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Hört den Drachen brüllen! - Eine "the Dragon Knight Saga" - Rezension

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    Veteran Avatar von Lonan
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    Da ja schon gefragt wurde, ob man sich Divinity 2 kaufen oder nicht kaufen soll, übertrage ich mal meine Amazonrezension der "Dragon Knight Saga" hierher, in der Hoffnung dass es dann für einige leichter wird. Ich habe die Amazonwertung übernommen, weswegen ich die Wertung auch in Sternen angebe.

    Viel Spaß beim lesen.

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    Einleitung:

    „Divinity: The Dragon Knight Saga“ enthält das Hauptspiel „Divinity 2: Ego Draconis“ und das Addon „Flames of Vengeance“, beides vom Schwierigkeitsgrad her etwas angepasst und die Grafik etwas aufgehübscht. Dazu wurden noch einige Bugs aus den Vorgängern entfernt, sodass das vorliegende Spiel die technisch reifste Version ist, womit schon aus technischer Sicht ein Kaufgrund vorhanden sein dürfte.

    Doch wie spielt sich das Ganze und worum geht es überhaupt?

    Darauf wird in den folgenden Zeilen eingegangen.

    Handlung:

    In der Fantasywelt Rivellon hängt der Haussegen schief. Damian der Verdammte, das Äquivalent dieser Welt zum Antichristen, droht nach langer Zeit wieder die Lande der Unschuldigen zu überrennen, doch das interessiert die Bewohner Rivellons kaum, denn diese sind sich nach dem Tode des Göttlichen, der Avatar des absoluten Guten dieser Welt und Damians Ziehvater, nicht sehr grün miteinander und verfolgen sowieso andere Ziele.

    Zum Beispiel als Orden von Drachentötern den legendären Drachenrittern hinterherzujagen, was Menschen sind die sich in Drachen verwandeln können, sind diese doch angeblich für den Tod des geliebten Göttlichen verantwortlich! Als Spieler spielt man zunächst einen dieser Drachentöter, doch dann geschieht eine unvorhersehbare Wendung: man wird selbst zum Drachenritter!

    Als solcher muss man nun sein volles Potenzial entfalten und sich mit Damian und seinen Schergen anzulegen, um doch noch die Welt retten zu können. Dabei spielen die Geheimnisse des mächtigsten Magiers Rivellon und die nicht minder mysteriöse Halle der Seelen eine Rolle, welche an dieser Stelle nicht verraten sein soll.

    Die Handlung von Divinity 2 ist im Kern gelungen. Sie funktioniert, ist spannend und vor allem abwechslungsreich, was heißt dass der Spieler immer wieder vor neue Herausforderungen gestellt wird. Im Hauptspiel, nicht im Addon, finden sich jedoch einige Handlungsfehler die den Genuss der Geschichte ein wenig schmälern und wo man sich fragt, was den Verantwortlichen für die Geschichte da durch den Kopf ging, dass sie dies für eine gute Idee hielten. Zum Glück machen sie die Handlung jedoch nicht kaputt, aber man hätte diese Fehler mit Leichtigkeit beheben können, wodurch sie zu den besseren der Spielegeschichte zählen könnte.

    Doch insgesamt funktioniert sie im Hauptspiel, wie auch im Addon und das was ihr wirklich wichtig ist, nämlich den Spieler vor verschiedene Aufgaben und Herausforderungen zu stellen, zieht sie auch bis zum Ende durch und das auf eine gute und befriedigende Art und Weise.

    Gameplay:

    „The Dragon Knight Saga“ ist ein Actionrollenspie, indem man alleine aus der 3rd-Person Perspektive in Echtzeit auf Horden von Monstern einschlägt. Von diesen gibt es auch reichlich und man klickt sie mit der linken Maustaste oder den auf's Ziffernblatt verewigten Zaubern zu Tode. Das ist weder sonderlich herausfordernd, geht aber flott von der Hand und sorgt zumindest dafür, dass die Kämpfe weder zu komplex oder langwierig werden. Trotzdem geht das auch komplexer und eleganter, wie das Kampfsystem des Konkurrenzprodukts „The Witcher 2“ mit seinem Paradesystem und seiner Möglichkeit starke und schnelle Hiebe auszuteilen gezeigt hat. Doch am Ende funktioniert das Kampfsystem und die verschiedenen Spezialfertigkeiten sind wenigstens angemessen in Szene gesetzt, sodass man zumindest äußerlich ein schönes Spektakel geboten bekommt.

    Neben den Kämpfen, bieten jedoch die vielen kleineren und größeren Quests die Hauptmöglichkeit um an Erfahrungspunkte, die man braucht um ein Level aufzusteigen und damit mächtiger zu werden, zu gelangen und hier ist es wo „The Dragon Knight Saga“ wirklich glänzt. Denn die Quests sind an Abwechslungsreichtum kaum zu überbieten und bieten oftmals mehr als nur eine Möglichkeit sie zu lösen (etwas, was inzwischen Standard sein sollte, aber selbst bei großen Projekten wie Skyrim und den beiden Dragon Ages noch eine Seltenheit ist) und stellen den Spieler manchmal vor interessante moralische Entscheidungen, wie sie auch seinen Geist und seine Kombinationsgabe erfordern.

    Als Beispiel sei hierfür eine Quest genannt, in der sich zwei Seelen einen Körper teilen. Eine davon ist böse, aber körperlich stark, die andere gut, aber ein Schwächling könnte man sagen. Nur eine von beiden Seelen soll über den Körper herrschen, doch wie soll dies bewerkstelligt werden? Und vor allem, wen gestattet man den Körper von da an zu beherbergen, ist die böse Seele doch gemein, aber zumindest in der Lage zu überleben, während die gute Seele eventuell in ihr Verderben stürzen wird. Und wen das nicht interessiert, der wird sich zumindest fragen müssen, ob ihn eine gute Waffe (die man erhält, wenn die böse Persönlichkeit vergeht) oder ein magischer Ring (den die gute Seele ihr eigen nennt) besser zupass kommt. Solche Entscheidungen und vielfältigen Herausforderungen ziehen sich durch das Ganze im Spiel und werden im Addon „Flames of Vengeance“ zur Perfektion geführt, sodass man spielerisch mit einigen der besten Aufgaben der Spielegeschichte belohnt wird, wenn man nur bereit ist seine Umgebung zu untersuchen und überall Nachforschungen anzustellen.
    Dazu kommen noch einige Rätsel und Hüpfpassagen, die den Spielverlauf auflockern und vor allem Abwechslung vom Kampf gegen die Horden des Bösen bieten.

    Ein weiteres interessantes Feature ist auch die Fähigkeit die Gedanken eines Charakters zu lesen. Zwar geht dies nur bei jeder Spielfigur nur einmal, aber es lohnt sich auf jeden Fall, da man so seine Attribute und Fertigkeiten verbessern kann, einen Geheimnisse in der Spielwelt offenbart werden oder man dadurch neue Dialogoptionen freischaltet, die wiederum die Gespräche in ganz andere Richtungen führen können. Ein reizendes Feature, welches die Spieler damit ausgleichen, dass man dafür mit Erfahrungspunkten bezahlt, die man erst „abarbeiten“ muss, ehe man wieder im Level aufsteigt.

    Als letztes großes Feature seien hier noch die Drachenpassagen genannt. Ab einer gewissen Stelle im Spiel wird man sich in einen Drachen verwandeln und die Welt in solch einer Gestalt erkunden können. Dadurch wird „The Dragon Knight Saga“ zu einem ganz anderen Spiel, bei dem es auf Geschicklichkeit und den klugen Einsatz der ebenfalls neuen Drachenfertigkeiten geht. Man könnte jetzt viel darüber schreiben, dass man von da an gegen fliegende Festungen und andere geflügelte Unholde kämpfen muss und dass es bestimmte Zonen gibt, in denen es tödlich ist ein Drache zu sein, doch die Frage, die sich hier eigentlich stellt dürfte folgende sein: macht es auch Spaß ein Drache zu sein oder wirkt das Ganze nur künstlich aufgedrückt?

    Die Antwort lautet eindeutig „ja“. Ja, es ist unterhaltsam ein Drache zu sein, da es den Spieler vor ganz neue Herausforderungen stellt und man so die Welt auf eine Art und Weise erkunden kann, wie es dem Spieler zuvor nicht möglich war. Auch die Kämpfe sind spannend und actionreich genug, dass man sie durchaus genießen kann und nicht nur als nervtötende Fleißarbeit betrachtet, um an die heiß ersehnten Erfahrungspunkte zu kommen. Es ist lediglich schade, dass die Drachenform relativ spät im Spiel (im letzten Drittel der Handlung) erlangt und es den Entwicklern nicht möglich war das ganze Potenzial aus dieser Art von Spiel zu kitzeln. Nichtsdestotrotz ist das Fliegen als Drache ein sehr unterhaltsames Spielelement, welches den abwechslungsreichen Mix, den das Spiel insgesamt darstellt, noch einmal hervorragend ergänzt und „The Dragon Knight Saga“ damit endgültig zu einem spielerischen Juwel macht.

    Sound:

    „The Dragon Knight Saga“ gehört klanglich in allen Bereichen mit zum besten was es in der Industrie zu hören gibt. Zunächst sei hier die hervorragende deutsche Synchro zu erwähnen, in der eine jede Stimme stimmt und die Sprecher viel dafür geben den Spielern die Welt näherzubringen oder sie an ihren oft sehr überzeichnten und albernen Charakter teilhaben zu lassen. Hier stimmt so gut wie alles und man kann als deutschsprachiger Spieler durchaus zur originalen Version (Diviniy 2 kam als erstes in Deutschland raus) zurückgreifen. Zwar wiederholen sich einige Stimmen, doch darüber kann man wohl hinwegsehen, da der Rest wie gesagt stimmt.

    Der eigentliche Star ist jedoch die Spielmusik selbst. Kirill Pokrovsky, der Komponist des Entwicklers Larian Studios, versteht es auf mannigfaltige Art und Weise Melodien zu erschaffen, die man nach kurzer Zeit mitzusummen beginnt und die man immer wieder hören möchte, während sie einen den Spielalltag versüßen. So etwas lässt sich natürlich in schriftlicher Form nicht einfach so beweisen, doch der Rezensent legt für die Musik des Spiels seine Hand ins Feuer und fordert jeden zukünftigen Käufer dazu auf, doch mindestens einmal innezuhalten und die Musik auf sich einwirken zu lassen, vor allem zu Beginn im Trümmertal, wo sich die liebste Melodie des Rezensenten findet.

    Kurz gesagt: großartiger Sound, in allen Bereichen.

    Grafik:

    „The Dragon Knight Saga“benutzt die gleiche Engine, die auch im Mitbewerberprodukt „Oblivion“ benutzt wird. Was kleinere Details in der Landschaft angeht, zieht „The Dragon Knight Saga“ eindeutig den kürzeren und wirkt auch schon etwas ergraut und auch die Charaktermodelle und Gesichter der NPC's wiederholen sich en Masse (es gibt immer nur ein Modell für jeden Menschen). Doch einige der Details wurden in „The Dragon Knight Saga“ wieder etwas verfeinert und die eigentliche Stären der Engine liegen sowieso in anderen Bereichen, nämlich in der Gestaltung der Dungeons und beim Aussehen der Monster.

    Letztere sind kreativ designt und heben sich vom gewohnten Einheitsbrei in anderen Spielen eindeutig ab. Egal ob einäugige Goblins oder Masken tragende Betrachter, die Gegenspieler in „The Dragon Knight Saga“ sind wundervoll fies gestaltet (auch die menschlichen Gegner, deren Rüstungen wunderbar modelliert sind, wie es sowieso alle Waffen und Rüstungen im Spiel sind) und man schlägt nur allzu gerne und mit Freuden auf sie ein. Die Dungeons derweil sind alle von Hand gemacht und versprühen immer die passende Atmosphäre, führen einen in eine tiefe und verzweigte Unterwelt und wie auch im Rest der Welt gibt es in ihnen genug zu entdecken, um auch den neugierigsten Spieler zu befriedigen.

    Die Grafik mag zwar nicht mehr frisch sein, macht aber selbst nach vier Jahren ( sieben, wenn man Oblivion noch mitzählt) immer noch eine gute Figur und plagt an keiner Stelle, die armen Augen des Spielers.

    Sonstiges:

    „The Dragon Knight“ besteht neben seinen abwechslungsreichen Gameplay und den großartigen Sound vor allem durch eine Sache: seinen Humor. Selten gab es Spiele in denen der Rezensent soviel gelacht oder zumindest geschmunzelt hat wie in „The Dragon Knight Saga“. Man kann sie mit Fug und Recht als „witzige Spiele“ bezeichnen, bekommt man hier doch alles geboten, was die Humorpalette hergibt. Leicht anzügliche Witzchen, paaren sich mit feinsinnigen Anspielungen und Zitaten, gewürzt mit feinen Dialogwitzen oder Situationen die so absurd sind, dass man einfach laut loslachen muss, da man sie sonst nicht anders verarbeiten kann.

    Dieser Humor schlägt sich auch in den Kommentaren des Hauptcharakters wieder, der ein ziemlich vorlautes Mundwerk besitzt wenn man ihn lässt, ihn aber umso mehr Persönlichkeit verleihen und ihn sogar vielleicht zu einem der sympathischsten Videospielprotagonisten aller Zeiten werden lassen.

    Auf jeden Fall zieht sich der Humor durch das ganze Spiel und trägt noch einmal ungemein dazu bei „The Dragon Knight Saga“ einzigartig dastehen zu lassen und lädt damit auch hier zum erneuten durchspielen ein, damit man seine liebsten Dialogzeilen noch einmal lesen und hören kann (man merke sich hierbei folgendes Wort, welches einen noch viel Freude bereiten wird: Maxos).

    Fazit:

    „The Dragon Knight Saga“ hat seine Fehler in der Handlung und beim Kampfsystem, auch die Grafik ist etwas angestaubt, doch in den wirklich wichtigen Bereichen glänzt, nein strahlt es wie ein Diamant und zeigt wie viel kreatives Potenzial man innerhalb eines Spiels entfalten kann, wenn man die Entwickler einfach nur lässt. All diese Ideen und der Spaß, den die Macher dabei gehabt haben müssen, fällt wieder auf den Spieler zurück, der sich bald in Rivellon heimisch fühlen und der immer wieder zurückkehren wird, um ein weiteres Mal gegen Damian und seine bösen Horden mit Flammenatem, Schwert und scharfer Zunge ins Felde zu ziehen und zu triumphieren, bis die Geschichte im großen Finale ein schönes (aber noch nicht finales) Ende finden wird.

    Fünf flammende Sterne. Alle wohlverdient.
    Die letzten Worte eines unvorsichtigen Drachenjägers:

    ,,Ich glaube der Drache ist in der Nähe, es wird deutlich heller.'' ( )
    Lonan ist offline

  2. #2 Zitieren
    Deus
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    Na toll, dank deiner Rezension habe ich wieder Lust Divinity II zu spielen (obwohl ich die langweiligen, fliegenden Festungen dort so hasse)!

    maekk03 ist offline

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