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    Schwertmeister Avatar von Madlen
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    Madlen ist offline
    Madlen trat nach draußen vor die Taverne. Langsam neigte sich der Tag dem Ende entgegen, doch blieb es mittlerweile schon sehr lange hell. Sie hatte noch ein Hühnchen mit dem Fremden zu rupfen. Beinahe wäre ihr ein Wurfmesser entglitten. Niemand sollte sie so abschätzig anreden und Dinge nach ihr schmeißen, ohne eine Vorwarnung zu geben. Egal zu welchem Zweck, egal aus welchem Grund. Sie hatten den Dieb bemerkt, denn ihr einziger Beutel war unter dem Mantel versteckt an ihrem Gürtel. Keiner konnte sich unbemerkt diesem nähern. Dann nahm er halt ihr Münzen, na und? Was soll’s? Dafür würde sie keine Schlägerei in einer fremden Kneipe riskieren. Vielmehr würde Madlen wie immer reagieren. Warten auf den richtigen Zeitpunkt. Sie würde den Mann in die Nacht hinaus verfolgen und ihn dann in aller Ruhe „befragen“. Gut, so hatte der Dieb vielleicht eine Beule, aber er hatte auch noch sein Leben und das hätte er nicht mehr, wenn die junge Frau in richtig bearbeiten hätte können.
    Verärgert holte die Fürstin aus und kickte einen Stein weg. Er flog in hohem Bogen fort und landete mit eine ‚Tock‘ an einem Holzmauer. Doch da war ein Geräusch dabei, das dazu gar nicht passte. Der Schrei eines Falken. Immer wieder, in einer gleichmäßigen Melodie. Gedanklich wiederholte Madlen das Lied und erkannte es. Sie gab selbst ein paar undefinierbare Töne von sich, dann landete das Tier in einer kreisenden Bewegung langsam auf ihrem linken Arm. Die Fürstin wusste nicht, wie diese Vögel es schafften, ihr Ziel nie zu verfehlen, dennoch war sie froh, dass sie es taten. Ein kleines Papierröllchen hing daran. Es war aus ihrer fernen Heimat, die sie das letzte Mal mit zwei Jahren gesehen hatte.

    Als die junge Frau das Schreiben öffnete und las, lag ein leichtes Lächeln auf ihren Lippen. Nun war es bald soweit. Die Truppen marschierten auf, verwüsteten das Land und brachten Leid und Tod. Der Krieg tobte in all seinen Facetten und würde es ihr ermöglichen, ihr Reich zu befreien.
    Beruhigt und zufrieden schnippte Madlen die Nachricht in einen Wasserbottich. Sie hatte sie gelesen und das reichte. Niemand sonst sollte daraus seinen Nutzen ziehen können. Sie sah dabei zu, wie sich das Papier vollsog und langsam in den Untiefen des angeblichen trinkbaren Etwas verschwand. Dann hieß es warten. Sie lehnte sich an einen Holzpfosten und hörte lediglich auf die Geräusche ihrer Umwelt, während der Falke seinen Weg in die Heimat zurücksuchte und am Horizont wieder verschwand.

  2. Beiträge anzeigen #202
    General Avatar von Ryu Hayabusa
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Ryu Hayabusa ist offline
    Wo war dieser Kerl nur? Nachdem Ryu nun gefühlt die ganze Taverne von vorne bis hinten, oben bis unten, diagonal und sowieso in alle Richtungen abgesucht hatte, war er hinaus hinters Haus gegangen. Und, oh Wunder, dort befand sich sein fragwürdiger Begleiter. Eng umschlungen mit einer Menge geliebten Fleisches im Schweinestall. Ein Teil des Lustfleisches schien zu einer üppigen Dame zu gehören, deren Haarpracht sich zu einem kurz gehaltenen Irokesen zusammenschloss, während die andere Fleischmasse einem zufrieden grunzenden Schwein gehörte. "Hör mal, mein Freund. Ich unterbreche dich ja nur ungern bei deinem Schäferstündchen, aber... Was? Unterhosen geraucht? Nein... Nein, das hab ich noch nicht und will ich auch nicht... Aber du könntest mir was von dem Brotlaib geben, der da liegt..." gesagt, getan, flog ihm das halb verdreckte Brotstück entgegen, welches Alrik wohl hinausgeschmuggelt hatte. Ein wenig abwischen hier, ein wenig abtrocknen da und schon ließ sich wieder ein gutes Stück davon abbeißen. "Du kannst ja nachkommen, wenn du fertig bist. Ich habe unseren Schlüssel nach Stewark gefunden." bemerkte er grinsend und ließ den Brotrest in seiner Tasche verschwinden, ehe er wieder ums Haus lief und dort das Liebchen mit den vielen Waffen sah. Was auch immer sie da gerade weggeschnippt hatte, wichtig schien es ja nicht zu sein. Beruhigt lehnte er sich gegen die Tavernenwand und gähnte leise.

    "Schön, wie der Sommer langsam Einzug hält, nicht? Das Grün, das Rascheln des Windes in den Blättern... Hat ja lange genug gedauert..."

  3. Beiträge anzeigen #203
    Schwertmeister Avatar von Madlen
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    Madlen ist offline
    Madlen schnaubte abfällig, als sie den Kommentar des Fremden hörte. „Ob Sommer oder Winter, ob Frühling oder Herbst ist egal. Sie alle müssen der langen Nacht weichen und dann kann man nur darum beten bereit zu sein.“
    Die junge Frau stieß sich von der Wand ab und tat ein paar Schritte auf dem kleinen, staubigen Dorfplatz, ehe sie sich umwandte und das Wort erneut an Sarkany richtete: „Solltet Ihr es noch einmal wagen etwas nach mir zu werfen, werde ich Euch wehtun. Glaubt Ihr ernsthaft, der Dieb wäre mir entkommen? Ihr habt riskiert, dass die Dorfbewohner auf uns losgehen. Sie waren weit in der Überzahl und nur ein dummer Mensch baut auf die Zurückhaltung der anderen. Wer hat den gesagt, dass die Leute uns nicht ausnehmen wollten? Alle zusammen und der Mann, der meinen Beutel unter meinem Mantel hervorziehen wollte war nur ein Lockvogel.“ Madlen schüttelte den Kopf. „Solche überstürzten Handlungen können uns immer und überall das Leben kosten. Versteht mich nicht falsch, ich danke Euch. Aber es geht hier nur um ein paar Münzen. Kupfer und Silber, mehr nicht. Wertlos, leicht zu ersetzten. Ich hätte mir den Dieb später gekauft. Eine Beule…“ Die Fürstin seufzte. „…damit ist er viel zu leicht davongekommen. Bei so etwas muss man warten, lauert ihm auf. Und dann…“ Madlen zuckte mit den Schultern. „…Finger abschneiden, Zunge herausreißen. Wer weiß, das entscheidet man spontan!“ Völlig ohne Regung erklärte die junge Frau dies. Sie wurde darin ausgebildet und fühlte dabei nichts mehr. Es gehörte für sie dazu, so wie das Trinken und Essen zum Leben.

    Sie entfernte sich wieder ein paar Schritte und wandte sich von dem Fremden ab. Sie zog ihre Kapuze zurück, ließ die sanfte Abendbrise über ihr Gesicht und durch ihre Haare wehen. Diese strahlten immer noch in einem hellen weiß. Geschickt steckte die junge Frau sie hoch und versteckte danach ihr Antlitz unter dem Stoff ihrer Kapuze. Dann sprach sie erneut: „Ich bringe Euch nach Stewark. Ob Ihr auch wieder lebend oder frei aus der Stadt kommt, wenn Ihr mit mir reist…Euer Problem. Mein Teil der Abmachung ist erledigt, sobald ihr die Tore passiert habt. Darum erwarte ich, dass Ihr den Euren Part zu dem Handel beitragt. Und nun, lasst uns reisen. Die Nacht ist still und lang. Das sollten wir ausnutzen. Oder macht Euch die Dunkelheit Angst?“, schloss Madlen mit einem Lächeln.

