Seite 1 von 16 12345812 ... Letzte »
Ergebnis 1 bis 20 von 305
  1. #1 Zitieren
    Ehrengarde Avatar von Venhedis
    Registriert seit
    Feb 2012
    Beiträge
    2.278
    Venhedis ist offline
    Er zog es also vor zu schweigen. Warum hatte sie es nicht kommen sehen? Sie hätte es kommen sehen müssen. Sie legte sich ihren Umhang über die Schultern und merkte, wie ihre Finger zitterten. Nach all der Anspannung der letzten Augenblicke bemächtigte sich nun eine bleierne Kälte ihrers Körpers.

    "Haleth, ich brauche deine Hilfe. Ich brauche sie dringend." Sie trotteten noch eine Weile stumm über den Marktplatz, ihre Schritte zunehmend im Gleichklang. Das Zittern breitete sich aus und erreichte ihre Beine. "Haleth, ich muss mich setzen." Sie blieb stehen und schaute auf seinen Rücken. Dann drehte er sich um.
    Geändert von Padma (20.01.2013 um 17:06 Uhr) Grund: Signatur entfernt
  2. #2 Zitieren
    Padma
    Gast
    Als Haleth sich zu ihr umdrehte schwankte Sol leicht.
    Zügig ging er die zwei Schritte zu ihr zurück und stützte sie mit einem Arm. Mit dem anderen scheuchte er ein Huhn von einer Kiste und setzte Solveigh dann vorsichtig darauf.

    Der Zwischenfall mit Thomaso vor einigen Minuten schien ihr doch mehr zu schaffen zu machen, als es anfänglich den Anschein hatte.

    Harlequin zog den frischen Apfel aus seinem Umhang und drückte ihn seiner Begleiterin in die Hand.
    Dann setzte er sich im Schneidersitz vor die Kiste und sah sie an.

    "Hilfe bei der Suche nach dieser Phiole?" fragte er.
    Er hatte von Yade genug über Magie gelernt um nicht nach der Glaubwürdigkeit eines solchen Relikts zu fragen.
  3. #3 Zitieren
    Ehrengarde Avatar von Venhedis
    Registriert seit
    Feb 2012
    Beiträge
    2.278
    Venhedis ist offline
    Sie hielt den Apfel in ihren Händen und starrte ihn an. Dann fing sie an ihn an ihrer Hose zu polieren, bis er ganz glänzend war. Nicht, weil sie ihn säubern wollte, sondern weil sie ihre zitternden Hände beruhigen musste.

    „Mmmmhhh…“, murrte sie schließlich. „Du scheinst bereits Einiges mitgehört zu haben. Ja, es geht um die Fiole. Sie ist der Schlüssel, sozusagen.“ Ihre Lider fühlten sich noch immer so schwer an, dass sie sie nicht heben konnte, als sie weiter sprach. So erzählte sie ihre Geschichte dem Apfel, auf den sie herabblickte, und dieser stellte sich als geduldiger Zuhörer heraus. Er unterbrach sie nicht, er stellte keine Fragen, sondern lag warm und glänzend in ihren Händen, nicht mehr und nicht weniger. Sie begann die Geschichte mit ihrem Vater, der sie großgezogen hatte, sprach von Samuel, an dessen Gesicht sie sich kaum noch erinnern konnte, erwähnte ihre überstürzte Flucht nach Lyra und widmete einige Sätze ihrer Anfangszeit in der Stadt, dem Weg zum Kloster während sie Davaine bei sich trug bis sie schließlich zu ihrer Begegnung mit der Familie Eltrett kam. Sie erzählte von Levin und von Arthur und stellte fest, dass sein Gesicht in ihrer Erinnerung auch langsam verschwamm. Bei diesem Gedanken biss sie in den Apfel, als wäre es seine Schuld.

    „Mein zweiter Besuch im Kloster ist nicht so verlaufen, wie ich es geplant hatte. Die Unterredung mit der Ehrwürdigen Mutter endete… auf unverhoffte Weise. Sie hat ihre Zunge verloren.“ Bei diesen Worten schüttelte sie kurz den Kopf, als könnte sie es selbst kaum glauben. „Seitdem laufe ich nur noch. Mein Weg führte mich von Aedirn nach Lyrien und aufgrund der letzten Begebenheit schließlich nach Wyzima, aber selbst hier finde ich keine Ruhe. Ich muss morgen an Foltests Hof. Ich muss Feodora treffen und diese Fiole finden, auch wenn ich nicht weiß, ob es sie überhaupt gibt. Es kann gut sein, dass Feodora Levin nur Angst machen wollte; dann war alles umsonst. Aber wie dem auch sei: ich muss es herausfinden und ich habe drei Tage dafür, dann bin ich frei. Und da kommst du ins Spiel.“ Die Hand, mit der sie den Apfel hielt, fiel in ihren Schoß. Solveigh hob den Kopf.

    „Mir ist bewusst, dass du Wichtigeres zutun hast, als dich um mich zu kümmern, unabhängig davon, was Igor dir auferlegt hat. Und es ist nicht so, als ob ich dich während dieser Mission wie von mir erwartet Menschlichkeit lehren würde: wir werden lügen, wir werden täuschen, wir werden stehlen. Alles, was nötig ist. Ich könnte mir niemand Besseren für diese Aufgaben vorstellen, als dich.“ Auf ihre Lippen trat ein zaghaftes Lächeln. „Ich bitte dich, mir zu helfen. Ich bitte dich um drei Tage, von morgen an. Und danach bist du ebenfalls frei, ganz gleich, was Igor denkt. Du bist frei und musst dich nicht mehr um mich kümmern. Unsere Wege werden sich nie wieder kreuzen, du hast mein Wort darauf.“

    Haleth saß immer noch im Schneidersitz und sie Sonne, die während der letzten halben Stunde ein wenig gewandert war, schien nun in seinem Rücken. „Würdest du morgen an dem Turnier teilnehmen?“
    Geändert von Venhedis (24.11.2012 um 15:38 Uhr)
  4. #4 Zitieren
    Deus Avatar von Gleichgewicht
    Registriert seit
    Apr 2008
    Ort
    In der Wildnis des Erzgebirges (und Tiefwasser)
    Beiträge
    11.170
    Gleichgewicht ist offline
    Er sah sich um. Niemand beobachtete sie. Die Anderlinge hier hatten sicher besseres zu tun, als sie auszuspionieren und dann der Wache zu melden, aber er war trotzdem vorsichtig.

    Statt Nazar zu sagen, warum sie nichts mit der Wache zu tun haben wollte, klärte Gval ihn über die besagte Nacht im Gasthaus auf. Aber war das die Wahrheit? Der Wahnsinnige hatte Harlequin angewiesen, Solveigh zu verfolgen. Das klang sehr seltsam. Wieso sollte ein Arzt das tun? Und warum sollte Harl dann folgen wie ein braves Hündchen? Nazar kniff die Augen zusammen.

    „Das klingt so unwahrscheinlich, es könnte schon wieder die Wahrheit sein.“

    Fürs erste musste er das so stehen lassen. Sollte Gval sich später in Widersprüche verstricken, konnte er sie vor der Stadt auch abstechen. Schade um die Belohnung, sollte sie wirklich eine gesuchte Kriminelle sein, aber mit einer frechen Lüge würde er sie nicht durchkommen lassen.

    „Also gut. Dann pass auf! Zu diesem Fest in der Burg gibt es verschiedene Wettbewerbe. Unter anderem ein Duellantenwettstreit und ein Bogenschießen. Wenn du mit Schwert oder Bogen halbwegs gut umgehen kannst, werde ich dich einschmuggeln. Es reicht, wenn du in der ersten Runde eine gute Show ablieferst und dann knapp verlierst. Als Teilnehmerin an den Kämpfen werden dich die Torwachen ohne Probleme aus der Stadt lassen. Und wenn du nicht in die Burg höchstselbst eingebrochen bist, werden die ehrenwerten Wachen dich dort nicht kennen.

