[hangingtree]

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Das große Zeitalter der DSA-Spiele


Was sind das nur für Zeiten in denen eine Rollenspielwelt, die in den 1980ern ihren Anfang nahm, im Augenblick so reichhaltig mit Computer-Spielen bedacht wird? Da bisher kein wirklicher Flopp unter den DSA-Spielen dabei waren, sind die Zeiten wohl alles andere als schlecht zu bezeichnen. Aber was sorgt dafür, dass seit dem Erscheinen von „Drakensang“ im Jahr 2008 die Quote an DSA-Spielen stetig anstieg? Ist es die Tatsache, dass vielen „Das Schwarze Auge“ ganz einfach ein Begriff ist oder, dass die Spieleindustrie nach „Drakensang“ gemerkt hat, dass da was zu holen ist? Eines ist klar, jede Branche hat ihre Mechanismen und Regeln, die quasi darüber bestimmen, ob eine lose Idee zum fertigen Spiel wird oder nicht. Was macht „Das Schwarze Auge“ so lukrativ für die Gaming-Branche? Eine seit langer Zeit national etablierte Marke mit Kultcharakter dürfte als vorläufige Erklärung sicher genügen, aber dürfte ebenfalls die Frage aufwerfen, ob es auch so viele Spiele aus dem Universum des nationalen Rollenspielklassikers schlechthin auch wirklich braucht. Denn Fakt ist, mit „Demonicon“, „Satinavs Ketten 2“, der Neuauflage der „Nordlandtrilogie“ in HD und „Circle of Legends“ sind so viele DSA-Spiele für den Heimcomputer und diverse Konsolen in der Mache, wie noch nie zuvor. Nicht zu vergessen, dass sich das DSA-MMORPG „Herokon“ immer noch in Beta-Stadium befindet. Höchste Zeit mal etwas genauer hinzugucken und etwas Ordnung in den unerwarteten Andrang von DSA-Games zu bringen.

Noumena geht den düsteren Weg


So richtig düster gab es DSA digital noch nicht. Gerade die Schattenlande waren noch nie wirklich Thema, wenn Aventurien über den Bildschirm gezockt wurde. Am Spieltisch haben sicherlich einige würfelerprobte Recken und Heldinnen schon finsterste Höhlen erforscht, niederträchtige Seuchen erlebt und dunkle Geheimnisse gelüftet. Aber halt nie in einem DSA-Spiel. Das soll und wird sich mit „Demonicon“ von „Noumena“ ändern. Die Spieleschmiede aus Berlin dürfte gerade die letzten Stellschrauben ausrichten, denn das Spiel ist aktuell für das zweite Quartal 2013 angekündigt. Im Sommer darf also die düstere Geschichte um Cairon und seine Schwester in der von Flüchtlingen heimgesuchten Stadt Warunk endlich gespielt werden. Die Story setzt schon erste Reizpunkte, die nach mehr verlangen. So darf man gespannt sein, was es damit auf sich hat, dass sich Cairons Blut nicht mit dem der Schwester vermischen darf und was es für Konsequenzen hat, dass es aber bei ihrer Befreiung aus den Klauen des Kannibalen doch zu eben jener schicksalhaften Blutvermischung kommt. Demonicon wird eine Seite der DSA-Welt aufzeigen, die wohl so visuell präsent noch nie vorhanden war. Dreckig, schmutzig, düster und rau. Ein Gegenentwurf zu den kunterbunten „Drakensang“-Titeln, dennoch aber ein Spiel, dass selbst bisher komplett DSA-Unerfahrene behutsam an die Welt ranführen Seite will. Nur halt mehr von der Dark-Tale-Seite.

Daedalic surft auf der DSA-Welle


Mit gleich zwei Spielen steht „Daedalic“ in den Startlöchern. Gerade frisch angekündigt und vom Chef bestätigt, ist, dass es definitiv ein neues DSA-Spiel aus ihrem Hause geben wird, dass wie „Satinavs Ketten“ dem Adventure-Genre zugehörig sein wird. Wir erinnern uns an ein ambitioniertes DSA-Adventure, dass leider etwas kurz ausfiel, sonst aber wirklich wenig vermissen ließ. Der schmucke Bilderbuchstil passte hervorragend zu den liebevoll ausgestalteten Charakteren und zeigte Aventurien verträumt romantisch mit einem leichten Hang zur düsteren Melancholie. Kurz gesagt: Es spielte sich wie ein schaurig schönes Märchen mit Sehnsuchtscharakter und wusste ob dieser Qualitäten durchaus zu gefallen. Nun soll die Sage Weitergehen, bisher ist noch wenig mehr bekannt als die Bestätigung des Spiels selbst, welches jedoch noch nicht betitelt wird. Wer weiß, ob es „Satinas Ketten 2“ heißen wird oder einen völlig anderen Namen trägt. Es darf auch spekuliert werden, ob und, wenn dann auch wie, die Geschichte um den jungen Fallensteller Geron und die niedliche Fee Nuri weitergeht oder völlig neue Tore aufgestoßen werden. Des Weiteren, und das ist sicherlich einer der Überraschungen schlechthin, ist ein rundenbasiertes Strategiespiel mit DSA-Lizenz geplant, dass noch dieses Jahr erscheine soll! Es wird den Namen „Circle of Legends“ tragen und mancher mag sich jetzt fragen, wo das auf einmal herkommt. Jeder Freund rundenbasierter Strategiehits, wie der „Civilization“-Reihe, „Jagged Alliance“ oder „Heroes of Might & Magic“ dürfte sich aber über diesen unverhofften Genre-Beitrag sehr freuen, der noch oder vielleicht auch gerade wegen seines ebenfalls bereits im 2. Quartal 2013 angekündigten Releases viel Raum, aber wenig Zeit für Spekulationen lässt.

Silver Style legt DSL-Leitungen in Aventurien


„Herokon“ erfüllt sicherlich den Wunsch vieler DSA-Spieler endlich mal mit den gemeinsamen Weggefährten vom Spieltisch online miteinander Rolle zu spielen. Und es lässt sich inzwischen auch bestätigen, dass, gerade für altgediente Kenner der Welt des Schwarzen Auges hier ein wirklich stimmungsvolles Schmankerl bereitliegt. Die Online-Variante von DSA ist Free-to-Play und überzeugt durch gut gefüllten Maps und stimmungsvollen Detailreichtum. Wer schon immer Aventurien online erleben wollte, sollte hier auf jeden Fall mal sein Glück versuchen. „Silver Style Studios“ hat nämlich genau das geliefert, was man als DSA-Veteran haben möchte, es dafür Quereinsteigern, die noch nicht so viel DSA-Erfahrung haben es dafür aber manchmal nicht ganz einfach gemacht, da beispielsweise das Skillsystem eng an das Pen-&-Paper-Regelsystem nach der aktuellen Edition 4.1 geknüpft ist und das doch einige Komplexitäten bereithält. Otto-Normal-MMO’ler wird sicherlich woanders einsteigerfreundlichere Titel finden, Alrik-Normal-Aventurier wird sich jedoch gerade online wirklich gut aufgehoben fühlen.

UIG Entertainment mit frischer Politur für das Urgestein

Und dann kam diese Nachricht. Die Nordlandtrilogie wird aufgemotzt. In HD! Ich mein, hallo?! Wie cool klingt das denn? Ist irgendwie 1. April und jemand will mit meinen zarten Gamer-Gefühlen spielen? Mir ist schon gleich klar gewesen, dass ich jetzt keine Skyrim-Grafik haben werde, aber ehrlich gesagt, war die Nordlandtrilogie, für den Kolumnisten das bisher immer noch stimmigste und kompletteste Erlebnis was es an digitalem DSA-Stuff bisher gegeben hat. Klar, das ist alles gar nicht mehr zeitgemäß. Man muss echt eine Menge an Inventar-Kram managen und reist die erstellte Heldengruppe in die falsche Richtung, ist das Abenteuer nicht mehr zu lösen. Die Komplexität des Regelsystems steht wohl in etwa auf einer Stufe mit „Drakensang“. So wartet zumindest die ursprüngliche Trilogie allein mit 12 Heldentypen, 14 Eigenschaftswerten, 52 Talenten und 81 Zaubersprüchen auf, von denen viele aus den Radon-Labs-Spielen bekannt sein dürften, auch wenn sie teilweise etwas anders gehandhabt werden. Und dennoch, dem Kolumnisten geht allein bei der Nachricht der Frischzellenkur und bei den vom verrückten Ivan geposteten Bildern im Forum das Rollenspielerherz auf. Ich freue mich auf Angelhaken, Decken und allerlei anderem Tand in meinem Inventar. Auch freue ich mich auf Zufallsbegegnungen der altmodischen Art und Weise und mit Riva auf eine meiner aventurischen Lieblingsstädte im neuen Gewand. Und wie könnte es nicht besser passen, ist auch dieses Release vom Publisher UIG Entertainment für das 2. Quartal 2013 angekündigt. Na das kann ja ein Sommer werden.

In dem Sinne,

euer hangingtree

[Krabat]

Im allgemeinen finde ich die große Resonanz in Sachen digitaler DSA-Abenteuer großartig, und besonders freut mich die Neuauflage der Nordlandtrilogie.

[Kalypso-Media]

Demonicon erscheint im Herbst.

[happycamper]

Ich bin schon sehr gespannt: erstens auf die NLT HD und zweitens auf Demonicon (die habe ich auf jeden Fall vor mir genauer anzusehn)
Ob mich Herokon nochmal fesselt... je nach dem wie es sich entwickelt, möglich ist alles

Aber da es wirklich so viele Spiele sind, wer kommt den noch dazu die alle zu spielen (besonders da auch immer fleißig im Hintergrund gemoddet wird )

[Aydan]

Gute Zusammenfassung, Hangingtree.

Ich weiss nicht, was ich von dem Strategietitel halten soll, da dort kaum irgendwelche weitergehenden Informationen zu sehen sind.
Die anderen Titel haben alle gemein, dass es sich um aktive Projekte handelt, in die viel Arbeit investiert wird. Das muss man bei allen anerkennen. Noumena und Demonicon ist mit Sicherheit zur Zeit das Team mit den meisten Ressourcen, und mit dem professionellsten Ansatz. Trotz ein paar Zweifeln bin ich gespannt wie es letztendlich aussehen wird. Die letzten Artikel dazu waren nicht so sehr aussagekräftig, aber das kann auch bedeuten, dass sie versuchen einen eigenen Weg ausserhalb der ausgetretenen Mainstream Spielprinzip Pfade zu gehen. Abgesehen davon finde ich die bisher gezeigte Grafik durchaus interessant und passend.

Die Nordlandtrilogie hat mit Sicherheit schon einmal den Nostalgie Bonus. Für einen solchen Ansatz ist die Stimmigkeit der Grafik und der Umsetzung der Geschichte entscheidender als die alleinige Grafikpracht. Die Geschichte mit dem gleichen Witz und Ernsthaftigkeit zu erzählen ist schon für sich alleine eine ganz harte Nuss, da sie sich an dem Original messen lassen muss. Den Fokus bei diesem Projekt auf spielerische Reichhaltigkeit zu legen, wie zum Beispiel auf unzählige DSA Fähigkeiten und Zauber, ist sicherlich eine weise Entscheidung. Kommt dazu auch noch eine gut wiedergegebene NLT Geschichte(n), glaube ich, dass das Projekt durchaus zu einem Erfolg wird. Spannend.

Herokon ist nicht ganz so sehr dicht an den DSA Regeln, wie es den Anschein haben mag. Die einzelnen Fähigkeiten tragen zwar DSA Namen, entsprechen jedoch nicht dem DSA Regelwerk, weder 4.x noch 3.x. Sie sind nur daran angelehnt, wie es von Silverstyle selbst auch bestätigt wurde. Das ist einerseits zwar verständlich, da bei einem Computerspiel die DSA Regeln niemals vollständig 1:1 angewendet werden können, aber es ist auch enttäuschend, da es sich hier nicht um abstrakte, oder selten genutzte Fähigkeiten handelt, sondern um grundlegende Mechaniken, wie die Schadensberechnung handelt. Herokon stösst in seiner Spielephilosophie hier deutlich an eine Grenze des gruppenorientierten Spielprinzips von DSA. Erst die Kombination der verschiedenen Fähigkeiten innerhalb einer Gruppe verleihen dem Spiel eine Ausgewogenheit. Es war nicht vorgesehen einen Krieger gegen einen Metamagier auszutarieren, sodass beide die gleichen Chancen haben. Da man in Herokon aber nur einen einzelnen Charakter steuert, und in Konkurrenz zu anderen Spielern steht, entwickelt sich das Spielprinzip naturgemässerweise mehr in Richtung eines klassischen MMOs wie World of Warcraft und Star Wars. Die nur an die DSA Regeln angelehnten Spielmechaniken sind daher verständlich, um schwerwiegende Nachteile zwischen den Klassen auszugleichen, aber es ergibt sich daher nicht die in DSA Regeln gewohnt scharfe Abgrenzung der Archetypen/Klassen.
Die Karten sind bestimmt mit viel Mühe handgezeichnet, und mit Liebe zum Detail gestaltet, aber bedingt durch die technische Umsetzung ist es nicht unbedingt in allen Belangen sehenswert, da es mit 2dimensionalen Sprites in einer isometrischen Ansicht auskommen muss. Die geringe Auflösung und die niedrigen technischen Anforderungen erlauben es dafür auf fast allen Rechnern seit 2004 zu spielen, die eine aktuelle Flash Version unterstützen. Das sollte auch auf Smartphones und Tablets problemlos laufen. Daneben verfügt es für ein MMO über ein recht stabiles Server Rückgrat und einen funktionierenden Support, was angesichts aktueller Top Titel, wie zum Beispiel dem neuen SimCity, heutzutage nicht selbstverständlich ist.
Ein deutlich negativer Aspekt ist die starke Kommerzialisierung des Spiels, die wie andere F2P Titel an allen Ecken und Kanten ansetzt, und den Spieler von der ersten Minute an mit dem InGame Shop konfrontiert.

Insgesamt muss man einfach feststellen, dass die Spieleindustrie sowohl an technische, als auch kommerzielle und spielerische Grenzen trifft. Die Rechner sind heutzutage leistungsfähig genug, um fotorealistische Darstellungen abzuliefern. Bis 2008 ungefähr war es immer wieder möglich mit noch realistischerer Grafik zu punkten, und die Spieler mit offenem Mund dastehen zu lassen. Die Effekte noch realistischer zu machen reicht nicht mehr aus, da der Spieler den Unterschied einfach nicht mehr sieht. Die Anzahl der Polygone ist inzwischen so hoch, dass nur der direkte Vergleich noch marginale Unterschiede sichtbar werden lässt. Dazu benötigt man aber auch inzwischen echte 3d Künstler. Ein guter Informatiker/Programmierer ist nicht automatisch ein begnadeter Künstler im Umgang mit Blender/3DSMax/Maya/wasweissich, sodass die Personalkosten für zeitgemässe, realistische Grafiken aufblähen, ganz zu schweigen vom logistischen Aufwand solche Abteilungen miteinander unter einen Hut zu bringen. Derjenige, der die Geschichte verfasst muss erstmal den Grafikern klarmachen, wie er sich das vorstellt, und die haben wieder ihre eigenen, tollen Ideen, die man ja noch realisieren könnte, die nur noch von den eigentlichen Programmieren übertroffen werden, die kurzerhand eine völlig neue und revolutionäre Idee haben, und kurzerhand das gesamte System umstellen, und sich darin für 3 Monate fest rennen.
Für kleinere und mittlere Studios bleibt da nur die Möglichkeit sich auf ihre Stärken zu verlassen, und diese Konsequent in den Mittelpunkt zu stellen.
Das funktioniert auch ganz gut, wie man anhand von Satinavs Ketten sieht. Besser ein anständiges Adventure mit stimmiger Geschichte und passenden Rätseln, als Grafik bis zum Letzten. Für Demonicon liegt der Weg aus meiner Sicht in einer eigenständigen Umsetzung, die nicht versucht irgendwelchen Vorbildern nachzueifern. Witcher hat es vorgemacht, obwohl es mich nicht so sehr begeistert hat. Ein eigenständiges Kampfsystem im Kern, eine nicht ausgelutschte Geschichte und es wird akzeptiert. Bei der NLT in HD ist mit Sicherheit Vielfalt und die grössere Nähe zu den DSA Regeln ein entscheidender Faktor. Herokon sollte sich wesentlich mehr auf die Rollenspiel Elemente verlegen, die mit einer grossen Menge an Mitspielern möglich ist.

[Lord Demon]

Auch Demonicon ist nicht sehr nah an den DSA Regeln, wie ich dem letzten Bericht bei eurogamer entnehmen konnte.

[Tomatensuppe]

Ich drücke jedenfalls für alle Spiele einen Daumen und hoffe das sie auf dem Markt erfolgreich sind

[hangingtree]

Demonicon erscheint im Herbst.

Danke für die Info und gut zu wissen. Bei Amazon ist es noch für den 30. Juli angekündigt, was ja rein kalendarisch noch Sommer wäre.

[NeuDelli]

Zum Thema dicht an den Regeln: Ich halte die Diskussion darüber für vergebene Liebesmüh. Das letzte Computerspiel das sich diese Mühe gemacht hat war nun mal Schatten über Riva ansonsten unterscheiden sich die Ungenauigkeiten Herokons nur sehr wenigen von denen Drakensangs.

Mir scheint, dass es allen Spieleentwicklern sehr wichtig ist gewisse DSA-Assoziationen Heraufzubeschwören mit vermeintlich DSA-mäßigen Sonderfertigkeiten oder Vor- und Nachteilen. Im Grunde haben bisher alle modernen Spiele die DSA-Regeln aber eher nur als Inspiration und nicht als Vorgabe verwendet. Das ist aber leider nur wenig sinnvoller als detailgetreu ein (meiner Meinung nach) sperriges und eh nicht am PC umsetzbares DSA 4.x krampfhaft in ein Computerspiel zu pressen oder aber ein schon lange nicht mehr zeitgemäßes und von vielen wegen seiner Willkür und schlechten Steigerbarkeit abgeschafftes DSA3 wiederbeleben zu wollen. Die Stärke des DSA ist für mich eindeutig seine Spielwelt. Insofern finde ich hat es Satinavs Ketten bisher am klügsten angestellt.