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  1. #21 Zitieren
    Padma
    Gast
    Sol nickte ihm zu und erhob sich. Also ließ er Juno los und schenkte ihr ein verstohlenes aber ehrliches Lächeln. Sie jedoch machte auf dem Absatz kehrt und verschwand durch den vollen Schankraum und aus der Tür in die Nacht.
    Haleth nahm die Münze die noch immer auf dem Tisch lag und steckte sie ein um die Hand für den noch fast vollen Krieg Wein und die zwei Becher frei zu bekommen.
    Mit dem roten Gold beladen schob er sich vorsichtig durch die Menge auf den Tresen zu wobei er durch sein Hin- und Hergeschwanke mit dem er Anrempler ausbalancierte um keinen Wein zu verschütten selbst ein wenig betrunken wirkte.
    Endlich stand er neben Solveigh die noch zwei kurze Sätze mit dem Wirt wechselte, denen Haleth aber kein Gehört schenkte. Dann steuerten beide auf die Treppe zu die ins zweite Stockwerk führte.
    Oben angekommen gingen sie durch den Flur wobei der Lärm aus dem Schankraum allmählich abnahm. Dafür hörte man nun eine schöne Singstimme gedämpft durch eine der Türen.
    Solveigh drückte Haleth einen Schlüssel in die Hand und deutete auf eine Tür. Harlequin erwartete, dass Sol ihrerseits nun eine sich in der nähe befindene Tür aufschließen würde, aber sie wünschte ihm nur eine gute Nacht und ging weiter den Flur entlang bis zu einer weiteren schmalen Treppe.
    Haleth runzelte die Stirn während er seinen Schlüssel im Schloss drehte. Er wusste nicht, dass es noch weitere Zimmer im dritten Stock gab. Normalerweise führten solche Treppen auf einen Dachboden, der in den meisten Fällen nicht sehr zur Unterkunft taugte.
    "Solveigh" sagte er laut, damit seine Stimme sie noch erreichte.
    Sie hielt inne und drehte ihm das Gesicht zu.
    "Wo schläfst du?"
    "Hier oben."
    Harlequin zog seinen Schlüssel aus dem Schlüsselloch und ging auf Solveigh zu.
    "Ich wusste nicht, dass es dort oben auch noch Zimmer gibt."
    "Es gibt nur eins."
    Er schob sich an Sol vorbei und stieg die schmale Treppe hinauf. Sie knarzte unter seinem Gewicht und seine Schritte wirbelten kleine Staubwolken auf. Obenangekommen schob er die alte Tür auf und kalte Luft schlug ihm zusammen mit modrigem Geruch entgegen. Mit hochgezogenen Brauen sah er zu Solveigh die ihm gefolgt war und nun hinter ihm stand.
    "Ist das dein Ernst?"
    "Ja. Es war nur noch ein Zimmer frei. Und ich dachte du brauchst ein komfortables Zimmer mehr als ich. Du musst für Morgen ausgeruht sein."
    "Vergiss es. Hier holst du dir doch ne Lungenentzündung. Wahrscheinlicher ist dass dich irgendein Ghul frisst während du schläfst. In beiden Fällen müsste ich nochmal zu Igor und darauf bin ich im Moment nicht sonderlich scharf."
    "Es geht aber nicht anders. Es gibt kein weiteres freies Zimmer." Ihre Stimme klang etwas trotzig.
    "Komm mit runter, du schläfst mit bei mir."
    Als sie ihn wenig überzeugt ansah fügte er lächelnd hinzu: "Ich hab Wein."
  2. #22 Zitieren
    Ehrengarde Avatar von Venhedis
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    Venhedis ist offline
    Sie grinste, als sie die Flasche und die Gläser in seinen Händen sah. "Eine Lungenentzündung? Seit wann machst du dir Sorgen darum, ob ich eine Lungenentzündung bekommen könnte? Noch vor zwei Wochen hast du deine Klinge gegen mich gerichtet und wolltest mir die Kehle aufschneiden. Und jetzt machst du dir Sorgen um meine Gesundheit?" Noch immer lächelnd legte sie den Kopf ein wenig schräg und schaute ihn an. "Igor wäre stolz auf dich. Das sind ja nahezu menschliche Regungen. Bewahr sie gut auf, vielleicht wirst du sie noch einmal brauchen."

    Dann trat sie durch die Tür, stieg die Treppen herab und hielt auf Haleths Zimmertür zu. Er folgte ihr und schloss auf. Der Raum war nicht sehr groß, aber er war sauber und hatte eine Feuerstelle, mit der man ihn beheizen konnte. Haleth stellte die Flasche und die Gläser auf dem Tisch ab und begann ein Feuer zu entfachen, während Solveigh sich auf einen der freien Stühle setzte und die Gläser auffüllte.

    "Was machen wir, wenn du morgen beim Turnier nicht gewinnen solltest?"
    Er drehte sich nicht zu ihr um. Unter seinen Händen begann ein Feuer zu knistern, zuerst ein paar kleine Flammen, die jedoch langsam größer wurden. "Das wird nicht passieren", murmelte er.
    "Hast du noch nie einen Kampf verloren?"
    Haleth richtete sich auf und trat an den Tisch. Seine Hand griff nach einem der Gläser und er nahm einen Schluck daraus. "Wenn ich verloren hätte, wäre ich jetzt nicht am Leben. Also, nein: ich habe bisher noch nie verloren."
    "Fabelhaft. Dann bist du mein Mann."

    Sie schwiegen einander kurz an und Solveigh betrachtete sein Gesicht und die Schatten, die im Licht des Feuers darauf tanzten. Sie fragte sich, was er wohl tun würde, wenn die drei Tage vorüber waren und er wieder frei war, ohne Verpflichtungen ihr gegenüber. Wie lange würde er wohl leben, jetzt da die Grimm seine Fährte aufgenommen hatten? Sie fuhr mit ihren Augen die Linie seines Kinns nach, diesen schönen Schwung, der ihr bereits von Anfang an aufgefallen war. "Wenn wir morgen am Hof sind, solltest du dich rasieren", sagte sie und setzte einen gespielt ernsten Gesichtsausdruck auf. "Ich glaube, der hiesige Adel besteht darauf." Dann lächelte sie, griff nach der Weinflasche und erhob sich von ihrem Stuhl. Sie trat vor Haleth, legte ihre Hand in seinen Nacken und ihre Lippen suchten nach seinen. Für den Augenblick war er wie erstarrt, dann öffnete er sie ein wenig und sie spürte, wie sein Atem in ihren Mund drang. Der Kuss war kurz, aber er reichte. Mit einer langsamen Bewegung löste sie sich von ihm und lächelte. "Lektion Nummer 2 in Sachen Menschlickeit." Sie hob die Flasche, als würde sie ihm zuprosten, dann ging sie an ihm vorbei und öffnete die Tür.
    "Wir sehen uns morgen!"
    Auf dem Weg durch den Gang dachte sie noch, dass - sollte er nun wütend sein - sein Zorn sich bis morgen legen würde. Aber wer wusste schon, was morgen war?
    Geändert von Venhedis (02.12.2012 um 21:52 Uhr)
  3. #23 Zitieren
    Padma
    Gast
    Er stand kurz da. Reglos. Dann atmete er langsam und lage wieder aus und sah zu dem verlassenen Tisch herüber. Dann schloss er die Tür, leerte beide Gläser Wein in jeweils einem Zug und entblätterte sich. Zumindest soweit, dass er im Notfall sofort verschwinden konnte.
    "Im Notfall..." Das Wort schebte in seinem Geist herum. Was war schon ein Notfall?
    Er legte sich ins Bett und versuchte seine Gedanken nicht zurückschweifen zu lassen, zu den weichen Lippen Solveighs und ihrem süßen Duft.
    Doch der Schlaf holte ihn schnell und Solveigh wurde von anderen Bildern weggewaschen.
  4. #24 Zitieren
    Ehrengarde Avatar von Venhedis
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    Venhedis ist offline
    Als sie die Augen aufschlug war es draußen bereits hell. Langsam blinzelte sie den Schlaf fort und blickte auf.
    "Schönen guten Morgen! Gut geschlafen?"
    Erschrocken fuhr sie hoch, presste die Decke an ihren Körper, wobei sie bei der Bewegung jeden Knochen im Leib einzeln spürte, und versuchte sich mit hektischen Augenbewegungen im Raum zu orientieren. Die Taverne. Der Dachboden. Der Wein. Ihre Finger, mit der sie die Decke umklammert hielt, waren nahezu gefühllos. Sie atmete kurz ein: der kalte, modrige Geruch des Dachbodens war über Nacht in ihre Kleider und in ihr Haar gekrochen.
    "Ich glaube... nicht." Sie ließ die Decke los und bewegte ihre Finger, um sie aufzuwärmen.
    "Mhm, das tut mir leid. Ich dachte, das Schafsfell würde warm halten."
    "Hmmm..." Solveigh erhob sich langsam und streckte vorsichtig ihre Arme und Beine, dann fuhr sie mit den Händen über ihre Kleider. Sie hatte sie gestern vor dem Schlafen nicht ausgezogen und trug selbst ihre Stiefel, um sich so warm wie möglich zu halten.
    "Es hat vor kurzem zur achten Stunde geschlagen. Zuerst wollte ich Euch die Waschschüssel hier hoch bringen, aber dann dachte ich, dass es vielleicht besser wäre, wenn Ihr warmes Wasser bekommen würdet. Unten in der Küche habe ich alles für Euch bereitgestellt. Und das Feuer ist bereits an, dann könnt Ihr Euch aufwärmen." Der Wirt lächelte freundlich und in diesem Lächeln lag nichts mehr von der gestrigen Überheblichkeit, mit der er ihr fünf Oren für diese Schafstatt abgeschwatzt hatte.
    "Das ist sehr freundlich von Euch. Ich komme gleich nach."

