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    »Ban Ard« • Matthias Lauenstein • Eine gute Frage

    [Bild: Ava_W2RPG_Ma.png] »Und warum habt Ihr mich gesucht?«, vernahm der verdutzte Matthias. Er hatte nicht damit gerechnet, Ser Tristan in so einer Verfassung zu finden. Er war jetzt auch nicht in der Lage aufzustehen, sich für das Eindringen in das gewählte »Exil« zu entschuldigen und zu gehen. Obwohl es wohl das Vernünftigste gewesen wäre. Denn er hatte einen Kontrakt mit den Händlern. Für die war er jetzt mit verantwortlich. Das war auch sein eigentlicher Auftrag, den er von Ehbrecht, dem Kommandanten der königlichen Garde in Daevon, erhalten hatte. Dieser war zu dem erneuert worden. Aber Matthias wollte nicht in die Rolle gehen sich damit auseinanderzusetzen: »Warum renne ich einem Ritter hinterher?« Denn dazu mussten oder wollten sie ja noch lange zusammenreisen. Es galt also nicht, auf eine mögliche Laune zu reagieren. Konnte es nicht eher sein, dass er, warum auch immer, hier angetrieben worden war. So wie ein Blatt im Winde weggepustet wird und irgendwo seinen Halt, seinen Ruheplatz findet? Dafür sprach, dass er sich vermutlich hier oben in der Stadt nicht auskannte und vielleicht einem dieser Werber aufgefallen war. Der hatte ihm vermutlich eine tolle Kneipe hiesiger Art versprochen. Bei solchen Dingen … Matthias wischte den Gedanken aus dem Kopf. Ser Tristan würde eine Spelunke erkennen und niemals dort absteigen. Das war jetzt für ihn auch nur eine Annahme, aber sie war eine.

    Vielleicht war die Frage, nach seinem Kommen auch nur eine Sache aus der Situation, aus der Not heraus gestellt. Denn er wirkte sehr traurig, verhielt sich so, wie in sich verschlossen. Einfach, wie einer der die Dinge der Welt nicht als die seinen ansah. Vielleicht war er ja ganz andere Sachen gewöhnt. Und war jetzt gleich einem Blatt hier im Norden, in Ban Ard gestrandet und musste einen erleben, der auch versuchte das Waffenhandwerk auszuüben. Das konnte wohl sein, überlegte Matthias. Und so kam die Frage tatsächlich auf den Kern der Sache, warum war Matthias Lauenstein nach doch erheblichen Nachforschungen Ser Tristan gefolgt, anstatt die Annehmlichkeiten seines Kontors zu nutzen oder mit den Händlern in der Taverne »Zur Goldgans« über die Anliegen des Kontors der Lauensteins zu verhandeln. Es wäre eine gute Gelegenheit gewesen. Das wusste der junge Mann. Doch er war nicht gram darüber oder seufzte er. Nein, er hatte es so entschieden und dann war es auch so geschehen. Warum sollte er sich da jetzt noch Gedanken machen über das mögliche Wenn?

    Matthias hatte mit Ser Tristan eigentlich nicht richtig reden können. Gestern ging es um den Vertrag. Heute am Morgen, auf den er sich gefreut hatte, war dieser Rettungsversuch in die Quere gekommen. Er hatte zu jemanden gestanden, allein, weil es kein weiteres Blutvergießen geben sollte. Zumal daran eine Person beteiligt war, die er eigentlich als vorlaut, unerzogen und irgendwie nicht sympathisch einschätzte. Doch gerade für diese Frau hatte er nicht nur sein weißes Hemd riskiert. Ihm fehlte ein Kennenlernen, warum ein Ritter sich zum Boten eines Kommandanten machte? Oder wieso er überhaupt hier oben war? Ein war kein Landstrich für einen aus Nilfgaard. Diese Fragen rührten von einem Interesse, einer Nähe, die Matthias immer dann empfand, wenn er auf Leute stieß, die so wie er entwurzelt worden waren. Und die so, wie er, nach den Gründen für diese Taten suchten.

    Unabhängig von all diesen Dingen galt es zu antworten. Und so sagte er drei Dinge, wobei das Erstgesagte einem vorbeilaufenden Zwerg galt, der gerade ein gutes Dutzend kleiner Bierkrüge auf einem Tablett über den Kopf, durch den Saal balancierte. »Ein dunkles Malz hätte ich gern«, sagte er. Dann sah er zu Ser Tristan, holte das Pergament, was nun geöffnet war, aus seiner Bekleidung, legte es auf den Tisch und antwortete: »Ich dachte, euch würde der Inhalt interessieren, für den ihr so durch den Norden reist. Doch …« hier unterbrach Matthias seine kurze Antwort. Denn er schaute sich noch einmal um, auch über den Tisch. Nichts entkräftete seine deshalb folgende Frage: »Doch zuerst, wenn ihr es entschuldigt, wo ist Lady Isolt? Geht es ihr gut?«


    [Bild: Tristan_small.jpg]

    Matthias Frage traf Tristan schwerer als dieser es sich hätte vorstellen können. Er wich dem Blick des Anderen aus, ärgerte sich über dessen dreistes Einmischen in sein Leben und war andererseits auch froh, dass da jemand war, der nach seinem Befinden fragte. Nervös trommelte er auf dem Tisch, während er um passende Worte rang. „Ich… Lady Isolt, sie…“ Dann schüttelte er den Kopf, rieb sich die Nase und schniefte. So gefasst wie möglich sagte er: „Wir hatten einen Streit und ich habe etwas getan, was ich nicht hätte tun sollen. Und jetzt ist sie sauer, berechtigterweise.“ Jetzt hatte er es gesagt, wenn auch nicht konkret. Da das Geständnis nun aber schon einmal im Raum stand, konnte er auch nicht wieder zurück. Daher sammelte er den Anstand, der ihm geblieben war und fuhr fort: „Ich habe mit ihr geschimpft, wegen dem, was im Hof passiert ist und dann schlug ich sie.“ Er spürte, wie sich die grausame Wahrheit aus seiner Kehle quälte. „Das hätte ich nicht tun sollen.“ Jetzt schaute er auf, blickte in die Augen des Anderen. „Ich liebe sie doch. Und ich habe nie… ich hab noch nie eine Frau geschlagen.“ Verständnislos schüttelte Tristan den Lockenkopf. „Was ist bloß in mich gefahren?“ Dann fiel sein Blick auf das Schreiben, das Matthias mitgebracht hatte. Er spürte keinerlei Verlangen danach, die Hand auszustrecken und seinen Inhalt zu ergründen. Nochmals schüttelte er den Kopf, diesmal verneinend.
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    »Ban Ard« • Matthias Lauenstein • Unsicherheit

    [Bild: Ava_W2RPG_Ma.png] Matthias nahm das zusammengerollte Dokument mit dem gebrochenen roten Siegel und steckte es wieder weg. Denn das Kopfschütteln seines Gegenübers war mehr als deutlich genug gewesen. Es machte keinen Sinn, jetzt dieses Geheimnis zu lüften. Warum auch? Es hatte den Adressaten erreicht und … ja es war Lady Isolt gewesen, die wissen wollte, was es damit auf sich hatte. Doch auf seine Frage, wo sie denn war, hatte es für Matthias eine doch beträchtliche Irrung gegeben. Er hatte aus Höflichkeit gefragt. Er wollte nur nett sein. Denn ihm war bewusst, egal wie extravertiert die Elfe war, Ser Tristan mochte sie und stellte viele Dinge, die er als Ritter zweifellos nutzen und genießen konnte, ihretwegen zurück. Doch dass er antworten würde: »Ich … Lady Isolt, sie …« Und, was danach kam, lies ihn vor Fragen nicht mehr los. Innerlich hatte er seinen Mantel angezogen, sich verabschiedet und war gegangen. Warum hatte er sich so in das Leben der beiden eingemischt? Das war seine Frage. Zum Glück gab es keine Flecke von Bier oder anderen Getränken auf der Tischplatte. Er hätte jetzt in Gedanken Kreise gemalt. Doch zum Glück gab es diese Zutat nicht. Während er so über sein Tun herumgrübelte, kam ihn in den Kopf, in welcher Gefahr sich das Mädel befinden musste. Doch er wollte weder Fragen: »Ist sie hier?« noch ihn darauf hinweisen, dass sie jetzt so ohne seinen Schutz allein in Ban Ard sein sollte. Denn für Matthias war die Sache vom heutigen Morgen noch nicht ausgestanden. Denn es war ja noch nicht abgemacht, dass die Obrigkeit nicht den Tod untersuchen ließ. Denn da war einer um sein Leben gekommen und die, die die Waffe geführt hatte, war eine, die kaum Rechte hatte.

    Dabei überlegte Matthias auch, ob er nicht einen Anteil an dem Schlamassel hatte. Denn er hatte sie ja während der Reise gebeten, den Sachverhalt aufzuklären. Doch vermutlich hatte sie es nicht getan. Denn sonst hätte Ser Tristan etwas davon zu ihm gesagt. Und egal, an was er noch dachte … etwas zu essen zu bestellen … ein Getränk … wo hat er seine Unterkunft … bei all den Dingen, sagte eine Stimme zu ihm: »Es reicht. Er kann allein handeln.« So verstärkte sich sein Wunsch aufzustehen und zu gehen. Aber irgendetwas hielt ihn. Das ist ja gerade das Merkwürdige an so einer Sache. Man hat eine klare Vorstellung und setzt diese dann aber nicht um. Doch er wusste, er gehörte hier nicht her. Und so begann er sich darauf zu besinnen, das Ser Tristan zu sagen. Er würde es ihm schon mitteilen oder ihn so gehen lassen.

    So griff Matthias mit einer eindeutigen Geste nach seinem Mantel und sagte dabei: »Entschuldigt Ser, ich wollte euch ganz und gar nicht mit meiner Frage in Bedrängnis bringen. Ich denke, es ist besser, wenn ihr allein sein wollt, dass ich gehe.«

    Dann zog er den Mantel zu sich, war aber noch nicht aufgestanden. Denn ihm war noch eine Sache eingefallen. Deshalb fügte er noch an: »Ich weiß nicht, ob ihr euch mit den hiesigen Sitten auskennt. Aber in Ban Ard besteht Marktrecht. Durchreisende Händler müssen anstatt des Zolles für einen Tag ihre Waren auf dem Markt feilbieten. So wird es morgen auch geschehen. Ich werden am Vormittag bei Meister Jolhag Durin sein. Er hat hier ein Haus, ist einer der besten Schmiede, die ich kenne. Er bat mich erst beim Vorbeigehen, ob ihr nicht auch vorbei schauen wollt. Er habe etwas an eurem Kettenhemd gesehen.« Und weil er sich nicht sicher war, ob Ser Tristan wusste, wo der Meisterschmied sein Haus hatte, sagte er noch leise, so eher für sich: »Händlergasse, es ist ein großes steinernes Haus in der Händlergasse … über der Tür steht, in kunstvollen goldenen Lettern sein Name …«

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    »Ban Ard« • Matthias Lauenstein • Unsicherheit

    [Bild: Ava_W2RPG_Ma.png] Matthias nahm das zusammengerollte Dokument mit dem gebrochenen roten Siegel und steckte es wieder weg. Denn das Kopfschütteln seines Gegenübers war mehr als deutlich genug gewesen. Es machte keinen Sinn, jetzt dieses Geheimnis zu lüften. Warum auch? Es hatte den Adressaten erreicht und … ja es war Lady Isolt gewesen, die wissen wollte, was es damit auf sich hatte. Doch auf seine Frage, wo sie denn war, hatte es für Matthias eine doch beträchtliche Irrung gegeben. Er hatte aus Höflichkeit gefragt. Er wollte nur nett sein. Denn ihm war bewusst, egal wie extravertiert die Elfe war, Ser Tristan mochte sie und stellte viele Dinge, die er als Ritter zweifellos nutzen und genießen konnte, ihretwegen zurück. Doch dass er antworten würde: »Ich … Lady Isolt, sie …« Und, was danach kam, lies ihn vor Fragen nicht mehr los. Innerlich hatte er seinen Mantel angezogen, sich verabschiedet und war gegangen. Warum hatte er sich so in das Leben der beiden eingemischt? Das war seine Frage. Zum Glück gab es keine Flecke von Bier oder anderen Getränken auf der Tischplatte. Er hätte jetzt in Gedanken Kreise gemalt. Doch zum Glück gab es diese Zutat nicht. Während er so über sein Tun herumgrübelte, kam ihn in den Kopf, in welcher Gefahr sich das Mädel befinden musste. Doch er wollte weder Fragen: »Ist sie hier?« noch ihn darauf hinweisen, dass sie jetzt so ohne seinen Schutz allein in Ban Ard sein sollte. Denn für Matthias war die Sache vom heutigen Morgen noch nicht ausgestanden. Denn es war ja noch nicht abgemacht, dass die Obrigkeit nicht den Tod untersuchen ließ. Denn da war einer um sein Leben gekommen und die, die die Waffe geführt hatte, war eine, die kaum Rechte hatte.

    Dabei überlegte Matthias auch, ob er nicht einen Anteil an dem Schlamassel hatte. Denn er hatte sie ja während der Reise gebeten, den Sachverhalt aufzuklären. Doch vermutlich hatte sie es nicht getan. Denn sonst hätte Ser Tristan etwas davon zu ihm gesagt. Und egal, an was er noch dachte … etwas zu essen zu bestellen … ein Getränk … wo hat er seine Unterkunft … bei all den Dingen, sagte eine Stimme zu ihm: »Es reicht. Er kann allein handeln.« So verstärkte sich sein Wunsch aufzustehen und zu gehen. Aber irgendetwas hielt ihn. Das ist ja gerade das Merkwürdige an so einer Sache. Man hat eine klare Vorstellung und setzt diese dann aber nicht um. Doch er wusste, er gehörte hier nicht her. Und so begann er sich darauf zu besinnen, das Ser Tristan zu sagen. Er würde es ihm schon mitteilen oder ihn so gehen lassen.

    So griff Matthias mit einer eindeutigen Geste nach seinem Mantel und sagte dabei: »Entschuldigt Ser, ich wollte euch ganz und gar nicht mit meiner Frage in Bedrängnis bringen. Ich denke, es ist besser, wenn ihr allein sein wollt, dass ich gehe.«

    Dann zog er den Mantel zu sich, war aber noch nicht aufgestanden. Denn ihm war noch eine Sache eingefallen. Deshalb fügte er noch an: »Ich weiß nicht, ob ihr euch mit den hiesigen Sitten auskennt. Aber in Ban Ard besteht Marktrecht. Durchreisende Händler müssen anstatt des Zolles für einen Tag ihre Waren auf dem Markt feilbieten. So wird es morgen auch geschehen. Ich werden am Vormittag bei Meister Jolhag Durin sein. Er hat hier ein Haus, ist einer der besten Schmiede, die ich kenne. Er bat mich erst beim Vorbeigehen, ob ihr nicht auch vorbei schauen wollt. Er habe etwas an eurem Kettenhemd gesehen.« Und weil er sich nicht sicher war, ob Ser Tristan wusste, wo der Meisterschmied sein Haus hatte, sagte er noch leise, so eher für sich: »Händlergasse, es ist ein großes steinernes Haus in der Händlergasse … über der Tür steht, in kunstvollen goldenen Lettern sein Name …«


    [Bild: Tristan_small.jpg]

    Tristan schaute sein Gegenüber aus niedergeschlagenen Augen heraus an. „Mein Kettenhemd?“, fragte er heiser, als liege da ein Irrtum vor. Was sollte mit seinem Kettenhemd sein? Irgendwie schien diese Aussage völlig aus dem Zusammenhang gerissen. Dann aber verstand er, dass Matthias vermutlich kein geeigneter Ansprechpartner war und dem Krieger die Situation unangenehm war. Tristan spürte die Röte in die Stirn schießen. „Verzeiht! Ich wollte Euch nicht mit meinen Problemen zur Last fallen. Dankt Eurem Freund für das Angebot. Ich werde es mir merken.“ Mit einem Nicken entließ er Matthias aus seiner Gesellschaft und wandte sich wieder dem Trinken zu. Irgendwann verließ er dann die Taverne mit stark erleichtertem Geldbeutel. Die Sterne waren bereits über Ban Ard aufgegangen und ein zarter Hauch von Frost lag in der Luft. Tristan zog den Mantel enger, spürte das warme Fell des Kragens am Hals und schaute in die im Halbdunkel spärlicher Feuer liegende Stadt. Zwar hatte er ein Zimmer für sich und Isolt in der Taverne genommen, doch bezweifelte er, dass sie ihn sehen, geschweige denn ins Bett lassen wollte. Genaugenommen fühlte Tristan sich unfassbar verloren. Als er ein aufkeimendes Gefühl in seiner Brust spürte, war seine Überraschung kaum in Worte zu fassen. Denn dieses Gefühl bildete er sich ein, habe er vollkommen verdrängt. Heimweh. Er schaute in die Richtung, in der er Nilfgaard vermutete. Nilfgaard mit seinen Regeln und Kodex, seinen gepflegten Straßen und Städten, der Kunst und Kultur und dieser Art des Lebens, die losgelöst war von den niederen Sorgen und Beweggründen der tumben Nordlinge. Bedauern erfasste ihn, denn natürlich wäre Isolt in dieser, natürlich angeordneten, Welt unwillkommen. Zwar würde sie in Nilfgaard besser behandelt werden als hier, dennoch wäre sie nicht seines Standes und der Umgang mit ihr wäre verboten. Das heißt er wäre gestattet – für ein, zwei Stunden und mit einem Augenzwinkern.

    Ohne es zu bemerkten hatte sich Tristan in Bewegung gesetzt. Er stromerte eine gewundene Straße entlang, die den Blick zur Linken über weiter Flächen und flache Dächer freigab. Da die Stadt Ban Ard in verschiedenen Höhen angelegt worden war, ließ sich von einer gehobenen Ebene aus ein guter Blick entbieten. Zweifelsohne hatten die verschlungenen Wege nicht nur dekorativen Charakter. Im Falle eines Angriffs wäre die Stadt gut zu verteidigen, da sich die Angreifer durch enge Straßen quälen mussten, während sie von Oben herab mit einem nicht endenden Hagel aus Pfeilen, Speeren und Steinen rechnen mussten. Tristan führte im Kopf einen Angriff auf die Stadt durch, dann eine Verteidigung und verbesserte dann wieder seinen Angriff um die selbst erdachte Verteidigung zu umgehen. Er passierte ein paar Wachen, die ihn jedoch nur kurz anschauten, dann als Mann von Stand erkannten und ihm zunickten. „Wie viele Sterne es doch gibt“, dachte Tristan, während er auf die silbrig gesprenkelte Himmelsdecke schaute. Hunderte silberner Sterne auf schwarzem Grund wären ein eindrucksvolles Wappen, überlegte er. Andererseits schwer umzusetzen, wenn man die Kontinuität wahren wollte. Mit solchen oder ähnlich ausschweifenden Gedankengängen beschäftigt schlenderte Tristan durch die Gassen, frei von jedem Wunsch sich dem Unvermeidlichen zu beugen…
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    [Bild: Ava_W2RPG_Ma.png] Ser Tristan war gegangen und Matthias hatte es ihm gleich getan. Warum sollte er in einer Taverne allein den Abend verbringen. Und so war es wie bei all diesen Dingen: Am Tag ist es eine normale Sache durch Ban Ard zu gehen, doch in den Stunden der Dunkelheit etwas völlig anders.

    Matthias hatte seinen Mantelkragen hoch ins Gesicht geschlagen. Das Fell kitzelte ein wenig seine Nase, denn er hielt diesen mit einer Hand zusammen. Diese Bekleidung war gut geschnitten und verbarg so seine Rüstung nebst Waffen sehr gut. Hier oben im Norden benötigte man etwas, was den Wind davon abhielt in die Ringe einer Panzerung zu kriechen. Wer nicht aufpasste, konnte schnell unterkühlen. Einen Blick für die Sterne hatte er nicht. Er war in Gedanken, was er mit dem morgigen Tag wohl anfangen sollte. Sich um sein Kontor kümmern, mal zu den Händlern gehen und sie beobachten. Wäre vielleicht gut für die weitere Reise, dachte er sich. Vielleicht auch zum Zwergenschmied … auf jeden Fall waren sie morgen hier und er hatte quasi einen freien Tag.

    »Ups«, sagte er, denn er wäre fast gestürzt. Etwas hatte ihm aus dem Gleichgewicht gebracht. Doch seine Übungen, seine Erfahrungen hatten ihn nicht stürzen, sondern nur straucheln lassen. Er war also auf den Beinen geblieben. Aber der Schreck saß ihn in den Gliedern. Er war sich nicht sicher, ob es der Schnee war, der hier noch an einigen Stellen lag oder etwas anderes. Doch es war etwas anderes. Denn bei einem Blick zurück sah er eine im Mondlicht eine Stelle, an der eine Schnur über die Pflaster angebracht worden war. Diese war nun zerrissen. »Merkwürdig«, dachte er und tat so, als wenn er den Schlamassel nicht bemerkt hätte und nicht wüsste, was vielleicht folgen würde. Zumindest war er sich sicher, dass er jetzt die Überraschung war. Denn, dass er noch auf den Beinen stand und nicht am Boden lag, musste einen Plan verändert haben. So ging er weiter. Fasste sich wieder an den Kragen seines Mantels. Er hatte in seinem Innersten sein Ziel geändert: Kontor. Doch zuerst musste er aus dieser Gasse heraus. Sicher die sah am Tage anders aus. Doch jetzt in der Dunkelheit der Nacht, war eine eine andere Gasse. Ihm war auch so, als wenn zumindest in diesem Teil mehr Fackeln gesteckt sein mussten. Aber es gab drei Häuser vor ihm, da brannte überhaupt keine. Dort musste er vorbei. Sein Bestreben, direkt an der Hauswand zu gehen überwand er. Denn es konnte in einer Türnische jemand stehen und der hatte dann nur einen kurzen Weg.

    Im Weitergehen spürte er, dass er verfolgt wurde. Es war dieses komische Gefühl, was einen beschleicht, wenn man nicht allein ist und sich beobachtet fühlt. Doch er nahm seinen Mut zusammen und ging auf die schlecht ausgeleuchtete Passage zwischen den Gebäuden zu. Just in dem Moment schoben sich auch noch Wolken vor den Mond und die Sterne verloren ihren Glanz. Die Gasse wurde noch gespenstischer. Er musste jetzt da durch. »Fackel, eine Fackel!«, sagte er doch eher laut. Doch zu spät. Er war von der Letzten bereits einige Meter entfernt, doch zurück wollte er nicht. Also in das Dunkle der Straße, was sollte er tun. Er musste da hindurch.

    Eine Hand fasste an seine Schulter, rüttelte ihn und sagte: »Herr!?« Etwas Kaltes kroch seinen Rücken hoch. Es schauerte ihn.

    Die Frage wurde wiederholt, die Hand blieb auf der Schulter: »Herr, geht es euch gut?« Matthias schlug die Augen auf und sah, ja er sah das Antlitz eines seiner Angestellten. »Ihr habt ihm Traum gesprochen, sogar geschrien«, rechtfertigte dieser sein Handeln. Matthias, jetzt zu sich gekommen, schaute sich um. Er war im Kontor, in seinem Zimmer, in seinem Bett. Vor ihm ein Mann mit einer Laterne in der Hand. Matthias seufzte, bedankte sich aber bei seinem Gegenüber. Als dieser gegangen war, stand der fast 30jährige auf und wusch sich das Gesicht in einer Schüssel, trocknete es ab und nahm ein Glas Wein zu sich.

    Es war immer wieder der gleiche Traum, der ihn ab und zu in die Welt der Schatten holte und dem er nicht entfliehen konnte.

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    »Ban Ard« • Matthias Lauenstein • Schatten

    [Bild: Ava_W2RPG_Ma.png] Ser Tristan war gegangen und Matthias hatte es ihm gleich getan. Warum sollte er in einer Taverne allein den Abend verbringen. Und so war es wie bei all diesen Dingen: Am Tag ist es eine normale Sache durch Ban Ard zu gehen, doch in den Stunden der Dunkelheit etwas völlig anders.

    Matthias hatte seinen Mantelkragen hoch ins Gesicht geschlagen. Das Fell kitzelte ein wenig seine Nase, denn er hielt diesen mit einer Hand zusammen. Diese Bekleidung war gut geschnitten und verbarg so seine Rüstung nebst Waffen sehr gut. Hier oben im Norden benötigte man etwas, was den Wind davon abhielt in die Ringe einer Panzerung zu kriechen. Wer nicht aufpasste, konnte schnell unterkühlen. Einen Blick für die Sterne hatte er nicht. Er war in Gedanken, was er mit dem morgigen Tag wohl anfangen sollte. Sich um sein Kontor kümmern, mal zu den Händlern gehen und sie beobachten. Wäre vielleicht gut für die weitere Reise, dachte er sich. Vielleicht auch zum Zwergenschmied … auf jeden Fall waren sie morgen hier und er hatte quasi einen freien Tag.

    »Ups«, sagte er, denn er wäre fast gestürzt. Etwas hatte ihm aus dem Gleichgewicht gebracht. Doch seine Übungen, seine Erfahrungen hatten ihn nicht stürzen, sondern nur straucheln lassen. Er war also auf den Beinen geblieben. Aber der Schreck saß ihn in den Gliedern. Er war sich nicht sicher, ob es der Schnee war, der hier noch an einigen Stellen lag oder etwas anderes. Doch es war etwas anderes. Denn bei einem Blick zurück sah er eine im Mondlicht eine Stelle, an der eine Schnur über die Pflaster angebracht worden war. Diese war nun zerrissen. »Merkwürdig«, dachte er und tat so, als wenn er den Schlamassel nicht bemerkt hätte und nicht wüsste, was vielleicht folgen würde. Zumindest war er sich sicher, dass er jetzt die Überraschung war. Denn, dass er noch auf den Beinen stand und nicht am Boden lag, musste einen Plan verändert haben. So ging er weiter. Fasste sich wieder an den Kragen seines Mantels. Er hatte in seinem Innersten sein Ziel geändert: Kontor. Doch zuerst musste er aus dieser Gasse heraus. Sicher die sah am Tage anders aus. Doch jetzt in der Dunkelheit der Nacht, war eine eine andere Gasse. Ihm war auch so, als wenn zumindest in diesem Teil mehr Fackeln gesteckt sein mussten. Aber es gab drei Häuser vor ihm, da brannte überhaupt keine. Dort musste er vorbei. Sein Bestreben, direkt an der Hauswand zu gehen überwand er. Denn es konnte in einer Türnische jemand stehen und der hatte dann nur einen kurzen Weg.

    Im Weitergehen spürte er, dass er verfolgt wurde. Es war dieses komische Gefühl, was einen beschleicht, wenn man nicht allein ist und sich beobachtet fühlt. Doch er nahm seinen Mut zusammen und ging auf die schlecht ausgeleuchtete Passage zwischen den Gebäuden zu. Just in dem Moment schoben sich auch noch Wolken vor den Mond und die Sterne verloren ihren Glanz. Die Gasse wurde noch gespenstischer. Er musste jetzt da durch. »Fackel, eine Fackel!«, sagte er doch eher laut. Doch zu spät. Er war von der Letzten bereits einige Meter entfernt, doch zurück wollte er nicht. Also in das Dunkle der Straße, was sollte er tun. Er musste da hindurch.

    Eine Hand fasste an seine Schulter, rüttelte ihn und sagte: »Herr!?« Etwas Kaltes kroch seinen Rücken hoch. Es schauerte ihn.

    Die Frage wurde wiederholt, die Hand blieb auf der Schulter: »Herr, geht es euch gut?« Matthias schlug die Augen auf und sah, ja er sah das Antlitz eines seiner Angestellten. »Ihr habt ihm Traum gesprochen, sogar geschrien«, rechtfertigte dieser sein Handeln. Matthias, jetzt zu sich gekommen, schaute sich um. Er war im Kontor, in seinem Zimmer, in seinem Bett. Vor ihm ein Mann mit einer Laterne in der Hand. Matthias seufzte, bedankte sich aber bei seinem Gegenüber. Als dieser gegangen war, stand der fast 30jährige auf und wusch sich das Gesicht in einer Schüssel, trocknete es ab und nahm ein Glas Wein zu sich.

    Es war immer wieder der gleiche Traum, der ihn ab und zu in die Welt der Schatten holte und dem er nicht entfliehen konnte.


    Jegliches Zeitgefühl war Tristan entglitten. Der Ritter streunte wie ein Hund durch die Stadt, die gleichermaßen totenstill und doch lebendig erschien und ihn an einen sich lautlos windenden Regenwurm erinnerte. Seine Augen und sein von dem Alkohol benebelter Verstand spielten ihm Streiche. Schatten verfolgten ihn, berührten seinen Nacken, flüsterten. Rasch wandte er sich um und einen Moment erschien es ihm, als sähe er eine hochgewachsene Gestalt in hellen Gewändern und einer Krone gleich einem König. Doch schon im nächsten Moment erkannte er, dass es sich bloß um einen seichten Nebelstreif handelte, der nun sachte in die Gassen entfleuchte. Die ansteigende Kühle zwang ihn schließlich zur Umkehr. Ihm war nicht bewusst, dass er mehr als vier Stunden durch das Dunkel gewandert war. Bei seiner Rückkehr in den Schankraum der Taverne stellte Tristan fest, dass er weitestgehend leer war. Die Gäste waren entweder gegangen oder schliefen schnarchend auf den Tischen. Die Zwerge schliefen auf den Bänken, die Hunde die er zuvor nicht wahrgenommen hatte unter ihnen. Ein, zwei Tiere öffneten verschlafene Augen, warfen ihm einen kurzen Blick zu und beteten die langen Köpfe dann wieder auf den Pfoten. Tristan schlurfte durch diese Szenerie nächtlicher Einkehr, schleppte sich durch den dunklen Gang, dessen einzige Lichtquellen zwei Kerzen gewesen waren. Da diese aber schon vor Stunden erloschen waren, tastete er sich den Weg entlang und stoppte vor der Tür, die zu seinem Zimmer führte. Er würde es sich möglichst leise auf dem Boden gemütlich machen müssen, denn einen Sessel oder ähnliches Equipment suchte man in diesen Breitengeraden vergeblich. Leise drückte er die Tür auf und schlüpfte hinein. Danach schob er die Tür langsam ins Schloss. „Wo warst du?“ Tristan zuckte zusammen, als ihn Isolts Stimme ansprang wie ein Raubtier. Mit einem lauten Klicken rastete die Tür ein und Tristan wandte sich so rasch um, dass seine Schwertscheide gegen die Wand stieß. Isolt sprang federnd aus dem Bett und durchmaß den rechteckigen Raum mit wenigen Schritten. Selbst in der Dunkelheit schienen ihre Augen zu brennen. „Ich…“, begann Tristan, wurde aber von der sanften aber bestimmten Ohrfeige unterbrochen. „Du lässt mich hier allein und wanderst durch eine fremde Stadt?“ Isolt stemmte die Hände in die Hüften. Tristan schaute sie an, wie sie dort in ihrem Nachthemd stand. Das Haar verwuschelt, die großen Augen weit aufgerissen, den Mund zu einem missbilligenden Strich verzogen. „Ich… ich dachte du willst…“, stotterte der Ritter. Isolts Miene erweichte und plötzlich griff sie nach seiner hilflos herabhängenden Hand. Ihre Finger waren warm und hielten ihn fest. „Was dachtest du? Dass ich dich nicht mehr sehen will? Dass ich will, dass du verschwindest?“ Tristan schwieg. Und das genügte. Isolts Finger verschränkten sich in seinen, sie trat näher und gab ihm einen Kuss. „Du bist ein Narr, Tristan ap Riwalin. Aber du bist mein Narr.“ „Es tut mir leid“, murmelte Tristan. „Komm jetzt. Du solltest schlafen.“ Isolt half ihm dabei, sein Waffengehänge abzulegen. Dann gingen sie zu Bett, wo Tristan seinen schweren, benebelten Kopf auf Isolts Schoß betete und einschlief, während sie ihm durch das lockige strich und wartete, bis sein Atem regelmäßig und ruhig ging. Dann lächelte sie und schlief ebenfalls ein.
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    »Ban Ard« • Matthias Lauenstein • Ein Handgeld

    [Bild: Ava_W2RPG_Ma.png] Matthias stand nun schon eine gefühlte halbe Stunde vor einem Typen, den man durchweg als »schmierig« bezeichnen konnte. Seine Hände, spindeldürr, passten weder zu seinem Bauch noch zu seinem Kopf. Dieser zeigte eine angehende Glatze. Die noch wenigen Haare hingen gleich dünnen, braunen Fäden herab. Sie waren weder gewaschen noch gekämmt. Es fehlte jeglicher Versuch sie in eine Form zu bringen oder den angehenden Kahlkopf zu verbergen. Ebenso wuchsen sie in der Länge, wie es ihnen so war. Und Matthias fand es nicht erheiternd, dass der Bedienstete der Krone, denn das war er ja, sich fortwährend vor die Nase pustete. Das passierte immer dann, wenn er über sein Pergament gebeugt, ein paar von den Strähnen vor sein Gesicht rutschten. Da dieses fortwährend geschah oder eigentlich hing dieses Gewirr einfach in seinem Gesicht, war er immer am Pusten. Doch das reichte noch nicht, um die Geduld zu strapazieren. Der Bauch bildete eine feiste Kugel und steckte in einem Wamst, bei dem jeder ehrbahre Schneider in Ban Ard, und davon gab es doch zahlreiche in der Stadt, ein Wenden des Stoffes mit einem Kopfschütteln abgelehnt hätte. Denn man sah die Spuren des Essens, des Schreibens und noch anderer nicht genauer bestimmbarer Tätigkeiten, die auf dieser Wölbung ihren Platz gefunden hatten. Das geschah immer dann, wenn der Beamte seine Hände in Wohlgefallen vor seinem Bauch verschränkte.

    »Und euch wurde das Schreiben zugetragen?«, fragte der, der zu entscheiden hatte, was mit dem beschriebenen Inhalt geschehen sollte. »Ja«, antwortete Matthias. Er musste sich und er wollte sich zusammenreißen. Denn er hatte nun zum zigsten Male diese Frage gehört. Anschließend erzählt, wer er war und sich auch ausgewiesen. In seinen Antworten war jedoch eine gewisse Unterschiedlichkeit zu vermerken. Am Anfang war er noch gut gelaunt und mitteilsam. Doch im Laufe der Zeit waren sowohl seine Stimmung als auch seine Redebereitschaft quasi in den Keller gegangen. Er würde beim nächsten Mal vielleicht nur noch mit »Mmh« und einem Kopfnicken antworten. Aber er würde nicht sein Schwert ziehen und diesen feisten Kopf in seine spindeldürren Arme legen. Obwohl seine Interesse, so etwas zu tun, im Laufe der Zeit gestiegen war.

    Matthias kam es merkwürdig vor, dass solche nichtssagenden Typen einen so drangsalieren können. Er wollte auch nicht wissen, wie hier mit einem einfachen Landmann oder eine Bäuerin verfahren würde. Es war ja in der Stadt bekannt und der Schreiberling wusste, wer da vor ihm stand. Es war dem 30jährigen nicht klar, warum jemand mit solchen Manieren auf so einem Posten sitzen konnte. Doch er verwaltete die königliche Kasse. Er entschied, ob ein Handgeld ausgezahlt wurde oder nicht. Und diese Prozedur hatte sich wahrscheinlich vervollständigt im Laufe der Zeit. So wie die Haare gegangen und der Bauch gewachsen war vermutlich die Gehässigkeit, dieses Herumschnüffeln, dieses ewige Prüfen hinzugekommen. Vielleicht wollte er auch einfach keine Entscheidung treffen. Denn er musste dazu ja auch die Rechtfertigung übernehmen. Und das war scheinbar sehr schwer zu bewerkstelligen.

    Ein »die Abschrift ist gefertigt …«, brachte eine Wendung in das Verfahren. Ein noch junger Mann, sauber gekleidet, sogar mit sauberen Fingernägeln. So sauber, dass man beschämt auf seine schaut und prüft, ob die nicht irgendwo Knabberspuren aufwiesen. Also dieser junge Mann in ebenso tadelloser Kleidung legte ein Schreiben vor.

    »Dann mal hier«, gefolgt von einem: »Und hier«, seufzte der Schmierige und zeigte auf die Stellen, bei denen Matthias zu unterschreiben hatte. Der Reinliche stand in gebückter Haltung etwas abseits, wartend, eines der Schreiben wieder in Empfang zu nehmen. Dann krachte zwei Mal ein Siegel in erneut gegossene Wacksflecke. Ein »hier« beendete die Haltung des jungen Mannes und er eilte mit dem einen Schreiben wieder in die Kammer, aus der er gekommen war. Dann begann ein Zählen. Wobei der Beamte Goldstück für Goldstück aus einer mittelgroßen Schatulle entnahm, die mehrere Schlösser aufwies. Diese legte er in Zehnergruppen vor sich ab. Leider musste Matthias anschließend jedes dieser Goldstücke anfassen und quasi auf Geheiß nachzählen.

    »Endlich!«, sagte Matthias, als er draußen vor der Tür der königlichen Zahlstube stand, und zog tief Luft. Denn nichts geht über frische Luft nach so einem schmierigen Kerl.
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    »Ban Ard« • Matthias Lauenstein • Ein Handgeld

    [Bild: Ava_W2RPG_Ma.png] Matthias stand nun schon eine gefühlte halbe Stunde vor einem Typen, den man durchweg als »schmierig« bezeichnen konnte. Seine Hände, spindeldürr, passten weder zu seinem Bauch noch zu seinem Kopf. Dieser zeigte eine angehende Glatze. Die noch wenigen Haare hingen gleich dünnen, braunen Fäden herab. Sie waren weder gewaschen noch gekämmt. Es fehlte jeglicher Versuch sie in eine Form zu bringen oder den angehenden Kahlkopf zu verbergen. Ebenso wuchsen sie in der Länge, wie es ihnen so war. Und Matthias fand es nicht erheiternd, dass der Bedienstete der Krone, denn das war er ja, sich fortwährend vor die Nase pustete. Das passierte immer dann, wenn er über sein Pergament gebeugt, ein paar von den Strähnen vor sein Gesicht rutschten. Da dieses fortwährend geschah oder eigentlich hing dieses Gewirr einfach in seinem Gesicht, war er immer am Pusten. Doch das reichte noch nicht, um die Geduld zu strapazieren. Der Bauch bildete eine feiste Kugel und steckte in einem Wamst, bei dem jeder ehrbahre Schneider in Ban Ard, und davon gab es doch zahlreiche in der Stadt, ein Wenden des Stoffes mit einem Kopfschütteln abgelehnt hätte. Denn man sah die Spuren des Essens, des Schreibens und noch anderer nicht genauer bestimmbarer Tätigkeiten, die auf dieser Wölbung ihren Platz gefunden hatten. Das geschah immer dann, wenn der Beamte seine Hände in Wohlgefallen vor seinem Bauch verschränkte.

    »Und euch wurde das Schreiben zugetragen?«, fragte der, der zu entscheiden hatte, was mit dem beschriebenen Inhalt geschehen sollte. »Ja«, antwortete Matthias. Er musste sich und er wollte sich zusammenreißen. Denn er hatte nun zum zigsten Male diese Frage gehört. Anschließend erzählt, wer er war und sich auch ausgewiesen. In seinen Antworten war jedoch eine gewisse Unterschiedlichkeit zu vermerken. Am Anfang war er noch gut gelaunt und mitteilsam. Doch im Laufe der Zeit waren sowohl seine Stimmung als auch seine Redebereitschaft quasi in den Keller gegangen. Er würde beim nächsten Mal vielleicht nur noch mit »Mmh« und einem Kopfnicken antworten. Aber er würde nicht sein Schwert ziehen und diesen feisten Kopf in seine spindeldürren Arme legen. Obwohl seine Interesse, so etwas zu tun, im Laufe der Zeit gestiegen war.

    Matthias kam es merkwürdig vor, dass solche nichtssagenden Typen einen so drangsalieren können. Er wollte auch nicht wissen, wie hier mit einem einfachen Landmann oder eine Bäuerin verfahren würde. Es war ja in der Stadt bekannt und der Schreiberling wusste, wer da vor ihm stand. Es war dem 30jährigen nicht klar, warum jemand mit solchen Manieren auf so einem Posten sitzen konnte. Doch er verwaltete die königliche Kasse. Er entschied, ob ein Handgeld ausgezahlt wurde oder nicht. Und diese Prozedur hatte sich wahrscheinlich vervollständigt im Laufe der Zeit. So wie die Haare gegangen und der Bauch gewachsen war vermutlich die Gehässigkeit, dieses Herumschnüffeln, dieses ewige Prüfen hinzugekommen. Vielleicht wollte er auch einfach keine Entscheidung treffen. Denn er musste dazu ja auch die Rechtfertigung übernehmen. Und das war scheinbar sehr schwer zu bewerkstelligen.

    Ein »die Abschrift ist gefertigt …«, brachte eine Wendung in das Verfahren. Ein noch junger Mann, sauber gekleidet, sogar mit sauberen Fingernägeln. So sauber, dass man beschämt auf seine schaut und prüft, ob die nicht irgendwo Knabberspuren aufwiesen. Also dieser junge Mann in ebenso tadelloser Kleidung legte ein Schreiben vor.

    »Dann mal hier«, gefolgt von einem: »Und hier«, seufzte der Schmierige und zeigte auf die Stellen, bei denen Matthias zu unterschreiben hatte. Der Reinliche stand in gebückter Haltung etwas abseits, wartend, eines der Schreiben wieder in Empfang zu nehmen. Dann krachte zwei Mal ein Siegel in erneut gegossene Wacksflecke. Ein »hier« beendete die Haltung des jungen Mannes und er eilte mit dem einen Schreiben wieder in die Kammer, aus der er gekommen war. Dann begann ein Zählen. Wobei der Beamte Goldstück für Goldstück aus einer mittelgroßen Schatulle entnahm, die mehrere Schlösser aufwies. Diese legte er in Zehnergruppen vor sich ab. Leider musste Matthias anschließend jedes dieser Goldstücke anfassen und quasi auf Geheiß nachzählen.

    »Endlich!«, sagte Matthias, als er draußen vor der Tür der königlichen Zahlstube stand, und zog tief Luft. Denn nichts geht über frische Luft nach so einem schmierigen Kerl.


    [Bild: Tristan_small.jpg]

    Als Tristan am folgenden Tag aufwachte, war seine gute Laune wieder vollkommen hergestellt. Isolts sanfte, versöhnliche Worte und ihre liebliche Präsenz ließen den Ritter mit einem Lächeln aufstehen. Sofort bereute er, denn während er zum Sitzen kam, schwankte etwas fürchterlich in seinem Schädel und verursachte stechenden Schmerz. „Verflucht, was…?“ Er hörte Isolt kichern. „Du hast wohl schon lange nicht mehr einen über den Durst getrunken, oder, Liebster?“ Tristan rieb sich den Schädel, der auf die doppelte Größe angeschwollen war – beziehungsweise sich genau so anfühlte. „Erinnere mich daran, es nie wieder zu tun“, brachte Tristan hervor. Seine Kehle war ausgedorrt, seine Lippen trocken. Er schluckte und spürte eine unterdrückte Übelkeit. Isolt, teils belustigt teils mitleidig, schenkte ihm Wasser in ein Tonbecher und brachte ihn herüber. „Trink“, sagte sie und streckte das Gefäß aus. Noch immer benommen von dem schrecklichen Druck in seinem Kopf, gehorchte Tristan. Das Wasser schmeckte erdig, warm, abgestanden, kurz: wunderbar. Er trank den Becher ohne abzusetzen aus, wischte sich mit dem Handrücken den Mund ab und spürte, wie das Wasser die Übelkeit hinabkämpfte. Isolt lächelte sanft, kam heran und legte ihm die Arme auf die Schultern. Dann schwang sie sich wie auf ein Pferd aufsitzend auf seinen Schoß und schaute ihm tief in die Augen. Sie küsste ihn und Tristan schmeckte die Süße ihrer Lippen und wie das warme Leben in durch seinen Körper zuckte. „Ich liebe dich“, flüsterte er. „Ich liebe dich auch“, wisperte Isolt zurück, umarmte und drückte ihn sanft ins Bett. Wie eine Königin über ihn erhoben schaute Isolt auf ihn hinab. „Ich liebe dich, Tristan. Aber solltest du mich je wieder schlagen, bringe ich dich um.“ Damit schwang sie sich von ihm herunter, stellte das in die Bettlaken gesunkene Tongefäß zurück auf den Tisch. Sie ging Richtung Tür und ließ Tristan mit einem eigentümlichen, beschreibbaren Gefühl zurück.

    Ban Ard war eine Stadt ganz nach Isolts Geschmack. Nach dem Frühstück teilte sie Tristan mit, sie werde sich ein wenig umsehen. Auf seinen Hinweis, sie möge bitte vorsichtig sein, schenkte sie ihm nur ein spöttisches Lächeln. Tristan selbst sammelte seine Rüstung zusammen, denn Matthias‘ Bekannter schien ja irgendein Problem an ihr entdeckt zu haben. Er selbst fand bei einer Sichtung zwar nichts, allerdings hatte er auch nicht die Lust jedes Kettenglied einzeln zu prüfen. Und im Kampf musste er sich voll auf sie verlassen können. Der Ritter schleppte seine Rüstung in Leinen eingeschlagen durch die Stadt und versuchte krampfhaft sich daran zu erinnern, wo dieser Ort von dem Matthias gesprochen hatte, wohl liegen mochte. Er kam an ganzen Horden von Zwergen vorbei. Die meisten grüßten freundlich oder nickten ihm zumindest zu. Nur ein paar wenige begegneten ihm mit Misstrauen. Tristan kannte nur sehr wenige Zwerge, ihre Kampfkraft hatte er aber am eigenen Leib erlebt und ihre Ehrlichkeit war legendär. Ebenso ihr Geschäftssinn. Ständig lockten sie ihn mit Angeboten von feinsten Waffen, bestgearbeiteten Rüstungen oder Geschmeide. „Für die Dame Eures Herzens, Herr“, sagten sie, wohl in der Annahme Tristans Erwählte – so er denn eine hatte – sei eine Dame von hohem Stand und Klasse. Eine gewisse Klasse konnte man Isolt auch kaum Absprechen aber jeder, der sie mit so feinen Juwelenarmbändern erwischte, würde argwöhnen die Elfe hätte sie gestohlen. Tristan schlug die Angebote bestimmt aber höflich aus und bahnte sich seinen Weg durch das Gewirr aus Hütten, Häusern und Handelsständen, die in den verschiedensten Farben schillerten. Alles schien auf fast schon aufdringliche Art beweisen zu wollen, dass Ban Ards Reichtum in seinem Handel lag. Nach einer weiteren Viertelstunde herumgeirre stoppte er bei einem Zwerg, der Starkbier aus einem Fass verkaufte. „Verzeiht. Gibt es hier einen Schmied?“ Die Frage war natürlich selten dämlich, was sich auch in dem Gesicht des Zwerges widerspiegelte. Schnell setzte Tristan nach: „Einen sehr bekannten Schmied, ein Freund von Matthias Lauenstein.“ Vielleicht konnte ja jemand etwas mit dem Namen anfangen. Der Zwerg brummte nachdenklich in seinen Bart und legte die Hand ans bewachsene Kinn. „Lauenstein“, wiederholte er den Namen. „Ein Mann, ungefähr so groß wie ich. Dunkle Haare, aber kürzer. Kein Bart.“ Die kleinen Augen des Zwerges funkelten wissentlich. „Lauenstein!“, rief er aus, als habe er den Namen sofort erkannt. „So ein großer Kerl mit langem Schwert und geschickter Händlerzunge. Ja, den habe ich schon seit Jahren nicht mehr gesehen. Ist er in der Stadt?“ „Ich ähm…“ Anscheinend hatte der Zwerg die Prioritäten der Frage falsch geordnet. „Ich… vergesst es, Herr. Schönen Tag.“ Tristan wandte sich ab und schloss sich mit einem Anflug von Frust der sich ewig schiebenden Masse an Kunden und Verkäufern an.
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    »Ban Ard« • Matthias Lauenstein • alte Erinnerungen

    [Bild: Ava_W2RPG_Ma.png] Das war das Schöne an der Stadt, an dem Norden überhaupt. Die Luft eines Wintertages. Gut dieser war erst im Kommen. Doch der erste Schnee war schon gefallen. Aber es war eben eine klare Sache. Kein Nebel, so wie im Herbst, wenn der Boden noch erwärmt war und die Kälte aus den Bergen kam oder im Frühling, wenn die Winde die warme Luft brachten. Aber es wurden doch schwere Schritte.
    Das lag nicht an den Menschen, die an dem Morgen von hier nach da eilten. Denen man ausweichen musste und so aus seinen Gedanken gerissen wurde. Er hatte sich an diese Worte erinnert: »Du, ich und Matthias werden mit dir die Waffenkunst üben, ich will nämlich nicht, dass du ohne je ein Schwert gehalten zu haben mit uns kommst. Wir werden mit Schwert, Bogen und anderen Waffen üben und schauen, was dir am meisten liegt und dir zeigen, wie du dich verteidigen kannst.« Gesagt hatte ihn Baywryn, er benahm sich, wie er war, wie ein Heckenritter. Caria, die Inhaberin des Buchgeschäftes hatte sie begleitet, und ihr galt der Satz. Matthias spürte, wie die Emotionen noch frisch waren. Ja, es war hier geschehen auf dem Weg zu Meister Jolhag Durin.
    Nur wenige Schritte weiter kam ihm in den Sinn, was er zu ihm gesagt hatte: »Baywryn! Baywryn! Eins sei gesagt, Caria zu Liebe, diskutiere nicht mit dem Schmied. Er wird es nicht verstehen. Besser er ist hier der Meisterschmied und duldet keine Widerrede. Also vertraue Dich ihm an.« Und diese Erinnerung brachte ihn zu der Frage: Sollte er Sir Tristan auch etwas sagen?
    Dann stand er vor großem Haus. Es war ein Steinbau und das Gebäude wirkte sehr solide und scheinbar unerschütterlich. Es hob sich deutlich ab von den Häusern in der Händlergasse. In kunstvollen goldenen Lettern stand über der Eingangstür Jolhag Durin geschrieben. Doch dieser Inschrift hätte es nicht bedurft. Denn trotz der frühwinterlichen Kälte waren ein Teil der Fester sperrangelweit aufgerissen und Rauch strömte aus diesen heraus. Der Schmiedemeister war unzweifelhaft am Arbeiten. Denn man hörte auch den Sing Sang des Hammers.

    Matthias schaute sich um, doch er war noch allein hier. Von Ser Tristan keine Spur. Sicher, es war noch etwas früh, aber er hätte ja schon da sein können. Er setzte sich auf eine dieser Bänke, die auf der anderen Straßenseite des Gebäudes platziert waren. Vielleicht hatten hier schon viele gewartet, um vorgelassen zu werden. Und so hing er wieder seinen Gedanken nach. So seufzte er, ohne es zu merken. Es war für ihn schon komisch innerhalb weniger Tage die Dinge noch einmal zu erleben, die ihn so tief in seinem Sinn getroffen hatten. Aber er fand es wiederum auch gut, dass er in gewisser Weise Abschiedt nehmen konnte. Damals war er mit Caria zurück zu ihrem Haus gegangen. Und er hatte sich vor ihrem Laden mit ein paar gut gemeinten Worten und einer Verbeugung verabschiedet. Er hatte die Frau nicht wieder gesehen.
    Wie das so bei den Gedanken und und ihren verwobenen Fäden ist, bei der Erinnerung an Caria musste er an Isolt denken. Sie war das ganze Gegenteil und zu Waffen musste man der nichts sagen. Ob sie heute Morgen mit dabei war, fragte er sich. Wenn nicht, würde er, auch wenn es sich eigentlich gehörte, Ser Tristan nicht nach ihrem Befinden fragen. Denn die gut gemeinte Höflichkeitsfloskel war gestern gründlich schief gegangen. Nein. Er würde es nicht tun. Ebenso würde ihm vorher zu dem Schmied nichts sagen. Er wusste auch nicht, was dieser an dem Nilfgaarder seinem Kettenhemd gesehen haben wollte. Nein, er würde es nicht tun.

    Aber er hatte eine Überraschung für ihn und vielleicht konnte es so ein guter Morgen, ein Neubeginn werden.

    nächster Post: Eine Vergütung
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    »Ban Ard« • Matthias Lauenstein • alte Erinnerungen

    [Bild: Ava_W2RPG_Ma.png] Das war das Schöne an der Stadt, an dem Norden überhaupt. Die Luft eines Wintertages. Gut dieser war erst im Kommen. Doch der erste Schnee war schon gefallen. Aber es war eben eine klare Sache. Kein Nebel, so wie im Herbst, wenn der Boden noch erwärmt war und die Kälte aus den Bergen kam oder im Frühling, wenn die Winde die warme Luft brachten. Aber es wurden doch schwere Schritte.
    Das lag nicht an den Menschen, die an dem Morgen von hier nach da eilten. Denen man ausweichen musste und so aus seinen Gedanken gerissen wurde. Er hatte sich an diese Worte erinnert: »Du, ich und Matthias werden mit dir die Waffenkunst üben, ich will nämlich nicht, dass du ohne je ein Schwert gehalten zu haben mit uns kommst. Wir werden mit Schwert, Bogen und anderen Waffen üben und schauen, was dir am meisten liegt und dir zeigen, wie du dich verteidigen kannst.« Gesagt hatte ihn Baywryn, er benahm sich, wie er war, wie ein Heckenritter. Caria, die Inhaberin des Buchgeschäftes hatte sie begleitet, und ihr galt der Satz. Matthias spürte, wie die Emotionen noch frisch waren. Ja, es war hier geschehen auf dem Weg zu Meister Jolhag Durin.
    Nur wenige Schritte weiter kam ihm in den Sinn, was er zu ihm gesagt hatte: »Baywryn! Baywryn! Eins sei gesagt, Caria zu Liebe, diskutiere nicht mit dem Schmied. Er wird es nicht verstehen. Besser er ist hier der Meisterschmied und duldet keine Widerrede. Also vertraue Dich ihm an.« Und diese Erinnerung brachte ihn zu der Frage: Sollte er Sir Tristan auch etwas sagen?
    Dann stand er vor großem Haus. Es war ein Steinbau und das Gebäude wirkte sehr solide und scheinbar unerschütterlich. Es hob sich deutlich ab von den Häusern in der Händlergasse. In kunstvollen goldenen Lettern stand über der Eingangstür Jolhag Durin geschrieben. Doch dieser Inschrift hätte es nicht bedurft. Denn trotz der frühwinterlichen Kälte waren ein Teil der Fester sperrangelweit aufgerissen und Rauch strömte aus diesen heraus. Der Schmiedemeister war unzweifelhaft am Arbeiten. Denn man hörte auch den Sing Sang des Hammers.

    Matthias schaute sich um, doch er war noch allein hier. Von Ser Tristan keine Spur. Sicher, es war noch etwas früh, aber er hätte ja schon da sein können. Er setzte sich auf eine dieser Bänke, die auf der anderen Straßenseite des Gebäudes platziert waren. Vielleicht hatten hier schon viele gewartet, um vorgelassen zu werden. Und so hing er wieder seinen Gedanken nach. So seufzte er, ohne es zu merken. Es war für ihn schon komisch innerhalb weniger Tage die Dinge noch einmal zu erleben, die ihn so tief in seinem Sinn getroffen hatten. Aber er fand es wiederum auch gut, dass er in gewisser Weise Abschiedt nehmen konnte. Damals war er mit Caria zurück zu ihrem Haus gegangen. Und er hatte sich vor ihrem Laden mit ein paar gut gemeinten Worten und einer Verbeugung verabschiedet. Er hatte die Frau nicht wieder gesehen.
    Wie das so bei den Gedanken und und ihren verwobenen Fäden ist, bei der Erinnerung an Caria musste er an Isolt denken. Sie war das ganze Gegenteil und zu Waffen musste man der nichts sagen. Ob sie heute Morgen mit dabei war, fragte er sich. Wenn nicht, würde er, auch wenn es sich eigentlich gehörte, Ser Tristan nicht nach ihrem Befinden fragen. Denn die gut gemeinte Höflichkeitsfloskel war gestern gründlich schief gegangen. Nein. Er würde es nicht tun. Ebenso würde ihm vorher zu dem Schmied nichts sagen. Er wusste auch nicht, was dieser an dem Nilfgaarder seinem Kettenhemd gesehen haben wollte. Nein, er würde es nicht tun.

    Aber er hatte eine Überraschung für ihn und vielleicht konnte es so ein guter Morgen, ein Neubeginn werden.


    [Bild: Tristan_small.jpg]

    Endlich! Der Klang schwerer Hämmer, die von geschickten Händen geschwungen, Eisen bearbeiteten hallte von den steinernen Häusern wieder, die sich zu Tristans rechten in den Hang gruben, zu seiner Linken sanft abfielen. Der Ritter hatte schon angefangen leicht zu frösteln, nun entfachte das nahe Ziel Zuversichtlichkeit und Wärme in ihm. Das Kettenhemd fester umfassend schritt er so schnell wie möglich durch die Gasse, immer dem Ohr nach. Das Klopfen des Hammers wurde erkennbarer, lauter. Tristan folgte einer leichten Biegung und fand sich in einer altehrwürdigen breiten Pflasterstraße wieder. Und dort erkannte er ein Schild, dessen Form und Aufschrift auf eine Schmiede hinwies. Obwohl sich Tristan sicher war, dass es mehr als ein solches Geschäft in Ban Ard geben würde, war ihm unterschwellig bewusst, dass er hier richtig war. Jolhag Durin war zudem zweifellos ein Zwergenname. Nach kurzem Geschiebe und Gedränge trat er näher an die Schmiede. Ein Schwall wohltuend warmer Luft schlug ihm entgegen, vermischt mit dem vertrauten Geruch von Feuerholz. Der Hammerschlag klang unangenehm schrill in seinen Ohren, war aber ebenso unvermeidbar wie die vermutlich horrenden Preise, die der Zwerg verlangen würde. Da Tristan jedoch weder allzu geizig war, noch Qualität verschmähte, blieb dies kein Malus.
    Zu Tristans Überraschung fand er Matthias vor der Schmiede sitzend. Dieser schien gerade in Gedanken versunken zu sein, zumindest sofern Tristan sein Gesichtsausdruck richtig deutete. Vorsichtig näherte er sich. In der letzten Nacht hatte er einen ziemlichen Possenreißer aus sich gemacht und er hoffte, Matthias‘ Respekt nicht verloren zu haben. Einen Moment verweilte er in physischem und geistigem Stillstand, dann trat er dichter und räusperte sich. „Herr Lauenstein. Ich hatte nicht erwartet, Euch hier vorzufinden. Nichtsdestotrotz eine Freude.“ Tristan wagte es, ein Lächeln anzudeuten. „Was führt Euch hierher?“
    Geändert von Shepard Commander (19.02.2017 um 17:45 Uhr)
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    »Ban Ard« • Matthias Lauenstein • Eine Vergütung

    [Bild: Ava_W2RPG_Ma.png] Ein »Herr Lauenstein. Ich hatte nicht erwartet, Euch hier vorzufinden. Nichtsdestotrotz eine Freude.«, holte Matthias aus seinen Gedanken zurück. Er schaute nach oben und sah in das Gesicht des Ritters aus Nilfgaard. Dabei erkannte er ein Lächeln. Dieses war mehr wert als alle Grübeleien. Denn es würde keine Dinge zu Besuch im Wirtshaus geben. Es war einfach ein neuer Morgen, ein neuer Anfang. »Was führt Euch hierher?«, fragte Ser Tristan, während Matthias auf die Füße kam. Er schaute ihn an und antwortete:

    »Gut, dass ihr kommt. Habe auf euch gewartet. Denn hier draußen weiß man ja nie, wie lange man so herumsitzen kann.« Dabei schmunzelte er. Denn die Zweideutigkeit war ihm schon klar. Aber es reichte auch so. Mehr musste man nicht sagen. Während er so sprach, hatte er seinen Gegenüber gemustert. Er hatte das Kettenhemd erkannt, was dieser über seinen Arm trug. Es war gut in einem Leinentuch eingeschlagen, aber der Kenner erkannte die Formen trotzdem ganz gut.

    »Nun«, sagte Matthias weiter und trat einen Schritt zur Seite, weil ein Bursche die Gasse runter rennen musste, schaute noch ein wenig hin, schüttelte den Kopf und sprach dann: »Ich bin davon ausgegangen, dass ihr die Einladung von Meisters Jolhag Durin, dem besten Rüstungsschmied hier in Ban Ard, annehmen werdet. Denn ich habe heute Morgen schon etwas erledigt. In dem Schreiben, was ihr mir letztens im Gasthof »Zur alten Weide« ausgehändigt habt, war auch etwas für euch enthalten. Denn der Kommandant der königlichen Wache hatte darin verfügt, dass auf meinen Namen, bei Vorlage einer Beglaubigung, ein Handgeld an den Überbringer auszuzahlen sei. Das habe ich bei der Münze erledigt und es ausbezahlen lassen. Hier ist es.« So wie Matthias es sagte, hielt er Ser Tristan das gut gefüllte Säckchen entgegen und und schüttelte es ein wenig. Man hörte den Klang der Münzen geprägten Goldes. Und es schien doch ein größerer Batzen zu sein. Denn das Säckchen war gut gefüllt. Bei dem Klang musste Matthias an den schmierigen Kerl denken und wie er sich gehabt hatte. Immer noch das Säckchen haltend sagte er zu seinem Gegenüber:

    »Wenn ihr wollt, komme ich mit hinein. Ansonsten schaue ich bei den Händlern vorbei. Denn sie müssen ja heute Markt halten.«

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    Geändert von VRanger (06.03.2017 um 14:37 Uhr) Grund: verlinkt
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    »Ban Ard« • Matthias Lauenstein • Eine Vergütung

    [Bild: Ava_W2RPG_Ma.png] Ein »Herr Lauenstein. Ich hatte nicht erwartet, Euch hier vorzufinden. Nichtsdestotrotz eine Freude.«, holte Matthias aus seinen Gedanken zurück. Er schaute nach oben und sah in das Gesicht des Ritters aus Nilfgaard. Dabei erkannte er ein Lächeln. Dieses war mehr wert als alle Grübeleien. Denn es würde keine Dinge zu Besuch im Wirtshaus geben. Es war einfach ein neuer Morgen, ein neuer Anfang. »Was führt Euch hierher?«, fragte Ser Tristan, während Matthias auf die Füße kam. Er schaute ihn an und antwortete:

    »Gut, dass ihr kommt. Habe auf euch gewartet. Denn hier draußen weiß man ja nie, wie lange man so herumsitzen kann.« Dabei schmunzelte er. Denn die Zweideutigkeit war ihm schon klar. Aber es reichte auch so. Mehr musste man nicht sagen. Während er so sprach, hatte er seinen Gegenüber gemustert. Er hatte das Kettenhemd erkannt, was dieser über seinen Arm trug. Es war gut in einem Leinentuch eingeschlagen, aber der Kenner erkannte die Formen trotzdem ganz gut.

    »Nun«, sagte Matthias weiter und trat einen Schritt zur Seite, weil ein Bursche die Gasse runter rennen musste, schaute noch ein wenig hin, schüttelte den Kopf und sprach dann: »Ich bin davon ausgegangen, dass ihr die Einladung von Meisters Jolhag Durin, dem besten Rüstungsschmied hier in Ban Ard, annehmen werdet. Denn ich habe heute Morgen schon etwas erledigt. In dem Schreiben, was ihr mir letztens im Gasthof »Zur alten Weide« ausgehändigt habt, war auch etwas für euch enthalten. Denn der Kommandant der königlichen Wache hatte darin verfügt, dass auf meinen Namen, bei Vorlage einer Beglaubigung, ein Handgeld an den Überbringer auszuzahlen sei. Das habe ich bei der Münze erledigt und es ausbezahlen lassen. Hier ist es.« So wie Matthias es sagte, hielt er Ser Tristan das gut gefüllte Säckchen entgegen und und schüttelte es ein wenig. Man hörte den Klang der Münzen geprägten Goldes. Und es schien doch ein größerer Batzen zu sein. Denn das Säckchen war gut gefüllt. Bei dem Klang musste Matthias an den schmierigen Kerl denken und wie er sich gehabt hatte. Immer noch das Säckchen haltend sagte er zu seinem Gegenüber:

    »Wenn ihr wollt, komme ich mit hinein. Ansonsten schaue ich bei den Händlern vorbei. Denn sie müssen ja heute Markt halten.«


    [Bild: Tristan_small.jpg]

    Verdutzt sah Tristan auf den nicht gerade schlanken Münzbeutel, den Matthias ihm zuhielt. „Das habe ich bei der Münze erledigt und es ausbezahlen lassen. Hier ist es.“ Er verstand nicht, ob der Krieger ihm das Geld anbot oder bloß vorzeigen wollte. Um sich der Antwort zu entziehen tat er so, als wiege ihm das Kettenhemd zu viel für einen Arm und hielt es mit beiden Händen fest. Auf das Angebot von Matthias ihn zu begleiten hin, nickte er zustimmend. „Das wäre mir sehr recht. Ihr scheint diesen Schmiedemeister ja zu kennen, während er mir ein Unbekannter ist. Ich bin zwar nicht so misstrauisch wie Isolt es immer ist, trotzdem wird es wohl nicht zu meinem Nachteil sein, wenn Ihr mich begleitet.“ Er lächelte und dachte dabei: „Außer er steckt mit dem Zwerg unter einer Decke, schickt mich zu ihm und teilt dann den abgeknüpften Gewinn.“ Wiederwillig schüttelte er den Lockenkopf und vertrieb den Gedanken sofort. Matthias hatte sich bisher als ehrenvoll und ehrlich erwiesen, reserviert zwar, aber ehrlich. Ihm betrügerische Maschen zu unterstellen ziemte sich nicht. Vielleicht hatte Tristan in all der Zeit mit der Elfe doch etwas von ihrem steten Misstrauen eigeimpft bekommen. „Es freut mich, dass Ihr Euren Auftrag zuende führen konntet“, schwenkte Tristan um. Das Thema des beendeten Auftrags stand noch immer halb unausgesprochen im Raum. Mit einer sachten Geste bedeutete der Nilfgaarder Matthias gen Schmiede zu gehen. „Verzeiht mir die Frage, aber worum handelte es sich dabei eigentlich genau. Kürzlich habt Ihr mir anerboten, die Umstände des Auftrags zu erläutern und ich war so harsch, das Angebot auszuschlagen. Erweist mir die Ehre und akzeptiert eine ehrliche Entschuldigung in Verbindung mit der jetzigen Aufklärung.“ Der mit Kieselsand bestreute Boden der Schmiede knirschte, als Tristan sie betrat. Binsen würden vermutlich häufig Feuer fangen, zudem eignete sich der Sand gut zum Polieren von Kettenhemden. In der Schmiede war es – wie es in einer Schmiede nun einmal war – sehr warm und stickig. An den rußgeschwärzten Balken hinten frisch geschmiedete Schwerter und Harnische, rechts neben dem Eingang lehnten eisengeschlagene Schilde und man brauchte kein Schmied, sondern nur ein Krieger mit etwas Ahnung vom Handwerk zu sein, um feststellen zu können, dass diese Arbeiten feinster Natur waren. Vermutlich brächten selbst die berühmten Waffenschmieden Mahakams nicht besseres Kriegsgerät hervor. Tristan grauste bei dem Gedanken an den Preis. Die Händler, denen er als Eskorte diente, hatte ihm bisher nur ein geringes Handgeld zugestanden, gerade genug um Isolt, das Pferd und sich selbst mit dem Nötigsten zu versorgen. Für luxuriöse Güter, teure Reparaturen oder gar eine neue Ausrüstung fehlte es bei weitem. Tristans Bewaffnung war von hoher Qualität, allerdings hatte er den Großteil schon in seiner Zeit bei der nilgaardischen Armee benutzt. Sein Schwert war schon zu einer Verlängerung seines Arms verschmolzen, sein Schild gab ihm das wohlige Gefühl von Sicherheit und die Axt hatte in manch grausamer Schlacht den ein oder anderen Schädel gespalten. Mittlerweile war das Axtblatt schartig, das Schwert vom zahlreichen Wetzen schmaler und sein Kettenhemd offenbar löchrig. Während er sich in der Schmiede umsah, dachte er an die prall gefüllten Waffenkammern seiner Familie. Er dachte an die schwarzen Waffenröcke, Helme und Harnische. Er dachte daran, wie er eine schwarz bemalte etwa drei Meter lange Lanze entgegennahm. Wie er, ganz in Schwarz, auf dem Turnierplatz auf und ab ritt. Die heiße Sonne Nilfgaards erhitzte seine Rüstung und sein Gemüt. Der warme Sand unter den Hufen des Pferdes knirschte gleich dem Sand in der Schmiede. Er erinnerte sich daran, wie er die Lanze zum Gruß senkte und in der schönen Sprache seines Landes den Namen des Imperators, den seiner Familie und den des Turnierausrichters pries. Wenn er sich recht erinnerte, war es Henry var Attre gewesen, der das Turnier gab und Tristan hatte einer seiner Töchter die Gunst erwiesen – Edna. Oder Rosa? Er war sich nicht mehr völlig sicher, sahen sie sich doch so ähnlich. Er erinnerte sich an das blassrosafarbene Tuch, dass ihm jene var Attre zum Zeichen gegeben hatte, er möge in ihrer Gunst reiten. Die feminine Farbe und Zagheit des Stoffes biss sich fürchterlich mit dem schwarzlackierten Stahl, als er das Tuch um seinen Waffenarm band. Tristan erinnerte sich, wie er sein Visier mit einem Klacken herunterließ und seine Welt auf Dunkelheit und die Turnierbahn beschränkte. Dort, wo ein Ritter in Gelb, das Pferd mit gelber Schabrake und rotem Helmzier auf die Bahn ritt. Tristan erinnerte sich…
    Das laute Knacken eines im Schmiedefeuer berstenden Holzes riss den Nilfgaarder unvermittelt aus der Erinnerung in das Hier und Jetzt. „Verzeihung, habt Ihr etwas gesagt?“, fragte Tristan und hoffte inständig, dass Matthias noch nicht begonnen hatte zu sprechen.
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    »Ban Ard« • Matthias Lauenstein • Eine Vergütung

    [Bild: Ava_W2RPG_Ma.png] Matthias hatte seinem Gegenüber das lederne Säckchen mit dem Gold geben wollen und zugleich gefragt:
    »Wenn ihr wollt, komme ich mit hinein. Ansonsten schaue ich bei den Händlern vorbei. Denn sie müssen ja heute Markt halten.«

    Als Ergebnis bekam er ein Nicken und hörte Ser Tristan sagen: »Das wäre mir sehr recht. Ihr scheint diesen Schmiedemeister ja zu kennen, während er mir ein Unbekannter ist. Ich bin zwar nicht so misstrauisch wie Isolt es immer ist, trotzdem wird es wohl nicht zu meinem Nachteil sein, wenn Ihr mich begleitet.« Und dann folgte etwas, was Matthias gut verstand. Sein Gegenüber wusste nicht, was es mit dem Geld aus sich hatte. Entsprechend waren seine Äußerungen: »Es freut mich, dass Ihr Euren Auftrag zu Ende führen konntet …« Dann folgte noch eine Frage: »Verzeiht mir die Frage, aber worum handelte es sich dabei eigentlich genau. Kürzlich habt Ihr mir anerboten, die Umstände des Auftrags zu erläutern und ich war so harsch, das Angebot auszuschlagen. Erweist mir die Ehre und akzeptiert eine ehrliche Entschuldigung in Verbindung mit der jetzigen Aufklärung.« Dann trat der Nilfgaardsche Ritter in die Schmiede und Sand knirschte unter seinen Stiefeln. Wobei er das Kettenhemd mit beiden Händen vor sich trug.

    Matthias war zum einen froh, dass er hinter ihm geblieben war. So konnte dieser sein Kopfschütteln nicht sehen. In Gedanken fragte er sich: »Kennt er seine eigene Mission nicht? Ich habe ihm doch berichtet von dem Inhalt des Schreibens, dass er überbracht hatte.« Jetzt huschte ein Lächeln über Matthias sein Gesicht. Nicht weil er die angenehme Wärme spürte, die durch alle Räume bis in die kleinsten Ritzen des Hauses gekrochen war und sich daran erfreute, das Gleiche mit den Besuchern zu tun. Er spürte, ihm wurde warm. Vielleicht war es draußen auf der Bank auch ein Tick zu lange gewesen. Aber es war jetzt angenehm. Wobei die wollige Wärme auch ein Gast mitführte: Die Müdigkeit. Sein Lächeln kam aus der Erinnerung an Lady Isolt. Denn die hatte ihm das Schreiben auf eine unnachahmliche Art gebracht und später wissen wollen, was in dem Pergament notiert worden war. Aber er hatte zu ihrer Enttäuschung das Siegel nicht gebrochen. Zumindest waren ihr Gesichtsausdruck und ihr Handeln so zu verstehen gewesen. Vermutlich würde, wenn sie mit dabei wäre, er nicht mehr mit dem ledernen Beutel in der Hand hier herumlaufen.

    Matthias stutze. Der Ritter war langsamer geworden, gar stehen geblieben. Irgendetwas beschäftigte ihn. »Ob es die Begleiterin der Schmiedehitze war, die daran Schuld trug?«, fragte er sich. Aber er blieb zur Sicherheit stehen, wusste aber, dass bald Meister Durin auftauchen konnte. Wobei das eher nicht so wahrscheinlich war. Denn der war, wie an dem Sing Sang des Hammers unverkennbar zu hören war am Werkeln. Vermutlich durch die zunehmende Dichte des Rauches in dem Gebäude, hatte er sie womöglich noch nicht kommen hören. Aber es war nicht viel Zeit. Und Matthias wollte nicht die gleiche Pleite erleben, wie bei seinem letzten Besuch, als Baywryn trotz der Hinweise und Bitten seiner geliebten Caria den Meister einfach ins Schmiedefeuer geworfen hatte. Also galt es zu handeln.

    Und so war Matthias zum anderen etwas in Sorge, dass er hinter Ser Tristan die Räume des Schmiedes betreten hatte. Aber wie so oft kommt Rat in der Not oder hier sogar Tat und Ser Tristan drehte sich um und sagte: »Verzeihung, habt Ihr etwas gesagt?«

    »Nein, habe ich nicht«, antwortete Matthias noch schnell. Und um jetzt am Thema zu bleiben, legte er das Säckchen einfach auf das Kettenhemd und sagte: »Es ist Euer. Der Kommandant der königlichen Stadtwache hatte es in dem Schreiben, was ihr gestern nicht sehen wolltet so verfügt. So nun schnell, Meister Durin kann gleichkommen oder ich werde ihn jetzt rufen. Eine Bitte. Hört euch seine Sache an und entscheidet erst danach.« Mehr wollte Matthias nicht sagen. Es war aus seiner Sicht für einen wohlerzogenen Ritter schon zu viel, aber er wollte sichergehen.

    So schob er sich an dem Nilfgaarder vorbei und rief in den Raum: »Meister Durin? Matthias Lauenstein und Ser Tristan sind wegen dem Kettenhemd gekommen!« Er musste nicht lange warten, denn der Sand knirschte ja sehr deutlich unter seinen Stiefeln. Das, was er zuerst erkennen konnte, war eine Gestalt, wie sie nur Zwerge haben. Meister Durin hatte bereits eine Glatze, aber dafür einen ganz dichten und vollen, vor allem langen Bart, der immer kunstvoll geflochten und zusammengebunden worden war.

    »Oh Matthias, ihr schon wieder …«, brummte der Meister und schnalzte mit der Zunge. Und Matthias überkam das Gefühl, dass jetzt doch die Hitze alles erwärmt hatte, was er trug. Eine leichte Farbe stieg in sein Gesicht und er fragte sich: »Trägt er den Wurf noch nach?« Doch er riss sich zusammen und sagte: »Schön warm habt ihr es hier, Meister Durin …«

    »Ach, papperlapapp!«, kam als Antwort. Der Schmied schätzte seine Zeit und sagte: »Nun der Wärme wegen werdet ihr zwei ja wohl nicht gekommen sein.« Dabei wippte die rechte Hand einen Fäustel in die andere und man sah die in Leder gebundenen Handgelenke und eine vom Funkenflug gezeichnete Lederschürze vor dem Bauch des Zwerges. »Kein Grund zur Sorge«, dachte Matthias und hoffte das sein Begleiter auch still blieb. Er kannte ja den Meister und er war schon ein rauer Typ, sich seines Könnens bewusst. So sagte er in einem ruhigen Ton: »Meister Durin, ihr habt gestern mir geraten mit Ser Tristan zu euch zu kommen. Das Kettenhemd inklusive …« »Ja das Kettenhemd, gute Arbeit, aber unter der linken Achsel dünn und beschädigt. So wie nach einer überstandenen Finte, die unter den Schildarm zielt.«

    Dann machte er eine kleine Pause und sagte noch: »Auf was warten wir noch oder will es sich euer Ritter noch mal anders überlegen.« und war auf dem Weg zurück in den Schmiederaum. Matthias trat zur Seite und hoffte, dass es diesmal besser ausgehen würde.

    nächster Post: Ein Angebot
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    »Ban Ard« • Matthias Lauenstein • Eine Vergütung

    [Bild: Ava_W2RPG_Ma.png] Matthias hatte seinem Gegenüber das lederne Säckchen mit dem Gold geben wollen und zugleich gefragt:
    »Wenn ihr wollt, komme ich mit hinein. Ansonsten schaue ich bei den Händlern vorbei. Denn sie müssen ja heute Markt halten.«

    Als Ergebnis bekam er ein Nicken und hörte Ser Tristan sagen: »Das wäre mir sehr recht. Ihr scheint diesen Schmiedemeister ja zu kennen, während er mir ein Unbekannter ist. Ich bin zwar nicht so misstrauisch wie Isolt es immer ist, trotzdem wird es wohl nicht zu meinem Nachteil sein, wenn Ihr mich begleitet.« Und dann folgte etwas, was Matthias gut verstand. Sein Gegenüber wusste nicht, was es mit dem Geld aus sich hatte. Entsprechend waren seine Äußerungen: »Es freut mich, dass Ihr Euren Auftrag zu Ende führen konntet …« Dann folgte noch eine Frage: »Verzeiht mir die Frage, aber worum handelte es sich dabei eigentlich genau. Kürzlich habt Ihr mir anerboten, die Umstände des Auftrags zu erläutern und ich war so harsch, das Angebot auszuschlagen. Erweist mir die Ehre und akzeptiert eine ehrliche Entschuldigung in Verbindung mit der jetzigen Aufklärung.« Dann trat der Nilfgaardsche Ritter in die Schmiede und Sand knirschte unter seinen Stiefeln. Wobei er das Kettenhemd mit beiden Händen vor sich trug.

    Matthias war zum einen froh, dass er hinter ihm geblieben war. So konnte dieser sein Kopfschütteln nicht sehen. In Gedanken fragte er sich: »Kennt er seine eigene Mission nicht? Ich habe ihm doch berichtet von dem Inhalt des Schreibens, dass er überbracht hatte.« Jetzt huschte ein Lächeln über Matthias sein Gesicht. Nicht weil er die angenehme Wärme spürte, die durch alle Räume bis in die kleinsten Ritzen des Hauses gekrochen war und sich daran erfreute, das Gleiche mit den Besuchern zu tun. Er spürte, ihm wurde warm. Vielleicht war es draußen auf der Bank auch ein Tick zu lange gewesen. Aber es war jetzt angenehm. Wobei die wollige Wärme auch ein Gast mitführte: Die Müdigkeit. Sein Lächeln kam aus der Erinnerung an Lady Isolt. Denn die hatte ihm das Schreiben auf eine unnachahmliche Art gebracht und später wissen wollen, was in dem Pergament notiert worden war. Aber er hatte zu ihrer Enttäuschung das Siegel nicht gebrochen. Zumindest waren ihr Gesichtsausdruck und ihr Handeln so zu verstehen gewesen. Vermutlich würde, wenn sie mit dabei wäre, er nicht mehr mit dem ledernen Beutel in der Hand hier herumlaufen.

    Matthias stutze. Der Ritter war langsamer geworden, gar stehen geblieben. Irgendetwas beschäftigte ihn. »Ob es die Begleiterin der Schmiedehitze war, die daran Schuld trug?«, fragte er sich. Aber er blieb zur Sicherheit stehen, wusste aber, dass bald Meister Durin auftauchen konnte. Wobei das eher nicht so wahrscheinlich war. Denn der war, wie an dem Sing Sang des Hammers unverkennbar zu hören war am Werkeln. Vermutlich durch die zunehmende Dichte des Rauches in dem Gebäude, hatte er sie womöglich noch nicht kommen hören. Aber es war nicht viel Zeit. Und Matthias wollte nicht die gleiche Pleite erleben, wie bei seinem letzten Besuch, als Baywryn trotz der Hinweise und Bitten seiner geliebten Caria den Meister einfach ins Schmiedefeuer geworfen hatte. Also galt es zu handeln.

    Und so war Matthias zum anderen etwas in Sorge, dass er hinter Ser Tristan die Räume des Schmiedes betreten hatte. Aber wie so oft kommt Rat in der Not oder hier sogar Tat und Ser Tristan drehte sich um und sagte: »Verzeihung, habt Ihr etwas gesagt?«

    »Nein, habe ich nicht«, antwortete Matthias noch schnell. Und um jetzt am Thema zu bleiben, legte er das Säckchen einfach auf das Kettenhemd und sagte: »Es ist Euer. Der Kommandant der königlichen Stadtwache hatte es in dem Schreiben, was ihr gestern nicht sehen wolltet so verfügt. So nun schnell, Meister Durin kann gleichkommen oder ich werde ihn jetzt rufen. Eine Bitte. Hört euch seine Sache an und entscheidet erst danach.« Mehr wollte Matthias nicht sagen. Es war aus seiner Sicht für einen wohlerzogenen Ritter schon zu viel, aber er wollte sichergehen.

    So schob er sich an dem Nilfgaarder vorbei und rief in den Raum: »Meister Durin? Matthias Lauenstein und Ser Tristan sind wegen dem Kettenhemd gekommen!« Er musste nicht lange warten, denn der Sand knirschte ja sehr deutlich unter seinen Stiefeln. Das, was er zuerst erkennen konnte, war eine Gestalt, wie sie nur Zwerge haben. Meister Durin hatte bereits eine Glatze, aber dafür einen ganz dichten und vollen, vor allem langen Bart, der immer kunstvoll geflochten und zusammengebunden worden war.

    »Oh Matthias, ihr schon wieder …«, brummte der Meister und schnalzte mit der Zunge. Und Matthias überkam das Gefühl, dass jetzt doch die Hitze alles erwärmt hatte, was er trug. Eine leichte Farbe stieg in sein Gesicht und er fragte sich: »Trägt er den Wurf noch nach?« Doch er riss sich zusammen und sagte: »Schön warm habt ihr es hier, Meister Durin …«

    »Ach, papperlapapp!«, kam als Antwort. Der Schmied schätzte seine Zeit und sagte: »Nun der Wärme wegen werdet ihr zwei ja wohl nicht gekommen sein.« Dabei wippte die rechte Hand einen Fäustel in die andere und man sah die in Leder gebundenen Handgelenke und eine vom Funkenflug gezeichnete Lederschürze vor dem Bauch des Zwerges. »Kein Grund zur Sorge«, dachte Matthias und hoffte das sein Begleiter auch still blieb. Er kannte ja den Meister und er war schon ein rauer Typ, sich seines Könnens bewusst. So sagte er in einem ruhigen Ton: »Meister Durin, ihr habt gestern mir geraten mit Ser Tristan zu euch zu kommen. Das Kettenhemd inklusive …« »Ja das Kettenhemd, gute Arbeit, aber unter der linken Achsel dünn und beschädigt. So wie nach einer überstandenen Finte, die unter den Schildarm zielt.«

    Dann machte er eine kleine Pause und sagte noch: »Auf was warten wir noch oder will es sich euer Ritter noch mal anders überlegen.« und war auf dem Weg zurück in den Schmiederaum. Matthias trat zur Seite und hoffte, dass es diesmal besser ausgehen würde.


    [Bild: Tristan_small.jpg]

    Um Einiges reicher trat Tristan dem auftauchenden Zwergenschmied entgegen. Der Kurze schien Matthias tatsächlich recht gut zu kennen. Anscheinend verband beide eine langjährige Bekanntschaft – gut genug, um sich gegenseitig zu necken. Das Kettenhemd in Tristans Armen wurde immer schwerer, doch schließlich wandte sich der Zwerg ihm zu. „Auf was warten wir noch oder will es sich euer Ritter noch mal anders überlegen.“ Zwerge waren nicht für ihre Höflichkeit bekannt und so übersah Tristan die Unfreundlichkeit, die ihm der Schmiedemeister entgegenbrachte. Stattdessen trat er einen Schritt vor, ging in die Hocke und legte das schwere Bündel schmiedeeiserner, dunkler Kettenglieder auf einen freien Holzschemel. Das Goldsäckchen nahm steckte er vorsichtshalber ein. Nicht, dass der Zwerg es als eine Art Bezahlung ansah und verschieden ließ. Tristan erhob sich wieder und schaute auf den Bärtigen herunter. „Ihr habt scharfe Augen, Meister. Die Stelle ist mir selbst, der es doch trägt, entgangen. Als Krieger weiß ich jedoch, wie wichtig eine funktionierende Ausrüstung ist, von daher: Zeigt mir die Stelle und erklärt, was zu tun ist.“ Es würde nicht schaden, den Zwerg zu testen.
    Während sich der Zwerg dem Kettenhemd näherte, ließ Tristan die Augen durch den Raum schweifen. Der Schmied schien sich tatsächlich auf Waffen spezialisiert zu haben und enttäuschte Tristans Hoffnung, vielleicht eine schöne Kleinigkeit für seine Elfe zu finden. Eine Brosche, oder ein Anstecker vielleicht. Oder vielleicht goldene Ringe für ihre spitzen Ohren? Hier wurde er aber nicht fündig. Zumindest nicht in dieser Weise. Stattdessen weideten sich seine Augen an dem Anblick perfekt geschmiedeter Klingen. Tristan nahm eines der Schwerter in die Hand, eine Klinge mit langem Griff und wulstigem Ende. Es war perfekt ausbalanciert, die Blutrinne pfeilgrade und obwohl es zu den längeren Waffen gehörte, war es leicht zu händeln. Tristan stellte das Schwert zurück und betrachtete stattdessen in Falchion, eines dieser grobschlächtigen Mordwerkzeuge, die von der schweren Infanterie der nördlichen Königreiche – besonders beliebt in Temerien – eingesetzt wurde. Diese Waffe war so grob und einfach wie das Nordvolk und erlaubte kaum kunstfertiges Kämpfen. Tristan spürte Matthias Präsenz neben sich, schaute zur Seite und deutete auf das Falchion. „Hässliches Ding, oder? Ich habe mal gehört, die Spezialverbände setzen sie gerne ein, um den Bogenschützen der Scoia’tael die Finger abzuhacken“, sagte Tristan und hielt Zeige- und Mittelfinger der rechten Hand in die Höhe. „Stimmt das?“ Über das Geld sagte er lieber nichts.
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    »Ban Ard« • Matthias Lauenstein • Ein Angebot

    [Bild: Ava_W2RPG_Ma.png] »Stimmt das?«, fragte Ser Tristan. Doch bevor Matthias etwas sagen konnte, kaum aus der Mitte des Raumes eine Antwort: »Den braucht ihr nicht fragen. Wenn sein Kontor nicht die guten Mineralien im Angebot hätte, müsste man ihn als Gemüsehändler bezeichnen.« Die Stimme kam zweifellos von Meister Durin. Und um noch einen draufzusetzen fügte dieser noch an: »Woher soll er einen Falchion kennen.«

    Matthias trieben die Scherze des Zwerges, denn das waren sie zweifellos, die Röte ins Gesicht. Aber er kam nicht zu Worte. Denn Meister Durin schien in seinem Element. Er wusste, wer er war und was er konnte. Es kam nicht gleich jeder bei ihm einen Termin. Doch das nur so nebenbei. So brummelte er fort: »Wollt ihr euch mal herbemühen …« Wie er das sagte, in einem Ton, der jedem Rittmeister zur Ehre gereicht hätte, warf er geschickt das Kettenhemd über eine Puppe. Wo auch immer, hatte er einen Stieg dabei und war mit der Rüstung hinauf und hatte das Teil darüber gelegt. So konnte man es gut betrachten. Ob ihm nun die Augen folgten oder nicht, er sprach. Vermutlich auch nur für sich oder war es doch mehr?

    »Mmh, gute Arbeit, eine Brünierung zu dem. Doch hier …« »… hier gut zu sehen, ein Schwerthieb. Hat gut gehalten, aber die Patina zeigt, es ist schon her. Gefährlich, wenn man so etwas vergisst!« Er stieg ab, um in einer Kiste seiner Werkstatt zu wühlen, zu kramen. Es klimperte, dann ein »Ah! Wusste ich‘s doch!« Er kam mit einer geschlossenen Hand zurück zu dem Stieg. Dann öffnete er dieselbe und prüfte mit den anderen durch Anhalten, ob er passende Stücke hatte. Dann schaute er zu dem Ritter und sagte: »Hab die passenden Teile, sogar aus dem Land der Sonne, ha, ha, ha …« Er hatte schon einen eigenartigen Humor und es schien ihn nichts zu stören. So kletterte er wieder auf den Boden seiner Schmiede und sagte mit den Fäusten an die Seite gestemmt zu Ser Tristan: »In zwei Stunden sind die Ringe drin und bringt 10 Goldstücke mit. Jedoch wenn ihr mehr Zeit habt, könnte ich …« dabei schnalzte er mit der Zunge, »… an beiden Seiten unter beiden Achselhöhlen eine zusätzliche Verstärkung anbringen. Dann für 25, Matthias wegen. Zögert nicht so lange … oder wie lange wollte ihr hier in der dicken Luft noch einen Zwerg anstarren.«

    Matthias beschloss nichts zu sagen und die Verhandlungen dem Nilfgaarder zu überlassen. Aber er fand den Preis in Ordnung und Zeit hatten sie ja. Doch das konnte er nicht entscheiden.
  15. #255 Zitieren
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    »Ban Ard« • Matthias Lauenstein • Ein Angebot

    [Bild: Ava_W2RPG_Ma.png] »Stimmt das?«, fragte Ser Tristan. Doch bevor Matthias etwas sagen konnte, kaum aus der Mitte des Raumes eine Antwort: »Den braucht ihr nicht fragen. Wenn sein Kontor nicht die guten Mineralien im Angebot hätte, müsste man ihn als Gemüsehändler bezeichnen.« Die Stimme kam zweifellos von Meister Durin. Und um noch einen draufzusetzen fügte dieser noch an: »Woher soll er einen Falchion kennen.«

    Matthias trieben die Scherze des Zwerges, denn das waren sie zweifellos, die Röte ins Gesicht. Aber er kam nicht zu Worte. Denn Meister Durin schien in seinem Element. Er wusste, wer er war und was er konnte. Es kam nicht gleich jeder bei ihm einen Termin. Doch das nur so nebenbei. So brummelte er fort: »Wollt ihr euch mal herbemühen …« Wie er das sagte, in einem Ton, der jedem Rittmeister zur Ehre gereicht hätte, warf er geschickt das Kettenhemd über eine Puppe. Wo auch immer, hatte er einen Stieg dabei und war mit der Rüstung hinauf und hatte das Teil darüber gelegt. So konnte man es gut betrachten. Ob ihm nun die Augen folgten oder nicht, er sprach. Vermutlich auch nur für sich oder war es doch mehr?

    »Mmh, gute Arbeit, eine Brünierung zu dem. Doch hier …« »… hier gut zu sehen, ein Schwerthieb. Hat gut gehalten, aber die Patina zeigt, es ist schon her. Gefährlich, wenn man so etwas vergisst!« Er stieg ab, um in einer Kiste seiner Werkstatt zu wühlen, zu kramen. Es klimperte, dann ein »Ah! Wusste ich‘s doch!« Er kam mit einer geschlossenen Hand zurück zu dem Stieg. Dann öffnete er dieselbe und prüfte mit den anderen durch Anhalten, ob er passende Stücke hatte. Dann schaute er zu dem Ritter und sagte: »Hab die passenden Teile, sogar aus dem Land der Sonne, ha, ha, ha …« Er hatte schon einen eigenartigen Humor und es schien ihn nichts zu stören. So kletterte er wieder auf den Boden seiner Schmiede und sagte mit den Fäusten an die Seite gestemmt zu Ser Tristan: »In zwei Stunden sind die Ringe drin und bringt 10 Goldstücke mit. Jedoch wenn ihr mehr Zeit habt, könnte ich …« dabei schnalzte er mit der Zunge, »… an beiden Seiten unter beiden Achselhöhlen eine zusätzliche Verstärkung anbringen. Dann für 25, Matthias wegen. Zögert nicht so lange … oder wie lange wollte ihr hier in der dicken Luft noch einen Zwerg anstarren.«

    Matthias beschloss nichts zu sagen und die Verhandlungen dem Nilfgaarder zu überlassen. Aber er fand den Preis in Ordnung und Zeit hatten sie ja. Doch das konnte er nicht entscheiden.


    [Bild: Tristan_small.jpg]

    Tristan warf Matthias einen bedeutungsschweren Blick zu. Dieser Zwerg unterbrach das vielleicht anfangende Gespräch der Männer mit derber Rücksichtslosigkeit. In Nilfgaard hätte er es nie gewagt, einem Adligen von Hinten anzuquatschen und dessen Gesprächspartner Dummheit zu unterstellen. Zwar gab es in Nilfgaard nur ein geringes Maß an Rassenhass, wie er in diesen Gefilden vorherrschte, allerdings eine Strenge gegenüber dem niederen Volk – gleich welcher Art. Tristan unterschied sich in diesem Punkte jedoch von einigen Lords, zumal er hier nur ein Fremder war. Ein Fremder in der Schmiede, die dem Zwerg gehörte. „Und eines jeden Haus ist seine Burg“, dachte er. Statt also mit Matthias zu sprechen, trat er an den Zwerg heran, der sich auf einen Tritt gestellt hatte und das über eine Puppe geworfene Kettenhemd prüfte. Offenbar war er mit der Schmiedekunst sehr zufrieden, fand aber einige Stellen die ihm weniger zusagte. Schließlich kam er mit einem guten, wenngleich teuren Angebot zurück. Tristan fuhr sich durch das lockige Haar und schaute auf den Zwerg hinunter. „Hmm.“ Er überlegte, fuhr sich nochmals durch die Haare, diesmal härter. Fünfundzwanzig Goldstücke waren eine Menge. Vermutlich mehr, als in dem ihm zugesteckten Geldbeutel waren. Einerseits schätzte er eine hochwertige Ausrüstung, andererseits würde Isolt ihm wohl den Kopf waschen, wenn er ihr davon erzählte. Und er hatte keinerlei Neigung oder Talent zum Lügen. „Meister, ich…“ Er stockte und brach ab. Kurz schaute er zur Seite, überrumpelt von der Schnelligkeit, mit der der Zwerg die Entscheidung des Ritter hören wollte. Tristan legte sich seine Worte zurecht. „Ich schätze die Handwerkskunst der Zwerge. Und ich schätze Euer Angebot. Ja, ich würde die Verbesserungen gerne in Anspruch nehmen, denn wie Ihr unschwer erraten könnte, ist mein Leben ein Kampf. Ich würde es nur ungern zu früh geben. Die fünfundzwanzig Goldstücke jedoch kann ich Euch nicht bezahlen. Ich biete Euch Zwanzig. Die sollte ich auftreiben können.“ Er fuhr mit der Hand über das auf die Puppe gezogene Kettenhemd, nestelte an den ledernen Schnallen und schaute dann zum Zwerg. „Bevor Ihr mich als dreisten Halsabschneider beschimpft, lasst mich Euch noch sagen, dass ich in Gesellschaft reise. Ich muss mehr, als nur mich selbst versorgen und kann mit meinem kargen Lohn nicht verfahren, wie ich möchte. Ungeachtet meines Wunsches.“
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    »Ban Ard« • Matthias Lauenstein • Ein Wagnis

    [Bild: Ava_W2RPG_Ma.png] »Ich biete Euch Zwanzig«, hörte Matthias und verstand die Welt nicht mehr. Doch auf der anderen Seite, woher sollte einer aus Nilfgaard wissen, wie man sich in der doch sehr freien Stadt Ben Ard bei dem besten aller Schmiede, die das Königreich Kaedwen zu bieten hatte, verhalten sollte. Matthias wusste, ahnte was kommen würde.

    »Meine Preise sind final«, »Handeln bereitet mir Kopfschmerzen«, »Lasst es reparieren, wenn es ums kleine Geld geht oder macht euch von dannen«

    … solche Dinge konnten von Meister Durin kommen. Denn der hatte nicht umsonst gesagt: »Dann für 25, Matthias wegen.« Matthias war sich nicht einmal sicher, ob es bei den 10 für die einfache Reparatur bleiben würde. Denn er kannte Meister Durin. Es war der Beste. Er konnte es sich aussuchen, für wen er etwas tat und was er tat. Vermutlich hatte ihn gestern in der Zwergenkneipe nur eine Laune nach Vollkommenheit zu dem Satz, dass er Ser Tristan zu ihm kommen sollen, hingerissen. Vielleicht wollte er einfach nur die Arbeit aus den Händen eines Schmiedes aus dem Land mit der Sonne im Wappen sehen. Ebenso war sich Matthias nicht sicher, ob Ser Tristan überhaupt in seinem Leben aus freien Stücken eine Schmiede so wie jetzt betreten hatte. Oder ob der durch die Privilegien seines Standes, die Waffen vorgelegt bekam. Er wusste es nicht. Weiterhin schien es Matthias nicht klar, ob nun Ser Tristan verstanden hatte, dass die vom Kommandanten Ehbrecht versprochen stattliche Summe als Belohnung in diesem ledernen Beutel war und er nicht feilschen musste. Aber da war ja noch sein Weib. Denn er hatte Meister Durin in aller Offenheit erklärt: »… lasst mich Euch noch sagen, dass ich in Gesellschaft reise …«

    »Verfügt ein Weib über eure Börse?« wären eine der möglichen Antworten des zwergischen Meisterschmiedes, dem leider ein wenig die Manieren abhandengekommen waren. Falls er überhaupt welche hatte entwickeln müssen. Wer konnte das schon wissen. Matthias war klar, er konnte jetzt nicht schweigen. Aber er würde so oder so das Falsche tun. Da er aber in gewisser Weise den Ritter mit seinen Manieren schätze und zugleich die Bedeutung einer erstklassigen Rüstung kannte, entschloss er sich zu Handeln und dem Zwerg ins Wort zu fallen. Er wollte das Wagnis eingehen.

    »Entschuldigt Meister Durin. Bevor ihr antwortet, hätte der Gemüsehändler mit den Mineralien im Angebot Ser Tristan unter vier Augen gesprochen«, hörte er sich sagen und hatte seinen Zweifel, ob es gut gehen würde. Dann schritt er an den beiden vorbei. Der Kies knirschte unter seinen Stiefel. Und im Vorbeigehen sagte er zu dem Nilfgaarder: »Ser Tristan, seit so nett und kommt ein Stück mit nach draußen!«

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    Geändert von VRanger (18.03.2017 um 05:23 Uhr) Grund: verlinkt
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    [Bild: Ava_W2RPG_Ma.png] »Ich biete Euch Zwanzig«, hörte Matthias und verstand die Welt nicht mehr. Doch auf der anderen Seite, woher sollte einer aus Nilfgaard wissen, wie man sich in der doch sehr freien Stadt Ben Ard bei dem besten aller Schmiede, die das Königreich Kaedwen zu bieten hatte, verhalten sollte. Matthias wusste, ahnte was kommen würde.

    »Meine Preise sind final«, »Handeln bereitet mir Kopfschmerzen«, »Lasst es reparieren, wenn es ums kleine Geld geht oder macht euch von dannen«

    … solche Dinge konnten von Meister Durin kommen. Denn der hatte nicht umsonst gesagt: »Dann für 25, Matthias wegen.« Matthias war sich nicht einmal sicher, ob es bei den 10 für die einfache Reparatur bleiben würde. Denn er kannte Meister Durin. Es war der Beste. Er konnte es sich aussuchen, für wen er etwas tat und was er tat. Vermutlich hatte ihn gestern in der Zwergenkneipe nur eine Laune nach Vollkommenheit zu dem Satz, dass er Ser Tristan zu ihm kommen sollen, hingerissen. Vielleicht wollte er einfach nur die Arbeit aus den Händen eines Schmiedes aus dem Land mit der Sonne im Wappen sehen. Ebenso war sich Matthias nicht sicher, ob Ser Tristan überhaupt in seinem Leben aus freien Stücken eine Schmiede so wie jetzt betreten hatte. Oder ob der durch die Privilegien seines Standes, die Waffen vorgelegt bekam. Er wusste es nicht. Weiterhin schien es Matthias nicht klar, ob nun Ser Tristan verstanden hatte, dass die vom Kommandanten Ehbrecht versprochen stattliche Summe als Belohnung in diesem ledernen Beutel war und er nicht feilschen musste. Aber da war ja noch sein Weib. Denn er hatte Meister Durin in aller Offenheit erklärt: »… lasst mich Euch noch sagen, dass ich in Gesellschaft reise …«

    »Verfügt ein Weib über eure Börse?« wären eine der möglichen Antworten des zwergischen Meisterschmiedes, dem leider ein wenig die Manieren abhandengekommen waren. Falls er überhaupt welche hatte entwickeln müssen. Wer konnte das schon wissen. Matthias war klar, er konnte jetzt nicht schweigen. Aber er würde so oder so das Falsche tun. Da er aber in gewisser Weise den Ritter mit seinen Manieren schätze und zugleich die Bedeutung einer erstklassigen Rüstung kannte, entschloss er sich zu Handeln und dem Zwerg ins Wort zu fallen. Er wollte das Wagnis eingehen.

    »Entschuldigt Meister Durin. Bevor ihr antwortet, hätte der Gemüsehändler mit den Mineralien im Angebot Ser Tristan unter vier Augen gesprochen«, hörte er sich sagen und hatte seinen Zweifel, ob es gut gehen würde. Dann schritt er an den beiden vorbei. Der Kies knirschte unter seinen Stiefel. Und im Vorbeigehen sagte er zu dem Nilfgaarder: »Ser Tristan, seit so nett und kommt ein Stück mit nach draußen!«


    [Bild: QZNyAGcA2ByQ8CbmBTristan_small.jpg]

    Dass Tristan einen Fehler gemacht hat, merkte er erst als der Zwerg schwieg und Matthias merklich nervös wurde. Was er gesagt hatte, hatte er auch so gemeint und vermutlich würde er den Schmied nun noch mehr beleidigen, wenn er von seinem Standpunkt abwich. Dann hätte es so ausgesehen, als wäre es ihm nicht ernst gewesen mit den Preisverhandlungen. Statt dem Zwerg antwortete hingegen Matthias. „Entschuldigt Meister Durin. Bevor ihr antwortet, hätte der Gemüsehändler mit den Mineralien im Angebot Ser Tristan unter vier Augen gesprochen.“ Überrascht von dem, was der Kovirer sagte drehte sich Tristan zu ihm um und sah ich mit einem Blick an, der Bände der Verwirrung sprach. Dem Vorschlag folgend geleitete Tristan ihn nach draußen, allerdings nicht ohne vorher eine leichte Verbeugung Richtung Schmied sehen zu lassen. Draußen vor der Tür wartete er, bis er sich sicher war, dass der Zwerg ihnen nicht neugierig gefolgt war, dann wandte er sich an Matthias. „Ich nehme an, es geht nicht wirklich um Gemüse.“
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    »Ban Ard« • Matthias Lauenstein • Ein Erklärungsversuch

    [Bild: Ava_W2RPG_Ma.png] Dann standen die beiden draußen. Ohne Auftrag und ohne Kettenhemd. Und Ser Tristan, der zum Glück ohne Aufsehens mitgekommen war, sagte zu Matthias: »Ich nehme an, es geht nicht wirklich um Gemüse.«

    Der Angesprochene seufzte. Denn nun kam das Ganze noch einmal. Aber diesmal nicht in Gedanken. Nein. Er musste es begründen. Oder wollte er es erklären? Doch wie macht man einem, der nicht die hiesigen Gebräuche kennt, die Situation verständlich? Und im gewissen Sinne würde immer der Standesunterschied wirken. Denn er war ein Kaufmann, der nun als Freischaffender reisenden Händlern seinen Schutz anbot. Er wusste nicht, ob er es akzeptieren würde. Aber zumindest war er auf seine Bitte mit nach draußen gekommen. Und die anschließende Bemerkung des Nilfgaarders konnte man durchaus als eine Witzigkeit verstehen. So kam Matthias die Frage nach dem Gemüse ganz recht.

    »Meister Durin macht mit mir immer solche Scherze. Aber er nimmt unser Erz und die seltenen Mineralien gern …«, dann schwieg er einen Moment und entschloss sich doch frei gerade auszureden. »Ser Tristan, feilscht mit Durin nicht. Er ist meinetwegen schon im Preis nach unten gegangen. Das sagte er auch. Er kann sehr stur sein und weiß, dass er sich die Kunden aussuchen kann. Deshalb mein Ratschlag: Nehmt die Reparatur für 10 und bedenkt, dass ohne sein Zutun ihr es heute auch nicht wissen würdet. Dann holt ihr zum Mittag oder zeitigen Nachmittag das Kettenhemd wieder ab. Wollt ihr die Verstärkungen, was ja durchaus eine sinnvolle Sache ist, dann zahlt die 25. Dann wird es am Abend fertig sein. Bedenkt auch, dass er die Reparatur in der Verbesserung bereits eingepreist hat.«

    Dann schwieg er für einen weiteren Moment, trat näher an Ser Tristan heran und erklärte mit einem Flüstern. »Vielleicht seit ihr euch nicht sicher, wie viel in dem Beutel ist. Ich war es ja bei der Münze gerade holen.« Dabei lies Matthias den eigentlichen Zusatz »königlichen« weg. Denn das war jetzt völlig egal. »Ihr hattet bei der Übergabe der Botschaft im Wirtshaus eine bedeutende Belohnung für das Überbringen erwähnt.« Matthias wählte mit Absicht so eine Umschreibung. Denn es stand wohl zwar in dem Schreiben, welches der Kommandant der königlichen Garde gezeichnet hatte, aber ob es Ser Tristan oder Lady Isolt tatsächlich so gesagt hatten, das wusste er nicht mehr so genau. »Die Summe in dem Schreiben des Stadtkommandanten war aus meiner Sicht beachtlich. So hat auch der Schreiber reagiert, als ich es vorhin abgeholt habe. Vielleicht vergewissert ihr euch und dann gehen wir wieder rein.«

    Und nach einem kurzen Moment schob er ein »... danke für das Rauskommen ...« nach.

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    »Ban Ard« • Matthias Lauenstein • Ein Erklärungsversuch

    [Bild: Ava_W2RPG_Ma.png] Dann standen die beiden draußen. Ohne Auftrag und ohne Kettenhemd. Und Ser Tristan, der zum Glück ohne Aufsehens mitgekommen war, sagte zu Matthias: »Ich nehme an, es geht nicht wirklich um Gemüse.«

    Der Angesprochene seufzte. Denn nun kam das Ganze noch einmal. Aber diesmal nicht in Gedanken. Nein. Er musste es begründen. Oder wollte er es erklären? Doch wie macht man einem, der nicht die hiesigen Gebräuche kennt, die Situation verständlich? Und im gewissen Sinne würde immer der Standesunterschied wirken. Denn er war ein Kaufmann, der nun als Freischaffender reisenden Händlern seinen Schutz anbot. Er wusste nicht, ob er es akzeptieren würde. Aber zumindest war er auf seine Bitte mit nach draußen gekommen. Und die anschließende Bemerkung des Nilfgaarders konnte man durchaus als eine Witzigkeit verstehen. So kam Matthias die Frage nach dem Gemüse ganz recht.

    »Meister Durin macht mit mir immer solche Scherze. Aber er nimmt unser Erz und die seltenen Mineralien gern …«, dann schwieg er einen Moment und entschloss sich doch frei gerade auszureden. »Ser Tristan, feilscht mit Durin nicht. Er ist meinetwegen schon im Preis nach unten gegangen. Das sagte er auch. Er kann sehr stur sein und weiß, dass er sich die Kunden aussuchen kann. Deshalb mein Ratschlag: Nehmt die Reparatur für 10 und bedenkt, dass ohne sein Zutun ihr es heute auch nicht wissen würdet. Dann holt ihr zum Mittag oder zeitigen Nachmittag das Kettenhemd wieder ab. Wollt ihr die Verstärkungen, was ja durchaus eine sinnvolle Sache ist, dann zahlt die 25. Dann wird es am Abend fertig sein. Bedenkt auch, dass er die Reparatur in der Verbesserung bereits eingepreist hat.«

    Dann schwieg er für einen weiteren Moment, trat näher an Ser Tristan heran und erklärte mit einem Flüstern. »Vielleicht seit ihr euch nicht sicher, wie viel in dem Beutel ist. Ich war es ja bei der Münze gerade holen.« Dabei lies Matthias den eigentlichen Zusatz »königlichen« weg. Denn das war jetzt völlig egal. »Ihr hattet bei der Übergabe der Botschaft im Wirtshaus eine bedeutende Belohnung für das Überbringen erwähnt.« Matthias wählte mit Absicht so eine Umschreibung. Denn es stand wohl zwar in dem Schreiben, welches der Kommandant der königlichen Garde gezeichnet hatte, aber ob es Ser Tristan oder Lady Isolt tatsächlich so gesagt hatten, das wusste er nicht mehr so genau. »Die Summe in dem Schreiben des Stadtkommandanten war aus meiner Sicht beachtlich. So hat auch der Schreiber reagiert, als ich es vorhin abgeholt habe. Vielleicht vergewissert ihr euch und dann gehen wir wieder rein.«

    Und nach einem kurzen Moment schob er ein »... danke für das Rauskommen ...« nach.


    [Bild: QZNyAGcA2ByQ8CbmBTristan_small.jpg]

    Der Ritter kramte den Beutel mit den Münzen hervor. Ihm waren die Gepflogenheiten des Feilschens gänzlich unbekannt. In seiner Heimat war Feilschen unnötig, Waren wurden von der Familie prompt bezahlt und niemand von den Händlern versuchte einen Adligen über’s Ohr zu hauen – und wenn dann nur sehr professionell und so, dass der Adlige es nicht mitbekam. Und auf seinen Reisen durch die wilderen Gefilde der Welt, hatte Isolt das Überreden übernommen. Tristan fragte nie, woher sie die teils reißerischen Argumente und Verhandlungsmethoden kannte denn er wollte die Antwort im Grunde seines Herzens gar nicht kennen. Dass die Elfe eine mehr als fragwürdige Vergangenheit hatte, war ihm kristallklar. Er wollte aber trotzdem nicht bei jeder sich bietenden Gelegenheit daran erinnert werden.
    Tristan wog den Beutel in der Hand. Er war schwer, dick wie ein Kürbis und bis zum Rand gefüllt mit Münzen. Das zumindest ließ sich erahnen, wenn man durch die zugeschnürte Öffnung linste. Der Nilfgaarder knotete ihn auf und sofort entfaltete sich das Säckchen wie eine Blume in seiner Hand. Ein paar der Münzen glitten über den Rand; Tristan hinderte zwei am Abstürzen, eine dritte jedoch sprang klirrend auf das Pflaster und rollte mit dreister Geschwindigkeit davon. Tristan argwöhnte bereits, dass er sie nie wiedersehen würde, da schnellte ein Stiefel vor und fixierte das Goldstück am Boden. Der Besitzer des Schuhs bückte sich und klaubte die Münze aus dem Dreck der Straße. Mit der Münze in dem blutroten Lederhandschuh kam der Finder durch die Spaziergänger. Diejenigen, die nicht mitbekommen hatten, dass die Münze bereits außerhalb ihrer Möglichkeiten lag, suchten die Straße noch immer gierig mit den Augen ab. Tristan schaute zu dem Fänger, einem Mann, der ihn oder Matthias leicht überwog. Sofort war ihm klar, dass es sich bei dem Finder um einen Mann von Stand handeln musste. Das gepflegte braunblonde Haar trug er nackenlang und elegant hinter die Ohren gekämmt, das scharf geschnittene Kinn war glatt rasiert. Dem Gesicht mit den wachen blauen Augen lag etwas Schelmisches inne und seine hervorragend gearbeitete Rüstung sprach Bände. Gegürtet war er mit einem langen Schwert in einer mit Bronze verzierten Scheide und sein langer Umhang war gleich seiner Rüstung, die viel Rot aufwies. Die Panzerung gab fein gearbeiteten Details an solchen Stellen Raum, an denen die Zierde der Funktionalität übergeordnet sein durfte. Dass die schmutzigeren Gestalten der Gasse ihm ehrfürchtig Platz machten war kein Wunder; er schritt als sei er der König von Ban Ard. Einen Moment fragte sich Tristan, ob dies vielleicht sogar möglich sei. Doch dann erinnerte er sich daran, dass Ban Ard zu Kaedwen gehörte und dieses immer noch König Henselt unterstand. „Ich glaube, die gehört Euch, Herr“, sagte der Mann, die Linke lässig auf den Schwertknauf gelegt und die Rechte ausgestreckt, das Goldstück in der Mitte der Handfläche schimmernd. Tristan nahm die Münze entgegen und senkte dankend das Haupt. „Ich danke Euch, Herr. Nicht jeder Mann hätte das Geldstück zurückgebracht.“ „Ehre kann man nicht kaufen und nicht verkaufen, wohl aber verlieren. Und ich bin nicht bereit die meine für Gold auf’s Spiel zu setzen; handelt es sich nun um ein Stück oder eintausend.“ Sein aufrechtes Lächeln steckte Tristan förmlich an. Der Fremde war dem Nilfgaarder von Anfang an sympathisch. Vielleicht hätte sich der ehrliche Finder wieder zum Gehen gewandt, doch Tristan beschloss, dass er es wert sei zu erfahren, wem er da einen Gefallen erwiesen hatte. Der Mann war schließlich zweifellos ein Ritter, wenn nicht gar ein Lord. „Erlaubt mir, dass ich mich vorstelle. Mein Name ist Tristan ap Riwalin. Und das hier ist Matthias Lauenstein.“ Der Mann schaute zu Matthias, musterte ihn einen Augenschlag lang und sagte dann: "Es ist mir eine Ehre."
  20. #260 Zitieren
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    »Ban Ard« • Matthias Lauenstein • Eine Verbeugung

    [Bild: Ava_W2RPG_Ma.png] »Erlaubt mir, dass ich mich vorstelle. Mein Name ist Tristan ap Riwalin. Und das hier ist Matthias Lauenstein«, hörte Matthias seinen Begleiter sagen. Der Ritter hatte den Umfang des ledernen Beutels unterschätzt und so waren die Münzen auf Wandschaft gegangen. Eine, schon recht weit entronnen, wurde jäh von einem Stiefel gestoppt. So in der Art, wie man eine Maus am Vorbeihuschen hindern würde, wenn man die nötige Routine dazu hätte.

    Matthias war nicht wohl. Nicht das sein Gegenüber die Begrüßung von Ser Tristan mit einem Blick auf ihn mit »Es ist mir eine Ehre.« erwidert hatte. Es war auch nicht, dass er die groß gewachsene Person vor ihm kannte oder sich an ein Treffen erinnern konnte. Das war es nicht. Auch nicht die überschwänglich vorgetragene vornehme Art, die hier in der Händlergasse nicht von Nöten, war. Denn man war nicht am Königshof, sondern vor Meister Durins Haus. Es war auch nicht diese Sympathie, die er schon oft wahrgenommen hatte, wenn sich zwei Ritter gegenüberstanden. Da spürte er keinen Neid. Auch nicht, dass er die beiden allein lassen sollte. All das war es nicht.

    »Nein!« Er hatte, so komisch es auch klingen sollte Sorgen um Lady Isolt. Der Protz der Ausstattung, all das Rot in der Bekleidung riefen bei ihm ein Gefühl von Gefahr hervor. Warum war er hier? Zufällig? Ein Ritter solchen Standes in einer Händlergasse? »Sicher, er könnte zu Meister Durin«, sagte er sich. Aber es half nicht. Denn zu schnell ratterte es in seinem Kopf. Die Spur, die sie gelegt hatten, war ja sehr breit und zu dem allgegenwärtig. Er hatte ja auch bei der Münze es recht im Detail erklären müssen, für wen das Gold bestimmt war. Zwar hatte er von einer Elfin, die in Begleitung von Ser Tristan reiste, nichts gesagt oder angedeutet. Aber es war klar, er war am Wirtshaus mit dabei und hatte mit eben diesem Siegel des Kommandanten der königlichen Wache ein weiteres Blutvergießen verhindert. Aber in dem Königreich sind solche Dinge meist von weitreichender Bedeutung. Zu mal er nicht wusste, warum Isolt dem Mann draußen auf dem Hof die Kehle durchschneiden musste.

    Er konnte jetzt nicht lange grübeln oder Dinge sorgfältig abwägen. Aber es galt schnell zu handeln. Und so tat er aus Verlegenheit etwas, was einfach nur der Rubrik Höflichkeit und Respekt zuzuordnen war. Denn nach dem Namen zu fragen, stand ihm nicht zu. Er war durch Ser Tristans Worte bereits vorgestellt und der Fremde hatte seinen Namen nicht genannt. So erwiderte Matthias die Ansprache mit einer leichten Verbeugung, nahm die rechte Hand als Geste Ehrfurcht in der Handlung vor den Körper und sagte nach dem Aufrichten so wie es ein Bürger, Händler einer freien Stadt tun würde: »Wenn auch zu Meister Durin, dann bitte schön.«

    Er hatte bewusst vermieden einen Titel oder Rang zu erahnen und zu benennen. Meist liegt man doch daneben. Und ein eindeutiges Wappen, welches ihm bekannt war, hatte er bei den wenigen Blicken nicht erhaschen können. So war es für ihn besser. Auch eine im Norden beliebte Grußformel »mein Ritter« hatte er bewusst ausgelassen. Denn er war nicht sein Ritter. Das, was er noch tun konnte, war bewusst einen Schritt hinter Ser Tristan zurückzutreten. Es war ihm dabei gleich, ob er wie ein Bediensteter wirken musste. Denn ihn ihm waren alle Sinne gespannt, auf das was folgen würde. Ihm war nicht wohl und er dachte sich bereits aus, wie er handeln würde, falls noch ein paar Häscher, auftauchen sollten.
    Geändert von VRanger (07.04.2017 um 10:26 Uhr) Grund: verlinkt
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