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Segelreise empfehlenswert?

  1. #1 Zitieren
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    Moin Männers,

    meine Freundin möchte gerne mit ihrer Familie und mir 2 Wochen in den Sommerferien segeln gehen. Eigentlich finde ich die Idee sehr nett und würde gerne mit ihr und der Familie reisen.

    Irgendwie habe ich aber ein mulmiges Gefühl, weil ich:

    1. noch nie gesegelt bin.

    2. ihre Familie nicht wirklich gut kenne.

    und

    3. die Befürchtung habe, dass ich bei starkem Wellengang seekrank werden könnte.

    Könnt ihr mir vielleicht mal ein paar Erfahrungen zum Thema posten? Würdet ihr die Reise annehmen oder soll ich sie lieber irgendwie vertrösten?

    Schönen Abend wünsche ich euch.

    Jannik
    Haendler ist offline

  2. #2 Zitieren
    Das Ziel ist im Weg Avatar von urphate
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    Zitat Zitat von Haendler Beitrag anzeigen
    Moin Männers,

    meine Freundin möchte gerne mit ihrer Familie und mir 2 Wochen in den Sommerferien segeln gehen. Eigentlich finde ich die Idee sehr nett und würde gerne mit ihr und der Familie reisen.

    Irgendwie habe ich aber ein mulmiges Gefühl, weil ich:

    1. noch nie gesegelt bin.

    2. ihre Familie nicht wirklich gut kenne.

    und

    3. die Befürchtung habe, dass ich bei starkem Wellengang seekrank werden könnte.

    Könnt ihr mir vielleicht mal ein paar Erfahrungen zum Thema posten? Würdet ihr die Reise annehmen oder soll ich sie lieber irgendwie vertrösten?

    Schönen Abend wünsche ich euch.

    Jannik
    Hallo Jannik,

    Lossenorod hat mich auf diesen Thread aufmerksam gemacht, weil er weiss, dass ich Segler bin und dir vlt ein paar Tipps geben könnte.
    Vorweg, wenn du spezielle Fragen hast, kannst du mir auch gerne eine PN schicken.

    Ein paar allgemeine Sachen:

    Ein Segelurlaub kann eine tolle Erfahrung sein, aber es gibt ein paar Dinge zu beachten:

    Eins vorweg: einige dieser Hinweise werden sich sehr spießig, autoritär und sogar pathetisch anhören
    Es gibt sicher hunderte Tipps, einige Todsünden und mir fällt auch sicher nachher noch einiges ein.
    Grundsätzlich gehe ich jetzt auch davon aus, dass dein Schwiegervater der Eigner des Bootes ist oder iens gechartert hat.

    - Üblicherweise ist an Bord wenig Platz und es gibt auch wenig Intimsphäre.Anders als im Hotel kann man sich nicht auf sein Zimmer zurückziehen, wenn man mal für sich sein möchte. Man kann sich also nicht wirklich aus dem Weg gehen. Das erfordert etwas mehr gegenseitige Rücksichtnahme. Man sollte also sein eigenes Verhalten auch auf nervige Angewohnheiten untersuchen, und die dann evt. einstellen.

    - wenig Platz bedeutet auch kleines Gepäck. Lass den (Schrank)-Koffer zu Hause. Ein leerer Koffer lässt sich an Bord kaum verstauen. Nimm eine Sporttasche mit, die man zusammenfalten kann, wenn sie ausgepackt ist.

    - nimm eine "Kulturtasche " und Badelatschen mit, da du normalerweise die Duschen in den Marinas benutzen wirst. Dann hast du deine Kosmetikartikel immer beisammen.

    - wir sprechen uns z.B. auch vorher ab, wer was noch mitbringen kann, damit nicht alles doppelt und dreifach vorhanden ist und man Gepäck spart.
    Denk auch an banale Dinge , wie eine kleine Taschenlampe. Wenn an Bord nicht vorhanden (Mietboot) ist es auch z.B. nötig Küchenhandtuch oder Wäscheklammern mitzunehmen. (Frag den Skipper)

    - räum deinen Krempel weg, auch im eigenen Interesse.Ein Handy, das du auf den Tisch oder Schrank gelegt hast , eine Flasche, die du auf den Tisch gestellt hast, bleiben da nicht lange. Wenn das Boot Lage hat, fliegen deine Klamotten durch die Gegend. Ein nicht fest verschlosener Schrank rächt sich dann auch.
    Noch schlimmer ist es, wenn du an Deck deine Klamotten verstreust, die dann vlt beim nächsten Segelmanöver im Weg sind. Häng deine Wäsche nicht zum Trocknen über Steuerrad oder Instrumente (alles schon erlebt)