    Sie ging den Gang entlang, blieb vor Haleths Tür stehen und legte ihre Wange an das Holz der Tür. Aus dem Innern drangen leise Geräusche, dann ein Poltern, als wäre jemand gegen ein Möbelstück gelaufen. Dem Poltern folgte ein Fluchen. Auf Solveigs Lippen trat ein Grinsen: Haleth war offensichtlich bereits auf den Beinen. Sie drehte sich um und machte sich auf den Weg nach unten.

    Sie saß bereits am Tisch und schlang ihr Frühstück hinunter, als er endlich die Treppen herunterkam. Sie deutete mit ihrer Gabel auf den Teller auf der ihr gegenüberliegenden Tischseite. "Die Rühreier sind köstlich! Versuch sie, sie sind noch warm." Er ließ sich mit einer fahrigen Bewegung in den Stuhl fallen, stützte das Kinn in seine Handlächen und kräuselte kurz die Nase.
    "Jaaaaa", sagte sie gedehnt. "Meine Kleider. Es sind meine Kleider, die das wunderbare Aroma nach nassem Keller verströmen. Ich selbst hatte zwar heute früh meine Katzenwäsche, aber die Kleider...", sie warf ihm einen finsteren Blick zu. "Sag. Kein. Wort." Haleth lächelte und griff nach seiner Gabel.
    "Ein paar Stunden an der frischen Luft, und es wird verfliegen. Dann dufte ich wieder wie der junge Morgen." Solveigh verdrehte die Augen und grinste ihn dann an. Er aß in andächtigem Schweigen sein Rührei, als wäre es mit Blattgold überzogen, während sie ihn nachdenklich musterte, die Hände mit dem Besteck auf der Tischplatte ruhend. Als er aufblickte sah sie auf ihren Teller herab.

    Als sie aus der Tür traten hatten sich die Wolken verzogen und der morgendliche Dunst hatte sich bereits aufgelöst. Unterwegs zur Burg trafen sie auf Frauen, die die Straßen mit Blumen schmückten, zweifelsohne Foltest und seinem Thronjubiläum zu Ehren. Solveigh und Haleth traten vor das Burgtor und glitten durch die Menschenmenge, die sich hier versammelt hatte, um sich für das Turnier anzumelden.
    "Dann wollen wir mal", seufzte sie und plötzlich wurde es ihr schwer ums Herz. Sie zweifelte imme noch an dem Plan, jedoch hatte sie keinen besseren. "Ich glaube, dort drüben kann man sich anmelden."
  5. #25 Zitieren
    Padma
    Gast
    Hinter einem von Wachen flankierten Stand saßen 4 Männer in den für Notaren typischen Gewändern.
    Haleth und Solveigh mussten gute 20 Minuten in der Schlange der Bewerber warten bis sie an der Reihe waren.
    Als Haleth an den Tisch trat machte sich der Schreiberling gar nicht erst die Mühe von seinem Pergament aufzusehen.
    "Name?" fragte er nur schroff und mit unverholenem Desinteresse.
    "Bane." antwortete Haleth.
    "Und weiter?"
    "Bane genügt."
    Der Notar sah nun doch einen kurzen Moment auf und musterte Haleth. Dann zuckte er nur stumm die Achseln und notiere den Namen.
    "Disziplin?"
    "Schwertkampf."
    Nachdem die Buchstaben auf dem Pergament standen, wühlte der Notar in einer Kiste herum. Die Kiste war gefüllt mit kleinen Papierrosen mit einer Nadel zum anstecken. Es gab blaue, rote und weiße Rosen.
    Der Mann neben Haleth der bei dem anderen Notar stand, erhielt gerade eine blaue Rose, nachdem er sich mit Brief und Siegel als Sir Robert von Drakenborg vorgestellt hatte.
    Haleths Schreiber schob ihm eine weiße Rose zu.
    "Eure Anmeldegebühr beträgt 10 Oren."
    Sol kramte ihn ihrer Tasche und legte den Betrag auf den Tisch. Ihr Geldbeutel schien nun deutlich schmaler als noch am Tag zuvor.
    "Tragt die Rose gut sichtbar an eurer Kleidung. Alles weitere Erfahrt ihr in der Burg. Durch das Tor und der Straße folgen. Dann links. Ein Anleiter wird euch zu den Kämpferquartieren führen und euch in alles einweisen. Achtet zu fortgeschrittener Stunde auf die große Anschlagtafel im Hof. An ihr werden die Wettbewerbskonstellationen bekannt gegeben. Der Nächste!"

    Gemeinsam gingen Solveigh und Haleth den beschriebenen Weg. An einem flachen Gebäude stand ein Uniformierter um sie in Empfang zu nehmen.
    "Tut mir leid, Madam" sagte er höflich aber bestimmt.
    "Nur Tunierteilnehmern ist das Betreten der Kämpferquartiere gestattet." Er deutete auf die weiße Rose, die Haleth an seine Brust geheftet hatte.
    "Ich muss die Dame leider bitte diesen Bereich der Brug zu verlassen und den Zuschauereingang auf der anderen Seite zu benutzen."
    Haleth lächelte Sol zuversichtlich an.
    "Wir sehen uns nachher."
  6. #26 Zitieren
    Ehrengarde Avatar von Venhedis
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    Venhedis ist offline
    Sie lächelte zurück, griff nach hinten und löste ihren Zopf auf. Dann zog sie das rote Zierband heraus, das sie Tags zuvor darin eingeflochten hatte, und griff nach Haleths linker Hand.
    „Beim fahrenden Volk, da, wo ich herkomme, gibt es einen Brauch“, sagte sie unumwunden, während sie seinen Ärmel ein wenig zurückschob und das Handgelenk freilegte. „Wir haben keinen festen Wohnsitz und fahren unser ganzes Leben lang durch die Lande. Einige von uns werden in eine solche Familie hineingeboren, andere entscheiden sich freiwillig für dieses Leben, aber manche“, sie drehte langsam seine Hand, so dass die Innenseite sichtbar wurde. Seine Hand lag nun leicht geöffnet in ihrer, die Finger in einer entspannten Haltung, leicht nach innen geneigt. „Nun, manche verlassen uns wieder. Zum Abschied fertigen unsere Frauen ein Kleinod, welches sie an das Handgelenk desjenigen befestigen, der uns verlässt. Meistens handelt es sich um eine Münze, in die eine Öffnung hineingehämmert wird und die wir mit Energie aufladen.“ Ihr Blick wanderte kurz hoch zu Haleths Gesicht, um zu prüfen, ob er sie skeptisch ansah. „Das hat nichts mit Magie zutun, sei unbesorgt.“ Dann schaute sie wieder auf sein Handgelenk herab und fuhr mit dem Finger der freien Hand seinen Unterarm entlang. „Die linke Seite hat für uns eine besondere Bedeutung. Durch diesen Arm führt die Aorta direkt zum Herzen. Wir ziehen die Münze durch ein Band und befestigen sie am linken Handgelenk, so, dass sie an der Innenseite aufliegt, direkt am Puls. Wir glauben, dass ein solches Armband dem anderen Glück bringt, wohin er auch gehen mag. Wir zeigen ihm dadurch, dass er mit unserer Familie für immer verbunden sein wird, was auch passiert, und wir glauben daran, dass dieses Schmuckstück ihm den Weg zurück nach Hause weisen wird, wann immer es Zeit für ihn wird zurück zu kehren.“ Mit diesen Worten begann sie ihr Zierband mit langsamen Bewegungen um Haleths Handgelenk zu wickeln, als hätte sie alle Zeit der Welt. Der Wachmann räusperte sich ein wenig verlegen und schien unentschlossen, ob er die Frau ermahnen sollte endlich zu gehen. „Madam“, setzte er schließlich zögerlich an, aber Solveigh schüttelte nur kurz den Kopf, ohne zu ihm aufzusehen.

