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Ein leichtes Gefühl der Unbehaglichkeit breitete sich im Hohen Templer aus, als Gor Na Jan die Gruppe der Echsenmenschen auf die Templer aufmerksam gemacht hatte. Er hatte nicht die geringste Ahnung, wie diese schuppigen Wesen agierten oder gar wie stark sie waren - er hoffte, dass die Echsenmenschen etwas schwächer waren als Orcs; schon gegen die Grünhäuter hatte ein Kämpfer wie er einige Probleme gehabt und sich deshalb einen der schwächsten herausgesucht. Er atmete einmal tief durch, dann war es auch schon so weit: Gor Na Jan fing den ersten Angriff ab, kurz darauf prallten auch die restlichen Echsenmenschen gegen die Linie der Templer.
Der erste parierte Schlag gab noch nicht allzu viel Auskunft über die wahre Stärke des Widersachers, der mit dem Schwerte kämpfende Bogenschütze hoffte weiterhin, dass er mit einem Echsenmensch leichter fertig wurde als mit einem Orc. Die ersten Schläge teilte jedoch sein Kontrahent aus, der Hohe Templer übte sich im Blocken und Ausweichen von Schlägen; dann nutzte er jedoch den Moment, den sein Gegenüber zu einer wohl heftigen Attacke benötigte, und griff an. Der Echsenmensch hatte, trotz der kurzweiligen Überraschung über den plötzlichen Angriff des Menschen, keine Probleme damit, die Schläge zu blocken. Dass nun der Hohe Templer in der Offensive war, bedeutete zwar nicht, dass sich das Blatt zu seinen Gunsten gewandt hatte, aber unter Umständen landete er einen glücklichen Treffer.
Ein Schlag links, dann rechts, mal von oben, dann wieder rechts, immer weiter und weiter, der Kämpfer fing langsam an. Eine Drehung oder sonst ein Schmankerl für's Auge war momentan noch unangebracht, sowieso hatte das Erledigen des Gegners oberste Priorität. Nach einer Weile gelang es ihm sogar, seinen Gegner am Arme zu verwunden, ein kleines Erfolgserlebnis für den Nahkampfanfänger, den sonst so geübten Schützen.
Ob er gleich zwei Echsenmenschen niederstrecken konnte in diesem Kampfe? Oder blieb es wohl bei eben diesem? Einer genügte ihm eigentlich, trotzdem sollte sich dies bald ändern - schon alleine, um auch im Nahkampf mindestens mit Pherox ebenbürtig zu sein...
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Mit einem lauten Schmettern prallte ein Echsenschwert auf den zur Parade erhobenen Zweihänder Gor Na Jan's. Die Taktik den Gegner auf ihre Verteidigung preschen zu lassen hatte Früchte getragen, denn die Gruppe hatte es geschafft nach dem Blocken der ersten Welle in die Offensive zu gehen. Ähnlich wie wohl der Großteil seiner Mitstreiter hatte auch der Templerführer selbst keinen Fall in Erinnerung in welchem er es mit Echsenmenschen zu tun hatte. Die ersten Angriffe des Kampfes vollführte er somit rein um die Verteidigung seines zu testen.
Diese Biester waren zäh, keine Frage vielleicht sogar zäher als Orks. Ihre Bewegungen waren ebenso kräftig und schwungvoll doch zugleich elegant und weniger plump als die grobschlächtrigen Hiebe der Grünhäuter. Jedem Hieb mit welchem der Zweihandmeister einen Ork in der Mitte geteilt hätte, entging das Echsenwesen mit geschickten Sprüngen. Ohne diese Rüstungen wären sie vermutlich noch bedrohlichere Gegner gewesen. Zu guter letzt schienen diese Unholde den Orks auch in Sachen Intellekt überlegen.
Ein verschmitztes Lächeln durchzog das Gesicht des Templers. Es wäre doch gelacht wenn er sich von einem Reptil mit Metallpyjama das kämpfen beibringen ließe. Mit einem Satz nach hinten und senkrecht aufgestellter Klinge ließ er sich in die Deffensive drängen und erwartete seine Gelegenheit. Diese kam alsbald die Klinge des Echsenschwertes nach einem seitlichen Schwung auf das Druidenschwert des Templers traf. Mit einer geschickten Körperdrehung wandte sich Na Jan in den Schlag und entnahm ihm so den meisten Schwung. Zeitgleich stellte er sein Bein zwischen jene des Echsenmenschen und blockierte durch leichte Schrägstellung dessen Standbein. Aus seinem Schwerpunkt heraus stieß er nun mit seiner rechten Schulter von unten her gegen den Kehlkopf der Bestie sofern diese über etwas vergleichbares verfügte, was durch die Templerpanzerung noch einmal gravierenderen Schaden verursachte. Mit einem weiteren Stoß brach er den Schwerpunkt seines Gegners so das dieser mit den schuppigen Armen wirbelnd zu Boden ging. Noch im Fallen durchstieß die Klinge des Templers die Brustpanzerung und durchfuhr unter Absonderung einer Blutfontäne das Herz des poikilothermen Widersachers.
Um die Überlebenschancen seines Gegners endgültig gleich 0 zu setzen drehte er das Schwert noch einmal in der Brust herum und riß es ruckartig heraus, nur um es gleich wieder zum Block gegen eine weitere Echse zu verwenden. Der Templerführer hatte sich wieder zur Gänze in diesem Kampf entfaltet und erwartete den nächsten Gegner mit einem Freude blutrünstiger Natur.
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Wäre Pherox ihm nicht im Kampf gegen den Eliteork zu Hilfe gekommen wäre es um Farodin geschehen gewesen, doch der grobschlächtige Waffenschmied hatte schnell reagiert und war Farodin zu Hilfe geeilt. Als sie nun diesen Echsentypen gegenüberstanden offenbarte sich Farodin erstmals die Vielfalt an Monstern die Beliar ihnen entgegenwarf. Diese Viecher erwiesen sich als überaus kräftig und agil, dennoch waren sie den Templern unterlegen. Sie waren den Orks zwar technisch und körperlich überlegen, konnten sich aber nicht an der Taktik der vier Menschen messen.
Farodin kämpfte gegen verbissen gegen die Gegner. Sein Versagen an dem Eliteork musste ausgemerzt werden. Er warf sich zwei Echsenmenschen entgegen, die sonst Pherox und Nic in den Rücken gefallen wären. Ein gekrümmte Schwert fuhr auf ihn nieder, doch Farodin wich mit einer Rolle aus, und fuhr mit der Klinge an der Panzerung des anderen entlang. Dieser hatte sich zurückgeworfen um den Schlag zu entgehen, doch nun nahmen die zwei Bestien ihn in die Zange. Farodin musste widerwillen grinsen. Diese Kämpfe forderten ihm alles ab. Doch er passte sich der Geschwindigkeit und der Heftigkeit der Hiebe an und konnte so einigermaßen agieren. Plötzlich stach das eine Biest zu und das andere machte eine Schlag auf Brustebene. Farodin warf sich zurück und entging so dem Schlag. Dem Stich wich er aus indem er sich am Boden abrollte und das eine Biest mit einem Stich in den Bauch tötete. Doch es war noch nicht tot. Es streckte Farodin mit einem Fausthieb zu Boden, doch dann verendete es.
Das zweite Monster wollte auch Farodin töten und ließ seine gekrümmte Klinge auf den Einhandlehrmeister herunterfahren. Farodin konnte gerade noch die Klinge hochreißen und den Schlag blocken, sonst wäre es auch um ihn geschehen. Der Echsenmensch wurde mit einem Tritt Farodins zurückgestoßen, konnte sich aber noch fangen und schlug wie wild nach Farodins Kopf. Dieser Schlag wurde abgeblockt doch die Klinge schlitterte an Blutdürster entlang und hinterließ einen klaffenden Schnitt an Farodins Oberarm. Jetzt packte Farodin die Wut und wie ein Berserker warf er sich dem Tier entgegen. Schlag auf Schlag hagelte jetzt auf die kümmerhafte Abwehr des Monsters, so lange bis es tödlich getroffen zu Boden sank.
Farodin besah sich seinen Oberarm. Hoffentlich würde sich die Wunde nicht entzünden und den Arm ertauben lassen. Das könnte er bei seinem Schwertarm nicht gebrauchen. Dann sah er seine Gefährten deren Gegner auch langsam das Leben verließ. Gor Na Jan hatte auch zwei Viecher getötet, war allerdings nicht verwundet worden. Pherox hatte zusammen mit Nic drei getötet. Wieder mal war Farodin der einzige der verletzt oder sonst war. Vielleicht war er wirklich das Schwache Glied dieser Gruppe. Das musste er ändern.....
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Pherox war von diesen Wesen geschockt und fasziniert zugleich. Er hatte von den sogenannten Echsenmenschen gehört, doch hätte er nie gedacht, dass man den Namen so wörtlich nehmen könnte. Diese Viecher waren wirklich die perfekte Keruzung aus Mensch und Echse, vom äußeren Körperbau her glichen sie einem Menschen, nur dass sie eben wie Echsen aussahen. Faszinierend, dass die Dämonenwelt solche Wesen hervorbringen konnte...
Nichts desto trotz waren sie keine leichten Gegner, wie Pherox schnell festgestellt hatte. Sie glichen den Orks, jedoch waren sie nicht so grobschlächtig veranlagt, sie besaßen eine wesentlich höhere Agilität, was den Kampf mit ihnen auch schwieriger machte, gerade dann wenn man erst einen harten Kampf hinter sich hatte und dazu immer noch die Gewichte von Na Jan trug. Mitlerweile hatte sich der Schmied daran gewöhnt, doch beim Kämpfen bereiteten sie ihm immer noch Probleme. Aber er würde sie meistern, auch wenn die Muskeln brannten und die Arme schwer waren.
Aber sie hatten es so gut wie geschafft, der kleine Trupp war beinahe besiegt. Der Waffenschmied hatte sich mit Nic zusammen getan und dem ein wenig unter die Arme geholfen. Sie hatten ein gutes Team abgegeben und sich gut ergänzt. Jetzt waren nur noch zwei von ihnen übrig, die die vier Kämpfer recht schnell bezwungen haben würden. Dem ersten widmeten sich diesmal Pherox und Na Jan. Der Templer war begeistert von der Zweihandtechnik des Templerführers und fühlte sich wiedermal in der Entscheidung bestätigt, die schwere Ausbildung bei ihm zu absolvieren.
Pherox lengte den Gegner ab, in dem er ihn mit schnelle kurzen Attacken in eine Richtung trieb, wo Na Jan dann blitzschnell zuschlagen konnte und dem Viech den Gar aus machte, ohne das dieses überhaupt merkte was geschah. Auch Nic und Farodin hatten ihren Gegner bewzungen, gerade rammte Nic sein Schwert in die Magengrube des Reptils, bevor Farodin den Schlussstrich mit einem Stich in den Rücken setzte.
Nachdem sie sich zusammengefunden hatten, den Kampf rekapituliert hatten und sich ein paar Minuten ausgeruht hatten, gingen sie weiter. Sie kamen in die Eisregion des Minentals. Mit einem Mal wurde es bitter kalt und wohl keiner von ihnen hatte vor, sich hier lange aufzuhalten, doch laut Na Jan war dies der einzige Weg. Er führte die Gruppe durch die Bäume hindurch, möglichst weit weg von der kleinen Unterführung, die damals den Eingang zum Neuen Lager gebildet haben musste, nun jedoch in der Hand eines Drachen war. Nach einigen Metern kamen sie zu einem kleinen See, der zugefroren war. Ein gutes Stück rechts von ihnen waren wieder irgendwelche Kreaturen zu erkennen, darunter weitere Echsenmenschen, doch hatten sie die Sumpfler noch nciht entdeckt und das war auch gut so, denn keiner von ihnen verspürte große Lust auf einen neuen Kampf.
Na Jan befahl nun das, was der Templer befürchtet hatte, sie sollten über den See laufen. Keine besonders berauschende Idee, aber was sollten sie anderes tun?
"Geht langsam und vorsichtig!"
befahl der Templerführer, bevor sich die Gruppe auf den rutschigen Weg machte...
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Leicht knarzend gab die Eisdecke ein Stück nach als der Hohe Templer mit seinem Stiefel die Sicherheit überprüfte. Ihm war dieses Unterfangen wahrscheinlich genau so wenig geheuer wie seinen Mitstreitern doch Alternativen hatten sie nicht. Also fasste Na Jan den Mut einen ersten Schritt auf die glänzende Fläche zu setzen die als sei sie mit winzigen Diamantsplittern besetzt im Licht der Morgensonne funkelte. Mit großen und vorsichtigen Schritten aber einer gewissen Zügigkeit ging der Templerführer voran, dies zumindest war er seiner Gruppe schuldig denn wenn jemand einbrach so war er es zuerst. Alle Zweifel über die Festigkeit der Eisdecke waren jedoch verflogen als sie fast das andere Ufer erreicht hatten. Kein Wunder bei der eisigen Kälte. Es kam ihnen vor als wäre nicht nur die obere Schicht sondern der gesamte See zu Eis erstart so tief steckte ihnen der Frost in den Knochen.
Mit einem aufatmen der Erleichterung das er so unmerklich ausstieß das seine Gefährten es nicht bemerkten setzte Na Jan wieder den Fuß auf sicheres Land. Das Wort sicher war dabei natürlich relativ zu sehen denn dieser Teil gehörte zum ehemaligen Orkgebiet des Minentals. Inzwischen war ja das ganze verfluchte Tal Orkgebiet. Der Templerführer vollführte einen obligatorischen Griff zu seinem Zweihänder nur um sicher zu gehen das er noch da war und führte dann die Gruppe tiefer in die finsteren Winkel seiner alten Heimat. Zu ihrem Glück schienen die Orks gerade aktiv mit belagern beschäftigt zu sein, so dass ihr Weg nur von einigen Wölfen, Waranen, Blutfliegen und anderem Viechzeug geziert wurde, welchem sie einfach aus dem Weg gingen.
Vorbei an Xardas' altem Turm der sich in der Ferne erhob und von welchem Na Jan selbst zur Zeit der Barriere niemals erfuhr welchen Nutzen dieser wohl hatte erklommen sie den Hang zum Kastellberg hinauf. Noch ehe sie den Gipfel erreichten verließen sie den Pfad und überquerten eine alte Hängebrücke. Wieder machte sich ein unwohles Gefühl in der Magengegend des Zweihandmeisters breit als er die starke Strömung unter seinen Füßen betrachtete. Doch weit waren sie von ihrem Ziel nicht mehr entfernt denn in der Ferne erhob sich schon das Gemäuer welches wie ein alter Mann an den Berg hinter sich gelehnt war.
Dicht an der Gebirgswand vorbei und durch das Geäst vereinzelter Büsche kriechend umgingen sie eine weitere Gruppe Echsenmenschen die den Zugang zum Kloster bewachen sollten und schlußendlich standen sie vor der mächtigen Brücke die zum haprienversuchten Kloster führte. Na Jans Blick wurde steinern als er den Wächter erblickte. Zwar hatte er gehofft jemand hätte ihn beseitigt doch schien dieses Wesen immer wieder aufs neue aus dem Boden zu wachsen. Mit Schritten das die Erde bebte marschierte der mächtige Steingolem der sie inzwischen bemerkt hatte auf der vier zu und brüllte dabei das es bis ins Mark ging.
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Diese Gegend war sonderbar, irgendwie Furcht einflößend, aber auch faszinierend zugleich. Der Schmied hatte bisher nur Geschichten über diese verlassene Gegend des Tals gehört, wo die Ruine eines alten Kastells stand und wo sich für gewöhnlich jede Menge Harpyen tummelten... Tod und Böses lagen förmlich in der Luft, gepaart mit dem Geruch der Unwillkommenheit. Und doch hatte das tiefe Minental einen gewissen Reiz, den Reiz der Gefahr und Abenteuer. Gefahr, ja, das war auch das, was sich Pherox dachte, als der große, böse und starke Steingolem auf sie zukam...
Ein solches Wesen hatte der Templer noch nie gesehen, auch hiervon hatte er nur in alten Geschichten gehört. Ein mächtiges, magisches Wesen, dessen Schlag mit der steinernen Faust einen Menschen meterweit durch die Luft schleuderte und auch schonmal den gesamten Brustkorb zertrümmern konnte. Aber das war nicht das schlimmste. Das schlimmste war, dass man diese Wesen nur mit einem Hammer zerstören konnte, alle anderen Waffen wie Schwerter, Äxte, aber auch Pfeile und Bolzen waren wirkungslos, zumindest hatte er das so gelesen und er glaubte seiner Quelle auch. Und nunja, zufällig hatte gerade keiner der vier einen Hammer bei sich. Es sah also schlecht aus.
"Ok, es hat niemand einen Hammer dabei, oder? Für die, die es nicht wissen, ein solches Wesen kann man nur damit vernichten!"
Erklärte Pherox, weil er sicher war, dass das nicht alle wussten.
"Egal, bis uns nichts besseres einfällt, kämpft!"
Befahl Na Jan indess. SIe zogen also ihre Waffen und droschen auf das Ungetüm ein, das dem Schläfer sei Dank sehr langsam war. Jedoch machten ihm die Schläge und Stiche tatsächlich nichts aus, seine "Haut" war wortwörtlich hart wie Stein. Da kam dem Waffenschmied eine Idee.
