Seite 5 von 16 « Erste 12345678912 ... Letzte »
Ergebnis 81 bis 100 von 305
  1. #81 Zitieren
    Ehrengarde Avatar von Venhedis
    Registriert seit
    Feb 2012
    Beiträge
    2.278
    Venhedis ist offline
    Ihre Nackenhärchen stellten sich auf, als das Messer schabend über den Knochen fuhr. Sie blickte auf und schüttelte sich kaum merklich. Inmitten des Lärms war dieses stille Geräusch so nah und vernehmlich, als wäre es Teil einer Prophezeiung, die nur für ihre Ohren bestimmt war.

    Der Hofschneider hatte gute und schnelle Arbeit geleistet. Er war zu Recht stolz auf sein Werk und ließ es sich nicht nehmen jedes Detail des Kleides, welches er vor ihr auf dem Bett ausgebreitet hatte, zu erläutern, während sie höflich nickend seinen Ausführungen lauschte und es nicht versäumte an den passenden Stellen ein paar Worte der Bewunderung einfließen zu lassen. Unter anderen Umständen hätte sie ihm mit mehr Interesse zugehört, denn immerhin hatte sie sich noch vor einigen Jahren selbst als Schneiderin verdingt und einen Großteil ihrer Kostüme für ihre Auftritte in bedeutenden Häusern Lyras gefertigt. Sie wusste um die Kunst dieses Handwerks und die Hingabe zu jedem Detail, das man ausarbeitete, sei es noch so unscheinbar und für das Auge eines jeden, der sich damit nicht auskannte, kaum wahrnehmbar. Aber jedes dieser Details ergab in der Summe das perfekte Ergebnis – oder eben auch nicht, wenn man als Schneider entweder nicht den Geist oder nicht das Talent dafür hatte. Im Augenblick jedoch war ihr Kopf gefüllt mit Gedanken an das bevorstehende Fest und ein klammes Gefühl breitete sich in ihrem Körper aus, während der Schneider seine Würdigungen an sich selbst mit den Worten schloss, er habe zwar immer noch Bedenken hinsichtlich der Fülle des Rots, das in diesem Kleid verarbeitet wurde, jedoch habe er, sich ihrem Wunsch beugend, sein Bestmögliches gegeben und entweder würde sie am Hof unter all den anderen Frauen als Dame für gewisse Stunden auffallen – was eine sehr freundliche Umschreibung für Dirne war und den Hofschneider gleichzeitig als Mann mit Sinn für Details bestätigte – oder aber es würde der letzte Schrei werden und ihm künftig massenweise Aufträge seitens der Hofdamen bescheren. In dem Fall dürfe sie im Übrigen gern seinen Namen erwähnen, wohingegen… Solveigh nickte mit einem Lächeln und deutete damit an, sie habe verstanden.

    Das Messer schabte erneut über den Knochen, ein wenig lauter und ein wenig energischer als das Mal zuvor. Solveigh biss die Zähne zusammen, um sich nicht abermals schütteln zu müssen. In Gottes Namen, hör endlich auf damit!, dachte sie gereizt und stellte damit gleichzeitig fest, dass ihre Nerven inzwischen blank lagen. Das war nicht gut, aber im Augenblick wusste sie nicht, was sie dagegen unternehmen sollte, also ballte sie ihre Hände, die im Schoß vor ihr gefaltet lagen, zu Fäusten und versuchte tief durchzuatmen.

    Der Schneidergeselle hatte es vermutlich nie zuvor gemacht. Zumindest deutete sie seine geröteten Wangen und den verschämten Blick dahingehend. Allerdings – wer sonst hätte es tun sollen, wenn nicht er? Während sie mit Mieder und Unterröcken bekleidet hinter dem Paravent stand und sich auf seine Schulter stützte, half er ihr in das Kleid zu steigen und schnürte sie am Oberkörper von der linken und der rechten Seite ein. Danach ging er auf die Knie und griff zögerlich unter ihr Kleid, um die Stofflagen darunter glatt zu ziehen. Er wand sich wie ein Aal auf dem Trockenen und seine Nervosität sprang in Funken auf sie über. Als sie wieder hinter dem Paravent hervortraten, leuchteten ihrer beider Gesichter in einem Rot, das dem Zinnoberton des Kleides fraglos Konkurrenz machen konnte. Der Junge strich sich verlegen mit den Händen über seine Hosenbeine und eilte schnellen Schrittes zurück zu seinem Meister, als wäre er dort, und nur dort in Sicherheit. Vor was auch immer. Der Hofschneider selbst war damit beschäftigt Haleth beim Ankleiden zur Hand zu gehen und reichte ihm gerade einen Ledergurt mit einer matt glänzenden Silberschnalle.
    Solveigh griff nach dem Schappell, welches auf dem Bett für sie bereit lag, und ging in den Nebenraum, in dem sich die Feuchtigkeit aus dem noch vollen Zuber schon seit geraumer Zeit leise aber unaufhaltsam in den Wänden und dem Holz der Schemel und Kommoden einzunisten begann. Mit einer Handbewegung wischte sie über den beschlagenen Spiegel und griff nach der Bürste. Ihr Haar war noch nicht ganz trocken, aber sie hatten keine Zeit darauf zu warten, und so bürstete sie es und versuchte dabei leise zu summen, um sich ein wenig zu beruhigen. Als sie den Kopf zur Seite wandte und durch die offene Tür spähte, begegnete ihr Blick dem des Schneidergesellen, der ihn sofort wieder senkte und verlegen auf Haleths Schuhspitzen starrte, die er gerade im Begriff war zu polieren. Ihr Summen verstummte. Solveigh blickte wieder in den Spiegel, an dem feine Wassertropfen herunterperlten, und betrachtete ihr Gesicht. Die „Regenbogenbrücke“. Mit der Fingerspitze fuhr sie die Form ihrer Oberlippe nach. Ihr Vater hatte ihn die „Regenbogenbrücke“ genannt. Diesen Schwung um die Mundwinkel, den auch ihre Mutter hatte. Sie lächelte. Dann legte sie die Bürste beiseite, teilte zwei Haarsträhnen links und rechts ihres Gesichts ab, zwirbelte sie und band sie am Hinterkopf zusammen. Anschließend setzte sie den Stirnreif auf. Das Lächeln war aus ihrem Gesicht verschwunden.


    Ein letztes Schaben, dann das spitze Knacken des Knochens, der nach anfänglichem Widerstand unter dem Druck der Messerspitze nun nachgegeben hatte. „Bist du jetzt also endlich fertig?!“, zischte sie und ihre Augen schossen Blitze. Haleth, der ihr gegenübersaß, blickte auf und ließ Messer und Gabel sinken. Sein Blick war verständnislos, als hätte sie ihn gerade dafür geohrfeigt, dass er geatmet hatte. Sie saßen an einer langen, gedeckten Tafel, an deren rechtem Kopfende Foltest thronte, fünf oder sechs Sitzplätze von ihnen beiden entfernt. Um sie herum hatten sich inzwischen reichlich Gespräche entsponnen. Ein junger Mann mit lockigem Haar hatte sogar kurz die Gelegenheit ergriffen aus seinem neusten Werk ein paar Verse zu rezitieren, die sich um… Solveigh wusste nicht mehr, um was sie sich drehten, jedoch schien das Publikum an der Tafel diese begeistert aufzunehmen, denn der Applaus fiel üppig aus. Wenn auch nicht üppig genug, um das Knacken des Knochens zu übertönen, welches in ihren Ohren klang, als hätte jemand einen Hammer auf einen Amboss niedersausen lassen. Auf jeden Fall hatte Haleth es nun geschafft das Fleisch vom Knochen zu lösen und wäre es ihm vergönnt gewesen nun die Gabel zum Mund zu führen, er hätte das gebratene Fleisch der Flugente in vollen Zügen genossen. Sie beide hatten seit dem Frühstück in der Taverne nichts mehr gegessen. Stattdessen starrte er sie nun fragend an, aber statt sich zu erklären oder zu entschuldigen wurde sie bei seinem Blick noch wütender und hätte sie die Möglichkeit gehabt, sie wäre von der Tafel aufgesprungen und hätte den Saal fluchtartig verlassen. Zu Fliehen war jedoch ausgeschlossen, also blieb sie sitzen und funkelte ihn zornig an. „Das Tier ist bereits tot. Du musst es nicht mehr schlachten“, flüsterte sie durch ihre zusammengebissenen Zähne hindurch. Dann lehnte sie sich in ihrem Stuhl zurück und schloss kurz die Augen. Das schabende Geräusch klang noch in ihren Ohren. Sie wusste nicht, ob es nur das Echo ihrer Einbildung war, oder ob Haleth Messer und Gabel wieder aufgenommen hatte, um der Ente feierlich den letzten Stoß zu versetzen. Es spielte auch keine Rolle. Vermutlich nicht.
  2. #82 Zitieren
    Deus Avatar von Gleichgewicht
    Registriert seit
    Apr 2008
    Ort
    In der Wildnis des Erzgebirges (und Tiefwasser)
    Beiträge
    11.170
    Gleichgewicht ist offline
    Gval mochte sich in den Gassen des Anderlingviertels gut auskennen und für eine Frau auch in der ein oder anderen Rauferei gepunktet haben. Aber eine ehrliche Duellantin war sie eher nicht. Sie schlug sich aber tapfer genug, um eine überzeugende Leistung abzuliefern und das zählte. Bis an die Spitze der Kämpfer würde sie niemals kommen, man würde ihren Namen und ihre Vorstellung morgen schon vergessen haben. Doch die Blume hatte sie erhalten und als kleinen Trostpreis auch noch eine billige Urkunde für ihre Teilnahme an den Spielen.

    Gerade beobachtete Nazar von seinem Rang aus, wie sie versuchte, sich gegen einen flinken und geschickten Kämpfer zu erwehren. Die Hiebe seines Krummsäbels waren nicht sehr kraftvoll ausgeführt, aber jeder saß perfekt. Der Mann würde noch weit kommen, vielleicht sogar gewinnen. Es war keine Schande, dass Gvals Weg hier aufhören würde. Da der Meuchelmörder ahnte, wie der Kampf ausgehen würde, erhob er sich jetzt schon von seinem Platz und begab sich zum Eingang des Kämpferbereichs. Als Gval dort erschien, wartete er bereits auf sie und fing die Halbelfe mit einem spöttischen Lachen ab. Gval hatte ihn nicht bemerkt, aber spätestens jetzt würde sie es.

    „Na, kleine Elfe. Hat es dir Spaß gemacht?“


    Bevor sie aufbrausen konnte, hob er beschwichtigend die Hände und wurde ernster.

    „Aber bis jetzt läuft alles nach Plan. Hast du deine Blume noch? Oder hat man dir etwas von einer Urkunde oder Kampfbestätigung gesagt, die du dir abholen kannst?

    Wenn wir dich als Kämpferin ausweisen können, kannst du einfach durch das Stadttor spazieren.“
  3. #83 Zitieren
    Padma
    Gast
    Das Gelage war schon mindestens drei Stunden im Gange, doch mitlerweile hatten sich die geladenen Gäste im Saal verteilt und unterhielten sich in kleinen Grüppchen. Die Tische waren beiseite geräumt worden und bedienstete Männer und Frauen trugen silberne Tabletts mit Obst, Käse, Fleisch und Wein durch die Gästeschar.
    "...wirklich ein ganz reizendes Kleid" sagte die Frau gerade, der Harlequin und Solveigh durch einen anderen fremden Mann vorgestellt worden waren.
    "Ich hörte in Nilfgaard trügen die verwittweten Frauen reicher Edelmänner blutrote Kleider um zu signalisieren, dass sie wieder zu haben wären."
    Solveight erwiederte lächelnd, dass es sich bei ihrem Kleid ja glücklicherweise nicht um ein blutrotes handelte.
    "Nicht wahr? Wirklich, ihr müsst mich unbedingt mit Eurem Scheider bekannt machen." Die Frau hob ihren Zeigefinger vors Gesicht und fuhr dann mit einer Kennermiene fort:
    "Beim nächsten Kleid solltest Ihr aber unbedingt auf einen tieferen Auschnitt bestehen. Wie bei mir, seht Ihr? Das ist zur Zeit der letzte Schrei am Hofe und ganz im Vertrauen" sie beugte sich etwas zu Solveigh herüber, "die Männer können gar nicht genug davon bekommen." Sie kicherte übertrieben und künstlich.
    Haleth wagte einen Blick auf ihr Dekollete um sich mit dem Gedanken wieder abzuwenden, dass selbst der Scheidergeselle diesen Ausschnitt besser füllen würde. Dann sah er zu Solveigh herüber, deren Miene die Interesse am Gespäch vortäuschen sollte, langsam zu bröckeln begann.
    "Würdet Ihr uns einen Moment entschuldigen?" sagte Harlequin zu der Frau, die jetzt ihren schweren goldenen Kettenanhänger auf ihrer knöchernden Brust zurecht rückte.
    "Oh natürlich, gar keine Frage" antwortete sie mit einem Lächeln breit wie ein Kuharsch.
    Haleth nickte ihr höflich zu, nahm Solveigh am Arm und führte sie an eine ruhige Stelle ganz hintem im Festsaal.
    "Ich denke wir sollten uns langsam etwas einfallen lassen."
  4. #84 Zitieren
    Ehrengarde Avatar von Venhedis
    Registriert seit
    Feb 2012
    Beiträge
    2.278
    Venhedis ist offline
    "Die Männer können gar nicht genug davon bekommen", äffte sie leise die Frau nach, während sie Haleth in den hinteren Bereich des Saals folgte. "Wenn du wüsstest, wovon Männer sonst noch nicht genug bekommen können, würdest du dir deinen Vorschlag, den Schnitt des Kleides darauf anzupassen, noch einmal gründlich überlegen."

    Vor einer teppichverhängten Wand blieben sie stehen. Die Geräusche der Gäste klangen nur noch gedämpft an ihr Ohr und die Lichter der Kerzen waren nicht mehr als zuckende Schatten, die ihre Quelle in weiter Entfernung vermuten ließen. Haleth drehte sich um. "Ich denke wir sollten uns langsam etwas einfallen lassen."

    Solveigh seufzte. Seit Stunden quälten sie sich inzwischen durch den Abend, führten belanglose Gespräche mit diesem und jenem und stellten fest, dass handefeste Informationen Mangelware waren. Sie haben weder viel über Feodora in Erfahrung bringen können, noch sonst etwas herausgefunden, das sich als brauchbar hätte erweisen können. "Ja, ich weiß und du hast recht. Wenn wir die kommenden beiden Tage nicht ebenfalls damit verbringen wollen hier herumzusitzen und über Belanglosigkeiten zu sprechen, dann sollten wir uns wirklich etwas einfallen lassen." Müde rieb sie sich über die Schläfe. "Wenigstens ist das Essen hier gut."

    Haleth lehnte sich mit dem Rücken gegen die Wand. Selbst im Schatten konnte sie noch die Spuren der zurückliegenden Kämpfe in der Arena ausmachen, die Schürfwunden und Kratzer auf seinen Wangen, die dunkelrote Stelle am Kinn, wo ihn einer der Schläge getroffen hatte. Ihr Blick wanderte nun zwischen seinen Augen hin und her. Er sah erschöpft aus. Und wirkte zudem, als wäre er gar nicht mehr hier. Zwar stand er vor ihr, aber als sie ihn ansah, hatte sie das Gefühl, er sei meilenweit weg, irgendwo, wo sie nicht war, und hätte sie ihre Hand nach ihm ausgestreckt, sie hätte nur in die Luft gegriffen.
    Von Anbeginn an hatten sie Zweifel darüber geplagt, ob dieser Plan eine gute Idee war, und mehr als einmal hatte sie kurz davor gestanden alles fallen zu lassen. Der Preis für das, was sie dafür bekommen sollte, erschien ihr mit jeder Stunde höher und höher. Zu hoch. Und jetzt standen sie hier.

    "Da wir nun also wissen, dass wir auf Umwegen nicht an die Informationen kommen, die wir brauchen, bleibt uns nur noch eines: den direkten Weg gehen." Sie machte eine kurze Pause. "Siehst du die blonde Frau im blauen Kleid dort im Saal? Du wirst schon wissen, wen ich meine, wenn du sie siehst." Haleths Blick wanderte an ihrer Schulter vorbei und glitt suchend durch den Saal. Dann hielt er mit einem Mal inne. Seine Augen verengten sich ein wenig. "Du hast sie also entdeckt. Das ist Feodora. Wenn wir etwas über die Phiole wissen wollen, sollten..." Solveigh unterbrach sich kurz als sie merkte, wie Haleths Blick, eben noch starr auf einen Punkt fixiert, nun abwärts und dann wieder aufwärts glitt. Erst, als er wieder zum Stillstand kam, setzte sie fort. "Wenn wir erfahren wollen, ob es diese Phiole gibt und wo sie ist, dann sollten wir uns Feodora direkt vornehmen. Ich glaube zwar nicht, dass sie uns diese freudig aushändigen wird, nur weil wir sie nett darum bitten, aber manchmal bringen einen die geraden Wege schneller ans Ziel, als hunderte von Umwegen."

    Haleths Blick löste sich von Feodora und wanderte zurück zu Solveigh. Er sah aus, als wäre er überrascht, sie vor sich stehen zu sehen. Mit einem Mal fühlte sie sich unbeschreiblich einsam und merkte, wie sie unter dem kalten Schauer, der ihren Nacken entlang lief, erzitterte. Sie dachte zurück an den Augenblick, als sie ihn das erste Mal sah, die Kapuze seines Umhangs tief ins Gesicht gezogen als er die Taverne betrat. Sie dachte an all das, was danach folgte, bis zu dem Augenblick, als sie im Bad die Gurte seiner Lederrüstung geöffnet hatte. Ihre Augen wanderten an seinem Hals herunter bis zur Schulter und dann seinen linken Arm abwärts. Das rote Band blitzte unter dem Ärmel an seinem Handgelenk hervor. Im Geiste löste sie langsam den Knoten und wickelte es ab.

    "Ich hatte dir in den Gewölben der Arena gesagt, dass all das ein Ende haben würde, sobald man dich freigelassen habe. Und vielleicht ist jetzt der richtige Augenblick gekommen, um es wirklich zu beenden. Solange noch nichts Schlimmeres passiert ist." Sie sah ihn wieder an. "An diesem Punkt können wir noch umdrehen, einfach den Hof verlassen und gehen. Du würdest Wyzima als freier Mann den Rücken kehren. Und als solcher hast du die freie Entscheidung."

    Sie streckte ihm ihre Hand entgegen, die sich schwer und taub anfühlte. Und wie sie vermutet hatte, griff sie ins Leere.

  5. #85 Zitieren
    Burgherrin Avatar von Shanea
    Registriert seit
    Feb 2011
    Ort
    Überall und Nirgends
    Beiträge
    1.401
    Shanea ist offline
    Caria • »Auf zum Schmied«

    [Bild: Ava_W2RPG_Caria.png]

    Als sie alle den Tee ausgetrunken hatten, stand Baywryn auf und verkündete:
    "Dann lasst uns aufbrechen und diese Sache hinter uns bringen, ich will nicht lange nackt herum laufen müssen, die Gefahren sind überall", und zwinkerte ihr zu.
    Ein mulmiges Gefühl breitete sich in ihrem Magen aus und ein missratenes und gezwungenes Lächeln lag auf ihren Lippen. Musste er sie daran erinnern? Sie war sich sicher, dass die Schläger ihnen nicht wirklich etwas getan hätten, sie sollten sie doch nur einschüchtern. Aber sie taten doch niemandem weh, redete sie sich ein. Dennoch gefiel ihr der Gedanke nicht, dass er ungeschützt herumlaufen könnte.
    Da alle aus sie zu warten schien, ging sie voraus, händigte ihnen ihre Mäntel wieder aus und zog sich selbst wärmer an. Sie nickte Anok zu und verließ in Begleitung der beiden Ritter das Geschäft.
    Sobald sie an die frische Luft trat, ging eine kleiner, stechender Schmerz durch ihre Nase von der Kälte und ihre Augen begannen zu Tränen. Wie immer war es mit einem Schlag eiskalt in Ban Ard geworden. Sie zog den Umhang noch enger um sich und machte sich, gefolgt von den beiden auf den Weg zur Schmiede. Trotz der Kälte und des Schnees, waren viele Menschen auf der Straße und gingen ihren Geschäften nach. Ab und an wurde sie gegrüßt, was sie immer freundlichst erwiderte.
    "Caria, ich wollte Dir noch was sagen, was ich beim Schmied vor hatte", erklang die Stimme ihres Liebsten in ihrem Rücken. Da sie voran ging, konnte sie sich leider nicht umsehen, um zu sehen, wie die beiden miteinander Blicke austauschten oder ähnliches. Wenn sie sich umdrehen würde, dann wäre die Gefahr groß, dass sie in jemanden reinrannte, was sie verhindern wollte.
    "Du, ich und Matthias werden mit dir die Waffenkunst üben, ich will nämlich nicht, dass du ohne je ein Schwert gehalten zu haben mit uns kommst." Eine kleine Pause folgte.
    "Wir werden mit Schwert, Bogen und anderen Waffen üben und schauen, was dir am meisten liegt und dir zeigen, wie du dich verteidigen kannst!", Liebe lag in seiner Stimme, aber ihr machte es etwas Angst. Noch nie hatte sie eine Waffe in der Hand gehalten, abgesehen von Messern oder Scheren für den alltäglichen Gebrauch. Sie atmete tief durch und musste von der Kälte husten.
    Du willst, dass ich jemanden weh tue?“, fragte sie entsetzt. Allein der Gedanke war schon fürchterlich. Es schauderte sie und dachte doch ein wenig darüber nach. Er wollte nicht, dass sie ungeschützt war, sie sollte sich verteidigen können. Aber ging das überhaupt, da sie doch so eine Abneigung dagegen hat, anderen Schmerz oder Leid zuzufügen?

    Sie biss sich auf die Lippe und seufzte. „Aber gut, wenn ihr es so wollt.

    Schließlich hatte sie keine Wahl, wenn sie mit ihnen kommen wollte. Entweder blieb sie hier, weil sie sich weigerte eine Waffe in die Hand zu nehmen und verlor somit Baywryn oder sie gab ihm nach, tat, was er wollte, dass er sich besser fühlte, während sie hoffte, nie die Waffe wirklich erheben zu müssen, denn wenn das geschah, dann würde sie schwerlich in der Lage sein, sie auch wirklich zu benutzen. Aber das musste er jetzt ja noch nicht wissen.

    "Da wäre noch was Caria, dieser Vorfall mit Herr...Herr Hererta..Herta..ach wie auch immer dieser Bastard hieß, wo wohnt er? Ich bin wild darauf ihm in den Hintern zu treten", sagte Bay lachend.
    Jäh blieb ihr das Herz stehen und ihr ang stockte kurz, bevor sie weiterging. Ihre Miene war aschfahl geworden, aber das konnten die beiden nicht sehen. Fieberhaft überlegte sie, wie sie auf diese Situation reagieren sollte. Wenn er wirklich wissen wollte, wo er wohnte, dann konnte es ihm auch jeder andere Bewohner dieser Stadt sagen. Aber sie wollte nicht, dass er sich in Gefahr brachte oder unnötigen Ärger bekam.

    Ihre Kehle war mit einem Mal ganz trocken und so schluckte sie.
    Er wohnt im Händlerviertel, praktisch am anderen Ende des Viertels, von meinem Haus aus gesehen“, begann sie, „Aber Baywryn, du darfst ihm nichts tun. Bereitete dir keine zusätzlichen Probleme. Bitte!“ Das Flehen war deutlich zu hören in ihrer Stimme und auch ein wenig Angst schwang darin mit. Kaum auszudenken, was geschehen konnte.
  6. #86 Zitieren
    Padma
    Gast
    Ihre Hand hing einen Augenblick lang in der Luft bevor sie sie zur Faust schloss und wieder sinken ließ. Er wollte nicht glauben was sie gerade gesagt hatte. Mit ernstem Blick sah er unter seinen Brauen zu ihr auf, direkt in ihre grünen Augen, die so unendlich tief und und verloren drein blickten. Er hatte ihre Hand nicht genommen und jetzt bereute er es. Er trat noch einen Schritt dichter an sie heran, so das der Saum ihres Kleides fast auf seinen Stiefelspitzen hing.
    "Als freier Mann also, ja?" fragte er und seine Augen funkelten.
    "Was weißt du von Freiheit? Was weiß irgendjemand hier von Freiheit? Ist es Freiheit immer in aktueller Mode gekleidet zu sein? Ist es Freiheit in weichen Federbetten zu schlafen, zu fressen und zu saufen bis zum Umfallen mit der Gewissheit dass tausende Menschen außerhalb dieser Mauern seit Wochen keine richtige Mahlzeit mehr hatte? Oder ist es vielleicht Freiheit den Speichel dieses aufgeblasenen Königs zu lecken, damit er mir nicht aus einer Laune heraus den Kopf abhacken und auf einen Pfahl spießen lässt?" Er hielt kurz inne und sein Blick zuckte nocheinmal zu Fiodora. Dann sah er wieder Solveigh an und ihre Gesichter berührten sich jetzt beinahe.
    "Freiheit! Ist das was man drauß macht! Freiheit ist das Leben zu fühlen und nicht nur die guten und angenehmen Dinge. Freiheit ist sich in einer Arena für jemanden zu opfern der einen braucht." Er schnaubte, und wich wieder ein Stück zurück. Dann fuhr er etwas ruhiger fort.
    "Denkst du denn, ich würde dir die ganze Zeit hinterher laufen, nur weil dieser Fettsack von Arzt es mir aufgetragen hat? Hälst du mich für so unselbstständig und rückratlos? Nein das tust du nicht. Auch wenn du es noch nicht sehen willst."
    Er nahm ihre Hand und legte seine andere Hand auf ihren Unterarm.
    "Freiheit ist dort zu leben, wo man selbst die Regeln macht. Und dort gehen wir hin. Du und ich und ich schätze deinen Sohn werden wir auch mitnehmen. Aber dafür" Er blickte erneut zu Fiodora herüber die sich mit zwei sehr engagierten Edelmänenrn unterhielt, "dafür müssen wir jetzt das tun, wofür wir hergekommen sind."
  7. #87 Zitieren
    Ehrengarde Avatar von Venhedis
    Registriert seit
    Feb 2012
    Beiträge
    2.278
    Venhedis ist offline
    Wie ein Gewitter, das versäumt hatte sich anzukündigen, brachen seine Worte über sie herein und ließen sie, vom Donner in seiner Stimme, wie betäubt zurück. Sie blinzelte einmal. Zweimal. Langsam drang ihre Bedeutung in ihr Bewusstsein. Sie nahm jedes einzelne dieser Worte in die Hand, drehte es, betrachtete es, wog es ab. Freiheit. Was wusste sie schon von Freiheit? In Lyra wurde sie gesucht und selbst hier in Wyzima hatte sie keinen Frieden gefunden. Sie war auf der Flucht, versteckte sich wie ein verletzter Fuchs in seinem Bau und war von Freiheit so weit entfernt wie… sie suchte nach einem Vergleich, jedoch fiel ihr keiner ein, der auch nur annähernd passend gewesen wäre. Sollte Freiheit bedeuten, sich für jemanden zu opfern, der einen braucht, dann war sie noch nie in den Genuss von Freiheit gekommen und Igor musste sich sehr geirrt haben: nicht Haleth war es, der eine Lektion in Menschlichkeit benötigte, sondern sie. Und sollte es diesen Ort geben, an dem man in Freiheit nach eigenen Regeln lebte, dann kannte sie ihn noch nicht, aber es spielte keine Rolle, wo er war oder ob es ihn wirklich gab. Würde Haleth aufbrechen, sie würde ihm folgen, und sei es bis ans Ende der Welt.
    Sie dachte über all dies nach, aber sie schwieg. Ihre Hand, die er in seiner hielt, wurde langsam wieder warm. Sie öffnete ihre Finger und verschränkte sie zwischen seinen, die Fingerkuppen suchten Halt an seinem Handrücken als fürchteten sie ihrem eigenen Gefühl nicht trauen zu können, als würde sich seine Hand in Luft auflösen, wenn sie nicht fest genug daran glaubten. Und deshalb drückten sie zu, nicht willens wieder loszulassen. Dann ließen sie los. Während ein Herzschlag nach dem anderen verging, drangen wieder die Geräusche aus dem Festsaal an ihr Ohr und der Moment, in dem sie gespürt hatte wie es ist das Leben zu fühlen, war verstrichen.

    „Gut, dann stellen wir uns Feodora gleich mal vor.“ Sie drehte sich um und suchte mit ihren Augen den Saal nach ihr ab. Feodora stand ein wenig abseits der Tafel und schien sich von zwei Männern unterhalten zu lassen, die eifrig und nach allen Regeln der Kunst um ihre Aufmerksamkeit buhlten. Es war immer dasselbe Bild, das ewig gleiche Schauspiel, so vorhersehbar wie das Kommen und Gehen der Jahreszeiten. „Mmmmhhh…“ Solveigh schaute wieder zu Haleth. „Ungünstiger Zeitpunkt uns vorzustellen. Ich schlage vor, du gehst vor und lenkst die Aufmerksamkeit der Herren auf dich. Verwickle sie in ein Gespräch oder schlag sie nieder, Hauptsache du lotst sie von ihr weg. Danach mache ich mich an die Arbeit.“

    Sie sah Haleth nach, wie er auf das Dreiergespann zuhielt und sich auf dem Weg dorthin geschickt um ein halbes Dutzend von Menschentrauben herummanövrierte, stets darauf bedacht nicht aufzufallen oder angesprochen zu werden. Dann dauerte es nicht lange, und er hatte die beiden Männer von Feodora losgeeist. Zu gern hätte sie gewusst, was er zu ihnen gesagt hatte, aber vielleicht würde sie es ihn später fragen. Sie grinste.

    Feodora stand nun alleine abseits der Tafel und hatte Solveigh den Rücken zugewandt. Sie würde sie nicht kommen sehen. Erst als ein Atemzug ihren Nacken streifte merkte sie, dass jemand hinter ihr stand. Solveigh war so nah an sie herangetreten, dass sie ihre Lippen fast an Feodoras Ohr hätte legen können. Ihr Gesicht war geradeaus gerichtet, als würde sie Feodoras Blick folgen, aber ihre Augen waren gesenkt und ruhten auf der Schulter der Frau.
    „So fühlt es sich also an der Frau zu begegnen, die ihrer Schönheit wegen der Mittelpunkt zahlreicher Lieder und Gedichte ist.“
    Feodora drehte ihren Kopf ein wenig, so dass Solveigh nun leicht verschwommen ihr Profil sehen konnte. Der Anflug eines Lächelns lag auf ihren Lippen und sie machte keinerlei Anstalten einen Schritt zur Seite zu gehen oder sich zu Solveigh umzudrehen.
    „Sprecht frei heraus: wie fühlt es sich an?“
    Solveigh atmete den Duft ihres Haars ein.
    „Ernüchternd.“
    Sie konnte sehen, wie etwas in Feodoras Gesicht stockte, aber dann wurde ihr Lächeln noch breiter.
    „Manches Urteil sollte man den Kennern überlassen.“
    „Kennt Ihr Viele von dieser Sorte?“
    „Nur die Liederschreiber und die Dichter.“
    Solveigh hob ihre Hand und strich bedächtig eine Haarsträhne von Feodoras Schulter, ließ sie langsam durch ihre Finger gleiten und dann wieder herabfallen.
    „Und was ist mit jenen, die Legenden über Euch schreiben?“
    „Es gibt Legenden über mich? Ihr überrascht mich.“
    „Mmmmhhh.“ Solveigh dehnte den Laut genüsslich und spürte, wie die Wärme ihres eigenen Atems von Feodoras Wange abstrahlte und sich auf ihr Gesicht legte.
    „Erzählt mir davon.“
    „Ganz Lyra ist voll mit Legenden über Euch.“
    „Ganz Lyra?“ In Feodoras Stimme schwang nun der Anflug von Argwohn.
    „Oh ja, ganz Lyra. Eine Legende ist dabei besonders interessant. Zweifellos geschrieben von einem… Kenner.“
    Feodoras Kopf drehte sich wieder nach vorne. Sie hatte offenbar verstanden.
    Diese… Legende, also.“
    „Ja, diese Legende. Ein Meisterwerk, wenn Ihr mich fragt, aber dies ist nur meine bescheidene Meinung.“
    „Er wird dafür in der Hölle schmoren.“
    „Ihr meint Levin?“
    „Wen sonst?“
    „Ich wollte mich nur versichern, dass wir nicht aneinander vorbei reden. Denn es ist so: Ihr habt etwas, das ich brauche und vielleicht kann ich im Gegenzug Euch etwas geben, das Ihr braucht. Wenn Levin am Ende dieser Geschichte zur Hölle fahren sollte, dann haben wir beide gewonnen.“
    „Was wollt Ihr?“
    „Nicht mehr und nicht weniger als seinen verdammten Atem.“
    „Und was bekomme ich im Gegenzug dafür?“
    „Darüber lasse ich mit mir verhandeln.“ Solveigh trat nun einen Schritt zurück und überließ Feodora kurz ihren Gedanken.
    „Lasst uns an einem ruhigeren Ort darüber sprechen.“ Feodora setze sich in Bewegung und Solveigh folgte ihr. Noch im Gehen schaute sie sich im Saal um und hielt nach Haleth Ausschau, aber sie konnte ihn nicht entdecken.

    Der gerade Weg hatte sich im Gegensatz zu allen Umwegen vorerst als der erfolgversprechendste erwiesen. Sie wusste nur nicht, ob er sie auch zum Ziel führen würde.
    Geändert von Venhedis (28.02.2013 um 22:10 Uhr)
  8. #88 Zitieren
    Deus Avatar von VRanger
    Registriert seit
    Dec 2010
    Ort
    Alte Militärbasis
    Beiträge
    25.851
    VRanger ist offline
    »Ban Ard • Ein Weg zum Meisterschmied«

    [Bild: Ava_W2RPG_Ma.png] Matthias hatte sich auf den Besuch bei Meister Jolhag Durin eigentlich gefreut und auch ein paar Dinge am gestrigen Abend dafür organisiert. Doch nun stampfte er eher schlecht gelaunt durch den Schnee und hatte zu dem keinen Sinn für den noch jungen Morgen. Zu hastig waren sie aufgebrochen. Als wenn es jetzt um ein Königreich gehen würde. Und er hatte nichts dagegen getan. Man hätte doch genug Zeit gehabt. Und so verschlechterte sich seine Stimmung noch, als er hören musste: »Du, ich und Matthias werden mit dir die Waffenkunst üben, ich will nämlich nicht, dass du ohne je ein Schwert gehalten zu haben mit uns kommst. Wir werden mit Schwert, Bogen und anderen Waffen üben und schauen, was dir am meisten liegt und dir zeigen, wie du dich verteidigen kannst.«

    »Man Kommandante kannst Du nicht mal den Ort eines Gespräches richtig bestimmen?« fuhr es ihn ihm hoch. Aber er wischte alle Gedanken wieder hinweg, denn der Weg war doch rutschig und er wollte nicht hinfallen. Doch je näher sie kamen, um so mehr wuchs der Wunsch mit jedem von den beiden mal allein reden zu können. Er hatte es versucht, doch Caria wollte unbedingt mit. Er seufzte etwas und so war er auch von der folgenden Antwort nicht überrascht: »Du willst, dass ich jemanden wehtue?« fragte besorgt die junge Frau, die so vortrefflich durch den Ort führte. Er konnte ihr Gesicht nicht sehen. Aber ihre Schultern waren nach vorne gefallen, ihr stolzer, aufrechter Gang ins Stocken geraten. Matthias sah, wie die Äußerung von Baywryn auf sie wirkte und wie sie die Dinge abwog. Eigentlich litt er mehr, als wie er zusehen konnte. Er war sich sicher, weil ihn das Schicksal zwischen die beiden auf diesen Gang durch die Gassen von Ban Ard gestellt hatte, würde sein Freund kaum etwas von ihrer Reaktionen auf seine Worte mitbekommen können.

    »Aber gut, wenn ihr es so wollt,« vernahm er. Zum einen war er stolz auf Caria, die in einer für sie sicherlich unmöglichen Situation zu einem vernünftigen Entschluss kam. Doch zum anderen pochte sein Herz: »Biete Einhalt! Eine Frau mit einem Schwert? Welch ein Wahnsinn!« Doch er sagte es nicht. So grübelte er wieder vor sich hin, wie er es wohl am besten anstellen sollte mit den beiden. Und weil der Weg ebenso seine Aufmerksamkeit erforderte, hörte er nicht mehr zu, was so noch gesprochen wurde.

    Trotz des Blickes nach unten erkannte er den Bereich, wo sie waren. Und ehe noch jemand etwas sagen konnte, rief er, auch erfreut aus dem Grübeln entlassen zu werden: »Seht da vorn ist Meister Jolhag Durin Haus.« Dabei drehte er sich um, stemmte die Hände in die Seiten seines Mantels und sein ganzer Frust entlud sich mit dem Satz: » Baywryn! Baywryn! Eins sei gesagt, Caria zu Liebe, diskutiere nicht mit dem Schmied. Er wird es nicht verstehen. Besser er ist hier der Meisterschmied und duldet keine Widerrede. Also vertraue Dich ihm an.« Schon im Reden wusste er, es war zu viel. »Aber gesagt ist gesagt,« schoss es ihm durch den Kopf und so fügte er noch an: »Du kannst Dir ja an Caria ein Beispiel nehmen, die hier mitten auf dem Wege bereit ist sich im Waffenhandwerk zu versuchen.« Bei diesen Worten drehte er sich fragend um, wo Caria stand. Die Sonne blendete etwas seine Augen und so wusste er nicht, ob sie auch stehen geblieben war. Das war ihm jetzt auch nicht so wichtig, denn er sagte mit einer kleinen Verbeugung zu ihr: »Eure Bereitschaft ist hoch zu würdigen. Doch lasst uns erst sehen, wie mein Freund sich bei Meister Jolhag Durin anstellt. Ich denke, Ihr könnt da gut vermitteln, denn der Meisterschmied dürfte Euch ja besser kennen wie mich.«

    Danach fühlte sich Matthias wesentlich wohler. Obwohl er immer noch nicht wusste, wie er jeden von den beiden mal getrennt sprechen konnte. »Ich werde warten und geduldig sein,« dachte er sich und lächelte die beiden an und sagte noch mit einer einladenden Geste: » Voilà! Zum Schmied!«

    vorheriger Beitrag RPG • »Banditenplage«: Ban Ard • Tee und Wohlbefinden
  9. #89 Zitieren
    Padma
    Gast
    Die beiden Herren loszuwerden, wäre recht einfach gewesen, wenn Haleth sich auch nur im mindesten mit Bannern und Wappen ausgekannt hätte. Die beiden trugen ein olivgrünes Wappen mit einem Fels in der Brandung. Harlequin hätte die beiden im Namen ihres Herren abkommandieren können und bis sie dahinter gekommen wären, hätte Sol mit Feodora schon längst das Gelage verlassen. Die Realität sah allerdings ernüchternd aus. Haleth hatte keinen blassen Schimmer, zu welchem Namen das grüne Wappen gehörte. Und so musste er sich etwas anderes einfallen lassen.
    Er näherte sich dem Dreiergespann von der Seite. Er verbeugte sich knapp in Feodoras Richtung und begrüßte alle drei knapp aber höfisch. Da er kein Wappen trug und seine Haare anscheinend nicht der aktuellen Mode entsprachen, wurde seine Anwesenheit von den beiden Männern mit argwohn aufgenommen.
    "Ich bedaure, aber ich muss die beiden vornehmen Herren kurzfristig entführen."
    Feodora lächelte ein undeutbares Lächeln, doch die beiden Herren schienen damit gar nicht einverstanden zu sein.
    "Und worum geht es, wenn die Frage gestattet ist?" fragte der Größere der beiden und seine Körperhaltung straffte sich noch ein wenig mehr.
    Harlequin drehte ihm sein Gesicht langsam zu und setzte ein schiefes Lächeln auf.
    "Ist sie nicht, bedaure."
    "Nun, dann bedaure ich" er betonte das Wort auf eine Art, die Harlequin mitteilte, dass er ihn nachäffte, "das wir abgeneigt sind, eurer Bitte nachzukommen. Guten Tag." Er drehte sich demonstrativ zu Feodora zurück.
    Eine Sekunde lang stand Harlequin unbewgt da. Dann wurde sein Lächeln breiter und ehrlicher als sein Blick den leicht gespannten Blick von Feodora auffing.
    "Entschuldigt bitte" sagte er leise zu ihr. Dann tat er einen Schritt auf den ihm am nächsten stehenden Mann zu und packte ihn am Oberarm.
    Erschrocken wirbelte dieser herum.
    "Was fällt Euch ein?" schnappte er empört. Doch Harlequin blieb ganz ruhig. Er beugte sich näher zu dem Mann herüber und sagte ihm leise etwas ins Ohr.
    Die Augen seines Gegenübers weiteten sich ein Stück. Dann senkte er den Kopf.
    "Natürlich, ich verstehe. Wir sollten Bane ein Stück begleiten" fügte er dann an seinen Gefolgsmann hinzu.
    Haleth warf Feodora nocheinmal einen schelmischen Blick zu, dann führte er die beiden Männer in seinem Schlepptau auf eine Tür zu, die in einen Flur, fort vom Festsaal führte.

    Nachdem er die beiden schlafen gelegt und gut verschnürrt hatte, trat er wieder in den Festsaal.
    Es dauerte einen Moment bis er das Kleid von Feodora wieder entdeckte. Zu seiner Freude stand Solveigh neben ihr und beide schienen in ein Gespräch vertieft.
    Doch dann setzten die beiden sich auch in Bewegung und verließen ebenfalls den Festsaal.
    Der Tür durch die sie gegangen waren lag auf der gegenüberliegenden Seite des Ballsaals und Harlequin musste sich beeilen sich durch die Menge zu drängen, wenn die beiden Frauen nicht unauffindbar in einem der zahlreichen Nebengänge des Schlosses verschwinden sollten.
    Geändert von Padma (05.03.2013 um 10:56 Uhr)
  10. #90 Zitieren
    Ehrengarde Avatar von Venhedis
    Registriert seit
    Feb 2012
    Beiträge
    2.278
    Venhedis ist offline
    „Lass uns bitte allein, Ana.“
    Das rotwangige Mädchen, das gerade dabei war das Feuer im Kamin zu schüren, sprang erschrocken auf. „Verzeiht, ich habe Euch erst in einer Stunde erwartet, Mylady.“
    Solveigh musterte es und prägte sich den Namen sowie das Gesicht des Mädchens ein, welches nun erschrocken zwischen ihr und Feodora hin und her blickte. Es war wie eine Gewohnheit aus alten Tagen - wenn dich jemand ansieht, dann merke dir sein Gesicht, denn wer weiß, wofür es gut ist und die Welt war zu klein um zu glauben, dass sich die Wege zweier Menschen nicht ein weiteres Mal und dann vielleicht unter anderen Umständen kreuzen würden.
    Feodora winkte ab. „Ich bin ein wenig früher zurück und habe zudem einen Gast mitgebracht. Komm später wieder.“
    Ana wischte sich ihre Hände an der Schürze ab, nickte ergeben und verließ mit gesenktem Blick den Raum.

    „Ihr kennt also Levin. Darf ich fragen, welch misslicher Umstand zu Eurer Begegnung geführt hat?“
    „Wir haben rein beruflich miteinander verkehrt.“

    Feodora stand nun am Fenster hinter ihrem Schreibtisch und musterte Solveigh aufmerksam.
    „Dann darf ich Euch mein tiefstes Bedauern aussprechen.“
    „Nun, wenn Ihr mir Euer Bedauern im Hinblick auf das aussprechen wollt, von dem ich denke, dass Ihr es im Sinn habt, dann muss ich dies zurückweisen. Ganz im Gegenteil: Ihr seid es vielmehr, der mein Bedauern gebührt – erst teilt Ihr das Lager mit ihm und dann…“, Solveigh blickte kurz zur Balkendecke, als suche sie nach Worten, „und dann werdet Ihr zu einer unrühmlichen Legende, bei der Levin höchstpersönlich die Feder führte. Was mich betrifft, so hatte ich lediglich die Gelegenheit am Hofe der Grafschaft aufzutreten, um mein Auskommen zu verdienen. Nicht mehr und nicht weniger.“ Es war nur die halbe Wahrheit, aber mehr musste Feodora nicht wissen und sollten ihre Worte sie gekränkt haben, so ließ sie sich dies nicht anmerken.
    „Dann kennt ihr also nicht nur Levin, sondern die ganze verfluchte Familie.“ Sie verschränkte ihre Arme vor der Brust und Solveigh bemerkte nun den Anflug von Anspannung in Feodoras Gesicht. „Sie alle haben es gewusst, und sie alle haben darüber geschwiegen. Und als es dann zu Ende ging taten sie, als würden sie ihre Hände in Unschuld waschen.“
    Solveigh runzelte die Augenbrauen. Sie konnte sich kaum vorstellen, dass Arthur über Levin und Feodora Bescheid gewusst haben konnte und sich anschließend dafür hergegeben hatte Feodora zu demütigen und ihren Namen in den Schmutz zu ziehen. Dann dachte sie an das, was sie selbst mit ihm noch vor nicht allzu langer Zeit verbunden hatte und war sich plötzlich nicht mehr so sicher – vielleicht wusste jeder in dieser Familie über den anderen Bescheid und übte sich in der Kunst des Schweigens, um ihren guten Namen zu schützen. Wäre dies so ungewöhnlich? Im Endeffekt spielte es keine Rolle. Sie war wegen der Phiole hier, und nicht, um über die Familienverhältnisse zu sprechen.

    „Lassen wir an dieser Stelle die übrigen Familienmitglieder außen vor. Ihr wisst, was mich hergeführt hat.“
    Feodora griff ohne ein weiteres Wort in ein Kästchen auf ihrem Schreibtisch und holte einen kleinen Schlüssel hervor, mit dem sie einen Schrank zu ihrer Rechten öffnete. Dann holte sie etwas Glänzendes hervor und reichte es Solveigh.
    „Das ist sie. Danach habt Ihr gesucht.“
    Solveigh schaute auf das unscheinbare, blaue Fläschchen in ihrer Hand, in dessen Oberfläche Levins Initialen graviert waren. Das war es also. Wegen diesem Fläschchen hatten sie den ganzen Aufwand betrieben, und dieses Fläschchen war es zugleich, mit dem sie sich ihre Freiheit erkaufen und ihren Sohn wiederbekommen konnte. Es war schon beinahe zu lächerlich, um wahr zu sein. Sie schaute auf.
    „Wie kann ich mir sicher sein, dass es wirklich die Phiole mit Levins Odem ist?“
    „Ihr könnt es glauben, oder Ihr könnt es lassen. Eine andere Möglichkeit gibt es nicht. Aber wenn Ihr sie ihm übergebt, so wird auch er es entweder glauben müssen, oder eben nicht. Und ich bin sicher, dass er es glauben wird.“
    Solveigh legte ihren Kopf ein wenig schräg und hob fragend eine Augenbraue. „Woher wisst Ihr, dass ich ihm die Phiole aushändigen möchte?“
    Feodora lächelte. „Was solltet Ihr sonst damit vorhaben? Wollt Ihr ihn selbst damit umbringen? Ich schätze, dass Ihr Euch in diesem Fall mit dem Wissen über diese Phiole bequem hättet zurücklehnen und abwarten können, bis ich es erledige. Ihr hättet es Eurem Begleiter erspart an diesem Turnier teilzunehmen und sich ein Messer ins Bein jagen zu lassen, nur um dann ins Schloss zu spazieren, an diesem albernen Fest teilzunehmen und mich schlussendlich persönlich danach zu fragen.“
    „Soviel zum Offensichtlichen.“ Solveighs Stimme war nicht mehr, als ein leises Murmeln.
    Feodora rückte ihren Stuhl am Schreibtisch zurecht und ließ sich darauf nieder. Langsam und bedächtig begann sie die seidenen Handschuhe von ihren Fingern abzustreifen und legte sie dann mit einer Bewegung zur Seite, von der man hätte annehmen können, sie erfordere ihre ganze Konzentration. Dann fuhr sie jedoch unbeirrt fort: „Ihr seid also hier, weil Levin Euch geschickt hat. Aber es ist kein Freundschaftsdienst, den Ihr ihm damit erweist, soviel habe ich verstanden. Er hat Euch für diese Phiole etwas versprochen, nicht wahr? Offenbar besitzt er etwas, das Euch sehr wichtig ist.“
    Solveigh schwieg. Dieses Gespräch entwickelte sich nicht in die Richtung, die ihr vorgeschwebt hatte.
    „Ja, ich habe wohl recht. Und damit steigt der Wert dieser Phiole gerade ins Unermessliche. Seht sie Euch genau an, fühlt sie in Eurer Hand – mit einem Mal wiegt sie ein Vielfaches mehr, als noch wenige Augenblicke zuvor, ist es nicht so?“
    „Was wollt Ihr für diese Phiole haben?“
    In Feodoras Augen blitze es schlagartig auf. „Ich will, dass dieser Bastard geradewegs zur Hölle fährt, und seine elende, verfluchte Familie gleich mitnimmt!“
    „Reizend. Ganz reizend. Aber dafür braucht Ihr kaum mich. Ihr habt doch schon seinen Atem und damit alle Möglichkeiten ihn vom Antlitz dieser Welt zu tilgen.“
    Feodora seufzte und machte eine wegwerfende Bewegung mit der Hand. „Es ist ja nicht so, dass ich es nicht versucht hätte. Die Ernte, die ausblieb, das Feuer, das den gesamten Westflügel verschlungen hatte… Und immer hatte ich gehofft, dass es ihn entweder erwischen würde, oder dass er zur Besinnung kommt. Ein Wort der Entschuldigung, das er kniend vor mir ausgesprochen hätte, und ich hätte ihm vergeben, glaubt mir. Aber nein, nichts dergleichen.“

    Solveighs Geduld neigte sich langsam dem Ende zu. Mit den Fingern ihrer linken Hand umklammerte sie die blaue Phiole, die Finger ihrer rechten spielten angespannt mit den Stoff-Falten ihres Kleides.
    „Wenn Ihr Euch gerade selbst aufmerksam zugehört hättet, dann wüsstet Ihr, dass ich Levin lebend brauche. Er hat etwas, das ich will. Ich kann ihn nicht töten, denn das eine schließt das andere aus.“
    „Ihr seid wirklich phantasielos. Holt Euch von ihm, was Ihr braucht, und lasst ihn und seine Familie danach über die Klinge springen. Ich profitiere in mehrfacher Hinsicht davon: zum einen bekomme ich meine Rache, zum anderen wird mich niemand mit seinem Dahinscheiden in Verbindung bringen, sofern Ihr es richtig anstellt. Und das solltet Ihr, um Euer selbst willen.“
    Im Geiste verdrehte Solveigh die Augen. Sie war wahrlich von Genies umgeben, denn ein Plan, der ihr aufgetragen wurde, erschien dümmer als der darauffolgende, angefangen bei Thomaso bis zu diesem Augenblick hier in Feodoras Gemächern. Sie war es langsam leid als Spielball der Interessen anderer herhalten zu müssen.
    „Das kann ich nicht machen.“ Es sollte bestimmt klingen, wirkte aber fast trotzig.
    „Vielleicht habt Ihr das Prinzip von Verhandlungen nicht ganz verstanden: Ihr bekommt etwas, und dafür müsst Ihr auch etwas geben.“
    „Vermutlich habt Ihr das Prinzip nicht richtig erfasst: ich kann Euch nur etwas geben, das ich auch besitze. Das Leben dieser Familie befindet sich bedauerlicherweise nicht in meinem Besitz.“
    „Jetzt tut nicht so, als hättet Ihr mir etwas anderes anzubieten. Das ist es, was ich von Euch will. Und damit ich mir sicher sein kann, dass ihr mit dieser Phiole nicht über alle Berge verschwindet und irgendwann vergesst Eurer Pflicht mir gegenüber nachzukommen, behalte ich Euren Begleiter als Pfand. Mir scheint, dass er Euch wichtig ist. Sein Atem gegen den von Levin und die Dinge können ihren Lauf nehmen.“

    Mit einem lauten Peitschenschlag, den nur sie hören konnte, riss etwas in Solveighs Körper. Hier stand sie also, kurz davor ihre Beherrschung zu verlieren. Wie ein Wasserfall rauschten Feodoras Worte in ihren Ohren und sie kam sich mit einem Mal nicht nur unglaublich dumm vor, sondern auch wie jemand, dessen Leben so wenig wert war, das man es wie eine Holzfigur auf dem Schachbrett ein ums andere Mal hin und her schob, ungeachtet dessen, was mit ihr passieren würde oder mit den Menschen, die ihr wichtig waren. Sie sollte Arthur töten, wie lächerlich! Und sie sollte Haleths Atem dieser Frau als Pfand aushändigen. Was glaubten diese Leute, wer sie war und was glaubten sie, wie weit sie gehen konnten, um sie zu benutzen, sie zu kaufen, sie zu erpressen und sie mit Versprechungen zu ködern, die sie vermutlich niemals halten würden?! Am Ende all ihrer Pläne, die jeder Beschreibung spotteten, bliebe sie als diejenige zurück, die sich schuldig gemacht hätte. Auf diese Weise würde sie ihre Freiheit niemals zurück bekommen. Sie wog die Phiole ein weiteres Mal in ihrer Hand. Feodora hatte recht – sie war nun schwerer, allerdings nicht, weil ihr Wert gestiegen wäre. Diese Phiole war nutzlos. Ein Gegenstand, an den sie sich geklammert hatte und von dem sie nun wusste, dass er sie keinen Schritt weiterbringen würde.

    Sie trat mit einem schnellen Schritt an Feodoras Schreibtisch, beugte sich vor und schlug mit der flachen rechten Hand auf die Tischplatte. „Was an dem, was ich gerade gesagt habe, habt Ihr nicht verstanden? Ich kann Euch nur geben, was mir gehört! Und der Atem meines Begleiters gehört mir nicht!“ Feodora saß nun aufrecht auf ihrem Stuhl, den Kopf zu Solveigh erhoben, die Zähne zusammengebissen, sodass ihre Kieferknochen vortraten. „Ihr glaubt, diese Phiole sei mir so viel wert, dass ich darüber vergesse wer ich bin und mit wessen Leben ich hier spiele?“ Sie legte das Fläschchen vor sich auf den Tisch. Es schimmerte zart im Schein der Kerzen, während es, rund wie es war, ein Stück zur Seite rollte und mit einem leisen, klackenden Geräusch an einem Buchrücken zum Stillstand kam. Es lag friedlich da und harrte der Dinge, die noch kommen mochten. Da es ein geduldiges Fläschchen war, hätte es dort wohl Stunde um Stunde geharrt, ohne sich zu bewegen, aber diese Stunden waren ihm nicht vergönnt.
    „Ihr glaubt, diese Phiole sei mir wichtiger als Euch und Ihr könntet deshalb alles von mir verlangen?“ Ihre linke Hand griff nach dem Stein, der einen Stapel Papiere auf dem Schreibtisch beschwerte. Er war glatt und schwer, wie die Sorte Steine, die man an der Küste fand, und er lag ausgesprochen gut in ihrer Hand. Er bewegte sich mit einer geschmeidigen Bewegung auf die Phiole zu und küsste ihre Oberfläche mit einem satten Krachen. Das kleine Ding zerbarst unter seinem ungestümen Annäherungsversuch in Dutzende von Scherben.

    Feodoras Blick ruhte entsetzt auf den Überresten der Phiole. „Was hast du nur getan?“, fragte sie ein ums andere mal, ungläubig, wie in Starre. „Was hast du dummes Stück von einem Bauernmädchen nur getan?!“ Die letzten Worte spuckte sie ihr geradezu hasserfüllt entgegen, während sie zu Solveigh aufschaute, die in ihrer linken Hand noch immer den Stein hielt und mit der rechten auf die Tischplatte gestützt über ihr stand.

    Sie hatte es nicht kommen sehen. Solveigh wusste nicht, wie es passieren konnte, aber als sie einen Atemzug später auf ihre rechte Hand schaute, steckte ein Stilett in ihrem Handrücken – das spitze Ende war durch ihr Fleisch gedrungen und dann in das Holz des Tisches. Am Ende des Griffes Feodoras Finger, die ihn umklammerten, als hinge ihr Leben davon ab. Solveigh blinzelte erstaunt. Ein ungläubiges Lachen entwich ihrer Kehle, während das Blut zäh aus der Wunde sickerte und sich langsam über die Tischplatte ausbreitete, sich in die Maserung des Holzes fraß und sich damit für alle Zeit darin verewigte. Der Schmerz kam verzögert und explodierte in ihrem Kopf, so dass ihr Lachen abrupt erstarb. Mit einem scharfen Zischen sog sie die Luft zwischen ihren Zähnen hindurch. Sie wollte einen Schritt zurückweichen, aber ihre Hand war festgenagelt, und so blieb ihr nichts anderes übrig, als bewegungslos zu verharren, ihr Gesicht über dem von Feodora.
    „Du hast dir gerade eine mächtige Feindin geschaffen, mein liebes Kind!“, flüsterte diese. „Und du wirst für das, was du mir genommen hast, bezahlen, sei dir dessen gewiss.“ Mit einem Ruck zog sie das Stilett aus Solveighs Handrücken, sprang vom Stuhl auf und riss das Fenster hinter ihr auf. „Wachen! Wachen! Sofort in meine Gemächer! Sofort, sage ich!“
    Solveigh ließ den Stein fallen, erhob ihre Hand vom Tisch und schaute zu Feodora, die ihr den Rücken zugewandt hatte. Während sie mit der linken Hand versuchte das Blut aufzufangen, das von ihrem Handrücken tropfte, dachte sie einen kurzen Augenblick darüber nach, dass… nur ein winziger Schubs, kein großer Kraftakt. Feodora würde fallen, und wenn sie nur schnell genug mit Haleth aus dem Schloss fliehen würde… Haleth. Wo war er eigentlich? Sie trat an Feodora heran, die noch immer das Stilett in ihrer Hand hielt, und hörte durch das geöffnete Fenster, wie draußen im Hof Stimmen lauter wurden. Die Geräusche schwerer Stiefel und Rüstungen drangen bis hinauf an ihr Ohr. In diesem Augenblick drehte Feodora sich um. Die Tür zu ihren Gemächern war aufgeflogen und wie erstarrt blickten beide Frauen zum Türrahmen.
  11. #91 Zitieren
    Padma
    Gast
    Er hastete durch die breiten Gänge. Sein Bein schmerzte, wo sich der Verband unter der Hose befand.
    Hinter ihm lärmten die vier Verfolger in ihren metalenen Rüstungsteilen und stampfenden Stiefeln auf den steinernden Fluren. Harlequin hatte keine Ahnung wo er war, oder wo Solveigh sich befand. Im Augenblick gab es allerdings das primäre Ziel nicht geschnappt zu werden und das trotz seines lahmenden Beines und dem Fehlen seiner Dolche, die seit dem Tunier die Sammlung des Waffenmeisters schmückten.
    Nach einer gefühlten Ewigkeit, die er damit verbrachte durch das Schloss zu hasten, vier klappernde und schreiende Blechmänner im Schlepptau, die jeden Moment neue Wachen auf den Plan rufen würden hörte er durch den stumpfen Krach hinter ihm etwas anderes.
    Eine schreiende Frauenstimme.
    Er schlitterte um eine Ecke und gleich darauf um eine weitere. Das Herz sank ihm in die zerrissende Hose, als ihm ein weiter Mann den Gang entlang entgegengelaufen kam. Doch auf halber Strecke stürmte der Mann, der offensichtlich nicht zur Wachmannschaft gehörte in eine Tür.
    Eine offene Tür hinter der es mit nur einem ungerüsteten Mann fertig zu werden galt, war eine weit mehr verlockende Aussicht, als sich noch weiter von 4 Wachmännern durch die Gänge jagen zu lassen.
    Also stürmte Harlequin Harlequin ihm eine Sekunde später in das Zimmer nach. Der Mann stand kurz hinter der Türschwelle und der heranrasende Harlequin prallte so heftig mit ihm zusammen, dass beide zu Boden gingen. Unglücklicherweise knallte der Mann ungeschützt mit der Strin auf den nackten Steinboden und blieb reglos liegen. Harlequin war so weich, wie man eben auf einer anderen person landen kann, gelandet.
    Die Harlekinmütze die Harlequin aufhatte viel dabei klingend und klimpernd zu Boden.
    Er rappelte sich wieder auf und warf die Tür zu.
    Als er sich umdrehte, stellte er überrascht fest, dass zwei Frauen reglos am offenen Fenster standen und ihn entgeistert anstarrten. Ihm wurde klar, was für ein Bild er abgeben musste. In den zerfetzten, bunten Kleidern eines Harlekins kam er ungebeten in ihr Gemach und streckte einen anderen Mann nieder der wahrscheinlich der persönliche Mundschenk einer der beiden Damen war.
    Doch dann hellte sich seine Miene kurz auf, als er Solveigh erkannte. Und neben ihr stand Feodora.
    Vom Flur her hörte er die schweren Schritte seiner Verfolger.
    "Wir müssen gehen." sagte er.
    Mit ein paar raschen, humpelnden Schritten durchquerte er den Raum bis zum Fenster um mit Solveigh daraus zu verschwinden. Ein Blick nach unten ließ seine Augen groß werden. Eine ganze Wachmannschaft stand unten und blickte zu ihm herauf. Eine Sekunde stand er reglos und steif da und blickte hinunter in den Hof. Dann wirbelte er herum.
    "Problem." presste er heraus.
  12. #92 Zitieren
    Ehrengarde Avatar von Venhedis
    Registriert seit
    Feb 2012
    Beiträge
    2.278
    Venhedis ist offline
    Solveigh blickte zu Haleth, der sich soeben vergewissert hatte, dass sein Fluchtplan durch das Fenster aufgrund der Höhe und der vielen unten im Hof versammelten Wachen, für sie beide nicht aufgehen würde. Dann wanderte ihr Blick wieder zu Feodora, die ihrerseits Haleth anstarrte, und sie konnte es ihr, so, wie er vor ihnen stand, kaum verübeln. Fast erleichtert stellte sie fest, dass es offensichtlich Dinge auf der Welt gab, die auch eine Frau wie Feodora aus der Fassung bringen konnten, und ein humpelnder Mann in einem Harlekinaufzug, der polternd durch die Tür stürzte und dabei ihren Diener über den Haufen rannte; ein solcher Mann gehörte augenscheinlich zu diesen Dingen. Den Augenblick ihres Erstaunens nutze sie, um ihr mit einer schnellen Bewegung ihrer Linken das Stilett aus der Hand zu entwenden - für alle Fälle. Damit löste sie Feodora aus ihrer Erstarrung. Die königliche Beraterin stieß einen spitzen Schrei aus, der in Solveighs Ohren vibrierte und sie verdrehte gereizt die Augen, kurz davor die Geduld endgültig zu verlieren.

    "Schön dich zu sehen", murmelte sie an Haleth gewandt. "Und ich würde glatt ein Glas besten Rotweins auf unsere Wiedervereinigung erheben, während ich dir in allen Details schildere, was sich hier zugetragen hat. Aber bedauerlicherweise", sie hob ihre verletzte rechte Hand, um ihn damit nur grob und ganz knapp auf den neusten Stand zu bringen, "haben wir hier mehr als nur ein Problem." Sie wurde durch einen weiteren Schrei von Feodora unterbrochen und seufzte leise. Dann machte sie eine kurze Kopfbewegung in Richtung der Frau. "Kümmere dich um sie." Haleth musterte Feodora mit einem zweideutigen Blick. "Nicht so, verdammt noch mal!" Solveigh runzelte wütend die Augenbrauen. Wäre ihre Rechte nicht verletzt, sie hätte vor einem schweren Dilemma gestanden: wen von den beiden sollte sie zuerst mit der bloßen Hand erwürgen? "Du sollst sie zum Schweigen bringen. Und dann", sie drückte ihm das Stilett in die Hand, weil sie selbst keinen Gurt an ihrem Kleid hatte, an dem sie es hätte befestigen können, "...und dann machen wir uns auf die Suche nach einem Gang, der uns hier herausführt. Schließlich befinden wir uns hier in den Gemächern einer der königlichen Beraterinnen, also wird es hier so etwas wie einen Fluchtweg geben."

    "Da könnt ihr aber lange suchen!" Feodoras Gesicht war nicht mehr als eine vor Zorn verzerrte Maske wie sie vor ihr stand und sie aus zusammengekniffenen Augen ansah. Sie stieß erneut einen Schrei aus dem Fenster, um den Wachen mitzuteilen, sie mögen sich nun doch bitte etwas beeilen, und Solveigh spürte ihr Kreischen bis ins Mark. Sie verlor endgültig die Fassung und schlug wie im Reflex mit der flachen rechten Hand auf Feodoras Wange. Der Schmerz in der Wunde ihrer Hand explodierte erneut, aber endlich war Stille.

    "Diese Ruhe!", sagte sie zu Haleth. "Ein wunderbares Geräusch. Sei so gut und sorge dafür, dass sie für die nächste halbe Stunde anhält, und dann lass uns nach einem Ausgang suchen. Ich verbarrikadiere in der Zwischenzeit die Tür, damit die Wachen, die jeden Augenblick hier eintreffen werden, sich nicht bemüßigt fühlen müssen, uns bei der Suche zu helfen." Mit diesen Worten ging sie um den Schreibtisch herum und hielt auf den bewusstlosen Diener zu, der im Türeingang lag. Sie würde ihn zuerst zur Seite schaffen müssen, bevor sie sich daran machen konnte die Kommode, die an der Wand stand, vor die Tür zu schieben und anschließend musste sie sich notdürftig die Hand verbinden, die immer noch blutete und ihre Spuren auf dem Dielenboden und auf dem Rock ihres Kleides hinterließ.

    Sie warf einen flüchtigen Blick zum Fenster, durch welches das Licht der Abenddämmerung in den Raum fiel, und auf Haleths Silhouette, die davor stand. Für einen kurzen Augenblick überkam sie der heftige Wunsch ihn zu küssen. Solveigh schloss die Augen und lachte in sich hinein. Dann schaute sie wieder auf ihre rechte Hand und versuchte vorsichtig die Finger zu krümmen. Eine Welle der Traurigkeit überkam sie, als sie sich fragte, ob sie mit dieser Hand jemals wieder eine Cythara würde spielen können.
    Es war ein langer und absurder Tag gewesen und sie war überreizt und müde, aber sie hatte im Augenblick keine Zeit sich zu sortieren, und so gestattete sie sich einen leisen, zitternden Schluchzer, wischte ihre blutigen Hände grob an ihrem Kleid ab und beugte sich zu dem Mann herunter, der reglos zu ihren Füßen lag. Die Schritte der Wachen draußen im Gang waren inzwischen so laut und vernehmlich, dass sie es in dem Augenblick, als sie nach dem Arm des Dieners griff, schon beinahe ahnte: in diesem Moment flog die Tür mit einem lauten Krachen auf, nur eine halbe Armlänge von ihrem Gesicht entfernt. Der Wachmann, der vor ihr stand, blickte sich zunächst im Raum um und sah dann zu ihr herunter. Hinter ihm füllten zwei weitere Männer den Türrahmen aus. Solveigh blinzelte zu dem Wachmann herauf, fuhr mit den Augen über sein Gesicht und erkannte ihn wieder: es war Julius. Der Wachmann, der ihr heute Mittag Zugang zu den Katakomben verschafft hatte und das aus reiner Freundlichkeit. Nun begegneten sie sich abermals und Solveigh konnte deutlich erkennen, wie sich für einen Augenblick die Enttäuschung in seinem Gesicht breitmachte. Es versetzte ihr geradezu einen Stich ins Herz. Da sah er sie mit blutverklebten Händen über einem scheinbar leblosen Körper kniend und konnte nicht anders, als zu seinen Schlüssen zu kommen. Solveigh schüttelte kaum merklich ihren Kopf und schaffte es gerade noch ein leises "Nein..." zu wispern, bevor der Wachmann wütend seinen Arm nach ihr ausstreckte. Mit all seiner Kraft wurde sie hochgerissen und für einen kurzen Moment war ihr, als würden ihre Füße über dem Boden schweben. Doch dann landete sie wieder, fühlte seinen festen Griff um ihren Oberarm, merkte, wie das Blut wieder aus ihrer Stichwunde sickerte, über den Handteller lief und warm von ihren Fingerspitzen tropfte. Verzweifelt drehte sie ihren Kopf zu Haleth und schüttelte ihn wieder, als wollte sie ihm damit sagen "Tu ihm bitte nichts!", aber ihr Blick bekam seinen nicht zu fassen, er irrte ziellos durch den Raum, der ihr mit einem Mal unbeschreiblich groß erschien, und dann fiel ihr Kopf auf Julius Brust und erleichtert schluchzte sie auf. Endlich war es zu Ende.
  13. #93 Zitieren
    Padma
    Gast
    Harlequin ging einige Schritte durch den Raum um nach vertrauten Stellen zu suchen, die sich bei all seinen Einbrüchen irgendwann einmal als Verstecke oder Geheimgänge entlarvt hatten. Aber so auf die Schnelle konnte er nichts entdecken. Und nach 15 Sekunden Ruhe ging das Chaos wieder los. Die Tür flog so heftig auf, dass sie fast aus den Angeln gehoben wurde. In der Tür standen drei Wachmänner und der Befehlshaber verlor keine Zeit damit sich Solveigh zu schnappen.
    Harlequin war kurz versucht ihm das Stilet zwischen die Augen zu schleudern, doch dann wären immer noch zwei weitere Gepanzerte im Raum gewesen und Harlequins einzige Waffe wäre hinüber.
    Als machte er zwei Sätze zurück und schrie den Wachmann an.
    "LASS SIE LOS!"
    Mit dem Rücken an seinen Bauch gepresst hielt der Feodora gepackt. Den Kopf zog er an ihren Haaren zurück so dass ihre Kehle überstreckt freilag auf der sein neues Stilet ruhte.
    Die Wachmänner standen unschlüssig da. Ein paar Sekunden lang tat sich auf beiden Seiten nichts.
    Doch Feodora schien nicht so hart im Nehmen, wie sie es gerne vorgab, denn als Harlequin den Druck auf ihre Kehle erhöhte kreischte sie den Wachen entgegen, dass sie gefälligst tun sollten, was Harlequin sagte.
    Die Wache die Solveigh gepackt hatte, ließ sie los und Sol stolperte zu Haleth herüber.
    Harlequin ließ die Wachen auch ihre Waffen ablegen und sich auf den Boden legen. Dann gab er Solveigh Anweisungen, wonach sie suchen sollte, bis ihm einfiel, dass er Feodora auch einfach fragen könnte, wo der geheime Ausgang war. Redselig durch ihre ungünstige Position verriet sie den Machanismus und im Boden tat sich ein Loch auf, in das eine in die Wand eingelassene Leiter hinabführte.
    Was ist mit der hier? fragte er Solveigh.
    Nehmen wir sie mit oder soll ich ihr Kleid für die kommende Mode einfärben?
  14. #94 Zitieren
    Ehrengarde Avatar von Venhedis
    Registriert seit
    Feb 2012
    Beiträge
    2.278
    Venhedis ist offline
    "Nimm sie mit. Wer weiß, was uns am anderen Ende des Gangs noch erwartet. Wenn es sein muss, können wir danach noch immer das Stilett für sich sprechen lassen." Solveigh trat in einem angemessenen Abstand an den Rand der Öffnung im Boden. "Und jetzt geht. Ich komme gleich nach. Geht schon!"

    Sie hielt Feodoras Arm, während Haleth langsam die Leiter hinab stieg und versetzte ihr anschließend einen Stoß, so dass sie sich nur wenige Schritte vor der Falltür gerade noch fangen konnte. "Los!", zischte sie ihr zu. Dann drehte sie sich zu den Wachen um, die noch immer regungslos am Boden lagen, unsicher, ob sie wieder aufstehen dürften, solange ihr Befehlshaber keine Anstalten machte sich zu erheben.
    Sie trat an Julius heran, der die Arme seitlich von sich gestreckt hatte, die Handflächen flach auf dem Boden, das Gesicht zur Seite gewandt. Er starrte ausdruckslos zur gegenüberliegenden Wand.
    "Julius, steh auf." Der Wachmann rührte sich nicht. Solveigh kniete neben ihm nieder, aber er schaute demonstrativ an ihr vorbei. Seine schwarzen Locken fielen ihm über die Stirn und tauchten seine Augen in dunkle Schatten. Solveigh hätte am liebsten geweint. "Sieh mich bitte an." Julius blinzelte nicht einmal. "Ich hatte dir gesagt, dass ich dir deine Freundlichkeit eines Tages zu vergelten hoffe und ich weiß, dass du den Gefallen, den du mir heute erwiesen hast, inzwischen bereust. Ich kann dir im Augenblick nicht erklären, was hier passiert ist, aber ich möchte, dass du weißt, dass du nichts Falsches getan hast. Du solltest deine Entscheidung nicht bereuen." Sie hielt ihm ihre rechte Hand vor das Gesicht, als würde sie mit der Einstichwunde sagen wollen, dass es ihr Blut war, das an ihren Händen klebte, dass alles in Wirklichkeit anders war, als es für ihn zuerst den Anschein hatte. Julius Augen lösten sich von der Wand und betrachteten ihre Hand. Dann hob er langsam den Kopf. Sie sah, wie er die Arme anwinkelte, sich abstützte und seinen Oberkörper erhob. Kniend saßen sie sich nun gegenüber. Die beiden anderen Wachen rappelten sich nun ebenfalls auf und kamen auf die Beine. Sie sammelten ihre Waffen wieder ein und standen dann unschlüssig hinter ihrem Befehlshaber, bereit auf sein Wort hin die Frau zu ergreifen. Dieser schwieg jedoch weiterhin.

    "Julius, ich danke dir für das, was du für mich getan hast. Ich werde es dir nie vergessen. Und ich hoffe, dass ich eines Tages die Gelegenheit haben werde, dir das eine oder andere zu erklären und dass du mir dann verzeihen kannst, denn du hattest recht: es gibt nicht viele freundliche Menschen in diesen Zeiten. Und wenn man dann einem solchen begegnet, dann sollte man diese Freundlichkeit nicht mit Füßen treten." Julius blickte sie immer noch ausdruckslos an. Dann öffneten seine Lippen sich.

    "Sollte jemals der Tag kommen, an dem wir uns wieder begegnen, dann bringe ich dich um. Du hast mein Wort darauf." Solveigh erstarrte für einen Moment. Sie schlug die Augen nieder und nickte. Dann stützte sie sich ab und stand auf. Julius kniete noch immer vor ihr, hatte aber nun seine Hand ausgestreckt und griff nach seinem Kurzschwert, das neben ihm auf dem Boden lag. "Hier, nimm." Er hielt es Solveigh hin. "Und bete, dass uns das Schicksal nie wieder zusammenführt."

    Draußen im Gang erklang wieder das Echo schwerer Schritte. Weitere Wachen waren auf dem Weg zu Feodoras Gemächern. Solveigh griff nach dem Schwert, das der Wachmann in seiner Hand hielt. Sie sah ihn noch einmal an. Dann drehte sie sich um, ging auf die Falltür zu und machte sich an den Abstieg. Als ihre Fußspitze die unterste Sprosse der Leiter ertastete sprang sie ab - das Gefühl zu fallen wollte nicht mehr aufhören, obwohl der Boden nur einen halben Meter unter ihr auf sie wartete.
  15. #95 Zitieren
    Padma
    Gast
    Haleth stieg ein paar Stufen der alten Leiter hinab aber hielt dann inne. Was hatte das Mädel jetzt schon wieder vor? Und wo blieb Feodora? Sein Fuß, der gerade die nächste Stufe ertastete verharrte einen Augenblick, dann zog Haleth den Fuß wieder auf die nächst höhre Stufe und kletterte Leise wieder aus dem Schacht. Feodora stand noch immer vor demLoch im Boden und machte keine Anstalten freiwillig dort hinein zu steigen.
    Solveigh kniete vor dem Hauptmann der Wache der sich nun langsam aufrappelte. Sie redete leise auf ihn ein. Harlequin verstand nur wenige Worte aber das was er hörte, ließ ihn die Augen verdrehen.
    Wollte sie ihr eigenes Gewissen beruhigen, in dem sie sich selbst belog und der Wache Geschichten à la "Es ist nicht so wie es aussieht" erzählte? Er ging langsam seitlich um Sol und die drei Wachen herum, während er sah, wie Feodora sich nun doch skeptisch auf die knarzenden Leitersprossen begab. Wahrscheinlich in der Hoffnung, dass ihre beiden Entführer sich noch lang genug hier oben aufhalten würden, um ihr eine Flucht aus dem unterirdischen Tunnel zu gewähren. Darüber machte er sich aber keine Sorge. Sol und er würden jeden Augenblick ebenfalls in dem Geheimgang verschwinden und die sehr sehr langsam kletternde Feodora wieder einholen. Wie es aussah, hatte sie Angst vor Höhe.
    Haleth stand nun dich genug an der Gruppe um die letzten Worte verstehen zu können.
    Solveigh ergriff das Schwert, was Julius ihr darbot und ging zur Falltür, anscheinend ohne Notiz von Harlequin zu nehmen.
    Haleth macht zwei schnelle Schritte nach vorne und zog das Stilett so schnell im großen Bogen durch die Kehlen der Wachmänner die dicht hinter Julius zusammenstanden, dass die Klinge summend durch die Luft schnitt. Blut spritzte auf, als das Stilett mit chirurgischer Präzision die Hälse der beiden Wachmänner aufriss. Die Blutspur folgte der Bewegung der Waffe und beschrieb ebenfalls einen ausladenen Bogen, der sich einen Sekundebruchteil später an der hellen Wand in sattem rot verewigte.
    Im Gegensatz zum Blut hielt das Stilett nicht inne, sondern vollführte den Bogen weiter bis es mit dem dumpfen Geräusch von Metal was durch Fleisch und Muskeln schneidet seitlich in Julius Hals schlug.
    Seine Augen weiteten sich und seine Hände schnellten instinktiv hoch zu der Stelle an der nun das Stilett stag. Er gurgelte, tastete in Panik am Griffstück der Waffer herum in der Gewissheit, dass es für ihn kein Entkommen mehr gab.
    Harlequin sah ihn ungerührt an, während Julius, der kurz zuvor erst wieder auf die Beine gekommen war, nun wieder auf die Knie fiel.
    Harlequin beugte sich vor, so dass sein Mund ganz nah an Julius' Ohr war.
    Nun, ich schätze, dieses Gebet wurde sofort erhört. Du bist zu ehrlich - und zu loyal. Keine sehr lebensfördernen Eigenschaften heutzutage."
    Und damit packte er das Stilett, setzte einen schweren Stiefel auf Julius Brust und stieß ihn rittllings zu Boden, so dass sich das Stilett schmatzend aus dem Fleisch sog und den Weg für das restliche Blut was sich noch in Julius Körper befand freigab.
    Haleth steckte die Waffe in den Gürtel, trat gegen den Schalter der Falltür und sprang dann durch die sich schließende Falltür. Mit einem dumpfen Knall viel sie zu und tauchte Harlequin in völlige Finsternis.
  16. #96 Zitieren
    General Avatar von Seku
    Registriert seit
    Dec 2009
    Ort
    Vodkagrad
    Beiträge
    3.592
    Seku ist offline
    "Klar." Sie streckte die zusammengeballte Hand vor und öffnete sie; in ihr lag eine zerknüllte, nicht äußerst behutsam behandelte weiße Papierrose. Die Halbelfe trat vor, rückte den Mantel zurecht und machte sich daran, und verließ den Hof auf die Straße Richtung Stadtmauer. Richtung Tor. Sie drehte sich um und sah den Mann, der immer noch ein Stück hinter ihr stand, an.
    "Komm schon. Lass uns dieses elendige Spielchen endlich beenden."

    Die Stärke des Regens nahm mit jeder Minute, die sie da auf der Straße trotteten, zu, verwandelte den Dreck und zu feuchtem Schlamm und dort, wo er es nicht mehr zu tun vermochte, bildete er Pfützen. Es dauerte nicht lang, bis vor ihnen ein glänzender Weg aus Laken und glitzernden, feuchtem Dreck. Und natürlich Abfällen. Und Unrat. Und toten Ratten en mase.
    "Hör zu." sagte Gvalch'cawedd nach einer gefühlten Ewigkeit der Stille zu Nazar neben ihr. "Wenn wir aus der Stadt sind, gebe ich dir diese Antworten, die du unbedingt wolltest. Aber dann werde ich abhauen und wir werden uns nicht mehr wiedersehen, zum Glück. Du wirst mir auch nicht, aus welchen abstrusen Gründen auch immer, nicht folgen. Klar?"

    Mehr wurde auch nicht gesagt, zu Gvalch'cawedds Erleichterung - sie gingen schweigend daher, in Richtung Maribortor im Süden der Stadt. Wyzima ging seinem gewöhnlichem Tagesgeschäft nach, man beachtete sie nicht weiter, bloß gewöhnliche Verkerhsteilnehmer. Ein grauer, bewölkter Himmel, dicke Regentropfen, wie platzten wie ein Porzellantässchen, das auf den Boden fiel, und eine stinkende, dreckige Stadt, Menschenmasse, die sowohl laut als auch gleichzeitig still war, auf irgendeine Weise.
    Und da tat sich vor ihnen das Torhaus auf.
    Natürlich war es bewacht und man pflegte scheinbar, Passanten zu überprüfen. Sie dachte aber nicht daran, dass sie größere Probleme bekommen würden und ging ohne zu zögern weiter.
    "Heda!"
    Ein Wachmann mit weißem Wams , auf den das Wappen Temeriens gestickt war, und Eisenhut, auf den die Regentropfen rythmisch trommelten, hob die Hand und stellte sich ihr in den Weg. Hinter ihm ein Zweiter. Beide beäugten sie mit missmutigem Blick.
    "Ihr seid wer?"
    "Katharina Zimmermann und", sie deutete auf Nazar "... Nazar. Ich habe auf dem Turnier gekämpft und verloren, will jetzt die Stadt verlassen. Er ist mein Mentor, er gehört zu mir."
    "Auf dem Turnier gekämpft. Ihr... du, ein Weib, auf dem Turnier Foltests. Das soll man glauben?"

    Die Halbelfe antwortete ihm nicht, sondern hielt ihm einfach die Rose vor die Nase. Er betrachtete sie, schnaubte schließlich verächtlich und grummelte etwas Unterverständliches. Schließlich aber gab er den Weg frei.
    "In Ordnung. Passieren."
    "Geht doch."
    Ein kurzes Weilchen später befanden sie sich schon nicht mehr in Wyzima. Sondern auf der anderen Seite der Mauern.
  17. #97 Zitieren
    Ehrengarde Avatar von Venhedis
    Registriert seit
    Feb 2012
    Beiträge
    2.278
    Venhedis ist offline
    Solveighs Augen gewöhnten sich nur langsam an das Zwielicht im Tunnel. Von oben durch die Falltür drang ein wenig Helligkeit zu ihr herunter, aber dort, wo der Gang sich fortsetzte, war es dunkel. Sie konnte Haleth und Feodora nicht sehen, aber sie hörte leise Schritte vor ihr, dort, wo der Weg entlang führte und nur wenige Meter später von der Dunkelheit verschluckt wurde. Sie setzte sich in Bewegung, um die beiden einzuholen hielt aber erschrocken inne, als sie hinter sich ein Geräusch vernahm. Sie drehte sich um und blickte zu der Stelle, an der die Leiter in die Wand eingelassen war. Haleth, der offensichtlich gerade durch die Falltür gesprungen war, hatte den Aufprall wippend mit den Beinen aufgefangen und richtete sich nun auf. Sie blinzelte unschlüssig. Was machte er dort? Sollte er nicht mit Feodora bereits auf dem Weg zum Ausgang sein? Solveigh ging einige Schritte auf ihn zu und bemerkte dann erst das Blut an seiner Kleidung. Blanke Angst ergriff sie und sie beschleunigte ihre Schritte, doch noch bevor sie ihn erreichen konnte, fiel die Tür über ihm zu und tauchte den Gang in ein endgültiges Schwarz. Trotzdem lief sie weiter und blieb erst stehen, als ihre ausgestreckte Hand seine Schulter berührte.
    „Was ist passiert? Bist du verletzt?“
    Er antwortete nicht, aber sie konnte seine ruhigen Atemzüge hören. Zu ruhig für jemanden, der gerade um sein Leben gekämpft hatte und schwer verletzt wurde. Ein Schauer lief ihr über den Rücken und ein leises Wimmern entfuhr ihrer Kehle als die Ahnung darüber, was passiert sein musste, langsam ihr Bewusstsein umspülte, langsam jedoch so umfassend wie die Wellen der Flut, Stück für Stück, dafür mit einer absurden Beständigkeit. Ihre Augen fuhren in der Dunkelheit auf und ab, ohne einen festen Punkt finden zu können, aber selbst in der tiefsten Dunkelheit, wenn man nichts mehr sehen kann und irgendwann das Gefühl für links und rechts und oben und unten verliert, kann man die Anwesenheit einer anderen Person immer noch spüren. Als wäre die Silhouette dieses Menschen noch ein wenig schwärzer als das Schwarz um ihn herum, noch ein wenig dichter, beinahe flirrend.
    Über ihr vernahm sie gedämpft die Schritte der Wachen, die in Feodoras Gemächer gestürzt kamen, und kurz darauf das aufgeregte Bellen von Männerstimmen. Wenn sie um die Falltür und ihren Mechanismus wussten, dann würde es nicht mehr lange dauern, und sie würden zu den richtigen Schlüssen kommen, die Tür öffnen und sie beide hier finden. Feodora war bereits ein ganzes Stück von ihnen entfernt und würde ihnen damit kein zweites Mal als lebender Schutzschild dienen können.

    Solveigh tastete Haleths Arm entlang, bis sie seine Hand zu fassen bekam. Sie war warm und feucht und klebrig und es kostete sie alle Überwindung ihre Finger um sie zu schließen.
    „Wir sollten uns hier in der Finsternis nicht verlieren“, flüsterte sie. In der anderen Hand hielt sie noch immer Julius Kurzschwert umklammert, wie ein Relikt von etwas, das nicht mehr war. „Taste dich mit der anderen Hand an der Wand entlang und lass uns von hier verschwinden. Wenn wir Glück haben, können wir Feodora noch einholen.“
  18. #98 Zitieren
    Padma
    Gast
    Haleth spührte wie Solveigh sich gegen das noch warme Blut und den Geruch mit dem es an ihm haftete, streubte. Er konnte sich kaum vorstellen wie es für Sol war, all das aufeinmal zu erleben. Für ihn gehörten Blut, Schmerz und Tod seit frühester Kindheit zum Selbstverständnis. Er würde einem lebendem Mann das schlagende Herz aus der Brust reißen, ohne dabei auch nur die Nase zu rümpfen. Jedenfalls hatte er das noch bis vor ein paar Tagen geglaubt.
    Solveigh jedoch schien vor ihrer Bekanntschaft keinen allzu ausgibigen Kontakt mit Leichen und deren Produkten gepflegt zu haben. Für sie musste das alles schrecklich sein. Und doch schloss sie tapfer die Hand um seine vom Blut glibschigen Finger.
    Es war stockdunkel, selbst Harlequins Augen, die sich sehr schnell an Dunkelheit gewöhnten, konnten nichts als allumfassendes schwarz erkennen. Es schien beinahe eine feste Form zu bilden die ihn umschloss und nicht mehr loslassen wollte.
    Er ließ Solveighs Hand wieder los.
    "Wir müssen krabbeln." sagte er in die Dunkeheit.
    Das einzige was von Solveigh zu hören war, dass sie aufgehört hatte an der Wand entlang zu tasten.
    "Wie Krabben. Geh in die Hocke und stell deine Hände auf den Boden, aber lass die Knie in der Luft. Und dann seitwärts. Wie Krabben. Oder zur Seite rennende Affen."
    Sie schien immer noch nicht zu wissen, ob er scherzte oder es ernst meinte.
    "So bewegst du dich sicherer, schneller und kannst dir obendrein nicht den Kopf anstoßen. Und du wenn doch, kannst du nicht so tief fallen. Glaub mir, ich mache das ständig."
    "Jedenfalls immer dann, wenn ich nichts sehen kann" fügte er noch hinzu. Dann ließ er sich in die Hocke sinken und wartete darauf, dass er Sols Kleid rascheln hörte. Dann spurtete er im Affengang los. Er wusste nicht, ob Solveigh das Tempo halten konnte, aber solange sie an keinen Abzweig kamen, war die Chance, dass sie ihn nicht wiederfinden würde eher gering. Wichtig war jetzt Feodora einzufangen.
    Es dauerte auch nicht lange, da konnte er unsichere Schritte hören. Der Gang war immer noch stockfinster. Der Architekt war sicher davon ausgegangen, dass die flüchtenden Personen eine Fackeln mitnehmen würden.
    Haleth krabbelte in unverminderter Geschwindgkeit weiter. Feodora hörte seine asynchrone Schrittfolge und versuchte nun ihre Schritte zu beschleunigen.
    Sie kam jedoch nicht sehr weit. Harlequin holte schnell weiter auf und als er dicht genug war, ließ er einfach seinen vorderen Arm einknicken und rollte sich so schwungvoll gegen Feodoras Waden und Kniekehlen. Mit einem ersticktem Schrei knickten ihr die Beine weg und sie purzelte über Harlequins Rücken.
    Haleth setzte sich auf sie und wartete ruhig auf Solveigh.
  19. #99 Zitieren
    Ehrengarde Avatar von Venhedis
    Registriert seit
    Feb 2012
    Beiträge
    2.278
    Venhedis ist offline
    "Hast du schon mal Krabben gesehen, die ein Kleid tragen und ein Schwert in der Hand halten?", murmelte sie, gehorchte aber. Sie raffte mit der rechten Hand ihre Röcke und ging in die Hocke. In der linken hielt sie noch immer das Kurzschwert umklammert und stellte fest, dass sie keine Hand frei hatte, um sich am Boden entlang zu tasten und die Balance zu halten. Kurz überlegte sie es hier zurück zu lassen, brachte es jedoch nicht übers Herz. Also drehte sie den Knauf in ihrer Hand so, dass die Klinge seitwärts von ihr weg zeigte und presste dann ihre um den Knauf geschlossene Hand auf den Boden. Sie machte einen vorsichtigen Schritt zur Seite und wäre fast hintenüber gefallen. Der Stoff der gerafften Röcke türmte sich zwischen ihren angewinkelten Knien und ihrem Kinn. "Notiere im Hinterkopf: Haleth bei der nächsten Gelegenheit für seine großartigen Ideen erwürgen...", dachte sie, während sie mit zusammengepressten Lippen versuchte den nächsten Schritt zur Seite zu machen. Die Klinge des Schwerts schabte dabei dumpf über den Boden. Zum Glück bestand dieser aus festgetretener Erde - auf Stein wäre das Geräusch des Stahls in dieser Stille kaum zu ertragen gewesen.
    "Wie Krabben...", grollte sie weiterhin in sich hinein und versuchte bei den nächsten Schritten das Gleichgewicht zu halten. Dabei wusste sie, wieso Haleth es gesagt hatte. Jedenfalls nicht, um sie zu ärgern. Und warum machte sie ausgerechnet ihm gerade schwere Vorwürfe? Wessen Schuld war es, dass sie hier in einem stockfinsteren Gang herumkrochen? Wer hatte ihn denn zu diesem Plan überredet? Und wer war es, der in Feodoras Zimmer aus einem fehlgeleiteten Gefühl von Stolz die verfluchte Phiole zertrümmert hat, statt sich an dem Punkt, als das Gespräch für sie nicht mehr zu wenden und nicht mehr zu gewinnen war, einfach umzudrehen und zu gehen? Sie beweinte innerlich den sinnlosen Tod des Wachmanns? Wieso hatte sie keine einzige Träne um diejenigen vergossen, die Haleth in der Arena für sie verletzt und zum Schluss sogar umgebracht hatte? Weil diese Männer nicht ganz so nett waren wie Julius? Und weil das, was ihnen angetan wurde, zu ihrem Nutzen war, Teil dieses einen, allumfassenden Plans? Sie müsste in dieser Geschichte schon mit vielerlei Maß messen, um am Ende dieser Rechnung als ein noch halbwegs guter Mensch hervorgehen zu können.

    Wütend ließ sie ihre Röcke los, richtete sich auf und tastete mit der rechten Hand nach der Tunnelwand. Ihre linke hielt sie geradeaus von sich gestreckt und ging los. Sollte sie sich unterwegs die Stirn an einem Vorsprung stoßen, dann wäre dies nur ein geringer Preis für das, was sie hier angerichtet hatte und sie hatten keine Zeit in diesem Tunnel zu vergeuden. In diesem Augenblick hörte sie in der Entfernung vor sich ein Poltern, als wäre jemand gestürzt, und dann einen unterdrückten Schrei. Haleth hatte Feodora vermutlich gerade eingeholt. Sie beschleunigte ihre Schritte und wäre kurze Zeit später, die sich in der Dunkelheit wie eine Ewigkeit anfühlte, fast über ihn gestolpert. Sie ging in die Knie und tastete sich an seinem Arm entlang abwärts bis sie begriff, was passiert war. Unter ihm lag Feodora und atmete schwer. Solveigh legte ihre Hand um Feodoras Kehle, als bräuchte sie in der Finsternis die körperliche Gewissheit darüber, dass die Frau da war, unter ihr. Sie blickte abwärts ins Nichts.
    "Drei kurze Fragen, auf die ich von dir drei kurze Antworten erwarte: Wie weit ist es noch bis zum Ausgang? Wohin führt dieser Tunnel? Und wer weiß um diesen Geheimgang und erwartet uns bereits auf der anderen Seite?"
    Feodora knurrte kurz, aber Solveighs Griff um ihren Hals wurde stärker. Sie spürte wieder den Schmerz in ihrer Wunde und merkte, wie erneut Blut daraus hervorquoll. Trotzdem ließ sie nicht locker.
    "Dieser Tunnel führt uns ans Flussufer in die Gebiete nördlich des Schlosses, etwa einen halben Kilometer entfernt von der Brücke, die Wyzima mit dem Festland verbindet. Bis zum Ausgang kann es jetzt nicht mehr weit sein." Sie keuchte leise und Solveigh lockerte daraufhin ihren Griff. "Der Befehlshaber der Wache kennt diesen Tunnel. Er wird uns sicher schon mit einem Heer von Leuten draußen erwarten, also macht euch keine großen Hoffnungen." Ein leises Kichern, dann ein höhnischer Seufzer. "Bei zwanzig Mann in schwerer Rüstung werde ich euch als Geisel von keinem Nutzen sein. Sie werden euch überwältigen, noch bevor ihr die oberste Sprosse der Leiter erklommen habt, um nach außen zu gelangen."
    Der Befehlshaber der Wachen ist tot, dachte Solveigh bitter, er wird uns ganz sicher nicht auf der anderen Seite erwarten, aber das kannst du ja nicht wissen.
    "Ich danke dir für diese wohlgemeinte Warnung. Möchtest du mir vielleicht jetzt, da du gerade so in Plauderlaune bist, auch noch verraten, ob wir auf dem Rest des Weges mit Fallen, Schluchten oder unerwarteten Abbiegungen zu rechnen haben? Ich meine nur, wenn es dir nichts ausmacht."
    "Gott", Solveigh konnte beinahe fühlen wie sich Feodoras Gesicht verzog und sie spöttisch mit den Augen rollte. "Das hier ist ein Fluchtweg für die königliche Beraterin. Warum zum Teufel sollte man hier Fallen aufstellen, die mein Leben gefährden könnten? Und selbst wenn es welche gäbe - sie wären dann wohl meine letzte Hoffnung euch beide loszuwerden, bevor eure Köpfe am Ausgang rollen werden. Wieso sollte ich also..."
    "Danke, mehr wollte ich nicht wissen." Solveigh nahm ihre Hand von Feodoras Hals. "Dann los!"

    Es gab also eine Leiter am Ende des Tunnels, danach galt es zu suchen. Als die Klinge in ihrer ausgestreckten Hand zufällig gegen das Metall der Sprossen klirrte, wusste sie, dass sie am Ende angelangt waren. Sie schlug noch zwei weitere Male mit dem Schwert dagegen, so dass Haleth sich nach dem Geräusch orientieren konnte. Draußen erwartete sie kühle herbstliche Luft und ein sternenverhangener Himmel - aber keine Wachen. Feodora blinzelte in die Nacht hinein und blickte sich ungläubig um. Ein letzter Moment der Stille, bevor sie ohnmächtig vor Wut anfing Haleth, Solveigh und die unzuverlässigen Stümper von Wachleuten zu verwünschen. Solveigh presste erleichtert aber ebenso ermattet ihre Finger gegen die Stirn und merkte, dass sie ein wenig warm war.
    Feodoras Hasstirade endete jäh, als sie das Kurzschwert des Wachmanns in Solveighs Hand bemerkt, nur um kurz darauf wieder an Fahrt aufzunehmen.
    "Du! Deshalb bist du also zurück geblieben, um meine Wachleute zu töten! Du hast sie kaltblütig abgeschlachtet und bist dann seelenruhig in den Tunnel gestiegen. Und als ich sagte, der Befehlshaber würde euch mit einem Heer von Wachleuten hier draußen erwarten, wusstest du, dass dies nicht passieren würde. Ich hätte es mir denken können!" Solveigh fragte sich kurz, wie Feodora es sich so vorstellte, dass eine unbewaffnete Frau es ganz allein mit drei bewaffneten Wachleuten aufnehmen konnte, nur um einem von ihnen anschließend das Schwert zu entwenden, aber sie wusste, dass der heutige Abend kein Abend für ausladende Erklärungen war, also schwieg sie.
    "Ich hatte es dir bereits vorausgesagt: du hast dir heute eine mächtige Feindin geschaffen, mein liebes Kind, und da du nun weißt, welche Macht ich über jemanden habe, dessen Atem ich besitze, so wirst du dir sicher ausmalen können was ich dir antun kann, jetzt da ich jede Menge Blut von dir habe, verteilt über meinen Schreibtisch und den Fußboden meiner Gemächer! Du wirst tot sein, noch bevor du das Land verlassen hast!" Solveigh legte den Kopf ein wenig schräg und musterte Feodora, die wuterstarrt vor ihr stand. Sie konnte sehen, wie das Herz in ihrer Brust mit rasender Geschwindigkeit schlug und die Ader auf ihrer Schläfe bebte. Wenn sie mit dieser Ansprache versuchte um ihr Leben zu verhandeln, dann verhandelte sie sehr schlecht. Dann drehte sie sich zu Haleth um.
    "Siehst du die Trauerweide dort drüben?" Sie zeigte nach Norden, wo sich ein schmaler Pfad entlang schlängelte, getaucht in das fahle Licht des Modes. Nach wenigen Minuten Fußweg bog er nach rechts ab und führte um die Silhouette einer Weide herum, die einsam auf dem Feld stand.
    "Warte dort auf mich. Dreh dich nicht um, folge einfach immer dem Weg. Ich werde gleich zu dir stoßen." Haleths Blick war unentschlossen und für einen Augenblick dachte sie, er würde widersprechen und sie müsste auch noch mit ihm diskutieren. Aber dann schluckte er einfach nur, drehte sich um und trat auf den Pfad. Feodora blickte unschlüssig zwischen den beiden hin und her, als könnte sie sich nicht entscheiden, in wessen Gesellschaft sie gerade weniger gern allein wäre, aber es war nicht so, dass sie die Wahl hatte.

    "Als ich noch ein Kind war, bin ich viel mit meiner Familie gereist. Dabei haben wir uns immer dann, wenn es ging, am Sternenhimmel orientiert."
    "Was soll das jetzt werden?" Feodora schnaubte verächtlich.
    "Kannst du Sternbilder lesen?"
    "Was willst du von mir?"
    "Einfach, dass du deinen Kopf nach oben hebst und dir den Sternenhimmel ansiehst." Solveigh machte es vor. "Sieh mal dort, das ist Cassiopeia. Da, die fünf Sterne, die wie der Buchstabe W aussehen. Kannst du sie sehen?"
    Feodora hob zögerlich ihren Kopf in den Nachthimmel und ihre Augen folgten Solveighs Finger.
    "Mein Vater hatte mir damals alles über die Bedeutung der Sternbilder erzählt. Zumindest alles, was er darüber wusste."
    Feodora blickte wieder zu Solveigh, aber diese hieß ihr den Kopf wieder zu heben.
    "Schau sie dir an. Sie sind wunderschön." Mit langsamen Schritten ging sie um Feodora herum. "Cassiopeia war der Geschichte nach die Gemahlin eines Königs. Aber sie lenkte den Zorn der Götter auf sich, weil sie behauptete schöner und strahlender zu sein als die Töchter des Meeresgottes. Kaum vorstellbar von welcher Überheblichkeit Frauen getragen werden, nur weil sie glauben schön zu sein. Nicht wahr? Nein, nein, schau wieder hoch." Inzwischen stand Solveigh dicht hinter Feodoras rechter Schulter und hätte sie nicht selbst gerade zum Himmel aufgeschaut, sie hätte den Herzschlag in dem Dekolletee der Frau vor sich wie einen Hammer schlagen sehen können. "Daraufhin entsandte Poseidon ein Meeresungeheuer, welches das Land verwüstete, und die einzige Möglichkeit diesen Fluch zu bannen war, Andromeda, Cassiopeias Tochter, zu opfern."
    Feodoras Augen glitten noch immer über das Firmament, auf dem silbern die unzähligen Sterne prangten, wunderschön und so unendlich alt. Ihr Blick wanderte über das W der Cassiopeia, das langsam, unbeschreiblich langsam, dunkler und dunkler wurde. Sie tat einen zitternden Atemzug, als der Himmel über ihr das Sternenlicht verschluckte und sich vor ihren Augen in ein einziges, gleichmäßiges Schwarz verwandelte - da war nur noch ein großes, alles verschlingendes Nichts.
    "Was soll ich sagen? Man opferte Andromeda dem Ungeheuer, indem man sie an einen Felsen kettete. Aber im letzten Augenblick wurde sie von Perseus gerettet. Eine nette Vorstellung, nicht wahr? Zum Lohn durfte der Held Andromeda heiraten." Solveigh blinzelte. "Und wo ist dein Held, der dich rettet?" Aber Feodora hörte nicht mehr zu.

    Solveigh kniete nieder und wischte die Klinge des Schwerts an ihrem ohnehin schon blutbefleckten Rock sauber. Danach trat sie mit einigen zitternden Schritten ans Ufer des Flusses und übergab sich. Einige Minuten lang lag sie am Rande des Flussufers und blickte in den Himmel. Ihre Stirn war inzwischen warm und sie spürte den dünnen Schweißfilm darauf, der sich auch auf ihren Hals und Nacken legte und sie in der Kühle der Herbstnacht schaudern ließ. Dann rappelte sie sich auf, schöpfte einige Hände voll Wasser, wusch sich das Gesicht, trank und stand wieder auf. Das Kurzschwert lag noch immer neben ihr im Gras. Sie nahm Abschied von Julius. Dann griff sie nach dem Knauf und schleuderte die Klinge in den Fluss.

    Als sie die Weide erreichte, wartete Haleth dort bereits auf sie.
    Geändert von Venhedis (18.03.2013 um 14:39 Uhr)
  20. #100 Zitieren
    Burgherrin Avatar von Shanea
    Registriert seit
    Feb 2011
    Ort
    Überall und Nirgends
    Beiträge
    1.401
    Shanea ist offline
    Caria • »Jolhag Durin«

    [Bild: Ava_W2RPG_Caria.png]

    »Seht da vorn ist Meister Jolhag Durin Haus.« Erklang Matthias Stimme in ihrem Rücken und er machte eine kurze Pause. Er schien geladen zu sein, so wie seine Stimme klang, wesegen, war ich nicht klar. »Baywryn! Baywryn! Eins sei gesagt, Caria zu Liebe, diskutiere nicht mit dem Schmied. Er wird es nicht verstehen. Besser er ist hier der Meisterschmied und duldet keine Widerrede. Also vertraue Dich ihm an.« Sie war ebenfalls stehen geblieben und hatte sich zu ihnen umgedreht. Fragend zog sie eine Augenbraue empor, sagte jedoch nichts, da Matthias den Eindruck machte, als wolle er noch mehr sagen.
    »Du kannst Dir ja an Caria ein Beispiel nehmen, die hier mitten auf dem Wege bereit ist sich im Waffenhandwerk zu versuchen.«, fuhr er fort und wandte sich nun direkt an sie.
    »Eure Bereitschaft ist hoch zu würdigen. Doch lasst uns erst sehen, wie mein Freund sich bei Meister Jolhag Durin anstellt. Ich denke, Ihr könnt da gut vermitteln, denn der Meisterschmied dürfte Euch ja besser kennen wie mich
    Ganz automatisch erwiderte sie seine Verbeugung mit einem Knicks.
    Danke, das mache ich doch gerne.“, meinte sie leise, so dass nur er sie hören konnte, und lächelte ihn an. Er wirkte nun leicht entspannter auf sie und zeigte in einer ausladenden Bewegung hinter sie auf die Häuser.
    »Voilà! Zum Schmied
    Sie wandte sich um, und schritt den beiden vorraus, wenngleich auch nicht, ohne noch einen kurzen, liebevollen Blick auf Baywryn zu werfen.
    Vor ihnen ragte ein großes Haus auf, dessen Fenster und Tür trotz Kälte speerangelweit aufgerissen waren und aus denen Rauch herauskam. Anders als die Häuser in der Händlergasse, war dieses ein Steinbau, sehr solide und scheinbar unerschütterlich.
    In kunstvollen goldenen Lettern stand über der Eingangstür Jolhag Durin geschrieben.
    Sie atmete tief durch und hielt dann die Luft an, als sie durch die Türr schritt und ihr Hitze entgegen kam. Es war, als würde man durch eine Wand von der Kälte in die Hitze überwechseln. Zum Glück war der Rauch nicht dick genug, so dass man noch wunderbar sehen konnte, denn der Großteil desen wurde durch einen Kamin in die Luft über der Stadt entlassen. Werkbänke aller Art und Größen standen darin herum, ein riesiger Amboss und eine Schmiede, in der ein Feuer heiß brannte. Ein kleiner, kräftig gebauter Mann stand mit dem Rücken zu ihnen vor der Schmiede und ließ irgendein Metall schmelzen. Selbst durch den Rauch war ganz deutlich zu erkennen, dass es sich bei der Gestalt nicht um einen kleinwüchsigen Menschen handelte, sondern um einen Zwerg, der zwar eine Glatze hatte, aber dafür einen ganz dichten und vollen, vor allem langen Bart hatte, der immer kunstvoll geflochten und zusammengebunden war.
    Meister Durin, rief sie durch den Rauch, denn sie wusste, dass er immer so in seine Arbeit vertieft war, dass man ihn regelrecht ins Ohr brüllen musste, um seine Aufmerksamkeit zu erlangen. Sie musste wirklich mehrfach brüllen, bevor Bewegung in den Zwerg kam und er sich umdrehte. Abgesehen vom Bart, trug er ganz einfache Kleidung und eine Schmiedeschürze, der man die Arbeit deutlich ansah. Wie immer war sein Gesicht grimmig verzogen und funkelte sie aus schwarzen Augen böse an.
    Was wollt Ihr, verflixt noch mal?“, fragte er grummelnd und wandte sich wieder seiner Arbeit zu. „Verschwindet, ich hab’ zu tun!“
    Caria dachte jedoch nicht daran, einfach zu gehen, sondern warf den beiden einen Blick zu, zuckte mit den Schultern und trat auf den Zwerg zu und legte ihm die Hand auf die Schulter.
    Was zum ...“, setzte er an und ein Schwall an unbekannten Begriffen, die bestimmt nicht schmeichelhaft gemeint waren, verließ seinen Mund.
    Mein ... Ich meine, dieser Herr ... Er braucht eine neue Rüstung!“, sagte sie mit Nachdruck und zeigte mit dem Finger auf Baywryn. Es kam ihr nicht richtig vor, Baywryn als ihren Mann zu betiteln, da er das nicht war. Keinerlei Schwüre oder Eide banden sie aneinander. Deswegen verzichtete sie darauf.
    Ma’am Caria“, setzte der Zwerg an und brummelte wieder etwas in fremden Zungen. Er warf einen Blick auf sie und dann auf Baywryn, der wartend neben Matthias stand, und beide wirkte irgendwie etwas verloren dort. Er ließ klirrend die Metallstange, die halb im Feuer lag, auf den Sims davor fallen und wischte sich ungestüm die Finger sauber. Er machte eine Drohgebärde in Carias Richtung. „Aber nur, weil du es bist ...“
    Erleichtert atmete sie auf. Jedes Mal, war es wieder ein Akt, manche gingen schon gar nicht mehr zu ihm, da seine Art sie abschreckte, doch im Grunde war er unter dieser harten Schale ein ganz Lieber. Schon zuvor hatte er Aufträge von ihr bearbeitet, denn kein anderer Schmied war kunstfertig genug, um die Schließen an den Vitrinen in ihrem Laden so zu gestalten, wie sie es wollte, und er hatte seinen Preis dafür erhalten.
    So, dieser Bock braucht also eine Rüstung, wa?!“
    So sieht es aus, die alte ist völlig verbeult und bietet keinen Schutz mehr!“, erklärte sie ihm.
    Das kann dir jeder andere Schmied machen, Weib!“
    Sie seufzte, wie hätte sie sich nur die Illusion geben können, dass es einfach werden würde.
    Das ist richtig! Jeder anderes Schmied kann ebenfalls eine Rüstung herstellen.“, erwiderte sie und straffte ihre Schultern. Jolhag wandte sich gerade schon wieder ab und wollte sich seiner Arbeit widmen. Es gab nur noch eines, was ihnen helfen konnten.
    Erinnert Ihr Euch noch an die Schließen, die Ihr mir gefertigt habt?“
    Erinnern, das soll wohl ein Witz sein!“, donnerte er los und drehte sich wutentbrannt zu ihr um. „Ein Zwerg vergisst niemals, was er gefertigt hat! Niemals, hörst du mich, du vorlaute Göre!“
    Caria warf Baywryn einen scnellen Blick zu und hoffte, dass er nicht ausrasten würde und vertraute darauf, dass wenigstens Matthias vernünftig blieb. Jolhag Durin war einfach kein leichter Zeitgenosse, und wenn er eines liebte, dann andere zu beleidigen und unwirsch, grimmig zu sein.
    „Ich wollte Euch keinesfalls des Vergessens unterstellen“, erwiderte sie möglichst um Ruhe und Diplomatie bemüht. „Ich wollte Euch damit nur ins Gedächtnis rufen, was für ein vorzüglicher Schmied Ihr seid. Niemand sonst in Meilen weiter Umgebung wäre auch nur ansatzweise in der Lage gewesen zu vollbringen, was Ihr schafftet!“
    Und tatsächlich, seine Züge gläteten sich ein wenig, aber noch nicht genug.
    Ihr müsst verstehen, Großmeister Durin, dieser Mann ist mir sehr wichtig! Niemand anderem möchte ich anvertrauen, sein Leben zu beschützen. Nur Ihr seid in der Lage, ihm einen angemessenen Schutz zu geben!“
    Die ganze Zeit über blieb ihre Stimme fest und überzeugend, kein Flehen oder Bitten lag darin, was der einzige Schlüssel war, um ihn zu überzeugen. Wer flehte, war es nicht wert, bedient zu werden. Zum Glück kamen ihr hier ihre Händlerfähigkeiten gut zum Ausdruck und gereichtem ihr zum Vorteil.
    Er stieß noch ein paar gepfefferte Flüche aus, aber sie hatte es geschafft.
    Nun gut, Göre, ich mache die Rüstung!“, verkündete er.
Seite 5 von 16 « Erste 12345678912 ... Letzte »

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •