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"Will sich das Hühnchen drum herum reden?", blieb Dennik eisern beim vorherigen Thema und winkte nun Chala zu sich. "Kleines, Lust einen alten Mann zu verprügeln? Gibt doch nichts besseres, als ein wenig Wut ablassen, oder? Was meinst du? Einfache Schläge üben und der alte Mann muss abwehren? Na Bardasch! Zittrige Knie?", trieb der Söldner sein kleines Späßchen mit Alt und Schwach und grinste breit über das Vergnügen.
"Nein, im Ernst. Bardasch, ich glaube du bist mir was schuldig und du könntest dir und mir zu liebe diesen Stock hier nehmen und wenn wir zur Dämmerung hin den Orkwald endlich hinter uns gelassen haben, üben wir eine Runde zusammen mit Chala an der Gespaltenen Jungfrau, ehe wir einen Trinken, geht auf mich, also was sagt ihr?", berichtigte er sich dann noch und verriet so dem Ergrauten beiläufig wo es nun zunächst hingehen würde.
Tatsächlich kam der Waldrand wohl immer näher und es würde nicht mehr lange dauern, da würden sie endlich das Meer erreichen und die Küste entlang zur Gespaltenen Jungfrau reisen.
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"Jaja... gegen meinen Stock", brummelte der Ergraute, auf das Dennik endlich von ihm ablies.
Sollten sie diese Taverne doch erst einmal erreichen, bevor man darüber entschied, vor ihrer Türe kleine Mädchen zu schlagen.
Und um nun tatsächlich mehr Abstand von dem Thema zu gewinnen, nahm Bardasch auch räumlichen Abstand zu seinem jüngeren Freund, über den er innerlich lächelte. Was für ne Type.
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Plötzlich schien die Heilerin ein wenig sentimental zu werden und Gefühle zu zeigen, ein Umstand mit dem der Schweigsame kaum umzugehen wusste und deshalb auch wenig dazu sagte. Ihren Tipp anzunehmen viel ihm nicht schwer, Schwäche zu zeigen war ohnehin keine sonderlich ausgeprägte Eigenschaft von ihm.
"Ja, krieg ich hin!", bestätigte der Dieb selbstbewusst und hoffte, dass er sich dabei nicht selbst überschätzte. Andererseits was sollte schon groß passieren? Viel zu Verfügung hätte er hier ja ohnehin nicht.
Damit verabschiedete er sich dann auch von der Heilerin und machte sich gleich daran den Krankenwagen zu suchen. Wie angedeutet war dieser auch bald gefunden und sich schnell ein Überblick über die Verletzten gemacht. Viele hatten Wunden am Bein, da diese Verletzung das Gehen am meisten beeinträchtigte, doch natürlich gab es auch Patienten mit mehreren Wunden, sodass auch an anderer Stelle welche zu finden waren. Unter anderem die Kopfwunde, an der der Schweigsame schon seine Probleme gehabt hatte.
Deswegen wollte er auch gleich damit beginnen, erklärte dem Verletzten in wenigen Worten was er tun würde und begann den Verband abzuwickeln, die Wunde zu inspizieren und einen neuen Verband dann wieder anzulegen. Heute sah sie auch schon -zumindest in den Augen des Helfers- wesentlich besser aus und verheilte seiner Meinung nach ganz gut.
So fuhr er schließlich fort, entschied teilweise nach eigenem Ermessen welche Verbände zu wechseln waren und welche nicht, um Material zu sparen von dem es hier sicher nicht im Überfluss gab und erfüllte gelegentlich Wünsche der Betroffenen. Etwas zu trinken da, eine Scheibe Brot dort, nur die geforderte Wunderheilung konnte er nicht erfüllen. Abschließend beschloss er Leyla kurz Bescheid zu sagen. Auch wenn sie Abstand bekommen wollte, so konnte er sich trotzdem vorstellen, dass sie die Gedanken nach dem Verbleib ihrer Patienten nicht ganz loslassen würde.
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Nachdem sie Schwarzwasser verlassen hatten, gingen die vier Söldner mit der Hauptgruppe und somit der größten Gruppe durch den Orkwald, zu einem Treffpunkt.
Bei diesem Treffpunkt erwartete sie Meister Ornlu und auch einige Orks.
Als Luke die Orks sah, verspürte er Angst, da diese Wesen nicht grade wie nette Leute aussahen. Doch anscheinend hatte Ornlu einen Handel mit ihnen geschlossen, da einige Pakete Sumpfkraut, sowie Vieh an sie übergeben wurden. Luke hoffte, dass sie sie den Orkwald sicher durchqueren könnten. Wobei 'sicher' im Orkwald nicht ganz richtig war.
Vielleicht wurden sie nicht von Orks oder Echsenmenschen angegriffen, aber man konnte nie wissen, ob nicht ein hungriger Wolfsrudel oder Ähnliches in der nähe war.
Doch soweit lief alles gut und die Gruppe konnte bisher den Wald ohne große Probleme durchqueren. Langsam aber sicher näherten sie sich der "Gespaltenen Jungfrau", bei der sie wohl eine Rast einlegen würden, bevor es weiter in Richtung Bluttal ging.
Die meiste Zeit war Luke recht weit vorne bei der Gruppe mit seinen Freunden, doch bald schon verließ Rekhyt sie um seinen eigenen Dingen nachzugehen und Dennik ließ sich auch einwenig zurückfallen und redete mit Bardasch und Chala.
Eine Zeit lang liefen San und Luke schweigen nebeneinander her und beobachteten die Gegend. Sollten sie doch noch angegriffen werden, lag es unter anderem an ihnen den Rest der Gruppe schnell zu warnen und mit den anderen Wächtern und Jägern zu verteidigen.
Doch da nichts passierte, ließ auch der Druidenlehrling sich einwenig zurückfallen und ging neben Dennik weiter.
"Ruhiger als erwartet", begann der Dieb das Gespräch mit seinem Freund und meinte dann:
"Hätte nicht erwartet dass das Waldvolk so gute Beziehungen mit den Orks hat. Aber gut zu wissen."
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Dieser Wald, durch den das Waldvolk zog, fort von Schwarzwasser in neue Gefilde, die weniger bedroht waren, hatte etwas atemberaubendes an sich. Die finsteren Nadelbäume, welche sich schnurgerade den Wolken entgegen reckten, mahnend ihre spitzen Blätter im Wind schüttelten, wurden allseitig flankiert von den breiten Stämmen stolzer Wollbäume, die Chala wohl nur mit der dreifachen Länge ihrer Arme umfassen könnte. Das Unterholz war lediglich rudimentär vorhanden, verhinderte das Blätterdach doch, dass den kleineren Pflanzen genügend Sonnenlicht zuteilwurde. Auch der Regen war wohl zu großen Stücken den Bäumen vorbehalten. Zwar war sich die Aranisaani bewusst, dass es auch etliche Schattengewächse gab, doch fand man diese wohl eher tiefer im Mischwald. Sie hatte jedoch bemerkt, dass ein Kerl - Rekhyte erinnerte sie sich wage - Kraut und Wurzel dem Erdreich entriss, eher entlockte, ging er doch behutsam zu Werke. Offenbar schien er einen Nutzen in den Pflanzen zu sehen, der Vered verschlossen blieb. Doch wurde sie in diesem Moment einem Wink von Dennik gewahr, der es wohl auf ein Gespräch mit ihr anlegte. Widerwille ließ sie zögern, stieg ihr doch gleich wieder die, dank ihrer Hautfarbe kaum sichtbare, Zornesröte ins Gesicht. Zwar hatte sie sich ein wenig beruhigt und zwischendurch sogar einige Stunden Schlaf gefunden, dennoch wollte ihre Wut nicht ganz weichen. Selbst Zeit um sich zu Waschen hatte sie gefunden und vermutlich war es zu großen Teilen dem Sumpfkraut zu verdanken, wenn sie nicht gleich wieder auf das Gesicht ihres Lehrmeisters einschlug.
Die Wüstenblume legte einen Schritt zu, bis sie auf einer Höhe mit dem Taschendieb war, den sie unverwandt anstarrte. Was wollte er? Er sollte sprechen, damit sie sich wieder ihren Gedanken widmen konnte. Und wo war eigentlich Ryu? Er müsste doch auch irgendwo in diesem Menschenstrom zu finden sein.
Doch noch ehe sie weitere Überlegungen anstellen konnte, gesellte sich der schmächtige Freund Denniks zu ihnen.
Luke, kommentierte Chala in Gedanken, dessen Name sie sich ungewöhnlich gut merken konnte.
Das Thema, was der recht unscheinbare Jüngling ansprach, weckte sogar das Interesse der Wildkatze, war es doch das erste Mal gewesen, dass sie einen waschechten Ork aus der Nähe hatte betrachten können. Nur durch das geschriebene Wort konnte sie sich bisher ein Bild dieser kriegerischen Rasse machen, musste jedoch feststellen, dass ihre Vorstellung so gar nicht der Realität entsprach. Eben deshalb lauschte sie nun dem Gespräch welches zwischen den beiden Freunden aufkam, da sie hoffte, weitere interessante Neuigkeiten zu erfahren, die ihr ein Buch nicht hatte vermitteln können.
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"Hatte auch keinen blassen Schimmer, Luke", entgegnete Dennik und lächelte bei dem Gedanken daran wie geheimnisvoll dieses Waldvolk doch nur war. Die Paladine beispielsweise schrieben sich all ihre Bündnisse und Moralvorstellungen auf die Fahne und gingen dann damit auf die Straße, nicht so die Waldläufer und Druiden. Nicht nur die Natur wurde bewahrt, sondern auch die Geheimnisse des Volkes.
"Dieser schwarze Ork hat mir ganz schön Angst eingejagt, gegen den will ich nicht gezwungen werden zu kämpfen... man man", kommentierte Dennik noch ehe er einen Blick zurück warf und Bardasch böse anschaute. Was war das nur für eine Gestalt? Selbst jetzt wo er wieder normal war, war er irgendwie zu nichts zu gebrauchen, oder musste man einfach hartnäckig sein? Der Dieb würde es bald herausfinden.
"Chala. Eigentlich wollte ich vorschlagen, dass du, wenn wir erst bei der Gespaltenen Jungfrau angekommen sind, eine kleine Übung mit Bardasch durchführst, aber anscheinend hat er keine Lust und mir fällt gerade wieder ein, du hast ja schon ewig nicht geschlafen, oder? Höchstens kurz in der Sumpflilie... nun egal, vielleicht sollten wir es wirklich verschieben. Luke kennst du schon, oder? Einer meiner Freunde, wir haben schon Seite an Seite gekämpft, einige Male jedenfalls", richtete der Söldner dann seine Aufmerksamkeit wieder auf seine jetzigen Gesprächspartner und tat so eben den ersten Schritt außerhalb des Blätterdaches.
Sie hatten den Orkwald hinter sich gelassen und spazierten geradewegs Richtung Gespaltene Jungfrau. Dennoch rief er sich in Erinnerung, dass es noch ein kleines Stück Weg war, das sie von der Taverne trennte und die Schwärze der Nacht würde immer näher kommen.
"Bin gespannt, wann wir ankommen, oder ob wir eine Nacht hier draußen verbringen...", kommentierte er dann noch seine Gedanken und schaute in den Himmel.
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"Wie viele Man sind wir wohl?", sprach der Ergraute, der sein Pferd am Zügel hielt und zu den Dreien auf schloss. Dennik sprach von der Jungfrau, einem Ort, der mit so vielen Menschen aus den Nähten platzen musste. Wer entschied darüber, wer ein Bett bekam und wer kam für die Kosten auf?
Bardasch gehörte nicht zu den Leuten, die sich ein Dach über dem Kopf leisten konnte. Und eine andere Frage war auch nicht gerade unerheblich. "Wird man uns in der Jungfrau überhaupt aufnehmen. Gibt es überhaupt noch jemand, der uns aufnehmen könnte?", über legte Bardasch laut. "Vielleicht steht da auch gar nichts mehr".
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In einem schmalen Fluss treibend, gen Orklager unterwegs...
An einen Ast geklammert, mit bibberndem Körper trieb der kleinwüchsige Ork Urgo einem Flusslauf entlang gen finstren Orkwald. Sein Körper roch nebst den für einen Ork typischen Ausdünstungen nach Tod.
Er hatte sich Nahe herangewagt an die Siedlung der Morras nahe des grossen Baumes. Geschickt hatte er sich angestellt bei seiner Pirsch, hatte Gruppen umgangen und sich stets in den Schatten aufgehalten. Ja, sogar gewundert hatte er sich… Gewundert, dass die als so gewitzt bekannten Späher der Waldmorras ihn nicht entdeckt hatten. Doch die Wahrheit über ihre Unachtsamkeit hatte die seine bei weitem übertroffen.
Echsengebiest in unüberblickbarer Menge war aus dem Unterholz gebrochen und hatte alles hinweggefegt! Es war ein Schlag von ungeahnter Kraft. Gekommen aus dem Nichts wie es Urgo schien. Doch so kraftvoll, dass nicht einmal die gesamte Sippe der Waldmorras etwas dagegen unternehmen konnte.
Urgo wusste nicht genau was mit ihm geschehen war. Alles ging so schnell, etwas hatte ihn am Kopf getroffen und ihm die Sinne geraubt. Als er wieder zu sich gekommen war, lag er an einem sumpfigen Ufer nahe von Morra gebauten Stegen.
Man hatte ihn wohl für Tod gehalten…anders konnte er sich seine Unversehrtheit nicht erklären…
Tscherpak hatte über ihn gewacht und seine schützende Hand über ihn gehalten.
Die anderen hatten da wohl weit weniger Glück.
Urgo hatte, sich weiter in den Schlamm kauernd, umgesehen und das schiere Ausmass der Zerstörung erblickt die diese Echsenkreaturen über die Waldmorras gebracht hatten.
Das ganze hatte Urgo auf eine ungeheuerliche Art und Weise berührt.
Es war nicht Mitleid oder Angst dass ihn erfasste. Sondern eine Erektion die ihn erschaudern liess, geformt aus Ehrfurcht und Blutdurst.
Diese Kreaturen hatten innerhalb weniger Monde seit ihrer ersten Sichtung ein Chaos über die Morras gebracht, wie es die Karrek nicht einmal ansatzweise vollbrachten.
Natürlich war dies auch nicht im Sinne der Karrek, wozu auch?
Dennoch war die Wildheit und Brutalität mit der diese schuppigen Kreaturen vorangegangen waren sehr beeindruckend für Urgo.
Sie würden ein gutes Feindbild für die Karrek abgeben und ihnen im Kampf als ebenbürtige Krieger gegenüberstehen.
Mittlerweile hatte Urgo das Ufer nahe der Kreshrackafelsen erreicht. Von hier aus war es nur noch ein kurzes Stück bis zum östlichen Anfang des Orklagers.
Er musste Melog Bescheid sagen! Falls seine Brüder und Schwester nicht schon längst Bescheid wussten…
Geändert von Urgo (23.09.2014 um 14:51 Uhr)
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WRRRAAATTSCHHH! - WRAAATTSCHHH! - WRRRRRAAAAAAAAAAATTTSCHHHH!!
Heftig hob sich der große Brustkorb Tat'ank'Kas auf und ab. Sein dunkler Körper war durchnässt von Blut seiner Feinde. Sein Blick war berauscht und voller Zorn. Dem Zorn eines Berserkers.
In der einen Pranke hielt er Tohu. In der anderen das was Tohu nach drei gewaltigen Hieben an einem Echsenmenschen übrig ließ.
Dann schrie er einfach nur noch vor Wut und zerschlug das was noch Echsenmensch war mit weiteren Hieben. Den großen Schwarzork hatte etwas getroffen, was er lieber mit einer großen Wunde an sich selbst erlebt hätte. Etwas was er einbrenne konnte und was verheilte. Stattdessen trug er in sich eine Wunde die er nicht ausbrennen oder rausschneiden konnte. Es war ein großer Verlust von dem was er beschützen wollte. Der große Ork fiel auf die Knie und blickte zornig und mit Tränen zu Boden. Er stemmte seine Arme gegen den Boden.
"Schöpfer! Nimm meine Weiber zu dir und gebe ihnen den Platz den sie verdient haben. Nimm meine Stammesbrüder und -Schwestern zu dir und führe sie zu ihren Ahnen. Führe meinen Sohn Taha'tan'Ka zu meinen Ahnen. Da wo mein Vater, mein Vaters Vater und all die Väter meines Blutes seit Beginn der Zeit am ihren Platz einnehmen. Lass Taha einen Platz am großen Ahnenfeuer einnehmen - Ich werde es mit vielen Seelen für dich feiern.
Dort sollen sie alle wissen, dass Tat'ank'Ka lebt. Lass sie wissen, dass sein Herz voller Zorn schlägt und seine Rache nicht mehr versiegen wird! Und wenn ich ehrenvoll sterbe, dann freue ich mich in dein Reich einzukehren!
Denn dort sehe ich meinen Vater,
dort sehe ich meine Mutter,
meine Brüder, Schwestern,
dort sehe ich meine Ahnen von Beginn an.
Sie rufen nach mir - sie bitten mich meinen Platz einzunehmen
unter ihnen in den Hallen des Schöpfers, wo die würdigsten Orak ewig leben."
Tat'ank'ka erhob sich wieder. Ein Ork betete nicht viel, doch wenn er es tat, dann aus gutem Grund. Die Echsenmenschen hatten sie geprüft und sein Stamm hatte diese Prüfung bestanden. Es war am Morgen als Späher der Karrek in erste Kämpfe verwickelt wurden. Nur einer kam zurück und ging wieder mit allen Karrek die den Kampf suchten.
Grausam lehrten die Orks die Echsenmenschen welche Rasse vom Schöpfer erwählt war. Unzählige fielen durch orkische Kampfkraft, wurden zerrissen von Orkhunden und verendeten in den Fallen der Orak. Doch alle Ehre im Kampf, alles Blut wurde teuer mit eigenem Blut bezahlt. Die Echsenmenschen lehrten die Orks, dass sie viele waren.
Und so kam es, dass eine zweite Gruppe Echsenmenschen den wenig geschützten Karrek angriff.
Als die Orak um Tat'ank'Ka zu Hilfe eilten, waren schon einige Orkweiber, Alte und Junge gestorben. Danach begann ein zweites Massaker an allen Echsenmenschen die noch lebten. Sie mochten groß und stark wie manch Orak sein, doch weder ihre Waffen noch ihre Kampfkunst, war eines echten Orak würdig.
"Ehren wir die Gefallenen. Entzünden wir ein großes Feuer. - Und wenn das große Feuer erloschen ist, ziehen wir los und vergießen das Blut unserer Feinde. Keine Echse wird uns überleben...", sprach der Schwarzork zu den Orak die um ihn standen und seinen Schmerz und Zorn teilten.
Geändert von Tat'ank'Ka (24.09.2014 um 20:17 Uhr)
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Im Orklager
„ Nurshok prethok parra parra Kehsotok! Argokh prethok parra parra Kehsotok!“
In einem steten synchronen Schwall ergossen sich die uralten traditionellen Formeln aus den Mündern der Berufenden die sich unweit des Karrek versammelt hatten um die etlichen Verwundeten Oraks zu behandeln und zu pflegen. Die Wörter, gelehrt von Melog, sprachen sie im Rhythmus der Trommelschläge aus, so wie es ihnen gesagt wurde.
Viele Oraks hatten schwere Verletzungen erlitten und es galt die bösen Geister die den Waffen der Echsenwesen innewohnten mit den rituellen Aufsagungen zu vertreiben während sie die Wunden versorgten.
Urgo war seit seiner Ankunft auf den Beinen. Er war müde und ausgelaugt. Längst nicht mehr Herr seiner eigenen Gedanken sondern nur noch ein Teil dieser Gruppe, die ihrer Pflicht nachging.
Soeben hatte er einen weiteren Orak, Krashurak war sein Name, zwei grosse Schnittwunden am Rücken ausgewaschen und zugebrannt. Narben die ihn ehrten und die ihm nun nicht mehr schaden konnten. Doch die provisorische Liege, gebaut aus Stroh, Geäst und was man sonst so gefunden hatte war bereits von einem neuen Orak besetzt worden. Sein Gesicht zeigte dicke eitrige Furchen auf und sein Arm war gebrochen. Urgo griff nach dem Eimer zu seiner Linken worin sich ein dicker natürlicher Brei befand, der ihnen für allerlei Wunden zur Verfügung stand. Mit einem blutigen Lappen wischte und drückte er den Eiter aus den Furchen, der Ork grunzte wacker den Schmerz weg. Dann trug er die Paste auf. Für den gebrochenen Arm musste er den Ork an einen seiner Kollegen verweisen. Er wusste zwar was zu tun war, doch konnte ein Ork in der Grösse des Patienten den Bruch sauberer behandeln. Und da dieser Orak seinen Arm im Kampf wieder benötigte, wollte Urgo, dass er richtig behandelt wurde.
„ Nurshok prethok parra parra Kehsotok! Argokh prethok parra parra Kehsotok“
Als nächstes erblickte er eine Bauchwunde….nein mehrere Bauchwunden. Bisswunden der Echsen…widerwärtig und entzündet. Der bärtige Ork schnaubte schwer und mit einem steten Rasseln in der Lunge. Seine Augen waren fiebrig und er sprach abwesend zu seinen Ahnen. Urgo dankte den beiden Orks, die ihn auf die Liege gelegt hatten und begann den Bauch abzutasten.
Die Stellen der Bisse waren merkwürdig aufgedunsen und fühlten sich an den Bissrändern knorpelig an. Er zupfte den Dolch von seinem Gürtel und steckte die Spitze leicht in eine der Wunden, winkelte sie dann an und blickte so unter den Hautlappen. Sofort erkannte er den grünlichen dicken Schleim der violett glänzte.
Urgo hob seinen Kopf und rief kräftig " Nashanga "gen Furterokh, einem Berufenen wie er es war, zu er solle zu ihm kommen.
Der Ork war selbst inmitten von Arbeit, wusste aber, dass Urgo nicht nicht rufen würde, wenn es nicht wichtig war.
„Was ist Urgo?“
„Schau mal, seine Wunde!“
„Die Bisswunden? Sieht schlimm aus….ich glaube er schafft es nicht.“
„Glaub ich auch nicht, trotzdem, schau genauer hin, siehst du den Schleim?“
„Sieht nicht gut aus…Gift?“
„Ich glaube es ist Speichel…“
"Speichel? Urgo, willst du sagen diese Echsenkrieger haben giftigen Speichel?“
„Ich vermute nur Furterokh. Hol am besten Melog oder einen anderen der mehr Grips als wir in der Rübe hat. Sie müssen es sich ansehen.“
Furterokh nickte finster und stapfte sofort los.
Urgo schob den Dolch wieder in seinen Gürtel und tupfte mit seinem Lappen den Schweiss des noch immer abwesend sprechenden von der Stirn.
Er würde nicht mehr lange leiden müssen…
Geändert von Urgo (25.09.2014 um 09:35 Uhr)
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Im Orklager
Bestialischer Gestank herrschte im provisorischen Lazarett des Orklagers.
Noch immer wechselten die verwundeten Oraks alle paar Stunden auf den Liegen vor Urgo und seinen Gefährten die sich um die Verwundeten zu kümmern hatten.
Immer wieder gingen neue Trupps hinaus in die Wälder um angreifende Echsenmenschen zurückzuschlagen.
Die Kriegstrommeln der Orks, erklangen Tag und Nacht und würden auch sobald nicht mehr verstummen. Jeden Abend wurde gefeiert, was die Moral der Krieger hob um am nächsten tag wieder kämpfen zu können. Besonders heroische Streiter der Oraks wurden in der Nacht bei Ritualen dämonisch geweiht und mit dem Blut der Feinde übergossen um ihre Haut und ihre Kriegerseele zu stärken.
Dies war aktuell der Alltag des Karrekstammes. Ein zermürbender Alltag wenn man es auf Dauer ansah. Dennoch standen die Streiter der Karrek jeden Morgen voller Stolz auf, wenn sie denn überhaupt geschlafen hatten, und widmeten sich den Aufgaben des neuen Tages.
