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    »Ban Ard« • Matthias Lauenstein • Eine Verbeugung

    [Bild: Ava_W2RPG_Ma.png] »Erlaubt mir, dass ich mich vorstelle. Mein Name ist Tristan ap Riwalin. Und das hier ist Matthias Lauenstein«, hörte Matthias seinen Begleiter sagen. Der Ritter hatte den Umfang des ledernen Beutels unterschätzt und so waren die Münzen auf Wandschaft gegangen. Eine, schon recht weit entronnen, wurde jäh von einem Stiefel gestoppt. So in der Art, wie man eine Maus am Vorbeihuschen hindern würde, wenn man die nötige Routine dazu hätte.

    Matthias war nicht wohl. Nicht das sein Gegenüber die Begrüßung von Ser Tristan mit einem Blick auf ihn mit »Es ist mir eine Ehre.« erwidert hatte. Es war auch nicht, dass er die groß gewachsene Person vor ihm kannte oder sich an ein Treffen erinnern konnte. Das war es nicht. Auch nicht die überschwänglich vorgetragene vornehme Art, die hier in der Händlergasse nicht von Nöten, war. Denn man war nicht am Königshof, sondern vor Meister Durins Haus. Es war auch nicht diese Sympathie, die er schon oft wahrgenommen hatte, wenn sich zwei Ritter gegenüberstanden. Da spürte er keinen Neid. Auch nicht, dass er die beiden allein lassen sollte. All das war es nicht.

    »Nein!« Er hatte, so komisch es auch klingen sollte Sorgen um Lady Isolt. Der Protz der Ausstattung, all das Rot in der Bekleidung riefen bei ihm ein Gefühl von Gefahr hervor. Warum war er hier? Zufällig? Ein Ritter solchen Standes in einer Händlergasse? »Sicher, er könnte zu Meister Durin«, sagte er sich. Aber es half nicht. Denn zu schnell ratterte es in seinem Kopf. Die Spur, die sie gelegt hatten, war ja sehr breit und zu dem allgegenwärtig. Er hatte ja auch bei der Münze es recht im Detail erklären müssen, für wen das Gold bestimmt war. Zwar hatte er von einer Elfin, die in Begleitung von Ser Tristan reiste, nichts gesagt oder angedeutet. Aber es war klar, er war am Wirtshaus mit dabei und hatte mit eben diesem Siegel des Kommandanten der königlichen Wache ein weiteres Blutvergießen verhindert. Aber in dem Königreich sind solche Dinge meist von weitreichender Bedeutung. Zu mal er nicht wusste, warum Isolt dem Mann draußen auf dem Hof die Kehle durchschneiden musste.

    Er konnte jetzt nicht lange grübeln oder Dinge sorgfältig abwägen. Aber es galt schnell zu handeln. Und so tat er aus Verlegenheit etwas, was einfach nur der Rubrik Höflichkeit und Respekt zuzuordnen war. Denn nach dem Namen zu fragen, stand ihm nicht zu. Er war durch Ser Tristans Worte bereits vorgestellt und der Fremde hatte seinen Namen nicht genannt. So erwiderte Matthias die Ansprache mit einer leichten Verbeugung, nahm die rechte Hand als Geste Ehrfurcht in der Handlung vor den Körper und sagte nach dem Aufrichten so wie es ein Bürger, Händler einer freien Stadt tun würde: »Wenn auch zu Meister Durin, dann bitte schön.«

    Er hatte bewusst vermieden einen Titel oder Rang zu erahnen und zu benennen. Meist liegt man doch daneben. Und ein eindeutiges Wappen, welches ihm bekannt war, hatte er bei den wenigen Blicken nicht erhaschen können. So war es für ihn besser. Auch eine im Norden beliebte Grußformel »mein Ritter« hatte er bewusst ausgelassen. Denn er war nicht sein Ritter. Das, was er noch tun konnte, war bewusst einen Schritt hinter Ser Tristan zurückzutreten. Es war ihm dabei gleich, ob er wie ein Bediensteter wirken musste. Denn ihn ihm waren alle Sinne gespannt, auf das was folgen würde. Ihm war nicht wohl und er dachte sich bereits aus, wie er handeln würde, falls noch ein paar Häscher, auftauchen sollten.


    [Bild: QZNyAGcA2ByQ8CbmBTristan_small.jpg]

    Der Ritter schüttelte mit einem Lächeln den Kopf, als Matthias ihm den Zugang zur Schmiede eröffnete. „Zweifellos ist Meister Durins Arbeit den Schmieden Mahakams würdig, aber meine Rüstung bedarf keiner Zuwendung“, sagte er und deutete sichtlich zufrieden den Harnisch hinab, der keinen einzigen Kratzer aufwies. „Ihr müsst ein talentierter Fechter sein“, schmeichelte Tristan ihm in der Manier, wie sich die Leute des hohen Standes begegneten. Der Spruch erzielte die erhoffte Wirkung, denn der Fremde ließ die Zähne noch deutlicher blitzen. „Sehr freundlich, Herr. Erlaubt mir, mich vorzustellen: Ser Godfrey von Mirt.“ „Godfrey von Mirt!“ Tristan hatte seine Verwunderung fast laut herausgerufen. Wenn sein Gegenüber die Wahrheit sagte, erklärte das die Unversehrtheit seiner Rüstung. Der Mann war ein legendärer Schwertkämpfer, ein redanischer Ritter und einer der bekanntesten Helden der Nordlinge im vergangenen Krieg gegen Nilfgaard. Was ein so bedeutender Krieger in eine Stadt in Kaedwen tat, konnte sich Tristan bei weitem nicht erklären. „Ich habe von Euch gehört, Ser Godfrey. Ich hätte allerdings nicht erwartet, Euch einmal persönlich zu begegnen.“ Der Ritter lächelte unvermittelt weiter und entgegnete: „Mein König wünscht meine Anwesenheit in Ban Ard. Und ich muss zugeben, dass auch Euer Name mir nicht unbekannt ist, Ser Tristan. Ihr seid ein Ritter aus Nilfgaard, stimmt’s?“ Leugnen wäre vermutlich unnütz und zudem verflucht unehrenhaft, also antwortete Tristan in sachlichem Tonfall: „Es stimmt. Mich allerdings führen keine Befehle in diese Stadt.“ Einen Moment gefror das Lächeln zum unbestimmten Zähnezeigen, dann lachte der Redanier leichthin. „Ihr braucht Euch keine Gedanken zu machen, Herr. Trotz meines Rufes verdächtige ich nicht gleich jeden Nilfgaarder der Spionage. Ganz im Gegenteil, nur Handel und kultureller Austausch können unseren Völkern ein Miteinander ermöglichen. Bitte, setzt Eure Geschäfte fort. Ich schätze Ihr habt diesen Goldsack nicht geöffnet, um die Leute mit dem Münzgeklimper zu erregen.“ Tristan grinste und sagte erneut: „Es stimmt. Schließt Euch uns doch an. Ich bezahle nur rasch den Schmied.“ Der Nilfgaarder wandte sich ab und folgte Matthias Rat. Ohne sich zu entschuldigen oder zu einer Rechtfertigung anzusetzten zählte er fünfundzwanzig Münzen ab und legte sie auf den Tisch. Der Zwerg nickte zustimmend und bat um etwas Geduld. „Ich arbeite immer mit höchster Sorgfalt.“

    Matthias und und Ser Godfrey warteten draußen vor der Schmiede, den anderen geduldig und mit Höflichkeit taxierend. Matthias erschien dabei erstaunlich reserviert, fast schon mit einer Ahnung der Vorsicht. „Wie lange seid Ihr in Ban Ard?“, fragte Godfrey Tristan. Dieser warf Matthias einen kurzen Seitenblick zu, wusste aber, dass dieser ebenso wenig Ahnung hatte. Die Händler blieben so lange es ihnen ihr geliebtes Geld befahl und dieselbe Zeit würden auch Matthias, Isolt und Tristan in der Stadt sein. „Darüber herrscht noch keine abschließende Einigung“, antwortete Tristan so galant er konnte, ohne sich selbst zum Mietschwert zu degradieren. Godfrey lächelte. „Ich bin bereits seit fast einem Monat in Ban Ard und es werden wohl noch viele Tage folgen. Ich kenne mittlerweile die allermeisten Winkel und die interessantesten Personen. Ihr wäret erstaunt, wie wenige das sind. Erweist mir daher doch die Ehre, mich während Eurer Zeit hier zu begleiten. Ich schätze die Gesellschaft von Rittern mehr, als von Dienern oder Diplomaten.“ Tristan brauchte nicht allzu lang zu überlegen. „Gern. Unsere Gruppe residiert im Hammer und Meißel.“ „Gute Wahl. Ich selbst habe ein Offiziersquartier in der hiesigen Garnison“, erklärte Godfrey. „Wohin führt Euch Euer Weg?“
    Tristan überlegte kurz. „Herr Lauenstein und ich wollten auf den Markt, wenn ich mich recht an unser gestriges Gespräch erinnere“, sagte er und schaute Matthias an. „Ich war noch nie auf dem Markt von Ban Ard, aber Herr Lauenstein kennt die Stadt gut.“ Der Ritter schenkte Matthias ein Lächeln, während Ser Godfrey den Händlersohn erwartungsvoll ansah. „Der Name Lauenstein kommt mir bekannt vor. Sagt, seid Ihr aus Kovir?“, fragte er schließlich und deutete mit einer Geste an, dass man sich auch im Gehen unterhalten könne.
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    »Ban Ard« • Matthias Lauenstein • Von einem Versuch beim Gehen zu reden

    [Bild: Ava_W2RPG_Ma.png] Dass seine Einladung zu Meister Durin mit einem Lächeln beantwortet wurde, war Matthias recht. Denn er war so ganz gut aus der Situation gekommen. Zumindest war es dann bei dem zwergischen Schmied ganz flott gegangen. Ser Tristan nahm das Angebotene an. Er zahle die 25 Goldstücke im Voraus. Das wiederum wunderte Matthias doch sehr. Eigentlich hätte eine Anzahlung genügt, denn der Wert des Kettenhemdes überstieg ja weit die Auslagen des Schmiedes. Aber er kam nicht groß dazu sich dazu Gedanken zu machen. Denn die beiden Herren passten zusammen, wie Fliegen auf Honig gehen. Das zeigte ihm die Präsentation des Namens: »Ser Godfrey von Mirt«, sagte der, der lediglich einen Gebirgszug gelegen zwischen Temerien, Aedirn, Rivien Lyrien und Unter Sodden als Beleg für Meister Durin Qualitäten nannte. In übertriebener Begeisterung, ja überschwänglich antwortete Ser Tristan: »Godfrey von Mirt! Ich habe von Euch gehört, Ser Godfrey. Ich hätte allerdings nicht erwartet, Euch einmal persönlich zu begegnen.« Der Dank für diese Lobhudelei viel relativ bescheiden aus. Ein Lächeln und die nette Geste ihn zu kennen. Aber er hatte ja zuvor bereits mit »Mein Name ist Tristan ap Riwalin« diesen selbst benannt. Und man konnte von einem Ritter, der in Ban Ard auf seinen König wartete, auch erwarten, dass er sich unter dem Adel der Länder auskannte. Es sei denn, es ist ein absolut niedriger Rang und dem Aufhebens war keine Spur der Notwendigkeit. Aber das schien dem dann doch nicht so zu sein.

    Und bereits in den ersten Minuten sann er darauf, aus dieser Gesellschaft zu entkommen. Er wusste auch wie, doch er tat es nicht. Aber er gab Meister Durin, der erfreut über sein Geschäft war, ein wohlbekanntes Zeichen. Dieser nickte nur kurz, aber es reichte Matthias, um zu wissen, es würde funktionieren.

    Dann standen sie auf der Straße. Und der fremde Ritter stellte seine Fragen. Auf zwei wollte Matthias eingehen. Aber sie waren bereits im Gehen. Das wiederum war dem jungen Mann ganz angenehm, weil er nicht den Blickkontakt prüfen musste. Auf die Frage: »Der Name Lauenstein kommt mir bekannt vor. Sagt, seid Ihr aus Kovir?« antwortete Matthias mit einem verschmitzten Blick auf die Fässer, die gefüllt mit Mineralien vor der Schmiede von Meister Durin standen und das Brandzeichen der Lauensteins mit dem Wappen Kovir, dass auch einen bewährten Arm und Adler enthielt, trugen. »Ja, Ser Godfrey, ich komme aus Lan Exeter«, antwortete er knapp. Aber er fügte noch hinzu, wohl wissend, dass dieser das längst wissen musste, wenn er sich seit Längerem in der Stadt aufhielt: »Wir betreiben hier eine Manufaktur unseres Handelshauses.« Er musste anhalten beim Reden, ein ein paar junge Burschen rannten um die Wette und die Gruppe musste wohl oder übel ausweichen. Denn sie nahmen keine Rücksicht. Denn sie trieben ein Wagenrad vor sich her. Dafür war die Gasse bestens geeignet aus der Sicht der Bengel. Denn es gab ein nettes stetiges Gefälle. Solche hoch angesehenen Herrschaften hatte man nicht erwartet und somit nicht im Blick. Was hätte sie auch machen sollen außer »Platz da!« zu rufen. Denn das Rad war gut unterwegs und verursachte mit dem aufgeschlagenen Eisen einen höllischen Lärm auf dem Pflaster. Das war auch wohl der Zweck der Übung gewesen. Denn die meisten Passanten schüttelten den Kopf über diese Dreistigkeit.

