzählstil - aber gleichzeitig ist es ja auch irgendwie aufregend. Ich habe letztens auch Romane gelesen, die vom Stil her ähnlich waren, zumindest in dieser Hinsicht, und deshalb fand ich da wohl auch so gut hinein. Mir ist aufgefallen, dass ich selbst so was eigentlich kaum lese, obwohl ich das im Grunde ganz gerne mag. Ist im richtigen Leben ja auch meistens so, dass nicht alles sich um die Lösung irgendeines großen Problems dreht, sondern dass halt alles irgendwie seinen Gang geht und dann eben nebenbei immer mal wieder dieses oder jenes Problem auftaucht. Fand ich beim Lesen eine schöne Herangehensweise, die du da gewählt hast und die natürlich exakt auf das Thema dieses Wettbewerbs zugeschnitten ist!

    Das Tolle ist natürlich, dass man hier ja gleich zwei Entdeckerreisen zum Preis von einer bekommt. Und die "Lesestunden im Logbuch" fand ich fast noch spannender als das Gegenwartsgeschehen, weil die Schilderungen natürlich distanzierter und daher lückenhafter, mithin etwas geheimnisvoller waren. Das freut mich doch! Ursprünglich sollte die Story auch nur aus denen bestehen. Aber nur Tagebuch erschien mir dann doch zu gewagt, es sollte wenigstens noch ein bisschen "normale" Erzählung dabei sein. Ich hatte dann so eine Schlusszene geplant, wo Puccio eben, schon in Arborea angekommen, das Tagebuch beiseite legt und verkündet, dass das jetzt wirklich ein neuer Kontinent ist. Und dann ist das Ganze irgendwie immer weiter angewachsen. Am Ende hatte ich sogar ein bisschen Sorge, dass der Arboreo-Part jetzt zu kurz kommt. Schön also, wenn der dir doch so gut gefallen hat. Und es war natürlich toll, die Vergleiche zwischen den beiden Reisen zu ziehen - genau so hat es Puccio (sein voller Name übrigens großartig, wie überhaupt die ganzen Namensgebungen toll waren und zuweilen an reale Vorbilder erinnerten Ja, Puccios Name ist ja auch eine einzige Anspielung (wobei es in der Story wohl außer den Risenfiguren wie Esteban, Romanov und Bakir und außer einigen Mannschaftsstatisten ohnehin niemanden gibt, dessen Name keine Anspielung ist).) ja quasi auch gemacht. Und natürlich Dreh- und Angelpunkt der klassische Seefahrerirrtum, der Glaube, an einem bestimmten Ort gelandet zu sein, der aber ein ganz anderer ist, als gedacht. Vorbild war jetzt aber eher weniger irgendein "allgemeiner" klassischer Irrtum, sondern natürich der ganz konkrete von Kolumbus. Und gerade, wie die Mannschaft um Puccio Arboreos Irrtum langsam enthüllt und sich das Puzzle zusammensetzt, das macht dann wohl insgesamt den Zauber der Geschichte aus. Eben gerade auch, weil man weiß, dass da nicht alles so stimmt, wie Arboreo sich das gedacht hat.

    Überhaupt ist das natürlich eine schöne Leistung, die Welten von Gothic und Risen, wo sie ja sowieso so nah beieinander liegen, handfest und umfangreich miteinander zu verbinden, aber ohne den Risen-Inseln das Exotische zu nehmen. Ganz im Gegenteil, dieser exotische Aspekt wird auf dieser Reise ja umso mehr ausgebaut! Da erlebt man die Inselwelt ja wirklich mal ganz anders. Ich fand sogar, dass der in Risen eher zu kurz kam. Ich hatte da nie so wirklich dieses Feeling, das das nun eine auch für die NPCs ganz neue Welt ist. Vielleicht hat man dafür einfach zu wenig von der alten Welt gesehen, aber auch das ganze Zusammenleben mit den Molukken war irgendwie einfach zu eingespielt. Ich fand den Ansatz von PB in Risen 3 ganz lobenswert, dass es dann z.B. nur in Calador und auf Taranis Scavenger und nur in den arboreischen Gebieten Feuervögel gab, sodass halt mal ein bisschen deutlicher wurde, dass das wirklich ganz unterschiedliche Landmassen sind. Aber das war halt zu wenig und kam im dritten Teil wohl auch einfach zu spät. Ebenso wie man von den "Molukken" ein wenig mehr Geschichte erfährt, denn es ist ja klar, dass die vorher die einzigen Bewohner und damit auch Beherrscher dieser Insel waren, und dass die "Koexistenz", die einem in Risen 2 gezeigt wird, nicht viel mehr als das Ergebnis der Kolonisationsbemühungen und schließlich Gewaltätigkeiten seitens der Weißen sein muss. Dieser Gedanke der "White Supremacy" kommt da nicht nur, aber natürlich vor allem in Arboreos Aufzeichnungen immer wieder rüber, und das in guter Balance. Ohne diese totale Bösartigkeit, die man solchen Einstellungen naiverweise automatisch zuschreiben könnte. Sondern eben einfach das Selbstverständnis des weißen Mannes, der sich eben für überlegen hält und sich nehmen kann, was er will, und überhaupt will man den schwarzen kleinen Brüdern ja nur helfen. Und wenn man dafür auch ihre Leichtgläubigkeit ausnutzt. Ja, das war mir auch relativ wichtig: Die Myrtaner halten sich natürlich durchaus für überlegen, aber sie sind halt auch nicht einfach irgendwelche Nazis. Ja, die meisten von ihnen sind ganz normale Menschen, vielleicht sogar nette Kerle, die das gar nicht "böse" meinen - aber gerade das macht es dann letztendlich auch erst so schlimm. Die Banalität des Bösen ist ja ein Lieblingsthema von mir. WObei ich eigentlich auch darauf bedacht gewesen war, das Ganze nicht zu sehr an der Hautfarbe festzumachen. Klar, die Myrtaner sind halt weiß und die Molukken schwarz. Aber das wird nicht als Hauptgrund herangezogen, warum die Myrtaner jetzt überlegen sind. Da sind Religion und Zivilisation wichtiger. Das heißt nicht unbedingt, dass die Hautfarbe gar keine Rolle spielt, aber es ist doch eine bestenfalls untergeordnete. Das war mir eigentlich recht wichtig, weil es halt auch real so war (und in der Gothicwelt wohl erst recht so sein wird, weil da ja in Myrtana anders als im realen Mittelalter einige Schwarze rumlaufen und die jetzt nicht wie totale Untermenschen behandelt zu werden scheinen (auch wenn es verdächtig ist, dass der einzige schwarze Paladin bloß Ritter und Schiffswache ist und der einzige schwarze Feuermagier den Keller bewachen darf)) und weil ich es wichtig finde, sich in Erinnerung zu halten, dass der "klassische" Rassismus ja vor allem eine Erfindung des 19. Jahrhunderts ist, schon weil Biologie und damit Rasse vorher keine Sau interessiert hat: Ich finde, das ist einerseits wichtig, weil man das so Meinungen entgegenhalten muss, dass Rassismus ja doch nicht wegzukriegen sei, sondern halt - leider! leider! - zur Menschheit dazugehöre - das ist eben Quatsch, die Menschen sind lange prima ohne ausgekommen und können das folglich auch wieder. Andererseits ist mir aber auch wichtig, dass die Myrtaner hier und die europäischen Entdecker in der Realität sich weniger der Hautfarbe wegen, sondern der Religion und der Zivilisation wegen überlegen gefühlt haben, weil es in Erinnerung ruft, dass das Grundproblem eben mit diesem klassischen Rassismus lange nicht beseitigt ist. Und das ist heute vielleicht aktueller denn je, denn heute ist ja wieder kaum noch jemand (bewusst) gegen Menschen anderer Hautfarben, aber dafür sind wir hier im Westen halt zivilisierter und aufgeklärter und vor allem keine fiesen Moslems, weshalb sich alle anderen ruhig mal ein paar dicke Scheiben von uns abschneiden könnten! Das kommt gut rüber, und auch bei Puccio, Alexander und Konsorten sind da immer noch deutliche Überbleibsel vorhanden - wobei sie insgesamt natürlich weniger militant auftreten. Dennoch: Sie sind dann wohl noch die vernünftigsten Vertreter der Weißen, ihre Chefs schienen dann ja ein anderes Verhältnis zu den Molukken zu haben. Puccio und Co kommen halt bloß als Entdecker, Arboreo und Co als Eroberer oder doch wenigstens deren Speerpsitze (Arboreo war ja auch designierter Vizekönig der noch gar nicht eingenommenen Kolonien, die er finden sollte). Außerdem war es eben, wie auch in der Story selbst geschildert, noch eine etwas andere Zeit. Aber trotzdem begegnen auch Puccio und Co den Eingeborenen nicht auf Augenhöhe; ich freue mich, dass das rübergekommen ist, denn ich hatte schon Angst, dass die im Gegensatz zu Arboreo viel zu gut wegkommen. Und obwohl sie natürlich durchaus auch Sympathieträger sein sollten, sollten sie auf keinen Fall diese völlig weltoffenen und toleranten aufgeklärten Humanisten mit 21.-Jahrhundert-Wertvorstellungen sein, die, wenn man diversen Filmen wie Königreich der Himmel oder so glauben kann, schon vor Jahrhunderten überall rumliefen. Das versöhnliche Ende, was mit der Crew um Puccio präsentier wird, muss natürlich ganz am Ende doch noch konterkariert werden, um den Zustand anzudeuten, den wir als Spieler dann in Risen 2 und auch 3 erfahren. Ich hatte eine Weile überlegt, ob ich dieses letzte Stück noch dazu tun oder die Story mit der Taufe der neuen Welt enden lassen sollte. Aber der starke Kontrast gerade zu diesem versöhnlichen Ende hat mir dann sehr gut gefallen. Diese im Ganzen ja auch stets recht unbeschwerte, leicht verdauliche Abenteuergeschichte sollte damit eben auch noch mal einen fahlen Beigeschmack bekommen, denn wenn wir heute irgendwelche Abenteuerbücher über Kolumbus oder Humboldt oder solche Leute lesen, wird da ja gerne mal ausgeblendet, dass das bestenfalls für die eine Seite ein tolles, spannendes Abenteuer ist. Man sieht hier eben wirklich einen dicken Batzen der Vorgeschichte nicht nur einiger weniger Personen, sondern von Arborea überhaupt. Eine Totalgeschichte, quasi! Auch wenn natürlich Millionen von Fragen offen sind, aber du hast da am Ganzen angesetzt. Auch irgendwie mutig, finde ich! Aber wer sonst sollte so etwas machen, wenn nicht du? Und wer wenn nicht ich sollte vielleicht eines Tages auch einige der anderen offenen Fragen (sicherlich nicht alle) beantworten?

    Abgesehen vom Thema an sich und dem Stil im Sinne der Herangehensweise der Erzählung fand ich auch den Stil der Beschreibungen an sich wieder gelungen. Makellos wie schnörkellos, könnte man sagen. Aber trotzdem viele schöne Einzelbilder und -Szenen, von denen mir ein paar besonders im Gedächtnis geblieben sind:


    Einfach toll! Da hätte ich es noch besser gefunden, wenn der Abschnitt/Post direkt mit geendet hätte, sozusagen wie als ob die Szene damit ausblendet. Aber gut, das sind ja so Sachen, die macht jeder anders. Stimmt, wäre eigentlich ein super Abschluss gewesen. Ich mag aber auch weiterhin den jetzigen Schluss des Kapitels, wo der Gnom sich sein Auri Culci zurückklaut, und ich hätte es nicht übers Herz gebracht, wenn das arme Kerlchen das für immer verloren hätte.

    Hier hast du es dann ja so gemacht:

    Auch das fand ich einfach so toll, weil diese Gaganuss auch so einen megaunbedeutenden Anteil an dieser Reise hat, aber trotzdem fast schon einen ganz eigenen Strang besitzt. Und das wirkt so menschlich, wie sich die Crew darauf versteift, diese Nuss zu knacken. Ihre ganz eigene Herangehensweise, diese neue Welt kennenzulernen, quasi.

    Und kleine Details wie diese...

    ... gab es sowieso immer mal wieder. Toll!

    Natürlich durfte auch das hier nicht fehlen:


    Da habe ich natürlich auch schon beim Schreiben an dich gedacht


    Gewagte Formulierung in diesem Zusammenhang.


    Ein paar Fehler gab es auch, gemessen an der Länge der Geschichte sind mir aber bemerkenswert wenige aufgefallen:






    Oder sind diese Schreibweisen Absicht? Wahrscheinlich nicht, wobei ich gerade irgendwie zu doof bin, den Fehler bei den letzten beiden zu finden.

    (Abgesehen davon natürlich ein guter Satz, der zum Teil ja sogar genau das meint, wonach er klingt. )



    Insgesamt einfach eine tolle Geschichte. Man mag über das Zusammenführen der Universen (bzw. hier: einfach nur Inseln) gespaltener Ansicht sein, aber da das hier sowieso fast jeder macht, ist es nur konsequent, dass jemand hier mal den ganz großen Wurf wagt. Und wie schon gesag: Wer sollte es anderes sein, als du?

    Ich fand die Geschichte richtig klasse. Professionell geschrieben auch wieder. Guter Erzählstil und irgendwie fesselnd, ohne dass es jetzt am laufenden Band Action gäbe. Man ist richtig bei den Entdeckungsreisen dabei. Auch die einzelnen Personen tragen das Ganze mit, ohne zu überzeichnet zu sein (selbst Peysing und Alexander nicht allzuuuu sehr, letzter vielleicht etwas mehr Ich hätte ja eher andersherum getippt: Alexander ist zwar auch leicht überzeichnet, aber noch im Rahmen, finde ich, bei Peysing hatte ich zwischendurch etwas Sorge, ob der nicht zu sehr zur Karikatur verkommt.; Puccio aber ist schon eine sehr echt wirkende Person).

    Gute Chancen nicht nur auf meine Stimme, sondern auf den ganzen Wettbewerbssieg, würde ich meinen! Und das in dieser relativ kurzen Zeit... oder hattest du da schon was vorbereitet? Nee. Ich hatte zwar ewig schon die ganz vage Grundidee (also "Kolumbusverschnitt namens Arboreo entdeckt Arborea im Auftrag der Westmark"-vage), mehr aber auch nicht. Ich habe erst für den Wettbewerb mit dem Schreiben begonnen. Ursprünglich hatte ich auch viel weniger schreiben wollen und vielleicht so drei Posts geplant. Aber ich habe dann schon bei der Sache mit Romanov gemerkt, dass mir die Story etwas über den Kopf wächst.


    P.S.: Und zum Glück konnte ich doch wieder ein bisschen mehr sagen als zu Anfang meines Kommentars befürchtet!
    ------------------------------------------------------------------------------
    Und dafür bedanke ich mich natürlich sehr Ein so positiver Kommentar vor dem Einschlafen ist doch was Feines
    Jünger des Xardas ist offline

  4. #64 Zitieren
    Deus Avatar von John Irenicus
    Registriert seit
    Feb 2005
    Ort
    Civilization's Dreamy Hideout
    Beiträge
    28.099
    Don Pinzo wird auf einmal Pinzon gemeint, das meine ich. Kann ja auch einfach so eine Art Rufname sein.
    John Irenicus ist offline

  5. #65 Zitieren
    Sapere aude  Avatar von Jünger des Xardas
    Registriert seit
    May 2007
    Ort
    Neukölln
    Beiträge
    10.202
    Zitat Zitat von John Irenicus Beitrag anzeigen
    Don Pinzo wird auf einmal Pinzon gemeint, das meine ich. Kann ja auch einfach so eine Art Rufname sein.
    Tja, daran dass mir das nicht mal aufgefallen ist, als du es unter den Fehlern zitiert hast, kann man mal sehen, wie sicher ich mit diesem Namen bin Gerade bei den Alonsos (und bei der Amerigo, die ich ständig aus versehen Ameriga geschrieben habe) bin ich ständig von meinen eigenen Namen zu den realen Vorbildern gerutscht.
    Ist natürlich nicht beabsichtigt! Pinzon klingt auch eigentlich weniger nach Vorname, finde ich.
    Jünger des Xardas ist offline

  6. #66 Zitieren
    Deus Avatar von Sir Ewek Emelot
    Registriert seit
    Feb 2008
    Ort
    Peripatos
    Beiträge
    13.289
    "Ein weißer Schal" ist eine für alibombali ungewöhnlich ernste Geschichte.

    Mir ist sprachlich gerade zu Beginn aufgefallen, dass ali manchmal etwas zu salopp formuliert. Zum Beispiel hier:
    Adrenalin durchflutete seine Adern, brachte die Beine ein ums andere Mal dazu, noch einen weiteren gewaltigen Satz zu springen, obwohl es eh nichts bringen würde.
    Das "eh" wäre hier eher mit "ohnehin" zu ersetzen, da diese umgangssprachliche Formulierung in die Situation und auch eigentlich zum Ton der Geschichte insgesamt nicht so gut passt.
    Im späteren Verlauf bessert sich aber deutlich, zumindest sind mir solche sprachlichen Schwächen da nicht mehr aufgefallen.

    Auch finde ich den späteren Verlauf der Geschichte inhaltlich spannender. So mitten im Geschehen zu beginnen sollte eigentlich für atemlose Spannung sorgen, aber ich persönlich habe dann doch die Stellen lieber gelesen, in denen Bones und sein Vater als Figuren weitschweifiger dargestellt wurden und Hintergrund bekamen. Dadurch wurden sie einem als Protagonisten vertraut. Und darauf bauend konnte ich dann die Situation in der Höhle auch wieder viel spannender finden, weil das da dann nicht irgendein Kind ist, das vor einem Jaguar flieht, sondern eben ein Protagonist, zu dem ich eine Verbindung aufbauen konnte und mit dem ich einen Hintergrund verbinden kann.
    Ich fand auch diese Sache mit dem Irrlicht sehr schön: Das war ein bisschen mysteriös, ein bisschen niedlich, durch die Bedrohung durch den gelben Gorilla ziemlich spannend, und so Kommunikation mit ungewöhnlichen Wesen, die keine echten Sprechorgane haben, ermöglicht ja auch immer interessante Varianten, zu beschreiben, wie die sich mitteilen.
    Was genau dieser gelbe Gorilla nun aber soll, verstehe ich indessen nicht, auch die Erklärung des Häuptlings am Ende hilft mir da nicht wirklich weiter.

