|
-
Interpretationen in der Schule'
Momentan behandeln wir in meiner Klasse Interpretationen in verschiedenen Fächern. Englisch- Bildinterpretationen und Textinterpretationen, Wirtschaft - Interpretationen von Zitaten von zB Ludwig Erhard oder Karl Marx und in Deutsch halt die üblichen Gedicht und Textinterpretationen.
Mir kam da heute ein Einfall, eine Interpretation ist doch eigentlich eine individuelle Sache ? Neben dem erkennen von zB Metaphern und Co. versucht man doch verschiedene Textpassagen usw zu interpretieren. Ist das nicht eigentlich von Mensch zu Mensch immer ein anderes Ergebnis?
Ich bin einfach mal auf die Frage gekommen weil meine Cousine zur Zeit ähnliche Aufgaben behandelt und wir zu einem Gedicht eine völlig andere Meinung hatten, es aber beide fachlich richtig angegangen sind. Beide die Note 1.
Wie kann man soetwas denn wirklich bewerten? oO
-
Es kommt eher auf die Beherrschung von Methoden und die richtige Begründung der eigenen Interpretation an, als auf die meinung, die ja immer subjektiv ist, also nicht objektiv bewertet werden kann.
-
Man bewertet (im Idealfall), ob die Begründung der Interpretation schlüssig ist. So kann der Schüler zu einer anderen Interpretation als der Lehrer kommen, solang er das nur gut begründet.
Das klappt aber mittlerweile nicht mehr, weil inzwischen diese Erwartungshorizonte Pflicht sind. Dort schreibt der Lehrer dann beispielsweise rein "Der Prüfling erkennt das Bild des Blabla als Metapher für XY". Und wenn der Prüfling das dann eben nicht macht, gibt's keine Punkte. Das ist etwas blöd.
-
Benutzer, die ihr Benutzerkonto per E-Mail bestätigen müssen
Das Problem ist der Quark, der in der Schule als Interpretation durchgeht. Das muss halt normalerweise alles Hand und Fuß haben, in der Schule hat es meist da mal nen Finger, dann pappen wir noch ne Niere dazu und nen Ohr säh daran doch auch noch geil aus.
Solange eine Interpretation sich nicht aus dem Text, dem historischen Kontext und/oder der Biographie des Autors begründen lässt, am besten noch aus allen dreien, aber mindestens aus einem, ist sie meistens ziemlicher Humbug.
-
 Zitat von MisterMeister
Man bewertet (im Idealfall), ob die Begründung der Interpretation schlüssig ist. So kann der Schüler zu einer anderen Interpretation als der Lehrer kommen, solang er das nur gut begründet.
Das klappt aber mittlerweile nicht mehr, weil inzwischen diese Erwartungshorizonte Pflicht sind. Dort schreibt der Lehrer dann beispielsweise rein "Der Prüfling erkennt das Bild des Blabla als Metapher für XY". Und wenn der Prüfling das dann eben nicht macht, gibt's keine Punkte. Das ist etwas blöd.
Das ist nicht nur etwas blöd, sondern saublöd. Ich hab damals in einer Klausur nur zwei Punkte bekommen, weil meine Interpretation nicht dem entsprach, was der Erwartungshorizont vorgegeben hatte.
-
Interpretationen sind, zu mindest in der Schule, völliger Schwachsinn!
Im Grunde läuft es daraufhin hinaus, dass, je weniger du denkst und je mehr du laberst, desto "richtiger" deine "Interpretation" ist.
Da Interpretationen äußerst subjektiv ist, ist man vor allem bei einer Interpretation in Kunst ziemlich am a..., wenn die subjektive Meinumg von der allgemeinen abweicht. So musste ich mich doch einmal mit meiner Bk-Lehrerin 1/4h unterhalten ob, bzw. warum es nicht legal ist mit der Farbe Schwarz "Hoffnung" zu assoziieren, was dann auf ein "ich habe recht, du nicht; 0 Punkte" hinauslief...
Schlussendlich hat sogar ein Englisch-Lehrer bei der Interpretation einer Kurzgeschichte von "One Language Many Voices" (Abiturienten (zumindest in Ba-Wü) müssten wissen wovon ich rede...schreibe) zugegeben, dass das ganze eigentlich ziemlich "overinterpreted" sei.
Ich meine: Bei Gedichten kann es Zufall sein, oder auch nicht, bei Künstlern wie Vergil ist es sicherlich keiner, aber ich weigere mich zu glauben, dass bei jedem dahergelaufenem Schriftsteller, dessen Werke einem das Kultusministerium vor den Latz knallt (wenn dieser Ausdruck erlaubt ist), in jedem Satz eine besondere Botschaft in jedem 2. Wort + in der Satzstellung zu finden ist.
-
dass einem in der schule die eigene meinung abtrainiert wird, ist doch nichts neues.
man kann versuchen, sich dem anzupassen. oder man hat lust auf hitzige diskussionen mit lehrern. mir hat 2. sehr viel spaß gemacht. dem entsprechend hatte ich in deutsch, politik, werte und normen und kunst immer die schlechtesten noten.
zur verteidigung der lehrerschaft muss ich aber auch sagen. dass ich in 12 jahren auch einen lehrer hatte, der die eigene meinung gefördert hat. bei dem sind die laberköppe halt schlechter weggekommen.
ich hab auch mal versucht, meinen kunstlehrer zu verarshen, in dem ich meine collage so übertrieben schleimig und pseudointellektuell wie möglich vorgestellt habe. er hats nicht gemerkt und mir ne 1 gegeben... hätte mich auch nicht gewundert, wenn er mich zum rektor bestellt hätte^^
-
Was der Autor schrieb: "Das Auto ist blau"
Die Interpretation des Lehrers: "Das Auto verkörpert die Hoffnungen, jedoch auch die Verzweiflung des Protagonisten, der Rückspiegel ist zerbrochen woraus sich schlussfolgern lässt, dass die Vergangenheit unseres Charakters voller Niederlagen und Enttäuschungen gewesen sein muss"
Die Leistung die vom Schüler erwartet wird: "Die essentielle Bedeutung des Autos steht im starken Kontrast zur Biografie des Autors. Es verkörpert den "Strahl Hoffnung" (s.59) welcher auch noch an anderer Stelle erwähnt wird (s.72). Größtenteils basiert diese starke Diskrepanz der Leidensgeschichte von A.U.Tor auf dem Krankenhausbesuch im Jahre 1968. Die dortigen Korridore waren in einer himmelsblauen Leuchtfarbe gehalten die der Autor bis zu seinem Tode jeden Tag gesehen hat. Die Ärzte versicherten ihm, dass er die Infektion überleben würde, so entstand die starke Assoziation der Hoffnung mit den dort befindlichen Korridoren. Der im Auto befindliche zerbrochen Rückspiegel muss demnach die Errinerungen an den Kampf mit der Krankheit eingefangen haben. Errinerungen die der Autor nicht befreien wollte und deshalb den Rückspiegel vom Protagonisten zerbrechen lies."
Was der Autor eigentlich ausdrücken wollte: "Das Auto ist verdammt noch mal blau"
Es gibt gute Gründe warum ich in Deutsch immer meine 12-14 Punkte geholt habe...
Geändert von Nichtsnutzigergnom (06.05.2012 um 10:14 Uhr)
-
Dass Interpretationen unnötig seien behauptet denke ich jede Schülergeneration. Sicherlich gibt es Texte und Gedichte, auf die das zutrifft, bei manchem ist eine solche aber sinnvoll. Um eine vernünftige Interpretation zu schreiben, muss man ein Gefühl für die entsprechende Quelle bekommen, was ein wenig Übung erfordert.
Wenn man die Hauptaussage des Textes verstanden und sich ein wenig mit den Hintergründen auseinandersetzt hat, kann man nun innerhalb dieses Bildes z.B. nach dazu passenden stilistischen Mitteln suchen und mithilfe der Kenntnis von epochentypischen Motiven o.Ä. eine textübergreifende Interpretation angehen. Auf diese Weise lässt sich eine Menge aus einem Text herausholen. Wenn man sich nun nicht so intensiv damit auseinandergesetzt hat, kommen einem solche Interpretationen weit hergeholt vor. Sie sind es aber oft nicht, oder zumindest weniger als gedacht.
Es gibt natürlich immer unterschiedliche Deutungsansätze doch i.d.R. nur ein bis zwei wahrscheinliche. Solange man seine Thesen sinnvoll begründet, ist jede Deutung legitim. Doch das ist das Wesentliche, bei dem sich die Spreu vom Weizen trennt. Wild drauf los deuten hilft nicht, nur wenn man den Text/das Gedicht in einem Gesamtbild sieht und dieses an mehreren Beispielen belegen kann, erhält man auch eine gute Interpretation. Und das kann man durchaus bewerten.
-
 Zitat von Nichtsnutzigergnom
Was der Autor schrieb: "Das Auto ist blau"
Die Interpretation des Lehrers: "Das Auto verkörpert die Hoffnungen, jedoch auch die Verzweiflung des Protagonisten, der Rückspiegel ist zerbrochen woraus sich schlussfolgern lässt, dass die Vergangenheit unseres Charakters voller Niederlagen und Enttäuschungen gewesen sein muss"
Die Leistung die vom Schüler erwartet wird: "Die essentielle Bedeutung des Autos steht im starken Kontrast zur Biografie des Autors. Es verkörpert den "Strahl Hoffnung" (s.59) welcher auch noch an anderer Stelle erwähnt wird (s.72). Größtenteils basiert diese starke Diskrepanz der Leidensgeschichte von A.U.Tor auf dem Krankenhausbesuch im Jahre 1968. Die dortigen Korridore waren in einer himmelsblauen Leuchtfarbe gehalten die der Autor bis zu seinem Tode jeden Tag gesehen hat. Die Ärzte versichten ihm, dass er die Infektion überleben würde, so entstand die starke Assoziation der Hoffnung mit den dort befindlichen Korridoren. Der im Auto befindliche zerbrochen Rückspiegel muss demnach die Errinerungen an den Kampf mit der Krankheit eingefangen haben. Errinerungen die der Autor nicht befreien wollte und deshalb den Rückspiegel vom Protagonisten zerbrechen lies."
Was der Autor eigentlich ausdrücken wollte: "Das Auto ist verdammt noch mal blau"
Es gibt gute Gründe warum ich in Deutsch immer meine 12-14 Punkte geholt habe...
Erinnert an:
[Bild: 20100505.gif]
-
Wenns um Interpretationen in der schule geht, fällt mir eigentlich nur die Southpark-Folge mit dem buch "hoodie mc sackschweiß". Mir persönlich hat das ganze nie spaß gemacht, da ich lieber eine klare äußerung habe, als mir irgendwo in sinnlosen sätzen bedeutungen und aussagen auszudenken oder zurechtzulegen.
 Zitat von Sawyer
bist du eigentlich nur hier um rumzuspammen?
-
 Zitat von Winthor I.
Das ist nicht nur etwas blöd, sondern saublöd. Ich hab damals in einer Klausur nur zwei Punkte bekommen, weil meine Interpretation nicht dem entsprach, was der Erwartungshorizont vorgegeben hatte. 
Nicht selber denken - GEHORCHEN!
Berechtigungen
- Neue Themen erstellen: Nein
- Themen beantworten: Nein
- Anhänge hochladen: Nein
- Beiträge bearbeiten: Nein
|
|