Portal-Zone Gothic-Zone Gothic II-Zone Gothic 3-Zone Gothic 4-Zone Modifikationen-Zone Download-Zone Foren-Zone RPG-Zone Almanach-Zone Spirit of Gothic

 

Seite 1 von 18 12345812 ... Letzte »
Ergebnis 1 bis 20 von 352
  1. Beiträge anzeigen #1 Zitieren
    Veteran Avatar von Viraya
    Registriert seit
    Jul 2010
    Beiträge
    649
     
    Viraya ist offline

    Das Land Gorthar #10

    Sie musste schon lange gelaufen sein. Der Mund war ausgetrocknet, ihre Haut brannte von der Sonne. Aber kein Schattenplatz war in Sicht und sie brauchte Essen. Also stolperte sie weiter und weiter. Irgendwann wurde aus der Wueste aus Steinen und Sand allerdings Gruen. Zumindest dem Fluss entlang, der sich ploetzlich vor ihr schlaengelte. Wo war er her gekommen? Sie schuettelte den Kopf. Da waren ploetzlich auch Leute. Menschen, die eine andere Sprache sprachen, die sie aber zu kennen schienen. Alle winkten sie in eine ganz bestimmte Richtung. Alle in dieselbe. War das eine Falle? Viraya war darauf trainiert genau das zu vermuten. Dennoch, die Dringlichkeit in den Augen dieser Leute liess sie den Zeigefingern folgen. So gelangte sie an einen See. Er war gruen, allerdings etwas trueb. Eine Mischung zwischen Milch und Gras. Da gab es keine Menschen mehr. Sie setzte sich auf einen Stein, riss sich die Stiefel von den Fuessen und bemerkte erst da die Blasen, die sich gebildet hatten. Das kuehle Nass tat gut. Sie liess ihre Schultern sinken und entspannte sich.

    Ein Luftauch, nicht mehr und nicht weniger, aber er war ungewoehnlich kuehl verriet, dass sich etwas veraendert hatte. Sie drehte sich um. Hinter ihr stand ihr Ebenbild. Etwas aelter, von der Sonne gegerbte Haut, langes schwarzes Haar mit einigen silbernen Straehnen.

    "Endlich bist du gekommen, Kind."


    Sprach sie in einer vertrauten Stimme. Viraya war perplex.

    "Warum gibt es hier keine Sonne und ist dennoch so heiss?"


    Fragte sie vollkommen ueberwaeltigt die erste Frage die ihr in den Sinn kam. Nich das, was man nach all den Jahren erwartete.

    "Es gibt hier auch keine Zeit." Erwiderte die Mutter. "Aber du hast bestimmt andere Fragen."

    Viraya wollte eben ueberlegen, als sie wieder ins Diesseits zurueckgezogen wurde. Irgendjemand ruettelte an ihrer Schulter.

    "Komm wieder."

    Sandte ihr die Mutter noch hinterher, dann schlug sie die Augen auf und blickte Aaron an.

    "Was ist los?"

  2. Beiträge anzeigen #2 Zitieren
    Veteran Avatar von Aaron
    Registriert seit
    Jan 2012
    Beiträge
    600
     
    Aaron ist offline
    "Psshht" Aaron legte hielt den Zeigefinger vor den Mund und die aufgeschrockene verstummte. In der Dunkelheit hielt er sich geduckt im Gesträuch und half nun Viraya auf die Beine, die ihr weniges Hab und Gut zusammen nahm und binnen Sekunden bereit war um weiter zu ziehen, wenn sich diese Möglichkeit überhaupt ergab.

    Stimmen waren zu hören in der näheren Umgebung und hin und wieder fiel schon das Licht einiger Fackeln auf Blätter und Boden. Aus den Gesprächen hatte der Ordensbruder schon vernehmen können, dass es sich um einige Dorfbewohner handelte die irgendjemanden suchten und dabei keinesfalls bester Laune waren. Forken und Sensen trugen sie bei sich und der Klang ihrer Stimmen sprach von Wut. In gewohnter Ruhe bedeutete Aaron seiner Begleiterin ihm zu folgen und nach den Lichtern Ausschau haltend bahnte er sich so leise wie möglich einen Weg durch den Bewuchs dieses Feldes hindurch, das etwas verwildert die Grenze zwischen einigen Äckern darstellte. Der Weg lag nur einige Schritt weit entfernt, doch wie eh und je hatten sie vermieden gleich auf dem Präsentierteller zu lagern. Auf einen Dialog mit einfach gestrickten und gereizten Menschen hatte der Ordensbruder auch wenig Lust und so versuchte ihrer Richtung entgegen an ihnen vorbei zu kommen und dann in ihrem Rücken ihrer gewohnten Marschroute zu folgen.

    Kurz hielten sie inne, als das Licht einer Fackel gefährlich nahe zu ihnen heran schwenkte, dann wollte Aaron schon aufatmen und sich erheben als die nächste Bewegung der beiden die Aufmerksamkeit eines dritten und vierten auf sich zog. Ein Hund fing an zu kläffen und die unreife Stimme, bebend vor Aufregung und noch mitten im Prozess des Stimmwechsels, erhob sich um das Gehör bei allen Anwesenden zu finden.
    "Halt, wer da?"
    Das Versteckspielen hatte ein Ende und Aaron erhob sich zu voller Größe aus dem Dickicht.

  3. Beiträge anzeigen #3 Zitieren
    Veteran Avatar von Viraya
    Registriert seit
    Jul 2010
    Beiträge
    649
     
    Viraya ist offline
    Aaron durfte gerne den Helden spielen, er durfte auch einer sein, Viraya indessen zog lieber den Kopf ein, duckte sich und machte sich unsichtbar. Darin war sie auch ohne Zauberei nicht schlecht, zumal ihr schweigsamer Begleiter gerade genug Aufmerksamkeit auf sich zog. Waehrend die Maenner mit den Fackeln tuschelten, hielt er erhobenen Haupts seine Stellung. Angst war in seiner Haltung zu erkennen. Die Diebin laechelte und zog sich noch etwas weiter zurueck. Er machte das gut.

    "Dein Name?"

    Forderte einer des kleinen Suchtrupps zu wissen, ohne vorher zu gruessen.

  4. Beiträge anzeigen #4 Zitieren
    Veteran Avatar von Aaron
    Registriert seit
    Jan 2012
    Beiträge
    600
     
    Aaron ist offline
    "Aaron." erwiderte er sachlich und korrekt und wartete darauf, dass die Kerle näher kamen, während er ihnen entgegen ging. Viraya hatte sich irgendwo verkrochen und wenn sie diese Entscheidung schon getroffen hatte, dann musste es auch dabei bleiben. Noch mehr versuchte Verhüllung und Entdeckung konnten sie wenig gebrauchen.

    "Und weiter?"
    "Nicht weiter."
    "Sehr witzig. Was machst du hier? Bist du allein? Bist du bewaffnet?"

    Mit etwas Abstand blieben die missgelaunten Gesellen stehen und bildeten einen Halbkreis von sechs Personen, während zwei weitere durch das Gestrüpp hinter Aaron liefen und hoffentlich die schwarzhaarige nicht fanden.
    "Ganz schön viele Fragen auf einmal, mh?"
    "Halt die Fresse und antworte auf die Fragen."

    Aaron konnte sich ein schmales Grinsen anhand dieser paradoxen Aufforderung nicht verkneifen. "Ich bin allein und bewaffnet und ich habe nicht weit von hier gedacht die Nacht über zu ruhen, bis ihr mich aufgeschreckt habt."
    Einer der Bauern, in gutem Alter und der einzige mit einem einfachen Schwert, trat vor und musterte den gefundenen.
    "Nehmt ihm die Waffe ab!"
    "Das werdet ihr schön bleiben lassen."
    Aaron blieb ruhig aber bestimmt. Er hatte wenig Lust auf einen Kampf aber noch weniger Lust darauf seine kostbare Waffe in Hände von Bauernhänden zu geben, die ihm dann leicht die Kehle aufschlitzen und die Klinge verscherbeln konnten.
    "Hehe... stellst dir die Sache ja ziemlich einfach vor, Großmaul. Was denkst du denn? Dass wir dich einfach loslaufen lassen, wenn du dich hier so versteckst?"
    "Wäre schön, wenn ihr mir verraten würdet, warum ihr hier so rumrennt und mich irgend einer Sache anscheinend bezichtigt."


    Der junge Kerl mit dem Hund, der Aaron entdeckt hatte flüsterte seinem Nachbarn irgend etwas zu und ein bestätigendes Murmeln kam zurück.
    "Weil wir jemanden suchen und du dich versteckt hast, wie jemand der etwas zu verbergen hat."
    "Ansichtssache."
    "So?"
    "Ja."

    Stille. Aaron stand mit verschränkten Armen da. Zugegeben: er brachte die Situation nicht wirklich vorwärts, doch hatte er sich auch nichts vorzuwerfen und sah nicht ein Erklärungen abliefern zu müssen.
    "Wir verschwenden unsere Zeit - wir müssen dich durchsuchen."
    "Nein."
    "Wie?"
    "Ich sagte: Nein!"

    Nun reichte es dem Bauern endgültig und mit zornigem Blick stapfte er mit dem Schwert in der Hand auf Aaron zu, der keine Möglichkeit als die Provokation gesehen hatte um in eine günstigere Lage gegenüber acht Menschen zu kommen, denen er sich nicht ausliefern wollte. Das Schwert sollte angesetzt werden um den Ordensbruder zu bedrohen, doch dieser, sich seiner Sache ganz und gar nicht sicher, duckte sich plötzlich am Schwert vorbei, zog den Kerl zu sich heran und hielt ihm seine eigene Waffe an den Hals, ehe die anderen reagiert hatten, die nun den Kreis enger zogen.

    "Lass ihn los, oder du bist tot!" und mehrere andere Schreie hallten durch die Luft bis wieder genug Ruhe einkehrte, dass Aaron das Wort ergreifen konnte.
    "Unschön, aber nötig. Also - was sucht ihr? Ich hoffe ihr denkt nicht, dass ich ein Pferd in der Tasche versteckt habe. Und du halt deinen Hund schön fest an der Leine."

  5. Homepage besuchen Beiträge anzeigen #5 Zitieren
    General Avatar von Gor na Jan
    Registriert seit
    Jul 2001
    Ort
    Templer
    Beiträge
    3.881
     
    Gor na Jan ist offline
    Jan konnte sich nicht daran erinnern, wann er das letzte Mal eine derartige Ruhe genossen hatte. Es herrschte fast völlige Stille über dem Tal. Hier und da zwitscherten ein paar wagemutige Vögel, die sich nun nach der Verbannung des Bösen zunehmend auch wieder in diesen Teil der Welt trauten. Von Zeit zu Zeit erklang ein Ächzen oder gar schmerzendes Stöhnen von einem der bewusstlosen Paladine, doch der Templer hatte seine Runde bereits zwei Mal gemacht und war sich sicher, dass keiner von ihnen in Lebensgefahr schwebte. Zumindest keiner von denen, die der Nebel freigegeben hatte...

    Und ein weiteres Geräusch störte die Ruhe. Genüsslich trieb der Gor Na seine Zähne in den saftigen grünen Apfel und schmatzte ein paar Mal mit offenem Mund, bevor er stumm weiterkaute. Während er sich vorbeugte und mit dem linken Arm locker auf den Knien abstützte, hielt er den Apfel mit der rechten Hand vor seinem Gesicht und betrachtete ihn eine Weile fasziniert. Er konnte nicht sagen, was er genau an diesem Apfel fand, doch irgendwie empfand er es als notwendig, nach der Schlacht die Tatsache zu würdigen, einen einfachen Apfel essen zu können und zu dürfen.

    Dann ließ er sich wieder ein Stück zurück sinken und stützte sich mit der Linken auf dem rostigen Metall ab, auf dem er saß. Vermutlich irrte er sich und er saß gar nicht auf einem der kläglichen Überreste des achso mächtigen Dieners Beliars, doch die Möglichkeit vermochte ihn zu amüsieren. Jans Blick glitt über das Tal. Alles war so, wie sie es bei ihrer Ankunft vorgefunden hatten. Es war nicht zu leugnen, dass hier eine Schlacht stattgefunden hatte. Aber nicht vor wenigen Tagen, sondern vor vielen vielen Jahren. Die Paladine, immer noch bewusstlos von der verheerenden Macht des letzten Streichs des antiken Paladins gegen sein finsteres Pendant, waren einziges Zeichen eines Kampfes und lagen dort wo sie fielen in einem schönen konzentrischen Kreis um das Stück Brustplatte, auf dem er saß.

    Jan hatte sich trotz der Verlockung einer phänomenalen Endschlacht vom Herz des Kampfes ferngehalten und den Glaubenskriegern während der Schlacht das Beiwerk vom Hals gehalten. Dies hatte ihn außerhalb der Reichweite der magischen Explosion gebracht und ihm das außerordentliche Privileg zu teil werden lassen, das Ende der Schlacht, das Vergehen der Schatten, das Weichen des Bösen und selbstverständlich den Anblick eines Haufens fliegender Paladine mit ansehen zu dürfen.

    Nun hieß es warten. Er hatte zuerst mit dem Gedanken gespielt, einfach zu gehen. Aber nur kurz. Dann hatte er lange Zeit hinauf zum Kloster gestarrt. Ob es hinter den verfallenen Mauern wohl noch stand? Was er dort wohl fand? Jetzt? War der Ort zeitlos geblieben oder vergangen? War es überhaupt noch da? Und die Bibliothek? Fragen, die er vielleicht zu einer späteren Zeit beantworten würde. Oder auch nicht. Eine Antwort hatte er ja schon.

    Der Gor Na biss ein weiteres Stück aus dem Apfel und schaute hinab zu Medin, dann zu Jun und wartete auf Gesellschaft.

  6. Homepage besuchen Beiträge anzeigen #6 Zitieren
    Ritter Avatar von Jun
    Registriert seit
    Jul 2007
    Ort
    S:11/12; A: Waffenweihe I; Einhand II; Schwertmeister II; Schild; Reiten II; Palamagie II; ZH I R: Paladin
    Beiträge
    1.731
     
    Jun ist offline
    Der Wind wehte schwach durch sein Gesicht, dass durch Dreck, Schweiß und die Hitze des Kampfes den Wind umso mehr wahrnahm. Lichtstrahlen blendeten und die Augen schmerzten. Der Körper schmerzte und es fühlte sich an, als wären Orks über ihn gestampft.
    Langsam - nur langsam begann er seinen Körper zu bewegen. Erst die Hände, dann den Kopf leicht. Er blickte sich um und die Sonne schien in aller Pracht über diesen verödeten Ort.

    Er erinnerte sich nur vage an das was eben oder gar vor mehreren Stunden geschehen sein musste. Es war ein Sieg. Das wusste er aber. Ein Schatten erhob sich über Jun und stand da.

    "Dich kriegt auch nichts kaputt, was?", stellte Jun fest und ließ sich von Medin auf die Beine helfen. Er nickte diesem leicht zu und sah sich weiter um, bis die Reste eines Apfels vor ihren Füsen landeten. Da saß Gor Na Jan auf der mächtigen Brustplatte des Drauguren und nickte den beiden zu.

    "Ich hätte gedacht, er sei tot oder auf der anderen Seite. Innos Wege scheinen unergründlich.", murmelte Jun und schritt mit Medin in Richtung des Templers. Sie schwiegen, als sie bei diesem waren.
    Auf so Schlachtfeldern musste man nichts großartiges sprechen. Man ehrte ein Schlachtfeld, indem man die Stille herrschen ließ. Stille, die das Schlachtfeld nicht kannte.
    Jun machte mehrere Schritte und hob dann etwas auf. Es war der Helm von Avelos.
    Voller Schrammen und Spuren die sein Ende andeuteten.

    "Jetzt sind wir frei.", dachte er in Gedanken. Dann erklang ein "Nein!".
    Er sah auf, blickte um sich, bemerkte wie es die anderen auch wahrnahmen oder gar dadurch erwachten.

    "Kein Mensch wird frei sein, solang Innos Feuer nicht die Welt erhellen, ihr Streiter.", sprach diese bekannte Stimme, deren Quelle das blendende Licht war. Jun spürte Avelos Präsenz.

    "Ritter der ersten Sonne! Meine Brüder! Dieser Sieg war groß, aber nicht für ewig! Es wird die Zeit kommen, da wird die Finsternis abermals die Pforten der Abtei bedrohen. Ihr müsst euch wappnen, mit Schwert und Geist. Mit Glauben und dem Wissen der Abtei! Tragt die Botschaft der Abtei der ersten Sonne in die Welt hinaus. Vernichtet die Kinder Beliars wo immer sie diese Welt bedrohen, seid das reinigende Feuer an Orten, wo das Böse einen Fuss in diese Welt setzt und führt die Menschen zum Licht! - Ich danke euch, meine Brüder. Für Innos!", sprach die Stimme des Streiters in den Köpfen der Streiter. Dann verschwand das Licht allmählich und nur noch die Sonne schien über ihren Köpfen. Jun hielt inne und spürte in sich die Erkenntnis, nachdem er sich fragte, was seine neue Mission war. Er wusste es.

    "Helft einander und dann lasst uns die Abtei aufsuchen. Lasst uns Innos danken und Avelos Opfer ehren. Und dann meine Brüder wollen wir nach Quasar reiten, unsere Wunden pflegen und neue Pfade bereisen.", befahl Jun und blickte gen Kloster. Er wusste, dass es da noch was zu erfahren galt. Es galt die heilige Mission des Ritterordens der ersten Sonne fortzuführen und zu beenden, was einst die Streiter Innos begannen...

  7. Beiträge anzeigen #7 Zitieren
    Am Ufer des Rubikon  Avatar von Medin
    Registriert seit
    Mar 2005
    Ort
    Jena
    Beiträge
    8.353
     
    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Medin ist offline
    Nach dem Kampf wirkte die Abtei anders. Äußerlich hatte sie sich nicht verändert, aber die fehlende Präsenz des vierten Wächters spürten alle. Jetzt wirkte dieser Ort wahrlich verlassen und seiner Funktion beraubt. Ein vergessenes Fleckchen Erde, für das sich bald wohl niemand mehr interessierte. Auch wenn Medin wusste, dass es nicht so war, konnte er sich dieses Eindrucks nicht erwehren. Denn der fünfte Wächter würde einige Zeit brauchen, bis er seiner neuen Rolle in ihrem ganzen Wesen würde entsprechen können.
    Inzwischen hatten die Streiter all ihre Habe zusammen gepackt und die Pforte der Abtei wieder durchschritten. Für einige würde es wohl das letzte Mal sein, während andere hierher zurückkehren würden. Gemeinsam schritten sie ins Tal hinab und wieder über das Schlachtfeld, dessen Nebel sich nun vollständig verzogen hatte und bahnten sich einen Weg in Richtung des alten Lagerplatzes, an dem sie einige Männer mit den Pferden und schwerem Gepäck zurückgelassen hatten. Bereits aus der Entfernung konnte man sehen, dass sie anscheinend wohlauf waren, auch wenn sie den Lagerplatz noch einmal weiter hinauf auf den Hügelkamm verlegt hatten.
    „Sir, ich habe eine Frage“, sagte Theobald nach einer langen Zeit des Schweigens, während sie gebrochene Lanzen, gefallene Banner und zerstörte Rüstungen passierten.
    „Welche?“
    „Was war das, mit dem wir da gerungen haben?“
    „Du hast es doch gesehen“, erwiderte Medin. „Oder hast du den Blick abgewandt?“
    „Nein, aber … auch wenn ich es gesehen habe, verstehe ich es nicht. Wie kann so etwas neben uns in dieser Welt existieren?“
    „Das wissen die Götter“, hoffte Medin, während ein paar Pfeile unter seinem Stiefel knirschten. „Die Menschen bauen nicht nur Burgen und Wälle, um sich gegen ihresgleichen zu verteidigen. Wir müssen uns auch gegen solche Wesen wehren, sonst sind wir ihnen leichte Beute.“
    „Gibt es denn noch mehr da draußen?“
    Der Südländer dachte an all die Dämonen, Drachen und andere Monstrositäten, denen er schon begegnet war.
    „Mehr als du wahrscheinlich glaubst“, antwortete er. „Und doch sind wir noch hier. Denn wie wir sie fürchten, müssen sie auch uns fürchten.“
    „Das hoffe ich.“
    Ein über dem Tal ertönender Ruf beendete ihre Unterhaltung, als sie sich dem Lager nährten und signalisierten, dass keine Gefahr drohte. Es trieb wohl alle hier, endlich diesen Ort zu verlassen und die Heimreise anzutreten. Richtung Heimat.

  8. Homepage besuchen Beiträge anzeigen #8 Zitieren
    Ritter Avatar von Jun
    Registriert seit
    Jul 2007
    Ort
    S:11/12; A: Waffenweihe I; Einhand II; Schwertmeister II; Schild; Reiten II; Palamagie II; ZH I R: Paladin
    Beiträge
    1.731
     
    Jun ist offline
    "In Quasar werde ich erst einmal ein paar Wochen durchschlafen und dann die Weine aus Orlais testen. Gilles faselt immer wieder von den Gesöff. Orlaisianer..tzaa!", schwelgte Giran und schüttelte den Kopf, dabei hatte er doch eigentlich für etwas aus Orlais geworben.

    "Ich hoffe der Wein schmeckt nicht so wie Gilles klingt.", meinte Orbas und brachte manch Schmunzeln in die Runde der Streiter auf. Sie reisten gen Quasar und hatten schon das Dorf Bärenfels passiert. Nicht direkt, denn eine erneute Tarnung als Söldnerbande war nicht möglich. Dafür waren Rüstungen und Anwesende nicht mehr glaubwürdig genug.
    Stattdessen hatte man die Knappen losgeschickt, die ein paar Vorräte besorgen und sich mal umhören sollten.
    Ihre Rückkehr erwartete man in den nächsten Stunden.

    Jun selbst war die ganze Reise über in Gedanken. In der Bibliothek hatte er manch Werke gefunden, die er noch lesen würde. Werke die mit der Aufgabe des Ordens der ersten Sonne zu tun hatten. Werke über die Suche nach den vier Beliartempeln und eine Sammlung die es in sich hatte. Ein Bestiarium von Paladinen für Paladine erstellt. Um was für Bestien es darin ging, war natürlich klar. Solch ein Werk hatte er beim myrtanischen Orden vergebens gesucht und nun besaß er eines.
    In Quasar würde er davon Abschriften erstellen lassen und gleichzeitig dieses Bestiarium fortführen so gut es ging.

    Mit der Zeit hätte jeder Streiter des Ordens so etwas bei sich und wäre gewappnet für seine Mission.
    Und die hatte es in sich. Das was Jun bisher aus den Werken erfuhr, erzählte von einen Orden der das Böse in dieser Sphäre jagte und vernichtete. Jäger von Dämonen und Monstern aus Beliars Reich und Zerstörer aller unheiligen Orte.
    Noch waren sie alle wohl nicht darauf geschult, doch Innos würde ihnen helfen schnell zu verstehen.
    So würde man neben orlaisianischen Wein und Schlaf, wohl auch den Kampf gegen solch Wesen üben und das Wissen darum schaffen. Nicht zu vergessen die Hilfsmittel erwerben oder schmieden lassen.

    "Medin.", sprach Jun und wartete bis der Paladin zu Pferde aufgeschlossen hatte.
    "Schau es dir an. Gab es sowas nie im myrtanischen Orden oder liegt sowas ähnliches womöglich im alten Gotha?", meinte Jun und gab Medin das Bestiarium.
    Vorne gab Giran Zeichen zum halten. Man hatte wohl einen ordentlichen Lagerplatz gefunden. Den hoffentlich Letzten in den Landen von Cymria. Quasar war nicht mehr so fern.

  9. Beiträge anzeigen #9 Zitieren
    Am Ufer des Rubikon  Avatar von Medin
    Registriert seit
    Mar 2005
    Ort
    Jena
    Beiträge
    8.353
     
    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Medin ist offline
    Kaum war Medin abgesessen, drückte er Parcevals Zügel Theobald in die Hand und warf einen Blick in das Buch. Es besaß einen robusten Einband und die Seiten waren ebenfalls recht dick. Ganz so, als sei es dafür gedacht, nicht in einer Bibliothek zu verstauben, sondern seine Leser auf Reisen zu begleiten – obgleich das Gewicht des Werkes doch davor zurückschrecken lassen konnte. Medin blätterte locker durch die Seiten und hielt hin und wieder inne, um eine Beschreibung zu lesen. Die Schrift war alt, erinnerte noch eher an die kantigen Nordmarer Runen, aber sie war lesbar und hier und da mit Zeichnungen und Skizzen ergänzt. Ein beeindruckendes Werk.
    „Der Khazzerem, eine sandfarbene, echsenhafte Abnormität mit sechs Beinen“, las er einen Eintrag recht weit in der Mitte des Buches. „Erinnert an die Vulkangegenden bewohnenden Feuerwarane, soll aber einen flacheren und unverkennbar blau schimmernden Rückenkamm haben. Berichten zufolge bisher nur in der Wüste Al Sharim und ihren Randregionen weit jenseits von Gorthar gesichtet. Einheimische sagen dieser Kreatur ein gefährliches Gespür für Magie nach. Priester Hustrians (laut Bruder Khorian eine in der Al Sharim geläufige Bezeichnung für Beliar) behaupten von einer engen Verbindung der Khazzerem zum dunklen Reich. Sie seien die Augen und Klauen der dort gefangenen Dämonen. Den wenigen Augenzeugenberichten nach kann sich der Khazzerem unter dem Sand fortbewegen, von wo aus er schnell und tödlich seine Opfer mit Klauen und Kiefer angreift, um danach wieder zu verschwinden. Er verfolgt auch fliehende Beute meilenweit. Die Jagd auf diese Kreaturen ist daher besonders schwierig und gefährlich. Angeblich können Magier sie mit ihrer Kunst an die Oberfläche locken, wo sie dann im Nahkampf zur Strecke gebracht werden können. Bisher ist noch kein Ordensbruder diesen Wesen auf den Grund gegangen. Der Einsatz von heiliger Magie erscheint aber empfehlenswert.“
    Die Beschreibung ging noch weiter, aber für einen ersten Eindruck genügte es.
    „Scheint eine beeindruckende Wissenssammlung zu sein“, meinte der Paladin zu Jun und reichte ihm das Buch zurück. „Auf alle Fälle eines genaueren Studiums würdig, wenn wir weiter solchen Kreaturen wie der vor dem Kloster entgegen treten wollen. Ob es so etwas in Gotha gibt, ist mir nicht bekannt. Nach der Eroberung gab es Bestandsaufnahmen, aber genaue Berichte über die Archive haben mich nicht erreicht. Vielleicht findet man dort so etwas, vielleicht auch weiter im Norden im Innoskloster“, mutmaßte er. „Das dortige Archiv soll alt wie umfangreich sein.“
    Wenn er so einfach dort hinein spazieren könnte, wäre ihm die Aussicht auf so eine Sammlung auch eine Reise wert. Aber derzeit wollte er sich lieber nicht in den Städten des Reiches blicken lassen.
    „Wahrscheinlich sollten wir nach so etwas suchen. Vorbereitung schadet nie. Hast du vor, jemanden zu den Archiven zu entsenden, wenn wir wieder in Quasar sind?“, fragte er den Lord dann.

  10. Homepage besuchen Beiträge anzeigen #10 Zitieren
    Ritter Avatar von Jun
    Registriert seit
    Jul 2007
    Ort
    S:11/12; A: Waffenweihe I; Einhand II; Schwertmeister II; Schild; Reiten II; Palamagie II; ZH I R: Paladin
    Beiträge
    1.731
     
    Jun ist offline
    "Ja.", sprach Jun entschlossen, als wäre dies eine Selbstverständlichkeit.
    "Der Schlüssel wird Hagen sein. Ein Brief der ihn erreichen wird und von dem erzählt, was geschah, wird ihn wohl mehr interessieren, als dieser Konflikt mit irgendwelchen Bauernpöbel und landlosen Adel von Argaan. Das Kloster wäre sein Fund gewesen, wären nicht andere Dinge geschehen. Seit den Fall von Khorinis suchte er danach und nun bekommt er Gewissheit, dass alles was er tat einen Sinn gehabt hatte und die Opfer nicht umsonst waren. - Es wird auch ein offizieller Brief sein. Als wieder erstarkter Orden muss man sich natürlich formell verkünden und wieder ausrufen. Hagen wird sicherlich wissen wer den myrtanischen Orden führt und dies weiter reichen. Vielleicht schreibe ich auch dem König von Myrtana.", meinte Jun und überlegte wie die ersten Zeilen an einen König lauten sollten.

    "Schreib Rhobar doch, wie schön es ist, auch mal im Dienste Innos etwas zu verrichten, statt für den eigenen Ruhm.", meinte Giran und gab dann Kommandos zum Lageraufbau.

    "Ich ziehe es in Erwägung. Mit besten Grüßen von Sir Giran, Paladin vom Orden der ersten Sonne.", entgegnete der Streiter.
    "Aber vergiss nicht zu erwähnen wie lange ich dem alten Rhobar gedient habe und wie viel schöner meine Nase ist.", fügte der Khoriner an.
    "Eure Nase, Sir Giran, gleicht einer Kartoffel der edelsten Sorte. Leider verfälscht von ein paar Orkfäusten! Aber durchaus niedlich genug, für eine blinde Frau oder eine Orkin.", meinte Orbas mit spitzer Zunge und klopfte Giran auf die Schulterplatte.

    "Wenigstens weiß ich, dass mich keine Orkin als ihren Sohn wieder erkennen würde. Allein wie du...Hey! Orbas!", konterte Giran dann und wollte nachsetzen, doch Orbas ignorierte es bewusst und so folgte der Waffenbruder dem anderen Waffenbruder.
    Giran konnte bei sowas nicht nachlassen und musste das letzte Wort haben.

    "Ein Grund mehr diesen Orden aufleben zu lassen. - Jedenfalls werde ich jemanden gen Argaan schicken und auch um die Erlaubnis für die Gotha-Archive bitten. Mit Hagen sollte das kein Problem werden. Die Werke über unseren Orden besagen, dass es eine der Hauptaufgaben war diese Sphäre von allem Unheil zu tilgen. Von Kreaturen Beliars, von Orten Beliars und seinen Dienern. Eine regelrechte Jagd danach. In Quasar werden wir uns alle auf sowas vorbereiten und Wissen sammeln, bevor wir die Jagd beginnen. Ich überlege gar Spezialisten nach Quasar einzuladen. Von Drachenjägern, über altgediente Paladine aus Rhobars I. Zeit, bis hin zu Waldläufern - eben Menschen die schon Erfahrungen mit jedweden Monströsitäten sammeln konnten. Jeder Fetzen Erfahrung wird einen Streiter besser für den Kampf machen. Auch müssen wir schauen, dass wir in Zukunft die Waffenkünste darauf schulen. Viele von uns haben den Kampf gegen Menschen und Orks bestens gemeistert. Aber gegen Kreaturen Beliars und dunkle Magie fehlt die Erfahrung.
    Selbst mir. Als ich in Nordmar dereinst einer Sache nachging und in einer alten Krypta landete, wo Feuermagier des ersten Zeitalters aufgebahrt waren, musste ich fast tödliche Erfahrungen mit Kreischern machen. So werden sie im Bestiarium genannt. An Wänden kriechende, flinke und dürre Kreaturen mit scharfen Klauen und ohrenbetäubenden Schreien. Groß wie Kinder und gefährlicher je mehr sie sind. Von einen Widergänger ganz zu schweigen. Wäre ein Freund, der wie unser Templerfreund zu kämpfen wusste, nicht dabei gewesen, dann wäre ich nicht hier. - Wie schaut es um deine Erfahrung aus, Medin? Als General warst du wohl seltener in irgendwelchen Kryptas uns Schwarzmagiernestern. Aber davor?", fragte Jun.
    Feuer hatte man schon entfacht und Zelte wurden aufgeschlagen.

  11. Beiträge anzeigen #11 Zitieren
    Am Ufer des Rubikon  Avatar von Medin
    Registriert seit
    Mar 2005
    Ort
    Jena
    Beiträge
    8.353
     
    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Medin ist offline
    „Auch als General bleibt man ein Paladin, wenn man vorher einer war“, erwiderte Medin und nahm einen Schluck aus dem Wasserschlauch. Er hatte seit Stunden nichts getrunken. „Mit Untoten und Dienern Beliars hatte ich mehr zu tun, als mir recht ist. Einmal hat ein Schwarzmagier sogar direkt das Skelett eines Schattenläufers erweckt und auf mich losgelassen – mitten in einer Taverne. In Drakia war das damals, südlich des khorinischen Minentals. Hat ein riesiges Loch in die Wand gerissen und mich um ein Haar getötet.“
    Während das kleine Lager inzwischen errichtet war, erinnerte sich Medin an die vergangenen Vorfälle. Der Angriff in Drakia war bei weitem nicht das Schlimmste, was er erlebt hatte. Es gab da noch eine viel persönlichere Sache, die selbst nach all den Jahren noch Furcht und Scham in ihm wach riefen. Er wusste, dass Jun so etwas auch schon gesehen hatte, als er dem alten Lord von Quasar gegenübergetreten war. Aber wie würde der Streiter reagieren, wenn er wusste, dass Medin einst von einem Dämon besessen und geleitet worden war? So etwas konnte Vertrauen zerstören, denn diese Bedrohungen waren schwieriger zu erkennen.
    „Aber ihr habt Recht, um die Schwertfähigkeiten von uns allen mache ich mir weniger Gedanken. Wirklich gefährlich sind die Kreaturen, die Täuschung und Hexerei einsetzen und sich dem direkten Blick verbergen“, landete er doch bei dem Thema, das ihm unangenehm war. Aber er hatte das Gefühl, Jun vertrauen zu können. „Es gibt Dämonen, die unerkannt unter Menschen leben können. Wochen, gar Monate. Ich habe mehr als einmal Erfahrungen damit gemacht – in vielerlei Hinsicht. Solche Wesen aufzuspüren ist eine der größten Herausforderungen, vor denen ich uns sehe. In Geist und Herz unserer Mitmenschen zu sehen, ohne jegliches Vertrauen zu verlieren und der Paranoia zu verfallen.“
    Sein Blick ging hinüber zu Gor na Jan, der nicht unweit von ihnen seinen eigenen Lagerplatz errichtete. Beschrieb ihr Verhältnis zu dem Templer nicht eine ähnliche Gradwanderung?
    „Aber wahrscheinlich teilen wir alle mit unserer Vergangenheit Erfahrungen, die uns auf diesen Weg geführt haben, also können wir ihn auch beschreiten.“

  12. Homepage besuchen Beiträge anzeigen #12 Zitieren
    Ritter Avatar von Jun
    Registriert seit
    Jul 2007
    Ort
    S:11/12; A: Waffenweihe I; Einhand II; Schwertmeister II; Schild; Reiten II; Palamagie II; ZH I R: Paladin
    Beiträge
    1.731
     
    Jun ist offline
    "Und mit Innos an unserer Seite, wird uns vieles gelingen, wo andere scheitern.", antwortete Jun und betrachtete zwischen den Baumkronen den freien Sternenhimmel.

    "Und dies meine ich nicht nur als reine Glaubensangelegenheit. Es gibt die Magie der Paladine und ich hoffe, dass ihr alle diesen Pfad in euch findet. Ich muss gestehen, dass ich nicht weiß wie man sie lehrt. Für mich ist es, als würde Innos über mich Kontrolle übernehmen und dann bin ich sein Werkzeug. Eine der Mächte die ich in mir fand war...besonders geeignet, für das was du beschrieben hast. So vermochten meine Worte das Böse auszutreiben und zu vernichten. Ein...Seelenfeuer durch die heilige Kraft die mir Innos gibt. - Doch sind auch andere Kräfte wichtig. Auch das muss in unseren Reihen voranschreiten. Mehrere Paladine mit diesen Mächten sind schwer zu bezwingen. - Nun wir sollten nun essen und ruhen. Morgen werden wir über die Paladinmagie weiter sprechen. Ich möchte wissen wie sie war, als es noch die Runen gab.", sprach er und erhob sich. Ein Gebet wollte er im Stillen sprechen. Ein besonderes Gebet, denn er trug immer noch ein paar Wunden aus der Schlacht an sich.

  13. Homepage besuchen Beiträge anzeigen #13 Zitieren
    General Avatar von Gor na Jan
    Registriert seit
    Jul 2001
    Ort
    Templer
    Beiträge
    3.881
     
    Gor na Jan ist offline
    Vorsichtig schabte die Klinge ein paar weitere Splitter aus dem, was einst das Fragment eines Oberschenkelknochens gewesen war. Das Oberschenkelknochens eines Schattenlords, wenn man es genau wissen wollte. Jeder brachte seine eigene Art von Souvernirs von seinen Abenteuern mit. Zwar hatte er sich über die Jahre gewisse Fähigkeiten im Umgang mit Fleisch und Knochen, sowohl beim Zusammenflicken als Barbier, als auch beim Auseinandernehmen als Fleischer, erworben, doch er war nunmal kein Handwerker und dafür konnte sich das Ergebnis durchaus sehen lassen. Jan wiegte die kleine Figur zwischen den Fingern und mit etwas Wohlwollen war tatsächlich so etwas wie ein Pferd daraus erkennbar. Während er sie zwischen zwei Fingern hielt, bohrte er die Spitze seines Dolches vorsichtig in die Unterseite und hielt sie damit über das Feuer.

    Der Blick des Templers glitt zu Medin, wo er kurz Augenkontakt aufnahm, bevor sich dieser wieder Jun zuwandt. Tagsüber, während sie marschierten, versuchte der einstige Klingenhüter so dicht wie möglich an der Spitze der Truppe zu bleiben, was ohne Pferd ohnehin schon nicht allzu leicht war, doch Jun schien großen Wert darauf zu legen, seine Gespräche auch für sich und seine Männer zu behalten. Von dem, was er mitbekam, war das Thema immer das Gleiche: Was auch immer sie im Inneren der Abtei gefunden hatten, musste den Innoslern die Bestimmung vermittelt haben, Vorreiter eines neuen Ordens zu werden und das Böse auf der Welt zu vernichten.

    Jan lächelte und blickte an sich herab. Er sah die Narben auf seinen Armen und stellte sich die vor, die unter der Rüstung lagen. Sie zeichneten Bilder der Vergangenheit, nicht ganz ohne das künstlerische zutun des einstigen Templerführers. Das Böse... Für jemanden, der mit Innos so wenig am Hut hatte, wie ein Steingolem mit dem Anbau von Sumpfkraut, hatten Beliar und seine Brut erstaunlich oft seinen Weg gekreuzt. Die Untoten im Pyramidental, der Dämon Myxir, der Untotenkrieg bei der Erweiterung der Barriere, die verderbten Goblinkönige Merathon und Belziar, die dunkle Präsenz im Hain des Waldgeistes... Kein schlechtes Portfolio für einen Dämonenjäger, wenn er so drüber nachdachte. Doch er würde den Teufel tun, sich als Berater für Juns fanatische Mission zu melden und dieser würde im Traum nicht auf die Idee kommen, jemanden in seinen inneren Kreis zu lassen, den er nicht über seinen Glaubenskodex kontrollieren konnte. Nein, diese Zusammenarbeit würde mit der Rückkehr nach Quasar mit Sicherheit ihr Ende finden. Und dennoch ertappte sich der Templer dabei, wie er dies bedauerte. Für die Innosler waren die letzten Monate ein zermürbender Kampf gegen die Finsternis gewesen, für den Templer war es ein weiteres spannendes Kapitel in einer unvorhersehbaren Geschichte.

    "Fertig?", fragte der Ritter und betrachtete das Knochenstück, an dem die Flammen leckten.

    Zurück aus seinen Gedanken holte der Templer die Figur aus dem Feuer und begutachtete sie von allen Seiten. Die Flammen hatten den Knochen geschwärzt und nach kurzem Abkühlen stellte er das letzte Pferd auf das letzte freie Feld. Das Spielfeld war offensichtlicher improvisiert als die Figuren. Es bestand aus der abgesägten Oberfläche eines Baumstumpfes, auf das er mit Kohle einige Quadrate gezeichnet hatte. Auf diesen Quadraten standen die 32 Figuren aus Schattenlordknochenfragmenten. Jan schwieg und betrachtete sein Werk. Der Ritter, der ihm gegenüber saß tat das gleiche.

    "Regeln?", erkundigte sich der Templer.

    Der Gor Na rieb sich die Hände und schaute grinsend zu seinem Gegenüber. "Richtig... Dann wollen wir mal:"

  14. Beiträge anzeigen #14 Zitieren
    Am Ufer des Rubikon  Avatar von Medin
    Registriert seit
    Mar 2005
    Ort
    Jena
    Beiträge
    8.353
     
    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Medin ist offline
    Die Nacht war ohne Zwischenfälle verlaufen. An sich nichts ungewöhnliches, doch Medin war nicht vollends zufrieden. Nach den Herausforderungen beim Kloster und den Schrecken, denen sie sich entgegen gestellt hatten, begleitete die Gruppe auf dem Rückweg ein Gefühl der falschen Sicherheit. Zwar waren Dämonenangriffe und Beliarskomplotte hier in der Tat nicht die wahrscheinlichste Gefahr, aber sie waren immer noch in Cymria. Einer größeren Patrouille sollten sie lieber nicht begegnen. Daher sandte der Hauptmann immer wieder seine Gardisten in alle vier Richtungen zum spähen aus, während sich der Tross gemächlich dem Fürstentum Quasar nährte.
    Inzwischen war es Mittag. Medin ritt in der Nähe der Spitze auf Parceval und schützte sich in seinem Mantel vor einem für diese Jahreszeit eigentlich zu kalten Wind. Aber Regen schien nicht in Sicht. In der Ferne konnte man sogar die von der Sonne erstrahlenden Yrumaberge sehen.
    „Eine Reise mit einem Haufen innosgläubiger Ritter ins Abenteuer und wieder zurück“, sprach er den Templer an, nachdem er sein Pferd neben diesen gelenkt hatte. „Und trotzdem bist du weder auf einem Scheiterhaufen noch in Beliars Reich gelandet. Gemessen an den Umständen: Hat dich diese Reise auch zu einem Ziel geführt?“

  15. Homepage besuchen Beiträge anzeigen #15 Zitieren
    General Avatar von Gor na Jan
    Registriert seit
    Jul 2001
    Ort
    Templer
    Beiträge
    3.881
     
    Gor na Jan ist offline
    Schweigend hielt der Templer den Blick nach vorn gerichtet und nickte mit einem zufriedenen Lächeln auf Medins Worte hin.

    "Ich muss zugeben, von Zeit zu Zeit war ich mir nicht ganz sicher, welchem Gott ich mich am Ende würde stellen müssen. Ich bin froh, dass es so ausgegangen ist, wie es nun ausgegangen ist", sprach er mit einer gewissen Bedeutungsschwere in der Stimme.

    Dann bedachte er die letzte und entscheidende Frage dieser Reise. Vielleicht war es Zufall, dass Medin seine Frage ausgerechnet in diesem Wortlaut gestellt hatte, doch höchstwahrscheinlich wusste der Paladin ganz genau, wie er seine Worte zu wählen hatten. Er hatte nicht gefragt, ob ihn die Reise zu seinem Ziel geführt hatte, sondern ob sie ihn zu einem Ziel geführt hatte. Und die Antwort auf diese Frage war erheblich einfacher.

    "In der Tat", ließ der Templer es für einen langen Moment im Raum stehen. "Ich kann ohne jeden Zweifel sagen, dass ich gefunden habe, was ich finden sollte." Nach einem weiteren kurzen Schweigen fügte er hinzu: "Ich weiß nicht, ob es das ist, was ich gesucht habe, ja, was ich hätte erwarten können. Noch kann ich in Worte fassen, was es eigentlich war oder in wessen Sinne... Doch ja, die Reise hat mich zu einem Ziel geführt. Einem wichtigen Ziel." Der einstige Zweihandmeister wandte den Blick dem Paladin zu. "Und das verdanke ich nicht zuletzt dir, Medin. Hab Dank."

    "Doch was ist mit dir", sprach Jan nachdem sie wortlos einige Schritte gegangen warn. "Bist du deiner Bestimmung näher gekommen? Hast du für dich gefunden, was Jun für sich gefunden hat?"

  16. Beiträge anzeigen #16 Zitieren
    Am Ufer des Rubikon  Avatar von Medin
    Registriert seit
    Mar 2005
    Ort
    Jena
    Beiträge
    8.353
     
    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Medin ist offline
    Ein wenig überraschte es Medin schon, dass Jan sich bei ihm bedankte. Denn immerhin hatte er ihn – positiv formuliert – zu dieser Reise gedrängt, wobei eine unterschwellige Drohung auch eine Rolle gespielt hatte. Aber es bestätigte ihn auch darin, dass er sich in dem Templer nicht getäuscht hatte. Seine Anwesenheit als Anomalie in dieser Gruppe von Rittern war notwendig gewesen; sei es im Kampf gegen die Schöpfungen Beliars oder als Gegengewicht für die Innos folgenden Paladine, denen er durch sein Anderssein das eigene Wesen vor Augen hielt.
    „In etwa, wenn auch auf eine andere Art und Weise“, antwortete er auf die Gegenfrage des Gor na und überlegte selbst, wie er das am besten in Worte fassen konnte. „Überraschenderweise jedoch nichts Neues. Nur etwas, das die ganze Zeit schon da gewesen ist und das ich nur wieder entdecken musste. So gesehen war dieses Kloster ein wahrhaft mächtiger Ort.“
    Der Blick des Südländers schweifte wieder zu den Yrumabergen und dann ihren Weg entlang in Richtung Quasar. Irgendwo in dieser Gegend verlief die Grenze von Cymria zu ihrem Fürstentum, sie waren also fast wieder in der Heimat. Je näher diese kam, desto stärker wanderten seine Gedanken voraus, Lilo und Schimmer entgegen. Er war lange fort gewesen.
    „Was tust du, wenn wir wieder zurück sind?“, fragte er nach einer kurzen Pause den Templer. „Argaan? Khorinis? Oder schaust du dir noch etwas den gorthanischen Flickenteppich an?“

  17. Homepage besuchen Beiträge anzeigen #17 Zitieren
    General Avatar von Gor na Jan
    Registriert seit
    Jul 2001
    Ort
    Templer
    Beiträge
    3.881
     
    Gor na Jan ist offline
    Jan nickte und überdachte Medins Antwort: "Schon faszinierend. Wie uns die weitesten Reisen doch nur wieder zu uns selbst führen. Manchmal scheint es mir, alle Antworten, die wir suchen, liegen bereits in uns. Wie viel wir uns doch sparen könnten..." Der Templer zögerte. "...und wie viel uns doch entgehen würde."

    Inzwischen rückte Quasar nahezu in greifbare Nähe. Der Gor Na streckte sich im Gehen als wollte er einige Jahre mühevolle Reise aus seinen Knochen verbannen. Bis sie den ersten Fuß wieder unter bekannte Gesichter gesetzt hätten, würde der Templer skeptisch bleiben, ob sie in diesem mysteriösen Klosten nicht vielleicht doch ein paar Jahrhunderte verbracht hatten.

    Dann grübelte er lange über Medins Frage. Natürlich hatte er sich auf dem Rückweg bereits einige Gedanken darüber gemacht, doch hatte er die Antwort immer auf eine spätere Zeit vertagt.

    "Ich denke, es wird mich noch ein paar Wochen in Gorthar halten. Es gibt da noch ein paar Dinge, die ich mir gerne mit ansehen würde. Danach..." Wieder genehmigte sich der einstige Klingenhüter eine kurze Bedenkzeit bevor er sprach. "Vielleicht werde ich mir die Lage in Argaan ansehen. Das Schicksal bindet uns doch immer wieder an die Geschicke dieser Welt, ganz gleich wo wir uns verkriechen. Doch früher oder später wird es mich zuletzt nach Khorinis ziehen. Ich habe dort noch eine unerledigte Sache..." Jan dachte an jenes unbenennbare Fragment, an dem seine Erinnerungen scheiterten. Er hatte die Amnesie niemals völlig überwunden und wusste, dass er dieses Bruchstück benötigen würde, um seine innere Reise zu vollenden. Wenn es soweit ist, wäre es möglich, dass ich einen fähigen Schwertarm und einen scharfen und gerechten Geist brauchen kann. Womöglich könnten sich unsere Wege dann ein weiteres mal kreuzen. Nach einem Augenblick fügte er hinzu: "Spätestens dann.

  18. Beiträge anzeigen #18 Zitieren
    Am Ufer des Rubikon  Avatar von Medin
    Registriert seit
    Mar 2005
    Ort
    Jena
    Beiträge
    8.353
     
    Die Gilde Innos' im Forenrollenspiel
    Medin ist offline
    „Wäre nicht das erste Mal, dass uns die ‚Geschicke dieser Welt’ auf dieselbe Seite führen“, hatte Medin auf Jans Andeutung mit dessen eigenen Worten erwidert. Ja, das passte zu Kriegern wie ihm und Medin, die lange genug gelebt hatten, um so vage Andeutungen und bedeutungsschwangere Schicksalsahnungen einzustreuen. Aber irgendwie bewahrheitete es sich auch mit jeder Begegnung ums Neue. Nach vielen Jahren traf man sich irgendwo wieder und stellte fest, dass sich kaum was geändert hatte. Vielleicht die Farbe des Wappenrocks oder das Dogma, unter dem man kämpfte. Aber man machte immer noch denselben Kram, den man all die Jahre zuvor gemacht hatte.
    Doch das jetzige Schicksal lag für die Gruppe fahrender Ritter und Anhang in Quasar. Medin hatte drei Gardisten unter Qhorin vorgeschickt, um die Ankunft der Truppe anzukündigen und dementsprechend wurden sie beim Einritt auch empfangen. Zwar ohne großen Pomp oder volksfestartigen Menschenmassen, aber doch mit Beachtung und lachenden Gesichtern, als Lord Jun Quel-Dromâ an der Spitze seiner Ritter durch das Stadttor ritt und der großen Straße zur Burg folgte. Dort erwarteten sie die übrigen Männer der Garde, ein halbes Dutzend Milizsoldaten sowie Artiman und Pandron an deren Spitze die Heimkehrer. Medin spürte, wie eine kleine, nicht bewusst wahrgenommene Last von ihm abfiel. Heimat. Quasar hatte auf seinen Lord gewartet.

  19. Beiträge anzeigen #19 Zitieren
    Veteran Avatar von Aaron
    Registriert seit
    Jan 2012
    Beiträge
    600
     
    Aaron ist offline
    Aaron hatte seinen Trumpf gut ausgespielt. Die Männer verloren ihre Sicherheit und schienen nun eher bereit auch auf Forderungen einzugehen statt einfach blind in ihrer Wut weiter zu rennen. Abwechselnd blickte er einem jedem von ihnen ins Gesicht und sah die Schweißperlen, die sich ihren Weg die Stirn hinab bahnten. Die Geisel in seinem Arm schluckte, schien sich nicht mit sich selbst einig zu sein ob sie ängstlich oder wütend sein sollte. Als der Mann jedoch etwas sagen wollte lockerte der Ordensbruder etwas seinen Griff.

    "Erbstücke wurden gestohlen. Ein verzierter Brieföffner, das goldene Familiensiegel aus alten Zeiten und eine Schatulle in der beide Dinge aufbewahrt wurden."
    "Gut... ich mache euch einen Vorschlag. Einer von euch legt seine Waffen ab und sieht nach ob ich dergleichen dabei haben könnte. So eine Schatulle lässt sich ja nicht unsichtbar machen. Wenn mir dabei irgendwas nicht passen sollte... hab ich immer noch das Schwert an seinem Hals.
    Wenn ihr nichts findet zieht ihr ab und ich lass ihn gehen. Wird das Angebot akzeptiert?"

    Einer der Männer nickte, spuckte aus und lies die Sense fallen um näher zu treten und Aaron in Augenschein zu nehmen. Außer seinem Geldbeutel hatte er nichts weiter dabei, was die fünf nicht hätten wissen dürfen. Zwar war besagter ziemlich voll aber er schätzte die Bauern nicht so ein, dass sie für Gold ihren Gefährten würden sterben lassen.
    Vorsichtig, sich dessen bewusst dass jede Bewegung eine falsche sein könnte, besah sich der Mann die Taschen Aarons und klopfte ihn hier oder da ab. Als er den Geldbeutel ertastete verweilte einen Moment, machte dann aber weiter, bis er der Meinung war er habe alles abgesucht.

    "Er hat's nicht. Ziehen wir ab."
    "Und wenn er Simon dann tötet?"
    "Was hätte er davon?"
    "Rache...? Vielleicht?"

    Nun wurde es Aaron zu bunt. Er hatte nicht vor noch ewig hier herum zu stehen. So stieß er den bedrohten Mann von sich und warf das Schwert hinter den Bauern ins Feld. Noch ehe die anderen reagieren konnten nahm er sein Schwert vom Rücken und zog es aus der Scheide. Das schwarze, fein gearbeitete Schwert lies dem Burschen mit dem Hund den Mund offen stehen.
    "Zieht ab!"
    Zögerlich bewegten sie sich rückwärts ehe sie sich umdrehten und dann weiter liefen. Auch Aaron ging wieder seines Weges und bemerkte wenig später dann Viraya, die sich im Feld aufrichtete. "Was machst du nach einer Parade?"
    Als wär nichts gewesen ging er wieder zum normalen Gespräch über. Er kritisierte sie nicht dafür, dass sie sich zurück gehalten hatte. Vielleicht war es besser so gewesen.

  20. Beiträge anzeigen #20 Zitieren
    Veteran Avatar von Viraya
    Registriert seit
    Jul 2010
    Beiträge
    649
     
    Viraya ist offline
    Viraya überlegte. Sie stellte sich die Situation vor. Ihr Gegner zwang sie zu einer Parade, sie kam aus dem Rhythmus, musste sich wieder fangen, orientieren. Dabei kam sie weiter in die Defensive.

    "Ich müsste ihn überraschen. Entweder zurückweichen, um wieder etwas Platz zu gewinnen, falls er zu nahe ist oder zum Gegenangriff übergehen. Auf jeden Fall muss ich verhindern, dass ein Angriff auf den nächsten auf mich nieder prasselt."

    Antwortete sie und blickte ihn nicht so an, als würde sie fragen, ob die Antwort richtig war. Er hatte ihr gesagt, dass sie ihren eigenen Stil finden musste. Dennoch war sie gespannt, ob er eine Anmerkung hatte. Als er nicht sogleich etwas sagte, fragte sie zurück.

    "Was würdest du tun?"

Seite 1 von 18 12345812 ... Letzte »

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
Impressum | Link Us | intern
World of Gothic © by World of Gothic Team
Gothic, Gothic 2 & Gothic 3 are © by Piranha Bytes & Egmont Interactive & JoWooD Productions AG, all rights reserved worldwide