"Männer, der Fluss! Treiben wir ihn an den Rand und schmeißen ihn in die Fluten, das dürfte fürs Erste reichen!"
Die anderen drei Kämpfer waren wohl einverstanden, eine andere Wahl hatten sie im moment auch nicht. Mit Tritten und Schlägen versuchten sie das Wesen in die Richtung zu drängen, doch es half nichts, es stand felsenfest. Dann plötzlich rantte Farodin zum Rand des Abgrunds.
"Verschwindet, ich locke ihn hier her!"
Das war ein gefährliches Unerfangen, was der Templer dort vor hatte, doch besser als nichts. Die übrigen drei liefen schnell weg, der Golem blieb verwirrt zurück, bis Farodin wie wild anfing zu rufen und mit den Armen zu wedeln. Ihr Gegner drehte sich um und rannte auf den Sumpfler los. Es funktionierte, jetzt musste Farodin nur noch schnell genug weg. Der Golem kam immer näher, doch im letzten Moment sprang der Templer zur Seite, der Golem schoss an ihm vorbei, konnte nicht mehr bremsen und flog tatsächlich die Klippe hinunter, bevor er mit einem lauten Knall im Wasser verschwand...
Geändert von Pherox (29.06.2006 um 16:15 Uhr)
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Der Templerführer stand an der Klippe und blickte hinab in die tosenden Fluten die den Geröllhaufen mit sich rissen. Vermutlich waren die Wassermassen nicht im stande das magische Wesen zu zerstören aber fortan sollte er nicht mehr ihr Problem sein. Der Weg der vier Templer führte sie nun die steilen Hänge hinauf zur alten Klosterruine. In Gedanken versunken blickte Na Jan immer wieder in die Ferne und versuchte einen Blick auf das Gebiet hinter der Orkpalisade zu erhaschen doch dies blieb ihm verwehrt. Auf dem Vorplatz der Klosterruine war es ruhig, zu ruhig. Doch folgte nach einem alten Sprichwort auf die Ruhe stets der Sturm und so sollte es auch in ihrem Fall sein. Mit lautem krächzen und gehässigem Gackern kamen aus jeder erdenklichen Ecke des alten Gemäuers die Schwärme der Harpien und brachen wie ein Tsunami auf die Gruppe herein. Der Zweihandmeister grinste flüchtig und wuchtete Druidenklinge von seinem Rücken.
Es sind zu viele, die Taktik gegen die Echsenmenschen wird bei diesen Bestien nicht viel Erfolg haben. Schwärmt aus und bleibt in Bewegung. Lasst euch unter keinen Umständen umzingeln.
Gab der Templerführer seinen Mitstreitern eine kurze Kampfanweisung und stürzte dann mitten in den Schwarm. Ein weiter Schwung folgte auf den nächsten und mit kreisenden Bewegungen und Angriffen in jede Richtung hielt er sich die flatternden Kreischhälse vom Leib. Obgleich sie nicht an ihn heran kamen fiel keine einzige von ihnen denn sie waren einfach zu wendig für den Zweihänder des Templers. Nun galt es andere Seiten aufzuziehen.
Aus einer schneller Drehung heraus stach er den Zweihänder in eine Spalte im Fels am Boden und machte einen Satz auf eine der Harpien zu. Mit seiner gepanzerten Armschiene wehrte Na Jan die scharfen Krallen des geflügelten Dämonen ab und packte diese am Fuß. Mit aller Kraft schleuderte er das BIest über den Kopf hinweg und riß es zu Boden. Ehe sich das Biest wieder erholte klemmte Na Jan ihren Kopf zwischen die Beine und griff unter den knochigen Armen hindurch um sie auf ihrem Rücken zu verschränken. Mit einem kleinen Satz sprang er nach oben und ließ sich auf die Knie fallen so das der Schädel der Harpyie auf dem felsigen Untergrund zerschmetterte.
Hastig erhob sich der Templer und griff aus der Drehung seinen Zweihänder auf um damit einer unachtsamen Harpyie einen Schnitt über den Brustkorb zu verpassen. Während diese in der Luft torkelte machte Na Jan eine weitere Drehung, stampfte mit dem rechten Fuß auf um die Wucht zu verstärken und trat ihr damit unter das Kinn wobei das brechen ihres Kiefers schon fast einen Hauch von Musik erzeugte ehe sie röchelnd zu Boden ging.
Die Harpyen begannen nun gebührenden Abstand um den Templer zu nehmen nachdem sie gesehen hatten was mit ihren Artgenossen geschehen war. Während er jedoch einen langen schwungvollen Hieb vollführte, stürzte sich eines der Dinger von der Seite auf ihn und erwischte mit ihren Krallen den ungeschützten Teil seines Armes zwischen Oberarmpanzerung und Armschiene. Weiter auf die Wunde einhackend drengte das Biest ihn zurück bis es ihm gelang den Zweihänder zwischen sich und das Biest zu bringen so das die Harpyie ihre Krallen in die Klinge grub. Sie umklammerte fest die Schneide des Schwertes und begann daran zu zerren. Dies war seine Chance: Na Jan riß das Schwert mit wucht herunter und die Harpyie somit ebenfalls. Nun drehte er sich mit dem Rücken zu seinem Gegner, sprang nach oben und umklammerte ihren Kopf mit dem rechten Arm. Die Beine nach vorne schwingend ließ er sich mit der Bestie nach unten fallen und brach ihr beim auftreffen auf den Untergrund das Genick.
Noch im Liegen befreite der Zweihandmeister Druidenklinge aus den Klauen der Leiche und widmete sich der Gegnermasse. Sein Blick schwiff durch die Reihen seiner Gefährten die ebenfalls mit einem ganzen Schwarm dieser Wesen zu tun hatten. Eine letzte Harpyie befand sich nioch unmittelbar in seiner Nähe. Kräftig den Griff umklammernd und mit einem lauten Kampfschrei begann er das Wesen mit unbändiger Aggression zurückzutreiben. Der unterlegene Gegner war ganz alleine dem Templer hoffnungslos unterlegen und prallte beim zurückweichen gegen die Felswand. Im selben Augenblick zerfetzte Na Jan ihr mit der blitzenden Klinge beide Flügel.
Nur noch auf ihre verkümmerten Füße angewiesen versuchte das Biest doch tatsächlich zu fliehen. Na Jan schulterte die Waffe und rannte hinterher. Nicht lange dauerte es bis er das biest eingeholt hatte. Noch im laufen bückte er sich und packte die Harpyie an den Armen und riß diese nach hinten während er sich mit dem rechten Knie in ihren Rücken fallen ließ. Bei der Wucht des Anlaufes brach dieser sofort und das geflügelte bzw nun nicht mehr geflügelte Wesen hauchte ihr Leben aus. Der Templerführer erhob sich und wandte sich seinen Mitstreitern zu.
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Das Tal überraschte ihn immer mehr. Zuerst die Orks, dann die Echsenmenschen und jetzt die Harpien. Es schien als wäre diese Aufgabe in Schwierigkeitsgraden unterteilt, die sich immer mehr steigerten. Sie hatten sich aufgeteilt um sich nicht zu behindern, und sich in ein Knäuel Feinde geworfen.
Farodin schlug einfach nur um sich. Diese Viecher kamen von allen Seiten. Hier und da traf Farodin etwas, doch er hatte bis jetzt keine der Harpien zu Fall gebracht. Da beschloss er die Sachen etwas taktischer anzugehen. Statt einfach nur nach den Harpien zu schlagen, stieß er immer öfter zu und verletzte so die Flügel der Bestien. Bald stürtzte die erste zu Boden, welcher Farodin einfach ohne Eile das Genick brach. Dann schlug er nach der nächsten, die er mit einer guten Portion Glück einfach enthauptete. Doch schon kamen drei wieder aus dem Himmel gestürtzt und warfen sich gegen ihn. Da zückte Farodin einen seiner Dolche und warf ihn. Der Dolch riss eine der Harpien zurück. Farodin machte einen Satz auf sie zu, und stieß Blutdürster in ihre Eingeweide. Doch die Harpien ließen ihnen keine Ruhe. Sie stießen immer wieder auf ihn herab und klammerten sich an seiner Rüstung fest und versuchten ihn den Abgrund hinabzudrängen. Doch Farodin beschränkte sich darauf den Harpien schnelle Schläge zu verpassen und sie so zurückzudrängen, wo er sie dann mit blitzschnellen Stichen tötete. So gelang es ihm in kürzester Zeit drei Harpien zu töten, so dass nur noch eine übrig war. Der stutzte er die Flügelspitzen, so dass sie aus der Luft fiel. Sie versuchte wieder aufzusteigen, war aber nicht schnell genug und und krümmte sich schließlich als die makellose Klinge sie durchbohrte. Dann sah er sich um und rannte auf seine Gefährten zu um ihnen zur Hand zu gehen.....
