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  1. #1 Zitieren
    Gute Fee Avatar von Leeyara
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    ... Eine streng subjektive Analyse der Sachlage

    Ich erinnere mich, bin fast versucht, „damals“ zu hauchen. Release von Dragon Age 2, das Spiel, welches schon im Vorfeld dermaßen polarisierte, dass die Diskussionen immer mehr an Fahrt gewannen. Konnte man vorher immer drauf verweisen, dass das Spiel auch erst einmal gespielt werden müsste, um sich ein abschließendes Urteil zu erlauben, so war es nach dem Erscheinen nun mal ein Fakt – die Spaltung der Community unaufhaltsam. Das Kriegsfeld war umrissen, die Fronten geklärt, die Wortspitzen geschärft. Und es konnte losgehen. Auf in den Kampf um die richtige Bewertung der Pixel!

    Was ist ein Rollenspiel? Was ist ein gutes Rollenspiel? Was ist überhaupt ein gutes Spiel? Kann man wirklich Pixel-Chars lieben lernen? War früher alles besser? Fragen über Fragen, die es Wert sind immer mal wieder neu verhandelt zu werden. Und ich meine es grundehrlich, wenn ich sage, dass es genau das ist, wofür ein Forum da ist. Genau das hält eine Community lebendig. Und natürlich gähnen vielleicht jetzt einige müde und fragen sich, ob es wirklich notwendig ist, diese Themen immer und immer wieder durchzukauen. Aber mal ehrlich. Wäre es euch lieber, ihr würdet euch anschweigen? Nein. Diskussionen sind wichtig und gut und ein Zeichen dafür, dass man sich noch was zu sagen hat. Was wäre eine demokratische, offene Gesellschaft ohne den Austausch und die Möglichkeit, sich mal die Meinung sagen zu dürfen?

    Nun ja, ich gebe ja zu, die Diskussion über Dragon Age 2 in einer Linie mit Demokratie- und Freiheitsidealen zu setzen, wirkt vielleicht etwas überzogen. Aber prinzipiell … warum nicht? In der Intensität der Auseinandersetzungen nehmen sich die großen und kleinen Themen dieser Welt nicht viel. Die Gefechte verlaufen hitzig, manchmal wird mit Argumenten geschossen, manchmal können sich kleine Nicklichkeiten einschleichen. Große Emotionen, geschliffene Attacken, um jeden Pixel wird erbittert gekämpft.

    Das Echo auf Dragon Age 2 war, gelinde gesagt, gespalten. Das ist eine der grundlegenden Fragen bei jedem Spiel: Ist das Spiel gut oder schlecht? Ganz allgemein, streng subjektiv, im Forum auszufechten. Mir persönlich schien es immer so zu sein, dass die Kritik an Dragon Age 2 deutlich in der Überzahl war, dass Menschen, die positive Töne fanden, erst einmal pauschal für verrückt erklärt wurden – oder sich zumindest in einer Position befanden, in der sie sich rechtfertigen mussten.
    Aber natürlich lässt sich über Geschmack vortrefflich streiten. Und ob man ein Spiel gut oder mies findet, hängt von so vielen Faktoren ab. Und jeder Einzelne ist es Wert, ausgefochten zu werden.

    Nehmen wir den vertonten Helden. Ist es ein Segen, dass Hawke in die virtuelle Kamera sabbelt, oder nimmt es dem Spieler die Möglichkeit, sich voll und ganz mit dieser Figur zu identifizieren? Schwierige Sache. Neben einigen subjektiven Einschätzungen, die jeder für sich selbst hat, kann man sich zumindest darauf einigen, dass das Dialograd überarbeitet werden sollte. Was das mit dem vertonten Helden zu tun hat? Ja ganz einfach: So verläuft eine lebendige Diskussionen. Man fängt an einem Punkt an und kommt plötzlich zu ganz grundlegenden Erkenntnissen. Damit wir uns nicht falsch verstehen: In diesem Fall handelt es sich um eine Erkenntnis, die ich für mich gewonnen habe. Nicht mit Wahrheit verwechseln und so!

    Oder auch die Begleiter können lang und breit durchgekaut werden. Ist Fenris eine nervende Heulsuse oder der heißeste Elf, der jemals die virtuelle Welt bewohnte? Oh ja, es sind gerade die Begleiter, die wirklich heftige Reaktionen auslösen. Von besinnungsloser Schwärmerei bis unsinniger Hasserei – aber mal ganz im Ernst, es sind immer noch Pixel-Menschen. Also nicht, dass ich das hier extra noch erwähnen müsste. Aber sicher ist sicher.

    Aber wisst ihr, über was so häufig gestritten wurde? Der grundlegende Stil, das Feeling, welches sich beim Spielen einstellt. Die Animationen, Levelrecycling (und ich bin ganz ehrlich: das hat noch kein Spiel, welches mir unter die Finger gekommen ist, so weit getrieben! Tut mir leid, das musste mal raus!) … Wo war ich? Ach ja, also die Animationen, Levelrecycling, Story, Leveldesign, Konsequenzen der Entscheidungen – all das ist die Gesamtkomposition, die ein gutes Spiel von einem schlechten Spiel unterscheidet. Das Problem ist nur: Es gibt keine objektiven Kriterien. Ob dir das, was du siehst, gefällt, kannst nur du selbst entscheiden. Nun ja. Eigentlich könnte man auch drüber streiten, ob diese Sachen nicht doch objektiv zu bewerten sind. Oder doch nicht? Ich dachte immer, je mehr sich die einzelnen Level abwechslungsreich gestalten, desto besser wird ein Spiel. Aber auch hier wurde mir mitgeteilt, dass es da durchaus eine andere Meinung zu gibt. Ich war erstaunt und wollte leidenschaftlich für meine richtige Position streiten. Und für mich war das echt wichtig!

    Ja, so ist das nun einmal, wenn man sich schon irgendwie rein steigert. Menschen, die jetzt wenig mit Computerspielen am Hut haben, mögen ja mitleidig ihre Häupter schütteln. „Ist ja nur ein Spiel.“ Aber, aber – jetzt mal nicht überheblich werden! Die Auseinandersetzung darüber, ob virtuell getroffene Pixelentscheidungen nun realen virtuellen Einfluss haben oder einfach virtuell ignorant von Bioware übergangen werden, ist schon immens wichtig und für das reale Leben. Jedenfalls in diesem einen Augenblick. Schließlich geht es ja um mehr und manchmal auch ums Rechthaben.
    Also ja, es geht „nur“ um irgendwelche Pixelmenschen in einer fiktiven Welt, aber das ist wichtig! Und kein Mensch in einer Gamer-Community würde doch wohl ernsthaft bestreiten, dass ein Austausch darüber wirklich, wirklich wichtig ist!
    Es ist schon schlimm, wie man als virtueller Web 2.0-Mensch immer verlacht wird. Sind wir alle Nerds, nur weil wir über den Charakter von erdachten Protagonisten streiten? Ich sage dazu ein dreifaches „Pffff“!!! Was würde man denn einem Literaturwissenschaftler sagen? „Nein, tut mir leid, aber Faust ist gar nicht echt und dementsprechend auch nicht wichtig. Also, was redet ihr noch da drüber?!“

    Also, wir sind uns einig, die Auseinandersetzung um die richtige Bewertung der Pixel ist schon wichtig und auch gut. Aber – und ich wende mich da jetzt wirklich ganz vertrauensvoll an meine geneigten Leser – ein wenig verrückt ist es ja schon. Also so etwas. Diese Erbittertheit, die ich gerade in Bezug auf Dragon Age 2 beobachten konnte, war schon so, dass es mir ein „Holladiewaldfee“ entlockte. Da möchte man ja manchmal einwenden, dass es ja nun auch nicht so ganz wichtig ist.
    Ich war damals Mod, bin es zur Zeit immer noch. Und ich sehe es sozusagen als meine Pflicht an, auch die Fahne der Mäßigung zu schwingen. Nicht nur bezogen auf Dragon Age 2, bezogen auf alle Spiele. Denn bei aller Wichtigkeit der Auseinandersetzung um die richtige Bewertung der Pixel sollte man doch nicht vergessen, dass es tatsächlich „nur“ ein Spiel ist. Es sind Pixel, die uns erfreuen sollen, uns Spaß bringen sollen und uns das Geld aus unseren Taschen locken sollen. Es gibt keinen Grund, sich deswegen in irgendeiner Weise fertig zu machen. Schleift die Argument, schärft eure Wortspitzen, aber schießt nicht allzu scharf!

    Nun gut, ich gebe zu … es ist auch irgendwie ermüdend, wenn man immer wieder in einer Diskussion das selbe zu sagen hat. „Bleibt nett und höflich“, „das ist jetzt meine letzte Ansage“, „das ist jetzt wirklich meine letzte Ansage“ und „das meine ich jetzt wirklich ernst, denn das ist meine allerletzte Ansage“.
    So als Instanz der neutralen Gelassenheit zu wirken, für Gerechtigkeit und Frieden zu sorgen … Ich überlege gerade, dass ich vielleicht doch nicht so schrecklich übertreiben sollte. Irgendwie wirkt das gerade so unglaubwürdig und ich gebe zu, vielleicht trifft es auch nicht so ganz die Realität. Aber manchmal zumindest schon ein wenig. Denke ich zumindest, beziehungsweise hoffe ich irgendwie. Bin ja auch nur ein menschliches Feenwesen. Naja, vergessen wir das mal hier. Niemand sollte sich selbst zu wichtig nehmen. Schließlich moderiere ich ja in einem Forum, welches sich hauptsächlich mit gekonnt in Szene gesetzten Pixeln beschäftigt.

    Bevor ich mich hier noch ganz verzettel, setze ich zu einer letzten theatralischen Geste an. Die Aussage, dass es immer auf das Maß ankommt, mag vielleicht einige zum Gähnen ermuntern, ist aber dennoch nicht von der Hand zu weisen. Diskutiert also fleißig, tauscht euch aus, streitet euch meinetwegen, aber vergesst nie, dass ein Augenzwinkern im Leben die Dinge deutlich entspannter machen kann!

    Eure D(S)A-Fee

    Dragonage-Game.de
    Leeyara ist offline Geändert von Leeyara (13.05.2012 um 23:46 Uhr)
  2. #2 Zitieren
    Crichton
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    Ich mag den Beitrag!
  3. #3 Zitieren
    Gute Fee Avatar von Leeyara
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    Zitat Zitat von Angelus1984 Beitrag anzeigen
    Ich mag den Beitrag!
    Ich danke dir.
    Leeyara ist offline
  4. #4 Zitieren
    Eala Frya Fresena  Avatar von Jhonson
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    Slums von Athkatla
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    @D(S)A-Fee: Sehr schön und unterhaltsam geschildert

    Auf in den Kampf um die richtige Bewertung der Pixel!
    Ich finde es ja immer wieder spannend und ehrlich gesagt auch unterhaltsam

    Gerade wenn eine Fortsetzung rauskommt schaue und lese ich doch immer wieder gerne mit wie die Emotionen hochkochen. Sei es ME3, Risen2 oder oder oder ...
    Jhonson ist offline
  5. #5 Zitieren
    Waldläufer Avatar von Laia
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    ...hey, was für ein schöner Beitrag. Klasse geschrieben, auf jeden Fall.

    Allerdings hab ich selber auch keine Antwort dafür, WARUM ich mich so grauslich über DAII aufgeregt hab. Ich zähle hier jetzt nicht wieder alles auf, nur so viel: ich gebe offen zu, dass die Charaktere in DA:Origins für mich eben MEHR waren, als bloße Pixel-Figuren.
    Lächerlich, oder?
    Wie kann das sein? Wie hat Bioware das hingekriegt?
    Und, wie - verdammt - konnten sie das Feeling, auf das ich mich so sehr gefreut hatte - so gründlich vermasseln?
    Selbstverständlich ist das eine rein subjektive Feststellung meinerseits.

    Ich habe nun viele viele Stunden in Skyrim/Himmelsrand verbracht, hab mich als Schmied, Alchemist, Dieb etc. betätigt und mir standen in dem ein oder anderen Dungeon von Zeit zu Zeit vor Schreck die Haare zu Berge.
    Aber die Emotionen, die DA:O und die so unterschiedlichen Charaktere darin in mir hervorgerufen haben, eine Art der Zugehörigkeit, hat Skyrim nicht erzeugt. Kein anderes Spiel, so weit ich mich erinnern kann. Und ich bin schon eine lange Zeit dabei.
    Laia ist offline
  6. #6 Zitieren
    Crichton
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    Ich finde den Vergleich mit der Literatur sehr gelungen, Figuren in der Literatur sind genau genommen auch nicht mehr als Tinte auf Papier
  7. #7 Zitieren
    Deus
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    Schöner Beitrag.

    Ich denke besonders Fortsetzungen laufen Gefahr von Fans zerissen zu werden. Einfach weil die Fortsetzung keine 1:1 Kopie des geliebten Vorgängers ist.

    Das ganze nimmt dann schon Formen an, welche an Hetzkampagnen und Hexenverfolgung erinnern. Samt öffentlichen Verbrennungen, wie z.B. ein Video auf youtube bewiess (welches inzwischen gesperrt wurde), auf welchen zwei selbsternannte Gothic-Fans die DVD von Arcania mit Benzin überschütten und verbrennen.

    Wenn ich zudem mitbekomme, dass Fans tatsächlich Fortsetzungen nicht nur als der "letzte Schrott" beschreiben, sondern sogar mit einen tödlichen Virus, z.B. Aids, gleichsetzen, schüttel ich nur verständnislos den Kopf und frage mich ob besagte "Fans" überhaubt alt genug sind um diese Spiele schon spielen zu dürfen. Die geistige Reife scheinen viele dieser "Kritiker" nämlich nicht zu besitzen.

    Die meisten Fortsetzungen sind nämlich keineswegs der "letzte Schrott" oder "totaler Müll" sondern können einfach nicht den, teils überzogenen, Erwartungen der Fans gerecht werden.
    Für sich betrachtet sind diese Spiele aber (in der Regel) weiterhin durchaus durchschnittliche bis gute Produkte (je nach persönlichen Geschmak), wenn sie auch aufgrund Designänderungen, oder spielerischen/inhaltlichen Schnitzer, nicht an den Vorgänger heranreichen.

    Es gab diesbezüglich im Internet zu diesen Thema einen schönen Vergleich:
    Ein Mann schiesst mehrmals Tore während eines Spieles.
    Sein Nachfolger schiesst nur ein Tor während des Spieles.

    Trotzdem ist sein Nachfolger jetzt nicht automatisch schlecht oder gar ein totaler Loser. Er ist weiterhin gut, nur sein Vorgänger war wesentlich besser.
    Denn seihen wir ehrlich: die meisten von den Fans hart kritisierten und teils sogar niedergemachten Fortsetzungen sind keineswegs der Schrott, als welches sie bezeichnet werden, sondern treffen einfach nicht mehr den persönlichen Geschmack.

    Ehrlich gesagt kenne ich sehr wenige Spiele, auf welche die Bezeichnung "Schrott" wirklich zutrifft. Aber diese gehören eher in die Schmuddelecke und/oder sind sowieso bereits als Low-Budget Produkt fürs schelle Geld auf den Markt geworfen worden (z.B. ein beliebig Tycoon mit austauschbaren Themennamen).
    maekk03 ist offline Geändert von maekk03 (15.05.2012 um 15:08 Uhr)
  8. #8 Zitieren
    Gute Fee Avatar von Leeyara
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    Ich freue mich wirklich sehr, dass euch dieser Beitrag gefallen hat.

    Zitat Zitat von Jhonson Beitrag anzeigen
    Ich finde es ja immer wieder spannend und ehrlich gesagt auch unterhaltsam

    Gerade wenn eine Fortsetzung rauskommt schaue und lese ich doch immer wieder gerne mit wie die Emotionen hochkochen. Sei es ME3, Risen2 oder oder oder ...
    Ansonsten wären wir hier ja auch falsch auf unseren Posten.
    Leeyara ist offline
  9. #9 Zitieren
    Schwertmeister Avatar von Smiffy
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    Zitat Zitat von maekk03 Beitrag anzeigen
    Wenn ich zudem mitbekomme, dass Fans tatsächlich Fortsetzungen nicht nur als der "letzte Schrott" beschreiben, sondern sogar mit einen tödlichen Virus, z.B. Aids, gleichsetzen, schüttel ich nur verständnislos den Kopf und frage mich ob besagte "Fans" überhaubt alt genug sind um diese Spiele schon spielen zu dürfen. Die geistige Reife scheinen viele dieser "Kritiker" nämlich nicht zu besitzen.
    Ich kenne den Vergleich nicht, aber ich finde, sowas geht durchaus, solange das Bild paßt. Wenn man also meint, die Philosophie, die hinter DA2 stand (sagen wir mal: schnell, schnell, copy+paste und abkassieren), breite sich aus wie ein Virus, und sei für Computerspiele genauso zerstörerisch wie ein Virus, warum es dann nicht sagen?

    Was meiner Meinung nach gar nicht geht, ist die Geschichte um Jennifer Hepler. Diese hatte 2006 in einem Interview gesagt, sie vermisse einen Button, der es ermögliche, in einem Spiel Kämpfe zu überspringen. Nach dem Release von DA2 (wo sie an der Story mitgeschrieben hatte) wurde dieses Zitat ausgegraben und Hepler auf reddit.com als der "Krebs, der Bioware zerstört" bezeichnet (gefolgt von einem Shitstorm der übelsten Sorte).
    Auch hier könnte man zwar sagen, daß das Bild irgendwie passe: Das Spielerische ist bei Bioware mittlerweile wirklich etwas dürftig und die Inszenierung gibt einem manchmal das Gefühl, man hangele sich als Spieler nur von Cutscene zu Cutscene.
    Nur, völlig egal inwieweit Hepler tatsächlich verantwortlich für diese Entwicklung ist, da muß man einfach in der Lage sein, bei allem Ärger eine Trennlinie zu ziehen: Hier der Mensch, da der Pixel.

    ps: @Leeyara: Finde ich auch, sehr schöner Beitrag.
    Smiffy ist offline
  10. #10 Zitieren
    Crichton
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    Zitat Zitat von Smiffy Beitrag anzeigen
    Was meiner Meinung nach gar nicht geht, ist die Geschichte um Jennifer Hepler. Diese hatte 2006 in einem Interview gesagt, sie vermisse einen Button, der es ermögliche, in einem Spiel Kämpfe zu überspringen. Nach dem Release von DA2 (wo sie an der Story mitgeschrieben hatte) wurde dieses Zitat ausgegraben und Hepler auf reddit.com als der "Krebs, der Bioware zerstört" bezeichnet (gefolgt von einem Shitstorm der übelsten Sorte).
    Auch hier könnte man zwar sagen, daß das Bild irgendwie passe: Das Spielerische ist bei Bioware mittlerweile wirklich etwas dürftig und die Inszenierung gibt einem manchmal das Gefühl, man hangele sich als Spieler nur von Cutscene zu Cutscene.
    Nur, völlig egal inwieweit Hepler tatsächlich verantwortlich für diese Entwicklung ist, da muß man einfach in der Lage sein, bei allem Ärger eine Trennlinie zu ziehen: Hier der Mensch, da der Pixel.
    Ich glaube wenn Computerspiele auf Dauer als Teil der Kultur und Kunst betrachtet werden wollen wie es bei Literatur und Filmen der Fall ist, ist jenes nur möglich mit einem gewissen Schwerpunkt auf der Story und Inszenierung.
    Ich denke man muss deutlich unterscheiden zwischen Spielen (Fußball, Mensch ärgere dich nicht, Schach) und Computerspielen die einer Story folgen (Baldurs Gate, Dragon Age, The Witcher).

    Nehmen wir die Baldurs Gate Reihe, sicher sie hat ein Gameplay, aber sie ist auch sehr textlastig und arbeitet entsprechend stark mit Umgebungs und Charakterbeschreibungen in Textform da die Engine beides nicht detailliert darstellen kann bzw. damals konnte. Dadurch wird unsere Fantasie angeregt. Wie sieht es aus wenn Imoen lächelt? Wie genau ist Keldorns Rüstung verziert? All das bringt ältere Computerspiele in die Nähe von Büchern und bietet so ein anderes Spielerlebnis als zum Beispiel Schach oder Tetris.

    Nehmen wir dagegen Dragon Age, auch die Dragon Age Reihe hat ein Gameplay, ist aber dennoch filmähnlich und entfernt sich dadurch von der textlastigkeit eines Baldurs Gate. Die Umgebung und Charaktere können durch die Engine detailliert genug dargestellt werden das Beschreibungen in Textform zwar ein netter Bonus im Kodex aber nicht mehr unbedingt notwendig sind. Wir müssen uns nicht ausdenken wie Leliana lächelt oder wie Duncans Rüstung im Detail aussieht, wir sehen es. Dadurch rücken diese Spiele näher an Filme heran und entfernen sich von den Büchern.

    Diese ganze Entwicklung bringt Computerspiele die über eine Story verfügen auf ein ganz anderes Niveau als das auf dem sich Spiele ursprünglich befanden. Ich denke der Punkt ist, das nur sehr, sehr wenige Spiele auf lange Sicht rein von ihrem Gameplay leben können und wenn sie das tun erreichen sie dadurch fast schon einen Monopolstatus wie Counter Strike oder World of Warcraft. Das bedeutet Bioware muss bei seinen Stärken bleiben und Geschichten erzählen um auf Dauer erfolgreich zu sein, das bedeutet auch dass das Gameplay auf Dauer eher in der Hintergrund rücken wird bzw. ähnlich wie in ME3 optional werden wird um eben auch die Fans anzuziehen und zu unterhalten denen das Gameplay egal ist und die einfach nur eine gute, interaktive Geschichte erleben wollen ohne sich mit dem Gameplay beschäftigen zu müssen.
  11. #11 Zitieren
    Deus
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    Zitat Zitat von Smiffy Beitrag anzeigen
    Ich kenne den Vergleich nicht, aber ich finde, sowas geht durchaus, solange das Bild paßt. Wenn man also meint, die Philosophie, die hinter DA2 stand (sagen wir mal: schnell, schnell, copy+paste und abkassieren), breite sich aus wie ein Virus, und sei für Computerspiele genauso zerstörerisch wie ein Virus, warum es dann nicht sagen?
    In diesen Falle wurde das Spiel mit einen tödlichen Virus gleichgesetzt, so nach den Motto. "Bäh, davon bekommt der Spieler Aids!"
    Aber selbst wenn der Kopierschutz gemeint wäre, halte ich es für reichlich geschmacklos diesen mit einen Virus gleichzusetzen, an welchen zahlreiche Menschen gestorben sind.

    Zitat Zitat von Angelus1984 Beitrag anzeigen
    Das bedeutet Bioware muss bei seinen Stärken bleiben und Geschichten erzählen um auf Dauer erfolgreich zu sein, das bedeutet auch dass das Gameplay auf Dauer eher in der Hintergrund rücken wird bzw. ähnlich wie in ME3 optional werden wird um eben auch die Fans anzuziehen und zu unterhalten denen das Gameplay egal ist und die einfach nur eine gute, interaktive Geschichte erleben wollen ohne sich mit dem Gameplay beschäftigen zu müssen.
    Wenn ich nur eine gute Geschichte filmgerecht erleben möchte, brauche ich kein Spiel zu spielen, sondern es genügt einen Film anzusehen. Dort kann ich mich durchaus auch mit den Charakteren identifizieren und dementsprechend emotional mitleiden. Soviel Vorstellungskraft besitzte ich immerhin noch.

    Ein Computerspiel bezieht seine Fazination aber dadurch, dass ich die Geschichte nach meinen eigenen Vorstellungen formen und gestalten kann. Und desto weniger spielerische Interaktion es bietet, desto mehr bin ich wieder gezwungen lediglich als Zuschauer tatenlos zusehen zu müssen.

    Meiner Meinung nach sind beide Elemente, die Geschichte und das Spieldesign, von einander abhängig und müssen miteinander harmonieren, damit aus den Produkt nicht lediglich ein mässig interaktiver Movie, oder ein sinnloses Arcade-Spiel, wird.

    Den sogenannten interaktiven Movie, welcher den Film in den Mittelpunkt und das Spiel auf ein Minimum reduzierte, gab es übrigens bereits einmal in den frühen 90er Jahren, als die CD-Technologie das erste mal aufkamm. Damals noch mit echten Schauspielern als Charakteren.
    Und diesen Genre war langfristig kein großer Erfolg vergönnt (nachdem sich die Kundschaft ersteinmal an der neuen Technologie sattgesehen hatte). Einfach weil die Spieler hauptsächlich ein Spiel erleben wollten, durchaus mit guter Handlung, aber nicht unbedingt als Film verpackt. Zumindest nicht solange das Spiel dahinter an Komplexität und Bedeutung verlohr.

    Und deshalb bezweifel ich, dass sich dieses Genre langfristig dieses Mal durchsetzen wird. Auch wenn viele aktuelle Hersteller, wie Bioware, wieder den interaktive Movie anzustreben scheinen.
    maekk03 ist offline
  12. #12 Zitieren
    Crichton
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    Das sagte ich auch nicht, ich sagte nur dass das Gameplay auf Dauer zu etwas optionalem werden wird bei vielen Spielen. So wie es bei ME3 schon der Fall ist wo man den Schwierigkeitsgrad so niedrig stellen kann das einen das Gameplay gar nicht mehr zu interessieren braucht. Es gibt ganz klar einen Unterschied zwischen interaktiven Filmen und Spielen mit optionalem Gameplay.
  13. #13 Zitieren
    Deus
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    Zitat Zitat von Angelus1984 Beitrag anzeigen
    Das sagte ich auch nicht, ich sagte nur dass das Gameplay auf Dauer zu etwas optionalem werden wird bei vielen Spielen.
    Ich habe nichts dagegen, wenn es einen optionalen Filmmodus gibt. Kritik übe ich erst, wenn das Spiel aufgrund der Filminszenierung abgespekt bzw. zur Nebensache wird.
    maekk03 ist offline

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