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Mein Divinity 2 Fazit

  1. #1 Zitieren
    Waldläufer Avatar von Xardas01
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    Nachdem ich das Spiel nun fast durch habe, sprich, bis zum Endkampf, den ich nicht gewinnen kann, möchte ich noch mein Fazit zum Spiel schreiben, auch wenn das wohl im Widerspruch zu vielen anderen Meinungen stehen wird. Denn Divinity 2 ist einerseits eine meiner bisher schönsten Rollenspielerfahrungen - und doch gleichzeitig auch die übelste überhaupt. Weiterempfehlen könnte ich dieses Spiel nicht.

    Grün hinter den Ohren bin ich nicht im Rollenspielsektor. Seit den Tagen des ersten Gothic bin ich ein Fan des Genres, und ich kann sagen, ich habe viele Spiele durchgespielt, bis hin zu MMOs. Ob es nun die Gothic Serie war (bei Teil 3 war allerdings Ende...), oder Elder Scrolls, Two Worlds, risen und Venetica - stets hab ich mich hoch- und durchgearbeitet, und es hat immer einen Heidenspaß gemacht. Natürlich war das nie leicht - aber auch nie unmöglich.

    Divinity 2 hat mich nun selbst im leichtesten Modus an meine Grenzen gebracht, der mich zeitweise an meinem Verstand zweifeln ließ. Ich habe nicht wild und sinnlos durch die Gegend geskillt, sondern mich als Krieger spezialisiert, ich hab alles gemacht und mitgenommen was ging. Ich habe vieles in diesem Spiel geliebt, die Vielfältigkeit der Aufgaben, die Drachenabschnitte, das Setting, die Geschichte,...

    Die Entwickler haben hier wirklich tolle Arbeit geleistet, und wäre nicht dieser unsägliche Schwierigkeitsgrad, der sich auch im leichtesten Modus nicht verbessert, es wäre die perfekte Rollenspielerfahrung geworden. So aber kam ich immer wieer an Punkte, wo nichts mehr ging. Aufgaben bzw. Gegner, die ich schaffen sollte, und wo absolut gar nichts ging. Weglaufen war das einzige Mittel - später wiederkommen, wenn ich viel stärker war, aber die Aufgabe war längst vorbei.

    Nein, einen Helden hab ich hier scheinbar nicht gelevelt, denn stets in den entscheidenden Momenten versagte der kläglich und war nicht Held, sondern Memme. Ich hatte keinen Schimmer, was falsch lief, und warum ich immer wieder passen mußte - zumal es nie wirklich Hilfe gab. Licht und Schatten prallten hier immer wieder so hart aufeinander, daß der Spielspaß letztlich auf der Strecke blieb. Ein Spiel soll mir Spaß machen, mich fordern, aber nicht vor Unmöglichkeiten stellen und blamieren, als würde ich erstmals überhaupt ein Rollenspiel spielen. Aber so kam ich mir vor.

    Erst gegen Ende, mit Level 35, ginden die restlichen Aufgaben dann besser von der Hand, wobei ich als Drache weit besser zurechtkam denn als Mensch. Und so ging es bis zu Zandalor und dem für mich berüchtigten Endkampf - dem Schlimmsten, was mir in meinen langen Jahren des Rollenspiels je widerfahren ist. Ich hab wirklich schon viel erlebt und irgendwie immer alles gemeistert, es mir selbst erarbeitet - aber hier ging gar nichts mehr. Das ganze Dilemma wird im Finale schließlich überdeutlich, wo ich endgültig zum Zuschauer verdammt bin und rein gar nichts mehr tun kann. Denn sobald die Sequenz zu Ende ist stürmen alle Ritter auf mich ein, Zeit zu handeln bleibt da nicht mehr. Ich lrieg meine Kreaturen zwar grad noch beschworen, aber wenn ich das tu bin ich wenige Sekunden später tot. Denn die Ritter stürzen trotzdem auf mich, und so schnell kann man nicht Heiltränke trinken, wie die mich niedermachen.

    Schwert ziehen? Geht auch noch irgendwie, wobei ich das schlicht völlig daneben finde, daß jedes mal in Cutszenen die Waffe weggesteckt wird, und man sie erst wieder ziehen muß. Wertvolle Sekunden verstreichen, während die Gegner sofort drauflos feuern dürfen. Aber wie auch immer, über 30 mal hab ich es hier versucht und nicht geschafft auch nur einen einzigen Gegner zu töten, nicht einen...

    Weglaufen, im Kreis herum, war die nächste Option. Dabei Heiltränke einwerfen (einen nach dem anderen), dann immer wieder kurz stehenbleiben, Kreaturen beschwören, Waffe ziehen - auch das hat nicht funktioniert. Die Gegner sind überall und hauen und feuern, beschwören eigene Kreaturen, ich komm zu gar nichts, und die Lebensenergie geht wieder so schnell runter, daß es nicht aufzuhalten ist...

    Es war völlig schnurz, was ich hier gemacht habe, mein sogenannter Held war immer der Depp, der ganz schnell tot am Boden lag, weil ihn das Spiel vor eine absolute Unmöglichkeit stellte, gegen eine ganze Horde übermächtiger Gegner zu kämpfen - unrealistisch und unfair. Wie eine Ironie kommt es mir da vor, wenn Leute schreiben, das Spiel war ihnen auch im schwersten Modus noch zu leicht, spätestens dann versteh ich die Welt wirklich nicht mehr.

    Wie gesagt, ich will hier das Spiel nicht niedermachen, es hat mir eigentlich gefallen, mit Ausnahme des Gameplays, an dem ich gescheitert bin. Die schlimmste Erfahrung in einem Spiel ist es, viele Tage zu spielen, sich durch alles hart zu arbeiten, und dann im Finale kläglich zu scheitern, das kann einem wirklich jegliche Lust nehmen. Wie das Spiel also ausgeht weiß ich nicht, ich durfte es nicht erleben, und noch mal durchspielen werde ich es gewiß nicht. Da nützen all die anderen schönen Elemente nichts - so eben nicht. Dann lieber doch all die anderen erwähnten Spiele, denn da läßt man mir wenigstens eine realistische Chance tatsächlich ein virtueller Held zu sein...

    Nichts für ungut an alle Divinity 2 Fans, ich respektiere natürlich jede andere Meinung. Aber das ist die meinige, ob meiner bisher schlimmsten Rollenspielerfahrung...
    Viele Grüße, Xardas01
    Xardas01 ist offline

  2. #2 Zitieren
    Deus
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    Zitat Zitat von Xardas01 Beitrag anzeigen
    Wie das Spiel also ausgeht weiß ich nicht, ich durfte es nicht erleben, und noch mal durchspielen werde ich es gewiß nicht. Da nützen all die anderen schönen Elemente nichts - so eben nicht. Dann lieber doch all die anderen erwähnten Spiele, denn da läßt man mir wenigstens eine realistische Chance tatsächlich ein virtueller Held zu sein...
    Dann sei froh, dass du das Ende nicht erleben musstest, denn das ist wahrlich ein "tritt in die Eier" für alle Spieler, welche gerne den Helden verkörpern.
    Besonders wenn du dich derart durch das Spiel durcharbeiten musstest, wie du es hier beschreibst, ist das Ende alles andere als befriedigend, geschweige, dass es dich für deine Mühen belohnt (es sei denn du findest es lustig wenn der Held am Ende als Loser dasteht).

    Für den Fall, dass es dich interessiert, wie die Bemühungen deines Charakters am Ende "belohnt" werden:

    http://www.youtube.com/watch?v=HD5nAFBTjTs



    Der Aufschrei der Community war damals nach den Release derart negativ, selbst Spielezeitschriften haben das Ende heftig kritisiert (Petra Schmitz z.B. bei der Gamestar bezeichnete es als... "reichlich blöde" ), dass Larian Studios ein zusätzliches Addon mit den passenden Namen "Flames of Vengeance" nachschob, welches das Ende von Divinity II korrigiert.
    maekk03 ist offline

  3. #3 Zitieren
    Waldläufer Avatar von Xardas01
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    Danke für den Link, wissen wollte ich es schon gerne. Wofür man all die Mühen und den Frust am Ende auf sich geladen hat. Und was soll ich sagen, ich bin irgendwie gar nicht mehr überrascht. Das paßt ja zu meinem Fazit wie die Faust aufs Auge, daß ich nun froh bin vorzeitig gescheitert zu sein. Sollte ich wirklich als virtueller Held dafür gekämpft haben, um als dumme Marionette den bösen auf den Thron zu helfen? Keine Ahnung, was die Entwickler da geritten hat, aber es unterstreicht für mich nur um so mehr mein Fazit zu diesem Spiel. Was mir im Spiel schon immer wieder als Unmöglichkeiten begegnet ist erfährt hier die "Krönung", bis zum Ende stehen sich Tolles und Unmögliches gegenüber und zerstören letztlich eine sonst schöne Rollenspielerfahrung. So tolle Ansätze und Ideen, und dann das.
    Sehr schade drum. Ich weiß nicht, was das Add on vielleicht anders oder besser macht, aber ich wills nun auch gar nicht mehr wissen. Zum Glück gibt es genug andere tolle Rollenspiele, daß ich mich anderen Welten zuwenden kann. Und dann darf ich auch wieder der gute Held sein, der etwas erreichen und der eine Welt retten kann, eine von vielen. Eine weit, weit enfernt von Divinity 2...
    Viele Grüße, Xardas01
    Xardas01 ist offline