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Die Harpyen waren keine zu unterschätzenden Gegner. Auch gegen diese Wesen kämpfte der Templer zum ersten Mal, doch darüber machte er sich im Moment keine Gedanken, denn zunächst musste er diesen Biestern zeigen, wer hier der Herr im Haus war!
Die Schreie und Laute, die die geflügelten Wesen ausstießen, gingen dem Schmied durch Mark und Gebein, was zur Folge hatte, dass er richtig sauer wurde und diese Wut sich mit jedem Schrei steigerte. Irgendwann befand er sich wieder in einer Art Blutrausch, den es zu besänftigen galt.
Seine Axt Schläferzorn wirbelte nur so durch die Gegend, aber nicht etwa ziel- oder systemlos, nein, Pherox nutzte Drehungen und Wendungen um eine ständige, flüssige Bewegung zu vollführe, denn damit hatten die wendigen Harpyen am meisten Probleme. Schaute man ihm zu, so sah das ganze wie ein tödlicher Wirbeltanz aus, der jedoch auch Kraft kostete, noch dazu mit den zusätzlichen Gewichten an Armen und Beinen.
Nach einer Weile und einige tote Harpyen später hielt der Templer an und orientierte sich. Seine Mitstreiter schlugen sich auch wacker, jeder auf eine andere Weise. Da kam schon das nächste Vieh. Mit den Krallen voran flog es im Sturzflug auf Pherox nieder. Der hielt die Axt quer in die Luft um den Angriff abzuwehren. Doch er wusste genau, was passieren würde, wenn das Biest auf die Axt traf. Es würde die Krallen drumschlingen und kräftig daran ziehen, was dem Sumpfler absolut nicht gefallen würde. Und würde er einfach abwarten und dann nach dem gegner hauen, würde der sich vorher zurückziehen. Also verharrte er mit zur Abwehr erhobener Axt und erst kurz bevor die Harpye ihn erreicht, ließ er die Waffe mit der linken Hand los, holte in einer Kreisbewegung aus und rammte das Blatt der Axt in die Seite des geflügelten Wesens, das so schnell nicht reagieren konnte. Kein schlechter Trick, dachte er als er seine Waffe aus dem toten Körper zog, bevor auch schon die nächste Harpye nach ihrem Tod verlangte...
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Die Echsenmenschen hatten, wie auch die Orcs zuvor, dem Hohen Templer gezeigt, dass seine Künste in Sachen Schwertkampf deutlich verbesserungswürdig waren und er sie deshalb besser früher als später verbesserte. Die Information, dass man den Steingolem, der ihnen unten am Berge begegnete, nur mit einem Hammer besiegen konnte, half im Endeffekt nicht wirklich weiter, wie sich herausstellte - nur die Strömung des Flusses vermochte das magische Wesen außer Gefecht zu setzen, nachdem Farodins Plan, den Golem über die Klippe laufen zu lassen, von Erfolg gekrönt war.
Die Harpyien waren die nächste Hürde, besonders für den im Vergleich zu den anderen eher ungeübten Schwertkämpfer. Gor Na Jan hatte indessen, wie sollte es denn auch anders sein, keine nennenswerten Probleme, auch Farodin schlug sich tapfer, Pherox ebenfalls und Nic, tja, der gab halt sein Bestes. Mit der Zeit, in der der Kampf andauerte, gelang es ihm sogar immer besser, die Attacken der geflügelten Gegner abzuwehren und auch den ein oder anderen Treffer konnte er landen, bis er sogar eine Harpyie niedergestreckt hatte. Ein kurzweiliger Erfolg, wenn man praktisch auf mehrere Gegner gleichzeitig achten musste, um nicht völlig zu unterliegen.
Wenigstens dieses Mal würde er zwei Gegner erledigen - nur als persönlichen Beweis, wie stark man doch war und wie gut man doch kämpfen konnte.
Sein Plan, ruhmreich alle Feinde im Alleingang zu bezwingen, wurde jedoch jäh zunichte gemacht, als Gor Na Jan keinen Gegner mehr hatte, gegen den er hätte antreten können: Der Hohe Templer wandte sich also seinen Mitstreitern zu und griff ihnen unter die Arme. - So verblieb das Ziel, wenigstens und mindestens zwei Harpyien zu töten, ehe der Kampf zuende war.
Die Reihen der Gegner lichteten sich weiter, er hatte aber immer noch an der zweiten Harpyie zu kämpfen. Absicht? Verschwörung? Die haarstreubendsten Gedanken flogen durch seinen Schädel. Just in diesem Moment wehrte er fast schon zufällig den Stoß der Krallen des Monsters ab, das seine kurze geistige Abwesenheit ausgenutzt hatte. Der anschließende Konter wurde jedoch mit einem Gegenkonter geblockt - so langsam sollte er die geflügelte Bestie besiegen, wenn er seinen Plan in die Tat umsetzen wollte. Seine Chance kam schließlich, nachdem er einen weiteren Stoß geblockt hatte, zudem war's etwas für das Auge. Er täuschte den Schlag links an, schlug dann aber rechts zu und dann noch einmal andersrum - ein genialer Einfall, wie sich später herausstellte, als seine zweite getötete Harpyie mit einem letzten Schrei zu Boden ging. Glück? Nie und nimmer. So etwas konnte kein Glück sein, das war reines Können. Doch es blieb leider keine Zeit, sich weiter selbst zu beweihräuchern, denn da kam schon die nächste Harpyie...
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Mit einem Ruck riß der Templer ein letztes mal die Klinge aus einer gefallenen Harpye. Auch die anderen hatten ihren Gegnern den Rest gegeben und von dem gewaltigen Schwarm geflügelter Teufel war kein einziger mehr übrig. Na Jan öffnete seinen Beutel und rupfte den Harpien grob ein paar Federn aus. Diese würden zwar keinen Schönheitspreis gewinnen oder für Pfeile von nutzen sein aber die Substanz war erhalten und das war es was sie brauchten. Als der Beutel so gut es ging gefüllt war, schnürte er ihn fest zu und wollte gerade den Abmarsch bekannt geben als er inne hielt und seine Augen sich seltsam verdrehten.
Der Templerführer verfiel in eine Art Trance und vor seinem inneren Auge begannen Bilder vorbeizuziehen bis sich aus der grünlich schimmernden Wolke die Maske manifestierte, die er so oft in seinen Visionen gesehen hatte. Der Schläfer selbst sprach in einer beruhigenden und väterlichen Art und Weise zu ihm.
Gor Na Jan mein Sohn ! Klatsche Nic eine tote Harpyie um die Ohren !
Nachdem der Befehl ausgesprochen war verschwand die Maske im Dickicht des grünen Nebels und die Vision endete. Der Templerführer hatte ein manisches Grinsen auf dem Gesicht und blickte rasch abwechselnd auf Nic der mit dem Rücken zu ihm stand und eine der toten Harpyien. Dann ergriff er das erschlagene Vieh bei den Beinen und klatschte es in einer riesen Sauerei gegen den Hinterkopf seines Mitstreiters.
Als wäre nichts geschehen sank der Harpyienleichnam zu Boden und der Zweihandmeister wandte sich ab. Wieder in ruhiger und besonenner Weise wie man es von ihm gewohnt war sprach er:
Lasst uns den Rückweg antreten. Die Reise wird uns mindestens einen Tag kosten also sollten wir sofort aufbrechen.
Jegliche Erinnerung an alles was während seiner Trance geschah, war aus dem Gedächtnis des Templers verschwunden und so schenkte er dem Blut triefendem Nick auch keine weitere Beachtung als die Gruppe aufbrach. Die vier traten nun die Heimreise an und zogen dabei den gleichen Weg vor auf welchem sie hierher gekommen waren zumal dieser von Feinden größtmöglich befreit sein sollte. Den Hang der Klosterruine hinab führte ihr Pfad nun über die große Brücke die sie vom Brückengolem befreit hatten an den Echsenmenschen vorbei hin zum alten Kastell. Das Orkgebiet ließen sie ohne Komplikationen hinter sich und überquerten den zugefrorenen See. Dabei erwiesen sich die Fußspuren, welche sie auf dem hinweg hinterlassen hatten als überaus praktisch um einen möglichst sicheren Weg zu finden.
Die ganze Reise lang herrschte eine Rege Unterhaltung zwischen den Gruppenmitgliedern aus welcher sich der Templerführer erneut dezent zurückhielt. Er fasste dagegen ihr heiligen Ziel in die Augen, Wenegath das Handwerk zu legen. Noch in Gedanken versunken passierten er und seine Mitstreiter die alte Mine und richteten ihre Schritte in Richtung Wald. Hier stolperten sei auch über die Orkleichen die sie vor einigen Tagen zur Strecke gebracht hatten. Der Pass war nun nicht mehr fern und somit das sichere Khorinis zum greifen nahe.