  4. Beiträge anzeigen #204
    General Avatar von Ryu Hayabusa
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Ryu Hayabusa ist offline
    Den ständigen Herausforderungen überdrüssig, rollte der Templer nur seufzend mit den Augen. "Dumme Menschen halten ihre Umgebung nicht im Auge." brummte er und kratzte sich am Hintern. "Hätte Madamé ein wenig mehr das Umfeld betrachtet, hätte sie wohl gesehen, dass der Kerl bereits mehrere Leute angerempelt und dadurch das ein oder andere Getränk verschüttet hatte. Da war es nur absehbar, dass sein Schaden das Heil der anderen war. Und was soll ich mit seinen Händen oder seiner Zunge? Davon hab' ich nichts und er hat nichts. Und..." er zwinkerte provokant. "Es ging doch nur um ein paar Münzen, oder wie war das? Naja, scheiß' drauf... Nur ein kleiner Ratschlag am Rande: Wenn der kleine Krug dich schon so aus der Fassung bringt, solltest du dir das mit Schwarzwasser nochmal überlegen... Ich freu' mich auf jedenfall auf das nächste Flugobjekt!" er lachte belustigt in sich hinein und nickte dann Alrik zu, der hinter der Ecke vorgekommen war. Wobei Ryu schwören konnte, dass der Abdruck im Gesicht des Propheten der einer Ohrfeige... Oder eines Schweinehufs war. War im Endeffekt auch egal.

    "Im Übrigen kann ich meinen Teil nur einhalten, wenn ich lebend aus der Stadt herauskomme. Ein Beitrag dazu wäre also nicht verkehrt." er grinste und baute sich gekonnt heroisch auf. Ja, man konnte fast meinen, er nahm momentan so gar nichts ernst. "Also, bevor ich mir vor soviel Dunkelheit in die Hose scheiße, dass die Dunkelheit Angst vor meinem Darminhalt bekommt: Gehen wir. Ach und eins noch: Ich habe gerne ein Gesicht zu den Personen, mit denen ich reise... Wäre ja uuuundenkbar, mit einer jungen Frau zu reisen, die neben ihrem weißen Haar Warzen, Pickel und andere, gurkenartigen Auswüchse im Gesicht trägt. Und, wo ist eigentlich deine Begleiterin?" und während er sprach konnte kaum mehr Ironie und Belustigung in seiner Stimme mitklingen, als er es möglich machte. Vielleicht würden er und Weißhaar sich ja anfreunden. Vielleicht würde er aber auch noch einen Krug nach ihr werfen und sehen, wer wem welche Körperteile abtrennte oder abriss... Alles was er wusste war, dass die Kapuzenfrau neugierig machte...
    Geändert von Ryu Hayabusa (07.05.2014 um 00:32 Uhr)

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    Burgherrin Avatar von yinnesell
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    yinnesell ist offline
    Irgendetwas stimmte nicht mit Madlen. Irgend etwas stimmte auch mit yinne nicht. Irgend etwas hatte sich wie eine störende unsichtbare Barriere zwischen den beiden Frauen aufgetan. Spürbar für beide Frauen und für yinne mehr als ein unangenehmes Empfinden.

    Yinne hatte das Verschwinden der weißen Frau bemerkt und ebenso ihren innen Impuls wahrgenommen, der ihr Erleichterung in diesem Moment verschaffte, genauso bemerkt von ihrem männlichen Begleiter, der sie daraufhin nur wissend ansah.
    "Ihr könnt mich gerne nach Setarrif begleiten", hatte er yinne zu verstehen gegeben. Ein sehr verlockendes Angebot, welches von yinne nicht in Frage gestellt wurde.
    Trotzdem bat sie um Bedenkzeit, darauf wartend, das sich jede Form der Verabschiedung erledigte. Darauf hoffend, das Madlen einfach ging.

  6. Beiträge anzeigen #206
    Schwertmeister Avatar von Solveg
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    Solveg ist offline
    Was ihm fehlte, war eine Ausbildung im Nahkampf. Ob nun mit dem Schwert oder waffenlos, auf jeden Fall aber darauf geschult, in solchen Situationen das Richtige zu tun. Also diesen Kampf zu gewinnen? Wollte er das? Nein, eigentlich wollte er den Kampf nur beenden. Er wollte Kerdric nicht umbringen, was aber ganz offensichtlich nicht auf Gegenseitigkeit beruhte.
    Kein fester Halt! Doch was nutzte eine solche Feststellung, wenn seine Hand im Nachfassen ins Leere griff? Solveg musste sich nicht einmal umdrehen, um den gähnenden Abgrund unmittelbar unter ihm zu wissen. Die gewaltigen Wassermassen des Meeres, umrahmt von steinernen Klippen – zum Greifen nah und doch zu fern, um sie seinem Kontrahenten zum Verhängnis zu machen. Was ihm an Halt blieb, war die Schwertklinge in seiner gefrorenen Hand, die trotz des Ruckens und der Erschütterungen nicht freigekommen war. Wie lange würde das Eis dem Feuer Innos' noch widerstehen können? Oder würde Kerdric sein Schwert opfern, um den Wassermagier dem freien Fall zu übergeben?
    „Warum riskiert Ihr so viel wegen mir?“, versuchte Solveg es mit einer tiefgreifenden Frage, um womöglich doch selbst noch Einfluss auf die Entscheidung zu nehmen, die seinem Gegenüber bevorstand.

  7. Beiträge anzeigen #207
    Schwertmeister Avatar von Madlen
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    Madlen ist offline
    Madlen lachte laut auf. „Es ist fast wie damals am Hofe. Nur versteckt Ihr Eure Worte nicht hinter Redewendungen und Floskeln. Finde ich gut, gefällt mir.“ Dann begann sie Richtung Stewark zu gehen. Sie würden erst die Grafschaft größtenteils dafür durchqueren müssen, um die Stadt an der Steilküste zu erreichen. „Ich war schon in Schwarzwasser. Es ist nicht anders als auf einem Piratenschiff. Man kann mit Räubern segeln, doch ihr Vertrauen zu gewinnen ist schwer. Darum brauche ich Eure Hilfe. In den Sumpf komme ich jederzeit wieder, nur ist es nicht leicht sich dort einen Platz zu erkämpfen.“ Dann schien der jungen Frau noch etwas einzufallen. „Was meine Begleiterin angeht: nun, wir waren uns nicht einig. Ich sorge in erster Linie für mich selbst und für meine Heimat, die jenseits nördlich der Berge der großen Wüste liegt. Hier arbeite ich für Geld oder Abmachungen, die mir helfen weiterzukommen! Solange es mir also etwas nützt, mit Euch zu reisen, tue ich dies, danach jedoch…es ist besser, wenn Ihr nicht allzu viel von mir erfahrt.“ Madlen nickte wie zur Bestätigung mit dem Kopf. „Ja, es ist für Eure eigene Sicherheit das einzig Richtige!“
    Die junge Frau überlegte noch einmal ein paar Sekunden, bevor sie sich entschied und erhob erneut ihre Stimme: „Mein Gesicht bleibt unter dieser Kapuze. Ihr seht meinen Mund, wie er sich bewegt, das reicht. Ich mache Euch aber einen Vorschlag. Sollte es Euch gelingen, mir die Gemeinschaft in Schwarzwasser näher zu bringen, mich darin zu integrieren, dann und nur dann seht ihr das, was im Schatten verborgen liegt. Glaubt mir, es gibt nicht viele, die mich je ohne Kapuze gesehen haben und das aus gutem Grund! Dunkelheit vor mir, Dunkelheit hinter mir und Finsternis in mir. Lasst uns dem Tag entfliehen und die Nacht bereisen!“

    Das Dorf war bald hinter den beiden zurückgefallen und die Fürstin legte einen schnellen Schritt ein. „Ich sorge dafür, dass Ihr die Tore passieren könnt. Zuvor benötige ich aber einen anderen Mantel, den ich anziehen kann. Er braucht genau wie der jetzige eine Kapuze. Mein Gesicht ist zwar hier nicht bekannt, dafür aber meine Kleidung und wer trägt schon solche Sachen?“, fügte Madlen lächelnd hinzu. „Wenn Ihr also ein Bauernhaus oder etwas Ähnliches seht, was Eurem reichen Erfahrungsschatz nach das Benötigte enthalten könnte, und ich übersehe es, dann weist mich darauf hin. Anders kommen wir nicht nach Stewark.“
    Damit kehrte wieder Stille zwischen die beiden ein und sie durchquerten die Tiefen der Nacht. Nichts schien sich zu regen, alles blieb ruhig.