    Was ich an der Darstellung des Stammes nett fand, ist, dass die Leute eben trotz aller Exotik (die ja immer ein bisschen problematisch sein kann), vor allen Dingen menschlich wirken. Da finde ich es dann auch schön, wie Bones direkt mit den Kindern klarkommt, weil er eben auf einer Ebene mit diesen Kommunizieren kann, in der Kinder aller Kulturen halt Gemeinsamkeiten finden: Im Spielen und Singen. Da wirkt dann dieses Kinderlied, trotz der klischeehaft klingenden Namen und Worte, eben vor allem wie ein Kinderlied. Überhaupt finde ich, dass bei dem, was da an Erwägungen zu den kulturellen Unterschieden angestellt wird, eher Gemeinsamkeiten herauskommen als Unterschiede. Das fand ich weit besser, als es irgendwelche völlig unverständlichen Bräuche und komischen Regeln gewesen wären, durch die man so eine Art faszination entwickeln könnte, aber eben auch eine unüberwindliche Kluft entsteht, und man die andere Kultur vor allem als kurioses Studienobjekt wahrnimmt, das man zwar bewundern mag, das aber im Kern fremd bleibt.

    Ob der weiße Schal nun wirklich so entscheidend war, damit Bones nach Hause findet, ist indes fraglich. Immerhin dürfte das Ding von den meisten Orten aus verdeckt sein, weil da wohl andere Baumkronen im Wege sind. Es war ja reiner Zufall, dass Bones einen erhöhten Punkt erreicht, von dem aus er das sehen konnte. Zudem kann so ein Schal eh nicht sehr weit zu sehen sein. Ich kann auch zu der Episode aus Risen 2 nicht viel sagen, die da aufgegriffen wird, das musste ich sogar nochmal googeln, weil mir das wieder entfallen war.

    Gleichwohl: Eine überwiegend gut erzählte, schöne und unterhaltsame Geschichte, die jetzt vielleicht nicht gerade alis Spitzenform widerspiegelt, aber eben doch ziemlich gut ist.
    Sir Ewek Emelot ist offline

  7. #67 Zitieren
    Deus Avatar von Sir Ewek Emelot
    Registriert seit
    Feb 2008
    Ort
    Peripatos
    Beiträge
    13.289
    Ich kommentiere nun also "Die neue Welt" von Jüdex.

    Diese Geschichte hat mich von allen, die ich bisher von Jüdex gelesen habe, am meisten angesprochen. Die Grundkonstellation ähnelt stark derjenigen von meiner Jharkendarverschwörung, der Gelehrte Alexaner erinnert mich etwas an meinen Garnau Klaufen, diese Idee der Entdeckung eines neuen Kontinentes, mit dem Interesse an Pflanzen- und Tierwelt ebenso wie an den fremden Kulturen, das alles könnte irgendwie auch von mir sein (mir ist übrigens die Übertragung der einen Textpassage aus "Die magische Quelle" aufgefallen). Ich finde auch, dass diese Geschichte, obwohl die Figuren nicht sehr überzeichnet sind, doch auch am ehesten das hat, was ich bei Jüdex' anderen Geschichten am meisten vermisse, nämlich eine gewisse Verspieltheit und ein Humor. Zumindest fand ich den Doktor an einigen Stellen komisch. Das ist zwar nicht allzu ausgeprägt (das hätte man ja viel mehr überzeichnen können, was Jüdex aber wohl nicht entsprochen hätte), aber Akademiker sind halt grundsätzlich irgendwie komisch. Erwähnenswert in dem Zusammenhang auch die Stelle mit dem roten Vogel, oder die Stelle mit der Gaganuss, die fast schon einen Hauch von Slapstick darstellen, den man von Jüdex sonst nun wirklich nicht gewohnt ist!

    Ein sehr interessanter Aspekt ist die erzählerische Verflechtung von Arboreos und Puccios Reise. Anfangs dachte ich ja, dass Arboreo mitten beim Schreiben eines Logbucheintrages unterbrochen worden sei, und war erstmal etwas verwirrt. Dass Puccio die Berichte liest, was dann vor allem insofern sehr schön, als damit Identifikationsfiguren eingeführt werden konnten: Arboreo ist doch zu unsympathisch (ironischerweise wirft er seinen Geldgebern Gier vor), und da war es schön, mit Pucchio und seiner Mannschaft weitaus angenehmere Protagonisten zu bekommen. Dabei war der Arboreo-Part dennoch sehr interessant und wirklich spannend, insbesondere halt auch, wie sich die beiden Reisen sozusagen spiegeln und damit auch inhaltlich verflochten sind. Die Einträge waren auch gut geschrieben bzw. so geschrieben, wie es dem fiktiven Schreiber angemessen ist.
    Was daran zugleich aber vielleicht etwas problematisch ist: Dadurch, dass die Geschichte ohnehin relativ kurz ist (für Jüdex-Verhältnisse jedenfalls) und dann sozusagen zwei Geschichten erzählt, kommt in keinem der beiden Erzählstränge eine sonderliche Tiefe der Charaktere zum Tragen: Ich habe das hier in einem Rutsch durchgelesen (was zeigt, wie unterhaltsam das war), und dann war es doch irgendwie zu schnell vorbei. Von Arboreo brauchte ich nicht unbedingt mehr lesen, aber ich hätte gerne mehr von Puccio, Alexander und Peysing gelesen. Wie gesagt: Die waren sympathisch. Aber letztlich hat man nur einen oberflächlichen Blick in diese Figuren bekommen. Ich würde sogar soweit gehen zu sagen, dass die Erzählung eigentlich unvollständig ist: Am Ende kommt der Epilog, der wirklich einen krassen Gegensatz zu der sonst eher friedlichen und frohgemuten, zuversichtlichen Puccio-Erzählung darstellt und wirklich sehr effektiv war, was die Darstellung der Gräuel der Myrtaner an den Ureinwohnern des neuen Kontinents angeht. Allerdings wirkte es auf mich so, dass da die Erzählung abgebrochen und der Rest in diesem Epilog hineingequetscht worden sei. Das könnte daran liegen, dass Jüdex am Ende doch nicht so viel Zeit hatte, wie er sich vielleicht hätte nehmen wollen, um den Puccio-Strang soweit fortzusetzen, dass sich diese Zuspitzung ereignet oder doch andeutet. Selbst die Fragmente des Bartolome wirken doch etwas ZU fragmentarisch, also zwar an sich sehr gut und passend geschrieben, aber eben doch bloße Fetzen im Vergleich zu den kontinuierlichen Schilderungen aus Arboreos Hand.

    Wesentlich mehr Wert wird auf die Schilderung der Natur aufgewendet, die eigentlich, so möchte ich meinen, der Protagonist der Geschichte ist (was sich ja auch mit dem Titel deckt, zumindest mit der einen Lesart desselben): Jede einzelne Insel hat etwas Eigenes, Schönes oder Interessantes. Die Beschreibungen sind lebhaft, erregen eine Faszination beim Leser, die nachfühlen lässt, wie sich Puccio, Alexander und Peysing fühlen müssen, die fast nur schmückendes Beiwerk in einer Art Reiseführer sind. Das verstärkt durch die Verschränkung der beiden Erzählstränge, da man dieselben Inseln eben aus Sicht zweier Expeditionen wahrnimmt. Der Detailreichtum ist dabei beeindruckend: Landschaft und Geologie, Pflanzenwelt, Tierwelt bis hin zu den Geschmäckern der von den Inseln gebotenen Nahrungsmitteln, das alles macht die Erzählung so lebhaft und unterhaltsam.

    Ansonsten denke ich, dass diese Geschichte sowohl in der sprachlichen als auch erzählerischen Qualität und nicht nur wegen des größeren Umfangs ein ziemlicher Favorit für meine Stimme ist. Das ist eine spannende Handlung (bzw. zwei spannende Handlungen), sehr gut erzählt, mit interessanten Charakteren, deren Darstellung nur leider etwas zu oberflächlich bleibt, weil die Geschichte einfach nicht lange genug bei ihnen verweilt (da sie zu früh endet).
    Sir Ewek Emelot ist offline Geändert von Sir Ewek Emelot (15.11.2015 um 16:37 Uhr)

  8. #68 Zitieren
    Sapere aude  Avatar von Jünger des Xardas
    Registriert seit
    May 2007
    Ort
    Neukölln
    Beiträge
    10.202
    Zitat Zitat von Sir Ewek Emelot Beitrag anzeigen
    Ich kommentiere nun also "Die neue Welt" von Jüdex.