  4. #4 Zitieren
    Deus
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    Hier einmal, zum Abschluss, das Ende zum Addon:

    http://www.youtube.com/watch?v=VA_eQStoFEk

    EDIT:

    und ein wunderbares Terminator-Easteregg:

    http://www.youtube.com/watch?v=XlMfX5oii5M
    maekk03 ist offline Geändert von maekk03 (05.05.2012 um 00:26 Uhr)

  5. #5 Zitieren
    Waldläufer Avatar von Xardas01
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    Danke. Das nachgereichte Happy End also. Sehr kurz, aber wenigstens etwas versöhnlich. Mag ja sein, daß es auch Helden gibt, die das Böse bevorzugen, ich für meinen Teil aber so etwas hier. Dennoch laß ich da nun die Finger weg. Ich glaube kaum, daß das Add on das Gameplay grundlegend ändert, noch mal so eine Erfahrung möchte ich nicht mehr machen...
    Viele Grüße, Xardas01
    Xardas01 ist offline

  6. #6 Zitieren
    Schwertmeister Avatar von Smiffy
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    Das Ende ist ja wirklich blöde, aber ich finde nicht, weil der Held sich als eine Marionette entpuppt, sondern weil es so erbärmlich cliffhangermäßig nach einer Fortsetzung schreit.

    Warum es aber immer der große Weltenretter mit Happy End sein muß, verstehe ich irgendwie nicht. Kaum bekommt man nicht das abgelutschteste Standardende in der Geschichte des Fiktionalen serviert, bricht ein Sturm der Entrüstung los. Kann es denn nicht mal tragisch sein?

    Licht und Schatten prallten hier immer wieder so hart aufeinander
    Finde ich auch. Auch wegen einiger extrem unfairer Stellen, nach denen es dann manchmal wieder viel zu leicht wird. Kann mich da dunkel an 4 Portale erinnern, durch die Skelette stürmten. Das ging bei mir - als Standardnahkämpfer mit ein bißchen Extras - ums Verrecken nicht, bis ich irgenwann aufgab und umskillte und nach dem Kampf nochmal. Das war wirklich Scheiße.
    So ganz rund ist das Spiel nicht wirklich.
    Smiffy ist offline

  7. #7 Zitieren
    Deus
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    Zitat Zitat von Smiffy Beitrag anzeigen
    Warum es aber immer der große Weltenretter mit Happy End sein muß, verstehe ich irgendwie nicht. Kaum bekommt man nicht das abgelutschteste Standardende in der Geschichte des Fiktionalen serviert, bricht ein Sturm der Entrüstung los. Kann es denn nicht mal tragisch sein?
    Ich habe mehrmals als Argument für ein schlechtes Ende gehört, dass dieses besser in Erinnerung bleibt als ein gutes. Das mag zwar stimmen, aber da es sich in diesen Falle um eine negative Erinnerung handelt, bezweifel ich dass dieses den Gesamteindruck zu Gute kommt.

    Ich kenne mehrere Spiele, welche ein schlechtes Ende präsentieren. Und alleine das Wissen, dass am Ende "alles für die Katz" war, nimmt mir jegliche Motivation das Spiel noch einmal in Angriff zu nehmen.

    Ein Spiel funktioniert von der Erzählweise etwas anders als ein Film, welchen man in maximal 90 - 180 Minuten abgefrühstückt hat.

