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    Veteran Avatar von Aaron
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    Aaron ist offline
    Paolo zog ein schmales Krummschwert aus einem Stoffbündel, dass anmutig wirkte. Wahrscheinlich war, dass er es irgend einem Opfer abgenommen hatte, dennoch mahnte sich Aaron selbst dazu den Banditen nicht zu unterschätzen. Der Schnauzbart des braungebrannten zuckte nervös, während sie einander umkreisten wie zwei Adler in der Höhe. Der Ordensbruder wartete ab, wie er es immer tat. Ein wenig ärgerte es ihn, dass er nach wie vor keinen vernünftigen Schild parat hatte, doch er würde auch ohne zurecht kommen. Paolo holte aus und zum ersten Mal trafen die Klingen aufeinander. Der Südländer stolperte rückwärts, überrascht von der Kraft die Aaron ihm entgegen gesetzt hatte, fing sich aber sofort wieder und entkam dem Konter der schwarzen Klinge.

    "Nur damit ich's beim nächsten mal besser mache. Was hat mich verraten?" Aaron schwieg und wartete auf den nächsten Schlag.
    "Hat es dir die Sprache verschlagen?" Der Gesten halber senkte Paolo für einen Moment seine Waffe und Aaron nutzte diesen Augenblick für den Beginn seiner Schlagreihe. Ein ums andere Mal trafen die Klingen aufeinander, wobei der Ordensbruder Paolo unerbittlich näher kam. Das schmale Krummschwert sang nach einem weiteren Aufeinandertreffen mit dem robusten Anderthalbhänder und ein schneller Schlag sollte den Kopf des Südländers von seinem Hals trennen, doch mit einer akrobatischen Meisterleistung entkam Paolo mit einer Rückwärtsrolle. Nicht lange.
    Zu sehr trainiert darauf seinen Vorteil nie verstreichen zu lassen und Überraschungen hinzunehmen setzte Aaron nach. Mühselig hielt sich der Eseltreiber die Klinge vom Hals, trat dann jedoch in einem ungünstigen Augenblick zu und erwischte Aarons Magengegend, so dass er einen Moment nach vorn sackte. Sein Arm schnellte schon wieder in die Höhe, doch zu langsam. Metall fand seinen Weg durch die Kleidung des Oberarms und nur ein gewaltsamer Stoß in die entgegengesetzte Richtung verhinderte schlimmeres als einen Schnitt der zwar brannte, ihn jedoch nicht außer Gefecht setzte.
    "Dein Weibchen hat dich wohl in letzter Zeit zu sehr verwöhnt, mh?"

    Aaron lächelte innerlich, wenngleich seine Mundwinkel sich nicht regten. Er kannte diesen Moment in einem Kampf. Der Moment in dem der Kontrahent sich überschätzte und großspurig wurde. Eine Lektion die unter anderem in Hirogas Ausführungen immer wieder da gewesen war. Absichtlich setzte der Ordensbruder einen Schlag so, dass er leicht pariert werden konnte, drehte sich selbst aber sofort aus der Konterzone hinaus und versetzte dem Standbein Paolos einen Tritt. Das Knie sackte zu Boden und der letzte Hieb nahm widerstandlos dem Banditen das Leben.

  2. Beiträge anzeigen #42 Zitieren
    Veteran Avatar von Viraya
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    Viraya ist offline
    Virayas rot gefärbte Lippen waren reglos. Sie musterte ihren Gegner kalt. Wenn sie etwas gelernt hatte, dann war es keine Emotionen zu zeigen, undurchschaubar zu bleiben. Sie hatte nicht geschrien, als sie ihre Eltern durch die eigene Magie umgebracht hatte und obwohl die Erinnerung daran ihr gar nicht gefiel, dominierte sie nicht ihr Leben. Sie war schon mit anderem fertig geworden und es waren nie ihre richtigen Eltern gewesen.

    Im Hier und Jetzt kämpfte sie allerdings. Sie kämpfte um ihr überleben. Sie oder er und dafür nahm sie jeden fiesen Trick in Kauf, denn er hatte auf die Waffen der Frau nicht reagiert.

    Daher traf Schwert auf Schwert. Die beiden Waffen heulten, ächzten, krächzten. Sie erinnerten daran, dass es nicht die Menschen waren, die den eigentlichen Kampf zu erdulden hatten. Sie fochten ihn nur aus. Dennoch bestand für Viraya die grössere Gefahr, als für die Waffe. Sie würde vielleicht in andere Hände geraten, doch bestimmt nicht all zu schnell brechen. Dafür hatte olirie zu gut gewählt.

    Weil ihr Kontrahent sie unterschätze, konnte die Diebin sich immer wieder aus brenzligen Situationen retten. Dann aber sah sie aus dem Augenwinkel, wie der Boss ihres Gegners fiel. Wenn er das sah, würde er seine Strategie schlagartig ändern. Daher wich Viraya etwas zurück, lockte den Gegner mit sich, zeigte ihm da gewollt, dort ungewollt eine Lücke in ihrer Verteidigung. Allerdings war dies auf unbekanntem Gelände nicht gefahrlos. Einmal strauchelte sie und konnte sich gerade noch retten, indem sie unter dem Angriff hinweg tauchte. Noch im Rollen, schwang sie das Schwert herum, ohne zu schauen und traf die Beine ihres Gegners. Dieser heulte lauthals auf, doch würde sie ihn noch zum Schweigen bringen.

  3. Beiträge anzeigen #43 Zitieren
    Veteran Avatar von Viraya
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    Viraya ist offline
    Sie hatte ihn tatsächlich zum Schweigen gebracht und überlebt. Der erste Gegner, der durch einen Schwertstreich starb. Sie hatte dafür eine Kerbe in den staubigen Boden gemacht, dann ein Kreuz daraus, um die Stelle zu markieren. Danach wurde gegraben, bis der Körper darin Platz hatte. Schlussendlich deckte sie ihn mit Erde zu. Sie war pechnass. Es war anstrengend und nicht der einzige, der die letzte Ehre verlangte.

    Doch irgendwann waren sie fertig, trieben die Esel zusammen und setzten ihren Weg nach Joanina fort. Keiner sprach, denn jeder musste erstmals die eigenen Gedanken ordnen. Sie war ausgebildet worden, um zu töten, doch einfach war es nie und würde es nie sein. Aber so lange blieb sie ein Mensch. So lange lebte sie und unterschied sich von jenen, die sie eliminierte.

  4. Beiträge anzeigen #44 Zitieren
    Am Ufer des Rubikon  Avatar von Medin
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    Quasar

    Das Turnier war schon seit einigen Tagen vorüber gegangen und die Zeit schien seinem Beispiel zu folgen, seit die Gefährten Quasar wieder erreicht hatten. Es war eine seltsame Umstellung für die gereisten Pilger. An ein sprichwörtliches Ende der Welt waren sie gezogen, hatten einen sonderbaren, von uralter Magie durchzogenen Ort gefunden und Erfahrungen gemacht, die sich prägend durch ihre Seelen zogen – der eine mehr, der andere weniger, aber doch alle waren davon betroffen. Und nun waren sie zurück im Fürstentum und seiner mächtigen Hauptstadt. Lord Jun war mit den alltäglichen Herausforderungen von Gerichtsbarkeit, Verwaltung und Diplomatie beschäftigt, seine anderen Ritter durchstreiften die nahen Landstriche, Flecken und Dörfer, um für Sicherheit zu sorgen, die Gardisten taten selbiges in der Stadt und Gor na Jan tat wer weiß was. Medin war sich gar nicht sicher, ob der Templer überhaupt noch in Quasar war, obgleich er hoffte, dass dieser sich wenigstens verabschieden würde.
    Der Paladin für seinen Teil hatte zu einer für ihn fremd wirkenden Ruhe gefunden. Neben seinen Pflichten als Hauptmann und Meister der Rüstungsschmiede der Burg galt seine Aufmerksamkeit vor allem einer Tätigkeit, bei der er die Schwerter hinter einer großen Truhe verstaut ließ: seiner Familie. Er hatte den Eindruck, dass Schimmer in seiner Abwesenheit um einiges gewachsen war und ihr Vokabular um ein vielfaches erweitert hatte (was circa zehn wortähnlichen Äußerungen entsprach). Lilo hatte ihm erzählt, dass eine Amme in der Burg gelästert hatte, wie spät das mehr als zwei Sommer alte Kind doch bisher sprach, aber darüber machte sich der Südländer keine Gedanken. Manche Kinder sprachen früher, andere später. Und Schimmer für ihren Teil war dafür äußerst mobil geworden. Sie lief in jede Ecke, in die sie ihre kurzen Beinchen zu tragen vermochten und entwickelte eine die eigene Sicherheit verachtende Neigung, Dinge hochzuklettern. Auch der kürzlich gebrochene Arm, der gut verheilte, konnte sie davon nicht abhalten. Der Heiler, so hatte Lilo erzählt, war sogar überrascht von der Bereitschaft des Knochens, in der ihm eigenen natürlichen Haltung wieder zusammenzuwachsen. Unausgesprochen lag darüber der Verdacht eines Zusammenhangs mit den magischen Fähigkeiten des Kleinkindes, aber da diese in den vergangenen Monaten kein Problem im Leben der Familie gewesen waren, gab es auch keinen Grund das zu thematisieren. Vielleicht war das auch der Grund, warum Schimmer kaum sprach, überlegte Medin eines Abends, als er in der Schmiede noch Anpassungen an einem Brustpanzer vornahm. Wenn die Tochter ebenso empfänglich für Magie wie ihre Mutter war, fand das gegenseitige Verständnis vielleicht auch auf dieser Ebene Platz. Lilo schien immer zu wissen, wie es Schimmer gerade ging, auch wenn diese im Nebenzimmer spielte. Ob es sich dabei um die Instinkte einer Mutter oder mehr handelte, wussten weder Medin noch wahrscheinlich sonst irgendwer zu beantworten. Aber es war ein Gedanke, der ihm irgendwie ein Gefühl von Einsamkeit vermittelte. Und das, obwohl er mitten in einer großen Burg umgeben von seiner Familie und unzähligen Gefährten war.

  5. Beiträge anzeigen #45 Zitieren
    Veteran Avatar von Aaron
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    Aaron ist offline
    Viraya hatte ihn nicht fehl geführt. Die Auswahl war so groß, dass Aaron die Entscheidung schwer fiel, wobei er im allgemeinen Fall damit wenig Probleme hatte. Doch hier ging es um keinen Gegenstand, sondern um einen Wegbegleiter. Des weiteren hatte er recht genaue Vorstellungen. Fiona war gutmütig und treu gewesen, doch ihr hatte es an Geschwindigkeit gefehlt. Aaron wollte ein junges Pferd, dass er zwar vermutlich noch vernünftig zureiten würde müssen, doch das wollte er in Kauf nehmen.

    "Junger Herr, was kann ich für euch tun?"
    "Ich suche ein Pferd."

    Der braungebrannte Händler mittleren Alters, lächelte unnatürlich und klatschte in die Hände um mit denselben alsbald auf sein umzäuntes Angebot in Form von mehr als einem Dutzend Tieren zu deuten. Bisher war es so, wie schon etliche Male zuvor bei anderen Pferdehändlern.
    "Überraschender Weise habe ich genau solche im Angebot und ich bin mir sicher, dass etwas für euch dabei ist." Das Gesicht Aarons zeigte keine übermäßige Regung und das war dem Händler wohl bei seinen Kunden nicht neu. Er tat sein möglichstes um das Interesse des potentiellen Geldgebers zu gewinnen und führte eines nach dem anderen vor. Eines jedoch war auf dem großen Pferdemarkt anders als auf anderen Märkten: Es gab keine komplett unverschämten Angebote, die von vorneherein als Betrug bezeichnet werden konnten. Joanina lebte vom Ruf eben diesen Marktes und lies nichts darauf kommen. Das tägliche Angebot wurde geprüft von Beauftragten der Stadt. Diese legten den Preis für ein Tier zwar nicht fest, doch gaben sie einen Rahmen an, den der Händler maximal nehmen durfte. Dieses System hatte Aaron beeindruckt und zwangsläufig hatte es die Frage in seinem Kopf genährt, ob dieses allgemein möglich sei und sich auch in anderen Fällen positiv auswirken würde.

    "Was ist mit dem dort?" Aaron unterbrach den Händler, der gerade von den Vorzügen eines Falben geschwärmt hatte und deutete auf einen Rappen.
    "Oh... der Rappe interessiert euch?" Der Ordensbruder nickte.
    "Darf ich fragen wie erfahren ihr mit Pferden seid."
    "Erfahren genug um zu Pferde zu kämpfen."
    "Das ist nicht, was ich meine."
    "Nein?"
    Der Händler suchte nach Worten während sie sich dem schwarzen Tier näherten.
    "Es ist kein Geheimnis, dass ein Händler verdienen will, doch wisset, mir und wohl den meisten Händlern dieser Stadt ist ebenso wichtig ihre Tiere im Besitz eines fähigen Mannes zu wissen."
    Dass Frauen hier nicht eine noch eher untergeordnete Rolle spielten als auf Argaan war Aaron bereits aufgefallen.
    "Der gute ist etwas stürmisch... hast du Erfahrung darin Pferde einzureiten?" Inzwischen so vertieft, dass ihm nicht einmal auffiel, dass er seinem Kunden gegenüber die Höflichkeitsfloskeln, die Aaron so oder so egal waren, vergaß.
    "Ist er noch nicht eingeritten?"
    "Das ist keine Antwort."

    Langsam wurde er schnippisch. Der Belang seiner Tiere schien ihm tatsächlich wichtig zu sein.
    "Nein."
    "Dann kann..."
    "Dann kannst du sicher dennoch eine angemessene Bezahlung gut gebrauchen und dich mit dem Versprechen abfinden, dass ich mir jemanden suchen werde, der mir dabei hilft das Pferd auf meine Ansprüche hin einzureiten und zu erziehen, gesetzt den Fall, dass ich es wagen kann einen ganz normalen Ritt zurück in meine Heimat zu wagen und das Tier an mich zu gewöhnen."

    Der Blick des Händlers wurde verschwommen und wechselte zwischen dem Gesicht Aarons und dem Geldbeutel, den dieser gezückt hatte.
    "Nun gut... doch die ersten Versuche wirst du HIER unternehmen und ich verlange eine Anzahlung."
    Aaron zuckte mit den Schultern. So konnte er wenigstens sehen, falls es doch noch ein Geheimnis an diesem Pferd gab, dass es nicht mehr so interessant für ihn machte.
    "Gut... hier... und bis morgen."
    Er hinterließ den kostbar bestückten Säbel Paolo und ohne ein weiteres Wort ging er zurück zu der Unterkunft. Die Häuser in der Stadt waren zum großen Teil aus Lehm gebaut und der Staub hing in der Luft, während jedoch die Nacht sich näherte und frische Luft brachte. Aaron war es recht bald wieder aufzubrechen, doch eine Sache musste da noch geklärt werden. So fand er Viraya in ihrem Zimmer, in dass er nach einem Klopfen hinein gerufen wurde. Sie saß still an einem Tisch, doch konnte sich der Ordensbruder durchaus vorstellen, dass das bis eben noch anders gewesen war.
    "Wir werden uns demnächst trennen. Ich habe dir die Grundsätze des Kampfes beigebracht. Nur eine Sache wäre noch." Sie schaute ihn nur skeptisch fragend an, inzwischen gewohnt, dass es nicht immer Worte sein mussten - eine Eigenschaft, die ihnen zumindest eine Ähnlichkeit gab.
    "Leg dein Schwert auf den Tisch."
    Geändert von Aaron (07.08.2013 um 20:41 Uhr)

  6. Homepage besuchen Beiträge anzeigen #46 Zitieren
    General Avatar von Gor na Jan
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    Gor na Jan ist offline
    Mit einer gelassenen Trägheit fuhr die Feder über das Papier des Tagebuchs. Die Handschrift des Gor Na war nicht schön, aber funktional. Er konnte sich glücklich schätzen, überhaupt des Schreibens mächtig zu sein. Als das letzte Wort geschrieben war, legte er das Schreibgerät bei Seite und betrachtete die Worte erneut. Ihre Rückkehr lag bereits eine Weile zurück und obgleich die Ereignisse ihrer Reise viele Dinge verändert hatten, hielt dies den Templer nicht davon ab, dort fortzufahren und zu enden, wo er zuvor stehen geblieben war.
    Jan beendete Buch für Buch den Stapel, den er sich in der Kammer des Archivars aufgerichtet hatte. Dann, als er fertig war, nahm er sich noch einmal alle seine eigenen Aufzeichnungen und die Tagebücher und Reiseberichte vor und las sie erneut. Doch diesmal las er sie mit ganz anderen Augen. Er las sie aus der Perspektive, die ihm die Kenntnis der Dinge eröffnet hatte, die er im Kloster erfahren hatte. Und erneut bemerkte der Templer, wie viel sich in so kurzer Zeit geändert hatte...
    Er hatte versucht, dieses neue Gefühl, diese neue Warheit in Worte zu fassen, doch was nun dort geschrieben stand war... abstrakt und bedeutungslos für jemanden, der nicht die gleichen Erfahrungen gemacht hatte. Es war so nicht von Wert für die Nachwelt. Sicher würde die Zeit dies irgendwann ändern, doch ein kleines wenig wurmte ihn das Ganze doch.

    Die Bezahlung, die der Templer dem alten Archivar hinterlies, würde dem alten Mann zu einem kleinen Herzinfarkt verhelfen und er würde definitiv eines Tages zu seinem Versteck in Silden zurückkehren müssen, wenn er mit seinen Finanzen weiter so prasste, doch der gutmütige Mann hatte es verdient.
    Für einen Augenblick stand der einstige Zweihandmeister am Hafen und beobachtete das Mondlicht, dass sich im Wasser spiegelte. Langsam, ohne die Wachen unnötig nervös zu machen, ließ er den Roten Wind vom Rücken gleiten und wiegte das Schwert in den Händen. Er fragte sich, ob dieses Schwert vielleicht inzwischen länger in seinem Besitz war als in dem Cor Angars. Der Rote Wind erzählte eine fantastische Geschichte und hatte das Schicksal der Bruderschaft vom Beginn bis zum Ende begleitet.
    Gor Na Jan erinnerte sich, wie Cor Angar im Kampf um das Pyramidental gefallen war. Er war schon seit Jahren nicht mehr der Führer der Bruderschaft gewesen, doch seit Y'Berions Tod hatte er die Rolle eines Symbols gewonnen. Als er fiel und sein Schwert seinen Händen entglitt, nahm der Sumpf es in Besitz, als wollte er verhindern, dass es in die Fänge der Orks geriet. Und er behielt es, bis der letzte Templerführe Jahre später an diesen Ort zurückkehrte und es wieder in Besitz nahm. Die Geschichte erinnerte den Gor Na verdächtig an eine alte Sage, in der ein ferner König eine heilige Waffe von der Herrin eines mystischen Sees erhielt, um seine Herrschaft zu sichern. Der Rote Wind hatte eine andere Bedeutung, aber Jan war sich sicher, dass es kein Zufall war, dass er diese Klinge führte.

    Es gab noch viele Gedanken zu denken, doch die letzten Tage hatten ihm ein neues Ziel offenbart. Oder zumindest einen Weg. Und er wollte wissen, wo dieser Weg hinführte. Doch bevor er Quasar verlassen würde, gab es noch eine Kleinigkeit zu erlegen. Also ließ der Templer den Roten Wind zurück auf seinen Rücken fahren und machte sich auf die Suche. Nach Medin.

  7. Beiträge anzeigen #47 Zitieren
    Veteran Avatar von Viraya
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    Viraya ist offline
    Langsam zog Viraya eine ihrer Augenbrauen hoch und spitzte den blutroten Mund etwas. Sie tat dies alles unbewusst. Dann blickte sie Aaron direkt in die Augen, doch konnte sie darin nicht erkennen, was er beabsichtigte. Der einfachste Weg dies herauszufinden war es einfach zu tun. Sie wählte ihn und legte das Schwer vor sich hin. Dann wartete sie gelassen ab, was als nächstes geschehen würde.

  8. Beiträge anzeigen #48 Zitieren
    Veteran Avatar von Aaron
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    Aaron ist offline
    Aaron nahm das Schwert in die Hand. Es war ein wahrlich gutes Stück. Die Balance und Ausarbeitung stimmte. Lediglich die Schärfe hatte wohl in letzter Zeit etwas gelitten - es gab also doch noch Dinge, die er Viraya noch nicht beigebracht hatte, doch dies würde sie sicherlich von jedem zweiten lernen können. Der Ordensbruder wog die Waffe etwas in der Hand bevor er sie etwas kreisen lies. Die schwarzhaarige sah ihm zu ohne weitere Eindrücke zuzulassen. Einfach aufmerksam. Sie zeigte nur Regungen, wenn sie nicht auf das kommende gefasst war.

    Er nickte schließlich, zum Zeichen, dass seine eingehende Untersuchung der Waffe beendet war und näherte sich wieder dem Tisch. Seine Waffenhand näherte sich dem Ort, an dem sie die Klinge aufgenommen hatte, doch es klapperte nicht, wie es der Fall gewesen wäre, wenn sie ihren Platz wiedergefunden hätte. Stattdessen griff Aaron mit dem linken nach Virayas Arm, holte aus und lies die Waffe nieder rasen. Holz splitterte als die Klinge die Platte erreichte, Viraya stieß einen Schreckenslaut aus und Blut sickerte auf die Platte.

    Die Schmerzen, die sie haben musste, der feste Griff des Ordensbruders, das Schwert, das noch nichts vollkommen getrennt hatte und vielleicht ein Funken Hoffnung sorgten dafür, dass die schwarzhaarige sitzen blieb während Aaron wieder das Wort erhob.

    "Ich hoffe du verstehst eine Warnung. Diebe sind Abschaum der Gesellschaft. Genau wie Vergewaltiger und Mörder sind sie Parasiten. Du hast dein Wort gehalten - gut - so habe die Chance etwas besser zu machen. Doch rate ich dir es zu vermeiden meinen Weg zu kreuzen, hast du keine guten Argumente, die für einen Sinneswandel sprechen. Möge Innos sich deiner Annehmen Viraya."
    Sie seufzte auf, als er die Klinge anhob und sie auf den Tisch fallen lies. Die Parierklinge hatte verhindert, dass ihr Arm durchtrennt worden war, wie es bei Dieben üblich war. Stattdessen klaffte nur eine Wunde, die sie nie vergessen würde.
    Aaron ging.

  9. Beiträge anzeigen #49 Zitieren
    Veteran Avatar von Viraya
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    Viraya ist offline
    Es schmerzte, aber Viraya war gewohnt die Zähne zusammen zu beissen. Hasserfüllt blickte sie dem verschwindenden Lehrmeister hinterher, während sie nach ihrem Dolch suchte, es dann aber bleiben liess. Sie war ihm unterlegen. Stattdessen knotete sie ein Tuch um den Arm und suchte nach einer Kräuterhexe. Dabei pulsierte das Blut heftig unter der notdürftig improvisierten Binde und färbte ihr Hemd bald röter als ihre Lippen es waren. Das würde er büssen. Eines fernen Tages, wenn sie im Hinterhalt sass und ihm vorher alles geklaut hatte, was er besass. Die Gedanken taten gut. Kühl und kalkuliert. Keine blinde Rache, denn sie hatte nicht vor zwei Gräber zu schaufeln. Schon eines war viel zu anstrengend, wie sie kürzlich herausgefunden hatte.

    Eine gefühlte Ewigkeit später fand sie endlich jemanden, der sich gegen ein paar Münzen um ihre Wunde kümmerte und nicht nur das. Sie erfuhr auch, wo die besten Pferde standen und da sie als Diebin bereits bestraft worden war, blieb die Tat dazu noch offen.

  10. Beiträge anzeigen #50 Zitieren
    Am Ufer des Rubikon  Avatar von Medin
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    Medin ist offline
    Fackellicht warf seine Schatten über den Burghof, als Medin mit einem Schmunzeln auf den Lippen ins Freie trat. Der Schreiberling, von dem er gerade kam, war kaum erbaut gewesen nach Einbruch der Dunkelheit noch gestört zu werden. Zwar hatte er offene Anfeindungen ob des Ranges des Hauptmanns unterlassen, aber das Naserümpfen war unübersehbar gewesen und Medin hätte schwören können, hinter seinem Rücken auch den Ansatz der einen oder anderen abfälligen Handbewegung bemerkt zu haben. Aber was kümmerten ihn schon die schlechten Launen eines Schreiberlings? Die Sache, um die es ging, war schließlich wichtig. Das Bestiarum aus dem Kloster war ein Werk wahrscheinlich unschätzbaren Wertes und musste daher bewahrt werden. Viel wichtiger aber noch: Es musste so vielen Streitern wie möglich zugänglich gemacht werden. Aus diesem Grund hatte der Südländer besagt genervten Schreiberling im Namen Juns beauftragt, das Bestiarum gleich morgen zum Priester zu bringen, unter dessen Anleitung ein Dutzend Kopien des Bestiarums angefertigt werden sollten – im robusten Leder-Holz-Einband. Vielleicht war es Quasars Gelehrten sogar möglich, das anscheinend mehrere hundert Jahre alte Werk mit Ergänzungen oder auswertenden Kommentaren zu versehen, schließlich gingen auch Beliars Dämonen mit der Zeit.
    Aber sich darüber zu sorgen hatte Medin soeben an andere Leute abgegeben, sodass nun verdienter Ruhe entgegen streben konnte. Doch als er den Burghof überqueren wollte, entschied er, dass das auch noch etwas warten konnte.
    „Zu so später Stunde noch unterwegs“, begrüßte er Gor na Jan keineswegs fragend und lenkte seine Schritte in dessen Richtung. „Mit der Nacht kommt die Weisheit, sagt man ja. Wie geht es euch?“

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    Ritter Avatar von Jun
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    Jun ist offline

    Burghof von Quasar

    Schwerter durchschnitten hörbar die Luft und prallten dann kreuzend aneinander. Körper kamen sich näher und Kräfte schoben gegeneinander. Dann sprangen beide Körper zurück und abermals fochten die zwei Kontrahenten mit ihren Klingen, als wäre es ein wahrhaftiger Kampf.
    Jun war einen von ihnen und genoß den Kampf gegen Orbas. Er war ein starker Gegner und bot einen Kampfstil der Jun lehrte, wie man seine Defensive auch ohne Schild sehr gut aufbaut und aufgrund von Wendigkeit wenig Möglichkeiten bietet getroffen zu werden, sowie stets die Chance sucht selbst zu attackieren. So mochte wohl Orbas einst als Söldner überlebt haben - indem er kämpfte als wäre er fließendes Wasser und wirbelnder Rauch zugleich.
    Juns Kampfstil indes war ein anderer. Aggressiv, kraftvoll, leidenschaftlich und doch kontrolliert und elegant. Feuer und Innos - das machte Juns Kampfstil aus und so führten sie den Kampf fort um voneinander zu lernen und auch die zusehenden Menschen lernen zu lassen.
    Hieb folgte auf Hieb und wurde zur Kombination, ehe die Kampferfahrung durchsickerte und zu überraschenden Manövern auf Angreifer- oder Verteidigerseite führte. Ein interessanter Kampf, der endete als das Stundenglas kein Sandkorn mehr in der oberen Hälfte hatte.
    Dann ehrte man den Gegner, verneigte sich und trat zu den anderen. Giran war es dann, der die Ritter und Paladine über die jeweiligen Stile mit gleicher Waffe noch einmal aufklärte und manch Manöver dann direkt in Erinnerung rief.
    So lernte und sah man mehr, als wenn man dies alleine machte. Vor allem für manch Knappen und Jungritter war dies wichtig.
    "Als nächstes Sir Nywroht mit Schwert und Schild gegen Taron von Eirrin mit Speer, Schild und Streitkolben. Achtet darauf, wie konstant Nywroht sein Schild und das Tempo seiner Klinge einsetzen wird. Schaut wie Taron indes mit dem Speer versuchen wird die Sache schnell zu lösen, bis er sich zum Turm macht und seine Schildtechnik einsetzt um wenige , aber effektive Attacken mit dem Streitkolben zu starten. Beobachtet die Beinarbeit und beachtet wie sich der Größenunterschied und das Körpergewicht zu Vor- und Nachteil entwickeln können. Beginnt!", wies der Khoriner an.
    Jun stillte seinen Durst am Fass und sah sich den beginnenden Kampf an, bevor Giran an ihn trat.
    "Anstrengend, heh?", meinte Giran.
    "Es geht. - Nywroht hält seinen Schild zu hoch.", meinte Jun und kaum sagte er es aus, hatte taron mit dem Speer ausgeholt und wirbelte diesen von der Seite gegen Nywroht Waden. Das Gelächter war laut, als sich Nywroht auf dem Boden wieder fand. Doch der rollte sich nur kurz ab, stand dann wieder und machte weiter.
    "Der lockt Taron nur an. Siehst du gleich.", meinte Giran und dann geschah es ur ein paar Momente später. Selbe Szene doch nun sprang Nywroht über den Speer, verkürzte den Abstand und zerstörte den Speerschaftmit einem Hieb, bevor Schild an Schild knallte und Taron seine Kraft einsetzte.
    "Gut gesehen... - was liegt ir auf der Zunge, Freund?", fragte der Paladin.
    "Ich hab da ein ungutes Gefühl. Hast du Pandron gesehen? Oder irgend einen seiner Leute? Die erschienne laut Wachmannschaft nicht mal zum Dienst. Sind die irgendwo unterwegs?", fragte Giran.
    "Ich befahl nichts. Pandron war am Abend vor zwei Nächten zuletzt bei mir. Er berichtete nur. Das Übliche hier und da, erzählte wie es ihm geht... - Aber da war nichts, was mit seiner Abwesenheit zu tun hat. Hast du überall nachgefragt?", fragte Jun.
    "Bei denen, die es wissen mussten. Die Torwachen haben mir gemeldet, das keiner von Pandrons Leuten oder er selbst die Stadt verlassen haben. Trotzdem ist er wie vom Erdboden verschwunden. Was geht da vor sich, Jun?", fragte der Veteran.
    "Ich weiß es nicht. Innos weiß was los ist. Ich möchte dich bitten, ein paar von Medins Gardisten in Bewegung zu setzen. Informier auch Medin darüber. Irgendwer wird doch Pandron gesehen haben. Sie sollen bei den Familien seiner Leute nachfragen. - Seltsam ist es, denn Pandron war doch immer so zuverlässig. Ob da was passiert ist?", meinte der Streiter.
    "Wie gesagt...ich hab da so ein ungutes Gefühl, alter Freund. Aber kann nicht sehen was der konkrete Grund ist. Ich frage auch noch im Hafen nach. Vielleicht sind sie ja mit einem Schiff losgefahren...", meinte der Waffenbruder.
    "Mach das - nach den Lektionen hier.", antwortete Jun und sah dem Kampf weiter zu. Später würde er sich von Artiman wieder nerven lassen müssen, welche Wandteppiche denn in der neuen Ordenshalle hängen sollten und ob man Silberbesteck oder simples Besteck für den runden Tisch nehmen sollte. Nicht zu vergessen unnütze Diskussionen über selbst hergestellte Kerzen oder importierte Kerzen, weil die in Quasar nicht so hübsch leuchteten, wie die aus dem Land der Pferdefürsten. Jun mochte seinen Vogt, aber sah ihn manchmal wahrlich als Prüfung Innos' an seiner Geduld an.

  12. Homepage besuchen Beiträge anzeigen #52 Zitieren
    General Avatar von Gor na Jan
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    Gor na Jan ist offline
    Der Gor Na begrüßte den Paladin mit einem üblichen Kopfnicken, begleitend von einem weniger üblichen Lächeln. Vertraute Gesichter zeigten eine beeindruckende Fähigkeit, die Laune zu heben.

    “Zufrieden“, entgegnete der Templer kurz. Er überlegte, ob er seine Antwort noch weiter ausführen sollte, doch er war sich nicht sicher, ob er das konnte. Und das war vermutlich auch nicht nötig. Medin wusste inzwischen, wie er tickte.

    Jan nahm sich einen Augenblick, um seinen Gegenüber zu mustern. Es lag immer noch etwas Ungelöstes in seinem Blick, doch man merkte Medin an, dass die Rückkehr in die Heimat ihm gut getan hatte. Ihn etwas vervollständigte.

    “Das Leben in Quasar scheint euch auch wieder zu haben“, Jan schaute sich um. Die Stadt war zu dieser späten Stunde fast vollständig zum erliegen gekommen und strahlte eine Ruhe aus, die für einen Augenblick fast obsiegt hätte, den Templer zum Bleiben zu überreden. “Ich bin gekommen, um mich zu verabschieden. Einige Dinge ziehen mich früher nach Argaan zurück, als ich es erwartet habe. Lebt wohl, Medin. Mögen sich unsere Wege wieder kreuzen.“ Der Templer hielt dem Paladin die Hand entgegen, zögerte jedoch kurz und fügte hinzu: “Vorausgesetzt, meine Rückkehr nach Gorthar ist gestattet... Und dass Ihr mich überhaupt gehen lasst.“

  13. Beiträge anzeigen #53 Zitieren
    Am Ufer des Rubikon  Avatar von Medin
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    Medin ist offline
    Die Frage nach den Prämissen, die der Templer aufwarf, hatte wohl stumm in irgendeiner hintersten Ecke des Raumes gehangen und war erst im spätmöglichsten Moment hervor gekrochen, um sich zu stellen. Es schien eine halbe Ewigkeit her zu sein, dass Medin in der Taverne auf Gor na Jan getroffen war und ihn mehr oder weniger festgenagelt hatte – hin und her gerissen zwischen dessen Verbindung zu Redsonja und der hohen Meinung, die er von dem Krieger hatte. Das war nun im Nachhinein betrachtet keine falsche Entscheidung gewesen. Manche Dinge wandten sich auch mal zum Guten, stellte er zufrieden fest.
    „Beides steht euch frei“, antwortete er und schlug in die Hand des Templerführers ein. „Ich bin froh, dass wir unsere Klingen nicht als Feinde gekreuzt haben und dass ihr uns auf der Expedition begleitet habt. Vielleicht war es nicht offensichtlich, aber eure bloße Anwesenheit hat vielen von uns einen Spiegel vorgehalten, den ich nicht missen wollte. Mögen die Götter euch auf eurem weiteren Weg schützen, bis wir uns wieder treffen.“

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    General Avatar von Gor na Jan
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    Gor na Jan ist offline
    Der Templer hielt den Händedruck eine Weile an und versuchte - mehr aus Neugier denn Notwendigkeit - etwas mehr über Medin daraus zu erfahren, wie er die Kraft erwiderte. Jan brauchte nicht zu betonen, wie wichtig die Reise für ihn gewesen war. Was als eine fast bedrohliche Konfrontation begonnen hatte, hatte eine unvorhersehbare Wendung genommen und eine nachhaltige Wirkung hinterlassen. Nicht zuletzt durch die unausgesprochene Waffenbruderschaft, die sie zwischen den Kriegern gefestigt hatte. Nur zu gern hörte der einstige Templerführer, dass seine Anwesenheit auch den Paladinen und nicht zuletzt Medin zu etwas verholfen hatte. Auch wenn seine tatsächliche Wirkung auf die Innosler vermutlich außerhalb seiner Erkenntnismöglichkeiten lag.

    "Und Euch Medin", der Templer löste das Band und nickte dem Paladin zuversichtlich zu. "Bis wir uns wieder treffen." Dann wandte er sich ab und schritt wortlos in die Richtung, aus der er gekommen war.

    Der Weg des Gor Na führte ihn zurück zum Hafen. Seine Sachen waren gepackt, auch wenn es nicht viele waren. Die Lederbeutel an seinem Gürtel waren mit Proviant bestückt, seine Reisigmatte kreuzte seinen Zweihänder über dem Rücken und an seiner Seite hing verschnürt und gut befestigt der Wälzer, der sein Tagebuch geworden war.

    Das Schiff wartete bereits, wenn auch nicht zwangsläufig auf ihn. Zwar hatte der Kapitän sein Geld im voraus bekommen, doch jeder wusste, dass dies einen Mann seiner Sorte nicht daran hindern würde, auch ohne einen verspäteten Gast abzulegen. Jan freute sich nicht unbedingt darauf, die nächsten Tage auf See zu verbringen. Aber so langsam stellte sich dann doch die Gewohnheit ein.

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    Veteran Avatar von Viraya
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    Viraya ist offline
    Der Arm war nicht entzündet. Dafür hatte die Wunde zu fest geblutet und sich wohl direkt selber gereinigt. Dies hatte ihr zumindest die Frau mit dem knochigen Gesicht erzählt, die sie versorgt hatte. Wichtiger war und blieb, dass sie weder zum bedauernswerten Krüppel geworden war, noch ans Bett gefesselt blieb, sondern abgesehen von den Schmerzen, die sie bei jeder Berührung durchzuckten, wohlauf war. Entsprechend hatte sie noch in der vergangenen Nacht ihr Zimmer gekündigt und hatte offiziell Joanina verlassen. Heimlich war sie allerdings wieder zurückgekehrt und hatte Aaron kaum aus den Augen gelassen. Wichtig war dabei immer, dass sie ausreichend Distanz zu ihm hielt, was wiederum zur Folge hatte, dass sie ihn bereits zweimal ganz verloren hatte. Zum Glück kannte sie mehr oder weniger seinen Tagesablauf, seine häufig frequentierten Stellen und den Pferdehändler. Ein Mann, der nicht nur Aarons Pferd besass, sondern auch jenes, das sich Viraya unter den Nagel reissen wollte. Einmal mehr war ihr ehemaliger Lehrmeister nirgendwo zu sehen. Also näherte sie sich dem Pferd. Es glich demjenigen von Aaron ein bisschen, schien jedoch deutlich zahmer.

  16. Beiträge anzeigen #56 Zitieren
    Veteran Avatar von Aaron
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    Aaron ist offline
    "Ruhig bleiben, großer." Besonders zärtlich klangen die Worte aus Aarons Munde zwar nicht, denn zu solcherlei Ausdrucksweisen fehlte ihm wohl eine Veranlagung, doch für seine Verhältnisse waren die Worte ungewohnt ruhig und behutsam. Längst nicht mehr zum ersten Mal saß er halb, halb stand er im Sattel auf dem Rappen. Die Muskeln in seinen Beinen kreischten, war diese Haltung doch nicht besonders schonend und dauerte das Prozedere schon einige Tage an. Doch er dachte gar nicht daran es sein zu lassen, hatte der junge Hengst doch ansonsten alle Eigenschaften, die sich Aaron von seinem Pferd wünschte. Der Händler war ganz in seinem Element und gab Anweisungen zu den Übungen und bestimmte wann eine Pause dran war. Der in dieser Hinsicht unerfahrene Reiter war über die Hilfe auch dankbar, hoffte jedoch demnächst aufbrechen zu können. Zu viel Zeit hatte er schon in diesem Land vertan.

    Aaron wechselte wieder einmal die Richtung, in die er den Rappen laufen lassen wollte, doch wieder einmal stellte sich das Tier stur und lief einfach weiter die Linkskurve, wohl um dem begehrten Wassertrog und vor allem den anderen Tieren wieder näher zu kommen. Als Aaron stärker zog, schüttelte das Pferd widerspenstig den Kopf und versuchte gegen die Kraft anzukämpfen. Noch eine Weile versuchte es der Ordensbruder mit guter Zurede, bevor er erst einmal erfolglos abstieg und sich und dem Tier eine Pause gönnte.

    "Wie lange wird es noch dauern, bis ich ihn soweit habe?"
    "Bei den Fortschritten der letzten Tage, vermute ich weitere zwei bis drei bis es möglich ist."

    Begeistert war Aaron nicht, doch welche Wahl hatte er?

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    Viraya ist offline
    Einmal mehr beobachtete die Diebin die Pferde und besonders ihr Tier oder zumindest jenes, das sie zu ihrem machen wollte. Wie gebannt blickte sie hinüber. Die Stärke, welche im Körper eines Pferdes schlummerte und sich urplötzlich entlud, war überwältigend. Sie musste ebenfalls lernen zu reiten. Der Entschluss war inzwischen fest gefasst. Nur von wem? Hier in Joanina würde es ihr nicht möglich sein, besser sogar wenn sie ganz Gorthar mied. Auf diesem Fleckchen Erde war sie nicht mehr gern gesehen. Genau wie auf einigen anderen wohl.

    So trieben ihre Gedanken dahin, während sie einen Reiter beobachtete, der sich ihr auf elegante Art und Weise näherte. Er schien sich noch nicht perfekt mit dem Tier zu verstehen, doch war irgendetwas vorhanden. Der Schatten dieser zwei Wesen faszinierte sie, denn sie erschienen ihr seltsam bekannt. Sie starrte hinüber, bis sie die Augen erkannte, die Augen sich trafen und sie erschrocken zusammen zuckte. Aaron. Diese Bastard! Es war Zeit für einen Rückzug, wenn es nicht bereits zu spät war.

  18. Beiträge anzeigen #58 Zitieren
    Veteran Avatar von Aaron
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    Aaron ist offline
    Einen Augenblick war da etwas, war SIE da. Für genau diesen Augenblick war sie erstarrt, nicht wissend wie sie sich dem Blick entziehen sollte, bis in beide wieder Leben gekehrt war. Viraya war noch in der Stadt, wie er. Unklug von ihr sich ihm zu zeigen, ob absichtlich oder nicht. Doch die Distanz war zu groß, die Vielzahl der Möglichkeiten zu groß auf die sie sich verstecken konnte und der Antrieb Aarons sie zu finden zu klein, hatte er ihr doch gerade erst die Möglichkeit gegeben ein anderes Leben zu beginnen. Zu sehr war der Ordensbruder Realist, als dass er glaubte, dass seine Warnung schon in der kurzen Zeit Früchte getragen hatte. Vielleicht hatte sie ihn und sich verflucht und die Schmerzen kaum ertragen, doch die Einsicht - so sie denn überhaupt kam - würde noch auf sich warten lassen.

    Schon bewegte sie sich wieder und verschwand in einer Nebenstraße der Stadt. Aaron trieb den Rappen wieder etwas an und lies ihn wenden, was er diesmal sogar ohne Beanstandungen tat. Zu gern hätte er bei all seiner Ignoranz doch gewusst was Viraya vor hatte, doch war es nie seine Stärke gewesen die Taten anderer voraus zu sehen, sie so zu kennen, dass er sie einschätzen konnte. Die einzige Ausnahme war da der Zweikampf in dem kaum einer es verhindern konnte in wiederkehrenden Rastern zu agieren.

    "Morgen verschwinde ich."
    "Aber..."
    "Nichts aber. Dem Pferd wird nichts geschehen."

    Aaron duldete keine Widerrede und er wusste, dass das Geld die Zweifel des Händlers verschwinden lassen würde.

  19. Beiträge anzeigen #59 Zitieren
    Veteran Avatar von Viraya
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    Viraya ist offline
    Sie war unvorsichtig geworden. So unvorsichtig, wie jene Menschen, die sie oft belächelt und als Träumer abgestempelt hatte. Aber sie war lernfähig. Das unterschied sie von vielen und sie floh nicht blind, sondern kehrte in einem Bogen wieder zum Pferdehändler zurück. Sie sprach mit niemandem, doch lauschte sie. So erfuhr sie mit etwas Geduld, dass Aaron am kommenden Tag abreisen wollte. Sie schrieb es sich unter die Ohren und beschloss sich erstmals einen Winkel zu suchen, wo sie unbemerkt schlafen konnte. Das war gar nicht so einfach, doch würde sie den Schlaf in den kommenden Tagen brauchen.

  20. Beiträge anzeigen #60 Zitieren
    Veteran Avatar von Aaron
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    Aaron ist offline
    Aaron legte dem Hengst das Zaumzeug fest und gab dem unruhigen Tier noch eine Hand voll Hafer. Ruben, der Händler, stand neben ihm und wusste wohl nicht ob er lachen oder weinen sollte. Er liebte seine Pferde, doch liebte er auch das Geld und mit dem prall gefüllten Beutel in der Hand und dem neuen Säbel an seiner Seite konnte er sich wahrlich nicht beklagen.

    "Warum muss es so plötzlich sein?"
    "Ich habe schon zu viel Zeit verloren."


    Das Gespräch hatte sich schon oft wiederholt. Nie hatte es ein anderes Ergebnis gegeben als auch dieses mal.

    "Du hast ihm nicht einmal einen Namen gegeben." Aaron zuckte mit den Schultern. Zwar hatte er tatsächlich daran gedacht, doch hatte er andere Sorgen gehabt als sich darüber den Kopf zu zerbrechen zumal er nicht wusste ob ihm überhaupt irgendwann eine Idee kommen würde.
    "Wie würdest du ihn nennen?"
    "Es ist dein Pferd."
    Ruben verschränkte abweisend die Arme.
    "Wohl wahr." Der Ordensritter nahm seine Schwertscheide und band sie am Sattel fest. Varesz Arbeit erwies sich immer wieder als herausragend. Es gab wohl keine bessere Möglichkeit um ein Schwert am Sattel zu befestigen als diese Scheide.
    Nun alles an seinem Platz blickte Aaron noch einmal um sich herum. Der Wind blies leise den Staub über die Weiten des Landes und legte ihn an den Hindernissen Joaninas wieder ab. Wie der Wind verwehten auch die Gedanken und sie fanden zurück zu einer eigentlich längst vergessenen Zeit. Vergessen, weil die Vergangenheit für Aaron nicht viel bedeutete. Er war stets fokussiert auf das hier und jetzt, nicht auf das was war oder das was kommen sollte. Was die Gedanken wiederbelebten war die Geschichte, die ein Bauer der ganzen Horde Jungen und Mädchen erzählt hatte. Sie handelte, wie so viele Geschichten, von einem Burschen der loszog um sein Glück zu suchen. Doch was den jungen Aaron damals fasziniert hatte war nicht der spätere Held gewesen, nein, viel präsenter war eine Randfigur, die nur einmal in der Geschichte aufgetaucht, mit dem eigenen Willen alles einmal durcheinander gebracht hatte und wieder verschwunden war.
    "Ferocas soll sein Name sein." Das waren seine letzten Worte zu Ruben bevor Aaron langsam in den Sattel stieg und den Rappen vorsichtig antrieb. Mit einem Nicken verabschiedete er sich und ritt gemächlich in die helle Nacht hinein.

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