  8. Beiträge anzeigen #208
    Waldläufer Avatar von Draal
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    Draal ist offline

    Mine am Silbersee

    Das Schürfen hatte nach den Aufräumarbeiten begonnen. Fleißig waren sie gewesen, keine Frage. Fleiß zeichnete wohl einfach jeden von ihnen aus. In zwei Schichten machte sich die Gruppe daran, den Stollen ihre verbliebenen Schätze zu rauben. Digger führte ein straffes Regiment und forderte von seinen Leuten vollen Einsatz und den gleichen Ehrgeiz, der auch ihn vorantrieb. In einem anderen Leben hätte der Veteran der Gruben und Bergwerke wohl zum General getaugt, der an vorderster Front seinen Soldaten Mut zuspricht. Aber dieses Leben sah ihn wohl schlicht unter Tage, wo er jedoch ohne Frage auch wie ein General gesehen wurde. Doch selbst der größte General des Menschengeschlechts vermag nicht solch kosmische Dinge wie die Zeit oder das Schicksal oder gar den Zorn der Götter zu beeinflussen. Denn ein Zusammenspiel dieser drei Konstanten war es, die den General unterm Berg zu Fall brachte. Und die einfache wie wichtige Tatsache, dass er nicht auf die leisen, zweifelnden Worte mancher Arbeiter hörte, die vor Kreaturen aus der Tiefe sprachen. Denn Berichte darüber häuften sich. Einer der Bergwerker, der sich entschieden hatte, den Grund des Stollens zu erkunden, war im übertragenen Sinne zurück gekehrt. Nämlich als Beinpaar an dem Seil, welches er sich umgebunden hatte für den Fall, das er sich verirren sollte. Die Bissspuren kannte Draal zu gut. Besser als jeder andere im Stollen. Minecrawler. Und so, wie die Zangen im Menschenfleisch gewütet hatten, sogar sehr große Minecrawler. Mit mehr als nur viel Pech lag irgendwo dort unten in der undurchdringlichen Finsternis auch noch ein Nest dieser unterirdischen Käfer. Und der ehemalige Gefangene der Kolonie wusste, dass es für eine Königin dieser Biester ... nun, ja, einen Helden brauchte.

    Die Omen verschlimmerten sich nach und nach und die nächste Woche unter Tage brachte mehr Ärger mit sich. In den ersten Tagen und Nächten hörten die Arbeiter deutlich das Klappern der Zangen, das Zischen und Fauchen der Crawler. Immer wieder meinten einige, dass sie im Augenwinkel, am Rande des Feuerscheins etwas gesehen hatten. Ganz deutlich die Umrisse von Panzern, Stacheln, Greifzangen und Chitinkiefern. Die Schichten wurden bald abgeblasen und verstärkt Augenmerk auf die Wache gerichtet. Die Bergwerker verbarrikadierten sich geradezu, was die wichtigen Arbeitsstollen anging. Eines Abends dann jedoch meinte einer der anderen Schürfer, er habe wieder eine ganz andere Gestalt sehen. Gebeugt, mit weißem Fell, größer als ein Mensch. Bernsteinfarbene Augen, kräftige Kiefer mit Reißzähnen, die das Maul nicht zu verbergen wusste. In besudelten Fetzen soll die Kreatur aus dem Herzen des Steins dort gestanden haben und den Bergwerker eine geschlagene Minute gemustert haben, ehe der sich in nackter Panik aus dem Staub gemacht hatte. Er hatte nur Halt gemacht, um Digger und dem Rest von seiner Entdeckung zu erzählen. Dann war er in Richtung Silberseeburg verschwunden.

    Draal spuckte aus. "Mann, Digger, was nun?"
    Der Schürfer-Veteran hob die kräftigen Schultern. "Scheiße, was? Wir machen aber weiter! Mehr Fackeln, mehr Barrieren. Schränke, Betten und sowas. Und wenn alle Stricke reißen, fragen wir bei den Wachen in der Burg an. Dann müssen wir zwar den Gewinn teilen, aber ..."
    Draal rieb sich das Kinn. "Ja, nun, Digger, ist das Menschenleben nicht wichtiger als der Gewinn?"
    "Scheißt die Oberste Feuermagierin in den Wald?", war die Gegenfrage.
    "Äh, nein, denke nicht ..."
    "Also! Profit geht vor, sonst sind wir hier nicht - wie heißt das? - wettbewerbsfähig."

    Draal schwieg nur und streichelte Rhobar hinter dem Ohr. Plötzlich war ein donnerndes Rumpeln zu hören, das seinen Ursprung in einem der tieferen Stollen haben musste. Die ganze Bande - ob wach oder schlafend - war in heller Aufregung. Spitzhacken, Fackeln, Schaufeln - alles was greifbar war, wurde gegriffen. Sie liefen los, da zwei Kumpel irgendwo dort Dienst geschoben hatten. Sie kamen nicht sehr weit ... Wie ein Mann blieben sie auf der Stelle stehen, als mitten im Gang die ominöse, weiße Gestalt stand.
    "Innos, der Herr, bewahre ...", flüsterte ein besonders frommer Kumpel und schlug das Zeichen des Lichts. Die Gestalt bemerkte dies und lachte abfällig, ehe es die grollende Stimme zum Sprechen anhob.

    "Seht da, wer gekommen ist um dem Weißauge sein Blut zu stehlen. Menschen! Die Pest dieser Welt! Wie ich euch hasse, vom Größten bis zum Kleinsten, vom Jüngsten bis zum Ältesten! Möge sich das Dunkel aus der Erde erheben, um euer Volk vom Antlitz der Welt zu fegen, damit einmal mehr meine Rasse, meine Kinder, sich erheben können!"

    Rhobar sprang wie auf ein stilles Kommande vor, zielte mit den Fängen auf die Kehle des Wesens, das in jedem der Arbeiter ein Gefühl des Erkennens weckte. Nun, normalerweise sah das, woran es sie erinnerte, anders aus, größer, kräftiger, weniger primitiv ... aber es schien ein solches Wesen zu sein. Nur nicht im Wald hausend, sondern in den Tiefen der Finsternis der Berge. Doch mit der Kraft und Brutalität seiner Brüder und Schwestern auf der Oberfläche packte das Weißfell den Hund im Sprung und brach ihm mit einer einzigen, ruckartigen Bewegung das Genick. Achtlos warf er den Leichnam zur Seite. Rhobar - der Hundekönig - war Futter für die Crawler.

    "Ob Mensch ob Tier, wer sich mit dem Sohn des Berges, Ogdum, anlegt, der findet den raschen, gnadenlosen Tod!"

    Ein weiteres Lachen wie Donnergroll, dann brach das Chaos aus, welches Draal - starr vor Entsetzen über den Tod seines treuen Begleiters - wie in Zeitlupe sah ...

  9. Beiträge anzeigen #209
    Waldläufer Avatar von Draal
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    Draal ist offline

    Mine am Silbersee

    Das Chaos war über sie gekommen wie eine tiefschwarze Sturmwelle, die ein altes Schiff mit ahnungsloser Mannschaft mit voller Wucht traf. Die Kreatur war nach dem fast schon beiläufigen Töten des Hundes auf die Bergarbeiter zugestürzt. Und da endlich wurde Draal schlagartig klar, um was für ein Monster es sich da handelte. Er hatte eine gefühlte Ewigkeit in seinem Geiste nach etwas gesucht, das diesem Biest ähnlich sah. Und hatte es in der Geißel der Menschheit gefunden, die das größte Königreich - jenes von Myrtana - für so viele Jahre in eiserner Hand gehalten hatte. Es war eine gewisse Ironie dabei, einen dieser Herrscher der Welt nun wie ein wildes Tier unter dem Berge zu treffen. Das Monstrum jedoch erkannte die Ironie darin nicht - ebenso wenig wie Draal übrigens - und begann mit dem Töten der Bergwerker. Wo ein Mensch mit bloßen Händen wenig ausgeteilt hatte, wütete der Ork aus dem Berg mit Klauen und Krallen wie ein Wirbelsturm. Einer der mutigeren Arbeiter stürzte sich auf das Wesen und versuchte mit der Spitzhacke ein nettes Loch in den Schädel zu schlagen, wurde aber von einem Krallenhieb ins Gesicht gestoppt. Schreiend und verblutend ging er zu Boden, umfangen von der Schwärze der Blindheit. Der Ork lachte donnernd und führte die Hand zum Maul, kaut auf dem herum, was er dem Arbeiter entrissen hatte.