    Diese Geschichte hat mich von allen, die ich bisher von Jüdex gelesen habe, am meisten angesprochen. Die Grundkonstellation ähnelt stark derjenigen von meiner Jharkendarverschwörung, der Gelehrte Alexaner erinnert mich etwas an meinen Garnau Klaufen, diese Idee der Entdeckung eines neuen Kontinentes, mit dem Interesse an Pflanzen- und Tierwelt ebenso wie an den fremden Kulturen, das alles könnte irgendwie auch von mir sein (mir ist übrigens die Übertragung der einen Textpassage aus "Die magische Quelle" aufgefallen Äh, welche meinst du denn? ). Ich finde auch, dass diese Geschichte, obwohl die Figuren nicht sehr überzeichnet sind, doch auch am ehesten das hat, was ich bei Jüdex' anderen Geschichten am meisten vermisse, nämlich eine gewisse Verspieltheit und ein Humor. Zumindest fand ich den Doktor an einigen Stellen komisch. Das ist zwar nicht allzu ausgeprägt (das hätte man ja viel mehr überzeichnen können, was Jüdex aber wohl nicht entsprochen hätte), aber Akademiker sind halt grundsätzlich irgendwie komisch. Erwähnenswert in dem Zusammenhang auch die Stelle mit dem roten Vogel, oder die Stelle mit der Gaganuss, die fast schon einen Hauch von Slapstick darstellen, den man von Jüdex sonst nun wirklich nicht gewohnt ist! Hier hat das eben auch gepasst. Hier geht es ja mal nicht um große Schlachten oder Intriegen oder dergleichen.

    Ein sehr interessanter Aspekt ist die erzählerische Verflechtung von Arboreos und Puccios Reise. Anfangs dachte ich ja, dass Arboreo mitten beim Schreiben eines Logbucheintrages unterbrochen worden sei, und war erstmal etwas verwirrt. Das war auch so beabsichtigt. Dass Puccio die Berichte liest, was dann vor allem insofern sehr schön, als damit Identifikationsfiguren eingeführt werden konnten: Arboreo ist doch zu unsympathisch (ironischerweise wirft er seinen Geldgebern Gier vor) Zeitweise hatte ich Sorge, ob der nicht schon zu unsympathisch wird. Aber eigentlich habe ich mich ziemlich stark an den realen Columbus gehalten. Der muss also auch ziemlich unsympathisch gewesen sein , und da war es schön, mit Pucchio und seiner Mannschaft weitaus angenehmere Protagonisten zu bekommen. Dabei war der Arboreo-Part dennoch sehr interessant und wirklich spannend, insbesondere halt auch, wie sich die beiden Reisen sozusagen spiegeln und damit auch inhaltlich verflochten sind. Die Einträge waren auch gut geschrieben bzw. so geschrieben, wie es dem fiktiven Schreiber angemessen ist.
    Was daran zugleich aber vielleicht etwas problematisch ist: Dadurch, dass die Geschichte ohnehin relativ kurz ist (für Jüdex-Verhältnisse jedenfalls) und dann sozusagen zwei Geschichten erzählt, kommt in keinem der beiden Erzählstränge eine sonderliche Tiefe der Charaktere zum Tragen: Ich habe das hier in einem Rutsch durchgelesen (was zeigt, wie unterhaltsam das war), und dann war es doch irgendwie zu schnell vorbei. Von Arboreo brauchte ich nicht unbedingt mehr lesen, aber ich hätte gerne mehr von Puccio, Alexander und Peysing gelesen. Wie gesagt: Die waren sympathisch. Aber letztlich hat man nur einen oberflächlichen Blick in diese Figuren bekommen. Man hätte die ganze Story sicher auch als längeren Roman gestalten und den Charakteren dann deutlich mehr Tiefe geben können. Aber wie du selbst bemerkst, stehen die Charaktere hier in der Story gar nicht so sehr im Mittelpunkt, sondern es geht eben um die neue Welt selbst und deren Entdeckung. Ich würde sogar soweit gehen zu sagen, dass die Erzählung eigentlich unvollständig ist: Am Ende kommt der Epilog, der wirklich einen krassen Gegensatz zu der sonst eher friedlichen und frohgemuten, zuversichtlichen Puccio-Erzählung darstellt und wirklich sehr effektiv war, was die Darstellung der Gräuel der Myrtaner an den Ureinwohnern des neuen Kontinents angeht. Allerdings wirkte es auf mich so, dass da die Erzählung abgebrochen und der Rest in diesem Epilog hineingequetscht worden sei. Das könnte daran liegen, dass Jüdex am Ende doch nicht so viel Zeit hatte, wie er sich vielleicht hätte nehmen wollen, um den Puccio-Strang soweit fortzusetzen, dass sich diese Zuspitzung ereignet oder doch andeutet. Nö, durch die Verlängerung der Anmeldefrist durch meine Sperre hatte ich eigentlich mehr als genug Zeit. Da wurde jetzt also nichts von mir gerafft oder so. Es war von Anfang an geplant, die eigentliche Story mit der Benennung der neuen Welt enden zu lassen. Deren weitere Erschließung und Kolonisierung sollte in dieser Story nicht mehr vorkommen. Außer eben in diesem Auszug am Ende, der eben auch tatsächlich ein krasser Gegensatz zur vorherigen Story sein sollte. Ich finde, jetzt die ganze Entwicklung dahin zu schildern oder auch nur anzudeuten (wobei sie ja durchaus angedeutet ist; John hat ja schon bemerkt, dass sich durch die ganze Geschichte, vor allem natürlich durch die Arboreo-Abschnitte, aber auch durch die Puccio-Abschnitte ein gewisser Rassismus zieht), hätte dieser Schlusspassage doch nur ihre Wirkung genommen. Selbst die Fragmente des Bartolome wirken doch etwas ZU fragmentarisch, also zwar an sich sehr gut und passend geschrieben, aber eben doch bloße Fetzen im Vergleich zu den kontinuierlichen Schilderungen aus Arboreos Hand. Hm, das wollte ich aber auch genauso haben. Da sollte ja jetzt nicht noch ein fünfzigseitiges Werk oder so folgen, sondern eben etwas möglichst Kurzes und Eindringliches. Daher habe ich eben nur einige prägnante Ausschnitte gewählt. Das Kompliment gebührt übrigens de Las Casas.

    Wesentlich mehr Wert wird auf die Schilderung der Natur aufgewendet, die eigentlich, so möchte ich meinen, der Protagonist der Geschichte ist (was sich ja auch mit dem Titel deckt, zumindest mit der einen Lesart desselben): Jede einzelne Insel hat etwas Eigenes, Schönes oder Interessantes. Die Beschreibungen sind lebhaft, erregen eine Faszination beim Leser, die nachfühlen lässt, wie sich Puccio, Alexander und Peysing fühlen müssen, die fast nur schmückendes Beiwerk in einer Art Reiseführer sind. Das verstärkt durch die Verschränkung der beiden Erzählstränge, da man dieselben Inseln eben aus Sicht zweier Expeditionen wahrnimmt. Der Detailreichtum ist dabei beeindruckend: Landschaft und Geologie, Pflanzenwelt, Tierwelt bis hin zu den Geschmäckern der von den Inseln gebotenen Nahrungsmitteln, das alles macht die Erzählung so lebhaft und unterhaltsam.

    Ansonsten denke ich, dass diese Geschichte sowohl in der sprachlichen als auch erzählerischen Qualität und nicht nur wegen des größeren Umfangs ein ziemlicher Favorit für meine Stimme ist. Das ist eine spannende Handlung (bzw. zwei spannende Handlungen), sehr gut erzählt, mit interessanten Charakteren, deren Darstellung nur leider etwas zu oberflächlich bleibt, weil die Geschichte einfach nicht lange genug bei ihnen verweilt (da sie zu früh endet).
    Vielen Dank für den Kommentar. Freut mich natürlich ganz besonders, dass dir diese Geschichte so gefällt und dass sie für dich endlich das bietet, was du bei mir sonst vermisst
    Jünger des Xardas ist offline

  9. #69 Zitieren
    Deus Avatar von Sir Ewek Emelot
    Registriert seit
    Feb 2008
    Ort
    Peripatos
    Beiträge
    13.289
    Zitat Zitat von Jünger des Xardas Beitrag anzeigen
    Äh, welche meinst du denn?
    Hm, das kam mir so bekannt vor... ist aber aucht nicht ganz wörtlich:
    Der Zweck unserer Expedition besteht darin, mit Eurer schönen Insel in Kontakt zu treten, vorsichtige diplomatische Banden zu knüpfen, überdies, mit Eurer wohlfeilen Erlaubnis, die indigenen Bräuche, Flora und Fauna nach Möglichkeit zu studieren, eventuell einige Proben für die weiterführende Examination durch die Akademie zu sammeln, und... Wir sind auch an der örtlichen Folklore interessiert...
    Der Abschnitt aus Deiner Geschichte:
    Dann berichtete er uns beim Abendessen – man servierte uns die nur hier auf den Islas Olvidadas beheimateten Seegeier, welche den gemeinen Scavengern in Aussehen und Geschmack nicht unähnlich sind – von den zahlreichen alten Burgruinen der Insel, von dem angeblichen Fluch, der ihre Bewohner das Leben gekostet haben soll, von der örtlichen Geographie, der Flora und Fauna und der hiesigen Folklore, die neben dem Fluch der Burgherren vor allem um einen Kinderschreck namens Girga kreist.
    Kein Wunder, dass mich Deine Geschichte so auf Anhieb angesprochen hat!
    Sir Ewek Emelot ist offline

  10. #70 Zitieren
    Sapere aude  Avatar von Jünger des Xardas
    Registriert seit
    May 2007
    Ort
    Neukölln
    Beiträge
    10.202
    Zitat Zitat von Sir Ewek Emelot Beitrag anzeigen
    Hm, das kam mir so bekannt vor... ist aber aucht nicht ganz wörtlich:

    Der Abschnitt aus Deiner Geschichte:


    Kein Wunder, dass mich Deine Geschichte so auf Anhieb angesprochen hat!
    Ah, okay! Das ist aber wohl nur Zufall, der aus der Ähnlichkeit beider Situationen resultiert. Die magische Quelle hatte ich zwar schon vor dem Wettbewerb mal gelesen, aber das ist recht lange her. Zumindest bewusst habe ich da nichts übernommen.
    Jünger des Xardas ist offline

  11. #71 Zitieren
    Deus Avatar von Sir Ewek Emelot
    Registriert seit
    Feb 2008
    Ort
    Peripatos
    Beiträge
    13.289
    Zitat Zitat von Jünger des Xardas Beitrag anzeigen
    Ah, okay! Das ist aber wohl nur Zufall, der aus der Ähnlichkeit beider Situationen resultiert. Die magische Quelle hatte ich zwar schon vor dem Wettbewerb mal gelesen, aber das ist recht lange her. Zumindest bewusst habe ich da nichts übernommen.
    In ähnlicher Weise fühlte ich mich durch den Anfang von "Der Kalif von Varant" erinnert, bei dieser Auflistung der Schiffstypen aus den unterschiedlichen Ländern.