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Na das konnte ja was werden. Alina hatte in der letzten Zeit so oft versucht mit dem Schwert ihres Bruders zu üben wie es ihr nur möglich gewesen war. IhrArm schmerzte nun, als wäre ein Troll darauf herumgesprungen. Ein Glück, das sie die Arme nicht dafür brauchte um Alistera die Kunst des Schleichens beizubringen. Um die Muskeln zu entlasten hielt sie die Arme vor der Brust verschränkt als sie ihrer Schülerin die Grundlagen erklärte.
,,Also wenn du auf festem Untergrund wie hier auf den Steinplatten schleichst. Dann musst du vorsichtig die Hache aufsetzen und über den gesammten Fuß abrollen. Also die Zehen möglicht weit in die höhe strecken, damit deine Füße schön rund sind und keinen Lärm machen wenn du dann versuchst abzurollen. Wenn es dir gelingen sollte, dürftest du auch keinen Lärm machen wenn du dich fortbewegst. Achte immer darauf, wohin du trittst und vorallem. Achte darauf über nichts zu stolpern oder mit dem Fuß gegen irgendetwas zu stoßen. Es ist gemein für dich selbst, wenn du dir den Fuß stößt und dadurch dann auffällst, das du dir das Fluchen nicht verkneifen konntest. Und glaub mir, ich spreche aus Erfahrung, glaub mir." Alina konnte sich bei diesem Kommentar ein Grinsen nicht verkneifen.
Nachdem die Novizin so viel gesprochen hatte, wollte sie auch endlich zeigen, wie man das Erzählte dann auch tat und schlich sich zu Cain, welcher in einem bequem aussehenden Lehnsessel eingeschlafen war und legte ihm das Buch, welches bis vor ein paar Sekunden noch auf einem kleinen, verschnörkelten Beistelltischchen gelegen hatte, auf die Knie. Dann verschwand sie wieder und schlich sich zurück zu Alistera.
,,So Ich habe dir gezeigt, das es nicht schwer ist zu ihm zu schleichen. Nun liegt es an dir das Buch wieder an den alten Platz zu legen. Mein Bruder hat mir erzählt, das du schnell lernst und ich denke auch, das du es schaffen könntest ohne, das er wach wird...mit ein wenig Glück..." Sie musste ein wenig grinsen und überlies alles weitere Alistera.
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Sommer, Winter, Tag, Nacht.
Zeit wurde mehr und mehr zu einem nebensächlichen Gebilde. Und auch wenn seit ihrem Sinneswandel bestimmt weder Sommer noch Winter vorbeigezogen waren, so waren es der Tage doch eine Menge gewesen. Corinna fühlte sich in der Tat immer weniger als Mensch, eigentlich sogar auch immer weniger als einzelnes Individuum. Seit dem Moment, da sie ihre 'Brüder und Schwestern' hatte hören, spüren und fühlen können, hatte sich ihre Bindung noch viel mehr gefestigt, dass sie sich selbst als ein Teil der Welt und des Waldes fühlte, mit menschlichen Worten kaum zu umschreiben. Tag, Nacht, das verlor seine Bedeutung, sah man die Welt doch aus einem anderen Blickwinkel, in dem Zeit keine Rolle mehr spielte. Die Bäume lebten seit hunderten von jahren und würden das auch noch weiter tun, von den der Öffentlichkeit als 'Lebewesen' tätulierten Entitäten kaum beachtet. Die Lebewesen, die Menschen im Besonderen, sahen sich zu gerne als Krone der Schöpfung, nur dass die Pflanzen und Bäume eigentlich die Vorherrschaft auf der Welt hatten, bemerkte kaum jemand von ihnen. Und Corinna war nun eine von diesen wenigen Wissenden...
Die Flut an Eindrücken und Gefühlen, die über die Frau, die sich garnicht mehr als solche fühlte, hereinbrachen, ließen Tränen aus ihren Augen hervorquellen. Das Gefühl, vom Wind umspielt zu werden, seinem Gesang zu lauchen, all das war um ein vielfaches schöner, als alles weltlichen Schönheiten, die sie in ihrem früheren Leben begegnet war. Allein der Gedanke, all das früher oder später wieder aufgeben zu müssen, schmerzte in ihrer Brust, doch bis es soweit war, gab es noch etwas zu tun...
"Der Zeitpunkt ist nun gekommen, meine Schwester." ertönte die jetzt noch viel vertrauter wirkende Stimme des Druiden, der wieder an sie heran getreten war.
"Ich weiss, ich habe es bereits gespürt." entgegnete sie mit leicht betrübter Stimme und gesenktem Haupt.
"Ich weiss genau, welchen Weg das Schicksal für mich bereitet hat und ich werde diesen beschreiten, zusammen an deiner Seite."
"Klammere dich nicht zu sehr an Begriffe wie Schicksal oder Vorsehung. Ob Mensch, ob Tier, oder Pflanze, jedes Leben hat seinen eigenen Willen, sein Schicksal zu schmieden. Ob Gut, oder Böse, ob Gleichgültig oder Aufopfernd, du musst selbst entscheiden, was du mit der Zeit anfangen willst, die dir gegeben ist."
"Und entschieden habe ich mich..." sprach Corinna zu dem Namenlosen, worauf in dessen Augen ein kleiner Funken Hoffnung aufkeimte.
Der schützende Wall aus Blättern und Zweigen öffnete sich, um ihren beiden Geschwistern der Weg zu ebnen, als diese den Hain, die letzte Zufluchtsstätte in diesen verderbten Landen, verließen, um sich dem Dunkel entgegen zu stellen, welches die letzten mit Leben erfüllten Wälder des Minentals heimgesucht hatte. Was dort in der Finsternis auf sie warten würde, war noch ungewiss, doch mussten sie ihm nicht alleine gegenüber treten. Jeder Baum, jeder Strauch und Busch, alles was sich verzweifelt an den letztem Atemzug klammerte, war an ihrer Seite, die Verderbtheit auf ewig zu vertreiben...
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Es war Zeit zum Aufbruch gewesen. Wieder einmal hatte die Magierin die Reiselust gepackt und diesmal zog es sie in eine gänzlich andere Richtung. Statt nach Khorinis zurückzukehren, wollte Ed jetzt weiter in den Süden. Die Bibliothek des Burgtempels hatte nicht viel darüber hergegeben, was sich dort befand und was Ed noch nicht wusste. Gegen Nachmittag brach sie deshalb auf, um sich selbst ein Bild davon zu machen, was sie erwarten würde. Eines war aber bereits jetzt schon sicher. Abenteuer gäbe es dort zu bestehen, und davon bestimmt nicht zu wenige. Eingedeckt mit einigen Vorräten, gerade so viele, dass sie der Magierin nicht zu sehr zur Last fielen, und dann verließ sie geschwinden Ganges die Burg. Einige der Soldaten sahen von den Zinnen her argwöhnisch den Schritten der Erwählten nach, aber diese bahnte sich unbeirrbar den Weg durch die Blockade der Orks. Ganz unbemerkt blieb sie jedoch nicht. Es dauerte in der Tat nicht lange und Ed hatte auch erst die Hälft von der Burgmauer aus zurückgelegt, als nicht nur ein Warnruf von den Zinnen ertönte, sondern auch eine massige Gestalt schnell von der Seite näher kam.
Wie nicht anders zu erwarten war, handelte es sich dabei um einen schwer gerüsteten Krieger der Belagerungstruppen, der mit großen Sätzen auf Ed zuwetzte. Diese wirbelte herum, reckte ihren Arm in die Luft und streckte Mittelfinger und Zeigefinger in die Höhe. Noch im selben Augenblick sprang ein kleines Flämmchen aus den Fingerkuppen hervor und tänzelte auf und ab. Mit einer ruckartigen Bewegung ihres Handgelenks entfloh dieses Feuergeistchen ihrer Hand und zischte dem Ork entgegen. Dieser jedoch stürzte unaufhaltsam weiter auf Ed zu und erst, als das Feuer seine Haut versengte murrte er leicht auf, verlangsamte seine Hast und tastete über den Brandfleck auf seiner Rüstung. Nicht viel Kraft hatte Ed in diesen Zauber gelegt, aber dennoch hoffte sie, dass dieser Riese sich dadurch eines besseren belehren ließ. Offenbar war dem aber nicht so, denn es dauerte nicht lange und schon hatte der Krieger wieder Fahrt aufgenommen. Die Lippen der Magierin kräuselten sich. Verletzen wollte sie ihn eigentlich nicht. Aber das tat nun nichts zur Sache. Sie war schließlich eine Magierin und dieser Kerl müsste sich ihr fügen. Und falls er das nicht tat hätte er die Konsequenzen für sein Handeln zu tragen, auch wenn es ihm durch seine Kriegsherren aufgezwungen war.
Zu nahe war der Ork aber inzwischen gekommen, um ihm einen weiteren Feuerzauber entgegenzuschicken. Aber etwas Subtileres würde ebenso Wirkung zeigen. Einfachheit siegte oftmals und jetzt würde es nicht anders sein. So gut es ging baute sich Ed vor dem Krieger auf, der wohl nur noch ein paar Sätze zu ihr herüber bräuchte, und hielt mit ausgestrecktem Arm ihren Stab fest, während ein Windzug ihren Umhang flattern ließ. Ein gleißend heller Lichtblitz strahlte um die Magierin auf und mit gebieterischer Stimme rief sie dem Ork entgegen. » HALTE EIN UND LASS MICH ZIEHEN! « Starr vor Schreck blieb der Krieger stehen und rührte sich nicht mehr vom Fleck. Flink huschte Ed vorbei und rannte über die Ebene. Viel Zeit bleibt mir nicht, schoss ihr durch den Kopf und als wären die Worte zu dem kleinen Beutel unter ihrem Brustpanzer durchgedrungen, verschwamm ihre Sicht für einen winzigen Augenblick. Glücklicherweise war das alles, was passierte. Ein Schulterblick, aber der Ork war noch immer wie angewurzelt. Und da war der rettende Abhang. Kurz über die Kante gerutscht und schon war Ed außer Sichtweite. Ein gelungener Zug, hoffentlich hatte es bloß niemand sonst mitbekommen.
Das kleine Tal, in dem die Magierin noch vor einigen Wochen zusammen mit Tinquilius und Saturas befunden hatte, war nun wie ausgestorben. Weder Menschen, noch Orks, noch sonst irgendein Lebewesen war dort. Aber dafür war nun keine Zeit. Wieder verschwamm ihre Sicht. Ich muss mir dringend abgewöhnen laut zu denken, scherzte Ed, als sie durch einige Farne lief. Von Verfolgern gab es keine Anzeichen, dennoch wollte sie keinesfalls das Risiko eingehen, huschte weiter und ließ dabei die alte Hütte rechts am Weg liegen. Hier war Ed bisher noch nicht entlang gekommen, aber alles deute darauf hin, dass es ziemlich bald in die Eisregion gehen würde. Und das war ganz sicher nicht die Richtung in die Ed wollte. Ein kurzer Blick nach links und rechts, und dann weiter. Der Pfad zu ihrer Linken führte direkt nach Süden und an einer flachen Stelle schwang sich die Magierin den Hügel hinauf. Nach einer Weile tat sich rechts die Sicht auf die verschneiten Berge auf. Es sah wirklich erhaben aus, allerdings schweiften Eds Augen nur flüchtig darüber und wandten sich dann erneut dem Weg vor ihr zu. Das Gelände war unwirtlich und zum Reisen nicht sonderlich schön, aber das Unterholz verbarg die Magierin vor den neugierigen Blicken aller Kreaturen, die sich um sie herumtrollten. Es dauerte seine Zeit bis Ed wieder einen vernünftigen Weg fand und vorsichtig tapste sie voran. Schließlich erreichte die Magierin eine Bergkuppe, hinter der sich ein großer, schwarzer Turm erhob. Ein wirklich imposanter Anblick. Völlig verschieden von den verfallenen Wachtürmen, die überall im Minental verteilt waren. Ein wenig erinnerte das dunkle Gemäuer Ed sogar an den Turm, der vor Monaten auf dem Klosterplateau gestanden hatte. Vielleicht war auch das der Grund, weshalb sie ihm lieber fern blieb und ihren Weg fortsetzte. Der Pfad führte weit hinein in die Berge und endete vor einem massiven Tor. Davon gelesen hatte Ed und sie wusste, dass es von einem Amazonenstamm verschlossen wurde. Wie das Schloss funktionierte stand allerdings nicht dort. Deshalb dauerte es eine Weile, bis die Magierin den Mechanismus fand und sie das Tor öffnen konnte. Nachdem sie hindurchgegangen war schlug es aber wieder zu und mit einem metallischen Klacken verriegelte es sich erneut. Die Felswände um sie herum luden noch weniger zum Reisen ein, als die unwirtliche Gegend, die sie gerade hinter sich gebracht hatte. Deshalb hoffte Ed, dass die Beschreibungen über die Ebenen am Ende des Bergpfades stimmen, denn sie sprachen von grünenden Weiden und weiten Wiesen. Die Magierin schlug ihren Umhang zurück, rückte den Turban zurecht und spazierte dann munter weiter.
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Es dauerte nicht lange, bis ihre 'Brüder und Schwestern' nicht mehr mit den beiden Wächtern des Waldes mithalten konnten. Praktisch kaum ein paar Meter vom so natürlich und gesund wirkendem Quell des Hains entfernt, konnte man spüren, wie die Landschaft mehr und mehr verdorben wurde. Erst waren es nur die Zweige, deren geschmeidiges Äußere sich immer mehr zu einem verkrüppelten Gewirr veränderte, bedeckt von kratzbürstigen Stacheln, die sich in Haut und Kleidung schnitten.
"Sei jetzt vorsichtig, nicht mehr lange und der Wald kann uns nicht mehr schützen, das schwarze Netz hat seine Fäden bereits weit gespannt und es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis es nach uns fassen wird. Wenn das passiert, müssen wir schnell und entschlossen handeln." begann der Druide langsam zu sprechen, während die Wälder um die beiden herum immer dünkler wurden.
"Ich bin bereit, ich folge dir bis zum Ende." antwortete sie mit starrem und entschlossenem Blick. Eher würde sie ihr Dasein beenden, als von ihrem Weg zu weichen, denn ausser ihnen beiden gab es niemanden mehr, der dem Dunkel die Stirn bieten würde.
"Ich will dir nichts verheimlichen, deswegen sage ich es ganz offen. Die Aussichten auf einen Erfolg sind verschwindend gering und den Beitrag den du dazu leisten kannst, ebenso. Aber dass du dich dennoch dafür aufopfern willst, rechne ich dir hoch an."
Immer tiefer gingen sie in den finsteren Forst hinein, den Weg zu finden war nicht besonders schwierig: Einfach dem Geruch von Tod und Verderben nach.
"Also höre mir gut zu. Wenn die Geister sich gegen uns stellen werden, darfst du nicht zögern sie zu erschlagen, denn sei gewiss, sie werden ihrerseits auch keinen Atemzug lang verweilen. Ich werde mit meiner Hellebarde versuchen, jede Ranke zu durchtrennen, die uns zu umschlingen versucht, aber das wird sie nicht aufhalten, da kommst du ins Spiel. Alle Ranken entstammen Bäumen, die bereits von der verdorbenen Frucht verwührt worden sind. Wenn du sie siehst, wirst du wissen, was zu tun ist..."
Das Geraschel im Unterholz wurde immer deutlicher und unruhiger und Corinna betrachtete noch einmal ihren linken Arm, der nahezu in einem in ihren Bogen überging. Es war nicht mehr nur ein einfacher Bogen, es war vielmehr wie eine Verlängerung ihres Armes. Sie konnte spüren, wie der Bogen von der Sehne gespannt wurde und wie diese im Wind vibrierte. Man konnte nicht sagen, wo die Frau aufhörte und die Waffe begann, sie waren eins geworden, auch wenn dieser Zustand nicht ewig andauern würde. Früher oder später würde der letzte Tropfen der Urd zu Boden fallen und ihren Bund wieder lösen.
Corinna musste sich ducken, als der Druide plötzlich seine Hellebarde zu schwingen begann und ihr dabei knapp eine einzelne Haarsträhne vom Haupt trennte. Es hatte begonnen, denn aus der Finsternis schnellte eine Ranke nach der anderen hervor, ihr Retter jedoch ließ keinen Moment verstreichen und schwang seine fast zwei Meter große Stabwaffe ununterbrochen weiter um die beiden Wächter herum, sodass die Widersacher reihenweise auf den vertrockneten dürren Waldboden fielen.
"Worauf wartest du? Schieß!" rief ihr der Druide zu, die noch garnicht realisiert hatte, wie ernst die Lage geworden war.
Um sie herum nur Schwärze und Dunkelheit, aber so langsam zeichnete sich etwas ab. Vielleicht war es auch nur ein Gefühl, eine Ahnung, das konnte die Schützin nicht eindeutig definieren, aber kaum einen Steinwurf weit entfernt konnte sie das Elend deutlich wahrnehmen, wie es jeden letzten Rest des Lebens aussaugte. Schon fand sich ein Pfeil in ihrer rechten Hand wieder und spannte sich wie in einem Reflex an die Sehne Laeraors. Wirklich sehen konnte sie ihr Ziel nicht, es war vielmehr Instinkt der ihr den Weg wieß und noch kniend spannte sie ihren Bogen zur Gänze, entließ den grünlich leuchtenden Pfeil in die Finsternis.
Das Geräsch von splitterndem Holz wurde sogleich begleitet von einem grauenerregenden Schrei, der durch alle Winde hindurch drang und alle herannahenden Ranken zu Boden sinken ließ. Ihr Begleiter, noch völlig ausser Atem, verlangsamte seine Waffe und stellte sie schließlich aufrecht neben sich hin, während er der jungen Frau wieder auf die Beine half.
"Ich bin froh, dass du nicht zu lange gezögert hast. Komm weiter, das war erst der Anfang und das Zentrum ist noch fern."
Geändert von Corinna (30.06.2006 um 23:49 Uhr)
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Fast ein wenig amüsiert hatte sie dabei zugesehen, wie Alina mit schelmischer Miene fast lautlos zu dem schlafenden Cain gegangen war, und ihm vorsichtig das Buch in den Schoß gelegt hatte. Nun also sollte sie selber versuchen, sich an ihren großen Bruder anzuschleichen und dann das Buch zurück auf das kleine Tischchen zu legen. Leichter gesagt als getan, denn das Mädchen bewegte sich mit einer Lautlosigkeit, die Alistera fast schon gespenstisch erschien - wie sollte sie das nur jemals schaffen? Auf Zehenspitzen bewegte sie sich nun auf den bequemen Sessel zu, in dem der Priester ganz offensichtlich eingenickt war, doch so sehr sie sich auch bemühte, dabei keinerlei Geräusche zu verursachen, kam es ihr doch so vor, als wäre jedes noch so leise Rascheln ihrer Kleidung, jedes noch so leise Schrittchen, welches sie weiter auf ihren Bruder zuging, wie das schrille Klingel einer Alarmglocke, die durch die Stille der Nacht schallte.
Ruhig atmend und völlig konznetriert stand sie nun unmittelbar neben ihm, langsam und vorsichtig streckte sie ihre Hand nach dem Buch aus, welches Alina ihm in den Schoß gelegt hatte. Sie würde es einfach ganz still und leise nehmen und es dann auf das Tischchen zurücklegen, genau so wie die Novizin es ihr aufgetragen hatte; so schwierig konnte es doch nicht sein. Noch weiter näherte ihre Hand sich dem Buch und nun war außer Cains ruhigen und gleichmäßigen Atemzügen kein weiteres Geräusch mehr zu vernehmen. Vollkommen auf die zu bewältigende Aufgabe konzentriert, berührte sie jetzt mit den Fingerspitzen den Einband des Buches und wollte es gerade an sich nehmen, als plötzlich die Stimme ihres Bruders dicht neben ihrem Ohr erklang: „Buuuh“ sagte er nur und sie zuckte erschrocken zusammen. War sie etwa doch so laut gewesen, daß sie ihn geweckt hatte?
„Ich habe nicht geschlafen“ erklärte er mit ruhiger Stimme und musterte seine Schwester mit einem Gesichtsausdruck, der schon beinahe so etwas wie leichte Belustigung widerzuspiegeln schien. Noch immer erschrocken blickte Alistera nun zu Alina, die nur gleichgültig mit den Schultern zuckte und dann meinte: „Für den Anfang gar nicht mal so übel, aber Ihr habt trotzdem noch viel zu lernen.“
„Genau wie Ihr, denn mit dem Schwert rumfuchteln, ohne Euch dabei den Arm abzutrennen, könnt Ihr zwar inzwischen, aber das ist noch nicht wirklich viel. Das nächste Mal werde ich mit Euch ein paar einfache Angriffskombinationen üben und wenn Ihr das dann könnt, zeige ich Euch auch einige mögliche Parademanöver. Jetzt werd ich mich erstmal hinlegen, die Sonne geht schon auf und ich habe immer noch kein Auge zugetan.“ Sie lächelte Cain und Alina zu und verschwand dann in dem Gästezimmer, in dem Kaligulas bereits schlief und legte sich, so leise sie es vermochte, neben ihn, um ihn nicht zu wecken.
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"Pass auf, duck dich!" schrie die Frau ihrem Gefährten zu, der sich darauf auf den Boden warf und gerade noch einer Ranke Giftefeu entging, die peitschend aus der Dunkelheit hervorgeschnellt war. Direkt dahinter stand bereits die Bogenschützin mit gespannter Bogensehne, während ihr Blick am Schaft ihres Pfeiles entlang verlief. Das wallende weisse Haar des Druiden wirbelte noch durch die Luft, als das Geschoß zwischen den einzelnen Strähnen hindurchdrang und auf das Herz der Fäulnis zuflog. Dieses abscheuliche Gebilde, äußerlich irgendwie wie ein Pilz erscheinend, welches sich auf praktisch jedem Baum widerfand und dessen Geist verdarb, zerplatze mit jedem Treffer zu einer stinkenden braunen Wolke, machte dem Spuk aber immer nur für kurze Zeit ein Ende. Es waren viele Bäume in diesem Wald, zu viele und jeder war der dunklen Versuchung erlegen, der von diesem Etwas im Zentrum der Plage ausging.
"Und weiter!" rief sie dem am Boden liegenden Mann auf und reichte ihm die Hand, doch dieser hielt seine Hellebarde immernoch fest umschlossen und wirbelte stattdessen mit den Beinen in der Luft, um sich mit einer schnellen Drehung auf die Füße zu stellen. Sah schon beeindruckend aus, besonders mit der überlangen und bestimmt nicht leichtgewichtigen Stabwaffe in der Hand, aber zum Bewundern hatte sie später noch Zeit.
Hastig liefen die beiden Gestalten weiter durch die Finsternis, weiter dem Ungewissen entgegen. Eigentlich war es ja nur für sie ungewiss, zumindest nahm Corinna das an. Während ihre Waden bereits brannten gingen ihr immer wieder seine Worte durch den Kopf, was er damals innerhalb des schützenden Hains gesagt hatte. Bestimmt wusste er, was für all das Grauen verantwortlich war, möglicherweise hatte er sich sogar schon einmal einer solchen Unheiligkeit entgegenstellen müssen, trotzdem hatte er noch kein Wort darüber verloren, was sie wirklich dort erwarten würde. Er hatte lediglich von einem "verdorbenem Baum" gesprochen, aber auch das geschah doch nicht einfach so von heute auf morgen. Je näher die diesem Etwas kamen, umso unwirtlicher wurde die Gegend, schon jetzt war es nur mehr schwerlich zu ertragen und keinerlei Hinweis, wie schlimm es noch werden würde. Vielleicht hätte sie ihn darauf ansprechen sollen, aber das hier war nun wirklich die denkbar schlechteste Umgebung für ein Pläuschchen...
"Whoau!" brachte die Schützin gerade noch heraus, als der Druide sie mit seiner Hand aufgefangen hatte. Wie aus dem Nichts war dieser Fluss vor ihnen aufgetaucht, weil es hier auch so verdammt dunkel sein musste, dass man keine zwei Meter weit sehen konnte; Gut zugegeben, sie sollte vielleicht doch nicht nur nach oben schauen...
"Puh, nochmal Glück gehabt." seufzte sie ihrem abermaligen Retter zu.
"Mehr als du denkst..." entgegnete er, während er suchend nach einer Möglichkeit zur Überquerung Ausschau hielt.
Aber da war nichts zu machen, mit einer Brücke brauchte man garnicht erst zu rechnen und anderes Behelfsmittel war auch nicht zu entdecken. Hinter ihnen im verdorrten Gebüsch begann es auch schon wieder zu rascheln, dass er nur noch einmal seufzte und die Schützin in den Arm nahm. Corinna, völlig perplex, wusste nicht, was sie davon nun halten sollte. Wollte er jetzt aufgeben, oder was sollte das? Aber kaum ein paar Sekunden später begannen sein Körper grünlich zu glühen, glitzernde Lichter verließen seine Hände, die spiralförmig um seinen Körper kreisten und bei seinen Beinen immer enger und enger wurden, bis sie diese völlig umschlossen hatten. Es wirkte fast so, als trüge er Stiefel, gemacht aus Licht, als er einer ratlose Corinna in die Augen blickte und flüsterte: "Halt dich gut fest."
Im nächsten Moment zog er die Knie an und sprang mit einer Kraft vom Erdboden weg, wie sie es noch sie gesehen hatte, zumindest nicht bei einem Menschen. Der Wind zog an ihren Wangen vorbei, hoch oben in der Luft, sie bildete sich schon ein, über die dunklen Baumkronen hinweg blicken zu können und zum ersten Mal seit einer Ewigkeit wieder den glitzernden Sternenhimmel zu sehen, bevor es wieder abwärts mit den Beiden ging. Corinna blickte über die Schulter zurück und konnte deutlich den Fluss sehen, der weit hinter ihnen lag, bevor der Druide zum nächsten Satz ansetzte und sie wieder in die Lüfte beförderte.