    Bei einen Spiel begleite ich den Helden über mehrere Tage, wenn nicht sogar Wochen, ich infestiere also sehr viel meiner Freiheit darin ihn zu unterstützen.
    Womöglich fange ich sogar an mich mit ihn zu identifizieren, mit ihn mitzufühlen.
    Da erwarte ich vom Spiel, dass ich auch für meine infestierten Mühen und eingebrachten Emotionen am Ende belohnt werde.
    Auch verkörpere ich doch bewusst keinen Helden um ihn scheitern zu sehen. Wenn ich sehen will wie das Böse trumphiert, wähle ich keine Erzählform in welcher ich als Held losziehe eben dieses zu verhindern.
    Wenn ich stattdessen zum Abschluss nur ein: Muhahahahaha, alles umsonst! Das Böse siegt und du bist ein Looooooser!" ins Gesicht geklatscht bekomme, frage ich mich warum ich überhaubt meine kostbare Freizeit damit verschwendet habe.

    Sinnlos die Zeit totschlagen kann ich auch mit stubiden Arcade-Spielen, welche auf großartige Handlungen verzichten.

    Besonders weil das Ende von Divinity II noch nicht einmal einenn doppelten Boden hat, welche auch so manches böse Ende interessant macht. Stattdessen klatscht es den Spieler, auf denkbar plumpe Art, nur ins Gesicht:

    "Boah, warst du aber blöde!!!!"
    maekk03 ist offline Geändert von maekk03 (05.05.2012 um 11:25 Uhr)

  8. #8 Zitieren
    Waldläufer Avatar von Xardas01
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    Das kann ich nur unterstreichen. Es gibt ja auch viele Spiele, wo man von Anfang an einen Antihelden oder Bösen verkörpern kann, das ist natürlich eine ganz andere Voraussetzung, aber solche Spiele mag ich persönlich gar nicht - was natürlich rein subjektiv und eine Frage des persönlichen Geschmacks ist. In ganz normalen Rollenspielen verkörpert man in der Regel den Guten, eben den Weltenretter, weil es ja meist um eine Bedrohung der jeweiligen Welt geht. Das ist natürlich völlig unrealistisch, aber wer träumt eben nicht davon mal der große Held zu sein, was man in der Regel im Real Life nicht ist? Ist das nicht das Schöne, einen richtigen Helden hochzuleveln, der vom kleinen Nichtskönner zum größten Helden aller Zeiten wächst und große Taten vollbringt?
    Das hat was mit Träumen zu tun, und noch mehr im Angesicht unserer alles andere als tolle Welt, in der wir leben und von Negativem umgeben sind, wenn man das tagtägliche Weltgeschehen betrachtet. Das sind alles Gründe, warum ich gerade Rollenspiele liebe, wo man über das Böse triumphieren kann, während man in der Realität den Dingen oft genug hilflos gegenübersteht. 'Und dann gibt es nichts Schlimmeres als so ein Spiel, in dem man nicht wirklich ein Held ist, sondern am Ende der Versager - in meinem Fall gleich zweifach. Den Endkampf nicht geschafft, und wäre es doch so gewesen, dann noch ein Schlag ins Gesicht statt Belohung...

    Natürlich muß ein Rollenspielheld kein strahlender Saubermann sein. Ecken, Kanten, Schwächen - das macht es nur menschlicher wie in den Gothic oder auch Witcher Spielen, und das ist vollkommen okay. Aber die Richtung bleibt das Gute, und die Weltenrettung, für mich auf jeden Fall...
    Viele Grüße, Xardas01
    Xardas01 ist offline

  9. #9 Zitieren
    Drachentöter Avatar von ZixZax
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    Beim ersten Durchspielen gings mir auch so. Da hab ich mich auch durchgekämpft und mich über jeden Gegner gefreut der zumindest auf dem selben Level, wie ich war (was ja selten genug vorkommt).

    Nach nem Jahr hab ichs wegen dem Addon nochmal neu angefangen und da liefs um einiges besser und nach dem Trümmertal war mir das Spiel (auf Schwer) schon fast zu leicht.
    Übrigens ist das Addon richtig klasse (oft sogar besser) und fügt sich gut an das Ende des Hauptspiels an.
    ZixZax ist offline

  10. #10 Zitieren
    ... Avatar von CKomet
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    warum regen sich bloss alle über das Ende auf? Wenn ich es recht in Errinnerung habe ist Divinity als Tilologie angedacht... das heißt es wird irgendwann weitergehen. also ist ein offenens Ende passend für so ein Spiel...
    ist doch wie bei Büchern, da muß man auch auf fortsezungen warten um hoffentlich das Ende, das man erwarte oder halt auch nciht zu bekommen.
    und selbst mit dem Addon, welches genial gemacht ist kann man eignetlich imemroch sahgen, wirklich abgeschlossen ist es noch nicht. und ich freue mich dadurch jetzt schon auf den nächsten Teil.
    CKomet ist offline

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