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Es ließ die Frau nicht mehr los, sie konnte einfach keinen plausiblen Grund dafür finden. Warum war sie noch am Leben? Sie müsste eigentlich schon mausetot sein, wenn man die Situation bedachte, in der sie bis vor wenigen Augenblicken noch gewesen war. Aber auch jetzt da sie wieder ihrem Ziel entgegenstrebten hatte sich daran nichts geändert. Die Geister des Waldes waren ihnen zwar nach wie vor auf der Fährte und versuchten sie auch zu schnappen, aber nahmen sie keine der Chancen wahr, die Frau wirklich ernsthaft zu verletzen. Lag es an ihr, denn immerhin hatte der Druide nicht soviel Glück?
"Du musst mir bei Zeiten sagen, wie du das machst!" keuchte er heraus, nachdem er seine Hellebarde gerade erst wieder um sich geschwungen hatte, um das lästige Geäst loszuwerden, doch selbst wenn sie genug Puste für eine Antwort gehabt hätte, konnte sie ihm keine geben, war sie selbst es doch, die diese Frage am allermeisten quälte.
Ihr Atem reichte gerade noch für ein "Wie weit ist es noch?", nachdem sie schon kaum mehr ein Gefühl in den Gliedmaßen hatte. Wie lange waren sie nur schon gelaufen?
"Kann ich nicht sagen, das Gefühl des Bösen wird zwar stärker und deutlicher, aber wie weit es noch anschwellen wird, weiss nur jemand, der es bereits gesehen hat."
Dieser Mann hatte eindeutig ein Talent dafür, Fragen nicht zu beantworten...
Aber sie selbst konnte es auch schon spüren, wie das Gefühl immer mehr in ihr brodelte, ihre Lungen wurden ganz schwer, das Atem wurde immer anstrengender, so als würde sich jemand auf ihren Brustkorb knien. Egal was es war, hoffentlich würden sie es bald treffen, denn sehr viel mehr würde sie kaum noch ertragen können. Gerade in dem Moment, als sie dachte, es könnte nicht noch schlimmer werden... da wurde es schlimmer.
Erst dachte sie nur, der Boden wäre eigenartig weich und schreib das zu lange dauernden Regenfällen zu... aber hier hatte es schon tage-, wenn nicht wochenlang nicht mehr geregnet! Und es war auch nicht einfach so, dass der Boden unter ihren Füßen hervorquillte, er bewegte sich einfach, wie aus freiem Willen, konzentrierte sich an einem Punkt und wölbte sich nach oben! Wie zwei Hügel bäumte sich das Erdreich vor den beiden Wächtern auf scheinbar tote Erde, die sich ihnen in den Weg stellte. "Was hat das zu bedeuten?" flüsterte sie dem Druiden zu, der sich vor sie gestellt hatte und seine Hellebarde gestreckt vor sich hielt.
"Dass wir fast da sind..." entgegnete er mit gedämpfter Stimme.
"Sei bereit loszulaufen, wenn ich es dir sage."
Warum noch warten? Warum suchten sie nicht jetzt sofort das Weite? Stattdessen standen sie hier und mussten mit ansehen, wie sich große menschenähnliche Kreaturen aus dem Schlamm formten...
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Alina hatte schon den ganzen Tag an ihrem Muskelkater zu zehren. Auch dann noch, als sie mit Alistera vor dem Turm stand. Aus dieser Perspektive sah das alte Gebäude noch viel größer und imposanter aus als wenn man sich darin befand.
Was aus der Ferne fast schon wie eine Ruine wirkte, sah aus der Nähe aus als würde es bis hinauf in den Himmel ragen. Hätte sie nicht gewusst, das der Turm bei weitem nicht so hoch war wie er wirkte, hätte sie von der höchsten Spitze ihren Eltern gewunken.
Das Knirschen von Alisteras Stiefeln auf dem steinigen, sandigen Boden des Minentals rissen Alina wieder aus ihren Gedanken in die Wirklichkeit. So nun können wir auch endlich mit der heutigen Lektion beginnen. Wenn du bei Dunkelheit schleichen solltest, musst du immer drauf achten, das du nicht immer so stehst, das man dich offensichtlich sehen kann. Die Nacht ist zwar der Freund eines Jeden Menschen, der gerne, viel und oft schleicht aber auch die Nacht vermag einen Menschen nicht komplett zu verbergen. Zudem gibt es Kreaturen und Menschen, die etwas besser in der Nacht sehen können als andere. Sollten Lichtquellen in der Nähe sein, solltest du auch immer darauf achten, nicht im Lichtkegel zu stehen oder Schatten zu werfen. Im zweifelsfalle hast du mit dem größten Pech das Glück, das man dich selbst nicht sieht, dafür dann aber deinen Schatten, der vielleicht zwei oder gar dreimal so groß ist wie du und natürlich auch dementsprechend viel leicher ausfindig zu machen ist. Also merke: Schatten und Lichtquellen sind Tabu.
Wie mit einem Zeigestab fuchtelte Alina mit ihrem Zeigefinger in der Luft herum.
Aber das war nur etwas beiläufiges. Wenn du auf Untergrund schleichst wie hier. Also Sand und Stein musst du die Füße wieder anders aufsetzen als im Turm. Hier musst... nein... du musst nicht... du solltest um unentdeckt zu bleiben die Füße wenn möglich mit der gesammten Sohle auf einmal ganz, ganz vorsichtig... und ich meine wirklich vorsichtig. Auf Sand schleichen ist schwer, da der Sand auch nur bei dem kleinsten Fehler anfängt zu knirschen... keine ahnung warum...es ist aber leider so" zückte sie mit den Schultern und ergänzte ihre kleine Lektion für Alistera, die ihr die ganze Zeit aufmerksam zuhörte.
,,Vielleicht versucht du es einmal. Sollte es irgendwie einmal Knirschen oder so, musst du einfach vorsichtiger auftreten. Wenn du magst kannst du einmal dort hinten hin und zurückschleichen. Wendepunkt ist dort wo der Ast in der Erde steckt. Ich werde hier lauschen. Wenn es knirschen sollte, ist von hier aus wieder ein Neuanfang zu starten. Also streng dich an." Aufmunternd klopfte Alina ihrer Schülerin auf die Schulter und zog mit der Schuhspitze eine dünne Linie in den Sand vor Alisteras Füßen. Nun konnte es losgehen.
Geändert von Alina (07.07.2006 um 01:36 Uhr)
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Rukk hatte seine Planungen nun fertig. Er würde mit seinen 60 Super-Dubi-Elitekriegern einfach durch das Minental rennen, den Pass besetzen und dann heißen Kaffee aufsetzen. Die Genialität in seinem Plan bestand da drin, dass keiner mit so einer Aktion rechnete.
Seine Krieger bildeten eine Kolonne, Rukk marschierte vorneweg. Selbst ein tollpatschiger Schamane hatte sich seiner Grande Armée angeschlossen. Er verließ das Orklager und stampfte entlang des Flusses zum Pass. Menschen waren sie bis hierhin schon mal nicht begegnet, dafür hatte sich ein Scavenger vor Angst in die Hose gemacht. Alle Orks mussten laut auflachen bei dem seltsamen Anblick. Das bösartige Gelächter war sicherlich selbst in der Menschen-Burg zu hören. „Gut so“, dachte Rukk, „sollen die sich schon mal fürchten“.
Auf halbem Weg zum Pass brauchte Rukk eine Pause. Die langen kampflosen Nächte hatten ihm seiner Kondition beraubt. Er musste sich an einen Baum setzen, während die anderen Orks, die Tag für Tag auf seine Anweisungen trainierten, ohne Anzeichen von Müdigkeit vor ihm standen. „Nein“, dachte Rukk“, wie peinlich für mich!“ Wenigstens der Schamane kam völlig erschöpft zu ihm.
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Er hatte den Pass vor ein paar Minuten durchquert. Bislang war kein Problem aufgetreten. Er hatte zwar drei Goblins ausweichen müssen, dies war aber nicht allzu schwer, da diese mit dem Leichnam eines Scavangers beschäftigt waren.
Nun jedoch würde erst der gefährliche Teil der Reise beginnen. Er befand sich an dem Ausgang zu einer alten Mine. Er wusste nicht, wohin diese führte. Man munkelte, dass es einen anderen Weg über den pass gab, er hatte ihn aber nicht gefunden. Ob die Mine damit etwas zu tun hatte?
Er schritt ein wenig in Deckung und holte die Fackel heraus. Er besaß, da er noch keine Runenmagie beherrschte, zwei Feuersteine, die er einst aus seinem Kloster gestohlen hatte. Sie waren primitiv aber hilfreich. Er schlug zwei oder dreimal zu, dann sprang der Funke auf die Fackel über und diese begann zu brennen. Er steckte die Steine beiseite und schritt mit der Fackel weiter.
Die Schmerzen in seinem Bein wurden wieder heftiger. Er überanstrengte es ein wenig, das war ihm bewusst, aber es war auch nicht geplant gewesen. Wäre er nur ein paar Stunden früher zu Meister Parlan gegangen, hätte er den Lehrmeister noch getroffen. So jedoch musste er die beschwerliche Reise ins Minental antreten und war sich nicht einmal sicher, dass er diesen Lehrmeister in der Burg finden würde. Möglicherweise war er bereits weitergereist.
Der Werg führte den Berg hinunter. Es war teilweise recht steil, zumindest in der Dunkelheit. Weit unten im Tal erkannte er bereits die Burg. Einige Fackeln waren in dieser entzündet. Auf den Mauern schienen Wachen mit Fackeln auf ihren Patrouillen zu sein. Dort war es sicherlich warm und sicher.
