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Gesinnungen, insbesondere rechtschaffen gute Charaktere/Paladine

  1. #41 Zitieren
    Schwertmeister Avatar von XRayStar
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    Zitat Zitat von maekk03 Beitrag anzeigen
    Deshalb habe ich das Ganze auch als überspitzt bezeichnet. Meine Grundaussage sollte aber sein, dass auch ein Paladin gewungen werden wird, sich von seinen Idealen zu entfernen, will er nicht permament die Sicherheit anderer Menschen gefärden.
    Es war aber eben keine Überspitzung, sondern die Konstrutkion einer komplett anderen Situation als in deinem Beispiel.

    Zitat Zitat von maekk03 Beitrag anzeigen
    Gut und Böse, richtig und falsch, sind leider nicht im steingemeisselte Gesetze, welche allgemeingültig angewandt werden können, egal welche Situation gerade eintrifft.

    Ein Beispiel einer anderen Situation:

    Ein Mensch benötigt Hilfe, weil er glaubt es nicht alleine bewältigen zu können

    Auf den ersten Blick scheint es das Richtige zu sein ihn selbstlos zu helfen. Allerdings schwächt man die Selbständigkeit dieses Menschen dadurch, weil er sich auch in Zukunft darauf verlassen wird, bei Problemen Hilfe zu bekommen.
    Er wird sogesehen dauerhaft von der Unterstützung andere abhängig.

    Ihn die Hilfe zu verweigern scheint falsch zu sein, da man dadurch zulässt dass der Mensch leidet.
    Allerdings stärkt man die Selbstständigkeit dieses Menschen dadurch, weil er auch in Zukunft nicht darauf vertrauen wird, bei Problemen Hilfe zu bekommen.
    Er wird sogesehen zu einer stärkeren, selbstbewussteren und eigenständigen Person.

    Welches Handeln ist jetzt gut, und welches handeln ist jetzt böse? Hier gilt es die Situation richtig erfassen zu können, und zu erkennen, was langfristig das Bessere für den Menschen ist.
    Dann muss ich vielleicht jetzt das nochmal etwas klarer machen:

    Ich habe in all den Situationen nicht versucht, das Verhlaten zu beschreiben was das richtige und beste ist, sondern das, was ein wirklicher Paladin zeigen würde.

    Der Paladin - und allgemein der rechtschaffen gute Charakter - ist ein Verfechter von Ordnung, Tugend und positivem (also gesetztem) Recht. Er ist von der Richtigkeit und Wichtigkeit dieser Dinge überzeugt und wird bzw. sollte somit auch in Grenzfällen klar für sie Stellung beziehen.

    Da du auch mit einigen Beispielen kamst, will ich auch selber noch mal ein eher simples, vielleicht auch stumpfes konstruieren:
    Nimm an, irgendein armer Mensch, der vielleicht noch alt und gebrechlich ist, schafft es bei den Sozialleistungen seines Staates nicht, sich über Wasser zu halten, und sieht sich zum Diebstahl gezwungen. Er wird erwischt und vor Gericht gestellt. Was sagt da jetzt ein Charakter mit guter Gesinnung dazu?

    Der chaotisch gute Charakter würde höchstwahrscheinlich so was sagen wie "Ihr spinnt doch, ihr könnt den armen Kerl doch nicht bestrafen, schon gar nicht hart, was will er denn schon groß machen um zu überleben?"

    Der rechtschaffen gute Charakter dagegen würde, so wie ich das sehe, sagen: "Nein, wir dürfen hier keine Ausnahme machen. Es kann einfach nicht angehen, dass Gesetze für einzelne gelockert werden, denn das ist der erste Schritt auf dem langen Weg zur Gesetzlosigkeit. Die Bestrafung muss daher erfolgen, und die Person soll daraus lernen, dass sie sich auf dem falschen Weg befindet. Ich bin überzeugt, dass es ihr danach auch auf legalem Wege gelingen kann und wird, wieder zu Geld zu kommen."