    Übrigens ist mir noch eingefallen, dass ich etwas zu erwähnen vergessen habe: Du schreibst zu Beginn dass Arboreo den Myrtat westwärts entlangfährt. Du meintest bestimmt ostwärts, weil der Fluss ja nach Osten ins Meer fließt, oder? Das war zu Beginn der Geschichte verwirrend, weil die Richtungsangaben dadurch inkonsistent sind, und man immer überlegen musste, ob das nun so gemeint ist, wie es da steht, oder ob es ein Fehler ist.
    Sir Ewek Emelot ist offline

  12. #72 Zitieren
    Sapere aude  Avatar von Jünger des Xardas
    Registriert seit
    May 2007
    Ort
    Neukölln
    Beiträge
    10.202
    Zitat Zitat von Sir Ewek Emelot Beitrag anzeigen
    Übrigens ist mir noch eingefallen, dass ich etwas zu erwähnen vergessen habe: Du schreibst zu Beginn dass Arboreo den Myrtat westwärts entlangfährt. Du meintest bestimmt ostwärts, weil der Fluss ja nach Osten ins Meer fließt, oder? Das war zu Beginn der Geschichte verwirrend, weil die Richtungsangaben dadurch inkonsistent sind, und man immer überlegen musste, ob das nun so gemeint ist, wie es da steht, oder ob es ein Fehler ist.
    Ja, das ist ein Fehler. Werde ich korrigieren! Danke für den Hinweis.
    Jünger des Xardas ist offline

  13. #73 Zitieren
    Abenteurer Avatar von faelicks
    Registriert seit
    Mar 2014
    Beiträge
    79
    So, fange hier auch mal mit den Wettbewerbsgeschichten an...

    "Die Neue Welt" von Jüdex war ja mal ein ganz schöner Brocken Aber dafür ein durchaus schmackhafter.
    Habe diesen Roman, wie man's ja fast nennen kann, in drei Schüben durchgewälzt, und gerade beim zweiten kam nach einiger Zeit doch etwas Sucht auf^^
    Gerade Romanov und der Don waren toll in Szene gesetzt und wirkten sehr lebendig, wogegen ich bei der Schiffsmannschaft immer wieder mit den Charakteren durcheinander kam, was sich letztlich aber nicht negativ auf das Leseerlebnis niedergeschlagen hat. Auch wenn ich mich mit den Ecken und Kanten des Gothic-Universums nicht wirklich auskenne, wirkte die Verbindung der beiden Universen in der Geschichte auf mich äußerst logisch und stimmig.
    Eweks Vergleich mit Star Trek finde ich recht passend - und gerade dabei gebührt dem Autor ein fettes Lob für die lebendige, stets interessante und malerische Ausarbeitung der Entdeckertour. Die eingestreuten Aufzeichnungen Arboreos haben das Ganze schön unterteilt und die große Menge an Anspielungen und Erklärungen für Klima, Flora, Fauna und Kultur in der Risen- (und Gothic-)Welt waren wie Balsam auf den durch die Inkonsistenz der Reihe verursachten Wunden meiner Zockerseele.
    Ebenso muss ich Ewek leider in Sachen Charaktertiefe zustimmen. Auch hätte ich mir ein etwas mehr spannungsgeladenes Ende der Reise gewünscht, aber vielleicht hätte das auch gar nicht in das Entdecker-Feeling reingepasst. Die Hintergrundgeschichte von Puerto Isabella hat mir jedenfalls gut gefallen.
    "Ich hab ein Mädchen in Trelhaven und ein Mädchen in Laran" hat mich ordentlich zum Lachen gebracht. Auch wenn ich mir zur "Jugendfreiheit" der Geschichte an der Stelle nur dachte: Well, that escalated quickly. Aber egal, ich feier's.

    So... sorry für das unstrukturierte Feedback Insgesamt kann man sagen: Sehr unterhaltsam, sprachlich auf sehr hohem Niveau. Mir hat noch etwas Epicness gefehlt, aber vielleicht liegt das auch an unserer überladenen Zeit, in der überall Action rein muss und die Jugend sich nicht mehr für Star Trek begeistern lässt, solange J.J. Abrams es nicht mit irre vielen Explosionen und Lens Flares aufmotzt.

    Noch eine Frage, die sich mir aufdrängt: Stammt die Abfassung im letzten Post aus der Zeit vor oder nach Risen 2/3?


    "Es begann an dem Tag, als die Raben in die Stadt kamen..." von Gothic Girlie ist auch mal ein interessanter Ansatz, eine Geschichte aufzuziehen. Die vielen Perspektiven und Abschnitte machen das Lesen zu einer sehr kurzweiligen Sache. Die dramatische Atmosphäre und die phantomhafte Wirkung Mendozas kommen dabei sehr gut rüber, wobei ich mir nicht ganz sicher bin, ob dessen Verhalten so gut zu seinem Charakter passt. Ich stelle mir eher eine großangelegte Beschlagnahmung als heimliches Meucheln und Stehlen als seine Taktik vor
    Gerade im letzten Abschnitt wurde ein sehr schönes, stimmungsvolles "After Risen"-Szenario aufgebaut.
    Leider fehlt es durch die starke inhaltliche Unterteilung etwas an Kontinuität und einem durchgehenden Spannungsbogen, eine starke Atmosphäre wird bei der kleinen Geschichtensammlung aber allemal erzeugt.


    "Willkommen in Calador" von John Irenicus... ist zwar gar nicht angemeldet, wie ich gerade feststelle, aber ich pack sie trotzdem mal in den Post hier rein
    Ebenfalls tolle Atmosphäre, die zu den Dämonenjägern und ihrer Situation passt, und schöner Wechsel zwischen Flashbacks und Krankenbett. Exzellent gestalteter, actionreicher Höhepunkt. Die mitschwingende Zynik, gemischt mit der düsteren Stimmung, könnte den Alltag der dunklen Krieger nicht besser untermalen... Schade, dass die Geschichte nicht beim Wettbewerb dabei ist - sie wäre mein vorläufiger Favorit.


    "Ein beinharter Kerl" von Laido hat mir sehr gut gefallen. Schon beim Namen des Protagonisten ahnte ich Böses, und als es an die alchemistischen Experimente ging, biss ich mir fortwährend innerlich auf die Lippen. Das Ende ist herrlich makaber und gibt einen schönen Wink auf die weiteren Geschehnisse mit... Noch cooler hätte ich es gefunden, wenn der Fiebertrunk selbst die Verwandlung bewirkt hätte, aber das ist jetzt eine Kleinigkeit.
    Leider konnte ich mich auch gut mit dem Hauptcharakter identifizieren Der Novizenalltag war sehr authentisch beschrieben und die Figuren waren einprägsam. Der ironische "Tonfall" der Geschichte passt eigentlich ganz gut zu dem der Piranha-Spiele, und steigert den Unterhaltungsfaktor.
    Lieber Laido, für das intensive "Tu es nicht!!!"-Gefühl hast du meine Stimme - sofern mich Ali oder Ewek nicht noch mehr zu überzeugen vermögen. Oder ich es mir einfach so anders überlege. Mit der verlängerten Frist kann ich mir die restlichen beiden Stories ja noch in Ruhe reinziehn (Dank dafür an die Moderation!)
    faelicks ist offline Geändert von faelicks (17.11.2015 um 17:20 Uhr)