"So frei können sich nur Vögel fühlen..." war das einzige woran sie denken konnte, als sie diese verderbten Wälder immer nur für einen krzen Moment verlassen konnten.
Geändert von Corinna (02.07.2006 um 23:01 Uhr)
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So anregend und beeindruckend die Sprünge durch die Wildnis auch waren, sie musste nur in sein Gesicht blicken, um zu erkennen, wie sehr dies an seinen kräften zehrte. Der Schweiß perlte von seiner Stirn und seine Bewegungen wurden von Sprung zu Sprung träger. Auch sein Atem wurde zunehmend unregelmäßiger, dass Corinna, die sich immernoch an seine Schultern klammerte, sich Sorgen machte, dass er auf der Stelle zusammenbrechen würde.
"Lass gut sein, du bringst dich noch um!" flehte sie ihn an, doch er richtete seinen Blick nur nach unten und auf all die Schatten, die dort umherschweiften.
"Hör auf, wir schaffen das auch so!" bittete sie ihn erneut, doch er biss nur noch mehr die Zähne zusammen. Wollte er sich opfern, damit es wenigstens einer von ihnen an ihr Ziel schaffte? Das würde sie keinesfalls zulassen, auch wenn in dieser Angelegenheit viel auf dem Spiel stand, das rechtfertigte nicht den Umstand, dass er sich hier opfern wollte!
Wieder erreichten sie den Boden und wieder sprang der schon sichtlich gezeichnete Mann in die Lüfte, oder zumindest versuchte er es. Jetzt war es endgültig genug und Corinna ließ die Schultern des Druiden los, er jedoch hielt seinen Arm weiter um ihre Hüfte geschlungen und dachte garnicht daran, sie loszulassen! Wie wild begann die Frau zu strampeln, bis sie sich seinem Griff schließlich doch entziehen konnte und von ihm loskam. Er versuchte noch, nach ihr zu fassen, vielleicht hätte sie sich im nachhinein lieber auch anders entscheiden sollen, aber jetzt war es zu spät. Denn inzwischen waren sie wieder am Höhepunkt des Sprunges angekommen, unter ihnen nur Dunkelheit, in die die Frau hinabglitt.
Trotz des fehlenden Lichtes, konnte die Bogenschützin noch im freien Fall die Schatten erkennen, die durch den dunklen Forst schnellten, bevor sie den Waldboden erreichte und die Äste und Büsche garnicht mehr zu zählen vermochte, die sie auf dem Weg nach unten durchpflügte und schließlich in einer Staubwolke von Schmerzen gepeinigt zum Liegen kam.Alles drehte sich, ihre Ohren waren von einem Klingeln erfüllt und sie vermochte sich kaum zu rühren, bis es langsam wieder ruhiger wurde und sie das Kreischen hören konnte...
Schatten. Schatten in der Dunkelheit, so begann sich der Wald auf sie zu zubewegen, der Boden kam scheinbar ins fließen, lag das aber nur an den Ranken, die sich auf sie zubewegten. Sie versuchte sich nicht zu bewegen, vielleicht würden sie sie ja übersehen, aber da hatte sie wohl kein Glück. Schon bäumte sich das Geäst vor der am Boden liegenden Frau auf, ähnlich wie ein Schwarm aus Schlangen, die mit ihren Zungen zwischen den Zähnen zischten. Sie sah nur noch einmal auf und zog ihren Dolch, ohne dabei noch Hoffnung zu empfinden...
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Wieso geschah nichts?
Sie hatte ihre Augen fest zugekniffen, während sie auf das ende wartete, doch das ließ weiter auf sich warten. Vorsichtig öffnete sie ihr linkes Auge, war sich aber nicht sicher, ob sich wirklich das abspielte, was sie da sah. Ihr pflanzliches Gefängnis hatte sich dichter und enger geschnürt, aber die Ranken rührten sich nicht weiter, zeigten keine Anstalten, sie anzugreifen.
Fast hypnothisch bewegten sich die verwobenen Zweige im Wind und brachten diesen dabei leicht zum säuseln, während die Frau in deren Mitte lag und sich verängstigt umsah. Was sollte sie tun, sollte sie versuchen, sich durch die natürlichen Mauern zu schneiden? Vielleicht würden sie dann doch noch angreifen! Allmählich wurde sie richtig beunruhigt, nicht dass ihr das das Leben kosten würde, sondern was vielleicht noch schlimmeres mit ihr geschehen könnte...
Dann aber wurde es unruhig, etwas störte die Ranken und Zweige, die sie hier festhielten. Alles begann zu zittern und das Zischeln wurde auch mal zu mal hastiger. Im nächsten Moment wurde aber auch das abgesägt und zwar wortwörtlich. Die stählerne Klinge durchtrennte das dünne Geäst mit rasender Geschwindigkeit, sodass Äste und Zweige sich kaum rührten, bevor sie alle um sie herum einbrachen. Dahinter kam die Gestalt des Druiden zum Vorschein, der sie, völlig ausser atmen, entgeistert anstarrte.
"Was ist passiert?" stotterte er fassungslos.
"Ich habe gehofft, das kannst du mir vielleicht erklären! Ich weiss nicht, was hier vorgeht, aber ich habe ein ganz übles Gefühl dabei." wisperte sie mit unschuldigem Blick zurück.
"Los, verschwinden wir hier, bevor sie zurück kommen..."
Er half ihr etwas auf die Beine, hatte sie sich bei ihrem Sturz wohl den Knöchel ein wenig angeknackst, woran auch ihr Gang zu leiden hatte. Es tat stechend weh, bei jedem einzelnen Schritt, dass sie schon die Zähne zusammenbeissen musste, um nicht auf der Stelle auf die Knie zu stürzen, während der Druide sie nur kopfschüttelnd ignorierte. Mit schon fast giftigem Blick sah sie den Mann an, wollte ihm am liebsten eine kleben, aber er zog sie behäbig weiter durch den dunklen, wenn jetzt auch verdächtig ruhigen, Forst.
"Wenn du das noch einmal machst, gehen wir beide hier noch drauf! Von jetzt an tsut du was ich dir sage und zwar wenn ich es sage! Haben wir uns verstanden?" platzte es dann aber doch aus ihm heraus. So hatte sie den sonst so sanftmütigen Mann noch nie erlebt, dass sie richtig spüren konnte, wie sie ein Stück kleiner wurde...
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»Du sein Krieger!« Ein Raunen ging durch die kleine Gruppe, die sich um den jungen Ork gesellt hatte.
»Neinnn«, grölte Zwib’ack und wehrte sich gegen den festen Griff seiner Mitstreiter, die drauf und dran waren, den Pass zu besetzen. Er musste zugeben, dass er sehr wohl Lust auf Spannung, Spiel und Schokolade hatte, doch wahrscheinlich hatten die anderen Grünhäute des Clans eine andere Vorstellung von Spaß und Spiel. Und überdies war für sie die Schokolade wahrscheinlich einfaches Menschen- oder Gobbofleisch. Zwib’ack war da schon eher für extravagante Varianten. Er liebte einfach den haarigen Geschmack von zart süßlichem Katzenfleisch auf der schmierigen Zunge. Leider, leider gab es für Feinschmecker jedoch nur sehr wenige dieser Art im gefürchteten Minental zu finden.
Der Ork landete unsanft im Dreck, als er bei dieser wunderschönen Vorstellung den Klumpfuß eines gehässigen Mitorken übersah. Unter wirrem Gebrülle, welches anscheinend Gelächter darstellen sollte, richtete sich Zwib’ack wieder auf.
Einer der furchtlosen Krieger, dem eine Fischgräte zwischen den Zahnlücken hervorkroch, klopfte ihm grunzend auf die Schulter. »Du bald kämpfen wie richtigen Ork«, dabei schlug er dem einstigen Späher noch einmal fester auf den Rücken, sodass dieser einige Schritte nach vorne gestoßen wurde und dabei beinahe wieder zu Boden ging. Schließlich rang er sich ein gequältes Lächeln ab und stapfte nun einige Schritte voraus, in sicherer Entfernung zu der Meute, die es scheinbar kaum erwarten konnte, den Menschen den Garaus zu machen, welche doch schon durch ihre extreme Hässlichkeit bestraft waren. Fast empfände Zwib’ack Mitleid für die armen Dinger, wenn er nicht selbst gerade so einen großen Hunger verspürt hätte. Er musste sich irgendwen suchen, damit dieser ihm sein Essen für ihn bereitstellen konnte. Schließlich wollte er ja nicht selbst als grünes Fellragout enden.
Der relativ große Trupp hatte inzwischen die Palisade hinter sich gelassen und war nun auf dem Weg zum Pass. Vielleicht begegnete man ja auch auf dem Weg schon irgendwelchen todesmutigen Lebewesen, was Zwib’ack jedoch nicht hoffte.
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