    Der neutral gute dagegen würde hier nun eben anfangen, abzuwägen, was denn nun in der Situation wirklich richtig ist.

    Ich denke du verstehst, worauf ich hinaus will: Alle drei meinen es gut - was letztendlich wirklich das beste in dieser Situation ist, ist eine schwer zu beantwortende Frage. Entscheidend ist aber, das es die Haltung des Paladins ist, an dieser Stelle nur bedingt abzuwägen da er vom Weg des Gesetzes überzeugt ist und diesen vertritt, auch wenn es im Grenzfall vorkommen mag, dass eine andere Lösung richtiger gewesen wäre, sofern man richtig und falsch in solchen Fällen überhaupt absolut definieren kann.

    Deswegen glaube ich auch, dass in deinem Besipiel der Paladin dem Menschen eher Mut machen würde, sich selbst zu helfen, natürlich nur sofern dieser das denn kann. Und nochmal: Natürlich ist es, wie du schreibst, ein Drahtseilakt, zu entscheiden, was richtig ist - der Paladin ist als rechtschaffener Charakter aber davon überzeugt, dass der Weg des Gesetzes, der Ehrlichkeit oder der Tugendhaftigkeit im Zweifelsfall der beste ist und wird ihn daher tendenziell zumeist auch dort wählen, wo ein nicht so überzeugter charakter noch abwägen würde.
    XRayStar ist offline

  2. #42 Zitieren
    Deus
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    Ich gebe dir absolut recht.

    Aber....und hier versagt das D&D Gesinnungssystem für mich, sollte man es konsequent durchsetzen. Ein Mensch ist nicht nur rechtschaffen bzw. neutral oder chaotisch, gut oder böse. Der Mensch ist auf eine Gesinnung stärker fokusiert als auf alle anderen, aber er bleibt nicht zwangsläufig bei dieser, er variiert je nach Situation.

    Ein rechtschaffener Charakter z.B. kann sehr schnell chaotische Taten begehen, ohne sich darüber bewusst zu sein. Und spätestens wenn die Leben seiner Lieben in Gefahr sind, wird selbst der rechtschaffenste Charakter auf seine Ideale pfeifen und den chaotischen Weg wählen, wenn diese die einzige Methode ist sie zu retten.

    Selbst ein Paladin, welcher die Wahl hat, von seinen Idealen abzuweichen und dadurch etwas Gutes zu vollbringen (vielleicht sogar Menschenleben zu retten), oder strikt an seinen Idealen festhalten und somit etwas Böses zu unterstützen (vielleicht sogar Menschenleben zu opfern), würde gegen seine Aufgabe als Vorbild und Streiter des Guten verstossen, wenn er weiterhin blind seiner Gesinnung folgt.

    Wer blind an einer Gesinnung festhält, wird nicht nur früher oder später auf unüberwindbare Grenzen stossen, er wird auch allen Respekt seiner Mitmenschen verlieren, denn sie können ihm dann beim besten Willen nicht mehr ernst nehmen. Schlimmer noch, er würde mit niemanden auskommen, ausser Vertreter seiner eigenen Gesinnung.

    Rechtschaffenes Gruppenmitglied:
    "Wie, du willst das Zimmer heimlich nach Indizien durchsuchen, um seinen Besitzer des Mordes zu überführen? Das ist nicht legal, deshalb werde ich dein Verhalten nicht dulden. Selbst wenn dieses bedeutet, dass ein Mörder ungeschoren davon kommt!"

    "Chaotisches Gruppenmitglied:
    Schmeisst den Kerl aus der Gruppe! So einen wie ihn können wir nicht gebrauchen!"

    Neutrales Gruppenmitglied:
    "Was bist du nur für ein kranker Kerl? Willst einen Mörder entkommen lassen, weil er nicht auf den rechtschaffenen Weg überführt werden kann?!?"

    Rechtschaffenes Gruppenmitglied:
    "Wenn Ihr jetzt in das Zimmer einbrecht, werde ich euch bei den Wachleuten melden und ihr kommt wegen Einbruch in den Kerker!"