    Na, wie klingt das für dich? Ich wäre dein Mentor und würde dafür sorgen, dass unser kleines Theaterstück ohne Zwischenfälle über die Bühne geht.“
  5. #5 Zitieren
    General Avatar von Seku
    Registriert seit
    Dec 2009
    Ort
    Vodkagrad
    Beiträge
    3.592
    Seku ist offline
    Entrüstet sah sie den Mann an; sie, eine kriminelle Halbelfe, auf einem Fest im Schloss Foltests? Mitten in der Höhle des Löwen? Das war riskant. Das war Wahnsinn - wahnsinnig genug, um zu funktionieren.

    "Ein Fest..." Sie schnaubte verächtlich, spuckte aus.

    Dann seufzte sie. Gvalch'cawedd konzentrierte ihren Blick auf ein Bäumchen in der anderen Ecke des Hofs, ließ sich Nazars Vorschlag durch den Kopf gehen. Ja, sie war kein Anfänger im Umgang mit dem Schwert. Sie würde sich mit der Idee niemals völlig anfreunden können. Aber es war wohl das einzige, was ihr überblieb.

    "Also gut," sagte sie nach einer Weile, ohne den Blick von dem Bäumchen zu lassen. "Wenn es keine andere Möglichkeit gibt; von mir aus. Mit dem Säbel kann ich umgehen, spalte ich eben ein, zwei Menschen den Schädel, ist nicht schade drum.
    Sie senkte den Blick.
    "Bist dir auch ganz sicher, dass das funktioniert?"
    Geändert von Seku (25.11.2012 um 14:13 Uhr) Grund: Korrektur
  6. #6 Zitieren
    Padma
    Gast
    Er hatte diese Frage erwartet, aber trotzdem zog er überrascht die Augenbrauen hoch.
    Eine Schleichpartie wäre ihm besser gelegen, doch er hatte jetzt ein Anhängsel. Also musste er wohl wirklich auf die Variante des Tuniers zurückgreifen.

    "Wenn das so einfach geht, dann mache ich das" sagte er.
    "Hast du noch weitere Informationen? Ich bräuchte eine Disziplin in der ich es auch bis auf einen der Vorderen Plätze schaffe, oder? Was gibt es für Disziplinen? Und wo meldet man sich an?" Er sah Solvigh an, wie sie dort erschöpft auf der Kiste saß.
    "Ich denke das beste ist, wenn wir direkt aufbrechen. Wir sollten uns vorbereiten. Einen Plan machen. Ich schätze das wird dieses mal kein Kinderspiel."
    Doch trotz seiner bedenklichen Worte musste er lächeln. Es tat gut endlich wieder etwas sinnvolles zu tun zu haben.
  7. #7 Zitieren
    Ehrengarde Avatar von Venhedis
    Registriert seit
    Feb 2012
    Beiträge
    2.278
    Venhedis ist offline
    Sie biss noch einmal in ihren Apfel, kaute und überlegte. "Ich habe keine Ahnung, welche Disziplinen es gibt. Von diesem Turnier und dem ganzen Fest weiß ich erst seit eben." Sie schaukelte kurz mit ihren Beinen, die, so wie sie auf der Kiste saß, zwei Fuß über dem Boden schwebten. Dann sprang sie herunter.

    "Lass uns zum Schloss aufbrechen. Wenn wir irgendwo Informationen dazu bekommen, dann dort. Vielleicht gibt es einen offiziellen Aushang oder aber jemanden, der uns etwas darüber erzählen kann."

    Sie brachen auf und durchquerten schweigend die Stadt. Je näher sie dem Schlosstor kamen, desto größer und lebhafter wurde die Menschenmenge. Sie alle strömten mit ihnen in Richtung des Schlosses: Kaufleute in bunten Gewändern, Männer mit Schwertern an ihren Gurten, Frauen in Kleidern, die Solveigh noch nie zuvor gesehen hatte. Die Mode am Hofe Wyzimas war ihr schlichtweg fremd. Und ungeheuer. Sie deutete mit ihrem Finger auf eine Anschlagtafel. "Sieh mal, das könnte ein Aushang sein. Warte hier, ich sehe ihn mir kurz an." Mit diesen Worten warf sie das abgenagte Kerngehäuse des Apfels mit einer beiläufigen Bewegung in die Gosse und schob sich zwischen zwei Männern vorbei, die gerade dabei waren zwei große Fässer auf ihren Karren zu schieben. Vor der Anschlagtafel drängten sich die Menschen zu einem undurchdringlichen Pulk zusammen. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, aber sie konnte nichts erkennen. Also schob sie eine kleine Frau vor ihr vorsichtig beiseite und drückte einem beleibten Herren mit Hut ihren Ellenbgogen in die Rippen. Er rief ihr etwas nach, das wenig schmeichelhaft klang, aber sie hörte nicht zu. Endlich stand sie vor dem Aushang und studierte die Zeilen auf dem Papier. Dann drehte sie sich um und bahnte sich ihren Weg zurück zu ihrem Begleiter.

    "Thomaso hatte recht", sagte sie etwas ausser Atem. "Foltest feiert morgen sein Thronjubiläum. Auf der Anschlagtafel konnte ich einen Blick auf die Disziplinen und das Cartell werfen. Morgen zur zehnten Stunde beginnt die große Eröffnung. Angetreten wird in Schwertkampf, Bogenschießen, Tjosten, Messerwerfen... naja, es ist wohl ein Schaukampf, sonst nichts, also wird es keine Toten geben. Wäre ja auch unschön, die vielen Leichen noch vor dem Essen wegschaffen zu müssen..." Sie zwinkerte mit einem Grinsen auf den Lippen und ließ ihren Blick anschließend noch einmal über die Menge schweifen. Es war laut, es war eng und es roch unangenehm. Wie es das immer tat, wenn viele Menschen auf kleinstem Raum zusammenkamen. "Zudem haben wir Glück: es handelt sich nicht um ein klassisches Ritterturnier, so dass du weder Wappen noch Herkunft wirst vorweisen müssen. Morgen zur achten Stunde können wir dich anmelden. Sofern du es dir bis dahin nicht anders überlegt hast..." Sie legte ihren Kopf ein wenig schräg und schaute Haleth an. In diesem Augenblick war sie nicht mehr sicher, ob dieser Plan nicht bereits von der ersten Sekunde an zum Scheitern verurteilt war.
  8. #8 Zitieren
    Padma
    Gast
    "Schwertkampf, Messerwerfen, Tjost...gibt es kein Buhurt oder turnei bei dem man in der Masse irgendein Talent beweisen kann?
    Er gähnte und rieb sich ein Auge. Dann fügte er hinzu:
    "Ich fürchte in strengen Regelkämpfen bin ich nicht ganz...geübt.

    Solveigh sah ihn etwas argwöhnisch an.

    "Schon gut, schon gut. Ich denke im Messerwerfen kann ich mich mit dem ein oder anderen messen."
    Geändert von Padma (27.11.2012 um 19:46 Uhr)
  9. #9 Zitieren
    Halbgott Avatar von Arturas
    Registriert seit
    Dec 2009
    Ort
    Sturmkap
    Beiträge
    9.123
    Arturas ist offline
    [Bild: 9XBhDPuAva_W2RPG_Baywryn.png]

    Die Tür ging auf ihn und Baywryn drückte den Knauf seiner Klinge fester. Doch es war niemand anderes als Matthias Lauenstein. Pünklich und gutaussehend wie immer. "Gott, freue ich mich Dich zu sehen Matthias", gab Bay zurück und klopfte seinem Freund auf die Schulter. Matthias lächelte freundlich zurück und sein Blick wanderte hinter Bays Rücken zu dem jungen Mann namens Anok und dann blieben seine Augen bei Caria stehen."Natürlich natürlich! Gestern war ein sehr turbulenter Tag und ich hatte nicht die Möglichkeit Euch beide vorzustellen", log der Heckenritter. Es gab genug Möglichkeiten und er hoffte einfach nur, dass sein Kumpel ihn niemals fragen würde, warum das alles so vor sich ging und woher er die Kleine kannte. "Darf ich vorstellen, das ist Caria, die schönste Frau" - kurz schwieg er - "die ich in meinem Leben kennenlernen durfte und Besitzerin dieser schönen Buchhandlung!", sagte er zu seinem Freund lächelnd.
    "Matthias Lauenstein, mein bester Freund und damaliger Schüler, der versucht mich da wieder hinzukriegen, wo ich hingehört habe!", stellte er die Gegenüberseite vor. Langsam setzte er sich auf den Stuhl, der am nächsten zu ihm stand, in der Hoffnung, dass keiner mehr auftaucht.
    "Ihr könnt ja mal ein paar Worte austauschen, ich muss mal ein dringendes Bedürfnis erledigen", sagte er und ging aus der Buchhandlung.
  10. #10 Zitieren
    Deus Avatar von Gleichgewicht
    Registriert seit
    Apr 2008
    Ort
    In der Wildnis des Erzgebirges (und Tiefwasser)
    Beiträge
    11.170
    Gleichgewicht ist offline
    Gval konnte nicht ernsthaft erwarten, dass er ihr eine Fluchtmöglichkeit suchte, die ihr auch gefiel.

    "Unsere Chancen sind dort am größten. Außerdem hänge ich jetzt mit drin. Wenn man dich fasst, bin ich dabei."

    Er ging davon aus, dass sie das schon überleben würden, sonst hätte er es nicht vorgeschlagen.

    "Eine geeignete Waffe hast du bei dir? Mehr brauchst du nicht, das Anmeldegeld übernehme ich. Wir sind schließluch gute Freunde."

    sagte er sarkastisch.
    Geändert von Padma (20.01.2013 um 17:06 Uhr) Grund: Signatur entfernt
  11. #11 Zitieren
    Burgherrin Avatar von Shanea
    Registriert seit
    Feb 2011
    Ort
    Überall und Nirgends
    Beiträge
    1.401
    Shanea ist offline
    Caria • »Erste Bekanntschaft mit einem Lauenstein«

    [Bild: avatar137882_4.gif]

    Anok wollte noch weiter auf sie einreden, doch mit einer Handbewegung und einem Blick brachte sie ihn zum Schweigen. Leise vor sich hin murmelnd wandte er sich endlich wieder seiner Arbeit zu. Sie selbst ging auf die beiden Männer zu, die sich herzlich begrüßten. Bay mochte seinen Gegenüber, das war unverkennbar. Wer er wohl sein mochte, fragte sie sich. Doch bevor sie etwas sagen konnte, da stellte Bay die beiden schon einander vor. Röte stieg in ihr Gesicht, als Bay sie als die schönste Frau bezeichnete und warf ihm einen verliebt-verlegenen Blick zu. Schnell war diese jedoch wieder verschwunden und Verwunderung auf ihr Gesicht getreten. Lauenstein? Diesen Namen kannte sie doch, war das nicht eine reiche Familie, die auch hier in Ban Ard einen Standort hatte? Sein Schüler und eine Position, wo er hingehörte? Sie brauchte einen kurzen Augenblick, um all dieses Gewusel in ihrem Kopf zu ordnen, und da fiel ihr auch schon wieder ein, was er damit meinte. Damals hatte er ihr erzählt, dass er Kommandant gewesen war und dort auch für die Schüler und neuen Rekruten da war. Daher musste das ganze rühren.
    Bays nächsten Worte brachten sie jedoch wieder völlig aus dem Gleichgewicht. Kaum hatte er die Worte ausgesprochen, war er schon aus dem Laden verschwunden. Traurig sah sie ihm hinterher und erneut musste sie sich fragen, wer der Mann eigentlich war, den sie so sehr liebte, und was mit ihm los war. Er schien vor allem zu flüchten, aber warum?

    Da erinnerte sie sich wieder ihres Benehmens und ging mit einem strahlenden Lächeln auf Matthias zu und sank in einen kurzen Knicks.
    Herzlich Willkommen in meiner Buchhandlung, Matthias. Ich bin Caria!“, stellte sie sich noch mal in aller Form vor.
    Verzeih Baywryn bitte sein Verhalten, der Vorfall heute morgen scheint ihn noch nicht los zu lassen. Aber alles halb so schlimm!“, plapperte sie darauf los, um ihre eigene Unsicherheit zu überspielen.
    Seid mir bitte nicht böse, aber gehört Ihr zu der Familie Lauenstein, der die Faktorei hier in der Händlergasse gehört?
    Man konnte wohl sagen, dass sie neugierig war, und wenn sie ihn in ein Gespräch verwickelte, so würde die Zeit schneller vergehen bis ihr Bay zurück kam.
  12. #12 Zitieren
    Padma
    Gast
    Er sah sich kurz um und ließ seinen Blick über die vielen Menschen streifen, die sich um die Anschlagtafel drängten.
    Wie es schien, waren wirklich alle Klassen und Schichten Wyzimas und Umland daran interessiert Einlass in die Burg zu bekommen.
    Wahrscheinlich lockte sie die Aussicht, dass nicht bis auf den Tod gekämpft wurde und sie somit selbst mit viel Pech nur mit einer gebrochenen Nase nach Hause gehen würden.

    "Also, wie es aussieht, gibt es hier für uns nichts mehr zu tun. Bis Morgen früh zur Anmeldung sollten wir zusehen, dass ich ein paar anständige"Kleidungsstücke bekomme. Bei diesen Worten troff seine Stimme nahezu vor Sarkasmus und sein Kopf ruckte ein Stück zur Seite, in die Richtung in der ein sich sehr fein vorkommender Mann ihn geringschätzend Musterte.

    "Auf meine Kluft lasse ich zwar nichts kommen, aber ich fürchte sie ist nicht ganz massentauglich."
    Er überlegte einen Augenblick. Dann entschied er sich um.
    "Allerdings...wenn ich mir diese Gestalten hier alle so ansehe, wird es wohl genügen den Mantel im Quatier zu lassen. Also. Lass uns irgendwo ein Zimmer für die Nacht mieten."

    Als er Solveighs Blick begegnete fügte er hinzu:
    "Von mir aus gerne auch zwei." Er lachte.

    Dann nahm er die junge Frau vorsichtig am Unterarm und führte sie fort von den Burgtoren und von Menschen umringten Anschlagtafel.

    Ich schätze im "Schmausenden Bluthund" wird es uns ganz gut gehen. Es sind nur ein paar Straßen von hier, so dass wir Morgen Früh nicht so weit laufen müssen.
  13. #13 Zitieren
    Deus Avatar von VRanger
    Registriert seit
    Dec 2010
    Ort
    Alte Militärbasis
    Beiträge
    25.795
    VRanger ist offline
    » Ban Ard • Carias Buchhandlung«

    [Bild: Ava_W2RPG_Ma.png]Kaum war er in der Tür, da stand Baywryn vor ihm und hatte immer noch oder schon wieder seine geschundene, verbeulte Rüstung an. Doch bevor Matthias überhaupt ein Wort sagen konnte, hörte er von seinem Freund: »Darf ich vorstellen, das ist Caria, die schönste Frau, ...« Und nach einer Kunstpause, so empfand es Matthias sagte er weiter: »..., die ich in meinem Leben kennenlernen durfte und Besitzerin dieser schönen Buchhandlung!« Dabei lächelte Baywryn ihn an. Oder es war ein Versuch zu lächeln, denn irgendwie schien es Matthias, dass sich sein Freund merkwürdig verhielt. Doch er kam immer noch nicht dazu zu antworten. Denn er wurde Caria vorgestellt und in einer Art, wie es der jetzige Heckenritter meinte: »Matthias Lauenstein, mein bester Freund und damaliger Schüler, der versucht mich da wieder hinzukriegen, wo ich hingehört habe!« Und dann war Baywryn weg. Er ging einfach aus dem Laden und sagte dazu: »Ihr könnt ja mal ein paar Worte austauschen, ich muss mal ein dringendes Bedürfnis erledigen.«

    Matthias wurde es heiß um das Herz. Nicht weil er noch seinen guten Wintermantel mit Kragenpelz über seiner sonst schon warmen Bekleidung trug, nein. Es war schon eigenartig, wie Baywryn sich verhielt. Doch er war weg und nun stand er einer Frau gegenüber, die er so vom Alter auf Mitte 20 schätzte. Sie hatte eigenartig grün-braune Augen, ein schwarzes Haar umspielte ein schönes Gesicht. Sie machte in der Art einen wohlgebildeten Eindruck auf in und er war deutlich größer wie sie. In diesen kurzen Moment des Betrachtens seines Gegenübers und der gleichzeitigen Suche, wie er jetzt wohl mit der Situation umgehen sollte, kam sie Matthias bewusst oder unbewusst zu Hilfe.