  14. #74 Zitieren
    Sapere aude  Avatar von Jünger des Xardas
    Registriert seit
    May 2007
    Ort
    Neukölln
    Beiträge
    10.202
    Zitat Zitat von faelicks Beitrag anzeigen
    "Die Neue Welt" von Jüdex war ja mal ein ganz schöner Brocken Aber dafür ein durchaus schmackhafter.
    Habe diesen Roman, wie man's ja fast nennen kann Na ja, doch eher eine Erzählung. 60 Seiten machen noch keinen Roman , in drei Schüben durchgewälzt, und gerade beim zweiten kam nach einiger Zeit doch etwas Sucht auf^^
    Gerade Romanov und der Don waren toll in Szene gesetzt und wirkten sehr lebendig, wogegen ich bei der Schiffsmannschaft immer wieder mit den Charakteren durcheinander kam, was sich letztlich aber nicht negativ auf das Leseerlebnis niedergeschlagen hat. Hm, lag das jetzt allerdings daran, dass die weniger lebendig waren oder dass deren Namen halt im Gegensatz zu denen Estebans und Romanovs neu sind? Ich hatte gehofft, dass die Mannschaft übersichtlich bleibt, und zumindest wirklich wichtige Mannschaftsmitglieder gibt's ja nur wenige; andere Namen werden ja nur nebenbei mal erwähnt, sodass man sie sich kaum merken muss. Auch wenn ich mich mit den Ecken und Kanten des Gothic-Universums nicht wirklich auskenne, wirkte die Verbindung der beiden Universen in der Geschichte auf mich äußerst logisch und stimmig.
    Eweks Vergleich mit Star Trek finde ich recht passend Dabei habe ich das nie geschaut - und gerade dabei gebührt dem Autor ein fettes Lob für die lebendige, stets interessante und malerische Ausarbeitung der Entdeckertour. Die eingestreuten Aufzeichnungen Arboreos haben das Ganze schön unterteilt und die große Menge an Anspielungen und Erklärungen für Klima, Flora, Fauna und Kultur in der Risen- (und Gothic-)Welt waren wie Balsam auf den durch die Inkonsistenz der Reihe verursachten Wunden meiner Zockerseele.
    Ebenso muss ich Ewek leider in Sachen Charaktertiefe zustimmen. Auch hätte ich mir ein etwas mehr spannungsgeladenes Ende der Reise gewünscht, aber vielleicht hätte das auch gar nicht in das Entdecker-Feeling reingepasst. Ja, das wäre eine andere Art von Story geworden. Die Hintergrundgeschichte von Puerto Isabella hat mir jedenfalls gut gefallen.
    "Ich hab ein Mädchen in Trelhaven und ein Mädchen in Laran" hat mich ordentlich zum Lachen gebracht. Auch wenn ich mir zur "Jugendfreiheit" der Geschichte an der Stelle nur dachte: Well, that escalated quickly. Aber egal, ich feier's. Wieso sollte eine Story auch jugendfrei sein müssen? Wobei ich das Lied jetzt nicht als allzu unverträglich für die Jugend einstufen würde; das ist doch völlig harmlos. Aber immerhin, du bist der erste, der es erwähnt. Ich hatte ja schon fest damit gerechnet, dass John auf dieses Lied zu sprechen kommen würde, aber vielleicht hat er ja auch genau deshalb dazu geschwiegen

    So... sorry für das unstrukturierte Feedback Insgesamt kann man sagen: Sehr unterhaltsam, sprachlich auf sehr hohem Niveau. Mir hat noch etwas Epicness gefehlt, aber vielleicht liegt das auch an unserer überladenen Zeit, in der überall Action rein muss und die Jugend sich nicht mehr für Star Trek begeistern lässt, solange J.J. Abrams es nicht mit irre vielen Explosionen und Lens Flares aufmotzt. Eben, es muss doch nicht immer alles "epic" und actiongeladen sein. Man kann doch auch einfach mal ruhig erzählen (ironischerweise ist gerade das ja wahre Epicness, weil episch nun mal erzählend ist). Action und Spannung gibt's bei mir ja sonst auch schon genug.

    Noch eine Frage, die sich mir aufdrängt: Stammt die Abfassung im letzten Post aus der Zeit vor oder nach Risen 2/3? Ich hatte mir das so vorgestellt, dass der Text definitiv einige Zeit nach die Neue Welt verfasst wurde, eben als die Kolonisierung schon in vollem Gange ist, aber noch vor Risen und noch vor den großen Auswirkungen der Dunklen Welle, wo man sich halt noch mehr für Menschenrechte interessieren kann, weil das nackte Leben noch nicht so im Vordergrund steht.
    Vielen Dank
    Jünger des Xardas ist offline

  15. #75 Zitieren
    Deus Avatar von John Irenicus
    Registriert seit
    Feb 2005
    Ort
    Civilization's Dreamy Hideout
    Beiträge
    28.099
    Ganz kurz dazu noch einmal von mir: "Die neue Welt" hat definitiv was Romanhaftes, und ich finde, man kann die Geschichte trotz ihrer (relativen) Kürze als richtigen Roman bezeichnen. Nach dem Lesen fühlte ich mich ja auch, als hätte ich nicht etwa nur eine kurze bis längere Abenteuererzählung, sondern eben einen ganzen Abenteuerroman gelesen.
    John Irenicus ist offline

  16. #76 Zitieren
    Deus Avatar von Laidoridas
    Registriert seit
    May 2005
    Beiträge
    19.591
    Zitat Zitat von faelicks Beitrag anzeigen
    "Ein beinharter Kerl" von Laido hat mir sehr gut gefallen.
    Jippie!

    Zitat Zitat von faelicks Beitrag anzeigen
    Schon beim Namen des Protagonisten ahnte ich Böses, und als es an die alchemistischen Experimente ging, biss ich mir fortwährend innerlich auf die Lippen. Das Ende ist herrlich makaber und gibt einen schönen Wink auf die weiteren Geschehnisse mit... Noch cooler hätte ich es gefunden, wenn der Fiebertrunk selbst die Verwandlung bewirkt hätte, aber das ist jetzt eine Kleinigkeit.
    Das hat er doch auch. Durch die Überdosis des Tranks ist Fred dann ja schließlich in Flammen aufgegangen und dadurch zum Skelett geworden. Die Wiederbelebung ist dann natürlich noch auf magische Weise erfolgt, aber das hätte ich als Trankwirkung auch eher seltsam gefunden. Oder meintest du etwas anderes damit?

    Zitat Zitat von faelicks Beitrag anzeigen
    Leider konnte ich mich auch gut mit dem Hauptcharakter identifizieren Der Novizenalltag war sehr authentisch beschrieben und die Figuren waren einprägsam. Der ironische "Tonfall" der Geschichte passt eigentlich ganz gut zu dem der Piranha-Spiele, und steigert den Unterhaltungsfaktor.
    Lieber Laido, für das intensive "Tu es nicht!!!"-Gefühl hast du meine Stimme - sofern mich Ali oder Ewek nicht noch mehr zu überzeugen vermögen. Oder ich es mir einfach so anders überlege. Mit der verlängerten Frist kann ich mir die restlichen beiden Stories ja noch in Ruhe reinziehn (Dank dafür an die Moderation!)
    Auf jeden Fall hast du mir schonmal den euphorischsten Kommentar geschenkt, den ich für die Story bisher bekommen habe. Vielen Dank dafür! Freut mich natürlich total, dass dir die Story so gut gefallen hat.
    Laidoridas ist offline

  17. #77 Zitieren
    Abenteurer Avatar von faelicks
    Registriert seit
    Mar 2014
    Beiträge
    79
    So, der Rest:

    "Der weiße Schal" von alibombali hat mich gar nicht so Kakunga im Kopf gemacht, wie ich es von einer Bones-Story erwartet hätte. Find es toll, wie temporeich und spannungsgeladen die Geschichte beginnt. Mit dem Kakunga-Mythos wird dann so ein schönes Mystery-Kribbeln erzeugt... Das Happy End kam dann für meinen Geschmack ein wenig schnell und einfach daher, aber die Tatsache, dass ich mich nach dem Fertiglesen nochmal ordentlich am Kopf kratzen musste, rundet das ausreichend ab. Tolle Story.

    "Die magische Quelle" von Ewek fand ich echt ulkig. Die lockere Erzählweise hat etwas, allerdings hätte ich mir einen etwas intensiveren Spannungsbogen gewünscht - irgendwie dümpelt das Ganze trotz gesundem Unterhaltsamkeitsfaktor etwas zu sehr vor sich hin. Aber coole Theorie der hochentwickelten Goblinkultur
    faelicks ist offline

  18. #78 Zitieren
    Sapere aude  Avatar von Jünger des Xardas
    Registriert seit
    May 2007
    Ort
    Neukölln
    Beiträge
    10.202
    "Die magische Quelle" von Ewek hatte ich vor langem schon mal gelesen, aber wohl nicht kommentiert. Es ist einerseits eine typische Ewekstory, mit typisch sauberem Stil, typischen Gelehrtenfiguren unter den Protagonisten und typischen Biblurgoblins. Andererseits ist die Story für Ewek vielleicht insofern untypisch, als ihre Handlung bzw. die Auflösung derselben ziemlich albern ist. Dass Ewek kleinere Albernheiten mag, hatte ich ja schon beim Kommentieren von "Eine Geschichte über den Fehler, die falsche Person zu unterschätzen" bemerkt, und Lustiges baut Ewek immer gerne mal ein bzw. sind seine Geschichten oft von einem gewissen heiteren Ton getragen. Aber trotz dieses heiteren Grundtons kann man die Geschichten in der Regel ernst nehmen. Das ist hier weniger der Fall.
    Die Geschichte ist dabei nicht reiner Klamauk. Die äußere Rahmenhandlung könnte auch die einer ernsthafen Erzählung sein: Die Goblins nehmen halt Kontakt mit Faranga auf, wollen die Insel erkunden und Handelsbeziehungen knüpfen. Dann aber wird's eher klamaukig: Jeder rennt plötzlich über die Insel (Mendoza und Cronos dabei völlig allein, ohne Trupp von Ordenskriegern oder so) und rein zufällig laufen sich alle wieder über den Weg. Überhaupt kommt so ein bisschen das Gefühl auf, auf der Insel kenne jeder jeden (Cole hat Maria auch schon mal gebumst). Nun, und dann finden alle das Versteck von Gyrger und Gnomen. Da ist dann sämtliche Angst sofort verflogen, selbst die des abergläubischen Jägers. Und weder Menschen noch Gnome tun sich etwas zuleide. Die Gnome und der Gyrger sind nicht aggressiv wie im Spiel und der Inquisitor kommt auch nicht auf die Idee, die Gnome mit seinen Leuten auszurotten. Der Gyrger führt auch gar nichts Böses im Schilde und frisst niemanden, sondern seine Gnome wollen nur lesen lernen, um dadurch Magie und Macht zu erlangen. Und selbst die entführten Leute wurden zwar, als man erkannte, dass sie nicht als Lehrer taugen, nicht einfach wieder freigelassen, aber auch nicht abgemurkst, sodass am Ende niemandem irgendwas passiert ist (außer vielleicht dem armen Alessandro); man fragt sich zwar, wie lange einige der Entführten da jetzt schon festgehalten wurden (man hat ja eigentlich den Eindruck, der Gyrger müsse schon seit Jahrzehnten, wenn nicht länger, sein Unwesen treiben, um zu solch einer lokalen Legende zu werden), aber darüber denkt man bei solch einer Story wohl besser nicht zu genau nach.
    Am besten aber sieht man, was ich meine, an der Figur des Mendoza. Von dem kriegen wir durch diesen Wettbewerb ja gleich drei sehr unterschiedliche Interpretationen. Und die von Ewek hat wenig gemein mit dem bis zum Fanatismus harten und unerbittlichen, dabei aber eben auch klugen, ehrfurchtgebietenden und damit gefährlichen und nicht zuletzt dem mysteriösen Mendoza, den man aus Risen 1 kennt. Klar, er ist etwas ernst und humorlos. Aber durch die Verwechslung von Titan und Gyrger, durch dieses blinde Vertrauen auf ein offensichtlich kaputtes Okular wird er zur ziemlichen Witzfigur.
    Das alles macht die Story als solche nicht schlecht. Sie liest sich nett und kurzweilig, wenn man sie als das nimmt, was sie eben ist: Eine lustige kleine, nicht ganz ernstgemeinte Erzählung, in der Ewek mal wieder seinen Goblinfetisch auslebt. Aber hier muss ich sie ja im Rahmen der Wettbewerbsvorgabe bewerten. Und da muss ich festhalten: So richtig passt die halt nicht ins Risenuniversum. Sie nimmt das ja bloß als Kulisse. Gut, Mendoza hockt auf Faranga und sucht einen Titan. Aber davon, dass die die ganze Welt in Schutt und Asche legen, dass das Meer vor lauter Stürmen kaum noch befahrbar ist und dass hier das Schicksal der Menschheit auf dem Spiel steht, merkt man wenig. Auch das Rumlaufen auf der Insel scheint hier nicht verboten. Die Story bzw. Mendozas Rolle darin erinnert eher an diverse Storys im Gothicstoryforum, die die Lage in Gothic 2 auch nur als Kulisse nehmen und wo dann aber ebenfalls völlig ausgeblendet wird, dass die Paladie nicht dauerhaft dort rumhängen, sondern auf wichtiger, kriegsentscheidender Mission sind und dass jeden Tag eine Orkinvasion starten könnte. Die einzige offene Frage, die diese Story beantwortet, ist dann auch eine, die eigentlich gar nicht offen war: Nämlich wie die Inquisitor in die Vulkanfeste gekommen ist. Tja, der ist da halt direkt hinmarschiert, ohne erst mal in der Stadt zu hocken und dann von Cronos auf die richtige Spur gebracht zu werden.
    Das hat natürlich sicherlich auch damit zu tun, dass diese Story im Gegensatz zu vielen anderen Wettbewerbsbeiträgen nicht direkt für den Wettbewerb geschrieben wurde und dass Ewek sie wohl auch nur angemeldet hat, weil es zu dem Zeitpunkt ja noch so aussah, als würde gar kein ordentlicher Wettbewerb zustande kommen.
    Noch ein Wort zur Darstellung Farangas: Das kommt ja ziemlich rückständig daher. Dass der Inquisitor kaum Kanonen zu kennen scheint, ist dabei eher wenig glaubhaft, denn einerseits sind in Risen 2 ja wohl nur die Pistolen und Gewehre neu erfunden worden, nicht sämtliche Schusswaffen, und andererseits wird hier ja noch die Gothicwelt mit einbezogen, in der es ja sowieso Kanonen gibt. Aber grundsätzlich gefällt mir diese Darstellung. In meiner Story ist Faranga ja auch eher arm und unbedeutend und ganz am Rande der bekannten Welt gelegen. Allerdings führt das hier, wo dieses rückständige Faranga in Kontakt mit den ja sowieso viel weiter entwickelten Goblins kommt, zu etwas, woran Ewekstorys öfter mal ein bisschen kranken: Es gibt den erlesenen Kreis der zivilisierten Goblins, hochintelligenten Wunderkinder, coolen greisen Königinnen und der supermächtigen im Geheimen agierenden und sich bekämpfenden Drachen und Götter - und dann gibt es den ganzen Rest, der eigentlich zu Beiwerk wird und der hoffnungslos unterlegen ist und insgesamt nicht allzu viel beizutragen hat. Selbst mächtige Magier und Kultführer wie Armatrion oder Zuben oder hier der stolze Inquisitor Mendoza werden da schnell zu Witzfiguren, die mit der Situation reichlich überfordert und von ihnen weit überlegenen Leuten umgeben sind. Das ist nicht immer schlecht - bei Armatrion neulich hatte ich das ja gelobt - aber auf Dauer trifft es nicht so ganz meinen Geschmack. Es ist mir vielleicht... ja, zu aristokratisch. Die Weltgeschichte in Eweks Universum wird allzu oft von irgendwelchen Göttern oder Drachen bestimmt, die im Hintergrund die Fäden ziehen. Die normalen Leute (oder selbst noch die aus deren Sicht außergewöhnlichen wie Mendoza oder Zuben) haben da nicht viel zu melden und sind machtlose Statisten oder hilflose Spielbälle. Das bietet oft durchaus Stoff für interessante Geschichten, insgesamt würde ich mir aber wünschen, dass auch der "kleine Mann" mal mehr zu sagen hat, dass von den Großen öfter mal jemand einen Fehler macht, dass die Goblins auch von den Faranganesen was lernen können usw.

    Übrigens auch noch eine kurze Bemerkung zu der zweiten Geschichte in dem Thread: Die hat mir wirklich sehr gut gefallen. Sabatha ist, wie sie da als kluge Taktikerin und Befehlshaberin agiert, wie sie ihre Familie ausfragt und damit die ganzen Prinzen und die Prinzessin direkt mal für deren zukünftige Aufgaben erzieht oder wie sie sich übers militärische Protokoll mokiert, einfach klasse. Ich bin ja durch und durch Republikaner, aber Monarchen wie Sabatha oder wie auch eine Elisabeth lasse ich mir gefallen. Ansonsten gefiel mir auch die ganze Beschreibung des Seekampfes sehr gut. Ich habe ja eine gewisse Schwäche für alte Segelschiffe, für diese Stunden dauernden Verfolgungsjagden und Wendungsmanöver auf See usw. Und hier war das wirklich schön dargestellt. Nicht so actiongeladen, wie man das aus Fluch der Karibik oder so kennt, sondern wesentlich realistischer. Ich habe mich an den tollen Master and Commander erinnert gefühlt; und dass ich den super fand, wird jedem, der den Film kennt und der dann speziell auf meine Figur des Ebert Peysing schaut, schnell auffallen.
    Jünger des Xardas ist offline