    "Ich habe eure Rasse schon immer gehasst!", knurrte das Wesen, "Wir waren dafür vom Schöpfer vorherbestimmt, diese Welt zu erobern! Und ihr Maden, ihr ... MORRAS! ... wart nicht Teil dieser Vorherbestimmung! Aber er hat uns verlassen, er, der uns geschaffen hatte! Da wählte ich das Exil hier, auf der Insel, hier, in dem Berg. Was sollte ich wie meine Brüder und Schwestern im Wald irgendwelche Götzen anbeten? Nein, mein Ziel war es mir die Dunkelheit der Tiefe selbst anzueignen, um sie gegen die Menschen ... und den Schöpfer zu entfesseln!"

    Draal verstand nichts von dem, was der Ork sagte. Die Worte, ja, denn sie waren in ausgezeichneter Menschensprache gehalten, wie es sonst nur bei wenigen dieser Rasse vorkam. Meist waren es jene Orks aus der Schamanenkaste gewesen, die sich so gut auf die Sprache des niederen Volkes verstanden hatte. War dies vielleicht einer von ihnen? Ein Flüchtling vor der Auslöschung durch König Rhobars Mannen und Magier?

    "Und ihr werdet Zeuge dessen, wie sich das, was unterm Berge schläft, erhebt und gegen die Städte und Burgen der Menschen marschiert! Auf dass wir Orks wieder die Herrscher dieser Welt sind, wie es schon immer der göttliche Plan gewesen war!"

    Die Worte entkamen dem Maule des Orkes, während er den Hund achtlos zur Seite trat. Etwas, das in Draal puren Hass weckte. Etwas, das er lange nicht mehr gespürt hatte. Mit dem bekannten roten Schleier vor Augen sprang er vor und wollte dem Ork mit einer Schaufel das Gesicht spalten. Doch es reichte nur ein einziger Fausthieb, um den Bergwerker ins Land der Träume zu schicken.

    Digger schrie auf. Die Bande schrie auf. Hellere Aufregung als zuvor. Mehrere Kumpel stürzten mit Fackeln und ein, zwei Schwertern und Äxten vor und hielten den fauchenden Ork in Schach, während Digger und ein anderer Arbeiter Draal packten und Richtung Stollenausgang zogen. Geregelter Rückzug. Sie liefen wie von der Blutfliege gestochen, während hinter ihnen der nächste Schrei eines schmerzhaft Sterbenden ertönte. Und dann wieder einer. Und noch einer. Der Ork musste seinerseits auch rot sehen und nun unter den Menschen wüten wie ein Teufel. Es dauerte einige Minuten, bis sie den Ausgang erreicht hatten. Digger ließ Draal absinken und lief zu einem Stützpfeiler hin, der einen Großteil der Decke trug.

    "Scheiße, verdammte! Träum mal von dem großen Geld durch den Bergbau und die Götter besorgens dir so, dass du nicht mehr richtig sitzen kannst! Entschuldigt, Jungs!"

    Zwei rasche Hiebe mit einer Axt und der Stützpfeiler brach. Digger und sein Kumpan packten Draal und zogen ihn aus der Mine heraus, während diese einstürzte. Digger schlug das Zeichen Innos' vor seiner Brust. Mochten die Freunde im Stollen einen schnellen, gnädigen Tod bekommen. Doch in seinem Innern wusste er, das dem nicht so war. Dennoch redete er sich etwas anderes ein ...

    "Bei den Göttern, erst die Pest, jetzt ein weißer Ork unter Tage ... diese gottverdammte Insel geht vor die Hunde! Die Göttlichen haben uns verlassen ..."

  10. Beiträge anzeigen #210
    Waldläufer Avatar von Draal
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    Draal ist offline
    "Na, Prinzessin, sind wir wach?"

    "Wo bin ich?"

    "In einer Scheune. Keiner schönen, möchte ich meinen. Aber dir gehts gut. Bist nicht weiter verletzt."

    "Was ist passiert?"

    "Nun, deine Freunde haben dich hier abgeliefert. Du sahst aus, als hätte dir ein Pferd mit den Hufen ins Gesicht getreten. Dann wärst du jedoch tot, also gehe ich davon aus, dass dir irgendjemand mit nicht unbedingt wenig Kraft ins Gesicht geschlagen hat. Stimmt das?"

    "Ja, das war das Letzte ... was ich sah, bevor bei mir die Lichter ausgingen ..."


    "Nun, die Nase wird dir noch einige Zeit wehtun. Habe sie wieder soweit gerichtet. Bluten tut sie auch nicht mehr. Dafür machst du jetzt den Eindruck, als wärst du passionierter Faustkämpfer. Einige Zähne fehlen dir auch, aber mit Zahnpflege komm ich dir nicht ... da ist bei einem Großteil der Menschen wohl Hopfen und Malz verloren. Ansonsten geht es dir gut, soweit ich das vom medizinischen Aspekt betrachten kann."

    "Wer ... wer bist du?"

    Endlich öffnete Draal die Augen und sah zu einem Dachbalken hoch, der grünlich angelaufen war und von dem immer wieder Wasser tropfte. Es regnete, irgendwo in der Ferne schien ein Gewitter zu rumoren. Ein Mann saß neben ihm auf einem Stuhl und lächelte hinab. Er war blond, eher gedrungen und trug Kleidung, die wie für Wanderungen geschaffen war. Wohl ein reisender Heiler, wenn man von dem medizinischen Gerede ausging.

    "Nenn mich Leif", antwortete der Heiler, "Ich komme aus Nordmar und bin hier in der Gegend unterwegs. Deine Freunde haben mich glücklicherweise jedoch zufällig gefunden. Haben mir sogar nen Sack Gold da gelassen und sich aus dem Staub gemacht. Hatten es wohl eilig ..."

    Draal nickte nur. Ein dumpfes Gefühl machte sich in ihm breit. Erst der Verlust von Rhobar, seinem Hund, durch diese Kreatur, dann ließen ihn auch noch seine Kumpel im Stich, allen voran Digger, zu dem er doch in gewisser Weise aufgeschaut hatte. Aber das war wohl die menschliche Natur, letzten Endes lieber die eigene Haut als die anderer zu retten ...

    "Ich danke Euch, Heiler", murmelte der Bergmann, "Bin ich noch ans Bett gefesselt oder kann ich doch schon weiter reisen?"

    "Liegt an dir, mein Freund. Faustkämpfe würde ich vielleicht in den nächsten Tagen vermeiden ... ebenso das Bohren in der Nase, aber ansonsten bist du quasi vollkommen einsatzfähig. Sind letztendlich alles Empfehlungen. Kannst auch zum nächsten Holzfällerlager gehen und dich dort im Suff mit dem Gesindel schlagen ..."

    "Verzichte, Heiler. Sagt, habt Ihr Nachrichten aus dem Norden, also der Stadt Thorniara ..."


    Des Heilers Züge verdüsterten sich. "Leider nicht, nein. Die Pest greift dort weiter um sich. Soll wohl nun auch andere Viertel erwischt haben. Die Götter haben diese Insel verlassen, wenn du mich fragst."

    "Wo kann man dann noch hin?", fragte Draal, "Gibt es andere Orte hier?"

    "Setarrif, drüben im Osten. Oder südlich von hier das Dorf Schwarzwasser. In beiden Gegenden laufen Männer und Frauen herum, die sich auch auf Heilung verstehen, sollte deine Nase doch mehr Ärger bereiten ... oder es irgendwelche Langzeitfolgen deiner ... Hauerei geben."

    "Schwarzwasser ... steht da nicht der riesige Baum?"


    "Oh ja", antwortete der Heiler Leif mit einem Glitzern in den Augen, "Tooshoo. Wunderschön anzusehen. Rein kommt man da aber nicht, das Volk dort ist - was ihren Baum angeht - wirklich rigoros."

    "Ich will ihn zumindest mal sehen. Sagt, wo liegen meine Sachen?"

    "Welche Sachen? Deine Freunde haben dich hier so abgesetzt, wie du hier liegst. Bergarbeiter, hm? Na, jedenfalls ... mehr war nicht dabei. Weder Spitzhacke, noch Beutel, noch Knüppel ... nur die Sachen, die du trägst."

    Draal ließ sich ins Heu zurücksinken. Was hatte er nun? Nichts. Keine Habe, keinen Begleiter. Er war wieder alleine. Ein Gefühl kam auf, wie er es in jenen Tagen in der verschütteten Alten Mine gehabt hatte. Einsamkeit. Das Gefühl, mit dem Rücken zum Abgrund zu stehen, ohne helfende Hand, die ihn vor dem Sturz bewahren könnte.

    "Ich danke Euch, Heiler. Ich meine, danke, Leif", sprach er langsam, "Aber ich muss mich aufmachen. Irgendwo hin. Hauptsache ... weg von hier, weg von ..."

    Er schloss die Augen und sah dennoch das Monster mit dem weißen Fell und den bersteinfarbenen, glühenden Augen ...

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    Hiroga ist offline
    Entspannt ließ er den Rauch seiner Lunge entkommen und gab ihm einen kleinen Stoß hinterher, um ihn aus seinem Mundraum zu verdrängen. Seine Augen versuchten die frisch entstandene graue Wolke mit bedeutungsvollen Blicken zu sprengen. Ein zufriedenes Grinsen legte sich auf sein dreckverkrustetes Gesicht, als der Rauch sich tatsächlich verflüchtigte und ihm den Blick auf das Gewässer frei gab. Der See lag so ruhig vor ihm wie seine Seele in seiner Brust. Ein angenehmer Augenblick der Stille, der sich ihm anbot. Lange Zeit hatte er diese Ruhe genossen, als er ins Gebirge gewandert war. Und auch nachdem er den Fremden getroffen hatte, war es doch zumeist… nun ja jedenfalls im Vergleich zu den letzten Tagen, ruhig gewesen. Aber die wandelnde Kapuze, die ihnen nun auf Schritt und Tritt folgte, sie hatte die Stille für beendet erklärt. Einfach so. Als erkläre man einen Krieg oder irgendeinen Prozess für beendet. Und alle nickten und gaben sich damit zufrieden. Alle bis auf ihn. Er mochte die Kapuze nicht. Sie war laut, unruhig, ein Störobjekt in seiner kleinen, vernebelten Welt. Vor allem aber, war sie eine Kapuze und denen war nicht zu trauen, da war er sich ziemlich sicher.

    Tief in seine wichtigen Gedanken versunken nahm er einen weiteren Zug und lehnte sich zurück gegen den Baumstamm, der sich hinter ihm wie eine Stuhllehne anbot. Dieser Ort war nahezu makellos. Seine Füße baumelten am Ufer über dem Wasser und sicherlich hätte sich das silberne Mondlicht auf der Oberfläche des Gewässers gespiegelt, sofern sich nicht eine Gruppe Wolken vor den großen Himmelswächter geschoben hätten.
    Manchmal… manchmal fragte er sich ob dort oben etwas war. Etwas das mehr war, als sie hier in diesen Landen, die die Welt waren. Etwas, mit besonderer Kraft, das über sie alle wachte. Einige Menschen, so dachte er sich zu erinnern, glaubten an solche Dinge. Dinge, die die Grenzen der Wirklichkeit sprengen konnten. Er allerdings wusste, dass es solche Erscheinungen nicht gab. Jedenfalls nicht wie das einfache Volk es sich vorstellte.
    „Übernatürlich…“, flüsterte er und schnaubte verächtlich. „Sie haben nur nichts verstanden.“, hauchte er, während er ein weiteres Mal Rauch aus seinem Mund ausstieß. Im Prinzip war es ganz einfach. All diese Dinge, für die der einfache Mensch eine Kreatur mit besonderen Fähigkeiten brauchte oder gar von Magie sprach, waren möglich. Sie waren nur einfach sehr, sehr unwahrscheinlich. Gleichzeitig bedeutete das aber auch, dass ein solches Vorhaben gelingen konnte, sofern man es nur oft genug versuchte. Zum Beispiel unendlich oft. Dann, so schlussfolgerte er scharfsinnig, musste es unweigerlich einmal zum Erfolg kommen, da es ja eben nur unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich war. Durch Wände gehen, fliegen, all diese Sachen… er fragte sich nur, warum es nie jemand versuchte. Alle waren so mutlos, so kraftlos. Er auch. Seine Hand führte den glühenden Stängel ein weiteres Mal an seine Lippen. Es war schon erstaunlich, dass ihm diese Erkenntnis ausgerechnet jetzt kam. Vielleicht hatte das eine Bedeutung. Sollte er womöglich der Kapuze davon erzählen, damit sie nicht mehr so steif und nervig war? Oder lieber dem Reiseführer, der ihn durch die Gegend navigierte? Einfach über den See zu laufen war sicherlich schneller, als ihn zu umkreisen.

    „Keine Hektik…“, ermahnte er sich selbst zur Ruhe und atmete den Rauch tief ein. Sie hatten genug Zeit. Nichts drängte sie und auch wenn dies seinen vorherigen Erkenntnissen vollkommen widersprach, so war er sich sicher, dass sie unbeschadet ihre Reise zu einem erfolgreichen Ende bringen würden, denn... etwas beschützte sie alle. Er konnte es fühlen. Irgendwo da oben. Irgendetwas war dort. Ein verblasstes Bild, lang vergessen und nicht wiedergefunden, verschwommen und vernebelt, halb im Dunkeln.

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    Schwertmeister Avatar von Kerdric
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    Kerdric ist offline
    Er hatte es geschafft, den Magier gegen die Brüstung der Brücke zu drängen, doch durch die vereiste Waffe waren sie immer noch miteinander verbunden. Und das Schwert loszulassen, kam für Kerdric nicht infrage. Es war ein Teil von ihm, ebenso wenig würde er sich die Hand abhacken. Und der Schlächter fragte nebenbei noch, warum er so viel riskierte …
    »Weil es richtig ist«, zischte der Ordensbruder zurück. Manchmal konnte man keine Rücksicht nehmen, nicht auf andere und nicht auf sich, sondern man musste tun, was nötig war. Ohne den Schlächter war die Welt eine bessere.
    Entschlossen griff Kerdric nun nach dem Messer an seinem Gürtel, drängte das Pferd mit den Schenkeln in Richtung der Brüstung und hieb erst mit dem Messerknauf auf das Eis ein, dann mit der Klinge. Risse bildeten sich, es knirschte, und plötzlich war das Schwert wieder frei. Scheu geworden machte das Pferd einen Schritt zurück, aber Kerdric trieb es gleich wieder vorwärts, sodass es Solveg rammte und nach hinten stürzen ließ.

  13. Beiträge anzeigen #213
    Veteran Avatar von Aaron
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    Aaron ist offline
    "Was ist in Thorniara so los?" Fred kurbelte hier und da das Gespräch wieder an und bemühte sich es möglichst beiläufig klingen zu lassen. Dennoch hatte Aaron das Gefühl, dass der Mann nicht alles preis gab, was ihn aus machte. Zwar konnte er nur vermuten, was das versteckte war, doch irgend etwas war unstimmig in der Persönlichkeit des gestellt einfachen Freds.

    "Och... alles beim alten."
    "Du meinst ständige Kontrollen und die allgegenwärtige Arroganz der Miliz, die sich einbildet alles kontrollieren zu können?"
    "So in der Art."
    Sein Zellengenosse hob eine Augenbraue. Scheinbar wusste er nicht ganz wie er sein Gegenüber einordnen sollte.

    "Mh... und du glaubst ernsthaft, dass die dich jetzt an den Klippen das Moos wegputzen und dich irgendwann abstürzen lassen?"
    "Du stellst überflüssige Fragen."

    Fred schmunzelte über diese Antwort drehte ein kleines Holzstäbchen zwischen den Fingern. Wohl eine Angewohnheit um sich selbst zu beruhigen.
    "Was ist, wenn da was dazwischen kommt?" Nach dieser Frage war es an Aaron skeptisch zu gucken.
    "Wie meinen?"
    "Du stellst überflüssige Fragen."
    "Ich denke nicht, nein. Du hast mitbekommen, dass ein paar Ordenspinsel dabei waren als ich hier abgeliefert wurde."
    "Du glaubst doch nicht, dass die deinetwegen hier sind?!"
    Freds Stimme klang spöttisch und Aaron hielt es für das beste, wenn sich sein Zellengenosse weiterhin für den besser informierten hielt, der ihn jetzt aufklären konnte.
    "Da ist irgendwas größeres im Gange. Die Frage, die sich stellt ist, ob du in diesem Spiel, dass sich hier entwickelt, bereit bist eine Rolle zu übernehmen."
    Offensichtlich war Aaron sehr schnell in die Richtung geraten, die sein Ziel gewesen war.
    "Wenn das heißt, dass ich nicht die Klippen herunter stürzen muss..." meinte er fatalistisch und so trocken wie ihm möglich.
    "Ich sehe du hast verstanden. Es wird die Zeit kommen, in der du dich beweisen kannst."