    Als sie dann weitergehen konnten, erklärte Matthias: »Zum Markt geht es diese Seitengasse hoch. Weil nach der Verweildauer von Ser Tristan und mir hier in Band Ard gefragt wurde …«, erneute kamen Bürger die Gasse entlang, die das Erzählen kurz unterbrachen. Diese waren aber mit großen Augen über die ungewöhnliche Parade an Macht und Stolz zur Seite getreten. Aber das tat Matthias auch. So brauchte er ein wenig, bis er wieder aufgeschlossen hatte. »… die Händler sind verpflichtet statt des Zolls mindestens alle Waren, die sich bei sich führen, an einem Tag anzubieten. Ob sie dann weiterreisen, wissen wir nicht.« Dabei schaute er zu Ser Tristan. Denn er hatte ihm bisher dazu nichts gesagt, hätte aber im Bilde sein können. Und so fügte er noch hinzu: »Dieses zu erfahren Ser Godfrey, dass ist der Zweck des Besuches auf dem Markt.«

    Die Frage, für welchen König er sich hier in der Stadt aufhielt, vermied Matthias. Aber das würde Ser Tristan schon wissen, denn er kannte ja den Ritter vom Erzählen her. Demnach bestand auch keine Notwendigkeit hier auf der Straße zu debattieren.

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    Geändert von VRanger (08.04.2017 um 07:34 Uhr) Grund: verlinkt
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    »Ban Ard« • Matthias Lauenstein • Von einem Versuch beim Gehen zu reden

    [Bild: Ava_W2RPG_Ma.png] Dass seine Einladung zu Meister Durin mit einem Lächeln beantwortet wurde, war Matthias recht. Denn er war so ganz gut aus der Situation gekommen. Zumindest war es dann bei dem zwergischen Schmied ganz flott gegangen. Ser Tristan nahm das Angebotene an. Er zahle die 25 Goldstücke im Voraus. Das wiederum wunderte Matthias doch sehr. Eigentlich hätte eine Anzahlung genügt, denn der Wert des Kettenhemdes überstieg ja weit die Auslagen des Schmiedes. Aber er kam nicht groß dazu sich dazu Gedanken zu machen. Denn die beiden Herren passten zusammen, wie Fliegen auf Honig gehen. Das zeigte ihm die Präsentation des Namens: »Ser Godfrey von Mirt«, sagte der, der lediglich einen Gebirgszug gelegen zwischen Temerien, Aedirn, Rivien Lyrien und Unter Sodden als Beleg für Meister Durin Qualitäten nannte. In übertriebener Begeisterung, ja überschwänglich antwortete Ser Tristan: »Godfrey von Mirt! Ich habe von Euch gehört, Ser Godfrey. Ich hätte allerdings nicht erwartet, Euch einmal persönlich zu begegnen.« Der Dank für diese Lobhudelei viel relativ bescheiden aus. Ein Lächeln und die nette Geste ihn zu kennen. Aber er hatte ja zuvor bereits mit »Mein Name ist Tristan ap Riwalin« diesen selbst benannt. Und man konnte von einem Ritter, der in Ban Ard auf seinen König wartete, auch erwarten, dass er sich unter dem Adel der Länder auskannte. Es sei denn, es ist ein absolut niedriger Rang und dem Aufhebens war keine Spur der Notwendigkeit. Aber das schien dem dann doch nicht so zu sein.

    Und bereits in den ersten Minuten sann er darauf, aus dieser Gesellschaft zu entkommen. Er wusste auch wie, doch er tat es nicht. Aber er gab Meister Durin, der erfreut über sein Geschäft war, ein wohlbekanntes Zeichen. Dieser nickte nur kurz, aber es reichte Matthias, um zu wissen, es würde funktionieren.

    Dann standen sie auf der Straße. Und der fremde Ritter stellte seine Fragen. Auf zwei wollte Matthias eingehen. Aber sie waren bereits im Gehen. Das wiederum war dem jungen Mann ganz angenehm, weil er nicht den Blickkontakt prüfen musste. Auf die Frage: »Der Name Lauenstein kommt mir bekannt vor. Sagt, seid Ihr aus Kovir?« antwortete Matthias mit einem verschmitzten Blick auf die Fässer, die gefüllt mit Mineralien vor der Schmiede von Meister Durin standen und das Brandzeichen der Lauensteins mit dem Wappen Kovir, dass auch einen bewährten Arm und Adler enthielt, trugen. »Ja, Ser Godfrey, ich komme aus Lan Exeter«, antwortete er knapp. Aber er fügte noch hinzu, wohl wissend, dass dieser das längst wissen musste, wenn er sich seit Längerem in der Stadt aufhielt: »Wir betreiben hier eine Manufaktur unseres Handelshauses.« Er musste anhalten beim Reden, ein ein paar junge Burschen rannten um die Wette und die Gruppe musste wohl oder übel ausweichen. Denn sie nahmen keine Rücksicht. Denn sie trieben ein Wagenrad vor sich her. Dafür war die Gasse bestens geeignet aus der Sicht der Bengel. Denn es gab ein nettes stetiges Gefälle. Solche hoch angesehenen Herrschaften hatte man nicht erwartet und somit nicht im Blick. Was hätte sie auch machen sollen außer »Platz da!« zu rufen. Denn das Rad war gut unterwegs und verursachte mit dem aufgeschlagenen Eisen einen höllischen Lärm auf dem Pflaster. Das war auch wohl der Zweck der Übung gewesen. Denn die meisten Passanten schüttelten den Kopf über diese Dreistigkeit.

    Als sie dann weitergehen konnten, erklärte Matthias: »Zum Markt geht es diese Seitengasse hoch. Weil nach der Verweildauer von Ser Tristan und mir hier in Band Ard gefragt wurde …«, erneute kamen Bürger die Gasse entlang, die das Erzählen kurz unterbrachen. Diese waren aber mit großen Augen über die ungewöhnliche Parade an Macht und Stolz zur Seite getreten. Aber das tat Matthias auch. So brauchte er ein wenig, bis er wieder aufgeschlossen hatte. »… die Händler sind verpflichtet statt des Zolls mindestens alle Waren, die sich bei sich führen, an einem Tag anzubieten. Ob sie dann weiterreisen, wissen wir nicht.« Dabei schaute er zu Ser Tristan. Denn er hatte ihm bisher dazu nichts gesagt, hätte aber im Bilde sein können. Und so fügte er noch hinzu: »Dieses zu erfahren Ser Godfrey, dass ist der Zweck des Besuches auf dem Markt.«

    Die Frage, für welchen König er sich hier in der Stadt aufhielt, vermied Matthias. Aber das würde Ser Tristan schon wissen, denn er kannte ja den Ritter vom Erzählen her. Demnach bestand auch keine Notwendigkeit hier auf der Straße zu debattieren.


    [Bild: QZNyAGcA2ByQ8CbmBTristan_small.jpg]

    Ser Godfrey blieb so abrupt stehen, dass der ihm nachfolgende Fußgänger einen raschen Ausfallschritt machen musste, um nicht in den roten Umhang zu laufen. Er schaute zu Tristan und lächelte mit unverhohlenem Überraschen. „Welcher Part genau fällt Euch in dieser Unternehmung zu, Herr?“ Tristan spürte einen Anflug von Röte in den Wangen. In dem Versuch sein Unbehagen zu überspielen, warf er den Lockenkopf zurück und schaute in den Himmel während er antwortete. „Ich begleite den Händlerzug und schütze ihn vor Gefahren.“ Kaum eine Wolke störte das helle Blau. „Ihr meint, wie die Ritter von Toussaint die Grafschaft vor den Hansen schützen?“ Tristan war zur Ehrlichkeit erzogen worden, doch fiel es ihm nicht leicht sich als gemeiner Söldner zu offenbaren. „Mehr oder weniger.“ Das Lächeln wurde zu einem Grinsen. „Ser Tristan, nehmt Ihr Geld für Eure Dienste?“ Der Nilfgaarder scharrte mit dem Stiefel über die Kopfsteine der Händlergasse und sagte dann: „Ein Mann braucht etwas zu essen, oder?“ Er spürte den sanften Klaps, den Godfrey ihm freundschaftlich auf die Schulter gab. Er nickte und schritt dann weiter voran. Sein verziertes Schwert schaukelte bei jedem seiner gemächlichen Schritte. „Es sind harte Zeiten, selbst für Ritter wie uns“, gestand er Tristan zu, obwohl ihn diese Demütigung seines adligen Gegenübers sichtlich Spaß gemacht hatte.

    Die drei Männer ließen die enge Händlergasse mit den hochgezogenen Häusern hinter sich und betraten nun ein weiteres Terrain. Sie schlenderten über eine Art Plateau oder Terrasse, das mit zahlreichen Statuen verschönert worden war. Zur Linken erbot sich ein phänomenaler Ausblick über das beweidete Tal vor der Stadt, bis weit zu den hinter einem üppigen Laubwald aufragenden Hügelkuppen. Zur Rechten ersteckten sich die Blauen Berge in ihrer ganzen Pracht. Die Gipfel leuchteten weißlich und hoben sich scharf gegen den blassblauen Himmel ab. Der bläulich erscheinende Stein ging, je näher der Fuß des Berges rückte, in das Grau über das bezeichnend für die Häuser in den oberen Lagen von Ban Ard waren. Die strengen Gebirgswinde waren zu kalt für schöne Blumen wie die Rose und so hatten die Bewohner auf dem Plateau auf Veilchen umgeschwenkt, die sie in blauer und weißer Pracht in großen Steinpötten präsentierten. Ser Tristan, Ser Godfrey und Matthias passierten ein Spalier an schön gearbeiteten Marmorstatuen, die Abbilder von zwei berittenen Nordlingen, einem Barden mit Doppelflöte und einer tanzenden Elfe mit Tamburin. Die Auswahl der Statuen schien unwillkürlich. Scheinbar sollten sie anstelle einer bestimmten Szenen einfach nur den Reichtum der Stadt präsentieren. Ser Godfreys langer Umhang streifte sachte über den geputzten Steinboden, die Rüstung schimmerte im fahlen Sonnenschein wie frisches Blut. Tristan und Matthias sahen hingegen fast wie Diener aus, obwohl auch Tristan mit einem Langschwert gegürtet war und seine Kleidung auf den Körper zugeschneidert war. „Das Schicksal beschreitet zuweilen seltsame Pfade, Ser Tristan. Es ist noch nicht sehr lange her, da kämpften wir als Feinde in der Schlacht von Brenna.“ Tristan lächelte freundlich. Er hatte den kurzen Moment der Demütigung vergessen und war nun wieder in der Laune für angeregte Gespräche. Godfrey legte keinen Spott in seine Worte, wie es die allermeisten Nordlinge taten, wenn sie von Brenna erzählten, der Schlacht in der das Kaiserreich während des Zweiten Nilfgaard-Krieges seine größte Niederlage erlitt. „Ich bin froh, dass wir uns nie auf dem Schlachtfeld begegnet sind, Ser Godfrey. Ebenso wie meine Familie. Ich bin mir sicher, sie hätte ihren Sohn nur ungerne zu Grabe getragen.“ Nun war es an Godfrey zu lachen. „Ihr seid zu bescheiden, Ser Tristan. Wie ich bereits andeutete: Euer Name als Krieger genießt über die Grenzen Nilfgaards hinaus Ansehen. Wie ich hörte habt Ihr im Krieg zahllose tüchtige Schwertfechter gefällt.“ „Nun, es war Krieg“, versuchte Tristan bescheiden zu argumentieren. „Und Feldmarschall Coehoorn sagte mir einst, Ihr wäret der beste Kämpfer den Redanien in die Schlacht zu schicken vermag. Ich habe nie miterlebt, wie sich der Feldmarschall in Bezug auf das Talent eines Kämpfers geirrt hat.“ Ser Godfrey war ein herausragender Ritter, ein paar Jahre älter als Tristan aber noch immer in der Blüte seines Lebens. Zweifellos hätte Tristan einen Zweikampf mit ihm kaum überlebt. Häufig wurden Adlige in der Schlacht von anderen Rittern gefangen genommen, um horrende Lösegelder von deren Familien zu kassieren. Doch die Kriege mit Nilfgaard waren von Hass auf beiden Seiten gekennzeichnet gewesen. Und Ser Godfreys Ruf war nicht der eines makellos edlen Verhaltens in der Schlacht. „Ihr ehrt mich, Ser Tristan. Ohne Zweifel musstet Ihr viele Gefechte bestreiten und vielen Gegnern gegenüber treten.“ Der redanische Ritter war jedoch galant genug, den schweigsamen und distanzierten Matthias in die Kriegsgeschichten einzubinden. Obwohl der Händlersohn sich etwas hatte zurückfallen lassen, schaute sich Godfrey im Gehen zu ihm um. „Kovir hat ebenfalls im Krieg gegen Nilfgaard auf der Seite des Nordens gestanden, wenn auch fast ausschließlich nur mit Geld. Gutes Geld für zahlreiche Söldner. Wie habt Ihr den Krieg erlebt, Herr Lauenstein? Wir haben wir nun einen, der auf der der Seite der Nördlichen Königreiche kämpfte und einen Mann aus Nilfgaard. Welchen Standpunkt vertretet Ihr?“
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    »Ban Ard« • Matthias Lauenstein • Die erste Frage

