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  1. #81 Zitieren
    Grisha Avatar von Emerahl
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    [Bild: qxV8XvE1rKkDilynrae.png]

    Die Idee Bardans, Nahla als seine Dienerin auszugeben, war gar nicht so schlecht. War sie doch schon häufig in die Rolle der unterwürfigen Dienerin geschlüpft. Das erlaubte ihr auch, die Menschen um sich in dem Anwesen zu beobachten, zu dem sie unterwegs waren, ohne von ihnen beachtet zu werden. So hörte sie aufmerksam zu, als Moza ihr Anekdoten aus der Kindheit Bardans erzählte. Selbst der Leibwächter, Armand, beteiligte sich an dem Gespräch und Dilynrae konnte richtig sehen, wie beide Männer entspannten und sich sogar ein Lächeln in das Gesicht Armands schlich.

    Bald jedoch schwenkte Moza zu den praktischen Dingen um und erzählte ihr, welchen Tee Bardan bevorzugte, wie viel Zucker hinein musste und wann Milch nötig war. Ebenso unterrichtete er sie in den Dingen, die Bardan gerne aß und was er absolut nicht leiden konnte. Dass Bardan gütig dem Pöbel gegenüber war, das hatte sie schon am Hafen erlebt, denn sonst hätten sie nicht eingegriffen, als sie den Schuft provoziert hatte.

    Über das Gespräch hatten sie gar nicht bemerkt, dass sie schon ihr Ziel erreicht hatten. Ein prächtiges Anwesen tat sich vor ihnen auf und Dilynrae blieb staunend stehen. Es war nicht so, dass sie noch nie ein herrschaftliches Haus gesehen hatte, doch dies war doch etwas zu pompös für ihren Geschmack. „Lang lebe die Kaiserin, Orlais voran“, hörte Dilynrae Armand zu Bardan sagen.
    Sie trat neben Bardan, der schon die Hand am Tor hatte, um zu klopfen und sprach: "Herr, Ihr solltet schleunigst ein Bad nehmen und Euch umkleiden, bevor Ihr Lady Sophia Eure Aufwartung macht. Gerne bin ich Euch dabei behilflich." Den spöttischen Unterton konnte sie jedoch nicht ganz verbergen.
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  2. #82 Zitieren
    Halbgöttin Avatar von Fawks
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    [Bild: Comte_2.png]Bardan war in Hochstimmung. Das ließ sich an seinem klopfenden Herzen festmachen, seinem strahlenden Lächeln - einfach alles war in freudig-gespannter Erwartung. Armand war bereit an seiner Seite einzutreten, ließ er doch seinen Schlachtruf hören. Doch die Worte Nahlas holten ihn auf den Boden der Realität zurück:
    "Herr, Ihr solltet schleunigst ein Bad nehmen und Euch umkleiden, bevor Ihr Lady Sophia Eure Aufwartung macht. Gerne bin ich Euch dabei behilflich."

    Bardan musste sich zusammenreisen um nicht mit der Faust einmal kräftig gegen das Tor zu hämmern. Da war er endlich - endlich! - nach all den Strapazen hier angelangt, mit einem Problem an seiner Seite, das so gefährlich schießen konnte, wie ein ausgebildeter Assassine, und jetzt sollte er baden gehen.
    Eisern verzog er keine Miene und atmete langsam durch die Zähne aus. "Ihr mögt Recht haben. Ich werde mich sofort darum kümmern, es wird nicht lange dauern. Armand, begleite mich bitte, nicht dass mich irgendeine Unpässlichkeit im See erwischt - wer weiß ob es dort Seeschlangen gibt. Nahla, wenn Ihr bitte den Bogen bereithalten würdet..." Er wandte sich um und lief schnurstracks auf den See zu, den sie vor einigen Minuten gesehen hatten.

    Im Vorbeilaufen legte Bardan kurz seine Hand auf Mozas Schulter, der etwas verdatttert dastand und raunte ihm zu "Sie macht mich jetzt schon wahnsinnig. Wie soll ich das aushalten?!" Er lief weiter, kaum dass er am See angekommen war, schälte er sich aus den Kleidern, Nahla, die ebenfalls ankam, hatte alle Hände voll damit zu tun, den Bogen beiseite zu legen und die Kleidungsstücke in Empfang zu nehmen. Mit nichts weiter als einer Leinenhose bekleidet watete Bardan in das kühle Wasser.

    Das kalte Nass belebte seine Gehirnwindungen und er sah ein, dass es so am besten war. Er wollte nicht schlammbespritzt und schwitzend vor seiner Verlobten stehen. Die Idee Nahlas war eigentlich sehr gut gewesen, wenn man bedachte, wie sehr er Schmutz hasste, war es eigentlich erstaunlich, dass er selbst nicht darauf gekommen war. Wahrscheinlich hatte er wieder mit einem anderen Teil des Körpers gedacht, sein Herz klopfte noch immer als hätte er gerade einen Kriegsmarsch hinter sich. Diese Sophia hatte anscheinend, ohne es zu wissen, eine Schwäche gefunden: Bardans Zielsstrebigkeit ließ ihn gerne andere, nicht unwichtige Dinge, aus den Augen verlieren, wenn er mit Herz bei der Sache war.
    Und ja, verflucht, sein ganzes Herz hing an dieser Frau. Wenn nur alles gutginge! Beinahe verzweifelt wischte er mit der Hand über die Seeoberfläche, spritze eine gewaltige Welle Wasser auf und verscheuchte einige Enten. Eine Niederlage würde er nicht ertragen können. "Aber dazu wird es nicht kommen...,"murmelte er, während er aus dem Wasser stieg und auf seine Begleiter zuging, um sich abzutrocknen und anzuziehen.
    Fawks ist offline Geändert von Fawks (03.03.2014 um 15:31 Uhr)
  3. #83 Zitieren
    Legende Avatar von Annalena
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    [Bild: women_flowers_fantasy_art_HD_Wallpapers.jpg] [Bild: Sophia_4.png] [Bild: Thief_300x2501.jpg]
    „Das ist keine gute Idee, Lady Sophia. Euer Verlobter könnte jeden Moment hier auftauchen. Außerdem ist es gefährlich ohne Wachen das Gut zu verlassen.“ Annabell versuchte, vergeblich, Sophia davon abzubringen einen Spaziergang außerhalb des Anwesens zu machen. Sophia schüttelte nur den Kopf. „Ich gehe, Annabell. Und vergesst nicht wem ihr dient!“ Der letzte Satz kam schärfer heraus als sie wollte, doch Annabell war frustrierend. Es half auch nicht, dass Bardan nun jeden Tag kommen könnte und Sophias Nerven waren zum Zerreißen gespannt.

    Annabell verbeugte sich. „Verzeiht, meine Dame, aber ich mache mir nur Sorgen um Euch. Lasst mich Euch begleiten. Ich kann nicht zulassen, dass Ihr alleine geht.“ Sophia musterte ihre Zofe schweigend und seufzte leise. „Nun gut. Macht Euch fertig. Ich warte vor dem Gut auf Euch.“ Sophia wartete keine Antwort ab. Sie zog ihren leichten Mantel an, denn es war erst Frühling und die Sonne war noch nicht so kräftig. Dann begab sich schnurstracks zu den Toren des Anwesens. Sophia musste nicht lange warten bis Annabell kam. Beide durchquerten den großen Hof und blieben vor dem Tor stehen.

    Die beiden Wachen verbeugten sich und dann ergriff einer von ihnen das Wort. „Wollt Ihr das Anwesen verlassen, Lady Sophia?“ Sophia nickte nur kurz. „Dann erlaubt mir einige Männer zu Eurem Schutz zu holen, Lady Sophia.“ Die junge Frau seufzte frustriert. „Das ist nicht notwendig. Ich werde mich nicht weit vom Gut entfernen.“ Die Wache protestierte laut. „Das kann ich nicht zulassen, Lady Sophia. Euer Vater hat uns zu Eurem Schutz angeheuert. Es wird uns unseren Kopf kosten, wenn wir Euch in Gefahr bringen.“ Sophia wollte schon mit dem Fuß aufstampfen und schmollen, doch im letzten Moment unterdrückte sie den Drang. Warum waren alle nur so nervig? Sie wollte nur einen kleinen Spaziergang machen.

    „Ich könnte Lady Sophia begleiten und ich werde sie mit meinem Leben schützen, falls es erforderlich ist.“ Alle erschraken als jemand plötzlich sprach und drehten sich um. Scheinbar aus dem Nichts war Philippe erschienen und er verbeugte sich nun vor Sophia. „Philippe…“, sprach Sophia überrascht. Die Wachen drehten sich zu ihr um. „Ihr kennt diesen Mann? Er sieht nicht sehr vertrauensselig aus. Wir können Euren Schutz nicht irgendeinem dahergelaufen zwielichtigen Mann anvertrauen.“ Sophia hatte genug. „Schluß jetzt. Ich kenne Philippe und er wird mich begleiten. Außerdem ist Annabell bei mir. Mir wird nichts geschehen. Und nun öffnet das Tor. Das ist ein Befehl.“ Widerwillig öffneten die Wachen die Tore und Sophia und ihre beiden Begleiter traten hinaus.

    Sobald sie das Gut verlassen hatten ergriff Philippe das Wort. „Dürfte ich einen Spaziergang zu dem nahen See vorschlagen? Es ist dort sehr schön und sicherlich sehr entspannend für Euch, Lady Sophia.“ Sophia nickte wortlos und die Drei machten sich auf zu dem nahen See. Innerlich grinste Philippe zufrieden. Das lief besser als er dachte. Er hatte den Comte belauscht, als dieser hier ankam, und war mit der Elfe soweit zufrieden. Es war ein wirklich glücklicher Zufall, dass Sophia gerade in diesem Moment einen Spaziergang machen wollte. Philippe hoffte, dass die Elfe die Gunst der Stunde nutzte und noch mehr Zweifel in Sophia säte.

    Sophia genoss die Stille und die angenehme Luft des kleinen Wäldchens. So in Gedanken versunken bemerkte sie nicht, dass sie nicht alleine waren, als sie am See ankamen. Annabell brachte sie jedoch aus ihren Gedanken. „Ist das nicht Euer Verlobter, Lady Sophia?“ Annabell knickste höflich vor dem Comte und auch Philippe verbeugte sich. Sophia starrte nur ungläubig Bardan an, einen fast nackten Bardan. Ihre Wangen röteten sich leicht als sie wahrnahm wie gut gebaut er war und fast nackt. Sie brachte keinen Ton heraus und konnte nur starren. Bardan war halt fast nackt. Irgendwie drehten sich ihre Gedanken nur im Kreis.
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  4. #84 Zitieren
    Grisha Avatar von Emerahl
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    [Bild: Ip0jr1mOsLzDilynrae.png]

    Dilynrae spürte, wie der Körper Bardans vor Anspannung verhärtete, gingen ihre Worte doch nicht spurlos an ihm vorbei. "Ihr mögt Recht haben. Ich werde mich sofort darum kümmern, es wird nicht lange dauern. Armand, begleite mich bitte, nicht dass mich irgendeine Unpässlichkeit im See erwischt - wer weiß ob es dort Seeschlangen gibt. Nahla, wenn Ihr bitte den Bogen bereithalten würdet..." und schon wandte er sich ab und stapfte zum See, gefolgt von Armand. Dilynrae beeilte sich, ihnen zu folgen. Als er an Moza vorbei ging und ihm zuraunte, sie würde ihn wahnsinnig machen, konnte sie ein Grinsen nicht verkneifen. Über ihr ausgezeichnetes Gehör war sie auch sehr dankbar. Sie hielt kurz inne, um über ihre nächsten Schritte nachzudenken. Ihn nun beim Baden zu überfallen und nackt zu ihm zu gehen, würde ihn total überfordern und wohl das Gegenteil erreichen. So verlangsamte sie ein wenig ihren Schritt, erreichte dennoch bald den See.

    Dilynrae schickte sich an, die Kleidung Bardans aufzusammeln, denn als Dienerin würde es von ihr erwartet werden und wer weiß, wem sie hier draußen begegnen würden. Sie hatte gerade erst seine dreckigen Kleider gegen saubere eingetauscht und ein Handtuch heraus gekramt, als sie plötzlich Schritte hörte, die in ihre Richtung kamen. Bevor sie sich jedoch ein Versteck suchen konnte, um alles im Blick zu haben, trat Bardan aus dem Wasser auf sie zu. Dilynrae erstarrte in ihren Bewegungen, als sie den durchtrainierten Oberkörper Bardans sah. Die Leinenhose, die er noch anhatte, ließ durch die Nässe mehr vom Rest des Körpers erahnen, als er verbarg. Schließlich war es schon eine Weile her, dass sie mit einem Mann zusammen gewesen war.

    Doch dann kam der nächste Schock in Form einer Stimme: „Ist das nicht Euer Verlobter, Lady Sophia?“ Überrascht drehte sich Dilynrae um, konnte sie doch endlich einen Blick auf die Frau werfen, die Bardan ehelichen wollte. Schnell hatte sie sich wieder gefangen und erinnerte sich prompt an ihre Aufgabe. Sie stürzte auf Bardan zu, ganz die unterwürfige Dienerin und rief: "Herr, Ihr seid nicht bekleidet! Denkt an das zarte Gemüt und die Unschuld Eurer zukünftigen Braut!" Unterdessen drängte sie sich ganz an Bardan, um mit ihrem Körper seinen zu verdecken und ihn zurück in den See zu drängen. Dabei presste sie aufreizend ihr Hinterteil an seine Hüfte und warf einen - ungesehen von den anderen Gefährten - herausfordernden Blick zu Lady Sophia. Nun sah sie endlich auch den Mann, der sie angeheuert hatte. Erneut erstarrte sie und presste die Lippen zu einem Strich. Was wollte er hier? Dachte er, sie schaffe es nicht ohne ihn? Und wenn er doch so vertraut mit Lady Sophia war, wieso musste er sie anheuern und hat sich nicht selbst an Lady Sophia heran gemacht, um sie zu kompromittieren oder sie in ihn verliebt zu machen?
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  5. #85 Zitieren
    Eala Frya Fresena  Avatar von Jhonson
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    Armand hörte die sich nähernden Schritte schon aus einiger Entfernung, aber aufhalten konnte er das Unheil auch nicht mehr.

    „Ist das nicht Euer Verlobter, Lady Sophia?“

    Damit war ihm auch klar, dass es sich um die Zukünftige von Bardan handeln musste. Der Vater des jungen Comte hatte nicht untertrieben als er sie als große Schönheit beschrieben hatte. Der Mann der sie begleitete ließ dagegen alle Instinkte in ihm wachwerden, dem vertraute er nur so weit wie er einen Oger werfen könnte.

    Beinahe noch interessanter war allerdings die Reaktion der Elfin. Warum stürzte sie so zu Bardan und vor allem so dicht an ihn heran? Ihr sollte doch klar sein das orlaisianische Edelfrauen niemals die Konkurrenz einer elfischen Dienerin dulden würden und genau diesen Schluss könnte Sophia daraus ziehen. Wäre sie eine echte Dienerin und die ganze Sache würde in Bardans Sinne ausgehen, dürfte sie sich wohl glücklich schätzen wenn sie nur ihre Stellung verliert.

    Nicht zum ersten Mal wünschte er sich das Marie da wäre, sie war in solchen Dingen um Klassen besser als er. Sie hätte die Sache sicherlich sofort durchschaut und entsprechende Gegenmaßnahmen eingeleitet. Aber auch Armand hatte seine Zeit am Hof der Kaiserin, ehre ihrem Namen, gehabt und er war alles was Bardan hatte um ihn durch diesen Sumpf an Schlangen und Intrigen zu leiten.

    Unternehmen konnte er jetzt nichts mehr, die Situation war wie sie war und Bardan musste das beste daraus machen. Immerhin hatte sich das jahrelange Training gelohnt und er machte eine gute Figur im Wasser! Ohne die Elfin hätte man das sogar positiv verwenden können.
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  6. #86 Zitieren
    Halbgöttin Avatar von Fawks
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    [Bild: Comte_2.png]
    Auf einmal ging alles ganz schnell. Eine Zofe und ein dunkel gekleideter Mann verbeugten sich vor ihm, und seine künftige Braut, Sophia, stand vor seiner Nase und starrte ihn an. Er starrte zurück. Was machte sie hier draußen, an diesem See? Er öffnete schon den Mund um etwas zu sagen, da drängte sich Nahla vor ihn, schob ihn mit einigem Druck ihres... unteren Rückens in Richtung Wasser und rief in schrillem Tonfall: "Herr, Ihr seid nicht bekleidet! Denkt an das zarte Gemüt und die Unschuld Eurer zukünftigen Braut!"
    Völlig verdutzt was denn dieses Theater jetzt sollte - er war ja schließlich nicht nackt - vergaß er seinen sicheren Stand zu wahren, als ihm klar wurde, dass Nahla unangenehm nah, viel zu nah für eine Dienerin an ihm dran war. Mit einem Schubs ihres Hinterteils stieß sie ihn in Richtung See und ehe er sichs versah rutschte er im feuchten Untergrund aus und landete rücklings mit einem lauten Klatschen im Wasser.

    Im seichten Gewässer nahe des Ufers war es schwer sich nicht sofort tölpehaft anzustellen und noch einmal auszurutschen, deshalb unternahm er zwei starke Armzüge auf dem Rücken liegend, sodass er etwas mehr in Richtung der Tiefe schwamm, um dort gekonnt zu wenden, sich aufzurichten und erneut - diesmal hoffentlich erfolgreicher - auf das Ufer zuzugehen.

    Er musste das hier irgendwie retten. Nahla hatte sich unglaublich dumm verhalten, und seine schlimmsten Befürchtungen was Eifersucht anging schienen leider nicht unberechtigt gewesen zu sein. Die Elfe und Sophia sahen sich an und die Spannung, die in der Luft lag, war greifbar.

    "Nahla!" wandte sich der Comte barsch an die Elfe, verärgert, in was für eine Lage sie in gebracht hatte - und das unfreiwillige Bad noch dazu. "Bringt mir das Handtuch!" ordnete er im Befehlston an um gleich zu demonstrieren, dass die Elfe seine Dienerin war.

    Sie brachte ihm das Handtuch und er trocknete sich schnell ab, streifte sich die Hose und das Hemd über und fuhr sich mit der Hand durch die nassen Haare, die ihm strähnig ins Gesicht hingen.

    Er machte einen Schritt auf Sophia zu, ergriff vorsichtig ihre Hand und deutete einen Handkuss an. "Lady Sophia," sagte er indes er ihre Hand losließ und sich aus seiner Verbeugung erhob. "Es ist mir eine große Freude Euch zu sehen. Zwar hätte ich nicht gedacht, dass das schon hier draußen geschehen würde und ich bitte Euch, mir dieses Missgeschick zu verzeihen. Meine Dienerin..." er blickte zu Nahla "hat ihre Anstellung erst kürzlich begonnen und hat noch einiges zu lernen," erklärte er mit einer gewissen Schärfe in der Stimme und so, dass Nahla ihn sicherlich höre konnte.
    "Bitte, meine Dame, lasst mich Euch meinen Leibwächter Armand und meinen treuen Begleiter Moza vorstellen." Er wies nacheinander auf die beiden, die sich, wie es sich geziemt, verbeugten.

    "Wenn es Euch Recht ist, können wir die Begrüßung auch in Eurem Heim fortsetzen, ganz wie Ihr das wünscht, denn so war es ja eigentlich gedacht. Ich muss gestehen, dass Ihr mich überrascht habt, aber, Mylady, eine freudigere Überraschung hätte es kaum geben können!" lächelte der Comte Sophia ehrlich strahlend an.
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  7. #87 Zitieren
    Nicashisha Shenanigans  Avatar von Moku
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    [Bild: mozaklein.png]Moza war hin und hergerissen zwischen schallendem Gelächter und gespielt das Gesicht zu einer ernsten Grimasse zu verzieren. Er neigte zu ersterem, entschied sich allerdings dafür dass letzteres das Ansehen seines Comtes weniger schadete.

    Anfänglich hatte er nicht genau gewusst, was überhaupt passiert war, hatte er schließlich im Gegensatz zu seinen restlichen Begleitern Abstand gehalten um wenigstens den Anschein an Privatsphäre zu erwecken. Davon abgesehen dass es einfach Dinge gab, die er absolut nicht sehen musste. Diese Szene vor ihm gehörte jedoch nicht dazu. Angelockt wurde er von Nahla's markantem empörten Aufschrei und sobald er hinter Büschen und Bäumen den See komplett im Blickfeld hatte, konnte er sich ungefähr vorstellen, was passiert war.

    Der verdatterte, entrüststete und zugleich unglaublich beschämte Blick in den Augen der Frau, die vermutlich Sophia war - und ja, er wurde nur wenige Augenblicke in seiner Annahme bestätigt - versüßte seinen Tag so sehr, dass er einen langen Moment überlegte, ob er der Elfin für ihren überaus glaubwürdigen Akt der Unbeholfenheit und anschließenden Eifersucht gratulieren und danken, oder ob er seinerseits gleich einspringen sollte. Um die Situation zu entschärfen oder zu verschlimmern, das wusste er selbst noch nicht aber er würde einfach seinen impulsiven Gedankengang folgen.

    Allerdings versuchte sich Bardan stattdessen bereits an Schadensbegrenzung, die Moza genervt die Augen verdrehen ließ. Jedoch warf er der Schreckschraube, die alles andere als eine Augenweide war - ehrlich, hatte ihr nie jemand erzählt dass pinker Lippenstift zu grünen Augen mit grüner Tusche ein absoluter Frevel waren? Vor allem bei ihrem Teint? - ein bezauberndes Lächeln zu, nachdem Bardan ihn vorgestellt hatte, verbeugte sich knapp.

    Ohne Umschweife gesellte er sich danach Schulter an Schulter zu Nahla. „Das war nicht unbedingt deine beste Leistung,“ merkte er an, laut genug dass vermutlich jeder ihn hören konnte, der nicht ganz das Gehör eines Greises besaß. „Wäre mein Comte gnadenloser würde er dich dafür auspeitschen lassen.“ Mit diesen Worten zuckte er kurz mit den Schultern, näherte sich dann dem Comte und der ollen Vettel, die hoffentlich demnächst in ihrem Schlaf ersticken würde und positionierte sich wenige Meter hinter ihm, musterte dann den mitgebrachten Anhang neugierig, behielt jedoch sämtliche Gedanken a la ‚Ich wünschte die Magd wäre Lady Sophia’ oder ‚Ich wünschte der Mann wäre Lady Sophia’ für sich und grüßte mit einem charmanten Lächeln.
    Moku ist offline
  8. #88 Zitieren
    Legende Avatar von Annalena
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    [Bild: Sophia_4.png]
    Sophia wurde aus ihren Gedanken gerissen als Bardan plötzlich aus ihrem Blickfeld verschwand. Diese Elfe, eine Dienerin wie sie später erfuhr, hatte ihn in den See geschupst. Diese Dienerin kam ihm dabei sehr nah, viel zu nah für Sophias Geschmack und ihre Mine wurde säuerlich. Der Blick, den die Elfe ihr zuwarf, war der von Eifersucht? Warum sollte die Elfe auf sie eifersüchtig sein?

    Und wieso half sie Bardan bei seinem Bad? Manche Adlige ließen sich selbst bei einem Bad helfen. Doch es war Brauch, dass männliche Diener einem Mann halfen und weibliche Diener einer Frau. Es war skandalös sich von jemanden des anderen Geschlechts helfen zu lassen. Außer ein Mann oder eine Frau hatten mehr als ein Bad im Sinn. Ihre Augen weiteten sich leicht.

    Ihr Blick glitt zu Annabell und diese hatte, wie es sich gehörte, den Blick gesenkt um nicht einen fremden halbnackten Mann anzusehen. Sie verhielt sich richtig, ganz im Gegensatz zu dieser Elfe, die ihren Bardan ungeniert anstarrte. Sie konnte es nicht genau sehen, doch sie war sich sicher, dass diese Blicke lustvoll waren.

    … Wenn ich eine hübsche junge Frau wäre, dann wäre es sicherlich anders. Letztendlich sind sie Männer und einer hübschen Frau nicht abgeneigt. Vor allem wenn sie die Männer in ziemlich einsame Gegenden begleitet…

    Philippes Worte kamen ihr in den Sinn und plötzlich verstand sie es. Diese Dienerin war bestimmt ein Bettwärmer für den Comte. Sie hätte nicht erwartet, dass er das tun würde. Warum wurde ihr Herz bei dem Gedanken, dass er das Lager mit einer anderen Frau teilt, so schwer? Sie wollte ihn doch sowieso nicht heiraten. Sollte es ihr dann nicht egal sein, dass er mit anderen Frauen Sex hat?

    Bardan betonte, dass sie nur eine Dienerin war und ihre Anstellung erst seit kurzem hatte. Der Krieger, der als Armand vorgestellt wurde, sagte nichts. Doch der Magier, Moza, gab auch seinen Kommentar ab. Als ob sie das glaubte. Warum sollten sie eine Frau, eine Dienerin, mit auf eine so gefährliche Reise nehmen? Bardan wusste, dass die Prüfungen gefährlich werden würden und eine unbeholfene Frau war nur ein Hindernis. Abgesehen davon wurden neue Diener von dem Oberhaupt der Dienerschaft ausgebildet und sie durften erst ihren Herrschaften dienen, wenn sie für würdig befunden wurden. Wollte man sie für dumm verkaufen?

    Bardan hatte sich nun bekleidet und gab ihr einen Kuss auf die Hand. Er sollte nur angedeutet sein, doch sie konnte seine Lippen, wenn auch nur ganz sanft und kurz, spüren. Sophia konnte die leichte Röte, die ihre Wangen färbten, nicht verhindern. Als er sie anlächelte klopfte ihr Herz schneller. Sie musste doch krank werden. Doch ihr Herz und ihre Wangenfarbe wurden wieder normal als die Elfe in ihr Blickfeld trat. Sophia lächelte leicht, doch das Lächeln war falsch und ihre Augen kalt. Sie knickste höflich, wie sie es gelernt hatte, und antwortet mit kühler Stimme. „Ich bin erfreut Euch zu sehen, Comte. Es ist in der Tat unerwartet Euch hier zu treffen. Trotz dieser Umstände möchte ich Euch und Eure Begleiter willkommen heißen.“ Sophia ging nicht auf seine Entschuldigung bezüglich seiner Dienerin ein.

    Sie selbst stellte ihre Begleiter nicht vor. Es gab keinen Grund dafür, da sie nur Diener waren. Philippe war zwar kein Diener von ihr, doch das würde sie niemanden sagen. Sollten sie doch denken, dass auch er nur ein Bediensteter ihres Vaters war. Das wäre sogar besser.

    Ihr Blick glitt kurz zu Armand und Moza. Sie wusste, wer Bardan begleitete und hatte Erkundigungen eingeholt. Sie wollte nichts dem Zufall überlassen.

    Armand war ein sehr guter Krieger und diente dem Haushalt der de Justiques pflichtbewusst. Ein Makel, in Sophias Augen, war seine Beziehung zu Marie und deren unehelichem Kind. Es gab Gerüchte, dass es seins war. Nicht zu vergessen der Skandal um Marie und ihre Verbannung ins Exil.

    Moza war ein Frauenheld. Obwohl er kein Geheimnis daraus machte war es Sophia zuwider wie er mit den Frauen umging. Völlig unverständlich fand sie es jedoch, dass es Frauen gab, die auf seinen Charme ansprangen. Sie selbst konnte nichts Besonderes an ihm sehen. Ob er Magie benutzte um Frauen zu verführen?

    Sie wandte sich wieder Bardan zu. „Wir sollten zu dem Anwesen gehen. Dort könnt Ihr, und Eure Begleiter, sich aufwärmen und etwas essen. Ich bin sicher, dass ihr nach der langen Reise erschöpft seid. Sobald wir im Gut ankommen wird bald Zeit fürs Abendessen sein. Ich bin jedoch sicher, dass ihr euch vorher noch frisch machen könnt.“ Sophia konnte nicht verhindern, dass sie den letzten Satz etwas scharf sagte. Doch sie konnte die Szene mit Bardan und der Elfe nicht vergessen.

    Sie wollte schon losstürmen als sie sich besann. Verdammte höfische Etikette. Sie wartete bis Bardan ihr seinen Arm anbot und hakte sich bei ihm ein. Gemeinsam liefen sie zum Anwesen. Sophia beachtete keinen der anderen Anwesenden. Ihre Gedanken kreisten um Marco und seinen Betrug. Es schien, dass Bardan nicht besser war. Auch wenn sie ihn noch nicht in flagranti mit einer anderen Frau erwischt hatte. Es war nur eine Frage der Zeit.
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  9. #89 Zitieren
    Halbgöttin Avatar von Fawks
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    [Bild: Comte_2.png]
    „Ich bin erfreut Euch zu sehen, Comte. Es ist in der Tat unerwartet Euch hier zu treffen. Trotz dieser Umstände möchte ich Euch und Eure Begleiter willkommen heißen.“

    Seltsam, dass sie nicht so erfreut aussah, dachte Bardan bei sich. Aber eine Stimme in ihm sagte ihm, dass die Sache mit der Elfin Sophia mehr als nur irritierte. Sie ging weder auf seine Entschuldigung ein, noch sagte sie irgendein Wort zu seinem unfreiwilligen Bad.
    „Wir sollten zu dem Anwesen gehen. Dort könnt Ihr, und Eure Begleiter, sich aufwärmen und etwas essen. Ich bin sicher, dass ihr nach der langen Reise erschöpft seid. Sobald wir im Gut ankommen wird bald Zeit fürs Abendessen sein. Ich bin jedoch sicher, dass ihr euch vorher noch frisch machen könnt". Der letzte Teil hatte eine Schärfe, die Bardan bestätigte, was er vermutete.

    Wie es die Etikette verlangte legte Sophie ihre Hand auf seinen dargebotenen Arm und ließ sich in Richtung ihres Anwesens führen. Er genoß die Berührung unwillkürlich.
    "Vielen Dank, Mylady. Auch wenn das Frisch machen wahrscheinlich nicht mehr von Nöten ist," sein Blick lag auf der Nahla und er konnte den Ärger in seiner Stimme nicht verbergen. "Meine Teuerste," sagte er dann leise an Sophia gewandt, so dass nur sie ihn hören konnte, "Ihr seid eine kluge Frau und ich würde Euch niemals hintergehen, auch wenn dieses Szenario sehr seltsam anmutet. Leider hatte ich in diesem Fall keine Wahl. Ich kann es Euch später vielleicht genauer erklären."

    Noch bevor sie bei der Ankunft angekommen waren, tastete Bardan mit einer Hand an die Seite seines Umhangs - ja, der Umschlag für Sophia war da.
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  10. #90 Zitieren
    Legende Avatar von Annalena
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    [Bild: Sophia_4.png]
    Sophia rannte so schnell sie konnte zu Marcos Wohnung. Sie konnte sich unerwartet von ihrem Vater lösen und unbemerkt aus dem Gasthof entschwinden. Es war sicherlich nicht die beste Idee allein und ohne Wachen durch Val Royeaux zu gehen, aber sie konnte es nicht erwarten Marco wiederzusehen. Sie hatte beschlossen ihn ihrem Vater vorzustellen, der nicht wusste, dass sie sich verliebt hatte. Ihr Herz schlug schneller und sie lächelte leicht. Sophia konnte es kaum erwarten Marco zu ehelichen.

    Etwas außer Atem kam sie vor seiner Wohnung an. Sie hob den Arm um zu klopfen, überlegte es sich dann aber anders. Vielleicht war die Tür unverschlossen und sie konnte ihn überraschen. Vorsichtig betätigte sie die Klinke und lächelte erleichtert. Die Tür war tatsächlich unverschlossen. Langsam öffnete Sophia die Tür, schlüpfte hinein und schloss sie leise hinter sich. Der Raum war spärlich beleuchtet, doch ihre Augen gewöhnten sich rasch an das dimme Licht. Sophia blickte sich um und fragte sich, wo Marco sein könnte. Die Wohnung war nicht sehr groß. Es gab nur diese Wohnstube in deren Ecke eine kleine Kochnische war. Dann gab es nur noch das Schlafzimmer und einen kleinen Raum mit einem Waschplatz und einem Klo. Da sich Marco nicht im Wohnzimmer befand, konnte er nur in einem der anderen Räume sein. Sophia bezweifelte, dass er nicht da war und seine Wohnung unverschlossen hielt.

    Leise ging sie zum Schlafzimmer. Sollte er dort nicht sein, dann würde sie im Wohnzimmer warten. Den anderen Raum würde sie auf keinen Fall betreten. Vor dem Schlafzimmer hörte sie merkwürdige Geräusche und schluckte. Was geschah darin? Sie blickte sich um und ihr Blick fiel auf einen dreiarmigen Metallkerzenständer. Sie nahm ihn an sich und mit klopfendem Herzen öffnete sie die Tür zum Schlafzimmer.

    Was sie dort sah zerstörte all ihre Hoffnungen und Träume. Marco war da, doch er war nicht allein. Sie mag noch nie mit einem Mann gelegen haben, doch sie wusste genau, was die Beiden taten. Geschockt ließ sie den Kerzenhalter fallen, der mit einem lauten Knall zu Boden fiel. Die beiden Personen im Bett hörten auf, was sie taten und Marco drehte sich zu ihr. „Sophia? “ Sophia ballte die Fäuste und Tränen liefen über ihre Wangen. “Wie konntest du nur?” Sophias Stimme brach. Sie konnte nicht erkennen, wer die Frau war, doch das war nicht wichtig. Marco hatte sich von seinem Schock erholt. „Es ist nicht so wie es aussieht.“ Sophia antwortete ihm nicht. Sie drehte sich nur um und rannte aus dem Haus. Marcos Rufe ignorierte sie.

    Sophia wusste nicht warum sie gerade jetzt daran dachte. Vielleicht war es Bardans Betrug. Vielleicht waren es auch seine Worte.

    „Es ist nicht so wie es aussieht.“

    Der Comte benutzte nicht die gleichen Worte, doch deren Bedeutung war dieselbe. Er wollte sich erklären? Pah, als ob schöne Worte sie überzeugen konnten. Sophia biss sich auf die Lippen um ihm nicht Worte an den Kopf zu werfen, die sich ihrer nicht geziemten. Doch es fiel ihr nicht leicht. Stattdessen bedachte sie ihn mit einer formellen Antwort. „Wie Ihr wünscht, Comte.“ Äußerlich war sie kalt, ihre Maske perfekt. Innerlich versuchte sie ihr schmerzenden Herz zu beruhigen. Warum es so weh tat war ihr schleierhaft. Sobald der Comte und seine Begleiter abgereist waren würde sie einen Heiler aufsuchen. Irgendetwas stimmte mit ihr nicht.

    [Bild: 350px-Schloss_Mueckenberg_Sammlung_Duncker.jpg]
    Es dauerte nicht lange und sie waren beim Anwesen angekommen. Ohne stehen zu bleiben öffnete Sophia das Tor und schritt hindurch. Das Anwesen war riesig, doch ihr Vater scheute keine Mühen und Gold um das Beste zu kaufen, was es gab. Das Grundstück selbst war auch sehr groß. Das Haupthaus, in welchem Sophia und ihr Vater wohnten, stand in der Mitte des Grundstücks. Abseits am Rande des Grundstücks waren die Zimmer der Bediensteten. Nur das oberste Dienstmädchen und der oberste Butler hatten ihre Zimmer im Trakt der Bediensteten im Haupthaus. Gäste von Albain und Sophia wurden auch im Haupthaus, im Flügel für Gäste, untergebracht. Auch die Bediensteten der Gäste bekamen Zimmer im Dienstbotentrakt des Haupthauses.
    [Bild: Albain_1.png] [Bild: Sophia_4.png]
    Auf halben Weg zum Haupthaus kam Sophia ihr Vater entgegen. Er sah nicht sehr glücklich aus. Wahrscheinlich wollte er sie schelten, weil sie ohne Wachen das Anwesen verlassen hatte. Als er ihre Begleitung sah hellte sich sein Gesicht jedoch auf. Er verbeugte sich vor dem Comte. „Es ist mir eine Freude Euch in meinem bescheidenen Anwesen begrüßen zu dürfen, Comte.“ Dann wandte er sich an seine Tochter. „Sophia, du hättest doch sagen können, dass du es nicht erwarten konntest deinen Verlobten zu sehen und ihm deswegen entgegen gegangen bist.“ In seinen Augen funkelte der Schalk während Sophia alle Willenskraft aufwenden musste sich nicht von Bardan los zu reisen und ins Haus zu stürmen.

    „Es war reiner Zufall, dass ich ihm begegnet bin, Vater. Ich wollte nur einen kleinen Spaziergang machen.“ Sophia löste sich von Bardan und stellte sich neben ihrem Vater. Annabell stellte sich schräg hinter sie. Philippe war nirgends zu sehen und Sophia wunderte sich wohin er so plötzlich, und ohne dass sie es bemerkte, verschwunden war. Gelangweilt hörte sie zu wie Bardan seine Begleiter vorstellte. Sie konnte jedoch nicht verhindern, dass sie der Elfe giftige Blicke zuwarf.
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  11. #91 Zitieren
    Halbgöttin Avatar von Fawks
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    [Bild: Comte_2.png]

    "Wie Ihr wünscht, Comte," erwiderte Sophia äußerst sachlich. Die Kälte schmerzte Bardan mehr als er zugeben wollte.
    Sie kamen an dem riesigen Anwesen an, an dessen Rand offensichtlich das Gebäude für die Dienstboten stand.
    Doch Bardan wusste, dass die Gäste ihre Diener in ihrer Nähe haben durften und zweifelte nicht daran, dass das auch in diesem Haus möglich war.
    Er musste dringend mit Moza sprechen. Der kannte sich mit Frauen aus, vielleicht konnte er ihm sagen, was nur mit dieser Elfe los war. Und Sophias Reaktion darauf.

    Ihnen entgegen kam Sophias Vater, Sir Albain Leroy, der sich vor dem Comte verneigte und sagte: „Es ist mir eine Freude Euch in meinem bescheidenen Anwesen begrüßen zu dürfen, Comte.“An seine Tochter gewandt setzte er hinzu: „Sophia, du hättest doch sagen können, dass du es nicht erwarten konntest deinen Verlobten zu sehen und ihm deswegen entgegen gegangen bist.“

    Bardans Herz begann schneller zu schlagen, aber nach einem Blick in die Augen des Vaters und hin zu Sophia und ihrer Antwort wusste er, dass der Vater sein Kind nur neckte. Natürlich, was hatte er auch erwartet? Dass Sophia beim ersten Anblick von ihm von Liebe geblendet in Ohnmacht fallen würde und ihr Ansinnennicht zu Heiraten vergessen würde? Wohl kaum. Es würde Zeit brauchen, so viel war klar.
    Sophia schien Männer nicht besonders hoch zu schätzen, warum konnte er sich nicht erklären. Vielleicht wusste Moza ja auch dazu etwas.

    "Ich danke Euch, Sir Leroy, für Eure Gastfreundschaft."
    Sophia hatte sich neben ihren Vater gestellt und eine offizielle Miene aufgesetzt. Bardan kam es so vor als blickte sie die Elfin wütend an, aber vielleicht bildete er sich das nur ein - auch eine Sache, die Moza merken könnte! Wie froh er doch war, zwei in so unterschiedlichen Feldern fähige Freunde dabei zu haben!
    "Darf ich vorstellen: Mein Leibwächter Armand de Verchiel, mein Haus- und Hofmagier Moza Meciban und eine... Bedienstete," stellte Bardan seinen Trupp vor. Die Elfe wollte er so weit wie möglich außen vor lassen, als Dienerin nahm sie im Protokoll ohnehin keinen Stellenwert ein.

    Er wandte sich nochmals an Sophia: "Mylady, ich bin sicher, Ihr werdet uns schon bald in Kenntnis setzen über das, was uns hier erwartet, aber bevor die "Spiele beginnen", wie man so schön sagt, möchte ich Euch etwas geben, es ist für Euch."
    Damit zog er den Umschlag aus seinem blauen Umhang, der mit einem roten Siegel, auf dem das Wappen der Justiques zu sehen war, verschlossen war. Das Pergament knisterte, als er es ihr überreichte und er lächelte sie strahlend an. Hoffentlich mochte sie Poesie ebenso wie er!

    Gedicht für Sophia:
    Spoiler:(zum lesen bitte Text markieren)

    "Dein Lachen

    Nimm mir das Brot weg, wenn du
    es willst, nimm mir die Luft weg,
    aber laß mir dein Lachen.
    Laß mir die Rosenblüte,
    den Spritzstrahl, den du versprühst,
    dieses Wasser, das plötzlich
    aufschießt in deiner Freude,
    die jähe Pflanzenwoge,
    in der du selbst zur Welt kommst.

    Mein Kampf ist hart, und manchmal
    komme ich heim mit müden
    Augen, weil ich die Welt
    gesehn, die sich nicht ändert,
    doch kaum trete ich ein,
    steigt dein Lachen zum Himmel,
    sucht nach mir und erschließt mir
    alle Türen des Lebens.

    Meine Liebe, auch in der
    dunkelsten Stunde laß dein
    Lachen aufsprühn, und siehst du
    plötzlich mein Blut als Pfütze
    auf den Steinen der Straße,
    so lache, denn dein Lachen
    wird meinen Händen wie ein
    frisch erglänzendes Schwert sein.

    Und am herbstlichen Meer
    soll deines Lachens Sturzflut
    gischtend himmelwärts steigen,
    und im Frühling, du Liebe,
    wünsche ich mir dein Lachen
    als Blüte, lang erwartet,
    blaue Blume, die Rose
    meines klingenden Landes.