  14. Beiträge anzeigen #214
    Burgherrin Avatar von Freiya
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Freiya ist offline
    Freiya hörte das Trommeln der Regenwolken auf dem Dach der leerstehenden Kate, in der sie Schutz für die Nacht gesucht hatten. Sie hatten ein Feuer aus nassem Holz entzündet und der Rauch biss unangenehm in den Augen. Sie hatten ein paar Kaninchen gefangen und über das Feuer gehangen. Das Fleisch war wohl eher geräuchert als gut durchgebraten. Aber das war ihnen egal, um ihren Hunger zu stillen reichte es allemal.
    Sibylla starrte mit halb geschlossenen Augen in das Feuer vor sich. Die dunkelhaarige Schönheit saß vor dem Feuer und wäre für jeden außenstehenden Mann wohl die personifizierte Verführung gewesen, doch die Zwillinge waren neben ihr eingenickt und Saltim schien auch abgelenkt. Aber der Spielmann schien generell kein Auge für Sibylla zu haben, wie Freiya schon mehrfach verwundert festgestellt hatte.
    Freiya blickte wieder in die Dunkelheit hinaus. Sie dachte an die letzten Stunden. Nachdem sie sich in der letzten Nacht an dem frischen Wasser des Baches gelabt hatten, waren sie Richtung Norden gegangen. Bald schon hatten sie eine Brücke überquert und folgten einer Straße nach Norden. Saltim hatte gesagt, dass sie genau der Weg sei, den er hatte einschlagen wollen. Sie wollten zu der Taverne, die er schon erwähnt hatte: Die Gespaltene Jungfrau.

    Sie hatten nur eine kurze Rast eingelegt, als der Morgen gedämmert hatte. Die Angst saß ihnen allen immer noch wie ein unsichtbares Monster im Nacken. Nach einigen Stunden des Ausruhens waren sie der Straße gefolgt und trafen zum Glück auf keine weiteren Schwierigkeiten. Freiya war in Gedanken immer noch bei Ferox und bei Drakk. Nicht selten drehte sie sich um, in der Hoffnung, die beiden würden hinter ihnen auftauchen. Aber dem war nicht so. Das schlechte Gefühl blieb.
    Zudem war sie verwirrt. Die Erinnerung, die durch das Klingen der Waffen aus den Tiefen ihres Kopfes aufgetaucht war, hing ihr immer noch nach. Zunächst war da die Tatsache, dass sie sich an Florence erinnerte. Und mit Florence auch an vieles andere, nämlich, dass die Rothaarige im Lazarett der Innosler gearbeitet hatte, warum auch immer sie mit in den Krieg gezogen war. An was Freiya sich nicht erinnerte, war, dass sie als Spionin da gearbeitet hatte. Ganz im Gegenteil sogar. Dort war ihr Platz gewesen. Sie hatte sich nützlich gemacht in Innos Namen und umso mehr die junge Frau darüber nachdachte, umso mehr fühlte sie, dass hinter all dem die Wahrheit steckte. Ihre Wahrheit.
    Allmählich stiegen große Zweifel in ihr auf. Hatte diese Cécilia ihr etwa vielleicht dreist ins Gesicht gelogen und Freiya war gar keine Spionen dieser komischen Waldmenschen gewesen? Sie hatte sie zwar wohl aber dennoch fremd in Tooshoo gefühlt, wenn gleich ihre Zeit als "Rote Snapperin" abenteuerlich gewesen war.

    Dann war da noch die Erinnerung an den Mann, der sie hatte zurückfahren lassen, als stünde der Tod persönlich vor ihr. Freiya wusste ganz genau, dass es eben jener Schwarzhaarige war, der sie schon so oft in ihren Träumen hatte heimgesucht. Doch dieses Gefühl des Entsetzens konnte sie nicht zuordnen, denn eigentlich hatte der Schwarzhaarige stets positive Empfindungen in ihr vorgerufen. Freiya war ratlos. Sie vergrub ihr Gesicht in den Händen. Wenn sie sich doch nur erinnern könnte...
    Einmal mehr hatte sie das Gefühl, sich verloren zu haben.
    Plötzlich kam ihr ein Gedanke:
    Wenn sie den Innoslern gedient hatte, dann war sie vielleicht selber eine Anhängerin des Gottes?
    Freiya sah plötzlich auf.
    Was, wenn sie Innos ergeben war und sich aus Unwissenheit abgewandt hatte? Wenn sie dadurch nicht mehr zu sich selbst fand?
    Mit einem Ruck stand sie auf. Eine Gänsehaut durchfuhr sie. Plötzlich machte der Traum mit dem Schwarzhaarigen und der Kerze Sinn. Feuer, Licht, Wärme.

    "Ist alles in Ordnung, Liebes?", unterbrach Sibylla sie in ihren Gedanken.
    Freiya blickte zu der Tänzerin und nickte.
    "Ob wir auf unserem Weg nach Norden an einem Innosschrein vorbei kommen?", fragte die Rothaarige.
    "Schwer zu sagen, aber ganz bestimmt", warf Saltim plötzlich ein. "Warum?"
    "Nur so..."
    Sibylla und Saltim musterten Freiya, jeder der beiden Gaukler auf seine eigene Art und Weise.
    "Wir werden morgen damit beginnen, dich zu unterweisen", sagte Saltim dann bestimmt. "Sibylla wird dir zeigen, wie man tanzt, und ich werde dich den Gesang lehren."
    Freiya runzelte die Stirn, dann aber lächelte sie überrascht und nickte.
    "Jetzt ruht euch aus", sagte Saltim dann bestimmt. Freiya ging zu Sibylla und ließ sich neben ihr nieder. Denn in der Kate war es reichlich zugig und sie hatten keine Decken oder ähnliches mehr bei sich, um sich vor der Kälte des Windes zu schützen.
    Für ein paar Augenblicke lag Freiya noch wach und hatte das Gefühl, diese Nacht keinen Schlaf finden zu können. Doch dann war sie doch fest eingeschlafen.

  15. Beiträge anzeigen #215
    Schwertmeister Avatar von Solveg
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    Schmerzen, unsägliche Schmerzen! Als Kerdric es gelungen war, seine Klinge aus dem Eis zu ziehen, blieb augenscheinlich ein tiefer Riss zurück. Solveg blieb nicht viel Zeit, den blutgetränkten Eisstumpf zu mustern, nur Augenblicke darauf fuhr die reißende Bestie durch seinen gesamten Körper. Ein unvorhergesehener Zusammenprall ergoss sich in atemraubender Stärke über ihn.
    Und dann begann die Welt sich zu drehen. Er sah, wie Kerdric sich weiter und weiter von ihm entfernte. Und mit ihm die Felsbrücke, auf der sie soeben noch gerungen hatten. Eine halbe Drehung später blickte er dem finsteren Schlund des Meeres entgegen, nur um kurz darauf die Felsklippen zu sehen, danach noch einmal seinen nun noch weiter entfernten Widersacher, erneut Klippen, das Meer, Felsen … – Wasser!
    Er war nicht etwa bewusstlos geworden, weil der Schmerz ihn zu übermannen drohte. Nein, er taumelte unheilvoll dem Element entgegen, von dem er sich soeben noch größere Mengen herbeigesehnt hatte. Wasser. Doch es war nicht der Drang, dem Innosdiener einen vernichtenden Schwall entgegen zu schleudern, der den Magier kurz darauf dazu veranlasste, seine magischen Reserven zu mobilisieren. Stattdessen galt ihm selbst der Schwall, der sich in diesem Augenblick aus der Tiefe auf ihn stürzte, der ihn verschlang und zu sich holte. Und als Solveg sich gänzlich von seinem Element umschlossen wähnte, keimte ein letzter Gedanke in ihm auf, den er dem Reiter hoch über ihm prophetisch zurücksandte: Kein Mord ist richtig.
    Wasser.