Urgo nähte gerade eine Bauchwunde zu und tupfte anschliessend die Wunde mit Mogathuspaste ab.
Seine Augen waren Müde, doch sein Pflichtbewusstsein hielt alles in seinem Körper an der Stange.
Er war es nicht, der mit seinen Brüdern und Schwestern durch die Wälder pirschte und Bestien erschlug. Also war er es wenigstens der dafür sorge trug, dass seine Brüder es immer und immer wieder tun konnten.
Nicht immer gelang es ihm oder den anderen der Heilung zugetragenen Oraks, und so mancher Leib fand des Nachts mit leeren Augen sein Ende in den Flammen.
Krushak würde über sie alle wachen und ihre Geister säubern auf das sie ewig in seinem Reich Erfüllung finden konnten.
Ein weiterer Orak war soeben auf der Liege Urgos verstorben.
Zu tief waren seine Wunden gewesen, zu viel Blut hatte er bereits auf dem Weg aus den Wäldern verloren.
Die Ahnen mochten über ihn gewacht haben, doch sein Schicksal war bereits besiegelt gewesen als man ihn auf diese Liege gelegt hatte.
Der Kleinwüchsige Karrek hob die Hand und gab das Zeichen, dass den zwei Helfern des Lazaretts anwies, die Leiche zu den anderen zu bringen.
Im Hintergrund hämmerten weiter die Kriegstrommeln, während die Wundbrenner des Lagers ihre Psalmen aufsagten und ihr Werk verrichteten.
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Orklager
"Sie haben dazu gelernt.", meinte Rasaff, nachdem das Scharmützel am Übergangpass gen Sümpfe geendet hatte. Hier an dieser schmalen Passage die umgeben von Felsen wenig Raum ließ, konnten sie ihre Stärke umso besser ausnutzen. Die mengenmäßige Überlegenheit der Echsenwesen verlor ihr Dasein, wenn nicht einmal vier von ihnen so wirklich durchkamen. Dazu sorgten nicht minder die Maßnahmen der Orks unter Tat'ank'Kas Führung. Jede Echse die sie erschlugen, wurde zu dieser Passage hin entsorgt, nachdem ihre essbaren Stücke entfernt waren und ein paar Baumstämme, sowie Felsen dazu machten eine wirksame schlecht passierbare Barriere daraus.
"Sie ziehen sich zurück, wenn zu viele fallen oder die Schleuderkämpfer das Feuer entfachen.", warf Gungun ein.
"Nicht nur das. Ich habe gesehen, wie ein paar während des Angriffs an der Barriere Dinge davon zogen. Habe sie noch mit der Krash erwischt.", meinte Menki zu ihnen von einem höher gelegenen Felsen, auf dem die Schleuderer und Schützen agierten.
"So ist es. Die ersten Angriffe von ihnen waren unkoordiniert. Wie aufgescheuchte GoGos liefen sie in ihren Tod. Mit den letzten Angriffen aber haben sie ihr Vorgehen verändert. Nicht mehr lange und sie haben vielleicht ein Mittel, um gegen uns besser vorzugehen, während wir Orak hier warten und darum eifern, wer mehr von ihnen erschlägt.", sagte der Veteran und blickte zu Tat'ank'Ka.
"Sie werden vielleicht bald die anderen Pfade in den Orkwald finden. Die Pfade der Waldmooras. Ist das so fallen sie uns in den Rücken.", meinte dann der Schwarzork.
"Ich denke da noch weiter Tat'ank'Ka. So wie diese Viecher sind nehmen sie vielleicht einen anderen Weg. Über das Gebirge den Osten entlang und dann zum See. Dann kommen sie im nördlichen Orkwald an.", fügte Rasaff an.
"Dann werden die Karrek sie auch dort erschlagen.", sagte Gungun stolz.
"Orak! Wir sind keine 300 Oraks. Wir sind hier lediglich gut drei Duzin. Ewig halten wir die täglichen Angriffe auch nicht aus. Wir müssen überlegen, was wir machen, wenn es soweit ist. Der Karrek kann die Lösung sein.", rief Gorbag rein.
"Wir werden überlegen. Der Karrek bietet Schutz, aber er ist noch nicht so ausgebaut, wie eine Orkfestung es sein sollte. Noch lange nicht. Wir können den Karrek dicht machen und die ganzen Vorräte dort lagern, aber dann sind wir zu viele an einem Ort.", meinte Tat.
"Je weniger wir dort sind, umso länger können die, die dort allen Schutz haben verweilen. Vier Duzin Orak sind mit den Weibern und Frischlingen im Lager. Ein halbes Duzin verwunderte Orak dazu. Wenn wir davon ein Duzin zur Versorgung aller Art mitnehmen, kann der Rest dort ein paar Monde sicher aushalten. Während wir als Horde losziehen. So wie in den alten Tagen der Orak. Wir jagen unsere Feinde und kehren zurück, wenn die Beute verschwunden ist.", rechnete Rasaff vor.
"Das klingt gut.", meinte Gorbag.
"Ich stimme dem auch zu. Wenn Melog es auch als weise sehen wird machen wir das so. Er wird uns auch Antwort geben, wie wir den Drachen sehen müssen. Schick Subat und Olonk los. Sie sollen von unseren Worten erzählen. Wir sorgen hier dann dazu, dass wir die Passage dicht machen, um Zeit zu gewinnen.", wies der Schwarzork an. Die orks hatten einen Plan.
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Wie viel Zeit mochte schon in Lands gegangen sein, seit dem sich Tashunka erneut von seinem Stamm distanziert hatte um die Ruhe der Wildnis zu finden und sich auf seine Dienste für SIE zu besinnen? Er hatte keine Ahnung. Er verbrachte Tag um Tag damit zu IHR zu sprechen. Er schärfte seinen Geist, übte sich in Genügsamkeit und ging nur in großen Abständen auf Jagd um sich zu ernähren und IHR Opfer darzubringen.
Mit den Wochen fand er Ruhe, obgleich sein Willen die Kräfte zu erlangen, die er ersehnte ungebrochen war. Er erkannte, dass er nicht erzwingen konnte, was er nicht verdiente und dass nur die Dämonin selbst entscheiden konnte, wem sie die Werkzeuge IHRER Macht in die Hände legte. Seine Mühsal trieb erste Blüten. Die Zauber fielen ihm zunehmend leichter, seine Aufmerksamkeit war befreit von lästigen Nebengedanken und Wünschen. Zwar wusste er, dass er als Teil des Stammes Verpflichtungen hatte, doch war es dem Schwarzork auch immer darum gegangen seine Artgenossen zu beeindrucken und in der Rangfolge zu übertrumpfen, so ging es ihm jetzt ausschließlich um sich selbst und seine Herrin.
SIE begrüßte seine Art Umzudenken, ja SIE unterstütze ihn dabei. Er spürte und wusste es und jeden Tag wartete er wieder auf ihre Prüfungen. Sie bestanden in unterschiedlichen Bürden, die SIE ihm auferlegte. Das wechselhafte Wetter, die quälend langsam kommenden Fortschritte, erneute Rückschläge. Doch sein Geist brach nicht. Die Zeiten des Schlafes waren kurz, die Nahrung, die er zu sich nahm knapp, Momente der Entspannung nicht vorhanden.
Wieder einmal zog er zwischen den Bäumen hindurch. Seine Beute war nicht mehr weit und zudem verletzt. Es würde ein prächtiges Opfer werden. Eine Hirschkuh, die sich zu weit in den dunklen Wald hinein gewagt und bereits angefallen worden war. Andere Spuren von Wölfen etwa hatte der Ork nicht entdeckt, doch die Blutspuren waren untrüglich. Das Tier hatte sich bereits verteidigt und kämpfte nun um die Zeit, die ihm noch blieb.
Der Jäger zog scharf die Luft durch seine Nase. Etwas an der Luft störte ihn. Ein Geruch, der ihm nicht bekannt und zudem noch so aggressiv war, dass er schwerlich nur von etwas unbedeutendem sein konnte. Tashunka fuhr sich mit seinen Lippen über die Hauer und schritt weiter voran. Mit dem Selbstbewusstsein eines Karrek im eigenen Revier ging er aufrecht und ohne zu große Vorsicht. Der Wind fuhr ihm entgegen und trug den Geruch des blutenden Tieres und dieser seltsamen anderen Präsenz mit sich.
Die Spuren auf dem Boden waren frisch. Der Geruch intensiv. Hinter jedem Baumstamm erwartete der Berufene ein Tier, das versuchte sich von seinen Wunden zu erholen. Es lag keine große Ehre darin ein solches Tier zu erlegen, doch es war eine Pflicht zu beenden, was so oder so nicht mehr aufzuhalten war. Ein anderes Tier zu töten, wenn dieses in jedem Fall sterben würde, nur um eine ruhmreichere Jagd zu haben wäre ein Frevel an den Idealen der Orks - dem Recht des Stärkeren gewesen.
Der Schwarzork blieb wieder stehen. Er sah das Tier nun. Es stand auf schwachen Beinen und trank aus einem vom Regen der letzten Tage gespeisten kleinen Tümpel. Das Blut lief ihm die Beine hinab und verfärbte das Wasser. Tashunka zog einen seiner Wurfspeere aus seinem Köcher und wog ihn in der Hand, den Punkt des Gleichgewichts ausbalancierend. Gerade setzte er zum Wurf an, als wieder eine Schwade des intensiven Geruchs seine Nase irritierte. Er verzog skeptisch die Mundwinkel als auch schon ein Krachen von zertretenen Ästen erklang und ein fremdartiges Wesen aus dem Dickicht stürzte und mit einem peitschenden Schlag seines Schwanzes die Hirschkuh zum Sturz brachte und ihm die Klinge in den Körper rammte. Das niedergestreckte Tier zuckte einige Male auf ehe es ermattet liegen blieb während das merkwürdige Wesen seine Waffe in die Luft reckte und einen triumphierenden Schrei ausstieß. Noch hatte es den Schwarzork scheinbar nicht einmal bemerkt. Dieser glaubte kaum was er sah. Wie die Orks und die Morra stand dort eine Kreatur, die auf zwei Beinen lief. Von der Statur fiel zunächst nur der breite Schwanz auf, der hin und her peitschte. Die ganze Haut war mit kräftigen Schuppen und nur Stellenweise auch mit primitiven Rüstungsteilen überdeckt. Der Kopf, etwas niedriger als bei dem Ork angesiedelt, war eine Fratze, die an einen Waran erinnerte und spitze Zähne in einem großen Maul beherbergte.
Aus dem Dickicht traten noch zwei weitere dieser Gestalten. Sie schienen eine primitive Art der Kommunikation zu betreiben, ehe sie sich wegdrehten und von dem Schwarzork aus sich daran machten in die andere Richtung zu entfernen. Wut stieg in dem Karrek auf. Diese Wesen jagten im Revier seines Stammes. Sie stahlen ihm die Beute und dann ließen sie sie unangetastet zurück? Der Kehle des Orks entstieg ein tiefes Knurren, dass noch bis zu den Wesen hörbar war, die sich alsbald umdrehten und ihn aus schlitzartigen Augen anstarrten ehe sie schon zu den Waffen griffen. Im nächsten Augenblick liefen sie schon los. Tashunka stürmte ihnen entgegen und schleuderte den Wurfspeer. Eines der Wesen konnte ausweichen, doch das nächste traf der Speer in den Brustkorb, so dass dieser unter lautem Knacken aufgebrochen und die Kreatur zurück gestoßen wurde und tot liegen blieb.
Unaufhaltsam liefen die anderen weiter. Während in der einen Pranke der Klingenstab ruhte, streckte Tashunka wutentbrannt die andere Richtung der ersten Echse aus, die noch einige Meter entfernt war. Schlagartig schossen dünne, schwarze Nebelfäden aus seinen Fingern und stoben auf den Kopf der Echse zu. Sie schienen sich in jede Öffnung ihres Kopfes einen Weg zu bahnen und das eben noch zielstrebige Wesen kam aus dem vollen Lauf, schien noch einen Augenblick mit der Macht, die sie übermannte zu Ringen, ehe sie den Kampf verlor und sich mit starrem Blick dem Gefährten zuwandte und diesen kurzerhand während seines Vorbeilaufens enthauptete.
Augenblicklich lies Tashunka von der Kontrolle der Echse ab, doch nur um seiner Macht eine neue Form zu geben. Die Nebelschleier entstiegen dem Kopf des Wesen als loderte in ihm ein Feuer, welches Rauchschwaden ausstieße. Benommen blinzelte die Schuppenhaut doch schon zog der dunkle Hauch sich um seinen Hals und die Schlinge zog sich zu. Tashunka knirschte wütend mit den Zähnen, während er den Arm langsam hob und auch die Echse höher gehoben wurde. Krächzende Laute entstiegen ihrem Maul. Der Ork ging langsam auf sie zu.
"Du hast Gebiet betreten, das den Orks gehört. Du hast Beute genommen, die den Orks gehört. Zwei Fehler, die sich niemand erlauben sollte, der so erbärmlich und schwach ist. Den Tod hast du verdient, doch soll es nicht so ein schneller sein, wie der den deine Gefährten genießen konnten, nein."
Der unsichtbare Griff um den Hals der Echse löste sich und sie fiel zu Boden, doch noch ehe die Gestalt ganz hinunter gesunken war, griff der Schwarzork, der inzwischen vor ihr stand in den sehnigen Nacken des Wesens und hielt sie daran fest. Der Klingenstab fiel zu Boden als Tashunka ihn los lies um nach seinem Messer zu greifen. Er setzte es an die Brust der Echse und presste es zwischen zwei Schuppen um schließlich hinter eine dieser zugreifen und sie mit einem Ruck ab zu hebeln. Die Echse zuckte und hatte doch nicht mehr die Kraft sich ernsthaft zu verteidigen. Eine weitere Schuppe fand den Weg zum Boden und dickflüssiges lief den Torso hinab. Der Ork schleuderte die Echse auf den Boden, hielt sie mit dem Knie fest und schnitt sich selbst eine Wunde in die Hand, ehe er sie auf blutende Stelle der Echse legte.
"Du sollst keine Ruhe mehr finden, sollst dich selbst vergessen, den Sinn deines jämmerlichen Daseins und allenfalls in der Lage sein den Rest deiner Art - sollte es noch mehr geben - zu finden um ihnen zu berichten welche Dinge sie erwarten, sollten sie es weiter wagen unser Gebiet zu beschmutzen. Du sollst Dinge sehen, die selbst eine so abartige Gestalt wie du sie bist fürchtet, nur eines sollst du nicht. Sterben. Sieche dahin. SIE wird dich holen, eines Tages, doch dein Weg ist noch weit und schmerzhaft."
Während er diese Worte sprach spürte er wie aus seinem Blut die Kraft der Magie entwich und sich im Körper seines Opfers ausbreitete. Als der Schwarzork das Messer wegsteckte, den Klingenstab nahm und aufstand, fühlte er sich ausgelaugt. Die Echse brauchte einen Moment, doch kratzende Laute ausstoßend, quälte sie sich auf die Beine und wankte schließlich davon.
Tashunka hob den Blick Richtung des dichter werdenden Waldes. Er hörte Orktrommeln. Es war Zeit zurück zu kehren.
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Der Berufene bahnte sich seinen Weg durch den Wald. Hinter ihm her schleifte der leblose Körper der Echse, die ihr Ende durch Tashunkas Speerwurf gefunden hatte. Die kopflose hatte der Schwarzork liegen gelassen. Die Aasfresser würden sich sicher um sie kümmern. Wie schon am letzten Abend kümmerte er sich wenig darum, ob er bemerkt wurde oder nicht. Dies war das Gebiet seines Stammes und so verhielt er sich auch wie jemand, der hier jagte und nicht gejagt wurde.
Der Karrek war nicht mehr weit. Die Trommeln wurden immer lauter für seine Ohren und schließlich tat sich der Felsen vor ihm auf. Längst mussten Späher ihn bemerkt haben. Ob sie sich nun zeigten oder nicht war dem Schwarzork aber egal. Er setzte Fuß vor Fuß bis er auf das Tor zu ging und sich dieses schon vorher öffnete und zwei Oraks hervor traten und in der Manier von primitiven Torwachen die Klingen verkreuzten um den wiederkehrenden aufzuhalten.
Der Schwarzork blieb vor den beiden stehen und sah ihnen abwechselnd in die Augen. Sie hatten den Spott, den sie sich überlegt hatten schon in den Augen zu stehen.
"Geht zur Seite!"
Glu'Rak grunzte belustigt.
"Hör ihn dir an. Monate drückt er sich vor seinen Pflichten im Stamm, kehrte dann irgendwann wie ein Hund zurück mit einer Echse, die er vermutlich irgendwo gefunden hat und will noch Befehle geben. Vielleicht muss nach einer solch langen Zeit der Abwesenheit, das Aufnahmeritual im kleinen wiederholt werden. Was meinst du, Grr..."
Die Frage an seinen Kameraden endete in einem Gurgeln als Tashunka den Arm ausstreckte und seine Magie den Hals des nun röchelnden Hundes von einem niederen Ork zuschnüren lies.
"Du redest so undeutlich Glu'Rak. Ich kann kaum verstehen was du sagst." sprach der Berufene mit drohendem Ton. Er bewegte seinen Arm etwas zur Seite und spürte wie der Widerstand des Oraks stärker wurde. Lange würde er ihn nicht mehr festhalten können, doch es genügte wohl für den Augenblick. Er stieß den Orak mithilfe seiner Magie beiseite und lies die Kraft seines Geistes versiegen. Der andere Orak ging ihm von allein aus dem Weg und Tashunka schliff die Echse zwischen ihm und dem röchelnden Glu'Rak hindurch in das Lager, wo einige standen, die alles mit angesehen hatten.
"Hat noch jemand Anmerkungen oder Fragen?"
Er blickte in Fratzen Kshak Kars und seiner Saufkumpane, sowie einiger Späher, die sich hier am Feuer den Abend vertrieben. Die angeseheneren Oraks hielten sich dichter am Zentrum des Lagers auf. Niemand zeigte eine Reaktion.
"Dachte ich mir doch." knurrte der schwarze und bewegte sich weiter in Richtung der Zelte Melogs.
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"Du bist also zurück." Es war eine Feststellung, keine Überraschung in den Worten Melogs. Der Schwarzork war gerade erst durch den Eingang des Zeltes ungefragt hinein gegangen. Niemand hatte versucht ihn aufzuhalten und der höchste Schamane selbst machte keine Anstalten sich darüber zu beklagen. Der Berufene war schließlich auch nicht ohne Grund hier.
"Ich verspüre, dass dein Geist und deine Stärke gewachsen sind, Tashunka. Doch warum kommst du jetzt? Bist du am Ziel?"
"Nein."
"Was dann?"
Der dunkle Orak sah sich in dem Zelt um. Verschiedenste Felle verbargen wohl hunderte Gegenstände, die der Schamane für seine Rituale oder Anrufungen benötigte. Der alte selbst stand mit dem Rücken zu ihm vor einem einfachen Altar auf dem sich einige grob gefertigten Schalen befanden. An einem der Arme Melogs sah Tashunka für einen Augenblick frisches Blut.
"SIE ruft mich. Ich weiß es. Ich bin bereit für den nächsten Schritt. Ich will und werde IHRE Unterstützung erfahren und es wird nicht nur für mich von Nutzen sein."
"Du bist ein Narr..." Der Schamanenälteste drehte sich zu dem selbstsicheren Berufenen um und sah ihm mit klugen, jedoch glasigen Augen - so schien es dem Schwarzork - direkt in das innerste seiner Seele. "... wenn du glaubst, dass du der bist, der hier einen Nutzen heraus schlägt. Dennoch liegt Wahrheit in deinen Worten. Doch nun geh. Ich werde dir mitteilen, was IHR Wille ist, sobald ich es gesehen habe."
Tashunka hielt noch einen Augenblick den Blickkontakt. Dann ging er ohne ein Wort aus dem Zelt. Für ihn gab es keinen Gedanken an das duftende Fleisch, dass die anderen Oraks verspeisten. Er verschwand ohne weiteres Aufheben in seiner eigenen Schlafstätte, aus der er Augenblicke vorher noch einen Orkjüngling entfliehen sah und legte sich zur Ruhe.
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"SIE will, dass du erneut die Stärke deines Geistes und deine Loyalität unseren Werten gegenüber beweist."
Eine Überraschung sondergleichen. Darauf wäre der Schwarzork auch ohne die Fähigkeiten des Sehers gekommen. Der Berufene fühlte sich weit entfernt davon sich weise zu nennen, so wie es Melog war, doch für diese Auskunft reichte sein Verstand und vor allem seine Erfahrung. Bei allem was er über SIE bereits erfahren hatte, so war SIE doch in IHRER Art die Karrek IHREM Willen zu unterwerfen leicht zu durchschauen. Daran war nichts falsches, wie Tashunka befand, denn SIE belohnte Loyalität und Stärke mit Gaben, die jedes IHRER geforderten Opfer rechtfertigte.
Seine zynischen Gedanken behielt der Schwarzork für sich und wartete auf die folgenden Worte des Schamanen, der ihm erneut diese Aufgabe übertrug.
"SIE zeigte mir einen Orak der den Weg der Ehre beschritt und seinen letzten Atemzug im Kampf tat. Er war in dem richtigen Alter und kämpfte wacker, ja er erschlug noch die übermächtig erscheinende Bestie, ehe eine zweite folgte die ihn zerfleischte. Ich sah diesen Orak und ich wusste, dass er in all seinem Tun zwar nicht immer richtig gelegen hatte, doch seine Aura war stark und sein Geist rein. Er hatte sich die Ehre des letzten Kampfes verdient um seiner Seele einen angemessenen Platz in Beliars Reich zu geben."
Melog hielt inne formte Daumen und Mittelfinger zu einem Kreis in dessen Mitte ein Schleier entstand, den er durch das Auseinanderziehen seiner Pranken etwas größer werden lies. In den Schleiern entstanden Bilder. Sie wirkten zunächst verschwommen und dunkel, doch zunehmend konnte Tashunka die Umrisse des Gebirges erkennen und schließlich bewegte sich etwas und was er sah, das hatte er schon einmal gesehen.
Es war Reddok, der seinen letzten Kampf focht. Ein Bluthund lag tot neben ihm, der andere schlug die Waffe des ergrauten Oraks beiseite und zerriss ihn.
"Doch die Bestie lies ihn nicht gehen. Seine Seele fand nicht den Weg in das Reich des Schöpfers, sie ist gekettet an das Wesen, dass er nicht zu Töten imstande war."
Das Bild in den Schleiern wurde kleiner und dennoch sah man im letzten Moment einen zweiten Orak, der einen letzten Blick zu dem sterbenden Orak warf, ehe er sich umdrehte und ging.
"Die Bestie behielt für sich, was Beliar gehört, sie legte in Ketten, was die Freiheit verdiente. Nun geh, Tashunka und gib dem Orak, was er verdient und bringe dafür IHR das Opfer dessen dar, der unser aller Schöpfer bestahl."
Der Schwarzork schloss kurz die Augen. Es war gut eine Aufgabe zu haben die ihm gebührte und deren Vollendung ihn erfüllen würde.
"Ich gehe."
Der Schwarzork drehte sich um und ging aus dem Zelt. Sein Schritt führte zielstrebig zum Tor wieder hinaus, durch das er erst vor kurzem wieder hinein gelangt war, doch diesmal stellte sich keiner in seinen Weg. Er ging ohne Wurfspeere und ohne Klingenstab. Die einzigen Waffen, die er bei sich trug waren sein Jagdmesser und die Gewalt seiner Magie.
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Nördlicher Wald
Einige Tage waren ins Land gezogen als das Trio der Orks, bestehend aus Urgo dem angehenden Schamanen. Furokh dem Jäger und Gargo dem Kollos die Höhle nahe Stewark verlassen hatten um zurück ins Orklager zu gehen.
Es war ein gemeinsamer Entschluss gewesen, gefällt aus Tatsachen die vor allem von Furokh der als Späher hervorragend war zusammengetragen wurden.
Stewark selbst war ein Bollwerk und zu gut verteidigt um da auch nur irgendwie annähernd einzudringen. Vereinzelt hatte der Jäger Morrabauern gefangen genommen und diese dann durch Urgo befragen lassen, da Furokh der Morrasprache nicht mächtig war.
Doch die Morras wussten nichts von gefangengenommenen Orks die sich innerhalb der Mauern befanden. Womöglich waren diese längst Tod oder gar woanders hingebracht worden.
Es blieb ihnen also nichts anderes übrig als ihr Vorhaben abzubrechen und zurückzukehren.
Besonders Gargo missfiel dieser Entscheid, da er als Urkma stets den Weg des Kriegers wählte und lieber in Massen von Morrakämpfern ersaufen würde als mit Schande auf den Rücken Heim zu kehren.
Doch es war nicht alleine sein Entscheid weshalb er sich der Mehrheit zu beugen hatte.
So wanderten sie schweigend und betrübt durch den nördlichen Teil des Orkwaldes.
Regen tröpfelte durch das dichte Blätterdach und kaum Sonnenschein durchbrach die Düsternis des Tages. Allgemein war es kalt geworden denn der Winter nahte.
Während Furokh irgendwo im dichten grün verschmolzen die Vorhut bildete stapfte Gargo wuchtig über den ihnen bekannten Pfad und rotzte, da er sich eine Erkältung eingefangen hatte, in kurzen Abständen dicke grünliche Schleimfontänen aus seiner Nase.
Dabei ignorierte der Koloss das stete, ihn verwirrende Geschwätz seines doch sehr kleinen Begleiters. Vor allem weil das Geschwätz nicht ihm galt, sondern seinem Wanderstab.
Urgo steckte in einem Wechselbad der Gefühle. Einerseits war er betrübt, dass sie ihre Aufgabe den Ork Rudra und andere seiner Gruppe zu finden abbrechen mussten. Die Hinweise waren einfach zu wage gewesen, das Risiko selbst gefangen zu werden oder sich einfach sinnlos zu opfern zu gross.
Andererseits frohlockte er , da der Schädel seines Stabes ihm etliche Dinge offenbarte und Wissen mit ihm teilte, dass direkt Von IHR selbst stammte.
Er erzählte ihm von den Mächten die überall um ihn herum existierten. Energien an denen sich alle Dämonen und Geistern labten und Ritualen die die Geschicke dieser Welt umzuleiten vermochten.
Er erzählte ihm von den Schwierigkeiten diese Mächte zu kontrollieren aber auch von den Möglichkeiten die damit einhergingen.
Als Berührter, so sprach der Schädel, sei Urgo in der Lage diese Energien durch seinen Körper zu leiten und zu fokussieren und zu kanalisieren.
Dies sei sogleich auch seine erste Aufgabe. Den mit Hilfe der kanalisierten reinen Energie wäre es ihm möglich eine Licht entstehen zu lassen, das ihm folgte und eine herkömmliche Fackel ersetzte.
Natürlich war ein einfacher Lichtzauber nicht unbedingt das, was sich Urgo unter Macht ausmalte, doch der Schädel versprach, dass dies erst der Anfang war von dem, was ihn noch erwartete.
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Bei jedem Schritt begehrten die Muskeln und Sehnen des Orkes auf. Er war kurz vor dem Ende seiner Kräfte. Zu Beginn hatte er die Bestie bei seinem Abstieg noch auf den Schultern getragen. Nachdem er einmal abgerutscht und einige Meter gestürzt war, war er vorsichtiger geworden.
Mit aufgeschürften Beinen und den schmerzenden Wunden vom Kampf schleppte sich der Schwarzork nun durch den Orkwald und schleifte den Bluthund hinter sich her. Er hörte die Geräusche des Waldes nur noch am Rande seines Bewusstseins, doch sein Geist war noch wach genug um zu registrieren, dass es nicht die beste Idee war verletzt und ohne Waffen mit einer nach Blut und Fleisch riechenden Beute durch den Wald zu ziehen und dabei eine Spur hinter sich zu legen, die jeden Räuber anlocken würde. Er wusste es und dennoch tat er es.
Was war es, dass ihn antrieb zu solcherlei dummen und selbstzerstörerischen Tätigkeiten, die ein geschulter Jäger um jeden Preis vermieden hätte? War es Eitelkeit? War es der Glaube daran, dass SIE über seine Taten wachte? Er dachte nicht darüber nach sondern setzte Schritt um Schritt.
Das Geheule der Wölfe drang an seine Ohren, das Brüllen eines Schattenläufers lies alle anderen Geräusche für einen Moment verstummen, ehe sie wieder einsetzten. Es war wie immer, nur fühlte sich der Orak zum ersten Mal wie die Beute, nicht wie der Jäger. Mit einem grimmigen Grollen fasste er die Beine des Bluthundes etwas höher und hob die Geschwindigkeit an, doch seine Glieder ächzten.
Eine hervorstehende Wurzel brachte ihn zu Fall und keuchend fing sich Tashunka kurz vor dem Boden auf. Er besann sich auf all jene Aufgaben die er gemeistert hatte um IHR zu dienen. "Ke Tscherpak!" Fluchend erhob er sich und spie wütend aus. Was er gegeben hatte für SIE war genug, um erwarten zu können, dass SIE auch etwas zurück gab. Er packte den Bluthund, hievte ihn sich auf die Schulter und stapfte weiter.
Das Geheule wurde lauter, die Wölfe kamen näher. In anderen Wäldern waren sie die Herrscher, hier mussten sie sich unterordnen, waren jedoch auch stärker geworden und die Rudel größer als üblich. Doch mehr Mäuler benötigten mehr Beute und sie fraßen alles. Mied der Wolf in anderen Wäldern Morra und Oraks, so jagten sie sie hier bei jeder Gelegenheit.
Tashunka schleppte sich weiter. Schon hörte er sie näher kommen. Blätter stoben davon. Sie waren sich ihrer Sache sicher. Ein Knurren hinter sich, lies Tashunka herum fahren und den Bluthund fallen lassen. Er sah nun schon drei und weitere folgten. Sie fackelten nicht lange und sprangen heran. Chancenlos aber dennoch bereit sich zu verteidigen packte der Schwarzork sein Messer und versuchte sich zu sammeln um doch noch einmal Magie wirken zu können, doch er war zu erschöpft. Gerade sprang der erste auf ihn zu, als von hinten eine weitere Bestie heran sprang und den Wolf zur Seite schleuderte. Der Schwarzork folgte der mit dem Blick der Bewegung und sah gerade noch wie der Orkhund den Wolf zerriss während zwei andere heran sprangen und sich vor den Ork stellend die Zähne fletschten.
Der größte der drei war Ulu, der Hund Tat'ank'Kas, leicht zu erkennen, strotzte er doch wie sein Herr vor Muskeln und Kampfeslust. Die Orkhund hielten die Wölfe trotz Unterzahl in Schach und der Schwarzork erkannte die Chance, packte erneut den Bluthund und schleppte sich weiter Richtung Karrek.
Als er die Palisaden unter Geleitschutz der Hunde erreichte, schleppte er sich mit letzter Kraft hindurch und brach vor dem Zelte Melogs zusammen, nur noch halb bei Bewusstsein.
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Für einen kurzen Moment hielt der Wanderer inne, legte seine mächtige Linke an die grobe Rinde eines nahen Baumes und schloss die Augen. Mit einem langen, tiefen Atemzug nahm er die kühle Luft des nahenden Abends in sich auf und füllte seine Lunge, bis sie aus seinem Brustkorb zu springen schien.
Es war nicht der Anblick der zusammengezimmerten Holzpalisaden gewesen, nicht die grobschlächtigen Schemen, die im Zwielicht des Waldes mit schwer schlurfenden Schritten ihren Weg über die festgetrampelte Erde bestritten. Es waren nicht die unzähligen Feuerstellen und Fackeln, die mit ihrem unruhig flackernden Lichtschein mit der Dunkelheit rangen. Auch das brummende Geschrei, das kehlige Brummen und die undeutlichen Gesprächsfetzen, das durch den kahlen Wald an sein Ohr drangen oder der Geruch von gebratenem Fleisch und verschwitzten Körpern waren es nicht. Es war nicht das Gebell der mächtigen Bestien, die sich einige wenige als Begleiter ausgesucht hatten, nicht das Klirren des Metalls in der Schmiede oder der Geruch nach frischem und geronnenem Blut.
Es war das unstete Pulsieren der magischen Energie, das kaum merkliche Vibrieren der Luft, die erfüllt war von einer ungewöhnlichen Kraft. Nur unscheinbar aber auf eine Art und Weise, die keinen Zweifel daran zuließ, dass sie da war, strömte diese Energie aus dem Lager der Oraks hinaus in das Dunkel des Waldes und ließ dem Grünen das Nackenfell zu Berge stehen. War er so blind, so taub, so dumm gewesen, dass er das nie gespürt hatte? War er vielleicht zu lange dort gewesen und den Sinn dafür verloren, was er jetzt wahrzunehmen vermochte? Oder hatte er es schon immer gespürt, war sich dessen aber nie bewusst gewesen?
Für eine Ewigkeit, die nicht länger als einen halben Herzschlag dauerte, ließ er seine Augen noch geschlossen. Verlor sich in der Dauer eines Augenblicks. Und dann trat er aus der Dunkelheit ins Licht.
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Im südlichen Orkwald
Holz zerbärstete und etliche Splitter spickten in alle Richtungen durch die Gegend oder prallten an den etlichen Bäumen ab die ihnen in der Flugbahn standen, als Gargo seinen fetten Hammer grossflächig Schwang. Die davon erfassten Echsen stoben wild zischend zur Seite weg, überschlugen sich bei der Landung mehrmals und knallten dann ebenfalls gegen massive Baumstämme.
Der Koloss grunzte zufrieden und stapfte auf die zuckende Schuppenhäuter zu um ihnen mit einem wuchtigen Schlag auf den Kopf den Rest zu geben.
Diese platzten wie überreife Melonen und liessen nur noch in der Kälte dampfende Haufen zurück.
Urgo erklomm einen umgekippten toten Baumstamm und blickte anerkennend über die kleine Grasbewachsene Fläche inmitten es Waldes auf der Gargo eben gewütet hatte.
Die Nase rümpfend und kehlig knurrend schaute er in die blattlosen Baumkronen die sie umgaben und zupfte dann die blaue Kapuze über seinen Kopf.
Er hüpfte vom Stamm auf den Boden und stützte sich bei der Landung beidhändig mit seinem Stab. Der Unterkiefer des Skelettkopfes schwang dadurch auf und ab was ein leichtes klackern ertönnen liess und das kräftige Schnauben Gargos untermalte.
„Gute Arbeit Gargo! Drei Echsen hier und weitere drei nahe des Grackafelsens! Du machst den Karrek wieder grosse Ehre!“
Der Koloss wuchtete seinen Kriegshammer auf den Boden und liess sich dann auf den Hintern plumpsen. Er warf den Kopf nach hinten wodurch seine langen schwarzen und dicken Haare, die mittig des ansonsten kahl rasierten Schädels zu einem Zopf gebunden waren, nach hinten. Schweiss rann über seinen fetten Körper und dampfte ebenso wie die zerschmetterten Leiber.
Er zupfte mit seiner blutverschmierten Pranke in seinem Umhängebeutel und fand dann glücklich grunzend ein Stück Moleratkeule darin. Behände schob er sich die ganze Keule zwischen die Kiefer während dicker Sabber über seine Hauer rann. Der Knochen splitterte als seine Zähne ihn durchbissen, es schmatzte und knarrte und schon war die gesamte Keule verschwunden.
Was für Urgo eine Mahlzeit hätte sein können, war für Gargo ein Snack.
Der Koloss wischte sich mit dem Handrücken über die dicken spröden Lippen und entgegnete grollend:
„Du hättest ja auch etwas machen können! Dachte dein Schädelfreund bringt dir bei Schamanenzauber zu wirken?“
Die Worte liessen Urgo, der inzwischen nahe an seinen Freund herangeschritten war, zusammenzucken. Seit Wochen war er nun daran die Mysterien der Magie zu verstehen und deren Umgang zu erlernen. Doch schein ihm das Ganze nicht so leicht zu fallen wie er es sich erwünscht hatte. Er konnte die Magie inzwischen erspüren und nutzen, auch wenn die Feinfühligkeit für die verwobenen Stränge der Magie noch längst nicht so ausgereift war wie sie sein sollten.
Auch hatte er die Grundregeln der drei Sprüche erlernt die er erlernen wollte.
Es war ihm Möglich eine Lichtkugel in seinen Handflächen zu manifestieren, eigentlich ein Wunder wenn man bedachte, dass er sein bisheriges Leben komplett ohne solche imposante Effekte lebte.
Doch leider fehlte es der Kugel an Kraft und Beständigkeit. Sie flackerte, war klein und konnte seine Handfläche nicht verlassen….
Auch der Zauber Telekinese war deutlich schwerer als erwartet und brachte meist mehr Kopfschmerzen als ersichtlichen Fortschritt.
Auch hier wusste er wie er den Spruch anzuwenden hatte. Er spürte, wie es der Schädel ihm lehrte, wie er mithilfe der Magie für andere nicht sichtbare Verbindungen ziehen konnte. Doch dies alleine reichte nicht. Er musste diese Verbindungen festigen und zwar so fest, dass er mit seinen Gedanken daran zerren und schieben konnte wie es ihm gefiel.
Bei kleinen Dingen wie Kieselsteinen war es ihm immerhin Möglich diese durch Gedankenkraft wegspicken zu lassen. Ein kleiner Fortschritt wenn man bedachte, dass er sie eigentlich exakt steuern können sollte…. Doch alles was grösser als seine geschlossene Faust war, lies sich von ihm nicht einmal annäherungsweise bewegen.
Und dann war da noch der Unglücksrabe! Oh wie sehr wünschte er sich diese Gabe! Eines der wohl Grössten Geschenke die SIE ihm machen konnte!
Es gab viele Wege diesen Zauber, naja eigentlich war es mehr ein Fluch, zu wirken.
Urgo hatte sich für den Entschieden, der ihm am stärksten vorgekommen war.
Dazu musste er einen echten Raben opfern!
Sprich, er brauchte einen lebenden Raben sowie etwas das dem Opfer gehörte wie Haare, Zähne, Haut oder Fleisch oder Blut. Dann musste er den Raben, während er die erlernten Formeln sprach, das Genick brechen und den Mage aufschneiden. In die Öffnung steckte er dann was auch immer er vom Opfer hatte und verbrannte anschliessend den gesamten Raben.
Die Flammen sollten sich dann violett oder grün färben und das Opfer müsste einige Tage von Unglück gepeinigt werden.
Allerdings hielt sich Gargo nach wie vor bestens im Sattel und zeigte nicht im mindesten Zeichen nahenden Unglücks. Gut, auch das Feuer das die dutzenden Raben die es schon missbraucht hatte verbrannte, färbte sich meist nur Minim…
Alles in allem hatte er also noch viel Übung nötig. Übung die er auf seiner Streiftour mit Gargo hoffentlich erlangen würde. Die beiden hatten nämlich bereits einen neuen Auftrag von Melog erhalten der sie quer übers Land gen Nordwesten führte wo eine Morrastadt scheinbar von dem Drachen niedergestreckt worden war.
„Ach halts Maul Gargo! Du weisst genau dass IHRe Kräfte zu mächtig sind um sie mal eben aus dem Stehgreif zu beherrschen. Es braucht viel Übung und einen trainierten Geist um es zu erlernen. Ist nicht so einfach wie mit etwas überschüssiger Kraft nen Hammer zu schwingen!“ krächzte er leicht beleidigt und sich rechtfertigend zurück.
Der Koloss grinste schelmisch und erhob sich grunzend wieder. Dann schulterte er seinen Hammer und entgegnete ehe er weitermarschierte:
„Dann schau das du schneller lernst kleiner Orak! Hier komme ich noch mehr oder weniger alleine klar, nach dem Weissaugengebirge, nahe des grünen Dschungels herrscht laut unseren Spähern der wahre Krieg. Da wirste gefressen wenn ich mal nicht hinschaue!“
„Ich sagte halts Maul Gargo!“
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