  19. #79 Zitieren
    Sapere aude  Avatar von Jünger des Xardas
    Registriert seit
    May 2007
    Ort
    Neukölln
    Beiträge
    10.202
    "Keine verzeihliche Tat" erzählt also die Vorgeschichte von Mendoza. Die Geschichte ist recht kurz, dabei aber gut erzählt, und trotz der Kürze kommen die Charaktere gut zur Geltung. Mendozas Hintergrund gefällt mir dabei gut. Das Detail, dass er aus der Eisenbucht stammt, hätte ich weggelassen. Das ist zwar durch keine Information aus den Spielen explizit ausgeschlossen, doch die Eisenbucht ist ja doch irgendwie ein besonderer Ort, und eine Verbindung zwischen Mendoza und deren eigener Kultur wird nirgendwo gezogen, ja Mendozas Geist in Risen 3 lässt auch nichts in die Richtung verlauten, und selbst der spanische Name scheint eher dagegen zu sprechen. Zur Story trägt diese Info ja auch nichts weiter bei. Er hätte ebenso gut aus jedem anderen Ort kommen können. Aber das ist eine winzige Kleinigkeit. Viel wichtiger ist, dass dieser Vater - dem König treu, auch nach seiner Verkrüppelung und trotz dieser weiterhin hart und diszipliniert, jede Schwäche ablehnend - gut zu Mendoza passt. Man kann gut nachvollziehen, wie der sich gerade nach dem Tod des Vaters an diese Ansichten und Verhaltensregeln, die der ihm eingebläut hat, geklammert hat, und wie die seinen späteren Charakter prägen werden. Außerdem erklärt die Story, was Mendoza mal mit Piraten zu schaffen hatte. Das wird in Risen 3 mal erwähnt, passt jedoch nicht zu diesem korrekten und auf Seiten der Ordnung und des Gesetzes stehenden Kerl. Für mich war das im Spiel ein ziemlicher Fremdkörper. Dadurch dass Mendoza hier aber sehr jung und quasi unfreiwillig Teil der Mannschaft ist, ergibt das gleich viel mehr Sinn.
    Dass diese Piraten dann auch noch die Mannschaft von Stahlbarts Vater sind, ist ein nettes Easteregg. Zunächst gefiel mir der Gedanke nicht so, dass Stahlbart nicht durch eigenes Können Kapitän geworden ist, sondern diese Position quasi ererbt hat, aber nachdem sein Vater und dessen Mannschaft jetzt hochgenommen wurden, musste er wohl wieder bei null anfangen. Das passt also schon so. Und grundsätzlich ist die Idee, dass Stahlbart und Mendoza sich mal kannten und als Kinder bzw. junge Männer mal so was wie Freunde waren, durchaus interessant.
    Nicht ganz so gelungen fand ich die Erklärung des Seelensplitters. Das heißt, der Ansatz, dass er den von Tasili bekommen hat (die scheint ihm den ja zugesteckt zu haben) und damit irgendwie verflucht wurde, ist nicht schlecht. Aber da hätte, finde ich, noch ein bisschen mehr kommen müssen. Eine genauere Erklärung, was das jetzt soll, auch wieso er den jetzt offenbar sein Leben lang behält usw. So wirkt das leider nicht ganz rund.
    Schließlich wären noch zwei, drei kleine Unstimmigkeiten in Bezug auf die Risenstory zu nennen: Es scheint schon Pistolen zu geben, obwohl die ja angeblich erst kurz vor Risen 2 erfunden wurden. Die Inquisition, die angeblich vor der Dunklen Welle abtrünnige Magier jagte und magische Phänomene ergründete, wird hier als Elitetruppe des Königs dargestellt und tritt schon als die Armeeeinheit auf, die man auch aus Risen 2 und 3 kennt. Bei der Darstellung Antiguas bin ich dagegen unsicher: Im Spiel kennt die Inquisition das Piratenversteck nicht. Aber das muss natürlich nicht daran liegen, dass die Antigua als solches nicht kennen, sondern lässt sich auch damit begründen, dass sie einfach nicht wissen, dass die Piraten auf Antigua sind. Das alles schmälert die Geschichte im Grunde nicht, kann in diesem Wettbewerb, wo man ja Lücken in Risen schließen soll, aber schon mal angemerkt werden, finde ich.
    Jünger des Xardas ist offline

  20. #80 Zitieren
    Sapere aude  Avatar von Jünger des Xardas
    Registriert seit
    May 2007
    Ort
    Neukölln
    Beiträge
    10.202
    "Ein beinharter Kerl" backt hier in gewissem Sinne ja vielleicht die kleinsten Brötchen: Es geht nicht um die Vergangenheit Mendozas oder die Entdeckung der neuen Welt oder so, ja nicht mal um die Kindheit von Bones, der ja auch zu den Hauptfiguren gehört, sondern bloß um das Skelett Fred (einer von PBs besseren und originelleren Einfällen in Risen 1, wie ich finde). Gerade das macht mir die Story aber sympathisch.
    Darauf, das Ganze mit der Burgherrengeschichte zu verbinden, wäre ich nicht gekommen, dabei ist es ja eigentlich irgendwie naheliegend (so was sage ich Laido wohl öfter ). Und die fand ich sowieso ziemlich gut, schon weil es so ziemlich die einzige Quest in Risen 1 war, die der Welt mal ein bisschen Geschichte und Vergangenheit verliehen hat. Inofern gefällt mir, dass Laido nicht nur erklärt, wie das mit dem Skelett Fred kommt und wieso man die zugehörige Rune ausgerechnet bei Patroscon findet, sondern auch zumindest andeutungsweise erklärt, wie Patroscon die anderen Burgherren verflucht hat. Ein klein bisschen schade finde ich, dass in dem Zusammenhang nicht auch erklärt wurde, wo Patroscon denn lebte. Denn im Spiel fand ich es immer merkwürdig, dass eben seine sechs Vasallen alle in einer Burg zu finden sind, er selbst aber in einer Gruft liegt und es auch keine siebte, leerstehende Burg gibt. Hier hat er zwar eine Burg, doch die Story schweigt sich darüber aus, wo auf der Insel die liegt oder warum man die heute nicht mehr findet. Ich hatte mir das ja immer damit erklärt, dass die Vulkanfeste wohl Patroscons alte Burg war (die gleicht vom Baustil auch den übrigen Burgen, ist aber größer, was ja gut passt), aber da dort in Laidos Story bereits die Magier leben, kann das hier nicht die Erklärung sein.
    Ebenfalls schön fand ich, dass mit dem Golem ein kleiner Risen 3-Bezug hergestellt wurde. Ich kann mir auch gut vorstellen, dass Laido das gar nicht beabsichtigt und vielleicht gar nicht mehr im Blick hatte, dass es in Risen 3 Golems gibt (die verbinden wir ja sonst eher mit Gothic), aber das ändert ja nichts daran, dass so eben Risen 1 und 3 ein klein wenig verknüpft werden. Zu dem riesigen und störenden Bruch zwischen dem ersten Risenteil und den beiden anderen gehört ja nämlich auch, dass es eine komplett neue Monsterwelt gab (abgesehen von den Ghulen, die aber ab Risen 2 ja auch komplett anders aussehen), insofern finde ich es gut, wenn hier Monster aus Risen 3 in die Welt von Risen 1 eingefügt werden und gezeigt wird, dass die Golems nicht einfach so aus dem Nichts kamen. Davon abgesehen ist die Golemszen auch einfach unheimlich lustig und mal eine erfrischende Abwechslung zu den bedrohlichen und immer einwandfrei funktionierenden Golems, die man sonst so kennt.
    Zur eigentlichen Handlung weiß ich gar nicht so viel zu sagen. Fred ist, das bemerke ich ja nicht als erster, schon ausgesprochen doof. Das geht ja eigentlich schon beim ständigen Drücken vor dem Eskortdienst, weil er dessentwegen angeblich nicht zum Studieren kommt, los. Schön und gut, der Eskortdienst mag nervig und sinnlos sein. Aber es ist ja nur zweimal die Woche. Da sollte genug Zeit sein, an den übrigen fünf Tagen zu lesen. Und durch sein ständiges Drücken gewinnt er ja eigentlich eh keine weiteren Tage zum Studieren dazu. Das hilft ihm ja nur kurzfristig, weil seine Kollegen stets drauf bestehen, dass er das dann nachholt, und sich so immer mehr Eskortdienst ansammelt. Am Ende kommt er dann genau auf die gleiche Summe vertane und freie Tage. Gut, Fred denkt wohl immer nur an die nächsten paar Tage, und wenn die rum sind, arbeitet er wieder dran, wiederum die nächsten zu schwänzen. Darüber, dass das, selbst wenn das jetzt mit dem Fieber geklappt hätte, unmöglich ewig so weitergehen kann, denkt er gar nicht erst nach. Na ja, und der Plan mit dem Fieber selbst ist dann ja eh ziemlich doof und gefährlich. Da war auch von Anfang an klar, dass das nie und nimmer gut gehen kann. Dass er dann auch noch blind diese zwei Kräuter mischt, ohne zu wissen, ob dabei nicht vielleicht ein tödliches Gift oder eine Säure oder sonstwas rauskommt, ist speziell für jemanden, der von Alchemie etwas Ahnung haben soll, ziemlich bescheuert. Und statt dann froh zu sein, so glimpflich davongekommen zu sein, und in Zukunft lieber die Finger von diesem Trank zu lassen, kippt der sich dann auch noch immer mehr hinter die Binde. Dank alledem hält sich mein Mitleid dann auch eher in Grenzen, zumal Fred ja auch sonst nicht gerade sympathisch oder kollegial auftritt und sich zum einen ziemlich unverschämt gegenüber den anderen beiden Novizen verhält und zum anderen auch einfach ziemlich arrogant ist. Nichtsdestotrotz war die Szene, in der er dann in Flammen aufgeht, ziemlich grausig beschrieben. Das hätte ich ihm dann natürlich doch nicht gewünscht!
    Die Story ist nicht so grandios oder lustig wie viele andere Laidostorys, aber doch zweifellos gelungen und - das soll bei diesem Wettbewerbsthema auch Erwähnung finden - schafft es auch, ohne Widersprüche zu den Spielen auszukommen.
    Jünger des Xardas ist offline

Seite 4 von 5 « Erste 12345 Letzte »

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •