Es ist schon bezeichnend, wenn ein Debütant mit Tänzergimmick und ein bald 50-jähriger Vorruheständler an den einzig überzeugenden Matches beteiligt sind. Einzig Fandango/Jericho und Punk/Taker erfüllten imo den Anspruch einer solchen Veranstaltung. Mit Abstrichen auch noch der Opener mit den zwei Dreierteams, aber der war recht kurz geraten bzw. fehlte mir da ein echter Weckruf für die folgenden vier Stunden.
Das WHW-Match läutete den starken Abfall in der zweiten Halbzeit ein (Punk vs. Taker ausgeklammert). Aber wie schon angesprochen waren auch die Matches davor nicht unbedingt WM-tauglich. Immerhin aber fühlte ich mich da noch gut unterhalten. Das galt selbst für das lahme Match der beiden Monsterpakete (aber sie hatten ja auch den ersten lahmen Spot des Abend, von daher war das auszuhalten
). Die jeweiligen Enden fand ich auch absolut in Ordnung, obwohl sich schon abzeichnete, dass man dramaturgisch wieder auf Sparflamme setzt und den ganz klassischen Weg geht.
Wie gesagt, war del Rio vs. Swagger der Anfang vom Ende. Beiden darf man wohl mehr abverlangen, und auch gemessen am Aufbau war das noch viel zu wenig. Selbst wenn die Fehde weitergeht, so hätte man bei so einem Anlass aber doch ruhig mal eine Marke setzen können. Aber ich kann mich eigentlich kaum an mitreißende Matches unter del Rios Beteiligung erinnern ...
Das Streak-Match definitiv dann Match des Abends. Ich stimme Mani zu, dass es nicht vollends an das Vorjahresmatch herankam, aber es war immer noch überdurchschnittlich bis episch. Zwei Männer der Extraklasse, man hat es ihnen nicht angesehen, dass der eine angeblich angeschlagen und der andere mit Ringrost und Zipperlein versehen war.
Bei No Holds Barred geht es mir auch wie Mani: Da fehlte einfach etwas. Das Tempo war gähnend langsam, zu gebremst und im Gegensatz dazu eben zu wenige Schockmomente. Das Ende war soweit in Ordnung, aber Abreibung bleibt Abreibung ... und die hat Lesnar nunmal bekommen. Dasselbe Match eine Spur schneller hätte vermutlich mehr Spaß gemacht. Aber gut, was will man verlangen,
wenn in den letzten beiden Matches 75 Prozent Teilzeitkräfte am Werk sind. Ist das nicht das eigentlich Erschreckende? Dass die WWE keine anderen Leute dafür hat bz7w. sich scheut, diese einzusetzen oder aufzubauen? Nichts gegen große Namen, die nicht dauerhaft aktiv sind, aber man deutlich gesehen, dass dies nicht immer der Weisheit letzter Schluss sein kann. Wenn das Paket toll aussieht, und es sind nur Sägespäne drin, freut man sich ja nachher auch nicht drüber ...
Was mich dann zum Main Event bringt: Rock und Cena haben mal so gar nicht miteinander harmoniert ... also, was das Geschehen im Ring angeht. Freilich haben sie das nach dem Match mehr als ausgeglichen, und es hätte nur noch der Bruderkuss gefehlt, um einem die Suppe so richtig zu versalzen. Aber das Kind war ja schon längst in den Brunnen gefallen. Den Hauptakteuren der Show fällt echt nichts anderes ein, als zehn Minuten gar nichts zu bringen und zehn Minuten lang eine lächerliche Finisherparade zu zelebrieren. Abwechslung war nur geboten, wenn der eine dem anderen seine Aktion klaute. DAbei haben wir ab und an sehen können, dass Cena es besser kann. Ich erinnere nur an die durchaus sehenswerten Matches gegen Punk, die eben auch Cena mitgetragen hat. So bleibt mir die (freilich für mich passige) Erkenntnis, dass dieser Eiertanz vor allem an The Rock gelegen hat.
Man möge dieses Kapitel darum auch für immer schließen ... oder den Hulkster combacken lassen.
So fahrlässig einfallslos man mit Wrestlemania nun umgegangen ist, so interessant tun sich zunächst nun ein paar Fragen auf: Für Cena braucht es ja über kurz oder lang eine neue Fehde. Und die sollte es tunlichst in sich haben, muss sie doch irgendwie darüber hinwegtäuschen, dass Cena nun lange, lange Champ bleibt. Aus dem aktuellen Roster zaubert man doch gewiss nicht so schnell einen ernsthaften Gegner aus dem Hut, den es ja sowieso nicht gibt.
Wer also soll kommen? Wieder Punk? Fraglich und aufgrund der kurzen Wiederholungsrate monoton-boring. Henry? Blödsinn. Reibach? Fandango?
Dito. Rock? Na sicher doch.
Barrett? Das wäre der Miz-Logik zufolge die wahrscheinlichste Variante, übertrumpft höchstens noch von einer dauerhaften Handicap-Fehde gegen The Shield.
Auch in der Tag Team Divison frage ich mich nach dem Vorankommen. Klar, es geht immer irgendwie voran, aber wie ...?
Was hat man mit Ziggler vor? Das ist nicht Fisch, nicht Fleisch. Koffer ja, Koffer nein. Hier ein Sieg, da ezwei Niederlagen usw.
Es müsste derzeit so einiges passieren, um die Liga mal wieder "chic" zu machen. Punks Sommer war nur ein Strohfeuer. Die daraus resultierenden Erwartungen und Hoffnungen wurden jäh zerstört und ins Gegenteil verkehrt.
Leider ist es halt so, dass die Arbeit der Company auf 100 TV-Shows (von den House-Shows ganz zu schweigen) ausgerichtet ist, gespickt mit einem Dutzend PPVs. Beides zusammen bildet einen Overkill, der dramaturgisch nicht in den Griff zu bekommen ist. Hinzu kommt die meckernde Masse der Internetfans, die jedoch, so behaupte ich mal, eben nicht die kommerzielle Zielgruppe der WWE ist, weil die Tickets, Abos und PPV-Bestellungen sowie der Großteil des Merchandisings eben nicht über die oberschlaue und ungleich engagiertere Netzgemeinde Dollars in die Kassen spült. Diese Wrestlemania hat einmal mehr deutlich gezeigt, wo der Hase langläuft.
Ich habe auf jeden Fall wieder ein wenig dazugelernt. Aber jetzt soll's erstmal reichen.