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    Der Unterton des Händlers ärgerte Tristan gewaltig. In ihm regte sich der Wunsch, er hätte Matthias nie mitgenommen, hätte ihm nie den Platz bei der Eskorte verschafft. Der Kerl war aufgeblasen und ließ ihn, einen Ritter, die ganze Arbeit machen. Und suchte er einmal nach Unterstützung, ließ er ihn hängen. Abgesehen natürlich, von der Szene auf dem Hof. Das war der einzige Moment gewesen, für den Matthias bei dem Nilfgaarder einen Stein im Brett hatte. „Ja. Das ist genau, was ich will“, zischte er. „Und wenn Ihr nicht gewillt seid, dann handelt für Euch selbst und ich handle für mich und die Elfe.“ Er war so wütend geworden, dass er Isolt nicht einmal beim Namen nannte, von dem unverdienten Titel „Lady“ ganz zu schweigen. Tristan ballte die Fäuste, atmete durch und versuchte den aufwallenden Zorn zu zügeln. Wo genau er herkam, konnte der Ritter sich nicht erklären, aber der mitleidige Blick seines Gegenübers fachte ihn an wie trockenes Stroh das Feuer. „Gibt es hier ein Problem?“, erkundigte sich da plötzlich jemand. Tristan und Matthias wandte die Köpfe zu dem Sprechenden und erkannten einen Wachmann, die Hellebarde über die vom Gambeson gepolsterte Schulter gelegt, den Eisenhut ein Stück zurückgeschoben und mit der freien Hand den Walrossbart zwirbelnd. Dem Sprecher folgten zwei weitere Männer, einer mit derselben Langwaffe, ein anderer mit einer nicht gespannten Armbrust. Alle waren in die Farben der Stadt gekleidet. Der Sprecher der Stadtwache musterte Tristan und entschied richtigerweise, dass es sich um einen Adligen handeln musste. „Belästigt Euch dieser Bursche?“, fragte er und deutete auf Matthias. Der sah zwar nicht unordentlich oder wie ein Bettler aus, hätte in den Augen der Wachen aber vermutlich einen Stand zwischen einem Bürger und einem Knecht. Ban Ard schien sehr viel Gewicht darauf zu legen, dass die hochgestellten Besucher die Stadt in guter Erinnerung behielten. Tristan war einen Moment dazu verleitet, die Frage zu bejahen. Dann entschied er sich aber um. „Nein, nichts von Belangen für die Stadtwache“, sagte Tristan ruhig. Der Mann zögerte und sah Matthias an. „Ist das wahr?“, fragte er den Händler, offensichtlich in der Hoffnung, der Händlersohn würde die Nerven verlieren.
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    »Ban Ard« • Matthias Lauenstein • Ein Hin und Her

    [Bild: Ava_W2RPG_Ma.png] »Willkommen, willkommen!« sagte Meister Froggeheim und fügte noch ein »… und zum genannten Zeitpunkt …« hinzu. Das Letztere war wohl eher als Kommentar für sich gedacht. Matthias nickte nur. Denn nach den Erlebnissen der letzten Minuten war er mit sich beschäftigt. Zu dem schien Ser Tristan sehr auf seinen Stand bedacht. Und so ziemte es sich nicht als Erster zu sprechen. Er würde schon sehen was passieren würde. In der kurzen Zeit aus dem Weggehen der Stadtwache bis an den Stand des Händlers hingen Matthias Mühlsteine an dem Hals. Er machte sich das Leben schwer und wälzte den einen, ach den anderen Gedanken. Was um alles in der Welt hatte den Nilfgaarder so aufgebracht? Warum erschien er so launenhaft, so gereizt. Es war aus der Sicht des Kontorinhabers der Familie Lauenstein nicht verständlich. Er hatte eine Höflichkeit für angemessen gehalten. Ser Tristan zu sagen, dass er freie Hand hatte beim Reden mit Meister Froggenheim, konnte ihn den Augen von Matthias nicht der Grund sein. Er hatte es nur gut gemeint. Doch das war vielleicht auch der falsche Ansatz gewesen. Nach so einer Reaktion war Matthias zum einen traurig, aber er zweifelte auch deutlich an seiner Menschenkenntnis. Ja, er hatte sich verschätzt. Es war der falsche Weg gewesen. Deshalb würde er hier jetzt auch schweigen, bis Ser Tristan gesprochen hatte.

    Alle Gedanken und Spielereien, die sich nach so einem Ereignis in einem Kopf abspielen, hatte er weggewischt. Das wiederum fand er gut. Denn er hatte sich so gefühlt wie vor zehn Jahren. Damals hatte er in Daevon bei den königlichen Gardisten eine Lehrstunde erhalten. Nach dem Auffinden nach dem Überfall konnte er den Tod seiner Eltern nicht verstehen und lies sich gehen. Er pöbelte, er trank, quatschte jeder dusselig an. Das ging so lange gut, bis der Kommandant der königlichen Garde die Nase voll hatte, in ihn auf den Übungsplatz schleifte. Matthias protestierte zwar, konnte aber gegen den harten Griff nichts ausrichten. Er wurde zum Zweikampf mit Übungsschwertern aufgefordert. Weil er aber sich dachte, dass er keine Deut einer Chance hatte, bestand er auf einer »standesgemäßen« Waffe und bekam auf eigenen Wunsch eine lange Stange in die Hände gedrückt. Er hatte als Bursche oft so sein Können anderen demonstrieren können. Mit einem Grinsen stand er breitbeinig auf dem Burgplatz und pöbelte den Komandanten an. Denn er fühlte das, was er immer gefühlt hatte: »Überlegenheit!« Doch es dauerte keine Minute, bereits beim ersten Anrennen reichte dem erfahrenen Soldaten eine Körperfinte und Matthias sein kräftiger Schlag ging ins Leere. Und so ohne Gegenhalt riss es ihn mit. Es bedurfte also überhaupt keiner Mühe, es war ein Stups, und er krachte die Länge nach in den Dreck des Hofes. Unter einem lauten Gejohle erhob er sich. Den Schweinekot wischte er mit der Hand aus dem Gesicht und fluchte ein ums andere Mal. Aber die Dinge wiederholten sich. Anlauf für Anlauf. Krachend kam er zu Fall. Die Zuschauer gingen. Sie wussten, hier wurde einer erzogen. Das Einzige, was bei Matthias blieb, war sein Willen. Auch, als er eigentlich nicht mehr auf die Beine kommen sollte, versuchte er sich an dem Stock hochzuziehen. Es reichte ein Schubs mit dem Bein, um dieses Unternehmen zu beenden. Matthias hatte sich so elend, so hilflos, so verraten gefühlt. Er hatte auf seine Kraft der Jugend vertraut, aber war grenzenlos an Überheblichkeit gescheitert. Auf die Frage: »Will er lernen ein Mann zu werden?« hatte er mit einem Kopfnicken geantwortet. Doch der Kommandant hatte ihm mit dem Stock in die schmerzende linke Seite gestoßen und gesagt: »Ich höre nichts!« Darauf hatte Matthias mit einem kläglichen »Ja« geantwortet. Der Hieb wiederholte sich und auch die Aufforderung. Mehrmals. Bis zum Schluss mit voller Wut und dem Letzten an Lebenskraft, so meinte er damals, »Jaaaa!!« gebrüllt hatte. Dann hatte er noch gehört, wie befohlen wurde: »Schafft ihn weg, wascht ihn. Morgen steht er wieder hier. Er ist dein Mann!«

    Und so hatte er sich im Griff, als ihn einer der Büttel der Stadtwache fragte »Ist das wahr?« Er drehte sich nur um, um ihn in das Gesicht zu sehen. Aber er hatte ihm nicht gesagt, dass der, den er als Bursche bezeichnete, einen Sitz im Rat der Stadt hatte und zur Gildenschaft der Erzhändler gehörte. Er hatte dem Mann mit der Hellebarde und mit einem Gambeson bekleidet nicht gesagt, dass er ihn »lobend« bei dessen Kommandanten erwähnen würde. Er hatte auch den Gedanken sich der Beihilfe zu einem Totschlag in einem Wirtshaus durch Lady Isolt, einer Elfe, zu bekennen, verworfen. Was er gesagt hatte, war etwas zweideutig, hatte aber die Wirkung nicht verfehlt: »Mein Herr. Ser Tristan hat bereits alles gesagt!« Ob nun der Büttel und seine Begleiter der Meinung waren, dass Ser Tristan ein Problem mit einem seiner Knechte hatte oder sie als Herr angesprochen wurden, das war Matthias egal. Er wollte den Termin bei Meister Froggeheim einhalten. Was auch gelungen war. Denn sie standen beide vor ihm, aber er hatte eine Kopf voller Fragen behalten.

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    „Meister Foggenheim“, sagte Tristan und nickte grüßend. Er verschränkte die Arme vor der Brust. „Ihr habt nach uns rufen lassen. Aus welchem Grund?“ Zwar hatte der Ritter gerade eben noch klar gemacht, dass er wollte, dass Matthias das Gespräch führte, dieser schwieg sich jedoch aus und drückte sich fast verstohlen in seinem Rücken herum. „Ja, ja das wollte ich. Ich überlege, noch einen weiteren Tag in der Stadt zu bleiben.“ Er griff zur Seite, berührte eine Tasche unter seinem Mantel und ließ den Inhalt darin klirren. „Münzen“, dachte Tristan. Reichlich Münzen mussten es sogar sein, deutete er das breite Grinsen des Händlers richtig. Schlecht war das nicht, dachte Tristan und verfluchte sich für den nachfolgenden Gedanken: Vielleicht würden die Händler noch eine Bonuszahlung zu dem vereinbarten Sold drauflegen. „Ich habe keinerlei Befugnisse, über Eure Abreise zu entscheiden. Ich danke Euch aber dafür, dass Ihr mir dies mitteilt, Meister“, sagte Tristan freundlich. Er spürte einen Muskel auf der von schwarzen Stoppeln bestandenen Wange zucken. Er würde sich heute Abend wieder einmal rasieren um zumindest sein gepflegtes Äußeres und damit die Würde eines Ritters zum Äußeren zu tragen, unabhängig, wie er sich fühlte. „Wisst Ihr schon, wohin die Reise gehen soll, wenn Ihr und die anderen Händler sich entschieden haben, dass…“ Tristan brach ab. Beinahe hätte er gesagt: „… dass in der Stadt nichts mehr abzuschöpfen ist.“ Stattdessen verwandelte er den Satz in ein: „… es Zeit ist, weiterzuziehen.“ „So richtig wissen wir es noch nicht, aber vermutlich Richtung Novingrad“, antwortete Meister Foggenheim. „Ich hoffe Ihr werdet uns weiterhin begleiten. Euer Schwert wäre uns sehr recht.“ Tristan lachte. „Viel zu tun hatte es ja der Großen Sonne sei Dank nicht.“ Der Händler hob eine wuchernde Augenbraue. „Ihr meintet wohl ‚Den Göttern sei Dank‘“, maßregelte er. Tristan zuckte zur Antwort die Achseln. „Ich habe keine gegenteiligen Pläne und werde Euch natürlich weiterhin begleiten“, sagte der Ritter. Dann warf er einen Blick zu Matthias, der bisher geschwiegen hatte.
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    »Ban Ard« • Matthias Lauenstein • Sehnsucht

    [Bild: Ava_W2RPG_Ma.png] »Meister Froggeheim«, hörte er Ser Tristan sagen und ein Gefühl der Entspannung breitete sich bei dem Mann aus Lan Exeter gelegen im Königreich Kovir aus. Er sah wieder die wehenden Fahnen, die den zentralen Platz schmückten. Er sah wieder die Menschen, die immer noch zum Markttag kamen oder mit vollen Körben oder manchmal nur etwas Kleines in der Hand diesen in Richtung der Wohnstatt verließen. Er sah wieder die Dinge um sich herum. Er holte tief Luft. Was man hier an diesem Platz in Ban Ard auch gut konnte. Denn die Luft war durch die Lage auch sauber und erfrischend. So kam es in diesem Gefühl dazu, dass er den Ritter reden lies. Ja, was hätte er auch anders machen sollen. Dieser schien tatsächlich auf seinen Rang und Stand fast in einer starren Besessenheit zu achten. Dennoch waren sie beide unter Sold. Sie beide hatten auf Anweisung eines Krämers, so wie er auch mal einer gewesen war und eigentlich immer noch war, zu handeln. Da machte es keinen Unterschied. Und so verfolgte Matthias das Gespräch aus einer Distanz heraus. Er hörte gewisse Dinge, doch er war so nicht ganz dabei. Er war nicht bereit auf die letzte Genauigkeit zu achten. So fragte Ser Tristan auch nicht beharrlich, wann den nun die Abreise feststehen würde. Das mögliche Reiseziel wurde mit Novigrad genannt. Die sehr große und bedeutende Stadt lag westlich von Ban Ard. Es war quasi eine Reise vom Quellgebiet des Pontar bis zu seiner Mündung in das Große Meer. Denn an dieser erstreckte sich Novigrad und gehörte zum Königreich Redanien.

    Es war ein Gespräch, bei dem Matthias die Frage in den Kopf bekam, warum er nicht hier in Ban Ard bliebe. Er hatte hier ein Zutun, kannte viele Bürger, konnte seinem Erzhandel nachgehen. Es wuchs so Stück für Stück eine lange nicht gekannte Sehnsucht nach Ruhe, nach Geborgenheit und vor allem Ordnung. Nicht jeden Tag im Sattel sitzen, nicht jeden Tag nach den Launen der Reisenden mal dies und mal das machen. Nicht jeden Tag sich fragen, wo sie übernachten würden und ob man den Morgen erleben konnte. All, das waberte durch seine Gedanken. Zwischendurch hörte er etwas von einem »Schwert«. Es war der Klang von Ser Tristans Stimme. Diese kam ihm aber weit entfernt vor. Er war sich nicht sicher.

    Dann wurden die Stimmen lauter und es riss der Nebel, der ihn umgeben hatte. »Den Göttern sei Dank«, sagte sehr bestimmt der Sprecher des Händlerzuges. Matthias wusste nicht den genauen Grund, aber es hatte sicherlich Anlass dafür gegeben. Dann hörte er den Nilfgaarder antworten. Seine Sprache klang hart, erzeugte ein Gefühl von militärischen Drill und kam zudem gestelzt daher: »Ich habe keine gegenteiligen Pläne und werde Euch natürlich weiterhin begleiten«. Dann merkte Matthias, wie sich die Blicke auf ihn fixierten.

    »Denn Göttern danken, eine gute Idee«, hörte er sich noch sagen. Dann war er hellwach und auch mit seinen Gedanken wieder am Tisch von Meister Froggeheim. »Ich werde anschließend mal rüber zum Stift gehen« und für einen Blick auf das kirchliche Gebäude am Rande des Marktplatzes unterbrach er seinen Satz. »Ich werde für meine Eltern eine Kerze aufstellen, das hätte ich schon längst mal tuen sollen.« Er strich sich über seine Bekleidung und sagte dann: »Meister Froggeheim, ich stehe zu dem Kontrakt, den Ser Tristan mit euch zu meiner Mitreise ausgehandelt hat. Denn ich bin an sicheren Handelswegen interessiert. Doch sagt, wann steht die Abreise fest?«

    Was folgte, war eine typische Aufzählung eines Händlers. Es war ein Wust an Dingen, was die Kaufleute beachten und auch besprechen müssten. Dazu nutzte er auch noch seine Finger beider Hände, in dem er jeden Einzelnen beim Anführen auf die Innenhand bog. Doch Matthias hatte Zeit und hörte geduldig zu. Als sein Gegenüber bei der Zahl neun angekommen war, fasste Matthias einen Entschluss und fragte: »Morgen früh in der achten Stunde vor dem Gasthaus "Zur Goldgans?"« Der Händler lachte und antwortete: »Ja, ihr habt recht, da wird es feststehen. Aber Anfang der neunten Stunde reicht. Wenn wir nicht dort sind, dann halten wir weiterhin Markt. Es reicht, wenn mir so den nächsten Tag besprechen …«

    »… sofort Madam. Ihr wollt etwas von den roten Stoffen …«

    Froggeheim hatte Kunden an seinen Stand bekommen. Er zeigte mit einem Handzeichen an, dass ja nun wohl alles besprochen sein müsste. So sagte Matthias noch: »Dann einen guten Markttag« und trat für einen feinst gekleidetes Bürgerpaar zur Seite. Zu Ser Tristan erklärte er: »Ich werde in den Stift gehen und für meine Eltern eine gute Kerze kaufen und spenden. Und was habt ihr vor?«

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    Die Unterredung mit dem Händler endete genauso wie Tristan es vorhergesehen hatte: mit einer Verschiebung auf den nächsten Tag. Die Stunde hätte er sich auch sparen können. Allerdings war es immer besser, Gewissheit zu haben. Nachdem sich Meister Foggenheim wieder seinem Geschäft und den ankommenden Kunden gewidmet hatte, rückten Tristan und Matthias wieder ab. Der Händler aus Lan Exeter hatte schon im Gespräch anklingen lassen, dass er seinen Göttern huldigen wolle und bekräftigte diesen Einfall nun auch gegenüber dem Ritter aus Nilfgaard. „Was habt Ihr vor?“, fragte er. Tristan fuhr sich durch das schwarze Haar und schaute gen Himmel. „Nun, ich weiß es nicht wirklich. Vielleicht sollte ich ins Gasthaus zurückkehren und mit Isolt reden…“ Er hatte seiner Liebe noch nichts von dem prallen Geldbeutel erzählt und war sich sicher, dass sie diese Neuigkeiten begrüßen würde. Isolt war trotz ihres geringen Gesellschaftsstandes klug und würde das Geld nicht mit vollen Händen ausgeben. Mehrfach hatte sie Tristan darum gebeten, ihr Lesen und Schreiben beizubringen doch so wirklich waren sie nie dazu gekommen. Tristan war zu abgelenkt von ihrer Schönheit und wann immer er sie tadelte bekam er eine gepfefferte Antwort. „Ich habe mit Euren Göttern nichts am Hut, ich werde Euch also nicht begleiten“, erklärte Tristan. Zudem musste er sich noch auf das anstehende Essen mit Sir Godfrey vorbereiten. Das brachte ihn zu einem weiteren Gedanken. „Seid Ihr Euch sicher, dass Ihr Isolt und mich heute Abend nicht zu dem Treffen bei Ser Godfrey begleiten wollt?“
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    »Ban Ard« • Matthias Lauenstein • Eine Zusage

    [Bild: Ava_W2RPG_Ma.png] Matthias wurde aus dem Nilfgaarder nicht schlau. Was auch immer er sagte, es war irgendetwas anderes, was er als Antwort bekam. Er hatte vor seinen Eltern eine Kerze zu spenden, so auch gesagt. Die Antwort von Ser Tristan: »Ich habe mit Euren Göttern nichts am Hut, ich werde Euch also nicht begleiten«. »Was um alles in der Welt hat das Gedenken, wo man für seine Nächsten in Andacht ein Talglicht erzündet und bei ihnen in seelischer Übereinstimmung sein möchte mit den Göttern zu tun?«, fragte sich der junge Mann. Aber zumindest war er auf sich gestellt und hatte nicht den Wunsch bekommen, durch die Stadt geführt zu werden.

    Dann die Geste ihn doch zum Mitkommen zu Ser Godfrey zu bewegen. »Seid Ihr Euch sicher, dass Ihr Isolt und mich heute Abend nicht zu dem Treffen bei Ser Godfrey begleiten wollt?«, fragte ihn sein Gegenüber. An dieser Stelle freute sich Matthias. Denn warum auch immer, es schien so, dass es ihm nicht egal war. Ser Tristan hatte ja eine Begleitung mit Lady Isolt. Er würde ja auch ein wenig an Erklärungen geben, wenn Matthias nun doch an dem Einladungsort erscheinen würde. Sicher, er hatte nichts vor. Aber die Gespräche am Vormittag und zur Mittagsstunde hatten ihm nicht den Eindruck vermittelt, dass er da hingehörte. Es war ein Treffen eines anderen Standes und vielleicht machten sie wieder Witze auf seine Kosten. So wie er es empfunden hatte. Doch auf der anderen Seite galt es etwas Neues kennenzulernen. Klar konnte er viele Gründe aufzählen, warum man so eine Einladung annehmen sollte. Eigentlich keine Wahl hatte, so einen Besuch auszuschlagen. Es zählten fürwahr Beziehungen. Wer weiß, was alles an diesem Treffen hängen konnte. Doch was ihn eben viel mehr interessierte, war Ser Tristan. Er würde mehr über ihn erfahren. Denn sie reisten ja noch eine Weile, wenn es tatsächlich bis Novigrad gehen sollte. Also warum nicht eine Reise mit einer Einladung beginnen?

    So sagte er eher laut auf seinen Gedanken: »Das ist eine gute und berechtigte Frage.« Ihm war klar, dass der Nilfgaarder etwas anderes in der Antwort sehen musste, als er es sich gerade verdeutlicht hatte. Weil er sich aber nicht sicher war, über das Für und Wider erkläre er: »Nein, ich bin mir nicht sicher. Eine Einladung ist sehr wertvoll. Und sie ist zu respektieren. So gesehen,« hörte er sich sagen, »gibt es überhaupt keine Diskussion zu einem Ja oder Nein. Doch anderseits Ser Tristan ist es ein Treffen von Rittern. Und da frage ich mich, was soll ich dort? Ich werde kaum etwas zur Unterhaltung beitragen können, kenne viele Dinge nicht, die in dem Leben eines Ritters eben den Alltag darstellen.«

    Er holte tief Luft. Es war ein Atemzug, der auch eine gewisse Enttäuschung spüren lies, dass er eben nicht in dieser Lage war. Dann sprach er weiter: »Es ist von euch sehr ehrenhaft mich nach meiner Meinung zu fragen. Ihr müsstet es nicht. Denn es ist euer Treffen und ich wollte eben nicht stören. Deshalb habe ich es ausgeschlagen. Deshalb bin ich mir nicht sicher.«

    Dann fasste Matthias allen Mut zusammen und sagte durch Gesten unterstrichen: »Ser Tristan, danke für eure Frage. Wenn ihr es möchtet, dann werde ich kommen.«

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    Tristan lachte auf. Er war nun etwas erleichterter. Denn ohne Matthias würde er sich in etwa so fühlen, als würde er ohne Knappen auf das Schlachtfeld reiten. Er hatte nämlich kaum eine andere Wahl, als Isolt mitzunehmen. Isolt – als Elfe würde sie viele Jahre älter werden als er – würde es ihm vermutlich noch bis zehn Jahre nach seinem Tod übelnehmen, sollte er sie bei so einem Diner in einer Taverne sitzen lassen. Von „Schämst du dich für mich“ über „Du Mistkerl!“ bis zu „Wer ist das Flittchen?“ wären wohl sämtliche Vermutungen und Anschuldigungen dabei. Natürlich hatte Tristan sich gedanklich mit ihrem Auftreten bei dem Ritter befasst, doch konnte sie sich fein benehmen, wenn sie nur wollte. Die einzige Sorge machte er sich eher, dass Ser Godfrey etwas sagen oder tun könnte, um sie in Rage zu versetzen. Das war einer der Gründe, warum Tristan Matthias mit dabeihaben wollte; als eine Art Schild, der das gröbste aufzufangen und das Thema zu wechseln vermochte. „Ich freue mich, dass Ihr mitkommen wollt! Ich bin mir sicher, dass Ser Godfrey nichts dagegen haben wird.“
    Tatsächlich würde der rote Ritter ein größeres Publikum genießen. Das brachte ihn zu der Frage, ob wohl auch noch andere Gäste bei Godfrey verweilen würden. Die Chance bestand durchaus. „Habt Ihr denn passende Kleidung? Ich muss gestehen, dass ich mir meine Klamotten wohl noch einmal anschauen und gegebenenfalls den gröbsten Dreck abputzen muss.“ In Wirklichkeit war Tristans vergleichsweise geringer Bestand an festlicher Kleidung – obwohl sie eher alltagstauglich als festlich war – von den Reisen zu Pferd und den Wechseln ohne Waschen etwas in Mitleidenschaft gezogen worden. Isolt hatte ihre und seine Klamotten zwar bei jeder sich bietender Gelegenheit mit Seife und möglichst warmen Wasser gewaschen, doch wusste er nicht, ob selbst sein bestes Hemd sich mit dem würde messen können, was Godfrey an Kleidung auffahren würde.
    Tristan ertappte sich bei dem Gedanken, ihn – Godfrey – einen Provinzler zu schimpfen, der nun wohl einen nilfgaardischen Adligen ausstechen würde. Wieder einmal stellte er sich die alten Fragen: Wie konnte es nur so weit kommen, dass Nilfgaard dem Norden in der Schlacht unterlegen gewesen war? Diesen dünnbiersaufenden Kerlen in ihren kalten Gegenden – sie hätten den Rittern aus dem Süden eigentlich nichts entgegenzusetzen haben können. Auch die zweite Frage, wie es hatte so weit kommen können, dass er als Flüchtiger durch eben jenes Land zog, das ihn einst besiegt hatte, stellte sich dem Lockenkopf. „Vielleicht sollten wir Wein kaufen, als Gastgeschenk“, schlug Tristan vor und hing in Gedanken an Toussaint, einem der Efeustaaten Nilfgaards der den besten Wein der Welt herstellte.
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    »Ban Ard« • Matthias Lauenstein • Antworten

    [Bild: Ava_W2RPG_Ma.png] Klar mochte er es, dass Matthias mitkam zu dem Treffen von Ser Godfrey. Und der junge Mann konnte förmlich eine Erleichterung bei dem Nilfgaarder spüren. Diese kam auch in der Tonlage herüber, als er deutlich aufmunternd sagte: »Ich freue mich, dass Ihr mitkommen wollt! Ich bin mir sicher, dass Ser Godfrey nichts dagegen haben wird.«

    Matthias nickte zum Dank. So fragte sich Matthias, wie Ser Tristan wohl sein würde, wenn er in seinem Lande wäre und sich dort frei bewegen könnte. Aber es blieb keine Zeit für solche Gedankenspiele. Zu dem er war sich nicht sicher, ob es nun eine vernünftige Sache war, auf die er sich da eingelassen hatte. Doch er wollte jetzt in seinen Gedanken das Hin und Her zwischen Wagnis, Enttäuschung oder Frohlocken nicht wiederholen. Er würde es erleben und so sollte es sein. Er hatte auch keine Zeit dazu. Denn Ser Tristan war ebenso bereits im Durchexerzieren der Vorbereitungen. So kamen die Fragen knapp, aber sehr präzise. »Habt Ihr denn passende Kleidung?« Es folgte eine Darstellung, die Matthias kannte, wenn man auf Reisen war. Sicher, er hatte auch immer ein zweites Hemd dabei. Aber in diesen schon kalten Monaten war es schwer das andere zum Trocknen zu bringen. Selbst ein Kamin im Zimmer half nicht direkt. Denn hing man das Hemd nach dem Waschen zu nah an das Feuer, konnte es versengen oder roch anschließend so nach Rauch, dass das Säubern quasi für umsonst gelten konnte. Noch ganz anders die Situation, wenn das Lager in einem Wald oder zumindest an einer Pferdewechselstation aufgeschlagen wurde. Man stand dann förmlich in den Klamotten. Doch der junge Mann seufzte nicht. Denn Matthias war hier in Ban Ard in einer anderen Situation. Er hatte hier seinen Kontor und in diesem ohne Frage eine kleine Wohnung. Dort auch Kleidung, die sich für einen Inhaber eines Handelshauses geziemten. So sagte er, ohne Ser Tristan unterbrechen zu wollen: »Das dürfte schon klargehen. Ist für einen Kaufmann aber auch einfacher.« Bei dem letzten Satz kam er ins Schmunzeln. Denn er hätte nie gedacht, dass er so einen Begriff wählen würde. Aber weiter kam Matthias in seinen Überlegungen nicht.

    »Vielleicht sollten wir Wein kaufen, als Gastgeschenk?«, fragte der Ritter. Matthias nickte wiederum. Es war ein guter Gedanke nicht mit leeren Händen hinzugehen. So antwortete er: »Ser Tristan, ein Gastgeschenk! Das ist ein guter Ratschlag, so für den Gastgeber zu denken. Ich werde ihm einen Dolch mitbringen. Ich glaube, das wird ihm gefallen. Denn ein Ritter seines Standes wird trotzdem eine gute Waffe mögen. Auch wenn es nur ein Stilett ist. An welchen Wein habt ihr denn gedacht?« hörte sich Matthias fragen.

    Denn er versuchte in seinen Gedanken abzuwägen, was es sein sollte und wo sie die Flaschen erwerben sollten. Er würde schon drei nehmen oder vier. Sein Gang führte ihn praktischerweise in ein Wirtshaus. So eines, wie „Zur Goldgans“. Dort hatten sich die Händler einquartiert. Es war nobel, gut geführt und angesehen. Es war für ihn die erste Adresse, um nach einem guten Tropfen zu fragen. Dabei kam ihm auch in den Sinn, dass es am Nachmittag für Ser Tristan noch einen Termin gab. Es galt das Kettenhemd abzuholen. Und so fügte er noch hinzu: »Euer Kettenhemd sollte ja auch in ein paar wenigen Stunden fertig sein.«

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    »Ban Ard« • Matthias Lauenstein • Antworten

    [Bild: Ava_W2RPG_Ma.png] Klar mochte er es, dass Matthias mitkam zu dem Treffen von Ser Godfrey. Und der junge Mann konnte förmlich eine Erleichterung bei dem Nilfgaarder spüren. Diese kam auch in der Tonlage herüber, als er deutlich aufmunternd sagte: »Ich freue mich, dass Ihr mitkommen wollt! Ich bin mir sicher, dass Ser Godfrey nichts dagegen haben wird.«

    Matthias nickte zum Dank. So fragte sich Matthias, wie Ser Tristan wohl sein würde, wenn er in seinem Lande wäre und sich dort frei bewegen könnte. Aber es blieb keine Zeit für solche Gedankenspiele. Zu dem er war sich nicht sicher, ob es nun eine vernünftige Sache war, auf die er sich da eingelassen hatte. Doch er wollte jetzt in seinen Gedanken das Hin und Her zwischen Wagnis, Enttäuschung oder Frohlocken nicht wiederholen. Er würde es erleben und so sollte es sein. Er hatte auch keine Zeit dazu. Denn Ser Tristan war ebenso bereits im Durchexerzieren der Vorbereitungen. So kamen die Fragen knapp, aber sehr präzise. »Habt Ihr denn passende Kleidung?« Es folgte eine Darstellung, die Matthias kannte, wenn man auf Reisen war. Sicher, er hatte auch immer ein zweites Hemd dabei. Aber in diesen schon kalten Monaten war es schwer das andere zum Trocknen zu bringen. Selbst ein Kamin im Zimmer half nicht direkt. Denn hing man das Hemd nach dem Waschen zu nah an das Feuer, konnte es versengen oder roch anschließend so nach Rauch, dass das Säubern quasi für umsonst gelten konnte. Noch ganz anders die Situation, wenn das Lager in einem Wald oder zumindest an einer Pferdewechselstation aufgeschlagen wurde. Man stand dann förmlich in den Klamotten. Doch der junge Mann seufzte nicht. Denn Matthias war hier in Ban Ard in einer anderen Situation. Er hatte hier seinen Kontor und in diesem ohne Frage eine kleine Wohnung. Dort auch Kleidung, die sich für einen Inhaber eines Handelshauses geziemten. So sagte er, ohne Ser Tristan unterbrechen zu wollen: »Das dürfte schon klargehen. Ist für einen Kaufmann aber auch einfacher.« Bei dem letzten Satz kam er ins Schmunzeln. Denn er hätte nie gedacht, dass er so einen Begriff wählen würde. Aber weiter kam Matthias in seinen Überlegungen nicht.

    »Vielleicht sollten wir Wein kaufen, als Gastgeschenk?«, fragte der Ritter. Matthias nickte wiederum. Es war ein guter Gedanke nicht mit leeren Händen hinzugehen. So antwortete er: »Ser Tristan, ein Gastgeschenk! Das ist ein guter Ratschlag, so für den Gastgeber zu denken. Ich werde ihm einen Dolch mitbringen. Ich glaube, das wird ihm gefallen. Denn ein Ritter seines Standes wird trotzdem eine gute Waffe mögen. Auch wenn es nur ein Stilett ist. An welchen Wein habt ihr denn gedacht?« hörte sich Matthias fragen.

    Denn er versuchte in seinen Gedanken abzuwägen, was es sein sollte und wo sie die Flaschen erwerben sollten. Er würde schon drei nehmen oder vier. Sein Gang führte ihn praktischerweise in ein Wirtshaus. So eines, wie „Zur Goldgans“. Dort hatten sich die Händler einquartiert. Es war nobel, gut geführt und angesehen. Es war für ihn die erste Adresse, um nach einem guten Tropfen zu fragen. Dabei kam ihm auch in den Sinn, dass es am Nachmittag für Ser Tristan noch einen Termin gab. Es galt das Kettenhemd abzuholen. Und so fügte er noch hinzu: »Euer Kettenhemd sollte ja auch in ein paar wenigen Stunden fertig sein.«


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    „Ich hoffe natürlich auf guten Wein aus der Heimat. Wenn ich in nicht hier in Ban Ard finde, dann vermutlich nirgendwo in diesem trostlosen Niemandsland.“ Tristan merkte erst verspätet, dass die Pferde mit ihm durchgegangen waren und er sich – inmitten des Niemandslandes – im Ton vergriffen hatte. Zum Glück schien niemand ihm besonders zugehört zu haben, Matthias einmal abgesehen und der kam ja aus Kovir. „Das Kettenhemd kann auch noch bis morgen warten. Ich erwarte heute keine Schlacht.“ Tristan hatte seine gute Laune wiedergefunden.

    Zusammen wanderten sie wieder Richtung „Goldene Gans“ und vorbei an mehreren Händlern, die ihnen Wein anboten für den es sich angeblich zu sterben lohnte. Tristan fand jedoch keinen aus Nilfgaard oder seinen Provinzen und er konnte sich kaum vorstellen, dass im harten Boden des Nordens süße Trauben wachsen konnten. Schließlich und weil sich der Nachmittag bereits dem Ende näherte, gab er drei Goldstücke für einen Tropfen aus Kovir aus. Importierter Wein war noch immer eine bessere Wahl als das ansonsten angepriesene Zwergenbier. „Habt Ihr den Dolch auf Lager, oder wollt Ihr ihn irgendwo besorgen?“, fragte der Ritter. Er hoffte, dass Matthias als Besitzer eines Kontors ein paar gute Waffen für besondere Kunden oder eben Gastgeschenke aufbewahrte. Immerhin würde er Isolt noch die Botschaft überbringen und sie auf den Abend vorbereiten müssen.
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    »Ban Ard« • Matthias Lauenstein • Weinkauf

    [Bild: Ava_W2RPG_Ma.png] Matthias begann seine Beine zu spüren. Er war nun den ganzen Tag im Laufen. Ohne eine Pause, wenn man mal von dem Sitzen in der Taverne absieht. Zumal er sonst kaum auf Pflaster lief. Auch das Schauen, wer noch unterwegs war, aber auch die eine oder andere Ware, die zwischen den Ständen abgelegt wurde, galt es zu beachten. Er stellte für sich fest, dass eben ein Ausritt etwas anderes ist. Da spürt man einen Tagesritt auch, doch dort brennen eben nicht die Fußsohlen, man spürt nicht die Steine der Straße. Ebenso muss man nicht den Wasserlachen und anderem Unrat ausweichen und die begehbaren Stellen mit anderen teilen. Mitten in dem Getippel und Getappe fand der Ritter aus Nilfgaard seine Stimmung wieder. Zumindest hörte es sich wie ein Scherz an, als er sagte: »Das Kettenhemd kann auch noch bis morgen warten. Ich erwarte heute keine Schlacht.« Matthias sagte nichts dazu. Denn es war nicht sein Kettenhemd. Aber er kannte den Schmied. Aber es war eben nicht seine Sache. Er sah die Händler, sah ihre Weine. Aber er erkannte auch in dem Zögern von Ser Tristan, wie dieser im Prüfen war. Es sollte ja ein Gastgeschenk sein und nicht den Händler reich machen. Er war kein Kenner der hiesigen Sorten. Denn er trank nur wenig Wein. Auf Reisen wählte eh Wasser aus einem Bach oder sah seinem Reisegepäck entsprechend vor. In einem Wirtshaus wählte er lieber ein Bier, eins von den Dunklen, wenn es vorrätig war. Meist brauten die Gasthöfe noch selbst. Und da sie den Gast am nächsten Tage wiedersehen wollten, ging es auch in der Qualität. Er wusste, dass er auch von diesen Sorten paar Krüge gut vertragen konnte. Doch einen Wein zu trinken, das tat er selten. Er kannte vom Hörensagen auch die Vorzüge mancher Genießer, den Wein zu erwärmen, mit Honig und Nelken die Süße zu erhöhen. Aber von all diesen Dingen hielt er nichts. Wobei ein warmer Wein im Winter schon etwas praktisches sein konnte. Aber er konnte dem Nilfgaarder auch nicht eine Sorte empfehlen. Er hoffte, dass dieser nicht wissend um seine Weinkenntnisse nicht auf irgendeine Stimmung bei ihm schloss.

    So kamen sie an diesen und an jenen Stand. Aber es war wirklich schwierig. Überraschenderweise beendete Ser Tristan den Kauf mit einer Flasche aus Kovir und gab drei Goldstücke dafür aus. Matthias sagte der Name des Weines nichts. Aber das lag eben an seiner Unkenntnis zu diesem Thema und auch daran, dass er seit ewigen Zeiten nicht mehr in dem Land gewesen war, aus dem er stammte. Die Flasche trug ein Siegel gleich einem Steuerrad, was an den Enden jeder Speiche in eine Hellebardenspitze mündete. Zweifellos das Wappen seines Landes. Dass man hier in den nördlichen Königreich einen Wein aus Kovir bekam, überraschte Matthias. Aber er wunderte sich nicht und hinterfragte es auch nicht. Er schob alles auf seine nicht sehr weit gefächerten Kenntnisse. Doch Ser Tristan hatte sein Geschenk und darauf kam es ja schließlich an.

    »Habt Ihr den Dolch auf Lager, oder wollt Ihr ihn irgendwo besorgen?«, fragte ihn sein Begleiter. Matthias, nicht ganz bei der Sache, antwortete: »Ja, ich habe einen Dolch bei mir, den man auch verschenken kann.« Er würde erst später merken, dass er die Frage nicht richtig beantwortet hatte. Ein Blick auf das Licht des Tages zeigte ihm an, dass der Nachmittag so gut wie verstrichen war. Er entschloss sich jetzt das Laufen durch die Stadt zu beenden. So sagte er: »Ser Tristan. Ich würde gern mich zurückziehen, ein wenig schlafen und dann ausgeruht vor dem Sitz von Ser Godfrey stehen. Was meint ihr, zu welcher Stunde würde es passen?«

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    Nachdem sich die beiden Männer darauf geeinigt hatten, sich kurz nach Einbruch der Dunkelheit im Schankraumvom „Hammer und Meißel“ zu treffen. Von dort aus würden sie gemeinsam durch die Stadt und in die höheren Ebenen von Ban Ard gehen, dort wo Ser Godfrey residierte. Zunächst aber galt es Isolt über das abendliche Treffen zu informieren…

    „Du hast was?“ Isolt schaute Tristan ungläubig aus ihren großen Elfenaugen heraus an. In ihnen glomm etwas, was entfernt an Bestürzung erinnerte. „Ich dachte, es wäre vielleicht eine gute Ablenkung. Und es war das Angebot eines Ritters“, verteidigte sich Tristan, obwohl er wusste, dass er einen Streit unweigerlich verlieren würde. „Du meinst wohl das Angebot eines Ritters an einen anderen“, entgegnete Isolt. Sie wusste, dass es stimmte und Tristan wusste es auch. Hätte ein Händler oder Schumacher oder gar ein adliger Kartograf ihn zu sich eingeladen, hätte Tristan das Angebot womöglich abgeschlagen oder zumindest die Schläue besessen, Isolt vorher zu fragen. Aber den von Geburt an eingeimpften Stolz eines Ritters konnte Tristan nicht abschütteln. Es lag in der Natur der Sache, dass er annahm. Und Isolt wusste auch das. Ihre Bestürzung war echt, ihr wehrhaftes Verhalten jedoch nur gespielt. Er würde zu diesem Treffen gehen und sie würde ihn begleiten – wie es sich ziemte. „Hast du ein Gastgeschenk“, fragte sie aufmerksam und offenbarte, dass sie somit schon voll in der Planung steckte. Tristan deutete auf die Weinflasche und Isolt seufzte schnurrend. „Oh schade. Den hätte ich auch gerne mal getrunken.“ „Du bekommst sicherlich etwas davon ab.“ „Weiß er, dass ich eine Elfe bin?“ Tristan schwieg. „Wirklich?“, bohrte Isolt nach. „Du kennst doch die Nordländer. Edelmänner machen da keinen Unterschied.“ „Ser Godfrey schon“, protestierte der Nilfgaarder, obwohl er sich dessen in keinster Weise sicher war. Isolt hob eine Augenbraue. „Für sie sind wir nur niedere Wesen aus einer vergangenen Zeit. Entweder leben wir zusammengepfercht in dreckigen Stadtvierteln oder in den Wäldern und schlitzen Bauern die Kehlen auf. Das ist, wie die Nordländer uns Elfen sehen und sehen wollen.“ Tristan runzelte die Stirn. „Und weißt du auch, wie die Nordländer uns Nilfgaarder Ritter sehen?“ Der Konter saß und Isolt blieb tatsächlich stumm. Unrecht hatte der Ritter nämlich nicht und der Ruf der nilfgaardischen Panzerreiter war kaum besser als jener der Scoia’tel. „Nun gut“, seufzte die Elfe schließlich. „Dann wollen wir uns waschen und einkleiden, damit zu der Verachtung wegen unserer Herkunft nicht auch noch Verachtung wegen mangelnder Hygiene gehört.“ Tristan lachte. „Das hier ist der Norden. Hier stinken sie alle…“
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    »Ban Ard« • Matthias Lauenstein • Heimweg

    [Bild: Ava_W2RPG_Ma.png] Nun war er doch darauf eingegangen und würde in ein paar Stunden sich an dieser zwergischen Kneipe »Hammer und Meißel« mit Lady Isolt und Ser Tristan treffen. Unbewusst kratzte er sich beim Gehen an der rechten Wange und blieb stehen. In seinem Kopf drehte sich die Frage, was wird die Elfe wohl anhaben? Wie wird sie gekleidet sein? Kommt sie zu aufgeschossen, denken alle nur das eine. Kommt sie zu bieder oder eben wie sich ihr Volk anzukleiden pflegte, wird man denken, Ser Tristan hat kein Geld, um seine Hofdame angemessen auszustatten. Matthias holte tief Luft. Ein schwieriges Thema. Und er war froh, dass es nicht sein Thema war.

    Doch er war nicht direkt zu seinem Kontor gegangen. Nein, er konnte nicht anders. Es war ein kleiner Umweg dabei. Er musste sein. So stand er in der Gasse, wo heute Morgen alles begonnen hatte. Die Übergabe des Geldes, das rollende Goldstück, ein Stiefel, der es festhielt und ein Treffen zweier Ritter. Die für sich nicht unterschiedlicher nicht sein konnten. Aber sie waren wie Spiegel, dachte er. Die brauchen einander, um zu glänzen. Er würde sich weder um die Schlacht bei Brenna kümmern, noch um andere besonders staatstragende Dinge. Es war auch so genug an Dingen in der Welt. Er wusste, wo er hinwollte, und trat ein. Da wo er des Morgens schon gewesen war. Ein Blick zum Schmiedefeuer, welches unter einer guten Ascheschicht lag, zeigte ihm es war alles fertig.

    Er rief in den Raum: »Meister Durin!« »Seit ihr hier?«

    »Wo sollte ich sonst sein«, kam es von weiter unten. Matthias erkannte eine geöffnete Luke im Boden der Schmiede. Da diese mit Eichenstielen ausgelegt war, hatte er diese vorher noch nicht erkannt. »Wartet, bin gleich oben!« schallte es eine Treppe herauf. Und tatsächlich der Meister entstieg diesem Keller unter der Schmiede. Matthias wollte ihm eine Hand reichen, aber er bekam nur einen Spruch, er sei nicht zu alt und wenn schon …

    Wie er oben sich umdrehte und zum Kettenhemd wollte, da registrierte Meister Durin erst, dass Matthias allein vor ihm stand. »Ach, wo ist den der Herr Ritter? Braucht er jetzt schon einen Boten?«, wetterte der erfahrende Schmied. Matthias kannte ihn und blieb ruhig. Er war ja hier ohne Absprache, also musste er es auch aushalten. Nach dem Durin einigermaßen Luft abgelassen hatte, sagte Matthias: »Die Händler bleiben noch. Wir kommen morgen früh es holen.« Und nach einer kurzen Pause fügte er noch an: »Dachte, ich schaue mal vorbei, bevor es als nicht abgeholte Ware ins Feuer fällt.« Dann ging er bis zur Tür. Dort drehte er sich um und grüßte noch: »Dann bis morgen.«

    Diesen »Dann bis morgen« in der Rede des Meisterschmiedes hörte er noch ein paar Meter auf der Gasse. Er musste den Zwerg wohl in einer zornigen Laune zurückgelassen haben. Doch das war aus seiner Sicht allemal besser, als nicht zu informieren. Denn er hatte den Kontakt hergestellt. Der Blick in das Licht der Gasse zeigte ihm, dass er noch Zeit hatte. Doch wenn er ein wenig sich frisch machen wollte und in seiner Kleidern wühlen, dann sollte er zu sehen in sein Handelshaus zu kommen. Er sah jetzt schon die großen Augen des Verwalters. Denn oft war er ja nicht dort. Nur in der letzten Zeit doch öfters. Vielleicht fühlte er sich auch kontrolliert. Doch das scherte Matthias nicht und als Ausdruck dieser Sache, schuppste er mit seinem Stiefel einen Stein derart an, dass diesen an ein Fass knallte. Das wiederum verursachte einen Mordslärm und zauberte bei Matthias ein Grinsen ins Gesicht. Er fühlte sich an seine Jugendzeit erinnert.

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    [Bild: Ava_W2RPG_Ma.png] Nun war er doch darauf eingegangen und würde in ein paar Stunden sich an dieser zwergischen Kneipe »Hammer und Meißel« mit Lady Isolt und Ser Tristan treffen. Unbewusst kratzte er sich beim Gehen an der rechten Wange und blieb stehen. In seinem Kopf drehte sich die Frage, was wird die Elfe wohl anhaben? Wie wird sie gekleidet sein? Kommt sie zu aufgeschossen, denken alle nur das eine. Kommt sie zu bieder oder eben wie sich ihr Volk anzukleiden pflegte, wird man denken, Ser Tristan hat kein Geld, um seine Hofdame angemessen auszustatten. Matthias holte tief Luft. Ein schwieriges Thema. Und er war froh, dass es nicht sein Thema war.

    Doch er war nicht direkt zu seinem Kontor gegangen. Nein, er konnte nicht anders. Es war ein kleiner Umweg dabei. Er musste sein. So stand er in der Gasse, wo heute Morgen alles begonnen hatte. Die Übergabe des Geldes, das rollende Goldstück, ein Stiefel, der es festhielt und ein Treffen zweier Ritter. Die für sich nicht unterschiedlicher nicht sein konnten. Aber sie waren wie Spiegel, dachte er. Die brauchen einander, um zu glänzen. Er würde sich weder um die Schlacht bei Brenna kümmern, noch um andere besonders staatstragende Dinge. Es war auch so genug an Dingen in der Welt. Er wusste, wo er hinwollte, und trat ein. Da wo er des Morgens schon gewesen war. Ein Blick zum Schmiedefeuer, welches unter einer guten Ascheschicht lag, zeigte ihm es war alles fertig.

    Er rief in den Raum: »Meister Durin!« »Seit ihr hier?«

    »Wo sollte ich sonst sein«, kam es von weiter unten. Matthias erkannte eine geöffnete Luke im Boden der Schmiede. Da diese mit Eichenstielen ausgelegt war, hatte er diese vorher noch nicht erkannt. »Wartet, bin gleich oben!« schallte es eine Treppe herauf. Und tatsächlich der Meister entstieg diesem Keller unter der Schmiede. Matthias wollte ihm eine Hand reichen, aber er bekam nur einen Spruch, er sei nicht zu alt und wenn schon …

    Wie er oben sich umdrehte und zum Kettenhemd wollte, da registrierte Meister Durin erst, dass Matthias allein vor ihm stand. »Ach, wo ist den der Herr Ritter? Braucht er jetzt schon einen Boten?«, wetterte der erfahrende Schmied. Matthias kannte ihn und blieb ruhig. Er war ja hier ohne Absprache, also musste er es auch aushalten. Nach dem Durin einigermaßen Luft abgelassen hatte, sagte Matthias: »Die Händler bleiben noch. Wir kommen morgen früh es holen.« Und nach einer kurzen Pause fügte er noch an: »Dachte, ich schaue mal vorbei, bevor es als nicht abgeholte Ware ins Feuer fällt.« Dann ging er bis zur Tür. Dort drehte er sich um und grüßte noch: »Dann bis morgen.«

    Diesen »Dann bis morgen« in der Rede des Meisterschmiedes hörte er noch ein paar Meter auf der Gasse. Er musste den Zwerg wohl in einer zornigen Laune zurückgelassen haben. Doch das war aus seiner Sicht allemal besser, als nicht zu informieren. Denn er hatte den Kontakt hergestellt. Der Blick in das Licht der Gasse zeigte ihm, dass er noch Zeit hatte. Doch wenn er ein wenig sich frisch machen wollte und in seiner Kleidern wühlen, dann sollte er zu sehen in sein Handelshaus zu kommen. Er sah jetzt schon die großen Augen des Verwalters. Denn oft war er ja nicht dort. Nur in der letzten Zeit doch öfters. Vielleicht fühlte er sich auch kontrolliert. Doch das scherte Matthias nicht und als Ausdruck dieser Sache, schuppste er mit seinem Stiefel einen Stein derart an, dass diesen an ein Fass knallte. Das wiederum verursachte einen Mordslärm und zauberte bei Matthias ein Grinsen ins Gesicht. Er fühlte sich an seine Jugendzeit erinnert.


    [Bild: QZNyAGcA2ByQ8CbmBTristan_small.jpg]

    Tristan wartete ungeduldig. Sein Zeitgefühl sagte ihm, dass sie baldigst aufbrechen sollten, wenn sie nicht in der Dunkelheit zu Ser Godfreys Quartier gehen wollten. Allerdings – und da unterschieden sich leichte Mädchen anscheinend kaum von Adelsdamen – brauchten die Frauen ihre Zeit, um wirklich auch jedes noch so winzige Detail in ihrem Stil aufeinander abzustimmen. Er selbst hatte sich herausgeputzt, gewaschen und etwas von dem wertvollen Öl, das er für besondere Anlässe aufhob, in sein Haar gerieben. Die schwarzen Locken glänzten teuer, passten zu dem fein rasierten Bart. Seine Kleidung sprach für sich; wertvolle Stoffe, dunkel und aufeinander abgestimmt. Um seine Hüfte trug er sein Schwert in einer polierten Lederscheide. Ansonsten trug er weder Rüstung noch Waffen aber einen langen Umhang um die Schultern. Er sah – und das ließ sich anders kaum sagen – wie der Edelmann aus, der er war. Angesichts der hohen Gesellschaft und in Aussicht der Speisen vergaß er fast, dass er nicht mehr in Nilfgaard war, kein Ritter des Reiches und kein stolzer Spross einer Adelsfamilie. Viele seiner Landsleute und ehemaligen Mitstreiter würden gar ausspucken, wüssten sie, dass er das Brot mit einem Mann brach, der auf der anderen Seite der Jaruga gestanden hatte, unabhängig von dessen Ruf oder Fähigkeiten.

    „Wollt Ihr etwas trinken, Herr?“ fragte der Zwerg, der sie an diesem Abend bewirtete. „Nein, ich warte auf meine Maid“, antwortete Tristan brav. Der Zwerg nickte, schenkte ihm ein Lächeln und taperte davon. Tristan seufzte. Vielleicht hätte er sich vom Wirt doch einen Krug Bier bringen lassen sollen. Wer weiß, wann Isolt auftauchte. Ein Schreck durchfuhr ihn: Hoffentlich legte sie es nicht darauf an, gar nicht aufzutauchen. Nur einen Augenschlag später wischte die Elfe all seine Bedenken beiseite. Denn Isolt kam die Treppe hinab.

    Sie schwebte förmlich. Gleich einer Fee in einem bauschigen Kleid aus weinrotem Stoff, verwoben mit Schwarz. Tristan hatte dieses Kleid noch nie gesehen, es wirkte auf seine eigene Art magisch. Die Taille war eng mit einem Korsett geschnürt, schwarz mit silbernen Bändern. Isolts Haare glänzen in einem matten Schein. Vermutlich hatte sie, wie er, Öl verwendet. Es lag dicht an ihrem Kopf und verlieh dem schmalen schönen Gesicht der Elfe einen fast königlichen Ausdruck. In Ermangelung von jeglichem hochwertigen Schmuck trug sie ein nur ihr Amulett der „Großen Sonne“. An ein Lederband gebunden ruhte es auf der hellen Haut der Elfe, direkt zwischen Hals und Beginn des Kleides. Tristan staunte mit offenem Mund. Die schweren Alltagsstiefel, die Isolt nichtsdestotrotz zu tragen geschlagen war, fielen in dieser Grazie nicht schwerwiegend auf. Sie sah sein Staunen und lächelte zauberhaft. „Gefalle ich dir?“ Tristan ging auf die Knie. „Du bist die schönste Frau der Welt.“ Isolt, die Schamesröte ins Gesicht getrieben – etwas, was Tristan nie erwartet hätte – freute sich und machte einen Knicks. „Endlich habe ich mal wieder die Gelegenheit dazu, ein Kleid zu tragen“, jauchzte sie, kam zu Tristan und schlang die Arme um ihn. Tristan, noch immer kniend, hielt sie fest. Um sich herum brabbelten ein paar Zwerge, doch sagten sie weder etwas Beleidigendes noch Anrüchiges. „Jetzt müssen wir nur noch auf Matthias warten“, meinte Tristan, den Mund voll mit Kleiderstoff.
  14. #294 Zitieren
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    »Ban Ard« • Matthias Lauenstein • Ein Präsent

    [Bild: Ava_W2RPG_Ma.png] Matthias drückte den Türknauf zu der zwergischen Kneipe »Hammer und Meißel«. Und für diesen Moment erinnerte er sich an seinen Blick in das Umkleidezimmer im Handelskontor. So wie vor ein paar Stunden schüttelte er seinen Kopf. Sicher, es war ihm nicht mehr so bewusst gewesen, dass seine Familie so etwas dort hatte. Aber als er dann die Bekleidung sah, die für die verschiedensten Anlässe bereitlagen, bekam er doch wieder so ein Flimmern in den Augen. Es war schon ein Unterschied, ob man quasi aus dem Sattel lebt und mit zwei weißen Hemden reist oder ob man staunt, was es alles so zum Tragen gibt. Ihn hatte der Überfluss schlicht überfordert. Aber er hatte sich aus gewissen Gründen für eine Einfarbigkeit entschieden. So stand er nun vor der Taverne und sein Haupt schmückte ein dunkelgraues Barett aus gutem Samt. Seine Figur wurde von einem dunkelgrauen Wollfilzmantel umhüllt. Der Schnitt als Halbkreismantel passte gut zu seiner Körpergröße und wurde am Hals von zwei Bändern von einer Spiralfibel geschlossen. Der Mantel hatte sich bereits auf dem Weg als sehr praktisch erweisen. Denn keiner konnte so sehen, was Matthias in seinen Händen hielt und er wärmte zu dem. Was bei diesen schon kalten Abendstunden hier in Ban Ard durchaus von Vorteil war. Seine Stulpenstiefel passten ebenso zu der Farbwahl. Es war ein graues Leder mit seitlicher Schnürung. Seine Hose war dunkler gehalten und zeigte eine Schnürung bis zu dem Knieansatz. Matthias wusste, dass er, falls es dazu kommen sollte, mit einem weißen Hemd, immer sehr vortrefflich aussehen würde. Denn er mochte weiße Hemden. Er hatte eins gewählt, dass die gleiche gekreuzte Kordelschnürung, wie seine Schuhe aufwies und welches an der Brust mit einem gestickten Monogramm verziert war. Und es hatte einen weit ausladenden Kragen. Diesen hatte er über sein Gewand gelegt. Es war eine Jacke aus dunklem Samt. Sie zeigte das Hemd noch an den Ärmeln, denn diese waren an den Oberarmen offenen, geschlitzt.

    Dann sagte Matthias »Wohl denn!« und trat in den Gastraum. Ein Hauch von Wärme, Geruch nach Bier sowie Gebratenem und Geschwirr an Worten umschlossen ihn.

    Er musste mit den Augen nicht groß suchen, um seine Frage nach Lady Isolt und Ser Tristan beantwortet zu kommen. »Fürwahr ein schönes Paar«, dachte er, als er die beiden so stehen sah. Und ihm kam in den Sinn, wie ungerecht die Welt doch sein konnte. Denn die beiden, so seine Meinung, hätten auch in Ruhe und Geborgenheit ihr Leben genießen können. Doch es war anders gekommen. Er sah das Leuchten in den Augen der beiden, als er näherkam. Und er wusste, sie fühlten sich wohl. Es war eben etwas anderes als ein Ritt draußen, um Banditen zu suchen. In diesem Moment war er Ser Tristan dankbar, dass er darauf bestanden hatte, mit zu kommen.

    Er verbeugte sich vor den beiden und sagte dabei »Lady Isolt«, »Ser Tristan«. Dann holte er hinter seinem Mantel ein kleines rot gefasstes Schächtelchen hervor und öffnete es ein wenig. Soweit, dass der Nilfgaarder erkennen konnte, dass es ein goldener, leichter Armreif mit einem Stein in der Mitte war. Er reichte mit den Worten »Mit eurem Einverständnis für die Lady« der vor ihm stehenden Elfe.

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    Es dauerte nicht lange, da tauchte Matthias auf. Es lag in der Natur der Händler, pünktlich zu sein und der Mann aus Kovir bildete da keine Ausnahme. Allerdings musste Tristan fast zweimal hinschauen, um den gerade Eintretenden als seinen und Isolts Reisegefährten zu erkennen. Trat Matthias sonst eher schlicht bis unauffällig auf, hatte er sich zum abendlichen Anlass nicht lumpen lassen. „Sogar ein Barrett“, staunte Tristan. Derart vornehm kleideten sich sonst nur Staatsbeamte, der ältere Adel und natürlich Barden oder bildende Künstler. Sogar Isolt staunte nicht schlecht als Matthias zu ihnen trat. Tristan verbeugte sich leicht zur Begrüßung, Isolt knickste. Huren schauten sich sehr viel von Prinzessinnen – oder zumindest adligen Damen – ab, um diese bewusst zu imitieren. Daher war ihre Präsentation des höfischen Grußes auch formvollendet. Matthias setzte sogar noch einen drauf, indem er ein Geschenk für die Elfe präsentierte. Ein geschmackvoller Armreif, Gold und sogar mit einem Stein geschmückt. Tristan glaubte nicht, dass der Stein einen hohen Wert hatte. Vielleicht hoffte er es auch nur. Derlei Geschenke an seine Geliebte könnte er unmöglich finanzieren, sollte es sich um einen echten Edelstein handeln und dessen würde er sich schämen. „Mit eurem Einverständnis für die Lady.“ Matthias schaute ihn fragend an, ebenso wie Isolt. Der Ritter blinzelte, dann nickte er worauf Isolt ihren rechten Arm hob, den Ärmel zurückschob und Matthias das hellhäutige Handgelenk darbot. Der Händler schob den Ring über die schmalen Finger hinweg und schon glänzte das Schmuckstück an der Elfe. Tristan spürte die Blicke, die sich angesichts des Austauschs auf sie gerichtet hatten. „Ich danke Euch sehr. Wie komme ich zu der Ehre?“, fragte die Elfe mit erstaunlicher Geschmeidigkeit in der Stimme. „Ihr scheint ein wohlhabender Mann zu sein. Es muss ein seltsames Geschick sein, dass Ihr Euren Weg im Kampf sucht anstatt in dem, was Ihr bereits besitzt.“ Die Elfe lächelte um der Frage die Schärfe zu nehmen. „Sagt, liebt Ihr Euer Handwerk?“
  16. #296 Zitieren
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    »Ban Ard« • Matthias Lauenstein • Eine ausweichende Antwort

    [Bild: Ava_W2RPG_Ma.png] Sie konnten der Gabe nicht widerstehen. Warum auch? Matthias hatte das Präsent mit guten Absichten und ehrlichen Gewissen gewählt. Und es lag einfach daran, dass er nicht mit leeren Händen kommen wollte. Er erinnerte sich, dass ihm schon mancher gesagt hatte »er wäre zu nett für diese Welt«. Er dachte für sich: »Man kann auch naiv dazu sagen«. Doch in dem Moment war es unwichtig. Denn er sah die Freude in den Augen der Beschenkten. Es war schon ein merkwürdiges Gefühl ihr den Armreif über die doch grazile Hand zu schieben. Dass die gleichen Finger, so wie er es gesehen hatte, mit geschwinder Behändigkeit ein Leben nehmen konnten, war etwas anders. Doch der kleine Reif passe gut zu dem Weinrot des Kleides, welches mit einem Schwarz verwoben war. Und so beförderte ihre Frage: »Ich danke Euch sehr. Wie komme ich zu der Ehre?« gut die Stimmung von Matthias.

    »Oh«, antwortete er. Sich zu dem nicht sicher, wie Ser Tristan die Plauscherei mit seiner Auserwählten aufnehmen würde, sagte er weiter: »Nun zu einer schönen Frau gehört auch schönes Geschmeide. Und wo wir heute Abend einen besonderen Anlass haben, dachte ich mir, es könnte euch gefallen.« Dabei verneigte er sich noch einmal. Das aber nur um dem Ritter zu zeigen, dass es eine reine Höflichkeit war.

    Dann verdeutlichte die Elfe, dass sie sich durchaus selbst in Szene setzen konnte und zu dem über einen klaren und scharfen Verstand verfügte. Denn sie erklärte: »Ihr scheint ein wohlhabender Mann zu sein. Es muss ein seltsames Geschick sein, dass Ihr Euren Weg im Kampf sucht anstatt in dem, was Ihr bereits besitzt.« Sie lächelte Matthias direkt ins Gesicht, ohne auf ihren Nilfgaarder Rücksicht nehmen zu müssen, als sie noch anfügte: »Sagt, liebt Ihr Euer Handwerk?«

    Matthias musste sich zusammennehmen und nicht zu sagen »Ach Lady Isolt«. Und zugleich dachte er dran, wie sie ihm vor wenigen Tagen begierig auf den Inhalt ein Schreiben vor die Nase gehalten hatte. Heute stand da jemand anders vor ihm. Doch hier war eben eine andere Öffentlichkeit, als dort »Zur alten Weide«. Aber er gab das Lächeln zurück und antwortete knapp: »Wer kann Wohlstand messen?« Dann fasste er sich mit der rechten Hand ins Gesicht, so wie wenn man prüft, dass auch die Rasur beim Barber in Ordnung gegangen war, und sprach weiter: »Jedes Ding hat seine Vorzüge. Doch es ist für mich ein Thema, was wir, so ihr mögt, auch auf den endlos langen Ritten zur Begleitung der Händler besprechen können.« Dann schluckte er und griff nach einem der Krüge mit Wasser, die in der Taverne herumstanden und zur freien Bedienung waren, nahm sich einen Schluck in einem Glas und sagte dann: »Wir sollten zu Ser Godfrey. Er wird wohl kaum warten wollen.«

    Dabei vollzog er eine Armbewegung, die verdeutlichte, dass er den beiden den Vortritt lassen wollte. Dann stellte er das fast leere Glas neben dem Krug und fand, dass sie auch aufgrund der aufsteigenden Wärme aus diesem Gewirr an zwergischen Stimmen, prasselndem Feuer, Düften von Fleisch und Bier entweichen sollten.

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    Geändert von VRanger (13.01.2018 um 05:54 Uhr) Grund: verlinkt
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    „Herr Lauenstein hat recht, Geliebte“, sagte Tristan. Er freute sich, dass die Elfe den Anstand besaß, Matthias nach persönlichen Dingen zu fragen, obgleich die beiden wohl kaum ein Herz und eine Seele werden würden. Isolt nickte zustimmend. „Nun gut, dann wollen wir diesen Ser einmal besuchen gehen.“ Zu Dritt verließen sie das Schankhaus und machten sich auf den Weg durch die nur spärlich beleuchtete Stadt. Ban Ard war bei Nacht kaum weniger eindrucksvoll als am Tage, denn erkannte man in der Helligkeit die Nuancen der Häuser und ihre Verschiedenheit, war die Stadt bei Nacht eine schwarze Masse. So zeigte sie das wahre Ausmaß ihrer Größe. Tristan ertappte sich dabei, wie er die Stadt als guten Stützpunkt für die Verwaltung eines nilgaardischen Efeustaates ersann. Es entbehrte somit kaum der Ironie, dass er nun auf dem Weg zu einem Mann war, der die Bestrebungen des Kaiserreichs mit blanker Klinge abgewehrt hatte.
    Isolt hakte sich bei Tristan unter, lehnte sich leicht an ihn. Sie ließen sich Zeit, wirkten fast wie alte Freunde, die von einer geselligen Runde zurückkehrten. Doch für keinen der Drei war der Besuch bei Ser Godfrey weniger als ein Pflichttermin, angenommen der Höflichkeit, Liebe und Kameradschaft wegen. „Ich danke Euch, dass Ihr uns begleitet“, richtete Tristan die Worte an Matthias, während sie eine gewundene Straße bergauf gingen. „Gibt es Gespräche, die wir des Abends lieber nicht ansprechen sollten?“ „Mir wäre es lieb, wenn Ihr nicht erwähnt, dass ich eine Hure bin“, wandte Isolt gen Matthias ein. „War“, insistierte Tristan. „Jetzt bist du eine Lady. Meine Lady.“
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    [Bild: Ava_W2RPG_Ma.png] Matthias war sich der Sache wohl bewusst, die bald auf ihm zu kommen würde. Er war bei dem Treffen allein. Es konnte schon kommen, dass er sich wirklich allein fühlte. Aber ihm war seine Mutter in den Sinn gekommen, als er nach der Zusage an Ser Tristan überlegte: Was ihn da geritten hatte. Denn er hatte ja dem Redanier abgesagt. Sie hatte ihm immer in man ähnlichen Situationen erklärt, begleitet von einem Lächeln, dass man für den Handel Partner braucht. Egal, ob angenehm, schnell zu überzeugen oder selbst raffiniert und gewitzt, vielleicht auch so ausgefuchst, dass man lieber nicht dort sein Glück versucht, man braucht immer jemanden. Also kann man sich doch darauf einstellen. So hatte sie es ihm erklärt. Bei dem Gedanken an seine Mam, wurde ihm warm ums Herz. Er hatte lange nicht mehr so eine Erinnerung gehabt. Zu sehr war sein Denken auf diese Jagd der Räuber fokussiert gewesen. So kam es auch, dass die Häuser und Gebäude und die wenigen Menschen, die an ihnen vorbei gingen, nur so aus einem Halbblick wahrnahm. Das wäre auch noch eine Weile so gegangen, bis, ja bis er hörte:

    »Mir wäre es lieb, wenn Ihr nicht erwähnt, dass ich eine Hure bin«. Matthias musste nicht einmal sich besinnen. Zumal die Stimme es eindeutig zuordnete, wer da zu ihm gesprochen hatte. Da half der Versuch von dem Ritter aus Nilfgaard auch nicht, als dieser versuchte sein Liebchen in geordnete Bahnen zu bringen: »War …« folgte als Antwort und sie wurde präzisiert: »Jetzt bist du eine Lady. Meine Lady.«

    Matthias hatte keine Lust und Interesse an diesen Dingen. Ihm war es auch eigentlich egal, wie sie sich aufführte. Zumindest sprach das vorherige Ansprechen ihrer Stellung dafür, dass sie sich wohl zu benehmen versuchte. Jedoch war es an der Frage, ob jemand, der nur in Wirtshäusern aufgewachsen war und dabei war das Bett, in welchem man lag, ja ziemlich egal, kaum geeignet zu lernen wie man sich zu benehmen hat. Und er hatte ihr Benehmen schon erlebt. Matthias hoffte auf die weibliche Gabe sich einzustellen auf das, was sie gleich erwartete. Auf eine damenhafte Improvisation und er hoffte auf Nachsicht bei ihrem Gastgeber. Doch bei beiden Seiten war er sich nicht sicher. So antworte er: »Lady Isolt, ich werde mich zu benehmen wissen.«

    Nach wenigen weiteren Schritten zweigte sich die Gasse. Wovon eine im Ansteigen war. Er zeigte in diese und erklärte: »Ser Tristan, wenn wir zu dem Offiziersquartier von Ser Godfrey von Mirt wollen und somit zur hiesigen Garnison, dann sollte es hier heraufgehen.« Und er wusste nicht warum, aber er musste sich umschauen. Aber niemand außen ihnen stand hier. Warum auch? Hier gab es keine Vergnügungen. Außer von dem Umstand abgesehen, dass die Soldaten der Garnison von einem abendlichen Ausgang zu ihrer Wachstube zurückkehrten. Doch das interessierte eher ein anderes Gewerbe, das sich ab und zu den Betrunkenen, diesen leichten Berg hochtorkelnden Soldaten annahm. Doch dafür war es die falsche Stunde. Aber Matthias kam es vor, als hätte ihn ein Schatten gestreift. Darum der Blick zurück.

    Da aber nichts war, blieb nichts anderes, als den Satz zu Ende zu sprechen: »Wir werden in wenigen Minuten da sein.«

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    Das Anwesen in dem Ser Godfrey residierte stand seinem Selbstbild in keinster Weise nach. Ein marmorner Brunnen zierte den Vorplatz des großen Baus, weiße Säulen stützten den überdachten Eingang und das Vestibül strahlte im Licht von mindestens sechs Kerzenständern mit jeweils zwölf Kerzen darauf. Ein Diener, ein Elf, empfing die Neuankömmlinge. Er besann sich eines fragenden Blickes gen Isolt und bat die Drei herein. „Der Herr erwartet euch“, erklärte der Elf, ging durch einen mit Wandteppichen und Bildern behängten Gang und stoppte vor einem verzierten Portal. Er öffnete die Flügeltüren und gab den Blick auf eine lange Tafel frei, die problemlos sechszehn Mann Platz bot. Am Kopf der Tafel saß Godfrey. Er erhob sich, als die Gäste eintraten. Wie nicht anders erwartet war er tadellos gekleidet. Gold und Rot verschlangen sich in den feinen Mustern seiner Seidenjacke, die perfekt auf die Hose und die mit silbernen Schnallen verzierten Schuhe abgestimmt waren. Sein Schwertgürtel, an dem ein in verzierter Scheide steckendes Stilett baumelte, war von herausragender Qualität, daran hatte Tristan kein Zweifel. Und wie nicht anders erwartet fühlte sich der Ritter gleich wieder peinlich berührt. Doch diesmal hatte er einen Trumpf im Ärmel oder besser am Arm. „Ser Godfrey“, rief Tristan den herankommenden Ritter an. „Ich grüße Euch. Darf ich Euch Lady Isolt vorstellen.“ Die Elfe lächelte einnehmend und machte einen eleganten Knicks. Zufrieden stellt Tristan echten Neid im Gesicht des roten Ritters fest, als dieser die Elfe in ihrer Gänze betrachtete und dem Staunen nicht Einhalt gebieten konnte. Der Moment der Fassungslosigkeit war schnell überspielt. Ser Godfrey nahm Isolts Hand, gab ihr einen Kuss und verneigte sich so tief, dass sein blondes Haar ihren Handrücken berührte, auf dem sich die Feuchte seiner Lippen abgesetzt hatte. „Ser Tristan sprach von Eurer überwältigenden Schönheit und er hat mit keinem Wort die Wahrheit verfehlt“, sagte Ser Godfrey. „Ich grüße auch Euch, Ser Tristan. Und Euch, Herr von Lauenstein. Bitte, setzt Euch an die Tafel.“ Tristan überreichte den Wein. „Ich hoffe er passt.“ Ser Godfrey lachte. „Wir werden sehen. Aus Eurem Heimatland?“ „Leider nein. Vielleicht aber dennoch gut.“ Wieder lachte der rote Ritter und nahm als erster Platz, während er dem Elfendiener winkte. Die Tafel war mit mehr silbernen Bestecken ausstaffiert als sie Leute waren. „Erwartet Ihr noch jemanden?“, fragte Isolt. „Natürlich, schönes Kind. Die hohen Bürgerschaft hier haben nicht oft zwei Helden einer Schlacht zum Gespräch, vor allem nicht, wenn einer aus Nilfgaard kommt.“ Tristan spürte wie sich seine Kehle zuzog.
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    »Ban Ard« • Matthias Lauenstein • Damaszenerstahl

    [Bild: Ava_W2RPG_Ma.png] Sie wurden empfangen. Matthias erstaunte der Protz und Punkt nur in einer Weise. Er fragte sich: Wie kann eine Garnison derartige Opulenz bieten. Aber die Dinge, die dem Adel genehm sind, sind eben sehr außergewöhnlich. Zumindest konnte er von sich sagen: »Hier war ich noch nicht.« Wobei er der Ehrlichkeit halber er noch nie in der Garnison gewesen war. Er gab seinen Mantel ab und er fand sich gut gekleidet. Für seinen Geschmack schon zu dick aufgetragen, aber wenn er sich Ser Godfrey anschaute? Er vermochte sich nicht vorzustellen, welche Ekipage vonstatten war, all diese Dinge zu transportieren. Dass ein hoher Herr, und dieser war, es zweifelsohne, an mehreren Standorten, und die hatte er, solche eine Ausstattung sich leisten konnte, das war nicht möglich. Selbst der König musste wohl oder übel all seine Dinge verladen lassen und sie wurden dort wieder errichtet, wo man zu logieren gedachte. Aber von Ser Godfrey von Mirt hatte Geschmack, so viel war sicher.

    Gefallen hatte der Adlige auch an Ser Tristan. Um es ehrlich zu schreiben, es war Lady Isolt, die vermutlich tragen konnte, was sie wollte, ihm fielen fast die Augen aus dem Gesicht. Wobei er sich Mühe geben musste der Dame, als sie ihren Knicks tätigte, auch ins Gesicht zu schauen. Matthias musste sich arg zusammenreißen, um nicht zu grinsen. Es würde vermutlich ein toller Abend werden. Ein eitler Gockel, mit scheinbarem Reichtum würde um eine Elfe charmeuren. Ihr Begleiter, hier sowieso ohne Rechte an der Frau, würde mit ansehen müssen, was passiert. Es lag voll in der Hand von Lady Isolt, ob sie das Spiel der Avancen annehmen würde oder nicht. Also ein keuscher Blick, nach unten und vielleicht noch begleitet von einem Nippen am gereichten Glase oder ein liebäugeln, wenn ihr schöne Augen gemacht wurden. Ja, Matthias wusste es, es war eine spannende Zeit. Kein Theaterstück auf der Welt würde so etwas realistischer bieten, wie der heutige Abend.

    Im Zuge der Begrüßung wurde auch er von dem Redanier angesprochen: »Und Euch, Herr von Lauenstein. Bitte, setzt Euch an die Tafel.« Matthias antwortete: »Sehr gedankt Ser Godfrey«, blieb aber stehen. Denn Ser Tristan übergab seinen mitgebrachten Wein. Und nach einem mehr oder minder langen Austausch zu dem Wein und ganz im Speziellen konnte Matthias das zeigen, was er bereit die ganze Zeit unter dem Arm trug. Denn seit dem er den Mantel abgeben hatte, war ein Kästchen von etwa 50 Zentimeter Länge und 15 in der Breite sichtbar. Weil es aus Wurzelholz gefertigt worden war, gut angeschliffen und viele Male lackiert und wieder geschliffen, fing sich all die Pracht, das Licht, einfach alles in der Oberfläche Schatulle. Weil jedoch diese eine Wölbung aufwies und zu dem verschiedene Wurzelarten verarbeitet worden waren, war es keine direkte Reflexion. Es wirkte wie ein Auffang, nicht gleich einem Spiegel. In diesem Behältnis, das sonst, abgesehen von einer ziselierten Schließe, keine Verzierungen aufwies, lag ein Langmesser einfasst in einem roten Samt. Dieser war geschickt über Vertiefungen angebracht, die die stilettähnliche Waffe gut fixierten. Die Stichwaffe enthielt am Griff das gleiche Material, wie das Behältnis. Lediglich ein angedeuteter Adlerkopf mit gleichen Schmiedearbeiten, welche über ein Punzieren erreichten werden kann, schmeichelten der Hand. Die Klinge zeigte keine derartigen Verzierungen. Sie hatte eine andere Natur. Hier zeigte sich, dass durch ein zahlreiches Polieren, die vorher durch Schmieden zusammengeschweißten Metalllagen in einer Art von Wellenlinien ein sehr feines Muster gewonnen worden war.

    Matthias überreichte dem Gastgeber die ungeöffnete Kassette mit den Worten: »Ser Godfrey, vielen Dank für die Einladung. Ich möchte euch in Erinnerung unseres heutigen Gespräches über Stähle, Erze und Schmiedekunst diese im Hause Lauenstein gefertigte Waffe überreichen.« Er nahm sie an, wiederholte die einladende Geste und Matthias setzte sich. Seinen Blick auf die lange Tafel beantwortete Lady Isolt in ihrer eigenen Art mit einer Frage nach weiteren Gästen. Diese wurde bejaht und Matthias war gespannt, was folgen würde.

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    Geändert von VRanger (23.02.2018 um 15:22 Uhr) Grund: verlinkt
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