Nachdem ich das Spiel nun fast durch habe, sprich, bis zum Endkampf, den ich nicht gewinnen kann, möchte ich noch mein Fazit zum Spiel schreiben, auch wenn das wohl im Widerspruch zu vielen anderen Meinungen stehen wird. Denn Divinity 2 ist einerseits eine meiner bisher schönsten Rollenspielerfahrungen - und doch gleichzeitig auch die übelste überhaupt. Weiterempfehlen könnte ich dieses Spiel nicht.
Grün hinter den Ohren bin ich nicht im Rollenspielsektor. Seit den Tagen des ersten Gothic bin ich ein Fan des Genres, und ich kann sagen, ich habe viele Spiele durchgespielt, bis hin zu MMOs. Ob es nun die Gothic Serie war (bei Teil 3 war allerdings Ende...), oder Elder Scrolls, Two Worlds, risen und Venetica - stets hab ich mich hoch- und durchgearbeitet, und es hat immer einen Heidenspaß gemacht. Natürlich war das nie leicht - aber auch nie unmöglich.
Divinity 2 hat mich nun selbst im leichtesten Modus an meine Grenzen gebracht, der mich zeitweise an meinem Verstand zweifeln ließ. Ich habe nicht wild und sinnlos durch die Gegend geskillt, sondern mich als Krieger spezialisiert, ich hab alles gemacht und mitgenommen was ging. Ich habe vieles in diesem Spiel geliebt, die Vielfältigkeit der Aufgaben, die Drachenabschnitte, das Setting, die Geschichte,...
Die Entwickler haben hier wirklich tolle Arbeit geleistet, und wäre nicht dieser unsägliche Schwierigkeitsgrad, der sich auch im leichtesten Modus nicht verbessert, es wäre die perfekte Rollenspielerfahrung geworden. So aber kam ich immer wieer an Punkte, wo nichts mehr ging. Aufgaben bzw. Gegner, die ich schaffen sollte, und wo absolut gar nichts ging. Weglaufen war das einzige Mittel - später wiederkommen, wenn ich viel stärker war, aber die Aufgabe war längst vorbei.
Nein, einen Helden hab ich hier scheinbar nicht gelevelt, denn stets in den entscheidenden Momenten versagte der kläglich und war nicht Held, sondern Memme. Ich hatte keinen Schimmer, was falsch lief, und warum ich immer wieder passen mußte - zumal es nie wirklich Hilfe gab. Licht und Schatten prallten hier immer wieder so hart aufeinander, daß der Spielspaß letztlich auf der Strecke blieb. Ein Spiel soll mir Spaß machen, mich fordern, aber nicht vor Unmöglichkeiten stellen und blamieren, als würde ich erstmals überhaupt ein Rollenspiel spielen. Aber so kam ich mir vor.
Erst gegen Ende, mit Level 35, ginden die restlichen Aufgaben dann besser von der Hand, wobei ich als Drache weit besser zurechtkam denn als Mensch. Und so ging es bis zu Zandalor und dem für mich berüchtigten Endkampf - dem Schlimmsten, was mir in meinen langen Jahren des Rollenspiels je widerfahren ist. Ich hab wirklich schon viel erlebt und irgendwie immer alles gemeistert, es mir selbst erarbeitet - aber hier ging gar nichts mehr. Das ganze Dilemma wird im Finale schließlich überdeutlich, wo ich endgültig zum Zuschauer verdammt bin und rein gar nichts mehr tun kann. Denn sobald die Sequenz zu Ende ist stürmen alle Ritter auf mich ein, Zeit zu handeln bleibt da nicht mehr. Ich lrieg meine Kreaturen zwar grad noch beschworen, aber wenn ich das tu bin ich wenige Sekunden später tot. Denn die Ritter stürzen trotzdem auf mich, und so schnell kann man nicht Heiltränke trinken, wie die mich niedermachen.
Schwert ziehen? Geht auch noch irgendwie, wobei ich das schlicht völlig daneben finde, daß jedes mal in Cutszenen die Waffe weggesteckt wird, und man sie erst wieder ziehen muß. Wertvolle Sekunden verstreichen, während die Gegner sofort drauflos feuern dürfen. Aber wie auch immer, über 30 mal hab ich es hier versucht und nicht geschafft auch nur einen einzigen Gegner zu töten, nicht einen...
Weglaufen, im Kreis herum, war die nächste Option. Dabei Heiltränke einwerfen (einen nach dem anderen), dann immer wieder kurz stehenbleiben, Kreaturen beschwören, Waffe ziehen - auch das hat nicht funktioniert. Die Gegner sind überall und hauen und feuern, beschwören eigene Kreaturen, ich komm zu gar nichts, und die Lebensenergie geht wieder so schnell runter, daß es nicht aufzuhalten ist...
Es war völlig schnurz, was ich hier gemacht habe, mein sogenannter Held war immer der Depp, der ganz schnell tot am Boden lag, weil ihn das Spiel vor eine absolute Unmöglichkeit stellte, gegen eine ganze Horde übermächtiger Gegner zu kämpfen - unrealistisch und unfair. Wie eine Ironie kommt es mir da vor, wenn Leute schreiben, das Spiel war ihnen auch im schwersten Modus noch zu leicht, spätestens dann versteh ich die Welt wirklich nicht mehr.
Wie gesagt, ich will hier das Spiel nicht niedermachen, es hat mir eigentlich gefallen, mit Ausnahme des Gameplays, an dem ich gescheitert bin. Die schlimmste Erfahrung in einem Spiel ist es, viele Tage zu spielen, sich durch alles hart zu arbeiten, und dann im Finale kläglich zu scheitern, das kann einem wirklich jegliche Lust nehmen. Wie das Spiel also ausgeht weiß ich nicht, ich durfte es nicht erleben, und noch mal durchspielen werde ich es gewiß nicht. Da nützen all die anderen schönen Elemente nichts - so eben nicht. Dann lieber doch all die anderen erwähnten Spiele, denn da läßt man mir wenigstens eine realistische Chance tatsächlich ein virtueller Held zu sein...
Nichts für ungut an alle Divinity 2 Fans, ich respektiere natürlich jede andere Meinung. Aber das ist die meinige, ob meiner bisher schlimmsten Rollenspielerfahrung...