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    Provinzheld Avatar von Damh
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    Damh ist offline

    Die Zwielichttaverne

    Die Zwielichttaverne

    Tief im Labyrinth des Orkwaldes, wenn das Pulsieren des dunklen Herzens des Waldes die Sinne des einsamen Wanderers betörte, verstummte jeder andere Laut, der die Magie dieses Ortes zu stören vermochte. Dichter Nebel liebkoste die geschwärzte Borke, deren Maserung groteske Masken erschuf, die mit bedrohlichen Blicken den Unverwurzelten jagten. Der sonst samtige Waldboden lag trocken und rissig zu den Füßen der Waldriesen, die sich vom Unleben dieses Gebietes zu nähren schienen und ihn mit verdorbenen Wurzeln durchwucherten. Der süße Gestank von Fäulnis breitete sich gleichwohl mit den Nebelschwaden aus, raubte Atem und Sicht.

    Der Wahnsinn war an diesem Platz, der unmittelbar zu Beliars Reich zu führe schien, beinahe greifbar. Unvorhergesehen schälte sich zwischen knorrigem Geäst und fauligem Blätterwerk im Schutz des Nebels ein scheinbar einsames Häuschen heraus. Unstetes Licht erhellte die gesprungenen Fenster und dunkler Rauch ergoss sich über dem Dach, wie die schwarze Hand Beliars. Jeder Schritt offenbarte mehr und alsbald war auch der Boden ein anderer, gepflastert mit brüchigem Stein, um die Wunden zu verbergen, die schon vor langer Zeit zu eitern begonnen hatten.

    Im Zwielicht, nahe des Hauses huschte eine in ein rotes Kleid gewandte Maid durch den dunklen Wald und man mochte sich wünschen, sie einzuholen. Denn eine Frau an einem solchen Ort bedurfte doch sicherlich einer helfenden Hand, nicht wahr?
    Doch sie schien keinerlei Angst zu verspüren, schritt federnd auf die unheimliche Behausung zu und schritt ohne zu Klopfen einfach herein.


    Neugier nagte am einsamen Wanderer und eine unerklärbare Müdigkeit machte ihm zu schaffen. Zwar fühlte er sich beflügelt von dem Wunsch, diesen Ort schnell wieder hinter sich zu lassen, sodass ihm sein Körper viel leichter vorkam, als sonst, dennoch kam er nur langsam voran. Es war ein Schlurfen, wo er rennen wollte, ein rasselndes Luft holen, wo er rufen wollte und ein seltsamer Hunger, wo Sättigkeit hätte sein müssen.
    Das Gebäude, in dem die Maid verschwunden war, kam immer näher und ein halb heruntergebrochenes Schild mit absplitternden Lettern lud in die „Zwielichttaverne“ ein. Ein Gasthaus, dessen Name zum Ambiente gehörte.
    Die Hand gleitet hoch, die Tür zum Ziel, um der lähmenden Müdigkeit entgegenzuwirken. Plötzlich jedoch schien sie wie weggeblasen. Die Hand, der Arm! Fahle Haut spannte sich über knochige Hände, Fingerspitzen gingen in ungeschützte Knochen über. Elle und Speiche waren deutlich voneinander zu unterscheiden, den langen Hautfetzen, die gen Boden hingen, zum Tribut.
    Die geschockten Augen des Wanderers kullerte in ihren tief im Kopf sitzenden Höhlen zum anderen Arm, der das gleiche Bild bot. Die knochigen Hände schnellten zum Mantel, der rücksichtslos auseinandergerissen wurde und eine magere Brust offenbarte. Rippe um Rippe war zu sehen und das Herz – es schlug nicht mehr. Kein Rauschen des zirkulierenden Blutes in den Ohren, kein lautstarkes Pochen der Halsschlagader, keine schmerzende Brust vor Aufregung. Das Herz des Wanderers war verstummt.

    Geschockt öffnete er schließlich die Tür zur „Zwielichttaverne“, stolperte scheinbar über jeden einzelnen Knochen an seinen Füßen einzeln, ehe er schließlich in den heruntergekommenen Schankraum stürzte, in dem ihn ein dutzend verwesender Gesichter anstarrten.
    „Ein neuer Gast, ein Gast!
    Ja! Ein Gast! Ernie, Kundschaft!“
    Die Stimmen kreischten durch den ganzen Raum und hatten ihren Ursprung am Türsturz, wo zwei Schrumpfköpfe aufgehangen worden waren, die um die Wette schrien.
    Ein untersetzter Zombie – konnten Untote wirklich untersetzt sein? - kam hinter einer Diele hervor, die offensichtlich der Tresen war. Da, wo sein Magen hätte sein sollen, klaffte ein tiefes schwarzes Loch und anstelle des rechten Auges hatte er sich einen skelettierten Vogel implementiert.
    „Willkommen in der Zwielichttaverne! Dem besten Lokal diesseits des Orkwaldes!“

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    Ritter Avatar von Turang
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    Turang ist offline
    ...er landete härter auf dem Boden, als er es gewohnt war und unweigerlich sehr viel verwirrter, als er sich in einem dunklen, schäbig anmutenden Wald wiederfand, der kein Ort zu sein schien, den ein Lebender betreten sollte.
    Die dunklen Schemen kahler Bäume ragten hinter einem grauen Nebelschleier auf, knorrig und bedrohlich gegen das fahle Licht, in dem alles zur Unwirklichkeit verdammt schien. Kein Tier wollte mit einem Rascheln im Dickicht die unnatürliche Stille des Waldes durchbrechen, der schon seit Ewigkeiten zu existieren schien und doch niemals ein Lebewesen neben den dunklen, uralten Bäumen gekannt zu haben schien und auch diese wollte nicht wie ein Leben wirken, eher wie uralte, angestaute Bosheit auf alles, dem einst ein Herz geschlagen hatte.

    Er kam sich wie ein Störenfried vor, ohne dass er selbst eine Schuld daran hätte entdecken können, hierher gekommen zu sein. Er schloss einen Moment die Augen, suchte nach einem Anker der Magie, die ihm vertraut sein mochte, doch hier war nichts: nichts, dass ihn an seine Welt erinnert hätte oder ihm vertraut vorgekommen wäre als die kleine Quell, die sich tief in ihm selbst befand, einem jungen Baum gleich. Er ließ seine Kraft durch den Arm gleiten, der in einer anmutigen Bewegung nach dem Wasser hier in der Luft griff und es zu einer kleinen Kugel formte: obgleich die Magie sich hier vollkommen anders anfühlte als an jenen orten, die er kannte, war sie da, allgegenwärtiger als die Zeit selbst.

    Und doch war etwas anders: er selbst fühlte sich kalt im Innern an, als fehle etwas, das sein Leben lang dort gewesen war und erst jetzt, da es verschwunden, seine einstige Existenz preisgab.
    Der Magier fühlte in sich hinein, suchte nach einem Anker seiner selbst und fand ihn nicht: sein Herz schien verstummt zu sein. Nichts regte sich noch in seiner Brust. War er tot?

    Der Blick des Verhüllten fiel auf seinen Arm, den er nicht als seinen erkannt hätte, würde dieser nicht an seinem Körper hängen, fahl und eingefallen wie ein alter Knochen: nur fahle Haut spannte sich über den Knochen, alt und faltig, wie ein viel zu großes Hemd, das um seinen Arm hing.Die magere, knochige Hand fuhr zu seinem Gesicht und fand auch dort kein Fleisch, nur dieselbe übergroße haut, die auch seinen Arm umspannte. Mit einem Seufzen zog er sich die schwarze Kapuze übers Gesicht, am Stoff, der derselbe war wie immer, einen Anker an seine Wirklichkeit suchend.

    Dann spürte er es. einen schwachen Widerhall, magischer Kraft, die von etwas Lebendem, doch schien auch sie bleich wie diese ganze Welt um ihn herum.

    Seine Schritte trugen ihn alsbald in zu einem halb verrotteten Haus, auf dessen Schild in alten, halb herunter geblätterten Lettern das Wort "Zwielichttaverne" stand.
    Hoffen und Bangen hielten in seinem Kopf die Waage, als er auf jenes haus zuging und die Tür öffnete, hinter der ihm ein Schwall guter Laune und wohligen Lärmes entgegen brandete, nicht weniger fehl am Platz als er selbst scheinend.

    Tote Gesichter und verrottete Leiber wandten sich ihm zu, einen Willkommensruf ausstoßend.

    "Willkommen in der Zwielichttaverne!"

    ...

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    General Avatar von olirie
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    Der Zirkel um Xardas im Forenrollenspiel
    olirie ist offline
    Nebelschwaden zogen durch die knorrigen Bäume, eisige Kälte umfasste ihre Opfer und ließ Spinnwebe gefrieren. Dumpf hörte man in der Ferne das Schlagen von Trommeln, aus dem Wald drang Geknurre und Gejaule. Sie waren schon zu weit vorgedrungen in den Wald, hatten sich zu weit von den sicheren Wegen entfern. In der Ferne bellte etwas, war das Laika?

    olirie war seiner Hündin gefolgt, tief in den Wald, hatte sich bemüht ihre Fährte nicht zu verlieren. Doch fürchtete er nun, dass dies bereits geschehen war. Wie von Sinnen war sie losgelaufen, durch das tiefe Gestrüpp, zwischen den Bäumen hindurch und immer weiter in diesen vermaledeiten Wald hinein. Wieder Geknurre und Gejaule, doch waren es tatsächlich mehrere Tiere? Oder doch nur das Eine, das Vermisste?
    „Laika!“, rief olirie in die Finsternis hinein. Nichts war zu erkennen, die Bäume verdeckten den Nachthimmel und der Nebel schluckte auch das restliche Licht. Er war gefangen, gefangen in der Finsternis, gefangen in einem Zusammenspiel aus Kälte, Feuchte, Finsternis und Geräuschen. Licht musste her, dringend, doch würde es nicht auch Gefahren anlocken? Denn wo es Licht gab, da gab es auch zu Essen und das Essen würde in diesem Falle auf den schönen Namen olirie hören.

