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Schöne Kolumne. Allerdings bleibt die Definiation, was eine gute Geschichte ist, immer vom persönlichen Empfinden abhängig. So repräsentiert für einige Spieler z.B. Planescape Tourment eine der besten Geschichten im RPG Bereich. Für ebenso viele Spiele ist aber auch bereits Dragon Age: Origin die Krönung der Geschichtenerzählung.
Hinzu kommt dass einen die interessanteste Handlung nicht packt, wenn man persönlich die Charaktere nicht mag, wie es z.B. bei mir der Fall war bei the Witcher (Sorry, ich kann Geralt nicht leiden).
Umgekehrt trösten die sympatischten Charaktere nur bedinkt über eine schwache Handlung hinweg. Spätestens beim erneuten Durchspielen wird einen dann bewusst, wie leer die eigentliche Geschichte doch ist und man verliert zunehmend die Motivation das Spiel erneut anzugehen.
Letzteres gilt auch für die Inszenierung, welche zunehmend an Kraft verliert, desto öfter man sich mit der eigentlichen Handlung auseinander setzt. Als perfektes Beispiel für einen solchen aufgeblasenen Ballon möchte ich einmal ME2 nennen: Wunderbar anszusehen, aber inhaltlich völlig hohl.
Abschließend möchte ich noch zwei Aussagen kritisieren. Tomatensuppe beschreibt hier Am Fluss der Zeit als positives Beispiel für eine Geschichte. Betrachtet man diese aber genauer, ist sie nahezu nicht existent.
Der Kaiser hat seine Krone verloren! Ja, und weiter? Nichts, weiter, finde sie einfach!
Es gibt keinerlei tieferen Hintergründe innerhalb des Spieles. Die Handlung um die vermisste Krone entwickelt sich zu keinen Zeitpunkt weiter. Die ersten 50% der Handlung wird der Spieler völlig im Dunklen gelassen, worum es überhaubt geht (weil es ja ein SO großes Geheimnis sein soll). Und die letzten 50% darf er dann die Krone von Kaltenstein/ Baron Dajin wiederbeschaffen, ohne dass es diesbezüglich noch eine weitere Entwicklung gibt.
Selbst die Hintergründe der Bösewichter werden einfach schlicht damit abgefertigt: "Sie sind böse, schließlich wollen sie den Kaiser stürzen."
Ob ihre Beweggründe vielleicht doch irgendwie nachvollziehbar sind? Ob Kaiser Hal vielleicht doch nicht der perfekte Märchenmonarch ist, der bedingungslose Treue verdient hat? "Kein Kommentar! Sie sind böse, schließlich wollten sie Ardo vergiften und haben Jakoon/Fayris ermordet! Halte sie auf!"
Bitte versteht mich nicht falsch, Am Fluss der Zeit ist ein sehr sympatisches liebevolles RPG, das zu unrecht derart schnell wieder von der Bildfläche der Verkaufscharts verschwunden ist. Aber bestimmt kein gutes Beispiel für einen perfekten Geschichtsaufbau. Denn auch hier trösten die sympatischen Charaktere und Ereignisse abseits der Hauptgeschichte über die eigentlich laue Handlung um die gestohlende Krone hinweg.
Umgekehrt wird hier Divinity 2 als absolutes negativ Beispiel genannt. Obwohl es erzählerisch in der ersten Spielhälfte eines der originellsten Handlungen der letzten Zeit aufzubieten hat: Ein Drachentöter-Azubi wird nach einen misslungenen Ritual unfreiwillig selber zum Drachen. Um noch eins draufzusetzen, ist der Ärmste "besessen", vom Geiste der Drachenritterin, welchen er sein Verwandlung zu verdanken hat. Erst ab der zweiten Spielhälfte, nachdem der Hauptcharakter den Drachenturm sein eigen nennt, säuft die Handlung ähnlich ab, wie Am Fluss der Zeit. Nur dass es jetzt anstelle "Finde die Krone" heisst: "Finde die drei Artefakte um die Halle der Seelen zu öffnen."
Wobei auch hier die eigentliche Idee, dass man dieses tun muss, um Ygerna wiederzubeleben, damit Damian stirbt (samt böser Wendung am Ende), weit orgineller ist als die politische Gefahr, welche von der gestohlenden Krone ausgeht.
Zudem, wie ZixZax bereits geschrieben hat, Divinity 2 weiterhin mit sehr schön erzählten Nebenquest aufwarten kann, welche dennen in Am Flus der Zeit inhaltlich in nichts nachstehen.
Auch daran, dass in beiden Spielen der eigentliche Oberbösewicht der Geschichte, Rabensmund und Damian, nur am Rande auftaucht, um dann einfach fallen gelassen zu werden, sind sich die beiden Handlungen sehr ähnlich.
Wobei man Divinity 2 immerhin noch zugute halten kann, dass es als Trilogie geplant war, während AFdZ sich einfach übernommen hat, da es wegen den Canon nicht so konnte, wie es wollte.
Was Divinity 2 als Spiel letztendlich das Genick bricht, ist nicht die Handlung, sondern das grauenvolle Gamedesign an sich. Die unendlichen Gegnerhorden wirken völlig willkürlich in die, zugegeben schöne, Landschaft platziert, und geben sich quasi schon die Klinke in die Hand (so nach den Motto: "Wir haben ausserhalb der Siedlungen nichts zu erzählen, also füllen wir die leeren Flächen mit Gegnerhorden!"). Und das Kampfsystem, dass quasi 80% des gesamten Spielerlebnis ausmacht, ist ein völlig unmotiviertes Dauergeklicke ohne Dynamik.
Ein perfektes Beispiel, wie misserables Gamedesign auch eine, ansich, gute Geschichte ruinieren kann.
Last edited by maekk03; 03.12.2012 at 17:47.
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