    - wenn das Boot deinem Schwiegervater in spe gehört, solltest du da noch penibler sein. Skipper, vor allem wenn sie auch noch der Eigner des Bootes sind, sind da manchmal extrem pingelig ( ich zum Beispiel)
    Wenn du vom Eigner nicht direkt am ersten Tag an die Fische verfüttert werden willst, beachte folgendes:

    - besorg dir ein paar Turnschuhe mit heller, rutschfester, nicht markierender Sohle. Die sind dann ausschließlich für das Tragen an Bord gedacht. Mit Strassenschuhen geht man nicht aufs Deck oder in den Salon.

    - drück keine Knöpfe oder betätige keine Mechanismen, deren Funktion du nicht kennst.
    Frag was du tun sollst und darfst. (das hört sich banal an, aber ich hatte schon ein paar mitreisende Damen, die irgendwelche störenden Apparaturen weggeräumt haben um ein Sonnenbad nehmen zu können)

    - der Skipper hat das Kommando an Bord, hört sich fürchterlich an, aber letztendlich trägt er auch die Verantwortung für Alle und Alles. Und ein guter Skipper ist neurotisch. Unterschätz niemals das Besondere an der Situation auf See (und damit sind auch große Binnenseen gemeint) In einer kritischen Lage kannst du nicht rechts ranfahren und auf den ADAC warten.


    Seekrankheit:

    Es gibt da Leute die unempfindlicher sind und andere, die schon auf dem Steg reihern.
    Aber auch Leute, die seit dreissig Jahren segeln sind nicht dagegen gefeit.
    Es ist aber eine Frage der Gewöhnung. Die ersten drei Jahre hatte ich auch Probleme damit.
    Grundsätzlich:

    - es ist meist nicht starker Seegang, der dich seekrank werden läßt, oft ist es mittleres Gedümpel und äussere Umstände.

    - im ggs. zum Land fehlen dir die festen Bezugspunkte. Du schwankst und der Horizont auch, folglich spielt dein Gleichgewichtsorgan dir einen Streich. Was hilft ?

    1. Wind im Gesicht und weit kucken (frische Luft an Deck und den Blick möglichst auf ferne , fixe Bezugspunkte. Tödlich sind stickige warme Kajüte und womöglich noch ein Sudoku lösen).

    2. Grundlage im Magen (Brot, Zwieback , Kekse) möglichts nicht Heringssahnefilets und Leberwurstbrot. Milde Getränke (kein Kaffee, schwarzer Tee, besser Wasser mit wenig Kohlensäure)

    3.Lass die Finger von Medikamenten gegen Seekrankheit oder Reisetabletten, die machen dich nur müde

    4. was mir und Anderen ganz gut geholfen hat, ist, neben den o.a. Tipps, ein Akkupressurband am Handgelenk (10 € in der Drogerie)

    5.Und gaanz wichtig: After Eight (Pfefferminzschokolade) essen
    Spoiler:(zum lesen bitte Text markieren)
    Dir wird zwar immer noch schlecht, aber dein Atem riecht nach dem Reihern angenehm nach Pfefferminz.

    ok der war blöd, aber genauso wertvoll wie all die anderen Geheimtipps gegen Seekrankheit



    Das alles hört sich jetzt vlt etwas abschreckend an, aber eigentlich ist der Segelurlaub ein tolles Erlebnis.
    Und aus Erfahrung weiss ich auch, dass so ein Segelurlaub mit Leuten, die man noch nicht so gut kennt, meistens besser funktioniert, als mit den uralten Freunden.
    Man nimmt sich unter "Fremden" mehr zurück und nimmt mehr Rücksicht, bei Leuten, die du seit zwanzig Jahren kennst, kennst du auch alle ihre Macken schon zu hause, und die gehen dir nach drei Tagen an Bord dann tierisch auf den Sack.
    Mer hale Pol

    Wär ich ein Huhn, wär ich eine Legende
    urphate ist offline Geändert von urphate (15.05.2012 um 08:06 Uhr)

  3. #3 Zitieren
    moderierende Rune  Avatar von hagalaz
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    Zusätzliches zu den Tipps von urphate zum Thema Seekrankheit. Ein natürliches Mittel gegen Seekrankheit, sollte sie dich treffen, wäre Ingwer. Entweder zum lutschen oder als Kapsel.
    Das hilft meiner Mutter immer, die diesbezüglich sehr empfindlich ist.
    hagalaz ist offline

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