    Es half alles nichts. Er musste das Risiko eingehen, konzentrierte sich kurz und erleuchtete die Finsternis durch eine magische Lichtkugel. Die Verbesserung war jedoch nur marginal. Statt schwarz war der Nebel nun leuchtend weiß, doch zumindest Schemen waren aus näherer Entfernung zu erkennen. olirie konnte sich wieder bewegen, wieder den Hindernissen ausweichen und weitersuchen, weiter nach Laika suchen. Das Gejaule war verstummt, das Gebell und Geknurre ebenso, war hier überhaupt noch etwas oder jemand?

    „Laika!“, rief olirie wieder, „bist du hier irgendwo? Komm hier her!“
    Es knackte zur Rechten des Schwarzmagiers ein Ast. „Wer da? Laika! Bist du das?“
    Ein hecheln, ein leises, kaum hörbares Gejaule und etwas schweres, das sich gegen oliries Bein schmiegte. Vorsichtig ging der Schwarzmagier in die Hocke und tastete nach dem Schatten. Von den Proportionen schien es Laika zu sein. „Laika, bist du das?“ Etwas, kaltes, feuchtes fuhr über oliries Gesicht. Eindeutig, dies war die richtige Hündin.
    „Wo hast du gesteckt? Was ist mit dir passiert? Du bist ja vollkommen ausgekühlt, komm her und lass dich wärmen.“
    olirie versuchte die Hündin mit unter seinen Mantel zu bekommen, doch das Tier zierte sich. Sie schien die Nähe ihres Herren zwar zu suchen, doch seine Berührungen zu meiden. Was war nur mit diesem Tier passiert? olirie fuhr der Hündin vorsichtig mit der Hand übers Fell. Es war struppig, zerzaust und stellenweise sogar ein wenig licht und feucht.
    „Was hast du nur angestellt Laika? Was ist mit dir geschehen?“
    Was es auch war, hier konnten sie nicht bleiben. Sie mussten eine sichere Bleibe für die Nacht finden. Eine Lichtung vielleicht oder zumindest einen kleinen Flecken unbewachsenen Waldboden.
    „Komm Laika, wir müssen weiter, hier können wir nicht bleiben.“

    Jetzt folgte die Hündin brav ihrem Herren, der sich stolpernd mit schlechter Sicht durch das Geäst kämpfte. Dann, eine Lichtung, der Nebel wurde klarer, die Sicht freier und der Gang sicherer. Mitten auf der Lichtung stand eine kleine Hütte, Lärm drang aus ihr heraus und Licht brannte hinter den Fenstern. Eine Taverne, hier inmitten der Unwirklichkeit des dunklen Waldes.

    „Haben wir ein Glück“, sagte olirie mit einem Lächeln zu seiner Hündin und erschrak leicht, als er sie anblickte. Das Fell schien nicht nur zerzaust und licht, nein es fehlte teilweise auch ganz, inklusive der Haut. Die Wunden schienen tief, doch bluteten sie schon gar nicht mehr, gaben aber gelegentlich die knöcherne Struktur der Hündin wieder. Doch auch dort, wo noch Haut und Fell über den Knochen waren, war die Struktur des Skeletts klar zu erkennen. An anderen Stellen wie Augen und Maul hatte sich die Haut so weit zurück gezogen, dass diese Öffnungen gar nicht mehr zu schließen waren. Die Zähne blickten hervor und die Höhlen hatten sich weit zurückgezogen und gaben nun die Augäpfel in voller Pracht frei.

    „Was ist denn nur mit dir geschehen?“, frage olirie mitleidig und kam sich so langsam wie gefangen in einer Endlosschleife vor. Er ging wieder in die Hocke, jede seiner Bewegungen wurde argwöhnisch von der Hündin verfolgt, als er mit sicher rechten Hand nach ihr greifen wollte, wich diese zurück. Eigentlich wollte er gerade wieder einmal fragen, was denn los sei –als ob sie jemals darauf antworten würde – doch er erkannte bereits selbst das Problem. Sein rechter Arm war erblasst, die Haut hatte sich zusammengezogen und jeder einzelne Knochen war zu erkennen. Gelegentlich zeichneten sich kleinere Wunden ab, irgendwie bekannte, doch andererseits auch unbekannte. Unbekannt, weil er sich nicht erinnern konnte, sich in letzter Zeit verletzt zu haben, doch bekannt, weil er sich mal an der entsprechenden Stelle verletzt hatte. Doch diese Verletzungen waren schon vor langer Zeit verheilt.

    Fasziniert betrachtete olirie seinen linken Arm, die Narbe der Selbstsezierung seines Armes, sie war weder verschlossen noch verschwunden, noch überhaupt vorhanden. Der Arm war offen, Sehnen, Muskeln und Knochen lagen frei, als hätte er ihn gerade erst geöffnet. Der Blick des Schwarzmagiers wanderte zu seiner rechten Schulter, ein tiefer Schnitt, in ihr, fast bis hin zum Hals zeugten von einer Orkklinge, die einst beinahe sein Leben beendet hätte. Mit beiden Händen tasten befühlte er sein Becken, es war kein fester Knochen mehr, die Struktur gab dem Druck nach, die heilenden Kräfte meditates schienen nie da gewesen zu sein. Aber dennoch, trotz der zahlreichen sich wieder aufgetanen Wunden verspürte olirie keinen Schmerz und auch keine nennenswerte Einschränkung der Bewegungsfreiheit.

    War nur noch die Frage zu klären: WAS ZUM HENKER WAR HIER LOS??
    War dies die Unterwelt? Unwahrscheinlich, olirie hatte sie anders in Erinnerung. Was dies eine Illusion? Möglich. War dies eine Welt zwischen den Welten? Auch möglich. War dies ein Traum? Wahrscheinlich.
    Doch, wo befand sich olirie gerade, dass er solch abstruses Zeug träumte? Im Kastell? Im Sumpf? Im Wald? Befand er sich womöglich im Fieberwahn?
    Nun, wie dem auch war, einfach so aufwachen ging offensichtlich nicht. Das hieß also, dass er sich irgendwie darauf einlassen musste. Vielleicht würde ihm ja in der Taverne geholfen, oder er würde in seinem Zustand mit Mistforken und Fackeln durch die Stadt gejagt.
    „Na komm schon, zier dich nicht so“, ermutigte olirie seine Hündin und gewissermaßen auch sich selbst und stapfte voran.

    Bevor er die Türklinke herunter drückte, löschte der Schwarzmagier noch seine Lichtkugel aus.
    Es herrschte reges Treiben in der Zwielichttaverne, als er diese betrat. Dennoch verstummten alle für einen Moment, nur um dann wie im Chor auf Befehl zweier Schrumpfköpfe über dem Eingang zu rufen:

    „Willkommen in der Zwielichttaverne!“
    Geändert von olirie (12.11.2012 um 22:59 Uhr)

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    Schwertmeisterin Avatar von Keala
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    Keala ist offline
    Sie stolperte, blieb stehen und schaute sich um. Das sah nicht nach dem Orkwald aus, soviel sie sehen konnte. Was nicht viel war. Schwaches Licht, das die Umgebung mehr schlecht als recht beleuchtete. Jelilja und Arhi waren ihr anscheinend nicht gefolgt. Da waren nur Kea und Skadi. Aber wieso sah sie die anderen dann zumindest nicht? Sie waren doch eben noch hinter ihnen gewesen, und es sah ihnen nicht ähnlich, einfach zu verschwinden, wenn man mal wegschaute. Noch immer stand sie da, begriff nicht, was vor sich ging. Noch etwas anderes irritierte sie. Die Stille. Es war zu ruhig, irgendwas fehlte.

    Aus Gewohnheit strich sie sich eine Strähne aus dem Gesicht, ihr Haar wurde mal wieder zu lang. Eher zufällig erhaschte sie dabei einen Blick auf ihre Hand. Dann schaute sie sich die Hand noch mal bewusst an. Sie wirkte skelettartig, die Haut wächsern. Die Finger wirkten zerbrechlich, die Hand noch unvollständiger als sonst. Das Narbengewebe am Stumpf war fort, sie konnte sogar den Handknochen erkennen. War es das gewesen, was Skadi so aufgeschreckt hatte? Bei dem Gedanken fiel ihr Blick auf die einst stolze Berglöwin, deren Fell matt im spärlichen Licht glänzte. An manchen Stellen war es sogar ausgefallen, und ähnlich wie bei Kea war eine Pfote fast nur noch Krallen und Knochen, kein Fell, kaum Haut, kaum Muskel. Kea wusste haargenau, das war die Pfote, mit der sie Skadi damals in der verpatzten Falle gefangen hatte. Die Verletzungen an der Pfote hatten dazu geführt, dass die Silberlöwin bei ihr geblieben war, obwohl Kea sie eigentlich hatte aussetzen wollen.

    War es nur die Hand ...? Ihr Blick wanderte von Skadi zu ihrem eigenen Körper. Die Narbe am Bein von der Schlacht bei Montera war ebenfalls verschwunden, stattdessen erhaschte sie einen unappetitlichen Blick auf ihre Beinmuskulatur. Beim Brandmal traute sie sich fast nicht, nachzusehen, dort löste sich tatsächlich die Haut ab. Gut, eine Zusammenfassung. Narben hatten sich geöffnet, beziehungsweise es war, als sei das Gewebe nie verheilt. Haut sah aus wie ausgetrocknet, löste sich teilweise ab. Skadi hatte an einigen Stellen kein Fell, und es war drahtig und matt, obwohl die Berglöwin es doch sonst sorgsamst auf Katzenart pflegte. Erschrocken starrte sie auf ihre Hände. Das war doch nicht normal! Was in Beliars Namen ging hier vor?!
    Mutter, hilf!
    Sie bewegte die Finger, ballte die Faust. Obwohl die Hand ein Loch hatte, wenn man es so ausdrücken wollte, blutete nichts. Das Bein, das Brandmal, es floss kein Blut. Als man ihr den Finger abgeschnitten hatte, war sie durch den Blutverlust ohnmächtig geworden, aber da war ... nichts? Kein Wunder, dass Skadi sich abgestoßen gefühlt hatte, wenn das hier keine Magie Beliars war, was dann?! Sie waren Kinder der Mutter, des Lebens. Das hier war der Tod, das Unleben, wie es schien. Das genaue Gegenteil.

    Vorsichtig setzte sie einen Fuß vor den anderen. Fühlte sich nicht anders an als sonst. Spontan machte sie eine Luftrolle, wie Nigel es ihr und Manuele gezeigt hatte. Keine Veränderungen, abgesehen vielleicht von einem Schwächegefühl. Kein Schmerz. Unheimlich. Sie ging weiter, und auch Skadi kam. Irgendwas musste es hier geben, das konnte nicht alles sein. Skadi übernahm die Führung, und sie stießen auf eine Lichtung, wie es schien. Zumindest war da eine Fläche ohne Bäume, wo ein Haus zu stehen schien. Nicht gerade das schönste, aber wenn der Körper hier verfiel, warum nicht auch Häuser? Die Jägerin zuckte mit den knöchernen Schultern und schritt entschlossen auf das Haus zu, oder schlurfte eher zielstrebig darauf zu. Ihr Körper war ihrer und war es doch nicht. Er fiel auseinander und blieb doch zusammen, er gehorchte ihren Befehlen nicht und tat es doch irgendwie. Vielleicht musste sie ihre Bewegungen auf den Zustand ihres Körpers anpassen? Auch egal, solange sie nur dieses Haus und damit vielleicht Antworten erreichte.
    "Zwielichttaverne" stand auf einem morschen, splittrigen Schild. Eine Taverne! In Tavernen fand man stets Antworten. Die Hand streifte den Kopf der Berglöwin, als sie die Tür öffnete und die in der Taverne befindlichen Gestalten musterte.

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    Waldläufer Avatar von Skadu
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    ...da steht doch alles!
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    Skadu ist offline
    Skadu sah Licht in der Dunkelheit. Nein, viel eher erblickte er Dunkelheit im Licht. Langsam öffnete er die Augen und schaute sich um. Es war dunkel. Ein milchiger Nebel bedeckte den Boden. War dies ein geheimer Raum des Kastells? Das musste er, so waren die beiden doch in dem Portal verschwunden.
    Bei dem Gedanken "die beiden" schaute sich Skadu sorglich um und entdeckte tatsächlich Gwynnbleidd. Die Haare im Gesicht und tief in den Umhang gehüllt, lag er da, als wäre er tot. Nur sein Brustkorb zeugte vom Gegenteil.
    Skadu stand auf schaute umher. Dies war nicht das Kastell. Riesige Bäume entsprangen dem kalten, schwarzem Boden und bewegten sich im starken Wind, welcher nicht zu vernehmbar und doch vorhanden schien. Kein Heulen des Windes, keines der Tiere.
    Es war still. Totenstill. Nicht einmal ein schlagendes Herz war hier zu hören. Plötzlich riss Skadu die Augen weit auf. Er fasste an sein Herz und berührte einen Knochen. Bei Beliar, was war geschehen? Bei einem Blick nach unten verfiel er schon fast wieder in Ohnmacht. Er fand nichts altes an sich, außer den Knochen. Weiße, traurige Knochen die in der Luft schwebten und sich an nichts zu halten schienen. Keine Muskeln, kein Organ, keine Sehne und kein Fleisch. Nicht einmal Haut bedeckte ihn. Wie war das möglich? Lebte er? Wurde er gerade von Beliar dafür bestraft, das Portal missbraucht zu haben? So hätten auch die anderen leiden müssen, was durchaus möglich schien. Gesehen hatte er ja schließlich niemanden von ihnen. Eine Träne würde seine Wange herabfallen, würde er weinen können. Noch nie war er sich so fremd, noch nie hatte er nichts. Selbst auf der Straße konnte er sich trösten, Worte finden, für das, was er immer geschafft hatte. Er blieb immer er selbst. Sich treu und auch den anderen gegenüber. Nun konnte er sich nicht treu sein, so widerlich fand er sich.

    Kein Laut zu vernehmen, kein Schluchzen zu hören. Skadu ging auf und ab, sprach mit sich selbst, nicht verstehend, wie dies überhaupt ermöglicht war. Nur sein Umhang, welcher sich in der Dunkelheit der Umgebung verlor erinnerte ihn an sich selbst. Der Umhang und die blauen Augen. Die Finger spielen lassend kehrte er sich zu Gwynnbleidd, einen Hass spürend. Es musste an ihm liegen. Beliar hatte ihm eine Tür gewiesen und der Dieb hatte einfach einen zum Tode Verurteilten mitgenommen. Das sollte also die Strafe sein. Skadu's Zähne blitzten weiß auf, als er sich entschied Gwynnbleidd zu töten. Er griff nach einem Stein, und näherte sich der Gestalt. Er sah viel mag’rer aus, als in seiner Erinnerung. Wahrscheinlich wurden sie im Strudel so sehr hin und her gerissen, dass ihm ein wenig Körperfülle verloren gegangen war. Nun stand das Skellet direkt über dem Jäger und wollte schon ausholen, als es die Haare bemerkte. Sie wirkten, als wären sie aus Spinnenweben. Egal, er würde sie beiseite streichen um das Gesicht besser treffen zu können. Das Blut stand Skadu in den Augen, die Hände erhoben sich und der Stein fiel.
    Geändert von Skadu (13.11.2012 um 22:49 Uhr)

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    Schwertmeister Avatar von Gwynnbleidd
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    Gwynnbleidd ist offline
    Gwynnbleidd erwachte von einem Geräusch. Ein dumpfes *Rumms* ertönte vernebelt und für die eigene Gewalt sehr leise ein zwei Fuß von seinem Kopf entfernt. Dort, was das Geräusch herkam, sah er nun einen Stein. Einen viel zu großen Stein. Einen so großen Stein, dass, wäre er nur diese ein zwei Fuß näher bei seinem Kopf gefallen, Gwynnbleidd tot wäre. Schön, das diesem nicht so war. Andererseits...wieso lebte er überhaupt noch? Und wo war er? Er konnte sich daran erinnern in der Kammer samt Portal zu Boden zu inken, doch um ihn herum gab es weder Ghulleichen noch Wände, er war also nicht mehr dort. Und er war nicht tot. Andererseits...woher sollte er das überhaupt wissen? Maßte er sich an, zu wissen, was "danach" passierte? Wohl kaum. Also war es Zeit die Umgebung zu erkunden, angefangen beim jetzigen Sichtfeld.

    Ein dichter Nebel umgab ihn, dick und nicht gerade wässrig. Über ihm sah er riesige Äste in der Dunkelheit herumfahren, wie von einem leisen Wind gerissen. Absolute Stille umgab ihn, nicht einmal ein Herz war vernehmbar.

    Gwynnbleidd schreckte innerlich auf und tastete seinen Puls ab. Er versuchte es zumindest, denn es war keiner da. Unmittelbar nach dieser Unannehmlichkeit entdeckte er auch, dass die Antifaltencreme wohl nicht so sehr half, wie der Barbier damals versprochen hatte, denn seine Haut hing an ihm herunter wie an einem Kleiderhaken. Kein Fleisch war es, dass mit seinen Muskeln ein Zusammenspiel ergab, wozu denn auch, wenn auch diese fehlten. Seine Haare waren Spinnenweben, nicht mehr als das. Seine Augen wanderten umher und verstanden nicht, wo er war. Der Leichtsinn des Lebendigseins war verflogen, verfolgt von der Angst des Todes.

    Ein immer lauter werdendes Lachen ertönte im Nebel und spielte Verstecken mit Gwynnbleidds Sinnen, mal kam es von hier, mal von dort, immerzu, immerfort. Der Jäger begann verrückt zu werden, so schien es ihm am logischsten, doch das hier war kein Traum. In seinen Träumen würde er sterben, qualen leiden oder um Hilfe schreien, doch hier schmerzte kein Glied, keine offene Wunde. Die fehlenden Muskeln hinderten ihn nicht am handeln und auch denken konnte er - ob er noch Verstand besaß? Das Lachen verklang und näherte sich doch. Eine Gestalt war im Nebel. Schrecklich vom Anblick, doch die Stimme bekannt.
    "Du bist verflucht, so wie ich es bin. Du wirst suchen nach Erlösung, wie ich es werde. Und du wirst nicht verkommen, wie auch ich nicht." Gwynnbleidd fielen die Augen fast buchstäblich aus den Höhlen. Das...nein, aber wieso? Es war Skadu! "Aber, was ist mit dir passiert? Und wieso leben wir?" Wieder ertönte dieses Lachen. Es klang scheußlich. Scheußlich vertraut. "Wir leben noch? Das wäre mir garnicht aufgefallen. Reden kannst du zumindest, weil ich dich durch dieses verdammte Portal gezerrt habe, anstatt mich zu retten. Doch Beliar war weise und bestrafte mich für meine Fehler, bestrafte mich für die Rettung eines Verurteilten. Jetzt sitzen wir beide hier." Gwynnbleidd musterte seinen Retter mit ungläubigen Augen. "Aber...aber wieso hast du mich gerettet? Mich, der ich mich immer falsch dir gegenüber benahm und dir nicht die Würde entgegenbrachte, die ich sollte?" "Weil ich kein Unmensch bin und du mir nichts getan hast. Nichts, wofür du sterben solltest."

    Der Jäger erhob sich und schaute sich um. Seine Ausrüstung, Kleidung und sein Gut waren alle noch bei ihm, unversehrt, doch eingestaubt und ebenfalls voller Spinnenweben. Seltsam. Was war mit ihnen? Er blickte das Skellet an und dachte sich"Eigenartig, Schwarze haben wohl auch weiße Knochen...". Aus zu sprechen wagte er so etwas jedoch nicht und sprach stattdessen folgendes:"Verzeih mir, Skadu. Bitte. Ich stehe tief in deiner Schuld. Vielen Dank für mein Leben. Es soll nun dir gehören. Wenn ich mit dir reise, darfst du dich darauf verlassen, dass ich meines nun für das deine lassen werde. Vorausgesetzt, wir können hier noch sterben." fügte er hastig hinzu und beide begannen grässlich zu lachen.

    "Nun gut, wir sollten auf, eine Bleibe suchen. Wenn das hier ein Alptraum ist, muss es hier doch auch den Bösen geben, über den wir uns bei einem Wirt zu informieren wissen." ergänzte er spöttisch. Egal, wie schlecht es ihm ging, verdammt, er lebte noch! Skadu, von Gwynnbleidd liebevoll "das Skellet" genannt, nickte und beide machten sich auf den Weg. In der Ferne schien ein schimmerndes Kerzenlicht zu brennen, kaum zu sehen, aber deutlich vernehmbar. Der Nebel wurde dichter...

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    Ritter Avatar von Turang
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    Turang ist offline
    Für weniger verworrene Bilder als jenes, welches sich ihm bot, waren Menschen bereits in einer Heilanstalt geschleift worden, unfähig, zwischen dem was wirklich war und dem was eigentlich nicht wahr sein konnte zu unterscheiden. Und doch brachte er - in seiner Welt mochte er Turang heißen, doch schien ihm dies hier von keinerlei Belang zu sein - es einfach nicht über sich, die Szenerie als einfachen Anfall eines Wahnsinns abzutun, den erlitten zu haben man jedem Magier nachsagte. Es wäre vielleicht tröstlich gewesen, die verzerrten Bilder des Lebendigen Todes in die kranken Windungen seines Verstandes zurückzudrängen und sie dort mit der Nichtachtung strafen zu können, die sie als Ausgeburten einer Krankheit verdient hätten.
    Er hatte sich zurückgezogen von den munteren Gestalten, die nicht lebendig, nicht tot ein fröhliches Lied auf den Lied hatten und deren Geschichte - sie waren doch schon ewig hier, ebenso wie sie jetzt hier saßen in ebendieser Taverne, beschaulich, heiter und lebensfroh - so gar nicht in die Welt passen wollte, in die er hinein geboren worden war. Doch gab es auch hier Andere, vielleicht die Menschen, wie er einer sein sollte, die verwirrt zu sein schienen, als könnten auch sie nicht glauben, welch Schauspiel sich vor ihren Augen zu zeigen erdreistete. Einen glaubte er sogar einmal gekannt zu haben, in seiner Welt, in der sich Fleisch unter den Häuten spannte und ein Herz in ihrer Brust klopfte, doch er es war, konnte er nicht sagen, schienen doch Äonen vergangen zu sein, seit er das letzte Mal dort gewandert war in einer Stadt mit Goldenen Kuppeln und auf Bergen mit weißen Gipfeln, eine Welt von ihnen entfernt...

  8. Beiträge anzeigen #8 Zitieren
    Into The Crypt  Avatar von Mani
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    Mani ist offline
    "Das hat mir genau noch gefehlt. Zuerst finde ich Tooshoo nicht, dann stürze ich einen tiefen Abhang hinunter und werde bewusstlos. Dann wache ich ganz wo anderes auf. Man hat mich also verschleppt. Na super. Wie soll ich da nur wieder wegkommen?", sagte sich der Nordmann.

    Es herrschte totenstille im Wald. Dieser war sogar noch finsterer und düster als der Orkwald selber, der schon viel zu dunkel für Manis Geschmack war. Der Wind wehte zwar einigermassen stark, jedoch war davon nichts zu hören. Garnichts. Selbst die ganzen Laut die die Viecher des Sumpfes von sich gaben, war nichts mehr zu hören. Das machte den Nordmann ziemlich stutzig. Kein einziges Geräusch war zu hören. Null.
    Zur Entspannung wollte sich der ehemalige Söldnerführer einen Krautstängel anstecken und als er seine Hand sah fiel ihm wortwörtlich die Kinnlade runter. Nein wirklich. Seine Kinnlade fiel runter auf den Boden. Seine Arm war verfault und das Fleisch hing ihm runter. Kurzgesagt er war ein Zombie.

    "Ach du scheiße das kann doch nur ein verdammter Albtraum sein. Sicher das muss so sein. Wenn ich die Augen schließe, werde ich sicher ihm Sumpf bei Tooshoo wieder munter...................."

    Er schloss die Augen und öffnete sie kurze Zeit später. Zu seiner Enttäuschung befand er sich am gleichen Ort mit dem gleich verfaulten Körper. Zu allem Überfluss war sein Frostwind durch und durch vom Rost zerfressen. Seine vorher so edle Klinge war jetzt nurmehr ein einziger Rosthaufen.
    Fluchend stapfte Mani durch den Wald, bis er in der Ferne etwas sah, dass sich vom Rest der öden Landschaft abhob. Ein Frau mit einem knallroten Kleid huschte durch den Wald, den Kurs auf ein Haus gerichtet. Der Nordmann beschloss kurzerhand dem Mädchen zu folgen und ihr um Auskunft fragen. Beim Haus angekommen, öffnete der Nordmann die Tür und nicht direkt das was er gesucht hat.

    „Willkommen in der Zwielichttaverne!“

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    General Avatar von olirie
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    Dieses Getränk… es war schon ein wenig gewöhnungsbedürftig. Es schmeckte wie… altes Bier. olirie hatte sich zwar auch ein einfaches Bier bestellt, doch irgendwie war frisch hier ein Wort, das man nicht kannte. Weder in Bezug auf Lebewesen, noch in Bezug auf Getränke oder Speisen. Der Schwarzmagier hatte sich bei der Verstellung verkniffen danach zu fragen, ob denn auch diverse Körperflüssigkeiten ausgeschenkt würden. Würde sie es, so müsste er sie nach der Frage womöglich sogar probieren. Und würden sie es nicht, so würde er womöglich ein ungeliebtes Klischee bedienen und gleich den erste Fauxpas in dieser Welt begehen.

    Während olirie nur an seinem Gammelbier nippte, schien Laika hingegen von dem Inhalt ihres Napfes geradezu begeistert. Nun, Fischköpfte waren wohl in dieser Welt denen der bekannten Welt recht ähnlich und ob sie nun ein paar Tage älter waren und strenger rochen oder nicht, war der Hündin dann doch egal.

    In der kurzen Zeit, die sie sich nun hier in der Taverne aufhielten, waren überraschend viele Untote dazu gestoßen. Stand hier womöglich eine größere Festivität an? Ein Kongress des Todes? Vielleicht war olirie ja deshalb hier um als Schwarzmagier über die Zombiebeschwörung zu referieren. Schön wäre es allerdings gewesen, man hätte ihm zuvor Bescheid gegeben, dann hätte er auch einen vernünftigen Vortrag vorbereitet. Solch eine Stehgreifpräsentation mochte zwar auch möglich sein, doch konnte dabei schon so einiges schief gehen. Vielleicht sollte er sich schon einmal ein paar Notizen machen, über was er denn so referieren wollte und eventuell schonmal damit anfangen, für die Anwesenden Handzettel vorzubereiten.

    Andererseits, wenn olirie sich Diejenigen so anguckte, die nach ihm kamen, waren dies wohl eher verirrte Wanderer als Kongressbesucher. Bereits kurz nach ihm war eine gar fürchterlich aussehende Frau mit übergroßer Katze in die Taverne eingetreten. Etwas später kamen zwei sich argwöhnisch anstarrende Männer in den Schankraum und erst vor kurzem stand ein weiterer verwirrt drein blickender Mann in der Tür. Allesamt wurden sie von den zwei Schrumpfköpfen begrüßt und suchten sich eilig einen ruhigen Platz.

    War es vielleicht möglich, dass dies doch kein ungewöhnlicher Traum war? War dies vielleicht doch so etwas wie die Realität oder zumindest etwas, an dem auch andere teilhaben konnten? Zumindest von der Verwirrtheit und dem Erstaunen auf den Gesichtern der Neuankömmlinge ausgehend, hätte olirie vermutet, dass sie ebenso überrasch waren hier als Untote zu sein. Vielleicht war dies ja doch eine Zwischenwelt, ein Sammelbecken für all jene, deren Leben verwelkt war und die nun auf Einlass in die Unterwelt warteten. Sozusagen die Vorstufe des Endes.

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    Ritter Avatar von Turang
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    Turang ist offline
    Stumm saß er auf der Kante eines Bettes in dieser unwirklich wirkenden Taverne, in der er sich ein Zimmer hatte mieten müssen, während sein Blick auf der morschen Truhe ruhte, die ihren Inhalt wohl höchstens symbolisch verwahren konnte. Die Hände lagen auf deren Deckel, während ein bläuliches Leuchten unter seinen Fingern hindurch schimmerte. Seine Magie floss über sie in die Truhe und webte dort ein feines magisches Netz, das bald die Truhe umspannte und damit vielleicht erstmals einen wirklichen Schutz auf ihren Inhalt wirkte, gleichwohl sie leer war.
    Es wäre töricht gewesen, darüber zu vermuten, wann und ob er jemals von hier wegkommen könnte, zumal er keinen Zugriff auf das Wissen einer Bibliothek hatte und auch sonst über keine Quellen magischen Wissens verfügte, vielleicht von einem der neueren Gäste abgesehen, die nur allzu augenscheinlich ebenso verwirrt von ihrer Situation waren, wie er selbst.

    Noch hatte er auch kein Getränk dieser seltsamen Taverne angerührt, nicht, solange er selbst noch einen kleinen Beutel mit Teeblättern bei sich führte und auf einen potentiell nahezu unendlichen Vorrat an Wasser zurückgreifen konnte.
    In einer Welt, in der alles Leben nur ein Zerrbild des Todes war, konnte er sich kaum vorstellen, etwas dem Gaumen freundliches zu finden...

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    Raubkatze  Avatar von Maris
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    Wo auch immer sie da schon wieder hinein geraten waren, es gefiel Maris nicht.
    Auf der Suche nach dem Energieknoten, den Tinquilius ganz in der Nähe gefunden zu haben schien, hatte Maris seine Magie schweifen lassen und sich rein auf das Erfühlen der sie umgebenden Kraft, auf die bloßen Ströme konzentriert. Und tatsächlich, sie waren da, hauchdünn zeichneten sich die Fäden vor seinem geistigen Auge ab, ein sanfter Strom, kaum erkennbar, selbst wenn man sich auf ihn konzentrierte, und doch wahrscheinlich mächtiger, als Maris es sich auszumalen vermochte. Wortlos hatte er sich in Bewegung gesetzt und war der Spur gefolgt, die direkt in Richtung des Schwarzmarktes geführt hatte. Irgendwo dort schienen sich die Ströme zu treffen, die Magie schien hier eine stärkere Grundstimmung zu haben als an anderen Orten.
    Doch dann hatte er es gespürt - eine andere Strömung, die sich dem entgegen stellte, die alle üblichen Ströme kreuzte. Hatte Tinquilius es nicht gespürt? Fiel es nur ihm auf? diese andere Kraft schien seine eigenen Energien geradezu anzusaugen, als würde Wasser in ein Loch hinein fließen, um den Leerraum auszufüllen.
    "Da ist noch etwas Anderes. Wollen wir der Spur folgen?", hatte Maris gesagt. Und Tinquilius hatte natürlich zugestimmt. Verdammte Forscher, immer ihrer Neugier folgend.

    Das musste schon 3 Tage her sein, zumindest fühlte sich der Nomade so. Geschlafen hatten sie seitdem nicht, sondern waren nur konsequent der Spur gefolgt, die sie tief in die Wälder nach Westen geführt hatte. Ja, Maris war sich ja nicht einmal mehr sicher, ob sie überhaupt noch in den Wäldern um Tooshoo waren, oder ob sie sich nicht mittlerweile in ein gänzlich anderes Gebiet bewegt hatten! Aber wenigstens hatte Maris mittlerweile einer Ahnung, was das da war, dem sie folgten.
    "Es ist kein Strom hin zu einem Magieknoten", stellte er trocken fest.
    "Es ist eine Aura... oder so etwas Ähnliches. Mächte des Todes..."
    Das erklärte auch, warum Tinquilius nicht das selbe wie er gefühlt hatte. Maris' Magie war die des Lebens, das Gegenstück zu dem, was er hier erfühlt hatte. Deshalb hatte es sich für ihn so angefühlt, als ob seine Magie zu diesem Ort hin gezogen wurde - sie füllte die Lücke in ihrem eigenen Gefüge, wie ein heißer Gegenstand, der einen kalten Ort aufwärmte und damit das Wärmegefüge schloss!

    "Wo sind wir hier, Tinquilius? Ich glaube, wir sollten hier nicht sein."
    Die beiden blieben stehen und sahen sich um. Ein dichter Nebel war aufgezogen und kroch durch die knorrigen Bäume, die ihre klauenartigen Äste in alle Richtungen ausstreckten, als wollten sie jedes Wesen, das sie erreichten, packen und bis in den Tod gefangen halten. Ein grausamer Schauer durchzog den Körper des Nomaden, der sich schlagartig bewusst geworden war, was für ein großer Fehler es gewesen war, dieser Spur zu folgen. Das hier war ein Ort des Todes, kein Ort, an dem lebendige Wesen sein sollten.
    Und wieder meldete sich dieses seltsame Jucken, das ihn seit einigen Stunden - zumindest erschien es ihm wie Stunden - befallen hatte. Unwirsch kratzte sich der Nomade am ganzen Körper, fuhr sich über das Gesicht - und hielt plötzlich ein gräulich schimmerndes Stück Fleisch in Händen. Weich und faulig lag es auf seiner Hand, die ihm bleicher erschien als sonst. Seine Haut erschien ihm geradezu papiern, so dünn und fahl wirkte sie.
    "Tin, sag mir bitte, dass das hier nicht aus meinem Gesicht stammt", sagte er mit einer bösen Vorahnung, doch als sein Blick auf den obersten Wassermagier traf, stockte ihm der Atem.
    "Was zum... dein Hals!"

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    Chosen One Avatar von Tinquilius
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    Tinquilius ist offline
    Es sollte eine einfache Suche nach einem Knoten der Magie sein. Er hatte bereits öfter auf dem Königplatz Halt gemacht in Setarrif und sich auf den dort zu findenden Knoten konzentriert. Ein leichtes für einen gekonnten Magier wie ihn. So dachte er auch in Tooshoo. Er war ihm nicht sogleich aufgefallen, zumindest nicht sein exakter Ort, doch was wäre ein Leben mit einfachen Lösungen? Langweilig, ganz genau. Als Maris ihm dann offenbarte, dass er noch etwas ganz anderes spürte, was dem Obersten Wassermagier nicht einmal aufgefallen war, war sein Forscherdrang geweckt – und sie waren der Spur gefolgt. Wie lange? Er konnte es nicht genau sagen. Stunden? Tage? Eine Ewigkeit.
    „Eine Aura? Hier, inmitten dieses gottverlassenen Waldes?“ Er hatte inne gehalten, um sich all dies einmal durch den Kopf gehen zu lassen. „Eine Aura des Todes… Davon habe ich noch nie gehört – aber ich mache mir auch nicht allzu viel aus dem Tod“, meinte er noch scherzhaft, bevor er sich dem anderen zuwandte.
    Schwere, dichte Nebelschwaden zogen zwischen dunklen, uralten Bäumen hindurch, hüllten die beiden Wanderer vollkommen ein. Kein Mucks war zu vernehmen, der Wald schien mit einem Mal vollkommen still – oder war es ihnen zuvor nur nicht aufgefallen? Maris und er waren die einzigen lebenden Wesen, wenn man einmal von den knorrigen, alten Bäumen absah, die überall um sie herumstanden. Ihre Rinde war dunkel, ihr Erscheinungsbild so wenig einladend wie der dichte Nebel und der weiche, moosbedeckte Boden, der über und über mit alten, verrottenden Ästen übersät war.
    Und dann erblickte der Oberste Magier Maris, der zu seinem Erschrecken ein fahles Stück Fleisch in seiner Hand hielt, welches aus der klaffenden Wunde aus seinem Gesicht stammte. Es wirkte… trocken, beinahe schon in einem rottendem Zustand. So auch die Wunde in Maris Gesicht, welches zudem eingefallen wirkte. Auch die Hand, die das Stück Fleisch hielt, schien knöchern.
    „Ma… Maris, das Stück in deiner Hand, das…“, begann er, wurde jedoch jäh von Maris‘ Worten unterbrochen. „Was zum… dein Hals“, sprach er plötzlich erschrocken – und der Oberste Magier fuhr zunächst mit seiner rechten, dann der linken Hand über seinen Hals – bis er plötzlich mit seinen Fingern in diesen verschwand und gegen etwas Hartes traf. Entsetzt riss er seine Hand wieder aus der Wunde und zog dabei etwas hinaus. Sofort fiel sein Blick auf das Stück Fleisch, das einer Arterie ungeheuerlich ähnlich sah. Einer Arterie? Seiner Halsschlagader? Wie? … Kurz löste sich sein Blick davon und fixierte die aschfahle, labbrige Haut seiner linken Hand, die jeden einzelnen Knochen so deutlich abzeichnete. Zu allem Überfluss war dort, wo sich einst sein kleiner Finger befand, eine klaffende Wunde, aus dessen Ende ein Stück Knochen herausragte. Ungläubig blieb sein Blick für einen Moment darauf, dann schweifte er zu seiner anderen Hand, die ebenso alt… und tot erschien wie die linke.
    „Maris… Was? Was ist hier mit uns passiert? Das muss ein Traum sein. Du… ich… wir sehen… tot aus?!“
    Der Oberste Magier schwieg wieder. Vorsichtig krempelte er einen Ärmel hoch, achtete darauf, möglichst wenig seiner Hand anzutun, die bereits so lädiert war. Seine Hoffnung, dass es sich nur um seine Hände und Hals handelte, waren vergebens: Auch am Unterarm erblickte er lediglich papierdünne, fahle Haut, die eingefallen und fleischarm Elle und Speiche umspielte. Auf einer Seite war die Haut aufgebrochen. Die Wundränder zu ordentlich für alles außer einem Schnitt – es musste sich um einen Übungsschnitt handeln, den er einst für seine Schüler über sich ergehen lassen hatte. Darunter kamen braun gefärbte Sehnen und Muskeln hervor, die um die Knochen lagen.
    Was ist mit uns passiert? Wo sind wir?
    Vollkommen überfordert fuhr er mit seiner rechten Hand über sein Gesicht. Er brauchte es nicht zu sehen, es war ebenso betroffen. Über Hautfetzen, kleinere und größere, liefen seine Fingerspitzen. Seine Nase, die er sich als Kind gebrochen hatte, war vollkommen krumm und er konnte den Knochen spüren, wie er aus der Haut herausragte. Erneut ließ er seine Finger über seinen Hals fahren, hinein in die offene Wunde.
    Das hat der Teleport also mit mir angestellt. Doch wie konnte ich das vorher nicht bemerkt haben? Es war nie eine offene Wunde – oder war sie es doch?
    Durcheinander glitt seine Hand weiter hinunter. Über ein gebrochenes Schlüsselbein hinunter zu den hervorstehenden Rippen – und dem ausbleibendem Herzschlag. Nichts. Stille. Keine Atmung, kein Herzschlag. Er war tatsächlich tot.
    „Maris, spürst du auch keinen Herzschlag mehr? Sind wir tot? nein, das muss ein Scherz sein. Dies kann weder Adanos’ noch Beliars Reich sein. Nein, das kann ich mir nicht vorstellen.“
    Er blickte zum anderen hinüber, dann sichtete er hinter diesem ein in den Nebel getauchtes, einsames Haus.
    „Siehst du das auch?“, sprach er und deutete mit den knöchernen Fingern auf das Gebäude hinter dem ehemaligen Nomaden.

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    Provinzheld Avatar von Damh
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    Damh ist offline
    Nachdem Damh sich nun einige Tage mit der Situation in der er steckte, arrangieren konnte, machten ihm die ledrige Haut, die offenen Fleischwunden und sichtbaren Knochen deutlich weniger aus, als zu Anfang.
    Wenn das hier das Jenseits ist, will ich mich nicht beklage, dachte er sich und sah zu, wie eine Gruppe von untoten Schaustellern ihre Instrumente aufstellten. Die Sängerin war das Fräulein im roten Kleid, welches der Barde gesehen hatte, bevor er in diese Taverne gekommen war, doch war es auch das einzig weibliche an ihr. Ansonsten wirkte sie ebenso verfault wie alle anderen Anwesenden und hatte den zweifelhaften Segen von drei Mundöffnungen, von denen jedoch nur die mittlere zu funktionieren schien. Ein beinahe vollständig skelettierter Vertreter der Musiker hatte hohle Behälter verschiedener Größe vor sich aufgebaut und eine metallene Scheibe auf einen Besenstiel gesteckt, den er im Boden verankerte – genug Löcher waren ja da. Nun saß er hinter seiner Konstruktion, unter der sich der Weißhaarige nichts vorstellen konnte. Selbst jetzt, wo es fertig zu sein schien, wusste er nicht, was er erwarten sollte.
    Der Lautenspieler hatte ein Instrument aus milchig weißem Material – Knochen vielleicht, wobei die Saiten alle schwarz waren. Ihm fehlten zwar einige Finger, doch wirkte sein Gesichtsausdruck so selbstbewusst, dass man gar nicht an ihm zweifel konnte. Lag es am Fehlen jeglicher Zähne? Oder war es die Nase, durch die man bis in den Kopf schauen konnte? Wenn es all das nicht war, dann musste es an seinem linken Arm liegen, den er quasi als Verlängerung des Rechten benutzte. Jedenfalls wartete Damh gespannt auf den Auftritt und sah sich dabei die anderen Gäste an.


    Seit seiner Ankunft hatten die beiden Schrumpfköpfe noch einige Male ihre Willkommensgrüße verteilt und nach und nach war die Taverne zu einem belebten – im übertragenen Sinne natürlich – Ort geworden. Die meisten Anwesenden schauten finster drein, da sie sich wohl mit der Situation des anderen Daseins, also des Wegseins, wenn man so wollte, noch nicht hatten anfreunden können.
    „Ernie!“, rief der Barde, der den Namen des Wirtes nicht wieder vergessen hatte, „Noch einen von diesen Kleinen.“
    „Kommt sofort!“, rief der lochbäuchige Schankkellner und kicherte ein wenig irre, während er eine gesprungene Flasche zur Hand nahm und den dickflüssigen Inhalt in einen flachen Becher schüttete, wobei großzügig viel nicht das Ziel traf. Doch das war ja kein Problem, denn Ernie schlürfte es einfach von der Theke auf und spuckte den Rest wieder zurück in die Flasche. Doch wen kümmerte es schon? Sie waren ja schließlich alle schon mindestens einmal gestorben.
    Der Wirt reichte dem Weißhaarigen das Getränk, der es in einem tiefen Zug leerte. Leises Tröpfeln war zu vernehemen und entlockte Damh ein resigniertes Seufzen.
    „Wohl wieder rausgelaufen, hm“, fragte der Dicke hinter dem Tresen.
    „Jep“, antwortete der Barde nur und sah der sich ausbreitenden Pfütze unter sich zu.
    „YAAAHHHAHAHAHAA“, brüllten die beiden Schrumpfköpfe lachend und drehten sich wild umher, wobei ihre Haare, an denen sie aufgehangen worden waren, von der verschrumpelten Kopfhaut zu reißen drohten.
    „Hast'e geseh'n, Mann?“, fragte der eine so laut, dass es alle mit Garantie hören konnten.
    „Ja, Bruder, da kann wohl wer das Wasser nicht bei sich halten. WUHUHUHU!“
    Sie gackerten wild und stießen immer wieder schaukelnd gegeneinander. Damh ignorierte sie.


    „Weißt du“, begann er dann wieder an Ernie gerichtet zu sprechen, „Ich frage mich, wie...“, er stockte den neben ihm brach einer der Hocker zusammen, die zwar ohnehin sehr morsch wirkten, aber immerhin hielt der eine, auf dem der Jäger saß, „Was...?“, wollte er fragen, doch just in diesem Moment begannen die schmutzigen Gläser in den Regalen zu klirren und der Boden vibrierte unregelmäßig.
    „Er kommt!“, schrie der Wirt plötzlich mit Panik in der Stimme und verschwand kurzerhand hinter einer Tür, ließ seine Gäste zurück, von denen die eine Hälfte so schnell sie konnten das Haus verließen, wobei sie rannten, humpelten, einbeinig hüpften und sich nur mit beiden Armen über den Boden zogen, während die andere Hälfte nur stutzte und nicht wusste, was plötzlich los war. Wider aller Logik schloss sich Damh der ausreißenden Meute – tatsächlich verlor jemand bei dem Gedrängel einen Arm an jemand anderen, schien es jedoch kaum zu bemerken – an, um zu sehen, was sie so in Angst versetzte.
    Draußen war es noch genauso, wie bei seiner Ankunft: Dunkeln und neblig. Er musste sich erst einige Male umsehen, ehe er das Beben des Bodens deutlicher wahrnahm und eine schwenkende Fackel in einiger Entfernung durch die Nebelwand brechen sah. Ein hysterisches, geisterhaftes Lachen ertönte und eine schaurige Stimme erhob sich gleich darauf.
    „Ich kriege Euch! Ich kriege Euch! Brennt!“
    Verwirrte fragte Damh laut:


    „Wer reitet hier durch Nacht und Wind?
    „Der Reiter ist's, der seinen Kopf nicht find't!“
    „Er will deinen Kopf, er will deinen Kopf!“



    Ein scheinbar riesiges Pferd brach durch die diesigen Schwaden, Rauch quoll aus den Nüstern. Kein Fell und keine Haut schützten die Muskeln des Tieres, welches eine seltsam kleine Gestalt zu tragen schien, die in der einen Hand ein blitzendes Schwert und in der anderen eine brennende Fackel hielt. Zwei Handbreit hinter ihm hetzte ein eisgraues Ungetüm mit stechend roten Augen her. Sein Kopf war auf gleicher Höhe mit dem Pferd und die Zähne machtem dem Schwert des Reiters Konkurrenz.
    Die seltsam anzusehende Gruppe kam schreiend und lachend herbei und erreichte alsbald die ersten Untoten, die nach wie vor zu fliehen versuchten, erfolglos, wie man sah. Der blanke Stahl des Angreifers trennte sauber den Kopf eines Zombies von dessen Schultern und fing ihn im Flug auf. Ein entsetzter Ausdruck zierte das Gesicht, doch es floss kein Blut, kein Schrei, nur ein missmutiges: „Warum ich?“
    Tatsächlich konnte der Kopf noch sprechen, während sein Körper am Boden lag und einsam zuckte.
    „Komm schon Körper, ich bin hier. Beweg dich!“,,, rief er seinem zweiten Teil zu, doch dieser konnte sich offenbar nicht weiter fortbewgen.
    Euch komme ich auch noch holen!“, kreischte der Reiter und erst jetzt wurde Damh bewusst, dass er überhaupt keinen Kopf besaß – wo kam dann die Stimme her?

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    Ritter Avatar von Turang
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    Turang ist offline
    Der plötzliche Aufruhr riss ihn aus seinen Gedanken, die eben noch darüber nachgesinnt hatten, wessen Magie etwas derartiges bewirken konnte und welchen Grund es dafür geben mochte.
    Wer noch laufen konnte, der lief und auch, wer dem nicht mehr mächtig war, fand eine Möglichkeit, das Weite zu suchen.

    Er verstand den Grund dieser Panik nicht, doch begann er damit, seine Magie in sich zu sammeln, sollte er sie brauchen. Seine Füße trugen ihn nach draußen, wohin sich der Tumult bald verlagert hatte. Für eine Sekunde glaubte er, ein übergroßes und von Hass verzerrtes Abbild von Fenris zu sehen, das hinter einem riesigen Geisterpferd samt Reiter durch die Szenerie fuhr. Doch so groß und abscheulich es auch sein mochte, war es doch ein Fuchs, kein Wolf.

    Der Reiter hätte einen Ersten gefällt, würde es den Tod in dieser Welt geben und das Hohngelächter brauste über die Verworrenheit wie eine dunkle Welle gegen eine Klippe brandet.

    Der Nebel verdichtete sich weiter um ihn. Eher würde er zwar seinen Tod finden, als einen dieser beiden zu töten, doch wollte auch ein aussichtsloser Versuch gewagt sein, wenn es kein Entrinnen gab...

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    General Avatar von olirie
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    olirie ist offline
    „Hoppla“, sagte olirie und reichte seiner Hündin das Ohr zurück, dass er ihr gerade beim Kraulen versehentlich ausgerissen hatte. Missmutig beschnüffelte Laika ihr fehlendes Körperteil und als würde es dadurch wieder anwachsen, verspeiste sie das Ohr. olirie hingegen war schon wieder in Gedanken versunken. Doch inzwischen beschäftigte ihn weniger die Frage, wo er hier war als die nach den Geheimnissen dieses Ortes.

    Fasziniert hatte der Schwarzmagier den kopflosen Reiter beobachtet wie er sein Opfer enthauptete und den Kopf mit sich nahm. Einzig der sich unkontrolliert bewegende Körper war zurück geblieben. Bei all der Faszination, die er für diesen Kopflosen Reiter aufbrachte, hatte olirie ganz vergessen sich selbst in Sicherheit zu bringen. Wäre das Opfer seinem Häscher entkommen, dann wäre der Magus selbst jener Zombie gewesen, der dem Kopflosen am nächsten gestanden hätte. Diese Tatsache nun so langsam realisierend, freute er sich ein wenig Glück gehabt zu haben. Andererseits hätte ihn natürlich auch interessiert, wo der Reiter so einen abgehackten Kopf den hinbrachte und was er damit tat.
    Würde er dieses Rätsel jedoch auf die herkömmliche Art lösen, dann wäre olirie wohl aller Wahrscheinlichkeit nach außer Stande die Anderen Rätsel zu lösen. Weder das Rätsel, wo sie hier nun genau waren – von einem einfachen Traum ging er inzwischen nicht mehr aus, dafür dauerte sein Aufenthalt hier schon viel zu lange an – noch das Rätsel, weshalb sich der Körper des Reiters ohne Kopf überhaupt so kontrolliert fortbewegen konnte und weshalb er ohne Kopf und ohne Mund sprechen konnte. Und es wäre wohl auch noch die Kleinigkeit hinzugekommen, dass olirie ohne Körper in dieser Welt gefangen wäre, auf Gedeih und Verderb den hiesigen Regeln und Sitten ausgeliefert ohne eine große Chance je wieder in die Heimat zurück zu finden.

    Nun, da olirie sich nicht mehr in der Taverne aufhielt, konnte er auch ein wenig die Umgebung erkunden. In der Nacht, als er die Taverne betrat, war es so neblig, dass die Sichtweite kaum bis zur eigenen Hand reichte. Nun war es zwar noch immer neblig, doch bei Weitem nicht mehr in dem Maße wie vor ein paar Tagen.
    Zu erkunden gab es hier mit Sicherheit reichlich, da war sich der Schwarzmagier sicher. Denn seltsamer Weise hielten sich hier vor der Taverne mehr Leute auf als zuvor in der Taverne. Da s ließ die logische Schlussfolgerung zu, dass es hier irgendwo ein Zombienest gab, wahrscheinlich aber eher eine Art Dorf der Untoten. Jedoch musste olirie nun ernsthaft über die hierarchische Struktur von Zombiekolonien nachdenken. Lebten sie womöglich tatsächlich in einer Art Schwarmsystem mit einer Zombie produzierenden Königin an der Spitze? Oder gab es hier Ansätze einer gewählten Untotenvertretung? Herrschte hier ein Klassensysten oder war jeder gleich? Oder handelte es sich hier um eine Anarchistisch-Syndikalistische Kommune mit wechselhaft besetzter Leitung, bei der jeder einmal eine Woche die exekutive Funktion wahrnahm, jedoch seine Entscheide alle zwei Wochen bei einer Ratssitzung ratifiziert werden mussten. Dies mit einer einfachen Mehrheit für interne Angelegenheiten und einer Zwei-Drittel-Mehrheit für schwerwiegendere Angelegenheiten.

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    Into The Crypt  Avatar von Mani
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    Mani ist offline
    Das hatte ihm noch gefehlt. Ein kopfloser Reiter der Leute tötet und köpft, nun ja tot sind sie ja schon darum fällt das Töten einfach weg. Weiters sprach der Reiter ohne einen Kopf zu besitzten. Mani nahm an, dass es sich um ein Art Dämon handelt der sich in die Gehirne einnistet und so zu kommunizieren versucht. Diese Theorie fiel allerdings auch weg, da einige der Gesellen gar kein Gehirn mehr besaßen. Des Nordmanns Hirn fluscht auch hin und wieder raus.

    Scheiß Black. ER ist an allen Schuld. Sicher lag ein Fluch auf mir nachdem dieser Bastard uns verraten hat. Ich frage mich allerdings wo dann die anderen wären. Vielleicht wurden sie schon im Wald vom kopflosen Reiter überfallen. Alles könnte möglich sein, dachte sich der ehemalige Söldnerführer, als er sich wieder in die halbwegs sicherer Taverne begab.

    Komischerweise befanden sich nun mehr untote Gestalten in der Schenke, als vorher der Fall war. Der Nordmann suchte wieder seinen Platz, bestellte ein faulig riechendes Getränke, das ziemlich schmackhaft war und wartete ab. Vielleicht würde sich irgendeine Gelegenheit ergeben um wieder in die reale Welt zurückzukehren.

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    Ritter Avatar von Turang
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    Turang ist offline
    Was hatte wohl ein kopfloser Reiter in einer Untoten-Kommune zu suchen, deren Einwohner er in seiner ganz augenscheinlich sadistischen Ader nicht töten, doch nur ein wenig quälen konnte? Sicherlich war diese Figur hier noch am Ehesten erklärbar, da somit wenigstens das Fehlen des Kopfes als ganz alltägliche Erscheinung wegfiel, die dennoch vorhandene Fähigkeit der Sprache war es hingegen weniger.
    Die Illusion eines Druiden würde in Frage kommen, eine Kunst der Schwarzmagier, möglicherweise eines von Beliars höheren Wesen, ein Dämon vielleicht.
    Damit bliebe aber immer noch die Frage, was ein derartiges Wesen oder ein Magier in einer Sphäre - er war sich fast sicher, dass er sich hier in einer parallelen Dimension zu seiner eigenen Wirklichkeit befand - voller Untoten treiben mochte, die vom Krieg der Götter nahezu unbehelligt zu sein schien. Diesbezüglich waren die Einwohner doch sehr verschlossen gewesen, zumindest ihm gegenüber. Wirklich verdenken konnte er es ihnen zwar nicht, saß er doch den Großteil des Tages in seinem Zimmer eingesperrt, während das einzige Geräusch wohl das gelegentliche Schnappen einer Truhe war.

    Wenigstens an dieser magischen Front wollten sich Fortschritte verzeichnen: mittlerweile gelang es ihm, die Truhe über einen längeren Zeitraum magisch zu verschließen - natürlich war der Begriff "länger" relativ anzusehen, mit den Jahrtausenden der jharkendarischen Seelenfänger konnte er sich wohl beileibe nicht nicht messen, doch traute er es sich langsam zu, es an einer Tür zu versuchen...

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    Raubkatze  Avatar von Maris
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    Maris ist offline
    "Was bei Beliar ist denn nur los mit uns?"
    Mit Erschrecken betrachtete der Nomade Tinquilius' Zeichen des Verfalls, sah zu, wie sich die klaffenden Wunden am Körper des Wassermagiers zeigten, die jedoch nicht frisch waren, nein: ganz im Gegenteil schienen sie beide in Windeseile zu verrotten und auseinander zu fallen!
    "Keinen Herzschlag? Moment!"
    Maris' Hand ging zu seiner Brust, aus Angst, er könnte sich den Hals aufreißen, wenn er seinen Puls dort erfühlte, doch seine Handbewegung schien etwas zu forsch zu sein. So forsch, dass er plötzlich sein eigenes Herz in der Hand hielt. Und nicht nur das: sein Gewebe war so weich und zersetzt, dass sich das Organ ohne die geringste Krafteinwirkung vom Körper löste und herausziehen ließ.
    "Nein, ich habe keinen Herzschlag mehr. Aber... Hunger..."
    War es der Anblick seines Herzens? Er konnte nicht anders, Maris schlug seine Zähne in das weiche Fleisch, das unter anderen Umständen sicher eher Abscheu als Hunger in ihm geweckt hatte. Binnen weniger Sekunden war das blutige Mahl beendet und das Herz verschlungen.

    Ohne sich Gedanken darüber zu machen, dass er gerade sein eigenes Herz verspeist hatte, blickte und tastete Maris an sich herab. Unter der Kluft konnte er eine gewaltige offene Wunde an seinem Oberschenkel erfühlen - die Wunde, die ihm einst Abtrünnige zugefügt hatten und die ihm das Leben gekostet hätte, wenn Aniron ihn nicht gerettet hätte. Sein Rücken war ein einziger Haufen Matsch, so schien es ihm: die Narben, die er von einem der Minecrawler einkassiert hatte, als er zusammen mit Bass und Malak sein altes Goldversteck hatte ausräumen wollen. Sein Gesicht fühlte sich an, als hinge es in Fetzen, seine rechte Schulter hing bestimmt zwei Handbreit tiefer als normalerweise und war nur noch über ein paar widerborstige Sehnen mit seinem Torso verbunden. Jede noch so kleine Verletzung, die er jemals in all den Kämpfen einkassiert hatte, schien sich nun zu öffnen - sein Körper war ein einziger Haufen in Fetzen hängendes Fleisch!

    "Was? Was ist denn da?"
    Etwas zu eilig drehte sich Maris um, was zur Folge hatte, dass sein Fußgelenk brach und sich in einem unschönen Winkel am Bein anordnete. Nur beiläufig nahm er die zusätzliche Entstellung war - wenigstens fühlte man hier keinen Schmerz.
    Tatsächlich schienen dort irgendwelche Lichter zu glimmen, eine Hütte oder etwas Ähnliches musste dort sein. Eine Hütte musste Menschen bedeuten! Oder zumindest was auch immer diese Gegend hier bewohnte. Vielleicht konnten sie dort endlich Antworten erhalten!
    "Na gut, dann lass uns mal hingehen. Ich will wissen, in was für einer verdammten Lage wir uns hier befinden, und so schnell wie möglich wieder raus!"
    Die Hütte schien näher zu sein, als der erste Anblick es vielleicht hätte erahnen lassen, und so standen sie binnen weniger Augenblicke vor der hölzernen Tür.
    Das Haus schien uralt und verfallen zu sein, das Schild über der Tür lud zur "Zwielichttaverne" ein. Doch oben aus dem Schornstein stieg Rauch auf und durch die zersprungenen Fenster schien fahles Licht nach draußen. Die Taverne schien also tatsächlich noch bewirtschaftet zu sein!

    Kraftlos lag Maris' Hand auf der schweren Klinke und drückte sie herunter. Als er in das Innere blickte, starrten ihn dutzende verfaulter Augen an.
    "Ich glaub, ich spinne!", murmelte der Nomade über die Schulter an Tinquilius gewandt.
    "Noch mehr Gäste! Noch mehr Kundschaft!"
    Das krächzende Geplärre stammte von zwei Schrumpfköpfen, die fröhlich vor sich hin baumelten und durch die Gegend schrien. Ein nur zu bizarres Bild, das durch die vielen untoten Gäste im Schankraum nur noch befremdlicher erschien.
    Schon erschien der hiesige Wirt, von dessen Körper noch mehr fauliges Fleisch herunter zu hängen schien als an jedem anderen.
    "Willkommen in der Zwielichttaverne!"
    Es dauerte einen Moment, bevor Maris seine herunterhängende Kinnlade - die nicht nur vor Erstaunen herunter gefallen war - bemerkte und die Kontrolle über seinen Mund zurück erlangte, um zu entgegnen:
    "Sagt, Schankwirt, was für ein seltsamer Ort ist das denn hier?"
    Maris' Gegenüber stutzte einen Moment, doch dann schien ihm etwas einzuleuchten.
    "Achso, deine Gehörgänge sind schon etwas angefault. Das hier ist die Zwielichttaverne! Nehmt erst einmal einen Schluck!"
    Und schon standen zwei Humpen mit äußerst zweifelhaftem Inhalt vor Maris' und Tinquilius' Nase. Einen Moment lang wollte der Nomade erwidern, dass er eigentlich diese ganze Sphäre mit all ihren Seltsamkeiten meinte, gab es dann aber auf. Ob man dieses seltsame Zeug da wirklich trinken konnte?

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    Chosen One Avatar von Tinquilius
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    Das Königreich Argaan im Forenrollenspiel
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    Es war widerlich, was Maris mit seinem Herzen tat. Ekelhaft – und zugleich irgendwie ansprechend. Ein Paradoxon, doch der Oberste Magier verspürte seltsamerweise selbst ein Bedürfnis nach etwas Blutigem, etwas Fleisch.
    Dies kann nicht die Unterwelt sein, nicht Beliars Reich. Es kann einfach nicht…
    Als sie zum Gebäude schritten, spürte der Priester wie er weiter verfaulte. Alle ehemaligen Wunden, und noch so viel mehr, schienen sich wieder zu öffnen. Tinquilius spürte, als sie sich zu dem Gebäude begaben, wie Hautfetzen seinen Rücken hinunter hingen und wie seine Schritte eigenartige Geräusche machten. Die Folterwunden durch diesen Ork Brosh. Ich wusste doch, dass sich dies noch einmal heimzahlen würde. Doch der Prozess schien sich zu verlangsamen oder ganz zu stoppen, er konnte es nicht genau sagen. Spätestens als sie jedoch an dem Gebäude angekommen waren, schienen Maris‘ und sein Körper eine gewisse Fäulnis erreicht zu haben.
    „Noch mehr Gäste! Noch mehr Kundschaft“, schallte es sogleich von zwei Schrumpfköpfen zur Begrüßung, als die beiden das Gebäude betraten.
    Vollkommen baff stoppte der Priester in seiner Bewegung und betrachtete das Schauspiel, welches sich ihm dort bot: Der Schankraum war gefüllt mit Untoten verschiedenster Art und unterschiedlichstem Verrottungsstadium. Manchen fehlten Gliedmaßen, Zähne oder sonstige Fleischfetzen. Allen war aber eines gemein: Die aschfahlene Haut und die eingefallenen Körper.
    Während Maris kurz ein Wort mit dem Wirt wechselte, der aber wenig zu antworten hatte, schaute er sich weiter um. Kurz darauf stand ein Humpen vor ihm, den der Priester mit den verfaulten Fingern langsam zu sich heranzog. Es roch nach… Bier? Oder Wein? Egal was von beiden, es roch nicht mehr gut. Er schaute zu Maris.
    „Ich denke, wir können nicht wählerisch sein“, meinte er, hob den Humpen hoch, setzte ihn an seine Lippen und nahm einen kräftigen Schluck. Das Gebräu floss seine Kehle hinunter und schmeckte gar nicht mal so übel. Wie abgestandenes Bier – viel zu lang abgestandenes Bier. Doch irgendwie fand er Genuss daran und nahm einen weiteren Schluck.
    „Die dort vorne sehen ängstlich aus“, meinte er in Maris‘ Richtung und damit auch zum Wirt. „Wenn Untote Angst haben können. Können sie das? Äh, können wir das? Ich habe keine Ahnung. Spür ich Angst?“, begann er zu philosophieren. „Ist ja auch egal. Wirt, wieso sind die verängstigt?“ Doch als er zum Wirt schaute, hatte dieser sich bereits wieder umgedreht und ignorierte ihn. „Werter Wirt, meine Frau…?“
    „Fragt nicht“, kam es nur knapp vom fauligen Wirt, bevor er ich anderen Gästen zuwandte.
    „Das ist komisch“, meinte er nun an Maris gerichtet. Dann schaute er wieder in die Runde. „Was kann Untote das Fürchten lehren?“
    Die letzten Worte waren zwar an Maris gerichtet jedoch auch laut genug, das sie andere hören konnten.

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    General Avatar von olirie
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    Der Zirkel um Xardas im Forenrollenspiel
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    “GEHÖRN!“, keuchte olirie hervor und humpelte stöhnend durch die Gänge des Kastells auf der Suche nach seinem nächsten Opfer. Zwei hatte er bereits in seine Fänge bekommen: einen Dämon und den jungen Evander. Doch konnten sie nicht seinen Hunger stillen, der einstige Magier brauchte mehr. Sein Körper brauchte mehr, mehr von dieser köstlichen, eiweißhaltigen Spezialität. Ein weiteres Opfer musste her. Durch das Schlüsselloch eines der Labore schien etwas Licht hindurch, hier würde er sicherlich fündig werden. Die Tür war nur angelehnt, das Schloss nicht eingeklinkt. Mit seinen vermoderten Händen drückte olirie die Tür einen Spalt weit offen und was er dahinter sah war ein geradezu köstlicher Anblick. Es bot sich ihm der Gaumenschmaus eine Hohepriesters, nein, sogar der eines ehemaligen Hüters. Konzentriert über ein Experiment gebeugt, stand dort Ardescion. Ja, er würde sicherlich die Gier oliries Befriedigen. Seinen Schädel zu knacken wäre eine wahre Wohltat. Die Tür war nun weit geöffnet und der Zombie olirie schlurfte in das Labor, geradewegs auf sein nächstes Opfer zu. Die Arme vor sich ausgestreckt, hatte er den Kopf Ardescions schon beinahe im Griff er musste nur noch zupacken. Doch dann drehte sich der hohe Priester um und sah den Zombie mit eiskalter Mine an.
    „Gehorche mir“, sprach er nur und olirie konnte sich nicht widersetzen, er war ein Gefangener seines Gegenübers.


    Mit einem Schreck fuhr olirie aus dem Bett empor. Ein Teil seiner Rückenhaut riss ab und blieb an einer der Matratzenfedern hängen. Erleichtert blickte er sich um und stellte fest, dass es nur ein Traum war. Er war zwar tatsächlich ein Zombie, doch keiner der blutlüsternd durchs Kastell zog. So etwas wie Hunger verspürte er allerdings dennoch und auch Laika wartete bereits brav vor der löchrigen Zimmertür – die sie auch einfach durch die Löcher hätte passieren können – darauf, dass ihr Herr sie wieder in den Schankraum der Taverne entließ.

    „Was darfs den sein?“, fragte der Wirt. Ohne groß nachzudenken antwortete olirie: „Gehirn“. Erst nachdem er es ausgesprochen hatte, fiel dem hohen Schwarzmagier auf, was er eigentlich gerade gesagt hatte. Doch seine Befürchtungen, eventuell eine klischeehafte oder sogar rassistische Bemerkung gemacht zu haben, wurden mit der Antwort des Wirtes hinweggeblasen:
    „Püriert, als Ragout oder im Ganzen?“
    „Ähhh, püriert bitte.“
    Hatte er gerade wirklich eine Portion püriertes Gehirn bestellt? olirie war sich selbst nicht ganz sicher, doch seine Erinnerung und das was ihm gerade serviert wurde sagten : „Ja!“

    Laika hingegen schien gar nicht so viel Interesse für eine gute Mahlzeit zu haben. Doch die untote Riesenkatze einige Tische weiter schien sie schon eher zu interessieren. Ob das so gut ging, da war olirie sich nicht ganz sicher. Man hörte schließlich immer wieder von Schauergeschichten, in denen Hund und Katz sich missverstanden und dann die Katze zerfleisch wurde. In diesem Falle allerdings würde wohl eher Laika den Kürzeren ziehen.
    Neugierig näherte sich die Hündin der Katze und schnüffelte erst mal ein wenig an ihr. Diese registrierte zwar die Anwesenheit des anderen Tieres, schien jedoch nicht sonderlich beeindruckt darauf zu reagieren. Glück für Laika, schlussfolgerte olirie.

    Erschreckenderweise schmeckte ihm sogar das soeben servierte Püree. Wahrscheinlich jedoch, lag dies an der veränderten Wahrnehmung. Verfaulende Geschmacksknospen schmeckten eben anders als lebende.
    Bevor Laika der Katze nun allerdings zu sehr auf den Pelz rückte, beschloss olirie seiner Hündin ein wenig Rückendeckung zu geben. Mitsamt Schüssel setzte sich der Schwarzmagier um an den Tisch der Tierhalterin.

    „Einen guten Abend wünsche ich“, grüßte olirie sie die zerfallende Frau. „Wie ich sehe hat meine Hündin einen Narren an Ihrer Katze gefunden. Ich hoffe doch, sie ist dem Umgang mit Hunden nicht abgeneigt?“

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