    Lache über die Nacht,
    über den Tag, den Mond,
    lache über die krummen
    Gassen unserer Insel,
    lache über den Burschen,
    den Tolpatsch, der dich liebt,
    aber wenn ich die Augen
    öffne, wenn ich sie schließe,
    wenn meine Schritte fortgehn,
    wenn sie dann wiederkommen,
    nimm mir das Brot, die Luft,
    nimm mir das Licht, den Frühling,
    aber niemals dein Lachen,
    denn sonst würde ich sterben."
    Spoiler:(zum lesen bitte Text markieren)


    Pablo Neruda
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  12. #92 Zitieren
    Eala Frya Fresena  Avatar von Jhonson
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    „Das war nicht unbedingt deine beste Leistung“

    Dem stimmte Armand zu, aber um die Situation nicht noch lächerlicher und unangenehmer zu gestalten hielt er sich verbal zurück und versteckte seine Gedanken hinter der unbeteiligten Maske eines Leibwächters.

    Ihm entging auch nicht wie Sophia erst ihn und dann Moza kurz und unauffällig musterte.

    Glücklicherweise dauerte es nicht lange bis sie sich auf dem Wege zum Anwesen machten und dort von Sir Leroy begrüßt wurden. Die Vorstellung übernahm Bardan, als der Name de Verchiel fiel wurde an der Reaktion des Hausherren klar das Val Royeaux ihn nicht vergessen hatte. Es waren andere Zeiten gewesen und er ein anderer Mann. Er konnte nur hoffen das keine alten Feinde aus dem Grab kamen um eine Rechnung zu begleichen. Viele waren aber nicht mehr am leben, dafür hatten sie damals gesorgt!

    Der Graf hatte bei Bardan ein gutes Werk getan, und so war er nicht über die Schriftrolle überrascht die er Sophia überreichte.
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  13. #93 Zitieren
    Grisha Avatar von Emerahl
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    [Bild: Ip0jr1mOsLzDilynrae.png]

    Dilynrae schmunzelte innerlich. Ja, das hatte schon mal gut angefangen. Wie erwartet war die zukünftige Braut nicht begeistert von der Anwesenheit in ihren Augen unwürdigen Dienerin. Auch schien sie wahrlich anzunehmen, Bardan und sie seien Liebende. Schließlich war sie ja angeheuert worden, die bevorstehende Hochzeit zu sabotieren. Die Kälte, die die Braut ausstrahlte, blieb Niemandem verborgen. Bardans Verwirrung jedoch ließ sie beinahe laut auflachen. Nur mit Mühe konnte sie den Anfall durch einen Husten verbergen.

    Auf dem Weg in das Anwesen der Leroys hielt Dilynrae Augen und Ohren offen, denn man konnte nie wissen, welche noch so unwichtig erscheinendes Detail für ihren Auftrag unerlässlich war. Das Anwesen stellte sich als beeindruckend heraus, dafür dass die Leroys nicht einmal adliger Herkunft waren. Dies war jedoch momentan unerheblich. Viel wichtiger war zu wissen, wie sie im Falle einer Entdeckung fliehen konnte. Denn selbst für die gute Bezahlung würde sie ihr Leben auf keinen Fall riskieren. Das der Anderen scherte sie jedoch weniger.

    So entging Dilynraes wachsamen Augen auch nicht, wie sich ihr Auftraggeber scheinbar in Luft auflöste. In Wahrheit verschmolz er jedoch einfach nur mit den Schatten. Interessant. Sie sollte alles versuchen, nochmals mit ihm ins Gespräch zu kommen.

    Auf halben Weg zum Haupthaus kam ihnen ein Mann entgegen. Er sah nicht sehr glücklich aus. Als er ihre Begleitung sah hellte sich sein Gesicht jedoch auf. Wohl der Vater der Braut, was durch die nachfolgenden Worten bestätigt wurde. Er verbeugte sich vor dem Comte. „Es ist mir eine Freude Euch in meinem bescheidenen Anwesen begrüßen zu dürfen, Comte.“ Dann wandte er sich an seine Tochter. „Sophia, du hättest doch sagen können, dass du es nicht erwarten konntest deinen Verlobten zu sehen und ihm deswegen entgegen gegangen bist.“ In seinen Augen funkelte der Schalk während Sophia alle Willenskraft aufwenden musste sich nicht von Bardan los zu reisen und ins Haus zu stürmen.

    Dies alles sog Dilynrae begierig in sich auf. Es war immer gut zu wissen, mit wem man es zu tun hatte. Nicht zum letzten Mal fragte sie sich, was dieses Possenspiel sollte?
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  14. #94 Zitieren
    Nicashisha Shenanigans  Avatar von Moku
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    [Bild: mozaklein.png]Moza musterte mit gespieltem Desinteresse die Reaktion der werten Dame, verdrehte dann die Augen ob ihres offensichtlichen Widerwillens seinem Comte auch nur den Arm anzubieten; ob der beißende Kälte mit jedem Wort, das ihren Mund verließ. Biederes, eiskaltes Biest, dachte er bei sich. Oder halt, nein, vielleicht hatte er das laut ausgesprochen. Sein Körper versteifte sich für den Bruchteil einer Sekunden, dann zuckte er mit den Schultern, als er zu dem Entschluss kam, dass es volkommen egal war, und folgte mit langen, pomadigen Schritten dem - er schauderte bei dem Wort - Paar.

    Sobald sie das Anwesen erreichten, pfiff er einmal anerkennend, musterte den gepflegten Garten, die Verzierungen der Häuser mit den Rankenpflanzen und ließ seinen Blick auf das größte Gebäude fallen. Das Haupthaus vermutlich. Aus dem ein ältere Herr kam. Allen Anschein nach der Vater des maroden Miststücks, das sich wie Schimmelpilz über den Arm und die Seite des Comtes und metaphorisch sogar in dessen Herzen ausgebreitet hatte.

    Insgeheim hoffte Moza, dass der Alptraum des Erbauers den Charakter von der Mutter und nicht dem Vater geerbt hatte. So musste er wenigstens nur eine Abscheulichkeit ertragen. Er hatte es bei seiner Läuterung mit ihnen zutun gehabt, also wusste er aus erster Hand, dass diese übelriechenden, schleimigen Gesellen durchaus erträglicher waren als das, was auch immer Sophia war.

    Vielleicht eine Art Reptil.

    Oder ein Ghastling.

    Moza schmunzelte bei dem Gedanken, hielt jedoch sofort inne als Bardan dem lebensaussagenden Fluch eine Schriftrolle überreichte. Er musste sich auf die Zunge beißen, um nicht einen Kommentar diesbezüglich abzugeben.

    "Die Bedienstete heißt übrigens Nahla, mein Werter Comte" stellte er stattdessen gespielt entrüstet fest, zog die überraschte Elfe dann am Handgelenk zu sich heran, legte einen Arm vertraut um ihre Schulter. "Und seid nicht so gemein zu ihr. Sie wird schließlich meinen Sohn gebären," fuhr er unbeeindruckt fort, tätschelte dann liebkosend den Bauch der Frau, lächelte dann charmant in die Runde.
    Moku ist offline Geändert von Moku (30.05.2014 um 09:04 Uhr)
  15. #95 Zitieren
    Legende Avatar von Annalena
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    [Bild: Sophia_4.png] [Bild: Albain_1.png]
    Albain begrüßte seinen zukünftigen Schwiegersohn, und er hatte keine Zweifel, dass Bardan die Prüfungen besteht, herzlich. Auch seine beiden männlichen Begleiter grüßte er freundlich. Die Elfe bedachte er nur mit einem nachdenklichen Blick. Warum hatte der Comte eine Dienerin bei sich? Dann hörte er die Worte des Magiers. Ist sie denn in diesem Zustand nicht hinderlich bei dem, was vor ihnen liegt? Traute der Comte den Dienern des Händlers nicht zu ihn angemessen zu dienen und brachte deswegen seine eigene Dienerin mit? Vielleicht sollte er mit dem Comte ein paar Worte wechseln. Doch nicht im Moment.

    Er drehte sich um. „Franz! Bringt die Dienerin des Comte in einer der Kammern im Dienstbotentrakt des Haupthauses unter.“ Der angesprochene Butler verbeugte sich leicht und sprach die Elfe an. „Folgt mir.“ Der Butler führte die junge Frau in den Ostflügel des Haupthauses. Vor einem der Zimmer blieb er stehen und öffnete die Tür. „Dies ist Eure Kammer. Die Dienstboten haben einen separaten Essraum in dem sie ihre Speisen zu sich nehmen. Wir essen natürlich nicht alle auf einmal. Die Herrschaften könnten einen von uns benötigen. Ich werde Euch abholen sobald es Eure Zeit zu speisen ist. Welche Aufgaben Ihr übernehmt müsst Ihr mit dem Comte absprechen oder Ihr wisst es schon. Ein Diener wird Euch holen sollte der Comte Euch benötigen. Der Comte, sein Leibwächter und sein Hofmagier sind im Familientrakt im Westflügel untergebracht. Es ist Euch nicht erlaubt diesen unaufgefordert zu betreten. Später werde ich Euch herumführen so dass Ihr Euch mit allem vertraut machen könnt. Im Moment habe ich meine Aufgaben. Fragen?“


    Nachdem Franz mit der Elfe verschwunden war wandte Albain sich an seine Tochter. „Sophia, geleite den Comte und seine Begleiter in den Westflügel. Dort habe ich Räumlichkeiten vorbereiten lassen.“ Sophia blickte ihren Vater entsetzt an. „In den Westflügel? Warum sind sie nicht im Nordflügel untergebracht.“ Albain blickte sie schmunzelnd an. „Der Comte gehört doch zur Familie und es wäre unrecht ihn im Gästeflügel unterzubringen.“ Dann wandte er sich an den Comte. „Der Westflügel ist nur für die Familie gedacht. Ich war so frei Euch dort unterzubringen. Euer Zimmer befindet sich direkt neben Sophias.“ Albain blickte seine Tochter wieder an und sein Blick verriet ihr, dass er keinen Widerspruch duldete. Sie würde gehorchen, denn sie wollte ihren Vater nicht vor ihren Gästen bloßstellen. Sophia wandte sich an Bardan. „Folgt mir bitte zu Euren Gemächern.“

    Bevor sie losstürmen konnte bot Bardan ihr seinen Arm an. Sie lächelte krampfhaft als sie sich bei ihm einhakte. Albain blickte die Beiden strahlend an. „Bis zum Abendessen ist es nicht mehr sehr lang. Fühlt Euch frei zu tun, was Ihr wollt. Ihr findet mich in meinem Studierzimmer, falls Ihr etwas benötigt. Einer der Diener kann Euch zu mir bringen.“ Er wandte sich Moza und Armand zu. „Das gilt natürlich auch für euch.“ Der Händler drehte sich wieder zu Bardan um. „Verzeiht, dass ich mich vorübergehend verabschieden muss. Geschäfte, Ihr versteht das sicher. Doch Ihr seid in guten Händen. Meine Tochter kümmert sich um Euch.“ Albain verneigte sich noch einmal vor dem Comte und zwinkerte ihm zu. Dann begab er sich ins Haus.

    Sophia wusste, was ihr Vater vorhatte. Er wollte, dass sie so viel Zeit wie möglich mit ihrem Verlobten verbringen sollte. Doch die Worte des Magiers gingen ihr nicht aus dem Kopf. Nun war klar warum Bardan diese Elfe dabei hatte. Sie würde das mit ihm klären. Doch nicht hier. Sie wollte nicht unhöflich erscheinen, also lächelte sie Bardan an. „Gehen wir.“ Sie gingen in den Westflügel, dem Trakt, der nur für die Familie da war. Im Flur des Westflügels gingen sechs Türen ab, drei auf jeder Seite. Vor den ersten Türen blieb Sophia stehen. Sie deutete auf die rechte Tür. „Hier ist mein Schlafgemach.“ Dann deutete sie auf die linke Tür. „Hier ist mein Ankleidezimmer.“ Sie drehte sich zu Annabell um. „Annabell, bereitet meine Abendgarderobe vor.“ Annabell knickste leicht. „Sofort Mylady.“ Dann verschwand die Zofe im Ankleidezimmer. Sophia führte den Comte weiter. Sie zeigte auf die mittlere Tür der rechten Seite. „Dies ist Euer Gemach solange Ihr hier zu Gast seid. Der Raum neben Euch und der Raum gegenüber Eurem Gemach ist für Eure beiden Begleiter.“ Sie schwieg kurz, da sie nicht wusste, wer welchen Raum bekommen sollte. Sollten sie es doch unter sich ausmachen.

    Sophia öffnete die Tür zum Gemach des Comte und trat mit ihm ein. Der Raum war luxuriös jedoch nicht protzig eingerichtet. Es gab ein großes Bett. Die Laken und Kissen waren mit der feinsten Seide bezogen. Außerdem gab es noch einen großen Schrank. Einen Tisch mit drei Sesseln. Einen kleinen Schreibtisch mit einem Stuhl. Ein Bereich war mit einem Raumteiler abgetrennt. Dahinter befanden sich ein Waschplatz und sogar eine Wanne. Sophie löste sich vom Arm des Comte und trat von ihm weg. Sie zeigte auf die lange Kordel neben der Tür. „Hiermit könnt Ihr einen Diener rufen.“ Sophia zeigte auf die Waschmöglichkeiten. „Ihr könnt Euch ein Bad machen lassen, wenn Ihr es wünscht. Solltet Ihr Bedarf für Eure eigene Dienerin haben, dann läutet für einen Diener, sagt ihm Bescheid und sie wird geholt. Sie hat keine Erlaubnis den Familienflügel ohne Aufforderung zu betreten.“ Sophia konnte sich die letzte Bemerkung nicht verkneifen. Zum Glück hatte das Anwesen dicke Wände und sie würde nicht hören, wenn Bardan und die Elfe es machen würden. „Ihr könnt natürlich meinen Vater bitten ihr die Erlaubnis zu geben den Familienflügel jederzeit betreten zu dürfen.“ Sie hoffte jedoch insgeheim, dass Bardan sich zumindest in ihrem Anwesen nicht seinen Gelüsten hingab.

    Sophia trat an die große Tür zum Garten. „Von hier aus könnt Ihr in den privaten Garten gelangen. Jedes Zimmer auf dieser Seite hat einen eigenen Zugang. Es ist zwar noch etwas frisch, aber die ersten Blumen blühen schon. Ihr solltet den Garten auf jeden Fall einmal ansehen.“ Ihr Blick fiel auf das versiegelte Pergament, dass Bardan ihr gegeben hatte. Sie hatte es ganz vergessen. Langsam trat sie von der großen Tür zurück und legte das versiegelte Pergament auf den Tisch. Dann wandte sie sich dem Comte zu. Jetzt war eigentlich der passende Zeitpunkt um die Sache mit der Elfe zu klären.

    Sie musterte Bardan und den Magier aufmerksam. „Ich war überrascht, dass Ihr eine Dienerin mitgebracht habt. Doch nun ist mir klar warum Ihr es getan habt. Die Elfe erwartet ein Kind.“ Sie blickte den Comte hasserfüllt an. „Euer Kind, nicht wahr Comte? Streitet es nicht ab. Magier werden von der Kirche unfruchtbar gemacht, damit sie sich nicht vermehren. Euer Magier ist vom Turm und kann unmöglich das Kind gezeugt haben. So bleibt nur eine Möglichkeit. Ihr habt das Kind gezeugt und Moza behauptet es wäre seins um Euch zu schützen. Ihr habt sie mitgebracht, weil Ihr in ihrer Nähe sein wollt. Werdende Väter tun so etwas, nicht wahr? Eine Geliebte, die Euer Kind erwartet…“

    Sophia wurde immer wütender. Wie konnte er es wagen seine schwangere Geliebte in ihr Haus zu bringen? Niemals würde sie ihn heiraten. Plötzlich wurde sie ganz ruhig und sah Bardan wieder mit einem kalten Blick an. „Wenn Ihr wenigstens noch einen kleinen Funken Ehre besitzt, dann verzichtet auf diese Hochzeit. Verzichtet auf alles und geht zurück zu Eurem Anwesen mit Eurer schwangeren Elfe. Lasst mir wenigstens dieses bisschen Würde. Zwingt mich nicht Euch zu heiraten und zum Gespött von allen zu werden.“ Sophia verschränkte die Arme vor ihrer Brust und wartete auf eine Antwort.
    Annalena ist offline
  16. #96 Zitieren
    Halbgöttin Avatar von Fawks
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    [Bild: Comte_2.png]
    "Die Bedienstete heißt übrigens Nahla, mein Werter Comte," posaunte Moza heraus während er ihr einen Arm um die Schulter legte. "Und seid nicht so gemein zu ihr. Sie wird schließlich meinen Sohn gebären."
    Bardan hatte für dese Bemerkung nur ein flüchtiges Lächeln übrig, noch ahnte er nicht, in welche Schwierigkeiten in das bringen würde.
    Die Elfe wurde von einem Diener der Leroys in das Bedienstetenhaus gebracht.

    Albain hatte Sophia damit beauftragt, ihn und seine Begleiter nicht im Gästetrakt, sondern bei der Familie Leroy selbst unterzubringen. Bardan war nicht erfreut über die offensichtliche Ablehnung sophias gegenüber diesem Vorschlag. Bardan hatte ihr schon den Arm geboten und sie hakte sich bei ihm ein, widerwillig.
    Innerlich seufzte der Comte. Er hatte dieser Frau doch nichts getan!
    Ihr Vater schien das ebenso zu sehen, verwies er recht fröhlich auf das baldige Abendessen und sagte an Bardan gewandt: „Verzeiht, dass ich mich vorübergehend verabschieden muss. Geschäfte, Ihr versteht das sicher. Doch Ihr seid in guten Händen. Meine Tochter kümmert sich um Euch.“
    Bardan, trotz seines Kummers über die abweisende Haltung der Lady, lächelte Sophia wortlos an.
    Und das Wunder geschah - sie lächelte zurück!
    Plötzlich war er wieder der kleine Bardan, der sich erstmals in ein Mädchen verguckt hatte, dass er nur vom Sehen kannte, sie beide nicht älter als zwölf und er erinnerte sich an das Gefühl, dass sein Herz wild zu klopfen und sein Blut unregelmäßig durch seinen Körper zu pulsieren schien. Er hoffte, dass er keine roten Ohren bekommen hatte und atmete unauffällig erst einmal tief ein.

    Sie waren auf das Haus zugegangen und kamen im Familientrakt an.
    Im Flur des Westflügels waren auf jeder Seite drei Türen und Sophia erklärte ihm, wer welches Zimmer bewohnte: Im ersten Zimmer rechts war Sophia untergebracht, das zweite Zimmer für Bardan und das dritte für Armand oder Moza. Bardan prägte sich die Reihenfolge ein, damit er nicht in einem unachtsamen Moment im ersten Zimmer links stand, das das Ankleidezimmer von Sophia war. Die mittlere Türe links führte zum zweiten Begleiterzimmer.

    Sie betraten gemeinsam das Zimmer des Comte. Ein großes Bett, feinste seidene Bezüge, ein schöner Tisch, drei edle Sessel, ein Sekretär, sogar eine Wanne. Sophia deutete auf eine Kordel und erklärte, dass man damit die Diener rufe, und dass nur auf diesem Weg auch Nahla gestattet würde, hierher zu kommen. "Ihr könnt natürlich meinen Vater bitten, ihr die Erlaubnis zu geben den Familienflügel jederzeit betreten zu dürfen.“
    "Danke, aber dafür besteht kein Anlass," gab Bardan sehr kühl zurück. Was dachte Sophia eigentlich, was er mit dieser Elfe machte?
    Während Sophia den Garten erläuterte - gerade, dass sie nicht noch die einzelnen Pflanzen erklärte! - wurde der Comte immer nervöser. Etwas spielte sich hier ab, und er konnte es nicht begreifen.

    Sophia hatte den Brief auf den Tisch gelegt und wandte sich endlich ihm, Armand und Moza zu.
    „Ich war überrascht, dass Ihr eine Dienerin mitgebracht habt. Doch nun ist mir klar warum Ihr es getan habt. Die Elfe erwartet ein Kind. Euer Kind, nicht wahr Comte? Streitet es nicht ab. Magier werden von der Kirche unfruchtbar gemacht, damit sie sich nicht vermehren. Euer Magier ist vom Turm und kann unmöglich das Kind gezeugt haben. So bleibt nur eine Möglichkeit. Ihr habt das Kind gezeugt und Moza behauptet es wäre seins um Euch zu schützen. Ihr habt sie mitgebracht, weil Ihr in ihrer Nähe sein wollt. Werdende Väter tun so etwas, nicht wahr? Eine Geliebte, die Euer Kind erwartet…“

    Sophias Blick war der pure Hass und es war schon beeinruckend, wie schnell sie jemanden zu hassen begann. Sie war offensichtlich wütend, Bardan öffnete schon den Mund, um etwas zu sagen, besann sich aber eines besseren und ließ die Dame ausreden:
    „Wenn Ihr wenigstens noch einen kleinen Funken Ehre besitzt, dann verzichtet auf diese Hochzeit. Verzichtet auf alles und geht zurück zu Eurem Anwesen mit Eurer schwangeren Elfe. Lasst mir wenigstens dieses bisschen Würde. Zwingt mich nicht Euch zu heiraten und zum Gespött von allen zu werden.“ Damit verschränkte sie die Arme vor der Brust und sah ihn eiskalt an. Bardan trat einen Schritt vor, vorsichtig. Wenn ihn nicht alles täuschte, hatte er jetzt nicht nur die Erlaubnis zu sprechen, sondern wurde sogar wortlos dazu augefordert. Aber was sollte er sagen? Er war selbst fassungslos.

    "Mylady, ich verstehe Euren Ärger" - nein, das tat er nicht, aber egal... " aber ihr unterliegt einem Missverständnis. Moza hier hat sich etwas unklar ausgedrückt als er sagte, die Elfe wird sein Kind austragen," damit wandte er sich zu Moza um und winkte ihn zu sich, "denn nach meiner Information tut sie das nicht. Wie auch, sie ist erst seit kurzem bei meiner Familie und seither habe weder ich noch Moza - soweit ich das beurteilen kann - intimen Kontakt mit ihr gehabt."
    Er wollte Moza schon für sich selbst sprechen lassen, fügte aber noch hinzu: "Sophia, ich weiß nicht, was Euch dermaßen gegen mich aufbringt und ich weiß auch, dass ich Euch die Wahrheit sagen kann und Ihr möglicherweise glaubt, ich lüge Euch an. Ich habe mit dieser Elfe nichts zu tun. Es wäre unter meiner Würde in einem solchen Fall um eure Hand anzuhalten. Ihr mögt von Männern vielleicht nicht viel halten aus welchem Grund auch immer, aber das heißt nicht, dass Ihr die Ehre meiner Familie anzweifeln könnt, die ich immer unbefleckt gehalten habe und das auch nicht gedenke zu ändern." Sein Tonfall war schärfer geworden.

    Er pausierte kurz. "Vergebt mir meine Offenheit, Mylady, aber ich vertrete die radikale Ansicht, diejenige, die ich mir zu heiraten wünsche, nicht anzulügen. Ich will Euch nicht zu nahe treten, auch wenn es mir helfen würde, zu verstehen, was Euch widerfahren ist. Ich bitte Euch nur hierum: Gebt mir eine faire Chance."
    Obwohl das Protokoll es nicht verlagte, verbeugte er sich vor ihr. Er hielt Abstand, da er sich nicht aufdrängen wollte.
    Er nickte Moza zu, damit er das Wort ergreifen würde, Bardan hatte bereits Angst, sich vergalloppiert zu haben.
    Und zum ersten Mal begrifff er ansatzweise, wie schwierig Frauen sein konnten...
    Fawks ist offline Geändert von Fawks (03.06.2014 um 10:28 Uhr)
  17. #97 Zitieren
    Eala Frya Fresena  Avatar von Jhonson
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    [Bild: AyCHFP5yrleibw_chter4Klein.jpg]


    Armand sah wie Bardan den Magier aufforderte die Wahrheit zu sagen und bevor die Situation noch schlimmer wurde ergriff er die Gelegenheit einzugreifen.

    „Moza, das übernehme ich! Mylady Sophia lasst uns ein paar Schitte im Garten gehen.“

    Eher widerwillig folgte sie ihm und als sie genügend Abstand hatten um zwar gesehen aber nicht belauscht zu werden fing er an zu sprechen.

    „Sophia Leroy, Tochter von Albain Leroy. Ich bin Armand aus dem Hause Verchiel, zweiter Sohn von Caron de Verchiel und Lady de Verchiel, geborene Mantillon. Träger der Klinge Winter, verliehen von der Kaiserin Celine I im ersten Jahr ihrer Thronbesteigung für die Verdienste in dem sogenannten Rickelieu Vorfall. Chevalier des dritten Kreises und Ehrenmitglied der Garde von Tirashan.“

    Und inzwischen kein gern gesehener Gast mehr am Kaiserhof, aber das wusste sie natürlich.

    „Euch sollte bekannt sein das der Comte de Justique als Adeliger viele Feinde hat. Wir sind alle Teilnehmer des großen Spiels, aber wem sage ich das!"

    Er lächelte durchaus ehrlich und amüsiert. Überhaupt hatte er keine Probleme mit ihr. Temperamentvolle und intelligente Frauen schätze er sehr, wer sonst würde sich mit Mylady einlassen.

    "Und natürlich reist er nicht nur mit dem Schutz eines Leibwächters und eines Magiers. Die Dienerin ist natürlich auch dazu ausgebildet ihn mit ihrem Leben zu verteidigen. Ihr Aufzug ist natürlich nur Tarnung und da ihr das nicht durchschaut habt scheint sie sogar besser zu sein als ich vermutet hätte. Sie erwartet natürlich kein Kind vom Comte. Das schwöre ich bei der Ehre der Kaiserin, möge sie ein langes Leben haben."

    Er hielt kurz inne und sprach dann kühl und ruhig weiter.

    „Wenn es euch noch einmal einfällt die Ehre des Comte oder jetzt in diesem Fall gar meine öffentlich in Frage zu stellen wird diese Hochzeit nicht stattfinden. Die kaiserlichen Adelsgerichte kennen da keinen Spaß. Die Folgen für eure bürgerliche Familie sind euch ja bekannt.“

    Kurz, respektvoll und formvollendet verneigte er sich vor ihr.

    "Ich wünsche euch noch einen schönen Tag."

    Und machte sich auf dem Weg zurück ins Haus.
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  18. #98 Zitieren
    Nicashisha Shenanigans  Avatar von Moku
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    [Bild: mozaklein.png]Moza beobachtete den Austausch zwischen Sophia und Bardan mit entrüstetem Vergnügen. Zu mehr war er auch nicht Imstande, wurde die Furie schließlich kurz nach Bardans Predigt von Armand entführt. Während ihrer Abwesenheit sah er sich in dem Gemach seines Herren um, ignorierte die punktierten Blicke seines Comte mit gelassener Indifferenz.

    „Mein Comte,“ begann er nach einer Weile, ließ sich auf einen Sessel nieder, bettete beide Arme auf den Lehnen. „Diese Frau,“ er runzelte die Nase, ob des Wortes, hatte er schließlich duzend andere, passendere auf der Zunge, für die er aber eben jene vermutlich verlieren würde, „greift nach jedem Strohhalm, um euch zu diffamieren. Sie wird Euch den Sieg nicht schenken. Ich wiederhole mich, aber ist so eine“—Furie, Mistkröte, hysterische Fuchtel—„Person wirklich Eure Zeit wert? Am Ende wird sie sich selbst nicht als mehr sehen als eine Trophäe.“ Wobei Trophäe gewöhnlich etwas war, worauf man stolz war und Moza konnte beim besten Willen nicht sehen, weshalb man sich freuen sollte auch nur eine Haarsträhne von diesem Biest zu besitzen.

    Bevor der Comte jedoch antworten konnte, kam Sophia mit streng gezügelter Wut zurück ins Zimmer ... gestampft. Stolziert. Eine Mischung aus beiden, irgendwie. Als würde sie selbst nicht genau wissen, wie sie sich hätte nähern sollen. Oder versuchte elegant zu wirken, wenn alles was sie wollte nur einmal kindisch mit dem Fuß aufstampfen war, um ihren Frust Luft zu machen.

    Armand folgte ihr auf dem Schritt.

    „Nun denn, es wird Zeit, dass wir unser Gemach aufsuchen,“ gab er mit einem breiten Lächeln an, stemmte sich vom Sessel auf. Er nickte Sophia einmal höflich zu und versuchte sämtliche negativen Gedanken aus seinen Gesichtszügen zu halten, hielt dann allerdings am Tisch auf dem noch immer Bardans ungeöffneter Brief lag.

    Mit einer fließender Bewegung hob er den Umschlag, drehte ihn zwischen seinen Fingern, ließ seine Augen zu dem braunhaarigen Monster wandern. Ohne Umschweife näherte er sich der Frau, ignorierte wie sie sich zusammen reißen musste, nicht einige Schritte zurück zu gehen, bevor er ihr den Umschlag in die Hand drückte. „Liest, sofern ihr dazu in der Lage seid,“ meinte er mit unschuldigem Blinzeln. „Nicht, dass ihr es verdient hättet. Scheut ihr schließlich das Feuer wie ein kleines verbranntes Kind.“

    Mit diesen Worten nickte er Armand auffordernd zu.

    „Übrigens,“ rief er im Rausgehen, auch wenn er sich nicht umdrehte, „meine Soldaten sind noch immer stramme Kämpfer.“ Er versuchte nicht einmal sein Lachen zu unterdrücken. Ach, die Gerüchte über den Turm der Magier. Sie würden nie aufhören ihn zu amüsieren.
    Moku ist offline Geändert von Moku (14.06.2014 um 15:10 Uhr)
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    Legende Avatar von Annalena
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    [Bild: Sophia_4.png]
    Sophia hörte sich Bardans Worte an und musste schlucken. So harsch hatte sie ihn noch nie erlebt. Hatte sie das wirklich verdient? Wahrscheinlich schon. Wenn sie genauer darüber nachdachte, dann waren ihre Worte und Anschuldigen sehr hart. Wenn es nicht stimmte… und das war der entscheidende Punkt. Doch konnte man ihr verdenken, dass sie so reagierte? Nicht nach dem was sie durchmachen musste. Bardan wusste jedoch nichts über ihre zerbrochene Liebe. Sollte sie es ihm sagen?

    In einem Punkt hatte Bardan Recht. Die Aussage des Magiers konnte man missinterpretierten. Doch warum sollte dieser eine solche Aussage überhaupt treffen? Was versprach sich der Magier davon? Als Bardan sie bat ihm eine Chance zu geben musste sie innerlich lachen. Was glaubte er was sie tat? Er konnte Prüfungen ablegen um ihre Hand zu gewinnen. Was wollte er noch von ihr? Bevor sie sich weiter Gedanken machen konnte sprach der Leibwächter sie an und bat sie um ein Gespräch unter vier Augen. Doch ihr kam es eher wie ein Befehl vor. Ein Blick auf Bardan verriet, dass er nicht vorhatte etwas dagegen zu sagen. Widerwillig folgte sie dem Mann in den Garten. Sie konnte nicht fassen, dass sie wie eine Dienerin herum kommandiert wurde.

    Der Leibwächter, Armand wie sie sich in Erinnerung rief, war nicht so zurückhaltend wie der Comte. Er war höflich, doch sie konnte genau die Drohungen heraus hören. Beim Erbauer, womit hatte sie das verdient? Das große Spiel… daran hatte sie gar nicht gedacht. Plötzlich fühlte sie sich völlig unbehaglich. Das große Spiel wurde nur vom Adel gespielt. Sie versuchten auf diese Weise ihre Macht auszubauen oder Konkurrenten aus dem Weg zu räumen. Es gab natürlich auch Bürgerliche, die sich am großen Spiel versuchten um mehr Einfluss oder vielleicht sogar einen Adelstitel zu ergattern.

    Ihr Vater war ein sehr erfolgreicher Händler und ihre Familie war sehr reich. Sogar reicher als die meisten Adligen. Die Leroys waren deswegen schon öfters ein Ziel für das große Spiel geworden. Doch ihr Vater hatte kein Interesse daran sich auf das große Spiel einzulassen. Er benutzte sein Geld lieber um sich so gut wie möglich daraus rauszuhalten. Doch nun würde sie, wenn Bardan die Prüfungen besteht, in den Adel reinheiraten. Damit würde sie sich unweigerlich noch mehr in die Fänge dieses intriganten Adels begeben. Warum hatte sie nicht daran gedacht? Sie hatte keine Lust sich ständig mit falschen Schlangen herumzuschlagen. Hatte ihr Vater das nicht bedacht? Warum hatte er es getan? Sie wusste, dass er nicht viel vom Adel und dessen großem Spiel hielt.

    Dann viel es ihr wie Schuppen von den Augen. Bardan war der Sohn eines Comte. Doch dieser war von eher geringem Adel. Sollte er es schaffen die Leroys auf seine Seite zu bekommen, dann würde sich sein Einfluss schlagartig erhöhen. So ist es also. Bardan benutzt das große Spiel um über sie an Macht zu gewinnen. Da sie das einzige Kind von Albain ist, würde er auch irgendwann das riesige Vermögen erben. Das machte Sinn. Deshalb hatte Bardan sich so rasch bereit erklärt die Prüfungen auf sich zu nehmen.

    Als Armand ihr mit dem Adeligen Gericht drohte musste sie schlucken. Sie nickte nur kurz um zu zeigen, dass sie ihn verstand. Beim Erbauer, das war schrecklich. Würde der Comte auch die Chevalier auf sie ansetzen? Sie wusste um deren Ruf und was einige von ihnen Frauen antaten. Sie zitterte leicht bei dem Gedanken. Doch dann schüttelte sie innerlich den Kopf. Der Comte würde nicht so weit gehen. Oder? Ein ungutes Gefühl blieb. Sie sollte aufpassen was sie sagte.

    Die Erklärung warum die Elfe bei ihnen war überraschte sie nun nicht. Nachdem Armand das große Spiel erwähnte war alles klar. Sie war eine Bardin. Das erklärte einiges. Doch war sie eine Bardin im Dienste von Bardan oder von jemand anderes? Sie hasste das große Spiel. Sie hasste die Intrigen. Warum konnte man sie nicht aus allem heraushalten? Wortlos und verärgert folgte sie dem Leibwächter zurück ins Zimmer. Sie brauchte Zeit um alles zu verarbeiten.

    Als sie Bardan erblickte verfolg ihr Ärger sofort und, sie gab es nur ungern zu, Angst machte sich breit. Sie hörte dem Magier nur mit halbem Ohr zu und erschrak leicht, als er ihr plötzlich etwas in die Hand drückte. Verwirrt blickte sie auf den Brief. Sie hatte ihn vollkommen vergessen. Unterstellte Moza ihr, dass sie nicht lesen konnte? Bevor sie den Mund öffnen konnte verschwand er aus der Tür.

    „Übrigens, meine Soldaten sind noch immer stramme Kämpfer.“

    Sophia verstand nicht, was er meinte. Magier durften doch keine Soldaten befehligen. Wie konnte er sie dann als seine bezeichnen? Und stramme Kämpfer ist auch eine sehr merkwürdige Bezeichnung für die Tüchtigkeit eines Soldaten. Sollte es nicht eher harte Soldaten sein oder vielleicht starke Soldaten. Doch sie verbannte es fürs Erste aus ihrem Gedächtnis.


    Nachdem der Magier verschwunden war blickte Sophia Bardan unsicher an. Sie knickste korrekt und sprach zu ihm als sie sich wieder aufrichtete. Ihre Stimme hatte jedes Feuer verloren. Sie war sehr darauf bedacht ihn nicht weiter zu verärgern. „Ich bitte viel maß um Entschuldigung, Comte de Justique. Meine Anschuldigungen Eurer Lordschaft gegenüber, waren unangebracht. Ich hoffe Ihr könnt mir verzeihen und ich hoffe, dass Ihr meinem Vater keinerlei Probleme machen werdet. Solltet Ihr jemanden bestrafen wollen, dann bestraft mich. Es war schließlich ich, die Euch beleidigte.“ Sophia blickte dann Armand an und konnte ihre Angst nicht wirklich verbergen. Dann wandte sie sich wieder Bardan zu. „Ich warte in meinem Gemach darauf welche Strafe Ihr mir geben wollt.“ Noch einmal knickste sie höflich und floh geradezu aus dem Zimmer.


    Sophia beachtete Moza nicht als sie an ihm vorbeilief. Auf dem Gang traf sie eine der Dienerinnen. Sie bat diese Nahla zu sich kommen zu lassen. Dann betrat sie mit klopfenden Herzen ihr Gemach. Den Brief, den sie in der Hand hielt, legte sie auf die Kommode. Im Moment konnte sie ihn einfach nicht lesen.

    Aufgelöst lief sie auf und ab. Wie konnte sie nur so dumm sein? Hoffentlich war es nicht zu spät und sie hatte den Comte nicht zu sehr verärgert. Welche Strafe würde er ihr auferlegen? Würde es genug sein um ihn zu besänftigen? Die Drohungen des Leibwächters waren eindeutig. Sie hatte auch keinen Zweifel, dass er wahr machen würde, was er gesagt hatte. Sie wollte sich nicht ausmalen was man ihr und vor allem ihrem Vater antun würde.

    Ein Klopfen riss sie aus ihren Gedanken. Nach ihrer Aufforderung herein zu kommen öffnete sich die Tür. Die Elfe trat ins Zimmer und schloss die Tür wieder hinter sich. Sophia versuchte ihr Bestes ein neutrales Gesicht aufzusetzen. Sie lächelte die Elfe leicht an, was ihr allerdings nicht leicht fiel. „Ihr seid Nahla, nicht wahr?“ Sie wartete keine Antwort ab sondern fuhr gleich fort. „Mein Verlobter hat mir alles über Euch erzählt. Ich möchte Euren Aufenthalt so gut wie möglich gestalten. Sagt mir, Nahla, benötigt Ihr irgendetwas um Eure Aufgabe hier leichter zu machen?“


    In der ganzen Aufregung ist Sophia nicht aufgefallen, das jeder der drei Männer eine andere Geschichte bezüglich der Elfe erzählt hatte.
    Annalena ist offline
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    Grisha Avatar von Emerahl
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    [Bild: 13GrU1HJeW1doUYDilynrae.png]

    Dilynrae war von einem Butler namens Franz in den Ostflügel des Hauses - dem Dienstbotentrakt - geführt worden. Sie hatte sich den Weg gut eingeprägt, denn sobald sich ihr eine Chance bot, musste sie das Haus erkunden, um ihre Pläne fortzuführen. Außerdem musste sie unbedingt diesen Mann an Sophias Seite finden und herausfinden, welches Spiel er trieb. Dilynrae wurde nicht gerne kontrolliert, wenn sie einen Auftrag auszuführen hatte.

    Vor einem der Zimmer blieb er stehen und öffnete die Tür. „Dies ist Eure Kammer. Die Dienstboten haben einen separaten Essraum in dem sie ihre Speisen zu sich nehmen. Wir essen natürlich nicht alle auf einmal. Die Herrschaften könnten einen von uns benötigen. Ich werde Euch abholen sobald es Eure Zeit zu speisen ist. Welche Aufgaben Ihr übernehmt müsst Ihr mit dem Comte absprechen oder Ihr wisst es schon. Ein Diener wird Euch holen sollte der Comte Euch benötigen. Der Comte, sein Leibwächter und sein Hofmagier sind im Familientrakt im Westflügel untergebracht. Es ist Euch nicht erlaubt diesen unaufgefordert zu betreten. Später werde ich Euch herumführen so dass Ihr Euch mit allem vertraut machen könnt. Im Moment habe ich meine Aufgaben. Fragen?“ Dilynrae schüttelte den Kopf, woraufhin sich der Butler abwandte und sie verließ. Dilynrae wusste, dass aus dem Butler nichts heraus zu bekommen war. Sie sollte sich lieber das Vertrauen der Dienerschaft erschleichen. Aus denen war mehr heraus zu bekommen. Zuerst jedoch betrat sie ihre Kammer, blickte sich sorgfältig um. Sogar aus dem Fenster blickte sie und prägte sich alles genau ein. Schließlich musste sie auch einen Fluchtweg haben.

    Bevor sie jedoch überlegen konnte, wie sie nun weiter vorgehen wollte, klopfte es an ihre Tür. Dilynrae öffnete diese und vor ihr stand eine junge Dienerin, die ihr mitteilte, dass ihre Herrin sie zu sehen verlangte. Sophia? Was wollte sie von ihr? Dilynrae wagte nicht, sich zu widersetzen, würde es ja ihren Plänen entgegenlaufen. So folgte sie der Dienerin bis zu einer Tür, wo diese ihr bezeichnete, zu klopfen. Nach einer Aufforderung öffnete Dilynrae die Tür und trat ein. Flink erfasste sie alles in dem Raum und sah, dass die Herrin des Hauses allein war. „Ihr seid Nahla, nicht wahr?“ Sie wartete keine Antwort ab sondern fuhr gleich fort. „Mein Verlobter hat mir alles über Euch erzählt. Ich möchte Euren Aufenthalt so gut wie möglich gestalten. Sagt mir, Nahla, benötigt Ihr irgendetwas um Eure Aufgabe hier leichter zu machen?“ Misstrauisch betrachtete Dilynrae Sophia nach diesen Worten. Was hatte Bardan erzählt, dass diese plötzlich so freundlich ihr gegenüber stimmte? Glaubte Sophia jetzt, dass sie das Kind Mozas in sich trug? Noch immer war sie wütend über dessen unbedachten Worte. Oder hatte Bardan sein Wort, welches er ihr gegeben hatte, gebrochen und Sophia erzählt, wie er sie gefunden hatte samt ihrer erfundenen Geschichte?

    "Mylady, ich verstehe nicht. Ich bin nur eine unwürdige Dienerin und nicht in der Lage, irgend etwas von Euch zu verlangen. Denn das, was ich begehre, könnt Ihr mir nicht geben!"

    Würde sie den Hinweis verstehen?
    Emerahl ist gerade online
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