  16. Beiträge anzeigen #216
    Burgherrin Avatar von Freiya
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Freiya ist offline
    "Schieb das Becken ruhig noch ein Stück weiter raus", forderte Sibylla Freiya auf.
    Die beiden Frauen standen in der Nähe des Lagerfeuers und Sibylla hatte eine kleine Trommel mit Schellen dran in der Hand. Jumell und Frerell saßen daneben und spielten auf ihren Holzflöten. Saltim beobachete die Frauen aus einiger Entfernung. Er hatte Freiya am Vormittag, während weiterhin die Straße nach Norden gegangen waren, das erste Mal den Gesang näher gebracht. Dabei hatte er immer wieder gezeigt, zu was er fähig war, und ein jedes Mal hatte es ihr eine Gänsehaut beschert. Er hatte eine großartige Stimme, mit der er allerlei Dinge anstellen konnte. Freiya selbst hatte Jahr und Tag in ihrem Leben nicht singen müssen. Wenn sie mal ein Lied auf den Lippen gehabt hatte, dann war es bei Berlewin der in der Schneiderstube gewesen. Doch die Blicke des Schneiders und seiner Frau hatten schnell dafür gesorgt, dass Freiya wieder verstummt war. Sie war nicht gewollt, also sollte sie auch still sein und die Arbeit verrichten, die man sie großzügigerweise machen ließ. Saltim aber hatte sie ermuntert und auch zuerst überreden müssen, den Mund zu öffnen und etwas zu singen. Erst, als er Sibylla und die Zwillinge etwas vorgeschickt hatte, hatte Freiya sich getraut, ein kleines Lied zu singen. Saltim hatte daraufhin gemeint, dass ihre Stimme Potential barg und sie sich nicht zu verstecken brauchte. Aber von nun an würden sie jeden Tag gemeinsam üben.
    "Denn mit dem Singen ist es wie mit der Kampfkunst: du musst täglich üben, wenn du es meistern willst."

    Freiya war dem Spielmann sehr dankbar dafür, dass er ihr diese Möglichkeit gab. Denn sie hatte nicht viel zu geben, hatte sie doch als Beschützerin kläglich versagt. Im Grunde genommen war sie im Moment ein Niemand und auf die Hilfe der Gaukler angewiesen. Waren diese Menschen wirklich so selbstlos? Zumindest Sibylla schien Freiya ehrlich zu mögen. Saltim hingegen war zwar meistens freundlich, aber ihn umwehte immer noch dieser umheimliche Hauch, der sich nur manchmal legte, wenn er sie anlächelte.
    An diesem Abend, es regnete nicht mehr und ein warmer Wind wehte vom Meer her, also hatte auch Sibylla damit begonnen, Freiya in den Tanz zu unterweisen. Sie bewegten sich langsam zu der Musik, aber die Rothaarige kam sich neben Sibylla furchtbar steif und ungelenk vor.
    "Keine Sorge, das ist nur, weil du nicht daran gewöhnt bist. Komm, wir versuchen es weiter. Der Trick ist, dabei leicht auszusehen wie eine Feder und mit deinen Reizen zu spielen."
    Freiya runzelte die Stirn.
    "Ich glaube kaum, dass ich etwas zum Reizen habe."
    Sibylla lachte laut auf.
    "Du hast ja gar keine Ahnung. Das rote Haar, die vollen roten Lippen und deine geheimnisvollen grünen Augen... Mit einem richtig eingesetzten Blick hier, einer Geste dort und vielleicht sogar einer Berührung da werden dir die Herren der Schöpfung zu Füßen liegen, das wirst du sehen. Außerdem ist es nicht so sehr das, was sie sehen, sondern das, was sie eben nicht sehen."
    Sibylla lächelte breit. Dann zog sie ihre Bluse über ihre Schulter, dass die nackte Haut heraus schaute und drehte sich keck um. Sie warf Freiya einen Blick zu, biss sich auf die Unterlippe und stützte ihre Hände auf ihr Becken, dass sie nach vorn schon.
    Freiya bemerkte sie Wirkung augenblicklich.
    "Versteht du?", fragte die Dunkelhaarige sie. Freiya erwiderte es mit einem Nicken.
    "Gut, dann weiter. Wir beginnen zuerst mit den Beinen, dem Becken und dem Po. Dann konzentrieren wir uns auf deine Arme. Das wird schon. Schon in ein paar Tagen wirst du merken, dass es einfacher wird."
    Freiya lächelte Sibylla an und stellte sich wieder neben ihr auf.
    "Also, nochmal, eins, zwei, eins, zwei, immer schön den Schoß zu deinen Zuschauern..."

  17. Beiträge anzeigen #217
    General Avatar von Ryu Hayabusa
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Ryu Hayabusa ist offline
    Sie waren nun schon eine Weile unterwegs. Ryu konnte sich gar nicht mehr so recht entsinnen, dass es so ein langer Weg nach Stewark war. Aber vielleicht hätte man nicht so lange am See rasten sollen? Er hatte viel nachgedacht, während er die Nachtwache gehalten hatte. Über sich, seine Begleiter und welchen Weg er einschlagen würde, nachdem er sich um seine Angelegenheiten dort gekümmert hatte. Er war jetzt lange Zeit herumgezogen, einem Ruf gefolgt. Und er folgte noch immer. Aber was danach? Der Templer sehnte sich nach etwas Ruhe, doch etwas in seinem Inneren verwährte ihm diese. Er hatte noch vieles zu tun und wieder gutzumachen. Zulange war der Krieger von Tooshoo fortgewesen. Tooshoo - Sein Zuhause. Es hatte sich bestimmt einiges dort getan. Ein Seufzen entfuhr dem Hayabusa, während die Blicke so über den See gingen. Das kristallklare Wasser erinnerte stark an den See in Silden, indem das Waldvolk schon soviele Sommer verbracht hatte. Wo man einfach mal abschalten und in Harmonie leben konnte. Ihm fehlten diese Zeiten sehr. Diese Ruhe im Dorf, die durch diese verdammten Kultisten nie wieder sein würde, wie sie einst war.

    Der Hüter schüttelte die Gedanken ab und wandte sich wieder dem Weg zu, den sie beschritten. Es würde wohl nicht lange dauern, bis man an der nächsten Jäger- oder Fischerhütte vorbeikam. Dort würde sich mit Sicherheit ein wenig Kleidung auftreiben lassen, wenn die Dame mit der Kapuze nicht gerade den Fischern ihre Messer um die Ohren warf und damit noch jemandem ein Auge ausstach. Nein, Ryu wollte es einfach handhaben. Den Fischern aushelfen und dafür Kleidung verlangen. Es musste ja nichts besonderes sein, nur etwas, um nicht wie der letzte Barbar, oder im Falle der Begleiterin der beiden Reisenden, wie eine mysteriöse Prinzessin mit mehr Klinge als Gesicht zu wirken. Während Alrik weiter vor sich hinrauchte, was auch immer er da wieder zusammengerollt hatte, wandte der Templer sich an die sonst so schweigsame Mitreisende. "Sobald wir zur nächsten Fischer- oder Jägershütte kommen, kümmere ich mich um die Kleidung. Irgendeine bevorzugte Vorgehensweise?" er hielt sich recht kurz angebunden, da die Gedanken die immer wieder aufkamen ohnehin keine tiefgründigen Gespräche zuließen...

  18. Beiträge anzeigen #218
    Schwertmeister Avatar von Madlen
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    Madlen ist offline
    Einige Zeit waren sie gewandert, einige Zeit hatten sie geschwiegen. Madlen konnte viel nachdenken, vor allem über ihre Zukunft und ihre Heimat. Bei jedem Falken, der über sie hinwegflog oder in der Nähe kreischte, zuckte die junge Frau kurz zusammen und blickte sich danach um. Es hätte ja ein Bote sein können. Ob gut oder schlecht, spielte keine Rolle. Zu lange hatte sie schon nichts mehr von dem Tal gehört. Vielleicht hat ihr Onkel es ja mittlerweile gänzlich geschlossen? Möglich wäre es durchaus, denn seine Frau flüsterte ihm immer dunkle Worte ins Ohr.

    Auf einem weiteren Abschnitt der Reise wandte sich ihr Begleiter mit einem Mal an sie. Sie überlegte kurz, was sie darauf antworten sollte, ehe sie sich ein paar Worte zu Recht gelegt hatte und zu sprechen anfing: „Normalerweise warte ich bis es dunkel ist und steige dann mit den Schatten der Nacht ein. Doch ich kann mir denken, dass dies nicht Euer Weg ist. Daher überlasse ich es Euch, zu entscheiden, wie wir vorgehen. Ihr plant, ich folge.“
    Dann folgten noch einmal ein paar Sekunden des Schweigens, bevor Madlen noch etwas einfiel. „Wir sollten uns in der Nähe von Stewark einnisten, am besten bei Anbruch der Nacht, wenn die Tore geschlossen werden. Waffenlos kommen wir in die Stadt leichter als mit. Verdreckt und verstaubt wirken wie einfach Flüchtlinge. Letztes Mal, als ich die Mauern hinter mir ließ, sah ich viele Wachen patrouillieren und ich bezweifle, dass sich das geändert hat. So ist ein Ausgangspunkt für uns, von dem aus wir alles planen können, keine schlechte Idee. Das erleichtert alles. Dann können wir leicht Eure Aufgabe erledigen und schnell wieder raus aus dem Loch von Häuseransammlung.“

    Abermals schwieg sie und überließ es ihrem Begleiter, nun wieder das Wort zu ergreifen. Für ihren Teil hatte sie genug gesprochen und schließlich wollte der Mann in die Stadt und nicht sie. Sollte er sich doch Gedanken darüber machen.

  19. Beiträge anzeigen #219
    Burgherrin Avatar von Freiya
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    Die Waldbruderschaft im Forenrollenspiel
    Freiya ist offline
    Zu fünft liefen sie hintereinander den Weg nach Norden, als ihnen ein Karren entgegen kam, auf ihm ein mürrisch drein blickender Bauer, der seinen vorgespannten Ochsen träge antrieb. Der Himmel über ihnen war klares Blau und die Sonne schien warm auf sie herab. Der Wind wehte wie immer vom Meer zu ihnen herüber und brachte eine angenehme Erfrischung. Sie mussten Acht geben, dass ihre Haut nicht verbrannte.
    Als der Karren sie fast schon erreicht hatte, blieb Saltim stehen und verbeugte sich mit einer ausschweifenden Geste vor dem Bauern auf dem Bock.
    "Seid mir gegrüßt, edler Herr", sprach er. "Was gibt es neues auf Argaan, wenn ich Euch fragen darf?"
    Der Mann hielt den Karren an. Er war schweißgebadet und sein Gesicht aufgequollen wie Brot in Wasser. Er nahm den Hut ab und wischte sich über die Stirn. Sie hatten nun alle zu Saltim aufgeschlossen und Freiya sah, dass der Mann Felle geladen hatte.
    "Ich komme grade aus Stewark, seid ihr auf den Weg dahin? Seid bloß vorsichtig. In Thorniara ist die Pest ausgebrochen. Die Götter müssen verrückt sein... Bald fällt uns der Himmel auf den Kopf!"
    Freiyas Augen weiteten sich erschrocken: die Pest?!
    "Das sind erschreckende Neuigkeiten, die ihr uns bringt", erwiderte Saltim.
    "Jaja, seid auf der Hut", bekräftigte der Bauer seine Aussage.
    "Aber Stewark ist nicht betroffen?", hakte nun der Gaukler nach.
    "Nicht, dass ich wüsste. Die Feuermagier und die Männer des Königs haben den Hafen und die betroffenen Viertel sofort abgeschottet. Weiß nicht, es gab Gerüchte, dass ein Heilmittel gefunden wurde, aber man kann sich nie sicher sein."
    Saltim blickte zu ihnen, dann verneigte er sich abermals vor dem Bauern.
    "Wir danken Euch. Gibt es sonst Neuigkeiten aus der Jungfrau?"
    Der Bauer verneinte: "Dort scheint mir alles beim Alten."
    "Mögen Eure Gebete erhört und Euer Einkommen ein Großes sein", sagte Saltim zum Abschied. Sie setzten sich wieder in Bewegung, doch Freiya ging auf den Bauern zu:
    "Sagt, Herr, gibt es einen Innosschrein hier in der Nähe?"
    Er nickte sofort:
    "Noch etwa eine halbe Wegstunde direkt am Wegesrand."
    Freiya bedankte sich, dann lief sie den anderen hinterher.

    "Wie soll es jetzt weitergehen?", fragte sie Saltim dann. Es war interessant gewesen zu sehen, wie schmeichlerisch er dem Fremden gegenüber gewesen war. Da hatte wohl der Gaukler in ihm gesprochen.
    "Wir werden weiterhin zur Jungfrau laufen, es ist nicht mehr weit. Wir brauchen einerseits Münzen und anderseits neue Kleidung. Ich hoffe, dort ist jemand, der Stoffe verkauft. Ich bin mir sicher, dass Mudra oder irgendjemand in der Jungfrau weiß, was es mit der Pest auf sich hat. Wenn wir also genaueres wissen, können wir immer noch entscheiden, wie es weitergeht."
    Freiya nickte. Eine Weile liefen sie schweigend nebeneinander her, dann ergriff Saltim das Wort:
    "Ich möchte, dass du wieder anfängst, deine Schwertübungen zu wiederholen. Jurmell und Frerell können dir dabei gerne behilflich sein. Hier gibt es mit Sicherheit irgendwo genug Stöcke."
    "Das werde ich", erwiderte sie. Zugegebenermaßen hatte sie auch schon daran gedacht.
    "Ich kann übrigens auch mit Pfeil und Bogen schießen", sagte sie dann.
    Saltim sah sie mit großer Überraschung an:
    "Was? Wirklich? Das sagst du uns erst jetzt?"
    Freiya zuckte mit den Schultern:
    "Es war ja bisher noch nicht wichtig. Ich habe auch keinen Bogen dabei."
    "Vielleicht könnten wir dir einen besorgen... Du könntest das mit in unser Unterhaltungsprogramm einbringen, ebenso wie den Schwertkampf."
    Etwas verunsichert sah sie Saltim an, der legte ihr die Hand auf die Schulter:
    "Keine Angst. Da lass ich mir was einfallen."
    Er lächelte sie auf eine merkwürdige Art und Weise an, dann zog er seine Hand zurück, als hätte er sich verbrannt.
    "Gibt es sonst noch Dinge, die wir wissen sollten?"
    Freiya überlegte.
    "Es gibt da so eine Sache mit der Roten Snapperin..."

  20. Beiträge anzeigen #220
    Schwertmeister Avatar von Braoin
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    Braoin ist offline
    Die Mauern der Stadt in seinem Rücken wirkten kalt und abweisend. Der Regen verlieh allem einen grauen Farbton, sodass Gras mit Gehweg und Mauer mit Himmel miteinander verschmolz. Unaufhörlich tropfte das Wasser aus den Wolken, ganz so, als würden sie zusammen mit Braoin um seine Frau trauern. Schützend hatte er die Urne an seinen Leib gepresst, um kein Wasser an die kostbare Asche heranzulassen.
    Der Weg zum Hof war nicht mehr allzu weit. Man konnte an klaren Tagen die Zinnen der Stadtmauer von dort aus sehen. Der Weg senkte sich ein wenig und so lief der Bauer bergab, die Augen starrten starr nach vorn. Er hatte keinen Blick für die Natur um sich herum, keinen Gedanken übrig, der sich nicht mit seiner Frau verbinden ließ. Der Himmel weinte, und sein Innerstes war zerbrochen.

    Die graue Gestalt des Feldarbeiters, schälte sich aus dem Vorhang grauen Niederschlags, als er die dunkle und kalte Stube seines Heims betrat. Die Feuerstelle beherbergte lediglich die Asche, Erinnerungen an Wärme und Licht. Aus einer undichten Stelle im Dach tröpfelte die Trauer herein, unerlässlich im immer gleichen Rhythmus.

    Pitsch

    Patsch

    Pitsch

    Patsch

    Braoin würde das Loch flicken müssen, doch nicht jetzt, nicht heute, nicht in nächster Zeit. Behutsam stellte er das große Tongefäß auf den rustikalen Holztisch, den er einst selbst zusammengebaut hatte. Sein Leib zitterte vor Nässe und Kälte – innerlicher, wie äußerlicher. Doch er sah nicht vor, sich umzuziehen, viel mehr wusste er nicht, was er suchte, warum er die Überreste seiner Frau auf den Tisch gestellt hatte.


    Dieses Haus wirkte fremd. Der selbstgebaute Tisch, die Feuerstelle, auf der sie jeden Tag ihr Mahl zubereitet hatten, ein von Motten zerfressener Teppich, den Nora einst vom Markt mitgebracht hatte.
    „Er war fast umsonst!“, hatte sie auf seine Frage hin, was sie mit einem solchen Fetzen sollten, geantwortet und ihre Augen hatten dieses Strahlen gehabt.
    Die angelaufenen Töpfe auf dem schiefen Schrank in der Ecke mit der kaputten Schublade und auch das Bett, in denen sie so viele Nächte beieinander gelegen hatten wirkten mit einem Mal so, als gehörten sie zu einem anderen Leben. Ein anderer Mann, eine andere Frau und eine andere Zeit, eine bessere. Dies war nicht länger ein Ort, der glücklich machte, jedenfalls nicht ihn, jedenfalls nicht mehr.

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