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    Ehrengarde Avatar von Venhedis
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    Sie würde ihn häuten. Nein, sie würde ihn häuten lassen. Bei lebendigem Leib. Und aus seinen Schreien würde sie neue Seiten für ihre Cythara spinnen, auf denen sie tagein, tagaus dasselbe schaurig schöne Lied spielen würde: das Lied von Thomasos Untergang. Sie würde es spielen, bis ihre Fingerkuppen bluteten, als Strafe dafür, dass sie so dumm war sich auf diesen Plan einzulassen und zu allem Übel noch jemand anderen mit hineingezogen hatte.

    Haleth hatte die erste Runde für sich entschieden. Es hatte kaum länger als drei Atemzüge gedauert, da lag sein Widersacher mit dem Gesicht im Staub der Arena. Ein Teil des Publikums grölte vor Begeisterung, der andere machte seinem Unmut mit lauten Flüchen Luft – sie hatten einen langen Kampf erwartet, sie wollten unterhalten werden. Verdammter Pöbel. Zur Hölle mit ihm.


    Solveigh war wütend, aber sie verspürte auch Erleichterung. Haleth war nichts passiert. Während er die Arena verließ wanderte ihr Blick wieder rastlos durch die Zuchauermenge. Da erblickte sie ihn: er unterhielt sich mit einigen Männern, die ihrer Kleidung nach zu urteilen zu der Oberschicht zu gehören schienen. Sofort senkte sie den Blick wieder, als hoffte sie damit unsichtbar zu werden. Was machte Nazar hier? Sie schätzte ihn nicht als den Typ Mann ein, der sich zur bloßen Zerstreuung in eine Arena setzte und aus purer Langeweile Wetten auf irgendwelche Bogenschützen abschloss. Wenn er hier war, dann war Ärger vorprogrammiert. Es war nicht einmal auszuschließen, dass er durch die Bekanntschaft zu Leuten in Schlüsselpositionen, zu denen seine Gesprächspartner augenscheinlich zu gehören schienen, ebenfalls Zugang zum Hof haben und an den Festlichkeiten teilnehmen würde. Dies würde einiges erschweren. Solveigh blickte wieder auf und schaute hinüber zu Nazar, während ihre Gedanken sich überschlugen. Sie war wieder bei ihren Plänen Thomasos Lebensende betreffend angekommen, die sie dann jedoch beiseite wischte. Alles zu seiner Zeit. Wenn Nazar wirklich ein Problem darstellen würde, so konnte sie nicht „gegen“ ihn – sie musste „mit“ ihm. Sie musste ihn auf ihre Seite ziehen und ihn zum Gehilfen machen, denn als Feind konnte sie ihn nicht gebrauchen. Sie wusste nur noch nicht wie. Sie wusste nicht einmal, ob... Müde und verwirrt strich sie mit der Hand über ihre Stirn. Wie schlimm konnte es eigentlich noch kommen? Die Finger ihrer anderen Hand zupften nervös am Saum ihres Umhangs, ihr linkes Knie wippte auf und ab und für einen Augenblick fragte sie sich, ob Feodora sie just in diesem Augenblick wieder musterte und…

    Der Aufschrei der Menschenmenge riss sie aus ihren Gedanken. Sie sah sich um und schaute dann herunter in die Arena. Ein Mädchen stand dort und blickte stolz und trotzig zu Foltest herauf, während ihr Kontrahent bereits das Knie vor dem König gebeugt hatte. Solveigh wusste nicht, ob sie lachen oder in Tränen ausbrechen sollte. Es war die Halbelfe aus dem Wirtshaus, die Nazar mit ihrem Heilzauber am Leben gehalten hatte. Sie kannte nicht einmal ihren Namen. Katharina Zimmermann, hatte der Herold ausgerufen. Klang ebenso plausibel wie "Bane", einfach nur "Bane". Sie entschied sich zu lachen. Zum Weinen würde sie später sicher noch ausreichend Gelegenheit haben.
    Geändert von Padma (20.01.2013 um 17:05 Uhr) Grund: Signatur entfernt
  2. #42 Zitieren
    Deus Avatar von VRanger
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    »Ban Ard • Gespräch im Arbeitszimmer«

    [Bild: Ava_W2RPG_Ma.png]»Wie soll man das ordnen?« diese Frage schwebte durch Matthias Kopf. Es verblieb nur wenig an Zeit, bis sie an dem Tisch in einem wohl ausgestalten Arbeitszimmer saßen.

    Der fast 30jährige Mann hatte mit schnellen Blicken, so wie es seine Art war, die Räumlichkeit erfasst und für sich gedacht: »Hier kann man offen reden.« Dafür wurde es auch höchste Zeit. Denn die Gastgeberin erhielt auf ihre Frage an seinen Freund: »Wenn ich nicht mitkomme, heißt das, du verlässt mich wieder?« keine Antwort. Matthias musste für sich »nein« denken. Denn zwei zusammengehören, dann verlässt man den anderen nicht. Doch das war nicht das Thema. Zumindest jetzt war es das nicht.

    Doch da war auch seine Bitte an Caria gewesen: Ihren guten Einfluss auf Baywryn zu nutzen den Weg zurück in ein geordnetes Leben zu finden. Er hatte ihr instinktives Schlucken bei seiner kurzen Schilderung zum Zustand der Rüstung wohl erkannt und wusste das zu deuten. Sie hatte Matthias in sehr kurzer Form ihre Beziehung anvertraut und zu dem zu seiner Freude gesagt: » Aber ich möchte ihm helfen, das wollte ich damals und daran hat sich nichts geändert.«

    Sein Freund hingegen benahm sich für Matthias merkwürdig. Versuchte mit eigenartigen Sprüchen, die nicht zu ihm passten, die Situation zu umschiffen. Matthias war es so, als wenn Baywryn sich dafür schämte, dass er ihn zu Caria zu Rede stellen könnte. Zu dem kannte er ja weder die Ziele von Matthias ihn selbst betreffend noch den richtigen Grund der Unternehmung. Es war keine Zeit gewesen, seit dem Gasthof über diese Dinge gründlich zu sprechen. Und dann sagte er noch zu der Gastgeberin und vermutlich zu seiner Liebsten: »Nur weiß ich nicht, ob du mit dabei sein willst, es ist keine schöne Arbeit.«

    Matthias hatte nicht damit gerechnet, dass bei dem Lösen der Banditenplage auch eine Frau beteiligt sein würde. Doch für alle diese Dinge, das Für und Wieder, mögliche Bedenken und Einwände, war jetzt keine Zeit. Und so tat er das, was er für die beste Möglichkeit hielt. Er wollte die Dinge klar ansprechen. Er war sich sicher, dass er das in diesem Raume konnte. Und instinktiv vertraute er den beiden, obwohl er jeden für sich erst nur wenige Stunden in der letzten Zeit gesehen hatte. Diese für ihn schon einen Zeitraum beanspruchende Überlegungen liefen tatsächlich sehr schnell ab. Matthias war von seinen Unternehmungen es gewohnt so eine Lage zu analysieren, das kam ihm jetzt zugute. So erlebten die beiden an dem Tisch eine kleine Pause, die wie ein Luftholen aussehen konnte. Und trotzdem verbarg Matthias diese Dinge nicht, denn sein Ziel war Offenheit.

    »Entschuldigt bitte mein kurzes Zögern«, hörte Matthias sich reden und er fühlte, seine Stimme klang zittrig. Deshalb nahm es sich vor mehr mit Betonung zu reden, aber nicht zu hastig die Sachen auszusprechen. »Nun zuerst möchte ich erklären, dass es sich um eine nicht öffentliche Unterredung handelt. Weil ich mich aber bei Dir, Caria, sicher fühle …« und dabei schaute er die Frau mit einem offenen Blick an und nickte ihr zu, um dann weiter zu sagen: »... werde ich sehr offen reden. Anschließend kann jeder für sich entscheiden, ob es seine Sache ist oder besser nicht. Und Baywryn sei mir nicht gram«, da hielt er inne, schaute auf seinen Freund und fuhr fort, »ich werde auch vor Caria offen sein, was ich über Dich denke. Denn ich kann mich irren, doch irgendetwas sagt mir, unsere Gastgeberin ist in großer Sorge um Dich und die Wahrheit ausgesprochen, ist aus meiner Sicht die klügste Lösung. Es wird Eurer Liebe nicht abträglich sein, was ich zu berichten weiß«, ergänzte Matthias noch, holte Luft und sprach weiter: »Die Gegend wird von Banditen unsicher gemacht. Sie überfallen Transporte, brandschatzen, verbrennen sogar Bücher, so wie Deiner Bestellung fast ergangen wäre und tarnen sich.« Nach dem er das gesagt hatte, stand er auf, schritt zu seinem Mantel und kam mit einem Pfeil wieder. »Regelmäßig werden Pfeile mit dem Gefieder Nilfgaards an den brennenden Wagen gefunden. Doch es scheint mehr zu sein. Und was dahinter steckt, wer die Auftraggeber sind, das ist meine Aufgabe. Als ich diese vom Kommandanten Ehbrecht übernommen habe, hatte ich zwei Gründe«, erklärte der junge Mann und sah dabei zwei interessierte Zuhörer vor sich sitzen.

    »Der erste Grund«, erklärte Matthias und sah seinen Freund an, » Baywryn war Dein jetziger Lebenswandel. Du musst weg von diesem Heckenritter, raus aus dieser verbeulten Rüstung, hin zum Schmied, dort Sicherheit und Schutz gewinnen und wider der Alte werden, so wie ich Dich kenne. Und was ist da besser, als eine Aufgabe, die einem wie Dir würdig ist. Das hat auch der jetzige Kommandant der Garde so gesehen, sonst wären wir beide heute nicht zusammen!«

    Matthias prüfte instinktiv, ob er nicht zu direkt gewesen war in seiner bisherigen Rede, aber es gab keine Reaktion, die auf einen Abbruch seines Vortrages hinliefen. Ganz im Gegenteil, beide hörten zu, unternahmen nichts. Ein wenig schien es ihm, als ob Caria ihn für seine Worte dankbar anschaute, aber da war er sich nicht so sicher. Und bevor ihn jemand nach dem anderen Grund fragte, sagte er es lieber selbst: »Der zweite Grund bin ich selbst. Denn wie Du weist, hast Du mich nach einem Überfall, bei dem meine Eltern gestorben sind und von denen mir nur dieses Stück erhalten bleib, gerettet.« Bei diesen Worten zog Matthias ein Lederband au seiner Kleidung hervor, welches er um den Hals trug und fast sah es so aus, als wenn er die daran hängende Halbmünze streicheln würde. Zumindest der Zeigefinger fuhr eine eingeübte Runde über die eigenartigen Schriftzeichen der Münze. Dann lies er ab und sagte: »Nun ich war die ganze Zeit nicht erfolgreich. Denn ich habe meinen Schwur die Mörder zu finden, nicht erfüllen können. Und deshalb habe ich den Auftrag des Kommandanten angenommen.«

    Die nachfolgenden Dinge erzählte er in einer sehr gelösten Weise, denn das Schwierigste schien ihm von dem Lippen gekommen zu sein. Dabei sagte er noch: »Damit die Dinge im Verborgenen bleiben, wurde festgelegt, dass die anstehende Landinspektion des Großmeisters vom Orden der Flammenrose, der Auftrag unserer Unternehmung ist. Und das werden wir tatsächlich auch organisieren.«

    »Und was nun Euch betrifft Caria und Baywryn«, sagte Matthias und hielt etwas inne, »Ihr könnt frei entscheiden, was Ihr tun wollt. Mithelfen, dass es aufhört, dass Reisende einen unschuldigen Tod sterben oder Ihr macht etwas anderes. Doch dabei gibt es von mir eine Bedingung.« Dabei blickte er abwechselnd zu Caria und Baywryn und sagte wissentlich in bestimmenden Ton: »Ich denke, ein Weggehen von Caria sollte es für Dich nicht geben. Lasse den Heckenritter hinter Dir, so oder so. Ihr beide gehört zusammen. Und wie wollt Ihr Euch entscheiden?« fragte er noch nach, und damit es nicht so schwer würde und Zeit zum Nachdenken blieb, schlug Matthias vor: »Bis Ihr Euch entschieden habt, es muss ja nicht jetzt oder heute sein, könnten wir ja zum Schmied gehen und die alte Rüstung dort auf Vordermann bringen lassen. Das wird eh ein Weilchen dauern.« Dann seufzte er erleichtert und schaute die beiden mit einer Unschuldsmiene an, wie sie nur möglich ist, wenn es tiefsten Herzen die Wahrheit gesagt wird.

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  3. #43 Zitieren
    Padma
    Gast
    Das Tunier zog sich wie Balissaharz. Allem Anschein nach hatte jeder Bauer, Handwerker, Grundbesitzer und Adliger der nördlichen Königreiche mindestens einen seiner Söhne zum Schwertkampf gemeldet.
    Die lärmende Menge auf den Tribünen schien den Kämpfen keineswegs überdrüssig zu werden, doch Haleth war das Warten leid.
    Alle 20 Minuten wurde er als Bane in den Ring geschickt, um gegen junge und alte Männer zu kämpfen, die ihre Waffe teilweise so unbeholfen schwangen, als hielten sie das erste mal in ihrem Leben ein Schwert in der Hand.
    Für Harlequin, der mit einer schwarfen Klinge am Körper aufgewachsen war, war dieser Gedanke so abstruß, dass er manchmal sogar soetwas wie Mitleid für seine Gegner empfand, wenn er sie mit ein oder zwei gezielten Schlägen auf den Boden schickte.
    Das Publikum war geteilter Meinung was Bane anging. Einerseits tobten sie wie in einem Blutrausch, wenn Haleth seine Gegner mit gnadenloser Effizienz binnen Sekunden niederstreckte. Andererseits beraubte er den Kämpfen so der Spannung, in dem er die offensichtliche Unterlegenheit seiner Gegner brutal ausnutzte.
    Im letzten Kampf hatte sein Kontrahent - ein junger Bursche von vielleicht 17 Jahren - sein Schwert und sich selbst in den Staub geworfen, als er sah mit wem er es zu tun bekommen würde.
    Die Meute auf den Rängen war alles andere als begeistert und auch Foltest tat seinen Unmut kund in dem er zu verstehen gab, dass Bane den Kampf wie gewohnt beenden sollte.
    Haleth hatte eigentlich kein Problem damit wehrlose Opfer anzugreifen. Skrupel ob eines solchen Verhaltens waren ihm schon in Kindheitstagen ausgetrieben worden. Doch unerklärlicher Weise durchzuckte ihn kurz der Gedanke, was Solveigh wohl davon halten würde. Nocheinmal, wie in jedem Kampf zuvor, ließ er seinen Blick über die Tribünen gleiten in der Hoffnung ihr Gesicht zu entdecken. Erfolglos.
    Also ging er zielstrebig durch die Arena auf den am Boden liegenden und wimmernden Jungen zu und knipste ihm mit einem harten Tritt gegen den Kopf die Lichter aus. Der Junge wurde von der Wucht des Schlages auf den Rücken geworfen und blieb mit ausgestreckten Gleidern im Staub liegen. Harlequin ging ohne inne zu halten weiter durch den Ausgang aus dem sein Kontrahent gekommen war, zurück in die Kämpferquatiere.

    Mitlerweile war das Tunier soweit vorran geschritten, dass eine Handvoll Kämpfer mit weißen Rosen sich das Recht erkämpft hatten, gegen die Privilegierten mit roten und blauen Rosen anzutreten.
    Zwei Kämpfe hatte Haleth bereits erfolgreich in der neuen Klasse überstanden. Seine Gegner waren nun besser ausgerüstet und teilweise auch besser ausgebildet, so dass es Harlequin nun etwas mehr Zeit und Anstrengung kostete sie in den Staub zu schicken.

    Als er erneut aufgerufen wurde, erwartete er draußen im gleißenden Sonnenlicht und dem Tosen der Menge einen gut gepanzerten Ritter oder anderen Adelsmann, doch als er hinaus trat und den Duft von Schweiß und Staub atmete, sah er einen exotischen und dunkelhäutigen Mann vor sich.
    Er trug eine weite Pluderhose und einen breiten Ledergürtel an dem ein ähnliches Kurzschwert hing, wie auch Haleth es benutzte.
    Der Mann trug weder Schuhe noch ein Hemd oder eine Rüstung. Seinen kahlen Kopf, sein Gesicht und seinen nackten Oberkörper schmückte ein Muster aus schwarzen Tättowierungen.

    Schon an der Art wie er sich bewegte konnte Harlequin sehen, dass er es hier nicht mit jemanden zu tun bekam, der nach nordischen Prinzipien ausgebildet worden war.
    Der Tättowierte ging geduckt, mit halb ausgestreckten Armen wie um das Gleichgewicht vor einem blitzartigen Sprung zu halten. Jede Faser seines drahtigen und muskulösen Körpers schien zum reißen gepsannt zu sein. Das Kurzschwert hielt er wie einen Dolch mit der Klinge nach hinten und halb hinter dem Rücken verborgen. So begann er Haleth langsam zu umkreisen.

    Während der Herold noch zur Menge sprach und die Kontrahenten vorstellte versuchte Harlequin das Kampfverhalten anhand der Bewegungen seines Gegners zu analysieren.
    Durch die Ausführungen des Herolds erfuhr Haleth, dass der Mann nur der Puma genant wurde, und als Leibeigener eines Adligen für diesen die Kämpfe beschritt um seinem Herren Zugang zur königlichen Gesellschaft zu verschaffen.

    Und dann ging es los. Blitzartig stieß der Puma zu nur um sich gleich darauf wieder außer Reichweite zurück zu ziehen. Haleth konnte seinen Schlägen nur knapp ausweichen oder sie mit seiner Waffe ablenken.
    Sein Gegner teste so seine Kampftechnik und versuchte eine Schwachstelle zu finden, die er später durchbrechen konnte. Doch Harlequin hatte nicht vor ihm viel von sich preis zu geben.
    Bevor sein Gegner wieder vorstoßen konnte, führte er einen wirbelnden Schlag gegen den Puma, änderte mitten im Schlag den Angriffswinkel und trat nach dem Bein seines Gegners um ihn zu Fall zu bringen.
    Doch der Puma duckte sich mit dem Oberkörper so tief, dass seine Brust den Boden berührte ohne dabei die Stellung seiner Beine zu verändern. Das brachte ihn außer Gefahr vor Harlequins Schwertstreich und verlagerte seinen Schwerpunkt so tief, dass er den Tritt, der ihn zu Fall bringen sollte, spielend ausglich.
    Diese Aktion hatte nur eine Sekunde gedauert und beide Kontrahenten sprangen wieder zurück um sich erneut zum umkreisen.
    Der Puma verzog seine Lippen zu einem höhnischen Lächeln, was seine Tättowierungen am Kinn so verzog, dass sie wie mächtige Reißzähne aussahen.
    Er schien gefallen an dem Kampf zu finden.
    Dann prallten er und Harlequin wieder mit klirrenden und wirbelnden Schwertern aufeinander, traten und schlugen nach einander ohne das einer den anderen treffen konnte. Die Pausen zwischen den Attacken wurden kürzer, die Kampfsequenzen länger und komplexer und auch die Geschwindigkeit der beiden Gegner schien sich weiterhin zu steigern.
    Mitlerweile kämpften die beiden ohne ihre Schwerter. Sie waren beide leichte Dolche gewohnt und die schweren und langen Waffen behinderten sie nur. Die Waffen lagen achtlos im Dreck zu ihren Füßen, während sie in einem Tanz aus Schlägen, Tritten und Griffen verschungen waren.
    Schweiß rann Harlequin in Strömen am Körper herab und er wünschte sich seine Ledermontur auch gegen eine leichte Hose tauschen zu können.
    Der Kampf dauerte bereits über 5 Minuten und beide Kontrahenten hatte schon den ein oder anderen Treffer einstecken müssen. Genau wie Harlequin schien der Puma kurze, heftige Kämpfe gewöhnt zu sein. Auch er atmete bereits schwer und Schweiß rann im von der Stirn.

    Als der Kampf erneut einen Höhepunkt annahm gelang es Harlequin dem Puma ein Bein wegzutreten und den kurzen Augenblick des Ungleichgewichts auszunutzen um seinen gegner umzuwerfen.
    Augenblicklich warf sich Haleth hinterher um den tättowierten Mann mit einem Hagel von Faustschlägen einzudecken. Doch dieser rollte sich zur Seite und entging so dem Angriff. Er wiederrum nutze die Gelegenheit nun um den am Boden liegenden Harlequin zu attakieren. Er griff in die langen Haare seines gegners und rammte Haleths Kopf auf den Boden.
    Vor Harlequins Augen funktelten Sterne doch er wusste, wenn er jetzt ohnmächtig wurde, würde nicht nur der Plan von Solviegh scheitern sondern der Puma würde seinen Blutrausch an ihm auslassen, und er - Foltest hin oder her - die Arena nicht lebend verlassen.
    Der Puma hämmerte weiter auf seinen ungeschützen Kopf ein und schrie irrsinnig.
    Mit einer Beinhebeltechnik gelang es Haleth sich aus dem Griff zu befreien doch sein Gegner nagelte ihn sofort wieder auf dem Boden fest.
    Harlequin lag jetzt mit dem Rücken auf dem Boden und wehrte die Schläge des Pumas so gut es ging ab.
    Je länger der Kampf auf dem Boden dauerte, desto mehr prügelte sich der Puma in einen Rausch. Es machte ihn wahnsinnig, dass er seinen Gegner nach so langer Zeit immer noch nicht besiegt hatte und es ihm weiterhin auch nicht gelang seine Verteidigung effektiv zu durchbrechen, obwohl er schon am Boden lag.
    Dann ging alles sehr schnell. Mit wutverzerrtem Gesicht riss der Puma einen kleinen Dolch aus einer versteckten Gürteltasche.
    Harlequin sah die Waffe heranrasen, und lenkte den Schlag mit seinem Unterarm ab. Der Dolch verfehlte Haleth Kehle, bohrte sich aber durch das Leder in seinen linken Oberschenkel. Harlequin schrie auf, doch er reagierte instinktiv, brach dem Puma, der seine Hand jetzt in einem ungünstigen Winkel am Dolch hielt, der noch im Oberschenkel steckte, das Handgelenk, führte seine rechte Hand in einer fließenden Bewegung gegen die Kehle seines gegners, dass der nach Luft ringend auf dem Hosenboden landete. Die Sekunde nutze Harlequin, riss den Dolch aus seinem Oberschenkel, welzte sich auf den Bauch und rammte dem Puma mit dem Schwung der Rolle den Dolch ins Herz.
  4. #44 Zitieren
    Frau General Avatar von Laren
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    Die Zauberin beobachtete, wie der Ritter die Hündin mit dem Schinken fütterte. Das Tier hatte nach dem Leckerbissen auch ihr einen Blick zugeworfen, allerdings die Idee verworfen, dass sie sich ebenfalls großzügig zeigen würde. Oder sie hatte den feinen Geruch von Sam’s Fell an ihrer Kleidung wahrgenommen. Katzen…
    -„Eine möglichst sichere Route wäre mir sehr gelegen“ sagte sie. Radam schmunzelte ob dieser Selbstverständlichkeit, sagte aber nichts. „Ich werde mich in Wyzima’s Handelsbezirk einquartieren.“
    Und hoffen, dass mein einstiger Gastgeber noch nicht das Zeitliche gesegnet hat, dachte sie bei sich.
    -„Seid Ihr mit den Routen vertraut? Auf den Straßen rund um die Stadt wird sicher Chaos herrschen. Ich ziehe einen Weg vor, auf dem wir die schlimmsten Bezirke umgehen. Ein verzweifelter Mob würde meine ganzen Reisepläne zunichte machen.“
    Abermals fragte sie sich insgeheim, was zum Henker sie hier trieb. Aber das Gewissen, das sich an jenem Abend in ihr Gedächtnis eingebrannt hatte, erinnerte sie daran, dass sie keine Wahl hatte...
  5. #45 Zitieren
    General Avatar von Seku
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    Der Höllenlärm, von einem Moment auf den anderen, erschall und drang bis in die Katakomben - die Menge grölte, wie man es ihr kaum zugetraut hätte, schrie, pfiff, brüllte. Weder Gvalch'cawedd, noch, wie es schien, einer der anderen Kämpfer hatte eine Ahnung, was sie dazu veranlasst hatte. Es musste einen Vorfall in der Arena gegeben haben, irgendetwas, das erklärte, weshalb sich gerade vier gerüstete Männer ihren Weg durch die Kämpfer bahnten. Voller Unwissen darüber, was überhaupt geschehen war, erhaschte die Halbelfe einen Blick auf sie.
    Jene Männer waren in prunkvolle Rüstungen gehüllt, in denen sich das spärliche Licht der Kerzen und Lampen glanzvoll spiegelte, mit einem schwarzen Überwurf, auf dem die temerischen Lilien prangten. Bewaffnet mit Hellebarden, nicht weniger prunkvoll und verziert, marschierten sie stolz in strikter Formation, ohne sich von der Unruhe und den Blicken der schweigenden Kämpfer beirren zu lassen. Sie sah ihnen immer noch nach - sie waren ein prachtvoller Anblick. Keine gewöhnlichen Wachen, keine Tölpel wie die des Tempelviertels.
    Nein. Das da war die Garde. Niemand anderes. Man machte den Gardisten respektvoll Platz, ließ sie die Treppe hinaufmarschieren, bis nur noch ihr Scheppern zu hören war. Erst das Gebrüll der Menschen, das schlagartig lauter geworden war, ließ Gvalch'cawedd sich wieder besinnen. Sie mussten oben angekommen sein. Und die Halbelfe hatte noch immer keine Ahnung, was überhaupt geschah.
    Kaum waren die Gardisten verschwunden, machte sich unter den Kämpfern Gemurmel und Geflüster breit. Schließlich drang es durch Zufall an Gvalch'cawedds Ohr, dass jemand seinen Gegner - unerlaubt - getötet hatte. Deshalb hatte man die Garde gerufen, um den Mörder zu verhaften. "Bane", nannte man ihn. Seltsamer Name.
    Schlussendlich dauerte es doch nicht allzu lange, bis man die Kämpfe wieder aufnahm und das Turnier seinen Lauf nehmen ließ, die nächsten Kämpfe verkündete. Immerhin, mittlerweile waren die meisten mit weißen Rosen ausgeschieden - die ersten Roten und Blauen traten an.
    Bei dem Gedanken, wieder in die Kampfgrube gehen und gegen einen weiteren Vollidioten, der nicht wusste, wo vorne und wo hinten bei einem Schwert war, kämpfen zu müssen, stöhnte die Halbelfe. Sie war dieser fruchtlosen, schwachsinnigen Kämpfe langsam leid. Nicht einmal ihre Gegner durfte sie ohne Erlaubnis töten. Pah.

    "Eeeees kämpfen: Kasimir von Dorndal gegen... Katharina Zimmermann!"
    Gvalch'cawedd legte Mantel und Schwertscheide beiseite, schritt mit dem Säbel in der rechten Hand die Stiegen hinauf. Das grelle Sonnenlicht blendete sie für kurze Zeit, an den Lärm hatte sie sich bereits gewöhnt. Der wievielte Kampf war das jetzt? Sie wusste das nicht.
    Erneut verweigerte sie den Kniefall vor Foltest, während ihr Kontrahent ebendies tat. Die Zuschauer quittierten das mit den üblichen Lauten. Nichts Neues.
    Ihr Gegner richtete sich wieder auf und sah ihr direkt ins Gesicht. Da musterten sie sich. Er war nicht sonderlich groß oder klein, aber von recht stämmiger Statur, hatte schwarzes, glänzendes Haar und einen langen, unsympathisch wirkenden Spitzbart. Der ausgebleichte Wappenrock, den der Mann trug, musste einst von blutroter Farbe gewesen sein. Knapp unterhalb der Schulter stak eine blaue Papierrose im Wappenrock.
    Sie war bereits in Stellung, als der Herold den Kampf starten ließ, war bereit, sofort zuzuschlagen. Sie wartete. Ihr Gegner auch. Er hatte noch nicht einmal die Waffe gezogen, stand seelenruhig da und betrachtete sie. Er machte nicht den Fehler, blindlings auf seinen Gegner zuzustürmen. Aber solche Dummheit hätte sie ihm auch nie zugetraut, sie wusste, dass sie es mit einem ausgebildeten Kämpfer zu tun hatte.
    Es verging eine Weile, bis es losging - der Halbelfe war es wie eine Ewigkeit erschienen.
    Kasimir von Dorndal schritt auf sie zu, während sie, das Schwert erhoben, auf jede Bewegung achtete. Kaum war er zwei, drei Schritt vor ihr, zog er blitzschnell das Schwert und hieb geradewegs auf sie zu. Keine Herausforderung. Sie sprang zurück, ehe die Klinge sie erreicht hätte. Das war kein ernstzunehmender Angriff gewesen. Da, als er kurz inne hielt, schlug nun sie zu. Er parierte, und der Säbel prallte ab, nochmals schwang der Säbel, und nochmals parierte ihr Gegner. Und ein drittes Mal. Dann zog sie sich zurück - er war zu stark, sie musste sich auf ihre Schnelligkeit, ihre Beweglichkeit verlassen, zurückweichen und einem direkten Kräftemessen entgehen, bis in seiner Verteidigung eine Lücke auftrat, die sie ausnutzen könnte. Doch die Frage war: würde dies schnell genug passieren? Bevor er vernichtend zuschlug?

    Der Kampf begann, sich lange hinzuziehen, zu einer Art Spiel zu werden. Er schlug mit Stärke und Wucht zu, ging danach aber sofort in die Defensive, bis er wieder zuschlug, ließ ihr keine Chance. Er nahm sie ernst. Im Gegensatz zu einigen ihrer vorherigen Gegner.
    Ja, sie war wesentlich schneller als er mit seinem schwerfälligen Bastardschwert, obgleich er es ohne große Mühe führte. Sie beide hatten Ausdauer, könnten den Kampf lange währen lassen, doch Gvalch'cawedd wollte kein Risiko eingehen und ihn schnell zu einem Ende bringen. Er hatte schon lange genug gedauert. Da ging sie in die Offensive, ließ Schläge auf ihren Gegner niederprasseln, die er ohne Mühe abwehrte, bis er schließlich selbst zuschlug. Erneut ein wuchtiger Schlag. Sie wich aus, wieder zig Hiebe des Säbels. Wieder schlug er zu und sie wich aus. Sie machte ihn wütend, wusste längst, dass er dieses Spielchen satt hatte und den Kampf beenden wollte. Genauso wie sie.
    Dann machte sie den Fehler, völlig unwillkürlich und überraschend, sich mit ihrem ganzen Gewicht in den Schlag zu legen, der geradewegs auf das Bastardschwert traf. Für einen kurzem Moment, als sich beide Klingen berührten, waren sich ihre Gesichter ganz nahe, sie sah in seinen Augen, dass er sich nun des Sieges sicher war. Er warf sie zurück, sie taumelte. Da kam schon der Hieb, der den Kampf beendet hätte.
    Hätte. Wenn Gvalch'cawedd nicht schnell genug gewesen wäre - hätte.
    Sie besann sich sofort wieder, es gelang ihr, noch gerade schnell genug unter dem Schwert, das in einem sensenartigen Hieb kam, hinwegzutauchen, an seiner linke Seite vorbei zu springen, nach hinten, dass der Sand auseinander stieb, als sie in einer scharfen Kurve landete. Hinter ihm, als er den Schwertgriff gerade wieder umfasste. Doch seine Gegnerin war nicht mehr vor ihm, sondern hieb ihm mit all ihrer Stärke und dem Schwung des Sprungs in den Nacken, mit dem Knauf, sofort darauf mit der flachen Schwertklinge, dass es ihn zu Boden warf. Ohne zu zögern trat sie ihm die Waffe aus der Hand. Dann ein Tritt gegen Hüfte, gegen Brust, und gegen den Kopf. Es konnte ja nicht allzu sehr schaden, sich ein wenig abzureagieren.
    Sie hielt inne, bevor sie ihn noch umbrachte, und realisierte erst jetzt, dass der Kampf vorbei war. Sie hatte den Lärm, die Zuschauer ignoriert, sich ausschließlich auf den Kampf konzentriert, war wie in Trance gewesen. Aber der Kampf war endlich vorbei. Die Halbelfe strich sich eine Haarsträhne, die an der schweißnassen Stirn klebte, beiseite, versetzte ihrem Kontrahenten einen letzten Tritt und verließ die Arena. Sie scherte sich nicht um das Urteil des Königs. Es war, in ihren Augen, einzig und allein ihre Entscheidung, ob sie den Besiegten leben ließ oder umbrachte. Nicht das Foltests, der oben in seiner Loge hockte und auf das Geschehen hinabsah, über das Leben der Kämpfer entschied, ohne jemals das Schwert gegen sie erhoben zu haben. Nein, von einem dhoi'ne würde Gvalch'cawedd sich nicht mehr dieses Recht nehmen lassen. Auch nicht von einem Monarchen. Dafür war sie zu stolz.
    Geändert von Seku (19.01.2013 um 22:07 Uhr) Grund: Korrektur
  6. #46 Zitieren
    Ehrengarde Avatar von Venhedis
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    Venhedis ist offline
    „Aufhören! Bitte, aufhören!“
    Ihre Schreie verhallten ungehört inmitten der tosenden Menge, die bei jedem Schlag, der Haleths Kopf traf, aufheulte, während die Masse der stehenden und wild gestikulierenden Körper einer zuckenden Flamme gleich über die Reihen der Arena wogte. Wer hätte hier ihre alberne Bitte hören können und wer wäre darauf eingegangen, bedeuteten jeder Schlag und jeder Tropfen Blut, der im Sand versickerte, dass die Laune der Menschen sich hob, ihren Verstand ausschaltete und sie zu menschlichen Tieren werden ließ, die sich lediglich durch ihre Kleidung von räudigen Hunden unterschieden und durch den Umstand beide Handflächen gegeneinander schlagen zu können, um einen frenetischen Applaus in der Arena erhallen zu lassen, der schneller und schneller wurde und in dem Augenblick, als die Klinge Haleths Oberschenkel durchbohrte, einen jähen Höhepunkt erreichte, einen Takt, der nur noch mit dem Rasen ihres Herzens zu vergleichen war.

    Das war es nicht wert. Die Sache war es nicht wert. Sie würde ihren Sohn auf eine andere Art finden, sie musste sich nicht von Thomaso erpressen und sie musste Haleth nicht über die Klinge springen lassen, nur um Levins Fiole zu finden und damit ihre Angelegenheiten zu regeln. Eine späte Erkenntnis, die ihr durch den Kopf schoss, während sie sich in Panik durch die Sitzreihen kämpfte, vorbei an berauschten Gaffern, die vom Kampfgeschehen in der Arena gebannt kaum merkten, wie sie sie zur Seite stieß und über ihre Füße stolperte, bis sie endlich den Gang erreichte. In diesem Moment senkte sich Stille herab. Als hätte jemand einen großen Kübel Wasser über den zuckenden Flammen geleert. Solveigh blickte sich langsam um und schaute hinab zum Kampfplatz. Der „Puma“ lag regungslos auf dem Rücken, während Haleth schwer atmend neben ihm kniete. Solveigh zwinkerte. Er hatte seinem Gegner ein Messer oder einen Dolch in die Brust gerammt, dieselbe Klinge, die zuvor noch in seinem Oberschenkel gesteckt hatte. Ungläubig schüttelte sie den Kopf – nein, so war das nicht geplant. Dies waren Schaukämpfe, eine Eröffnungsfeier! Hier sollte niemand einfach so sterben!


    Während sie selbst noch über die Ironie nachdachte, wie jemand bei einem Schwertkampf durch die Klinge eines Dolches zu Tode kommen konnte, kam wieder Leben in die Menschenmenge. Sie pfiff und brüllte und einen Atemzug später sah sie, wie vier Männer der Garde in glänzenden Rüstungen und mit Hellebarden in die Arena schritten und auf Haleth zuhielten. Ohne ein Wort zu sagen rissen zwei von ihnen den noch immer knienden Haleth auf die Beine und wandten sich mit ihm zum Ausgang, während die anderen beiden den leblosen Körper des anderen Kämpfers an den Armen fassten und ihn zum entgegengesetzten Tor schleiften, während seine Beine tiefe Furchen im Staub der Arena hinterließen. Solveigh stubste einen Mann am äußeren Rand der Sitzreihe an, um seine Aufmerksamkeit zu gewinnen. „Was ist hier passiert? Wo bringt man ihn hin?“ Der Mann, ganze zwei Köpfe größer als sie, beugte sich ein wenig herab. „Ach, der endet vermutlich als Futter für Foltests Wölfe!“ Er lachte ein klares, zufriedenes Lachen und zwinkerte ihr amüsiert zu. Erst als er merkte, wie die Frau vor ihm erbleichte, fügte er hinzu: „Nun, es sei denn, sein Herr kauft seinen Leichnam frei. Dann bekommt er eine angemessene Bestattung, der arme Tropf.“
    „Großer Gott, ich meinte nicht die Leiche! Wo bringen sie den anderen Kämpfer hin?“
    „Ach so, sagt das doch gleich!“ Der Mann kratzte sich verlegen am Kopf. „Dieses arme Schwein wird nun in den Gewölben festgehalten, bis die Spiele vorüber sind und Foltest sich seiner annehmen wird.“
    „Was soll das heißen „sich seiner annehmen“?“
    Der Mann wurde der Befragung langsam überdrüssig. Er wollte lieber das weitere Geschehen in der Arena verfolgen. „Das weiß ich doch nicht! Vielleicht wird er ausgepeitscht, vielleicht ins Loch geworfen wo er dann langsam verschimmeln wird. Ich kenne niemanden, der gegen Foltests Anordnungen verstoßen hätte und danach wieder gekommen wäre, um fröhlich davon zu berichten.“ Er zuckte beiläufig die Schultern und signalisierte damit, dass das Gespräch für ihn beendet war. Solveigh wandte sich von ihm ab und wollte nachdenken, aber es gab nichts, worüber sie hätte nachdenken können. Sie hatte keinen Ersatzplan im Hinterkopf, sie hatte keine Ahnung, was genau geschehen würde und was sie dagegen tun konnte. Es war ausgeschlossen in die Arena zu springen und den Gardisten zu folgen, um herauszufinden, wohin sie Haleth bringen würden. Also schritt sie den Gang entlang und ging durch den Ausgang, lenkte ihren Weg nach links und erreichte kurze Zeit später den äußeren Eingang für die Kämpfer, vor dem sie sich noch wenige Stunden zuvor von Haleth verabschiedet hatte. Es war noch derselbe Wachmann wie heute früh, der die Tür bewachte, derjenige, dessen Geduld sie strapaziert hatte und der sie mehrfach aufgefordert hatte, den Platz zu verlassen. Ob er sie wiedererkennen würde? Solveigh seufzte und musterte den Mann, der in gestraffter Körperhaltung dort stand, das Gesicht der Sonne zugewandt. Ihn zu überwältigen war ausgeschlossen und er wirkte auch nicht wie einer, den man mit einem billigen Trick ablenken konnte. Sie seufzte erneut und sammelte sich einen Augenblick. Dann hielt sie schnellen Schrittes auf ihn zu und verzog das Gesicht zu einem Weinen.

    „Helft mir bitte, helft mir! Mein Bruder ist gerade in einem Kampf schwer verletzt worden und ich mache mir große Sorgen um ihn!“ Sie rang die Hände und merkte, wie langsam die Tränen in ihren Augen aufsteigen. „Ich muss zu ihm. Er hat eine Stichwunde im Oberschenkel und dort unten in diesen dunklen, kalten Kellergewölben wird sich niemand um ihn kümmern! Er ist ganz allein, und glaubt mir, niemand ist in einer solchen Situation gern allein. Ich muss dringend in die Kämpferquartiere, um nach ihm zu sehen!“ Der Wachmann schwieg und so langsam machte sie sich Sorgen, was sie sonst noch an Dummheiten von sich geben musste, um ihn zu einer Reaktion zu bewegen. Gerade wollte sie wieder zu einer Fortsetzung ihres Klageliedes ansetzen, als seine Augenbrauen sich kurz hoben. Solveigh schnalzte mit der Zunge und stemmte ihre Hände in die Hüften. „Na gut, wodurch habe ich mich verraten?“
    „Oh, nichts für Ungut. Das war eine ganz passable Vorstellung.“
    Sie meinte einen seiner Mundwinkel zucken zu sehen. „So gut wohl doch nicht. Also, was war’s? Zu hysterisch? Oder die Tränen? Waren die Tränen zu viel?“ Nun lachte er doch.
    „Nein, die Tränen waren wirklich beeindruckend. Ich hörte davon, dass Frauen dieses Kunststück recht gut beherrschen. Aber die Sache mit dem „Bruder“… also wirklich.“ Er schüttelte amüsiert den Kopf, während Solveigh nun die Hände vor der Brust verschränkte und ihn mit gespielter Entrüstung taxierte.
    „Was war denn an dem Bruder auszusetzen?“
    „Ich habe euch beide doch heute früh hier gesehen. Es ist nicht so, dass ihr große Ähnlichkeit miteinander hättet.“
    „Naja, er ist mein Halbbruder. Wir haben den gleichen Vater und dieser war oft und lange auf Reisen, wo er dann unsere Mütter kennenlernte und…“
    Der Wachmann verdrehte die Augen und grinste. „Hört auf, keinen weiteren hysterischen Anfall, bitte.“ Dann wurde sein Gesicht wieder ernst. „Ihr wollt also, dass ich Euch durch dieses Tor Zugang zu den Quartieren verschaffe.“ Solveigh schlug verlegen die Augen nieder und nickte. „Ich weiß, dass dies nicht gestattet ist und ich würde mich nicht zum Idioten machen und Euch darum bitten, wenn es nicht so wichtig wäre.“
    „Die Stichwunde war also nicht erfunden?“
    Sie schüttelte den Kopf und in ihr Gesicht trat nun aufrichtige, tief empfundene Besorgnis. „Er ist wirklich verletzt und hat zudem gerade in einem Kampf seinen Kontrahenten… getötet. Gegen die Regeln.“
    Der Wachmann runzelte die Stirn und in seinen Gesichtszügen konnte sie lesen, wie in einem offenen Buch. Es war keine schöne Geschichte, die darin geschrieben stand.
    „Wenn dem so ist, dann hat man ihn vermutlich zu den Kerkerräumen gebracht, westlich der Quartiere. Dort wird er bleiben, bis das Turnier endet und dann…“, er unterbrach sich. „Geht den Gang geradeaus und haltet Euch links. Wenn euch vor der Kerkertür der Wachmann aufzuhalten versucht, dann sagt ihm, ihr hätte die Erlaubnis von Julius.“ Er deutete mit dem Daumen seiner linken Hand auf seine Brust. „Der alte Gerhard ist mir ohnehin noch einen Gefallen schuldig.“
    „Warum tut Ihr das?“ Sie legte den Kopf ein wenig schräg und schaute an ihm herauf. „Es könnte Euch Ärger bereiten. Warum nehmt Ihr das in Kauf?“
    Julius lächelte und zuckte kurz mit den Schultern. „Mein Bruder….“, er lachte, „also, mein wirklicher Bruder, dieser Narr, hat sich heute ebenfalls für diesen Kampf angemeldet. Wenn ihm etwas passieren sollte, so würde ich ebenfalls alles daran setzen, um ihm zu helfen. Es gibt nicht viele freundliche Menschen in diesen Zeiten, das wisst Ihr wohl selbst, aber wenn man dann einen trifft, dann sollte man nicht nach dem „Warum“ fragen, nicht wahr?“
    „Ich danke Euch, Julius. Und ich hoffe, dass ich Euch dies eines Tages vergelten kann...“ Mehr brachte sie nicht heraus, während sie ihre Hand nach dem Türgriff ausstreckte und die Tür mit einer raschen Bewegung aufstieß, als hätte sie Sorge, der Wachmann könnte es sich noch einmal anders überlegen. Dann trat sie in den Gang, ohne sich noch einmal umzusehen, und lehnte ihren Rücken an die kalte Wand, während die Tür mit einem satten Ton hinter ihr zufiel. Sie atmete tief durch und merkte erst jetzt, wie ihr Schweißperlen den Rücken herabrollten. Es hatte funktioniert. Sie war drin.

    Er saß auf einer Holzkiste und starrte auf den Boden. Als sie durch die Tür trat hob er den Kopf und seine Augen funkelten im Feuerschein der Fackeln. Solveigh zog sich bei seinem Anblick der Magen zusammen. „Haleth...“ Ihre Stimme war nur noch ein brüchiges Flüstern. Es war der falsche Name im Hier und Jetzt, schoss es ihr durch den Kopf, aber sie glaubte nicht, dass Gerhard, der hinter der Tür stand, etwas gehört haben konnte. Haleths Gesicht war an den Wangen vom Sand der Arena aufgeschürft. Der Staub bedeckte fast alles an ihm, seine Kleidung, sein Haar, seine Wimpern, seine Bartstoppeln. Die linke Seite seines Kinns war dunkelrot verfärbt – schon morgen früh würde die Stelle sich blau verfärbt haben. Da, wo er schwitzte, bildeten kleine Rinnsale dunkle Streifen auf der staubigen Oberfläche seines Gesichts. Sein Oberschenkel war oberhalb der Stichwunde mit einem schmutzigen Streifen Stoff abgebunden, um die Blutung zu stillen. Sie kniete zu seinen Füßen nieder und drehte das Bein vorsichtig ins Licht, um die Einstichstelle besser sehen zu können. Man hatte sie noch nicht gereinigt. Dann schaute sie an ihm hoch und zwang sich zu einem dünnen Lächeln. „Du siehst gut aus. Zumindest riechst du besser als bei unserer ersten Begegnung in diesem Wirtshaus. Da umgab dich noch der Duft der Kanalisation und…“ Das Lächeln erlosch und Solveighs Gesichtszüge entgleisten. Es war ihr, als wäre in diesem Augenblick etwas in ihr gerissen. Sie schaute wieder auf die Wunde in seinem Oberschenkel und auf die aufgeschürften Knöchel seiner Hände. „Wir holen dich hier raus. Und dann hat das Ganze hier ein Ende. Ich verspreche es.“
    Geändert von Padma (20.01.2013 um 17:05 Uhr) Grund: Signatur entfernt
  7. #47 Zitieren
    Padma
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    Sie hatten ihn in eine kleine Zelle gesteckt und auf seine Frage was das zu heißen habe geantwortet, dass man sich nach dem Tunier mit ihm befassen würde.
    Haleths Bein schmerzte und pochte, blutete aber nicht so stark, als das ein wichtiges Blutgefäß getroffen worden war. Die Kerkerwache - ein untersetzter, aber sympathischer und halbwegs freundlicher Mann - hatte ihm kurz nachdem die Garde abgezogen war notdürftig das Bein mit einem schmutzigen Streifen Stoff verbunden.
    Das war nicht die ärztliche Bahndlung die Harlequin sich gewünscht hätte, aber gleichzeitig war er froh, dass Igor hier nicht für die medizinische Versorgung verantwortlich war.
    Nur wenig später hörte er vor der Tür Stimmen. Die Tür dämpfte das Gespräch auf unverständliches Gemurmel, aber es dauerte nicht lange da wurde die Tür geöffnet und Solveigh trat ein.
    Er sah sie an und wollte gerne etwas sagen, doch es viel ihm nichts ein.
    Sie lächelte kurz und versuchte einen Witz zu machen aber dann wich ihr Lächeln dem Entsetzen.
    Er musste schlimmer aussehen, als er sich fühlte.
    "Schon in Ordnung" sagte er matt.
    "Ich schätze ich werde eine Weile nicht von Dächern springen können, aber da ich hier in einem Keller bin, wird das wohl auch nicht nötig sein."
    Er lächelte kurz, ächzte dann, verzog schmerzhaft das Gesicht und entschied sich, das mit dem Lächeln lieber zu lassen.
    "Meine Güte, so schlimm wurde ich das letzte Mal am Loc Eskalot zugerichtet. Ich hatte schon fest vergessen wie sich das anfühlt. Aber es scheint fast so, als würde ich immer wieder in den Genuss kommen. Jedes mal wenn ich eine neue Frau kennen lerne."
    Jetzt musste er doch lachen, auch wenn es wieder nur kurz und eher schmerzhaft war.
    "Schön das du hier bist." Er rutschte etwas zur Seite um ihr Platz auf der Kiste zum Sitzen zu machen.
    "Mir wurde gesagt, dass man sich nach dem Tunier mit mir befassen wird. Vielleicht magst du zusammen mit mir warten?"
  8. #48 Zitieren
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    Sie erhob sich vom Boden und nahm neben ihm Platz.
    "Ach, die Frauen, wem sagst du das..." Solveigh schüttelte müde den Kopf. "Bei jeder neuen so ein Theater, sagst du? Dann kannst du von Glück sagen, dass du noch am Leben bist." Ein leises Kichern entwich ihrer Kehle, dann wurde sie wieder ernst.
    "Das Turnier wird wohl noch eine Weile dauern, was bedeutet, dass wir hier noch ein paar Stunden festsitzen werden. Ich sage es ja nicht gern, aber deine Wunde", sie machte eine knappe Kopfbewegung abwärts, "sie sollte gereinigt und versorgt werden." Dann schwieg sie einen Augenblick. "Und was danach kommt... ich weiß nicht... es tut mir schrecklich leid, Haleth. Ich hätte dich niemals bitten sollen, an diesem Turnier teilzunehmen. Du kannst dir kaum vorstellen..." Solveigh biss sich auf die Unterlippe und verfiel wieder in ein kurzes Schweigen. Dann blickte sie ihn von der Seite an. "Was hast du in Loc Escalot gemacht?"
    Geändert von Padma (20.01.2013 um 16:52 Uhr) Grund: Signatur herausgenommen
  9. #49 Zitieren
    Padma
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    "Ja ich denke auch. Möglicherweise kann derser Gernot, oder wie der da drüben heißt" er nickte mit dem Kopf hinüber zur Zellentür, "dir ja etwas zum reinigen bringen. Und damit es uns nicht zu langweilig wird, erzähle ich dir vom Escalot."
  10. #50 Zitieren
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    Solveigh nickte, erhob sich und verließ den Raum, um mit Gerhard zu sprechen. Sie brauchte heißes Wasser, Tücher und ein paar Dinge mehr. Gerhard war nicht gerade begeistert, sich darum kümmern zu müssen, aber er setzte sich in Bewegung und kam kurze Zeit später zurück. Solveigh begutachtete alles, was er vor ihr ausbreitete und verzog das Gesicht. Nun ja, es war besser als gar nichts. Im Geiste ging sie den Inhalt ihres Kräuterbeutels durch, den sie am Gurt bei sich trug.

    "Gut, dann sehen wir uns das Bein mal an. Ich fange mit der Arbeit an und du erzählst mir währenddessen von Loc Escalot." Sie griff nach ihrem Dolch und hielt ihn in die Flamme der Fackel. Dann kniete sie sich wieder neben Haleth und schaute sich seinen Oberschenkel an. "Ich werde den Stoff deiner Hose ein wenig aufschneiden müssen, um die Wunde frei zu legen und dann geht es los. Also", sie schob die Klinge mit der flachen Seite vorsichtig unter den Stoff und drehte sie dann mit der Schneidefläche nach oben. "Fang an."
    Geändert von Padma (20.01.2013 um 17:09 Uhr) Grund: Signatur entfernt
  11. #51 Zitieren
    Padma
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    Haleth saß aufeinmal kerzengerade und stocksteif da. Seine Augen waren Schreck geweitet und blickten auf den Dolch den Solveigh unter seine Hose schob.
    "Was tust du denn da?" fragte er ohne sich zu rühren.
    "Willst du mir mit deinem rußigen Käsemesser da das Bein abschneiden?"
  12. #52 Zitieren
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    Solveigh verdrehte die Augen. "Die Klinge muss steril sein. Die Flamme sollte mögliche Keime abtöten, oder siehst du eine andere Möglichkeit?" Sie wandte sich wieder seinem Bein zu. "Und jetzt entspann dich, ich habe bisher nur in den Stoff geschnitten, nicht an deinem Bein gesägt." Sie zog das Messer zurück und öffnete den Stoff. Die Wunde war nicht allzu tief, allerdings durch Staub und Sand stark verschmutzt. Sie griff nach dem Tuch und versenkte es in dem Kübel mit heißem Wasser. "Und jetzt tu mir einen Gefallen und halt still. So, Loc Escalot also, ja?"
    Geändert von Padma (20.01.2013 um 17:26 Uhr) Grund: SIGNATUR! :P
  13. #53 Zitieren
    Padma
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    "Loc Eskalott ist ein See in einem Wald in Rivien. Damals wurde ich von irgend so einem Adlesmann beauftragt im das Herz einer Elfin zu bringen. Ich bin ihr mehrere Monate hinterher gereist bis ich sie in Rivien an diesem See fand. Sie hatte dort ein kleines Haus. Es war ein ziemlich schöner Tag.
    Naja ich bin dann ans Werk, aber irgendwie hat sie mich kommen gesehen. Nicht mit den Augen, sndern...irgendwie anders. Später habe ich dann erfahren, dass sie eine ziemlich mächtige Zauberin war. Spätestens als sie mir mit einem Fingerschnipen alle Knochen gebrochen hat, hätte es mir auffallen müssen."

    Er hielt kurz inne und biss die Zähne zusammen, als Solveight de Wunde bearbeite.
    "Sie hat mich allerdings nicht umgebracht, wie du unschwer erkennen kannst. Ich bin ein paar tage später in ihrer Hütte am See aufgewacht. Und dann haben wir eine Weile dort zu zweit gelebt und...naja...
    Irgendwann ist sie dann verschwunden und wir haben uns lange Zeit nicht wieder gesehen."
  14. #54 Zitieren
    Ehrengarde Avatar von Venhedis
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    Solveigh hörte aufmerksam zu, während sie gleichzeitig konzentriert zu Werke ging. Sie öffnete die Wunde an den Rändern mit zwei Fingern ihrer Hand und spülte sie aus, indem sie das heiße Wasser aus dem Tuch wrang und es hinenträufeln ließ. Während Haleth gerade davon erzählte, es sei ein schöner Tag gewesen, wiederholte sie den Vorgang ein weiteres Mal und noch ein Mal, dann tupfte sie das Blut, das auf der Haut des Oberschenkels zu trocknen begonnen hatte, vorsichtig ab. Sie spülte die Wunde noch einmal, um sicher zu gehen, dass kein Sandkorn mehr im Inneren war und verfluchte im Geiste das dämmerige Licht der Fackel. Sie konnte nicht sicher sein, dass sie komplett gereinigt war, also beschloss sie, sie vorerst nicht zu vernähen, sollte es im schlimmsten aller Fälle zu einer Infektion kommen. Sie griff in ihren Kräuterbeutel und holte einige Blätter hervor. Haleth hob kurz eine Augenbraue, setzte jedoch mit seiner Geschichte fort, ohne nachzufragen. Vorsichtig weichte sie die Blätter in dem heißen Wasser auf und legte sie auf die Wunde, so dass sie sich an die Rundung des Oberschenkels schmiegten. Dann verband sie die Stelle mit einem trockenen Leinentuch und richtete sich wieder auf.

    "Das sind Marium-Blätter, die eine Entzündung verhindern sollen. Sollte die Wunde morgen gut aussehen, solltest du also kein Pochen oder ziehen im Bein spüren, kann ich sie vernähen." Morgen. Was auch immer morgen sein mochte. Sie beugte sich vor, um ihre Hände in dem Kübel auszuwaschen, in dem sie zuvor das Tuch eingeweicht hatte, und das von Haleths Blut ein wenig verfärbt war. Dann trocknete sie die Hände an ihrem Umhang ab. Mehr als provisorisch das Ganze, dachte sie missmutig.

    "Dann hast du offensichtlich einen Teil des Lebens in ruhigen Bahnen verbracht. In einem Haus, mit einem Alltag und allem was dazu gehört." Sie nickte ihm zu. "Welchen Auftrag wirst du annehmen, wenn das alles hier vorbei ist? Und was hast du mit den Grimm vor? Wäre ja schade, wenn sie dich demnächst hinterrücks erdolchen würden, wo ich doch gerade so schön dein Bein versorgt habe." Sie deutete auf seinen Oberschenkel. "Wie fühlt es sich an?"
    Geändert von Venhedis (20.01.2013 um 18:16 Uhr)
  15. #55 Zitieren
    Padma
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    Er stämmte sich vorsichtig von der Kiste hoch und belastete das Bein ein wenig.
    Er konnte stehen, wenn auch unter Schmerzen. Da es aber momentan keinen Grund zum stehen gab, setzte er sich wieder hin und rieb sich über sein krustiges Gesicht.
    "Ein wenig taub. Aber schon viel besser als mit diesem Lappen da."
    Er deute auf den schmutzigen Lumpen, mit dem die Kerkerwache zuvor notdürftig die Wunde verbunden hatte.

    Nach einer kurzen Pause fuhr er fort.
    "Du scheinst es ja drauf anzulegen mich möglichst schnell wieder loszuwerden."
    Sein Gesicht verzog sich zu einem schmerzhaften Grinsen.
    "Ehrlich gesagt mache ich mir über sowas keine Gedanken. Meistens kommen die Aufträge zu mir und nicht ich zu ihnen. Schwer vorherzusagen was als nächstes kommen wird.
    Und was die daedh angeht, habe ich keine Ahnung was ich tun soll.
    Ich kann ja schlecht nach Nilfgaard spazieren, unseren Obersten zu sehen verlangen und ihm sagen er solle gefällgst aufhören Leute mit Gift und Messer hinter mir her zu schicken."
  16. #56 Zitieren
    Ehrengarde Avatar von Venhedis
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    Sie schnaubte ein bitteres Lachen durch ihre Nase und schüttelte den Kopf. "Schnell wieder loswerden..." Sie setzte sich wieder neben ihn und streckte die Beine aus, auf denen sie die letzte halbe Stunde gekniet hatte. "Es ist vielmehr so, dass ich freie Menschen mit freien Entscheidungen schätze, die kommen und gehen können, wie es ihnen beliebt. Jemand, der aus Verpflichtung an eine andere Person gekettet ist... das behagt mir nicht." Hinter der Tür hörte sie Gerhard leise etwas Murmeln. Ihm behagte all das immer noch nicht und er zählte wohl die Sekunden, bis sie wieder ging und ihn mit seinem Gefangenen alleine ließ.
    "Davon einmal abgesehen finde ich die Idee mit dem Obersten gar nicht so schlecht. Männer mit Macht schätzen klare Ansagen, habe ich gehört." Sie lächelte, aber das Lächeln erlosch, als sie das Echo von Schritten im Gang draußen vernahm. Sie wurden lauter, kamen näher. Wie vom Blitz getroffen fuhr sie hoch und hielt den Atem an. Sie wusste nicht, was sie tun sollte.
  17. #57 Zitieren
    Halbgott Avatar von Arturas
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    [Bild: 9XBhDPuAva_W2RPG_Baywryn.png]

    "Ich werde auch vor Caria offen sein, was ich über Dich denke," sagte Matthias mit einem Blick zu Baywryn. Dieser Gedanke gefiel dem Heckenritter gar nicht und innerlich hoffte er, dass dieser Narr nicht zu viel ausplaudern würde. Sein Leben war bisher gut, keine Frage, aber die letzten Jahre machten ihm zu dem, was er ist, und mittlerweile empfand Baywryn das Leben, das er führte, als nicht schlimm. Die Sorge, die Caria zu haben schien, bemerkte auch der ehemalige Kommandant und er dachte sich auch schon, warum. Damals war er einfach von ihr gegangen, aber nicht, weil er es wollte, sondern weil er es musste. Es tat Bay sehr weh, die Seele dieses Mädchens so enttäuscht zu haben. Es waren nicht wenige Abende gewesen seither, an denen er mit dem Gedanken an sie eingeschlafen ist. Doch zum Besten von allen, musste man Entscheidungen treffen, die nicht ein gutes Ende hatten. Entweder bei ihr bleiben und ihr Leben in Gefahr bringen oder weiter ziehen, um nur auf sich selbst zu achten. Der Pfeil machte nicht nur seinem Gefährten Sorgen, sondern auch Baywryn. Bei dieser Sache, sagte sein Bauchgefühl, dass etwas Großes auf sie kommen würde und nicht nur auf sie, sondern alle.
    "Eine Aufgabe, die einem wie Dir würdig ist", diese Worte traffen ihn direkt ins Herz. Er sah jetzt selber, zu was er geworden war, einem alten Säufer, der durch die Welt zieht und jede Arbeit für Geld macht, wie eine Hure. Vor ihm waren zwei Menschen, die er sehr mochte. Zu einem ein gutaussehender Mann, der jede Frau in den nördlichen Königreichen haben könnte und zu dem hatte er was im Kopf und nicht nur Alkohol, Geld und Sex. Neben ihm als nächstes dann eine sehr attraktive Frau, die schon einiges im Leben erreicht hatte und einen Willen besaß, um den Baywryn sie beneidete. Als allerletztes war er da. Ein alter Mann, mit einer verbeulter Rüstung und keinem Leben. Keines, das er gern hatte. Der Ältere sollte immer den jüngeren als Vorbild dienen, doch in diesem Fall sollten sich die jungen Leute sich nicht an ihm messen.
    Nachdem diese Gedanken langsam wieder aus seinem Gehirn rückten, lauschte er Matthias, wie er den Vorfall mit seiner Familie erzählte. Es war sicher schwer für ihn gewesen und wenn man so zurück denkt, erkennt man erst welche Probleme wichtig und welche unwichtig sind. Immer wieder schaute Baywryn zu Caria und sah wie sie mit voller Aufmerksamkeit zuhörte und überlegte, was sie wohl machen würde, nachdem sie alles weiß. Als sich ausversehen die Blicke traffen schaute der Heckenritter weg und hoffte, dass es nicht zu auffälig gewesen ist. "Also gut lassen wir den Schmieden ihre Arbeit beginnen an diesem, diesem alten Blech", sagte Baywryn. "Ich glaube nicht dass es Zufall war, der uns wieder zu einander brachte, Caria, sondern es war Schicksal."
    Er lächtelte seine Liebe liebevoll an, sah ihr in die Augen und wartete auf ihre Antwort.
  18. #58 Zitieren
    Burgherrin Avatar von Shanea
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    Caria • »Die Wahrheit und eine Entscheidung«
    [Bild: avatar137882_4.gif]

    Sie nickte Matthias zu und war sehr froh darüber, dass er vor hatte, offen vor ihr zu reden. Sie konnten es sich momentan wohl kaum erlauben, nur Halbwahrheiten und Lügen auszusprechen.
    Was folgte war eine ehrliche Offenbarung dessen, was im Gange war. Er erläuterte den Auftrag, die Lebenssituation von Baywryn, die ihr immer mehr Sorgen bereitete und in ihr der Entschluss immer größer wurde, ihrem Ritter zu helfen, wo sie nur konnte, und seinen persönlichen Auftrag.
    »Ihr könnt frei entscheiden, was Ihr tun wollt. Mithelfen, dass es aufhört, dass Reisende einen unschuldigen Tod sterben oder Ihr macht etwas anderes. Doch dabei gibt es von mir eine Bedingung.« Matthias schaute sie beide an und seine Stimme bekam einen bestimmenden Unterton. »Ich denke, ein Weggehen von Caria sollte es für Dich nicht geben. Lasse den Heckenritter hinter Dir, so oder so. Ihr beide gehört zusammen. Und wie wollt Ihr Euch entscheiden?«
    Sie war gerührt von seinen Worten und suchte Baywryns Blick, dieser wich ihr jedoch konsequent aus. Erneut bildete sich ein Kloß in ihren Hals und sie schluckte.
    Es war unbedingt notwendig, dass sie darüber nachdachte, wie sie mit den Informationen umgehen sollte, die Matthias ihr gegeben hatte. Da fiel ihr etwas ein.
    Bevor ich es komplett vergesse“, begann sie. „Ich möchte euch dafür danken, dass ihr mir die Bücher gebracht habt. Ich kann sie in diesem Zustand wohl nicht mehr verkaufen, trotzdem vielen Dank!
    Diesen Punkt abgehakt, schaut sie wieder zu Baywryn, der in seinen Gedanken versunken scheint. Was in seinem Kopf wohl vor sich ging? Alles in ihr kreiste nur um ihn, es war ihr gar nicht möglich, darüber nachzudenken, was mit ihr war. Dabei müsste sie das doch eigentlich tun. Aber sie musste unbedingt hören, was er zu sagen hatte. Sie würde keine Entscheidung treffen, wenn er es auch nicht tat.
    "Also gut lassen wir den Schmieden ihre Arbeit beginnen an diesem, diesem alten Blech", sagte Baywryn."Ich glaube nicht, dass es Zufall war, der uns wieder zu einander brachte, Caria, sondern es war Schicksal."
    Er lächelte sie liebevoll an und sah ihr endlich wieder in die Augen. Einen Blick, den sie nur zu gerne erwiderte. Ohne den Blick von Baywryn abzuwenden, sagte sie zu Matthias.
    Ich werde mitkommen, wenn Baywryn es tut. Ganz gleich, was ich dafür aufgeben muss.
    Ihr Entschluss ist gefasst, ihr Blick fest und klar, sie weiß, was sie tut. Solche Worte, hatte sie nicht mehr von Bay erwartet, so dass ihre entschlossene Fassade schnell wieder bröckelte und sie Gefühle ihrer wieder habhaft wurden. Sämtliche Liebe, die sie für Baywryn verspürte, bahnte sich ihren Weg nach draußen, durch ihren Blick und ihre Miene.
    Außerdem fiel ihr ein Stein vom Herzen, dass er zustimmte, dass die Rüstung repariert wurde. Aber selbst das reparieren würde mindestens einen Tag dauern. Da konnte er sich auch gleich einen neuen Harnisch machen lassen.
    Nun, da eine Rüstung reparieren schon lange dauert und wir, sollten wir gehen“ - das wusste sie ja noch nicht, welche Entscheidung Baywryn letztendlich für sie beide treffen würde - „ eh hier festsitzen. Ich möchte, dass du dir eine neue Rüstung fertigen lässt. Für den Neuanfang, ich bezahle sie.
    Sie schaute ihm wieder fester in die Augen, doch sogleich huschte ihr Blick zu Matthias.
    Braucht Ihr auch noch etwas von einem Schmied?“, fragte sie allein schon der Höflichkeit halber. „Ich würde vorschlagen, wir gehen zu den Schmieden der Händlergasse. Am besten beginnen wir bei dem Zwerg Jolhag Durin – ja, ich weiß, er ist für seine Goldschmiedekunst bekannt – aber er ist auch ein begnadeter Schmied für Rüstungen und Waffen!
    Sie schaute von einem zum anderen und wartet auf eine Antwort. Dabei machte sie sich Gedanken, wie sie vorgehen konnte. Bei dem penetranten Verhalten von Herrn Herertha konnte sie auf keinen Fall hier zurück bleiben, zumindest nicht, wenn sie nicht heiraten würde – am besten innerhalb der nächsten Woche. Doch da sah sie schwarz. Also blieb nur das Gehen. Sie bräuchte das Geschäft ja nicht mal verkaufen. Einfach nur von jemanden verwalten lassen. Anok zum Beispiel, ihr Angestellter führte oft genug für sie den Laden, wenn sie etwas zu erledigen hatte. Wenn sie ihm genügend Hinweise und Anordnungen hinterließ, dann würde er es bestimmt schaffen. War nur die Frage, ob er es auch wollte. Und natürlich musste sie es dann auch bei der Kaserne und der Akademie anmelden. Damit alle Bescheid wussten und sich niemand ihres Geschäftes bemächtigen könnte.
  19. #59 Zitieren
    Deus Avatar von VRanger
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    »Ban Ard • Interessante Wendung«

    [Bild: Ava_W2RPG_Ma.png]Matthias fiel ein Stein vom Herzen und so seufzte er laut, als Caria die nächsten Schritte vorschlug. Er bewunderte die Frau für ihren scharfen Verstand, aber auch für den Takt, wie sie Baywryn die doch harten Tatsachen geschickt beibrachte. Ihm war klar, ohne sie, hätte es es nicht geschafft. Denn was auch Baywryn in den letzten Jahren erlebt haben musste, es war sicherlich fürchterlich gewesen. Und so nahm er ihre Worte auf: »Am besten beginnen wir bei dem Zwerg Jolhag Durin – ja, ich weiß, er ist für seine Goldschmiedekunst bekannt – aber er ist auch ein begnadeter Schmied für Rüstungen und Waffen!« »Das stimmt, er ist der beste hier und er kennt meine Faktorei. Wir«, er hielt beim Antworten kurz inne und sah die beiden an, »mit wir meine ich den Verwalter der Faktorei und mich, wir haben es gestern nur kurz andiskutiert, wir werden die Rohstoffe bereitstellen, die für die Rüstung benötigt werden.«

    Dann unterbrach er seine Rede, blickt zu Baywryn, legte seine rechte Hand auf seine Linke und sprach: »Du warst mir immer ein guter Freund! Hast mich aus einem ähnlichen Schlamassel geholt, als ich nach dem Tode meiner Eltern nicht mehr wollte. Da hast Du mir eine Aufgabe gegeben. Deshalb mein Rat. Ich könnte Dir für die Zwischenzeit so ein vorzügliches Kettenhemd anbieten. Wir haben haben eins in Deiner Größe da. Dann sitzen wir nicht die ganze Zeit und warten auf Deine Rüstung. Überlege es Dir, ob Du für einen gewissen Zeitraum mal ein Kettenhemd trägst? Es wird besser schützen als das, was Du jetzt hast.«

    Ohne eine Reaktion abzuwarten, aber die Hand dort liegen lassend, wo sie war, sagte er mit festem Blick zu Caria: »Ich bin mit allem einverstanden, nur das Finanzielle sollten wir anderes regeln. Der jetzige Kommandant hat mich ermächtigt und per Schreiben befugt die an der Unternehmung entstehenden Kosten an ihn zu übersenden. Das sollten wir bei der Rüstung tun, denn das Land hat bei Baywryn eine Schuld abzutragen. Erfüllt mir diese Bitte.« Und um etwas das Gespräch aufzulockern, fügte er noch an: »Könnte ich vielleicht einen Tee bekommen, wenn wir die weiteren Dinge bereden?«

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  20. #60 Zitieren
    Padma
    Gast
    Dumpfe, von den dicken Mauern wiederhallende Schritte waren von draußen zu hören, wie sie den Gang entlang der Zellentür näher kamen.
    Sol sprang wie von Blitz getroffen auf und schien etwas panisch zu werden.
    Durfte sie womöglich gar nicht hier sein?
    Harlequin hatte angenommen sie wäre mit irgendjemandes Erlaubnis bei ihm. Mit irgendjemandes Erlaubnis der auch die Autorität hatte eine solche Auszusprechen.
    Jetzt wo er Sol so aufgeregt und angewurzelt stehen sah, meinte er diese Überzeugung nocheinmal überdenken zu müssen.

    Doch bevor noch irgendetwas in dieser Hinsicht geschehen konnte, hielten die Schritte inne und gedämpfte Stimmen waren zu hören. Dann öffnete sich geräuschvoll die schwere Tür und Gehard kam in die Zelle. Er stellte sich gleich neben die Tür und nahm Haltung an, während zwei wetere Männer den kleinen Raum betraten.
    Nun gut eher ein Mann und ein Heranwachsender Junge, der die Stellung eines Dieners inne zu haben schien.
    Der Mann begann sofort nachdem er die Türschwelle überschritten hatte eine Schriftrolle zu heben und von ihr zu rezitieren:
    "Werte Herren..."
    Nun hielt er doch kurz inne und bedachte Sol, die immer noch stocksteif im Raum stand mit einem verwunderten Blick.
    Dann räusperte er sich vernehmlich und setzte seine Vorstellung fort.
    "...und Damen. Hiermit sei kundgetan, dass der Schwertkämpfer der auf den Namen Bane hört, und im Kampfesring den Puma ruhmreich besiegte, mit sofortiger Wirkung aus dem Stadionkerker zu verlegen ist.
    Es werde ihm der Schlüssel für Madam Rosmertas edelstes Zimmer überreicht, auf das er sich auf kosten des Hofes dort einquartiere und auf das Festmahl am Tische zu König Foltests Füßen vorbereite.
    Eine Einladung zum Siegerbankett ist ihm augenblicklich zu überreichen..."
    Er verharrte kurz und als nichts passierte blickte er über den Rand des Pergaments zu seinem Dienerjungen und räusperte sich erneut lautstark.
    Der Junge schreckte hoch, zog einen versiegelten Umschlag hervor und überreichte ihm Haleth, der das Geschehen auf der Kiste sitzend mit offenem Mund verfolgte.
    Als der Junge seinen Platz wieder eingenommen und haleth den Umschlag in der hand hielt fuhr der Mann fort.
    "Es sei ihm gestattet eine Begleitperson seiner Wahl mit an den Hof zu bringen um den Festlichkeiten gemeinsam mit ihr beizuwohnen."
    Wieder warf er einen kurzen Blick unter seinen buschigen Augenbrauen über den Pergamentrand hinweg auf Solveigh, wie um sagen zu wollen: "Das tut hier wohl auch Not".
    Dann rollte er die Rolle auf und sah zu Haleth.
    "Der Junge wird euch zu Madam Rosmertas Taverne direkt am Hofe des Königs geleiten.
    Alle weiteren Informationen entnehmt ihr der königlichen EInladnung."
    Sein Blick fügte hinzu: "Wenn ihr des Lesens mächtig seid."
    Dann ging er aus der Zelle hinaus auf den Gang und Gerhard folgte ihm.

    Der Junge trat unsicher von einer Stelle auf die andere und wartete darauf, dass Haleth oder Solveigh etwas tun oder sagen würden.
    Harlequin tat ihm den gefallen.
    "Also dann" sagte er und erhob sich vorsichtig von der Kiste.
    Zeig uns mal den Weg.

    Solveigh stütze Haleth beim gehen und so humpelten sie dem Jungen hinterher der geduldig vorran ging.
    Hinten aus dem Gang waren die leiser werdenden Stimmen von Gerhard und dem Verleser zu hören.
    "Hiermit sei kundgetan" hallte Gerhards Stimme zu ihnen, wie er den anderen während der Verlesung nachäffte.
    "Sagt man das jetzt so?" Er lachte.
    "Halt die Klappe und bewach deine Türen" antwortete der andere ärgerlich. "Ich bin jetzt königlicher Herold!"
    Gehard lachte erneut und dann waren ihre Stimmen nur noch ein undeutliches Echo von den steinernden Wänden.
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