    „Ich hatte keine Zeit, eine solche Münze anzufertigen“, fuhr sie fort, während ihre Augen noch immer auf das Zierband gerichtet waren. „Aber es ist eigentlich nicht wichtig, denn du bist kein Mitglied der Familie.“ Sie hatte das Band vier Mal um sein Handgelenk gewickelt und band es zu einem Knoten zusammen. Dann ließ sie seine Hand los. „Mag sein, dass du es für den dummen Aberglauben noch dümmerer Leute hältst, die jenseits der Zivilisation leben. Das könnte ich dir nicht einmal verübeln. Aber ich glaube daran und ich glaube ebenfalls daran, dass dieses Band dir Glück bringen wird. Vielleicht gerade in den Momenten, in denen dich kurz die Kraft oder die Aufmerksamkeit verlassen.“ Dann lächelte sie und ihr Lächeln wirkte ein wenig schwer und müde. „Und denk daran: Schnittwunden und Prellungen kann ich versorgen, das Einrenken von Schultern ist kein Problem und ich habe sogar schon einmal eine gebrochene Nase gerichtet. Aber lass dir nicht die Rippen brechen. In diesem Fall könnten weder das Band noch ich etwas für dich tun.“ Sie zwinkerte ihm zu und wandte sich dann an den Wachmann, der langsam ein wenig gereizt wirkte. „Ich danke Euch für Eure Geduld.“ Ein kleiner Knicks, dann war sie schon auf dem Weg zum Zuschauereingang und die Menschenmenge verschluckte sie binnen weniger Augenblicke.
    Geändert von Venhedis (04.12.2012 um 11:38 Uhr)
  7. #27 Zitieren
    Padma
    Gast
    Haleth folgte dem Uniformierten durch das Haus, eine Treppe hinunter und durch ein Gewirr von Katakomben die vor geschäftigen Leuten wimmelten. Während sie dahin gingen betrachtete er das rote Band um sein Handgelenk. Solveighs Worte schwebten ihm im Kopf herum.
    "...dass dieses Schmuckstück ihm den Weg zurück nach Hause weisen wird..."
    Nach Hause. So einen Ort kannte er schon seit langem nicht mehr. Aber Sol gab ihm mittlerweile ein Gefühl gebraucht zu werden und vielleicht sogar etwas von Geborgenheit. Auch wenn es nur noch für die kurze Zeit sein würde, bis sich ihre Wege trennten. Doch daran wollte er jetz nicht denken.
    Zumindest gefiel ihm das Armband. Er war normalerweise kein Freund von Schmuck, doch das schlichte Band begann ihm zu gefallen. Nur die Farbe hielt er für nicht gerade praktisch.
    Der Wachmann blieb vor einer breiten Tür im Kellergewölbe stehen und deutete hinein.
    "Hier sind die Unterkünfte der Schwertkämpfer. Meldet Euch dort drüben beim Übungsmeister."
    Haleth trat in den Raum in dem schon viele andere Duellanten warteten und sich vorbereiteten. Mit einem Nicken verabschiedete sich die Wache und kehrte auf seinen angestammten Platz zurück.
    Harlequin ging zu dem Mann der ihm gezeigt wurde. Er war groß und muskulös mit bulligem, kahlrasiertem Schädel.
    "Ah noch einer" sagte er und kam Haleth ein Stück entgegen.
    "Schwertkampf?"
    Haleth nickte.
    "Und dein Name?"
    "Bane."
    "Bane..." Der Übungsmeister durchbohrte ihm mit seinen wachen Augen.
    "Guter, starker Name" sagte er dann. "Hoffen wir, dass dein Arm es auch ist."
    Haleth musste lächeln.
    "Komm mit hier rüber" sagte der große Mann und führte ihm zu einem Tisch.
    "Zeig mir dein Schwert. Ich muss es auf Tuniertauglichkeit prüfen."
    Haleth zog seine zwei Dolche aus dem Gürtel und legte sie auf den Tisch.
    Der Waffenmeister schaute ihn kurz unentschlossen an, nicht wissend, ob er über diesen Scherz lachen sollte oder ob es Harlequin ernst war.
    "Ich sehe kein Schwert, Junge" sagte er dann.
    "Ich habe kein Schwert. Aber ich komme mit den beiden" er deutete auf die vor ihm liegenden Dolche, "sehr gut zurecht. Auch gegen Schwerter."
    Sein Gegenüber schnaubte amüsiert.
    "Das mag sein Kleiner, aber die Tunierregeln besagen, dass beim Schwertkampf - dem Duell mit dem Schwert - mit einem Schwert angetreten werden muss."
    Sie sahen sich beide einen Augenblick lang an, dann grinsten beide los.
    "Wenn es nach mir ginge, Junge, dann könntest du auch mit einem Angelhaken da rausgehen. Aber die feinen Herren wollen ein genormtes Turnei und da müssen wir kleinen Leute uns nach richten."
    Harlequin sah sich in dem großen Raum um. Alle anwesenden waren mit Schwertern ausgerüstet. Auch die abgerissensten Gestalten, die nach Haleth mutmaßungen ihre Waffe hätten pfänden müssen um überhaupt die 10 Orens Stargebühr stellen zu können.
    "Ich frage mich, wo einige hier ihre Waffen her haben" sagte Haleth.
    Der Waffenmeister lachte kurz.
    "Nun gut. Ich will mal nicht so sein. Du kannst dir ein Schwert aus meinem Bestand leihen."
    Haleth Gesicht hellte sich auf.
    "Aber ich kann es dir natürlich nicht ohne Gegenleistung geben. Du musst einen Pfand hinterlegen." Sein Blick fiel auf die beiden edlen Dolche die noch immer auf dem Tisch lagen.
    "Zeigt mir Eure Schwerter und wir werden einen passenden Pfand finden."

    15 Minuten später wirbelte Haleth ein gladiusähnliches Kurzschwert durch die Luft, dass man die Schneide in der Luft zischen hörte. Es war kein sehr elegantes Schwert, aber dafür war es kurz und lag gut in der Hand. Etwas was Harlequin mehr Vertrautheit gab, als so ein klobiges Bastardschwert, wie sie zur Zeit sehr beliebt waren.
    Jetzt hieß es warten bis das Tunier eröffnet und die ersten kämpfe bekannt gegeben werden würden.
  8. #28 Zitieren
    General Avatar von Seku
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    Seku ist offline
    "Heute schon?" Sie murrte, hatte sie sich doch noch Zeit erhofft, sich vorzubereiten; aber wenn es heute schon zum Anmeldeschluss kommen sollte, so, das konnte sie sich denken, hatten sie nicht allzu viel Zeit übrig. Zumalen es schon zur einiger Zeit vor achten Stunde geschlagen haben musste, wenn sie sich nicht irrte.
    "Warum hast du mir das nicht gleich gesagt?"
    Ohne große Umschweife machte sie sich daran, den Hof zu verlassen, dicht gefolgt von Nazar. Sie gingen durch die andere Gasse, in die so gut wie kein Licht drang und so schmal war, dass man kaum nebeneinander gehen konnte. Schließlich kamen sie in einer menschenleeren Seitenstraße an, und unvermittelt schienen ihnen die Sonnenstrahlen des Morgens mitten ins Gesicht. Ein Windchen fegte durch die Straße, wirbelte Blätter und Staub auf, ließ sie frösteln und den Mantel enger zuziehen. Gvalch'cawedd wusste, dass sie immer noch im Ghetto waren. Wusste auch, dass sie sich verirrt hatte, diese Seitenstraße nicht kannte, noch einen passenden kurzen Weg, der von hier aus aus dem Anderlingsviertel führte. Natürlich hatten sie die Möglichkeit, es auf einfachem, kurzen Weg auf der Straße zu verlassen; doch das Anderlingsviertel auf diesen Weg zu verlassen, war keine allzu gute Idee.
    Die Halbelfe biss sich auf die Lippen. Und ging einfach los.
    "Komm", sagte sie im Gehen zu dem Mann hinter oder neben ihr. Wo immer er auch war. "Wir wollen doch nicht versuchen, das Ghetto auf normalen Wege zu verlassen, nicht?"
    Spontan entschied sie sich für eine schlammige, finstere Gasse, die zu ihrer Rechten auf der anderen Straßenseite lag. Inständig hoffte sie, während sie die Gasse durchquerten, auf keine der Anderlingsbanden zu stoßen. Nicht in Begleitung eines Menschen.
    Sie stießen auf keine. Stattdessen, nachdem sie einem Wirrwarr von Abzweigungen gefolgt waren, fanden sie sich unweit der Hauptstraße wieder, der Hauptstraße, auf dem sich ein lauter, bunter Menschenstrom zielsicher den Weg bahnte. Gvalch'cawedd konnte sich denken, wohin; sie und Nazar schloßen sich ihr umgehend an, ließen sich Richtung Schloss und Turnier tragen. Es war unerträglich laut, stank wie die Hölle. Jeder Zweite oder Dritte schien am Turnier teilnehmen zu wollen, denn sie trugen die verschiedensten Waffen, seien es Hämmer, Dolche, Schwerter oder Forken. Sie wusste nicht so ganz, was man auf einem Turnier mit einem Hammer oder einer Forke wollte, aber das sollte nicht ihr Problem sein, denn das war ein anderes; die Menge wurde zusehends größer, und damit verbunden und zu Gvalch'cawedds Leidwesen, lauter, stinkender. Und wärmer - war ihr vorhin noch kalt gewesen, so schien sie nun, inmitten der Menschenmenge, geradezu zu schwitzen.
    Irgendwann ließ sich die Anmeldestelle sehen, und etwas später waren sie auch schon dort, auf dem Platz vor dem Tor. Ihr Gesicht hellte sich ein wenig auf, wurde aber mit einem Schlag wieder finster. Gut der Großteil des Stromes ging weiter durch den markierten Zuschauereingang, während ein trotzdem nicht kleiner Teil vor der Anmeldung zurückblieb und sich in vier Schlangen aufteile. Scheinbar unendlich lange Schlangen. Vor ihnen befand sich ein untersetztes Subjekt von der Breite eines Baumstammes; offensichtlich auch von demselben Material, denn es schien es amüsant zu finden, seinem Körper Gase entweichen zu lassen.
    Gvalch'cawedd atmete scharf ein und wieder aus, als der Baumstamm der Letzte vor ihnen war, umfasste instinktiv den Schwertgriff an ihrer Hüfte.

    "Der Nächste."
    Nervosität. Sie war nervös, zweifelte noch immer an den Erfolg des Plans Nazars.
    "Der Nächste, sag ich!"
    "Jaja." zischte die Halbelfe, wandte sich wieder um und trat an den Tisch. Vor ihr saß ein hagerer, hakennasiger Mann, mit einem winzigen Zwinker auf der faltigen Nase. Er hielt eine Feder in der Hand, tunkte sie in ein Gläschen Tinte und schenkte seine ganze Aufmerksamkeit dem Pergament vor ihm auf dem Tisch.
    "Katharina Zimmermann", log sie und kam ihm zuvor. "Schwertkampf."
    Der Mann schaute auf und musterte sie. Es war wohl nicht üblich, dass Angehörige des weiblichen Geschlechts an Turnieren teilnahmen, auch nicht jene mit Allerweltsnamen. Zu ihrer Erleichertung schob er sich den Zwinker, der heruntergerutscht war, wieder hinauf und fuhr fort.
    "Zehn Orens."
    Die Halbelfe befahl ihrem Begleiter wortlos mit einem Kopfnicken. Er öffnete einen Beutel, klaubte sorgfältig einige Münzen heraus und legte sie Stück für Stück vor das Pergament.
    "Gut gut...", sagte der Schreiberling trocken. Es raschelte, und der Mann holte eine Blume aus Papier hervor - eine weiße Rose - und drückte sie ihr in die Hand, gab ihr eine knappe Wegbeschreibung und deutete mit dem Kopf die Richtung. Dann senkte er seinen Kopf, Gvalch'cawedd und Nazar gingen weiter. Die Straße entlang und dann links, hatte er gesagt.
    Der Weg führte sie zu einer breiten Tür, vor der ein stämmiger Mann, die Arme verschränkt, Wache stand. Er sah die Papierrose, die die Halbelfe in den Mantel gesteckt hatte, nickte ihr zu. Und bemerkte zeitgleich Nazar.

    "Leute ohne Rose bleiben draußen."
    "Er ist mein Lehrmeister."
    "Leute - ohne - Rose - bleiben - draußen." wiederholte die Wache genervt, als müsste sie dies ständig tun. Gvalch'cawedd zuckte mit den Schultern, warf Nazar einen Blick zu. Ihr Begleiter schien einverstanden zu sein und ging, während der Wachmann der Halbelfe wortlos bedeutete, ihm zu folgen. Er führte sie durch ein Haus und schließlich in einen Keller, blieb bei einer Tür stehen und öffnete sie.
    "Der da hinten", er deutete mit dem Finger, der in einem Plattenhandschuh steckte, auf eine Person in dem Raum, "der da kümmert sich um euch Schwertkämpfer. Viel Spaß."
    Sie schob sich an der Wache vorbei und durchschritt den Raum, geradewegs auf den Waffenmeister zu. Er war ein wahrer Hüne, sah genauso aus, wie es jemand seiner Tätigkeit auch tun sollte. Als er sie sah, und sie vor ihm stehenblieb, richtete er sich auf und setzte ein Lächeln auf.
    "Bist du... Seid Ihr hier auch richtig?"
    Sie sah ihn nur eiskalt an.
    "Entschuldigt. Wir haben hier nicht oft... Frauen. Ihr heißt wie...?"
    "Katharina Zimmermann heiße ich." Sie löste die Schwertscheide vom Gürtel und hob den Säbel ein Stück hoch. "Schwertkampf." sagte sie. Der Mann nickte, streckte die Hand danach aus, wartete, dass sie ihm das Schwert gab. Sie tat es nicht; die Hände beider verharrten in der Luft.
    "Ich muss es prüfen, junge Dame."
    Gvalch'cawedd seufzte. Es musste wohl sein. Sie reichte ihm die Waffe; er nahm sie, zog das Schwert aus der Scheide und begutachtete es.
    "Hmm... Elfische Fertigung. Woher habt Ihr das?"
    Sie zuckte bloß mit den Schultern.
    "Ach, auch egal. Es erfüllt die Bedingungen." sage er, während er ihr es wieder reichte. "Das Turnier wird bald eröffnet. Wartet hier, wärmt Euch auf, was auch immer. Entschuldigt mich jetzt."
    Die Unterhaltung war beendet - der Waffenmeister hieß einen anderen Neuankömmling willkommen. Das interessierte Gvalch'cawedd herzlich wenig, sie schritt schon, den Säbel noch immer in der Hand, durch die Reihen der Turnierkämpfer, die entweder übten oder sich unterhielten.
    Nazars Plan hatte also tatsächlich geklappt. Bis jetzt, jedenfalls.
    Geändert von Seku (31.12.2012 um 19:48 Uhr) Grund: Korrektur, blaue Rose -> weiße Rose
  9. #29 Zitieren
    Frau General Avatar von Laren
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    Laren ist offline
    Als er vom Wagen abstieg, überlegte Radam einen Augenblick lang, ob er der jungen Frau des Anstands halber die Hand reichen und beim Absteigen helfen sollte. Doch er verwarf den Gedanken. Bereits bei der letzten höflichen Geste hatte sie schwerlich den Eindruck eines hilflosen Mädchens gemacht, das sich nach der Zuneigung eines edlen Ritters sehnte. Also beließ er es dabei und machte sich daran, sich um die Tiere zu kümmern.
    Laren schien es weder anders erwartet noch gewünscht zu haben. Den Umhang, den sie während der Fahrt ausgezogen hatte, warf sie sich wieder um die Schultern, obwohl es für einen Herbsttag recht mild war. Selbst für den dicken Wollmantel.
    -„Danke für die Einladung“ sagte sie, als sie den Wagen umging, von hinten heraufstieg und hinter der Plane verschwand. „Ich habe ebenfalls für Verpflegung gesorgt.“
    Radam fragte sich, ob sie misstrauisch oder nur vorsichtig war, denn sie hatte sein Angebot, sich an seinem Proviant zu bedienen, nicht wahrgenommen und begnügte sich stattdessen mit der eigenen Mahlzeit. Aber er fragte sie nicht danach und widmete sich seinem Essen, während die Tiere sich gierig auf das Wasser stürzten. Die junge Frau ging beim Essen neugierig umher und sah sich den kleinen Weiler an, an dem sie halt gemacht hatten. Die Holztür des großen zweistöckigen Gebäudes stand weit offen, aber es sah nicht aus als herrsche drin geschäftiges Treiben. Vielleicht war es auch nur viel zu früh am Tag. Niemand machte Anstalten herauszukommen und die Neuankömmlinge zu begrüßen.
    -„Wir kommen gut voran“ hörte Radam sie hinter sich reden, als sie an ihn heran trat. Er war ein wenig erstaunt, dass sie sich wohl endlich dazu durchgerungen hatte, sich auf eine längere Konversation einzulassen. „Wenn das Wetter so bleibt wie bisher, dürften wir schnell voran kommen. Als ich das letzte Mal in Wyzima war, hatte ich nicht so viel Glück. Der Frühling kann bisweilen grausamer sein als der Herbst.“
    Die Unterhaltung empfand der Ritter als angenehm, ganz gleich wie belanglos sie sein mochte. Ihm war es lieber, sie quasselte vor sich hin als schweigsam über ihrem geheimnisvollen Zetteln, Notizen und Büchern zu brüten. Mehr als einmal hatte er beim ersten gemeinsamen Kennenlernen das Gefühl verspürt, ihn würde eine sonderbare Aura umgeben. Selbst während der Fahrt meinte er einmal, es sei wieder Magie im Spiel, war sich allerdings nicht sicher. Und nicht immer wusste er genau, was da vor sich ging – die Frau einfach danach zu fragen wäre gewiss nicht die klügste Idee. Die banale Unterhaltung, die ganz ohne irgendein Kribbeln im Nacken oder ein sonderbar flaues Gefühl in der Magengegend vor sich ging, dieses simple Geplauder einer jungen Dame war erfrischend und vertrieb seinen Gedanken, er würde eine geheimnisvolle, gefährliche Hexe begleiten.
  10. #30 Zitieren
    Deus Avatar von Gleichgewicht
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    Verständlicher Weise war Gval nicht sehr erfreut, dass ihnen so wenig Zeit blieb. Nun, es war eine sehr spontane Eingebung gewesen, sie zu suchen und er konnte ja nichts dafür, dass er sie erst jetzt gefunden hatte. Er hob beschwichtigend die Hände.

    "Nun überstürze nichts. Ich wollte dir erst alles erzählen, damit du dich entscheiden kannst. Es war ja nicht meine Idee, dich aus der Stadt zu schmuggeln."

    Doch Gval hörte ihm kaum zu und setzte sich schon in Bewegung. Missmutig folgte der Assassine ihr. Immerhin kannte sie Seitengassen, in denen ihnen niemand auflauerte. Nazar folgte ihr und warf immer wieder einen Blick zurück oder an den Häusern hoch. Er musste ihr zugestehen, dass sie sich hier auskannte und sie geschickt durch das Viertel manövrierte. Dann ging es auch schon wieder zum Schloss. Nazar ließ sie mit ihren Gedanken allein, damit er selbst sich in Ruhe seine machen konnte. Das würde sicher alles in einem großen Desaster enden. Aber was sollte er tun, wenn er mehr über die Nacht im Gasthaus wissen wollte?

    Wie erwartet wollten viele an dem Turnier teilnehmen. Nazar wusste aber, dass mindestens die Hälfte abgelehnt werden würde. Die Teilnahmegebühr war recht hoch, eben damit nicht jeder Bauer auf das Gelände kam. Dias Geld, dass reine Zuschauer auf den niederen Plätzen zahlen mussten, war jedoch erschwinglich. So gaben viele der Bauern ihre primitiven "Waffen" an der Anmeldung ab und gingen zu den einfachen Holztribünen. Nazar würde nie verstehen, warum ein Bauer ernsthaft daran dachte, dass er vielleicht mit einem Dreschflegel bewaffnet das Turnier gewinnen konnte, um Ruhm zu ernten.

    Endlich waren sie an der Reihe. Im Gegensatz zu der Halbelfe blieb Nazar seelenruhig. Jede Auffällige Nervosität war hier ungut. Der Turnierverwalter hier am Anmeldestand musterte Gval misstrauisch. Eine Frau, eine halbe Elfe und eine unruhige noch dazu. Ein Blick zu Nazar genügte jedoch, dass er es unterließ, die Wachen zu rufen. Der Mann hatte kapiert, dass er auch sich damit unnötigen Ärger einbrocken würde. Nazar holte aus seinem Beutel wortlos 15 Orens und gab sie der Hakennase, der sofort verstand und das zusätzliche Bestechungsgeld mit einem gierigen Grinsen selbst einsteckte.

    "Katharina und ihr Mentor Nazar Mittburg."

    Der Meuchelmörder verbarg seine Identität nicht, auch wenn es hier nichts brachte. Sein Gegenüber nahm den Namen hin und wusste offensichtlich nicht, mit wem er es hier zu tun hatte. Auf den Weg zu den Unterkünften, fuhr Nazar Gval kurz an.

    "Was sollte das denn? Deine mangelnde Selbstbeherrschung hat mich 5 Orens mehr gekostet. Verhalte dich einfach normal. Du willst nicht fliehen, sondern das Turnier gewinnen. Klar?"

    Wie erwartet durfte er dann nicht mit in die Unterkünfte der Kämpfer. Er würde hier für weiteres Geld für ein schönes warmes Zimmer bezahlen, aber erst einmal einen seiner Kontaktleute innerhalb der Burg kontaktieren. Danach würde er sich unbehelligt unter die Kämpfer mischen können, um zumindest für einige Minuten kurz mit Gval spreche zu können.
  11. #31 Zitieren
    Ehrengarde Avatar von Venhedis
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    Sie hatte sich nicht mehr umgedreht. Am liebsten wäre sie losgerannt, aber das Gedränge war zu groß und so zwang sie sich langsam zu gehen, mischte sich zwischen die Menschen und fand kurz darauf den Eingang für die Zuschauer. Sie gehörte zum Pöbel und würde somit keinen Zutritt zur Südseite haben, wo die Loge für den König und sein Gefolge aufgebaut war, aber sie wollte so nah wie möglich heran, um einen Blick auf die Marionetten des bevorstehenden Festes zu erhaschen und womöglich Feodora höchstpersönlich in Augenschein zu nehmen. Sie hatte viel über sie gehört, und seit die Gerüchte um Levin und sie vor einigen Jahren zu kursieren begonnen haben, wusste sie mehr, als sie zu wissen sich je gewünscht hatte. Aber sie hatte sie nie zuvor gesehen. Sie hielt also nach einer Frau Ausschau, deren Schönheit ihr dazu gereichte in unzähligen Liedern und Gedichten Erwähnung zu finden. Goldenes Haar, eine elegante Silhouette. Das waren nur wenige brauchbare Anhaltspunkte. Solveighs Blick flatterte über die Frauen in den Zuschauerrängen: viele hatten blondes Haar, einige waren sogar schön. Aber keine von ihnen hatte das in sich, was Solveigh von einer Frau erwartete, die es zu einer besungenen Legende gebracht hatte. Missmutig überlegte sie, ob die Dichter und Sänger womöglich von ihrer künstlerischen Freiheit Gebrauch gemacht und Feodora in Tönen beschrieben hatten, die jeglicher Realität entbehrten. Aber dann rief sie sich zur Geduld. Die Loge des Königs war noch leer. Vielleicht sollte Feodora als eine der Beraterinnen des Königs erst zu einem späteren Zeitpunkt ihren Auftritt haben.

    „He, was stehst du hier herum? Willst du dich setzen? Wenn nicht, dann geh mir aus dem Weg!“
    Solveigh zuckte kurz zusammen und schaute in das Gesicht eines fremden Mannes, der offenbar an ihr vorbei wollte. Beschwichtigend hob sie die Hand und schob sich ein wenig weiter, immer weiter in Richtung Südtribüne, bis sie die rote Absperrkordel erreichte, die die Ränge der höheren Gesellschaft von denen der gewöhnlichen Bevölkerung abtrennte. Dann ließ sie sich neben einer drallen Frau nieder und lächelte ihr zum Gruß kurz zu. Sie saß und wartete, ließ ihren Blick durch die Menge schweifen, dachte kurz an Haleth. Ihr Haar war noch immer offen und breitete sich wärmend in ihrem Nacken aus. Es roch nach wie vor nach dem modrigen Dachboden, auf dem sie genächtigt hatte, und für einen kurzen Moment wünschte sie sich nichts sehnlicher, als ein warmes Bad. Sie würde in einem Zuber sitzen, die Beine in dampfendes Wasser getaucht, weit weg von Wyzima, weit weg von Thomaso, weit weg von dieser Burg und diesen Spielen und der Phiole und diesem wahnwitzigen Plan. Als die Klänge der Fanfaren aufbrausten ruckte ihr Kopf hoch und sie merkte, dass sie nicht weit weg war. Sondern mittendrin. Das Turnier wurde eröffnet.

    Foltest trat in Begleitung seines Gefolges in die Loge und das Publikum begrüßte ihn mit tosendem Applaus. Solveigh bewegte sich nicht. Sie musterte den König aus der Entfernung. Er wurde von drei Männern und einer rothaarigen Frau begleitet, die nicht Feodora sein konnte. Sie nahmen um den Sitz des Königs herum Platz. Als Nächstes würden die Teilnehmer des Turniers vorgestellt, aber dazu kam es nicht. Irgendjemand hatte entschieden auf diesen Bestandteil der Eröffnung zu verzichten, vielleicht weil es so viele Freiwillige gab, vielleicht weil auch viele ohne Rang und Namen darunter waren, so dass man sich die Mühe ersparen wollte. Man ging sofort dazu über, die Regeln des Turniers zu verlesen und verkündete die erste Disziplin: das Bogenschießen. Solveigh war dies recht. An den Bogenschützen war sie nicht interessiert und so konnte sie weiterhin die Zuschauerränge mit den Augen absuchen und sich auf die königliche Loge konzentrieren. Wenn alles nach Plan verlief, würde sie diesen Menschen noch heute von Angesicht zu Angesicht begegnen – und sie wollte bereits im Voraus so viel über sie in Erfahrung bringen, wie nur möglich war. Jede Geste, jedes Zeichen von Freude oder Gereiztheit – alles, was auf die Entfernung überhaupt zu beobachten war.

    Noch während die ersten Bogenschützen ihre Pfeile an die Bogensehnen legten, entdeckte sie sie: weißer Pelz säumte ihre indigoblaue Houpelande und es fehlte lediglich das Schapel, um das Bild eines riesigen Ballsaals vor dem geistigen Auge des Betrachters auftauchen zu lassen, in dessen Mitte Feodora thronte. Wie hatte sie diese Frau übersehen können? Sie saß nicht in der Loge, jedoch zentral auf den besten Rängen der Südseite, und Solveigh konnte ihr Gesicht lediglich im Profil erkennen. Während die Menschen um sie herum klatschten und ihre Favoriten anfeuerten, saß Feodora kerzengerade zwischen ihnen und reckte stolz das Kinn, die Hände anmutig im Schoß gefaltet. Das Einzige, das sich an ihr bewegte, war ihr Haar von der Farbe reifen Weizens, welches vom Wind umspielt wurde. Blinzelte sie überhaupt? Sie musste blinzeln. Solveigh schluckte. Plötzlich verstand sie, warum Levin ihr verfallen war und sie verstand genauso, weshalb er sie nun fürchtete. Er hatte sich dieses eine Mal mit der falschen Frau eingelassen, hatte den großen Fehler begangen sie zu demütigen und verbrachte seitdem vermutlich viele nie enden wollende Nächte, in denen er sich abwechselnd selbst verfluchte und vor Angst kaum in den Schlaf fand. Vielleicht hatte Feodora eine Phiole mit seinem Atem. Vielleicht auch nicht. Aber selbst wenn diese Geschichte nur erfunden war, wirkte diese Frau doch so, als hätte sie andere Mittel und Wege, um ihre Feinde zu quälen. Levin tat gut daran in aufmerksamer Furcht zu Leben. Solveigh lächelte. Sie fühlte sich dieser Frau mit einem Mal sehr verbunden. In diesem Moment drehte Feodora den Kopf und blickte in ihre Richtung. Solveigh konnte nicht erkennen, ob sie direkt sie anschaute, oder einen Punkt hinter ihr fixierte, aber sie zwang sich nicht wegzusehen und nickte der Frau kurz zu. Feodoras Gesicht blieb unbewegt, aber sie nickte zurück und wandte dann den Blick wieder zur Arena. Sie hatte sie also angesehen. Ein Schauer durchlief Solveighs Körper – es mit Feodora aufzunehmen würde kein Kinderspiel werden, und sollte etwas schief laufen, so würde sie mehr als nur ihren Atem verlieren, dessen war sie sich nun sicher.

    Nach einer knappen Stunde stand der Sieger unter den Bogenschützen fest und wurde von großen Worten und tosendem Applaus umspült. Die Kälte in Solveighs Knochen war immer noch nicht gewichen und sie hatte Mühe, sich auf das Spektakel in der Arena zu konzentrieren. Erst, als die Disziplin des Schwertkampfs ausgerufen wurde, sammelte sie sich und starrte abwärts zum Kampfplatz. Ihr Herz schlug bis zum Hals, während sie ihre Finger in ihren Umhang krallte und darauf wartete, dass die Kämpfer auf die Bühne geführt wurden. Aus den Augenwinkeln sah sie, dass Feodora wieder ihren Kopf gedreht hatte und sie musterte. Solveigh fühlte sich ertappt. Sie seufzte. Es würde bei Gott kein Kinderspiel werden.
  12. #32 Zitieren
    Burgherrin Avatar von Shanea
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    Caria • »Die Bitte von Matthias«

    [Bild: avatar137882_4.gif]
    Sie war leicht überrascht über das gute Benehmen von Matthias. Denn meist sahen die Männer doch auf sie herab. Oder sie nahmen sie nicht ernst und machten sich lustig über sie. Dieser Matthias hingegen betrachtete sie scheinbar nicht wie dummes Mädchen, das versucht einen Laden zu führen, sondern behandelte sie wie eine Lady aus gutem Hause. Nun, was ja auch nicht gelogen wäre, denn sie war aus gutem Hause. Aber das spielte keine Rolle. Sie wollte nicht, dass es eine Rolle spielte und schob jeden Gedanken an ihre Vergangenheit vor ihrem Treffen mit dem Greisen zurück in die Vergessenheit. Eine leichte Röte stieg ihr ins Gesicht, als er ihre Hand ergriff und einen Kuss auf ihre Knöchel hauchte.

    »Madam, Ihr seid sehr zuvorkommend und ich danke für die nette Begrüßung zu so früher Stunde. Ja, ich bin Matthias Lauenstein. Und es stimmt, dass wir eine Faktorei hier in Ban Ard betreiben.«, lautete seine Antwort auf ihre neugierige Frage.
    Ein gut aussehender Mann, schoss es ihr durch den Kopf. Wohl zehn Jahre jünger als mein Bay, vermutete sie beim genaueren Betrachten des Mannes. Ein Mann mit Benehmen und aus einer guten Familie. Wenn ihr Herz nicht schon vergeben wäre, so wäre Matthias keine schlechte Partie für sie gewesen. Unwillkürlich fragte sie sich, ob er verheiratet war. Schnell wischt sie den Gedaken beiseite und schenkt seinen weiteren Ausführungen ihre Aufmerksamkeit.
    »Da Ihr einen guten Einfluss auf meinen Freund habt, hätte ich eine Bitte. Er muss zurück in ein geordnetes Leben, weg von diesem Trübsal hin zu einer soliden Aufgabe. Mit der bin ich beauftragt. Die größte Hilfe, wenn Ihr es vermögt, wäre zuerst ihn von seiner Rüstung loszueisen. Denn er hat sie absichtlich verbeult und sie bietet keinen Schutz. Hier gibt es gute Schmiede und ich könnte aus der Faktorei schon das eine oder andere beisteuern, damit er dieses Blechding erneuern lässt.« Er machte eine kurze Pause. »Es sollte ja auch in Eurem Interesse sein, wenn sein Leib besser geschützt ist, denn er weicht nicht so schnell einer Gefahr aus!«
    Sie musste bei den Worten schlucken und ließ den Blick vorsichtig in Richtung Tür gleiten, sie wollte sichergehen, dass Bay noch nicht wieder da war oder dabei war, herein zu kommen.
    Ser, Ihr lieg recht in den Annahme, dass er mir – viel bedeutet. Ich weiß zwar nicht, was in seinem Leben schief gelaufen ist. Eigentlich weiß ich so gut wie nichts über ihn …“, sie gestand sich und vor allem auch Matthias dies ein. Sie wusste nicht weshalb, aber sie vertraute diesem Mann instinktiv. Aber ich möchte ihm helfen, das wollte ich damals und daran hat sich nichts geändert.
    Sie stockte und schaute erneut zur Tür bevor sie Matthias wieder tief in die Augen sah.
    Bitte, könnt Ihr mir erklären, was ihn dazu bewegen sollte, seine Rüstung zu verbeulen?
    Ein Schaudern lief über ihren Rücken, als sie daran dachte, was hätte passieren können. Wenn sie ihn nicht zum Fliehen überredet hätte, so hätte er nicht nur gekämpft, sondern wäre vermutlich auch verletzt worden. Diese Rüstung hätte ihn nicht beschützt.
    Schnell wischte sie sich über die Augen, bevor ihnen eine Träne entwischen konnte. Stark bleiben, es ist nichts passiert, redete sie sich ein.

    Bevor sie eine Antwort bekommen konnte, ging die Ladentür auf und Bay kam herein gestapft. Obwohl sie es besser gewusst hatte, fiel ihr ein Stein vom Herzen, ihn heil zu sehen. Sie löste sich von Matthias los und eilte besorgt auf den durchfrorenen Ritter zu. Leise fragte sie ihn, ob alles in Ordnung sei. Bays Antwort wurde von Matthias Worten übertönt, der ihn fragte, was sie tun wollten. Ebenso sprach er die Wärme an, und wie Schuppen fiel es ihr von den Augen. Sie fühlte sich schlecht, dass sie so eine miserable Gastgeberin war.
    Verzeiht, gebt mir Eure Mäntel und geht doch bitter derweil in mein Arbeitszimmer, dort kann man sich besser unterhalten, und wir stören die Kunden dann nicht!“, bat sie die beiden Herren. Sie streckte einen Arm aus und wartete, dass sie ihr deren Mäntel gaben und voran gehen würden. Hinter den Rücken der beiden warf sie Anok einen beschwörenden Blick zu, dass er sich erst mal um das Geschäft kümmern sollte und sie nicht gestört werden wollen.
  13. #33 Zitieren
    Deus Avatar von thefilth
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    thefilth ist offline
    Dhuaine schlief schlecht und unruhig. In seinen Träumen rannte er hinter schemenhaften Schattenwesen her, nicht in der Lage sie einzuholen, da sie mit jedem Schritt, den er auf sie zumachte, ein wenig mehr vom Wind weggefegt wurden. Später fand er sich in einem Raum wieder, wo eine gesichtslose Gestalt vor ihm stand. Er spürte dass sie sein Ziel war und ging auf sie zu. Doch sobald er in ihre Nähe kam, blickte ihn ein alter, bärtiger Mann an, der zu Asche zerfiel.


    Und so wachte er am Morgen auf. Der Himmel war noch grau und die Strassen nahezu leer. Er legte sich wieder auf sein Bett und starrte die Decke an. Machte es Sinn nach Wyzima zu gehen? Selbst wenn dort nicht die gesuchte Person leben würde, könnte er dort schnelles Geld machen und Informationen einholen. Er kannte einige alte Kameraden, die nach dem Krieg einiges an Macht gesammelt hatten. Und ihm noch etwas schuldeten. Ausserdem war es wahrscheinlicher, in Wyzima ein Schiff zu den Skelligen Inseln zu finden, als in Bremervoord oder Kerack. Und er hatte erst recht keine Lust nach Verden zu marschieren.
    Und das leitete ihn zu seiner nächsten Frage: Sollte er den Elfen mitnehmen? Sein Säbel war von der Sorte, die er öfters bei Schiffssöldnern und Maaten gesehen hatte. Allerdings war ein Elf in Wyzima immer ein Quell von Problemen. Aber er war ihm nicht gänzlich unsympathisch und schien in Kämpfen nicht völlig unbeholfen zu sein – wenn er nicht gerade gefesselt war oder sich einbildete, gütig sein zu müssen.


    Ruckartig erhob er sich. Das ausbleibende Ziehen in seinem Kopf erinnerte ihn daran, dass er den Alkohol öfter genoss, als ihm gut war – oder dass er begann zu vergessen, was Schmerz ist. Also bewaffnete er sich und ging in Hefaisitions Zimmer, um ihn zu wecken. Als sich der Elf aufsetzte, registrierte Dhuaine amüsiert, dass sein Gegenüber die Nachwirkungen ihres abendlichen Besäufnisses noch spürte. "Irgendwelche Pläne für heute?" - „Ich werde sobald wie möglich in Richtung Wyzima aufbrechen. Wenn ihr wollt könnt ihr mich begleiten. Wenn nicht, bedanke ich mich für eure Hilfe in Dreiburg und wünsche euch viel Glück auf euren Wegen. Sie sollten euch allerdings aus La Valette führen, es dauert nicht mehr lang, bis die Gewalt auch hier Einzug hält.



    Dhuaine drehte sich um und ging in die Schänke, wo er Frühstück für sich bestellte. Wieder nahm er den Brief aus seinem Mantel und las ihn.
  14. #34 Zitieren
    Halbgott Avatar von Arturas
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    [Bild: 9XBhDPuAva_W2RPG_Baywryn.png]

    Um die Schultern war der Mantel tatsächlich schwer geworden aber es fiel dem Heckenritter nicht gleich auf erst als Caria nachfragte. Matthias tat das selbe und ging in die Richtung des Arbeitszimmers wo die Gastgeberin drauf hingewiesen hatte. Zum Glück war sein Freund vor ihm und er musste keinen Blick von hinten ertragen mit der Frage woher er Caria denn kannte.
    Das Arbeitszimmer war schlicht aber trotzdem gut ausgestattet. Einen der drei Stühle beanspruchte Baywryn für sich und setzte sich nieder. Beim hinsetzen kniff die Rüstung ein Stück seiner Haut ein und der alte Mann gab ein kleines Wehklagen von sich. Matthias starrte ihn mit offenen Augen an, doch der Heckenritter gab ein Zeichen das alles in Ordnung sei. Caria war noch nicht zu ihnen ins Zimmer gekommen und Bay nahm an sie gab noch ein paar Anweisungen zu ihrem kleinen Helfer. Vorsichtig lehnte er sich zu Matthias um ihn etwas zu fragen. Doch bevor er ihn fragen konnte kam die hübsche Frau ins Zimmer und setzte sich vor die Herren. Ein leicht sorgenvoller Blick gleitete auf den Heckenritter von ihr aus und er wusste nicht was er damit anfangen sollte und lächelte ihr freundlich zurück. Sein Blick ging auf Matthias und er schaute auch komisch auf ihn.
    "Hab ich irgendwas im Gesicht?", fragte Bay und wischte sich instinktiv das Gesicht ab.
    Das war aber nicht das was Matthias wissen wollte, er schaute ihn immer noch an."Ah...zu deiner Frage richtig. Nun da wir die Bücher abgeliefert haben, nun dann können wir unser Ziel weiter verfolgen", sagte er. Sein Blick fiel auf Caria. "Nur weiß ich nicht ob du mit dabei sein willst, es ist keine schöne Arbeit".
  15. #35 Zitieren
    UnbestrittenerSchlaumeier  Avatar von Butterkugel
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    Butterkugel ist offline
    Als Caltha erwachte hatte die Sonne den Frühnebel bereits vertrieben, trotzdem schien es in ihrer Kabine nicht heller werden zu wollen, was die Zwergin aber keineswegs störte. Ihre Augen sahen auch mit wenig Licht immer noch gestochen scharf.
    Ganz nach dem Klischee ignoranter Menschen und Elfen, die immer noch glaubten, Zwerge verbrächten den größten Teil ihres Tages in dunklen Stollen, um den Bergen ihren letzten Krumen Gold abzuluchsen und könnten deswegen selbst im tiefsten dunkeln hervorragend sehen.
    Caltha hatte noch nie einen Stollen von innen gesehen, aber sie musste keine Kerze anzünden um zu erkennen, dass Woris Hängematte leer war. Sie seufzte wohlig. Wori konnte, wenn er wollte, ein hervorragender Gesellschafter sein, aber direkt nach dem aufstehen wollte sie meist ihre ruhe haben.
    Norbert immer noch etwas träge, genoss seine ausführliche Guten -Morgen - Krauleinheit.


    Als Caltha ihre Kabine verließ, herrschte auf dem Schiff bereits rege Betriebsamkeit. Jeder schien irgendeiner Aufgabe nachzugehen, deren Sinn sich Blume meistens nicht erschloss. Es schien alles reibungslos zu funktionieren, wie bei einer großen Maschine, in der ein Zahnrad automatisch in das dazupassende griff, sinnierte sie.

    Seit sie mit Wori unterwegs war, kannte sie aber auch das unbehagliche Gefühl, dass sich nun mal wieder in ihrem Magen breit machen wollte. Sie stand außen vor. Man versuchte höflich zu sein, sicherlich. Gnädige Dame hier, wertes Fräulein dort, aber die Gespräche verstummten, sobald sie in die Nähe kam.
    Resignierend zuckte Caltha mit den Schultern.
    Sie suchte keine Freunde, sie kam ganz gut allein zurecht, beziehungsweise alleine mit Wori, verbesserte sie sich, aber sie war der gesellige Typ. Sie war gut im Eisaufbrechen, sehr gut, aber manchmal wurde sie dessen überdrüssig. Immer wieder neue Orte, neue Menschen in immer anderen sozialen Gefügen.

    Kritisch beäugte sie die Situation. Ja auch hier, die Gespräche verstummten, die Blicke schienen vorsichtig, nein misstrauisch. Aber da war noch mehr, dass Caltha nicht so recht einzuordnen vermochte. Sie spürte regelrechten Hass. Ein kalter Schauer lief ihr den Rücken entlang. Sie schüttelte sich.
    Nun es ist allgemein bekannt, dass Seeleute ein ganz eigenes Völkchen sind. Kein Wunder, verbrachten sie doch die meiste Zeit nur untereinander, eingesperrt auf engstem Raum, ohne die Möglichkeit auszubrechen. Den Zusammenhang zwischen Freiheit und zu See fahren, wie er in vielen romantschen Geschichten bis zum erbrechen heraufbeschworen wird, hatte sie noch nie verstanden. Für sie glich ein Schiff einem Gefängnis, mit dem einzigen Unterschied, dass sich die Leute hier freiwillig einkerkern ließen.

    Sie machte sich auf die Suche nach Wori.
  16. #36 Zitieren
    Padma
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    "Wenn euer Name aufgerufen wird, hievt ihr eure Ärsche in die Arena." rief der Waffenmeister über den aufgeregten Tumult der Kämpder hinweg.
    Soeben war die Disziplin des Schwerkampfes ausgerufen worden und die Kontrahenten funkelten sich böse an, rasselten mit ihren Waffen, überprüften klappernd ihre Rüstung oder grunzten sich Drohungen zu.
    Der Waffenmeister hatte sich an einen der zwei Eingänge zur Arena aufgebaut und brüllte nun die Instruktionen für den Wettkampf über die Köpfe der Kämpfer hinweg.
    "Das erste was ihr draußen tut, ist vor die Loge treten und Foltest in Form eines Kniefalls die Ehre zu erweisen. Solltet ihr das nicht tun, stehen eure Chancen schlecht im Falle einer Niederlage den Ring lebendig zu verlassen."
    Er sah prüfend in die Menge.
    "Habt ihr das kapiert?"
    Einige murmelten etwas, andere nickten knapp. Der Großteil des Pulks setzte seine Tätigkeit ohne Reaktion fort.
    "Foltest, und nur Foltest tötet in diesen Kämpfen. Das bedeutet ihr Kämpft bis einer von euch aufgibt oder kampfunfähig ist. Sobald das der Fall ist, wartet der Sieger auf Foltests Anweisungen. Wenn ihr wieder hier unten seid, schaut ihr auf die Tafel, wer euer nächster Gegner sein wird.
    Und jetzt raus mit den ersten beiden!"


    Und so nahmen die Kämpfe ihren Lauf. Wie sich heraus stellte kämpften vorerst nur Rang- und Namenlose mit weißer Rose. Träger von blauen und roten Rosen hatten sich mit ihrem Rang und Geld bereits in die nächsten Runden eingekauft.

    Das Publikum schien draußen gut unterhalten zu werden. Der Lärm drang bis in die Katakomben, in denen die wartenden Kämpfer saßen. Bisher hatte es noch keine Toten gegeben und alle Duellanten kamen mehr oder weniger zerbeult wieder in die Kämpferräume.

    Nach einer halben Stunde hörte Harlequin wie der Tunierherold den Kampf Bolt Krapfhäuser gegen Bane angekündigte.
    Erst nach einigen Sekunden erinnerte sich Haleth, dass er damit gemeint war.
    Er sprang auf und lief den heller werdenen, leicht ansteigenden Gang zur Arena hinauf.

    Das Licht blendete ihn kurz und der Lärm der Zuschauer drang auf ihn ein, so das er kurz inne halten und sich orientieren musste.
    Sein Gegner wartete bereits vor der königlichen Loge auf ihn.
    Während Harlequin durch die Arena auf Foltest zuschritt, ließ er seinen Blick über die lärmende Menge schweifen in der Hoffnung Solveigh in der Mege zu finden.
    Er hatte sie nicht entdeckt als er vor der Loge stand und so senkte er den Blick und beugte das Knie.
    Nach drei Sekunden erhob er sich wieder, nur um zu sehen, das Foltest sich mit einem Mann unterhielt und dem Geschehen in der Arena scheinbar keine Beachtung schenkte.

    Der Herold forderte die Kontrahenten auf ihre Positionen einzunehmen, dann gab er den Kampf frei.
    Haleths Gegner war ein stämmiger Mann mitte 30 der einen Anderhalbhänder von über einem Meter Länge führte.
    Der Kampf begann. Und die Sittuation veränderte sich mit einem Schlag.
    Die Zeit verlangsamte sich, der Lärm verebbte ins Nichts obwohl die Menge weiterhin auf den Rängen tobte. Harlequin stand da und hörte nichts als seinen langsamen Herzschlag.
    Sein Gegner deute dieses kurze Zögern als Unsicherheit und stürmte mit erhobenem Schwert, brüllend aud Haleth zu.
    Wie in Zeitlupe kam er näher und jeder seiner schweren Schritte wirbelte Staub auf.
    Harlequin stand noch immer reglos da, als seine gener schon die Hälfte des Weges zu ihm hinter sich gebracht hatte und wie ein Nashorn auf ihn zudonnerte.
    Und dann, dann breitete Haleth seine Arme weit aus und sein Mantel fiel wie flüssiges Pech in den Staub zu seinen Füßen. In einer flüssigen Bewegung zog er sein kurzes Schwert aus der Scheide. drehte sich in einer engen Pirouette um dem heransausenden Schwert seines Kontrahenten auszuweichen, sprang in die Luft und rammte den breiten Knauf seiner Waffe einmal wuchtig gegen die Schläfe seines gegners, der sich immernoch im Angriffssprint befand.
    Augenblicklich brach der Angreifer zusammen und er und Haleth landete zeitgleich wieder auf dem Boden. Harlequin auf den Füßen, seine gegner auf dem Gesicht. Und mit dem Ende dieser Bewegung fand auch die Zeit ihren gewohnten Rythmus wieder und der Lärm der Menge spühlte wieder über ihn hinweg.
    Haleth sah zu Foltest, der ihn ausdruckslos anblickte. Dann nickte er kaum merklich und machte ein Zeichen zum Herold.
    "Und der Sieger iiist BANE!" brüllte dieser dann und notierte etwas auf einer Schriftrolle.
    "Schafft ihn hier raus" rief er dann zwei Soldaten zu und deutete auf den bewusstlosen am Boden.

    Haleth hob seinen Mantel auf, und kehrte zurück zu den Kämpferunterkünften.
    Er wurde das Gefühl nicht los, dass er einen so leichten Sieg nicht so schnell noch einmal erringen würde.
  17. #37 Zitieren
    Deus Avatar von thefilth
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    thefilth ist offline
    Ich denke in Wyzima wird das Wetter unser geringstes Problem sein.“ Radam strich sich über die Nasenwurzel und versuchte damit seine Kopfschmerzen zu bändigen – erfolglos. Er war allgemein schon anfällig für Orchester von Hämmern, kreischenden Nägeln und krachenden Wagenrädern in seinem Schädel, dieses magische Bohren und sein stures Abwehren machten es nicht besser. Er rief Amôn, die langgestreckt am Wegrand lag, zu sich. Die Hündin erhob sich träge und trabte auf ihn zu, während hinter ihr eine Wühlmaus ihren Kopf aus ihrem, bis vor kurzem durch einen Hundeleib verschlossenen Wohnloch und fiepte verärgert.

    Währenddessen dachte Radam nach. Wie hatte Sweta gesagt? „Zauberinnen sind meist weder so dunkel wie sie gemalt werden, noch so böse wie sie sich selbst zeigen.“ Er sollte langsam seine Verteidigung sinken lassen. Sollte sie ihn angreifen hatte er immer noch seinen grössten Trumpf. Also warf er Amôn ein Stückchen Schinken zu, das noch im Flug im Mund der plötzlich nicht mehr ganz so müden Hündin verschwand. „Ihr habt übrigens noch nicht gesagt, was ihr genau wo in Wyzima machen wollt. Eventuell sollten wir die Route daran anpassen.“ Mit einigen Handgriffen packte er seine Verpflegung zusammen, unter dem schiefen Blick seiner Hündin.
  18. #38 Zitieren
    Burgherrin Avatar von Shanea
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    Caria • »Gespräch im arbeitszimmer«

    [Bild: avatar137882_4.gif]
    Die beiden Männer waren ohne zu murren ins Arbeitszimmer gegangen, natürlich erst, nachdem sie ihr ihre Mäntel gegeben hatten. Sie folgte den Kriegern nicht sogleich, schließlich war sie nich beladen mit den Mänteln. Sorge hatte die Oberhand über ihre Gefühlswelt und auch über ihren Gesichtsausdruck erlangt. Tiefe Furchen hatten sich in ihre Stirn gegraben. Das unverhoffte Auftauchen von Baywryn, sein Liebesgeständnis und nun dies von Matthias. Was hatte dies alles nur zu bedeuten? Sie verstand es nicht, und hoffte, dass sie gleich ein paar Erklärungen und Antworten erhalten würde.
    Sie ging hinter die Theke ihrer Buchhandlung und hängt die Mäntel an einen dafür vorgesehenen Haken.
    „Übernimm doch bitte den Laden. Ich habe geschäftliches mit den beiden Herren zu erledigen.“, bat sie Anok, der nur nickte und seiner Arbeit weiter nachging. Sie selbst atmete einmal tief durch und strich mit beiden Händen über den Stoff ihres Kleides, um ihn zu glätten. Bereit für alles, was da kommen möge, ging sie zielstrebig ins Arbeitszimmer und zog die Tür hinter sich zu. Es verlangte ihr viel ab, Bay keinen Blick zu zu werfen. Aber sie wollte nicht zu viel verraten. Sie kannte Matthias nicht, bis auf sein Verhältnis zu Bay und den Familiennamen Lauenstein, der für ein erfolgreiches Handelsnetzwerk stand, und somit einen mehr als nur guten Ruf besaß. Sie schritt um sie herum und setzte sich hinter dem Schreibtisch auf ihren Stuhl und sah die beiden an. Matthias musternd und abwägend und ihren Bay einfach nur besorgt.
    Bays Blick dagegen huschte immer zwischen ihnen hin und her. Sein Versuch – oder war es überhaupt einer – lustig zu sein, indem er fragte, was er im Gesicht habe, und es sich dann abzuwischen, den fand sie überhaupt nicht komisch. Im Gegenteil, es stimmte sie etwas traurig und zustande kam ein seltsam verzehrtes Lächeln, das sehr traurig und voller Sorge war.

    "Ah...zu deiner Frage, richtig. Nun, da wir die Bücher abgeliefert haben, nun dann können wir unser Ziel weiter verfolgen.", sagte er. Sein Blick wanderte zu ihr herüber. "Nur weiß ich nicht, ob du mit dabei sein willst, es ist keine schöne Arbeit."
    Ihr Blick huschte nun selbst zu Matthias herüber, er war fragend und wollte wissen, ob jenes Ziel etwas damit zu tun hatte, was er ihr gegenüber angedeutet hatte. Sie war sich nicht sicher, glaubte aber ein kaum merkliches Nicken bei ihm zu sehen. Kurz schlug sie die Augen nieder auf ihren Schoß, wo ihre Finger ineinander verschränkt lagen. Mitkommen, wohin? Sie hatte ein Haus und den Laden hier. So einfach konnte sie doch nicht einfach gehen und alles hinter sich lassen, auch wenn sie es sich wünschte. Ein dicker Kloß hatte sich in ihrem Hals gebildet, als sie wieder ihren Blick hob und Baywryn damit fixierte.
    Wenn ich nicht mitkomme, heißt das, du verlässt mich wieder?“, fragte sie. Ein Gedanke, den sie ganz unerträglich fand. Ein zweites Mal, würde sie nicht überstehen können.
    Sie wartete, aber sie bekam keine Antwort.
    Was soll das für ein Ziel sein, dass ihn mir wieder wegnimmt?“, fragte sie nun direkt Matthias. Sie saß aufrecht da und starrte ihn an. Sie wollte Antworten haben, und am besten ausführlich.
  19. #39 Zitieren
    Deus Avatar von Gleichgewicht
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    Hätte Solveigh genauer hin geschaut, sie hätte vielleicht Nazar auf den Rängen entdeckt. Er hatte sich mit einigen adeligen Gönnern hier unterhalten, die er gut kannte und sich einen Notfallplan zurecht gelegt. Auch wenn er darauf vertraute, dass Gval ihre Sache durchzog.

    Da er im Moment sonst nichts weiter tun konnte, saß er auf einer Tribüne, von der aus er gute Sicht hatte. Erstaunt stellte er fest, dass Harl auch hier war. Was wollte er hier? Der Assassine würde sich nach den Kämpfen mit ihm unterhalten müssen.
  20. #40 Zitieren
    General Avatar von Seku
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    Die Menge der Zuschauer grölte voller Empörung. Gvalch'cawedd stand da, die Schwertscheide mit dem Säbel in der linken Hand. Ihr Kontrahent war vor der Loge des Königs niedergekniet, stand jetzt auf und betrachtete sie mit einer Mischung aus Verwunderung und Verachtung. Sie hatte nicht das Haupt vor Foltest geneigt. Der Waffenmeister hatte immerhin nicht gesagt, dass man es tun müsse - also sah sie auch keine Notwendigkeit darin. Sie hob den Kopf und sah hinauf in die Loge; der König betrachtete das Geschehen in der Kampfgrube ohne jede Regung im Gesicht, schien sich nicht sonderlich dafür zu interessieren, zumindest noch nicht jetzt. Auch gut.
    In die Kampfgrube waren die Halbelfe und ihr Gegner geeilt, als man ihre Namen verlauten ließ; sie selbst gegen einen gewissen Ruprecht Kerzengießer. Gvalch'cawedd und ihr Kontrahent musterten sich, als sie beide die markierten Startpositionen einnahmen. Jetzt, da sie ihn betrachtete, fiel ihr auf, dass er zwei, vielleicht drei Jahre älter war als sie, mit einem Bartfläumchen, dass wohl erst vor kurzem zu sprießen begonnen hatte. Er hatte im Großen und Ganzen die Form und Proportionen einer etwas dickeren Bohnenstange mit Extremitäten, nicht sonderlich kräftig - trotzdem machte sie nicht den Fehler, einen Gegner ob seines Erscheinungsbildes zu unterschätzen. Das hatte sie lernen müssen. Auserdem ließ es ihr Stolz nicht zu, gleich den ersten Kampf zu verlieren.

    "Käääämpfer!" rief plötzlich der Herold, riss die Halbelfe aus ihren Gedanken, als hätte man sie in kaltes Wasser geschmissen. "Beginnt!"
    Sie schlug die Kapuze zurück, öffnete die Fibel und warf den Mantel zu Boden. Indes zog Ruprecht seine Waffe, ein Breitschwert - sie tat es ihm gleich, ließ die Schwertscheide auf den Mantel fallen. Gvalch'cawedd hob den Säbel, er hielt sein Breitschwert vor sich. Dann gingen sie näher aufeinander zu.
    Zunächst... nichts. Und dann ging es los.
    Die etwas dickere Bohnenstange mit Extremitäten hob die Waffe hoch, beide rannten aufeinder zu. Sie aber, ein paar Schritte vor Ruprecht, blieb aprubt stehen, schlug ihm unmittelbar darauf mit dem Schwung des Laufs die flache Schwertklinge auf die Brust, dass es ihn niederriss und in den Sand der Grube warf.
    Die Menge grölte.
    Da sprang sie zurück, er rappelte sich sofort wieder auf, und dachte wohl nicht daran, zu verlieren. Er unterließ es, nochmals blind auf sie zuzurennen, sondern ging langsam und bedacht auf seine Gegnerin zu. Sie wich nicht zurück, erwartete seinen Angriff - und der kam. Ruprecht war schon bei ihr, hieb mit dem Breitschwert auf sie zu. Die Halbelfe parierte mit schräg gehaltenem Säbel, wich sofort danach zurück. Ihr Gegner hieb erneut zu, holte noch weiter aus, traf wieder auf die Klinge des Säbels. Gvalch'cawedd wich erneut zurück, erwartete den nächsten Angriff. Längst schon hatte sie einen Plan gefasst. Die Bohnenstange lehnte sich ein Stück nach hinten, holte aus, wie es weiter nicht gehen könnte, wollte den Widerstand seiner Gegnerin mit diesem einen wuchtigen Schlag brechen.
    Da, als sie gleich einer Schlange vorschnellte, sah sie in seinen Augen, dass er erkannt hatte. Erkannt hatte, dass er einen Fehler gemacht hatte.
    Die Halbelfe schlug ihm den Schwertknauf mit voller Wucht ins Gesicht, dass man geradezu das Aufplatzen der Lippe und das Brechen der Nasenknorpel hörte. Er schrie. Sie schlug noch einmal zu, und er fiel mit dem Rücken zu Boden. Ruprecht jammerte, fasste sich an die Nase und stöhnte, mit einem letzten erbärmlichen Versuch, die Waffe, die er fallengelassen hatte, zu greifen und aufzustehen.
    Es gelang ihm nicht. Der Kampf war vorbei.
    Die Menge auf den Rängen schrie, grölte und spottete.
    Gvalch'cawedd sah wieder hinauf zur Loge. Foltest, und nur Foltest tötet in diesen Kämpfen, hatte der Waffenmeister gesagt. Ihr war es eigentlich egal, hob die Schwertklinge weit über den Hals der Bohnenstange, wartete auf das Zeichen des Königs - Foltest zuckte mit den Schultern, streckte die Faust nach vorne und deutete mit dem Daumen nach unten.
    Das Zeichen dafür, die Klinge zu senken, dem Besiegten das Leben zu schenken. Es war ihr ohnehin egal, allerdings hätte es ihr nichts ausgemacht, ein wenig Blut fließen zu lassen.
    "Der Siiiieger iiiist - Katharina Zimmermann!" rief der Herold so laut, dass er selbst die Menschenmenge übertraf.
    Die Halbelfe warf ihrem Gegner einen letzten Blick zu, schenkte weder Herold, Foltest noch den Zuschauern Aufmerksamkeit, dann ging sie. Nahm Schwertscheide und Mantel, trat wieder die Stufen in die Räume der Kämpfer hinab.
    "Bloede dhoi'ne." zischte sie leise.
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