Er erhöhte das Tempo ein wenig, wollte sobald wie möglich dort ankommen. Ein Rascheln in einem nahegelegenen Busch riss ihn aus seinen Gedanken. Er blieb stehen und betrachtete das Gebüsch. Was verbarg sich dahinter? Da ausweichen nichts brachte, nahm er sich seinen Stock zur Hand und machte ein paar Schritte auf das Gebüsch zu. Anschließend stach er hinein. Ein kleines Eichhörnchen lief erschrocken heraus. Hah, selbst Schuld, dachte der Adept und setzte seinen Weg fort.
Bald kam er unten an. Der Weg führte ihn am Waldrand vorbei, direkt über eine Brücke. Er löschte nun die Fackel, indem er sie ins Wasser hielt, und schritt leise weiter. Hier sollten angeblich viele Orks lauern. Er hatte kein Interesse daran, so kurz vor seinem Ziel erwischt zu werden. Die Burg lag nämlich nur noch weinige hundert Meter entfernt.
Er setzte zu seinem Sprint an, doch nach den ersten vier oder fünf Schritten musste er mit schmerzverzerrtem Gesicht stoppen. Dazu war sein Bein noch nicht bereit. Für einen Moment hielt er sich die verheilte Wunde, dann schaute er sich noch einmal um. Nichts und niemand zu sehen. Freie Bahn also. Anschließend humpelte er so schnell es ging zum Tor hinüber.
Bevor er klopfte, zog er seine Kapuze hinunter. Er ließ aber die Adepten Robe hervor scheinen, sodass man ihn als solchen erkannte. Dann klopfte er an. Ein Soldat der garde öffnete das Tor
„Was wollt ihr und wer seid ihr?“, fragte man den Adepten.
„Ich bin ein Rastsuchender Adept des Feuers, ein Mitglied des Klosters. Wird mir diese rast hier gewährt?“ Er spielte gern den unschuldigen und lieben Diener Innos. Es brachte viele Vorteile.
Der Soldat nickte und ließ Silestius hinein. „Tragt ihr Waffen bei euch?“
„Nur diesen Stock, werter Streiter Innos.“
„Nun gut, dann geht hinein.“
Silestius verbeugte sich. „Habt Dank, werter Streiter, habt Dank!“
Dann befand er sich auch schon auf dem Hof der Burg. Wo fand er nun seinen Lehrmeister?
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Nachdem sie auf halbem Weg eine Pause eingelegt hatten, für die Zwib’ack zwar äußerst dankbar gewesen war, welche er allerdings nicht als nötig befunden hätte, setzte die Orkmannschaft ihren Weg durch das Minental fort. Sie mussten etwa eine Handvoll voller Orkhände sein, also für den Krieger schon lange nicht mehr möglich zu zählen.
Da es jedoch zwischendurch widerlich geregnet hatte und somit die Gefahr bestand, dass der Trupp sauber war, bevor er überhaupt das neu eingenommene Gebiet, den Pass, eigens markieren konnte, mussten die Orks sich mehr oder weniger effektiv vor dem vom Himmel fallenden Wasser schützen. Zwib’ack hatte sich dafür einige Ranken und Zweige zu einem großen Deckel zusammengeflochten und diesen während des Regengusses auf seinem kahlen Schädel platziert. Während der Reise konnte er sich hin und wieder von einem der vertrockneten Blätter ernähren. Das war zwar nicht gerade Art seiner Horde, loses Grünzeug zu mümmeln, dafür kribbelten die Blattläuse und Spinnen so schön auf seiner Zunge und in seiner Nasenhöhle.
Wieder musste die Gruppe eine kleine Pause einlegen, damit einige der Orks Zeit genug hatten, in der Not grünbräunliche Überraschungseier in der Prärie zu hinterlassen. Auf diese Weise erschlossen die Orks immer weiter neues Gebiet des Minentals, sodass diese hässlichen Menschenkinder sofort wussten, wo sie zu spielen hatten und wo nicht. Bald schön wäre auch die grässliche Burg im Minental von ihren Überraschungseiern übersäht und würde damit als perfekter Stützpunkt der Orks dienen, um auch Khorinis endlich mit Überraschungseiern zu unterwerfen. Nur den direkten Kampf mit den kleinwüchsigen Menschen scheute Zwib’ack und würde diesen wohl eher seinen Mitstreitern überlassen. Er und sein Hal’hog fühlten sich nicht gerade bereit für die Schlacht, trotzdem wurden sie immer wieder gezwungen mitzukommen.
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"Hier kann dein Bogen nichts mehr ausrichten, bleib zurück!" wieß sie der Druide an, während er sich mit vorgehaltener Waffe vor ihr aufbaute, während die Sumpfgolems vor ihnen Gestalt annahmen. Wabbernd kamen sie auf den Mann zu und irgendwie zweifelte die Frau daran, dass er sich gegen die beiden Kolosse würde erwehren können. Ihre ganze Haut kribbelte, ihre Fingerspitzen juckten, da die Bogenschützin genau wusste, sollte sie falsch liegen, wäre das ihr sicherer tot, aber dennoch musste sie es wagen...
Sie packte den Druiden an den Schultern und stieß ihn zu Boden, um den schlammigen Kreaturen entgegen zu treten. Doch anstatt ihren Bogen gegen sie zu erheben, senkte sie diesen, stellte sich mit ausgestreckten Armen direkt vor den Golems auf und sah ihnen direkt auf das, was vermutlich deren Augen darstellen sollte. Lediglich ihren Dolch hielt si in der zur Faust geballten rechten Hand.
"Ich weiss, ihr werdet mich nicht töten! Verschont ihn und ich werde mit euch gehen, aber wenn ihr ihm nur ein Haar krümmt, werde ich mir hier und jetzt selbst das Leben nehmen!" schrie sie den verderbten Kreaturen entgegen.
Ersteinmal tat sich garnichts, die Kreaturen waren erstarrt und auch Gestrüpp und Ranken hatten sich bis jetzt noch nicht blicken lassen. Es wurde richtig gespenstisch ruhig in dem Dunklen Forst, nur ihrer beider Atem störte die Stille, wobei der seinige wesentlich lautstarker war. "Was hast du vor? Die werden uns töten!" flüsterte ihr der noch immer am Boden knieende Druide zu, doch sie entgegnete nur emotionslos "Glaube ich nicht...", während sie weiter ohne jede Bewegung stolz erhoben dastand.
Da tat sich etwas, die Golems gingen auseinander, machten richtig den Weg frei und sogar der Wald, ja sogar die Dunkelheit tat sich vor den beiden Wächtern auf und zeigte ihnen den Weg. "Auch wenn ich nicht weiß, was hier vorgeht, ich hoffe du weißt zumindest was du tust." seufzte er unsicher, worauf sie nur den rechten Mundwinkel ein wenig heben konnte und einmal gelassen blinzelte, bevor sie losging.
Zwischen den Golems hindurch, die wortwörtlich wie angewurzelt dastanden, vorbei an den garstigsten Dornenbüschen ging die Frau sicheren Schrittes den eröffneten Pfad entlang, ohne wirklich zu wissen, was sie an dessen Ende erwarten würde. Der Druide blieb dicht hinter ihr und hatte inzwischen aufgegeben, diese Situation verstehen zu wollen. Der Pfad lichtete sich langsam, vor ihnen konnten sie einen Lichtschein erkennen, der aber etwas dunkles an sich hatte. Es war ein Gefühl der Eiseskälte, das ihnen entgegen schlug. Corinna konnte es nicht erklären, aber dieses Licht erschien fast völlig Schwarz auch wenn ihr klar war, dass das unmöglich war und den beiden Hütern des waldes war klar, dass sich ihre reise dem Ende näherte.
"Endlich treffen wir uns, ich habe diesen Moment schon herbeigesehnt." erschallte es in einer tiefen verzerrten Stimme vor ihnen...
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"Vielleicht versucht du es einmal. Sollte es irgendwie einmal Knirschen oder so, musst du einfach vorsichtiger auftreten. Wenn du magst, kannst du einmal dort hinten hin und zurückschleichen. Wendepunkt ist dort, wo der Ast in der Erde steckt. Ich werde hier lauschen. Wenn es knirschen sollte, ist von hier aus wieder ein Neuanfang zu starten. Also streng dich an." Gut, so weit war es nun wirklich nicht von dort, wo Alina stand bis zu dem knorrigen Ast, aber dennoch war das Ganze leichter gesagt als getan und bei jedem einzelnen Schritt hörte Alistera das verräterische Knirschen des Sandes unter den Sohlen ihrer schwarzen, wildledernen Stiefel. Sie versuchte, noch vorsichtiger und bedachter mit den Füßen aufzutreten, was ihr nach einigem Hin und Her auch endlich gelang, ohne daß die Geräusche, welche sie dabei verursachte, allzu laut zu vernehmen waren. Noch immer knirschte der grobkörnige Sand leise unter ihren Stiefeln, noch immer konnte man, wenn man überaus konzentriert lauschte, das Rascheln ihrer Kleidung hören, aber sie war durchaus zufrieden mit dem Ergebnis und ein wenig stolz stellte sie nach einigen missglückten Versuchen fest, daß sie es nun doch noch endlich geschafft hatte, den Ast, welcher ein kleines Stück entfernt von dem Ausgangspunkt aus dem Boden emporragte, zu erreichen ohne daß Alina sie die Übung von vorn hatte beginnen lassen.
Nun machte die junge Frau kehrt und vorsichtig einen Fuß vor den anderen setzend schlich sie nun zu der Novizin zurück, zwar immer noch ein leises Knirschen verursachend, aber wirklich so leise, daß man sich doch ziemlich anstrengen mußte, um es überhaupt zu hören. Als sie wieder bei Alina angekommen war, sah sie sie erwartungsvoll an: "Ich hab mir wirklich Mühe gegeben, besser kann ich es nicht - noch nicht." Das Mädchen legte den Kopf schief und entgegnete dann: "Naja, war gar nicht mal so schlecht, das klappt doch schon recht ordentlich." Die beiden gingen die paar Schritte zu dem alten Turm zurück und Alina wollte das Bauwerk ganz offensichtlich schon betreten, als Alistera plötzlich ihren Säbel zog "Ihr habt in den letzten Tagen recht viel geübt - ich habe Euch einige Male dabei beobachtet. Ich denke es ist langsam an der Zeit, daß Ihr mit dem Schwert Eures Bruders nicht nur Luft zerschneidet und gegen imaginäre Gegner kämpft - zeigt mir, was Ihr gelernt habt" forderte sie das Mädchen auf.
Mit funkelnden Augen und schelmischem Blick zog Alina Kaligulas´ Schwert und begann Alistera mit ein paar einfachen Kombinationen anzugreifen, welche diese ihr in den letzten Tagen immer und immer wieder gezeigt hatte. Sie zog die scharfe Klinge von links nach rechts, dann begann sie in etwas schnellerem Tempo einige Diagonalschläge anzubringen, die Alistera mit ihrem Säbel parierte. Nur das Klirren der metallenen Klingen durchbrach die Stille der sternenklaren Nacht sowie hin und wieder eine ruhig ausgesprochene Anweisung an Alina: "Höher zuschlagen" und "Schneller reagieren" oder "Steckt mehr Kraft in Eure Angriffe" - das Mädchen, als welches Alistera ihr Gegenüber, welches immerhin fast um zehn Jahre jünger als sie selber war, ansah, machte sich dennoch erstaunlich gut und lernte doch recht schnell.
"Nun seid Ihr an der Reihe, meine Angriffe zu blocken und falls Ihr das nicht schaffen solltet, dann weicht aus. Ich werde langsam anfangen und dann schneller werden, mal sehen wie Ihr damit zurecht kommt." Sie lächelte Alina flüchtig an und konzentrierte sich dann darauf, ihre Attacken vorerst einfach ausfallen zu lassen und nur mit der Flachseite der Klinge zuzuschlagen, damit sie die junge Novizin nicht versehentlich verletzte, falls diese einen Hieb nicht würde parieren können oder doch einmal ein wenig zu spät auswich.
Schnell hatte sich gezeigt, daß ihre Vorsicht unnötig gewesen war, denn das Mädchen, welches zwar auf einen Außenstehenden hilflos wirken mochte, weil sie doch eher zierlich gebaut war, wich den gezielten Angriffen unermüdlich mit flinken Drehungen aus und duckte sich manchmal sogar wagemutig aber dennoch effektiv unter ihren Hieben weg. Selbst als die Attacken dann in schnellerer Abfolge gegen sie gerichtet waren, sprang Alina immer noch rechtzeitig zur Seite - ehrlich erstaunt über eine solche Ausdauer und Geschwindigkeit steckte Alistera irgendwann ihren Säbel weg und beendete somit den Übungskampf. "Das war wirklich sehr gut, das habe ich nicht erwartet. Gut, an Eurer Angrifftechnik müssen wir zwar noch arbeiten, aber das mit dem Ausweichen macht Ihr wirklich schon recht beeindruckend."
Sie machte eine kurze Pause um nachzudenken, was sie als nächstes mit dem Mädchen tun würde, beschloß dann aber, daß es wohl besser wäre, wenn sie sich schlafen legen würden - immerhin war sie die letzen Nächte kaum dazu gekommen, vernünftig zu ruhen und irgendwann mußte sie sich einfach mal angewöhnen, einen anständigen Schlaf-Wach-Rythmus zu finden und zu Bett zu gehen, bevor die Sonne schon wieder aufging und der Morgen dämmerte. "Ich würde sagen, daß wir das nächste Mal Angriff und Verteidigung miteinander kombinieren, also nicht nacheinander alles durchgehen sondern einfach nur miteinander kämpfen, dann müßt Ihr auch mal aus der Defensive heraus ein paar Attacken anbringen, was manchmal ganz schön schwierig sein kann. Eigentlich könntet Ihr auch Euren Bruder bitten, mit Euch einen kleinen Übungskampf auszutragen, aber ich denke, das lassen wir besser oder ... nun, das müßt Ihr selber entscheiden. Ich wünsche Euch eine angenehme Restnacht, Alina" sagte sie und betrat dann den Turm, welcher von Cain bewohnt wurde und legte sich neben Kaligulas, der schon tief und fest schlief.
Zuerst wollte sie sich wie sonst fast immer eng an ihn kuscheln, aber irgendwie erstarrte sie mitten in der Bewegung und brachte es nicht fertig... was war nur los mit ihr in den letzten Tagen? Warum... nein, die Fragen konnte sie sich eigentlich sparen, denn ihr war seitdem sie das Sumpflager verlassen hatten klar gewesen, daß nicht er es war, den sie liebte, sondern noch immer Xandros. Und seitdem ihr in den Sinn gekommen war, daß dieser sich so seltsam verhalten haben könnte, weil er möglicherweise doch mehr für sie empfunden hatte als nur Freundschaft... wenn sie nur wüßte, wo er war, wenn sie nur wüßte, wohin er gegangen sein könnte, wenn sie nur einen kleinen, irgendeinen einzigen winzigen Anhaltspunkt hätte, eine Idee wo sie beginnen sollte, nach ihm zu suchen... aber nichts, er war gegangen ohne sich zu verabschieden, war verschwunden, ohne eine Spur zu hinterlassen. Und sie konnte schlecht ganz Khorinis absuchen, das war einfach unmöglich - wo nur sollte sie beginnen? In Jharkendar? Vielleicht dort in seinem Zimmer nachsehen? Nein, sie war sich sicher, daß er auch dort nicht wieder gewesen war. Er wollte nicht gefunden werden, weil er anscheinend dachte, sie würde ihn nicht lieben... wie sehr er sich irrte, wenn das tatsächlich seine Gedanken waren, sie hatte doch immer nur ihn geliebt, seitdem sie ihn kannte immer nur ihn... warum hatte sie ihm nie etwas gesagt? Warum war sie zu feige gewesen ihm zu gestehen, was sich in ihr abspielte, immer wenn er in ihrer Nähe war?
Leise in das Kissen weinend war sie irgendwann eingeschlafen - mal wieder viel zu spät, denn als sie wieder erwachte war es schon Nachmittag. Nachdem sie aufgestanden war, hatte sie sich nach den andern umgesehen - weit konnten sie ja nicht sein, denn der Turm war nicht wirklich so groß, daß man sich darin verlaufen konnte. Wenn sie Alina gefunden haben würde, dann würde sie das Mädchen wohl erneut zu einem Übungskampf auffordern, diesmal ohne vorher abzusprechen, wer wann parierte und angriff...
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Und wieder im Minental. Dieses trostlose Stückchen Land hatte der Veteran allmählich satt. Jedes Mal aufs Neue, wenn er hier her kam, beschlich ihn das beklemmende Gefühl, dass jederzeit erneut eine magische Kuppel auftauchen könnte, um ihn in diesem vermaledeiten Tal einzuschließen. Darum versuchte sich der müde Krieger auch so gut wie möglich zu beeilen, hier hinaus zu kommen, über den entfernten Pass in die "zivilisierte Welt", oder das, was sie sonst darstellen sollte.
Die Berge des Südens ließ Claw nur langsam hinter sich und mit jedem Schritt des Veteranen kamen ihre hohen Nachbarn aus dem Norden näher. Ob es wohl jemanden gab, der sie alle einmal bestiegen und erkundet hatte ? Vor der Barriere ? Währenddessen ? Oder gar danach ? Letzteres war wohl das Unwahrscheinlichste. Denn seit dem Fall der magischen Kuppel ist Khorinis zu einem Vorort der Hölle geworden. In den Bergen war es seit Langem schon nicht mehr sicher: Harpyen, Golems, Trolle, Goblins und fiesere Bestien, die in den Ritzen und Spalten lebten und darauf warteten, unachtsame Wanderer in die Tiefe zu reißen, machtem einem das Leben alles Andere als angenehm. Wer allein, unvorbereitet durch die Berge schritt, durfte nicht hoffen, eine rosige Zukunft zu erleben... Der Pass war da noch der sicherste Ort. "Lediglich" Orkspäher und ab und zu Wölfe verirrten sich dort auf die schmale Straße, die das Minental mit dem restlichen Khorinis verband.
"Na hoffentlich ist dort oben nicht zuviel los..." grummelte Claw, nachdem er herausgefunden hatte, dass das Tal am heutigen Tage relativ ruhig war. Es lag zwar eine Spannung über diesem trostlosen Landstrich, doch war bis jetzt noch alles in Ordnung... mal abgesehen von der Tatsache, dass womöglich tausende und abertausende von Orks hinter ihrer Holzpalisade hockten und auf einen günstigen Moment warteten, loszuschlagen. Aber das war halt Berufsrisiko.
Bald schon passierte der Krieger den Fluss, über eine seichte Stelle und entschwand recht schnell einigen hungrigen Lurkern, die aus dem Wasser geprescht kamen, um die vermeindliche Beute zu fassen.
"Keine Zeit zum Spielen." knurrte Claw ihnen nach und blickte hinauf, zum letzten Höhepunkt, seiner Rückreise: der steile, ziemlich ungemütliche Aufweg zum Pass. Auch das hatte er satt, doch sagte er dies niemanden. War ja auch keiner da.
Ächzend nahm der schwer ausgerüstete Krieger nun die letzte Hürde seiner Heimreise in Angriff. Urlaub hatte er nötig, dessen war er sich sicher. Genug hatte er von Monstern, Orks, feindseligen Banditen, Bootsreisen und vor Allem: vor Geistern.
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Corinna war sprachlos, als sie dieses Gebilde vor ihnen erkannte. Zunächst hatte es nur wie ein Baum ausgesehen, ein riesiges dunkles Gewächs, dass sich inmitten einer Lichtung in diesem grotesken Wald erhob, umgeben von Dornenbüschen und moderndem Morast, leicht erhöht auf einem kleinen Hügel. Aber eingebettet im Stamm des halb abgestorbenen Baumes erkannte die Barbierin menschliche Züge! Arme, Beine, Oberkörper, ja auch Kopf, mit Mund und Augen und es war dieses Gesicht, dass sie mit unnatürlich verzerrter Stimme angesprochen hatte! Der Körper war scheinbar eins mit diesem Gewächs und sein Körper existierte als solches garnicht mehr, sondern zeigte sich nur in Deformierungen des Stammes, eine abscheuliche Perversion der Natur.
"Ich wollte es nicht wahr haben, aber du hast also doch die Grenze überschritten..." sprach der Druide mit ernster Stimme und umklammerte seine Stabwaffe noch fester, so als würde seine pure Abscheu gegenüber diesem Frevel seine Waffe in dessen 'Körper' treiben wollen.
"Bei Adanos, was ist das für ein ... Ding?" stammelte die junge Frau vor sich her, während sie verzweifelt eine Antwort auf diese Frage suchte.
"Das ist die größte Versuchung und zugleich die größte Abscheulichkeit in den Augen eines Drui..."
- "Hör nicht auf diesen engstirnigen Narren, mein Kind! Er kann nicht einmal ansatzweise begreifen, was diese Existenz bedeutet!" unterbrach die Monstrosität mit donnernder Stimme.
"Deine Existenz? Du hast alles verraten, woran wir früher einmal geglaubt haben! Dass du so tief sinken konntest... Los! Bring es zu Ende, worauf wartest du noch?"
Ein gurgelndes Gelächter hallte über das ganze Feld der Verwesung, der Boden bebte und es schien so, als wäre in diesem Moment die Baumgrenze ein ganzes Stück näher gerückt.
"Du tust nicht nur so, sondern du hast es wirklich immer noch nicht verstanden, oder? Ich hätte euch beide schon so oft töten können, damit ihr den Boden mit euren Leichnamen düngt, um ehrlich zu sein, hat sich diese Absicht in Bezug auf dich auch nicht geändert."
"Was soll das jetzt wieder bedeuten?"
"Sie, was aus mir geworden ist! Du versuchst mit jämmerlichen Aktionen das Gleichgewicht von Flora und Fauna zu erhalten, daran habe ich nie geglaubt, schon seit ich dir das erste Mal begegnet bin! Seit ich mich auf den Pfad eines Druiden begeben habe, war das mein erklärtes Ziel, mich eines Tages selbst mit der Natur zu verbinden und damit unsterblich zu werden! In deinen Augen bin ich eine Abscheulichkeit, aber in Wirklichkeit bin ich allmächtig geworden, keine Pflanze kann sich meinem Einfluss entziehen und gehorcht alleine mir!"
Wie aus dem Nichts spannten sich Dutzende, vielleicht sogar Hunderte Ranken durch die Finsternis und versuchten sie zu packen. Corinna schrie kreischend auf, als sich die Dornen in ihre Brust gruben und auch der druide konnte nichts gegen die Peiniger unternehmen. Auch er wurde von dem arglistigen Gewächs gepackt und empor gehoben, nachdem er nur ein paar zerschneiden konnte und sich danach der Überzahl ergeben musste.
"Wer, oder was ist dieses Ding!" knirschte Corinna zwischen ihren vor Schmerzen zusammengekniffenen Zähnen hindurch.
"Einst war er wie du, mein Schützling, mein Schüler, ein Mensch. Aber so wenig er jetzt von ersterem ist, umso weniger ist er auch von letzterem. Dieser Baum, einst eine ebenso stolze Esche, war das Zentrum eines Hains, der diesem Jüngling überantwortet wurde... Dabei hat er seine wahren Beweggründe vor jedem verborgen, selbst vor mir... Anstatt die natur nur zu beschützen, hat er die Quelle des Hains missbraucht und sich selbst in die Esche gebunden um sich an ihrer Kraft zu nähren. Das wirklich abscheulichste, wofür sich ein Wächter des Waldes entscheiden kann!"
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Argwöhnisch ließ der hohe Magus seinen Blick über die verdorrte Landschaft des unberechenbaren Minentals schweifen, als Philas und er deren provisorisches Nachtlager hinter sich ließen und weiter gen Drakia reisten. Der gestrige Abend verlief für die beiden Magiekundigen relativ ereignislos; abgesehen von dem einen Ork, der sich minder freiwillig mit den beiden Magi konfrontierte, hatte sich keine weitere Kreatur Beliars ihnen in den Weg gestellt. Anhand des Kampfes mit dem Ork konnte der Magielehrmeister so die bisher erworbene Erfahrung seines Lehrlings in der Gabe der Magie deuten, was die Lehre im zukünftigen Verlauf entlasten würde. Zwar war sein gegenwärtiger Lehrling ebenfalls ein Lehrmeister der Magie Innos', doch bestand dennoch ein Unterschied zwischen den ersten und zweiten drei Magiekreisen. Insbesondere der sechste und zumal mächtigste aller Magiekreise der Feuermagie bot allerlei originelle Zauber die sogar einen erfahrenen Magiekundigen schwer fallen konnten. Philas hingegen war auf dem besten Weg sein Magiestudium mit Bravour bestehen zu können. Sofern Arxas die bisherige Erfahrung richtig deuten konnte, schien sein alter Freund seit ihrer letzten Begegnung viel dazu gelernt zu haben und war somit bereit den ersten, wenn auch weniger aufwändigeren Zauber, den Flammenschild, zu erlernen.
"Wenn wir stets dieses Tempo halten, schaffen wir es vielleicht noch vor Anbruch der Nacht den Pass nach Drakia zu passieren. Anschließend können wir unser letztes Lager aufschlagen, ehe wir die Siedlung am morgigen Tag erreichen werden", sprach Arxas über seine Schulter zu PX gewandt, der hinter ihm den Felsvorsprung erklomm. Sich den Schweiß mit der einen Hand von der Stirn wischend, stützte er sich mit der anderen auf seinen Runenstab ab und blickte zum Himmel impor, von wo aus die Sonne unbarmherzig auf die beiden Magiekundigen nieder schien und den Weg am Felsvorsprung um ein weiteres erschwerte. Abermals dachte er an die Tage zuvor, wo er sich noch im Kloster befand und versuchte dem Alltag Einhalt zu gebieten, sich nun jedoch auf einer anstrengenden Reise ins ferne Drakia befand und diese in vollen Zügen auskostete.
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Die Reise war eigentlich der drei Männer war eigentlich ziemlich ereignislos verlaufen. Bis auf den einen Ork war kein Monster so dumm und griff die kleine Gruppe an. Die Grünhaut war aber auch Lebensmüde und selbstmordgefährdet, denn zwei hohe Feuermagier anzugreifen, die die hohe Kunst der Magie besaßen und zusätzlich noch mit Waffen umgehen konnten, war nicht gerade sehr klug, vorallem dann, wenn man alleine war.
"Ich denke wir müssten bald da sein. Wenn wir dieses Tempo halten, wie du sagtest, dann ist es nicht mehr weit nach meinen Berechnungen. Das einzigste Problem wird dann sein, einen sicheren Platz für die Nacht zu finden. Ich schätze wir müssen uns eine Höhle suchen, in der wir uns ausruhen können, denn unter freiem Himmel schlafen ist sehr riskant.", meinte der Alchemist des Ordens.
"Silestius, kannst du noch mit uns mithalten? Du fällst soweit zurück.", rief Philas seinem Schüler zu, der einige Meter hinter ihnen war und etwas hinkte.
"Du hinkst ja, bist du verletzt?", fragte er stirnrunzelnd.
Der Adept nickte mit schmerzverzerrtem Gesicht.
"Ja warum sagst du mir das denn nicht? Wenn du mir das früher gesagt hättest, dann hättest du keine unnötigen Schmerzen erleiden müssen und wir wären jetzt ein ganzes Stück weiter gekommen.", sagte Xeon kopfschüttelnd.
Der hohe Feuermagier bat seinen Freund Arxas anzuhalten und sprang leichtfüßig zurück zu Silestius und sah sie das Bein an. Leider hatte er gerade nicht den passenden Trank dabei und die anderen nötigen Materialien waren auch nicht vorhanden, die er gebraucht hätte.
"Mmmh, dann werd ich wohl die Geistesheilung einsetzen müssen, um das Bein wieder zu heilen. Es wird vielleicht etwas wehtun, aber dafür ist dein Bein nachher wieder wie neu.", erklärte der Heiler.
Sir Philas Xeon legte seine Hand auf das Bein und legte den Kopf mit geschlossenen Augen in den Nacken. Bläuliche Fäden bildeten sich in Philas Hand und sprangen auf das Bein von Silestius über. Der Adept zuckte ein paar Mal vor Schmerz, doch dann war der Schmerz wahrscheinlich weg. Der Heiler nahm die Hand wieder weg, die immer noch blau leuchtete genau wie das Bein von Silestius, das nun wieder gesund war.
"Das wars, dein Bein ist wieder gesund und voll belastbar. Nun kommt, lasst uns weitergehen.", schlug Philas vor.
Die kleine Gruppe aus drei Dienern des Innos legte noch einen Zahn zu, worauf sie bald den Pass sehen konnten. In der Ferne sah der Alchemist auch noch den Lavaturm, der den Schwarzmagiern gehörte. Er blieb damals stehen, als Beliar das Kastell nach Khorinis verfrachtete. Heute wurde er manchmal von den Schwarzmagiern besucht, doch sonst war er leer. Man munkelte, dass dort auch mächtige Dämonen hausten, doch ob dies der Wirklicht entsprach war fraglich.
"Seht, wir sind gleich da, nur noch ein paar Meter. Haltet Ausschau nach einer Höhle oder irgendwas vergleichbarem!", rief er seinen Kameraden zu.
Eigentlich sollte es keine Probleme geben eine Höhle hier zu finden, da der Pass damit normalerweise übersäht sein sollte. Überall waren Höhlen aus Stein, die größtenteils verlassen waren. Es war Philas, der die erste Höhle entdeckte, dies war auch die einzigste, die sie fanden, was überaus überraschend war.