    Nach einem kurzen Knicks, den Matthias nicht nur ausgesprochen höflich empfand, sondern auch die gesamte Anmut der Frau ihm gegenüber ausstrahlte sagte sie: »Herzlich Willkommen in meiner Buchhandlung, Matthias. Ich bin Caria! Verzeih Baywryn bitte sein Verhalten, der Vorfall heute morgen scheint ihn noch nicht los zu lassen. Aber alles halb so schlimm! Seid mir bitte nicht böse, aber gehört Ihr zu der Familie Lauenstein, der die Faktorei hier in der Händlergasse gehört?«

    »Oh, wirklich gut informiert«, dachte sich der fast 30jährige. Er hatte ihr bei ihrer Rede fest in die Augen geschaut und machte jetzt eine deutliche Nickbewegung mit dem Kopf, den man auch als einen Diener ansehen konnte. Dann nahm er ihre Hand und deute einen Handkuss an und sagte: »Madam, Ihr seid sehr zuvorkommend und ich danke für die nette Begrüßung zu so früher Stunde. Ja, ich bin Matthias Lauenstein. Und es stimmt, dass wir eine Faktorei hier in Ban Ard betreiben.« Dann überlegte er kurz, was er machen sollte. Den Wintermantel ausziehen und sie damit brüskieren oder rot werden im Gesicht, denn der Laden war vortrefflich geheizt. Er entschied sich für die Wärme, behielt den Mantel an und sagte weiter: »Da Ihr einen guten Einfluss auf meinen Freund habt, hätte ich eine Bitte. Er muss zurück in ein geordnetes Leben, weg von diesem Trübsal hin zu einer soliden Aufgabe. Mit der bin ich beauftragt. Die größte Hilfe, wenn Ihr es vermögt, wäre zuerst ihn von seiner Rüstung loszueisen. Denn er hat sie absichtlich verbeult und sie bietet keinen Schutz. Hier gibt es gute Schmiede und ich könnte aus der Faktorei schon das eine oder andere beisteuern, damit er dieses Blechding erneuern lässt.« Nach einer kleinen Pause, bei der Matthias merkte, wie ihm wärmer und wärmer wurde, fügte er noch an: »Es sollte ja auch in Eurem Interesse sein, wen sein Leib besser geschützt ist, denn er weicht nicht so schnell einer Gefahr aus!«

    Nach dem Matthias das gesagt hatte, öffnete sich die Tür und Baywryn kam mit den rosaroten Farben, die ein frischer Wintermorgen einem ins Gesicht zaubern kann, wieder in den Laden. Und Matthias nutze die Gunst und sagte: »Gut, dass Du zurück bist. Du erinnerst mich an zwei Dinge. Zum einen hab ich ja immer noch meinen Mantel an. Wie ungeschickt von mir. Und ich wollte Dich fragen, was wir heute unternehmen wollen? Vielleicht kann ja Deine Caria gern daran teilnehmen, wenn sie möchte.«

    vorheriger Beitrag RPG • »Banditenplage«: Ban Ard • Ein noch junger Morgen
  14. #14 Zitieren
    General Avatar von Seku
    Registriert seit
    Dec 2009
    Ort
    Vodkagrad
    Beiträge
    3.592
    Seku ist offline
    "Ich hoffe für dich, dass man uns nicht erwischt." knurrte sie. "Nicht schon wieder.
    Eine Waffe für das Fest habe ich, falls du da immer noch nicht gemerkt hast. Und das Anmeldegeld müsstest sowieso du übernehmen. Kannst du doch?"

    Getrost ignorierte sie seinen Sarkasmus. Zumindestens schien sie kein Geld ausgeben zu müssen; immerhin etwas, ihre Finanzen waren schon so äußerst knapp bemessen. Trotzdem konnte sie sich immer noch nicht, bei bestem Willen, mit der Idee Nazars anfreunden. Aber es musste wohl so sein, leider.
    "Weißt du überhaupt, wann das Turnier ist? Wo man sich anmeldet? Und der ganze weitere Dreck? Oder müss'n wir selbst das ausfinden?"
  15. #15 Zitieren
    Ehrengarde Avatar von Venhedis
    Registriert seit
    Feb 2012
    Beiträge
    2.278
    Venhedis ist offline
    Aus dem „Bluthund“ schlug ihnen lautes Stimmengewirr entgegen. Es war früher Nachmittag und wegen des bevorstehenden Festes war das Gasthaus gut besucht. Hier, nur wenige Straßen entfernt von den Toren der Burg, fanden sich Reisende, Besucher und Einwohner ein, um sich einzuquartieren, zu essen und zu trinken und natürlich um Informationen und Gerüchte über Foltest, das Thronjubiläum und das Turnier auszutauschen.

    Haleth und Solveigh steuerten auf einen der noch wenigen freien Tische zu und setzten sich. Solveigh öffnete ihren Umhang, legte ihn über die Lehne einer der Stühle und schaute sich um. Ihre Augen fingen den Blick einer Schankdame auf, welche sich daraufhin vom Tresen löste und an ihren Tisch trat. „Herzlich willkommen im Schmausenden Bluthund“, leierte die Bedienung mit einer Routine herunter, die mehr verriet, als man als Gast zu wissen wünschte. „Was darf ich euch bringen?“
    „Für den Anfang wäre uns mit dem besten Wein gedient, den ihr zu bieten habt.“ Solveigh musste recht laut sprechen, um gegen den Lärm um sie herum anzukommen. „Heute ist nämlich ein…“
    „Jaja, habe ich alles schon gehört“, sagte die Frau gedehnt. „Ein ganz besonderer Tag. Ein gelungener Geschäftsabschluss, eine Taufe oder wahlweise die Beerdigung eines reichen Oheims, der ein großes Erbe hinterlassen hat. Oder aber ein schrecklich romantisches Treffen und ja, selbst Leute, die zufällig einen Oren auf dem Kopfsteinpflaster gefunden haben sprechen von einem ganz besonderen Tag. Also gut, den besten Wein des Hauses, ja?“

    Als die Frau von dem Oren sprach, fiel Solveigh wieder ein, dass sie für die heutige Nacht noch zwei Zimmer anzumieten hatte. Sie seufzte.
    „Der zweitbeste wird es wohl auch tun. Bedauerlicherweise habe ich heute keinen reichen Oheim unter die Erde gebracht.“
    „Na schön.“ Die Frau verdrehte gelangweilt die Augen. „Aber wenn ihr etwas essen wollt, dann müsst ihr euch ein wenig gedulden. Hier ist es gerade ein wenig voll, weil…“
    „Jaja, habe ich alles schon gehört. Hier ist es gerade ein wenig voll, weil lauter Trottel Einkehr in eurem schäbigen Schuppen gefunden haben, um ihre besonderen Tage zu feiern. Taufen, Beerdigungen und so weiter.“ Auf Solveighs Lippen lag ein süßes Lächeln. „Das verstehe ich durchaus, denn kann man sich eine passendere Spelunke als diese hier vorstellen, um jene besonderen Momente zu begehen? Schönes Mobiliar, gute Luft, erlesene Gesellschaft und eine ganz besonders höfliche und zuvorkommende Bedienung. Höflich, ja, und grazil, anmutig,“ ihr Blick wanderte den Körper der Frau abwärts und sprang dann, bei ihren Füßen angekommen, wieder nach oben in ihr Gesicht. „Eine Augenweide, fürwahr.“ Der Frau war der schneidende Unterton in Solveighs Stimme nicht entgangen, der im Gegensatz zu ihrem Lächeln stand. „Beherrsch dich, Kleine. Ich lasse mir nicht gern in den Hintern kneifen, und von einer wie dir schon gar nicht!“ Theatralisch verzog sie das Gesicht und lachte plötzlich ein raues, blechernes Lachen. Dann wandte sich zum Gehen. Solveigh sah ihr noch einen Moment verwirrt nach und drehte den Kopf dann wieder. Haleth saß entspannt auf seinem Stuhl zurück gelehnt, die Arme vor der Brust verschränkt. „Ich hoffe, Wein ist in Ordnung?“ Er zuckte nur kurz mit den Schultern und dann verfielen sie in Schweigen.