    [Bild: Ava_W2RPG_Ma.png] Nun Matthias hatte nicht erwartet, dass Ser Godfrey ihm direkt antworten würde. So wie es jeder normale Bürger getan hätte. Eine Frage, eine Antwort, einen Dank für die Information, wenn sie gefiel. So war es hier im Norden üblich. Sicher, der Dank reichte von »Mmmh!«, über »Ach so!« bis zu einem »Seit gedankt!«. Wenn es ganz gut kam, wechselte auch schon mal eine Münze die Hände. Aber hier war es etwas völlig anderes. Ein eitler Gockel, in einem Aufzug, wo ihn jeder von der Ferne sehen konnte. Das war in den Augen von Matthias derjenige, der hier als genialer Schwertkämpfer beschrieben wurde. Er kannte welche, aber die traten nicht so auf, wie ein Pfau. Aber er tat genau das, was der junge Mann der dem Handelshaus Lauenstein vorstand, erwartet hatte. Er fragte Ser Tristan. Das geschah auf eine Weise, wo dieser hätte auch sein Schwert ziehen können. Wenn da nicht die Anhänglichkeit der Ritterschaft und ein fast wahrnehmbares Schwanzeinkneifen zu beobachten gewesen wäre.

    Bei all diesem Tam, Tam schien es auch fast selbstverständlich, das irgendwann er auf seinen viel zu langen, zumindest für die hiesigen Straßenverhältnisse, roten Mantel treten musste. Er fiel aber nicht. Was zum einen für seinen Gleichgewichtssinn sprach. Zum anderen zeigte es die Übung, die er hatte. Das war die andere Seite der Medaille. Dann kamen sie an dem großen Platz der Stadt. Dort wo die Feste stattfanden, wo Händler ihre Waren anboten, dort wo auch die Münze war, die Matthias heute schon besucht hatte. Ser Godfrey kannte den Anblick. Und auch sein Mantel. Denn dieser putze die Straßensteine vermutlich nicht das erste Mal. Und weil er etwas hinter den beiden Rittern ging, musste er sich nicht mal seines Grinsens schämen. Sie würden es nicht sehen. Aber Ser Tristan hatte nicht mit der Wucht der Farben, die durch das Gebirgsmassiv mit seinem schneebehangenen Gipfeln und den zartblauen Himmel und dem Blick auf das Tal mit seinen angehenden Wäldern noch verstärkt wurden, gerechnet. Man sah es seinem Gehen an, wie überrascht er war. Matthias fand die Stunde gut gewählt. Denn durch den Stand der Sonne glänzten die Berge bedingt durch die zahlreicheren Mineralien und Erze, die bis an die Oberfläche drangen, in einem wunderbaren, satten Blau.

    Dass Ser Godfrey nach einer weiteren Demütigung seines Begleiters nach der Schlacht von Brenna fragte, war klar. So klar, wie die Luft hier oben auf dem freien Areal sich zeigte. Denn die nilfgaardschen Truppen hatten 1265 in diesem kleinen Ort nach ihrer Invasion ihr Hauptheer verloren und waren vernichtend geschlagen worden. Und so kam, was kommen musste. Beide versicherten sich, dabei gewesen zu sein. Dann kam etwas, was immer bei Rittern passiert. Sie erinnern sich an den Boten, den Lakaien, der brav hinter ihnen einherstapfte, und stellen eine beliebige Frage. So kam es auch diesmal, als der Redanische Ritter wissen wollte: »Wie habt Ihr den Krieg erlebt, Herr Lauenstein?« Aber weil, wenn schon mal angesprochen, wird nicht auf die Antwort gewartet, sondern im Eifer, so wie man Finger zählt schießen noch weitere Fragen ins Kraut. Eine, die sich Matthias merken wollte, war die: »Welchen Standpunkt vertretet Ihr?«

    Weil der Ritter seinem roten Mantel eine Pause gönnte, konnte der Gefragte aufschließen und machte die Antwort kurz. Obwohl sie, doch das konnte dieser nicht wissen, seinen wundesten Punkt in seinem jetzt fast 30jährigen Leben berührte. So antwortete er: »Ser Godfrey, vor acht Jahren war ich einer Rotte der königlichen Garde der Garnison in der Stadt Daevon zugeteilt worden. Lernte dort den Kampf mit Schild und Schwert.« Das wollte er so belassen. Denn dass es der dortige Kommandant gewesen war, der ihn aus einem Besäufnis nach den anderen über den Verlust seiner Eltern, herausgeholt hatte und ihn vor eine Holzpuppe stellte, mit einem einfachen Eisenschwert in der Hand, das musste er jetzt hier nicht ausbreiten. Nach einem Seufzen, was nicht zu verhindern war, sprach er weiter: »Auf wessen Seite ich stehe? Ich denke auf meiner Seite. Ich vertrete ein Handelshaus und biete derzeit einen Escortservice für andere Händler an.« Diese Antwort entsprach dem bürgerlichen Denken hier im Norden und war gerade herzu. Matthias war es durchaus bewusst, dass Ritter eine Parteinahme für ihren König wünschten. Aber der sich entwickelnde Handel, die aufstrebenden Kaufleute und die Gier des Adels nach prächtigen Dingen brachten sie in eine materielle Abhängigkeit. Denn Rüstungen, gar Kriege mussten auch finanziert werden.

    Doch diesmal erlaubte sich Matthias direkt eine Frage zu stellen. Dabei ging er so vor: »Ser Godfrey, ihr wurdet von Ser Tristan als einer der besten Schwertkämpfer der Redanischen Armee vorgestellt. Wir handeln mit seltenen Mineralien und Erzen, die sich gut zum Veredeln von Waffen eignen. Könnt Ihr mir, wenn es beliebt, erklären, wo euer Schwert geschmiedet wurde?«

    Geändert von VRanger (09.04.2017 um 09:43 Uhr) Grund: verlinkt
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    [Bild: QZNyAGcA2ByQ8CbmBTristan_small.jpg]

    Matthias passiv aggressive Antwort irritierte Tristan. Er beantwortete die Frage nicht wirklich, redete um sie herum. Er sprach von seiner Ausbildung, so als wolle er unbedingt beweisen müssen, dass er zu dem kämpfenden Volk gehörte und nicht irgendein reicher Pfeffersack war, der den Krieg lediglich finanzierte und andere die Drecksarbeit erledigen ließ. Er erzählte von seiner Zeit bei einer Stadtgarde, sparte allerdings mit Details. Tristan entging der Blick nicht, den Ser Godfrey ihm zuwarf kurz nachdem Matthias von der Garnison erzählt hatte. Er sprach Bände purer Heiterkeit. Matthias musste bereits um die dreißig Jahre alt sein. Dass er seine Fertigkeiten mit Schild und Schwert erst vor acht Jahren, also mit Anfang Zwanzig, erlernt hatte amüsierte den Ritter. Krieger wie Godfrey oder Tristan waren das Produkt einer lebenslangen, individuellen Kampfausbildung. Sie begannen schon im Jungenalter mit dem Fechttraining, lernten die verschiedenen Waffengattungen zu meistern und ihren Körper im Kampf zu beherrschen. Ein einziger Zweck rechtfertigte ihre Existenz: Zu töten. Erbarmungslose Killer in eleganter Kleidung, edel und galant. Sie waren die wahren Meister des Schlachtens, die echten Vollstrecker von Furcht und Verderben auf den Feldern des Krieges. Sie waren Kriegsherren und die anderen, die Infanterie, Bogenschützen oder Belagerungsmeister waren nur Fraß für ihre unersättlichen Schwerter. Entsprechend spöttisch, fast schon mitleidig, schaute Godfrey auf ihn herab. Matthias Sicht auf den Krieg schien sich seit der gescheiterten Invasion Nilfgaards zudem nicht geändert zu haben. „Ich stehe auf meiner Seite“, war die Antwort. Die Seite einer – fast schon opportunistischen – Händlerfamilie aus Kovir. Innerlich wünschte Tristan, dass Matthias sich ausgeschwiegen hätte. Unweigerlich berührte ihn die Ehrlichkeit des Händlersohns peinlich und er wünschte sich fast, er wäre Godfrey von Mirt allein begegnet. Dann unterdrückte er das Aufkommen eines schiefen Lächelns: Ein Segen, dass Isolt nicht bei ihm war. Andererseits konnte die Elfe sich wunderbar verstellen und fast wie eine Edeldame austreten, wenn sie wollte.

    Tristan lauschte der gestellten Gegenfragte von Matthias nur flüchtig. Der Blick ins Tal fesselte seine ganze Aufmerksamkeit zu sehr. „Isolt würde es sicherlich gefallen. Vielleicht nehme ich sie heute Abend hierher mit. Eine Flasche guten Weins – vielleicht sogar aus Toussaint – kann ich sicherlich bezahlen“, dachte Tristan und tastete nach der Geldbörse. Er stellte sich vor, wie sich das Licht der Sonne an den Zacken der Berge brach und das Tal vor ihm rot aufflammen ließ. Auch die Wolken konnte er vor seinem geistigen Auge sehen, die vielleicht schon fast auf Augenhöhe mit ihm waren. Oder war das bloß durch die Höhe hervorgerufener Größenwahn? Vermutlich wäre es eher Hochnebel als echte Wolkenfelder, doch zweifellos bot dieser Platz hier bewundernswerte Schönheit. Währenddessen erklärte Ser Godfrey die Herkunft seines Schwertes: „Ich hab es von den Meisterschmieden der Gnome in Mahakam anfertigen lassen“, berichtete der rote Ritter stolz. „Hat mich mehr gekostet als ein Bauer in einem ganzen Leben erwirtschaften kann, hat sich aber auch schon mehrfach bewährt.“ Er umfasste den Griff, der geschliffene Elemente aus edlem Holz aufwies und zog die Klinge unter leisem Scharren eine Elle lang aus der Scheide. Wie der ganze Ritter war auch die Waffe poliert und glitzerte wie frisch gefallener Schnee. „Seht sie Euch ruhig an, Herr Lauenstein. Die Schwertseele ist aus hartem Stahl, tief aus den Mienen Mahakams geschmiedet. Fünfzehn Stangen, ineinandergedreht versteht sich. Der Stahl außen kommt aus Redanien. Er ist weicher sonst ließe er sich kaum schärfen. Allerdings haben die Gnome mir versichert, dass sie ihn ‚behandelt‘ hätten. Sie verraten ihre Geheimnisse nicht, aber die Klinge soll praktisch unzerbrechlich sein.“ Mit einem lauten Klacken stieß er das Schwert zurück ins geölte Futter. „Ich habe die Klinge von den Priestern des Ewigen Feuers segnen lassen. Außerdem hat eine Jungfrau draufgepisst.“ Er lachte und machte eine wegwerfende Handbewegung. „Es war nicht leicht eine zu finden und eigentlich gebe ich nicht viel auf solchen Aberglaube. Aber was einem als Kind beigebracht wird, vergisst man sein ganzes Leben nicht mehr. Stimmt’s?“ Er lächelte niemand im Besonderen zu und flanierte gen Brüstung. Sie war mit einem sehr niedrigen Mäuerchen abgegrenzt, nicht einmal hoch genug um einem Mann bis an die Knie zu reichen. „Wie steht es um Euch, Herr Lauenstein? Ein Mann aus einer Händlerfamilie hat sicherlich das Geld und den Zugang zum Material für ein paar gute Waffen. Erzählt mir von Eurem Arsenal. Vor allem“, seine Augen blitzen wie die eines Falken: „…ob Ihr sie überhaupt benutzt.“ Tristan betrachtete Matthias aus den Augenwinkeln. Er hatte sich schräg rechts von ihm positioniert. Auch den Nilfgaarder interessierte, ob und wie sich ein Händler im Kampf so schlagen mochte. Allerdings hätte er die Frage niemals derart geradeheraus gestellt, vor allem nicht nach so kurzer Zeit. Aber Ser Godfrey war sich seiner bewusst und schien sich schnell zu langweilen; und darum bohrte er seine Augen tief in Matthias Blick.
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    »Ban Ard« • Matthias Lauenstein • und eine fast unmögliche Antwort darauf

    [Bild: Ava_W2RPG_Ma.png] Wiederum geschah genau dass, was Matthias aus der Fassung brachte. Er stand vor zwei Leuten, die sich Ritter nannten, aber in keiner Weise so handelten. Für ihn sind es bescheidene Leute, vornehm und zurückhalten, bereit für die Hilfe, tragen Sorge, dass es im Königreich ein geordnetes Leben gab, die den Räubern und Wegelagerern den Kampf ansagten und ihren Lehnschwur erfüllten. Er mochte diese Prahlerei nicht. Denn er selbst hatte ein auserlesenes Schwert, aber das musste er nicht Ser Ser Godfrey auf die Nase binden. Es würde ihm auch nicht helfen, es im Detail mit all seinen Vorzügen zu beschreiben. Es würde vermutlich in einem Zweikampf enden. Nur damit dieser sich beweisen konnte, dass er einem Händler es gezeigt hatte. Zumal es ein Gespräch war, was nicht auf die Straße gehörte.

    Aber Matthias war in einer misslichen Situation. Er konnte nicht sagen, was er dachte. Auch hier nicht in der freien Stadt Ban Ard. Leider war es so. Und so musste er wohl oder übel antworten und zu dem höflich sein. Er sah keine Aussicht das abändern zu können. Insgeheim war er froh, dass er sein Schwert nicht mitgenommen hatte, dann man würde die Damaszierungen durch Einlagerungen seltener Mineralien in dem Stahl zweifellos sehen. Doch genau das musste sein Gegenüber nicht wissen. Aber es galt zu antworten:

    »Ser Godfrey! Welch ein wunderbares Stück an Schmiedehandwerk, was ihr da tragt. Sicher eins, was euch im Kampfe zum Ärgernis eurer Gegner einen enormen Vorteil gewährte. Eine Waffe, die auch einem Marschall zur Ehre gereichen würde. Ein wunderbares Stück und vielen Dank, dass ihr das Schwert Ser Tristan und so auch mir gezeigt habt.« Er beendete diesen Satz mit einer Geste der Verbeugung. Weitreichend genug, dass man sie erkennen konnte. Aber auch nicht so weit ausgeführt, dass sie bieder wirken musste.

    Dass das Handelshaus Lauenstein die Schmiedestätten in der Region um das Mahakam Gebirge, welches sich durch die Königreiche Temerien, Aedirn, Rivien und Lyrien erstreckte und auch recht steile Gipfel auswies, kannte, wollte er nicht berichten. Aber er hatte das Glanzbild von Wolframstahl gesehen. Seine Härte ist unbestritten. Er wusste, dass sie eines der wenigen Vorkommen von Wolframit ihr eigen nennen konnten. Doch es hatte seine Zeit gedauert, bis dieses Begleitmineral des Zinnerzes in seiner wahren Bedeutung erkannt wurde. Daran hatten eben von Zwergen geleitete Hütten, die sich in der Metallurgie, so wie Meister Durin, wahrlich auskannten, ihren nicht unbedeutenden Anteil. Es waren diese gewesen, die in einem aufwendigen Schmelzen und Schmiedens mit den dafür erforderlichen extrem hohen Temperaturen das Mineral abspalten konnten. Und weil auch nichts der Experimentierfreude der Meister aus Mahakam entkommen konnte, wurde dieses Wolframit in einer Zwischenstufe beim Schmieden des Stahles hinzugegeben. Das wiederum führte zu einer unglaublichen, bisher nicht erreichten Härte. Dieser übertraf sogar die der bisher verwendeten Werkzeuge, was zum allgemeinen Erstaunen bei den Experten führte. Damit wandelte sich ein einfaches Vorkommen für das Handelshaus der Lauensteins in ein wertvolles. Aber dadurch, dass der Aufwand der Verhüttung so kompliziert, so teuer war, wurde es auch nur bei ausgewähltesten Waffen verwendet. Doch das würde den, der eine Jungfer hatte auf sein Schwert pinkeln lassen, schwerlich interessieren.

    »Meine Waffen, Ser Godfrey«, hörte er sich sagen, »… sind in eher in einfacher Art. Ein Breitschwert, ein Schild und ein paar Wurfmesser führe ich und das hat sich beim Begleiten von Händlerkarawanen als zweckmäßig erwiesen. Der Schild ist gut gegen Heckenschützen, das Schwert hilft und die Wurfdolche treffen schon den, der zu enteilen versucht oder überaus keck anstürmt.« Dann machte er eine Pause und entschied sich folgendes zu sagen: »Diesmal ist es doch etwas anders. Denn Ritter Ser Tristan, in Begleitung von Lady Isolt, führen die Sicherheit des Trosses an. Mein Arrangement ist erst durch Vermittlung von Ser Tristan zuwege gekommen. Wofür ich ihm sehr dankbar bin. Denn die Reise im Gefolge eines Ritters ist für alle eine bedeutend sichere Sache.«

    Den Toten, den es im Wirtshaus gegeben hatte und das Lady Isolt dabei Hand geführt hatte, wollte er verschweigen. Denn er war sich nicht sicher, ob es sich nicht doch um einen der Inspektoren des Königs handelte, der so seine Nachforschungen anstellte. Denn es war führ ihn schon verwunderlich, dass er den Namen des überragenden Schwertkämpfers noch nie vernommen hatte und der Ritter wie ein Pfau durch Ban Ard stolzierte und sich solchen Gassen, wie der bei Meister Durin, aussetzte, um dann mit Ser Tristan ohne Weg und Ziel mitzukommen. Das fand er schon befremdlich und das riet ihm zur Vorsicht.

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    Tristan kannte und ignorierte die fast schon anbiedernde Freundlichkeit, die Matthias dem Redanier gegenüber an den Tag legte. Er betitelte es als „wunderbares Stück Schmiedekunst“, lobte unausgesprochen die Qualität des Ritters im Kampf und bedankte sich für die kurze Vorführung. Er beendete seinen Dank mit einer Verbeugung. „Er weiß sich zu benehmen“, dachte Tristan. Dann erklärte er ausschweifend, wie er bewaffnet war. Anscheinend wollte er bei den Rittern keinen Zweifel daran aufkommen lassen, dass er es ebenfalls mit einem Gegner aufnehmen konnte. Tristan wusste Bescheid, dass Matthias auch unter Stress die Nerven behielt; Godfrey hingegen lächelte nur sachte.

    Tristan bemühte sich seine Bestürzung zu verbergen, als Matthias die Anwesenheit der Elfe erwähnte. Er hatte gehofft, der Händler habe die Aussparung seiner Geliebten entsprechend verstanden. Fast schien es ihm wie ein schändlicher Verrat, dass Matthias sie nun erwähnte. Tristan starrte konzentriert auf das Meer aus gelben und roten Blättern, die bunt in der Herbstsonne das Tal zum Leuchten brachten. Zu seinem Glück schien sich Godfrey mehr für die Waffen als für die Lady zu interessieren. „Ihr seid bescheiden, Herr Lauenstein. Ein Händler mit breitem Schild ist mir ebenso selten begegnet, wie ein Händler mich Rückgrat.“ Er lachte über seinen eigenen Witz. „Wurfmesser sind allerdings eine schmutzige Angelegenheit. Ansonsten lasst mich Euch sagen: Ein Schwert ist nie eine Waffe der einfachen Art.“ Er richtete den Blick, gleich Tristan, ins Tal. „Ich begegne meinem Feind lieber mit dem Schwert in der Hand, oder der Lanze. Damit wird das Töten zu einem Kunsthandwerk.“ Er ließ die Zähne blitzen und schaute zu Tristan. „Und Ihr, Herr. Was ist die Waffe Eurer Wahl?“ Tristan tat so, als würde er kurz überlegen. Er hatte keine echte Waffe der Wahl, er war mit vielen Waffen geschickt. Allerdings wählte er nach Funktionalität. „Es liegt keine Kunst im Töten, Ser Godfrey“, erklärte Tristan mit gedämpfter Stimme. „Ich kämpfte mit Lanze, Axt und Schwert – Werkzeuge einer blutigen Arbeit.“ Godfreys Grinsen wurde breiter. „Eine Arbeit, die Ihr zweifelsohne versteht. Aber Euer Weib lässt Euch weich werden, Ser. Flieht ein Mann aus der Schlacht, so tut er das entweder aus Feigheit oder wegen einer Frau.“ Der Redanier nickte bedeutungsschwer. „Ist sie denn wenigstens schön?“ Tristan lachte laut, warf sein Echo ins Tal unter ihm. Zwei Tauben flogen von einem Dach in der Nähe auf. „Sie ist die schönste Frau auf der Welt.“ „Ich dachte immer das sei Francesca Findabair“, lachte Godfrey. „Die Elfenkönigin habe ich noch nie gesehen“, gestand Tristan. Auch er hatte von der blendenden Schönheit der Aster aus den Tälern gehört, der Herrin von Dol Blathanna. Tristan spürte das Klopfen einer fremden Hand auf seiner Schulter. „Es freut mich aber, dass Ihr eine Lady zur Frau nehmen konntet. Eine Dame, wie sie Eures Standes würdig ist.“
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    »Ban Ard« • Matthias Lauenstein • und eine folgende Erklärung

    [Bild: Ava_W2RPG_Ma.png] Es war das »Aber Euer Weib lässt Euch weich werden, Ser.«, was Matthias aus seiner Rolle in einem für ihn vertretbaren Maße herausholte. Denn er prüfte, was zu tun sei, damit man den, den man aus vielleichter Zufälligkeit und aus Langerweile aufgelesen hatte, wieder los wurde. Wobei bei ihm die Frage Raum griff, ob es nicht besser gewesen wäre, dass die Münze in den Winkeln der Gasse gestrandet wäre, als unter dem Stiefel dieses Ritters. Eigentlich war Matthias entlassen. Denn er hatte in gewissem Maße ein Lob erhalten. Denn so konnte man das Gesagte schon sehen: »Ein Händler mit breitem Schild ist mir ebenso selten begegnet, wie ein Händler mit Rückgrat.« Vielleicht wäre es auch besser gewesen in dieser Situation. Aber Ser Tristan und er waren nun mal gemeinsam unterwegs und so wollte er schon helfen, so gut es ging. Vielleicht würde auch ein etwas vorlauter Händler, mit keinem Schimmer vom Rittertum, besser helfen diesen endlich loszuwerden. Er mutmaßte zu dem, dass auch Ser Tristan ihn eher so einordnen würde, aber eben gebunden war. Doch das war eine Sache für später. So wiederholte er die leichte Verbeugung auf dem großen Platz in Ban Ard und sprach, sich dessen bewusst zu sein, dass er eigentlich nicht aufgefordert worden war zu sprechen:

    »Ser Godfrey! Euch gebührt der Dank, dass ihr so einfaches Waffenhandwerk anerkennt. Und ich sollte auch in Anbetracht eurer sicher knapp bemessenen Zeit sagen, es war nicht freiwillig. Nein war es nicht!« Er holte tief Luft. Er wusste, dass er nicht zu viel erzählen wollte, aber es auch nicht konnte. Dann sprach er weiter: »Zu der besagten Schlacht bei Brenna, eigentlich kurz davor, habe ich durch Banditen meine Eltern und fast alle Bediensteten des Handelshauses Lauenstein bei einem Überfall verloren. Die königliche Garde hat ein paar Überlebende, ich war darunter, später aufgefunden und wir wurden in die Garnison gebracht. Dort habe ich mich verloren. Das hat dem Kommandanten nicht gefallen und so bin ich zu dem Schwert und dem Schild gekommen und mit Verlaub auch den einen oder anderen Tritt in den Hintern gab es auch. Ich habe es hingenommen, so ohne Ziel und Halt. Aber das tägliche Training hat geholfen. Ich hätte dort bleiben können, mir wurde der Rang eines Fähnrichs angeboten. Aber ich wollte es nicht. Denn ich suche die Mörder, immer noch. Das ist auch der Grund, warum ich die Händler begleite. Und für dieses Banditengesindel sind Wurfmesser,« und dann tat er es doch und sagte: »... sind Wurfmesser, mein Ritter, eine perfekte Sache.«

    Dann trat er zur Seite, schaute zur Ser Tristan und sagte eher zu ihm: »Ser Tristan, leider gab es bisher keine Zeit euch das so zu erklären. Aber ich denke, es sollte in Ordnung gehen.«

    Wie der das gesagt hatte und bereits die knapp bemessene Zeit des anderen Ritters angesprochen hatte, zeigte er mit einer Handbewegung auf Stände. Buden, die um die Wagen der Kaufleute errichtet worden waren. Es hatte sich schon ein buntes Volk versammelt. Sicher Handelstage gab es in der Stadt reichlich und die Waren waren meist auch dem Ort und dem vorhandenen Interesse angemessen. Aber diesmal war es ein großer Tross und es waren auch Händler aus anderen Landstrichen dabei. Somit bahnte sich ein Getümmel und Gewusel an. Und genau in dieses wollte Matthias. Er spekulierte darauf, das der Ritter sich überhaupt nicht dem Versuch eines langen Fingers, was ja bei solchen Markttagen immer auf dem Plan steht, aussetzten wollte. Und so sagte er zu der Handbewegung: »Ser Godfrey! Dort sind die Händler, zu denen Ser Tristan und ich wollen.« Weitere Dinge vermied er, das würde sich schon ergeben, darin war er sich sicher.
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    [Bild: Tristan_small.jpg]

    Tristan erschauerte als Matthias in fast abgeklärt-kühler Tonlage den Tod seiner Eltern erklärte, ermordet von feigen Banditen. In der kurzen Zeit ihrer gemeinsamen Reise hatte er den Händler jedoch noch nie so emotional erlebt, unabhängig der prägnanten und sachlichen Schilderung seines Lebensweges. Was bewog ihn dazu, einem Ritter dessen Aura ihn spürbar abkühlte, einen so privaten Moment der Verletzlichkeit zu offenbaren? Zumal es Godfrey kaum zu tangieren schien. Er ließ nur ein mitfühlendes Nicken erkennen, das in seiner Gesamtheit aber eher symbolischen Charakter hatte. War es ein Angriff des Händlers? Eine verbale Attacke gegen die Arroganz des roten Ritters? Wie die Nordischen Königreiche, die sich gegen die Nilfgaarder schmissen, so warf sich Matthias mit einer entwaffnenden Ehrlichkeit gegen Ser Godfrey. Was wollte er erreichen? Mitleid? Und dann erkannte Tristan, dass die Botschaft gar nicht an Godfrey, sondern an ihn gerichtet war und – ob gewollt oder nicht – seine Motivation offenbarte: Rache. Ehrliche, unverblümte Rache, gehüllt in den blutroten Mantel der Gerechtigkeit. Matthias spie die letzten Worte förmlich aus und rang Ser Godfrey ein schmales, blutrünstiges Lächeln ab. Wurfmesser, Axt oder Schwert – der rote Ritter hatte zweifellos einen Hang zum Gemetzel.

    „Ser Tristan“ wandte sich Matthias dann plötzlich an den verstummten Nilfgaarder: „… leider gab es bisher keine Zeit euch das so zu erklären. Aber ich denke, es sollte in Ordnung gehen.“ Tristan schaute den Mann an und erkannte in dem Bekannten einen Unbekannten, so als habe er den wahren Matthias die ganze Zeit über mit seinem Spiegelbild verwechselt, dass auf der Oberfläche eines Sees schimmerte. Nun sah er den wahren Mann hinter der Reflexion. Einen niedergeschlagenen, gebrochenen und wieder aufgebauten Mann, gestählt durch Schmerz und Erfahrung, geboren aus Leid und Verlust. Tristan sah ihn und ein Schauer, kälter als der Letzte, schüttelte ihn obwohl die Sonne nach Kräften schien. „Natürlich“, hauchte er. Er dachte an Isolt, dachte an ihre Tat im Gasthaus und fragte sich, welch Dämonen es wohl in Matthias hätte wachrütteln können. Er dachte an Isolt und er sah sie vor sich: tot. Einen Augenblick infernalen Wahnsinns blendete ihn das fahle Sonnengold und Isolts tote Augen starrten in die seinen. Dieser Augenblick, vergänglicher als ein Herzschlag, ließ ihn sie erkennen. Sie öffnete den Mund, sprach wortlos und nur ein dünner Schwall Blut kam über ihre Lippen. Zum ersten Mal in seinem Leben verspürte Ser Tristan ap Riwalian Furcht.

    Sie ging ebenso schnell wie sie gekommen war. Die Furcht war fort, ebenso wie Godfrey und Matthias. Sie hatten ihren Weg in der Erwartung fortgesetzt, dass Tristan ihnen folgen würde. Der Nilfgaarder schüttelte den schwarzen Lockenkopf, presste die Augenlider zusammen und versuchte sich in einem Moment der Selbstgeißelung Isolts gemartertes Bild aufzuzwingen. Glück oder Fügung ließen ihn scheitern. Schließlich eilte Tristan dem langen roten Mantel nach, der in gemächlicher Ruhe hin und her schwang, während sein Besitzer auf die Waren der Markthändler schaute. Matthias versuchte ziemlich offensichtlich Ser Godfrey abzuwimmeln, doch den Ritter schien das nicht weiter zu beeindrucken. Stattdessen setzte er seinen Rundgang mit den beiden Gefährten fort, wobei er hin und wieder stehen blieb und sich die Waren anschaute, die ihm von den Händlern lauthals feilgeboten wurden. Tristan holte auf, verlangsamte seinen Schritt und ging nun wieder gewohnt bemessen und mit hinter dem Rücken zusammengelegten Händen, wobei er mit der rechten Hand das linke Handgelenk umfasste, neben Ser Gofrey. Auf dem Markt wimmelte es von Fußvolk, Händlern, Käufern, Wachen in glänzenden Harnischen und herumbalgenden Kindern die spielend ihren in lachenden Gruppen herumschlendernden Müttern nachliefen. Viele der Frauen trugen Körbe oder Bündel mit Kleidung und immer wieder warfen sie blicke zu den gutaussehenden Männern, von denen Ser Gofrey die meisten erntete. Tristan selbst war sehr hübsch, doch sein von Grübeleien zerfurchtes und ernstes Gesicht nahm ihm die Unbeschwertheit, die in Godfrey munterem Lächeln lag. Außerdem wirkte der rote Ritter in seiner prunkvollen Rüstung weitaus überlegener, als Tristan in seinen schwarzen Sachen. „Münzen! Herr, eine Münze für einen Kriegsversehrten?“ Ser Godfrey warf einem krummen Mann mit schlechten Zähnen, der die Farben Kaedwens trug, ein paar bronzene Taler zu. Das Geld sprang mit silbern-klingendem Ton von den Steinen ab, als der Bettler die Almosen nicht sofort fing. Neugierige Köpfe wandten sich nach dem Ton des Geldes, doch keiner wollte einem Bettler in Anwesenheit eines spendablen Ritters die Spenden abjagen und so beließen sie es beim Gucken. Der erwartungsvolle Blick des Bettlers richtete sich zu Tristan. Dieser wühlte in seinen Taschen umher. Als Edelmann wurde eine gewisse Großzügigkeit von ihm erwartet, die Goldmünzen wären aber zu viel des Luxus, denn im Prinzip belief sich Tristans Reichtum auf genau das. Also fingerte er eine kleine Münze hervor und legte sie dem Bettler in die Hand. „Danke Herr, ich da-…“ Der Mann stockte und starrte auf das Geld. Dann fluchte er gotteslästerlich und schleuderte sie Tristan ins Gesicht. „Nilfgaarder Abschaum!“, rief er und spie Tristan auf die Stiefel. Der Ritter war wie erstarrt und wich einen Schritt zurück. „Wegen den Schwarzen bin ich ein Krüppel und Ihr wagt es mir eine von Euren widerlichen Münzen anzudrehen? Kaedwens Stolz kann man nicht kaufen und Kaedwen nicht bezwingen!“ Wieder spuckte er aus, verfehlte Tristan diesmal jedoch. Ein klirrendes Geräusch ertönte, gefolgt von dem erschreckten Aufschrei der Menschen. Ser Godfrey hatte sein Schwert gezogen und richtete die Spitze nun auf den Hals des Bettlers. „Ser Godfrey, nicht!“, rief Tristan beschwörend. In Godfreys Augen glomm der Zorn. „Nilfgaarder oder nicht, Ihr seid ein Ritter. Und so ein Abschaum hat nicht das Recht Euch zu beschmutzen, Ser!“, beharrte Godfrey. „Herr“, jammerte der Bettler. „Ser Godfrey“, sagte Tristan eindringlich und trat an die Seite des Ritters. „Lasst den Mann in Frieden. Er weiß nicht, was er tat.“ Ser Godfrey wollte zu einer Erwiderung ansetzten, knirschte dann aber nur mit den Zähnen und steckte das Schwert zurück. „Du hast ein unverschämtes Glück, du Stück Scheiße“, zischte er dem Bettler leise genug zu, als dass die Leute auf dem Markt die unflätige Beleidigung nicht vernehmen konnten. „Wenn ich dich noch einmal in der Stadt sehe, ist es aus mit dir!“ Tristan fasste Godfrey am Arm und zog ihn sanft fort. Ein paar Herzschläge später strich sich Godfrey das blonde Haar zurecht und setzte wieder ein so weltgewinnendes Lächeln auf, dass die Damen sofort wieder zu kichern begannen. Tristan lächelte nicht. Diese Stadt versuchte anscheinend mit aller Gewalt, alte Wunden aufzureißen.
  10. #270 Zitieren
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    »Ban Ard« • Matthias Lauenstein • ein ungleiches Paar

    [Bild: Ava_W2RPG_Ma.png] Matthias Lauenstein war sich zu sicher gewesen. Leider! Das, was er sich ausgerechnet hatte, war nicht eingetreten. Die beiden Ritter klebten zusammen. Ja sie klebten zusammen, wie Pech und Schwefel. Wobei Schwefel gelb aussieht. Und sie zogen den Krawall mit sich oder dieser zog sie an. Er konnte nicht erkennen in dem Gewusel an Menschen, die das Markttreiben bestimmten, was im Detail geschehen war. Auch musste man stehst auf der Hut sein. Denn die Wege waren zum Teil gepflastert, aber auch zum Teil der reinste Schlamm. Das rührte daher, dass eben viele Wagen auf dem Markt standen und sich die Händler schon solide befestigte Stellen ausgesucht hatten. So musste man manchmal eben sich das Schuhwerk schmutzig machen. Da wo zwei Ritter hindurchkamen, konnte ein normaler Bürger, so wie er es war, nicht darauf bauen. Denn so schnell, wie sich für die beiden in rot und in schwarz gekleideten Herren der Weg auftat, so schnell verschloss er sich auch wieder. Deshalb konnte Matthias nicht mithalten und so hörte er auch eher Dinge, wie er sie sehen konnte. Einem Bettelruf für einen Kriegsversehrten folgte ein Geklimper. Welches nur für die Arroganz, für Geltungsbedürfnis und Blasiertheit des Gebers sprach. Denn es war schlecht geworfen. Denn die Münze landete auf den Ritzen der Straße. Doch wie soll ein Kriegsversehrter hier am Markttage bei dem Gedränge an die Gabe kommen. Es ist wie, wenn man einem Verdurstenden vor der Nase einen Krug mit Wasser in den Sand gießt. Doch Matthias wusste nicht, wer der Werfer des Geldstückes gewesen war.

    Dann folgte Stille, hinterdrein von einem »Danke Herr, …« und dieses wiederum wurde mit einem »Nilfgaarder Abschaum!« abgeschlossen.

    Damit wusste Matthias, wer die erste Münze geworfen hatte. Er war nicht bei der Sache oder hatte nicht im Detail zugehört. Dennoch er versuchte durch den Ring an Menschen zu kommen. Denn irgendetwas schien es zum Gaffen zu geben. Zumindest seit er ein »Ser Godfrey, nicht!« vernommen hatte. Diesem »Ser Godfrey, nicht!« war ein metallisches Geräusch vorausgegangen. Matthias kannte diesen Ton, wenn behände ein Schwert aus seiner Scheide gezogen wurde. In dem Drängen, kam ihm die Frage in den Sinn, ob er sich das antun musste? Ob er es sehen wollte? Nein, er wollte nicht sehen, was kommen würde. So wandte er sich ab. Gab den Platz frei für die Nachdrückenden. Die bereitwillig in die kleine Lücke traten, um sich an der Sache zu ergötzen. Schon ein paar Schritte weg und bei weniger Gedränge hörte er noch: »Wenn ich dich noch einmal in der Stadt sehe, ist es aus mit dir!« Es war die Stimme des roten Ritters und Matthias wusste, dieser hatte kein Herz, aber auch keinen Stolz. Denn einen Kriegsversehrten aus einer Stadt zu verweisen, war schon eine üble Tat. Doch Matthias kam nicht mehr an die beiden heran, er wollte es auch nicht.

    Zugleich passierte etwas, was ihn für einen Moment die Sorgen aus dem Gesicht nahm. Denn ihm war eine Antwort eingefallen, wenn die beiden oder einer von ihnen fragen würde, wo er denn gewesen sei. In diesem Moment der Freiheit schaute er sich um. Sah wieder die Händler, die Bürger, die Frauen, die Kartoffeln, Kohl, Möhren für den Mittagstisch holten, die Schuhmacher, die Böttcher, einen Gaukler … er hatte seinen freien Blick gefunden. Weg mit den Augen von dem Schlamm, dem Dreck und dem Unflat der Straße. Hochgenommen hatte er seinen Blick. Und das war ein Genuss für ihn. Dabei sah er einen Mann, dessen Gesicht ein weißer Schnauzbart zierte. Es dämmerte ihm, dass er die sich an den Enden gekräuselten Spitzen schon mehrfach gesehen hatte. Es war einer von den Händlern, zu deren Begleitung er sich geschlossen hatte und ihm fiel auch dessen Name wieder ein. Er tat an den Stand und sagte: »Meister Froggeheim, auf eine Minute?« Dieser wohlbeleibte Mann lachte ihn an und antwortete: »Was gibt es Herr Lauenstein? Doch das Meister ist zu viel der Höflichkeit.« Matthias holte etwas Luft. Denn die brauchte er immer noch nach dem Erlebnis mit den beiden Rittern.

    nächster Post: ein Moment des Erinnerns
    Geändert von VRanger (21.05.2017 um 05:31 Uhr) Grund: verlinkt
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    „Verlangt es Euch danach, auf dem Markt zu bleiben?“ Tristan schaute zu Ser Godfrey, der ihm diese Frage im Tonfall unverhohlener Langeweile gestellt hatte. „Ich… wir…“ Tristan sah sich zu Matthias um, entdeckte ihn aber nicht. Wo war dieser Kerl bloß abgeblieben? „Der Händler widmet sich dem Handel zu, wie es ihm seine Natur gebietet“, kommentierte Godfrey belustigt. „Lasst ihn seinen Spaß mit dem Feilschen und dem Zählen von Münzen und gönnen wir uns einen Trunk im Gasthaus.“ Er hob die Hand und deutete auf eine Taverne, die direkt am Marktplatz lag. Ein massives Fass baumelte als Aushängeschild über dem Eingang. Tristan seufzte innerlich über das Verschwinden seines Kameraden, nickte dann aber. Die beiden Männer schwenkten nach links und überquerten den Marktplatz. Die Taverne war zur Mittagsstunde voll, doch den Rittern wurde ein Platz mit Sicht direkt auf den Markt freigeräumt. Ser Godfrey bestellte zwei Krüge Ale, Spiegelei, Wurst und Brot und zahlte in harter Währung. Die Männer unterhielten sich über Trivialitäten wie die Plattnerkunst der Rüstungsschmiede. Außerdem stellten sie fest, dass sie beide der Leidenschaft der Poesie frönten. „Ich verfasse selbst Gedichte“, sagte Godfrey stolz. „So wie ich auch. Hin und wieder“, gab Tristan in gespielter Bescheidenheit zurück. „Wovon handeln sie?“ „Von der Liebe, in der Regel“, erklärte Tristan ohne rot zu werden. Er war bekennender Romantiker. „Ich bin der Meinung, dass die Liebe und das Herz der Damen der einzige Stoff ist, über den zu dichten es sich wahrlich lohnt.“ Godfrey lachte. „Da sind wir unterschiedlicher Meinung, Ser. Ich schreibe gerne über vergangene Schlachten und große Heldentaten.“ „Eure eingeschlossen?“ „Manchmal“, gab Godfrey zu. „Allerdings sind sie nie gut genug und werden den Taten selten gerecht. Dafür beschäftige ich zwei eigene Barden auf meinem Rittergut. Sollen die Verseschmiede für ihr Geld auch arbeiten.“ Er lachte, dann sah er Matthias und deutete mit dem Messer, mit dem er die Würstchen zerteilte, auf den Händlersohn. „Dort ist Euer Freund.“ Tristan sah Matthias und winkte ihm zu. „Herr Lauenstein! Hierher!“ Matthias näherte sich ihnen. „Setzt Euch zu uns. Bestellt etwas Ale. Wo seid Ihr denn gewesen?“
  12. #272 Zitieren
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    »Ban Ard« • Matthias Lauenstein • ein Moment des Erinnerns

    [Bild: Ava_W2RPG_Ma.png] Da war er wieder dieser Hauch von Freiheit. In Sekundenschnelle hatte es um sich gegriffen. Das Gerufe, das Gefeilsche, die glücklichen Augen und die Hände, die das Erworbene vom Markte weg trugen. Aber auch das Streichen des Geldes mit einer Handbewegung vom Tische gehörte ebenso dazu, wie das Prüfen der Ware oder die Frage, ob Dies und Das den vorrätig sei. Die Händler hatten einen guten Tag erwischt. Das Wetter passte, es war genug an Bürgern in der Stadt und ihr Angebot schien in Ban Ard willkommen.

    So sagte Matthias zu dem Mann, dessen Gesicht ein weißer Schnauzbart zierte, auch: »Ich bin wegen der anstehenden Reise hier. Doch lasst mich zuerst euch gratulieren. Es muss ja jedes Händlerherz berührt werden von dem Interesse an euren Waren und der Nachfrage.« Wie er dass so sagte, erhaschte sein Ohr eine Kinderstimme. Es war nichts Genaues, was er hörte, aber es war die eines Jungen. Und er sprach mit seiner Mutter.

    Beim Trossführer und Händler Froggeheim, der für den Moment keinen Kunden bedienen musste, kam das Kompliment gut an. Doch er antwortet nicht direkt, sondern sagte nur: »Ja, es wird ein herrlicher Handelstag, das Wetter scheint ja auch entsprechend zu passen.« Doch dann brach er ab. Denn ein Bewohner der Stadt, der sich an den Stand neben Matthias geschoben und etwas gedrückt hatte, wollte wissen, woher denn dieser blaue Stoff käme.

    So war es für Matthias klar, hier konnte man unmöglich reden über das Kommende. Es war keine Ruhe, aber es war auch sein Geld. Er wollte, doch dann hörte er erneut diese Kinderstimme und die der Mutter. Es ging um irgendein Spielzeug. Doch er drehte sich nicht um, denn da wäre unhöflich gewesen. Aber der Kaufmann beantwortete die Frage nach der Herkunft, sagte noch etwas von Geduld und erklärte dann zu Matthias: »Kommt doch mit Ser Tristan so in der zweiten Stunde hier noch mal vorbei, dann könnte es besprochen werden.« Matthias bedankte sich und war im Gehen. Wie er sich umdrehen wollte, sagte der wohlbeleibte Händler zu allen, die an der Auslage standen: »Vielleicht hängen wir noch einen Handelstag hinten dran.« Matthias wünschte nochmals gutes Gelingen und sagte ein Kommen zu, fügte aber an, dass er Ser Tristan erst suchen müsste. Dann hatte ihn das Treiben auf dem großen Platz von Ban Ard wieder. Er wollte zu einem kleinen Denkmal in der Mitte. Dort waren kreisrund umlaufende Treppen vorhanden. Die führten alle zu einem Becken aus hiesigem Gestein, gut geschliffen und poliert. In diesem plätscherte ein Wasser. Denn diese schoss aus vier goldglänzenden Rohröffnungen, die am oberen Drittel einer etwa 3 Meter hohen runden Säule aus rotbraunem Marmor angebracht waren. Auf dieser Säule war ein Mann mit Speer zu erkennen, der einen sich windenden Lindwurm die Waffe in das geöffnete Maul rammte. Dieser Brunnen sollte es ihm ermöglichen Ausschau nach der funkelnden Rüstung von Ser Godfrey zu halten. So gedacht, so getan. Aber er konnte weder ihn noch den Nilfgaarder sehen. Auch eine Runde um das Denkmal auf dem Platz brachte nichts ein. Er steckte seine Hand in das Wasser, fühlte die Kühle, wischte sich damit die Stirn und lies den Wind die Nässe forttreiben. Diese Erfrischung brachte es mit sich, dass er die Kinderstimme wieder fand. Es war ein Gespräch über ein Spielzeug. Besser gesagt, es war das Drängen, es zu bekommen und die Mahnungen, hier sei nicht der Platz dafür. So schaute er bewusst hin und sah einen Jungen, der zumindest jetzt ein hölzernes Reitpferd tragen durfte. Es bestand aus einem weißen Pferdekopf mit Haaren und unterhalb dieses Kopfes waren zwei Griffe befestigt. Das Ganze endete in einem eben so weißen Stiel, der einfach zwischen die Beine geschobenen werden konnte. Matthias war ergriffen. Er sah sich und seine Mutter für einen Moment. Denn er hatte auch so auf eine ähnliche Weise sein Pferdchen bekommen. Er schüttelte beim Gehen ein wenig den Kopf über den Zufall. Und weil es sein Herz so berührte, ging er ein wenig den beiden nach. Das wäre wohl noch eine Weile so gegangen, bis, ja bis er gerufen wurde:

    »Herr Lauenstein! Hierher!«

    Er schaute sich um und stand an einer Taverne. Die hatte sehr breite Fenster in halbrunde Bögen gefasst. Was für beide Seiten den Vorteil brachte vom Markt oder aus dem Wirtshaus auf diesen zu schauen. So erkannte Matthias Ser Tristan, aber auch den anderen. Sie waren also immer noch zusammen. Doch das konnte er nicht abändern. So überlegte er, ob er eintreten sollte. Denn es war recht voll. Die folgende Aufforderung quer durch den Raum: »Setzt Euch zu uns. Bestellt etwas Ale. Wo seid Ihr denn gewesen?« beendete den das Zaudern. Er ging zu dem Tisch, grüßte die beiden Ser, sagte: »Nun, ein Stoff hatte es mir angetan«, und setzte sich hin. Dann schaute er sich nach dem Wirt um. Dabei sagte er so wie nebenbei: »Soll Grüßen von Meister Froggeheim. Sie überlegen wegen morgen. Er hat die zweite Stunde für ein Treffen vorgeschlagen.«

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    Matthias setzte sich der Einladung folgend und orderte Ale, allerdings nicht um zuvor auf einen der Händler hinzuweisen, der sich Gedanken zu ihrer Abreise zu machen schien. „Sie überlegen wegen morgen“, ließ allerdings noch reichlich Raum für Spekulation und Tristan besaß bei Weitem zu wenig Erfahrung mit Händlern und ihren Gepflogenheiten, um daraus schlau zu werden. Der Wirt huschte mit der Geschwindigkeit eines abgeschossenen Pfeils heran und brachte ein hellrotes Gebräu an den Tisch, bevor er unterwürdig fragte, ob er noch weiter zu Diensten sein möge. Sein Blick galt dabei vor allem Ser Godfrey. Tristan glaubte eine Münze aus seiner Tasche und entlohnte den Wirt. „Habt Dank, Herr! Wenn ich Euch sonst noch etwas bringen darf, etwas zu Essen zum Beispiel? Oder feinen Wein? Sogar aus dem fernen Nilgaard.“ Entweder war der Mann sehr gewitzt und hatte erkannt, dass Tristan aus dem Land stammte, während er vorgab es nicht zu wissen oder er wollte vor Reisenden mit seiner Auswahl prahlen. „Nichts für den Moment, danke.“ „Vielen Dank, Herr“, sagte er und verneigte sich tief. Dann schaute er wieder zu dem roten Ritter. „Ser Godfrey?“ Der Ritter schüttelte den blonden Kopf und winkte lässig ab. „Wie Ihr wünscht Herr. Zu Euren Diensten, Herr.“ Er machte auf dem Absatz kehrt und verschwand hinter seinem Tresen, von wo aus er mit Habichtsaugen jede noch so kleine Bewegung seiner hochstehenden Gäste verfolgte. Tristan hob seinen Becher und prostete Matthias zu, nahm einen Schluck und überschlug dann die Beine. „Meister Froggeheim wünscht also uns zu sehen? Hat er angemerkt, worum es bei diesem Treffen gehen könnte?“, fragte Tristan und versuchte, nicht ganz so unwissend zu klingen, wie er tatsächlich war. Zwar bezweifelte er, dass Godfrey in Dingen des Handels mehr Ahnung hatte, als er selbst, dennoch würde der Ritter sicherlich keine Gelegenheit auslassen, ihn mit Spott zu belegen. Zwischen den beiden Männern hatte sich eine bewundernde und gleichzeitig bemessende Beziehung entwickelt, die geprägt war von Schmeichelei und Vorsicht.
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    »Ban Ard« • Matthias Lauenstein • eine präzise Beschreibung

    [Bild: Ava_W2RPG_Ma.png] Es waren die üblichen Dinge … Einladung annehmen … etwas bestellen … dem Gegenüber zuprosten …

    ... eine Sache war anders. Wie wird man einen Wirt los, den eine rote Rüstung anzieht, wie Honig die Fliegen? Matthias fand in diesem Moment Ser Godfrey sehr praktisch. Denn ein lässiges Winken verscheuchte den Wirt. Doch er würde es ebenso halten, wie die dicken Brummer. Er würde wieder kommen. Doch da war auch der, der mit seinen blonden Haaren eben mal wackeln konnte und … zu weiteren Gedankenspielen, die Matthias tatsächlich erfreuten, kam es nicht. Unterbrochen wurde er durch den, der ihm überhaupt hier gebracht hatte. Ja durch Ser Tristan, der den Kontrakt mit den Händlern ausgehandelt hatte. »Ja!«, dachte er, »sonst wäre ich jetzt nicht in Ban Ard.« Ser Tristan fragte: »Meister Froggeheim wünscht also uns zu sehen? Hat er angemerkt, worum es bei diesem Treffen gehen könnte?«

    Matthias verstand nicht, warum er uns sagte. Denn das hatte er nicht so nicht gesagt. Die Grüße galten dem Ritter. Doch er beschloss genau zu antworten. Diesmal wollte er ohne viele Erklärungen und ausschmückenden Umschweifungen antworten. Dazu gehörte auch, dass eine Beschreibung des Händlers, wie seinen gezwirbelten Bart, einfach wegzulassen. Er überlegte rasch, wie er in der Garnison zu antworten hatte, als er dort noch in der Ausbildung war. Und so sagte er dann: »Die Händler müssen bei Durchreise statt des Zolls hier in Ban Ard einen Handelstag abhalten. Morgen früh folgte die Abreise. Doch die heurige Nachfrage sei wohl ein voller Erfolg, hatte der Händler erklärt. Deshalb die Überlegungen bei den Händlern morgen nicht abzureisen, sondern noch einen Tag zu bleiben und Handel zu treiben.« Dann unterbrach er absichtlich seine Erklärung. Er trank ein Schluck aus seinem Becher. Es sollte einfach genug Zeit verbleiben, um die Information aufzunehmen. Dann sagte er: »Das Treffen soll die Dinge zur Abreise regeln, also das Drumherum um den Escortservice. Deshalb war ich auch dort.«

    Erneut war der Wirt vorbeigehuscht und fragte etwas. Doch Matthias tat es den roten Ritter gleich und schüttelte nur den Kopf. Es war eine dieser »Höflichkeitsbesuche«, wenn der Gast sich an einem Getränk festhielt, aber der Tisch einen ganz anderen Umsatz bringen sollte und bringen musste. Er schaute dem Gastwirt noch nach, als er es an den nächsten Tischen ebenso versuchte. Matthias überlegte, warum bei diesem doch aufdringlichen Getue die Räumlichkeit trotzdem gut gefüllt war? Ihm kam nur in dem Sinn, dass es so zentral an dem Marktplatz lag. Es sah auch das Stirnrunzeln bei seinem Gegenüber. Denn wenn er wohl einmal »nein« gesagt hatte, sollte es reichen. Er hatte den Eindruck, dass er schon rufen würde, falls er etwas brauchen sollte. So kam die folgende Frage für Matthias fast folgerichtig und so schaute er zu Ser Godfrey und wollte wissen: »Ser Godfrey, wo speist ein Ritter, der im Auftrag des Königs in der Stadt ist? Ja das würde mich interessieren? Habt ihr da eine Empfehlung?«

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    „Das Treffen soll die Dinge zur Abreise regeln, also das Drumherum um den Escortservice. Deshalb war ich auch dort.“ In Matthias Erklärung lag etwas Altkluges. Daneben verstand Tristan nicht recht, warum sich der Händlersohn so merkwürdig ausdrückte. „Escortservice“ hatte Tristan stets mit einem anderen Gewerbe in Verbindung gebracht – dem Horizontalen. Dem, in dem Isolt gearbeitet hatte, bevor sie sich begegnet waren. Plötzlich spürte Tristan Wut in sich aufschwappen. Hatte Matthias ihn mit dieser Spitze provozieren wollen? Wollte er Isolts zugegebenermaßen unpässliche Vergangenheit vor dem roten Ritter offenbaren? Die Elfe selbst hätte kein Problem damit, frei zu dem zu stehen, was sie getan hatte. Ob sie ihr Geld nun auf dem Rücken liegend, kniend oder mit der Armbrust in der Hand gewichtig dreinschauend verdiente, war ihr einerlei. Und ebenso gleichgültig war ihr, was andere von ihr und diesen Methoden halten mochten. Tristan jedoch hatte ein andere Leben gelebt. Ein Leben, in dem es als Kränkung der Ehre einer Dame galt, ihr Promiskuität oder gar Prostitution zu unterstellen – selbst wenn es auf Tatsachen fußte. Tristans Ärger schaukelte sich sogar so weit hoch, dass er fast verlockt war, einen Handschuh auf den kleinen runden Tisch zu werfen und Matthias mit blankem Stahl zur Satisfaktion zur stellen. Wie es sich unter Ehrenmännern eben gehörte.
    Sein Plan wurde rücksichtslos durch den Wirt unterbrochen, der in Anbetracht der Wichtigkeit seiner Gäste einen zusätzlichen Halt bei ihrem Tisch einlegte. Er verschwand rasch wieder und mit ihm Tristans Idee eines Duells zur Ehrenrettung seiner Liebsten. Matthias fügte der Schmähung nun auch noch Ignoranz hinzu, denn anstatt sich weiterhin mit dem Nilfgaarder zu befassen, wechselte er den Gesprächspartner und sprach Ser Godfrey wegen dessen Unterkunft an. Dieser reagierte, wie man es sich hätte denken können: er lächelte in einer Mischung aus Arroganz und Mitleid. „Ich speise wie es einem Gesandten und Edelmann gebührt in einem Gasthaus in den höheren Bezirken oder direkt am Hof des Stadtvogts. Empfehlungen? Nun, Ihr seid weder vom Adel noch mit einer besonderen, hoheitlichen Aufgabe betraut, oder? Nein. Dann kann ich Euch wohl kaum etwas empfehlen, was Euren Geldbeutel nicht mit zwei Gängen aushungern würde.“ Auf dem Gesicht des Ritters zeichnete sich ein Sinneswandel ab. „Allerdings kann ich Euch vielleicht doch in den Genuss eines solchen Essens bringen. Ser Tristan?“ Der Lockenkopf schreckte auf. „Ser Godfrey?“ „Gewährt mir die Ehre und seid heute Abend mein Gast in der Halle des Vogtes, oben im letzten Ring. Ihr werdet seine Villa kaum verfehlen können und habt etwas anderes vor Euch, als einen Abend in einem Gasthaus voller Händler und…“ er schaute sich um: „…Pöbel. Um ehrlich zu sein langweilt mich Ban Ard schrecklich und Ihr seid die zweifellos interessanteste Person, die ich hier seit langem getroffen habe. Wie oft kann jemand schon behaupten, mit einem nilfgaardischen Ritter zu speisen, der die Schlacht von Brenna nicht nur erlebt, sondern auch überlebt hat. Ich dachte, wir hätte euch Bastarden damals allen den Garaus gemacht.“ Er lachte laut und klopfte Tristan zum Zeichen, dass er es nicht so meinte, auf die Schulter. „Bitte. Ihr dürft nicht ablehnen.“ „Nun ich… meine…“ „Sie kann natürlich mitkommen, ist sogar herzlichst erwünscht. Ich muss diese Schönheit, von der Ihr gesprochen habt einfach mit eigenen Augen sehen.“ „Ähhm.“ Tristan fehlten die Worte. „Ich insistiere! Und Herr Lauenstein kann Euch natürlich auch begleiten.“ Er warf Matthias ein knapp bemessenes Lächeln zu. „So kommt Ihr zu dem gewünschten Essen, Herr Lauenstein.“
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    »Ban Ard« • Matthias Lauenstein • Turmgeläut

    [Bild: Ava_W2RPG_Ma.png]
    »Ser Godfrey, wo speist ein Ritter, der im Auftrag des Königs in der Stadt ist? Ja das würde mich interessieren? Habt ihr da eine Empfehlung?« Das waren die Fragen, die Matthias in dem Glauben er würde einen erlesenen Vortrag über die Lokalitäten der Stadt erhalten, gestellt hatte. Doch anstatt zu erfahren, warum man dahin gehen und dort lieber nicht oder zu welcher Uhrzeit man auch Gesprächspartner finden konnte, alles weit gefehlt. Auch ein Aspekt der Sicherheit, der ja bei so einem Ausflug nie zu unterschätzen war, oder Gesichtspunkte zur Unterhaltung, wie ein Armdrücken oder gutes Kartenspiel, alles Nieten. Er schüttelte ein wenig mit dem Kopf. Wie hatte er nur so naiv sein können. Er hatte geglaubt, normale Fragen würde ein Gespräch ermöglichen. Schon aus Höflichkeit hatte er einem dieses oder jenes empfohlen oder ihm abgeraten. Vielleicht hätte er sich auch mit einer Gegenfrage »Wo den das Interesse läge?« aus der Sache gezogen. Doch wie endete seine Fragerei?

    Sie war zu Ende, ehe er so richtig bis drei zählen konnte. Stattdessen bekam er eine Belehrung über seinen Geldbeutel. Er versuchte alles, um nicht zu grinsen. Was wusste der, was der Handel mit seltenen Erzen einbrachte. Zu mal seine Rüstung oder seine Waffe ja auch bezahlt hatte werden müssen. Da war schon ne Menge an Gold geflossen. Aber Matthias war es recht. Nur er mochte, wer weiß warum, einfach dieses Getue nicht. Doch so war die Welt und er wartete ab, was Ser Tristan sagen würde.

    »Nun ich … meine …«

    Matthias überraschte dieses für ihn doch Gestammel. Durfte Ser Tristan nicht selbst entscheiden, wo hin er ging. Das schien auch Ser Godfrey zu ahnen. Und so fügte er eher in einem belustigenden Ton, der in keiner Form netter oder angemessener war, als die vorherige Bemerkung, wo der Hochadel zu speisen pflegt, hinzu: »Sie kann natürlich mitkommen, ist sogar herzlichst erwünscht. Ich muss diese Schönheit, von der Ihr gesprochen habt einfach mit eigenen Augen sehen.« »Was für eine Impertinenz«, schoss es Matthias durch den Kopf. Ser Tristan tat ihm in gewisser Weise leid. Denn nun musste er Lady Isolt nicht nur beibringen, was heute Abend sein sollte, nein er musste all die Dinge: »Was, dort hin? Was soll ich anziehen? Wie stellst du dir das vor? Was ist das für einer? … Musstest du wieder prahlen mit deinem Rittertum?« ja aushalten und sich durchsetzen. So wie Matthias bisher die Elfe erlebt hatte, da war ein gutes Stück Arbeit vor ihm. Zu mal er keine Sicherheit hatte, dass sie erbost über einen gepanschten Wein, diesen samt Glas nicht an die Wand schmeißen würde oder mit einer Magd so verfahren, wie sie es vor einem guten Tag getan hatte. Was für ein Drama! Aber er fühlte sich nicht schuldig an der Geschichte. Denn Ser Tristan stand es ja frei abzulehnen.

    »Ähhm.«

    Matthias schaute zu Ser Tristan und war überrascht, dass dieser keine Worte fand. So kam die Antwort vom roten Ritter prompt: »Ich insistiere!« Er beharrte also auf seiner Einladung. Nicht schlecht. Dann folgte ein Teil, der es für Matthias mit sich brachte, dass es aus der Beobachterrolle zum Betroffenen wurde. Besser oder genauer, zum Eingeladenen. »Und Herr Lauenstein kann Euch natürlich auch begleiten. So kommt Ihr zu dem gewünschten Essen, Herr Lauenstein.«

    Die beiden Sätze waren mit einem schmallippigen Lächeln begleitet worden. Auch ohne dem war die Aufzählung ausreichend. Matthias nickte so, wie man es tut, dass man verstanden hatte. Aber er antwortete nicht. Denn noch hatte Ser Tristan nichts gesagt. Als dann die Glocken vom nahen Kirchturm zwei Uhr schlugen, warf Matthias den um den Tisch schleichenden Wirt eine Münze zu und sagte: »Stimmt so!« Dann erhob er sich, grüßte die beiden Herren und erklärte: »Wie gesagt, Meister Froggeheim hatte für diese Stunde ein Treffen vorgeschlagen.« Zu Ser Godfrey sagte er wartend auf eine Reaktion des Nilfgaardschen Ritters: »Ser Godfrey, die Einladung ehrt mich sehr. Doch mein Interesse fußte ausschließlich auf euerer wohlfeinen Sichtweise der hiesigen Wirtshäuser. Denn leider kann ich nicht kommen. Denn es gibt schon eine Aufgabe für mich, der ich mich leider nicht entziehen kann. Aber ich weiß eure überaus großzügige Geste zu schätzen. Doch Lady Isolt und Ser Tristan dürften auch die besseren Gäste, als ein Krämer sein.«

    Dann verbeugte er sich und trat draußen vor die Tür und sah, dass das Treiben zwar nachgelassen, aber immer noch gut im Gange war.

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    Matthias entzog sich der Situation und ließ einen unschlüssigen Tristan zurück. Die Gesichter der beiden bleibenden Ritter hätten ein Spiegelbild des jeweils anderen sein können, denn weder Tristan noch Godfrey konnte mit der Dreistigkeit des Händlersohns wirklich gut umgehen. Natürlich, es gab in der Welt eine Vielzahl an Personen, die jene höheren Standes nicht gepflogen anzusprechen wusste, aber bei Matthias hätte Tristan ein wenig mehr Fingerspitzengefühl erwartet. Der Mann war ja schließlich nicht auf den Kopf gefallen.

    Die Verwunderung währte allerdings nur kurz, denn mit einem der letzten Sätze hatte Matthias Tristan auf das Treffen mit dem Händler gestoßen. Er erhob sich und Ser Godfrey tat es ihm, aus Pietät, gleich. Als er nach seinem Geldbeutel langte, hob Godfrey beschwichtigend die Hand. „Ich zahle.“ Tristan verharrte mit ein wenig Misstrauen. „Und dafür?“ Der rote Ritter lächelte sachte. „Nichts. Ein reiner Gefallen.“ „Nun“, Tristan hatte beschlossen einen Gefallen mit einem Gefallen zu erwidern: „Dann nehme ich an, wir sehen uns heute Abend.“ „Ihr kommt also? Wunderbar!“ Godfrey begann zu strahlen, ein ehrliches Lächeln ohne Falschheit dahinter. „Ich komme. Auch Ihr seid mir ein willkommener Gesprächspartner.“ „Es ist mir eine Ehre“, entgegnete Godfrey und verneigte sich leicht. „Dann erledigt Eure Geschäfte, Freund. Und heute Abend erzählen wir einander Kriegsgeschichten!“ Tristan nickte, verneigte sich leicht und machte sich dann – diesmal allein – auf den Weg durch den Marktplatz und Richtung der Händler.
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    »Ban Ard« • Matthias Lauenstein • Auf zu Meister Froggeheim

    [Bild: Ava_W2RPG_Ma.png] Es dauerte nur kurz. Ja, es war nicht genug an Zeit, um eine Sanduhr umzudrehen. Da war Matthias nicht mehr allein. Der Ritter aus Nilfgaard trat aus dem Gebäude. Matthias hatten die wenigen Augenblicke gereicht, damit er sich sammeln konnte. Er sah den Tag noch nichts als verloren. Er glaubte nicht, dass er beim Abholen der Rüstung mit dabei sein musste. Doch der halbe Vormittag und schon der zeitige Nachmittag zum Zeitvertreib für einen im Überdruss lebenden, der zu der Stadt und seiner Aufgabe erklärt hatte: »Um ehrlich zu sein, langweilt mich Ban Ard schrecklich …« Der junge Mann hatte in diesem Moment des Wartens den Kopf geschüttelt. Wohl unmerklich, aber er wusste, dass es eben so gegeben war. Er wusste auch, dass, wenn er nicht hier in der freien Stadt gewesen wäre, vielleicht noch ein Vasall oder Bediensteter des roten Ritters, er würde immer noch zählen, wie oft der Wirt fragte: »Soll es noch etwas sein?«

    »Ach das ging ja schnell«, erklärte Matthias zu Ser Tristan, als dieser dann vor die Tür trat und den Weg in Richtung Warenstände einschlug. Er wollte jetzt auch nicht dies und das bereden. Doch der Nilfgaarder sollte wissen, was Matthias von ihm erwartete. Deshalb sagte er im Gehen: »Ser Tristan, mir wäre ein weiterer Tag hier in Ban Ard recht. Falls die Händler noch einen weiteren Handelstag veranstalten wollen.« Und weil der Stand von Meister Froggeheim rasch näherkam, sein gezwirbelter Bart war schon gut zu erkennen und er winkte den beiden zu, fügte Matthias noch an: »Ser Tristan, ihr könnt für mich sprechen, aber bitte handelt die Sache aus. Denn erst durch euer Tun bin ich ja in den Vertrag gekommen.«

    Dann waren sie schon am Platze des Händlers. Matthias erkannte im Vergleich zu den Waren von erst zu jetzt, dass es sich auf jeden Fall gelohnt haben musste. Denn es war sicher die gute Hälfte der hier feilgebotenen Dinge an den Mann oder die Frau gebracht worden. Aber er sagte es nicht. Denn Ser Tristan stand das Wort zu. So hatte er es ja auch selbst angeboten.

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    [Bild: Tristan_small.jpg]

    Es überraschte Tristan, Matthias direkt vor der Taverne vorzufinden. Hatte er etwa auf ihn gewartet? War der Hinweis auf das baldige Treffen mit dem Händler nur eine Finte gewesen, um Tristan von Ser Godfrey – dem Matthias sichtlich nur Widerwillen entgegenbrachte – zu entreißen? „Ach das ging ja schnell“, grüßte der Mann aus Kovir. Tristan nickte knapp ab und auch Matthias schwieg. Gemeinsam schlugen sie den Weg gen Marktplatz ein. „Ser Tristan, mir wäre ein weiterer Tag hier in Ban Ard recht. Falls die Händler noch einen weiteren Handelstag veranstalten wollen.“ „Hmm.“ Der Nilfgaarder brummte nur und zuckte halbherzig die Achseln. Er hatte ohnehin keinen Einfluss darauf, was die Händler beschlossen und was nicht. Es waren nun einmal Händler und die folgten dem Geld. Hätte sich irgendeine Adelsperson für die nächste Woche angekündigt, die sich bekanntermaßen nur das Feinste vom Feinen gönnt, so wären sie zweifellos auch noch die nächsten sieben Tage hier geblieben. Der Händler Frogegheim kam immer näher, das heißt eigentlich kamen Tristan und Matthias ihm immer näher, dann merkte Matthias noch an: „Ser Tristan, ihr könnt für mich sprechen, aber bitte handelt die Sache aus. Denn erst durch euer Tun bin ich ja in den Vertrag gekommen.“ Diesmal blieb der Ritter stehen, wandte sich um und verdutzte so den Händler, der seinen Blick gesucht hatte. „Aushandeln? Ich verstehe nicht, Herr Lauenstein. Was soll ich aushandeln?“ Tristan schlug einen scharfen Ton an. Eigentlich hatte er Matthias bitten wollen, ihn am Abend doch noch zu begleiten, nachdem er ihn so hatte hängen lassen. Nun aber entlud sich der darüber aufgestaute Zorn in der Entgegnung. „Ich bin kein Händler, ich bin ein Ritter. Mein Geschäft ist das Köpfen von Gegnern, in diesem leidlichen Fall gegen Geld statt Ehre. Ich kann weder feilschen noch sonderlich gut verhandeln, wie Ihr bei der Schmiede selbst bemerkt habt. Also sagt mir, Herr Lauenstein, was soll ich aushandeln?“ Den Namen zischend, schaute er Matthias durch die grauen Augen hindurch an. Der Tag hatte eine merkwürdig spürbare Wendung genommen, die Tristan sich kaum erklären, sehr wohl aber fühlen konnte.
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    »Ban Ard« • Matthias Lauenstein • Mitleid

    [Bild: Ava_W2RPG_Ma.png] »Aushandeln? Ich verstehe nicht, Herr Lauenstein. Was soll ich aushandeln?«, fragte Ser Tristan in einer doch ungewöhnlichen Schärfe. Deshalb so hervorhebenswert, weil er als Mann eines Standes so wert legte auf Etikette, Benehmen und Umgangsformen. Sicher, er hatte dazu auch eine entsprechende Schule erfahren. Doch was dann folgte, sprach gegen diese Sache. Zeigte, dass ein Ser eben auch nur ein Mensch war. Und wenn der berühmte Tropfen einmal gefallen war, legte es den Charakter frei. Doch hier? So auf dem Markte? So vor all denen, die nach Hause gingen? Manche drehten die Köpfe, als er in ziemlich ruppiger Weise erklärte:

    »Ich bin kein Händler, ich bin ein Ritter. Mein Geschäft ist das Köpfen von Gegnern, in diesem leidlichen Fall gegen Geld statt Ehre. Ich kann weder feilschen noch sonderlich gut verhandeln, wie Ihr bei der Schmiede selbst bemerkt habt. Also sagt mir, Herr Lauenstein, was soll ich aushandeln?«

    Dabei zischte sein Name in einer Weise durch die Weite des Platzes, dass Matthias glaubte, der Wind hatte aufgedreht. Doch ein Blick zu den Fahnen belehrte ihn, dass es nur eine nicht plausible Wahrnehmung war. Und weil sie bei diesem Ausbruch an Laune beide stehen geblieben waren, schaute Matthias direkt in sein Gesicht. Oh, ja! Er würde töten. Er würde es sofort tun. Matthias kannte diesen Blick des alles oder Nichts. Er hatte ihn schon oft gesehen. Aber bei Ser Tristan war es für ihn neu. Es passte auch nicht zu dem weißen Einhorn, welches er als Wappenschmuck in seiner sehr dunklen Kleidung trug. Doch so wie ihn Matthias sah, regte sich ihn ihm kein Zeichen von Angst, auch kein Respekt oder Ähnliches. Er tat ihn einfach nur leid. Er empfand Mitleid mit dem fast 30 Jahre alten Mann, der sich so unstandesgemäß verhielt.

    Ob es die fehlende Heimat war? Kein Nilfgaard, stattdessen Kaedwen mit fast ewigen Winter und schneidender Kälte. Oder hatte sein Liebchen ihn diese Nacht verstoßen und endlich fand der Frust einen Weg? Denn weder bei dem Meisterschmied noch bei dem ach wir sind ja so Ritter Ser Godfrey hatte er es rauslassen können. Oder war es doch diese stolzierende Puderdose in Rot, die ihn einfach an dass erinnert hatte, was er verlor! Den Stand in Nilfgaard, Ruhm und Anerkennung, zu dem ein Reisen zu Pferde, egal welches Wetter war. Wie es auch sei, Matthias empfand nur Mitleid mit dem Mann in Schwarz. Er versuchte sich nicht vorzustellen, warum er im Gasthof seinem Wunsche dem Köpfen nicht nachgekommen war. Denn sein Fräulein hatte ja schon einen das Pflaster mit dem Saft des Lebens beregnen lassen. Nein, all das führte bei Matthias zu Nichts. Er wusste, sie würden gleich vor Meister Froggeheim stehen. Da galt es sich auch zu sammeln. Also, was war zu tun? Das war aus der Sicht des Mannes aus der Stadt Lan Exeter eine gute Frage. So sagte er zu seinem Gegenüber:

    »Ser!«, gefolgt von einer Pause. »Ser Tristan. Ihr wollt also, dass ich für euch und für Lady, für Lady I s o l t spreche?« Dabei hatte er bewusst ihre Ansprache wiederholt. War die Elfe zwar ein Sturkopf und zuweilen sehr eigensinnig, doch dass er für sie sprechen sollte, konnte er sich einfach nicht vorstellen. Zumal wenn sie erfahren würde, wer die Absprachen für die nächsten Tage getroffen hatte. Noch zu frisch war bei Matthias das Gedruckse, welches er beim Schmied gesehen hatte, als es um das lieben Geld ging. Es war für ihn ein ganz klares Zeichen gewesen, wer über die Geldkatze der beiden tatsächlich verfügte. Und um sich zu vergewissern schob Matthias mit einem Angesicht der Unerschütterlichkeit ganz gelassen die Anmerkung: »Das wollt ihr?« nach und war gespannt, was folgen würde.
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