    Neutrales Gruppenmitglied:
    "Soetwas weltfremdes habe ich ja noch nie erlebt! Schappen wir ihn uns!"

    "Chaotisches Gruppenmitglied:
    Fesselt und knebelt ihn! Und bindet ihn am nächsten Baum fest!"

    Rechtschaffenes Gruppenmitglied:
    Wenn Ihr euch jetzt an mir vergreift, macht Ihr euch nur eines weiteren Verbrechen schuldig, weswegen ich euch bei den Wa......MMMMMMMMMMMHHHHH....mmmmmmmmhhhhhh!"

    "Chaotisches Gruppenmitglied:
    Endlich Ruhe!!! Es wird Zeit einen Mörder zu überführen, bevor er erneut zuschlagen kann."

    Neutrales Gruppenmitglied:
    Ich weiss nicht....Jetzt wo ich darüber nachdenke, hat der Moralapostel recht! Wir sollte die Sache sein lassen."

    "Chaotisches Gruppenmitglied:
    "WAS??!!!"



    EDIT: (Sorry, aber da möchte ich noch ein's drauf setzen)

    Später

    Neutrales Gruppenmitglied:
    "Du hattest recht! Mit diesen Briefen können wir ihn des vierfaches Mordes überführen. Alles was wir jetzt noch brauchen, ist sie den Richter vorzuleg......W....?"

    "Chaotisches Gruppenmitglied:
    "HAR! HAR!"

    Neutrales Gruppenmitglied:
    "DU HAST DIE BEWEISE VERNICHTET!"

    "Chaotisches Gruppenmitglied:
    "Niemals beuge ich mich der Tyranei des Gesetzes! Jetzt wo wir wissen, dass er tatsächlich der Täter ist, werden wir ihn selber töten!"

    Neutrales Gruppenmitglied:
    "Aber...WIR HATTEN IHN! Der Mann wäre mit diesen Beweisen überführt und verhaftet worden! Du....du bist verrückt!!!!!!"

    Rechtschaffenes Gruppenmitglied:
    "Die Beweise würde ich Euch sowieso nicht beim Richter vorlegen lassen, da sie illegal beschaft wurden. Und jetzt wo ich mich befreien konnte, werde ich euch alle wegen euren Verbrechen verhaften lassen!"

    Neutrales Gruppenmitglied:
    "Oh, du hast recht! Wir.... sind schuldig und sollten uns den Gesetz ergeben."

    "Chaotisches Gruppenmitglied:
    "NIEMALS! (zieht seine Klinge)"

    Neutrales Gruppenmitglied:
    "Oh, du hast recht! Nieder mit der Tyranei des Gesetzes!"
    maekk03 ist offline Geändert von maekk03 (16.07.2012 um 10:26 Uhr)

  3. #43 Zitieren
    Schwertmeister Avatar von XRayStar
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    Gut, mehr als so kommen wir wahrscheinlich nicht auf überein, ich hab auch den Eindruck das Gespräch wird langsam etwas zirkulär

    Ich kann dir immer noch nicht zustimmen, dass ein wirklich überzegter rechtschaffener Charakter allzu schnell auf seine Ideale pfeifen würde, auch dann wenn er in extremsituationen gerät - denn für mich ist der Kern einer Gesinnung ja gerade, dass man ihren Idealen, ob implizit oder explizit, auch dann noch folgt wenn man in eine schwierige Lage gerät. Ein wirklich rechtschaffener Charakter würde glaube ich auch in so einer Situation noch einen Weg suchen, bei dem er so rechtschaffen handeln kann wie es nur geht, und zwar - das ist ganz entscheidend - deswegen, weil er genau dieses Verhalten internalisiert hat; nicht deswegen, weil er entscheidet "Nein, ich muss jetzt rechtschaffen handeln". Deswegen sollte man ein Rollenspiel ja auch nicht mit einer Gesinnung durchspielen, in die man sich selbst nicht sehr weit hineinversetzen kann, denn sobald man an einer Entscheidung überlegen muss und sie aktiv versucht, nach seiner Gesinnung auszurichten, wird das ganze ziemlich sinnlos. Gesinnungen kommen von innen, nicht von außen, daher wird ein rechtschaffener Charakter auch in Extremsituationen so rechtschaffen handeln wie er kann, weil er es einfach automatisch tut.

    Trotzdem ändert das sicher nichts daran, dass ein rechtschaffener Mensch auch ganz selten mal chaotisch handeln kann, klar. In diesem einen Punkt stimme ich schon zu.

    Kurz noch zu deinem Beispiel: Ich finde vor allem das Verhalten des neutralen Charakters absurd, weil er viel zu extrem zwischen chaotisch und rechtschaffen hin- und hergerissen wird. Aber selbst wenn man von der bewussten Überspitzung absieht find ichs noch eher unpassen, weil man den figuren im Beispiel genau das anmerkt, was ich oben angesprochen habe: Sie wirken so, als ob sie die jeweiligen Gesinnungen aufgesetzt hätten. Und dadurch sind sie keine wirklichen rechtschaffenen/neutralen/chaotischen Charaktere und somit ungünstige Beispiele.
    XRayStar ist offline

  4. #44 Zitieren

    Metasyntaktische Variable
    Avatar von foobar
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    Hmm... witzige Diskussion. Ich persönlich halte ja eigentlich recht wenig von dem Gesinnungssystem. Grund ist der gleiche, aus dem der Thread hier auch so lang ist: Egal, wie man es dreht und wendet, so richtig passt es nie. Manchmal kann man eben nur zwischen mehreren Übeln auswählen.

    Ich finde da das Beispiel mit dem gefangenen Paladin ganz interessant und will es, etwas umformuliert, nochmal einbringen.

    Der Paladin wird gefangen genommen und befragt. Nun ist der Folterknecht natürlich nicht blöde und weiß, dass man einen waschechten Paladin™ mit glühenden Eisen bestenfalls zum Lachen bringt. Also kettet er statt dessen ein neunjähriges Mädchen an die Wand und sagt: „Jedes Mal, wenn du nicht antwortest oder ich merke, dass du lügst, foltere ich nicht dich, sondern die Kleine! Und wenn sie dabei stirbt, kein Problem, ich habe noch einen ganzen Keller von Blagen.

    Was macht also der waschechte Paladin™ in so einer Situation?

    Sagt er die Wahrheit, verrät er sein Land. Sagt er gar nichts, leiden Unschuldige. Erfindet er dagegen eine plausible Lüge, kann er dem Mädchen Leid ersparen und sein Land schützen. Der einzige, den er eventuell verrät, ist sich selbst. Weil er ja nicht lügen darf und vielleicht sogar den Segen seines Gottes riskiert. Aber immerhin riskiert er sich selbst (bzw. seine Macht) anstelle anderer. Doch erbringt er damit nicht genau das Opfer, das man von einem Paladin erwartet?

    IMHO ist das ein Paradoxon. Ich tendiere daher eher zur Ansicht von maekk03, ohne vollständig mit ihr übereinzustimmen. Wichtig ist nicht, stur und um jeden Preis die Regeln einzuhalten. Sondern vielmehr, ob ein eventueller Bruch der Regeln zu rechtfertigen ist. Nicht nur vor sich selbst, sondern auch vor dem Gott, in dessen Namen man handelt. Wenn der Paladin nach bestem Wissen und Gewissen keine andere Möglichkeit sieht, größeres Übel abzuwenden, dann darf er auch das kleinste Übel auswählen. Neeshka zu töten halte ich dennoch für... sehr grenzwertig. Es war halt nicht alternativlos. Das war vielleicht menschlich verständlich, aber es ist dennoch falsch. Vielleicht etwas, das der zuständige Gott unter Berücksichtigung der Umstände (junger Kerl, schweres Schicksal, Reue, untadeliges Verhalten in der Zukunft etc.) und seiner eigenen Disposition vergeben kann. Aber dennoch etwas, das vergeben werden muss und nicht etwas, für das man zum Paladin des Jahres nominiert wird. Auch der Paladin selbst würde wahrscheinlich später, mit etwas emotionalen Abstand zurück blickend, zugeben müssen, dass er da sein Ideal verfehlt hat und auf irgendeine Weise Rechenschaft ablegen muss.
    foobar ist offline Geändert von foobar (17.07.2012 um 23:43 Uhr) Grund: Kleine Umformulierung + Fehlerkorrektur

  5. #45 Zitieren
    Schwertmeister Avatar von XRayStar
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    Hallo foobar erstmal

    Zitat Zitat von foobar Beitrag anzeigen
    Aber ich finde das Beispiel mit dem gefangenen Paladin ganz interessant und will es, etwas umformuliert, nochmal einbringen.

    Der Paladin wird gefangen genommen und befragt. Nun ist der Folterknecht natürlich nicht blöde und weiß, dass man einem waschechten Paladin™ mit glühenden Eisen bestenfalls zum Lachen bringt. Also kettet er statt dessen ein neunjähriges Mädchen an die Wand und sagt: „Jedes Mal, wenn du nicht antwortest oder ich merke, dass du lügst, foltere ich nicht dich, sondern die Kleine! Und wenn sie dabei stirbt, kein Problem, ich habe noch einen ganzen Keller von Blagen.

    Was macht also der waschechte Paladin™ in so einer Situation?
    Interessante Konstruktion des Beispiels. Du hast recht, du hast hier den Paladin wohl in eine Situation gedrängt, die ziemlich ausweglos erscheint, denn jede Situation hat einen Nachteil für ihn. Sehen wir es uns nochmal kurz an:
    Nachteil der Möglichkeit 1 - Wahrheit sagen: Paladin verrät sein Land - Bruch mit dem Prinzip der Treue gegenüber den Dingen, denen er zugehörig ist.
    Nachteil der Möglichkeit 2 - Gut lügen: Paladin lügt - Bruch mit dem Prinzip der Ehrlichkeit, ergo Nutzung einer List die zeigt, das man auch nicht besser ist als der Feind (zumindest aus der Sicht des Paladins)
    Nachteil der Möglichkeit 3 - Standhaft schweigen: Paladin löst Leid unschuldiger aus (durch deine Abwandlung des Beispiels) - Bruch mit dem Prinzip, Unschuldige und Schwache um jeden Preis zu beschützen

    Die Situation leuchtet leicht ein: Der Paladin kann nicht handeln, ohne dabei mit einem seiner Prinzipien zu brechen. Die Entscheidung folgt unmittelbar: Der Paladin wird schlicht wählen, welches der Prinzipien für ihn das noch am wenigsten wichtige ist und bei welchem der Bruch am wenigsten schwerwiegend ist. Und das wird wohl in den meisten Fällen tatsächlich die Möglichkeit 2 sein.

    Zitat Zitat von foobar Beitrag anzeigen
    Wichtig ist nicht, stur und um jeden Preis die Regeln einzuhalten.
    Richtig. Um dazu noch mal das zu wiederholen was ich im letzten Post sagte: Eine Gesinnung zu haben, bedeutet tatsächlich nicht, ihr blind zu folgen. Es bedeutet, dass man sie so verinnerlicht hat, dass man ihr in fast allen Fällen automatisch folgen wird. Dass es Grenzfälle geben muss, ist dabei selbstverständlich
    XRayStar ist offline

  6. #46 Zitieren

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    Avatar von foobar
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    Zitat Zitat von XRayStar Beitrag anzeigen
    Die Entscheidung folgt unmittelbar: Der Paladin wird schlicht wählen, welches der Prinzipien für ihn das noch am wenigsten wichtige ist und bei welchem der Bruch am wenigsten schwerwiegend ist. Und das wird wohl in den meisten Fällen tatsächlich die Möglichkeit 2 sein.
    Höchstwahrscheinlich, doch es steckt ja auch noch etwas mehr dahinter. Ich hatte es bereits angerissen, möchte es aber nochmal etwas deutlicher heraus arbeiten.

    Der Paladin würde nicht (nur) die zweite Möglichkeit wählen, weil die Wahrheit das kleinere Gut ist im Vergleich zum Leben Unschuldiger. Sondern auch, weil er damit niemanden riskiert außer sich selbst und sein eigenes Gewissen. Vielleicht fällt er dadurch, aber er fällt, um andere zu retten. Was genau das ist, was man von einem Paladin erwartet. Er muss seinen Kodex brechen, wodurch er ihn letztlich wahrt. Es ist sozusagen eine moralische Singularität.

    Solche Gesinnungsgeschichten haben mitunter mehrere Ebenen und je nach dem, auf welche ich das formale Gesinnungssystem anwende, kriege ich unterschiedliche Antworten. Deshalb halte ich das System ja auch für fragwürdig.

    Wie Kreia in Kotor2 so schön sagt: „The difference between a fall and a sacrifice is sometimes difficult.
    foobar ist offline Geändert von foobar (17.07.2012 um 23:42 Uhr)

  7. #47 Zitieren
    Deus
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    Zitat Zitat von XRayStar Beitrag anzeigen
    Gesinnungen kommen von innen, nicht von außen, daher wird ein rechtschaffener Charakter auch in Extremsituationen so rechtschaffen handeln wie er kann, weil er es einfach automatisch tut.
    Genau darauf will ich doch die gesamte Zeit hinaus: Die meiste Zeit ist der Mensch sich überhaubt nicht seiner Gesinnung bewusst, da er automatisch so denkt und handelt.

    In dem Moment aber, wo die Situation unklar ist, ist es sehr unwahrscheinlich, dass er sich fragt, was denn jetzt seiner Gesinnung am ehesten entspricht. In den Moment wo der Mensch nämlich darüber nachdenken muss, weil er unentschlossen ist, ist seine darauffolgende Reaktion nicht mehr "echt", sondern erzwungen.

    Ungekehrt kommt es durchaus vor, dass ein Mensch eine starke Ausprägung zu einer Gesinnung hat, aber plötzlich handelt er, ohne sich selber darüber bewusst zu sein, gegen sein bisherrigen Provil. Einfach weil er diese Reaktion unbewusst als die Richtige eingeschätzt hat.
    Deshalb verliert er aber nicht gleich seine Fokusierung auf seine bereits gefestigte Gesinnung.

    Sollte deshalb gleich ein Paladin dafür bestraft werden, dass er sich unbewusst etwas von seiner Gesinnung entfernt hat, obwohl dadurch kein Verbrechen/ kein Schaden stattgefunden hat? Ich denke nicht!

    Zumindest nicht, solange er weiterhin seine Aufgabe, als Beschützer und Vorbild, im Namen seines Gottes erfüllt.

    Umgekehrt würde es beim Volk ein negatives Licht auf den Orden bzw. die Gottheit werfen, wenn ein beliebter Volkheld seiner Kräfte beraubt wird, und zum gefallen Paladin erklärt, weil er für seine Heldentat gegen seine Gesinnung verstossen hat.

    Würde einen kurzzeitigen, aber schönen, politischen Selbstmord für den zuständigen Gott geben:
    "Der Paladin hat zahlreiche Menschenleben gerettet/ das Leben aller verbessert, und dafür hat ihn sein Gott bestraft!"

    Zitat Zitat von foobar Beitrag anzeigen
    IMHO ist das ein Paradoxon. Ich tendiere daher eher zur Ansicht von maekk03, ohne vollständig mit ihr übereinzustimmen.
    Sehe ich einmal davon ab, dass ich ein Kerl bin, freue ich mich, dass du an unsere Diskussion teilnimmst.
    maekk03 ist offline Geändert von maekk03 (18.07.2012 um 09:06 Uhr)

  8. #48 Zitieren

    Metasyntaktische Variable
    Avatar von foobar
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    Zitat Zitat von maekk03 Beitrag anzeigen
    Sehe ich einmal davon ab, dass ich ein Kerl bin, freue ich mich, dass du an unsere Diskussion teilnimmst.
    Bezugsmissverständnis. Ihr = deine Ansicht.
    foobar ist offline

  9. #49 Zitieren
    Deus
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    Was ich noch sagen wollte:

    Wenn der Paladin nach bestem Wissen und Gewissen keine andere Möglichkeit sieht, größeres Übel abzuwenden, dann darf er auch das kleinste Übel auswählen. Neeshka zu töten halte ich dennoch für... sehr grenzwertig.
    Wie gesagt, ich habe es den Paladin bei nur einen Durchgang tun lassen, weil ich selber sehr "angepisst" von Neeshkas Niedlichkeits-Faktor war (ich kann diesen Frauentyp in Geschichten überhaubt nicht leiden), und es ihr "heimzahlen" wollte.

    Und ich bin mir durchaus bewusst, dass sein Handeln sehr grenzwertig war. Deshalb habe ich es auch nie wiederholt (zumindest nicht ohne neuzuladen *räusper*).

    Wobei man nicht vergessen darf, dass besagter Paladin in NWN2 die Dialogoptionen nicht sieht, welchen ihn zur Verfügung stehen, noch weiss er welche Möglichkeiten er wirklich hat, geschweige besitzt er die Zeit in Ruhe/ mit Distanz darüber nachzudenken.

    Er sieht in diesen Moment nur:
    "Neeshka, die Kleptomanin/Diebin mit Leidenschaft, welche die gesamte Zeit schon Ärger gemacht hat und mit den Gesetz auf Kriegsfuss steht, ist bereit mich zu töten, um ihr eigenes Wohergehen zu sichern! Und das in einer Situation, wo ich sowieso schon um mein Leben kämpfen muss. Wie reagiere ich?"

    Hauptsächlich wird dann seine Reaktion nicht von seiner Gesinnung abhängig sein, sondern wie er persönlich Neeshka betrachtet. Sieht er sie als einen Freund wird es ihn wesentlich schwerer fallen sie zu verurteilen, als wenn Neeshka von Anfang an für ihn ein Unruhestifter und Ärgernis war.

    In letzteren Falle wird auch so mancher rechtschaffene Charakter vorschnell Neeshka zum Feind erklären, vielleicht sogar ohne böse Absicht, da unbewusst, aus Angst durch ihr Handeln könnte die Situation (noch mehr) ausser Kontrolle geraten.

    Natürlich könnte er jetzt versuchen, Neeshka davon zu überzeugen bzw. sie anzuflehen ihn nicht anzugreifen, und sich gegen den Geas zu wehren. Gleichzeitig ist es nachvollziehbar, wenn er sich sagt: "Das sind doch ehe nur Perlen vor die Säue. Neeshka ist bereit uns alle zu töten! Ich würde nur wertvolle Zeit verschwenden, die ich womöglich nicht habe. Jetzt wird abgerechnet, Verräterin!"

    Ich würde beide Reaktionen als durchaus gerechtfertigt betrachten, ohne sie zu verurteilen (das ist wahrscheinlich auch ein Grund warum Obsidian hier keine Gesinnungspunkte verteilt).

    Besonders da es durchaus auch zu der rechtschaffenen Gesinnung passt einen Verräter zu bestrafen, unabhängig davon was seine Motive waren. Denn wenn der rechtschaffene Charakter für einen Diebstahl kein Verständnis aufbringen kann (wie hier sehr schön als Beispiel genannt wurde), dann erst recht nicht für einen Verrat.
    maekk03 ist offline Geändert von maekk03 (18.07.2012 um 09:48 Uhr)

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