"Diese hier müsste groß genug sein. Nun müssen wir nur noch sehen, ob sie denn auch frei ist.", flüsterte Philas seinen Begleitern zu.
So leise er konnte betrat der Feuermagus die Höhle und sah sich um in dem großen Wohnraum. Hier war es etwas kühler als draußen, was auch sehr angenehm war. Und da hörte er es, ein Zischen, das aus dem hinteren Teil der Höhle kam.
"Ein Waran!", murmelte Philas und ließ die Feuerballrune verschwinden.
Es wäre nicht sehr klug gewesen einen Feuerwaran mit Feuer zu bekämpfen. Das wäre nichts Anderes gewesen, als Feuer mit Feuer zu löschen, was genauso unsinnig war. Die einzigste Frage war jetzt nur noch, ob es sich bei der Echse um einen normalen Waran handelte oder um die gefährlichere Art der Feuerwarane? Philas verließ die Höhle wieder geschwind, um sich mit seinen Kameraden zu unterhalten.
"Feuermagie bringt hier nichts. Es handelt sich höchstwahrscheinlich um einen Feuerwaran, der darin haust. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es nur einer ist.", erklärte Philas.
"Ich werde das mit meinem Rapier erledigen, schaut ihr schon mal nach Ästen und anderen Abdeckmöglichkeiten, damit wir den Höhleneingang tarnen können.", schlug PX vor.
Und genau so wurde es auch gemacht. Arxas und Silestius gingen los, um Tarnung für die Höhle zu suchen und Philas betrat die Höhle wieder, dieses Mal aber mit gezückter Ehrfurchtsrune. Das Zischen wurde lauter und lauter und auf einmal war er im hinteren Teil der Höhle. Dieser Teil war etwas kleiner, doch den Feuerwaran schien es nicht zu stören, bis jetzt zumindest, denn sein neuer Mitbewohner wollte ihm nicht so recht gefallen. Der Feuerwaran, der nur einige Schritte von Philas entfernt stand, riss sein Maul auf, doch noch bevor er Feuer speien konnte, hatte Xeon bereits die Rune gewirkt, die den Waran erstarren ließ. Geschwind zog er seinen Rapier, nachdem er die Rune weggepackt hatte, und stach zu. Ein Volltreffer und der Waran sank zu Boden. Jetzt musste er nur noch diesen Kadaver aus der bringen, damit er keine Tiere anlockte. Mit großem Kraftaufwand schleifte der Schwertkämpfer den Waran nach draußen und ließ ihn etwas abseits der Höhle liegen. Arxas und Silestius hatten inzwischen alles mögliche besorgt und zusammen tarnten sie dann den Höhleneingang. Danach machten sie es sich in der Höhle bequem. Ein Feuer brauchten sie nicht, da sie kein Fleisch hatten zum Anbraten und auch keine Wärme brauchten. Licht sowieso nicht, da sie das auch mit Magie machen konnten.
"Gut, dann werde ich mich jetzt ein wenig zurückziehen, damit ich ein bisschen mit dem Flammenschild üben kann.", meinte der angehende Großmeister der Magie.
Der Feuermagier verließ die Höhle und suchte sich einen schönen Platz, wo er üben konnte. Hier auf dem Pass war die Landschaft schon wieder ein wenig anders. Es gab wieder grüne Bäume und das Land war nicht mehr so verdorrt. Eigentlich sollte nun das Lernen der Rune recht schnell gehen. Er kannte das Prinzip und er wusste auch theoretisch wie es gehen sollte, doch das war, und das wusste er, meistens ganz anders, als es normalerweise sein sollte. Sir Xeon suchte sich einen schönen Platz im Grünen und stellte sich zwischen die Bäume. Der Zauber hieß zwar Flammenschild, aber brennen tat er trotzdem nicht, sonst hätte er sogar noch einen Schutz von Nahangriffen. Der Feuermagier schloss die Augen und konzentrierte sich wie immer auf seine innere magische Energie, die er freisetzte und in die Rune lenkte. Der Magielehrmeister spürte sofort, dass der Zauber einiges mehr an Energie benötigte, doch darauf war er vorbereitet. Er ließ die Energie in die Rune fließen, bis diese "satt" war. Die Kuppel nahm schon leichte Konturen an, doch war sie noch recht klein. Normalerweise hatte sie einen Durchmesser von sechs Metern, diese hatte vielleicht gerade mal die Hälfte. Nun züngelten Flammen auf, die sich zu einem Schild formten. Um ihn hatte sich eine Kuppel gebildet, eine Kuppel aus roten Flammen, die jetzt normal Distanzangriffe abhielten. Von einem Baum fiel ein Blatt und landete auf der Kuppel, es ging jedoch nicht durch, sondern rutschte ab und fiel zu Boden. Wenn es nun ein Mensch oder Tier gewesen wäre, so hätte die Barriere nachgegeben und er wäre in großen Schwierigkeiten gewesen, doch Distanzangriffe konnten ihm so nichts anhaben. Er brach den Zauber ab, denn er kostete einiges an Energie, viel mehr als sonst. Nach einigen Minuten versuchte er es aber erneut und diese Prozedur wiederholte er ständig, bis er erschöpft war und sich ausruhen musste.
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Corinna wusste keinen rat mehr, als sie da vor diesem Ungetüm, schwebte, gehalten von stacheligen Ranken, die sich enger und enger um ihren brustkorb geschnürt hatten. Sollte sie dieses Ding verabscheuen, oder bemitleiden? Oder vielleicht keines von beidem? So sehr ihr die Art auch widerstrebte, wie dieser Mann ... oder dieser Baum ... ach egal, dieses Etwas mit seiner Umwelt umging, so konnte sie doch auch nicht leugnen, wie faszinierend eine solche Existenz sein konnte. Der Druide hatte ihr soviel gezeigt, wie sie den Bäumen und Pflanzen lauschen konnte, in ihrem Gesang schwelgend aber vollständig eins mit ihnen zu werden, musste das nur noch tausende Male vervielfachen.
"Ahh... Ich kann es spüren, dass es eine gute Entscheidung war, euch zu mir zu führen." stöhnte das Wesen auf fast erleichtert wirkende Weise, wenn auch wie bisher in der fast völlig unkenntlich verzerrten Tonlage.
"Egal, was du im Schilde führst, niemals werde ich deine Absichten unterstützen, sondern jeden Atemzug auf deine endgültige Vernichtung verwenden!" schrie der Druide dem Ungetüm entgegen, wodurch sich die Dornenranken aber nur noch kräftiger um seinen Oberkörper zogen.
"Das habe ich auch nicht anders erwartet, aber deine Freundin hier sieht das vielleicht ein wenig anders..."
Stille kehrte ein, nachdem diese letzten kaum verständlichen Worte verklungen waren. Augenblicklich hatte der Blick des Druiden die junge Frau durchdrungen und konnte in ihr erkennen, dass sie keine derartige Abneigung verspürte, wie sie in seinem eigenen Körper entbrannt war. Ihre Augen füllten sich mit Tränen, während sich Corinnas Stirn runzelte und ihre Wangen vor Scham erröteten. Was ging in dem Mann vor, welche Qualen musste er durchleben, nachdem die zweite, die er ins Vertrauen gezogen hatte, sich jetzt auch von ihm abwenden wollte? Traurig senkte sie den Kopf und begann leise zu Schluchzen, während eine Träne über ihre Wange herab kullerte.
"Nein, sieh mir in die Augen und sag mir, dass das wirklich das ist, was du willst!" schrie der Druide die weinende Frau an.
"Du verstehst das nicht."
"Ich verstehe sehr gut! Du bist genauso verdorben, wie diese Missgeburt hier! Wie konntest du mich nur so hintergehen?"
Wieder brach Corinna in Tränen aus und schlug die Hände vor ihr Gesicht. Er hatte ja recht, sie war eben nicht wie er. Unerkannt durch die Wälder zu wandeln, sein Leben dem Einklang von Tier und Pflanze zu widmen, unentdeckt vom Rest der Welt. Es gab keine Diskussion, dass dieser hier nichts mehr mit dem Leben gemein hatte und nur noch Tod und Verwesung über das Land brachte, aber wenn man nur einen Bruchteil der Macht davon erschließen könnte, wieviel gutes würde man dann bewirken können? Die Möglichkeiten mussten grenzenlos sein, wenn man den Pflanzen sagen könnte, wo und wie sie wachsen sollten. Kein mensch würde mehr Hunger leiden müssen, oder tagelang auf irgendwelchen Feldern schuften. An einem tag könnte man mehr Menschen helfen, als man das normalerweise im ganzen Leben bewerkstelligen könnte.
"Ich behaupte doch nicht, dass ich mit dem was dieser Baum hier tut, einverstanden bin, aber wie vielen Menschen könnte man dadurch helfen?" brachte sie endlich heraus, nachdem sie ihre Tränen einigermaßen unter Kontrolle brachte und sie durch ihre zugeschnürte Kehle wieder nach etwas Luft ringte.
"Zu welchem Preis? Denkst du, die Pflanzen gehorchen aus freien Stücken? Sie sind nicht mehr als Sklaven, zu ewigem Gehorsam verdammt. Früher oder später wandelt sich dadurch jedes Leben in Tod, und jeder blühende Strauch in vermodernde Überreste. Niemandem wird etwas in den Schoß gelegt, das Leben ist nicht immer gerecht zu uns, man muss jeden Tag schwer schuften, um es zu erhalten, aber das ist noch lange kein Grund, es zu betrügen!" redete der immernoch gefangene Druide auf sie ein.
Wieder kehrte Stille zwischen ihnen ein, während die Hoffnungen des Druiden von Atemzug zu Atemzug schwanden, während er die Frau beobachtete.
"Wir alle müssen tun, was wir für richtig halten und ich habe meine Wahl getroffen..." sprach Corinna leise und sah dabei den verkrüppelten Baum vor sich an. "Was soll ich tun, ich werde folgen..." sprach sie dem verwachsenen Gesicht entgegen, während sich die Ranken um ihren Bauch lockerten und die Barbierin wieder auf den Boden setzten, worauf sie ruhig und gelassen auf dieses Wesen zuging...
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"Ich wusste, dass du die richtige dafür bist!" ächzte der in den Baum gebannte der Frau zu, die dem alten Gewächs immer näher kam und sich schließlich zu dessen Wurzeln hinsetzte, lediglich eine Handfläche über die Rinde gleiten ließ. Sie fühlte sich zwar trocken und spröde an, trotzdem konnte sie die Kraft richtig spüren, die in dessen Kern steckte. Der gepeinigte Druide, der nach wie vor von den Dornenranken im Zaum gehalten wurde, strampelte aus vollster Kraft, aber an ein Entkommen war nicht zu denken, dafür hatten sie ihn viel zu sehr im Griff.
"Ich will auch dieses Geschenk empfangen, was muss ich dafür tun?" sprach die junge Frau bittend zu dem Borkengesicht.
"Gehe zurück, in den Hain dieses verblendeten Weltverbesserers und bade in der Quelle. Die Macht der Urd wird durch deinen ganzen Körper fließen, so wie es schon bei deinem Arm und Bogen geschehen ist. Dann musst du dich nur noch der Esche nähern, um mit ihm auf ewig zu verschmelzen. Du magst jetzt nur in geringem Maß die Empfindungen der Natur gespürt haben, danach wird alles anders, das Verspreche ich dir."
Der Druide versuchte zu sprechen, unzählbare Flüche auszusprechen, aber schon hatten weitere Ranken jetzt auch seinen Kopf umschlossen und hinderten ihn an jedem Wort. Überhaupt begann der Mann immer mehr zu verschwinden, hinter bestimmt hunderten von Ästen, die jeden Quadratzentimeter seines Körpers bedeckten.
"Fürchte dich nicht, es ist das einzig Richtige. Höre nicht auf die Worte dieses hallsstarrigen Menschen, er könnte es nie verstehen, geschweige denn akzeptieren. Jetzt geh, eine ganz neue Welt erwartet dich bereits!"
Corinna musste lächeln, als er diese Worte ausgesprochen hatte. In der Tat, die Welt würde sich rasend verändern und es gab nichts, was sie daran hindern konnte.
"Keine Sorge, mein Ziel ist mir jetzt so nah, wie nie zuvor..." - rief sie entschlossen, sprang auf und stellte sich direkt vor das in den Stamm eingeprägte Gesicht - "... aber ich fürchte, du bist kein Teil davon!"
Blitzschnell hatte sie ihren Dolch gezogen und rammte ihn aus Leibeskräften mitten in die Stirn des Borkengesichtes, woraufhin der Baum, sowie der ganze umliegende Wald zu kreischen begann, als die Klinge funkenwerfend in den Stamm eindrang.
Jeder Ast, jeder Zweig, begann zu zittern, zappelte panisch durch die Luft, aber die Frau presste sich weiter mit vollem Gewicht an ihre Klinge, die überraschend leicht in das Holz eindrang. Tod und Verwesung musste schon so lange in das Gewächs Einzug gehalten haben, dass es dem blanken Stahl nichts mehr entgegen zu setzen hatte. Bis zum Anschlag drang die Stahlspitze in den morschen Stamm ein, worauf die Frau den Griff mit einem starken Seitwärtsdruck abbrach, sodass nur noch die Bruchstelle an der Klinge von aussen sichtbar war.
Mit einem dumpfen Stöhnen hörte die Frau hinter sich etwas aufschlagen, es war der Druide, der etwas rüde aus seinem Dornengefängnis befördert worden war und sich überrascht auf dem modrigen Boden wiedergefunden hatte. Als er aber erkannte was geschehen war, zögerte er nicht lange, griff seine Hellebarde und trieb die Klinge der Stabwaffe mit einem gewaltigen Schlag an die selbe Stelle des Baumes und schlug eine tiefe Kerbe in das tote Holz. Abermals war es so, als würde der ganze Wald vor Schmerzen schreien, grünlicher Dampf steig aus den 'Wunden' empor, während dunkelbrauener dicklicher Saft an der Rinde abwärts floss. Keuchend starrte der Druide die junge Frau an, versuchte etwas zu sagen, wusste aber keinen Rat.
"Warst du gewillt, sein Angebot anzunehmen?" lautete schließlich seine Frage.
"Eine zeitlang ja, wenn auch nur einen winzigen Augenblick..." flüsterte sie ihm lächelnd zu.
So standen sie da, inmitten dieser Verwüstung, um sich herum nur sterbende Pflanzen, er mit seinem silbrigen Haar und tiefgrünen Augen, die noch immer zu Tränen gerührt waren, bevor seine Arm sie umschlungen und sich ihre Lippen aufeinander pressten. In diesem Moment fühlte sich Corinna lebendiger als jemals zuvor, ganz ohne der versprochenen Unsterblichkeit...
Geändert von Corinna (12.07.2006 um 22:22 Uhr)
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Die Zeit zog sich scheinbar ewig hin, während die zwei wieder vereinten Wächter des Waldes eng umschlungen dastanden und sich leidenschaftlich küssten. Irgendwie hatte sie es immer gewusst, nur hatte sie es sich nie vor Augen geführt, wie sehr sie den Druiden in ihr herz geschlossen hatte. All die Güte und Wärme, die er ausstrahlte, der Glauben und die Stärke, mit denen er seine Ideale durchsetzte, machte diesen Mann einzigartig auf der ganzen Insel, ja wahrscheinlich sogar auf der ganzen Welt. Wenn dieser Moment doch ewig anhalten würde. Corinnas Gefühle waren auf dem Höhepunkt, ein derartig intensives Gefühl des Glücks hatte sie noch nie erfahren, aber von nun an hatten sie ein ganzes Leben zusammen und davon wollte sie jeden Augenblick aufs Intensivste auskosten.
“Denkst du nicht, es wäre langsam an der Zeit, mir deinen Namen zu sagen?“ flüsterte sie, nachdem sich ihre Lippen wieder von einander getrennt hatten, worauf Corinna zu Kichern beginnen musste.
“Komm, lass uns diesen abstoßenden Ort verl...“ wollte der Druide antworten, als der Boden abermals zu beben begann.
Die beiden hielten sich aneinander fest, wussten nicht was um sie herum geschah, als sich plötzlich jeder Baum um sie herum erhob und es aus jeder Richtung auf die beiden einhämmerte.
“Denkt ihr, ihr könnt mich so einfach töten? Ich bin unsterblich! Der Tod dieses Baumes bedeutet gar nichts, ich stecke in allem hier! Ihr könnt nicht gewinnen, ich werde euch zu Asche zerreiben und damit mein neues Imperium aufbauen!“
Dunkelheit breitete sich erneut um sie aus, viel finsterer als in den dunkelsten Zeiten davor, selbst die beiden verloren sich aus den Augen, obwohl sie gerade erst noch dicht an dicht gestanden waren. Corinna rief nach ihrem Herzblatt, aber der Ruf verstummte kaum hatte er ihren Mund verlassen! Erst ein gewaltiger Feuerball, heller als das Licht der Sonne, schickte ihr ein Zeichen, auf das sie zulaufen wollte. Aber ihre Füße vermochten sie kaum zu tragen, sie für einen Schritt zu heben erschien praktisch unmöglich. Es war panische Angst, ihren Geliebten in dem Moment zu verlieren, nachdem sie sich gerade erst gefunden hatten, der sie verbissen weiter kämpfen ließ. Sie stürzte auf die Knie, kroch auf allen Vieren weiter, einfach diesem Licht entgegen, welches dort, kaum ein paar Meter, obwohl es auch tausende hätten sein können, entbrannt war.
Der Boden wurde immer matschiger, klebriger, ihre Hände und Knie versanken in dem Schlamm, der die Frau schon einzuhüllen begann. Ehrlich gesagt, es war ihr egal. Wenn sie jetzt sterben sollte, dann in dem Gedanken, ihre Liebe gefunden zu haben, es war ein einziger Wunsch, der sie noch am Leben hielt und zwar ihren Liebsten noch einmal zu Gesicht zu bekommen, dann würde sie ihren Frieden finden können.
Etwas packte sie am Knöchel, es war wieder eine dieser Ranken! Aber kaum hatte sie sie berührt, konnte sie es erneut spüren, den Ursprung dieses Frevels. Aus purem Instinkt griff sie nach einem Pfeil, ihrem letzten, und hatte diesen auch schon in den Bogen gespannt. Wieder waren es nicht ihre Augen, die ihr das Ziel wiesen, es war ein Gefühl der Zuversicht, dass sie die Verderbtheit erkennen ließ. Glaube und Stärke. Es steckte ebenso in ihr, genauso wie es ihren Geliebten beflügelte. Es würde ein Ende finden, hier und jetzt und selbst wenn es ihr Leben kosten würde, niemals würde sie weichen! Die Sehne des Bogens war zur Gänze gespannt, als sie plötzlich von Dunkelheit umfangen wurde.
Aber es war nicht jene Dunkelheit, die sowieso schon alles zu verschlingen versuchte, sondern ihre Gefühle verließen ihren Körper, strömten förmlich heraus. Gerade noch hatte sie die Stimme der Bäume gehört, die Lieder des Windes vernommen, jetzt zerfloss es ihr wie Wasser zwischen ihren Fingern! Ihre Hand! Der Rücken ihrer linken Hand wurde wieder frei unter den Ranken Laeraors, die sich wieder in den Bogen zurückzogen! Wieso jetzt? Ausgerechnet jetzt war der letzte Tropfen der Quelle vergossen, der Bund zu dem Hain und dem Baum erloschen. Mehr aus Entsetzen ließ sie die Bogensehne los, worauf der eingespannte Pfeil in die Dunkelheit davon schoss, in der sie nun gar nichts mehr verspürte, nur die endlose Leere. Trotzdem schien das Geschoss getroffen zu haben, ließ das wuchernde Gewächs doch von ihr ab, sodass sie sich weiter am Boden liegend dahinschleppen konnte, immer weiter ihrem vermeintlichen Geliebten entgegen. Da stand er, in voller Größe, eingehüllt in dieses gleißende Licht, seine Waffe hoch erhoben, mit der er weiter auf den Baum einschlug.
“Warte auf mich!“ rief sie ihm verzweifelt zu. Er drehte sich noch im Schlag zu ihr um, aber sein Gesichtsausdruck sagte mehr, als es tausende Worte getan hätten. Ein letztes Mal holte er mit seiner Stangenwaffe aus und rammte sie tief in den Baumstamm. Die einst nur dampfenden Klüfte brachen endgültig auf, bevor alles in dem gleißenden Licht verging. Mit einem Mal wurde es vollkommen Still und Dunkel, keiner ihrer Sinne vermochte noch etwas wahrzunehmen, bevor sie eine Sekunde später eine gewaltige Explosion von Licht zu Boden warf und sich wirbelnd weiter ausbreitete, alles um sie herum erfüllte und alles unerkenntliche wieder zum Vorschein brachte. Mitten in dieser von Schwärze geprägten Umgebung, erstrahlte der erst so verkrüppelte Baum in frischem Glanz, mit einem natürlichem gesunden Stamm und saftig grünen Blättern. Um ihn herum begann das Leben nur so zu explodieren, vertrieb all das verderbte zurück in die Finsternis.
Was war passiert, wie viel Zeit war vergangen? Als Corinna wieder zu sich kam, lag sie sanft gebettet auf grünem Rasen, umgeben von rosaroten Blütenblättern. Verwirrt sah sich die Barbierin um, sie war alleine, jedes Anzeichen der vergangenen Verwüstungen war verschwunden. Unmittelbar vor ihr dieser Baum, kräftiger und gesünder denn je, aber er war es, da bestand kein Zweifel. Sogar der darin eingebettete Körper war noch zu erkennen, aber... Nein! Nein! NEIN! Augenblicklich begann Corinna zu verzweifeln und brach in Tränen aus. Mit weichen Knien stürzte sie dem Stamm entgegen und klammerte sich an diesem fest, denn es war nicht das Gesicht dieses Unsäglichen, dass sie in den Furchen der Rinde wieder erkannte...
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Heute war sein letztes Training am Pass des Minentals zur Küstenebene. Mit dem Zauber hatte er schon große Fortschritte gemacht. Jetzt prallten nämlich nicht nur Blätter an der Barriere ab, sondern auch Steine, Äpfel und selbst ein Feuerball von Arxas kam nicht hindurch. Somit hatte er es jetzt wohl geschafft, dass die Barriere undurchlässig gegenüber Distanzangriffen war. Jetzt musste er nur noch danach schauen, dass die Kuppel groß genug wurde und das er diese lange genug aufrechterhalten konnte. Bald schon würde er den Zauber beherrschen und dann würde es mit dem nächsten weitergehen. Entweder mit der Rune des Seelenbrandes oder mit dem Feuerregen. Der Heiler tippte auf die Seelenbrandrune, denn er schätzte, dass Arxas ihm die mächtigste Rune erst am Schluss gab. Der Feuerregen verbrauchte sicher Unmengen an Energie, die Philas erst einmal sammeln musste. Jetzt übte er aber gerade den Flammenschild, und bevor er diesen nicht beherrschte, würde es auch keine neue Rune geben, so einfach war das. Deshalb begab sich der Magielehrmeister wieder an seinen Platz, den er immer zum Üben nahm, und konzentrierte sich wie immer, wenn er einen Zauber wirken wollte. Er streckte seine Hände mit den Handflächen nach außen zeigend zur Seite, sodass sie eine Linie bildeten. Danach ließ er die magische Energie von sich in die Rune fließen, die sie dankend annahm und ihm dafür seine Macht präsentierte. Eine Kuppel aus Feuer erschien um ihn, die erst klein war, doch dann immer und immer größere Ausmaße annahm.
"Es kann losgehen.", rief er Arxas zu und versuchte die Konzentration aufrechtzuerhalten.
"Bist du sicher?", fragte Arxas noch einmal nach.
"Sehr sicher und jetzt mach, bevor ich noch die Konzentration verliere.", forderte der Alchemist seinen Freund auf.
Schweißperlen rannen ihm schon den Rücken runter, genauso am Kopf, wo sie bis zum Kinn rannen und dann auf den Boden tropften. Das Wetter war schwül und heiß, sogar jetzt am Abend. Xeons Lehrmeister nickte und richtete seinen Runenstab gegen die Barriere. Arxas sammelte Magie und leitete sie in den Stab, wo all seine Runen befestigt waren. Nach einer kurzen Zeit war der Zauber bereit, den er sofort auf Philas abschoss. Das Inferno prallte am Flammenschild ab, wo sich der Strahl aus Feuer spaltete und an beiden Seiten vorbeiging. Sir Xeon merkte dank seines Schildes nichts von der Hitze des Zaubers, was auch gut so war, denn sonst hätte er bald als gebratenes Würstchen auf dem Boden gelegen. So aber wehrte er den Zauber seines Lehrers ab. Die Durchlässigkeit des Schildes war also gleich null. Arxas' Zauber versiegte und Philas ließ seine Kuppel in sich zusammenbrechen. Der Heiler atmete tief ein und aus, diese Zauber hatten es wirklich in sich, dennoch konnte er noch nicht aufhören. Er musste nun sehen, dass er ein Schild möglichst schnell beschwören konnte. Nach ein paar Minuten Verschnaufspause ging er wieder in die vorige Position und aktivierte den Zauber, der ungewöhnlich schnell auftauchte und eine Kuppel um ihn bildete.
"Wunderbar, das klappt ja immer besser. Übung macht eben doch den Meister.", flüsterte der Adlige belustigt vor sich hin.
Geändert von Sir Philas Xeon (14.07.2006 um 13:28 Uhr)
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Wie konnte er das nur verpassen ? Eine Schlacht lag in der Luft, einige Orks waren zum Pass aufgebrochen, um ihn wieder zu besetzen. Und wo war Shagrásh ? Was tat er ?
Der Orkkrieger hatte Gefallen daran gefunden, Orkarbeiter zu drangsalieren, die nicht hart genug schufteten. Sie waren keine Urkma's und daher nicht mit der flammenden Hand gleichberechtigt. Nun, zugegebenermaßen war Shaggy selbst noch ein Aspirant der Urkma, doch wohl einer der Enthusiastischsten, die dieses Lager bisher gesehen hat. Beinahe jede kleine Aufgabe nahm er an, trainierte mit den Elitekriegern der flammenden Hand und gab hin und wieder selbst Befehle. Was für ein Privileg !
Nachdem Shagrásh am frühen Abend sein Geschäft erledigt hatte, also für große Orks war, und einer der unterbelichteten Arbeiter die Sauerrei wegschaufeln durfte, machte er sich aufbruchbereit. Der Pass war von hier aus nicht sonderlich weit und der Weg dahin relativ ungefährlich. Doch wie es dort oben in den Bergen aussah, war mehr als fraglich. Hatte es bereits erste Scharmützel gegeben ? Oder schaukelten sich die Jungs da oben die grünen, pelzigen Eier ?
Schlussendlich gab es nur eine einzige in Betracht zu ziehende Methode: nachsehen. Und das tat Shagrásh auch. Schnell hatte er einige andere Krieger der Urkma zusammengetrommelt und ihnen etwas von wegen "Wichtigä Mission." und "Fettä Beutä." vorgegaukelt und schon ging es los.
Die kurze Reise zum Pass war, wie zu erwarten, reichlich unspektakulär. Doch das, was noch kommen sollte, laut den Versprechungen von Shagrásh, an die er mittlerweile selber glaubte, ließ die Orks in eine Vorfreude versetzten, die nur aufs Niedermetzlen aufgebaut war.
"Grüän gewinnt !"
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Nun saßen sie da, an mehreren Lagerfeuern oberhalb des Sees, den die schwächliche Menschen vor langer Zeit als Austauschplatz genommen hatte, damals als die Kuppel noch stand die sie alle gefangen hielt.
Die vorherrschende Meinung über die Menschen war klar, es wurde Zeit diesen Halbaffen zu zeigen wo ihr Platz war, nämlich hinter den Orks und zwar im Käfig.
So hatte nun eine ziemlich groß Kampftruppe unter der Führung von Rukk Man Dar ihren Stellung am Pass besetzt und sie waren schwer bewaffnet, es gab Schleudere, Krieger mit Einhandwaffen und auch Elitekrieger mit Zweihandwaffen, selbstverständlich gab es auch die dazugehörigen Feldärzte und genug Späher die sich um alles andere kümmern durften.
Eine VorausTruppe, fast alle Späher, hielt die Gegend in beiden Richtungen im Auge, so würde jeder mögliche Angriff zu einem unmöglichen Unterfangen, denn unbemerkt würde niemand hier vorbeilaufen können.
Zu guter letzt tauchten auch noch eine Gruppe des neuen Kriegsherrn Brosh dar Urkma mit einem Jäger namens Shagrásh auf, nun war allen klar das ein einnehmen des Passes ein blutiges Unternehmen werden würde, wenigstens blutig genug um in Ehren den Tod zu finden, anstatt besoffen an irgendeinen Lagerfeuer an Altersschwäche zu sterben…
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Tropfen für Tropfen fiel gen Boden und zauberte glasklare kreisförmige Wellen auf die spiegelnde Oberfläche. Es war wie ein Meer aus Tränen, wie sich die Quelle am Fuße des Baumes wieder füllte, an dessen Fuße die gebrochene Frau kauerte und sich mit ihren Fingern an der Rinde des Baumstammes festklammerte. Was konnte schlimmer sein, als der Tod? Corinna müsste nur den Kopf heben, um die Antwort darauf vor Augen zu haben, vielleicht war das der Grund, weshalb sie es nicht fertig brachte, aufzublicken. Da lag sie, den Kopf gegen den Stamm gedrückt, ihr Gesicht nach unten gerichtet, während ihre Tränen herabtropften, auf die Stränge der Wurzeln der Esche, bevor diese in die Quelle an deren Fuß flossen.
Er war ihr so nah und doch würde sie ihn nie wieder umarmen können.
Er war ihr so nah und trotzdem würde sie nie wieder seine Stimme hören.
er war ihr so nah und dennoch würde sie nie mehr seinen Atem auf ihrer Haut verspüren.
Nie wieder...
Warum meinte es das Schicksal so übel mit ihr? Sie war am Leben, trotzdem wünschte sie, es wäre anders. An seine Stelle zu treten, wenn es nur sein Leben retten würde. Wer war sie schon? Er war ein Wächter des Waldes und das vermutlich seit einer Ewigkeit. Er war doch um so vieles wichtiger als sie, trotzdem blieb sie hier zurück und er war gegangen. Wäre sie ihm doch nie begegnet, vielleicht wäre alles anders verlaufen und er hätte sein leben nicht opfern müssen, nur um das ihre zu retten.
"..."
Unsicher hob die Frau den Kopf, hatte sie gerade etwas gehört? es war wie der Hauch des Windes, nicht greifbar, bereits wieder verschwunden, bevor man es bemerkte. Trotzdem wurde sie das Gefühl nicht los, dass sich etwas verändert hatte. Ganz allmählich drehte sie sich um, immer noch auf den Knien, mit zittrigen Händen. Um sich herum eine prachtvolle Oase voller grüner Pflanzen und duftender Blumen, schon seit dem Moment, als sie wieder zu sich gekommen war. Lediglich der Teich zu den Wurzeln der Esche hatte sich wieder gefüllt und trug auf seiner glitzernden Oberfläche eine einzelne Seerose, mit blassen, kaum merkbar rosafarbenen Blütenblättern, die sich in der zarten Brise sanft bewegten.
Vorsichtig stieg sie hinab an das Ufer des Teichs und streckte ihre Hand nach der Knospe aus, erreichte aber gerade noch nur ein einziges Blütenblatt, welches sich ohne Widerstand vom rest der Knospe löste, Kaum lag das blässliche Blatt in ihrer Handfläche, konnte Corinna spüren, wie ein warmes Gefühl durch ihren Körper fuhr und auch wenn es dafür keinerlei Bestätigung gab, wusste sie genau, wer ihr diese vollkommene Kreation der Natur geschenkt hatte. Vielleicht hatte sie sich geirrt, vielleicht war er garnicht auf ewig verloren, ganz im Gegenteil. Vielleicht würde er immer da sein, stets unbemerkt im Verborgenen. Lediglich eines war geblieben. Seine Waffe, die immernoch in den Stamm getrieben war, aber nicht als wäre sie hineingeschlagen, sondern vielmehr als hätte der Baum sie umwachsen. Wahrscheinlich sollte es so sein, dass die Hellebarde bei ihrem früheren Träger verweilte, dem sie so lange Zeit gedient hatte...
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„HA! MINENTALLUFT“ schrie der irre Schwarzmagier aus, sobald er den Lavaturm verlassen hatte und ihm der heisse Feueratem Feomatars entgegenpeitschte. Die Hitzewelle trocknete ihm die Nasenhöhlen völlig aus. Hätte er Haare auf dem Kopf gehabt, wären sie nun wohl schwarz geworden.
Einen Moment lang wusste Ceron nicht wo er hingehen sollte, in die Eisregionen? Hmm, nein, da ist alles am schmelzen, aber die alten Minen! Genau, da wo die Kadaver der Minenarbeiter liegen, die Rhobar in die Barriere hat werfen lassen. Sicherlich ist da der eine oder andere wieder auferstanden. Ceron blickte in Richtung der Berge: „Ha, Russ wo immer man auch hinsieht, aber die Richtung müsste stimmen. Tschüss, man sieht sich Feomatar!“
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Die Nacht hatte für die Gardisten nicht die erhoffte Ruhe vor der Schlacht gebracht. Aus heiterem Nachthimmel waren die Orks aus dem Pass geströmt und hatten die Lager der Menschen angegriffen. Von den Alarmrufen der Wachen aus dem Schlaf geschreckt hatte jeder zur Waffe gegriffen und sich mehr oder weniger planlos den Orks in den Weg gestellt. Es hatte eine Weile gedauert, bis es gelungen war, Ordnung in die Reihen zu bringen. Nach einem kurzen Geplänkel aber waren die Grünfelle wieder so schnell verschwunden, wie sie gekommen waren. Trotz der Dunkelheit war festzustellen gewesen, dass die Verluste auf beiden Seiten minimal waren. Doch ein Verlust lag schwer auf dem Koalitionsheer: Der Verlust des Überraschungsmoments. Die Orks wussten nun, dass die Menschen kamen.
Medin erhob sich und zog seinen Einhänder aus dem Waldboden in seinem Zelt. Er hatte das kurze Gebet zu Innos beendet. Seine durch den am letzten Abend ausgearbeiteten Plan gewonnene Zuversicht hatte unter dem nächtlichen Angriff stark gelitten. An Entschlossenheit hatte er aber gewonnen. Jetzt gab es kein zurück mehr. Ein Rückzug würde den Orks sofort das Tor zum restlichen Khorinis aufstoßen. Nein, jetzt galt es Orks oder Menschen.
Als letztes schnallte er den Gurt der Zweihänderscheide um, bevor er aus dem Zelt trat. Jedermann im Lager hatte sich vorbereitet. Die letzten versammelten sich auf dem Platz des Lagers, während alle hochrangigen noch Befehle erteilten und dafür sorgten, dass die vereinbarte Schlachtformation auch eingehalten wurde. Ein Blick durch eine Baumlücke zum Lager der Söldner verriet ihm, dass auch sie die letzten Vorbereitungen trafen. Die Sonne begann ihre ersten Strahlen über den Horizont zu schieben.
„Wir marschieren los!“, ertönte der Ruf Medins über dem allgemeinen Gemurmel. „Ab jetzt herrscht Stille, bis der Schlachtruf ertönt!“
Es dauerte noch ein paar Augenblicke, bis sich der Tross in Bewegung setzte. Die Templer hatten in der Nacht Verstärkung bekommen und zogen nun mit den Gardisten über das Weidenplateau. Von weiter links nährte sich auch die Truppe der Söldner, welche ebenso still gen Pass marschierten. Nur noch die vereinbarte Nachhut befand sich in den Lagern.
Der Weg wurde immer enger, bis kahle Felsen ihn zu flankieren begannen. Wie das Rascheln von Laub im Herbstwind hallten aufeinander schabende Rüstteile von den Wänden wieder, die die Masse an Kriegern nur erahnen ließ, die hier entlang marschierten. Hier und da wurde geflüstert, doch erstarben diese Laute sofort unter den zornigen Blicken der immer wachsameren Vorgesetzten. Medin achtete bloß auf die Merkmale der Umgebung, wollte er die richtige Stelle doch nicht verpassen.
Eine markante Felszacke verriet ihm schließlich ihre Position und mit einem Handzeichen brachte er das kleine Heer zum stehen. Er nickte in paar Hochrangigen zu und deutete zu ein paar Wegen, nein viel mehr Pfaden, die von hier in das karstige und zerklüftete Felsmassiv führten. Sie nickten ebenfalls und kurz darauf befanden sich die Bogenschützen zu ihren Positionen. Die kleineren Nahkampfgruppen teilten sich ebenfalls auf und verschwanden in der Umgebung. Ihnen oblag die schwierige Aufgabe, sich Pfade und Möglichkeiten zu suchen, das Orklager von den Seiten zu flankieren.
Der Kommandant blickte auf den Großteil der Krieger, die nun hinter ihm standen. Es war die Hauptkampfgruppe. Taeris stand ganz in der Nähe – er führte wohl die Söldner dieses Keils, der sich zwischen die Orks schieben sollte. In den Gesichtern der Soldaten stand die eingeredete Entschlossenheit, ohne die man im Kampf verloren war. Doch ein Flackern in den Augen verriet, dass der nächtliche Angriff der Orks ihrer Moral einen derben Schlag verpasst hatte. Auch sie wussten, dass keine zweihundert Fuß entfernt eine wilde Horde Orks befand. Diese wussten, dass die Menschen kamen.
„Es geht los“, flüsterte der General, nachdem sie die vereinbarte Zeit abgewartet hatten, damit die anderen sich in Position bringen konnten. Langsam setzte sich der Trupp in Bewegung. Der Adrenalinpegel im Blut des Südländers stieg an. Immer schneller wurden die Schritte des Kommandanten, immer schneller glitt der Weg unter ihnen hinweg. Die Gruppe war nun in einen leichten Trab gewechselt. Hinter der nächsten Ecke mussten die Orks sein. Medin zog den Zweihänder aus der Rückenscheide. Seine Atmung hatte sich stark beschleunigt. Die letzte Ecke glitt an seiner Seite vorüber. Da standen sie. Orks, jede Menge Orks. Sie alle starrten die Menschen an, ihre Äxte und Schwerter gezogen.
„Zum Angriff!“ Der Ruf durchbrach die Stille, tausendfach von den Felswänden widerhallend. Die Truppe wechselte in den Sprint. Begleitet von einem vielfachen Kampfschrei und dem Surren der Bogensehen begleitet bildete sich aus dem Lauf heraus eine Frontlinie, die unausweichlich auf die erste Verteidigungslinie der Orks zuraste. Noch bevor die ersten Klingen aufeinander trafen oder der erste Feind zu Boden ging, schwang in der von Lärm verfüllten Luft die Gewissheit, dass der Pass heute von Blut getränkt werden würde.
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