    Während das Lokal sich mit jeder Minute mehr und mehr füllte hing Solveigh ihren eigenen Gedanken nach. Sie dachte an den morgigen Tag und wurde dabei zunehmend unruhiger. Was, wenn der Plan schief ging? Wenn Haleth morgen nicht gewinnen sollte? Sie hatte ihn noch nie zuvor kämpfen gesehen und konnte seine Chancen beim morgigen Turnier kaum einschätzen. Wie würden sie dann auf die Burg gelangen? Wie sollte sie Feodora finden? Was sollte sie ihr sagen? Würde sie bei dem Fest auch diese scheußlichen Kleider tragen müssen, die hier offensichtlich Mode waren? Aber das war bereits weit vorgegriffen, denn zunächst galt es überhaupt an den Hof zu kommen. Genervt stellte sie fest, dass der Wein noch immer nicht gebracht worden war. Dann spitzte sie die Ohren und versuchte Fetzen von den Gesprächen um sich herum aufzufangen. Jede Information konnte sich als nützlich erweisen. Aber der Schankraum war inzwischen so voll, dass sie nur Bruchstücke von Sätzen vernahm, nichts Ganzes und nichts Halbes, nichts, woraus sie hätte schlau werden können. Die Stimmen überlagerten inzwischen einander und verschmolzen zu einem vibrierenden Summen, als säße sie in einem Bienenkorb. Noch während sie angestrengt lauschte, hörte sie, wie sich zwischen das Gesumme leise Pfiffe mischten. Sie hob die Augen und ihr Blick fiel auf eine Frau, die eben zur Tür hereingekommen war. In dem Lärm war noch nicht einmal das Zuschlagen der Tür hinter ihr zu hören gewesen, aber dennoch hatte sie es geschafft die Aufmerksamkeit der meisten Anwesenden auf sich zu lenken. Mit geschmeidigen Schritten durchquerte sie den Raum und hielt auf den Tresen zu, während die Blicke Dutzender Männer und Frauen auf ihr ruhten. Solveigh bemerkte den Schwung ihrer Hüften – weich und wippend und mit dem winzigen „Etwas“ zu viel, aus dem sie herauslesen konnte, dass er gewollt war. Sie lächelte in sich hinein und betrachtete Haleth aus den Augenwinkeln. Das Lächeln aus ihrem Inneren bahnte sich seinen Weg nach außen, sie konnte es nicht verhindern. Die Frau hatte inzwischen etwas am Tresen bestellt und ließ den Blick durch den Raum schweifen auf der Suche nach einer freien Sitzgelegenheit. Dann setzte sie sich zielstrebig in Bewegung.

    „Ist hier noch frei?“ Bei dieser Frage hatte sie bereits nach einem freien Stuhl an ihrem Tisch gegriffen und ließ sich darauf mit einer Selbstverständlichkeit nieder, die klar machte, dass sie das Wort „Nein“ nur selten zu hören bekam. Ihre Augen sprangen zwischen Haleth und Solveigh. „Setz dich ruhig, wir freuen uns über Gesellschaft.“ Solveigh machte eine einladende Handbewegung und sah, wie die dunklen Augen der Frau sie mit kühler Geringschätzung musterten. In diesem Augenblick wusste sie, dass dies kein gutes Ende zwischen ihnen beiden nehmen würde.

    „Mein Name ist Juno.“ Mit diesen Worten warf die Frau, die sich soeben als Juno vorgestellt hatte, ihre schwarzen Locken über die Schultern und legte anschließend übertrieben entspannt ihren Ellenbogen über die Stuhllehne. An ihrem Gurt war ein Stilett befestigt.
    „Ein schöner Name.“ Solveigh nickte, machte jedoch keine Anstalten sich selbst oder ihren Begleiter vorzustellen.
    „Lasst mich raten: ihr seid wegen des morgigen Turniers hier, hm?“ Juno schlug ihre Beine übereinander. Es sollte besonders gelangweilt und desinteressiert wirken. Auf Solveigh wirkte es auch so. Bei Haleth war sie sich nicht sicher. Juno warf ihm einen knappen Blick zu, um seine Reaktion zu prüfen, und schaute dann wieder zu Solveigh, die gerade zu einer Antwort ansetzte.
    „Ja, ich denke, die meisten hier sind wegen des morgigen Turniers da.“ Wo blieb der verdammte Wein?
    „Du verfügst über eine messerscharfe Auffassungsgabe, wie?“
    „Mhm.“ Solveigh verschränkte ihre Hände ineinander, beugte sich vor und legte sie auf die Tischplatte. „Diese hat mir meine Mutter bereits im zarten Alter von vier Jahren bescheinigt. Und deshalb wage ich die Annahme zu äußern, dass du morgen ebenfalls an dem Turnier teilzunehmen gedenkst.“ Wo war der Wein?
    Juno schenkte ihr ein wunderschönes Lächeln, so, wie man jemandem die Klinge eines Dolchs mitten durch die Brust „schenkt“. „Richtig, ich bin morgen dabei. Dein Begleiter hier zweifelsohne auch. Und du?“
    „Ich nicht.“
    „Das habe ich mir gedacht. Denn wie es aussieht hast du bereits heute einen Kampf hinter dich gebracht.“ Juno deutete auf Solveighs aufgeschrammte Wange, mit der sie gegen die Wand geprallt war, als Thomaso… Unwillkürlich hob sie ihre Finger an die Stelle in ihrem Gesicht und spürte, wie sich ihr Herzschlag mit einem Mal beschleunigte. Der! Wein! Wo zum Teufel war die Frau mit dem Wein?! Als sie ihren Blick wieder gehoben hatte, sah sie, wie Juno bereits dabei war, Haleth zu inspizieren, während sie die Beine wieder langsam in die andere Richtung übereinander legte.

    Solveigh atmete tief durch. Es war sinnlos. Hier hatte sie im Augenblick nichts verloren. Ein Gespräch mit Juno würde zu nichts führen, aber vielleicht konnte Haleth ja etwas aus ihr herausbekommen. Sie erhob sich von ihrem Stuhl, trat mit langsamen Schritten an ihn heran, lehnte sich über seine Schulter und flüsterte ihm ins Ohr: „Hol ein paar Informationen aus ihr heraus oder erschlag sie, mir gleich.“ Dann richtete sie sich wieder auf und setzte etwas lauter hinzu: „Oder beides, in dieser Reihenfolge. Ich gehe derweil zum Wirt und kümmere mich um unsere Zimmer.“ Sie drehte sich auf dem Absatz um und entfernte sich vom Tisch. Das leise Scheppern der aneinander schlagenden Metallschnallen an ihren Stiefeln wurde vom schwelenden Lärm der Gäste übertönt.
    Geändert von Venhedis (28.11.2012 um 12:47 Uhr) Grund: Formatierung
  16. #16 Zitieren
    Padma
    Gast
    Sol verschwand in richtung Tresen und Harlequin blieb mit seiner neuen Gesellschaft zurück.
    Juno war offensichtlich an Haleth interessiert. Sie gebar sich höchst überschwänglich und plapperte gewollt ungezwungen daher. Harlequin besah sich die junge Frau. Ihr Gerede stellte er in seinem Kopf auf stumm.
    Sie war attraktiv. Sehr sogar.
    Die langen Beine steckten in hohen Stiefeln, die straffen Schenkel lagen übereinander geschlagen in einer hautengen, glänzenden Lederhose. Die Bluse war hübsch verziert und entblößte beinahe beiläufig die linke Schulter. Ein schlanker Hals trug das stolze Haupt mit den vollen, roten Lippen und den großen braunen Augen.
    "...meinst du nicht auch?" Sie lachte auf.
    Haleth blinzelte einmal. Dann beugte er sich ein Stück nach vorne.
    "Du nimmst also am Tunier Morgen teil?" fragte er.
    "Sicher."
    "Und in welcher Disziplin wirst du antreten?"
    "Ist das nicht offensichtlich?" Sie lächelte breit.
    Nun... sagte Harlequin und erhob sich von seinem Platz.
    Etwas überrascht folgte sie seinen Bewegungen mit den Augen. Er ging nur zwei Schritte. Dann stand er hinter dem Stuhl auf dem Juno saß. Sanft legte er seine Hände auf ihre Schultern. Ihre Haut war warm und weich.
    "...deinem hübschen Gesicht nach zu urteilen..." Er fuhr mit seinen Händen in auf ihre Schlüsselbeine zu.
    ...und deiner anmutig, grazielen Gestalt... Seine Hände wanderte weiter seitlich an ihrem Busen vorbei. Ihr Körper spannte sich etwas.
    ...und dieser äußerst eleganten Waffe an deinem Gürtel... Er war über ihren Bauch zum Gürtel gewandert. Juno schmiegte ihren Rücken an seine Brust. Ihr linker Arm wanderte den seinen hinauf um ihre Hand in seinen Nacken zu legen.
    Haleth beugte sich noch ein Stück weiter herunter, so das sein Mund beinahe Junos Ohr berührte.
    "...und diesen langen, straffen Beinen..." Seine Hand wanderte noch ein kleines Stück weiter bis zum Bund ihrer glänzenden Hose. Junos rechte Hand schob sich nun an Haleths äußerem Oberschenkel zu seinem Hintern. Außerdem löste sie ihre überschlagenden Beine und saß nun breitbeinig vor ihm. Haleths Hand schob sich ein Stück unter Junos Hosenbund.
    "...ganz sicher nicht im im Duell mit dem Schwert", schloss er und zog flink seine Hand aus ihrer Hose. An seinem Mittelfinger hing eine kleine Geldbörse aus Stoff die noch vor 2 Minuten an Solveighs Gürtel hing. Mit der anderen Hand packte er Junos Rechte und drehte sie unsanft, so dass ihre tastenden Finger unter seinem Umhang zum Vorschein kamen.
    Deine Mühen sind vergebens, Diebin! sagte er barsch.
    "Ich trage mein Hab und Gut nicht für jeden gewöhnlichen Taschendieb zur Schau."
    Erschrocken versuchte Juno sich aus seinem Griff zu entwinden, doch er ließ sie nicht los.
    Bevor Juno auf den Gedanken kommen konnte, hakte er auch noch ihr Stilett vom Gürtel, und sprang dann unauffällig aber ohne sie loszulassen wieder auf seinen Platz zurück. Sie saßen sich nun gegenüber und ihre Hände lagen gut sichtbar auf dem Tisch. Für einen unbeteiligten sahen sie aus, wie zwei turtelnde Tauben die auf dem Tisch Händchen hielten. Doch Harlequins Griff war fest und unnachgibig.

    Er blickte auf und sah im nächsten Moment auch schon Solveigh zurück kommen. Sie sah gar nciht glücklich aus. Vielmehr sehr wütend sogar. Ihr war offensichtlich der Verlust ihrer Ersparnisse aufgefallen, als der Wirt die Summe für die Zimmer kassieren wollte.
    Haleth lächelte ihr zu und ließ an seiner freien Hand die Geldbörse in der Luft hin und her baumeln.
  17. #17 Zitieren
    Ehrengarde Avatar von Venhedis
    Registriert seit
    Feb 2012
    Beiträge
    2.278
    Venhedis ist offline
    Er lachte laut auf, so dass die Backen in seinem Vollmondgesicht zu zittern begannen. „Herzerfrischend, wirklich!“
    Solveigh stand kurz davor die Fassung zu verlieren. In was für einer verfluchten Taverne war sie hier gelandet? Was für ein mieser, beschissener Tag!
    „Eins, habe ich gesagt. Eins ist noch frei,“ sagte er schließlich.
    „Ich brauche aber zwei. Das ist eins mehr als eins.“ Sie hob zwei Finger in die Höhe, als würde sie mit einem Schwachsinnigen sprechen. „Zwei.“
    „Ich habe Euch gehört und wiederhole mich ebenfalls: es ist nur noch ein Zimmer frei.“
    „Wir sind aber zu zweit hier.“
    Der Wirt zuckte mit den Achseln. „Ist das mein Problem?“
    Solveigh biss die Zähne zusammen und ihre Kiefermuskulatur trat deutlich hervor. Morgen stand Haleth und ihr ein kein allzu entspannter Tag bevor, und jetzt musste sie sich mit Belanglosigkeiten aufhalten und um Zimmer feilschen. „Wem auch immer Ihr das letzte Zimmer gegeben habt: ich zahle dafür drei Oren mehr.“
    Ihr habt das letzte Zimmer bekommen.“ Der Wirt grinste und polierte derweil ein Glas mit einem Leinentuch.
    Sie schnaubte. „Witzig. Ihr seid witzig. Ich will euch ein zusätzliches Zimmer abkaufen, das bereits reserviert ist. Und wer immer es auch reserviert hat: ich zahle drei Oren mehr als er. Ich will es haben.“
    Der Wirt schüttelte entschieden den Kopf. „Nein, darauf kann ich mich beim besten Willen nicht einlassen. Wenn ich erst anfange meine Gäste aus ihren Zimmern zu werfen, weil irgendjemand daherkommt und einen Aufpreis bietet, ist mein guter Ruf in kürzester Zeit ruiniert.“ Er machte eine kurze Pause und stellte das Glas ab. In seinen Augen konnte sie sehen, wie sich bei dem Wort „Aufpreis“ etwas darin veränderte. Na also!
    „Aber vielleicht habe ich ja etwas anderes für euch. Kommt mit.“ Nun legte er auch das Tuch beiseite, trat hinter dem Tresen hervor und steuerte auf die Treppen zu, die zu den Gästezimmern führten. Im Gang der oberen Etage blieb er stehen und deutete nach links. „Die letzte Tür auf dem Gang, das ist Euer freies Zimmer. Und was das andere betrifft“, er wandte sich nach rechts und ging den Gang entlang bis er vor einer schmalen Holztreppe ohne Geländer stehen blieb, die offensichtlich nicht für Gäste bestimmt war. „Hier oben auf dem Speicher findet sich bestimmt ein trockenes Plätzchen, das in der Not als Schlafplatz für Euren Begleiter dienen kann.“ Sie stiegen die Treppen hoch und er öffnete die Tür. Kalte, nach Fäulnis riechende Luft schlug ihnen entgegen. Der Speicher war groß und vollgestellt mit Mehlsäcken, ausrangierten Holzstühlen aus dem Schankraum und unzähligen Kisten. Das kleine Fenster war mit einer dicken Staubschicht überzogen und ließ nur milchig gedämpftes Licht herein. Das war besser so, denn wäre der Raum gut ausgeleuchtet gewesen, hätte man vermutlich auch noch die Spinnweben an den Wänden und den Rattenkot in den Winkeln des Speichers gesehen. Der Wirt verschwand im Schatten eines solchen Winkels und trat kurz darauf mit einer verstaubten Strohmatratze hervor, die er mit der flachen Hand ausklopfte und dann auf den Boden warf. Eine dicke Staubwolke erhob sich in die Luft und Solveigh verbarg für einen Moment ihr Gesicht zwischen den Händen. Sie rieb sich ermattet die Stirn und ließ dann die Hände wieder sinken.
    „Alles nicht besonders schön, aber es erfüllt seinen Zweck. Bisher hat sich noch niemand beschwert. Die meisten sind sogar dankbar für diese Möglichkeit. Wenn nichts mehr geht – geht das hier. Für fünf Oren gehört diese Schlafstatt Eurem Begleiter. Und morgen bringe ich ihm einen Eimer mit Wasser zum Waschen. Was sagt Ihr dazu?“

    Solveigh wusste, dass nicht Haleth heute hier nächtigen würde, sondern sie. Er war derjenige, der morgen am Turnier teilnehmen würde und er war derjenige, der ausgeruht sein musste. Sie schaute den Wirt an.
    „Ich werde hier übernachten. Aber ich werde ganz sicher keine fünf Oren hierfür ausgeben. Ihr habt wohl den Verstand verloren!“ Der Wirt blickte zunächst etwas ungläubig, als wolle er sie fragen, weshalb ausgerechnet sie vorhatte auf dem Dachboden zu schlafen, entschied dann jedoch sich nicht weiter dafür zu interessieren und ging sofort zu der Frage nach dem Preis über. „Ihr wisst doch wie das mit den Preisen ist. Hängt alles von Angebot und Nachfrage ab. Momentan ist die Nachfrage wegen der bevorstehenden Feierlichkeiten am Hof sehr groß und ich will verdammt sein, wenn Ihr in einer anderen Taverne zwei freie Zimmer findet. Also: Fünf Oren, Fräulein, und ich werde nicht darüber diskutieren!“
    „Seht Euch hier doch um! Es ist dreckig, es ist kalt! Da kann ich auch gleich irgendwo draußen übernachten!“
    Der Wirt gab sich ungerührt. „Ja, dann schlaft doch draußen. Wenn Ihr Glück habt, wird es heute Nacht nicht regnen. Und es werden keine wilden Hunde kommen, um an Euch zu nagen. Und auch keine Gauner, die es auf…“
    „Schon gut, schon gut!“ Solveigh machte eine resignierte Handbewegung, woraufhin der Wirt zufrieden nickte. „Also, acht Oren für das Zimmer unten im Gang und fünf für… das hier. Morgen früh erwarte ich eine Waschschüssel und alles, was dazu gehört, keinen verdammten Holzeimer. Und Ihr besorgt mir ein paar warme Decken. Hier ist es fast so kalt wie draußen, und wenn ich auf Eurem Speicher im Schlaf erfriere, dann kann es mir auch egal sein, dass es hier keine wilden Hunde gibt, die mich anknabbern würden.“ Der Wirt nickte erneut. „Das lässt sich einrichten. Ich sage Stella, sie soll gleich eine Pferdedecke hier hoch bringen.“ Dann fing er Solveighs Blick auf und hob beschwichtigend die Hand. „Na gut, ich werde schon eine anständige Decke auftreiben. Das wird sich machen lassen. Ach ja, bevor ich es vergesse: die Bezahlung erfolgt sofort. In anständiger Währung.“
    „Ich bezahle Euch im Schankraum. Ganz anständig vor aller Augen.“

    Sie stiegen die Treppen herab und auf dem Weg zurück zum Schankraum beschloss Solveigh noch ein paar Fragen an den Wirt zu stellen. So erfuhr sie, dass Hubert Sovalla, Wyzimas eigentlicher Favorit im Bogenschießen beim morgigen Turnier, schwer erkrankt war und die Wetteinsätze nun eine Berg- und Talfahrt durchmachten. Ferner erfuhr sie, dass die Lieferung des Weins sich verzögerte, weil die Hellwege zurzeit so schwer zu passieren waren und die Tavernenbetreiber in wenigen Wochen mit empfindlichen Engpässen zu rechnen haben würden. Sie gab sich Mühe, interessiert zu wirken und als sie schon glaubte nichts von Belang von diesem Mann zu erfahren, fiel plötzlich ein Name – und eine Information, die ihr interessant erschien.
    „Jaha, da guckt Ihr aber erstaunt, wie?“ Der Wirt grinste breit. „Die Sängerin hat sich für heute Nacht in meinem Gasthaus einquartiert. Es gibt so viele hier in Wyzima, aber sie hat sich für den Schmausenden Bluthund entschieden!“
    „Wieso übernachtet sie nicht am Hof, wenn sie dort morgen auftritt?“
    „Was weiß ich? Das wird sie die Tage vermutlich auch tun, aber heute ist sie angereist – und hier bei mir. Ein wirklich liebreizendes Mädchen, diese Beth. Jemand aus dem Volk, so bodenständig und höflich. Und eine Stimme…“
    Solveigh griff den Wirt am Arm. Als sie merkte, dass diese Geste zu überschwänglich war, ließ sie ihn wieder los und versuchte ihre Stimme besonders belanglos klingen zu lassen. „Macht sie mit mir bekannt.“
    Der Wirt stutzte kurz. „Das kann ich machen. Aber zuerst bezahlt Ihr die Zimmer.“ Sie standen bereits wieder am Tresen und Solveigh griff mit der rechten Hand an ihren Gurt. Ihre Augen weiteten sich plötzlich und sie blickte an sich herab. Was für ein mieser, beschissener Tag! Nervös ging sie im Geiste die Ereignisse des Tages durch – wo konnte sie ihre Geldbörse verloren haben? Bei der Auseinandersetzung mit Thomaso in der Gasse? Inmitten der Menschenmenge vor den Toren der Burg? Hier in der Taverne? Sie schaute sich im Raum um und ihr Blick fiel auf den Tisch, an dem Haleth und Juno saßen. Er hatte seine Hand auf die ihre gelegt und musterte die Frau mit einem Blick, den sie nicht entschlüsseln konnte. Was für ein mieser und beschissener Tag! Sie fühlte Wut in sich aufwallen und wusste nicht einmal, wieso sie wütend war. Mit ausholenden Schritten durchquerte sie den Raum und hörte nicht einmal mehr den Wirt, der hinter ihr herrief. Die Bezahlung würde noch warten müssen und Beth ebenfalls, denn jetzt hatte sie andere Sorgen. Vor dem Tisch angekommen versuchte sie die Situation zu erfassen. Sie sah, dass die Knöchel auf Haleths Hand, mit der er die Frau festhielt, weiß hervortraten. Es war ein fester Griff. Ein Griff, mit dem Thomaso sie selbst schon einmal an eine Tischplatte genagelt hatte. In Junos Blick lag wieder die kühle Geringschätzung, mit der sie Solveigh schon zuvor gemustert hatte und Haleth – Haleth lächelte einfach nur und hielt ihr ihre Geldbörse entgegen. Sie konnte sich auf all das keinen Reim machen. Sie hätte erleichtert sein sollen, immerhin war ihr Geld nicht unwiderruflich auf den Straßen Wyzimas verloren gegangen, aber sie kochte stattdessen vor Wut und verstand einfach nicht. Was war passiert? Sie war doch keine Viertelstunde weg gewesen! Sie unterdrückte den Impuls Juno mit einem kräftigen Stoß von ihrem Stuhl zu fegen, denn hier und jetzt konnte sie keine unnötige Aufmerksamkeit seitens der Gäste gebrauchen. Stattdessen schaute sie Haleth an und versuchte ihrer Wut Herr zu werden und ihre Stimme unter Kontrolle zu halten. „Wie ich sehe hat man den Wein noch immer nicht gebracht?“
    Geändert von Venhedis (29.11.2012 um 13:02 Uhr)
  18. #18 Zitieren
    Deus Avatar von Gleichgewicht
    Registriert seit
    Apr 2008
    Ort
    In der Wildnis des Erzgebirges (und Tiefwasser)
    Beiträge
    11.170
    Gleichgewicht ist offline
    "Und ich hoffe für dich, dass du dieses eine mal keinen Ärger anziehst."

    meinte Nazar trocken. Er mochte es nicht, Gval schon wieder zu helfen. Und er würde keinen Hehl daraus machen, wie er dachte. Demonstrativ griff er nach einem Säckchen an seinem Gürtel.

    "Orens habe ich genug bei mir. Wir können sofort los, das Turnier beginnt heute noch. Oder heute ist Anmeldeschluss, so genau weiß ich das nicht."
  19. #19 Zitieren
    Padma
    Gast
    "Eher Frau..." antwortete er immer noch lächelnd und schob mit seiner freien Hand einen Stuhl ein Stück vom Tisch damit Sol sich setzen konnte.
    "...aber ansonsten hast du recht."
    Nachdem Solveigh auf den angebotenen Stuhl Platz genommen hatte, drückte Haleth ihr den Geldbeutel in die Hand. Erst als er sah, dass Sols Miene sich dadurch kaum merklich aufhellte, verstand er, dass die Sittuation womöglich anders aussehen mochte, als sie war.
    "Oh...ja. Das war nicht ich." Er deutete auf den kleinen Stoffbeutel in Solveighs Hand. Juno saß mittlerweile Still und wehrte sich nciht mehr gegen seinen Griff. Dafür funkelte sie ihn um so wütender an. Sols Augenbrauen hoben sich kaum merklich.
    "Ich gebe zu, unsere Tischbekanntschaft stellt sich wirklich passabel an. Zu ihrem Pech bin ich jedoch mit einigen Gepflogenheiten von vor allem weiblichen Taschendieben vertraut."
    Juno verdrehte genervt die Augen und Haleth bemerkte, dass er anfing wie ein überkandidelter Privatdetektiv zu schwafeln.
    Er räusperte sich kurz.
    Vielleicht ist es dir aufgefallen Solviegh. Juno fährt sich gern verführerisch durch ihr langes Haar. Sols Augen huschten zu Junos schwarzen Haaren und wieder zurück zu Haleth.
    "Eine erwiesen effektive Art die Aufmerksamkeit meist männlicher Opfer auf sich zu ziehen. Aber wieso nutzt sie dafür den Handrücken?"
    An Solveighs Reaktion merkte er, dass sie diese Bewegungen bereits an Juno gesehen, aber sich nicht darüber gewundert hatte.
    "Die Sache ist ganz einfach. Dieser schlichte Fingerring der Dame ist das Geheimnis. Es ist eine Fingerklinge." Er drehte Junos Hand um, so dass ihre Handinnenfläche zu sehen war.
    "Das nennt man eine Fingerklinge. Ein geschickter Dieb kann damit so ziemlich jeden am Körper befestigten Wertgegenstand losschneiden und stehlen. Wie in deinem Fall, als du an ihr vorbei gingst, um unsere Zimmer zu mieten."
    Erwartungsvoll sah er in die Runde. Als nichts geschah, fuhr er fort.
    "Wie gesagt, muss ich zugeben, dass ich die Tat selbst nicht gesehen habe. Nur als du weg warst, ist mir dieser Ring aufgefallen. Und Junos Auskünfte über ihren Tunierantritt haben meinen Verdacht bestätigt. Da Juno nicht sehr viel Kleidung trägt, lässt sie ihre Beute für gewöhlich dort verschwinden, wo selbst dreiste Männer nicht sofort hingrabschen. Ich habe also mitgespielt und so getan, als würde ich auf ihre Verführungsversuche anspringen, die zweifelsohne lediglich dazu dienen sollten mich ebenfalls auszunehmen. Alles in allem habe ich also dein Geld aus ihrer Hose gezupft und dann warst du auch schon wieder hier."
    Mit einem dumpfen Schlag wurde ein Krug Wein grob auf die Tisch gerammt.
    "Gezahlt wird gleich!" brummte die Wirtin und hielt die Hand auf.
    Solveihg drückte ihr wiederwillig eine Münze in die Hand und sie verschwand.
    "Fragt sich nun also nur, was wir mit der jungen Dame hier machen?"
  20. #20 Zitieren
    Ehrengarde Avatar von Venhedis
    Registriert seit
    Feb 2012
    Beiträge
    2.278
    Venhedis ist offline
    Während Haleths Frage noch in ihren Ohren nachklang, band sie wieder ihre Geldbörse zusammen, nachdem sie für den Wein gezahlt hatte. Sie hatte also in Junos... Hose gesteckt. Solveigh seufzte kaum merklich und befestigte den Beutel wieder an ihrem Gurt. Im Augenblick wusste sie nicht genau, wie sie sich fühlen sollte. Sie war dankbar, denn immerhin hatte Haleth sie davor bewahrt ihre letzten Ersparnisse zu verlieren. Zugleich war sie wütend auf Juno und bei dem Gedanken heute Nacht auf dem kalten Speicher schlafen zu müssen fühlte sie auch noch eine Resignation in sich aufwallen, die sie frösteln machte. An den morgigen Tag wollte sie gar nicht erst denken, sonst würde sie vermutlich auch noch nervös werden. Um etwas Zeit zu gewinnen griff sie nach dem Wein, hob ihn an ihre Lippen und prostete Haleth über den Rand hinweg zu. "Auf dich und deinen scharfen Blick...", murmelte sie und nahm einen tiefen Schluck. Der Wein schmeckte weich und glitt samtig ihre Kehle hinab. Sie fragte sich für einen Moment, wie wohl der beste Wein des Hauses schmecken mochte, wenn dies hier nur der zweitbeste war. Dann wandte sie ihren Blick Juno zu, deren Hand noch immer unter Haleths begraben lag, und die mit sichtlichem Verdruss schwieg, während sie an ihrer Unterlippe kaute. Die Geringschätzung in ihren Augen war einem nahezu kindlichem Trotz gewichen. Solveigh stellte das Glas ab und räusperte sich kurz.

    "Juno. Ein wirklich schöner Name. Die Frau Jupiters, des griechischen Zeus. Es muss eine schreckliche Bürde sein, einen solch prachtvollen Namen zu tragen und dabei ein Leben zu führen, das diesem nicht im Geringsten gerecht wird." Juno schwieg noch immer. Ihre Kieferknochen mahlten während sie Solveigh ansah, als würde sie ihr gleich ins Gesicht springen. Solveigh beugte sich weit vor. Ihr Gesicht berührte nahezu Junos Wange und sie konnte ihren Atem an ihrer Schläfe spüren. "Wo ist sie nun, deine Würde, edle Juno? Dein Hohn scheint schnell erloschen zu sein und nun starrt mich gerade ein zehnjähriges Mädchen an, dem man das Spielzeug weggenommen hat. Stolz brennt heiß wie eine Flamme, ich weiß das, aber trotzdem ist er so flüchtig wie Dunst. Auch das weiß ich, denn ich musste meinen schon etliche Male aufgeben. Wäre ich ein besserer Mensch, es würde mich nicht mit einer solchen Genugtuung erfüllen, dich so zu sehen. Aber ich bin kein besonders guter Mensch, und wie du siehst genieße ich deine Lage gerade in vollen Zügen."
    "Was weißt du schon über mich?" zischte Juno und ihre Lippen bebten vor Wut. "Du wurdest nicht dazu geboren Stolz in dir zu tragen. Ich habe deinen Blick gesehen, als du zum Tisch zurück gekommen bist. Es hätte dich fast zerrissen, nicht wahr?"
    "Was weißt du schon über mich?" Solveigh lächelte und lehnte sich langsam wieder in ihrem Stuhl zurück. Eindringlich wanderten ihre Augen über Junos Gesicht - es war wirklich zu schön, um wahr zu sein, und sollte sie es auf diese Weise zu ihrem Kapital machen, dann war es vermutlich ihr gutes Recht. Jeder musste auf irgendeine Art sein Auskommen finden, auch wenn es nicht immer auf redlichem Weg geschah. Sie griff wieder nach ihrer Geldbörse und legte Juno eine Münze hin.
    "Für deine Zeit und deine Bemühungen. Es wäre zu schade, wenn du nach diesem Auftritt leer ausgehen würdest. Und jetzt geh." Sie wusste, dass Juno nicht nach dem Oren greifen würde. Vielmehr spuckte sie zu Solveighs Füßen aus und versuchte sich aus Haleths Griff zu lösen. Solveigh erhob sich und nickte ihm kurz zu. "Ich bezahle jetzt unsere Zimmer, bevor der Wirt es sich noch anders überlegt." Dann wandte sie sich ab und schritt sie auf den Tresen zu. Sie hatte Juno als Ventil für Ihre Wut benutzt, aber jetzt, da diese ein wenig verraucht war, fühlte sie sich keineswegs besser.
    Geändert von Venhedis (02.12.2012 um 18:20 Uhr)
Seite 1 von 16 12345812 ... Letzte »

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •