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  1. #41
    Fionda per cereali  Avatar von Luceija
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    Julian, der so abwartend an der Tür bereit stand, um Ms. Watson in Empfang zu nehmen, holte nun Atem, um seine bereitgelegte Antwort zu geben, doch blieb sie ihm im Halse stecken, als Craig mit einer ungewohnten Dreistigkeit das Wort ergriff und nach einer Brille fragte. Die junge Laborassistentin sah Craig mit einer Mischung aus Erstaunen, Entsetzen und auch einem Hauch Einschüchterung mehrere Sekunden schweigend an, wobei sie wohl nur mit Mühe ihre Kinnlade oben behielt. Julian drehte seinen Kopf leicht zu Craig, behielt die Überraschung jedoch hinter neutraler Miene verborgen und schaute nur zwischen beiden hin und her, dann nachdenklich in die Leere und schließlich wieder direkt zu Watson.
    "Wie unschwer zu erkennen ist, hat sich Nummer 21 mehr und mehr zu einem untragbaren Zustand hin entwickelt. Ich wollte während des ganzen Trubels bereits einige Untersuchungen mit ihm durchführen, um die Sache zu bestätigen. Keine Zeit verlieren, richtig? Immerhin bin ich mit sofortiger Wirkung wohl wieder Ihr Vorgesetzter. Laut meiner eigenen Direktive", sprach er mit der trockenen, neutralen Stimme eines Regierungsbeamten, schließlich jedoch gefolgt von dem gewohnten, breiten Grinsen, das diesmal wohl so etwas wie Triumph ausdrücken sollte. Watson erwiderte es mit wortloser Entgeisterung und Unsicherheit, sah prüfend zu den Wachen, die Julian noch immer ergriffen hielten, signalisierte ihnen dann jedoch mit einem kurzen Nicken, ihn loszulassen.
    "Endlich können wir wieder an die Arbeit gehen. Ich sehe sie in fünf Minuten in meinem Büro", ergänzte er noch freundlich und klopfte seinem Gegenüber zwei Mal auf die Schulter, bevor er an ihr vorbeiging und durch die Tür schritt, dann jedoch nocheinmal seinen Kopf durch den Türrahmen streckte, um anzuhängen: "Achja, und nach meiner Visite habe ich mich entschlossen, dieses Projekt hier einzustellen." Er deutete mit einer Geste des Kopfes in Richtung Craig. "Treffen sie also entsprechende Maßnahmen.", und verschwand in den Flur, ohne dass eine der Wachen Anstalten machte, zu folgen.



    Perplex sah sich Miss Watson nach ihm um. Die Dreistigkeit, die Mister Ward hier an den Tag legte hatte sie nun tatsächlich aus der Fassung gebracht, nachdem er einige Wochen nicht nur behandelt wurde wie eines der Testsubjekte, sondern auch entsprechend wenig von sich selbst zeigte. Meist sah sie ihn, als er bereits unter einer hübschen Dosis Beruhigungsmittel stand - wovon die meisten nicht mal Beruhigungsmittel waren, aber in etwa den selben Effekt hatten - und wenn dem mal nicht so war verbrachte die Frau ihre Zeit in einem Neben-komplex der Untergrundeinrichtung.
    Craig folgte ihrem Blick, teilte aber nicht ausschließlich ihren Schock sondern viel eher eine aufkeimende Panik, die ihn dazu trieb Julian ungehindert hinterherzubrüllen - der eindeutigen Ansicht, er habe ihn nur dazu genutzt wieder seine Position einzunehmen. Natürlich fühlte sich der junge Terranovaner betrogen. Er wurde eingestellt, als Julian schon teil der Testsubjekte war. Lernte ihn dort kennen, musterte Person für Person und lies sich schließlich darauf ein, sich mit Julian zu unterhalten. Ging damit ein Risiko ein. Aber Risiken konnte Craig kaum noch einschätzen, nachdem dieser kranke Lichtwechsel innerhalb der Anlage - auf die Testfortschritte der einzelnen Subjekte zugeschnittene Tag- und Nachtzyklen, die in den meisten Fällen eine Tageszeit von mehr als 44 Stunden und eine dunkle Phase, eine simulierte Nacht, von etwa 8 Stunden, also 4 Stunden pro Tag, beinhaltete - ihm den letzten Nerv raubte. Wen wunderte es da noch, wenn die Subjekte umkippten wie ein toter Wellensittich von der Stange.
    "DU VERDAMMTER BASTARD! DU HAST GESAGT WIR KOMMEN HIER VERDAMMT NOCHMAL ZUSAMMEN RAUS! ICH HÄTTE WISSEN MÜSSEN DASS SICH HIER NUR VERLOGENE-", die Serie an Flüchen summierte sich so lange, bis das Wachpersonal einschritt und mit ein paar gezielten "Erziehungsmassnahmen" dafür sorgte, dass Craig nur noch halbwegs aufrecht auf dem Boden kniete und noch immer seine Brille vermisste.
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  2. #42
    Ritter Avatar von Tjordas
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    Julian ging mit aufrechtem, selbstbewussten Gang, jedoch nachdenklich gesenktem Blick den Gang hinunter. Die Blicke der Wachmänner, an denen er vorbeiging ignorierte er, denn noch bevor sie ihn an der Schulter greifen konnten, hielt ein Ruf der Laborassistentin, deren genauer Wortlaut schon kaum noch in Julians Bewusstsein drang, die nun verdutzten Wachhunde im Zaum. Sein Verstand war belegt mit widersprüchlichen Blitzen von Emotionen und Ideen, doch keiner seiner Züge spiegelte irgendetwas von Reue wieder, als die Vorwürfe Craigs in seinen Ohren nachhallten. Er kannte diese Gänge nicht mehr und doch leitete ihn sein Unterbwusstsein durch den Komplex direkt vor eine milchgläserne Tür, auf der auf Augenhöhe quer ein schwarzer Klebestreifen klebte. Er betrachtete es kurz mit geneigtem Kopf, setzte dann den Nagel an einer Ecke des Bandes an, um es mit einem schmatzenden Geräusch abzuziehen. Hier stand es, Schwarz auf Weiß, direkt unter der Zimmernummer 427: Dr. Julian Ward - Kibernetik.

    Der Doktor starrte auf das Nummernpad neben der Tür und versuchte sich an den Code zu erinnern, und obwohl er auch diesen nicht mehr wissen konnte, flackerte sofort eine Antwort durch seine Synapsen und ihn seine Finger, die wie fremdgesteuert den Türcode preisgaben und das Schloss mit einem leisen Klicken entriegelten. Er betrat sein Büro. Oder zumindest das von diesem Doktor namens Ward, denn so recht wollte sein Bewusstsein dieses Faktum wohl doch nicht akzeptieren. Das weiße Licht dimmte sich selbsttätig auf, die Tür schloss sich und Julian legte sich seufzend in einen weißen, knarzenden Polsterliegesessel in der Ecke des Raumes - neues Leder aus gebleichter Varrenhaut, kaum benutzt. Kurz traf ihn der Gedanke an Craig, der nun wohl stattdessen auf einer sterilen, kalten Stahlpritsche sein blaugeprügeltes Fleisch niederlegte, doch regte ihn das eher zu einem kurzen Schmunzeln an.

    Die Haftbedingungen für Craig würden sich nun in der Tat noch verschlimmern, denn kurz vor eine Liquidierung wurden Testsubjekte immer unberechenbar - das letzte Aufbäumen einer jeden Lebewesens kurz vor dem Tod. Verzweiflungstaten sorgten oft genug dafür, dass die Plasmaröhre, in der man sich der Subjekte hier meist entledigte, erst nach dem gewaltsamen Ableben derselben durch Schusswaffen zum Einsatz kommen musste. Wesentlich humaner als Todesursache war da doch das heiße Plasma, das die Ingenieursabteilung eigentlich zum Härten fremdartiger Metalle nutzte, aber auch zur Liquidierung organischer Masse gab es kaum etwas Besseres. Ein kurzer Energieschub und das heiße Gas in der mannshohen Röhre erhitzte sich innerhalb von Nanosekunden so stark, das bereits nach weniger als einer halben Sekunde in der Regel jedes Gewebe im Inneren verdampte und durch den Abzug verschwand. Schmerzlos, sauber, schlicht effektiv. Aber dafür hatten die Testsubjekte hier ja scheinbar keinen Sinn und ließen sich lieber von Gewehrkolben zu Tode prügeln.

    Julian rieb sich das Kinn, als er gedankenverloren in die leicht flimmernde Deckenbeleuchtung starrte. Er erinnerte sich an die Ingenieruswerkstatt: Ein Haufen Nerds, selbst aus Julians Perspektive, die offenbar auf Materialverschleißwerte, Reibungskoeffizienten und Dichtetabellen masturbierten. Nicht selten waren sie zugleich auch die Informatiker des Komplexes, und so rollten die feisten Flaschen jede halbe Stunde auf ihren Bürostühlen durch den Korridor zum fünf Meter entfernten Rechenzentrum - auf Wunsch dieses bewegungsfaulen Asthmatikervereins hierher verlagert - oft noch die Kaffeetassen auf dem Schoß. Er hatte diese Szene so oft gesehen, und grinsend beobachtet, dass sie sich in jeder Amnesie erhalten hätte. Doch plötzlich durchfuhr ihn ein Folgegedanke und er setzte sich schlagartig auf: Das Rechenzentrum direkt neben der Plasmaröhre - das war doch geradezu eine Einladung. Der Plan musste funktionieren! Er huschte zu seinem Terminal und setzte ein kurzes Memo für Ms. Watson auf: Setzen Sie die Liquidierung von Nr. 21 auf morgen, 09:70 Standardzeit an. Ich würde ihr gerne zur Überprüfung des korrekten Ablaufs beiwohnen. Dr. Ward.
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  3. #43
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    Kurzzeitig hatte Craig geglaubt, Julian hätte sich einen mehr als nur schlechten Scherz erlaubt. Er hatte sich eingebildet, dass das Wachpersonal, dass ihn die nächsten fünfzehn Sekunden derartig in die Mangel nahm, dass er gar keine Brille mehr auf seine nun mit Knicks gezeichneten Nase setzen wollte, auch ihn an der Schulter packen und ohne grosse Mühe zurückreissen würde. Stattdessen aber passierte er einfach und schlenderte schon nahezu den Gang entlang und gab rein garnichts auf die Anklagen, die Craig ihm entgeistert hinterher warf.

    Miss Watson drehte sich nach dem letzten, hörbar dumpfen Schlag und dazugehörigem Knacksgeräusch - welches von besagter Nase ausgehen musste - viel zu langsam um und wirkte nicht sehr angetan vom Anblick des dort nun in zwei Wachmannsarmen liegenden, jungen Mannes. Sekündlich tropften etwa zwei Tropfen Blut aus seinem linken und rechten Nasenloch und landeten ohne Hindernis auf die nur wenig Wärme spendende Kleidung mit der eingestickten 21. Watson brauchte ein paar Sekunden um sich aus der Starre zu holen. Craig auch.

    Mehrere Minuten lang konnte er nur seinen eigenen Atem hören, den er unweigerlich mit dem Mund holen musste und dabei ein Paar seiner eigenen Blutstropfen schmecken, die sich anstatt auf der Kleidung auf der Unterlippe gefangen hatten. "Bringt ihn zurück in sein Zimmer und bereitet 21 auf seinen Abschied vor." Watson sprach bestimmt und schnell und kaum hatte sie ausgesprochen was nun weiteres mit dem einstigen Psychologiestudenten passieren sollte, wurde dieser bereits auf die Füsse gerissen und mit gewohnter Befehlsmanier zurück in den Gang gedrückt und in Richtung seiner Kabine gegängelt, die man schlicht und einfach nicht als Zimmer benennen konnte.

    Das Licht war an, als er sich mühselig vom Boden auf die Knie stemmte und sich unter Keuchen auf die Pritsche zog. Dabei ging ihm Julian nicht aus dem Kopf. Die letzten Worte, die er gehört hatte und die, die er mit ihm im Umkleidebereich gewechselt hatte. Es war ein Risiko, von Anfang an. Und dank ihm - diesem undankbaren Möchtegern - sprachen sie jetzt über Craig von Abschied. Und diese Abschiede hatte er in seiner Zeit schon ein, zwei Mal gehört. Sie waren endgültig.
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  4. #44
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    Munter pfeifend stolzierte Julian die Gänge des Forschungskomplexes entlang, sodass seine Melodie und das Klacken seiner Absätze durch die Räume schallten. Erst, als ihm einfiel, dass er sich auf dem Weg zu Craigs Beseitigung befand, hielt er es für angebracht, seine allgemein gute Laune für einen Moment nicht zu sehr nach außen zu kehren: Die Wachen starrten ihm schon wieder so seltsam hinterher. Überhaupt war der Abend und die Nacht nicht leicht gewesen. Watson schien den Braten allmählich zu wittern und hatte immer mehr unangenehme Detailfragen gestellt, die Julians noch sehr lückenhaftes Gedächtnis schwer auf die Probe stellten. Es war nicht mehr viel Zeit, bevor Julian aufflöge und er ebenfalls auf den Plasmagrill käme

    Vor der Einzelhaftzelle - nicht mehr als eine in die Wand eingelassene Schlafkoje mit verstärkter Panzerung und völlig ohne Licht - warteten bereits zwei Wachmänner, die Julian mit einem lächelnden Nicken begrüßte, bevor diese es grimmig und professionell erwiderten, die Haltung steif, die Gewehre im Anschlag. Dann folgte ein unangenehmes Schweigen, das der wirre Wissenschaftler hin und wieder zu durchbrechen suchte:
    "Aber nicht, dass ihr Jungs mir den Typen wieder weichprügelt wie ein Stück Fleisch, bevor er weggeschafft wird. Ihr könntet die Exekutionen ja wenigstens einmal human gestalten."
    Einer der beiden Wachmänner drehte seinen Kopf bedrohlich langsam ein Stück zu dem Doktor und schielte ihn aus den Augenwinkeln grimmig entgegen.
    "Was wollen Sie eigentlich, Mann, ihretwegen wird er doch überhaupt erst gegrillt, machen Sie uns keine Vorwürfe, Dr. Quirk."
    "Nicht so viel plappern", unterbrach der andere Wachmann die Anfeindung, nachdem er auf die Uhr gesehen hatte. "Es geht los, also Klappe zu und verhalten wie Profis. Ich rede mit Ihnen, Doc, keine fröhlichen Lieder pfeifen klar?"
    Julian nickte freundlich lächelnd wie immer, verschränkte die Arme hinter dem Rücken und betrachtete sich das kommende Ereignis.

    Einer der beiden entriegelte nun die Koje, während der andere den Lauf auf die Öffnung richtete. Er griff hinein und zerrte mit einem harrschen Ton, aber wesentlich weniger aggressiv als sonst, Craig heraus aus der stockdunklen Koje. Sie ließen ihm die Zeit, sich an das grelle Licht zu gewöhnen und das Gleichgewicht zu finden, doch die Waffe blieb stets auf ihn gerichtet. Julian presste die Lippen zusammen, als er sich ein Schmunzeln verkniff: Üblicherweise landeten Leichen in Schubladen, die beinahe geräumiger waren als diese Koje, bevor man sie obduzierte. Doch da waren sie schon tot. Diesen hier zog man lebendig aus der Schublade, um ihn zu töten. Wie eine alte Akte, die man aus dem Schreibtisch zog und in den Schredder steckte.

    Er begrüßte Craig nicht, obwohl es ihm widerstrebte, nicht freundlich 'Hallo' zu sagen. Doch das Protokoll verlangte Schweigen jenseits der Kommandos. Stattdessen wartete er, bis der Geschundene Blickkontakt zu ihm aufnahm und nickte dann leicht mit einem sehr kurzen, kaum zu sehenden Zwinkern.
    Tjordas ist offline Geändert von Tjordas (16.12.2013 um 01:52 Uhr)

  5. #45
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    Munter pfeifend stolzierte Julian die Gänge des Forschungskomplexes entlang, sodass seine Melodie und das Klacken seiner Absätze durch die Räume schallten. Erst, als ihm einfiel, dass er sich auf dem Weg zu Craigs Beseitigung befand, hielt er es für angebracht, seine allgemein gute Laune für einen Moment nicht zu sehr nach außen zu kehren: Die Wachen starrten ihm schon wieder so seltsam hinterher. Überhaupt war der Abend und die Nacht nicht leicht gewesen. Watson schien den Braten allmählich zu wittern und hatte immer mehr unangenehme Detailfragen gestellt, die Julians noch sehr lückenhaftes Gedächtnis schwer auf die Probe stellten. Es war nicht mehr viel Zeit, bevor Julian aufflöge und er ebenfalls auf den Plasmagrill käme

    Vor der Einzelhaftzelle - nicht mehr als eine in die Wand eingelassene Schlafkoje mit verstärkter Panzerung und völlig ohne Licht - warteten bereits zwei Wachmänner, die Julian mit einem lächelnden Nicken begrüßte, bevor diese es grimmig und professionell erwiderten, die Haltung steif, die Gewehre im Anschlag. Dann folgte ein unangenehmes Schweigen, das der wirre Wissenschaftler hin und wieder zu durchbrechen suchte:
    "Aber nicht, dass ihr Jungs mir den Typen wieder weichprügelt wie ein Stück Fleisch, bevor er weggeschafft wird. Ihr könntet die Exekutionen ja wenigstens einmal human gestalten."
    Einer der beiden Wachmänner drehte seinen Kopf bedrohlich langsam ein Stück zu dem Doktor und schielte ihn aus den Augenwinkeln grimmig entgegen.
    "Was wollen Sie eigentlich, Mann, ihretwegen wird er doch überhaupt erst gegrillt, machen Sie uns keine Vorwürfe, Dr. Quirk."
    "Nicht so viel plappern", unterbrach der andere Wachmann die Anfeindung, nachdem er auf die Uhr gesehen hatte. "Es geht los, also Klappe zu und verhalten wie Profis. Ich rede mit Ihnen, Doc, keine fröhlichen Lieder pfeifen klar?"
    Julian nickte freundlich lächelnd wie immer, verschränkte die Arme hinter dem Rücken und betrachtete sich das kommende Ereignis.

    Einer der beiden entriegelte nun die Koje, während der andere den Lauf auf die Öffnung richtete. Er griff hinein und zerrte mit einem harrschen Ton, aber wesentlich weniger aggressiv als sonst, Craig heraus aus der stockdunklen Koje. Sie ließen ihm die Zeit, sich an das grelle Licht zu gewöhnen und das Gleichgewicht zu finden, doch die Waffe blieb stets auf ihn gerichtet. Julian presste die Lippen zusammen, als er sich ein Schmunzeln verkniff: Üblicherweise landeten Leichen in Schubladen, die beinahe geräumiger waren als diese Koje, bevor man sie obduzierte. Doch da waren sie schon tot. Diesen hier zog man lebendig aus der Schublade, um ihn zu töten. Wie eine alte Akte, die man aus dem Schreibtisch zog und in den Schredder steckte.

    Er begrüßte Craig nicht, obwohl es ihm widerstrebte, nicht freundlich 'Hallo' zu sagen. Doch das Protokoll verlangte Schweigen jenseits der Kommandos. Stattdessen wartete er, bis der Geschundene Blickkontakt zu ihm aufnahm und nickte dann leicht mit einem sehr kurzen, kaum zu sehenden Zwinkern.


    Noch immer...oder wieder taumelnd hing Craig zwischen zwei Wachmännern und kniff noch immer angestrengt die Augen zusammen. Irgendwann, mitten in der Nacht - sofern das eine Nacht gewesen war - hatten sie die sonst so gewohnte Zelle aufgerissen, den ohnehin schon ausgedürrten Körper des jungen Mannes gepackt und schnell und so geräuschlos wie nur möglich mit sich genommen. Genau das, was Craig schon bei anderen beobachten konnte. Oder musste. Weg waren sie - da war nichts mehr, was man von ihnen auch nur noch erahnen könnte. Für alle anderen Insassen würde es so auch sein. Die 21 würde einfach ersetzt werden. Gegen die nächste, arme Seele die hier auf Noveria wie Vieh gehalten werden würde, bis man sie weniger würdig "verabschiedete".

    Und so versuchte sich Craig an das hässliche Licht über sich zu gewöhnen, während er den Rest der Nacht in der Ein-Mann-Zelle verbracht hatte und davon etwa eine Viertelstunde gegen alle - so nahen - Wände trat, bis ihm sowohl die Kraft ausging, als auch Schmerz in seine Zehen kroch. Ein Ausweg war unmöglich. Viel zu geschwächt zerrte man ihn nun also aus der Wandritze. Und zögerlich reckte sich der Terranovaner der Stimme entgegen, die sie hier her gebracht hatte.
    "Oh klasse..", knurrte Craig unzufrieden wie man nur sein konnte und unterbrach sich kurz, als er einen Stich im Nacken spürte, der offenbar zu einer Spritze gehörte. Er keuchte nur leis. "...könnt ihr den Typen nicht wenigstens wegschicken? So als...letzten Wunsch? Steht doch jedem zu oder gebt ihr selbst darauf einen Scheiss..?"
    Das Wimmern konnte man heraushören. Das Wasser in seinen Augen stehen sehen. Craig war mit fünfundzwanzig noch nicht auf den Tod vorbereitet. Wenn J nun nicht plötzlich wieder die Gesinnung änderte wie ein perfekter Schauspieler, würde das wohl das letzte sein, was er sehen würde.
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  6. #46
    Ritter Avatar von Tjordas
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    Die beiden Wachhunde unterbrachen für einen Augenblick das Prozedere bei dieser Frage, schauten sich gegenseitig an und drehten sich dann kurz nach hinten zu Julian um, der lediglich unmerklich mit dem Kopf schüttelte. Schon unmittelbar darauf stieß der Gewehrlauf des einen mit einem autoritär klingenden "Umdrehen" wieder in Craigs Rücken, woraufhin der andere ihm Handschellen hinter dem Rücken anlegte. Auf diese Weise gezähmt, wanderte der Trupp der Vier schweigend den Korridor entlang, Julian dabei immer wieder zerrend vorangetrieben von dem Größeren der beiden. Hin und wieder kreuzte sich ihr Weg mit dem anderer Wissenschaftler des Komplexes, die beim Anblick dieses Trotts und des nervlich aufgelösten Craig sofort verstanden, was geschah, es jedoch nicht weiter zur Kenntnis nahmen, sondern sich umwandten oder den Flur in ein Büro verließen.

    Schon kurz darauf erreichte die Gruppe einen Aufzug, den Craig wohl eine Weile nicht mehr gesehen haben dürfte, denn schon die Annäherung Unbefugter war mit der Androhung des sofortigen Schusswaffengebrauchs strikt verboten, was die zahlreichen Warnschilder mit den lustigen von Projektilen durchlöcherten Strichmännchen darauf überdeutlich klarmachten. Wieder wurde ein Nummerncode eingegeben, doch noch bevor sich die Tür öffnete, drehte sich über ihnen an der Decke eine Überwachungskamera in Richtung der Personen und ihre Linse vergrößerte die Gesicher. Erst dann, nach etwa zwanzig Sekunden peinlicher Stille, entriegelte sich die schwere Aufzugtür mit einem hydraulischen Zischen und gab den Zugang frei. Die Wachen postierten sich rechts und links hinter Craig, erst dann betrat auch Julian den Aufzug und lehnte sich an die Stahlblechwand, versuchte verzweifelt Blickkontakt zu Craig aufzunehmen, wenn auch subtil, konnten ihn die Wachen doch ebenfalls sehen. Die Tür schloss sich und die Zahlen auf der Etagenanzeige sanken ins Bodenlose. Etwa bei "-9", jedoch, traf die Kabine eine heftige, aber kurze Erschütterung und ein dumpfes Brummen ging durch den Schacht, in dem sie fuhren. Sekunden später färbte sich die weiße Innenbeleuchtung gelb und eine Frauenstimme ertönte in sanfter Stimme:
    "Warnung: Alarmstufe Gelb. Ein unautorisiertes Schiff befindet sich im direkten Anflug auf den Forschungskomplex. Der Energieverbrauch wird auf ein Minimum gedrosselt, um für Scans unsichtbar zu bleiben. Bitte bleiben Sie im Inneren des Komplexes und stellen Sie jegliche Tätigkeiten mit elektrischen Geräten ein, bis der Alarm aufgehoben wird. Vielen Dank."
    Der linke Wachmann stöhnte nur kurz auf, klappte dann zielstrebig die Aufzugkontrolle auf, legte einen dahinter befindlichen kleinen Schalter mt der Überschrift "Niedrigenergiefahrt" um, sodass die Zelle sich wieder in Bewegung setzte, jedoch wesentlich langsamer als zuvor, wie die Zahlen der Etagenanzeige verrieten. Wieder nahm Julian in diesem unbeobachteten Moment Blickkontakt auf, zwinkerte Craig dabei erneut unmerklich zu.
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  7. #47
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    Die beiden Wachhunde unterbrachen für einen Augenblick das Prozedere bei dieser Frage, schauten sich gegenseitig an und drehten sich dann kurz nach hinten zu Julian um, der lediglich unmerklich mit dem Kopf schüttelte. Schon unmittelbar darauf stieß der Gewehrlauf des einen mit einem autoritär klingenden "Umdrehen" wieder in Craigs Rücken, woraufhin der andere ihm Handschellen hinter dem Rücken anlegte. Auf diese Weise gezähmt, wanderte der Trupp der Vier schweigend den Korridor entlang, Julian dabei immer wieder zerrend vorangetrieben von dem Größeren der beiden. Hin und wieder kreuzte sich ihr Weg mit dem anderer Wissenschaftler des Komplexes, die beim Anblick dieses Trotts und des nervlich aufgelösten Craig sofort verstanden, was geschah, es jedoch nicht weiter zur Kenntnis nahmen, sondern sich umwandten oder den Flur in ein Büro verließen.

    Schon kurz darauf erreichte die Gruppe einen Aufzug, den Craig wohl eine Weile nicht mehr gesehen haben dürfte, denn schon die Annäherung Unbefugter war mit der Androhung des sofortigen Schusswaffengebrauchs strikt verboten, was die zahlreichen Warnschilder mit den lustigen von Projektilen durchlöcherten Strichmännchen darauf überdeutlich klarmachten. Wieder wurde ein Nummerncode eingegeben, doch noch bevor sich die Tür öffnete, drehte sich über ihnen an der Decke eine Überwachungskamera in Richtung der Personen und ihre Linse vergrößerte die Gesicher. Erst dann, nach etwa zwanzig Sekunden peinlicher Stille, entriegelte sich die schwere Aufzugtür mit einem hydraulischen Zischen und gab den Zugang frei. Die Wachen postierten sich rechts und links hinter Craig, erst dann betrat auch Julian den Aufzug und lehnte sich an die Stahlblechwand, versuchte verzweifelt Blickkontakt zu Craig aufzunehmen, wenn auch subtil, konnten ihn die Wachen doch ebenfalls sehen. Die Tür schloss sich und die Zahlen auf der Etagenanzeige sanken ins Bodenlose. Etwa bei "-9", jedoch, traf die Kabine eine heftige, aber kurze Erschütterung und ein dumpfes Brummen ging durch den Schacht, in dem sie fuhren. Sekunden später färbte sich die weiße Innenbeleuchtung gelb und eine Frauenstimme ertönte in sanfter Stimme:
    "Warnung: Alarmstufe Gelb. Ein unautorisiertes Schiff befindet sich im direkten Anflug auf den Forschungskomplex. Der Energieverbrauch wird auf ein Minimum gedrosselt, um für Scans unsichtbar zu bleiben. Bitte bleiben Sie im Inneren des Komplexes und stellen Sie jegliche Tätigkeiten mit elektrischen Geräten ein, bis der Alarm aufgehoben wird. Vielen Dank."
    Der linke Wachmann stöhnte nur kurz auf, klappte dann zielstrebig die Aufzugkontrolle auf, legte einen dahinter befindlichen kleinen Schalter mt der Überschrift "Niedrigenergiefahrt" um, sodass die Zelle sich wieder in Bewegung setzte, jedoch wesentlich langsamer als zuvor, wie die Zahlen der Etagenanzeige verrieten. Wieder nahm Julian in diesem unbeobachteten Moment Blickkontakt auf, zwinkerte Craig dabei erneut unmerklich zu.


    Hatte dieser Typ nun auch noch spastische Zuckungen? Wie auffällig Julian in Richtung Craig irgendwelche zuckende Augenlider zeigte machte es den jungen, ehemaligen Studenten nur noch wütender. Glaubte er, er nahm ihm jetzt noch so ein Schauspiel ab? Was richtig und falsch, Wahrheit oder Lüge war, war ohnehin schon absolut schwammig. Und jetzt, kurz vor seiner Aussonderung irgendwo am untersten Teil der Facility, als es nur noch wenige Minuten waren, die ihn vom Ableben trennte, wollte er ihn nochmal einlullen und sowas wie eine mögliche Rettung aufweisen? Oh nein. Wenn Craig eines daraus gelernt hatte, dann dass man Verrückten nicht trauen konnte.

    Nach einer Schneckenfahrt in die letzte Etage und einem weiteren, brummenden Geräusch ertönte die Frauenstimme ein weiteres Mal um dem dunklen Korridor vor ihnen einen Namen zu geben, der sich nach Öffnen der Türen zu beiden Seiten hinweg vor ihnen ausbreitete. "Etage: -13. Service- & Recyclingsabteil."
    Craig schluckte schwer. Ein Schaudern lief ihm über den Rücken, als die Lichter sich beim heraustreten aus der Fahrstuhlkapsel selbsttätig nacheinander einschalteten und dabei mindestens zwei nur noch - bei ohnehin schon sparsamer Beleuchtung - hin und wieder aufflackerten. Er sah sich zu beiden Seiten nach den Wachmännern um und versuchte nicht nur sich selbst abzulenken, als auch die Stimmung nun nicht ganz so triste wirken zu lassen, wie sie es tat. Schutzreflexe, möchte man meinen. "Un-..unautorisierte Schiffe, huh? Bekommt ihr Probleme? Wird auch Zeit, dass das mal einer bemerkt und hellhörig wird, weil ich mich schon so lange nicht mehr gemeldet habe! Ha..."
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  8. #48
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    "Echt heiter hier unten", brummte der linke Wachmann, als sich die Tür öffnete und dieses Gruselszenario preisgab, stieß dann jedoch mit dem Gewehrlauf wieder in Craigs Rücken und hängte lauter "Also, vorwärts" an. Dann klinkte sich der Rechte ein, als Craig diese verzweifelten Vermutungen äußerte und schüttelte nur schaubend den Kopf.
    "Unsinn, Kleiner. Das passiert hier fast täglich; es gibt einige Schnüffler hier im Sektor. Aber gefunden hat uns noch keiner von denen so tief unter dem ewigen Eis. Also los, sonst mach ich dir Beine."
    In der gleichen Formation wie zuvor wanderte die Gruppe im Gleichschritt unter den fahlen und flimmernden Licht hindurch tiefer in den dunklen Gang hinein, der aus seinem dunklen Schlund von weit her das Echo der Schritte zurückwarf. Es musste ein gewaltiger unterirdischer Komplex sein, wenn er so sehr nachhallte. Doch die Reise der Vier kam schon nach etwa einer Minute vor einer unscheinbaren dunkelgrünen Stahltür mit der Aufschrift "Werkstatt und Materialprüfung" zu einem Ende. Gelächter von nervig quängelnden Stimmen drang hinter ihr hervor, ehe die rechte Wache mit der Faust dreimal dagegen hämmerte, jedoch ohne eine Antwort abzuwarten den Türöffner betätigte und eintrat.

    Eine Bande feister oder völlig abgemagerter Mittdreißiger mit fettigen Haaren umgeben von zugeschrotteten Schweißbänken, Kabelsalat und Lötstationen saß darin gerade um einen Gemeinschaftstisch herum, einige mit hochgelegten Füßen, andere stocksteif auf ihren Stühlen, doch alle erhoben sie sich verdutzt, als sie das Gesicht des Wachmannes sahen, der nun brummte: "Also Jungs, ihr kennt das Prozedere, raus mit euch."
    Urplötzlich verstummten alle Anwesenden im Raum, senkten die Blicke und begaben sich im Gänsemarsch an der Exekutionsgruppe vorbei nach draußen.
    "Wir wollten sowieso gerade ins Rechenzentrum, da gibt's jetzt wenigstens noch Strom," zischelte ein hagerer, rothaariger Ingenieur mit buckeliger Haltung, verschwand dann jedoch auch. Die Tür wurde hinter ihnen geschlossen und Julian zu einem Stuhl geführt, an dem er mit den Handschellen festgebunden wurde.
    "Mach's dir bequem, Kumpel, die Sache geht nicht los, bis die uns den Saft wieder anschalten", brummte er noch zu ihm und klopfte ihm zweimal auf die Schulter, bevor er sein Gewehr an den Tisch lehnte, sich ebenfalls setzte und Zigaretten aus der Tasche zog. Craig stopfte er ebenfalls eine zwischen die Lippen und zündete sie an ohne zu fragen, ob er eine wollte, wahrscheinlich, da er Lungenkrebs nun ohnehin nicht mehr zu fürchten hatte. Der andere Sicherheitsmann machte sich unterdessen daran, die Plasmaröhre in der Ecke des Raumes leerzuräumen: Es befand sich noch ein gewaltiger mannshoher Stapel seltsam grünlich glänzender Metallplatten darin, die die Ingenieure wohl gerade dem Plasma aussetzen wollten, bevor der Strom ausfiel. Rhythmisch ging daher ein Klacken durch den Raum, als er die Platten in Fünferstapeln neben der gläsernen Plasmaröhre auftürmte. Julian hingegen blieb in der Nähe der Eingangstür stehen, die Hände hinter dem Rücken, und betrachtete sich das Geschehen in Ruhe mit einem leichten Grinsen auf den Lippen.
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  9. #49
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    Craig - breitbeinig und etwas ungemütlich auf den kahlen Stuhl geschmissen - wusste garnicht, wie ihm geschah, als der Wachmann ihm ungefragt die Kippe zwischen die Lippen klemmte und sofort anzündete. Der Rauch blies dem jungen Mann ins Gesicht, wodurch er die Augen zusammenkniff und sich beim unweigerlichen Einatmen natürlich prompt verschluckte. Unangenehm brannten die bissigen Schadstoffe den Weg in seinen Hals und vor lauter Husten fiel ihm die Zigarette aus dem Mund und auf seine Hose. Innert Sekunden brannte der kleine Glimmstängel ein 1-Cent-grosses Loch in seine orangefarbene Overallhose. Craig zuckte zusammen, zog erneut scharf die Luft ein und quetschte ein instinktives "Ouch!" hervor, wobei er kurz zappelte und die Zigarette dann über seinen Oberschenkel rutschte und auf den Boden fiel.

    Die kleine Verbrennung ziepte nach. Nichts im Vergleich zu dem was passieren würde, wenn die Plasmaröhre nur irgendwie defekt sein sollte und er anstatt innerhalb weniger Milisekunden langsam und qualvoll verbrennen würde. Im Augenblick tatsächlich seine einzigen Sorgen: Hauptsache nicht schmerzvoll. Der Wachmann, der gerade noch die Platten aus der Röhre räumte und direkt daneben auf den Boden stemmte, stand nun bei Craig selbst und zertrat langsam und zielgerichtet den noch schwach glühenden Glimmstängel auf dem kühlen Metallboden. "Wir wollen ja nicht, dass dir was passiert.. ." Ein abgestimmtes, aber nur wenig aufheiterndes Lachen der beiden Sicherheitskräfte folgte, deren Stimme durch die jeweiligen Helme nur noch etwas fremder und kühler drangen.

    Der auf seinen Tod Wartende drehte den Kopf zur Seite und vermied es mit aller Macht, Julian anzusehen. Blinzelte lieber die hängenden Tränen aus seinen unterschiedlich gefärbten Augen. "'rschloch...", murmelte er.
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  10. #50
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    Der Plattenschichter der beiden schien diese genuschelte Beleidigung gehört zu haben, denn völlig wort- und scheinbar auch emotionslos warf er sein Feuerzeug gegen Craigs Kopf, machte sich nach dieser Albernheit jedoch daran, die noch verbliebenen Platten weiter auszuräumen. Die nächsten Minuten zogen sich lang wie schmelzender Käse und die Geräusche des Umschichtens hämmerten sich immer mehr in den Schädel. Doch plötzlich, zwischen den rhythmischen Klängen, wallte eine weitere Welle der Erschütterung durch die Hallen, die mit einem dumpfen Brummen die beiden Wachänner leicht zum Taumeln brachte. Beide blieben sie nun regungslos stehen und lauschten, doch als eine ganze Minute kein weiteres Geräusch folgte, setzte man die Arbeit fort und mit jeder Platte auf dem Stapel rückte Craigs Tod näher. Julian regte sich inzwischen noch immer nicht, doch wurde sein Lächeln immer breiter, als sich unter das grelle Knallen der Metallplatten hin und wieder das Geräusch aufgestoßener Türen mischte - und mit jedem Mal kam es näher und wurde lauter. Das Knallen der letzten Tür hatten nun aber auch die Sicherheitskräfte vernommen und gingen, während sie verdutzte Blicke tauschten, auf die Eingangstür zu. Julian ging schlicht zwischen ihnen hindurch, als würde man ihn nicht sehen und tatsächlich waren die Wachmänner gerade zu sehr mit den seltsamen Geräuschen von draußen beschäftigt, als dass sie ihm Beachtung geschenkt hätten. Direkt hinter ihnen wartete er nun bei der Tür ab, die Hände noch hinter dem Rücken verschränkt.

    Mit Gesten deutete einer der Wachmänner an, auf das Kommando im Flur nachzusehen, legte dann die Hand auf die Türsteuerung und öffnete sie. Kaum waren die beiden um die Tür gebogen, hörte man bereits Schreie und bald darauf Schüsse und Lichtblitze erhellten flackernd den dunklen Korridor. Zügig, aber offenbar relativ ruhig huschte Julian nun zu einer Werkbank und griff nach einem orangefarbenen, pistolenförmigen Werkzeug an einem Schlauch, sprang damit zu Craig und ging hinter dessen Stuhl in die Knie, um das Werkzeug an den Handschellen anzusetzen. "Unsere Freunde von der Allianz sind da. Jetzt stillhalten..." Noch immer blitze und knallte es im Korridor, in dem offenbar eine Schießerei entbrannt war, während hier mit einem leisem Surren und einem grünlichen Glühen Julians Werkzeug Craigs Handschellenverriegelung schmolz, sodass diese nach wenigen Sekunden abfielen.
    "Und jetzt warte hier und ergib dich, wenn die Allianz reinkommt. Bin gleich zurück."
    Eilig hastete der Doktor hinter die Plasmaröhre, wo er mit zwei kurzen Handgriffen die beiden 1 Meter hohen Gastanks entfernte und mit jenen unter beiden Armen geduckt aus der Tür hinaus hastete, jedoch scheinbar weg vom Ort des Gefechtes.
    Tjordas ist offline Geändert von Tjordas (17.12.2013 um 01:32 Uhr)

  11. #51
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    Der Plattenschichter der beiden schien diese genuschelte Beleidigung gehört zu haben, denn völlig wort- und scheinbar auch emotionslos warf er sein Feuerzeug gegen Craigs Kopf, machte sich nach dieser Albernheit jedoch daran, die noch verbliebenen Platten weiter auszuräumen. Die nächsten Minuten zogen sich lang wie schmelzender Käse und die Geräusche des Umschichtens hämmerten sich immer mehr in den Schädel. Doch plötzlich, zwischen den rhythmischen Klängen, wallte eine weitere Welle der Erschütterung durch die Hallen, die mit einem dumpfen Brummen die beiden Wachänner leicht zum Taumeln brachte. Beide blieben sie nun regungslos stehen und lauschten, doch als eine ganze Minute kein weiteres Geräusch folgte, setzte man die Arbeit fort und mit jeder Platte auf dem Stapel rückte Craigs Tod näher. Julian regte sich inzwischen noch immer nicht, doch wurde sein Lächeln immer breiter, als sich unter das grelle Knallen der Metallplatten hin und wieder das Geräusch aufgestoßener Türen mischte - und mit jedem Mal kam es näher und wurde lauter. Das Knallen der letzten Tür hatten nun aber auch die Sicherheitskräfte vernommen und gingen, während sie verdutzte Blicke tauschten, auf die Eingangstür zu. Julian ging schlicht zwischen ihnen hindurch, als würde man ihn nicht sehen und tatsächlich waren die Wachmänner gerade zu sehr mit den seltsamen Geräuschen von draußen beschäftigt, als dass sie ihm Beachtung geschenkt hätten. Direkt hinter ihnen wartete er nun bei der Tür ab, die Hände noch hinter dem Rücken verschränkt.

    Mit Gesten deutete einer der Wachmänner an, auf das Kommando im Flur nachzusehen, legte dann die Hand auf die Türsteuerung und öffnete sie. Kaum waren die beiden um die Tür gebogen, hörte man bereits Schreie und bald darauf Schüsse und Lichtblitze erhellten flackernd den dunklen Korridor. Zügig, aber offenbar relativ ruhig huschte Julian nun zu einer Werkbank und griff nach einem orangefarbenen, pistolenförmigen Werkzeug an einem Schlauch, sprang damit zu Craig und ging hinter dessen Stuhl in die Knie, um das Werkzeug an den Handschellen anzusetzen. "Unsere Freunde von der Allianz sind da. Jetzt stillhalten..." Noch immer blitze und knallte es im Korridor, in dem offenbar eine Schießerei entbrannt war, während hier mit einem leisem Surren und einem grünlichen Glühen Julians Werkzeug Craigs Handschellenverriegelung schmolz, sodass diese nach wenigen Sekunden abfielen.
    "Und jetzt warte hier und ergib dich, wenn die Allianz reinkommt. Bin gleich zurück."
    Eilig hastete der Doktor hinter die Plasmaröhre, wo er mit zwei kurzen Handgriffen die beiden 1 Meter hohen Gastanks entfernte und mit jenen unter beiden Armen geduckt aus der Tür hinaus hastete, jedoch scheinbar weg vom Ort des Gefechtes.


    Klirr. Die Handschellen fielen von beiden Handgelenken ab. Craig nahm die Hände endlich wieder nach vorne und begab sich in eine deutlich angenehmere Sitzposition, wobei er zusätzlich jene malträtierten Handgelenke mit jeweils leichtem Druck zu berühren wusste, um den vorangegangenen Schmerz wenigstens ein Stück weit zu nehmen.
    Er seufzte. Legte das Gesicht in seine Hände und schnaubte aus, beruhigte sich einen Moment, ehe er Fussgetrappel in seine Richtung kommen hörte und die Tür ein weiteres Mal - jedoch mit deutlich mehr Nachdruck - aufgestoßen wurde. "HINLEGEN, HINLEGEN VERDAMMT! HÄNDE DAHIN, WO ICH SIE SEHEN KANN!" Craig reagierte langsam, machten die Bewaffneten - die nicht im geringsten etwas Weiss-Schwarz-Oranges an sich trugen, sondern eher silberfarbene Symbole mit einer Mischung aus Schwarz und Blau an sich trugen - aber keinen Unterschied, ob er nun Testsubjekt, Sicherheitspersonal oder Arzt war. Er musste sich hinlegen, mit dem Gesicht auf den Boden und die Hände hinter seinen Kopf in den Nacken gelegt. Zwar könnte er hier nochmal sein Glück herausfordern und erstmal - wie jeder gute Frischling - nicht gehorchen was die "neuen Herrscher" zu sagen hatten, aber egal ob das nun Allianzsoldaten waren oder nicht, glaubte er kaum, dass sie bei Zuwiderhandlung anders reagieren würden als Cerberus.
    "Name!", forderte einer der beiden, die hier nun im neuen Gewand radau machten und hielt ihm sichtbar den Lauf seiner Waffe vor die Augen um die Dringlichkeit einer Antwort noch etwas zu untermalen. "Los, weisen Sie sich aus oder wir sehen uns gezwungen, Sie auszuschalten!" Okay, doch - es GAB einen deutlichen Unterschied. Die hier waren ja schon nahezu nett..
    "Einund-...Moment. Craig! Craig Kiran Gillespie!"
    Kurz herrschte Stille. Man vernahm nur Craigs Atem, der gegen den Boden prellte und ihm zurück ins Gesicht gestoßen wurde. "Tests...die haben mich zu Testzwecken eingesetzt, ich habe keinen Chip mehr, der mich ausweisen könnte!"
    Eine Wache nickte der anderen zu. Ein Omnitool öffnete sich, ein paar Eingaben wurden mit flinken Fingern getätigt und dann schon packte man Craig an der Linken Schulter und riss ihn vom Boden hoch. "Okay Gillespie, folgen Sie uns. Keine falschen Bewegungen und bleiben Sie unten. Haben Sie verstanden?"
    Das Testsubjekt nickte zaghaft. "Antworten!", wurde die Wache schleunigst dreister. "JA! Ja...ich hab verstanden! Im Vergleich zu den anderen ist mir die Sicherung noch nicht ganz durchgebrannt.. ." Mehr eine Hoffnung als tatsächliches Wissen.
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  12. #52
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    Gerade, als Julian den Raum verlassen hatte, neigte sich die Schießerei im Gang einem Ende zu. Kurz blickte er zur Seite, wo er einen der beiden Wachmänner regungslos mit ausgestreckten Gliedern liegen sah, der andere hinter einem Fass als Deckung kauerte. Eine Salve prasselte laut klirrend in das Fass ein, aus dem bereits aus dutzenden Löchern eine zähe gelbliche Flüssigkeit quoll. Der Wachmann dahinter hatte offenbar mit einer Ladehemmung zu kämpfen und schlug mit der bloßen Faust panisch auf die Thermokapsel ein, die einfach nicht in sein Gewehr einrasten wollte. Julian sah noch lange genug den Gang entlang, um zu sehen, wie ein Allianzsoldat sich geduckt an die Deckung heranschlich und sein SMG über das Faß streckte - es war genau über den Kopf des Wachmannes gerichtet, der den Schatten über sich aus dem Augenwinkel wahrnahm und hinaufblickte in den Lauf der feindlichen Waffe. Dann verschwand Julian durch die offene Tür des Rechenzentrums und nur einige grelle Lichtblitze verrieten den offensichtlichen Ausgang des Szenarios.

    Innerhalb des Computerraumes kauerten die Ingenieure mit den Händen über den Köpfen und in Phötushaltung unter Tischen oder in Ecken. Der Doktor beachtete sie nicht weiter: Stattdessen stellte er die Gasflaschen mit einem Ächzen an zwei verschiedenen Stellen des Raumes auf und öffnete die Gashähne bis zum Anschlag.
    "Was tun Sie da, verdammt, sie bringen uns noch alle um, wenn die da draußen es nicht schon tun!", rief der rothaarige Hänfling, machte jedoch keine Anstalten, sich aus seiner Deckung unter einem Schreibtisch heraus zu bewegen.
    "Unsere Identitäten verschleiern. Wäre sinnvoll, mitzuhelfen - Wäre sicher von Vorteil, wenn die Allianz keine Beweise gegen uns findet", erwiderte Julian, während er den zweiten Gashahn aufdrehte. "Und dummerweise sind die Datenspeicher hier nur so vollgestopft mit Beweisen."
    Die Nerds sahen sich gegenseitig an mit weit aufgerissenen Augen der Panik. Unmittelbar darauf standen sie geschlossen auf und hasteten zu Julian - Niemand mehr kümmerte sich nun um soetwas Banales wie verlorene Forschungsergebnisse.
    "Also: Nehmt die Hände hoch und watschelt schon in einer Reihe nach draußen zu unseren neuen Betreuern. Einer von Euch bleibt bei mir und hilft mir, die Tür zu verriegeln."
    Keiner widersprach; alle nahmen sie die Hände hinter den Kopf und tapsten im Gänsemarsch die Tür hinaus, um sich zu ergeben. Im Sichtschutz dieser Menschenmasse griff Julian den Letzten in der Reihe am Kragen und zerrte ihn hinter der Tür an die Türsteuerung. "Verriegeln - Unwiderruflich", gab er ihm als klare Anweisung, jedoch in einem noch immer recht freundlichen Tonfall. Der feiste Glatzkopf fügte sich und tippte mit seinen zitternden Wurstfingern auf dem Pad herum, bis die Panzertür sich schloss. Dann griff er hinter die Bedienung, zog ein dünnes Glasröhrchen daraus hervor, in dem ein dünner Draht zu einem Mikrochip führte. Er ließ es auf den Boden fallen, zertrat es und stammelte wimmernd. "E-Erledigt", bevor er ebenfalls die Hände hinter den Kopf nahm und der Gruppe folgte. Julian ging in selbstbewussten, großen Schritten und mit einem sanften Lächeln auf den Lippen hinter ihm her, hob seine Hände nur leicht an, um seine Kapitulation weniger würdelos anzuzeigen.
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  13. #53
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    Gerade, als Julian den Raum verlassen hatte, neigte sich die Schießerei im Gang einem Ende zu. Kurz blickte er zur Seite, wo er einen der beiden Wachmänner regungslos mit ausgestreckten Gliedern liegen sah, der andere hinter einem Fass als Deckung kauerte. Eine Salve prasselte laut klirrend in das Fass ein, aus dem bereits aus dutzenden Löchern eine zähe gelbliche Flüssigkeit quoll. Der Wachmann dahinter hatte offenbar mit einer Ladehemmung zu kämpfen und schlug mit der bloßen Faust panisch auf die Thermokapsel ein, die einfach nicht in sein Gewehr einrasten wollte. Julian sah noch lange genug den Gang entlang, um zu sehen, wie ein Allianzsoldat sich geduckt an die Deckung heranschlich und sein SMG über das Faß streckte - es war genau über den Kopf des Wachmannes gerichtet, der den Schatten über sich aus dem Augenwinkel wahrnahm und hinaufblickte in den Lauf der feindlichen Waffe. Dann verschwand Julian durch die offene Tür des Rechenzentrums und nur einige grelle Lichtblitze verrieten den offensichtlichen Ausgang des Szenarios.

    Innerhalb des Computerraumes kauerten die Ingenieure mit den Händen über den Köpfen und in Phötushaltung unter Tischen oder in Ecken. Der Doktor beachtete sie nicht weiter: Stattdessen stellte er die Gasflaschen mit einem Ächzen an zwei verschiedenen Stellen des Raumes auf und öffnete die Gashähne bis zum Anschlag.
    "Was tun Sie da, verdammt, sie bringen uns noch alle um, wenn die da draußen es nicht schon tun!", rief der rothaarige Hänfling, machte jedoch keine Anstalten, sich aus seiner Deckung unter einem Schreibtisch heraus zu bewegen.
    "Unsere Identitäten verschleiern. Wäre sinnvoll, mitzuhelfen - Wäre sicher von Vorteil, wenn die Allianz keine Beweise gegen uns findet", erwiderte Julian, während er den zweiten Gashahn aufdrehte. "Und dummerweise sind die Datenspeicher hier nur so vollgestopft mit Beweisen."
    Die Nerds sahen sich gegenseitig an mit weit aufgerissenen Augen der Panik. Unmittelbar darauf standen sie geschlossen auf und hasteten zu Julian - Niemand mehr kümmerte sich nun um soetwas Banales wie verlorene Forschungsergebnisse.
    "Also: Nehmt die Hände hoch und watschelt schon in einer Reihe nach draußen zu unseren neuen Betreuern. Einer von Euch bleibt bei mir und hilft mir, die Tür zu verriegeln."
    Keiner widersprach; alle nahmen sie die Hände hinter den Kopf und tapsten im Gänsemarsch die Tür hinaus, um sich zu ergeben. Im Sichtschutz dieser Menschenmasse griff Julian den Letzten in der Reihe am Kragen und zerrte ihn hinter der Tür an die Türsteuerung. "Verriegeln - Unwiderruflich", gab er ihm als klare Anweisung, jedoch in einem noch immer recht freundlichen Tonfall. Der feiste Glatzkopf fügte sich und tippte mit seinen zitternden Wurstfingern auf dem Pad herum, bis die Panzertür sich schloss. Dann griff er hinter die Bedienung, zog ein dünnes Glasröhrchen daraus hervor, in dem ein dünner Draht zu einem Mikrochip führte. Er ließ es auf den Boden fallen, zertrat es und stammelte wimmernd. "E-Erledigt", bevor er ebenfalls die Hände hinter den Kopf nahm und der Gruppe folgte. Julian ging in selbstbewussten, großen Schritten und mit einem sanften Lächeln auf den Lippen hinter ihm her, hob seine Hände nur leicht an, um seine Kapitulation weniger würdelos anzuzeigen.


    Grotesk. "Evakuierungsprotokoll eingeleitet. Selbstzerstörung der lokalen Serverstationen angefordert. Erwarte authorisierte Eingabe." Evakuierungsprotokolle brachten hier garnichts mehr. Sie WURDEN evakuiert, aber nicht so, wie man das im Hinblick auf solche Vorfälle eingetrichtert bekommen hatte. Nicht, wie es im Handbuch stand, dass bei Stellenantritt an die Zuständigen verteilt wurde. Unbequem schoben sie den schlacksigen Terranovaner nach vorne, zurück in den Aufzug - der ebenso langsam wieder nach oben fuhr, wie er vorhin die letzten Etagen nach unten gefahren war - und wurde im großen Kantinensaal empfangen von einem Anblick regelrechten Chaos. Überall lagen Küchenutensilien herum. Messer und Gabeln aus Einwegmaterial quer über dem Boden, an einem Mannshohen Regal wurden alle möglichen Ordner und Akten heruntergeschmissen, diverse Seiten der größtenteils digitalisierten Protokolle und Ergebnisse rausgerissen und angezündet und die in allen Ecken verteilten Warnlichter, die sich bei Evakuierungen selbst anschalteten, hüllten den ansonsten nur schwach beleuchteten Raum in beinahe sattes Orange.
    Ebenso orange war der Haufen an Personen, der sich in einem einzigen Pulk inmitten des Saals sammelte und von Allianzsoldaten umringt und vermeintlich geschützt wurde.
    Ein für einen Allianzsoldaten viel zu beleibter Kerl schritt zielstrebig durch den Gang. Diverse Soldaten gaben Türcodes in die Terminals der "Zellen" ein, in der auch Craig gesessen hatte und zerrten Testsubjekt für Testsubjekt raus in den Gang. Viele von ihnen bekamen beim ersten Anzeichen einer Panik eine Spritze in den Nacken, wodurch sie kurz darauf in einen nahezu katatonischen Zustand sanken und sich zur Gruppe buchsieren liesen. Craigs Weg führte ebenfalls durch diesen Gang und noch während er auf dem Weg zu jenem Pulk war, dass entweder DIE Rettung oder aber ein Exekutionskommando sondergleichen sein würde, hörte er den dicken rufen:
    "Alles aufgestanden! Sie werden jetzt einer nach dem anderen in Sicherheitsverwahrung genommen und hier weggebracht. Die Zelle wird hiermit aufgelöst, sie werden in eine andere Anlage verbracht, diese hier wird vernichtet. Samt ihrer 'Ärzte'. Keine Versuche auszureißen, es wird ihnen dort besser gehen als wenn sie ohne Schutzkleidung auf die Oberfläche fliehen!"**
    Sollte das nun Freude und Erleichterung sein, die Craig widerfuhr? In eine andere Anlage verfrachtet zu werden wäre am Ende doch nur das selbe in Grün? Oder in dem Fall...Navyblau.
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  14. #54
    Ritter Avatar von Tjordas
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    Die Notfall-Selbstzerstörungsprotokolle der Anlage waren Julian bekannt gewesen: Bei Einbruch in die Anlage müssten parallel zur Evakuierung zwei autorisierte Mitarbeiter das Rechenzentrum erreichen und dort mithilfe zweier unterschiedlicher Codes die Selbstzerstörung autorisieren, um die Daten vor Eindringlingen zu verbergen. Er fand diese Strategie jedoch schon immer sehr lückenhaft, was sich nun auch bewahrheitete: Nur eine Elite-Einheit konnte diese Anlage überhaupt entdecken und diese würde, so wie hier geschehen, gezielt alle Distrikte der Anlage gleichzeitig abriegeln und sichern, sodass es keine Möglichkeit gab, geschweigedenn gleich für zwei autorisierte Mitglieder, rechtzeitig zum Serverraum zu gelangen. Daher hatte Julian beschlossen, die Sache zur Sicherheit selbst in die Hand zu nehmen.

    Sein Plan schien aufzugehen: Schon kurz nachdem er zusammen mit den Ingenieuren von den Allianzsoldaten in Gewahrsam genommen wurde, sprintete ein Vierertrupp derselben an ihnen vorbei - eindeutig Sprengkommando: Ihre Frontpanzerung war viel dicker, der Helm nur mit einem sehr dünnen Sehschlitz versehen und ihre Rucksäcke waren eindeutig vollgepackt mit Sprengstoff. Während ihm Handschellen angelegt wurden - offenbar bekam er wegen seines Arztkittels wohl voererst eine Sonderbehandlung - sah er, wie der Vierertrupp zwei Thermitpakete an der Panzertür des Rechenzentrums anbrachte. Wären sie klug gewesen, hätten sie die Türverriegelung mit Plastiksprengstoff aufgerissen, doch stattdessen wollten sie ein großes Loch mit einer thermischen Reaktion in die Tür brennen. Das brennbare Gas, dass sich inzwischen jedoch im ganzen Raum hinter der Tür verteilt hatte, sollte dabei ein kleines Problem darstellen.

    Die vier Sprengkommandos gingen in Deckung vor der Thermitladung - zwei Meter Abstand waren dabei oft schong genug. Doch als sich der erste Funke der Reaktion durch den Stahl gefressen hatte, erreichte der Plan sein furios-feuriges Finale: Ein gewaltiger Feuerball stieß aus dem herausgesprengten Loch hervor und hüllte die Einheiten neben der Tür komplett in Feuer. Nach einigen Sekunden des züngelnden Feuerballs drückte sich eine bläuliche, bunsenbrennerartige Flamme aus der Öffnung und züngelte nach allen Richtungen. Die Kommandos, durch ihren Sprenganzug vor Feuer geschützt, löschten ihre Anzüge panisch mit Sprühschaum, wobei ihre Schockschreie dumpf hinter ihren Helmen zu hören waren, hielten dann ihre Löscher auf das Loch in der Tür, doch angesichts dieser flammenden Kraft war dies ein Tropfen auf den tausende Grad heißen Stein. Der Raum würde noch mindestens eine Viertelstunde so weiterbrennen und dabei alle Daten restlos mit sich reißen, das war sicher.

    Breit grinsend wandte sich Julian wieder nach vorne und folgte den Anweisungen des Allianzsoldaten, der ihn schon mehrmals mit einem knurrenden "Weitergehen!" angekeift hatte. Von Weitem erblickte er Craig in der selben Schlange der abgeführten Zellenmitglieder und als sich ihre Blicke kreuzten hätte Julian sicher noch breiter gegrinst, wäre das noch möglich gewesen. Er hob zweimal die Augenbrauen in Überzeugung von sich selbst, wandte dann den Blick ab und folgte den anderen Zombies in der Schlange wortlos.
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  15. #55
    Fionda per cereali  Avatar von Luceija
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    Für einen kurzen Moment hatten beide Sichtkontakt geteilt und Julian seine ohnehin schon lächerliche Fratze auch noch in Form von seltsamem Augenbrauenzucken weiter verunstaltete. Okay, vielleicht war Craig nicht tot, aber das bedeutete nicht, dass Julian dadurch sein Retter in der Not war. Das war die Allianz, die eingegriffen hatte. Im Moment war sich der schlacksige Terranovaner nichtmal sicher, ob Julian wirklich davon wusste oder einfach mal wild spekuliert hatte im Glauben, dass das schon irgendwie funktionieren würde. Auf wirkliche Planung verließ er sich bei dieser Gestalt nämlich nicht - das war zu weit vorgegriffen. Säuerlich über diesen Ausgang und seine Nacht in der Wand bei der sich Craig sicher war, dass sich genau so eine Steinofenpizza während des Backens fühlen müsste, warf er J ausschließlich abwertende Blicke zu und unterstrich seinen Unmut mit einem gestreckten Mittelfinger in seine Richtung. Dann drehte er sich um. Trottete mit in den Frachter, der sich von hier weg befördern würde.
    Doch anstatt sofort abzuheben und loszufliegen stand der Dicke an der Luke, blickte auf seinen hochmodernen Omnitool-Timer und immer wieder den Gang entlang. Ein paar Wachmänner standen noch unten, gerade im Begriff zu den anderen ins Transportmittel zu steigen, da erkannte Craig noch ein Testsubjekt in den Gängen, welches rasch in ihre Richtung rannte. Es brauchte ein paar Momente, ehe er sie als die Schwarzhaarige ausmachen konnte, die ihm schon ein paar Male aufgefallen war. Hatte noch einen ganzen Sack irgendwelcher Sachen bei sich. Er konnte nur rätseln was es sein möge, aber hier waren sicher keine außergewöhnlichen Wertsachen zu finden - ausschließlich Medikamente aller Art. Und bei einem kurzen Blick auf die Person, hielt er an dieser Vermutung fest, kümmerte sich aber nicht weiter. Interessanter fand er, dass der Dicke auf eben jenes Testsubjekt - er hatte sie alle beobachtet und wusste, dass es die siebenunddreissig gewesen war - reagierte und sie ansprach. Die beiden schienen sich zu kennen...
    "Ah, M'Lady ist wieder da... Gerade rechtzeitig, abmarsch alle, in die Transporter."

    Und dann...schloss sich die Luke und schneller als erwartet brachte sie das Shuttle weg von diesem gottlosen Ort, von der eisigen Kälte...das Gebäude plötzlich ganz klein und im nächsten Moment nichts weiter als ein Berg von Schnee und Eis. Sie waren entkommen. Er wusste nicht, wie das hatte klappen können aber: Sie waren entkommen. Und sie lebten.
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