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  1. #61 Zitieren
    Ehrengarde Avatar von Venhedis
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    Venhedis ist offline
    Die Blicke der umherstehenden Gäste sprachen Bände als Haleth und Solveigh das Gasthaus betraten. Der junge Diener half ihr Haleth zu stützen, als sie die Stufen zu seinem Zimmer hochstiegen, denn auch wenn ihr Begleiter ein wenig kleiner war als sie, so war er keinesfalls leichter und der Weg aus den Gewölben hinaus zu Madam Rosmertas erschien ihr endlos lang.
    Oben angekommen schob der Junge die Tür zu Haleths Zimmer auf und sie traten ein. Das Licht der Herbstsonne füllte den Raum in all seiner Größe, ließ die silbernen Kandelaber glänzen, die Tische und Kommoden aus dunklem Holz schmückten, und tauchte die schweren Vorhänge seitlich der Fenster in ein kühles Gold. Solveigh führte Haleth zu einem der Sessel im Raum, in den er sich langsam fallen ließ, das verbundene Bein von sich gestreckt.
    Da stand sie nun, blickte sich im Zimmer um und versuchte die Ereignisse der vergangenen Stunden in ihrem Kopf zu sortieren. Der junge Diener stand im Türrahmen und trat einmal mehr nervös von einem Fuß auf den anderen.


    „Wie kommen wir nach allem, was passiert ist, zu der Ehre einer solchen Einladung?“ Solveigh musterte den Knaben, der auf diese Frage keine Antwort zu wissen schien, denn er wirkte mit einem Mal noch nervöser und schüttelte nur stumm den Kopf. Sie trat einen Schritt auf ihn zu.
    „Wie ist Euer Name?“ Der Junge zwinkerte ein paar Mal fragend mit den Augen, offenbar nicht gewohnt in dieser Form angesprochen zu werden. Wie alt mochte er sein? Vierzehn? Höchstens.
    „Ich heiße Thabbean, Madam.“
    „Thabbean, ich möchte Euch um etwas bitten.“ Der Junge hörte auf zu zappeln und sah sie aufmerksam an. Er sollte eine Aufgabe bekommen, das war er gewohnt und dies war besser, als nur herumzustehen und nicht zu wissen, was man als nächstes tun sollte.
    „Richtet Eurem Herren aus, dass wir seine großzügige Einladung dankend entgegen nehmen und heute Abend dem Fest zu Ehren seiner Majestät beiwohnen werden.“
    „Sehr wohl.“ Thabbean wollte sich schon gerade mit einer knappen Verbeugung verabschieden, aber Solveigh rief ihn zurück.
    „Thabbean, das war noch nicht alles!“ Nun wurde der Junge wieder nervös.
    „Es wird unsere Gastpflicht sein, auf diesem Fest eine angemessene Erscheinung abzugeben, was unter den gegebenen Umständen…“ Thabbeans Blick nutzte die kurze Pause, um Haleth zu mustern, der in seiner verstaubten und blutverkrusteten Ledermontur im Sessel saß und sich mit fahrigen Bewegungen den Sand von seinen Wangen wischte. Er verstand. Seine Schultern strafften sich und er blickte wieder zu Solveigh.
    „Ich werde den Hofschneider kommen lassen, der Euch eine Auswahl an Kleidungsstücken unterbreiten wird. Wäre das in Ordnung?“
    Solveigh nickte. „Das wäre uns sehr genehm, vielen Dank.“ Dann lächelte sie, als sie die Erleichterung in Thabbeans Gesicht sah. „Nur noch eines, bitte: für den Herren dort drüben keinen Samt und keine Seide. Das… kleidet ihn nicht.“
    Der Junge schaute wieder zu Haleth hinüber. „Und von Spitze würde ich ebenfalls abraten, mein Herr“, sagte er mit ernster Miene und nickte Haleth zu. Dieser hielt in seinen Bewegungen inne und starrte den jungen Diener überrascht an. Solveighs Kichern durchschnitt die Stille. „Ihr habt ein erstaunliches Auge für Details, Thabbean. Ich danke Euch.“ Der Junge wirkte stolz, verbeugte sich knapp und zog die Tür hinter sich zu.

    Nach dem Geräusch der zuschlagenden Tür brach in Solveighs Kopf wieder das Chaos aus. Die Fragen überschlugen sich, kreisten und sägten an ihrem Nervenkostüm. Sie war sich nicht sicher, ob es eine gute Idee war dieser Einladung zu folgen. Welchen Grund sollte Foltest haben einen Kämpfer, der noch vor kurzem seinen Kontrahenten in der Arena getötet hatte und im Kerker der Gewölbe festgehalten wurde, nun an seinen Tisch zu bitten? Vielleicht war es eine Falle, vielleicht auch nicht. Sie wollte es vermutlich auch gar nicht herausfinden, denn sie hatte Haleth ihr Wort gegeben, dass dies hier ein Ende haben würde. Er war nun frei und das war seine Gelegenheit zu gehen. Bevor der Hofschneider eintreffen würde, hätte er Wyzima lägst verlassen und bis dahin würde niemand Verdacht schöpfen. Sie schaute ihn an. Er wirkte so erschöpft, wie man sich jemanden vorstellen konnte, der die letzten Stunden damit verbracht hatte sich bei einem Turnier von Runde zu Runde durchzuschlagen. Er musste müde sein und hungrig und durstig und er brauchte einen sauberen Verband und sie, sie wusste nicht, wo sie anfangen sollte, weil sich die gesplitterten Bruchstücke von Gedanken immer schneller und schneller in ihrem Kopf drehten, mit ihren scharfen Kanten an ihrer Schädeldecke schabten, so scharf und schnell, dass sie ihrer kaum noch habhaft werden konnte. Sie trat an Haleth heran, beugte sich über ihn und stützte ihre Hände auf die Armlehnen des Sessels. Sie lehnte ihre Stirn gegen seine, schloss die Augen und atmete tief durch. Der Geruch nach Blut, Schweiß und Staub stieg ihr in die Nase, und noch etwas anderem, aber sie wusste nicht genau wonach. Es roch wie die aufgewühlte Luft kurz vor einem heftigen Gewitter, wenn der aufkommende Wind die Gerüche aus dem Gras empor wehte und der Regen dann in schweren Tropfen auf die von der Sonne erhitzte Erde fiel. Dieses Bild beruhigte sie. Für einen Augenblick war ihr, als könnte sie den Wind tatsächlich spüren, aber es war sein Atem, den sie auf ihrem Gesicht fühlte. Sie merkte, wie die Mühle in ihrem Kopf mit jedem Atemzug, den sie tat, langsamer wurde und schließlich zum Stehen kam. Während sie mit geschlossenen Lidern ihre Stirn gegen Haleths lehnte, wurde sie in einen Zustand versetzt, an den sie sich kaum noch erinnern konnte. In ihrem Kopf herrschte seit langer Zeit wieder – Stille.
    Geändert von Venhedis (22.01.2013 um 11:52 Uhr)
  2. #62 Zitieren
    General Avatar von Daralon
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    Die Stille umgaben ihm... und verfiel in einer Trance... die Kampftrance... Er steht in einer Hocke mit Ellenbogen nach hinten, so als jemand die hinteren Reihen lauter unsichtbaren kleinen Gnomen mit Seilen von jedem Körpereinheit nach hinten zu ziehen, wie Puppenhände haltend...

    Vor ein paar Tagen hatte er instinktiv eine Fertigkeit erlernt, die ihm in den nächsten Tagen schützen würden... er konnte in jeder Richtung mit der Hände wechselhaft arbeiten, als wäre in seinem innerem Augen die feindlichen Schatten bedrohlich, mit den nackten dunklen Händen am Hals, am Brustbein der die Vorderseite herausragen, die ganzen Rumpfseiten mit seinem realem Bewegungen gezielt dessen Schattenwesen überschneiden, die Lendenwirbeln bis zum Beinenden mit einem Stoß zurückwerfen könnte, wenn man mit einem der Schattenbeine nach oben anwinkelt, dann das letzte dass er noch erinnern konnte, dass seine Hand hintenüber seinem Kopfe vorschiebt, noch vor der Zentrallinie... erst linke Seite und dann mit der rechten, so dass er mit beider Arme vertraute Gefühlsrichtungen bekommt...

    dann erwachte er sich... schweißgebadet vom schnellen Bewegungen die er nicht bewusst gefolgt hatte und seine giftgrünen Augen starrten an seine knorrigen Händen die sich leicht vom Anstrengungen gezittert, das Gefühl vom komplettem Taubheit die darauffolgend in einem langsamen Atmungsmomenten schien seine ganzen Anfall wieder zu normalisieren!
    Geändert von Daralon (22.01.2013 um 22:26 Uhr)
  3. #63 Zitieren
    Burgherrin Avatar von Shanea
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    Caria • »Tee an kalten Tagen ist immer gut«
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    »Das stimmt, er ist der beste hier und er kennt meine Faktorei. Wir«, Matthias hielt beim Antworten kurz inne und sah die beiden an, »mit wir meine ich den Verwalter der Faktorei und mich, wir haben es gestern nur kurz andiskutiert, wir werden die Rohstoffe bereitstellen, die für die Rüstung benötigt werden.«
    Caria beobachtete wie Matthias sich selbst unterbrach und sich kurz an Baywryn wandte. Sie sagte nichts dazu, aber er erwärmte ihr das Herz, dass ihr Ritter einen solch guten Freund hatte, der sich so um ihn sorgte.
    Nu kurz mischte sie sich ein, indem sie sagte: „Ich halte das für eine gute Idee. Trage für die kurze Zeit ein Kettenhemd.“ Dazu nickte sie ihm ermutigend zu.
    Bei Matthias folgenden Worten umwölkte sich ihre Miene finster. Ihr gefiel der Gedanke nicht, dass Matthias etwas dazu beitragen durfte, indem er das Erz bereitstellte, und ihr war es nicht erlaubt. Aber sie war Geschäftsfrau genug, um zu erkennen, welchen Vorteil dies hätte.
    Mir gefällt nicht, dass ich nichts dazu beitragen kann, sein Leben zu schützen. Aber ich akzeptiere deine Bitte.“, sagte sie deswegen. Wenn es ihr schon nicht gefiel, dann war es ihr gutes Recht, dies auch zu äußern. Eine Rüstung war nicht billig, so sparte sie sich das Geld und konnte etwas anderes dafür erstehen.
    »Könnte ich vielleicht einen Tee bekommen, wenn wir die weiteren Dinge bereden?«
    Mit einer solchen Bitte, hatte sie nicht gerechnet, aber sofort fühlte sie sich wieder schlecht, dass sie eine so miserable Gastgeberin war, dass sie so etwas vergaß. Schnell erhob sich sich und hastete an ihrem Schreibtisch vorbei zur Tür.
    Natürlich, ich bin gleich wieder da!“, rief sie noch über die Schulter und verschwand in den Ladenraum, hastete nach oben und betrat ein kleines Esszimmer, das sich direkt über dem Arbeitszimmer befand. Dort setzte sie Wasser auf, kochte Tee und kehrte schließlich mit einem kleinen Tablett mit drei Tassen und einer Teekanne zurück ins Arbeitszimmer, wo sie ihren Gästen den Tee servierte.
    Ich hoffe, es macht euch nichts aus, dass es nur Kamille-Tee ist. Was anderes hatte ich leider nicht da.“, entschuldigte sie sich. Wenn sie was anderes da gehabt hätte, hätte sie ihnen gerne anderes serviert. „Vorsicht, der Tee ist heiß, verbrennt euch nicht den Mund.
    Sie setzte sich wieder auf ihren Platz und ließ den Tee vor ihr auf dem Tisch noch ein bisschen abkühlen. Gerade raus schaute sie Matthias an.
    Verratet mir doch bitte eines, wenn wir eine Landinspektion des Großmeisters vom Orden der Flammenrose organisieren sollen. Verzeiht, wenn ich keine Ahnung von so etwas habe, aber ist damit eine repräsentative Reise gemeint, oder eine ohne den ganzen Prunk?
  4. #64 Zitieren
    Padma
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    Er hob eine Hand und legte sie auf Sols Wange. Seine Hand fuhr weiter hoch und mit gespreizten Fingern durch ihre langen Haare am Kopf entlang.

    Das nächste was er wahr nahm, war ein dezentes Klopfen an der Tür.
    Er öffnete die Augen. Solveigh saß Quer auf seinem Schoß, die Beine über die Sessellehne hängend, ihr Kopf an seiner Schulter. Ihr Atem ging ruhig und tief. Das Klopfen hatte sie nicht geweckt.
    Sie waren beide so erschöpft gewesen, dass der Schlaf die erste Unachtsamkeit ihrer Willenkraft ausgenutzt und sie ins friedvolle Dunkel gezogen hatte.
    Harlequin sah sah Solveigh noch einen Moment lang an. Beobachtete ihre entspannten Züge.
    Bis es nocheinmal Klopfte. Etwas energischer.

    Haleth strich eine Haarsträhne aus Sols Gesicht hinter ihr Ohr, legte eine hand auf ihr Bein und weckte sie leise.
    "Sol, wach auf. Es ist jemand an der Tür."
    Sie schlug zitternd ihre Augen auf und schien im ersten Moment nicht zu wissen wo sie war.
    Haleth schob sie sanft von seinem Schoß, stämmte sich hoch und humpelte auf die Tür zu.
    Kurz überlegte er, zu fragen wer da wäre. Aber dann entschied er, dass ein Meuchler wohl kaum die Freundlichkeit besessen hätte es ihm an der Tür zu sagen.
    Also öffnete er einfach und ein älterer Mann mit stilvoll gestutztem Bart lächelte ihn an.
    "Gestatten: Rabe. Königlicher Hofschneider. Man sagte mir, ihr würdet neue Gewandung benötigen?"
    Sein Blick flog flink über Harlequins schmutzige Montur, ließ aber keine Spur von Hohn oder Abneigung erkennen.
    "Das sagte man mir auch" antwortete Haleth müde lächelnd und bat den Schneider mit einer Handbewegung herein.
    Hinter ihm stolperte ein mit Stoffen und Nähkästchen bepackter Junge ins Zimmer.
    "Einen schönen Tag wünsche ich, werte Dame" sagte der Schneider mit einer leichten Verbeugung als er Solveigh sah die nun vor dem Sessel stand und sich etwas unsicher das Kleid glatt strich.
    "Nun, dann wollen wir mal. Wer möchte beginnen?"
  5. #65 Zitieren
    Ehrengarde Avatar von Venhedis
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    Venhedis ist offline
    Etwas drang an ihr Ohr. Eine Stimme. Ihr war, als hätte jemand geflüstert, aber sie hatte die Worte nicht verstanden. Ihre Lider hoben sich langsam und ihre Augen glitten durch den Raum, der sich Stück für Stück vor ihr aufbaute, ohne dass sie sich recht hätte orientieren können. Erst als sie die Schulter zu ihrer Linken wahrnahm und das Blond seines Haars, das darauf ruhte und von dort aus, dicht ineinander verwoben, auf seine Brust fiel, entspannte sie sich wieder. Sie wusste nun, wo sie war. Warm. Geborgen. Zu Hause. Das war es, was ihr durch den Kopf ging und für einen Moment war sie überrascht darüber, dass diese Eindrücke sie nicht befremdeten. Gerade wollte sie die Augen wieder schließen, sich an ihn schmiegen und den Schlaf über sich kommen lassen, als er sie sanft von seinem Schoß schob, sich aus dem Sessel erhob und auf die Tür zusteuerte. Wollte er gerade gehen?

    Erst als der Hofschneider durch den Türrahmen trat, begriff sie, dass es an der Tür geklopft hatte. Hinter ihm erschien ein Junge, bepackt mit Rollen von Stoffproben und Nähutensilien. Der Hofschneider grüße freundlich und sie erwiderte seinen Gruß mit einem leichten Nicken.
    „Nun, dann wollen wir mal. Wer möchte beginnen?“

    Solveigh trat an den Jungen heran, der begonnen hatte die aufgerollten Stoffe auf dem Tisch auszubreiten, und ihr Blick fiel auf eine Rolle reinsten Zinnober-Rots. Sie sog die Farbe in sich auf und merkte, wie eine Erinnerung aus längst vergangenen Tagen in ihr aufwallte und einen Schatten auf ihr Gesicht legte. Bergzinnober, aus dem die Pigmente für Malfarben gewonnen wurden, war eine kostspielige Angelegenheit. Sie dachte an ihre Kindheit beim fahrenden Volk zurück und sie dachte an Georghe, der die Bühnenbilder für ihre Theaterauftritte entwarf. Es gab fast kein Bühnenbild, in dem er nicht Zinnober vermalt hatte, zum großen Leidwesen ihres Vaters, der sich die Haare zu raufen pflegte über die Kosten, die daraus resultierten. Oft lag er Georghe in den Ohren, er möge ein anderes Rot verwenden, denn immerhin war Zinnober nicht nur teuer, sondern auch nicht lichtecht sowie von mäßigem Färbevermögen. Georghe musste die Bühnenbilder häufig mit neuen Farbschichten versehen, weil sie nachdunkelten, was die Mengen des benötigten Zinnobers nicht gerade geringer hielt, aber Georghe weigerte sich beharrlich sich in sein Handwerk pfuschen zu lassen. Dennoch ging er irgendwann dazu über künstlich hergestelltes Zinnober-Rot zu kaufen und zu verwenden, das durch das Erhitzen von Quecksilber und Schwefel entstand und als sogenannter Mohr weiter verarbeitet wurde. Solveigh erinnerte sich an die vielen Stunden, die sie damit verbracht hatte Georghe bei seiner Arbeit an den Bühnenbildern zu beobachten. Er war dabei stets so konzentriert, sein Gesicht jedoch gleichzeitig so entspannt, dass sie sich immer unwillkürlich fragte, ob Georghe bei dem, was er mit seinen Händen und all den Farben tat, einer harten Arbeit nachging oder sich dem puren Vergnügen hingab. Sie konnte sich nicht erinnern jemals eine Antwort auf diese Frage gefunden zu haben, denn es war ihr nicht gegeben dieses Gefühl auch nur im Ansatz zu begreifen, aber vor ihrem Auge schwebte noch immer das Bühnenbild zu dem Theaterstück „Canis Maior“, das wie ein flammendes Inferno in schillerndes Zinnober-Rot gekleidet war. Eine rote Sonne, rote Flammen, die aufstiegen und nach ihr griffen, feuerspuckende Drachen, die ihre Kreise am Firmament zogen und hinter all dem das Schwarz der Silhouette aufragender Felsen. Solveigh tippte mit ihrem Finger auf die Stoffrolle. „Dieser hier.“ Sie nickte. „Ich möchte diesen Stoff. Womit Ihr ihn kombiniert und vernäht ist mir gleich. Mein einziger Wunsch ist“, sie tippte erneut auf die Stoffrolle, „dieser hier.“ Der Hofschneider blickte sie mit einem Gesichtsausdruck an, den sie nicht recht zu deuten vermochte. Vielleicht hatte es ihr in diesem Augenblick an Höflichkeit gefehlt oder an Taktgefühl gemangelt. Immerhin sah er seinen Beruf vermutlich als hohes Handwerk an, was es fraglos war, und schätzte es nicht, wenn man sich ihm gegenüber so knapp und desinteressiert gab. Dabei war sie nicht desinteressiert, sie war nicht einmal gedankenlos. Sie verspürte nur keine Lust diesem Mann ihre Beweggründe darzulegen und ihre Wahl zu diskutieren.

    „Nun, eigentlich pflegen wir dieses Rot nur fein dosiert zu verwenden in Form von Zierborten oder ähnlichem. Aber wenn ihr wünscht, fertige ich Euch gern das gesamte Kleid aus diesem Stoff. Ich würde nur empfehlen die Spitze am Ausschnitt…“
    Solveigh winkte ab. „Ihr habt mein vollstes Vertrauen. Was auch immer Ihr zusätzlich an Stoffen und Zierrat zu verarbeiten gedenkt: tut es. Ich bin sicher, es wird umwerfend.“ Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. „Und nun nehmt zunächst Maß bei diesem Herren, denn ich muss mich vorerst um ein paar andere Angelegenheiten kümmern.“ Ihr Blick flog kurz zu Haleth, dann zu dem Hofschneider und seinem Gesellen. Sie nickte noch einmal knapp, drehte sich um und ging zur Tür.

    Die Besitzerin des Gasthauses schien die lange Liste der Dinge, die Solveigh aufzählte, mühelos aufzunehmen und gab hin und wieder ein bestätigendes „Mhm“ von sich. Solveigh bat um heißes Wasser für den Badezuber sowie um Wasser und Stoff für die Versorgung von Haleths Stichwunde, die sie später bei Tageslicht und in einem sauberen Raum noch einmal begutachten wollte. Ein Rasiermesser, etwas zu essen und zu trinken. Die Liste wurde länger und länger, und während sie gerade dabei war die letzten Dinge zu ordern, sah sie aus dem Augenwinkel, wie zwei Schankmädchen mit Kübeln heißen Wassers bereits die Treppen hochstiegen und es vermutlich auf ihr Zimmer brachten. Dieses Gasthaus schien sich tatsächlich in allem zu unterscheiden, was sie bisher von Gasthäusern gewohnt war. Es war fraglos eines der gehobenen Klasse. Jedes Detail in diesen Räumen stimmte sich perfekt auf ein anderes ein und eine knurrende, lustlose Bedienung suchte man hier ebenso vergebens wie den Geruch nach verbranntem Essen und schalem Bier.

    Als sie wieder das Zimmer betrat, hatte der Hofschneider bereits Maß an Haleth genommen und blickte sie fragend an. Sie stellte sich so hin, dass er auch sie vermessen konnte. Danach ließ er seinen Gesellen die Stoffproben wieder einrollen. „In einigen Stunden wird man Euch die fertig gestellte Kleidung bringen und Euch pünktlich zur Eröffnung des Festes auf das Schloss begleiten. Solltet Ihr keine weiteren Fragen oder Wünsche an mich haben, so gedenke ich mich nun zu empfehlen.“ Solveigh verabschiedete den Hofschneider und zog die Tür hinter ihm zu. Untätig stand sie nun im Raum und blickte sich um. Sie hatte Hunger und sie war durstig, aber das Essen würde noch etwas auf sich warten lassen. Durch die halb geöffnete Tür zum Baderaum erblickte sie Haleth, der gerade dabei war einen seiner Hüftgurte aufzuschnallen. Der Gurt fiel mit einem dumpfen Geräusch auf den Boden und die Schnalle klirrte leise. Mit langsamen Schritten näherte sie sich der Tür und blieb im Türrahmen stehen. Aus dem Badezuber hinter ihm stieg der Dampf von heißem Wasser auf und eine Schüssel stand auf einem Holzschemel direkt daneben. Haleth hatte gerade die Schnalle seines zweiten Gurtes gelöst, als er ihren Schatten in der Tür bemerkte und seinen Kopf zu ihr wandte. Für einen Augenblick fühlte sie eine Welle von Verlegenheit über ihr Gesicht branden und blickte zu Boden, als hätte er sie bei etwas ertappt. Dann hob sie ihren Kopf und trat an ihn heran. Ihre Hand hob sich langsam auf sein Gesicht zu und sie fuhr mit ihrem Daumen zart die Linie seiner Augenbraue nach, den abfallenden Winkel von der Nasenwurzel bis hin zu dem weichen Aufwärtsbogen, den sie beschrieb, kurz bevor sie sich zu ihrem Ende hin wieder senkte und in Richtung seiner Schläfe auslief. Zu ihren Füßen hörte sie erneut das dumpfe Geräusch eines herabfallenden Gurtes. Ihre Hand senkte sich und sie griff nach einer der Schnallen, mit denen seine lederne Oberbekleidung versehen war. Dann öffnete sie eine nach der anderen, so langsam, als wäre die Zeit in diesem Raum für sie beide stehen geblieben. Sie streifte den Teil der Lederrüstung von seinen Schultern ab, griff nach dem Hemd, welches er darunter trug, und zog es ihm über den Kopf. Während er die Arme wieder senkte stand sie vor ihm und ließ ihren Blick über die Landschaft aus heller Haut, Muskeln, Sehnen und Narben schweifen, die sich vor ihr ausbreitete. Er war nicht makellos. Und das machte ihn so perfekt. Gerade wollte sie mit ihren Fingerspitzen an diese Landschaft rühren, nur kurz und flüchtig, wie um sich zu vergewissern, dass sie real war, als es erneut an der Tür klopfte. Mit einem Seufzen, welches an Schicksalsergebenheit gemahnte, wandte sie ihr Gesicht ab, atmete tief aus und verließ den Raum.
    Geändert von Venhedis (26.01.2013 um 13:11 Uhr)
  6. #66 Zitieren
    Padma
    Gast
    Er seufzte still als Solveigh den kleinen Raum verließ und beschloss sich erst gar nicht die Arbeit zu machen Gedanken darüber anzustellen, wer der erneute Störenfreid an der Tür wohl sein könnte.
    Das dampfende Wasser war mit frischen Kräutern angereichert. Der warme Duft ätherischer Öle von Eukalyptus und noch etwas anderem verbreitete sich schnell im fesnterlosen Raum.
    Haleth ließ sein eben geöffnetes Lederoberteil achtlos zu Boden gleiten und stämmte sich aus den Stiefeln in dem er Zehenspitzen an Hacken drückte und so hinaus schlüpfte.
    Aus dem Nebenraum drang eine kräftige, wohlbekannte Stimme an sein Ohr:
    "Aber, aber mein liebes Mädchen" sagte sie volltönend und offensichtlich guter Dinge.
    "Ihr macht ja ein Gesicht wie sieben tage Regenwetter."
    Harlequin erstarrte kurz, dann viel sein Kinn resigniert auf die nackte Brust. Sein Schicksal erwartend setzte er sich auf den Rand des Badezubers und lauschte, wie sich eine massige Person durch die Tür an Solveigh vorbei ins Zimmer schob und ein paar Schritte tat.
    "Ein Freund am Hofe des Königs verriet mir wo ihr euch aufhaltet" hörte Haleth die Stimme sagen.
    "Nun, ich muss gestehen, dass mein Einfluss am Hofe bei weitem nicht mehr das ist, was er einmal war, aber der ein oder andere schuldet mir immer noch einen gefallen."
    Der Stimme war ihr selbstgefälliges Lächeln die es bei dieser Schilderung aufsetzte deutlich anzuhören.
    "Als ich also erfuhr, was es mit diesem Bane, der medizinische Hilfe bräuchte, auf sich hat, wie er gekämpft und mit seiner Darbietung das wohlwollende Interesse von König Foltest geweckt hat, war mir natürlich sofort klar von wem hier tatsächlich die Rede war. Und da mir schien, dass ein persönlicher Besuch um nach dem Rechten zu sehen sehr wohl von Nöten wäre, spielte ich eine meiner vielen Karten aus, um an stelle des Hofarztes das Bein unseres großes Kriegers versorgen zu können."
    Die Stimme hielt kurz inne um Solveigh Zeit zu geben ihre Taten angemessen zu würdigen.
    Als Sol allerdings keine Anstalten zu machen schien, etwas auf die Ausführungen zu erwiedern, fuhr die Stimme fort: "Also meine Liebe, wo versteckst du den guten denn nun? Wir wollen doch einmal schauen, was wir für sein lediertes Bein tun können."
    Haleth atmete feräuschvoll aus und sackte noch ein Stück weiter in sich zusammen, so wie er dort auf dem Beckenrand saß.
    Schritte kamen auf die angelehnte Badezimmertür zu und schoben sie auf.
    Im breiter werdenden Lichtkegel erschien eine massige Gestalt.
    "Haleth" begrüßte sie ihn schwungvoll.
    "Igor" antwortete Haleth matt. "Stets eine Freude dich zu sehen."
    "Nicht wahr?"
    "Wirklich nett, dass du vorbei schaust, aber Soveigh hat mein Bein bereits versorgt."
  7. #67 Zitieren
    Ehrengarde Avatar von Venhedis
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    Venhedis ist offline
    Solveigh stand abermals im Türrahmen zum Baderaum und beobachtete die Szene schweigend. Dieser Türrahmen und sie – sie würden im Verlauf des Tages noch gute Freunde werden, dachte sie und lehnte ihren Kopf gegen das Holz. Sie sah, wie Igor sich auf Haleths Erwiderung hin zögernd zu ihr umdrehte und nach Worten suchte.
    „Ich bin sicher, sie hat ihre Arbeit hervorragend gemacht.“ Er räusperte sich und wandte sich wieder Haleth zu. „Aber sicher ist sicher. Bei solchen Wunden,“ er deutete auf den Verband an Haleths Oberschenkel, „kann man nicht gründlich genug sein. Also, sei so freundlich und entledige dich deines Beingewandes. Ich habe nicht den weiten Weg auf mich genommen, um mich hier mit dir zu streiten.“
    Haleths Blick schob sich an Igors breiten Schultern vorbei und traf Solveigh, die noch immer am Türrahmen lehnte, nun aber die Arme vor der Brust verschränkt, den Anflug eines Grinsens auf den Lippen.
    „Ja, Haleth, runter mit dem Beingewand und keine Diskussion!“ Mit einer kurzen Bewegung drückte sie sich mit der Schulter vom Holzrahmen ab und trat über die Schwelle zum Baderaum. „Es ist nur zu deinem Besten.“ Das Grinsen auf ihrem Gesicht wurde breiter, während sie anfing die Ärmel ihrer Bluse aufzurollen, an die Schüssel mit warmem Wasser trat und begann ihre Hände darin zu waschen.
    „Jetzt hab dich nicht so, Junge, du bist darunter ja nicht splitterfasernackt! Seit wann diese falsche Scheu?“, polterte Igor und zog den Mann am Oberarm in die Aufrechte. „Ich brauche aber gutes Licht. Der Raum hier hat kein Fenster, also lass uns hinüber gehen.“

    Während Igor mit Haleth den Baderaum verließ, trocknete Solveigh ihre Hände ab, leerte das Wasser aus der Schüssel in einen der leeren Holzkübel und goss frisches hinein. Der Verdruss in ihrer Miene, als sie eben noch dem Klopfen an der Tür gefolgt war, war inzwischen etwas Freudvollem gewichen. Sie mochte Igor und sie hatte sich tatsächlich gefreut ihn zu sehen, auch wenn sie nicht mit ihm gerechnet hatte. Von wie vielen Menschen hier in Wyzima konnte sie das schon behaupten? Wenn Igor da war, würde alles gut werden. Sie wusste nicht warum, aber es fühlte sich so an und das musste genügen. Sie griff nach der Schüssel und dem Schemel, auf dem sie stand, und ging in den Nebenraum. Dort saß Haleth bereits auf einem Stuhl neben dem Fenster während Igor sich über sein Bein beugte, von dem er den Verband gelöst hatte. Solveigh stellte ihm den Schemel hin.
    „Hier, setzt Euch.“
    Dankend ließ Igor sich darauf nieder während Solveigh die Schüssel abstellte und sich neben ihn kniete.
    „Dann wollen wir uns das Bein mal ansehen.“

    Igor inspizierte die Wunde genau, ließ sich von Solveigh erklären, wie und unter welchen Umständen sie diese in den Gewölben versorgt hatte, sog hin und wieder geräuschvoll die Luft zwischen den Zähnen ein und wühlte in seinem Koffer herum. Er säuberte die Wunde noch einmal und spülte sie mehrfach aus. Sie diskutierten die entzündungshemmende Wirkung von Marium-Blättern, die Solveigh auf die Schnittfläche gelegt hatte, und kamen überein, dass diese in Anbetracht der Umstände wohl besser waren als nichts. Während der ganzen Zeit saß Haleth stoisch auf seinem Stuhl und ließ sie gewähren.
    „Hier“, Igor drückte Solveigh eine silbern glänzende Pinzette in die Hand. „Da steckt ein winziger Splitter, den ich nicht herausspülen kann. Den musst du mit der Pinzette entfernen, sonst entzündet er sich.“
    Solveigh beugte sich über Haleths Oberschenkel und wollte gerade nach dem Splitter suchen, als Igor ihre Konzentration mit einer Frage hinfort wischte.
    „War er freundlich zu dir?“
    Solveigh blickte zögerlich zu Haleth auf, der ja anwesend war und sie hören konnte. Dann schaute sie zu Igor und ihr Blick suchte den Grund seiner Augen ab. Dann nickte sie. „Ja.“ Sie wandte sich wieder Haleths Bein zu und fügte an: „Er hat seine Waffe jedenfalls kein zweites Mal auf mich gerichtet.“ Sie lächelte. Da war er – sie hatte den Splitter entdeckt.
    „Kennst du die Geschichte vom Wolf und dem Reh?“, fragte Igor unvermittelt. Er wartete ihre Antwort jedoch nicht ab. „Ein Wolf hatte sich mit seinem Fuß in einer Falle verfangen, als ein Reh des Weges kam. Der Wolf bat das Reh ihm zu helfen, aber das Reh sagte ihm, dass wenn es ihn befreite, er es sofort töten und fressen würde. Der Wolf versprach dem Reh es am Leben zu lassen als Dank für seine Hilfe. Das Reh öffnete die Falle und befreite den Wolf.“
    Solveigh ließ die Hand mit der Pinzette in ihren Schoß sinken.
    „Mit einem Satz sprang der Wolf auf das Reh zu, schlug seine Zähne in seine Kehle und warf es zu Boden“, setzte sie fort. „Mit seinen letzten Atemzügen fragte das Reh den Wolf: Warum? Du hast mir dein Wort gegeben mein Leben zu verschonen! Daraufhin antwortete der Wolf: Aber mein liebes Reh, ich bin doch ein Wolf. Ich kann nicht anders.“
    „Ja, genau. So endet die Geschichte. Es war ein dummes Reh.“
    „Ich finde, das Reh ist nicht dumm. Es tut das, was es für richtig hält, auch wenn es in diesem Fall ein schlechtes Ende nimmt. Aber es ist und bleibt ein Reh. Es kann nicht anders.“
    Igor und Solveigh sahen einander an und brachen in lautes Gelächter aus.
    „Ich habe mich schon immer gefragt, wie ein Reh so eine Falle öffnen soll. Es hat doch keinen Daumen!“
    Igor wischte sich eine Lachträne aus dem Augenwinkel. „Ja, die Geschichte ist wirklich nicht gut durchdacht.“
    „Wolf und Reh. Sowas Blödes.“
    Solveigh hob ihre Hand aus dem Schoß und tauchte die Pinzette mit einer langsamen, ruhigen Bewegung in Haleths Stichwunde. Sie hörte ihn über ihr scharf einatmen. Dann zog sie den winzigen Splitter heraus.
    „Beim ersten Versuch, nicht schlecht!“ Igor grinste anerkennend.
    „Vielen Dank. Ich lerne gern von Euch dazu.“ Solveigh händigte ihm die Pinzette aus. „Den Rest werdet Ihr vermutlich auch ohne mich schaffen, Igor. Und sicher haben Haleth und Ihr Euch nach so langer Zeit viel zu erzählen. Ich hingegen“, sie erhob sich von den Knien, „würde gern das Badewasser genießen, sofern ich hier nicht mehr gebraucht werde. Bevor es kalt wird. Es wäre schade darum.“ Sie blickte fragend in die Gesichter der beiden Männer.
    „Bei allem was mir heilig ist – wie gern wäre ich jetzt der Badezuber….“, murmelte Igor.
    „Schön, dass Ihr da seid.“ Sie lächelte.
  8. #68 Zitieren
    Padma
    Gast
    "Was sollte das?" fragte Harlequin Igor als die Badezimmertür hinter Sol zugefallen war.
    "Was denn?" Igor schien ehrlich überrascht.
    "Diese Geschichte? Reh und Wolf... Ich mag Sol... Du brauchst sie nicht extra gegen mich aufstacheln."
    "Aber aber, Haleth. Seit wann bist du denn so sensibel?" Er grinste Harlequin an ehe er sich weiter an dem Bein zu schaffen machte und dann fort fuhr:
    "Ich denke nicht, dass sie das all zu ernst genommen hat. Und bei jemandem der in deiner Gesellschaft reist, schadet es nicht ab und zu darauf hinzuweisen, dir nicht den Rücken zuzukehren."
    Haleth konnte die Lachfalten um Igors Augen erkennen, der sein Gesicht sorgsam der Wunde zugekehrt hatte.
    "Diesen Grundsatz solltest du in nächster Zeit ganz besonders beachten" gab Haleth trotzig zurück. Er lehnte sich ein Stück zurück und verschränkte die Arme vor der Brust.
    "Mach dir um mich mal keine Sorgen mein Lieber" sagte Igor immer noch gut gelaunt.
    Harlequin entschloss sich keine weiteren Diskussionen mit dem Arzt zu führen und sagte daher nichts weiter.

    Igor nähte Harlequins Wunde sauber zu, fummelte noch ein wenig daran herum und verband sie dann wieder mit einer sauberen Binde. Die Arbeit als Arzt schien ihm immer noch mit Freude zu erfüllen. Wobei das schwer war zu sagen, da Igor eigentlich immer gut gelaunt und fröhlich schien.
    Haleth überlegte gerade ob das Wasser noch warm genug sein würde, dass er sich auch endlich den Staub, Dreck und Schweiß vom Körper waschen konnte, als sich da Badezimmertür wieder öffnete.
  9. #69 Zitieren
    Ehrengarde Avatar von Venhedis
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    Venhedis ist offline
    Solveigh stand im Türrahmen, das Gesicht noch vom heißen Bad gerötet. Hinter ihr drang der Dampf aus dem Baderaum ins Zimmer. Ihr Haar war noch nass und tropfte auf den Holzboden während sie mit ihren nackten Füßen über die Dielen tappte und nasse Abdrücke auf ihnen hinterließ.

    "Ein Fenster dort wäre gut gewesen", bemerkte sie und holte tief Luft. "Das Wasser jedenfalls ist noch warm. Ich habe mich beeilt... naja, zumindest habe ich es versucht." Sie schaute zu Haleth, der immer noch im Stuhl saß. Igor schien sein Bein inzwischen verbunden zu haben und packte gerade seine Utensilien in den Koffer. "Sieh nur zu, dass du den Verband nicht durchnässt wenn du in den Zuber steigst", murmelte er ohne aufzusehen.
    Solveigh setzte sich auf die Bettkante, blinzelte in die Sonne, die durch die Fenster fiel, und ließ ihre Beine baumeln. Dann schaute sie wieder zu den beiden Männern herüber. Sie fragte sich, wie die beiden sich wohl kennengelernt haben und was es war, das sich ihre Wege immer wieder kreuzen ließ. Ein merkwürdiges Gespann. Und sie saß gerade mittendrin, mit nackten Füßen und dem fahlen Schein der Herbstsonne im Gesicht.
    "Wie gesagt, das Bad ist nun frei."
    Geändert von Venhedis (28.01.2013 um 20:13 Uhr)
  10. #70 Zitieren
    Padma
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    Im Bad sah er eine Ecke sauberes Papier unter seinem Oberteil hervor schauen.
    Er zog es hervor und hob es auf. Es war der immer noch versiegelte Brief mit der Einladnung zu Foltests Bankett.
    Harlequin steckte seinen Kopf aus der Tür zum Bad und ließ den Brief mit einer schwungvollen Bewegung aus seinem Handgelenk hinüber zu Solveigh aufs Bett segeln.
    "Kannst ja mal reinschauen" sagte er nur und schloss die Tür.
    Dann ließ er sich endlich in die Wanne sinken.
    Das Wasser war nicht mehr heiß, aber noch angenehm warm und er fühlte wie die Wärme begann seine angespannten Muskeln zu lockerten.
    Sein Bein baumelte über den Wannenrand damit der Verband nicht nass wurde.
    Und so dämmerte er eine Weile dahin.
  11. #71 Zitieren
    Deus Avatar von thefilth
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    thefilth ist offline
    Ich kenne einige Routen, auch manche, die mit einem Wagen befahrbar sind. Allerdings regierte bei meinem letzten Besuch in Wyzima ein König mitsamt Stadtrat, nicht die allmächtigen Brüder Verzweiflung, Angst und Chaos. Also müssen wir's einfach versuchen.“ Sie packten zusammen, Trastair spannte Lobon vor den Wagen und weiter ging es. Südlich von La Valette überquerten sie den Ismene und bald darauf befanden sie sich auf der Straße nach Wyzima. Je näher sie der temerischen Hauptstadt kamen, desto größer wurde die Zahl der entgegenkommenden Flüchtlinge. Zuerst waren es nur berittene Adlige und Händler, die mit einem kleinen Trupp Bewaffneter ihr Hab und Gut in Sicherheit bringen wollten. Es folgten Bürgerfamilien auf Wägen und zu Fuß, bepackt mit allem was sie besaßen. Und irgendwann riss der Strom nicht mehr ab, mehr und mehr finstere Gestalten mischten sich unter die immer ärmer werdenden Fliehenden und Trastair musste sich mehr als einmal zu voller Größe im Sattel seines Pferdes aufrichten und sein blankes Schwert auf den Sattel legen. Er ritt nun direkt vor dem Wagen, den Laren steuerte. Amôn hatte er schon seit einiger Zeit unter der Wagenplane stationiert, um etwaigen Dieben dass Leben so schwer wie möglich zu machen. Die verzweifelten und fragenden Blicke der ihnen entgegenkommenden und die am Straßenrand liegenden Leichen warfen in ihm die Frage auf, was er hier eigentlich machte. Dann sah er am Horizont dicke Rauchschwaden in die Wolken hinaufsteigen und begann sich zu fragen welcher wahnsinnige Tollpatsch freiwillig und ohne erkennbaren Sinn in den Krieg zog. Tarastair blickte sich um und fing den Blick von Laren auf, die anscheinend ähnlichen Gedanken folgte. Er grinste ihr kurz zu und drehte seinen Kopf wieder nach vorne, die Augen unter den Flüchtlingen umherschweifend.



    Immer näher rückten die Mauern Wyzimas. Flüchtlinge kamen ihnen schon seit einiger Zeit keine mehr entgegen, was zum einen an der einbrechenden Nacht lag und wohl auch daran, dass niemand mehr in Wyzima war, der noch raus durfte. Sie ritten über die Brücke des Stadtgrabens, als Trastair nach links sah. Neben der Straße schwelte ein Feuer, aus dem eine finstere Rauchsäule ragte. Neben dem Feuer lag ein Haufen verdrehter Körper, achtlos übereinander geworfen. Auf den ersten Blick schien die Pest keinen von ihnen geholt zu haben. Trastair fixierte unwillentlich das Gesicht eines kleinen Mädchens, das bleich aus dem Berg mit ihren toten Augen hervorstarrte. Bilder blitzten in seinem Kopf auf. Regen. Ein Sarg. Blut. Dunkelheit.

    Er kniff die Augen zusammen und fuhr sich mit den Fingern über die Nasenwurzel. Seine Kopfschmerzen waren wieder da, er musste ins Bett. Mit einem kurzen Laut lies er Ra neben dem Wagen zurückfallen und sprach seine Begleitung an. „Am besten sprecht ihr, immerhin scheint ihr einen Grund zu haben, hier zu sein. Ich hoffe ihr habt gute Argumente, sonst müssen wir einen riesigen Umweg machen.“
  12. #72 Zitieren
    Ehrengarde Avatar von Venhedis
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    Venhedis ist offline
    „Noch ein bißchen freundlicher und ich könnte glatt mein Herz an dich verlieren“ , maulte sie, aber da war die Tür hinter ihm schon zugefallen und kurz darauf hörte sie das gedämpfte Plätschern des Wassers, als er in den Zuber stieg. Solveigh griff nach dem Brief, drehte ihn zwischen den Fingern und ließ sich, noch immer auf der Bettkante sitzend, nach hinten fallen. Sie starrte an die Decke, dann hob sie den Brief und betrachtete das königliche Siegel darauf. Im Hintergrund hörte sie wie Igor seinen Koffer schloss.
    „Er hat so seine Launen.“
    „Mehr davon, als eine Cythara Saiten hat.“

    „Und dennoch willst du ihn haben.“ Igor setzte sich neben sie und blickte aus dem Fenster, die Hände im Schoß gefaltet.
    „Er ist merkwürdig.“
    „Und dennoch willst du ihn haben.“
    „Was soll diese unsinnige Frage?“
    „Das ist keine Frage. Es ist eine Feststellung.“
    Solveigh ließ die Hand mit dem Brief sinken und blickte wieder zur Decke.
    „Kann er eigentlich lesen? Oder ist er einfach nur von solch zarten Gemüt, dass er seinen Kopf nicht mit schriftlicher Korrespondenz beschweren will?“
    „Das musst du ihn schon selbst fragen.“
    „Dann frage ich Euch etwas anderes. Haltet Ihr es für eine gute Idee an diesem Fest teilzunehmen?“
    „Nach allem was ich bisher gehört habe, habt ihr Einiges auf Euch genommen, um daran teilhaben zu können. Ich vermute, dass es dafür gewichtige Gründe gibt.“ Solveigh seufzte, aber Igor sprach bereits weiter. „Davon jedoch abgesehen macht ihr das aber schon recht gut. Liest sich wie ein Klassiker der Weltliteratur: Ein Fräulein in Not, ein Held, der sich selbstvergessen für sie in die Arena wirft, wo er sich ganz nebenbei fast das Gesicht zertrümmern und sein Bein aufschlitzen lässt, woraufhin das Fräulein in aufkeimender Gefühlsduselei die Wunden unseres tapferen Kriegers versorgt. Bis hierhin haben wir alles, was eine gute Geschichte braucht.“ Igor lachte herzlich. „Und dann hat der alte Arzt seinen Auftritt. Türen werden plötzlich zugeknallt und das Fräulein bleibt verwirrt zurück, aber der Arzt hatte es ihr bereits gesagt: sie ist ein dummes Reh.“ Er tätschelte ihr Knie und faltete seine Hände dann wieder im Schoß zusammen. „Wahrlich, mit Dummheit geschlagen.“ Nun lachte auch sie und stützte sich auf einen Ellbogen, so dass sie Igors breiten Rücken sehen konnte.
    „Er wird sich kaum mehr ändern, mh?“
    Igor schmunzelte. „Wenn er anders wäre oder sich ändern würde, dann würdest du ihn nicht mehr haben wollen. Der ewig gleiche Kreis!“

    „Wie sieht es bei Euch aus, Igor. Wie ist Euer ewig gleicher Kreis?“
    „Ich habe vier Söhne. Drei von meiner Gattin, Gott hab sie selig, und einen Bastard, der irgendwo durch die Weltgeschichte läuft. Hab ihn noch nie zu Gesicht bekommen.“ Er erhob seinen massigen Körper von der Bettkante. „Aber ich war nicht so dämlich mir dafür ein Messer ins Bein rammen zu lassen.“ Ein amüsierter Ausdruck schlich in sein Gesicht und er zwinkerte Solveigh zu. „Und nun wird es Zeit für mich zu gehen. Ich habe meine Arbeit hier erledigt und werde nun woanders gebraucht.“
    Solveigh ließ den Brief, den sie immer noch zwischen den Fingern hielt, fallen und stand ebenfalls auf. „Wie unhöflich von mir – ich habe Euch gar nichts zu trinken oder zu essen angeboten. Es ist bisher auch noch nichts auf unser Zimmer gebracht worden, aber vielleicht möchtet Ihr etwas für den Heimweg?“ Igor schüttelte dankend den Kopf und griff nach seinem Koffer.

    Nachdem sie den Arzt verabschiedet hatte, öffnete sie das Fenster, um frische Luft hinein zu lassen, und begann im Kamin ein Feuer zu entzünden. Die Sonne war inzwischen ein ganzes Stück gewandert und in nicht einmal mehr einer Stunde würde der Raum gänzlich im Schatten liegen. Dann würde sich die herbstliche Kühle ausbreiten und sie wusste nicht, wie lange der königliche Diener mit den Gewändern auf sich warten lassen würde, um sie danach zum Schloss zu begleiten. Da fiel ihr wieder der Brief ein, der noch immer ungeöffnet auf dem Bett lag. Sie griff nach ihm und brach das Siegel. Dann las sie; das gewöhnliche Einerlei der Einleitung in einer aufgeblasenen Sprache, wie es der Hofschreiber Art war. Sie las weiter, gähnte kurz und überfolg die nächsten Zeilen nur noch. Doch dann kam sie an eine Stelle, die sie gleich zwei Mal lesen musste, wie um sich zu vergewissern, dass sie diese richtig verstanden hatte. Oh doch, sie hatte richtig verstanden. Ein lautes Lachen schüttelte sie und sie warf den Kopf in den Nacken. Das… also, das würde Haleth gar nicht gefallen. Einen Moment lang überlegte sie, ob sie ihm davon erzählen sollte, entschied sich jedoch dagegen. Es sollte eine Überraschung werden. Kannst ja mal reinschauen, tssss. Sie steckte den Brief weg, schloss das Fenster und legte einen Holzscheit nach. Haleth war immer noch im Bad und so langsam fragte sie sich, ob das ganze Badewasser nicht inzwischen verdampft und verdunstet sein musste, so lange wie er bereits in diesem Zuber saß. Leise trat sie an die Tür zum Bad, hob ihre Hand, zögerte einen Moment, dann klopfte sie gegen das Holz.
  13. #73 Zitieren
    Halbgott Avatar von Arturas
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    Arturas ist offline
    [Bild: 9XBhDPuAva_W2RPG_Baywryn.png]

    Nachdem die Tür zufiel schaute Baywryn zu Matthias und konnte seinen Kummer kaum verbergen.
    "Ich weiß nicht ob wir Caria mitnehmen sollten", sagte Baywryn in einem traurigen Ton.
    "Sie ist sehr schlau und hat was drauf aber das was wir da machen ist anders und sie ist eine Frau".
    "Wir können uns verteidigen aber wenn es zu einem größeren Kampf kommt, kann keiner seine eigene Deckung aufgeben um sie zu beschützen", der alte Kommandant kam wieder für einen kurzen Moment raus. Nicht das er diese Frau unterschätzen würde, aber es waren die Sorgen sie einfach aus seinem Leben zu verlieren. Es gab vielleicht eine Möglichkeit sie wenigstens mit etwas Training an eine Waffe zu gewöhnen. Baywryn dachte sich das sie es vielleicht nach dem Schmied machen sollten. Zeit zu verlieren war nie gut.
    "Matthias. Wir werden Caria auf Probe stellen und schauen was sie kann und was sie nicht kann", sprach er zielgerichtet zu seinem Freund.
    "Wir müssen rausfinden-,...
    Caria tratt mit dem Tee ins Zimmer und Baywryn beendete seinen Satz.
    "Wir müssen rausfinden was genau Nilfgaard damit zutun hat", und lächelte Caria zu.
    Ein bisschen zu schnell griff er nach der Tasse und hatte Carias Worte nicht beachtet sodas ein Schluck kochend heißen Tee in seinem Mund landete.
    "Es brannte sehr aber es auszuspucken wäre unhöfflich gewesen und so schluckte er und verbrannte seine halbe Kehle. Es fühlte sich wie Feuer an.
    "Sehr gut", brachte Baywryn leicht hustend heraus.
  14. #74 Zitieren
    Frau General Avatar von Laren
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    Laren ist offline
    -„Schon in Ordnung,“ entgegnete seine Begleiterin, „ich kümmere mich darum.“
    Sie stieg vom Wagen herab und schob die Kapuze vom Kopf, während sie auf die beiden Wachen zutrat, die das große hölzerne Tor bewachten. Es dämmerte, und die dunkle Gestalt würde ihr ehrenvolles Anliegen kaum stützen. Die Soldaten beobachteten, wie sie auf sie zuschritt und kreuzten die Speere.
    -„Guten Abend, die Herren“ ergriff Laren das Wort.
    -„Zutritt untersagt“ brummte der rechte gleichgültig.
    -„Ich bin Heilerin und komme, um die Schwestern des Krankenhauses zu unterstützen. Lasst mich und meinen Begleiter pass...“
    -„Kein Zutritt, Weib!“ fiel ihr der linke ins Wort.
    Das würde keine leichte Aufgabe werden, dachte sie. Wenn nicht mal der gute Wille wirkte...
    -„Auf wessen Befehl?“
    -„Befehl der Königs“ blaffte der rechte, anscheinend der Ältere und mit etwas Glück der Vernünftigere von den beiden. „Die Stadt steht unter Quarantäne.“
    -„Es darf niemand hinein?“
    -„Nein.“
    -„Ach, tatsächlich“ bemerkte sie. „Und wie genau wird Wyzima mit Gütern versorgt?“
    Scheinbar war dem linken Ritter nicht zu Diskussionen zumute. Er wusste, dass ihr die Frage ein gutes Schlupfloch bot. Ohne gefragt zu werden, fiel er dem Älteren lautstark ins Wort.
    -„Trollt euch, taubes Weib! Man sagte euch, die Stadt ist verriegelt!“
    -„Würdet ihr euch in Diplomatie üben, wärt Ihr gewiss längst königlicher Leibgardist“ bemerkte sie und wollte sich wieder dem Gespräch mit dem Älteren widmen, als der junge Ritter einen bedrohlichen Schritt zu nah auf sie zutat.
    Radam hatte die Szene beobachtet und war drauf und dran, aufzustehen und dem jungen Ritter dezent darauf hinzuweisen, wie man mit einer Dame umgeht. Doch da hatte der Ältere seinen Speer vor die Brust des Ritters geschoben. Er sah nicht vor, sich für das Verhalten des gereizten Ritters zu entschuldigen, wies ihn aber bestimmt beiseite und wand sich wieder an die Frau vor ihm.
    -„Wohnt Ihr in der Stadt?“ wollte er wissen.
    -„Ab heute Abend.“
    -„Das genügt nicht. Habt ihr etwas zu verkaufen?“
    -„Ganz sicher nicht.“
    -„Und einen Geleitbrief?“
    -„Nichts dergleichen. Ich komme, um…“
    -„Dann kehrt um“ unterbrach er sie. „Die Quarantäne wird länger anhalten, als Ihr zu warten gewillt seid. Lebt wohl.“
    Laren sah ihn noch einen Augenblick lang an und stellte fest, dass er es ernst meinte. Er mochte nicht das Temperament seines Kollegen teilen, würde aber auf königlichen Befehl hin nicht zögern, dessen Willen durchzusetzen. Es sollen schon Menschen für Geringeres ihr Leben gelassen haben.
    Sie würdigte die beiden keines weiteren Wortes, drehte sich um und begab sich zum Wagen. Radam beobachtete sie. Nach dem kleinen Schauspiel war sein Optimismus ein kleines bisschen gewichen.
    -„Wie ist es gelaufen? Dürfen wir passieren?“ erkundigte er sich, bekam jedoch keine Antwort. Sie stieg auf den Wagen und sah in Richtung des Tors. Eine beunruhigende Weile lang. Es war kaum eine Minute vergangen, während sie in Richtung des Tors gesehen hat, kamen Radam aber vor wie eine halbe Ewigkeit. Sie reagierte nicht, als er wissen wollte ob alles in Ordnung sei. Schließlich wurde er erlöst.
    -„ Wir können passieren“ sagte sie mit einer leisen, unheimlich monotonen Stimme. Ganz anders als die Stimme, an die er sich in den letzten Tagen gewöhnt hatte.
    -„Seid Ihr sicher? Die Wächter scheinen eure Zuversicht nicht zu teilen.“
    -„Vorwärts“
    Radam sah zu ihr hinüber und dann wieder zu den Rittern, die nicht von der Stelle wichen. Er hatte eine sonderbar leichte Wärme gespürt, die gänzlich im Gegensatz zum kalten Herbstwind stand, der ihn umgab, konnte jedoch nur Vermutungen anstellen, worum es sich dabei handelte. Die junge Frau nahm die Zügel und steuerte den Wagen langsam auf das Tor zu. Das kam dem Ritter sehr sonderbar vor, doch wenn sogar sie selbst voran ritt, würde er gewiss nicht zurückbleiben. Er wies sein Pferd an, vorwärts neben dem Wagen herzulaufen.
    Als sie sich dem Tor näherten, hörten sie ein Knarren. Das Holztor glitt vor ihnen auf. Als Radam an den Wachen vorbei ritt, machten diese keinerlei Anstalten, ihn oder seine Begleiterin aufzuhalten. Sie standen da, als sei das Tor noch verschlossen. Als stünde niemand vor den Toren…

    Als sie das Tor passierten, sah Radam, dass es von innen ebenfalls von zwei Wächtern bewacht wurde. Aber auch diese schienen keine Notiz von ihnen zu nehmen. Magie, schoss es Radam durch den Kopf. Doch er wagte nicht, die junge Frau darauf anzusprechen. Er ritt einfach neben ihr her, bis sie das Tor ein gutes Stück hinter sich gelassen haben.
    -„Wir sollten eine Herberge aufsuchen“ sagte sie, hörbar erschöpft. „Heute Abend wird sich auf die Schnelle gewiss keine dauerhafte Unterkunft finden lassen.“
    Geändert von Laren (01.02.2013 um 08:43 Uhr)
  15. #75 Zitieren
    Legende Avatar von Tibec
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    Tibec ist offline
    „Tag zwei? Erst? Ich will endlich von dieser Nussschale runter. Wir nehmen den Landweg ab Oxenfurt. Ich halt das hier echt nicht mehr aus."
    „Hmm“

    Die Zwergin und ihr Begleiter saßen bequem auf einigen Kisten, welche sich am Schiffsbug auftürmten, während sie der Besatzung bei der Arbeit zuschauten.
    Auch wenn die Nächte schon den eisigen Winter ankündigten, wurde es nachmittags noch angenehm warm. Einigen der abgehärteten Matrosen verrichteten ihre harte Arbeit gar mit freiem Oberkörper. So manch unsittliche Dichtung, beschrieb einen solchen Anblick als sehr ansehnlich und faszinierend. Ob Hochwohlgeborene Damen oder einfache Bauernmädl, jede Frau auf dem Lande stellte sich vor wie es wohl wäre, für eine Nacht mit einem dieser Seebären die Schlafstätte zu teilen. Allerdings nahm diese Sehnsucht rapide ab, sobald man sich der Küste näherte. Wori grinste. Was sich ihm und Caltha bot, war abscheulich. Kaum vorstellbar, wie so etwas zu den Sehnsucht einer Dame gehörte. Das einfache Volk war ja eine Sache. Aber er hatte noch genau in Erinnerung, wie seine Schwestern in ihren Gemächern heimlich aus einem unzüchtigem Buch an Winterabenden vorlasen. Alle hatten sie im Kreis gesessen und gelauscht und immer wieder wanderte das Buch umher. Damals konnte er von seinem Versteck aus nicht erkennen was diese Bilder zeigten, aber als er älter wurde, übernahm seine Fantasie die Aufgabe der Augen.
    „Schau. Siehst du das? Wie sie mich angucken?“
    „Hm“

    „Das ist zu mindestens kein Hass auf Anderlinge. Ich hab gehört in den Hafenbordellen, arbeiten auch viele Zwerginnen. Dieses Pack mag Andersartigkeit. Wiederlich. Schau dem läuft Rotz aus der Nase, aber er bemerkt es gar nicht.“
    „Der Fluss setzt dir echt zu. Jetzt glaubst du auch schon Weibergeschwätz. Ne kleine Menschenfrau ist noch keine Zwergin. Was erzählst du für einen Unfug. Glaubst doch sonst nicht solch Geschwätz.
    Abgesehen davon bist du Fräulein Barinbor... im Dienste des Adels.“

    Ärgerlich verzog sie das Gesicht: „Also ob diese finsteren Gestalten dies interessieren würde. Die meucheln uns noch im Schlaf, wenn sie könnten.“
    Er grinste: „Warum sollten die das tun? Abgesehen davon siehst du doch wie sehr der erste Offizier diese Bande im Griff hat. Jeder arbeitet jeden Tag hart. Der erfindet sogar Arbeiten um sie beschäftigt zu halten. So sollten auch Soldaten behandelt werden, heißt es. Das hält solch einfaches Volk von Dummheiten ab.“
    Kurz hingen beide ihren Gedanken nach, während sie weiterhin die Mannschaft beobachteten und die Nachmittagssonne genossen.
    „Ich kann nicht nachvollziehen was die überhaupt den ganzen Tag machen. Das müssten doch merken, dass man sie bloß beschäftigt. So wie dieser Mann, in seinem modischem Jäckchen und seinem Strümpfchen mit seinen Untergebenen umspringt, fordert er doch geradezu eine Meuterei herauf.“
    „Auf hoher See wie? Der Mann ist kein Anfänger. Schau ihn dir doch an, er hat unbestritten das Sagen.“
    „Eben.“
    „Hm?“
    „Was ist mit dem Kapitän? Ist der nur für die Navigation und die Ladung zuständig?“
    „Ja?“
    „Wie, Jüngelchen?“
    „Der Kapitän kümmert sich nicht um die Mannschaft und den reibungslosen Ablauf an Bord. Er ist so wie ich. Er hat das sagen. Du bist mein kleiner erster Offizier.“
    „Wert nicht frech, sonst kannst du dich heute Abend vom Schiffskoch verwöhnen lassen. …
    Nein, aber du hast schon Recht. So hab ich das noch nicht gesehen. Unser Offizier Boholt, ist wie die rechte Hand des Kapitäns. Hab immer gedacht…“
    „Hm…“
    „Das Reisen per Nussschale bekommt mir echt nicht gut Wori. Vielleicht Bild ich das mit der Mannschaft echt nur ein.“
  16. #76 Zitieren
    Deus Avatar von VRanger
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    VRanger ist offline
    »Ban Ard • Tee und Wohlbefinden«

    [Bild: Ava_W2RPG_Ma.png]»Ich hoffe, es macht euch nichts aus, dass es nur Kamille Tee ist. Was anderes hatte ich leider nicht da«, entschuldigte sich Caria. Und ehe Matthias noch antworten konnte, stand ein Tee vor ihm, serviert mit den Worten: »Vorsicht, der Tee ist heiß, verbrennt euch nicht den Mund.«

    Obwohl dem fast 30jahrigem Manne mit seinem kurzen schwarzen Haaren vor wenigen Minuten noch warm gewesen war so mit Mantel nebst Fellkragen, Brigantine, Kettenhemd und Gambeson, diesen über der soliden Hose aus starkem Leder getragen, ja, obwohl ihm so war, umfasste er mit beiden Händen den warmen Tee. Er mochte Dinge, die von Hand zu bereitet wurden und wo man einen Bezug zur Person hatte. Diese Wärme strahlte aus, bereitete Wohlempfinden und er fühlte sich zu Hause, wie lange nicht mehr. Gut in der Faktorei hatte die Frau des Verwalters auch das Essen zubereitet. Doch er, Matthias, hatte sich nicht als Gast gefühlt. Er war sich sicher, sein unangekündigter Besuch, noch zu später Stunde musste auf die beiden mehr als Inspektion gewirkt haben. Sie hatten es sich zwar nicht anmerken lassen, doch die fragenden blicke sprachen Bände. Sie wussten nicht um den echten Grund und sicher glaubten sie ihm das, was er berichtete, nicht. Und so genoss Matthias die Wärme, die der Tee langsam abgab und er freute sich im Stillen über die Gunst, die sein Freund Baywryn erfahren hatte.

    In diesen wenigen Augenblicken gab es einem Moment, wo er ins Zweifeln kam ob seines Auftrages. »Habe ich das Recht für meine Rache dieses Glück zu gefährden?«, fragte er sich. »Hat Baywryn nicht seine Rolle des Heckenritters verloren und ist ein ganz anderer, als vor wenigen Tagen?« »Was möchte Caria und wird sie diesen Strapazen, allein wenn man an die Tage im Pferdesattel denkt, auch ertragen wollen?«

    Solche Fragen schwirrten dem jungen Manne durch den Kopf und die aufsteigende Röte im Gesicht hatte nicht nur seinen Ursprung in der Wärme des Getränkes. Dann nahm er einen Schluck, vorsichtig, eingedenk der Warnung und der Kamillegeschmack brachte ihn in die Realität zurück. Aber dieses Gefühl der Geborgenheit blieb und so nahm er sich vor, seinen Dinge nicht nach außen zu tragen. Denn von Baywryn wusste er, dass schon schwer umzustimmen war. Zumindest war es früher so. Und Matthias wusste auch, er traf seine Entscheidungen nur nach guter Überlegung. Wenn er ihm sagte » Matthias. Wir werden Caria auf Probe stellen und schauen, was sie kann und was sie nicht kann … Wir müssen rausfinden «, dann hatte er sich mit dieser Frage beschäftigt. Matthias war sich sicher, dass Baywryn auch die Dinge abgewogen hatte. Bei Caria war er sich nicht sicher, er kannte sie ja nur aus den wenigen Stunden. Doch ihr großzügiges Angebot: »Für den Neuanfang, ich bezahle sie«, sprach auch für sich. Matthias kannte die Preise guter Rüstungen und eine für seinen Freund hätte schon die Existenz des Ladens hier aufs Spiel gesetzt. Und so mutmaßte er, dass solch ein Vorschlag mit Bewusstheit vorgetragen wurde. »Denn wenn Caria ihn für sich hätte haben wollen, fern ab aller Gefahren und Abenteuer, dann gäbe es keine neue Rüstung«, dachte sich Matthias.

    Nach dem zweiten Schluck stelle er den Tee ab, nickt zu Caria und sagte: »Ihr werdet überrascht sein. Doch es ist der wundersamste und zugleich beste Tee, denn ich in der letzten Zeit getrunken habe. Er hat mir Wohlbehagen und Klarheit gespendet. Was für ein Getränk!« Und er schmunzelte Baywryn an und erklärte weiter: »Ich möchte noch folgende Dinge mal zusammenfassen. Zum einen das Angebot von Dir Caria mit dem Bezahlen. Es ist wirklich gut gemeint. Und Du wirst auch nicht zu kurz kommen, denke ich, die eine oder andere Sache zu finanzieren. Doch hier in Ben Ard gilt die Unterschrift der königlichen Garde, ich kann sie als Wechsel nutzen. In anderen Situationen wird es nicht möglich sein diese Vollmacht zu verwenden oder nicht klug. Und da könnte eine Hilfe von Dir schon ein guter Rückhalt sein. Dann war noch Deine Frage zu dem Vorgehen für die Inspektion des Ordens der Flammenrose. Wir sind offiziell Vorbereiter dieser Inspektion. Wir reisen also, so wie es sich ergibt. Selbst mit dem Pferd oder mit einem Wagenzug, so wie es möglich ist. So können wir erkunden, wer, wann und wo die Pferde wechselt, mit wenig Gepäck ankommt und mit viel Gepäck abreist und vieles mehr. Es ist so gesehen eine Reise, die ohne Störungen ablaufen kann und Dir ein wenig Kaedwen zeigt und die Inspektion tatsächlich vorbereitet wird. Es ist aber auch gut möglich, dass wir so wie die Fuhrwerke mit Deinen Büchern angegriffen werden. Es ist aber auch möglich, dass man trotz der Tarnung unsere Erkundigungen für manche zu gefährlich werden.«

    An dieser Stelle unterbrach Matthias sein Reden, griff zu dem Tee, trank davon, schaute abermals zu Baywryn und erklärte dann: »Ich bin mir sicher und spreche auch im Namen von Baywryn, dass wir in diesen Situationen den Schutz unseres Lebens vor Ruhmestaten stellen werden und wenn die Flucht ein probates Mittel ist, dann werden wir es auch verwenden. Doch gänzlich ungefährlich wird die Mission nicht sein.« Besonders die Bemerkung zur Flucht hatte er in seiner Denkweise eher zu seinem Freund gesprochen, als zu Caria. Denn Matthias würde nicht unnötig das Leben anderer riskieren, nein das würde er nicht.

    Dann schaute er die beiden an, trank den Tee aus und fragte eher: »Wollen wir dann zum Schmied gehen?« Und zu Caria gewandt fügte er hinzu: »Caria, Du kannst mitkommen, musst aber nicht. Das Einmessen einer Rüstung, das Anpassen eines Kettenhemdes ist eine ziemlich langweilige und zeitraubende Sache. Wenn es hier bei Dir im Laden Wichtigeres gibt? Doch entscheide selbst, denn auf der anderen Seite ist es schon interessant Meister Jolhag Durin zuzusehen.«

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  17. #77 Zitieren
    Burgherrin Avatar von Shanea
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    Shanea ist offline
    Caria • »Der Genuss von Tee«
    [Bild: Ava_W2RPG_Caria.png]

    Sie saß ruhig da, und wartete, was sie als Antwort erhalten würde. Während der kurzen Pause, die Matthias ihr eingeräumt hatte, indem er nach einem Tee fragte, hatte sie sich überlegt, was sie tun sollte. Es war offensichtlich, dass er Baywryn nur helfen wollte und dass es sehr wichtig war, dass ihr Ritter diese Chance wahrnahm. Für sie stand fest, dass sie ihn begleiten würde, egal welcher Gefahr sie trotzen müsste.

    "Sehr gut", brachte Baywryn leicht hustend heraus. Sie runzelte die Stirn und lächelte ihn dann nachsichtig an, wie es eine Mutter wohl tun würde, wenn das Kind sich ihren Anweisung widersetzt hat und ihm dabei aber nichts passiert ist.
    Ich sagte doch, der Tee ist heiß.“, in einer anderen Situation hätte sie sich vielleicht erlaubt zu kichern, aber nun war es nicht angebracht. Nur sein hochrotes Gesicht sah schon süß aus. Aber er war selbst schuld, wenn er den noch zu heißen Tee einfach die Kehle herab schüttete.

    »Ihr werdet überrascht sein. Doch es ist der wundersamste und zugleich beste Tee, denn ich in der letzten Zeit getrunken habe. Er hat mir Wohlbehagen und Klarheit gespendet. Was für ein Getränk
    Caria sah Matthias überrascht an und lief rot im Gesicht an.
    Nein, bestimmt nicht. Es war das einzige, was ich noch da hatte.“, stammelte sie vor sich hin. Sie fühlte sich immer noch schlecht, da sie nicht selbst auf den Gedanken gekommen war und somit ihre Gastfreundlichkeit darunter litt, und dann hatte sie auch nur eine Tee-Sorte im Haus. Das war doch schon beschämend, sie würde dringend neue Tee-Sorten kaufen müssen auf dem Markt. Was sie sich auch gleich fest vornahm.

    Doch ihre Gedanken wurden auch schon beiseite gewischt, da Matthias nochmal erklärte, was es mit der Vollmacht auf sich hatte und auch, wie die Inspektion aussehen würde.
    Nachdem er fertig war, nahm sie nun ihre Tasse in die Hand, da der Tee wohl nun eine angenehme und trinkbare Temperatur angenommen hatte. Sofort strömte Wärme durch ihre Finger den Arm hinauf und sie fühlte sich sofort besser. Einen Schluck trank sie und auch in ihrem Bauch breitete sich eine wohlige Wärme aus. Währenddessen dachte sie über die Dinge nach, die er gesagt hatte.
    Nun, wenn er das so sagte, da musste sie ihm recht geben. Ihr Laden warf zum Glück genug ab, dass es keine Existenzprobleme gegeben hätte, wenn sie Baywryn die neue Rüstung bezahlt hätte, was sie aber auch nur der Zaubererakademie zu verdanken hatte, welche ein sehr gut zahlender Kunde war und außerdem auch immer gleich Massen bestellte. Aber wenn es nicht angebracht war, die Vollmacht zu nutzen, dann würde sie mit Freuden mit ihrem eigenen Vermögen zahlen.
    Nun gut, Eure Argumente lassen sich nicht übertrumpfen. Ich bin einverstanden, was die Zahlung der Rüstung betrifft und auch mit dem Rest. Obwohl es mich überrascht, dass die Inspektion doch so einfach von Statten gehen soll.“

    Die Gefahr, die er ansprach, war wohl nicht aus der Welt zu schaffen. Aber andererseits, jeden Tag reisten Menschen durch die Wälder und waren weit weniger beschützt, als sie es in der Begleitung der beiden Ritter sein würde.
    »Ich bin mir sicher und spreche auch im Namen von Baywryn, dass wir in diesen Situationen den Schutz unseres Lebens vor Ruhmestaten stellen werden und wenn die Flucht ein probates Mittel ist, dann werden wir es auch verwenden. Doch gänzlich ungefährlich wird die Mission nicht sein.«, sprach Matthias. Sie hatte zwar das Gefühl, dass er mehr mit Bay an seiner Seite sprach, als mit ihr, aber es trug doch dazu bei, dass sie ihre Angst ablegte und ruhiger wurde.

    Wer immer nur Angst hat, der kommt zu nichts, redete sie sich ein.

    Caria senkte den Blick wieder in ihre Tasse und trank den Tee, als Matthias sich wieder an sie wendete und sie fragte, ob sie mitkommen wollen würde. Das jähe Verlangen, in ihrer Nähe bleiben zu wollen, loderte in ihr auf. Sie hätte zwar noch etwas zu erledigen, aber wenn sie alleine war, dann konnte Herr Herertha eventuell wieder einen erneuten Übergriff ausführen lassen. Hektisch, leicht panisch wanderte ihr Blick zu Baywryn bevor sie wieder zu Matthias schaute und versuchte tief durchzuatmen und sich zu beruhigen.

    "Ich würde gerne mitkommen, wenn es Euch recht ist!“, brachte sie betont ruhig hervor und hoffte, dass ihr Verhalten nicht zu auffällig war.
    Mein Angestellter, wird es ein paar Stunden ohne mich schaffen.“

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  18. #78 Zitieren
    General Avatar von Seku
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    Der heiße Sand stak schmerzhaft in die Wange, als sie mit voller Wucht auf dem Boden aufkam. Sie ignorierte geflissentlich den Schmerz, rappelte sich sofort wieder auf. Doch der Krummsäbel ihres Gegners schnitt erneut durch die Luft, sofort darauf der nächste. Gvalch'cawedd lenkte sie mit Mühe ab, doch man ließ ihr keine Atempause - nochmals blitzte der Stahl der beiden Waffen auf, nochmals trieben sie die Halbelfe weiter zurück. Das war kein Stahl mehr, das da war wie flüssiges Quecksilber, das durch die Luft floss, zischte, gleich einem Blitz, ohne innezuhalten und seine Gegner gnadenlos niedermähte.
    Sie hatte keine Chance. Nicht die geringste.
    Sie hatte gewusst, dass irgendein Gegner sie übertreffen würde, irgendwann. Immerhin, die Halbelfe war schon weiter gekommen, als sie es erwartet hätte. Immerhin, irgendwann hatte sie einfach zu verlieren, sofern Nazars Plan aufgehen sollte.
    Der Zeitpunkt dazu war gekommen.
    Die nächste Salve stählerner Blitze. Der eine schnitt ihr die rechte Wange auf, ein haardünner, perfekter Schnitt, quer, ohne um nur einen Grad abzuweichen. Gvalch'cawedd sprang zurück; vergeblich, mehr oder weniger. Der andere Streich hätte ihr wohl die Nase genommen, brachte sie aber, wie er da haarscharf vor ihrem Gesicht vorbeiglitt, aus dem Gleichgewicht, ließ sie für eine Sekunde tänzeln - und schließlich fallen.
    Schon wieder der Schmerz im Gesicht, in der Wunde. Sie stand nicht auf. Sie lag mit der rechten Seite des Gesichts auf dem Boden, hörte das Knirschen des Sandes unter den Stiefeln ihres Gegners, wie er näherkam. Hörte seinen schweren Atem. Sie neigte den Kopf, sah zu ihm hinauf. Ein mittelgroßer Mann, muskulös, aber nicht auffällig stämmig, mit einer wilden Frisur aus unzähligen kleinen Zöpfen, mit einem Gesicht, das mit Ringchen aus Goldes gespickt war, an Nase, Lippen, Ohren und Brauen. Das, die Krummsäbel, seine dunkle Haut, sein Kampfstil - wohl ein Serrikanier. Er hatte sie besiegt, zu jedwedem weiteren Gefuchtel und Umherspringen war sie weder fähig noch gewillt.
    Wie die Entscheidung Foltests aussah, ob sie leben oder sterben sollte, konnte die Halbelfe nicht erfahren. Das letzte, was sie merkte, war der unsagbare Schmerz, als ihr Gegner ihr mit einem gezielten Tritt gegen den Kopf das Bewusstsein nahm.

    Kaltes Wasser. Es bespritzte ihr Gesicht, ihr Haar, ließ sie aufschrecken.
    "Heda, Mädel! Aufwachen!"
    Vor ihr das Gesicht des Waffenmeisters, der gerade einen Eimer zur Seite stellte.
    "Du hast verloren. Der Serrikanier hat dich auseinandergenommen. Ha, du müsstest die Menge gehört haben, als Foltest dich am Leben gelassen hat!"
    Der Mann schmunzelte noch, als er sie am Arm packte und hochzog. Sie war in einer Ecke gesessen - man hatte sie nach dem Kampf wohl dorthin geschleppt. Das realisierte sie erst jetzt.
    "Das", er deutete mit dem linken Zeigefinger auf ein Häufchen auf dem Boden "das da sind deine Sachen. Nimm sie und geh. Du weißt ja, wo der Ausgang ist."
    Gvalch'cawedd murrte und fasste sich an den Kopf. Er pochte noch immer vom in ihr dröhenden Schmerz. Sie bedachte den Serrikanier, der wahrscheinlich schon seinen nächsten Kampf bestritt, mit stillen Flüchen, so unflätig, dass es selbst dem zwergischsten Zwerg Entsetzen ins Gesicht geschrieben hätte. Dabei trottete sie langsamen Schrittes zu dem Haufen, klaubte ihren Besitz auf. Ihren Säbel, die Schwertscheide und den Mantel.
    Als sie, Waffe wieder am Gürtel und in den Mantel gehüllt, durch die Katakomben schritt, fiel ihr auf, dass kaum noch jemand da war. Sie, der Waffenmeister, und hier und da noch ein Kämpfer. Bloß leises Gepfeife und die grölende Menge von oben störten die Stille.

    Oben schob sie sich an dem Mann, der vor dem Eingang zu den Kämpferbereichen Wache hielt, vorbei, schenkte ihm auch keine weitere Aufmerksamkeit. In der Nähe der Zuschauereingänge lehnte sie sich an die steinerne Mauer. Es hatte zu regnen begonnen. Nazar war noch nicht da - da stand sie jetzt allein im Regen, darauf wartend, dass ihr Begleiter endlich vorbeischaue und sie aus dieser elenden Stadt verschwinden könne.

  19. #79 Zitieren
    Halbgott Avatar von Arturas
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    [Bild: 9XBhDPuAva_W2RPG_Baywryn.png]

    Es war alles abgesprochen und ihr nächster Weg würde Richtung Schmied führen.
    "Dann lasst uns aufbrechen und diese Sache hinter uns bringen, ich will nicht lange nackt herum laufen müssen, die Gefahren sind überall", sagte Bay und zwinkerte dabei Caria zu. Er wartete bis Caria aufstand und erwies ihr die Ehre als Erste zu gehen und Matthias hinter ihr. In Ban Ard kannte er sich nicht so gut aus und musste auf seine Gefährten setzten, damit sie ihm den Weg zeigten.
    Die Mäntel waren angezogen und schon ging es nach draußen, die Sonne schien auf Baywryns Haut , der Himmel war klar, der Schnee glitzerte und war hell. Es war eine schöne Gegend in der Caria wohnte und Bay beneidete sie um ihrem festen Sitz. Seit langer Zeit war er immer von einem Ort zum anderen unterwegs gewesen und hatte schon vergessen, wie es sich anfühlt zu Hause zu sein.
    Doch nach dem Schmied würde sich das drastisch ändern, hatte sich der Heckenritter vorgenommen.
    Seine Hand am Schwertknauf gelegt ging er hinter Matthias und Caria und beobachtete die Gegend halb verträumt. Alle gingen ungefähr im gleichen Tempo und versuchten nicht in zu viel Matsch zu treten, der durch andere entstanden war."Caria, ich wollte Dir noch was sagen, was ich beim Schmied vor hatte", sein Blick wechselte er mit Matthias ab, als der stehen blieb und ihm ein Zeichen der Einverständnis gab."Du, ich und Matthias werden mit dir die Waffenkunst üben, ich will nähmlich nicht, dass du ohne je ein Schwert gehalten zu haben mit uns kommst".
    "Wir werden mit Schwert, Bogen und anderen Waffen üben und schauen, was dir am meisten liegt und dir zeigen, wie du dich verteidigen kannst", gab Bay liebevoll zurück.
    Seine Miene wurde ernster, dass er all dies machen will damit sie sich, zum einen verteidigen kann, und zum anderen, das wenn es viele Gegner sind Matthias und Baywryn nicht immer gleichzeitig auf sie aufpassen müssen. Alle drei setzten den Weg fort und der Heckenritter konnte nicht genau sagen, ob Caria die Idee von dem Training gefiel, doch dies hatte kein Belangen in dieser Situation.
    Überall und in jede Gasse schauten seine grünen Augen und hielten Ausschau nach diesem Mann, der Caria belästigte, doch nirgendwo war er zu sehen. Würde Bay diesem Mann alleine begegnen und sollten seine Männer dabei sein oder nicht, das war einerlei, denn er würde alle überwältigen.
    Körperlich war er nicht so fit wie sein Freund Matthias, aber er hatte mehr Erfahrung und schon schlimmere Sitationen erlebt."Da wäre noch was Caria, dieser Vorfall mit Herr...Herr Hererta..Herta..ach wie auch immer dieser Bastard hieß, wo wohnt er? Ich bin wild darauf ihm in den Hintern zu treten", sagteb Bay lachend.
  20. #80 Zitieren
    Padma
    Gast
    Die Luft war kühl. Die Bäume deren Äste hoch über seinem Kopf ein dichtes grünes Dach aus wogenden Blättern bildeten, knarzten hin und wieder leise und ließen ihr Laub rauschen.
    Harlequin saß am Rand des Waldes gegen eine dicke Eiche gelehnt. Er beobachtete die Frau die 200 Meter entfernt neben einer kleinen Hütte auf der Wiese saß und den kristallenen Weiher betrachtete. Haleth sah wie sie die Fische beobachtete. Ohne großartige Gedanken. Einfach nur, um zu sehen wie sich das Sonnenlicht auf ihrer gebräunten Haut spiegelte. Wie ihre Haare über ihre Schultern fielen, wenn sie den schlanken Oberkörper bewegte. Eine Hummel brummte an seinem Kopf vorbei, geradewegs auf dem Weg zu den blau leuchtenden Vergissmeinnicht, die ihre Köpfe sacht im Wind bewegten. Er kannte die Frau. Aber er wusste nicht woher.
    Ein klopfen ließ ihn aufblicken. Über ihm, weit oben am Stamm des Baumes saß ein bunt schillernder Specht.
    Erneut traktierte er de Rinde der Eiche mit gezielten, rasanten Hieben seines Schnalbels. Das Klopfen das es verursachte war lauter als das zuvor. Haleths Unterbwustsein nahm ganz wage war, wie eine Stimme an sein Ohr drang. Er konnte sie nicht verstehen und blickte wieder zu der Frau am Weiher. Doch sie saß immer noch mit dem Rücken zu ihm da. Die Stimme wurde deutlicher. Der Sprecht hämmerte erneut gegen den Stamm.
    "Haleth".
    Sein Kopf ruckte hoch zum Specht und er sah noch die letzten Bewegungen des Schnabels, die der Vogel gemacht hatte, als er seinen Namen rief. Doch für mehr blieb keine Zeit. Aus dem Nichts ergossen sich Wellen kühlen Wassers durchdas Blätterdach der Bäume, füllten den Wald binnen millisekunden vollständig aus und drohten die Welt zu verschlucken.

    Prustend und zappelnd tauchte Haleth aus dem Badezuber wieder auf. Es dauerte einen kurzen Augenblick bis er begriff, dass er eingeschlafen und dann mit dem Kopf unter Wasser geraten war. Das Klopfen des Spechtes erklang schon wieder. Aber diesesmal erkannte er, dass es von der Badezimmertür kam und Sol besorgt nach ihm fragte.
    Er unterdrückte ein Husten und rief zur Tür hinüber: Alles in Ordnung. Ich bin gleich soweit.
    Dann atmete er einmal tief ein und strich sich über das nasse Gesicht.

    Als er ein paar Minuten später mit offenen und schlurfenden Stiefel und seiner Hose in das Schlafzimmer trat, stand Solveigh vor dem Bett. Neben ihr stand der Hofschneider und breitete ein Kleid auf der Matratze aus, während er ihr all die Besonderheiten des guten Stückes erläuterte.
    Sein kleiner Geselle stand auf der gegenüberliegenden Seite des Bettes und starrte Harlequin mit halb offen stehendem Mund an.
    Der Schneider bemerkte es.
    "Was stehst du da rum und hälst Maulaffen feil? Führe Ser Bane herüber, damit wir ihm seine neuen Kleider präsentieren können." Zur Unterlegung der Dringlichkeit seiner Worte klatschte er dabei dreimal scharf in die Hände.
    Der Junge senkte den Blick und kam herüber.
    "Wenn ihr mir bitte folgen wollt, Ser Bane" sagte er zu Haleths Stiefeln und ging zum Bett zuück.
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